Kaul, Georg; Hauptmann [ – Januar 1632] Kaul stand 1626 als Kommissar und Hauptmann der Heidelberger[1] Regierung unter Heinrich von Metternich in bayerischen Diensten.
„Auf Befehl Maximilians brachen am 30.9.1626 die Hauptleute Wilhelm von Metternich und Reinhard von Stein-Kallenfels mit ihren beiden Kompanien zu je 300 Mann aus Heidelberg nach Donauwörth[2] auf. Unter dem Kommando des Heidelberger Statthalters verblieben nur noch 700 Soldaten, davon 160 in der Markgrafschaft Durlach. Der Statthalter vereinbarte deswegen mit dem Bistum Speyer, daß es im Notfall mit 2-300 Mann Beistand leisten würde, wie es schon mehrere Male vorher im Sommer 1626 bei starken Truppendurchzügen geschehen war.
Maximilian, der offensichtlich mit einer wesentlich größeren Anzahl der in der Unterpfalz verbleibenden Truppen gerechnet hatte, stoppte am 3.10. den Marsch der beiden Kompanien unter Wilhelm von Metternich und befahl ihre Rückführung. Der Heidelberger Statthalter wollte sie jedoch zunächst an der Jagst einquartieren, weil bis dorthin die Pest noch nicht vorgedrungen war und die Orte in jener Gegend sich bisher geweigert hatten, zum Unterhalt der unterpfälzischen Gebiete zu kontribuieren. Er bat den Kurfürsten, diese Truppen nicht mehr in der Unterpfalz einzusetzen. Weil die Gegend an der Jagst aber mit kaiserlichem Kriegsvolk belegt war, mußten die beiden Kompanien in der Umgebung von Rothenburg ob der Tauber[3] einquartiert werden.
Statthalter Metternich hatte vor dieser Einquartierung in die zur Reichsstadt Rothenburg gehörigen Dörfer den fränkischen Kreisobersten und den Stadtrat um Erlaubnis ersucht; diese wollten die Einquartierung jedoch nur gestatten, wenn der Statthalter einen diesbezüglichen Befehl Maximilians vorweisen könnte. Da dies nicht geschah, zeigten sich die Reichsstadt Rothenburg und der ebenfalls von der Einquartierung betroffene Herr von Rosenberg so feindselig, daß sie die beiden bayerischen Kompanien sogar einige Tage lang mit dem Ausschuß ihrer Untertanen umzingeln und von der Lebensmittelzufuhr abschneiden ließen. Trotzdem gelang es den bayerischen Hauptleuten, so gute Disziplin zu halten, daß es nur in zwei Fällen zu Ausschreitungen in den Quartieren kam, die sofort unnachsichtig bestraft wurden.
Während der bayerischen Einquartierung brach im rosenbergischen Marktflecken Niederstetten[4] eine Feuersbrunst aus, durch die sechzig Gebäude zerstört wurden. Das Feuer war zunächst in einem kleinen Schmiedshäuslein entstanden; weil die Bewohner selbst gern gesehen hätten, daß ‚die alte Hütte weggeräumt‘ würde, hatten sie zunächst nicht gelöscht, was dazu führte, daß in der Nähe lagernde Pulvervorräte der einquartierten bayerischen Soldaten explodierten und die benachbarten Gebäude in Brand steckten. Hauptmann Wilhelm von Metternich führte gleich beim Ausbruch des Feuers alle Soldaten aus dem Ort aufs freie Feld hinaus, um eine Plünderung zu verhüten. Nur eine kleine Abteilung wurde wieder hineingeschickt, um den Einwohnern bei den Löscharbeiten zu helfen.
Der von der Heidelberger Regierung den beiden Kompanien als Begleitkommissar mitgegebene Georg Kaul beschuldigte die rosenbergischen Bauern, ihrer Obrigkeit bewußt eine falsche Schilderung vom Hergang der Brandkatastrophe gegeben zu haben, um die Erlaubnis zu einem allgemeinen Aufstand gegen die bayerischen Truppen zu erhalten. Kauls Angaben zufolge sei ‚allenthalben im Land von Franken‘ kein Bauer gefunden worden, der nicht zwei oder drei Musketen und zwanzig bis dreißig Pfund Pulver, angeblich ohne Wissen der Obrigkeit, im Haus gehabt und sich so stündlich zum allgemeinen Aufstand bereitgehalten hätte.
Maximilian befahl am 1.12.1626, die beiden um Rothenburg liegenden Kompanien wieder in die Unterpfalz zurückzuführen und in der Markgrafschaft Baden einzuquartieren. Statthalter Metternich konnte am 29.12. dem Kurfürsten melden, daß Markgraf Friedrich von Baden-Durlach nach einigem Sträuben Quartiere in der Markgrafschaft Hochberg für die bayerischen Truppen zur Verfügung gestellt hatte“.[5]
„Mit den zunächst zur Abdankung vorgesehenen Soldaten aus der Markgrafschaft [Durlach; BW] sollte nach einer neuen Anweisung Maximilians das Schloß Offenbach am Main[6] besetzt werden. Der Besitzer des Schlosses, Graf Wolf Heinrich von Isenburg, war schon seit längerer Zeit vom benachbarten Kurmainz aus mit Argwohn beobachtet worden, weil er Calvinist war und zudem noch als Oberst in der Armee des Herzogs Christian von Braunschweig gedient hatte. Den Anlaß, sich des lästigen Nachbarn zu entledigen, hatte Kurmainz gefunden, als es im Verlauf eines Streits um Jagdrechte zu einer Schießerei im Wald zwischen dem Grafen und den Jägern des kurmainzischen Amtmanns von Steinheim am Main[7] gekommen war. Der Amtmann beschuldigte den Grafen, Offenbach zu einer Festung gegen die Liga ausbauen zu wollen, und der Kurfürst von Mainz schlug dem bayerischen Kurfürsten eine Besetzung des Schlosses vor. Maximilian erteilte daraufhin dem Heidelberger Statthalter am 10.11. die Anweisung, in dieser Angelegenheit den Befehlen des Mainzer Kurfürsten nachzukommen.
Am 12.12.1628 erschienen aus Heidelberg geschickte Truppen unter Führung von Georg Kaul, der als Metternichs Kriegskommissar fungierte, und Kapitänleutnant Georg Heim vor Offenbach, das ihnen der Graf von Isenburg nach langem Protestieren öffnen mußte. Die sieben Soldaten des Grafen wurden entwaffnet und entlassen, auch der Graf selbst begab sich einige Tage später mit den Seinigen nach Frankfurt.[8] Im Schloß Offenbach verblieben 36 Soldaten des Heidelberger Statthalters als Besatzung. Auf Bitten des Grafen, der selbst nach München gereist war, befahl Maximilian am 13.2.1629 die Verlegung der Besatzung aus dem Schloß ins Dorf Offenbach, so daß der Graf wieder in seinem Schloß wohnen konnte“.[9]
Die drei im Sommer 1631 unter Metternichs Leitung geworbenen Kompanien Heese, Kaul und Heim hatte Maximilian am 13.12.1631 dem Regiment Ruepp überlassen, doch unterblieb die Publikation des Befehls, nachdem Metternich am 24.12. den Kurfürsten gebeten hatte, ihn andernfalls zu entlassen, weil ihm dadurch die Grundlage seiner Kommandogewalt entzogen worden wäre.[10]
[1] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.
[2] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.
[3] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.
[4] Niederstetten [Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 575.
[5] MAIER, Unterpfalz, S. 70ff.
[6] Offenbach; HHSD IV, S. 360f.
[7] Steinheim a. Main; HHSD IV, S. 427.
[8] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[9] MAIER, Unterpfalz, S. 94f.
[10] MAIER, Unterpfalz, S. 517, Anm. 54.