Khunig, Nikolaus Franziskus; Agent [ – ]
Khunig war Maximilians I. Agent in Prag und treuer Anhänger Tillys: „Und wo Tilly, ist alles volckh herzhafft, wo er aber nit ist, alles verzagt“.[1]
Khunig hatte anlässlich der Einäscherung Magdeburgs[2] 1631 von 20.000 Toten in den Kellern und Gewölben berichtet, die „nit anders als gebratnes fleisch ausgesechen“ hätten. Bei der Siegesfeier habe Tilly den Soldaten „etlich tonnen pier“ ausgeschenkt.[3] Auch Maximilians Sekretär Schäffer hatte entsprechende Nachrichten aus Leipzig[4] empfangen, die auf Berichte eines Magdeburger Seidenhändlers zurückgingen.[5] In München rechnete man auf Grund der Mitteilungen Khunigs angesichts der Zustände im kaiserlichen Heer mit der Rückberufung Wallensteins,[6] was auch bei Kurfürst Ferdinand große Bestürzung ausgelöst hatte.[7] Khunig hatte Maximilian aber auch von den angeblichen Absichten Wallensteins auf die böhmische Königskrone berichtet,[8] was allerdings sowohl in der Flugblatt-Literatur wie auch als Gerücht; wahrscheinlich aus der Piccolomini-Richtung stammend, kursierte. König von Böhmen auf Lebenszeit bzw. Statthalter werden zu wollen, hatte Khunig ja schon 1631 als Gerücht aus Prag kolportiert,[9] und dass Wallenstein in die kaiserlichen Erblande einzumarschieren entschlossen sei,[10] oder die in zeitgenössischen Volksliedern auftauchenden Verdächtigungen.
[1] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 260, fol. 40′ (Ausfertigung): Nicolaus Franziskus Khunig, bayr. Agent in Prag, an Maximilian I., Prag, 1631 VI 28.
[2] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[3] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 260, fol. 30-31 (Ausfertigung): Nicolaus Franziskus Khunig, bayr. Agent in Prag, an Maximilian I., Prag, 1631 VI 07.
[4] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[5] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Älteres Archiv 2394, fol. 535-535′ (Ausfertigung): Schäffer an Maximilian I., München ?, 1631 V 25.
[6] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 260, fol. 36 (Ausfertigung): Khunig an Maximilian I., Prag, 1631 VI 14.
[7] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten schwarz 960, fol. 250′ (A): Kurfürst Ferdinand von Köln an Maximilian I., Bonn, 1631 VII 08.
[8] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 260, fol. 1′ (Ausfertigung): Khunig an Maximilian I., Prag, 1631 V 18; fol. 3 (Ausfertigung): Khunig an Maximilian I, Prag, 1631 V 24.
[9] So in dem pro-wallenstein’schen Flugblatt »Eygentliche Abbildung vnd Beschreibung deß Egerischen Panckets« (1634); HARMS; SCHILLING; WANG, Nr. 308, S. 539. Vgl. WILMIUS, Chronicon, S. 96: „Im Februar des gleichen Jahres, am Tag nach St. Matthias, ließ sich Albrecht, Herzog von Friedland, der Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres, vom Kaiser zu den höchsten Ehren erhoben und, mit dem Herzogtiteln Friedland und Mecklenburg beschenkt, durch arglistige Verlockungen der gegen den Kaiser aufrührerischen häretischen deutschen Fürsten dazu verleiten, unter dem Schein eines Friedensschlusses vom Kaiser abzufallen. Durch schmählichen Verrat plante er zusammen mit einigen schon früher verpflichteten Regimentskommandeuren wie Illo, Kinsky, Neumann, Terzky und einigen anderen zu den Feinden überzugehen. Als Kaiser Ferdinand II. hiervon erfuhr, trug er in einem Schreiben dem Kommandanten von Eger, Hubert Seger Gordon, einem Regimentskommandeur irischer Abstammung, strengstens auf, den Verräter, der sich in der genannten Stadt aufhielt, tot oder lebend auszuliefern. In gehorsamer Befolgung des kaiserlichen Auftrags schmiedete der Kommandant mit einer kleinen auserlesenen Schar einen verwegenen Plan und brachte ihn auch zur Ausführung. Mit heldenhaftem Mut drang er zunächst mit seinen Leuten in das Haus des oben genannten Regimentskommandeurs ein, überfiel die arglos bei Tisch sitzende Gesellschaft, durchbohrte alle mit dem Spieß und machte sie nieder. Dann zog er mit seinen Mannen zum Haus des Friedländers, riß der Wache vor dem Tor die Hellebarde aus der Hand, stieg mit seiner Truppe in das Schlafgemach des Herzogs, fiel den nichts ahnenden an und durchbohrte ihn mit der Hellebarde mit den Worten: ‚So müssen alle sterben, die Aufrührer gegen den Kaiser sind‘. Die Leiche wurde von den Soldaten an den Füßen aus dem Schlafgemach über die Treppe hinuntergeschleift und auf einem gewöhnlichen Karren, der sonst zum Mistfahren verwendet wird, zur Burg gefahren. Kurz zuvor hatte der Friedländer beschlossen, mit seiner ganzen glanzvollen Kriegsausrüstung, die er nach Pilsen, einer befestigten Stadt in Böhmen, gebracht hatte, den Übergang zu den Feinden zu vollziehen und ihnen Pilsen und Eger zu übergeben. In der Stadt Pilsen fanden die kaiserlichen Truppen wenig später fünf Millionen in Gold und 250 Geschütze, die unseren Feinden unschätzbare Dienste erwiesen, uns aber größten Schaden wenn nicht den Untergang gebracht hätten, wären sie nicht in unsere Hand gefallen. Denn Bernhard, der Herzog von Sachsen-Weimar, ein General der Häretiker-Partei, zog mit einem Heer zwecks Vereinigung mit dem Friedländer auf Eger und Pilsen zu und hatte in Gedanken diese Städte schon besetzt. In der Stadt Eger fand Piccolomini, der Feldherr der Kaiserlichen, in der Hinterlassenschaft des Friedländers 600.000 Goldgulden, die unseren unter Geldmangel leidenden Feinden sehr zustatten gekommen wären mitsamt der Stadt, hätte der Friedländer nicht vorher den Tod gefunden“.
[10] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 260, fol. 1′ (Ausfertigung): Khunig an Maximilian I. , Prag, 1631 V 18; fol. 3f. (Ausfertigung): Khunig an Max., Prag, 1631 V 24. Vgl. ALBRECHT, Maximilian, S. 868: „Blickt man auf die Begründungen Maximilians zur erneuten Amotion Wallensteins, so zeigt sich, daß ihn nicht etwa der Vorwurf hochverräterrischer Verhandlungen Wallensteins mit Kursachsen, Schweden und böhmischen Emigranten bewogen hat, dessen erneute Entlassung zu fordern, und ebenso nicht, wie 1630, die Sorge vor usurpatorischen Zielen des Generalissimus. Sein Motiv war vielmehr die Verweigerung wiederholt und dringend erbetener Hilfeleistungen durch den Friedländer und deren Folgen für das Schicksal Bayerns. Diese ganz auf die un-mittelbaren bayerischen Interessen bezogene Motivation verband sich zunehmend mit einer Disqualifizierung Wallensteins als Person, die auch mangels Charakter nicht mehr akzeptabel sei. Maximilian war sich gewiß, daß diese Argumentation ihren Eindruck auf den skrupulanten Kaiser nicht verfehlte“.