Kielman[n] von Kielmansegg, Johann Baptist; Hofkriegsratssekretär [um 1590-1641] Kielman[n] von Kielmansegg[1] stand als Hofkriegsratssekretär in kaiserlichen Diensten.
Kielmann schrieb am 13.7.1639 aus Wien an Piccolomini: Der Kaiser überlasse Piccolomini die Entscheidung über die Freilassung Feuquières, der bei Thionville[2] in dessen Gefangenschaft geraten war. Die Schweden marschierten ohne Hindernisse in Schlesien und Mähren ein, erhöben Kontributionen und bauten Redouten. Ein Gesandter von Sultan Murád (Amurath IV.) sei angekommen, um dem Kaiser die Nachricht von der Eroberung Babylons zu übergeben. Der Kaiser seinerseits entsende den Grafen Jan Oktavián Kinský von Vchynice nach Konstantinopel mit dem Bericht über Piccolominis Sieg bei Thionville. Mit dem spanischen Legaten verhandle man über seine Zustimmung zur Anwerbung von 8.000 Mann in den Erbländern; Kommandant solle Mattia di Toscana sein. Ferner unterrichtete er ihn über die Werbungen in Ungarn für Istvan Pálffy.[3]
Piccolomini wandte sich am 31.8.1639 aus Vance[4] an Kielmann und informierte ihn über die Verhandlungen zwischen dem Kaiser und dem Kardinal-Infanten wegen seines Abmarsches aus den Niederlanden sowie über die Bewegungen der Armee des verstorbenen Herzogs Bernhard von Weimar in Richtung Speyer.[5] Es sei Sache des Herzogs von Bayern, sie nicht weiter vorrücken zu lassen. Die Verhandlungen mit dem Herzog von Bouillon und dem Grafen de Soisson würden fortgesetzt; Verzögerungen verursachten nicht nur die Feinde, sondern auch schlechte Freunde wie Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg.[6]
Piccolomini berichtete Gallas am 30.9.1639 aus Vance: Der nach der Ankunft Leslies zum Kaiser entsandte Kornett sei mit dem Befehl zurückgekehrt, er, Piccolomini, solle schnellstens in die bedrohten Länder marschieren, um Banér aus Böhmen zu vertreiben. Das bedeute die Aufgabe der seit dem Vorjahr für die Truppen vorbereitenden Winterquartiere. Auch müsse er Geld für den Marsch, für neue Werbungen und neue Quartiere anfordern. Nach seiner Einschätzung bestehe die Hoffnung, Banér aus Böhmen zu verdrängen.[7]
Ende September oder Anfang Oktober wandte sich Piccolomini an Kielmann, um noch einmal vor dem Abmarsch kaiserlicher Truppen zu warnen: Er schreibe, um Graf Trauttmansdorff die Gefahren klar zu machen, die nach dem Abmarsch der kaiserlichen Armee den Niederlanden und Westfalen drohen: die Gefahr aus Frankreich, die Gefahr durch Friedrich Heinrich von Oranien.
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet zu 1641: „Wir wollen nunmehr von Chur-Sächs. Consiliis und Fürhaben welche auff Schlesien und Laußnitz abgesehen / und zwar erstlich vom Gen. Lieutenant Arnheim [Arnim; BW] hier zum Anlaß nehmen / dessen Intention vermuthlich gewesen auff Schlesien / und eins vom andern dependiret / die Schweden zu dämpffen und successivè auß dem Römischen Reich / oder biß an die Seekanten zu treiben / vielleicht auch von Franckreich zu separiren / dabenebens Chur-Sachsen starck zu machen / und zum Frieden im Reich dardurch auffs wenigste viel / wo nicht alles / zu befördern / die Chur-Pfältzische Prätendenten / mit Ihrer Majest. Reputation postliminio also zu reduciren / daß sie in Gehorsam bleiben können / und was dieser Consequentien mehr gewesen seyn mögen : So alles auff einer neuen Union, neuer Werbung / und eintzigem glücklichem Treffen bestehen solen / durch dasselbe zu allem mehrerem Guten Thür und Thor zu öffnen.
Zu dem Ende hat der von Arnim schon voriges Jahr / nachdem er der Schwedischen Gefangenschafft glücklich entgangen / das Seinige zu consultiren und practiciren angefangen / und ist successivè nichts ohne Käiserl. Maj. Vorwissen vorgenommen / doch alles in grosser Geheim gehalten worden. Erst im Januario diß Jahrs in Preussen / wo nicht gar bey Polen gewesen / hat ohne Zweiffel seine Consilia zu erkennen geben / und ist den 1. 11. Februarii durch Ober-Schlesien auff die Sittau[8] / zu Dreßden[9] wieder ankommen.
Die Reise gienge nach verrichter Relation den 6. 16. Februarii bald weiters fort / auf Hall[10] / Magdeburg[11] und Hamburg[12] zu / und war solches der rechte Weg nach Dennemarck / der Ruckweg nach Bremen[13] : Der von Arn-heim aber wendete sich von Magdeburg auff Schöningen / von dannen zu Herzog Augusto nach Braunschweig[14] / und wurde vorgegeben es sollte von dannen der Weg auff Bremen und Hamburg zugehen / Bremen zu einer werbung von 12000. Mann zu bewegen.
Hertzog Frantz Albrecht von Sachsen-Lauenburg[15] war schon im Vorschlag ein Feld-Marschall zuseyn / und wollte der von Arnheim das Gelt zur Werbung 16000. Mann herschiessen / nur daß ihme die Wiederzahlung auff Land und Leute / als etwa in Schlesien versichert würde. So viel ließ man von dieser geheimen Sache / um den 16. 26. Februarii offenbar werden; Und war Hertzog Frantz Albrecht ums Ende Februarii styl. vet. sampt dem Käis. Kriegs-Rath Johann Baptista Kielman zu Dreßden ankomen / auch waren Obr. Krackau [Krockow; BW] / [Hans von; BW] Rochau [Rochow; BW] / und [Dietrich von; BW] Kracht ohne das schon in loco vorhanden.
Solches war am Käiserlichen Hof in geheim schon proponiret / und sehr wol von dem von Arnheimb gesprochẽ unter dem Dafürhalten / daß kein besserer gefunden werden könnte / als er / dem Schwedischen Wesen einen Stoß zu geben / darum ihme das Generalat und Præ / vor einem Catholischen / wol zugönnen sey.
Um den 10. 20. Martii waren Hertzog Albrecht und der von Arnheim in Tractation gemeiner Sache / die gleich so weit so weit schon offenbar worden / zu Schöningen[16] beysammen / von denen man / daß sie allbereit in Käiserlicher / Chur-Sächsischer und Brandenburgischer Bestallung seyen / gehalten / unter denen der Obrist Booth [Hermann Bothe; BW] seine Werbung zu Hamburg schon schon angefangen hatte / und diß Orts viel Cavallier sich aufhielten / die auff Käiserliche Bestallungen / unter dem von Arnheim warteten : der auch nach Hamburg / aber nur in der Stille kam / seinen Weg zum König in Dennemarck nehmend / welcher aber nicht zu Coppenhagen / sondern zu Bergen in Norwegen sich befande / den jüngst beschehenen Feuer-Schaden zu besichtigen.
Der Käiserliche Kriegs-Rath Kielman war um den 19. 29. Martii noch zu Dreßden / Hertzog Frantz Albrecht und Arnheim waren auch wider dahin kommen / und wurde fleissig Kriegs-Rath gehalten. Damals kam heraus / daß der von Arnheim über das Käiserl. Volck in Schlesien / und das Chur-Sächsische / mit Plenipotentz als ein Generalissimus, doch nur unter vorigem Prædicat eines Gen. Lieutenants / Hertzog Frantz Albrecht Feld-Marschall seyn / und Chur-Brandenburgisch Volck auch darzu stossen solle / vermit-telst dessen allen und neuer Werbung von 6. Regimenter / man auch künfftig Johannis eine Armee von 20000. Mann beysammen haben möge : darum Käiserlich-Sächsisch- und Brandenburgisch Volck um den 24. Martii styl. vet. zu Wittenberg[17] zusammengeführet / und zu Dreßden eine Artolleria gerüstet wurde / der Sache einen Anfang auff weitern Progreß zu machen / und wenigstens das Volck interim zu recuperation deß Verlohrnen zu gebrauchen.
Der von Arnheim leistete hierauff Chur-Sachsen sonderbare neue Pflicht : Die Obristen Güstron [Henning von Gristow; BW] / Krackou [Krockow; BW] / Rochou / Mitzlaff / Hungar [Unger; BW] / Kracht und andere andere Officirer / waren Werbens und Recruten halben zu Dreßden gegenwärtig / und hatten der ihrigen auffs Werben schon außgeschicket / und ehe es an Volck mangeln sollte / wollte man es in England suchen.
Als alles wol beschlossen war / nahme Frantz Albrecht seinen Weg auff den Reichs-Tag nach Regenspurg[18] / davon Relation zu thun / deme der Kaiserl. Abgesandte und Kriegsrath Herr Kielman / erst über etliche tage / um den 29. Martii styl. vet. nachfolgte“.[19]
[1] Vgl. die Erwähnungen bei HARRACH, Tagebücher.
[2] Thionville [Span. Niederlande, heute Dép. Moselle; Frankreich].
[3] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 860.
[4] Vance [westl. v. Arlon, Belgien, Prov. Luxemburg]
[5] Speyer; HHSD V, S. 350ff.
[6] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 896.
[7] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 913.
[8] Zittau; HHSD VIII, S. 371ff.
[9] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.
[10] Halle i. W. [LK Halle/Westf.], HHSD III, S. 282.
[11] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[12] Hamburg; HHSD I, S. 83ff.
[13] Bremen; HHSD II, S. 69ff.
[14] Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.
[15] Vgl. dazu QUETZ, Kurtze Erzehlung.
[16] Schöningen [Kr. Helmstedt]; HHSD II, S. 419f.
[17] Wittenberg [Kr. Wittenberg]; HHSD XI, S. 504ff.
[18] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[19] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 580f.