Kolovrat-Lipštejnský, František Oldrich [Franz Ulrich]
Kolovrat-Lipštejnský, František Oldrich [Franz Ulrich]; Höfling [28.7.1607 Schichowitz-3.1.1650 Budweis]
Kolovrat-Lipštejnský[1] war ca. 1637-1650 Geheimer Rat, 1634-1645 Präsident der böhmischen Kammer, 1637-1648 Hofkammerpräsident, 1643/44 böhmischer Oberstlandkämmerer, 1645-1650 Oberstlandhofmeister.[2] 1645 hob Kolowrat die Qualität der kaiserlichen Generäle sehr negativ hervor, indem er ihre Niederlagen erwähnte: „Wie unglückselig haben Euer Mayestät generales, alsbaldt Eur Mayestät persöhnlich dem kriegswesen nit mehr beygewohnt, den krieg biß dato geführt, das haben Euer Mayestät layder erfahren. Und zwar theils durch consumirung der armaden, theils durch verliehrung der schlachten. Examinire mann toties den Gallaß, qui et adhuc continuat, Picolomini, Frantz Albrecht von Saxen bey Schweinitz,[3] [Johann von; BW] Götzen bey Breysach, Savelli bey Reinfelden, Hatzfeld bey Witstok, dem Lamboy zu Güllichischen, dem Gleen [Geleen; BW] zwar bey kleinen occasionibus [!], alle alle unglückselig, allein Euer Mayestät haben glückselig die armas geführt und ahnsehlich triumphirt, wie dann auch dardurch die Römische cron erobert, et quibis mediis ad summum imperii fastigium Vestra Maiestas est evectus [!], iisdem et mediis coronam iam adeptam conservari debet“.[4]
Kolowrat- Lipštejnský schrieb am 30.7.1646 aus Prag an Piccolomini, vor ihm sei Obrist John Gordon erschienen und habe gegen Piccolomini gewisse Beschuldigungen vorgebracht. Er, K., als Gerichtspräsident fordere ihn daher auf, binnen sechs Wochen auf der Prager Burg zu erscheinen, um die Sache aufzuklären.[5]
Kolovrat bestätigte Wachenheim im September 1647 im Auftrag Ferdinands III., als der Feldzug zusammen mit kurbayerischen Truppen gegen Wrangel anstand, dass er wegen seiner mehr als zwanzigjährigen Dienste 30.000 Rt. aus „künftigen“ (!) Konfiskationen, Lehenfälligkeiten, Strafgeldern etc. erhalten sollte.[6]
Am 1.8.1648 berichtete La Corona aus Beraun[7] an Piccolomini, den neuen Oberkommandierenden der kaiserlichen Armee nach dem Tod Holzappels in der Schlacht bei Zusmarshausen am 17.5.1648 über die Eroberung der Prager Kleinseite durch Königsmarck: „Den traurigen Zustand mit Prage habe ich zur Berichten nichts unterlassen wollen, dass der Königsmarck nach Prage kommen, die Kleine Seite mit Schand undt Spott erobert, solche einen Halbentag geplündert, über 180 Person wird gehawet, den Obristen Purggrafen, Cardinal und andere grosse Herren, so auf der Kleinen Seite gewohnet, gefangen genommen. Der General Wittenberg ist gestern auch ankommen und weilen der Herr Graf Puchheimb heinein gelanget, werden die Alt- und Neustätter, welche zwei Blutsiege fanden auch gesterket.
Herr Cardinal [Ernst Adalbert von Harrach; BW], Ober-Purggraf [Jaroslav Bořita von Martinitz; BW], Ober-Hofmeister [František Oldřich von Kolowrat-Libštejnský; BW], Obrister Landrichter [František Matyás Karel von Sternberg; BW] undt General-Commissar von Collowrath [Vilém Albrecht von Kolowrat-Krakovský; BW] worden in ihren Hausern verwacht, aber erstlich alle ihre Häuser, wie auch die Kleine Seiten, einen halben Tag ausgeplündert. General Wittenberg soll an vorgangenen Freitag früh selbsten mit seinen Herren in Schloss ankommen sein, und ebenso dann Königsmarck in kaiserlichen Zimmer wohnen“.[8]
Colloredo teilte Piccolomini am 17.11. aus Prag mit, die Nachricht von der Beendigung des Krieges sei eingetroffen. „Euer Excellenz berichte hiermit gantz dienstlich, wasmassen deroselben Trompetter mit denen Schreiben den allgemeinen Frieden betreffend heute um 4 Uhr allhier angelangt ist, welchen ich sobalden mit frischen Pferden zu Ihre Durchlaucht dem Pfaltzgrafen [Karl Gustav; BW] incaminirt hab, so sich dato noch um Kuttenberg[9] befindet und die Volcker der Orten einlogiret hat. Wie auch bereits den General Königsmarck und den Kriegs-Praesidenten Alexander Ersckein zu diesen Tractaten deputirt, welche auf der Kleinseiten auch ankommen, und der gantzlicher Meinung seind, es werde der Herr Graf Schlick ehistes allhier ankommen und also samblich eine Conferentz halten. Wessen sich nun der Pfaltzgraf über die durch Euer Excellenz Ihme zugeschicktes Schreiben ferners erkären wirdt, hatt man zugewarten; der Herr von Kolowrath befindet sich zu Budweis“.[10]
Am 28.11.1648 schrieb Colloredo aus dem immer noch umlagerten Prag an Piccolomini: In Prag gäbe es kein Körnchen Getreide mehr. Auch auf dem Wasserwege komme nichts mehr an. Seiner Meinung nach hatte sich Goltz, der längs der Moldau lagerte und nun abmarschiert sei, derartig aufgeführt, dass alles Landvolk in die Wälder floh, und nun gebe es niemanden, der ein Floß bauen würde, und es bestehe auch keine Hoffnung, dass Proviant nach Prag gelangt. Die einzige Möglichkeit sei nun, diejenigen Personen, die noch gewisse Vorräte haben, zu überzahlen. Bekanntlich lebten die Prager Beamten wie in den „historie di Roma“. Lebensmittel müssten unbedingt beschafft werden, sonst würden weder die Offiziere und Soldaten noch die Bürger weiter dienen wollen. Der Feind liege bei Jung-Bunzlau,[11] im Časlauer,[12] Chrudimer[13] und Königgrätzer[14] Kreis und befestige sich stark auf der Prager Kleinseite. Kolowrath sei endlich eingetroffen, morgen sollten die kaiserlichen Bevollmächtigten die schwedischen mitten auf der Brücke treffen.[15]
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[1] Vgl. die Erwähnungen bei KELLER; CATALANO, Die Diarien, hier als Geburtsdatum 1607. Bei Leeb; Pils; Winkelbauer, Staatsmacht und Seelenheil S. 83: Ulrich Franz Graf Liebsteinsky von Kolowrat.
[2] WINKELBAUER, Fürst, S. 37.
[3] Vgl. ENGLUND, Verwüstung, S. 275.
[4] Linz, 1645 I 10; RUPPERT, Kaiserliche Politik, S379f. (Übers.): Und durch diese Mittel ist Ew. Maj. über die hohe Würde der Herrschaft hinausgelangt und muss durch eben jene Mittel die schon weggenommene Krone bewahren.
[5] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 863.
[6] Staatsarchiv Würzburg Misc. 6501 (Abschrift): Pilsen, 1647 IX 15.
[7] Beraun [Beroun]; HHSBöhm, S. 31f.
[8] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1149.
[9] Kuttenberg [Kutná Hora]; HHSBöhm, S. 307ff.
[10] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1212.
[11] Jung-Bunzlau [Mladá Boleslav]; HHSBöhm, S. 237ff.
[12] Časlau [Časlav, Bez. Kuttenberg]; HHSBöhm, S. 90ff.
[13] Chrudim [Krudin]; HHSBöhm, S. 100f.
[14] Königgrätz [Hradec Králové]; HHSBöhm, S. 269ff.
[15] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1221; Böhmisch Budweis [České Budějovice]; HHSBöhm, S. 46ff.
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