Königsfeldt, Franz Nikolaus [Niclas] [Tolentin] Freiherr, Graf (1686) von; Kriegskommissar, Rat, Kämmerer [ -21.11.1688] K[h]önigsfeldt, Herr auf Ober- und Niederaichbach, Hinzlbach und Oberviehbach, war 1647 von Maximilian I. von Bayern mit der Untersuchung der Meuterei Johann von Werths beauftragt.
„Die Zahl der unter Werths Kommando über die Donau rückenden bayerischen Regimenter belief sich auf zwölf, je zur Hälfte Kavallerie und Fußvolk. Es waren die Kürassierregimenter Gayling, La Pierre und Fleckenstein, die Arkebusiere Werth, Sporck und Walpott von Bassenheim sowie die Infanterieregimenter Holtz, Marimont, Reuschenberg, Cobb, Jung-Mercy [Heinrich v. Mercy; BW] und Winterscheid. Obwohl Werth gute Disziplin zu halten suchte, ging der Marsch nicht ohne Ausschreitungen ab. Weil wegen des Waffenstillstands die Bagagepferde vermindert worden waren, mußten zur Fortschaffung des Trosses Pferde requiriert werden. Da für die Truppen keinerlei Zufuhr organisiert war – die kurfürstlichen Beamten widersetzten sich oder hatten keine Anweisung – , waren die Regimenter genötigt, sich Lebens- und Futtermittel aus den durchzogenen Gegenden selbst zu besorgen. In einzelnen Fällen wurden Beamte mißhandelt, die ihren Exzessen zu wehren suchten. Die mit Werth einverstandenen Offiziere suchten jede Verbindung ihrer Truppen mit kurfürstlichen Boten und unterrichteten Beamten möglichst zu verhindern, keiner traute dem anderen; einzelne Werth verdächtige Obristen, wie etwa Marimont wurden streng überwacht. Marimont, der insgeheim kurfürstliche Schreiben erhalten hatte, die ihn über Werths Abfall aufklärten, schrieb, er würde durch die Zustellung der Patente an seine Kameraden sein Leben riskieren, da er wie ein Gefangener gehalten werde. Trotzdem gelang es der Entschlossenheit des Werth nachgeschickten Kommissars Franz Niclas von Königsfeld, nach Vilshofen[1] zu kommen und sich mit Holtz, Gayling und Marimont in Verbindung zu setzen. Der Generalwachtmeister Andreas Kolb von Reindorf war inzwischen dem Beispiel seines Sohnes gefolgt und führte sein Regiment nicht in Werths Lager, sondern nach Cham[2] und weiter auf Amberg,[3] nachdem er Druckmüller von seiner bevorstehenden Ankunft unterrichtet hatte“.[4]
„Am 7. Juli befand sich Werths Hauptquartier mit der Hauptmasse der Reiterei in dem kleinen passauischen Marktflecken Röhrnbach[5] an der Alz, nur noch ein bis zwei Tagesmärsche von der böhmischen Grenze entfernt. Das Fußvolk stand weiter zurück, noch nicht weit von der Donau entfernt, weil schlechte Wege den Marsch der Bagage behinderten. In der Nacht brach die ‚Gegenrevolte‘ los. Holtz und Marimont, durch die kurfürstlichen Patente längst gewonnen, befahlen die Umkehr über die Donaubrücken, nachdem sie Werths Ächtung bekanntgegeben hatten. Auf die Kunde davon scheint Jan von Werth die Reiterei im Lager von Röhrnbach aufgefordert zu haben, dem Kaiser zu schwören. Aber auch unter diesen waren die Ordres Maximilians bekannt geworden; dessen Anhänger streuten Verdächtigungen gegen Werth aus, als wolle er aus eigensüchtigen Beweggründen die Regimenter in Schlacht und Untergang führen. Werths dreimalige Aufforderung zum Schwur auf Ferdinand III. fand kein Gehör, niemand antwortete. Entscheidend war das Verhalten der Obristen. Generalwachtmeister von Gayling war durch den Kommissar von Königsfeld beeindruckt worden, der ihm versprochen hatte, er werde an Werths Stelle bayerischer General der Kavallerie. Sowie sich Gayling, die Obristen La Pierre, Fleckenstein und Walpott von Bassenheim für den Kurfürst erklärt hatten, war es um Werths Autorität geschehen. Sein eigenes Leibregiment und Sporcks Arkebusiere verweigerten den Gehorsam, nur Sporck – der aber offenbar im Moment nicht zugegegen war – blieb ihm treu. Anscheinend ließ ihm Gayling einen Wink geben, er möge die Flucht ergreifen: ‚es sei hohe Zeit‘. Werth, der den völligen Fehlschlag seiner Unternehmung einsah, ließ etliche ihm treu ergebene Leute, wohl von seiner Leibkompanie, mit etwa 50 Pferden abseits reiten. ‚Nachdem er sich gestellt, als gienge er hinaus aufs Feld spazieren‘, ließ er sich sein Pferd bringen, saß auf und ritt davon; es war am 8. Juli um 4 Uhr nachmittags. So groß war doch die Scheu, den General zu verhaften oder zu erschießen, daß niemand die Hand gegen ihn erhob. Erst dann, als Werth genügenden Vorsprung hatte, scheint ein Kornett vom Regiment Walpott mit 30 Reitern zu seiner Verfolgung ausgeschickt worden zu sein; er stieß auf Werths Obristwachtmeister, den Grafen Ernst Salm, der eben von einer Sendung zu den Kaiserlichen zurückkehrte, und brachte ihn als Gefangenen ein“.[6]
[1] Vilshofen [LK Passau], HHSD VII, S. 772f.
[2] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.
[3] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.
[4] LAHRKAMP, Werth, S. 178.
[5] Röhrnbach [LK Freyung-Grafenau].
[6] LAHRKAMP, Werth, S. 178.