Lehmann [Lehman, Leheman], Konstantin; Hauptmann [ – ] Lehmann stand als Dragoner-Hauptmann in kursächsischen Diensten und war 1640 in Chemnitz[1] einquartiert.[2]
Der sächsische Chronist Lehmann erinnert sich an 1640 unter dem Kapitel „Des Schwedischen Obristen Hans Beers Verrichtung“: „Weil die Chur-Sächsischen 800 starck zue Zeitz[3] und 6 Compagnien zue Chemnitz lagen und die Zwickauische[4] besatzung uberall zauseten, schickte Baner den Obristen Beeren mit seinen Regiement zuerück mit vielen Wägen und nothturft nach Zwicka, umb die Chur-Sächsischen aufzuetreiben und nebenst den Obristen Schlieben selbst zue Zwicka uber 2 Esquadronen halb zue Roß und halb zue fuß zu commandiren. Alß der 31. May sicher mit allen in Zwicka Mittags umb 11 einkommen und die Stadt mit 300 Mann verstercket, ist er noch denselben tags umb Chemnitz her gangen, (hat) den 1. Junii das viehe vor der Statt zuesammen treiben und die 6 Compagnien auß Chemnitz locken laßen, biß an einen besazten Pas nach Langenlungwitz[5] an Rabensteinerholz.[6] Do ists scharf hergangen, Die 500 Beerischen haben die 6 Compagnien Chemnitzer ruinirt, den Obrist-Wachmeister Thörmer, 2 leutenand und andere Officirer, viel gemeine erschoßen, Hauptmann Lehmann gefangen, Hauptmann Götzen, den Regiements-Quartiermeister, viel andere beschediget und allen raub mit dem Viehe und gefangenen sicher in Zwicka einbracht. Auf die Stelle, wo der Obrist-Wachmeister Törmer gelegen, hat sein weib eine seule aufrichten und daran schreiben laßen: Halt, was du hast, auf das Deine Crone niemand von dir nehme“.[7]
Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg schreibt in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“ zum Jahr 1642: „Mit der Belägerung deß sehr vesten Schlosses Mansfeld[8] / ob es schon die Keyserischen mit allem ernst angegriffen / hat es doch keinen glücklichen fortgang gewinnen mögen / in dem sich die Schwedischen öfftermals vnterstanden / solches zu entsetzen / aber doch von den Keyserischen der zeit abgetrieben worden / biß endlich der General Major Königsmarck von Newen Haltensleben[9] mit 2000. Pferden vnd 100. Tragonern vnversehens auffgebrochen / vndf den 6. Martij beym Schloß Mansfeld ankommen / vnd ob schon seine Vortrouppen zum 5. oder 6. mal zu rück getrieben worden / hat er General sich nicht schrecken lassen / sondern nach standhaffter resolution in die Keyser- vnd Chur-Säxische zu Roß vnd Fuß mit grosser fury gesetzt / daß sie also von der Belägerung ablassen / vnd neben verlierung vieler Todten vnd vieler Gefangenen / das Reiß außnehmen müssen / daß also die übrigen kümmerlich nacher Hall[10] / Querfurt[11] / Merseburg[12] vnd Sangershausen[13] sich retiriren können. In diesem Scharmützel sind der Obriste Baron de Four / Obrister Wachtmeister Schaffgotsch [Christoph Leopold v.; BW] vnd Fourischer Obrister Leutenant verwundet / zween Hauptleute vnter den Chur-Säxischen / [Abraham; BW] Klug vnd [Konstantin; BW] Lehman / Obrister Wachtmeister [Georg von; BW] Rickhart verwundet vnd gefangen / vnd fast das gantze Kochische Fußvolck / sampt ihrem Obristen Leutenant [Georg Friedrich von; BW] Schlick / der sie commandirt / todt geblieben / der Rest aber / welcher sich in Eißleben[14] retiriret / ist nach eroberung der Statt auch bekommen / vnd hernach die Statt von den Schwedischẽ sechs Stunden lang außgeplündert / vnd also das Hauß Mansfeld mit aller Nothturfft wohl versehen worden“.[15] Der Hildesheimer[16] Arzt und Chronist Dr. Jordan notiert dazu unter dem 21.2./3.3.1642: „Der Schwedische Grâl.-Majeur entsetzet die Vestung Manßfeld, schlägt davor auf 2 Regimenter zue Pferd, etzliche Compagnia Dragoner, 1 Regiment zue fueß, 400 auscommandirte Musquetirer, bekomen von ihnen die Heerpauken, 2 Obrist-Wachtmeister, worunter [Christoph Leopold von; BW] Schafgotsch und Retkert [Rickart; BW] und den Obristen Cond. [Conrad ?; BW] Koch todt nebest 400 Gefangenen“.[17]
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet ausführlich über den Verlauf der Belagerung: „Welcher gestalt aber Königsmarck das Schloß Mannsfeld entsetzt habe / ist aus folgendem zu vernehmen : dann nachdem es der Sage nach auff Jahr und Tag proviantirt gewesen / und die Käiserlichen solches doch gerne in ihrer Gewalt gehabt hätten / hat am rathsamsten befunden / diesen Ort / welches im Januario geschehen / den Wasser-Zugang am Schloßbrunnen zu benehmen / man wollte aber um verhoffter Eroberung willen denselben nicht verderben / sondern hat sich zuvor deß Minirens gebraucht / und war eine Mine den 10. Januar. auf 100. Elen in die Länge fertig / aber der auff dem Schloß gelegene Obrist-Lieuten. Carl Weiß wollte sich derentwegen noch nicht ergeben / sondern wollte deß Effects erwarten.
Ein Kundschaffter verhoffte Briefe hinein zu bringen / wurde aber ertappt / und einen Mußqueten-Schuß von der Vestung auffgehenckt.
Es lagen der Käis. unterschiedliche hohe Officirer unterschiedlicher Zeit darvor / und etliche in der Nachbarschafft einquartirte / thaten denen heraussen / mit Abwechselung deß Volcks guten Vortheil. Unter andern lage darvor der Obriste Moncada / der Nation ein Spanier / dem schickte gemelter Obr. Lieut. Carl Weiß / eine wolgeschmückte Ziegen oder Gaiß / zum Despect herauß / gleich einer Jungfrauen auffgebutzt : hergegen macht ein Teutscher ein lächerliches Lied über diesen Carl Weissen / titulirte ihn einen Hanrey / und zoge ihn und seine Soldaten wol durch die Prædicamente, und wurde die liebe Ziege in ihrem Schmuck vor dem Schloß auffgehenckt / dardurch / weß Tods der Obr. Lieuten. Weiß sterben sollte / anzudeuten.
Im Ende Jan. namen die Käiserl. ihren Auffbruch auß Nieder-Sachsen / und wollten Rendevous zwischen Eyßleben und Mansfeld halten / auch versuchen ob das Schloß Mansfeld zu erobern : aber der Obr. Lieut. Weiß hatte dem Moncade allbereit seine Mine durch ein Contremine verderbet : darum die Käiserl. Armee fortzoge / und fienge Moncade an / die Quelle und ins Schloß gehende Brunnen-Ader / denen darinnen zu benehmen : Als diese nun den Abgang deß Wassers merckten / thaten sie auff selbiges / von dẽ Schloß ziemlich entlegenes Ort einen starcken Außfall / so sehr als ihnen möglich / ruinirten den gemachten Wasser-Durchschnitt / über dene sie außgefüllte Schantzkörbe setzten / zum Zeichen / den Ort mit Geschütz / wañ man aufs neue daran abschneiden würde / zu bestreichen / erhieltẽ auch dadurch das Wasser / biß sie vom Gener. Major Königsmarck entsetzt wurden.
Der hatte nun im Eingang Martii Nov. [neuen Stils; BW] in 2000. Pferd und 500 Dragoner gesamlet / gieng darmit von Garleben[18] / auff Neuen-Haltenleben drey Meylen von Magdeburg[19] zu / überfiel den Ort / und nam den gefundenen Vorrath Früchte zu seinem besten / von dannen er über dem Hartz vorm Schloß Mansfeld deß Morgens um 9. Uhr unversehens ankommen / und gieng auff das Kochische und Chur-Sächs. Volck / so darvor gelegen / wie auch den Baron de Four, der mit etlichen Compagnien damals sich zugleich darvor befunden / loß / schlug alles miteinander in die Flucht / daß sie sich theils nach Hall / Querfurth / Mörsburg und Sangerhausen / theils nach Eyßleben salviren musten / darüber 4. Regimenter Chur-Sächsischen Volcks hart beschädiget / das Kochische Regiment zu Fuß fast gar darauff gangen / er Obrister aber den 25. Febr. zuvor in Eyßleben an der Schwindsucht gestorben / der Obr. Lieutenant [Georg Friedrich von; BW] Schlick geblieben / und andere auff das Schloß Mansfeld gefangen gesetzet worden. Ob nun wol Baron de Four deß von Königsmarck Vortrab etlich mal etwas zurück geschlagen / so hat er doch endlich nicht bestehen mögen / sondern eine Standarte und eine Dragoner-Fahnen verlohren / und ist er samt seinem Obr. Lieuten. und Obristen Wachtmeister Schafgotsch gequetscht kaum darvon kommen / und nach Mörsburg gebracht worden / 2. Dragoner-Hauptleute aber als [Abraham; BW] Klug und Leheman / seynt samt dem Chur-Sächs. Obrist-Lieuten. Richarden [Georg von Rickart; BW] gequetschet / und noch darzu 400. Gemeine gefangen / was sich in Eysleben salviret / darinnen bekommen / deß Obrist Kochs Wittib / der Stadtrichter / Voigt / Stadtschreiber und drey Rathsherrn auff Mansfeld geführet / und die Stadt 6. Stunden lang geplündert worden“.[20]
Der kursächsische Geheime Rat Sebotendorff schrieb am 7.3.1642 an W. E. von Lobkowitz und berichtete ihm über das klägliche Ende der Belagerung der Burg Mansfeld. Die Besatzung habe einen Ausfall gemacht, die Kochischen aus ihrem Posten vertrieben und der unbemerkt erschienene Königsmarck habe die Soldaten niedergemacht. De Fours sei nach Merseburg ausgewichen, der Großteil der kursächsischen Offiziere aber sei gefallen oder in Gefangenschaft geraten.[21]
Wahrscheinlich ist Lehmann identisch mit dem Kommandanten zu Hain[22] 1643, der Johann Georg I. von Sachsen berichtete, dass Königsmarck mit seinem ganzen linken Flügel vor Hain erschienen sei; die Stadt habe aber rechtzeitig die Tore geschlossen. Der Gegner sei bald gegen den Ort Wildenhain[23] gezogen, ein Teil habe sich nach Meißen[24] gewandt. Er habe dann mit seinen Soldaten die Lage rekognosziert und es sei zu einem kleineren Gefecht mit dem Gegner gekommen. Dieser sei von der Meißener Straße bald zurückgekommen und werde wahrscheinlich gegen Bauda,[25] Frauenhain[26] und Elsterwerda[27] marschieren. In Elsterwerda sei durch Fahrlässigkeit ein Brand entstanden, der fast die halbe Stadt in Asche legte. Einer Meldung aus Senftenberg[28] zufolge sei seit dem Vortag vom Gegner keine Spur zu sehen und man wisse auch nicht, wohin er marschiere.[29]
[1] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.
[2] LEHMANN, Kriegschronik, S. 124. Lehmann datiert nach dem alten Stil.
[3] Zeitz; HHSD XI, S. 519ff.
[4] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.
[5] Oberlungwitz; HHSD VIII, S. 260f.
[6] Rabenstein; HHSD VIII, S. 291f.
[7] LEHMANN, Kriegschronik, S. 125.
[8] Mansfeld [Kr. Mansfelder Gebirgskreis/Hettstedt]; HHSD XI, S. 316ff.
[9] Haldensleben; HHSD XI, S. 174ff. Im April berichtete der kaiserliche Resident in Bremen Melchior von Hatzfeldt von der Eroberung Haldenslebens durch Königsmarck; ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 179.
[10] Halle a. d. Saale; HHSD XI, S. 177ff.
[11] Querfurt; HHSD XI, S. 380f.
[12] Merseburg; HHSD XI, S. 322ff.
[13] Sangerhausen; HHSD XI, S. 409f.
[14] Eisleben; HHSD XI, S. 103ff.
[15] WASSENBERG, Florus, S. 473f.
[16] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[17] SCHLOTTER, Acta, S. 368.
[18] Gardelegen [Kr. Gardelegen]; HHSD XI, S. 130ff.
[19] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[20] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 834f.
[21] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1282a.
[22] Großenhain; HHSD VIII, S. 135ff.
[23] Wildenhain, heute Ortsteil von Großenhain [LK Meißen].
[24] Meißen; HHSD VIII, S. 223ff.
[25] Bauda, heute Ortsteil von Großenhain [LK Meißen].
[26] Frauenhain, heute Ortsteil von Röderaue [LK Meißen].
[27] Elsterwerda; HHSD XI, S. 111f.
[28] Senftenberg; HHSD X, S. 356f.
[29] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1426: Lehmann an Johann Georg I. v. Sachsen, Hain, 1643 März 20.