Leslie [Leßle], Robert von; Hauptmann, Obrist [ca. 1617 – vor 1664] Leslie stand als Hauptmann in kaiserlichen Diensten.[1]
Hinweis: Der Beitrag stammt von Herrn Rainer Bunz, Egelsbach.
Robert von Leslie war ein Vetter zweiten Grades von Walter Graf Leslie, einem der Hauptakteure bei der Ermordung Wallensteins. Geboren wurde Robert von Leslie um 1617 in Logie Durno [Distrikt Aberdeenshire, Schottland], als Sohn des Andrew Leslie und der Isobel Stewart. Der Vater Andrew Leslie war ein Enkel von William Leslie, neunter Baron of Balquhain, der auch der Großvater von Walter Graf Leslie war.
Robert von Leslie hatte schon früh seine schottische Heimat verlassen. Als 15jähriger trat er in die Armee des polnischen Königs, und zwar ins Regiment des schottischen Obristen Patrick Gordon, ein und nahm von 1632 bis 1634 am Smolensker Krieg teil. Durch Gordons Vermittlung fand er 1637 Zugang zum Grafen Walter von Leslie[2] in Wien, der ihn zunächst als Fähnrich, später als Kapitänleutnant und Hauptmann in seinem Regiment, dem ehemals Schaumburgschen bzw. Schauenburgschen Regiment, unterbrachte. Nach der Auflösung und Inkorporation des Regiments in das Leib-Regiment des Erzherzogs Leopold Wilhelm im Jahre 1642 wurde Robert von Leslie ins Regiment von Thomas Henderson übernommen und blieb dort bis zu dessen Tod um 1645. Am 16.1.1645 wurde er nach Schwebheim,[3] am 17.1. nach Euerheim[4] und einen Tag später nach Schweinfurt[5] verlegt.[6] Danach wurde Robert von Leslie Adjutant des Generals Matthias Graf Gallas.[7] Noch nach von Gallas’ Tod (Ende April 1647) befehligte er eine Kompanie des Gallasschen Regiments, mit dem er auch an der für die Kaiserlichen verhängnisvollen Schlacht von Zusmarshausen[8] [17.5.1648)9 teilnahm.
1649 trat Robert von Leslie in die Dienste der Fürstbischöfe von Speyer und war für die ca. nächsten zehn Jahre deren Kommandant auf der Festung Madenburg[9] nahe Landau.[10] Danach bemühte er sich um einen Wiedereinstieg in die kaiserliche Armee und eine Anstellung beim Erzherzog Leopold Wilhelm. Er stand zuletzt wohl im Rang eines Obristen eines Regiments zu Fuß und starb vor dem 24.2.1664, denn an diesem Tag wird seine Ehefrau erstmals als Witwe urkundlich erwähnt.
Verheiratet war Robert von Leslie seit ca. 1640 mit der Speyerer Juristentochter Maria Margaretha Buntz [1617 – ca. 1675]. Aus der Ehe gingen mehrere Kinder hervor, von denen jedoch nur drei, die 1649 geborenen Zwillinge Hieronymus Franciscus [1649 – 1728] und Johann Thomas [1649 – ?] sowie der 1654 geborene Sohn Lothar Friedrich [1654 – 1713), eindeutig identifiziert werden konnten. Letzterer war Kanonikus in Mainz,[11] Hieronymus Franciscus machte eine Offizierskarriere im kaiserlichen Heer und heiratete im Sommer 1690 das hessische Edelfräulein Sophia Elisabeth von Buseck gen. Münch [ – 1734]. Vom Sohn Johannes Thomas fehlen weitere Lebenszeichen, möglicherweise ist er aber identisch mit einem in der österreichischen Militärgeschichte genannten Johann Christian Leslie von Bergen, der 1695 in Graz[12] an den Folgen von Kriegsverletzungen starb.
[1] BUNZ, Robert von Leslie aus Speyer, S. 353-370; BUNZ, Die Freiherren von Leslie aus Speyer, S. 95-120.
[2] Vgl. WORTHINGTON, Scots in Habsburg Service.
[3] Schwebheim [LK Schweinfurt].
[4] Euerheim [LK Schweinfurt].
[5] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[6] HAHN, Chronik 3. Theil, S. 599.
[7] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[8] Vgl. HÖFER, Ende, S. 175ff.
[9] Madenburg: 1621 von Graf Ludwig von Löwenstein-Scharfeneck und 1622 durch Graf Ernst von Mansfeld eingenommen. 1634 wird die Burganlage durch französische Truppen erobert und 1635 durch kaiserliche Truppen zurück gewonnen.
[10] Landau in der Pfalz; HHSD V, S. 192ff.
[11] Mainz; HHSD V, S. 214ff.
[12] Graz; HHSÖ II, S. 63ff.