Liechtenstein-Karneid [Lichtenstein], Augustin Oswald Graf von
Liechtenstein-Karneid [Lichtenstein], Augustin Oswald Graf von; Obrist [1600-1663 Bad Mergentheim]
Liechtenstein stand als Obristleutnant und Obrist der Kavallerie in kaiserlichen Diensten. Zudem amtierte er als Deutschordenskomtur auf Horneck,[1] Deutschordensstatthalter von Freudenthal[2] und Eulenberg,[3] 1645 als Komtur von Regensburg,[4] 1662 als Statthalter von Mergentheim[5] und Landkomtur von Westfalen.[6]
Zug um Zug wurde die Blockade durch die Kaiserlichen Ende 1634 um den Hohenasperg[7] dichter und enger. „Am 18. Oktober ließ sich ein berittener Trupp fast in Regimentsstärke in Möglingen[8] nieder. In Markgröningen[9] kommandierte der Hornecker Komtur Augustin Oswald von Liechtenstein, Oberstleutnant des berittenen Vitzthumischen [von Eckstätt] Regiments. Nach dem Fall Schorndorfs[10] (am 25. November) vermehrten die Kaiserlichen ihre Anstrengungen. Generalmajor Vitzthum umritt zweimal den Berg, warnte aber vor dem Versuch einer Erstürmung, da das Unterminieren schwierig sei und viel Mühe, Kosten und Zeit erforderte. Damals wurde der Oberstwachtmeister Julius Philipp von Remchingen mit drei Kompanien zu Pferd und einer zu Fuß in Bietigheim[11] einquartiert, die Bewachung der Feste zu verstärken. Mitte Dezember legten die Gegner auch nach Tamm[12] eine feste Reiterwache. Einige Tage darauf rückten sie sie noch näher an die Festung heran, indem sie rund um den Berg vier ‚Reiterschildtwachten‘ als Beobachtungsposten einrichteten, die allerdings zum Angriffsziel vieler Ausfälle wurden. Tagsüber aber ’schwärmten‘ die feindlichen Reiter unter dem Berg hin und her, um das Vorfeld unter Kontrolle zu halten. Im Januar waren es ein Regiment zu Pferd und ‚etliches Fußvolk‘, also wohl über 2000 Mann, die den Asperg blockiert hielten.
Auch mit Mitteln der List und der psychologischen Beeinflussung versuchte man es. Am 26. November fanden die Belagerten den außerhalb des Walles gelegenen Stangenbrunnen mit Arsen vergiftet, und später wurden noch mehrfach Brunnen verschüttet oder mit toten Tieren und Gift verunreinigt. Eines Nachts bei starkem Südwind zündeten die Kaiserlichen die Wohnhäuser und Scheuern des Dorfes Unterasperg an, so daß Rauch und Feuerfunken auf die Festung getrieben wurden und dort als ein ‚feuriger Regen … fürchterlich anzuschauen‘ waren. Doch mißlang das Vorhaben, die Feste in Brand zu stecken, und die Übergabeaufforderung am nächsten Tag wurde zurückgewiesen. Oberstleutnant Liechtenstein, der Deutschordenskomtur, hatte schon am 5. November Münchingen zur Aufgabe zu überreden versucht und dabei die falsche Behauptung aufgestellt, die Festung Hohenurach[13] habe kapituliert. Am 10. Dezember drohte er Münchingen mit einem Sturm einem Sturm und warnte ihn einem freundlich-falschen Schreiben unritterlich, man würde sich an seiner Familie vergreifen, wenn er den Berg nicht übergebe“.[14]
Am 11.10.1643 schrieb Liechtenstein aus Neiße[15] an den kaiserlichen Kommandierenden Gallas: Gallas werde bereits wissen, dass am 6.10. eine Abmachung mit Torstensson über die Übergabe von Eulenberg[16] getroffen wurde. Die erwarteten Hilfstruppen konnten wegen der dicht bewaldeten Gegend nicht herangeführt werden. Nach der Beschießung und Unterminierung durch die Schweden konnte der Ort nicht weiter gehalten werden.[17] Am 7.6.1644 wandte sich Liechtenstein an den Landeshauptmann in Mähren, Paul Christoph von Liechtenstein: Seiner Meinung nach sei die Lage bei Eulenburg schlecht. Um den Ort in 14 Tagen oder noch schneller zu erobern, würden 100 Infanteristen, 100 Reiter und einige Mittel genügen. In der gegenwärtig verwickelten Lage sei dies jedoch schwierig, auch wenn Krockow bei Strelitz[18] in Stellung gegangen sei. Der Gegner könne sich aus Mährisch Neustadt[19] und auch aus Eulenberg Proviant holen. Wäre aber Eulenberg blockiert, könnte sich Mährisch Neustadt nicht lange halten.[20]
Erst am 29.9.1649 wurde die Hohenasperger Garnison „vermittelst des verordneten Kais. Herrn Commissarii Herrns von Liechtensteins, Commendurs zue Horneck getaner Beschleinigung (dem Fridensschluß gemäß) under dem Commando vorgenannten Obristen Keßels [Kessel; BW] ausgezogen. […] Dessen sich die ganze Nachbarschaft höchlich erfreuet und Gott gedankt, daß dieser rueßige Keßel, welcher sampt seinen undergebenen Officier und Soldaten dem Herzogtumb Württemberg und sonderlich denen umb die Vöstung gelegenen Örtern (darunter Biettigheim in specie war) viel Laids getan, sich verloren und dises vöste Haus von ihme gesaubert worden“.[21]
[1] Horneck; unter Gundelsheim [LK Heilbronn], HHSD VI, S. 275ff.
[2] Freudenthal [Bruntál]; HHSBöhm, S. 149ff.
[3] Eulenberg [Sovinec, Bez. Freudenthal]; HHSBöhm, S. 138f.
[4] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[5] Bad Mergentheim [Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 41ff.
[6] VOIGT, Geschichte Bd. 2, S. 667.
[7] Asperg [LK Ludwigsburg]; HHSD VI, S. 29ff.
[8] Möglingen [LK Ludwigsburg].
[9] Markgröningen [LK Ludwigsburg]; HHSD VI, S. 513f.
[10] Schorndorf [Rems-Murr-Kr.]; HHSD VI, S. 714f.
[11] Bietigheim [Bietigheim-Bissingen, LK Ludwigsburg], HHSD VI, S. 83f.
[12] Tamm [LK Ludwigsburg].
[13] Urach [LK Reutlingen]; HHSD VI, S. 828ff.
[14] Vgl. dazu MAURER, Höhenfestungen, S. 269ff.
[15] Neisse [Nysa]; HHSSchl, S. 331ff.
[16] Eulenberg [Sovinec, Bez. Freudenthal]; HHSBöhm, 138f.
[17] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 91.
[18] Strelitz [Střelice, Bez. Plzeň-jih], zwei Kilometer südwestlich von Stod an der Radbuza.
[19] Mährisch Neustadt [Uničov; Bez. Olmütz]; HHSBöhm, S. 354.
[20] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 275.
[21] BENTELE, Protokolle, S. 229f.
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