May [Mai, Mey, Meyen, Mayers], Adolf von
May [Mai, Mey, Meyen, Mayers], Adolf von; Obrist [ -1663] May war Herr zu Brüntrup[1] in der Grafschaft Lippe. Ab 1623 hatte er als Obrist unter Christian von Braunschweig-Lüneburg gedient. Als „der Freundselige“ war er Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“.
In der Schlacht bei Stadtlohn[2] am 6.8.1623 war er in ligistische Gefangenschaft geraten.[3]
In der Hannover’schen[4] Chronik heißt es zu den Ursachen des Verlustes des Treffens bei Seelze[5] am 4.11.1625 für die Dänen gegen Tillys Truppen – dabei waren immerhin u. a. Generalleutnant Michael Obentraut und Herzog Friedrich von Sachsen-Altenburg gefallen – : „Das Königsche Fußvolk hat so bald aus ihren Quartieren zu der Reuterey nicht kommen können, als der Obrist Geistes [Geist; BW] und andere Regimenter, der Obriste May, welcher in Wunstorf[6] gelegen, hat aus seinem Vortheil nicht gewollt, ist in Wunstorf geblieben“.[7]
May wurde lippischer Oberamtmann und als solcher mit dem Grafen Jost Maximilian von Gronsfeld, damals ligistischer Kommandierender und Stellvertreter Pappenheims im Weser-Bereich, bekannt.
„Im Jahre 1630 durchstreiften staatische Truppen das Land, und da sie dabei wohl besonders Falkenhagen[8] heimgesucht hatten, scheinen die Jesuiten den lippischen Bauern und der Landesherrschaft die Schuld daran gegeben zu haben. Als nämlich Oberamtmann May gewisser Verhandlungen wegen zum kaiserlichen Generalkommissär v. Lerchenfeld geschickt wurde, traf er bei diesem vier Jesuiten, darunter den Pater Stratius aus Falkenhagen. Lerchenfeld deutete dem Oberamtmann an, daß das jüngst durchgezogene staatische Volk in der Gegend wohl Bescheid gewußt hätte, während den kaiserlichen Truppen bei ihren Märschen von den lippischen Bauern nicht die gewünschte Auskunft gegeben würde. ‚Man habe zum Kaiser kein gut Herz; man müßte etzliche kleine Fürsten und Grafen weisen, daß sie weder kalt noch warm wären, und sie also nötigen, daß sie dem Kaiser gehorchen müßten‘. … Pater Stratius ließ sich auch verlauten, daß ihnen ‚alles zumal, nichts ausbescheiden, zu Falkenhagen und im Kirchspiel zukomme, und bat, man möchte doch mit ihnen fein einig sein, versichernd, daß doch zwischen diesem und einem halben Jahr unzweifelig Einigkeit werden würde‘. Aus solchen Andeutungen läßt sich leicht erraten, welche Pläne und Hoffnungen die Jesuiten für die Zukunft hegten“.[9]
Graf Simon Ludwig zur Lippe scheint jedenfalls nach Ansicht des ligistischen Lagers gute Beziehungen zum schwedischen Gegner unterhalten zu haben.
„Graf v. Gronsfeld, der Oberbefehlshaber der Kaiserlichen in Westfalen, war natürlich durch diesen Beweis des offenen Abfalles vom Kaiser aufs äußerste erbittert. Die Schweden aber vermochten nicht den Grafen zur Lippe gegen seine Rache zu schützen, ja, sie legten ihm selbst noch größere Lasten auf, als dies jemals von den Kaiserlichen geschehen war. Schon im Frühjahr, als die Schweden nach Hameln[10] zogen, drohten die Kaiserlichen von Minden[11] aus das lippische Land, weil die Schweden von diesem unterstützt wurden. Graf Simon Ludwig schickte deshalb Gesandte an Gronsfeld, um wegen ausdrücklicher Anerkennung seiner Neutralität zu verhandeln. Gronsfeld erklärte, daß er die Grafschaft wegen Simon Ludwigs Verhalten als Feindesland ansehen müsse; da er aber den Kanzler Deichmann als den Hauptschuldigen ansah, so verlangte er ausdrücklich, daß dieser ‚abgeschafft‘ würde. Er beklagte sich, daß Graf Simon Ludwig ihn in der letzten Zeit nicht einmal eines Schreibens gewürdigt, während der ‚redliche‘ Graf Otto viermal an ihn geschrieben habe, die Ämter des letzteren sollten deshalb geschützt werden, auch wollte er Varenholz,[12] die Residenz der Witwe des Grafen Simon VI., verschonen. Unter allen Umständen aber verlangte er wenigstens eine Kontribution; wenn er darauf nicht bestände, handle er wie ein öffentlicher Schelm, da doch der Graf zur Lippe den Schweden Proviant zusende, also seine Feinde unterhalte. Er verlangte zunächst so viel, wie früher Oberst Horst bei seiner Einquartierung in Lippe erhalten, dann ging er auf die Hälfte herab, und da die Gesandten sich nicht darüber erklären konnten, sagte er, sie möchten nach 3 Tagen wiederkommen und Bescheid von ihrem Herrn bringen.
Infolge des Berichts der Gesandten geriet die Detmolder[13] Regierung in große Verlegenheit, wie man ‚aus diesem Irrgarten herauskommen sollte‘. Man beschloß die Landstände zu Rate zu ziehen und mit dem Grafen Otto zu verhandeln; auch hielt man es für nötig sich den Schweden gegenüber zu entschuldigen, da diese es nicht dulden wollten, daß die Kaiserlichen irgendwie unterstützt würden. Graf Gronsfeld wollte zunächst nichts davon hören, daß die Landstände erst befragt werden sollten; er meinte, dies wäre doch nicht geschehen, ehe man den Feind unterstützt hätte. Schließlich mußte er aber doch warten, bis die Landstände zusammenkamen. Diese waren der Meinung, daß man Gronsfeld 800 bis 1000 Tlr. anbieten solle. Man wandte sich auch an den Grafen Otto, bekam aber nur das ‚antiquum‘ zu hören. Er sagte, man hätte ihn früher nicht zu Rate gezogen, er wolle jetzt auch nichts mit ihnen zu tun haben, und verweigerte auch jede Erklärung darüber, was und wie er mit Gronsfeld verhandelt hätte. Auch eine zweite Sendung an Graf Otto hatte keinen besseren Erfolg. Drost [Hans Adam; BW] v. Hammerstein, Hauptmann v. Rübel und Bürgermeister Österholz begaben sich wieder nach Minden und berichteten von dort am 26. Mai, daß ihr Anerbieten von 1000 Tlrn. zurückgewiesen sei; Gronsfeld berechne seine Forderungen für die vergangene Zeit auf etliche dreißigtausend Tlr., wolle sich aber mit 6000 begnügen, und wenn man 8000 Tlr. gebe, solle Lippe auch für die nächsten 4 Wochen sicher sein. Die Regierung beschloß darauf noch 1000 Tlr. zuzulegen, und die 2000 Tlr. sind dann wohl zunächst auch angenommen worden unter der Bedingung, daß bald noch weitere 2000 Tlr. gezahlt werden sollten. Da aber Gronsfeld infolge der Niederlage von Oldendorf[14] in den nächsten Monaten keinen Zwang ausüben konnte, hielt man es in Lippe nicht für nötig, sich darum zu kümmern. Nachdem sich jedoch die Kaiserlichen wieder erholt hatten, richtete Graf Gronsfeld am 13./24. August ein sehr energisches Schreiben an den Grafen Simon Ludwig, worin er ihm vorwarf, daß er die Sache auf die lange Bank zu schieben gedenke; bei weiterer halsstarriger Verweigerung werde er sein Land heimsuchen und den roten Hahn krähen lassen. Seine Truppen unternahmen dann auch verschiedene Streifereien ins lippische Land, so daß man sich genötigt sah von neuem zu unterhandeln. Hauptmann v. Rübel und Oberamtmann May reisten zu diesem Zwecke nach Nienburg.[15] Sie ließen ihre Pferde diesseits der Weserbrücke, um zu Fuß hinüberzugehen. Zufällig begegnete ihnen hier Graf Gronsfeld, aber er ging mürrisch an ihnen vorüber, salutierte keinen, reichte auch dem Hauptmann v. Rübel, den er schon kannte, die Hand nicht, obwohl er ’sich dazu präsentierte‘. Seinen Begleitern gegenüber ereiferte er sich an des Trompeters ‚auranienfarbenen Köllerwesteln‚ und fragte: ‚Was ist das für ein Kerl ?‘ Als man ihm sagte, er sei den Abgeordneten als Begleiter beigegeben und ein alter Bekannter, da er früher bei den Kaiserlichen gedient habe, erwiderte er: ‚Der meineidigen Schelme haben viel in der Armee gedient‘. Bei dem Empfang am folgenden Tage war er schon etwas gnädiger gestimmt, fiel aber doch den Abgeordneten gleich ins Wort, indem er sagte: ‚Habt ihr kein Geld, so seid ihr kein nütz‘, und bestand auf der Zahlung von 4000 Tlrn., obwohl die Abgeordneten dagegen geltend machten, daß nach dem letzten Übereinkommen nur noch 2000 Tlr. zu zahlen wären. Gronsfeld erwiderte darauf, wenn dies auch geschehen, so wären doch seitdem ganze drei Monate verflossen, ohne daß man ihn gewürdigt hätte, ein Wort zu schreiben, geschweige denn das Geld zu schicken. Graf Simon Ludwig wäre überdies in Kassel[16] gewesen, wo wider Kais. Majestät eins und anderes beschlossen. Man wisse auch, wie die dort abgegebenen Vota gelautet und wie demnach die katholischen Güter verteilt werden sollten.
Er müsse auf der ganzen Summe bestehen; wenn er es nicht täte, handle er nicht wie ein rechtschaffener Kerl. Selbst der schwedische General [Georg; BW] Herzog von Lüneburg kontribuiere (für seine in ihrem Bereich gelegenen Landesteile), ingleichen Minden, Schaumburg,[17] Diepholz,[18] Hoya[19] u. a., warum sollte es Lippe nicht auch tun ? Wenn die Kontribution nicht gezahlt würde, wolle er sie wohl bekommen und den Grafen so mürbe machen, daß er merken solle, wie er bisher geschont sei. Da der Graf in Kassel gewesen sei und den Beratungen der Feinde beigewohnt habe, müsse er ihn als seinen Feind ansehen. Die vorgebrachten Entschuldigungen wollte er nicht gelten lassen, ermäßigte dann aber doch endlich seine Forderung von 4000 auf 3500 Tlr., nach deren Zahlung die geraubten Pferde und Kühe zurückgegeben werden sollten. Er versprach auch in Zukunft sich aller Feindseligkeiten zu enthalten, wenn ihm wöchentlich 2000 Tlr. Kontribution gezahlt würden. Die Abgeordneten protestierten natürlich gegen diese ganz übertriebene Forderung, da doch von Schaumburg nur 700 Tlr. gezahlt würden. Gronsfeld erwiderte darauf u. a. in spöttischem Tone, man möge sich nicht auf den ‚Kaiser Oxenstierna‘ verlassen; der sollte es Gronsfeld nicht nehmen, es sei denn, daß man ihn ganz einschlösse. Endlich aber ließ er sich doch so weit erweichen, daß er sich mit 650 Tlrn. wöchentlich zufrieden erklärte, wozu auch Graf Otto den üblichen Anteil beitragen sollte. Er bemerkte auch noch, daß Graf Otto gut kaiserlich sei, und wenn er es auch nicht von Herzen wäre, so wüßte er doch besser als Graf Simon Ludwig sich den Anschein zu geben. Auch der Graf [Jobst Hermann; BW] von Schaumburg, der doch ein schlechter (schlichter) Tölpel wäre, wüßte sich besser als Graf Simon Ludwig anzupassen. Darauf wurde die zunächst geforderte Summe an Gronsfeld geschickt, und auch die wöchentliche Kontribution mußte in der folgenden Zeit bezahlt werden. Sie wurde allerdings schon im Oktober mit Rücksicht auf die völlige Erschöpfung des Landes durch die sehr starke Einquartierung der Schweden auf 400 Tlr. herabgesetzt.
Man könnte sich nun wundern, daß der Graf zur Lippe, der sich so vertrauensvoll den Schweden angeschlossen hatte, nicht energischer dafür auch Schutz gegen jede Belästigung von seiten des Feindes forderte. Allein die Macht der Kaiserlichen war in Westfalen noch keineswegs so weit gebrochen, daß Simon Ludwig es hätte wagen dürfen, sich diese durch Verweigerung der Kontribution für alle Zukunft zu Feinden zu machen, ja sie hatten trotz der im Sommer erlittenen Verluste allmählich in dieser Gegend wieder so weit das Übergewicht erlangt, daß die Schweden nicht einmal sich selbst zu schützen imstande waren. Einmal hatten sie es allerdings durch ihre eigene Sorglosigkeit verschuldet, daß nicht nur sie, sondern auch Lippe schwer geschädigt wurde“.[20]
„Das Jahr 1639 verlief verhältnismäßig ruhig. Die Schweden ließen die Kaiserlichen in Lemgo[21] unbehelligt, bestanden dagegen um so eifriger auf der Bezahlung der Kontribution. Gleich zu Anfang des Jahres setzten sie den Oberamtmann Mai und den Sekretarius Lucanus, die zu Unterhandlungen nach Minden geschickt waren, waren, in Arrest, um die Zahlung der rückständigen Schuld zu erzwingen, und zu gleichem Zweck beraubten sie einmal die Residenz ihrer Pferde und Kühe“.[22]
„Mit Recht war auch der Oberamtmann Mai entrüstet über das Verhalten der brakischen[23] Bauern. Diese waren beim Herannahen der Schweden [1646] mit ihrem Vieh und sonstiger Habe nach dem Schlosse Sternberg[24] geflüchtet und hatten dort lange Zeit die größte Gastfreundschaft und den Schutz der von den Amtseingesessenen unterhaltenen Wache genossen. Wie sich denken läßt, war auch viel ruiniert, und beim Abzug hatten sie den ekelhaftesten Schmutz zurückgelassen. Als nun von einigen derselben eine geringe Entschädigung eingetrieben wurde, beklagten sie sich bei ihrem Amtmann und verlangten die Rückerstattung des bezahlten Geldes. Oberamtmann Mai wies dies ‚unverschamte Anmuhten‘ ganz energisch zurück“.[25]
1646/47 trat er als Bevollmächtigter der Landgräfin Amalie Elisabeths bei den Ulmer Stillstandsverhandlungen auf. Von 1649 bis 1650 vertrat May Hessen-Kassel als Gesandter auf dem Nürnberger Exekutionstag.[26]
[1] Brüntrup, heute Ortsteil von Blomberg [LK Lippe].
[2] Stadtlohn [LK Ahaus]; HHSD III, S. 699f.
[3] Germanisches Nationalmuseum Nürnberg HB 1780: Warhafft vnd eigentlicher Bericht / was massen Hertzog Christian von Braunschweig Armada den 6. Augusti 1623 im Stifft Münster auffs Häupt erlegt.
[4] Hannover; HHSD II, S. 197ff.
[5] Seelze; HHSD II, S. 425.
[6] Wunstorf; HHSD II, S. 513ff.
[7] JÜRGENS, Chronik, S. 378.
[8] Falkenhagen; HHSD III, S. 224f.
[9] STEGMANN, Lippe, S. 65f.
[10] Hameln; HHSD II, S. 192ff.
[11] Minden; HHSD III, S. 517ff.
[12] Varenholz; HHSD III, S. 729.
[13] Detmold; HHSD III, S. 156ff.
[14] Hessisch-Oldendorf; HHSD II, S. 226f.
[15] Nienburg/Weser; HHSD II, S. 346f.
[16] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.
[17] Schaumburg; HHSD II, S. 413.
[18] Diepholz; HHSD II, S. 114f.
[19] Hoya; HHSD II, S. 245f.
[20] STEGMANN, Lippe, S. 92ff.
[21] Lemgo [LK Lemgo]; HHSD III, S. 452ff.
[22] STEGMANN, Lippe, S. 126.
[23] Brake; HHSD III, S. 112.
[24] Sternberg [Gde. Asmissen, LK Lemgo]; HHSD III, S. 703f.
[25] STEGMANN, Lippe, S. 147.
[26] BETTENHÄUSER, Landgrafschaft, S. 16.
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