Pflug [Pflugh, Pfluegh, Pfluch], Nikolaus; Rittmeister [ – 19.3.1631 Neubrandenburg] Pflug stand als Rittmeister 1622 in den Diensten Christians von Braunschweig, wie aus dem Tagebuch des Paderborner[1] Kanzlers Konrad Wippermann hervorgeht: „29. Alß sambstagh den 29. Januarii die stadt Paderborn deß hertzogen Christians von Braunschweigh capitein Newhoff [Neuhoff] umb mittagh eröffnet und derselbe eingelaßen, so hab wegen des Pflugs vorhergangener betrohungh, auch das ich die gemeine burger zur erhaltung der stadt und getrewer resistentz so starck erinnert und vermahnet, und der capitein Newhoff alsoforth geschutz und munition in sein gewalt genohmmen, nicht unpilligh mir die vorsorghe gemacht, daz man sich meiner persohn und der cantzelei ahm irsten megtigh machen mogte, damit aber solches biß zu des hertzogen persohnlicher ankunfft verpleiben, und mein hoich bekummerte weib und kinder durch meine hinschlepffung zur gefenghnuß oder profoß nicht in groißen betruck und hertzen leidt gesturtzet, hab durch den hern drosten Melschede mit dem capitein Newhoff hanlen laßen, meiner biß zu des hertzogen ankunfft, und das gegen dem Pflugh gehoret, ohne ohne speciall befehl mit gefenglicher annehmungh auch ander beschwernuß zu verschoenen, unnd demselben verehret einen guldenen becher von 30 rheichsthalern mit eingelegten zehen alten sachsischen thalern, darauff mir selbiger capitein vier soldaten auff die cantzelei gelegt, welche mich tagh und nacht bewahret, ich auch speißenn mußen.
30 Januarii.
Deß andern thags alß sontags den 30. Januarii ist der Pflugh mit seiner compagnei selber hereinkhommen und weill mich derselb voriges thages in der Dellbruggen noch herter gedrohet, so hab iich ihnen alsofort durch hern droßen und Ludwigh Westphaell des hern hovemeisters sohn beschicken und begehren laßen, meiner mit gewalt zu verschonen, sonder das er mich horen und zum weinigsten die sache zu des hertzogen cognition [Kenntnis] khommen laßen mugte, darauf er denselben mit ghar unnutzen und viell trotzigen worten, auch mich alsoforth zum profoß fuhren zu laßen gedrohet, endtlich aber mit kriegsrechten zu verfolgen vernehmmen laßen. […]
1. Februarii
Wie nun der hertzog dingstags den 1. Februarii herinnerkhommen, so hab des hern hovemeisters sohn Ludwigen Westphalen unnd Johan Raban de Wreden, weilln selbige dem hertzoge zugegen geritten, nochmahls erbetten, meiner zugkleich bei dem fursten in besten zu gedencken, damit ich gehoret und hirunter mir kein schimpff oder ander beschwernuß angelegt werden mugte.
Darauff sich zwar ihrem bericht nach der hertzogh etwas anfangs ghar unmildt vernehmmen laßen, und daz ich dem Pflug eine zehenthaußent thaler geben muste, gleichwoll auch zu horen, und die sache selbst zu vermittelen, endtlich erkleret. […]
2. Februarii [1622]. Ob man nun woll hirauff selbige nacht ihm thumb ubell gehaußet, so bin ich doch hirunter zum collegio, auch zu des hertzogen leibauffwarter dem von Rantzow verschiedentlich gefordert, die gantze sache und furderungh in ihre fürstliche gnaden hende zu stellen, die woltens vermittelen, welches also endtlich des mitwochens 2. Februarii eingehen, und zweithaußent reichsthaler versprechen mußen, wiewoll der Pflugh damit nicht ghar content geweßen, unnd sonderlich hirumb, weill der hertzogh dem von Rantzow funffhundert zugetheilet, habe auch dem Pflugh alsopalte, und unter den nechsten thagen, wie auß den queitungen hiebei zu ersehen, einthaußent reichsthaler auffborgenn, erlagen, und Johan Raban die Wreden, daz er soweit vor mich handlen helffen, durch den hern drosten Melschede ein portegeloßer [Portugieser] danckshalber verehren mußen. […]
So hab meiner persohn dabei in specie gedacht, obwoll des vormittags dem Pflugh so grße sumb, wie ihrer fürstlichen gnaden bekant, versprechen mußen, so muste mich doch gergleichen beschwerungh, so mir bißher zu unwirdigh getragenen canzellariat amptshalber bei dießer g[e]legenheit zugelegt werden mugten, alle tagh befahren […]“.[2]
„Am meisten aber haben mich hirunter die beide Pfluegh und Rantzow von thagen zu thagen geplaget, daz denselben die vollige sumb der ubrige halbscheidt der versprochener zweithaußend reichsthaler erlagen und bezahlen sollen und mußen, welches mir wie menniglicher zu erkennen, zu selbiger zeit, und da ich bereits daß irste einthaußent ahn bekanten orten außgeborget, unnd selbst nirgents hinreißen oder schreiben durffen, gar schwer und saur gefallen.
5. Martii. Sopalte nun aber auch von selbiger sumb die letzte funffhundert zu weg gebracht, und dem Pflug vermuge seiner letzten quietungh sub numero 12. Den 5. Martii in speciebus bezahlet und bezahlen mußen“. [3]
Weiter heißt es bei Wippermann: „Wie nun aber solch obsidium [die Belagerung Gesekes[4]] des 1. vet./11. Novi [1622] solvirt, und hirauff daz kriegsvolck zu roß und fueß heuffigh widder in die stadt Paderborn gelegt, so wird mir den 12. Aprilis der ritmeister Kerßenbruch mit 24 Pferden auff des syndici doktor Horn mit aigener handt, wie solches den churflichen commissariis vorgebracht, gemachte quartirungh auff die cantzelein zugeschickt und angewießen. Und weill daselbst vor soviell pferdte und leuthe die weinigste glegenheit nicht, so hab ihnnen ahn meine äigene behaußungh verwiesen, und dweill mein scheune und sthall derzeit wie noch zu heutiger stunde nicht fertigh, alle bretter und was nagelloß auffnehmmen und davon krippen und anders machen laßen, und also tegliches uber die dreißig persohnen und 24 pferde mit futter auch aller notturfft, was nur auß und zuwege bringen, so uberfluißigh erhalten mußen, daz ich zu unterschiedtlichen mahlen dem ritmeister oder anderen, da er das quartir mutiren und anderen einreumen wolle, hiebevor tagliches 20 reichsthaler biß zu dem außzugh zu erleggen mich erbotten, aber doch damit nicht gehort werden mugen. Wie aber hirunter vonn einem und andern, auch von dem Pflugh selbst (dweill derselb seinen willen gehabt) g[e]warnet, das ich alle glegenheit suchen mugte, wie ich mit weib und kinderen auch besten vorrath von dannen kommen mugte, oder aber ihm abzugh wegen der versprochener gelder auff meiner mißgunstigen, darunter der doktor Wortt zu tagh und nacht nichts nachgelaßen antreib- und befurderungh mit weghgefuhret werden durffte. So hab ich mich mugliches fleißes durch die Lippische rhatte und diener auch hern droste zum Newhauß[5] bei dem von Kniphausen bearbeitet, daz auff vorige graffliche caution mit weib und kinderen nochmals erlaßen und nachder der graffschafft Lippe dimittirt werden mugte, und habe solches woll den 5./15. vermugh der urkundt numero 21. ahn den Pflugh erhalten; gleichwoll wegen der fuhr vor dem 12./22. Aprilis nicht fortkommen konnen. Inmittelst aber verseheungh thuen mußen, daz der ritmeister Kerßenbruch mit seinenn pferden und gesinde, sunder alles waz ihme zukhommen, biß zum auffzugh alß gantze fünff wochen a 12./[2]2. Aprilis biß auff den newen pfingsten [Pfingstsonntag 15. Mai], da hertzogh Christian des dingstags außgezogen, uberfluißigh nach wie vor verpfleget werden komen, wie dan solches mein schwiegersohn lizentiat Jacobi und deßen haußfraw meine tochter, jedoch uff mein bitt und koßten, damit mir das hauß und was drein ubrigh ihm abzugh nicht gahrverderbt, solches auff sich genohmmen und zu dem end ihre eigene haußhaltungh verlaßen mußen“.[6]
„Der in Diensten des Halverstädters stehende badische Oberstleutnant Georg von Fleckenstein war mit seinen Truppen durch die Mark Ravensberg und durch das Bistum Minden[7] nach Osnabrück[8] gezogen. Fleckenstein und der Graf Kasimir von Löwenstein, die in den Stiftern Osnabrück und Münster[9] 2000 Reiter und Mannschaften zu Fuß anwarben, benutzten die Gelegenheit tüchtig zu brandschatzen. Den Beamten zu Vechta,[10] das schon der halberstädtische Rittmeister Pflug bedroht hatte, mutete von Löwenstein zu, drei Kornetts und vier Kompagnien Fußvolk zwei Wochen zu unterhalten. So kamen halberstädtische Truppen ganz in die Nähe Wildeshausens,[11] wo Kapitel und Rat nolens volens die geforderten Gelder bewilligen mußten“.[12]
1631 stand Pflug als Kapitän in schwedischen Diensten unter dem Kommando Knyphausens in Neubrandenburg.[13] Marazzani war kaiserlicher Obrist und hatte in Neubrandenburg 600 Mann zu Fuß und 3 Kavallerie-Kompanien unter seinem Kommando. Er hatte am 11.2.1631 Neubrandenburg den Schweden übergeben und Tilly gegenüber zu seiner Entschuldigung angeführt, Savelli habe ihm dies befohlen.[14] Da Marrazani keine Gönner wie der unfähige Savelli bei Hofe hatte, verlor er sein Regiment und musste sich in einem Verfahren rechtfertigen. Tilly hatte Neubrandenburg stürmen lassen, nachdem Knyphausen am Morgen des 19. März gegen den Willen der Bürgerschaft einen Akkord abgelehnt hatte. Erasmus Pontanus schreibt in seiner 1631 gedruckten Flugschrift „Truculenta Expugnatio Sanguineolentium Excidium Neobrandenburgicum“: „Inmitteler zeit solches vorgangen, ward in der Kirchen der Gottesdienst mit beten, singen, predigen, vnd verreichung des Nachtmals verrichtet, darauff fellet ein Regiment der Tyllischen vmb 12 Vhr Mittags außer den Lauffgraben die Stadt mit grossem vnaußsprechlichen Geschrey an dreyen Orthen an, als für dem Newen Thor bey der niedergelegten Zingel, welche in der ersten furie bei der Zingel biß auff den Wall kamen, aber von den Königschen mit verlust vieler Tyllischen wieder abgetrieben worden, für dem Friedlandischen Thore, vnd dann bey der Bresche, und würden alle abgeschlagen, bald darauff continuirt das ander Tyllische Regimente den Sturn, würden auch von den Königschen abgeschlagen, dieser secundiret das dritte regiment, in dessen recolligirten sich beyde vorige mit großem verlust vieler Tyllischer, die in den ersten beyden Stürmen einbüßeten, abgetriebene Regimenter, vnd fielen mit eußerster Macht an, worzu sich auch viele von Reuterey mit haben gebrauchen lassen, vnd eroberten den Wall an dem Friedlandischen Thor, welchen Post der Oberste Kniphusen und Capitän Pluch defendirten, vnd ob wol der Capitäin Plug schon zweyers geschossen, vnd hart blessiret, hat er doch mit einem Schlachschwerdte sich lange gewehret, vnd viele auffsteigende Tyllischen Soldaten niedergematzet, biß er auch endlich mit einer Mußqueten=Kugel durch den Kopff geschossen, vnd todt zur Erden gefallen, vnd haben die Tyllische die Königsche Soldaten zwischen zwo enge Mawren getrieben, vnd dergestalt darunter gemetschet, dass man in einem Platz etwa dreißig oder viertzig Schuch in der circumferentz[15] begriffen, zweene vnd neuntzig Personen vber einander todt hat ligend gefunden, wie man auch bey begrabung der Erschlagenen zwischen dem Friedlandischen Thore und Zingel, Leiche bei Leiche, abgehawene Feuste, Finger, Arme, Beine, Hirnschalen vnd andere Menschliche schampffierdte[16] Gliedmaßen gefunden“.[17]
[1] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.
[2] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 191ff.
[3] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 195.
[4] Geseke [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 253f.
[5] (Schloss) Neuhaus [LK Paderborn]; HHSD III, S. 671f.
[6] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 197.
[7] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.
[8] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.
[9] Münster; HHSD III, S. 537ff.
[10] Vechta [Kr. Vechta]; HHSD II, S. 461f.
[11] Wildeshausen [Kr. Oldenburg]; HHSD II, S. 492ff.
[12] STRAHLMANN, Wildeshausen, S. 7.
[13] Neubrandenburg [Kr. Neubrandenburg]; HHSD XII, S. 69ff.
[14] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 54/1631/2/35 (Kopie): Marazzani an Tilly, Fornau ?, 1631 II 13.
[15] circumferentz: Umkreis.
[16] abgetrennte.
[17] BOLL, Chronik der Vorstadt Neubrandenburg, S. 150; HACKE, Geschichte der Vorderstadt Neubrandenburg, 1. Teil, S. 124.