Piccolomini d’Aragona, Don Guiseppe Silvio Max, Graf von; Obrist [1623-6.3.1645] Don Guiseppe Silvio Max, Piccolomini,[1] Sohn des kaiserlichen Obristen Äneas Silvio Piccolomini, des älteren Bruders des kaiserlichen Generals Ottavio Piccolomini, Inhaber eines Regiments Kürassiere, ist am 6.3.1645 bei Jankau[2] gefallen.
„Jeder Obristleutnant wartete ungeduldig darauf, einmal ein eigenes Regiment zu führen. Auch Raimondo [Montecuccoli; BW] hegte diesen Wunsch und reiste im August dieses Jahres 1634 nach Wien, um das Regiment von 1000 Kürassieren zu erbitten, das sein Vetter Ernesto früher kommandiert hatte; der folgende Obrist Kronenburg [Cronberg[3]] war gefallen, das Regiment also frei. Aber leider hatte sich schon ein anderer herr darum beworben, der bessere Protektion hatte: er [Guiseppe; BW] war ein Neffe des Feldmarschalls Ottavio Piccolomini. Der Kaiser suchte einen Kompromiss und teilte das Regiment, das ja ungewöhnlich stark war; die eine Hälfte erhielt der junge Piccolomini, die andere aber nicht Raimondo, obwohl er unter den Bewerbern an erster Stelle stand, sondern ein anderes Protektionskind. Die Nachricht darüber stammt von Bolognesi, ist nicht völlig verlässlich“.[4]
Ottavio Piccolominis Informant Formarini hat am 12.3.1645 in Prag einen ausführlichen Bericht für seinen Gönner verfasst: Melchior von Hatzfeldt hatte vom Kaiser den Befehl erhalten, eine Schlacht zu liefern. Am 6.3. gegen 8 Uhr früh stießen beide Armeen bei Jankau, drei Meilen vor Tabor[5] in Richtung Prag, aufeinander. Götz wollte am rechten Flügel die gegnerischen Reihen durchbrechen, die Infanterie zerschlagen und sich der Kanonen bemächtigen. Die Schlacht dauerte bis ein Uhr nach Mitternacht, die Männer beider Armeen kämpften verbissen und wollten das Schlachtfeld nicht räumen. Die beiden Gründe der Niederlage sind einmal in der ungünstigen Stellung der Kaiserlichen, zum anderen in dem Umstand zu suchen, dass Bruay sich zu weit vorwagte, die Bayern am linken Flügel ihm nicht rechtzeitig folgten und die Kanonen nicht eingesetzt werden konnten, während der Gegner aus seinen günstig aufgestellten Kanonen die kaiserliche Kavallerie ununterbrochen beschoss. Anderen Ansichten zufolge hätten die Bayern grundlos zu lange gezögert. Der Gegner stellte auf seinem rechten Flügel 24 und auf dem linken 20 Reiteresquadronen auf und beließ 10 Esquadronen mit 9 Infanteriebrigaden zu 500 Mann in der Mitte. Götz am rechten Flügel setzte seine größten Hoffnungen in Ottavio Piccolominis Regiment sowie in das von Don Guiseppe Piccolomini. Dessen Pferd wurde jedoch jedoch unter ihm getötet, er selbst verwundet, den einen zufolge ebenfalls getötet, während die meisten sagen, er sei in Gefangenschaft geraten. In Prag ist Sergeant Pasquale aus dem Regiment Piccolomini mit 2 Kornetten und 100 gesunden und verwundeten Männern eingetroffen. Obristleutnant Krafft von Lammersdorff ist gefangen, 4 Kapitäne sind gefallen, vom ganzen Regiment blieben an die 200 Menschen am Leben. Pompeio erlitt zwei Beinverletzungen, Pallavicini einen Musketen- und einen Pistolenschuss in den Hals. Annibale Gonzagas Obristleutnant Warluzzel blieb auf dem Schlachtfeld, das Regiment verlor sieben Standarten. Ferner blieben Zuñiga und Trauditsch mit der ganzen beklagenswerten Infanterie auf dem Felde. Über Hatzfeldt, der viele Regimenter befehligte, gebe es ebenso wie über Werth und Bruay keine Nachricht und man glaube, sie hätten sich mit einer kleinen Kavallerieeinheit nach Tabor gerettet. Auf der Seite des Gegners fielen Arvid Wittenberg, Mortaigne [was in beiden Fällen nicht stimmte; BW], Johann Arndt von Goltstein, seine Verluste sollen die der Kaiserlichen übertreffen – sieben- bis achttausend. In Prag verbreitete sich die Nachricht von 7 Uhr früh an, da die ersten fliehenden Reiter erschienen; gegen 11 Uhr trafen dann 1.000 Reiter mit Marquis Bassano ein, der sich sofort zur Meldung zum Kaiser begab. Die Minister beschlossen, dass der Kaiser aus Prag abreisen sollte und so verließ dieser um 2 Uhr nachmittags Prag, seine Heimat und sein Königreich, das er durch seine Gegenwart hatte vom Feind befreien wollen, und bedeckte die Augen, die in Tränen standen, mit der Hand. Mit ihm entfernten sich alle Minister, viele Wagen und Reiter. Erst am Morgen des 8.3. machten sie in Pilsen[6] Halt, am 9. in Mies,[7] übernachteten in Haid[8] und erreichten am 10. die Obere Pfalz. Von dort wollten sie entweder nach Regensburg[9] oder Innsbruck[10] weiterreisen. Er, Formarini, habe sich ebenfalls zur Abreise entschlossen.[11]
Ferdinand III. schrieb am 12.3. an Gallas, wegen Mangels an Generälen überlasse er es seinem Gutdünken, ob Montecuccoli aus Schlesien abberufen und dort ein anderer Kommandant eingesetzt werden soll. Er wolle die Regimenter Kapoun und Wolframsdorf jetzt nicht nach Ungarn kommandieren, sondern überlasse es wiederum ihm, wo er einsetzen wolle; die Frage der Verteilung der Winterquartiere möge gleichfalls von ihm, Gallas, entschieden werden. Über alles, was das Königreich Böhmen betrifft, möge er die Stadthalter vertraulich in Kenntnis setzen und sich mit ihnen beraten. Er werde das Regiment Guiseppe Piccolominis nach dessen Tod an Montecuccoli und das Regiment des ebenfalls gefallenen Johann von Götz an Warlowski geben.[12]
Am 21.3. hatte Erzherzogin Claudia Ottavio Piccolomini informiert: Die Schlacht in Böhmen (bei Jankau) stelle zwar eine schwere Niederlage des kaiserlichen Kriegsvolks dar, doch müsse man andererseits zugeben, dass der Gegner, und besonders die feindliche Infanterie, schwere Verluste erlitten habe. – Im Folgenden wurde der Verlauf der Schlacht beschrieben: Götz trieb am rechten Flügel seinen Angriff mit solcher Macht voran, dass der linke Flügel des Gegners völlig versprengt wurde und die kaiserliche Reiterei bis an die feindliche Bagage heran kam; bei dieser siegreichen Attacke blieb Götz auf dem Felde. Am linken Flügel konnte auch Werth Erfolge verzeichnen, übersah jedoch die feindliche Reiterreserve, die unvermutet vorstieß und die Infanterie vernichtete. Nach dem Tod ihres Kommandanten tat die Reiterei am rechten Flügel nicht anderes als Beutemachen. Hatzfeldt und Bruay wurden gefangen genommen, Obrist Guiseppe Piccolomini fiel, die Schweden verloren Arvid Wittenberg und Mortaigne – was allerdings nicht stimmte. Die beiderseitigen Verluste an Gefallenen würden auf 10000 geschätzt. Torstensson blieb Herr des Schlachtfeldes, hielt sich weitere drei oder vier Tage am Ort auf, um sein Heer zu reorganisieren und seine 3000 Toten zu begraben. Der Kaiser ließ Schlick, Gallas und H. Colloredo in Prag zurück und befahl die Herausgabe von Waffen an die Bürger; so entstand eine Truppe von 7000 zur Verteidigung entschlossenen Männern. Der Kaiser fuhr nach Pilsen, um die Reste der versprengten Armee zusammenzuziehen und entsandte Erzherzog Leopold Wilhelm zu dem gleichen Zweck nach Linz.[13] – Diese Informationen habe sie unter dem Datum des 15. März aus Wien erhalten.[14]
Piccolominis Regiment wurde Montecuccoli übertragen.
[1] Vgl. die Erwähnungen bei HARRACH, Tagebücher.
[2] Jankau [Jankov, Bez. Beneschau]; HHSBöhm, S. 226.
[3] Cronburg starb am 3.8.1634 in Regensburg an der Pest !
[4] SCHREIBER, Montecuccoli, S. 32.
[5] Tabor [Tábor]; HHSBöhm, S. 592ff.
[6] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.
[7] Mies [Stříbro, Bez. Tachau]; HHSBöhm, S. 372f.
[8] Haid [Bor, Bez. Tachau]; HHSBöhm, S. 183f.
[9] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[10] Innsbruck, HHSÖ II, S. 500ff.
[11] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 531.
[12] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 528
[13] Linz; HHSÖ I, S. 66f.
[14] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 542.