Piccolomini-Pieri, Ottavio Fürst P. d’Aragona, Herzog von Amalfi (I); Feldmarschall [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien] Es ist nicht bekannt, mit wem Ottavio Piccolomini [Picoloni, Picolomnini, Bicolomini] in 1. Ehe verheiratet war, in 2. Ehe war er seit 1636 mit Dorothée-Caroline de Barbançon-Arenberg [ -1642], in 3. Ehe seit 1651 mit Benigna Franziska von Sachsen-Lauenburg-Ratzeburg [10.7.1635-1.12.1701] in Wien; ihre Eltern waren Julius Heinrich, Herzog von Sachsen-Lauenburg-Ratzeburg, und Magdalena von Lobkowitz.
„Die Piccolomini zählten zu den bedeutenden italienischen Adelsgeschlechtern des mittelalterlichen Roms. Im 14. Jahrhundert waren sie nach Siena übersiedelt und gewannen auch hier schnell an Einfluß. Mit zwei Päpsten – bedeutend der eine, Enea Silvio Piccolomini als Pius II. [1458-1464], und dessen Neffen Francesco Todeschinni-Piccolomini [1439 – 1503] als Pius III. – errang die Familie europäische Bedeutung. Da störte es nur wenig, daß der letztere 1503 als Produkt enger verwandtschaftlicher Beziehungen auf den römischen Stuhl gelangte und in nur 26 Tagen Pontifikat kaum Geschichte als Papst schreiben konnte. Im übrigen wußte man auch außerhalb der italienischen Staaten und Höfe, dass Pius II. solchen Familiensinn mit vielen Kirchenfürsten teilte.
Der päpstliche Onkel hatte Francesco schon als 21jährigen zum Bischof von Siena geweiht und ihm den Kardinalspurpur gesichert. Der auf ihn folgende Julius II. war wiederum einer päpstlichen Nepotenwirtschaft entsprossen und setzte seinerseits die Traditionen fort. Piccolomini folgten nun nicht mehr zu höchsten geistlichen Ämtern, blieben aber noch mächtig“.[1]
Fra Ottavio Piccolomini wurde im gleichen Sternbild wie Wallenstein[2] geboren, hatte jedoch unvergleichlich mehr Glück als sein Förderer. Er hatte zwar nicht die Visionen und Zielstellungen Wallensteins, aber er war offenbar bis ins (relativ) hohe Alter kerngesund, sehr diplomatisch, militärisch außerordentlich befähigt, kaisertreu, pragmatisch und ist auch nach militärischen Niederlagen kurze Zeit später immer wieder auf der Seite der Sieger zu finden. Und er stammte aus gutem, altem italienischem Adel. Ottavio Piccolomini wurde als Sohn des Priors von Pisa, Sylvio Piccolomini, am 11.11.1599 geboren. Er war von Galilei, damals Mathematikprofessor in Genua und Hauslehrer der Piccolomini, erzogen worden. „Fra Ottavio“ nannte er sich nach dem geistlichen Ritterorden St. Stephan zu Pisa.[3]
Ein derartiger Stammbaum erleichterte meist auch die militärische Karriere. Unter diesen Vorzeichen begann seine militärische Laufbahn schon mit 15 Jahren. Piccolomini war bereits mit 16 Jahren in spanische Dienste im spanischen Regiment des Obristen Geronymo Ro im Savoyischen Krieg getreten,[4]wohl als Freiwilliger (»venturiere«) „con una picca“ dienend.[5] Er war beteiligt an der Belagerung und Einnahme der Stadt Vercelli. Nach dem Friedensschluss lebte er in Florenz. Man kann unterstellen, dass er dort mehr Lebensart und Geschmack vermittelt bekam als gemeinhin die deutschstämmigen und schwedischen Feldherrn mitbrachten.
Wahrscheinlich nahm er auch am „Uskokenkrieg“ teil. Bereits 1615 hatte sich die Signoria von Venedig zu einer militärischen Aktion gegen die von habsburgischem Territorium aus operierenden Uskoken[6]entschlossen und auch im Reich Söldner anwerben lassen. Auf der Gegenseite wurde Erzherzog Ferdinandvon spanischen Hilfstruppen aus Flandern unterstützt, unter anderem kommandiert von Dampierre. In diesem Krieg traf er wohl auch auf den nüchtern berechnenden Aldringen, den hochintelligenten, aber im Genießen unmäßigen Gallas[7]und auf seinen späteren grundehrlichen Kampfgefährten Geleen.[8]
Im Jahre 1618 stellte Großherzog Cosimo II. von Toskana dem Kaiser 500 Kürassiere zur Verfügung. Eine Kompanie dieser Reiterabteilung führte Piccolomini zusammen mit seinem Bruder Eneas als Rittmeister zu und diente zunächst unter Marradas im südlichen Böhmen. Damit war er im großen Krieg von Anfang an dabei. Im August 1619 fiel sein Bruder bei Moldauthein.[9] Gleich zu Beginn – es ist nicht sicher, ob es in der Schlacht am Weißen Berg ist, aber wahrscheinlich – zeichnete sich Piccolomini so eindrucksvoll aus, dass er dem kaiserlichen Heerführer, Graf von Bucquoy, auffiel. Nach dem Tode Bucquoys führte er sein Regiment von Neuhäusel[10] zurück und wurde vom Kaiser wegen erwiesener Tapferkeit vor dem Feind zum Kammerherrn ernannt.
Wie der Zeitzeuge Jost Maximilian von Gronsfeld in seinen Anmerkungen zu Wassenbergs[11] 1647 erneut aufgelegten „Florus“ festhielt, war Colloredo beim bekannten Sturm kaiserlicher Truppen auf Pressburg[12] dabei. Nachdem der Plan Dampierres, Pressburg schon am 28.9.1620 durch Zerstörung der Schiffsbrücke anzugreifen, nicht zu verwirklichen war, hatte er vor, seine Streitkräfte zu verstärken[13] und Stadt und Schloss nicht durch eine aufwendige Belagerung,[14] sondern durch einen nächtlichen Überraschungsangriff einzunehmen. Er teilte das Heer in zwei Abteilungen: Den linken Flügel kommandierte er, den rechten Collalto. Die Hauptgruppe fuhr „vom Closter Newburg[15] mit dem gantzen anholtschen Regiment / ohne Schiffleute die Donau hinunter“.[16] Die mit Geschützen und Lebensmitteln be- und wahrscheinlich auch überladenen Schiffe sollen bis Theben[17] gebracht worden sein. Von dort aus sollten die Truppen des linken Flügels unter Dampierres Kommando nach Pressburg vorstoßen. Der Plan misslang allerdings, da die Schiffe sanken.[18] Sehr anschaulich wird von dem Augenzeugen Gronsfeld die Fahrt beschrieben. Es gab keine erfahrenen Schiffsleute, so dass „noch bey hellem Tage / gegen Abend / wie man unter der Wiener Brücken durchfahren sollen / daß alsbald das Schif / da die Ingenieurs Munition und mehrerntheils Petarden eingewesen / an die Brücken gescheitert / und alles ersoffen / vnd daß stracks darauf ein ander Schif mit 100 Mann beladen / vnter der Brücken auf die schiffmühlen getrieben / das Schiff gleichfalls zu grund gangen / vnd der grössere theil der Soldaten ersoffen / vnd weil die Thonau sich dorten in vnterschiedene Insuln vnd Stamge zertheilet / deren etliche gar vmb die grosse S. Andreae Insul oder Schutte herumber gehen / vnd nicht ehender den rechten Flügel wieder erreichen / biß naher Raab[19] vnd Comorra[20] / vnd den Soldaten / so die Schiff auß mangel der Schiffleuten guberniret / dieses nicht wissend gewesen / ist erfolget / daß mehrentheils Schiffe hin vnnd her auff dem Sand bestecken blieben also daß der Graff Dampier endlich gar allein mit seinem Schiff / darinnen der Graff [Ernst; BW] Montecuculi / Coleredo [Rudolf v. Colloredo; BW], Don Pietro Aldobrandini, Graf Ernst von Hohenzollern[21] / der Obrister Wachtmeister Matthias Gallas[22] / vnd ich auch gewesen / fortgefahren“.[23] Gronsfeld beschrieb hier die geographischen Verhältnisse, dass sich die Donau teilt und dass ein linker Arm, die Kleine Donau, die Große Schütt umfasst, durchaus zutreffend; nur trennt sich die Kleine Donau erst einen Kilometer hinter Pressburg vom Hauptstrom und erreicht ihn erst wieder hinter Komorn. Doch darf bei seinen Berichten nicht vergessen werden, dass er sie erst ein Vierteljahrhundert nach dem Sturm auf Pressburg niederschrieb.[24]
Die Stabsoffiziere baten Dampierre, oberhalb des von Bethlen vergeblich belagerten Hainburg[25] so lange zu warten, bis weitere Kähne nachfolgten. Ein Teil kam wirklich noch und Gronsfeld nahm auch auf der anderen Donauseite die Kavallerie des rechten Flügels wahr. Dieser Flügel, „das Colaldische vnd Coloredische Regiment zu Fuß / vnd etliche Truppen zu Pferdt / vnterm Commando des damaligen Obristen Leutenanten / hernacher aber gewesenem General Wachtmeister de Four,[26] das Fußvolck etwa ein par stunde zuvor zu Lande herunter gewesen / alles mit dieser außgetheilter Ordre / daß wann gedachter de Four vmb 1. Vhr nach Mitternacht auff der andern seyten bey der Stadt Lermen machen würde / daß alsdann Schloß / Vorstadt / stadt vnd Schiffbrücke auf dieser seyten zugleich angefallen werden sollte“.[27] Der rechte Flügel ging weisungsgemäß vor, doch konnte Dampierre wegen der verunglückten Zillen den Angriffstermin nicht einhalten. Es dämmerte bereits und man bat Dampierre, den Angriff zu verschieben; die Schlossbesatzung sei bereits durch den Kavallerieangriff gewarnt. Dampierre lehnte dies ab, da er auf die Unterstützung des kaisertreuen Pálffy hoffte, der die Krone verwaltete und Bethlen über seine Einstellung zu täuschen glaubte. Nach seiner eigenen Darstellung hatte Gronsfeld 200 Musketiere unter seinem Kommando.[28] Abermals, so berichtet er weiter, bestieg man zwei Zillen; diese kenterten, und die Mehrzahl der Soldaten ertrank. Als man dennoch die Angriffsvorbereitungen fortsetzte, geriet man vom Kastell ‚Kitze'[29] her unter Geschützfeuer, was Gronsfeld als „Schickungen Gottes des Allmächtigen“ ansah.[30] Mit dem Erschießen Dampierres und dem Abschneiden seines Kopfes enden im Wesentlichen die ungarischen Quellen über den Sturm auf Pressburg; in einigen wird noch ergänzend berichtet, wie Bethlen den Toten in der Franziskaner-Kirche prächtig aufbahren ließ.[31] Gronsfeld selbst teilt mit, wie er Dampierres Tod gemeldet und den ligistischen Obristleutnant Ernst Georg von Zollern um Verstärkung und Munition gebeten habe. Daraufhin erhielt er den Befehl, sich zurückzuziehen und Dampierres Leichnam mitzunehmen, „darüber der Feind mit 400 Mann außgefallen / mir dermassen (dz ich mich / auß obgedachte mangel / nicht defendiren können) zugesetzet / daß ich den Cörper zuverlassen gezwungen worden / den der Feind gleich bekommen / hinein geschleppet / den Kopff abgehawen / vnd über die Mawren herauß gezeiget / in welcher Occasion ich 3. schüsse auf meine Rundtaschen[32] / zwey durch den Federbusch vnd einen so mir die Backen gestreiffet / bekommen“.[33]
Besonders auffällig setzte sich Piccolomini 1623 bei Godin[34] in Mähren in Szene. Dort kämpfte er unter dem Kommando des Heerführers Marchese Hieronymus de Carafa gegen Bethlen Gábor, den Fürsten von Siebenbürgen. In diesem Jahr wechselte er auf den spanischen Kriegsschauplatz in den Niederlanden und diente Philipp IV. von Spanien vor Breda.[35]
Bereits 1625 war Piccolomini Obristleutnant und zog mit 500 kaiserlichen Reitern zum Entsatz der Stadt Breda. Im selben Jahr kämpfte er zusammen mit Pappenheim[36] in dem Spanisch-Florentinischen Krieg gegen Spanien und Frankreich. In der Schlacht bei Asti[37] zeichnete er sich aus und wurde u. a. auch deshalb nach Pappenheims Abzug ins Reich vom Gouverneur von Mailand, Gonzalo Fernandez de Córdoba, mit der Führung des Pappenheim’schen Regiment betraut.
Nach Friedensschluss kehrte Piccolomini 1627 ins Reich zurück und brachte 1.000 Reiter, mit denen er sich unter das Kommando Wallensteins[38] stellte, mit. Für Golo Mann war er der „Beutemacher, aus großem Haus, zuerst in spanischen und in toscanischen Diensten, zählte neunundzwanzig Jahre, als Wallenstein ihn übernahm; ein schöner Jüngling, ehe er fett und gemein wurde, ein Reiterführer von Verwegenheit und Können“.[39] Er wurde zum Obristen der Leibgarde des Herzogs ernannt. „Wie einst die Piccolomini der Papstzeit förderte Octavio auch sofort seinen Neffen Silvio. Fortan diente in Wallensteins Garde ein zweiter Piccolomini. Für Octavio hatte sich im übrigen auch der päpstliche Staatssekretär, Kardinal Francesco Barberini, persönlich in Briefen an den Kaiser und den Herzog von Friedland eingesetzt. Sie waren in der Tat noch immer eine bedeutsame Familie, die Piccolomini. Und ihre Söhne wußten zu verdienen. Octavio, der Obrist und Kommandant der Garde, erhielt von Wallenstein »doppelte Unterhaltung«“.[40]
Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe[41] erwähnt Piccolomini in seiner „Thüringischen Chronik“: „Den 15. [25.; BW] September [ ist abermahl der Oberste Picolomini mit 500 keyserlichen Reitern in den Erfurtischen[42] Dorfen ankommen und aldar 8 Tage stille gelegen, darumb wir abermahl in Fürchten gewesen“.[43]
Ein Verzeichnis des Amtes Heldburg[44] enthält die anlässlich des Durchzugs und der Einquartierung zu Streufdorf[45] und Stressenhausen[46] von 4 Kompanien kaiserlichen Kriegsvolks zu Roß unter Piccolominis Kommando am 21. und 7.9. [a. St.] 1627 entstandenen Kosten.[47]
Piccolomini zog im November 1627 unter dem Kommando Arnims nach Pommern. Arnim hatte von Wallenstein den Auftrag, Mecklenburg und Stralsund[48] zu erobern. Piccolomini machte sich bei diesem Feldzug bei Wallenstein unbeliebt: Bei einem Tumult in der Stadt Stargard[49] 1627 wurde sein Trompeter erschlagen. Seine Reaktionen gegenüber der Bevölkerung waren – vorsichtig ausgedrückt – unverhältnismäßig, nach dem Armeeinspektionsbericht sollen sie wie „Türken und Tartaren“ gehaust haben.[50] „In Stargard in Hinterpommern, Piccolominis Standort, klagten die Menschen bald über die zupackende Art des Italieners, seinen »Unterhalt« mit gepanzerter Faust einzufordern. Ohne wertvolle Zeit zu verlieren und im Hauptquartier seines Feldherrn nachzufragen, erlegte er den Stargardern sofort eine Zahlung von 30.000 Talern auf, ein Verfahren, das selbst Wallenstein mißfiel. Obrist von Arnim hatte zu untersuchen, ob der Sienese »gestraft« werden müsse, so die Weisung des Friedländers (Hallwich, ADB, 96). Es zeigte sich rasch, daß die Piccolomini einflußreiche Freunde nicht nur in Rom und Siena hatten. Hofkriegsratspräsident Collalto, der schon seinerzeit Octavio Piccolomini Wallenstein empfohlen hatte und der schon zu anderen Zeiten viel Verständnis für die Requirierungen seiner Offiziere aufbrachte, erwirkte umgehend einen Pardon für den allzu forschen Beutemacher. Der Friedländer beugte sich dem Wiener Druck, beförderte den Italiener zum Obristen »zu Roß und Fuß« und unterstellte ihm ein Reiter- und Infanterieregiment. Die »Vergebung« Friedlands und die Beförderung kamen kaum zufällig. In jenen Tagen nämlich war Octavios Bruder Ascanio zum Erzbischof von Siena geweiht worden, eine auch in Zukunft sehr förderliche familiäre Verbindung des Soldaten in »Wallensteins Lager«. Zunächst blieb offen, wer mehr profitierte aus dem nun einsetzenden, bald ausufernden Briefwechsel des Gardekommandanten mit den Vettern Papst Urbans VIII., Wallenstein oder Rom. Der Generalissimus jedenfalls nutzte seinerseits Octavio Piccolomini mehr als Sekretär denn als Militär“.[51]
Wallenstein beauftragte deshalb Piccolomini in den nächsten Monaten vorrangig mit diplomatischen Missionen, z. B. Verhandlungen und Abstimmungen mit dem Herzog von Pommern und Arnim.
Aber schon 1629 kommandierte Piccolomini 5.000 Mann Kavallerie, darunter 1.000 Kürassiere, die er selbst geworben hatte. Eine derartige Kerntruppe von 1.000 schweren Reitern war in damaliger Zeit ein erhebliches militärisches Potential, das übrigens seine Wirkung später bei Lützen[52] unter Beweis stellen konnte.
Hofrat Happe hielt in seiner Chronik weiter fest: „Den 8. [18.3.; BW] März eine Compagnie keyserlich Fußvolck im Ambte Arnstadt[53] ankommen, lauter Italiener, soll des Generals von Friedtland Leibcompagnie sein. Die müssen und sollen wir auch neben den Reutern mit schwerer Contribution unterhalten und sind in Witzleben[54] gelegt worden“. […] „Den 24. März [3.4.; BW] ist die Compagnie Italiener keyserlich Fußvolck durch Greußen[55] gezogen und die Nacht zu Niederbösa[56] blieben. Den 25. März [4.4.; BW] sind sie nach Kelbra[57] kommen“.[58]
In der „10. Wochentlichen Ordinari Zeitung / anno [1]629“ heißt es: „Auß Pommern hat man / daß Obr: Picoloni die vornemme Päß Prin[59] vnd Gertz[60] einnemmen will / darzu er das Zeugkhauß zu Stargart auffbrechen / vil Stuck vnnd ander Munition darauß nemmen lassen / der Fürstl Obr: aber will sich wöhren“.[61]
„Im Frühjahr 1629 organisierte Piccolomini auftragsgemäß Vorbereitungen für den Marsch einiger kaiserlicher Korps nach Mantua.[62] Wallenstein sandte seinen obersten Gardisten im Herbst des Jahres mit sehr speziellen Briefen an Ambrogio di Spinola, Spaniens Feldherrn in Oberitalien. Nachdem Octavio im Dezember zurückgekehrt war, intensivierte der Herzog von Mecklenburg, Friedland und Sagan seine Bemühungen, den Krieg des Kaisers um Mantua so rasch wie möglich zu beenden. Piccolomini reiste als Sonderbeauftragter seines Feldherrn mehrfach zwischen dem Hauptquartier Wallensteins und dem Wiener Hof hin und her, trug die Friedensmahnungen im Gepäck und kehrte mit Beschwörungen Collaltos und Spinolas zurück. Der Generalissimus sandte neue Truppen und sicherte die Eroberung Mantuas“.
Bei Happe heißt es unter dem Juni/Juli 1629: „Demnach das keyserische unter dem Herrn General von Friedlandtt gehörige Kriegs Volck nun eine lange Zeit der Stadt Magdeburg[63] den Pass und alle Zufuhre gesperret und nichts hinein, auch nichts heraus lassen wollen, aus was Ursachen, ist mir unbewusst. Als sind etzlichen im Anfange dieses Monaths Juli die Bürger ausgefallen, etzliche hundert keyserische Soldaten nieder gemachet, auch etzliche Schiffe mit Getreyde und Gelde beladen, dem General von Friedlandt gehörig, auf der Elbe hinweg genommen und in die Stadt bracht. Dannenhero ein neu Kriegs Feuer leider aufgehet“.[64] „Den 21. [31.; BW] Juli die neuen Picolamischen Reuter ein Probstücke ihrer Tugend gethan, haben bey Rockensußra[65] einem Cramer beraubet“.[66] „Den 29. Juli [8.8.; BW] sind abermahls sechs Picolamische Reuter alhier zu Ebeleben[67] ankommen, denen wir gleichfalls Quartier geben müssen, sind auch nach Großmehlra[68] geleget worden“.[69] Happe hat auch genau aufgelistet, was jeder Teil der Grafschaft an Geld- bzw. Serviceleistungen aufzubringen hatte: „Die Gräffliche Sondershäusische Lini soll unterhalten: ½ Compagnien Picolominische Reuter in der Oberherrschaft und ½ Compagnien Picolominische in der Unterherrschaft.[70] Davon unterhalten 15 Dienst Pferd das Ambt Gehren,[71] 26 Dienst und Pagagi Pferde Arnstadt, 26 Dienst und Pagagi Pferde Clingen,[72] 27 Dienst und Pagagic Pferde Sondershausen,[73] 16 Dienst und Pagagi Pferde Ebeleben. Von der Arnstedtischen ½ Compagnien sollen logieren 9 Dienst- und 4 Bagagi Pferde zu Haßleben,[74] und werden von diesen noch 7 thlr 12 gl vor die Officier wie auch 13 ½ gl vor Brodt wochentlich nach Arnstadt entrichten, die andern sollen in der Unterschaft ferner logiert werden. Auf ein ieder Dienst Pferd soll gegeben werden wochentlich 1 ½ thlr 2/6 Metzen Hafer, 12 Pfund Heu, nothwendige Streu und auf einen Reuter täglich 2 Pfund Brodt, Butter […] , Licht, Holtz und Saltz, mehr nichts. Vor die Officier auf diese gantzen Compagnien soll monatlich gegeben 500 fl, den Reichsthaler zu 1½ fl gerechnet, darzu giebt 32 fl 9 gl 9 d das Sondershäusische und Clingische Theil wochentlich, thut monatlich 129½ Rthlr und ½ orth. Der Ebelebische Theil giebt wochentlich 9 thlr 6 gl 3 d Contribution, item [ebenso] 1 thlr und die Rationes Brodt nach Frankenhausen,[75] thut monatlich 41 fl – 1 gl. Summa so monatlich auf diese Compagnia: Aus dem Sondershäusischen, Clingischen und Ebelebischen Theil gegeben thut 170½ thlr. 4 gl tragen zu Gülden, als den Rthlr zu 1½ fl gerechnet: 255 fl 119 gl 6 d 1½ H [?]. Die andere Helfte gibt das Rudelstedische[76] und Franckenhausische Theil. Der Herr Cantzler bericht, dass das Arnstadtische Theil darzu nichts zu geben schuldig sey, stehet ferner nach Frage“.[77] „Den 28. August [7.9.; BW] sind unsere Picolominische Reuter alle von Großmehlra hinweg geführet worden, darüber wir hoch erfreuet“.[78] Happes Freude sollte nicht lange währen: „Den 5. [15.9.; BW] auf den Abendt sind unser Picolominische Reuter alle wiederum in diese Herrschaft kommen und ist der Ebelebnische Theil wieder in Großmehlra gewiesen worden“.[79] „Den 13. [23; BW] haben wir die böse Post bekommen, dass wir nicht alleine sollen diesem Winter mit Contribution, Futter und Mahl sollen unterhalten die 2 Compagnien Picolamische Reuter, die wir bishero unterhalben haben, sondern darüber noch eine Compagnien Reuter und eine halbe Compagnien Fußvolck, die wollen und können alle Monath mit achttausend [Reichstaler ?; BW] nicht unterhalten werden“.[80]
„Eine kaiserliche Abteilung unter Piccolomini fiel 1629 doch noch in Geldern[80a] ein, konnte den Fall der Festung s’Hertzogenbosch[81] aber nicht mehr verhindern“.[82]
1630 musste Piccolomini unter dem Kommando Collaltos, seinem Förderer und einem Vertrauten Wallensteins, in den Mantuanischen Krieg ziehen. In den ersten Monaten zogen allerdings seine 2.000 Reiter ohne ihn nach Italien; Piccolomini absolvierte eine Art Pendeldiplomatie zwischen Collalto und dem Kaiser in Regensburg.[83] Collalto wollte (angeblich) die Absetzung Wallensteins verhindern. Umsonst, wie sich nachher herausstellte.
In der „Continuation der Nürnberger (Augspurger) Zeitung“ wird aus Prag, 4.5.1630, berichtet: „Bei dem Herzog zu Friedland sind in Carlsbad[84] ein dänischer und mantuanischer Gesandter angekommen, die werden stattlich traktiert, sei auch der Obrist Piccolomini von da wieder abgefertigt, soll 8 Regimenter teutsch und welsch Volk zu werben, Patenta bekommen haben“.[85]
„Dieser Krieg, dennoch von Wallenstein nicht gewollt, brannte weiter. Darüber verstarb Spinola, der große Genuese in spanischen Diensten, am 18. November 1630 auch Hofkriegsratspräsident Rambold Collalto, Piccolominis Förderer. Da aber war der Friedländer auch für Octavio und Silvio Piccolomini nur noch Privatmann, zurückgezogen auf seine böhmischen Besitzungen“.[86]
In Italien selbst bewährte sich Piccolomini bei den Kämpfen um Goito[87] und Valezzo[88] und in diplomatischer Mission im Auftrag Collaltos. Seine Verhandlungspartner waren der Großherzog von Florenz, der Herzog von Savoyen und Spínola, der Gouverneur von Mailand. „Im Juli, 1630, erstürmen seine Generale die Festung Mantua. Mit feinstlicher Höflichkeit wird der Herzog [Karl I. Gonzaga; BW] von Nevers an seines Landes Südgrenze escortiert, in Ritterseite [Rittersitte ? BW] und in Rücksicht auf die Kaiserin, welche seine Cousine ist. Aber dann. Gallas, Aldringen, Piccolomini lassen den Feenpalast von 3000 Mann umstellen, um sich ungestört in ihm zu ergehen, trunkenen Auges. Die in 300 Jahren gesammelten Schätze werden geteilt wie unter Brüdern: die Gemälde und Statuen, die Prunkmöbel, Teppiche, Tapisserien, die Juwelen, das goldene Service, das Silberzeug – alles auf Wagen, die angeblich für den Kaiser bestimmt sind; aber sie gehen anderswohin. Das, wozu die Transportmittel der Oberen nicht ausreichen, nehmen am nächsten Tag die Unteren; tanzen in den Gewändern der Gonzaga-Damen um Feuer, werfen die kostbaren Manuskripte der Bibliothek hinein oder verhökern sie um ein paar Pfennige an solche, die es besser wissen – ein Vetter Aldringens soll der glücklichste Käufer gewesen sein – , geilen in den Weinkellern sich zu noch Schlimmerem auf; die Kirchen, die Klöster, die reichen Privathäuser, die Banken, das Ghetto geben Zeugnis davon … Nie hat Wallenstein selber dergleichen getan. Er hätte es nicht getan, auch wenn die Gelegenheit gewesen wäre. Ein tadelndes Wort über das Verhalten seiner Offiziere besitzen wir jedoch nicht. Als ihn die Nachricht Ende Juli in Memmingen[89] erreicht, hat er andere Sorgen. Auch macht er sich keine Illusionen über das, was seine Kommandanten vom Kriegführen erwarten. Unsererseits merken wir uns immerhin die drei von Mantua: Gallas, Aldringen und Piccolomini“.[90]
Während Gallas, Aldringen und andere Condottiere noch Mantua plünderten, hielt ihnen Piccolomini den Rücken frei; er beschäftigte die Franzosen im Piemont so intensiv, dass an einem Entsatz Mantuas nicht mehr zu denken war. Der Lohn war mager: Statt des Schatzes des Herzogs von Mantua gab es Lob von Collalto beim Kaiser und einen schriftlichen Dank des Königs von Spanien. Im Oktober 1630 griff Piccolomini die zum Entsatz der Stadt Casale[91] anrückenden Franzosen so heftig an, dass nicht nur das Pferd unter ihm erschossen wurde, sondern die Franzosen keine Möglichkeit mehr sahen, Casale zu halten und es an Piccolomini übergeben mussten. Dafür gab es nun vom Kaiser im Januar 1631 10.000 Taler Siegesprämie.
Im Juni des gleichen Jahres schloss Gallas am 6.4.1631 in Cherasco[92] den Vertrag über die Auslieferung befestigter Standorte. Damit wurde der Mantuanische Krieg beendet und der Herzog von Nevers mit dem Besitz von Mantua und Montferrat[93] belehnt. Zur Sicherheit des abgeschlossenen Friedens wurden die Obristen Piccolomini, Chiesa und Witzleben – ein Vetter Tillys[94] – als Geiseln in Ferrera[95] gestellt, Richelieu zur Sicherheit für den baldigen Rückzug der kaiserlichen Truppen überlassen.
„Damals hoffte der Obrist Piccolomini gleich vielen anderen Condottiere auf die rasche Wiederkehr Wallensteins. Selbst behauptete der Italiener, er empfände »auf der Welt keinen größeren Trost, als wenn der Herzog von Mecklenburg wieder sein früheres Commando übernehme«. Er wüßte nur zu gut, was er »der Güte und Leutseligkeit jenes Herrn schulde«, und sei begierig, »dies durch Thaten wahrer Erkenntlichkeit zu bezeugen« (Hallwich, ADB, 98). Ein Schönschreiber und Heuchler gewiß, und doch wartete auch Octavio Piccolomini in jenen Monaten ungeduldig auf den energischen Feldherrn. Es blieb in Ferrara bis Ende September 1631 interniert und folgte besorgt der Entwicklung auf dem deutschen Kriegsschauplatz. Seine familiären Informationskanäle sicherten ihm ein Höchstmaß an aktueller Informiertheit. Der schwedische Siegeszug beunruhigte ihn. In Venedig las und hörte er erste sichere Nachrichten über Tillys Debakel bei Breitenfeld[96] und setzte nun mehr noch als früher auf Wallenstein“.[97] Während seine Reiter im September 1631 bei Breitenfeld von den Schweden geschlagen wurden, war Piccolomini auf dem Rückweg nach Deutschland.
Bei Nürnberg[98] traf er auf das demoralisierte Heer Tillys und musste im Oktober bei Wertheim[99] gegen die vorrückenden Schweden den Rückzug antreten. Während das siegreiche schwedische Heer Bayern verwüstete, fiel verabredungsgemäß das kursächsische Heer in Böhmen ein. Piccolomini hatte zwischenzeitlich seine beiden Reiterregimente gesammelt und versuchte unter dem Oberkommando Gallas‘ die Sachsen zurückzudrängen oder wenigstens aufzuhalten. Im Winterquartier in Österreich hatte er seine Regimenter auf seine Kosten wieder aufgefüllt, ausgerüstet und kampffähig gemacht. Man kann davon ausgehen, dass die Kämpfe bei Breitenfeld, Nürnberg und Wertheim die Mannschaftsstärke der Reiterei halbiert haben. Wenn Piccolomini angenommen 1.000 Kürassiere komplett ausgerüstet und auch die entsprechende Besoldung gesichert hat, muss eine Summe von ca. 10.000 Talern angesetzt werden. Das ist eine Investition, die sich irgendwann amortisieren muss.
Ende September hatte sich Tilly nach der verlorenen Schlacht bei Breitenfeld in die Hamelner[100] Gegend zurückgezogen und schien auch gegen die Lipper nicht gerade freundlich gesinnt gewesen zu sein. In einem Brief ohne Unterschrift und Adresse hieß es: „ … lieber Vetter ! Gestrigs Tages habe ich von einem guten bekannten Mann verstanden, daß er von einem vornehmen Mann unter des Herrn v. Tilly Armee, der um die Sache wohl gewußt, daß den Soldaten die Grafschaft zu plündern erlaubet und freigestellt, welches mich zun Herzen, weiß der liebe Gott, sehr betrübet …“[101] „Am 15./25. November kündigte Oberst Bönninghausen an, daß er mit seinem Regiment, 11 Kompagnien stark, nebst 2 Kompagnien von Piccolomini und 1 Kompagnie Kroaten sich für kurze Zeit in Lippe einquartieren wolle und zwar nur in den Städten, offenbar weil es ihm wegen der Nähe der Feinde zu gefährlich schien, die Truppen auf dem Lande zu verteilen. Vergebens protestierten die Städte, allen voran wieder Lemgo,[102] welches sogar, wie es scheint, die Absicht hatte, sich mit Gewalt zu widersetzen. Der kaiserliche General [Jost Maximilian v.; BW] Graf v. Gronsfeld sah sich deshalb veranlaßt, folgendes Schreiben an Bürgermeister und Rat der Stadt zu richten: …. „Waßmaßen es die unumbgängkliche Notturft erfordert etliche Truppen in die Graffschaft Lippe zu verleggen, daß werden die Herren nunmehr nach Genüge vernommen haben. Ob nun woll wir zwar der trostlichen Zuversicht gelebet, sie würdten der Röm. Kays. Maytt. zu allerunterthenigstem Gehorsamb etwas von benanten Truppen in Ihre Stadt eingenommen haben, so müßen wir uns doch berichten laßen, daß sie sich ganz wiederwillig erzeiget, alle praeparatoria zu einer tefension (!) ins Werk gerichtet und sich in keinem unangesehen Ihres gnedigen Herrn selbst persöhnlich instendigen Anmahnens bequemen wollen, derohalben wir vor nöthig erachtet Sie hiemit zu verstendigen, daß diese Einquartierung nicht zu dem Ende angesehen, daß man Ihnen eine unleidentliche Last aufzubürden gemeinet, sondern allein damitt Ihrer Kays. Maytt. offenbahren Feinden daß offene Werben und Zutritt in etwas verbotten werden möge, auch woll leiden, daß die Einquartierung also gering seyn, alß wie Sie es selbsten gerne sehen und leiden mugen, dan sie sich im widrigen Fall woll zu versichern, wan wir Sie über Gebühr zu beladen gemeinet wehren, daß wir Ihr armiren weinig achten, sondern die Schlüßell zu Ihren Thoren bald finden würdten. Wir versehen uns aber gäntzlich, Sie werden zu solchen extremiteten keine Lust haben, sondern sich also bezeigen, wie Sie es gegen der Röm. Kays. Maytt. zu verantworten haben“.[103]
Die größten Siegeschancen garantierte Wallenstein, der auf Bitten des Kaisers erneut den Oberbefehl übernommen hatte. Piccolomini stellte sich sofort unter das Kommando des neuen Oberbefehlshabers und nahm auch die alte Vertrauensstellung als Kommandeur der Leibwache ein.
Zwischen dem 22. und 26.3. waren drei Kompanien der Regimenter Alt-Sachsen und Piccolomini über Waidhaus,[104] Schlicht,[105] Auerbach[106] und Pottenstein[107] gezogen.[108] Gemeinsam vertrieben sie die Sachsen aus Böhmen. „Die Rgt. z. Pf. Bredau [Breda; BW], Piccolomini und de Spagne [L’Espaigne; BW] kamen aus Sachsen, wo sie Oelsnitz[109] niedergebrannt hatten, am 1. September nach Weiden[110] und zogen zu Wallenstein“.[111] „Der neuernannte Generalissimus rief und beförderte viele seiner früheren Obristen zu Generälen. Piccolomini aber blieb, was er im Sommer 1630 gewesen war. Wallenstein unterstellte den Obristen seinem neuen General-Wachtmeister Heinrich Holk,[112] eine schwere Kränkung, wie der Italiener vermeinte. Der »dänische Günstling des Feldherrn war fortan der Lieblingsfeind des Octavio Piccolomini – und ein bißchen auch jener Herr, dem er noch unlängst unbedingt tatenreich seine Anhänglichkeit und Dankbarkeit bekunden wollte.
Zuneigung und Hingabe waren seine Stärke nicht, wie der Sienese bald offenbarte. Taten lagen ihm mehr, wenn sie sich auch und besonders in klingender Münze auszahlten. Während des sächsischen Verheerungsfeldzuges Heinrich Holks raubte auch Piccolomini fleißig zusammen, was er fortfahren konnte. Während jedoch der Däne weiter avancierte, beachtete der Generalissimus den subalternen Italiener auch jetzt kaum“.[113]
Am 2.9. waren Piccolominis Truppen bei Nabburg[114] und Schwandorf,[115] am 3.9. in Teublitz,[116] Saltendorf,[117] Kuntsdorf[118] und Katzdorf[119] erschienen.[120]
Piccolomini bildete auch mit zehn Regimentern die Vorhut beim Marsch auf Nürnberg. Nach den dortigen Kämpfen zog Wallensteins Heer nach Norden Richtung Leipzig.[121] Piccolomini hatte das Kommando über eines der vier Korps erhalten, aus denen sich das Heer zusammensetzte.
Am 16.11.1632 kam es bei Lützen[122] zu der für beide Feldherrn, Gustav II. Adolf und Wallenstein, entscheidenden Schlacht. Schon vor Beginn der Schlacht fiel Piccolomini dem Schwedenkönig durch seine augenscheinlich attraktive und glänzende Rüstung auf, in der er vor seinen Kürassierschwadronen Aufstellung nahm. Das Schicksal wollte es, dass Gustav II. Adolf mitten unter Piccolominis Kürassiere geriet. Einer der kaiserlichen Offiziere, Innocentius Bucela, erkannte den sterbenden Schwedenkönig. Ein Angriff der Schweden verhinderte, dass der König fortgebracht werden konnte. Das herrenlose Pferd, das gegen Mittag über das Schlachtfeld galoppierte, verbreitete bei den Schweden die Nachricht vom Tod ihres Königs. „Einer derjenigen, die über besondere Informationsmöglichkeiten verfügten, Silvio Piccolomini, notierte in seinen Aufzeichnungen, man habe seinen Onkel, Octavio Piccolomini, Wallensteins erfolgreichen Reiterführer, zu dem bereits ausgeraubten, halbnackten Körper geholt, doch sei der General unsicher gewesen, in dem Sterbenden tatsächlich den schwedischen König zu erkennen“.[123]
Am späten Nachmittag traf Pappenheim mit seinen Kürassieren ein und griff sofort die Schweden erfolgreich an. Piccolomini und Trčka unterstützten diesen Angriff, bei dem Pappenheim tödlich verwundet wurde. Bei Anblick des verwundeten Pappenheim wendeten seine Kürassiere die Pferde und flüchteten. Piccolomini ordnete die Reiterei neu und griff mit den Pappenheimern und seinen Kürassieren die Schweden erneut heftig an. Von dem sogenannten Blauen und Gelben Regiment der Schweden blieben nur ein Sechstel unverletzt.
Piccolomini ritt bei Lützen insgesamt sieben Angriffe, erhielt selbst sechs Verletzungen durch Musketenschüsse, fünf Pferde wurden unter ihm erschossen. Auch Wallenstein soll neben ihm verletzt worden sein – aber nur im Kriegsbericht an den Kaiser. Piccolomini und Trčka waren fast die letzten auf dem Schlachtfeld. Der Versuch, die Geschütze vom Schlachtfeld zu bergen, scheiterte an nicht mehr vorhandenen Zugpferden. „Es kann nicht bezweifelt werden, daß Piccolominis Attacken auf Wallensteins linkem Flügel schließlich die Zurückweichenden stoppten und dem gefährlichen Chaos gewehrt wurde. Der Reiterobrist wuchs wirklich zu dem der kaiserlichen Helden dieses blutigen Tages. Berechtigt wurde er daher am 31. Dezember 1632 von Ferdinand II.[124] zum General-Wachtmeister befördert. Das Glück des selbstbewußten Italieners wurde dennoch getrübt. Auf Wallensteins ausdrücklichen Wunsch ernannte der Kaiser Heinrich Holk am gleichen Tag zum Feldmarschall. Wieder fühlte sich der Ehrgeizige zurückgesetzt“.[125]
Piccolomini wurde mit dem Vorsitz des Kriegsgerichts beauftragt, das über das Verhalten von kaiserlichen Offizieren in der Schlacht bei Lützen urteilen sollte.[126] Nachdem Wallenstein in Lützen knapp einer Niederlage entgangen war, ließ er mit unnachgiebiger Härte Soldaten und Offiziere wegen Feigheit und Verrat aburteilen. Die Urteile sprach ein Gericht, das sich aus Justizbeamten und aus Offizieren zusammensetzte, die sich wegen ihrer Tapferkeit ausgezeichnet hatten; bewährte Offizieren, vom Oberst bis zum Wachtmeister, darunter so prominente Persönlichkeiten wie Piccolomini, Colloredo und Annibale Gonzaga. Es wurde nichts in die Anklage aufgenommen, was nicht durch Zeugen mehrfach bestätigt oder von den Beschuldigten selbst eingestanden wurde. Trotz beschwörender Beschwichtigungsversuche führender Offiziere ließ Wallenstein am 14.2.1633 in Prag dreizehn Offiziere, darunter auch Hofkirchen, Hagen und solche von angesehenem Adel, und fünf Reiter öffentlich mit dem Schwert hinrichten. Die Namen von 50 fahnenflüchtigen Offizieren wurden mit allen Zeremonien militärischer Entehrung an einen Galgen genagelt; das bedeutet: Todesurteil in Abwesenheit ![127] Bönninghausen hatte allerdings wegen der Fürsprache Holks bei Wallenstein – der ihm später aber zumindest die Beförderung verweigerte – keine Strafe erhalten.
Andererseits überhäufte Wallenstein diejenigen, die sich in der Schlacht bewährt hatten: Der Gesamtwert der Prämien für Tapferkeit soll sich auf fast 100.000 Gulden belaufen haben. Hinrichtungen auf dem Altstädter Ring in Prag waren ein normaler Vorgang. Diese Hinrichtung fällt nicht nur deshalb aus dem Rahmen, weil es eine Massenhinrichtung und Hofkirchen unter den Verurteilten war, sondern wegen eines Vorganges, der die damals gierig gaffende Menge stark bewegte: Unter den Verurteilten befand sich der 18-jährige Rittmeister Staitz von Wobersnau, „dessen noble Haltung und bestrickender Liebreiz dem Generalprofos während der Verlesung des Urteils Tränen entlockte“.[128] Die Richter hatten sich umsonst in Wien und München bemüht, für den Jüngling Gnade zu erwirken. Selbst ein so hart gesottener Typ wie der mit der Hinrichtung beauftragte Feldmarschall Holk war beeindruckt. Der junge Rittmeister sollte dem Rang entsprechend der vierte sein, der vor den Scharfrichter trat. Holk gab ihm den letzten Platz, immer in der Hoffnung, es könnte ein Bote mit der rettenden Nachricht der Begnadigung eintreffen. Als nun keiner kam, und der junge Offizier niederkniete, ging ein Aufschrei der Sympathie und des Protestes durch die gaffende Menge. Piccolomini hob den Arm und unterbrach die Exekution. Holk ritt über die Karlsbrücke zum Palast, um eine Begnadigung durch Wallenstein zu erwirken. Niedergeschlagen kam er mit den Worten „Es kann nicht sein“[129] zurück. Staitz von Wobersnau starb äußerlich gefasst und begleitet von Sympathierufen der Bevölkerung durch das Schwert. In einem Bericht dazu heißt es, dass er alle Umstehenden zu einem Mitleiden bewegte: „Man kann nicht genug beschreiben, wie dieser Cavalier so willig und bereit zum Tode gegangen“.[130]
In den „Rationes Das Kön. Maj. zu Schweden noch lebe“ vom März 1633 heißt es: „Zur Leippe[131] in Böhmen ist gesehen worden / wie folget: Achtzehen Licht / so brennent / beneben einer Kerzen in der Nacht auff der Kirchspitzen / vnd zweene Reuter / einer mit einem Besen / vnd der ander mit einen fewrigen Schwerd / so in der Stadt herumb gerand / gesehen worden. Gleich den Tag als der General Wallenstein zu Prage seine Officirer enthäupten lassen“.[132]
In dem „Relationbericht des Wallensteinischen und seines anhang tods verlauf“ vom 25.2.1634 hieß es: „Zum fünften ist auch zue merken, daß dieser armselige mensch, der Fridtlender, ist eben in dem monat, in der wochen und auf die jarzeit, da er die unbarmherzige execution zue verdeckung seiner schand, die er vor einem jare in der schlacht von Lützen mit den Schweden, da er dieselbige verloren, begangen hat, als wann die junge officier, die er hat hinrichten lassen, durch ir vorzeitige flucht wären daran schuldig gewesen, umb welcher ursach willen sie doch gleichsamb unschuldig gestorben, sonderlich der obrist Hagen und der graf Grogla [Broglia; BW] sambt einem jungen herrn von Wobersnau welche für gott und der ganzen welt protestirt und umb iren tod rechenschaft zue geben citirt haben, alweil er sich durch fürneme potentaten fürbitt und ersuchen, noch der billigkeit nach nicht hat wollen erweichen lassen“.[133]
Seit der Schlacht bei Lützen hatte Piccolomini offenbar das absolute Vertrauen des sonst sehr verschlossenen und eher abweisenden Wallenstein. Er nahm an den Waffenstillstandsverhandlungen Wallensteins mit dem sächsischen Feldmarschall Arnim teil. Bei einer dieser Verhandlungen wurde Prinz Ulrich III. von Dänemark [2.2.1611-12.8.1633] bei einem Gespräch mit Piccolomini von einem Jäger (Soldaten) Piccolominis erschossen. Der Hintergrund der Tat bleibt im Dunkel. Wallenstein bekam zwar Anfang Januar 1634 vom Kaiser den Auftrag, die Umstände des Todes des Prinzen zu untersuchen, bevor es aber zur Klärung kam, wurde Wallenstein selbst ermordet. „Im Sommer 1633 kursierte bei den Protestanten das Gerücht, daß Wallensteins Friedensverhandlungen nur eine Finte seien, um Arnim, Thurn und Prinz Ulrich von Dänemark, den Sohn Christians IV. und regierenden Herzog von Holstein, gefangenzunehmen und zu ermorden. Wallenstein hatte zu dieser Zeit die besten Beziehungen zum dänischen König, man sprach sogar davon, daß Prinz Ulrich die Tochter des Herzogs heiraten würde. Bei einer Zusammenkunft Arnims mit Wallenstein im Juli, an der auch der dänische Prinz teilnahm, wurde an Piccolominis Tafel vom Gastgeber vorgeschlagen, am nächsten Tag ein Scheingefecht zu arrangieren; während des Mahls leistete sich Piccolomini grobe Beleidigungen des dänischen Gastes. Bei dem Kriegsspiel tags darauf erschoß ein Jäger Piccolominis den Prinzen aus einem Hinterhalt. Der Mörder verschwand, der Fall konnte nicht geklärt werden. In Wallensteins nächster Umgebung wußte man, was von diesem »unglücklichen Zufall« zu halten war, die Protestanten im Reich sahen dagegen ihr Gerücht bestätigt. Gleichgültig, welche Motive Piccolomini zu seinem Haß gegen Wallenstein getrieben haben – seine Methoden hinterlassen den übelsten Geschmack auf der Zunge“.[134]
„Von dem hochgeschätzten Feldmarschall Piccolomini erzählte man sich außer seinen Kriegstaten manches wenig Ruhmreiche. Zwar schien er der vollendete Aristokrat, aus alter italienischer Familie. Man musste aber nur hinter seinen würdigen Gesichtsausdruck im festen Gesicht kommen, um zu erkennen, was der Herr Feldmarschall für ein Hollodri war. War es nicht nur von gemeinen Soldaten, sondern auch von höheren Offizieren bekannt, dass sie Weibsbilder in ihre Gewalt brachten und notzüchtigten, so war es besonders schändlich, so etwas vom Kavalier Piccolomini berichten zu müssen. Zu Bolkenhain[135] hatte er einer adligen Mutter die noch unberührte Tochter aus ihren Armen gerissen und sie einige Tage gierig und lustvoll penetriert. Das stärkte offenbar seinen kriegerischen Mut. Das arme Mädchen aber war in Tränen aufgelöst und das nervte ihn schließlich. So schickte er sie nach einigen Tagen mit 50 Dukaten zur Familie zurück“.[136]
Der Hofer[137] Chronist und Organist Jobst Christoph Rüthner [1598 – 1648] hält fest: „Ebenselbiges abends montags den 5. augusti kam generalfeldtmarschalllieutenant Holeki, obriste Hatzfeldt, Picolomini, Bredau [Breda; BW], Lamboji und Orosio Pauli mit allen ihren völckern allhier an. Der andern völcker march gieng auf Adorf[138] und Plauen,[139] und weilen niemandts von fürstlichen herrn beamten noch burgermeister und rathspersonen sich wegen besorglicher wegführung finden lassen wollte, hat obristen Hopffeldt[140] [al]so beym herrn apothecker logirt und diesen abend die obgemeldte obristen insgesamt bey sich zu gast gehabt.
Dienstags frühe den 6. augustii vor seinen aufbruch hinter[141] [sie] alle thoren und thürlein der gantzen stadt verbrennen, ingleichen die vor dem jahre bey dem Obern Thor gebauete brustwehr oder schanze demoliren und alles niederreißen lassen“.[142]
Holk beklagte sich während des 2. Einfalls nach Sachsen (1633) nach einer Inspektion des Hatzfeldt’schen Regiments, dass er „ ‚nicht genugsam der Offiziere zu Roß und Fuß Unfleiß berichten’ könne: Bredow habe nicht nach der Ordre gefragt und an einer Kanone keine Wache gehabt, Kanonen und Hauptquartier seien überhaupt ohne alle Wacht, Uhlfeldt nicht auf seinem Posten gewesen, und Piccolomini hätte ebenfalls niemand auf Wache geschickt. Er – Holck – wolle am nächsten Tage ‚inquirieren’, an wem die Schuld läge und den verantwortlichen Offizier beim Kopf nehmen. Er sehe liebe den Hals solcher Offiziere in Gefahr, als dass ‚unsere Ehre und Leben dergestalt in Gefahr gestellet werden’ “.[143]
Die Kurfürsten von Mainz[144] – das hier bei diesen gemeinsamen Konferenzen das Direktorium geführt zu haben scheint[145] – und Köln[145a] betrieben nach der verlorenen Schlacht der Kaiserlich-Ligistischen gegen die schwedisch-braunschweigisch-hessen-kasselischen Konföderierten bei Hessisch Oldendorf[146] weiter Gronsfelds Absetzung, der bisher im Weser-Bereich kommandiert hatte und sich anscheinend des Wohlwollens Wallensteins erfreute. Nach ihrer Auffassung hatte er wenig Erfolg auf dem niedersächsischen Kriegsschauplatz gehabt, aber manche Schlappe erlitten, was sich auch in Zukunft kaum ändern werde. Im kaiserlichen Lager hatte der wendige Gallas die Gunst der Stunde genutzt, gegen ihn vor allem bei Piccolomini intrigiert und ihm Untätigkeit vorgeworfen. Gallas hatte am 18.10.1633 aus Leitmeritz[147] an den am 19.10.1633 zum kaiserlichen General ernannten Piccolomini geschrieben, dass zum Schutz der Besatzungen viertausend Musketiere und tausend Reiter ausreichten; die restlichen Truppen sollten zu ihnen abrücken, da keinerlei Hoffnung bestehe, dass Gronsfeld etwas mit ihnen unternehmen werde.[148]
„Wahrscheinlich wußte der Generalissimus, daß Piccolomini weiterhin die Kurie über alle Vorgänge im kaiserlichen Feldlager informierte. Die Details aber mag er wohl nicht geahnt haben. Immerhin belegen die erhaltenen Papiere, daß Urban III., Frankreichs heimlicher Bundesgenosse, exakte Angaben über Wallensteins Heeresstärken aus der Feder des Italieners vorlagen. Es war nicht eben sonderliche Anhänglichkeit, die der Sienese solcherart Kaiser und Generalissimus bekundete, ein Spion der Kurie im böhmischen Hauptquartier Wallensteins.
Mehr Diplomat, durch vielfältige Kontakte mit einflußreichen Persönlichkeiten Roms, Wiens und Madrids verbunden, verstand Piccolomini früh, die Zeichen der Zeit zu deuten. Wallensteins sinkender Stern und die schnell wachsende Zahl seiner mehr oder weniger offen argumentierenden Gegner wurden von dem Sienesen kalkuliert und zielstrebig ausgenutzt. Mit kalter Berechnung intrigierte er über seine Mittelsmänner am Wiener Hof und formierte allmählich eine Verschwörung der Höflinge, Räte und ihm ergebener Offiziere gegen den Generalissimus und seinen persönlichen Feind Holk. Frühzeitig orientierte sich Piccolomini auf den ehrgeizigen, von seinen militärischen Fähigkeiten überzeugten König von Ungarn, Erzherzog Ferdinand. Wallensteins Friedensverhandlungen mit Sachsen, der angeblich vorbereitete Übergang ins kaiserfeindliche Lager im Spätsommer und im Herbst 1633, von dem die Gerüchte kochten, fundierten Piccolominis Anschläge zum Sturz des Böhmen. Wallenstein selbst öffnete sich nun allmählich mehr und mehr seinem heimtückischen, verlogenen Unterfeldherrn. Leichtfertig negierte der alternde und kranke Oberbefehlshaber Warnungen seiner nächsten Umgebung und wurde von Piccolomini schließlich erfolgreich genarrt“.[149]
Bei dem Mordkomplott gegen Wallenstein gehörte Piccolomini neben Gallas, Aldringen und einigen Drahtziehern, wie z. B. Caretto di Grana, zum harten Kern der Verschwörer. Er hatte nicht nur beste Verbindungen zum Wiener Hof, er lieferte dorthin nicht nur gezielt Informationen über vertrauliche Gespräche, Pläne und Handlungen Wallensteins. Piccolomini hatte einen Vorteil vor allen: Er besaß zu dieser Zeit das ungeteilte Vertrauen Wallensteins ! Dieses Vertrauen hatte objektive Ursachen: sein persönlicher Einsatz und seine Tapferkeit, vor allem in der Schlacht bei Lützen, und eine subjektive Komponente; er war unter dem gleichen Stern wie Wallenstein geboren. Das war für Wallenstein in letzter Zeit Grund genug, ihn in selbst so brisante Geheimnisse und Absichten einzuweihen, wie z. B. die Bündnisverhandlungen mit den Schweden. Piccolomini seinerseits tat alles, um Wallenstein bis zuletzt zu täuschen und gleichzeitig seine Verbindungen zum Hof auszubauen. Einerseits setzte er seine Unterschrift unter die Ergebenheitserklärung der Obristen gegenüber Wallenstein in Pilsen,[150] andererseits war er der erste, der – bevor Wallenstein ermordet war – schon an den König von Ungarn schrieb, um ihn auf die treu gebliebenen Diener des Hauses Habsburg aufmerksam zu machen und als das erlauchte Kriegsoberhaupt ins Feld einzuladen.
„Als Piccolomini Anfang Dezember in einem Schreiben an Gallas jenen Rückzug nach Böhmen in diskreten Untertönen verurteilt hatte – man könne die Reaktion in Wien und Bayern leider sich vorstellen – antwortete Gallas nach seiner Art, gutmütig vermittelnd. Das Wetter sei miserabel, unleugbar, und zum Kriegführen ungeeignet. Wenn die Herren Kritiker wüßten, was es kostete, eine solche Heeresmaschine zusammenzuhalten angesichts solcher Feinde, so würden sie anders reden. Was hülfen passionierte Gehässigkeiten da und dort ? – Octavios erste, zarte Andeutung hatte keinen Erfolg.
Den 3. Januar sah er im Auftrag Wallensteins den Generalleutnant in Großglogau.[151] Der General der Artillerie Rudolf Colloredo kam hinzu; ein Gespräch zu dreien. Was Piccolomini hier vorbrachte, weiß man ungefähr, aus seinem im März niedergeschriebenen Bericht. Und zwar dieses. Wallenstein ging um mit Verrat und Rebellion solchen Ausmaßes, wie er in der Welt Geschichten bisher unbekannt war. Octavio hatte es aus seinem eigenen Munde. Er wolle, so der Herzog, die Armee zum Feinde hinüberführen, die Erblande erobern, den Kaiser gefangennehmen, das Erzhaus ausrotten, nicht bloß in Deutschland, sondern überall und zumal in Italien. Dann werde er schier das ganze Europa neu ordnen: Neapel dem Nepoten des Papstes, Monferrat dem Herzog von Savoyen, Lucca und Siena dem Großherzog von Toskana, Mailand vielleicht an Venedig, vielleicht an Savoyen; für Frankreich Burgund und Luxemburg, Unabhängigkeit für Flandern. Dem König von Polen ein Teil Schlesiens, um ihn zu locken, machte er aber nicht mit, so würde man seine eigenen Calviner gegen ihn hetzen; ferner dann dem Grafen Trčka die Markgrafschaft Mähren, die Herzogtümer Glogau und Sagan,[152] samt allen Gütern des Fürsten Eggenberg, dem Grafen Gallas, Friaul dem Grafen Col-loredo, die Herrschaft Glatz,[153] das Herzogtum Teschen[154] und die Besitzungen Wilhelm von Slawatas aber ihm selber, Piccolomini. »So rasch war die Welt verteilt«. Ein äußerst gewagtes, schwieriges Unternehmen, hatte Piccolomini eingewendet, Wallenstein geantwortet: Nur der Anfang. Es gehöre nichts als Mut und Selbstvertrauen dazu; ginge es anders nicht, so würde er an der Spitze von tausend Pferden sein Glück versuchen. – Solches alles hatte Wallenstein leichthin geplaudert an einem jener Dezembertage, während derer er, nach Piccolominis eigener Aussage, an schwerer Trauer des Gemütes litt; während derer er übrigens krank lag und ein Pferd gar nicht besteigen konnte, jetzt nicht und nie mehr.
– – „Wien versuchte wenigstens später, volle Klarheit zu gewinnen: Wallensteins Verschwörung sollte dokumentarisch nachgewiesen werden. Butler versiegelte noch in der Blutnacht alle Akten und Schriftstücke in Wallensteins Kriegskanzlei, Piccolomini schickte anschließend das Material nach Wien. Ein einziges Dokument ist darunter, das den Hochverrat Wallensteins eindeutig beweist: die »Distributio Imperii in occultis literis Fridlandi post eius mortem reperta«, ein detaillierter Plan, wie das Reich unter Wallenstein und seinen Parteigängern nach der Rebellion aufgeteilt werden sollte. Das Schriftstück ist eine stümperhafte Fälschung, das erkennt man auch in Wien sofort. Die Autorschaft Piccolominis erkennt man erst später“.[155] – –
Es scheint, daß Gallas den Ausführungen Piccolominis gewisse Zweifel entgegenbrachte; nicht, vermutlich, weil er ihn für einen Lügner hielt, sondern weil die gewichtlosen Improvisationen Wallensteins ihm vertraut waren. Es scheint, daß Rudolf Colloredo glaubte, ganz und sofort, denn er bemerkte, man sollte »diesen Schelm geschwind erwürgen«. Der Rat blieb ungehört. Die drei Herren fanden zum Schluß es besser, oder behaupteten voreinander, daß sie es besser fänden, den Kaiser zunächst gar nicht zu unterrichten, damit nicht etwa überstürzte Maßnahmen die Katastrophe beschleunigten, die zu verhindern sie bestimmt wären; und daß Gallas versuchen sollte, den Herzog von seinen verworfenen Plänen abzubringen. Piccolomini kehrte nach Pilsen zurück. Als er nun dort von Wilhelm Kinsky erfuhr, was mit Frankreich, mit Schweden, mit den evangelischen Kurfürsten schon auf den Weg gebracht worden war, als er ferner zu bemerken glaubte, daß Wallenstein sich von ihm distanzierte und nicht so, wie er versprochen hatte, ihn auf dem laufenden hielt, erkannte er seine Pflicht anders als in Glogau. Geheime Boten schwärmten aus, um den Kaiser Ferdinand, den Grafen Oñate, den Nuntius Rocci zu informieren. Rocci fügte das Eine hinzu, was in Piccolominis eigener Relation fehlt, nämlich, daß Böhmen für Wallenstein selber bestimmt war. Was die Verteilung der Welt betrifft, so erhielt sie demnächst einige Zusätze und Korrekturen, zumal Piccolomini sich an das Erfundene im Detail unmöglich erinnern konnte; so daß dann Tirol dem Feldmarschall Ilow zugedacht war, Luxemburg nicht dem König von Frankreich, sondern dem Kardinal Richelieu persönlich, Salzburg dem Herzog Franz Albrecht [v. Sachsen-Lauenburg; BW] und so weiter fort. – um den 10. Januar wußte man in Wien Bescheid“.[156]
„Piccolomini, kaum aus Pilsen heraus, schrieb an Aldringen, dem bis dahin Uneingeweihten. »Es handelt sich um eine Totalrebellion gegen seine Majestät; auf allen nur möglichen Wegen bemüht der Generalissimus sich um Einverständnis mit dem Feinde. Ich habe mich mit vielen Anderen verstanden, wir sind entschlossen, im treuen Dienst für seine Majestät und die Religion zu sterben; die Weisheit Eurer Exzellenz wird allem vorzubeugen wissen; wenn ich Sie sehe, werde ich Sie von allem genauestens zu informieren nicht verfehlen.« Die mündliche Information wurde gegeben, den 26. Januar, in Ennskirchen[157] an der Donau. Wie gierig hörte Aldringen zu, wie schlug ihm das Herz zugleich bang und erwartungsvoll angenehm. Nun begann eine hektische Korrespondenz zwischen Piccolomini und Aldringen, zwischen Passau[158] und Linz.[159] Gallas kam als Dritter hinzu. Weil er jedoch seit dem 24. Januar sich in Pilsen aufhielt, fast drei Wochen lang, weil Adam Trčka niemanden mehr aus Pilsen herausließ ohne ein von ihm gegebenes Visum, weil man nicht wissen konnte, ob nicht irgendwo eine Briefzensur stattfinde, so, und noch aus anderen Gründen, waren die Schreiben des Generalleutnants vorsichtig gedeckt, zögernd und selten. Die beiden Freien, nur eine Tagereise auseinander, regalierten sich mit Boten hin und her. Der Freieste, Wichtigste war Piccolomini, und stolz darauf. »Das Geschäft wird so geführt, daß ich allein die Gefahr trage; in meinen gerechten Absichten vertraue ich auf Gott, auf ihm ruhen meine Hoffnungen.« Er war Wallensteins Günstling, konnte ihn also auf das schönste betrügen – Aldringen konnte es nicht. Der Herzog mißtraute dem. Gemocht, wie immer seine Fähigkeiten schätzte, hatte er den »von der Federprofession« nie; übrigens ihn nicht gesehen seit jener Trennung in Coburg,[160] Oktober 1632. Das folgende Jahr hatte allerlei Widrigkeiten zwischen dem Generalissimus und dem General gebracht, im Zusammenhang mit dem unglücklichen Deutschlandfeldzug des Spaniers, dann mit der Frage der Winterquartiere für Aldringens unbehaustes, halb ruiniertes Heer. Mit Taten konnte Aldringen die Hauptperson nicht sein. Mit Worten wurde er es noch mehr als Piccolomini; da zeigte er alsbald schneidende Klarheit.
Gallas, der Schwager Aldringens, war Witwer seit zwei Jahren und sehnsüchtig, aus diesem Stande herauszukommen. Sein Wunsch nach einer regulären Bettgenossin verstummte nicht, während er in Pilsen in der Falle saß und schwerste politische Sorgen hatte; das meinen die Leute fälschlicherweise, daß die Politiker an nichts anderes denken, als an die Politik. Nun war ihm berichtet worden, der Erzbischof von Salzburg,[161] Paris Lodron, verfüge über mehrere heiratslustige, passende Cousinen. Da Aldringens Bruder des Bischofs Erster Gehilfe war, sollten beide Brüder ihm die Schönste auswählen und die Brautwerber machen. In seinen Briefen an Aldringen, die Piccolomini vermittelte, ist abwechselnd von der Krise um Wallenstein und der erhofften Eheschließung die Rede.
Noch Anderes mischte sich in diese Korrespondenz. Es gab Briefe mit Adresse, Datum und Unterschrift; Briefe harmloser Art, wenn nicht für die Bewohner Österreichs, so doch für die Generale, Briefe, in denen es um die gewohnten Fragen der Gefährdungen an den Grenzen, der Quartiere, der Disziplin ging. Es gab Briefe zwischen Trčka und Piccolomini; blind von der einen Seite und abgründig falsch von der anderen. Es gab chiffrierte Briefe ohne Ortsangabe und Signatur, die handelten von dem Eigentlichen. In ihnen wurde Wallenstein nie mit Namen genannt, sondern nur »il« oder »il personaggio«, in den harmlosen aber »Seine Hoheit«. Es gab Briefe, die geheim waren und doch nicht ehrlich; die vielleicht vor Wallensteins Augen kommen durften, vielleicht sogar sollten, man weiß es nicht. Man weiß nicht, mit welcher Sicherheit in diesem lebensgefährlichen Spiel Piccolomini auf Gallas setzte. Hier konnte zunächst niemand niemandem trauen. Und der, der zu Allem den Anstoß gegeben hatte, Piccolomini, schwankte selber im Innersten, eine Zeitlang. Das mochte auch sehr schlecht für ihn ausgehen, und für diesen Fall galt es, sich zu wappnen.
Noch stärker schwankte Gallas. Er, am Orte selber, meinte bis in den Februar hinein, daß der Konflikt zwischen Kaiser und Generalissimus so arg nicht sei und daß er gütlich gelöst werden könne. An Aldringen, den 25. Januar: »Ich fand Seine Hoheit so wohlgesinnt, daß es keiner weiteren Ausführung bedarf; er sagte, er vertraue dem Feind ganz und gar nicht …« An Piccolomini, den 1. Februar: Entschädigung für Mecklenburg wolle der Herzog allerdings, Sicherheit für sich »und uns alle«, Befriedigung des Heeres, das hieß Geld; weiter reichten seine Forderungen nicht. Die Verhandlungen mit Sachsen anbelangend, so könnten fertige Verträge etwas anders aussehen als die extremen Gedanken, mit denen man an sie heranging … Seit wann er das heimliche Urteil, mithin auch seine eigene neue, schmeichelhafte Stellung kannte, weiß man nicht genau. Wahrscheinlich schon, als er die eben erwähnten Zeilen schrieb, denn in dem gleichen Brief heißt es: »Ich muß bitten, nichts zu überstürzen. Der Ratschlag 585 ist gut, wenn er von nicht interessierten Leuten kommt, und wenn zuerst die Ausführenden gefunden sind. Leicht ist es, dem Freund zu schreiben: Handle – wenn man selber am warmen Ofen sitzt.« Solang er sich im Hauptquartier aufhielt, war Gallas ein unsicherer Bundesgenosse; nicht bloß, weil das »lebend oder tot« ihm mißfiel, zumal ér selber lebend aus der Sache hervorzugehen wünschte, sondern weil er von gräßlicher Gefahr für Gott, Christenheit und Kaiser in Pilsen beim besten Willen nichts finden konnte. Wenn aber Wallenstein so abgründig bös war, wie Piccolomini behauptete, warum sollte er den Generalleutnant ziehen lassen ?
Er wollte ihn in Pilsen halten, aber nicht als Geisel. Trčka an Piccolomini, am 1. Februar: »Der Graf Gallas ist hier und billigt alles, was zwischen uns beschlossen wird. Arnim wird von Stunde zu Stunde erwartet; Graf Gallas wird vom Herzog keinen Urlaub erhalten, bevor die Verhandlungen mit Arnim beendet sind, und auch Eure Exzellenz wird über Alles unterrichtet werden.« »Eure Exzellenz seien versichert, daß Ihre Fürstliche Gnaden werden ohne Wissen, Willen und Billigung des Herrn Generalleutnant nichts tractieren, noch weniger etwas schließen …« Und Piccolomini möge genau die Aktionen des Herrn Aldringen beobachten; und möge so lieb sein, dem Herzog »ein Lägerl Veltuliner Wein« zu schicken. Piccolomini an Aldringen: Da ist Betrug im Spiel, il personaggio will Gallas betrügen und ihn selber auch. Es wäre klug, wenn Aldringen in Briefen nach Pilsen andeutete, wie wenig sympathisch ihm dieser Piccolomini sei; das könnte gute Wirkung tun. »Kurz gesagt, Dissimulation ist das A und O dieses Geschäftes … « – Indem sie Wallenstein der raffiniertesten Heuchelei verdächtigten, heuchelten sie selber mit einer Kunst, deren Gewebe auch der, der das Ende kennt, kaum noch entwirren kann.
Daß Piccolomini an Wallenstein und Trčka in den Tönen des liebenswürdigsten Biedermannes schrieb, versteht sich; es war der Kern des Spieles, in Wien wie in Linz und Passau. Warum aber an Gallas: hoch erfreulich, daß Seine Hoheit sich so vernünftig gebare und verständlich auch, denn habe man sich einmal vom Feinde betrügen lassen, so werde man es doch wohl nicht wieder tun. »Wenn Seine Hoheit und Eure Exzellenz es wünschen, bin ich bereit nach Pilsen zu fliegen, wenn Seine Hoheit die Ratschläge Eurer Exzellenz befolgt, so wollen wir den Herzog groß machen und den Feind schlagen, oder ihn zu Verträgen im Sinn Seiner Hoheit zu zwingen.« Eingehen auf die gutwilligen Zweifel des Adressaten ? Mißtrauen gegenüber Gallas ? Angst, aus der Katastrophe Wallensteins könnte am Ende doch nichts werden ? Warum an Aldringen, über dessen präzise Willensmeinung er nun wirklich keine Zweifel haben konnte, am 26. Januar: »Wenn das Heer befriedigt wird, wenn Seine Hoheit vom Hof jede Sicherheit erhält, so weiß ich wirklich nicht, welchen Grund er noch haben sollte, sich in ein Labyrinth zu stürzen, aus dem er nicht mehr herauskäme« ? Der Brief, mag man antworten, ist datiert und gezeichnet, also ostensibel. Warum dann in einem ungezeichneten, vier Tage später, die Bemerkung il personaggio könne seine schlimmen Chimären gar nicht durchführen ? Schlug dem Manne das Gewissen ? Ich glaube es nicht; den er hatte keines. Verzögerte er, mit auf und ab wogenden Gedanken, die allerdings in ihm waren, denn natürlich wußte er, daß die Verschwörung Wallensteins, die geplante Vernichtung Habsburgs und die Neuverteilung eine Chimäre war – verzögerte er, bis er sicher war des kaiserlichen Willens, auf den alles ankam ? Die Erklärung wäre annehmbar, wenn er nach dem durchschlagenden Erfolg seiner Wiener Intrige nun eiserne Entschlußkraft gezeigt hätte; gleich wird man sehen, daß er sie auch dann nicht zeigte. Der Geist dieses strebsamen Machiavelli-Jüngers funktionierte, wie die allermeisten Menschengeister: heute so, morgen ganz anders, übermorgen wie am ersten Tag. Sein Pech, daß Äußerungen, die er für den geheimsten Augenblick meinte, Jahrhunderte überdauerten.
Wollte Piccolomini die Folgen seiner großspurigen Anklage aufschieben oder verhindern, so hätte er sich nach Wien wenden müssen. Dort, für ihn freilich peinlicherweise, hätte er zu verstehen geben müssen, daß er die Dinge doch zu schwarz gemalt haben könnte. Nicht im Traum dachte er daran. Mit steigender Ungeduld erwartete er in den letzten Januarwochen das Echo auf sein eigenes Werk. An Aldringen: »Ich kann Eurer Exzellenz nicht verhehlen, daß ich der ratloseste Mensch von der Welt bin. Ich sehe, daß ich für die großen Dienste, die ich dem Hause Österreich leisten will, mit Undankbarkeit belohnt werde … « »Der Hof gibt mir keinerlei Nachricht … « »Vor mehr als vierzehn Tagen habe ich den spanischen Botschafter von allem, was in Pilsen geschieht, unterrichtet, und noch ist mir nicht die mindeste Antwort zuteil geworden … « Er schickte seinen politischen Adjutanten nach Wien, Fabio Diodati, Bruder des Obristen Giulio. Der kam als Träger guter Nachrichten zurück vom Grafen Oñate und vom Kaiser: es sei der höchste Wille, sich des Herzogs zu bemächtigen lebendig oder tot, per prigionar o per morte. Nun hätte Piccolomini froh sein können, er war es wieder nicht: »Ich kann nicht finden, daß unsere Sachen gefährlich genug stehen, um einen so gewagten Entschluß zu rechtfertigen; es ist ja gar nicht möglich, ihn zu realisieren, ohne daß der Hof vorher Maßnahmen träfe, um die unzufriedenen Soldaten loyal zu stimmen, damit sie die plötzliche Exekution billigen … « Geld, Geld, Geld mußte beschafft werden; er wiederholte die Warnung in fast jedem seiner Briefe. Er hatte ganz offenbar Angst vor der Aktion, die doch aus seiner eigenen, nur allzu buchstäblich geglaubten Denunziation so sicher folgen mußte, wie das Amen nach dem Gebet, Noch einmal mußte Fabio nach Wien: wie man sich die Ausführung den vorstellte ? Der Adjutant traf den Grafen Oñate außerhalb der Stadtmauern, in aller Heimlichkeit, vermutlich am 31. Januar; die Unterredung dauerte von 9 bis 1. Nach dem Bericht, den der Vertrauensmann am nächsten Tag an Piccolomini sandte, erklärte Oñate sich folgendermaßen. Höchste Eile tat not. Denn obwohl man sich bemüht hatte, das »Geschäft« streng geheimzuhalten, so wußten doch schon viele davon – zum Beispiel der Botschafter selber, der an jenem Tag offiziell noch gar nicht eingeweiht war. Wallensteins Spionagesystem war perfekt (Irrtum: er hatte keine Ahnung); erfuhr er von dem, was ihm drohte, so würde er sich nicht nur desto schleuniger den Feinden in die Arme werfen, sondern auch den Exekutoren – Gallas, Piccolomini, Aldringen – nach dem Leben trachten. »Nie mehr wird der Kaiser ihm vertrauen können, nie mehr werden Eure Exzellenz Seiner Hoheit vertrauen können.« Einen Minister, etwa Eggenberg, nach Pilsen zu schicken – den Gedanken hatte man erwogen – , war ganz unnütz; die dem Grafen Gallas erteilte Vollmacht, das Patent vom 24. Januar, genügte zu allem. Geld für die Truppen mußte man sammeln und bereithalten; jetzt aber es sehen lassen um Gottes Willen nicht. Gab man es Wallenstein, so gebrauchte der es für seine Zwecke; gab man es an andere Generale, so wurde des Herzogs lauernder Verdacht erweckt. Übrigens, fügte Oñate verheißungsvoll hinzu, würden ja demnächst gewaltige Vermögen zu konfiszieren sein, der Besitz Wallensteins und Trčkas. Das würde reichen zur Befriedigung der Armee, wie auch um alle Treuen zu belohnen. Welche Unannehmlichkeiten die rasche Hinrichtung auch mit sich brachte, sie wogen leicht verglichen mit der Gefahr einen totalen Ruins, die wuchs »mit jedem Tag, den dieser Mensch noch leben durfte«.
Man war in Wien entschlossener als in den Quartieren der Generale. Man unterschätzte wie gewöhnlich das Gefährlicher des Unternehmens, und zur Abwechslung mit einem guten, jedoch den Räten unbewußten Grunde: dem passiven, vereinsamten, vertrauensvollen Wallenstein beizukommen, sollte sich als schauerlich leicht herausstellen. Wie hatte Père Joseph vor einem halben Jahr zu den Gesandten des Heilbronner Bundes gesagt: »Des Herzogs von Friedland Herren und Meister sind so beschaffen, daß sie, was sie einmal entschieden haben, auch tun.« Die Entscheidung war gefallen und nichts mehr an ihr zu deuteln. Dem Ange-klagten, nun Verurteilten, wurde keinerlei Möglichkeit gewährt, sich zu verteidigen; das ging nun einmal nicht, und man beruhigte sich darüber. Zu dem Drang, Gott, Christenheit und Kaiser zu retten – gern wurde diese Dreiheit genannt – , kam ein anderes, was Oñate als Erster aussprechen wagte: nach der Tat würde es ungeheure Schätze zu verteilen geben. Die Hofkammer würde liquide sein, wie seit Menschengedenken nicht. Die Enteignung Wallensteins und der Trčkas würde noch einmal den vierten Teil von Böhmen unter den Hammer bringen; Werte irgendwo zwischen 10 und 20 Millionen Gulden. Dazu noch würde die lästige Frage nach dem »Ersatz für Mecklenburg« sich billig erledigen; was der Kaiser dem Herzog für Lieferungen aus Friedland[162] seit 1632 aufs neue schuldig geworden war, ebenso. Sicher doch, das war alles nur Nebensache, nur ein Begleitumstand. Wirklich nur Nebensache ? Traumhaft schöne Nebensache mindestens; und wer Friedland und Reichenberg,[163] wer Gitschin,[164] wer Nachod,[165] wer Opočno,[166] wer das köstliche Gestüte von Smrkowicz[167] wohl erhaschen würde, darüber grübelten lüstern die Verschworenen von Anfang an. – Trotz solcher prickelnder Erb-Erwartschaft bemühte Oñate sich, andere Geldquellen zu eröffnen. Er ließ italienische Ländereien, die der Krone Spanien gehörten, auf eigene Faust verkaufen; er schrieb nach Mailand, daß, um des Kaisers Soldaten zu bezahlen, eine Million Gulden her müsse; er hatte 200 000 in der Hand und hielt sie zurück trotz aller lästigen Bittsteller; nicht jetzt, danach würde man sie brauchen.
Noch immer zauderte Piccolomini. Was man ihm zumutete, war, nach Pilsen zu gehen, ohne Geld, ohne Waffen, und den Herzog verhaften oder ermorden zu lassen. Mißlang es, so war er selber des Todes sicherstes Kind. Gelang es, so konnte dennoch ein Aufstand der Soldaten neben manchem Anderen seine Laufbahn für immer ruinieren. Rechnender Politiker, der er war, verlangte er zwei Dinge: den direkten Auftrag aus Wien, anstatt der über Oñate und Fabio vermittelten Ermunterungen; einen Befehl von Gallas. Dann war die Verantwortung geteilt, und der Generalissimus des Augenblicks trug die schwerere. Solche Kalkulationen verbarg er hinter Redereien: zum Opfertod sei er bereit, wenn nämlich sein militärischer Vorgesetzter es von ihm forderte; das Schweigen des Herrn Gallas sei ein gutes Zeichen, die Krise entspanne sich, sie steigere sich jedenfalls nicht; ob Gallas nicht doch noch den Herzog von seinen bösen Gedanken abbringen könnte ? – Am Rande stehend, an den die Seinen in geblähter Wichtigkeit geführt hatte, mochte Piccolomini nicht springen. Vielleicht, argumentierte er mehrfach, könnte man Wallenstein die Augen öffnen, indem man die beiden sächsischen Unterhändler, Arnim und Lauenburg, ganz einfach in Stücke haute ? Der nicht streng völkerrechtliche Vorschlag wurde abgelehnt.
Unter diesen Umständen sandte der der Kaiser seinen Geheimen Rat von Walmerode noch einmal auf die Reise, mit der gewohnt offenen Schein-Instruktion und der gewohnten heimlichen. Walmerode brach am 30. Januar von Wien auf, am am 1. Februar durch Linz, ohne Piccolomini zu begrüßen – unbeholfen entschuldigte er es nachher mit purer Vergeßlichkeit – , hielt bei Aldringen in Passau sich vom 3. zum 6. auf, um dann einen Blitzbesuch bei dem Kurfürsten von Bayern zu machen. Maximilian erfuhr dabei das Geheimnis nicht. Aldringen erfuhr es, gründlich, und verfehlte nicht, es den Nachbarn in Linz wissen zu lassen. »Der Befehl des Kaisers ist ausdrücklich und unbedingt; der Bericht der Person aus Wien so klar, daß ich wirklich nicht weiß, wie man eine Aufschiebung der Exekution mit dem Gehorsam gegen den Kaiser verbinden kann … Herr Walmerode, als er sah, daß man die kaiserlichen Befehle nicht ausführen will, war schon im Begriff, nach Wien zurückzukehren; ich hielt ihn zurück bis zu einer Antwort Eurer Exzellenz, die wenn ich bitten darf, möglichst bald kommen möge …« Natürlich waltete Konkurrenz zwischen beiden Freunden, Aldringen und Piccolomini; wenn dieser es nicht machte. So würde es jener machen; und die Früchte ernten. Aus der Tatsache, daß Walmerode ihn gemieden hatte, mußte Piccolomini schließen, daß er, der so große Gnade erhofft hatte, jetzt beinahe schon in Ungnade war. Er stand vor der Wahl, seine Angst zu überwinden oder die Partie zu verlieren. Von Walmerode, man weiß nicht genau auf welchem Wege, nun offiziell, eindeutig unterrichtet, erklärte er sich wohl oder übel bereit zur Tat; nur müsse er über das wie und Wann noch von Gallas informiert werden und eine zweite Unterredung mit Aldringen haben. Die ersehnte Nachricht von Gallas kam am 5. Februar, und zwar in der Form einer Einladung Wallensteins: »Seine Hoheit hält es für wünschenswert, sich mit Eurer Exzellenz zu besprechen …« Das Treffen mit Aldringen fand am 6. in Peuerbach,[168] halbwegs zwischen Passau und Linz, statt. Am 8. begaben beide Verschworene sich auf die Reise nach Pilsen; Piccolomini im Ernst; Aldringen aber in der Absicht, nie anzukommen.
Gerade ihn hatte Wallenstein in Pilsen haben wollen, »sei es auch nur für einen Tag«; um ihn zu gewinnen oder unschädlich zu machen. Aldringen hatte sich entschuldigt mit Fußschmerzen und Kopfschmerzen wie er konnte; die Ausrede steigerte die Erwartung. Andererseits war ihm von Wien aus verboten, die Reise zu tun, ohne zuvor bei Hof anzufragen, ob er dürfe; was hieß, daß er nicht durfte, vermutlich im Interesse der eigenen Sicherheit. Er spürte auch keine Lust dazu; außer, er käme mit ein paar tausend Reitern.
Durch Ilow hatte Wallenstein sich zu jenem ersten unnützen Offizierskonvent bereden lassen; für einen zweiten gewann ihn Gallas. Für was ließ er sich nicht gewinnen durch jene, auf die er baute ? Er nickte; er sagte, ja, gut; er gab seine Unterschrift mit zitternder Hand. Der erste Konvent, insinuierte der Generalleutnant, sei doch gar zu unordentlich gewesen. Jeder Oberst sollte gehalten sein, eine Rechnung zu erstellen aller seiner Auslagen, alles dessen, was der Kaiser ihm schuldete. Man würde die Addition machen und einen Delegierten mit ihr nach Wien entsenden. Da hieße es dann: zahlen. Aber zahlen könnte Ferdinand nicht. Auf diese Weise hätte man Grund zur offenen Rebellion; und würde damit anfangen, den hochdotierten Müßiggängern, den Ministern und Höflingen, ihre Güter wegzunehmen … So will Gallas geraten haben. So erzählt Piccolomini; und Gallas billigte die Erzählung. Das heißt noch lange nicht, daß sie wahr ist, oder in jedem Detail wahr ist. Sicher aber stammte die Idee einer zweiten Versammlung von Gallas. Er wollte sie haben, um alle schon für die gute Sache gewonnenen Kommandanten nach Pilsen zu bringen, darunter zuerst und vor allem den Piccolomini; um dann des Kaisers Willen zu proklamieren und zur Verhaftung des Schuldigen zu schreiten.
Den 11. Februar kam Piccolomini mit einer Anzahl handfester Männer nach Pilsen. Begrüßung des Herzogs, zeremoniell zuerst, dann freundschaftlich. Begrüßung des Generalleutnants, im Zeichen einer anders gearteten Freundschaft. Besprechung der Lage. Man kam überein, daß es so doch nicht ginge. Die Garnison von Pilsen, auf die man zählte, war eben ausgewechselt worden. Man kannte die Gesinnung des größeren Teils der Armee nicht. Man beherrschte noch keine festen Plätze in Böhmen. »Darum beschlossen wir, den Befehl Eurer Majestät auf eine Weise auszuführen, die mehr Sicherheit bot.«“[169]
„Am 12. Februar verließ Graf Gallas die Stadt Pilsen; gänzlich ungehindert, mit Pferden und Wagen Wallensteins. Bald wollte er wieder da sein, zusammen mit seinem guten Freund, dem Feldmarschall Aldringen. Er suchte ihn im Schlosse Frauenberg[170] bei dem alten Marradas, traf ihn aber nicht, da Aldringen schon auf dem Weg nach Wien war – »ich bedauere das sehr, denn eine Unterredung zwischen uns ist notwendig, sie ist, würde ich sagen, über alle Begriffe notwendig; Eure Exzellenz mögen an nichts zweifeln, denn ich bin kein Dummkopf« – , holte ihn ein am nächsten Tag, traf ihn in einem Dorf Luschnitz bei Gratzen.[171] Wie er seine neue Freiheit genoß. Ein Befehl, noch aus Pilsen datiert, wurde an die Kommandanten geschickt, die man für zuverlässig hielt: »Kraft mir erteiltem Kaiserlichen Patent und bei Vermeidung Ihrer Kaiserlichen Majestät Ungnade, auch bei Verlust seiner Ehre, wolle mein Herr hinfüro keine Ordinanzen von dem Herzog zu Friedland noch dem Feldmarschall Ilow noch dem Grafen Trčka annehmen, sondern allein dem nachkommen, was ich oder der Kaiserliche Feldmarschall Graf Aldringen oder Piccolomini befehlen werden.« Zu den Auserwählten gehörte ein Oberstleutnant Mohra, der anstelle seines in Pilsen abwesenden Obersten, mit Namen Beck, in Prag ein Kommando hatte. Er sollte aber einstweilen den Befehl auf das strengste geheimhalten. Er tat so, die Anderen taten so; bis die Zettel, die sie in der Tasche trugen, ganz zerrissen waren und schier unleserlich“.[172]
Am 16.2.1634 hatte Gallas aus Frauenberg die Aussetzung der Befehle Piccolominis angeordnet, solange sich dieser in Pilsen befand. „Obwol in denen ausgefertigten des herrn generallieutenanten, herrn grafen Gallassen, patenten und ordinanzen under andern die erinnerung beschehen, daß auch des kaiserl. Veldmarschalken, herrn graven von Piccolomini, ordinanzen und befehlich angenommen und nachgelebt werden solle, so ist doch zu besorgen, als lang er sich noch bei dem herzogen von Friedland in Pilsen sich befindt, daß er gezwungen werden möchte, nach gemeldts herzogen befehlich und willen die ordinanzen auszuefertigen, dardurch manicher ehrlicher obrister und officierer verführt werden möchte. Derowegen sich alle und jede obristen, hoche und niedere officirer, auch menniglich wohl vorzusehen und dies in acht zu nehmen haben, als lang herr veldmarschalk, graf von Piccolomini, sich in Pilsen und bei dem herzogen von Friedland sich befinden würd, daß sie ganz keine ordinanz von ihme annehmen, viel weniger dem nachkommen. Wan er aber heraußen und zu Prag bei ihr kaiserl. maj. getreuen obristen, officier und regimenter sich befinden würd, wölle sich alsdann ein ieder nach seinen ordinanzen gehorsamblichen bequemen und alles das thun, was zue befürderung ihr kaiserl. maj. dienste geraicht, auch getreuen obristen und officieren gebürt und wohl ansteht“.[173]
„So wenig aber Gallas während seines langen Pilsener Aufenthaltes zu irgend etwas gezwungen worden war, so wenig wurde es Piccolomini; und als jene Warnung erging, war sie doppelt unnötig, denn Piccolomini aus Pilsen schon wieder weg. Er hatte dem Herzog weisgemacht, seine schleunige Abreise sei notwendig, um Gallas zu retten, dem vielleicht von dem verschlagenen Aldringen Gefahr drohe, um Gallas zur Rückkehr nach Pilsen zu überreden, um dann selber nach Linz zu gehen und sicher zu machen, daß die Regimenter in Oberösterreich sich pflichtgemäß verhielten. Wie Gallas erhielt er freundlichen Urlaub und eine von Wallensteins Karossen. Eigentlich zwar hätte er noch in Pilsen jene »Billetts« an die Obersten verteilen sollen, die zum zweiten Konvent sich zu versammeln begannen. Er traute sich wieder nicht. Von Opfergang und Opfertod keine Spur; aber draußen war er. Nach Linz eilte er, mit anderen Zwecken, und fand Gallas dort; man mußte ja Oberösterreich gegen eine erfundene Rebellion verteidigen. Um dem vor kurzem noch vergleichsweise milden, skeptischen Generalleutnant Lust zu weiterem zu machen, erzählte ihm Piccolomini, es sei Wallensteins nur zu deutliche Absicht gewesen, sie alle drei, Gallas, Aldringen, ihn selber, erdrosseln zu lassen. Gallas, der nicht wieder als Dummkopf erscheinen wollte, glaubte es: Il Conte Piccolomini dice che la mentee di questo scelerato era di farne strangular tutti trei. Weil es bekanntlich die prompteste Art ist, die Leute zu erdrosseln, indem man ihnen Wagen und Pferde schenkt und sie fahren läßt, wohin immer sie fahren wollen. Piccolomini log nicht mehr wie ein ausgewachsener Intrigant, er log wie ein törichter Bube. Es kam auf das Ausmaß der Frechheit nicht mehr an, man fragte nicht danach während der hitzigen Menschenjagd, die nun einsetzte, wenn nur ein spornender Effekt erzielt wurde für Jäger und Hunde. Darum wird man das Wort »Glauben« mit einem Korn Salz nehmen. Wer glaubte hier in vollem Ernst ? Ferdinand gewiß; in seinem Haß, der seit den Geheimberichten Pater Magnis noch alles geglaubt hatte. Der Graf Oñate wohl auch, im Sinne spanischer Staatsraison. Von Aldringen habe ich den Verdacht, daß er ausschließlich an seinen Vorteil dachte, der gewaltig sein würde, die Gefahr mit Worten immer höher trieb, in Wien wie in Bayern, damit der Sieg desto glorreicher erscheine, und im Gespräch mit den beiden Freunden sich ein Augurenlächeln verbiß. Ein gleiches gilt für Piccolomini. Dissimulieren war höchster Trumpf; auch voreinander dissimulierten die Verschworenen. Gallas, dümmer als die beiden und ein wenig anständiger, hatte, solange er in Pilsen war, überhaupt nicht begriffen, was gespielt wurde. Als er endlich begriff, spielte er um so kräftiger mit, um nicht zu spät zu kommen; und »Seine Hoheit« wurde »dieser Verbrecher«, »dieser Verräter«. Die Kleineren und Kleinsten – warum sollten sie nicht glauben, was die Großen Eingeweihten ihnen zum besten gaben, und was zu des Friedländers Mythos-Bild paßte ? So wurde dem Piccolomini geglaubt, Franz Albrecht von Lauenburg und Arnim hätten sich verschworen, die beiden Kurfürstentümer Sachsen und Brandenburg unter sich zu teilen. Es wurde geglaubt, daß der Tag schon feststehe, an dem Wallenstein sich in Prag zum König krönen lassen wollte: der 26. Februar, der 14. März oder sonst irgendein erfundenes, frei zirkulierendes Datum. Dem General Johann Ernst von Scherffenberg [Scharffenberg;[174] BW] war das Kommando über die Reiter-Regimenter übertragen, die Wallenstein auf des Kaisers eigenen Wunsch nach Niederösterreich verlegt hatte. Als nun der ahnungslose Militär nach Wien kam, den 17. Februar, um Quartierfragen zu besprechen, wurde er während seines Mittagessens verhaftet, in schwere Ketten gelegt, ständig von fünfzig Knechten bewacht, damit er nimmermehr entfliehen oder gar sich eines Leides antun könnte; man würde Mittel finden, ihn zum Sprachen zu bringen. Er war ein Teil der abscheulichen Verschwörung; er hatte von Wallenstein Auftrag, Wien an allen vier Ecken anzuzünden, Brände, die in drei Nächten hintereinander stattfanden, ganz nahe an einem Munitionslager, waren der Anfang, inmitten des großen Feuers hätte die ganze kaiserliche Familie ermordet werden sollen,[175] heimliche Protestanten waren mit im Bunde, schrille Panik ergriff die Bewohner der Hauptstadt, Wasser wurde gesammelt von jedermann, solang die Brunnen noch flossen, schwerbewaffnete Soldaten ersetzten die Nachtwächter. Umsonst beteuerte Scherffenberg, überhaupt nichts mehr zu verstehen; und mochte noch froh sein, daß er bewacht wurde … Wür dürfen nicht sagen, daß solcher Irrsinn das unmittelbare Werk Piccolominis und Aldringens war. Aus den Stimmungen, die sie angeheizt hatten seit Wochen, ging er wie von selber hervor.
Nun entfesselten sie ihre Energie, in bequemster Sicherheit vor dem angeblichen Rebellen, der so gar nichts entfesselte. Kinderspiel, die in Oberösterreich stationierten Regimenter zu neuem Gehorsam zu verpflichten, Gallas‘ erste Aufgabe; warum sollten sie dem Kaiser denn nicht gehorchen ? Sie hatten ja nichts anderes gelernt. Warum nicht jene in Südböhmen-Mähren und Schlesien, was Aldringen, Marradas, Rudolf Colloredo besorgten ? Oberst de Suys, Feldmarschall-Leutnant jetzt – es ging ein rascher Beförderungssegen auf die Treuen nieder – , nach Prag geschickt, um die Stadt und die ringsum umher lagernden Regimenter zu zähmen; Piccolomini mit dem schönen Auftrag betraut, 3 000 Reiter gegen Pilsen zu führen, dem Hauptquartier »unter Maske der Freundschaft« sich zu nähern. Der Kurfürst von Bayern angeschrieben: er möge seine Truppen an der Donau, nahe Vilshofen,[176] konzentrieren, damit sie von Wallensteins Verräterbanden nicht etwa unversehens attackiert würden. Aldringen in Wien am 17., spät abends. Alsbald Gespräch mit dem Grafen Oñate; dieser beim Kaiser um Mitternacht; am nächsten Morgen Audienz Aldringens. Was er da redete, in einer der Sprachen, die ihm so leicht aus dem Munde flossen: das Gift des Hochverrates sei im Begriff, sich über Pilsen zu ergießen; vorbei die Zeit des Dissimulierens, gekommen die Stunde der großen offenen Schläge – wir erraten es aus dem Folgenden. Am 18. Entschluß des alten Kaisers und des jungen Königs, selber nach Budweis zu gehen, um durch den Anblick ihrer heiligen Personen das Treuegefühl des Heeres zu erwärmen. (Die Nordwärts-Bewegung ihres Zaubers erwies demnächst sich als unnötig.) Am 18. eine Kaskade von Sendungen Ferdinands an die oberen Befehlshaber überall: daß sie aus vielfältigen, ganz erheblichen, rechtmäßigen, demnächst zu publizierenden Ursachen von dem gewesenen Feldhauptmann, dem von Friedland, keine Befehle mehr, auch nicht von Ilow und Trčka, sondern bloß noch von dem und dem anzunehmen hätten“.[177]
Im anti-wallensteinschen „Relationsbericht des Wallensteinischen und seines anhanges tods verlauf“ hieß es dazu: „Alleweil er aber gedacht, daß ein solches hochwichtiges werk ohne bewilligung der fürnembsten kriegsheubtern würde schwerlich könden effectuirt und in’s werk gebracht werden, so hat er sie nach Pilsen beschriben gehabt, alda mit inen in den gueten mit listigen politischen und erdichten falschen worten zue tractiren, als nemblich mit herrn graf von Gallas, als generallieutenambt, und herrn graf Octavio Piccolomini, gleichergestalt kais. Veldmarschalk, sambt andern getreuen kais. obristen, von denen er wol gewust, daß, weil sie so ehrliche, aufrichtige, dapfere cavallieri seien, daß sie nicht würden bald in eine solche inen und iren ganzen adelichen geschlechtern höchstnachtheilige schandfleck und verrätherei wider iren von gott und dem ganzen röm. Reich vorgesetzte gekrönte und gesalbte kais. und koningl. Maj. consentiren und bewilligen, so hat er sie auf türkisch stranguliren und hinrichten lassen und das commando andern, ime gleichen gesellen, die es mit ime gar gern halte und ihr eid und pflicht auf die seite setzen wurden, auftragen lassen [wollen]. weil aber herr graf von Altringen ihme, Fridtlandt, zue lang ausbleiben wollen, unangesehen er albereit auf dem weg gewesen, darüber er, Fridtlandt, ungedultig worden; welches herr graf Gallas an ime verspürt, so hat er wolgedachten herrn graf von Aldringen gewarnet, daß seine sachen nicht wol bei dem Fridtlender stunden, er soll bei leib nicht auf Pilsen kommen, sondern sich underwegs aufhalten und krank stellen; welches auch geschehen.
Unterdessen aber, als Fridtlender je lenger je mehr nach ime verlangt und seine, des Aldringers, entschuldigung vernommen, hat gedachter herr graf Gallas sich gegen den Fridlender, dem Altringer entgegen zue gehen und ine dohin alsobald zu bringen und zue den sachen zue bequemen, anerboten, welches er, Fridtlender, gar gerne gehöret und ime befolchen, er soll seine leibgutsche nemen, daß er desto besser konte vortkommen, darauf er geantwortet, er könte besser und geschwinder auf seinem pferde vortkommen, als mit der gutschen. So ist er durch disen list mit mit ehren von Pilsen aus des Fridtlenders gewalt kommen und hat sich mit dem graf von Aldringen und herrn graf Don Balthasar [Marradas; BW] wegen des Fridtlenders vorhaben, und wie deme vorzuekommen und zue helfen wäre, im gehaimb unterredt und gestrackt obgedachten herrn graf von Aldringen zue ire kais. Maj. mit diesen zeitungen, und was sie für guet hielten, disem uebel vorzukommen, allerunterthenigst bericht zu holen abgefertigt“.[178]
Auch Maximilians Beauftragter Richel kolportierte die Gerüchte aus Wien am 20.2.1634 nach München weiter: „Der Friedland ist willens gewesen, auf den 14. martii als könig von Behaim seinen einritt zu Prag zu halten, vorher zu Pilsen den Gallas, Altringen und Piccolomini, sobald er sie drei zusambgebracht hat, stranguliren zu lassen. Der Piccolomini ist schon in Pilsen gewesen, aber mit dem praetext wieder herauszukommen, daß er den Gallas und Altringen mit hineinbringen wolle. Sobald er aber herauskommen, ist er auf Prag zugezogen, herr Gallas hat dem grafen von Altringen geschrieben, daß der Friedland die officier wieder von Pilsen hinweg gelassen und zu den regimentern verschafft habe, zu was intent aber weiß man noch nit“.[179] Am 21.2.1634 teilte Ilow aus Pilsen Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg mit: „In Praga geht es über und über, Don Balthaser [Marradas; BW], Gallas und Piccolomini haben ordre hin ertheilet, weder ihr fürstl. gn. herrn generalissimo, mir, noch herrn graf Terzky [Trčka; BW] zue pariren. Dannenhero ihr fürstl. gn. herr generalissimus mit etzlichen reutern und dragonern sich nacher Eger begeben; und dieweilen; und diweilen es numehro zu der genzlichen rottura [gekommen], als begehren ihr. fürstl. gn. generalissimus, daß ew. fürstl. gn. herzog Bernhardts fürstl. gn. dahin disponiren, daß er eilfertigen seine cavallerie und dragoner gegen Eger avenziren lasse, in allem nothfall sich mit selbigen zu conjungiren. Ew. fürstl. gn. werden ihres theils die gleichmeßige gnedige verordnung thun, dann mit göttlicher hilfe seind die meineidige schelmen verloren. Deren zurückzugk muß nicht naher Dachau[180] sondern Eger gerichtet sein“.[181]
Im anti-wallensteinschen „Relationsbericht des Wallensteinischen und seines anhanges tods verlauf“ hieß es: „Als aber er, Fridtlandt, vermeinte, seine anschläg wurden nunmehr in’s werk gericht sein, und es dörfte nichts mehr, als zue dem obgenannten generalrendevue und von dann gleich stracks nachr Praag, sich kronen zue lassen, hinziehen, zue welchem end er seinen schwager, den obristen Tirßky [Adam Erdmann Trčka; BW], nacher Praag geschickt, aldo das volk und die statt in seiner devotion zue halten und die praeparatoria zue machen, vorangeschickt. Als er aber drei meil weges von der statt kommen, ist ine angezeigt worden, was zue Praag fürübergangen, und daß man ime alda nicht werde einlassen. Darauf kert er widerumb zuerück nacher Pilsen und berichtet dis seinem schwager, dem Fridtlender, welcher gesagt: ‚Weiln der Gallas, der Altringer, nocher Piccolomini nicht kommen, so seind wir verrathen, sonderlich weil des obristen Diodat [Giulio Diodati; BW] regiment auf Budweiß[182] ohne einer ordinanz zuemachiret !‘ „.[183] Noch am 5.5.1634 schrieb der Kaiser an seinen Sohn, „das Wir gewisse nachricht erlangt, welcher gestalt der Adam Ertmann Trzka den neünzehenden February jungsthin zu Pilsen sich vernehmen lassen, das er von seinem Vattern[184] Schreiben bekommen, das der Friedlander und seine Adhaerenten sich wol fürsehen solten, denn man was gefährliches wider dieselbe bey Hoff practicire. Er auch, der Trzka, darauff ihme, seinem Vattern, zu wissen gemacht, das der Gallas und Piccolomini ihnen abtriniig worden, destwegen er sich dann nicht säumen solle, sondern mit seinen fürnembsten und besten sachen sich nach Prag begeben, alda dann der Friedländer auff den Donnerstag, dreyundzwainzigsten eiusdem, hernach auch sein werde“.[185]
Während er sich noch der Loyalität der in Pilsen verbliebenen Truppen versicherte, hatte Butler in Eger sich zum Handeln entschlossen. „Noch in jener Nacht sandte Butler einen Boten zu Gallas nach Pilsen: Er habe sie alle getötet. Er – nicht Gordon, nicht Leslie. An den Kaiser: Die Exekution sei hoffentlich hochnotwendig gewesen, hoffentlich ersprießlich; und wie hart er doch bisher im Dienst seiner Majestät zu leiden gehabt habe. Demnächst reise Leslie nach Wien, als Sprecher Gordons, Macdonald als Sprecher Butlers. Auch Gallas trug Details bei: Gott selber habe es getan. Der Verräter sei ans Fenster gesprungen, – höhnisch – ohne, daß die Gicht ihn daran gehindert hätte; und sei dann umgekehrt mit geöffneten Armen und habe kein Wort gesprochen; wie aber die Partisane seine Brust durchbohrte, habe es auch gegeben und einen Knall, als ob man eine Muskete abschösse. »Vermutlich war es der Teufel, der aus ihm fuhr«. Piccolomini bestritt das später, ein Hieb gegen Gallas: »Übernatürliche Geräusche gab es keine. Das Volk glaubt dergleichen. Es scheint ihm einleuchtend, daß dieser perfide, so bösartige Gedanken hegende Mensch zu Lebzeiten von teuflischen Kräften getrieben wurde, die auch noch seinen Tod brandmarkten, indem sie seinem verabscheuungswürdigen Körper dies letzte Zeugnis der Schande erteilten …« Piccolomini war näher daran, als die Botschaft ihn am 27. erreichte, nämlich in Mies,[186] wo Wallenstein übernachtet hatte fünf Tage früher. Er eilte nach Eger so schnell er konnte, um der erste zu sein. »Die Leichname der Missetäter werde ich sofort nach Prag senden, wo sie an den schimpflichsten Orten ausgesetzt werden sollen, die zu finden sind«; verstehe am Hochgericht. Gallas, immer ein wenig feiner, lehnte das ab, wenigstens vorläufig: der Kaiser sollte entscheiden, was mit den Toten zu machen“.[187]
Nachdem Wallenstein ermordet war, marschierte Piccolomini nach Eger und ließ dort jeden Soldaten zwei Gulden aus der Kasse des Ermordeten auszahlen.
Am 28.2. hatte Gallas verbreitet, dass Wallenstein am 24.2. 600 Schreiben verbrannt habe;[188] dabei sollen die Gallas und Piccolomini belastenden Schreiben vernichtet worden sein.[189] „Der Verdacht liegt nahe, daß Piccolomini und Gallas Stücke aus dem Archiv, die gegen sie selber plauderten, sorgsamst entfernten; da sie doch, viel länger als sie jetzt erscheinen lassen wollten, mit dem Ermordeten herzlich gestanden hatten und in die Verhandlungen des Jahres 33 ganz eingeweiht gewesen waren. Wir lassen das auf sich gestellt. Die Exekutoren kannten den Charakter Wallensteins und der angeblichen Verschwörung. Sie wußten, daß in der Kanzlei handfeste Beweise sich nimmermehr finden würden. Vorbeugend salvierten sie sich mit der Legende von den verbrannten Schriften“.[190]
An diesem 28.2. hatte auch Caretto di Grana aus Pilsen an den in Eger weilenden Piccolomini geschrieben: „Da es vernünftig ist, dem signore collonello Buttler in allem, was ihm zusteht, jegliche Gefälligkeit zu erweisen, habe ich ihr (Frau Butler) sofort ein gutes Quartier zugewiesen. Da Lesel [Leslie; BW] unterwegs zu S. M. (König Ferdinand) ist, habe ich jene Dame sofort aufgesucht und ihr gesagt, daß sie zufrieden sein könne über den Gewinn, den ihr Gatte durch die Verrichtung dieser großartigen Tat haben wird … Habe von dem signore conte Aldringen erfahren, daß der König morgen von Wien abreisen wird, mit Geschenken und der Absicht, seine Dankbarkeit durch baldige Verteilung der Rebellengüter walten zu lassen. Eure Exzelenz sind gehalten, die Schriftstücke, Geld, Kleider und alle andere Dinge der Gefangenen sicher und schnell nach Pilsen zu überführen, damit sie verteilt werden können und Unordnung vermieden wird. Lesel ist besonders zu berücksichtigen, außer ihm sollen alle Offiziere und Soldaten mit Verdiensten etwas erhalten, die dem Kommando S. E. Signore tenente generale (Gallas) unterstanden, das heißt jene 12, die die Rebellen getötet haben, jeder 500 Reichstaler und der sergente maggiore von Butler (Leslie) 1.500 Reichstaler. Die eingesetzten Soldaten und Dragoner sollen einen Monatslohn erhalten“.[191]
Die Beurteilung der Mittäterschaft Piccolominis lässt natürlich unterschiedliche Standpunkte zu. Aber moralische Kriterien mit heutigen Inhalten anzuwenden, verbieten sich. Piccolomini war ein Produkt und Repräsentant seiner Zeit. Er hat nie Anlass gegeben, an seiner Kaisertreue zu zweifeln. Dass ihn Wallenstein vertrauensvoll in seine Pläne eingeweiht hat, scheint lobenswert, ist aber in jedem Fall sehr unvorsichtig gewesen. Wallenstein selbst war ja in seiner ganzen Laufbahn nie vertrauenswürdig. Dass er in einer Zeitspanne persönlicher Vereinsamung das Bedürfnis nach Freunden (wenn er überhaupt diesen Begriffsinhalt ausfüllen konnte) oder wenigstens Verbündeten verspürte, kann auch aus dem Selbstverständnis dieser Zeit der Verrohung der Sitten als Schwäche ausgelegt werden. Die Gier (nicht nur) Piccolominis nach Ruhm und materieller Belohnung war nicht unmoralisch, sondern Ausgangspunkt und das Ziel der militärischen Laufbahn. „Piccolomini gab dem Nuntius gegenüber freimütig zu, er wisse sehr wohl, dass er sich verhaßt gemacht habe“.[192]
„Leicht war es gewesen, Wallenstein umzubringen – eine Überraschung. Nun war es schwer, die Welt von der Rechtlichkeit der Tat zu überzeugen und stand man da als friedhässige, gottlose Tyrannenmacht. Eine zweite Überraschung, so unangenehm, wie die erste erfreulich. Man rief den Feldmarschall Piccolomini zu Hilfe. Er, der zu alledem den Anstoß gegeben, sollte nun auch der Öffentlichkeit sich vorstellen mit sonnenklaren Zeugnissen; man würde sie im Druck verbreiten. Wirklich brachte Piccolomini im März eine Relation zu Papier. Sie enthielt die Lügen, die wir schon kennen, und die Wahrheit, welche wir gleichfalls kennen; wie die Exekution vorbereitet wurde. Von den Lügen aber nur einen Teil; es fehlten wesentliche. Gereizter Schriftwechsel zwischen der Hauptstadt und des Feldmarschalls Quartier; Erweiterungen, Zusätze. Der Bericht hat sich gefunden im Jahre 1629 [?] in der Bibliothek des Vatikans; auf der letzten Seite links unten zeigt er Unterschrift und Siegel des Grafen Gallas. Die Namenszüge Piccolominis, die rechts hätten zu stehen kommen sollen, aber nicht. Der Feldmarschall hatte die Bestätigung dessen, was er selber geschrieben oder durch seinen Assistenten Fabio Diodati hatte schreiben lassen, verweigert. Er tat dies, weil er erst seiner Belohnung sicher sein wollte, weil er den Kaiser zur Offenbarung des heimlichen Urteils zwingen wollte, weil er sich zurückgesetzt fühlte, weil der Gang der post-wallensteinischen Justiz und Politik ihm mißfiel. Aber ohne die Unterschrift des Kronzeugen war der Bericht wertlos. Man mußte auf seine Drucklegung verzichten. Allenfalls war Piccolominis Material für einen anderen Zweck zu gebrauchen“.[193]
„Der [Maximilian v. Waldstein; BW] wußte sogleich, daß, wo keine rechtlichen Bedingungen obwalteten, sondern bloß faktische, auch kein Rechtsstreit sein konnte und folglich seine Erbschaft verloren war; daß er aber die zu Lebzeiten seines Wohltäters gewonnenen Vorteile würde bewahren können, wenn er es richtig machte, mit frechem, gutem Gewissen. Obwohl man ihm bedeutete, er solle bei Hof bis auf weiteres nicht erscheinen, gab er sich mit Energie als Mitglied der bewaffneten Kräfte, Regimentskommandant, königlicher Oberstallmeister nach wie vor; im April dann, als Gallas und Aldringen in der Hauptstadt erschienen, offerierte er diesen Obermördern ein Festmahl. Anselmi, der venezianische Gesandte, fand das ein ungewöhnliches Stück von Dissimulation, zu grob, um zu fein zu sein. Es behielt aber der Graf Max recht, die Welt war so, ohne viel Genie verstand er sie und glitt über diese Lebenskrise zuletzt noch mit Gewinnen, anstatt mit Verlusten hinweg.
Darüber war nun wieder Octavio Piccolomini empört, eben weil er es an des Neffen Stelle gewiß genauso gemacht hätte. Er drohte mit seinem Rücktritt, wenn man Wallensteins Leichnam der Witwe auslieferte, wenn man den Grafen Max die von Wallenstein ihm verpfändeten Güter beließe, wenn man überhaupt nicht vorginge mit schärferer Strenge gegen die Familie und die schuldigen Anhänger. Denn er besorgte, daß Milde gegen die eine Seite schnödem Undank gleichkommen werde gegen die andere, die Exekutoren, die großen und die kleinen Heroen, und besonders gegen ihn selber. Das besorgte er schon in den allerersten Tagen, den Schauplatz des Mordes investigierend, und deutete schon von dort die Möglichkeit extremer Entschlüsse an“.[194]
Allerdings: Die Gier Piccolominis war groß, die Belohnung ließ auf sich warten; solange, dass Piccolomini um seinen Abschied bat. Graf Schlick überredete ihn, im Kriegsdienst zu bleiben – und es zahlte sich aus: Er erhielt das Trckasche Gut und Schloss Nachod und 215.000 Gulden. Nach dem Tode seines Sohnes Ascanio soll er Nachod schon 1634 verlassen haben. In der offiziellen Beschreibung heißt es: “Building of fortifications started in 1632 and continued under Ottavio Piccolomini. But before finishing of all fortifycations, in 1639 the castle was occupied by the Swedes. The Nachod’s castle was maintained by italian and czech garrisons underlead of captain Felipe di Tancredo but the castle was considerably destroyed. That’s why Carlo Lurago and Giovanni Pieroni started with castle extensive modification. The main Gothic gate and windows were wallen up. On the ground floor chapel and two oratories were built. In the castle there was placed marble board with a notice proclaimed deserts of Ottavio Piccolomini. Access to the castle was saved by a cannon’s bastion und bulky walls. This way safe place of impregnable fort and luxury of Baroque palace of the Nachod’s castle were put together. At this time so called Spanish hall arose from several rooms in the main building. Spanish hall is decorated by the fresco on a ceiling showing Ottavio’s thriumphal entry to the heaven of war glory. The fresco was proposed by Fabian Harovnik and Giovanni Vanetti but it was realized by Felix Antonin Scheffler. Stucco decoration is a work of Domenico Rossi and Carlo Serena. This hall is also decorated by a big picture of the battle of Thionville from Pietr Snayers and by two lines from Joachim Sandrart”.
Zum Feldmarschall war Piccolomini schon vor dem Tode Wallensteins erhoben worden, nur hatte er nie selbstständig ein Heer geführt. Im Vergleich mit seinen gesellschaftlichen Konkurrenten kam er sich schon benachteiligt vor: Diese hatten schon in jüngeren Jahren ihr Ziel erreicht, z. B. Bernhard und Wilhelm von Sachsen-Weimar, Christian von Braunschweig, Mansfeld, Bethlen Gábor, Gustav Adolf, Horn, Banér und wie sie alle hießen. Selbst Oxenstierna war schon mit 29 Jahren Reichskanzler. Das Gleiche traf auch für Gallas zu, der sich unter Wallenstein (sicher zu Recht) unterdrückt vorkam. Das alles änderte sich mit einem Mord.
„Mitte März [1634; BW] drangen 15 000 Kaiserliche unter Gallas in die Oberpfalz ein; Waldmünchen,[195] Rötz,[196] Neunburg[197] und Schwandorf[198] ergaben sich bald; Cham[199] leistete hartnäckigen Widerstand und wurde von Piccolomini erst am 20. März genommen. Die Plünderung wurde mit einem Lösegeld von 7 083 Talern abgewendet; hiervon konnten aber vorerst nur 1 035 fl in Bargeld und 220 fl in Silbersachen aufgebracht werden. Am 1. April zog Gallas wieder nach Böhmen ab und ließ nur Besatzungen in den eroberten Orten zurück“.[200]
„Aber die belebende Wirkung [der Exekution Wallensteins; BW] auf die Dynastie der Habsburger war bemerkenswert. Die Betrauung des bereits volkstümlichen Königs von Ungarn mit dem Oberbefehl und die kluge Verteilung von Belohnungen an die Kaisertreuen besänftigten und belebten das Heer. Der neue Feldherr, Matthias Gallas, war ungeeignet und ließ sich gehen, besaß aber die für eine Krise notwendigen Eigenschaften: Er war umgänglich, freundlich und ungeziert, es lag ihm an Beliebtheit, und er bemühte sich darum. Piccolomini, jünger an Jahren und sein Stellvertreter, war in Wirklichkeit von größerer Bedeutung, denn er erfaßte, was die Tatsachen erforderten, und besaß Organisationsgabe und den nötigen Takt, um über eine schwierige Zeit hinwegzukommen. Eine glücklichere Verbindung als diese beiden hätte in jenem Zeitpunkt kaum gefunden werden können, so vorteilhaft stachen ihre Methoden von denen Wallensteins und seiner aufgeblasenen Anhänger ab“.[201]
Nach der Exekution Wallensteins waren Piccolomini und Gallas die eigentlichen Heerführer, auch wenn König Ferdinand und später Erzherzog Leopold Wilhelm formelle Oberbefehlshaber waren. Es war schon immer der Herzenswunsch des Thronfolgers Ferdinand III. gewesen, Generalissimus zu werden. Nur konnte er sich gegen Wallenstein nie durchsetzen. Jetzt, nach dessen Tod zog er, gestützt auf die militärischen Talente von Piccolomini und Gallas, als Oberbefehlshaber gegen Regensburg.[202] Die Einnahme von Regensburg und die siegreiche Schlacht bei Nördlingen[203] gegen die vereinten protestantischen Heere waren der vorläufige Höhepunkt kaiserlicher Militärstrategie.
„Jeder Obristleutnant wartete ungeduldig darauf, einmal ein eigenes Regiment zu führen. Auch Raimondo [Montecuccoli; BW] hegte diesen Wunsch und reiste im August dieses Jahres 1634 nach Wien, um das Regiment von 1000 Kürassieren zu erbitten, das sein Vetter Ernesto früher kommandiert hatte; der folgende Obrist Kronenburg [Cronberg; BW] war gefallen, das Regiment also frei. Aber leider hatte sich schon ein anderer Herr darum beworben, der bessere Protektion hatte: er [Guiseppe; BW] war ein Neffe des Feldmarschalls Ottavio Piccolomini. Der Kaiser suchte einen Kompromiss und teilte das Regiment, das ja ungewöhnlich stark war; die eine Hälfte erhielt der junge Piccolomini, die andere aber nicht Raimondo, obwohl er unter den Bewerbern an erster Stelle stand, sondern ein anderes Protektionskind. Die Nachricht darüber stammt von Bolognesi, ist nicht völlig verlässlich“.[204]
„Der Fall der alten Reichsstadt [Regensburg; BW] am 16. August nach schweren Verlusten der Belagerer ermöglichte dann dem Thronfolger den Vorstoß entlang der Donau nach Süddeutschland, die Wegnahme Donauwörths[205] und den Aufmarsch zum entscheidenden Treffen mit den Schweden, wobei beide Heere die Stadt Nördlingen als Stützpunkt brauchten.
Die Kaiserlichen mußten die schwedisch besetzte Festung, diese Sperre ihres Aufmarsches und der Nachschubwege beseitigen, das heißt erobern, und die Schweden durften diesen wichtigsten Stützpunkt nach dem Verlust Regensburgs und Donauwörths nicht preisgeben, ohne schwerste Einbuße an militärischem und politischem Ansehen bei den protestantischen deutschen Bundesgenossen zu erleiden und gleichzeitig Süddeutschland bis Nürnberg, Augsburg,[206] ja Frankfurt[207] direkt bedrohen zu lassen. Die Entscheidung lag also, wie einst bei Breitenfeld und Lützen, jetzt vor der Stadt Nördlingen, die die kaiserliche Armee am 8. August in weitem Bogen einschloß und unter schweres Geschützfeuer nahm. Die zögernde Haltung der Schweden, die geringe Verstärkung in die Stadt geworfen hatten und auf das Eintreffen ihrer Hilfskorps warten mußten, vermochte die am 2. September erfolgte endliche Vereinigung der beiden Heere König Ferdinands und seines Vetters, des Kardinal-Infanten gleichen Namens nicht mehr zu verhindern. Das Zusammentreffen der zwei jungen tatendurstigen Feldherren mit glänzendem Gefolge im Weichbild der belagerten Stadt ergab nun durch den Zustrom von mehr als 20.000 Mann gut ausgerüsteter spanischer Infanterie und Reiterei ein bedeutendes zahlenmäßiges Übergewicht der vereinigten katholischen Armaden über die Streitkräfte der Schweden und deutschen Protestanten.
„Die Gesamtsituation hatte sich nun folgendermaßen entwickelt. Wie wir wissen, hatte sich am 23.8. das schwedisch-weimarische Heer unter Herzog Bernhard und Feldmarschall Gustav Horn bei Bopfingen[208] wieder gesammelt. Am selben Tag fanden sich auch die Truppen der fränkischen Expedition unter Johann von Werth und Jacob Strozzi wieder beim kaiserlich-bayerischen Hauptheer vor Nördlingen ein. Zu[m] diesem Zeitpunkt war das spanische Hilfsheer unter dem Kardinalinfanten Fernando im Anzug auf Rain,[209] wo der dortige Kommandant angewiesen wurde, eine Brücke über den Lech zu schlagen. Auf Seiten der königl.-schwedischen Armee erwartete man die folgenden Verstärkungen. Der schwedische Feldmarschall Johann Philipp Cratz von Scharfenstein hatte die Belagerung Forchheims[210] aufgehoben und sich am 23.8. mit den Regimentern Lars Kaggs in einer Gesamtstärke zwischen 4000 und 5000 Mann bei Kitzingen[211] vereinigt. Mit diesem Kontingent machte sich Cratz in Richtung Uffenheim[212] auf den Weg, wo ihn am 27.8. ein Kurier Herzog Bernhards erreichte. Sofort ließ er die Truppen zusammenziehen und eilte über Rothenburg[213] in Richtung Nördlingen. Seltsamerweise stand er dann am 3.9. in der Nähe von Schwäbisch Gmünd[214] und erreichte erst am 5. September das Hauptheer.
Große Hoffnungen setzte Feldmarschall Horn auf die Unterstützung des Rheingrafen Otto Ludwig, der mit 3000 Mann zu Fuß und 2000 zu Roß noch mit der Belagerung Rheinfeldens[215] beschäftigt war, welches der Oberst Franz von Mercy besetzt hielt. Erst am 29. August erreichte man dort einen Akkord, wobei Mercy mit der Garnison freien Abzug erhielt. Anstatt sich nun unverzüglich zum Hauptheer zu begeben, machte Otto Ludwig Anstalten Breisach[216] zu blockieren. Als sich der Rheingraf letzendlich doch zur Hilfeleistung entschloß, setzte er, anstatt sich mit der schnelleren Reiterei sofort auf den Weg zu machen, zuerst das Fußvolk über den Schwarzwald in Marsch, welches, hungerleidend und abgemattet, nur langsam voran kam, und folgte mit den berittenen Regimentern nach. Lediglich den Major Goldstein schickte er mit 4 Kompanien seines eigenen Regiments zu Pferd nach Nördlingen voran, welche als einzige der rheingräflichen Truppen noch am 5. September vor Beginn der Kampfhandlungen eintrafen.
Am 23.8. traf der an Herzog Bernhard ausgesandte Bote Adam Weckerlin wieder in Nördlingen ein, mit der Nachricht, daß der Herzog, sobald die Verstärkungstruppen unter dem Rheingrafen Otto Ludwig und Feldmarschall Cratz eingetroffen seien, der Stadt unverzüglich zu Hilfe eilen wolle. Durch diese Nachricht wurde der Durchhaltewillen von Bürgerschaft und Besatzung zwar wieder etwas gestärkt, jedoch begannen Hunger und Seuchen ihren grausamen Tribut zu fordern. Bis zum 24.8. sollen allein auf dem Loderanger 1400 Leichen bestattet worden sein.
Die schwedischen Feldherren berieten nun, was weiter zu tun wäre. Während Feldmarschall Horn zögerte, weil der Zugang nach Nördlingen schwierig war, riet Herzog Bernhard, unterstützt durch seine Truppen, die nach einer Entscheidung drängten, zu einer beherzteren Vorgehensweise. Zumal man vermeinte, daß die ausgeschickten Truppen Strozzis und Werths noch nicht zurück seien. Man setzte sich also in Richtung Nördlingen in Bewegung, um ‚ein Schäntzlein mit dem Feinde zu wagen‘. Am 24. August morgens (Khevenhiller, S. 1210, legt dies auf den 26.8.) stellte sich das schwedisch-weimarische Heer bei Utzmemmingen[217] in Schlachtordnung, wobei Herzog Bernhard den rechten und Horn den linken Flügel einnahm. Man rückte bis an die Eger vor, fand allerdings den Übergang so beschaffen, ‚daß in Gegenwart des Feindes, der auch damahln seine trouppen alle wieder beysammen gehabt, überzukommen vnmüglich war‘. Weil man also seitens der Schweden keine riskanten Auseinandersetzungen riskieren wollte, beschloß man die Garnison Nördlingens zu verstärken. Zu diesem Zweck stellte sich Herzog Bernhard an der Eger in Position[,] während sich Horn mit einer Abteilung zur Stadt begab. Er konnte ungehindert bis unter das Tor reiten und mit dem Kommandanten und dem Stadtkapitän sprechen, denen er nochmals versicherte, die Stadt innerhalb von 6 Tagen entsetzen zu wollen. In die Stadt ließ er eine zusätzliche Verstärkung von 250 Musketieren einrüc-ken. (Chemnitz II, S. 522). Dies geschah in der Art und Weise, daß ‚er nämlich 500 Curisser commandierte, deren hat[te] jeder einen Fußgänger hinder ihme sitzend biss zur Porten der Statt geliffert […]‘ (Grundlicher und aussfuhrlicher Bericht etc.).
Zwar versuchte eine kaiserliche Abteilung nahe der Stadt über die Eger gegen die Schweden vorzudringen, wurde jedoch durch den weimarischen Generalleutnant Lorenz von Hofkirchen zweimal zurückgeworfen, so daß ein dritter Versuch nicht mehr gewagt wurde (Chemnitz). Im Dorf Utzmemmingen[217] hatte sich eine Abteilung Dragoner unter dem Obersten Ganß verschanzt und versuchte mit einigen Regimentsstücken die an der Eger haltende schwedische Reiterei zu zerstreuen, wurde aber durch Hofkirchen ebenfalls zurück-gedrängt. Bei diesen Kampfhandlungen wurde der bayerische Dragoneroberst Hans Christoph Ganß, Kommandeur des ehemals Cronbergischen Dragonerregiments, getötet, der Oberst Stephan Binder wurde verwundet. Das Ganß’sche Dragonerregiment kam unter den Befehl des Generalwachtmeisters Johann von Werth. (Khevenhiller XII, S. 1210; Lahrkamp/Werth, S. 37). Die Verwirrung der Belagerer nutz[t]e die Nördlinger Garnison zu einem Ausfall, trieb den Feind aus den Laufgräben und ebnete diese größtenteils ein. Nachdem die Verstärkung untergebracht war und die Horn’schen Truppen sich bereits über die Eger zurückgezogen hatten, warfen die Kaiserlichen die gesamte leichte Reiterei, ‚Croaten, Hungarn und Polacken, nebst zweytausend Teutschen‘ gegen die Nachhut der Abziehenden. Herzog Bernhard war deshalb gezwungen, seine Aufstellung gegen die Angreifer zu wenden und jagte diese wieder über das Wasser zurück. (Chemnitz II, S. 522)“.[218]
„Am 4. September, gegen 3 Uhr nachmittags, erfolgte der Hauptangriff auf Nördlingen. Den ersten Anlauf machten 1500 Mann am Berger Tor, woraufhin der Sturm auf die Breschen zwischen Berger und Reimlinger Tor vorgenommen wurde. Die Sturmkolonnen versuchten sich unter starkem Feuerschutz den Breschen zu nähern, konnten diese allerdings nach der Aussage Khevenhillers mit den mitgeführten Sturmleitern nicht erreichen, weil die Zwingermauern im Graben, welche die Belagerer nicht mit den Geschützen bestreichen konnten, sie daran hinderten. Zu diesem Sturm wurden sogar 150 Kürassiere zu Fuß verwendet, ‚welche Herr Feldmarschalck Piccolomini auss sonderen muth abzusteigen vnd anzurennen comandirt‘ (Grundtlicher und aussführlicher Bericht etc.). Beim Betreten des Grabens wurden die Stürmenden jedesmal mit Geschütz- und Musketensalven empfangen, wobei viele von ihnen getötet wurden. Insgesamt 7mal stürmten die Angreifer über einen Zeitraum von 5 Stunden gegen die Mauern, von den Offizieren aufs Äußerste dazu angetrieben, bis die Dunkelheit ihnen Einhalt gebot. Große Einbußen an Offizieren und Gemeinen erlitt das Regiment des bayerischen Generalkommissärs Johann Christoph Freiherr von Ruepp. Einer Abteilung des bayerischen Fußregiments Pappenheim war es gelungen, den Deiningerturm zu ersteigen. Als man dies in der Stadt vom Kirchturm aus bemerkte, eilte der Stadthauptmann Welsch mit einigen eilig zusammengerufenen Bürgern dorthin, ließ die Türen aufhauen, und als man keine Möglichkeit sah, den Bayern beizukommen, Feuer hineinlegen. Viele Soldaten, die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten, versuchten sich in die Fensteröffnungen des Turms zu retten, ‚von wo sie halbverbrannt herabfielen‘. ‚Und obwohl der Graben soviel als nichts gefüllt und die Bresche noch ziemlich hoch, daß man ohne Leitern nicht beikommen konnte, geschossen gewesen, hat man doch mit solcher Furie und Ernst angesetzt, und sonderlich das Pappenheimische seinen Valor dermaßen erzeigt, daß sie zwar einen Turm und die Mauer allbereits erstiegen und daselbst Posto genommen gehabt, weil aber auf der kaiserlichen Seite der Marchese [Francesco Caretto] di Grana [kaiserlicher Feldzeugmeister, also General über die Artillerie] etwas zu spät sekundirt, sind sie mit Schaden wieder ab- und zurückgetrieben worden. Darüber dann in die 500 Mann und darunter 2 Hauptleute todt geblieben und verwundet worden‘. (Heilmann II, S. 486)“.[219]
m den Zusammenhang zu wahren, soll an dieser Stelle auch die Entwicklung auf der Seite des linken schwedischen Flügels unter Herzog Bernhard von Weimar beleuchtet werden, wo sich folgendes Szenario entwickelt hatte. Die Fußregimenter Herzog Bernhards hatten sich bald nach Tagesanbruch an den Nordhängen des Hesel- und Lachbergs in Schlachtordnung aufgestellt. Nördlich des Lachbergs formierte sich die weimarische Reiterei unter Feldmarschall Cratz in folgender Anordnung: im Anschluß an die Brigaden zu Fuß, knapp westlich der Verbindungsstraße zwischen Ederheim und Herkheim, stand das Kavallerieregiment Christoph Karl von Brandenstein unter dessen Oberstleutnant. Nach links schlossen sich an: das Regiment von Eberhard Beckermann, das Regiment des Obristen Johann Bernhard von Öhm, eine Reitersquadron unter dem jungen Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Ansbach (ehemals Regiment Bulach), das Regiment Herzog Ernst von Sachsen-Weimar, das Regiment Courville unter dessen Oberstleutnant, das Regiment Uslar unter Oberstleutnant Birckenfeld[220] (der weimarische Generalmajor Georg von Uslar selbst war am 3. August von Forchheim aus zu Herzog Wilhelm abgereist) und schließlich Feldmarschall Cratz‘ eigenes Regiment zu Pferd. Den äußersten linken Flügel bildeten die Regimenter Georg Christophs von Taupadel (dem man erst im Frühjahr dieses Jahres vor Furth im Wald[221] den linken Arm abgeschossen hatte) mit seinen Obersten Philipp Sattler und Reinhold von Rosen.
Diesen gegenüber stand die bayerische Kavallerie unter Feldmarschall-Leutnant Maximilian de Billehe und Generalwachtmeister Johann von Werth, welche den rechten Flügel der katholischen Kavallerie formierten. Taupadels Reiter schwärmten nun gleich anfänglich, es war gegen 8 Uhr morgens, an der Straße nach Nördlingen gegen Kleinerdlingen[222] aus, in der Absicht, der bayerischen Reiterei in die Flanke zu fallen. Auf diese Weise zog sich die schwedische Kavallerieaufstellung nun in einer bogenförmigen Anordnung vom Heselberg bis fast nach Kleinerdlingen, wie dies auf Merians Kupferstich im Theatrum Europaeum (Bd. III, S. 334) deutlich zu sehen ist. Werths Reiterei eilte den Taupadel’schen Esquadrons entgegen und es entspann sich ein hin- und herwogendes Reitergeplänkel, wobei die schwedische Reiterei ‚bald zum Streit gelocket, bald zurückgetrieben‘ wurde (Khevenhiller XII, S. 1220). Dabei wurde gleich anfangs der kurbayerische Feldmarschall-Leutnant Billehe erschossen. General Gallas kommandierte nun das kaiserliche Kürassierregiment Luigi Gonzaga und das Neu-Piccolomini’sche Kürassierregiment unter Oberstleutnant Hans Notario zur Unterstützung auf den rechten Flügel, welche zusammen mit Werths Truppen den linken schwedischen Flügel bis zu den Hängen des Lachbergs und des Heselbergs zurückjagten[,] und bei dieser Gelegenheit die zur Unterstützung kommandierten schwedischen Musketiereinheiten niedermachten.
Nach dem Tagebuch des bayerischen Obersten Fritsch[223] ergibt sich der Eindruck, als hätte Johann von Werth die schwedische Kavallerie absichtlich in Richtung des Kirchdorfes Kleinerdlingen (welches niederbrannte) locken wollen: ‚Da dann der General Wert, samt den Croaten etliche Male unweit über ein Kirchlein dieselben Truppen [schwedische Reiterei] angefallen, aber allezeit wieder zurückgejagt worden; als aber; als aber von uns etliche Regimenter deutscher Reiter, die hinter dem Kirchlein gehalten und von unserem Regiment Hauptmann von Angelbach[224] mit 200 Mann kommandiert darin gewesen [d. h. im Dorf lagen 200 kommandierte Musketiere], als hat Herr General den Hauptmann aus dem Kirchhof herausgenommen, zwischen dem Regiment reutend eingemischt, darauf er mitselbigen Reitern und Croaten mit ganzer Macht auf des Feindes Reiter losgegangen, und weil sie [die Weimarischen] auch Musketiere unter sie eingetheilt gehabt, sind selbige, welche bei 300 gewesen zu rechnen, in einem Augenblick niedergemacht. Jan van Wert ist alsobald fort und auf die Infanterie gegangen, welche auch nicht lange gestanden, weil sie gesehen, daß ihre Reiter durchgegangen, haben sie sich auch fort wollen machen, aber es sind wenig davon kommen‘. (Fritsch, Tagebuch, bei L. v. Westenrieder Bd. 4, Teil 4, S. 105-191). Durch die Mitteilung Fritschs wird klar, daß dieses Re[n]contre bei Kleinerdlingen und nicht, wie bisweilen angenommen, bei Herkheim[225] seinen Ausgang genommen hatte. Dies geht auch aus der Darstellung des sehr detaillierten Kupferstiches der Schlacht von Matthaeus Merian im Theatrum Europaeum hervor. Dort ist Erdlingen als einzig brennende Ortschaft eingezeichnet, während Herkheim komplett von kaiserlichen-spanischen Verbänden und Feldbefestigungen umgeben ist.
Gegen 10 Uhr vormittags hatte Herzog Bernhard von Weimar[226] die schwedischen Brigaden zu Fuß, welche bisher noch an den Nordhängen des Hesel- und Lachberges gestanden hatten, in die Ebene hinabrücken und, von der Artillerie auf diesen Anhöhen unterstützt, gegen die kaiserlichen Stellungen am westlichen Rand des Schönefelds vorgehen lassen. Von dort wurden sie jedoch durch massives Musketenfeuer zum Stehen gebracht und durch die zwei oben genannten Kavallerieregimenter Gonzaga und Piccolomini, unterstützt von einigen Kompanien zu Pferd und etlichen Hundert kommandierten Musketieren des Regiments Fuenclara, die ihnen der Marqués de los Balbases entgegenschickte, zurückgetrieben.
Dies war nun der Zeitpunkt [,] als die Horn’schen Sturmbrigaden am Albuch die bis auf die Höhen des Lachbergs zurückflutenden schwedischen Reiter Taupadels wahrnahmen. Herzog Bernhard, der sich im rechten Abschnitt des linken schwedischen Flügels befand, versuchte mit den verbliebenen Fußregimentern die Stellungen vor dem Heselberg zu halten und die linke Flanke Horns zu decken. Von seiner Position hatte er die Probleme Horns am Albuch mitbekommen. Er kommandierte deshalb den Grafen Johann Jakob von Thurn mit einer Brigade, die aus dem gelben Regiment (ehemaliges Regiment Lars Kagg) und Thurns eigenem schwarzen Regiment bestand, dem rechten Flügel zu Hilfe zu kommen. Diese Brigade rückte nun, unterstützt durch Bernhards Leibregiment zu Pferd unter Oberstleutnant Bouillon, am nördlichen Waldsaum des Heselberges an den Albuch heran, traf jedoch nicht auf die umkämpfte vordere Schanze, sondern auf die steil abfallende und mit Gebüsch bewachsene[n] westliche Flanke des Berges, wo die starke neapolitische Brigade des Obersten Caspar Toralto, das Altschauenburgische Regiment unter Leslie und die spanischen Fußtruppen standen.
Thurn, der gegen diese starken Verbände auf erhöhter Position nicht ankommen konnte, setzte sich am Westhang des Berges fest und verhinderte auf diese Weise das Eindringen der katholischen Truppen auf die strategische Waldhöhe des Heselbergs. Piccolominis Kürassierregimenter versuchten verschiedene Male, die Thurn’sche Brigade in der Flanke zu treffen, wurden aber durch die nun aktiver werdende Horn’sche Kavallerie in Schach gehalten, bei der vor allem der Oberstleutnant von Witzleben mit Horns Leibregiment seine anfangs erhaltene Scharte wieder auszuwetzen suchte, sodaß sich nach und nach ein ausgedehntes Kavalleriegefecht entwickelte. Der königl.-schwedischen Reiterei gelang es allerdings nicht, die kaiserlichen Kürassiere nachhaltig zurückzudrängen und sie mußte sich nach jedem der bergauf zu führenden Angriffe wieder an den Fuß des Hügels stellen. Mit der Zeit hatten das gelbe und schwarze Regiment unter Graf von Thurn schwere Verluste erlitten und mußten abgelöst werden. Das neu herangeführte Regiment war hingegen schon demoralisiert und konnte die Stellung nicht lange halten, so daß es den lombardischen Fußtruppen unter Guasco und Panigarola gelang, an der westlichen Flanke des Albuchs vorzurücken und in das strategisch wichtige Wäldchen auf dem Heselberg einzudringen.
Das Treffen[227] hatte nun (nach Horns Bericht bei Chemnitz II, S. 532) ‚in die sieben oder acht stunden gewehret, darin die truppen durch so viel unterschiedliche Chargen […] sehr schwach geworden. Nicht weniger, daß sich die Soldaten mit den Verwundeten (deren man nach und nach sehr viele bekommen) hauffenweyse weggeschlichen […]. Dieser Ursachen halber, sowol in Erwegung, daß, da der Feind in obgemeldtes Holtz [Heselberg] mit theils Fußvolck gerücket, [und] er den FeldMarschalck [Horn] sambt den Seinigen […] von der Seyte und von hinten her anfallen, zugleich vom lincken Flügel gantz abschneiden können, [darum] sprachen die hohe Officirer dem FeldMarschalck unterschiedlich zu, darauff zu gedencken, wie er sich von dem Ort ab[be]geben, und einen sicheren Stand ergreiffen möchte‘. Die schwedischen Kommandeure dachten nun also über einen geordneten Rückzug nach, welches unter den zu diesem Zeitpunkt herrschenden Bedingungen ein extrem riskantes Unternehmen war.
An dieser Stelle ist es interessant, den Zeitpunkt dieser Phase der Schlacht etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Geht man von einem Beginn des Vormarsches bei Tagesanbruch gegen 5 Uhr aus, dann war es nach Horns Bericht und der Schilderung bei Chemnitz jetzt gegen 12 Uhr Mittag. Zum gleichen Ergebnis kommt die ‚Kurtze eylfertige Relation etc.‘, nach der ‚Morgens zwischen 4. und 5. Uhren […] der Feind […] in grosser furi […] angesetzt [… und …] nach siebenstundigem unauffhörlichen Treffen dess Feindts gantze Armada [… usw.]‘ (Rystad, S. 121). Nach dem ‚Grundtlichen vnd aussführlichen Bericht‘ hatte die Hornsche Armee bei Hürnheim in Schlachtordnung gestanden, ’so sich die schöne Morgenröthe herfürgethon‘, mußte also erst, wie auch Horn schildert, über den Hohlweg anmarschieren, worüber es wohl 6 Uhr war, welchen Zeitpunkt auch Khevenhiller bestätigt, worauf Horns Brigaden nach obigem Bericht ‚sechs gantzer Stunden in die vnserige bestendig gesetzt‘. Also war es auch nach dieser Quelle um die Mittagszeit, bis zu welchem Zeitpunkt die schwedischen Sturmtruppen insgesamt 15, nach anderen Quellen 17 erfolglose Stürme gegen den Albuch vorgetragen hatten und dadurch stark dezimiert und völlig erschöpft waren.
Horn schickte deshalb den Generalquartiermeister Morshäuser zu Herzog Bernhard, um ihn nach seiner Meinung zu fragen. Bernhard schlug vor, sich in den jetzigen Stellungen zu verschanzen, und dort die Dunkelheit abzuwarten. Dies wurde jedoch von Horn abgelehnt: ‚[…] nachdemmahl es aber nicht viel über mittag, und dahero eine Unmüglichkeit an so unbequemen Ort, und unter so viel offensen eine dergleichen lange Zeit abzuwarten‘. Man einigte sich schließlich darauf, daß Bernhard mit dem Fußvolk die Stellungen auf den Hügeln halten und mit der Reiterei den Feind in Schach halten sollte, bis Horn seine Truppen abgeführt hätte, um sich dann unter dem Schutz von Horns Artillerie selbst zurückzuziehen.
Horns einzige Möglichkeit des Rückzugs bot sich am Retzenbachtal entlang in westlicher Richtung gegen Ederheim, um von dort den Arnsberg zu gewinnen, sich dort zu verschanzen und sodann mit einigen Geschützstellungen Bernhards Rückzug zu decken. Dies konnte aber nur unter der Voraussetzung gelingen, daß Bernhard ihm die linke Flanke und damit den Zugang dorthin freihielt. Horn ließ, weil die Artillerie ziemlich weit vorgerückt war, seine Reiterei nochmals auf den Feind chargieren und unter dieser Bedeckung die Geschütze einholen. Die Zugordnung arrangierte er so, daß er die Geschütze an den Anfang setzte, dann kam die Avantgarde an Reiterei und Fußvolk, danach das Hauptheer und schließlich die Nachhut. Dieser Zug setzte sich schließlich in Richtung Ederheim in Bewegung und machte auch ziemliche Fortschritte. In das Dorf selbst plante Horn, sobald der Zug dieses passiert hätte, starke Musketiereinheiten zu legen um auf diese Weise den Nachzug zu decken.
Über die genaue Abzugsrichtung Horns hat es einige Spekulationen gegeben. Der Grund hierfür ist, daß in Merians Schlachtskizze des Theatrum Europaeums, in welchem alle Schlachtbewegungen, auch die des Vortages, sonst akribisch dargestellt sind, das besagte Dorf, über welches der Anzug wie auch die Flucht der Horn’schen Truppen erfolgte, mit ‚Hirnheim‘ bezeichnet ist. Auch der zugehörige Text im Theatrum Europaeum (Bd. III, S. 335, gedr. i. J. 1639) lautet: ‚[…] und haben sich (Horns Truppen) bey dem Dorf Hirnheim sampt und bey den Stücken gestellt, da sie dann schon allbereit den Berg zu gutem Vortheil gefaßt, und unterschiedliche Truppen neben den Canonen darauff gebracht und sich wieder gestellet‘. Betrachtet man den Merian’schen Stich allerdings genauer, dann sieht man, daß am linken Bildrand, unterhalb der heutigen Ruine Niederhaus, einige Häuser stehen, die zweifelsohne zu Hürnheim gehören. Ederheim ist auch am richtigen Ort, jedoch mit dem falschen Namen ‚Hirnheim‘ eingezeichnet. Es kann sich also nur um eine Verwechslung der Ortsnamen handeln.
Chemnitz, unter Einbeziehung von Horns Bericht, definiert die Örtlichkeit wie folgt: ‚Es lag aber in dem Thal am Arnsberge, ohngefähr zween mußquetten-Schuß von dem Hügel, da das Treffen vorgangen [in diesem Fall dem zentralen Ort, als dem Heselberg], ein Dorff, welches sich von der einen Hand nahend an die Höhe schloß, von der anderen Seite ein morrassisches Bächlein [den Retzenbach] hatte‘. Nimmt man zwei Musketenschüsse mit max. 600-800 m an, so wird klar, daß hier nur Ederheim gemeint sein konnte, von wo man die Artillerie in die Stellungen auf dem Arnsberg zu bringen gedachte. Weiter bei Chemnitz: ‚In deme also der Canon schon über das Dorff hinauß, die avantguarde fast neben dem dorffe, und die arriereguarde über dreyhundert Schrit nicht mehr davon, siehe da kommt der linke flügel [Herzog Bernhards] in gänzliche confusion, und dessen etliche Regimenter zu Roß [von Lachberg und Ländle] ins Tal hinunter gehauen‘. (Chemnitz II, S. 533).
Was war geschehen ? Herzog Bernhard hatte, nachdem die Reiterei des linken Flügels gegen 10 Uhr zurückgeworfen worden war, damit begonnen, sich in seinen Stellungen festzusetzen. Dazu wurden die auf der Höhe des Lachbergs und den anderen Erhebungen installierten Geschütze aktiviert (auf dem Lachberg standen 2, auf dem Ländle 6 Stücke) und vor dem Heselberg einige starke Brigaden zu Fuß postiert. Diese bestanden aus den Regimentern Bartholomäus Zerotin [Žerotina; BW], dem Fußregiment des Feldmarschalls Cratz, dem Regiment (Detlof von) Tiesenhausen, dem orangen Regiment des Generalmajors Johann Vitzthum von Eckstädt, dem Fußregiment James King unter seinem Obristleutnant, den Resten der Brigade Mitzlaff (Joachim Mitzlaff selbst nahm zwar an der Schlacht teil, jedoch als ‚reformierter‘ Oberst, d. h. ohne Kommando), dem Fußregiment James Ramsey und Herzog Bernhards (grünem) Leibregiment unter Oberstleutnant Rüdiger von Waldau [Waldow; BW].
Mit dieser neuen Aufstellung gelingt es Bernhard, die Front wieder einigermaßen zu festigen. Die schwedische Reiterei formiert sich wieder und der Kampf mit den Truppen Johanns von Werth und den Regimentern des Herzogs von Lothringen wogt einige Zeit hin und her. Schließlich gelingt es den Kaiserlichen, die schwedische Reiterei massiv zurückzudrängen. Nachrückende Fußtruppen bemächtigten sich der Höhe des Lachbergs. Der bayerische Artillerieobrist Johann Puck [Puech; BW] läßt die beiden schwedischen Stücke gegen die feindlichen Stellungen wenden und beginnt den Wald des Heselbergs zu beschießen. Sobald der kommandierende General der bayerischen Liga, Herzog Karl von Lothringen, den Rückzug von Horns rechtem Flügel bemerkt, und dies kann nach Horns und den anderen Berichten, entgegen vieler Behauptungen, nicht vor Mittag dieses Tages gewesen sein, wirft er alle verfügbaren Regimenter zu Roß gegen die vor dem Heselberg befindlichen schwedischen Brigaden. Mit dem Herzog attackieren die kaiserlichen Kürassiere der beiden Mantuanischen Markgrafen und Brüder Annibale und Luigi Gonzaga, von denen der letztere acht Mal in den Feind setzt, dem ersteren zwei Pferde unter dem Leib erschossen werden (Grundtlicher vnd aussführlicher Bericht etc.). Parallel dazu rücken die spanischen Kürassiere unter dem Grafen Gioanni Cerbellone sowie, peletonweise feuernd, die spanischen Fußregimenter des Zentrums unter dem Marqués de los Balbases vor. Die Regimenter des kaiserlich-spanischen linken Flügels unter Gallas und Leganés sowie Piccolominis Kürassiere dringen über und östlich des Albuch auf die abziehenden Horn’schen Regimenter. Ununterbrochen attackiert Johann von Werths Kavallerie zusammen mit den Kroaten die schwedischen Reiterverbände des linken schwedischen Flügels, wobei die Kroaten nun östlich der Ulmer Straße über das Himmelreich ausschwärmen und dem abziehenden schwedischen Troß in den Rücken fallen. Die bayerischen Regimenter zu Pferd, (Egon Graf) Fürstenberg und (Adam Heinrich) Keller, dringen in die schwedischen Fußregimenter ein.
Herzog Bernhards Leibregiment zu Fuß wird vom Regiment Keller fast völlig vernichtet. Umsonst versucht der Herzog, die Fahne seines Leibregiments schwingend, die Truppen zu stoppen und erneut zu formieren, schickt auch noch einige Esquadrons Reiter in die Flanke des anstürmenden Gegners. Es gibt jetzt kein Halten mehr. Während die weimarischen Fußregimenter größtenteils niedergehauen werden, fluten die berittenen schwedischen Schwadronen über Lachberg und Ländle sowie den von Herkheim nach Ederheim zwischen Lach- und Heselberg hindurchführenden Weg zurück in Richtung Ederheim und Arnsberg. Im Retzbachtal prallen sie mit den sich noch in geordnetem Rückzug befindlichen Truppen Horns zusammen, bringen diese in Unordnung und reißen sie mit in die Flucht. Obwohl der Feldmarschall Horn von der Nachhut nach vorne galoppiert und die Verbände wieder zu ordnen versucht, ‚war die confusion doch so gros, daß er nichts auszurichten vermochte. Bevorab, da die Kayserliche ihnen stracks in den Eisen gewesen […] daß es also hiemit bund über eck, und alles in voller Flucht durcheinander davon gegangen: da sonderlich das Königl. Schwedische Fußvolck hefftig eingebüsset, und was sich nicht in die Büsche verkrochen, mehrentheils niedergemachet, das allerweinigste aber gefangen genommen worden‘ (Horn bei Chemnitz II, S. 533).
Herzog Bernhard hatte man das Pferd erschossen. Zu Fuß und mit einer leichten Verletzung am Hals kämpfte er gegen eine Kroaten und konnte, nachdem man ihm bereits den Degen genommen und die rote Feldbinde vom Leib gerissen hatte, von dreien seiner Leute wieder befreit werden. Er wäre dennoch unweigerlich in Gefangenschaft geraten, hätte ihn nicht ‚ein Capitain von den Tupadelischen Dragonern mit einem kleinen, doch untersetzten raschen Klöpper[228] ausgeholfen: Der Dißmahl das Beste bei demselben gethan und ihn davon getragen (ebd. S. 534). Nach dem ‚Grundtlichen vnd aussführlichen Bericht‘, der zu diesem Zeitpunkt die genauen Umstände der Flucht noch nicht kennen konnte, ist der ‚Weinmar mit einer Mussqueten Kugel geschossen worden, aber weil er zu Pferd war, hat er die flucht fort gesetzt gleichwohl das Pferd aller müd vnd ubel zugericht, weil ers selbige gantze Schlacht gebraucht, wie Horn selbst bekennt‘.
Der schwedische Feldmarschall Gustav Horn wurde in der allgemeinen Verwirrung von einigen Reitern vom bayerischen Kürassierregiment des Werth’schen Obristen Bruno Busch gefangengenommen, der Feldmarschall Johann Philipp Cratz von Scharfenstein von einem Kroatenrittmeister namens La Fontana [Fontaine; BW]. In Gefangenschaft fielen auch die beiden schwedischen Generalmajors Schafelitzky und Friedrich von Rostien sowie die Obersten Schneidewein (Johann Schneidewindt), Hans Wachtmeister, Wettberger (Arvid Wittenberg), Bartholomäus von Zerotin (Bartholomé von Žerotín) und dessen Oberstleutnant Hans Georg Colonna von Fels. Die beiden letzteren waren mährische bzw. böhmische Exilanten, von denen von Fels wenig später an der Pest starb (Chemnitz II, S. 534).
Nicht unmittelbar in der Schlacht, aber auf der Flucht von den Kroaten gefangengenommen wurde Horns Generalquartiermeister Morshäuser. Auch der schottische Generalmajor Jakob (James) King, der am 8. September auf Befehl Herzog Georgs von Braunschweig-Lüneburg zur Unterstützung der schwedischen Truppen in Richtung Main gezogen war, wurde Ende Oktober von Truppen des Kroatengenerals Goan Lodovico Isolano gefangen. Dies wird durch einen Brief Isolanos an Feldmarschall Piccolomini vom 10.11.1634 bestätigt, in welchem dieser über die seit der Schlacht bei Nördlingen gemachten Gefangenen berichtet. Darin schreibt er, er selbst halte Oberst König, einen Schotten, in Gewahrsam. Die Polen (Kosaken) hielten neben anderen Personen den Oberstleutnant zu Roß (David) Leslie, gleichfalls Schotte, Horns Generalquartiermeister und den Generaladjutanten Herzog Bernhards, von der Grün, gefangen. (StA Leitmeritz, RA Clam-Gallas XVIII/5, in: DBBTI V/1059).
Der Blutzoll dieser Schlacht übertraf alles bisher in Feldschlachten des Dreißigjährigen Krieges Dagewesene. Das schwedisch-weimarische Heer hatte insgesamt etwa 8000-10.000 Tote, zum weitaus größten Teil Fußvolk, zu beklagen, 3000-4000 Mann gerieten in Gefangenschaft. Unter diesen hatte der württembergische Landesausschuß, von dem allein 4000 tot oder gefangen waren, und die schottische Brigade die schlimmsten Verluste. Von Robert Monros schottisches Regiment (Regiment Mackay) unter Oberstleutnant William Stewart konnte Ende September bei Worms[229] in der Pfalz gerade noch eine Kompanie gebildet werden. Hier beklagt Monro in seinen Erinnerungen zu recht: ‚Eine unselige Angewohnheit aller Generale war es, daß sie für gefährliche Dienste meistens diejenigen heranzogen, die ihnen auch sonst am besten dienten, und nachdem sie einmal deren Mut erfahren hatten, versäumten sie es nie, diese immer in den gefährlichsten Aktionen einzusetzen, wobei sie als einzige Belohnung nur deren Mut lobten, während andere überhaupt nicht erwähnt wurden‘. (Monro/Expedition I-1, I-19 u. II-List 1). Das verbündete katholische Heer hatte 1200 Tote und ebensoviel Verwundete.
Was die Befehlshaber anbelangt, so waren im protestantischen Heer von den Deutschen nur der gerade mündig gewordene Markgraf Friedrich von Brandenburg-Ansbach und, bereits am Vortag, der Oberstleutnant des Regiments Ohm gefallen. Die schottische Brigade verlor den Oberst Henry Muschamp und Oberstleutnant John Forbes of Tullough sowie die Obristwachtmeister [Majors] Ruthven, Sidserfe und David King, einen Bruder des schwedischen Generalmajors. Die katholischen Verbündeten hatten neun Obristen und viele Offiziere verloren. Gefallen waren der Oberst Silvio Piccolomini (ein Neffe des späteren kaiserlichen Generalleutnants und Herzogs von Amalfi, Graf Octavio Piccolomini), der durch einen Pistolenschuß fiel, die in spanischen Diensten stehenden Obristen Erhard Wurmser und Wilhelm Salentin von Salm, der Conte Giovanni Battista Panigarola, der piemontesische Oberst Ayazzo (Don Diego schreibt Ayasso), der gleich morgens um 6 Uhr zwischen dem Kardinal-Infanten Don Fernando und König Ferdinand stehend mit einer Geschützkugel getroffen wurde, der ebenfalls spanische Feldmarschall Carlo Guasco[230] und der bayerische Feldmarschall-Leutnant Maximilian de Billehe. Billehe, ein Wallone, wurde nach Khevenhiller allerdings nicht in der Schlacht getötet, sondern durch einen Schuß mit einem gezogenen Rohr aus dem Wald getroffen. Auch Johann von Werths Major Mörmann war gefallen. Am Vortag waren, wie bereits berichtet, die kaiserlichen Obersten Pietro Aldobrandini, der piemontesische Baron de la Tornetta und der wallonische Marques Baptista Sanct Martin de la Baina auf dem Schlachtfeld geblieben. Letzterer wird von einigen Quellen unter den Toten verzeichnet, Khevenhüller schreibt ‚tödtlich verwundet‘, was im damaligen Sprachgebrauch als lebensgefährlich verwundet zu verstehen ist, an anderer Stelle wird bestätigt, daß ‚Hr. Obr. St. Martin, doch nicht tödlich, verwundet worden […]‘ (Kriegskommissär Reinhard von Walmerode in einem Brief an Hofkriegsratspräsident Graf Heinrich von Schlick). In den kaiserlichen Kriegslisten ist er nicht unter den Toten verzeichnet.
Das Elend, das auf dem Schlachtfeld zurückblieb, entzieht sich unserer heutigen Vorstellungskraft. Auf protestantischer Seite wurden die Verwundeten überhaupt nicht registriert, da die leichteren Fälle zu den Gefangenen gezählt wurden, die schwerer Verwundeten keine Überlebenschance hatten. Die siegreichen Soldaten durchzogen das Schlachtfeld, machten alles nieder, was sich noch bewegte, zogen den stöhnenden Verwundeten und Toten die Kleider aus[231] und plünderten, was zu bekommen war. Dabei taten sich vor allem die Spanier unrühmlich hervor: ‚Beynebens war auch der Spanier Eifer so groß, daß sie auf der niedergemachten schwedischen Soldaten Kleyder Pulver gestrewet und angezündet haben, mit vermelden, weils Ketzer seyen, so müsse man sie mit Feuer verfolgen und verbrennen‘ (Gründliche und wahrhafte Relation usw.). Ein spanischer Soldat, nennen wir ihn Estebanillo Gonzáles, der sich zu Beginn der Schlacht neben einem Pferdekadaver tot gestellt hatte, nun aufsprang, sein Rapier zog und sich über die Verwundeten hermachte, war wohl nur einer von Vielen, die zum Realität gewordenen Alptraum der hilflos am Boden Liegenden wurden. Die meisten Äußerungen dieser Art, von denen die zeitgenössische Literatur eine Vielzahl bietet, sind sicherlich tendenziell und deshalb mit Vorsicht zu genießen. Auch verbietet sich hier eine einseitige Klassifizierung der siegreichen Seite (so bestand z. B. die spanische Armee des Kardinal-Infanten auch aus einem Großteil Italienern und die Verfolgung und Niedermetzelung der Fliehenden wurde hauptsächlich von Kroaten und den bayerischen Kürassieren Johann von Werths übernommen). Jedoch wird niemand, der sich mit diesem Metier auseinandersetzt, die Tatsache in Frage stellen, daß die Brutalität der Wirklichkeit diejenige der erhaltenen Schilderungen bei weitem übertraf.
Auch König Ferdinand und der Kardinalinfant ließen sich das schaurige Szenarium des Schlachtfelds nicht entgehen: ‚Nach geendigter Schlacht ist der König und der Infante hin und wieder auf der Wahlstatt herumgeritten, und die toden Cörper in grosser Anzahl zerhackt und durchschossen liegen sehen; der Prince Don Matthias [Matteo di Medici, Prinz von Toscana] ist mit geritten, dessen Pferd auf einen toden Cörper getreten, so noch eine brennende Lunde bey sich gehabt, die in die Pulver-Flaschen kommen, und einen solchen Stoß gethan, daß ihm sein Roß gantz aufgehoben und niedergeworfen‘. (Khevenhiller XII, S. 1221). Selbst die Verwundeten auf der siegreichen katholischen Seite konnten nur ungenügend versorgt werden: ‚Auf obgemeldete [664 Mann] ist an dato 14. [September] verordnet worden 350 Rationen Brot, 600 Pfund Fleisch, 370 Maß Bier; die Knechte müssen bei dieser Verpflegung ganz verderben‘. (Fugger und Ruepp an Maximilian von Bayern, bei Heilmann II, S. 495).
Die Beute der Sieger war beachtlich. Mehr als 300 Cornets und Fähnlein, ein damaliger Gradmesser für die Größe des Sieges, wurden erbeutet und den Monarchen zu Füßen gelegt. Von diesen präsentierten die bayerisch-ligistischen Truppen unter Herzog Karl von Lothringen 125 Exemplare, 75 Trophäen hatte allein Johann von Werths Leibregiment erobert. Dazu kam der gesamte Schwedische Troß, bestehend aus 4000 vollbeladenen Wägen, 80 Geschützen und 1200 Pferden. Die berittenen Siegertruppen, vor allem die Kroaten, schwärmten nun regimentweise aus, um die Fliehenden zu verfolgen, niederzusäbeln und Beute zu machen. ‚Im Verfolgen sind die Reutter [der Schweden] hauffenweiß von den Pferden heruntergefallen und [haben] die schlechte auch unarmierte Croatenbueben kniend mit aufgehobenen Handen umb Quartier gebetten‘, berichtete Ferdinand III. (Lahrkamp/ Werth, S. 40). Zum Glück für die Flüchtigen, jedoch auch nur für die Berittenen, war der Rheingraf Otto Ludwig über Göppingen[232] bis nahe Schwäbisch Gmünd[233] herangerückt, und konnte die verfolgenden Kroaten: ‚welcher nur drey Meilen von der Wahlstatt in bataille gehalten, und manchem guten Kerl das Leben gerettet‘. (Chemnitz II, S. 533).
Die Straße in Richtung Stuttgart[234] war auch voll von zivilen Flüchtlingen. Der kurmainzische Rat und Amtmann von Fritzlar,[235] Christoph Heinrich von Griesheim (nach G. Rystad ein Verwandter des schwedischen Generalmajors Schafelitzky) schildert die Zustände drastisch: ‚uff 3. unnd 4. meil wegs seyn die Leut auss den Stätten gelauffen, nur die Kinder an den Armen gehabt, mit großem jamer und geschrey [… auf die Frage, wohin sie wollten …] Gott möchte es wissen, sie könten in dieser eyl keinen rath finden, wehe und immer wehe gerufen, daß die Schweden ins Reich kommen, zuvor hetten sie mit accord handlen können, jetzo ginge es alles zu grundt […]‘ (Rystad, S. 193)„.[236]
Gräfin Anna Maria von Hohenlohe-Langenburg musste es hinnehmen, „daß auch der zum Schutz der Residenzstadt herbeigerufene schwedische Kapitän Blum durch seine Hartnäckigkeit nicht in ihrem Sinne handelte, indem er die durch General Piccolomini, der die Eroberung der Grafschaft Hohenlohe steuerte, schon Anfang September angebotene Salvaguardia ablehnte. Angesichts der wachsenden feindlichen Übermacht hat Gräfin Anna Maria zum Schutz der ganzen Herrschaft und ihrer Untertanen eine Verteidigung Langenburgs,[237] wie sie tatsächlich erfolgte und etwa zur Zerstörung der Vorstadt führte, nicht mehr begrüßt“.[238]
„In der Zwischenzeit war der kaiserliche Feldmarschall Graf Octavio Piccolomini bereits mit 7000 Mann vor die Mauern von Rothenburg[239] gezogen. Hier befehligte der Major Polli (Pollius) mit einer Abteilung vom Regiment Wilhelm von den Brinken, dem Stadtkommandanten in Königshofen.[240] Alles in allem hatte Polli mit gesunden und kranken Knechten nicht mehr als 200 an der Hand. Der Kommandant hatte bereits am 10. September 1634 die schriftliche Übergabeaufforderung durch Generalleutnant Gallas abgeschlagen. Obwohl die Stadt für eine Verteidigung, vor allem nach dem Taubertal hin, günstige Voraussetzungen hatte, gab es doch einige Schwachstellen. Piccolomini, der am 15.9. vor der Stadt erschien, ließ deshalb sofort von dem Galgen- und Rothertor 2 Geschützbatterien erbauen und die Stadt beschießen. Am folgenden Morgen, dem 16.9., wurden 10 weitere Geschütze auf die Engelsburg gebracht und der alte Burgturm ins Visier genommen, welcher nach kurzer Zeit an einer Ecke einstürzte. Ebenfalls beschossen wurde die Stadtmauer beim Frauenkloster.
Als der Feldmarschall die Stadt am 18.9. am Spitaltor zum Akkord aufforderte, erbat sich der Kommandant 3 Stunden Bedenkzeit, um sich mit dem Magistrat zu besprechen. Bei dieser Besprechung ‚vergassen beydes Bürgerschafft vnd Rath des hievor gemachten verbundes vnd wurden anstatt nothwendiger weiterer zusammensetzung auffstützig: also daß sie dem Major, nebst den Seinigen die hälse brechen wolten‘ (Chemnitz, s. o.). Nach Ablauf dieser Frist begab sich Polli in Piccolominis Quartier nach Gebsattel[241] und willigte ohne weitere Hinzuziehung des Magistrats in den vorgeschlagenen Akkord ein. Die Besatzung, 3 Kompanien zu Fuß, bekam freien Abzug ‚mit Ober- und Untergewehr, Kugeln im Mund, mit dem Pack, den jeder tragen mag aber ohne fahnen und ohne gerührtes Spiel unter deutscher Eskorte. Das Thor gegen Gebsattel mußte sofort übergeben werden, die Bürgerschaft wurde pardonniert und dem in die Stadt geflüchteten Adel und Landvolk der Auszug gestattet‘. Der Stadt wurde eine Ranzion von 20.000 Reichstalern auferlegt und erhielt als Garnison 4 Kompanien vom Regiment des Barons Ernst Roland de Suys. Dem kaiserlichen Feldzeugmeister Francesco del Caretto di Grana mußten nach Kriegsbrauch die Glocken für 6000 Gulden in Bar abgekauft werden. Nach Chemnitz wurde der Akkord von Piccolomini nicht eingehalten: ‚Gleichwohl denen zuwiedern, folgenden tags [19.9.] beym auszuge die knechte weggenommen [und untergesteckt] vnd nur die Officirer zu ihrem Obristen nach Königshofen gelassen worden‘. (Heilmann II, S. 503; Chemnitz II, S. 548).
Nach der Einnahme Rothenburgs ging der Zug des Piccolominischen Korps, mittlerweile wieder mit Johann von Götz vereint, am 19.9.1634 weiter gegen Mainfranken. Zur Übergabe aufgefordert wurde die Stadt Windsheim,[242] wohin der kaiserliche Oberst Freyberger von Rothenburg aus mit 4 Regimentern zu Roß und einigen Dragonern gerückt war. Dort lagen immer noch die von Herzog Bernhard im August dorthin gelegten zwei Kompanien unter dem Oberstleutnant Balthasar Goll vom Brinken’schen Regiment. Dieser setzte sich allerdings zur Wehr, so daß Freiberger nach einiger Zeit der Blockade wieder abziehen mußte. Dies bedeutete aber keinen allzu langen Aufschub für die Windsheimer und ihre Besatzung, denn am 22. Oktober rückte der Baron de Suys mit Reiterei, Fußvolk, etlichen Stücken und einigen Mörsern vor die Stadt. Oberstleutnant Goll, der nur noch 115 Mann und Pulver für 6 Tage bei sich hatte, lehnte die Aufforderung zur Übergabe erneut ab, woraufhin de Suys etliche Schanzen aufwerfen ließ und, obwohl Goll mit etlichen Ausfällen diese Vorbereitungen erheblich störte, in der Nacht des 29.10. mit der Bombardierung der Stadt begann und einige Häuser zerschmetterte. Mit Anbruch des folgenden Tages begab sich der Stadtrat zum Kommandanten und drängte diesen zur Übergabe, mit der Drohung, im Falle einer Widersetzung diese selbstständig in die Wege leiten zu wollen. Goll mußte schließlich nachgeben, ließ sich aber sicherheitshalber eine Bestätigung aufsetzen, daß der Akkord auf alleinigen Willen des Rates erfolgte und zog am 30.10.1634 unter kaiserlicher Bedeckung in Richtung Rhein-/Maingebiet ab. (Chemnitz II, S. 549, 582).
Piccolomini hatte am 19.9. bei Frickenhausen[243] den Main überquert. Anfänglich hatte Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar, der mit etwa 2000 Reitern, 400 Dragonern und einigen tausend Mann an ausgeruhten Fußtruppen herangeeilt war, versucht, den Übergang zu verhindern. Er hatte jedoch bald die Unmöglichkeit seiner Mission eingesehen und sich damit begnügt, die Besatzungen von Ochsenfurt,[244] Schweinfurt[245] und Würzburg[246] mit einigem Fußvolk zu verstärken und sich daraufhin gegen Schleusingen[247] in der Grafschaft Henneberg[248] zurückgezogen. (Ebd. S. 548). Piccolomini erschien deshalb mit dem Hauptkorps am 21.9. ungehindert vor Kitzingen,[249] welches er zur Übergabe aufforderte. Die Markgräfin Sophie von Ansbach, die dort seit August Zuflucht gesucht hatte, hatte sich bereits am 13. dieses Monats nach Frankfurt begeben. Die Stadt kapitulierte am 22.9. und mußte eine Ranzion von 20.000 Reichstalern erlegen. In Kitzingen ließ Piccolomini bei Etwashausen ein Lager errichten und blieb einige Tage, um die administrativen Dinge und die Kontributionen zu koordinieren. Hierhin waren auch vorübergehend die gefangenen Feldmarschälle Horn und Cratz gebracht worden (Horn kam später in bayerische Gefangenschaft nach Ingolstadt und Burghausen,[250] Cratz wurde nach Wien überführt). – – Vom 22.9. datiert ein Schutzbrief Piccolominis für das markgräflich-ansbachische Segnitz.[251] – –
Der Kitzinger Pfarrer Bartholomäus Dietwar [1592-1670] [252] berichtet: „Als die kaiserlichen Reiter in starken Schwärmen gegen Kitzingen zu streiften, taten sich etliche Bürger und ledige Gesellen zusammen – unter ihnen war auch Hans Neubauer, Ratsmitglied und Bäcker von Etwashausen[253] – , rüsteten sich als Dragoner und machten Ausfälle auf die Feinde. Aber es bekam ihnen sehr übel. Von den Krabaten wurden fünf von ihnen niedergemacht und unter ihnen auch Neubauer. Am 11. September [a. St.; BW] kam der kaiserliche General Piccolomini mit etlichen Regimentern vor die Stadt Kitzingen und schickte einen Trompeter hinein, um die Stadt zur Übergabe aufzufordern. Dieser wurde mit verbundenen Augen auf das Rathaus geführt. Ich ging mit dem Herrn Dekan auch hinauf, damit auch die Geistlichen, sowohl die einheimischen als die herein geflohenen – 40 an der Zahl – in den Akkord mit eingeschlossen werden möchten. Der Trompeter erhielt zur Antwort, dass man am folgenden Morgen die Stadt dem General überantworten wolle. Dies geschah dann auch durch Herrn Dr. Eger. Die Stadt musste 16.000 Reichstaler Lösegeld und sonst noch 4.000 Taler zahlen. Dagegen wurde versprochen, dass die evangelische Religion in der Pfarrkirche geübt werden dürfte. Die Katholischen aber sollten die Kirche zum hl. Grabe oder die Klosterkirche haben. Das alles wurde im Namen des Kaisers und Königs von Ungarn versprochen. Wie es aber gehalten wurde, das hat nach einem halben Jahre der weitere Verlauf der Dinge gezeigt.
Sonntag den 15. September wurde ich, der ich damals gerade Wöchner war, hinaus in das piccolominische Lager berufen, welches er vor Etwashausen bei dem Peterstore hatte aufschlagen lassen. Ein Feldwebel begleitete mich dahin. Ich musste einem Hauptmann, dessen Frau an der Pest gestorben und noch einem Kapitän, der in dem Nördlinger Treffen gefangen worden war, das hochwürdige Sakrament reichen. Der kaiserliche Hauptmann verehrte mir einen Dukaten und der Geistlichkeit überhaupt zwei Kühe, die wir ganz nach Belieben austeilen sollten. So haben wir es auch getan. Am 13. September gab ich an dem Lösegeld 10 Reichstaler und 2 Taler der Salvegarde und am 18. September wieder 15 Reichstaler.
Am 17. September hob Piccolomini das Lager auf. Es kamen gegen 60 Cornet Krabaten durch die Stadt. Wir wurden ganz ausgeplündert und waren kaum des Lebens sicher“.[254]
Beim Marktbreiter[255] Pfarrer Wolfgang Ammon[256] [1572-1634] heißt es: „Den 10. Septbr. ist diser gantze löbliche Fleck von Piccolominischen vnd Kayserlichen Volck ausgeplündert vnd da keines Menschen, keines bürgerlichen und geistlichen verschont, alle Kelch weggeraubt, vnd ist ein Jammer gewesen, den Ich nicht aussprechen kann, noch beschreiben, als der Ich neben meinem H. Collega nit allein gar ausspoliirt, geschlagen und gestochen worden, sondern mich auch im hew fast ohne respiration, tag vnd nacht halten müssen in vicinis aedibus. Darumb ist disen 10. Septbr. kein leich bestattet worden, sondern haben die Verstorbenen erst den folgenden Tag begraben werden müssen“.[257] Ammon starb am 22.9.1634 an den Folgen seiner Misshandlungen.
Aus Kitzingen wurde eine Abteilung eine Abteilung zur Einnahme von Ochsenfurt zurückgeschickt. Hier lag des bei Nördlingen gefangenen Generals Cratz Oberstleutnant Fischhausen mit 60 Soldaten und einer Kompanie von Herzog Wilhelms von Weimar in Würzburg stationiertem Leibregiment zu Fuß. Obwohl die Übergabeaufforderung zuerst abgeschlagen wurde, konnte Fischhausen sich nicht gegen die katholische Bürgerschaft durchsetzen und mußte schließlich kapitulieren. Daraufhin bat der Rat von Ochsenfurt (am 23. oder 24.9.) den Feldmarschall, die kaiserliche Garnison, welche die Stadt sehr bedrückte, abzulösen. Dafür erbot sich die Bürgerschaft diesen wichtigen Paß, ‚mit Darsetzung von Leib und Leben, Gut und Blut‘ für die Kaiserlichen zu verteidigen, wenn man den umliegenden lutherischen Gemeinden die Gewehre wegnehmen und sie an die Bürger Ochsenfurts verteilen würde. Piccolomini gab daraufhin dem in Ochsenfurt liegenden kaiserlichen Hauptmann den Befehl, anstatt der neugeworbenen Soldaten erprobtes Volk an sich zu bringen, den umliegenden Ortschaften die Waffen zu nehmen und diese an die waffenfähigen Bürger Ochsenfurts zu verteilen. Die Stadt erinnerte sich wohl besonders unangenehm an die Einquartierung der Kompanien des weimarischen Obersten Wilhelm von den Brinken im März/April 1633. Seine Leute fielen damals den Bürgern in die Keller, verwüsteten ihre Gärten und raubten den vom Wochenmarkt heimkehrenden Bauern das Geld, während Brinken zu Kitzingen in guter Unterhaltung weilte. Durch einen kaiserlichen Kommissar wurden die in Ochsenfurt befindlichen sächsisch-weimarischen Beamten von ihren Ämtern enthoben und an deren Stelle wieder die ehemaligen fürstbischöflich[-]würzburgischen Diener eingesetzt. (Scharold/Zwischenregierung Heft II, S. 251, Heft III, S. 149).
Bei Ochsenfurt stieß auch der kaiserliche Generalfeldzeugmeister Melchior von Hatzfeld, der am 5.6.1634 vor Regensburg verwundet worden war und sich in Wien kuriert hatte, wieder zur Armee. Dieser hatte alle Mühe gehabt, sich gegen den intriganten Konkurrenten Francesco del Caretto di Grana durchzusetzen, was ihm letztendlich jedoch gelang, da Caretto zu seinem Leidwesen nach Schlesien zu Feldmarschall Rudolf Colloredo versetzt wurde. Hatzfeld war nun in den folgenden Monaten in Württemberg und Franken eifrig bemüht, die Artilleriebedürfnisse für das kaiserliche Heer, insbesondere für die Feldmarschälle Piccolomini und Graf Philipp Mansfeld zu ordnen. Letzterer hatte den Auftrag erhalten, mit Hilfe der rheinischen Kurfürsten am Niederrhein ein Heer zusammenzubringen und war im Anmarsch auf Hessen begriffen. Mit diesen Truppen kamn auch Melchiors Bruder, der seit 3 Jahren im Kölner Exil weilende Bischof von Würzburg und Bamberg, Franz von Hatzfeld, wieder zurück. (Krebs/Hatzfeld, S. 75).
Am 25. September schrieb Piccolomini aus Kitzingen an Gallas: Aufgrund neuer Nachrichten habe er seine Absicht, de Suys zur Belagerung Windsheims auszuschicken geändert, denn die Stadt werde bald selbst fallen. Er werde jene Truppen zur Eroberung Schweinfurts und Würzburgs einsetzen. Die Kroaten (unter Goan Lodovico Isolano) wolle er nach Königsberg[258] schicken, damit sie den Weg nach Thüringen bewachen und von dort aus Schweinfurt umzingeln; sein eigenes Dragonerregiment habe er zur Eroberung von Karlstadt,[259] Gemünden[260] und Hammelburg[261] abkommandiert. Mit dem Kommandanten der Stadt Haßfurt,[262] Hertel, habe er Verhandlungen aufgenommen. Dieser habe ihm den Wunsch des Obersten Truchseß (von Wetzhausen) und anderer Offiziere nach Zusammenarbeit mit den Kaiserlichen übermittelt, vorausgesetzt, der König (Ferdinand III.) werde ihnen verzeihen (sic !). Er wolle ihnen Regimenter anbieten und sie zur Neurekrutierung verwenden; es wäre gut, wenn der König ihm Patente schicken würde. Wilhelm von Sachsen-Weimar stehe in Thüringen, die übrigen Truppen hätten sich gegen Frankfurt a. M. zurückgezogen. Wenn sich der König mit seiner Armee gegen Frankfurt wenden würde, könne er, Piccolomini, eine Einnahme des Schlosses in Würzburg, einen Angriff auf Schweinfurt oder die Eroberung einiger Orte am Main versuchen. Übermorgen (27.9.) werde er aus Kitzingen ausrücken. Der Landgraf (Wilhelm) von Hessen habe Truchsess aufgefordert, sich nach Kassel zu begeben. Er, P., werde ihm, Gallas, über alle geheimen Beratungen mit Hertel Bericht erstatten. (Orig. ital.; Staatsarchiv Leitmeritz, RA Clam-Gallas XVIII/5, in DBBTI V, 993).
Auf diese Weise boten nun also die fränkischen und ehemals gut schwedischen Obristen, wie Wolf Dietrich Truchseß von Wetzhausen, dem Kaiser ihre Zusammenarbeit an, falls man ihnen nur vergeben würde.
Sehr aufschlußreich liest sich auch der Brief Piccolominis an Francesco Caretto di Grana vom 26.9. aus Kitzingen: Piccolomini schreibt dort, er habe sich nun Ochsenfurts bemächtigt, sei jedoch wieder nach Kitzingen zurückgekehrt. Wilhelm von Weimar stehe in Meiningen,[263] in Schweinfurt lägen 800 Mann, deshalb habe er die Stadt nicht angegriffen; auch in Würzburg läge Kriegsvolk. Er wolle deshalb einige Tage in Kitzingen bleiben, um die hiesigen Katholiken zu unterstützen und die Bewegungen des Feindes zu verfolgen. Einige Kroatenabteilungen habe er an den Thüringer Wald geschickt, den Rest werde er nach Schweinfurt kommandieren, damit der Feind glaube, er selbst wolle dorthin ziehen. Ferner habe er beschlossen, Windsheim nicht zu belagern, die Stadt sei zwar fester als Nördlingen, werde aber von selbst fallen. Am heutigen Morgen habe er die Nachricht erhalten, daß Herzog Wilhelm von Weimar und die übrigen Streitkräfte angeblich gegen Frankfurt a. M. ziehen, deshalb habe er sich entschlossen nach Württemberg zu marschieren, er wolle sich allerdings für den Fall eines feindlichen Frontalangriffes nicht allzuweit von der Armee des Königs (Ferdinand III.) zu entfernen. (Orig. ital.; Staatsarchiv Leitmeritz, RA Clam-Gallas XVIII/5, in DBBTI V/996).
In der Zwischenzeit hatte der schwedische Generalmajor Friedrich von Rostein, welcher in Nördlingen in Gefangenschaft saß, den Versuch unternommen, einen Brief an den weimarischen Generalleutnant Lorenz von Hofkirchen nach Ulm[264] zu schicken. Der Bote wurde jedoch abgefangen. Piccolomini schreibt dazu am 27. September aus Kitzingen an seinen Obristwachtmeister Croy: er habe seinem Schreiben entnommen, daß der bei Nördlingen gefangengenommene schwedische Generalmajor Roßstein seine milde Behandlung mißbraucht und an Oberst Hoffkirchen in Ulm einen Geheimbericht mit Angaben über die Stellungen der Kaiserlichen geschickt habe. Croy solle den Boten vor den Augen des Generalmajors aufhängen, diesen selbst in den Turm sperren und mit Essen und Trinken versehen lassen, jenen Brief möge er an ihn, P., senden. Am 2. Oktober hakte Piccolomini nochmals aus seinem neuen Hauptquartier Wertheim[265] nach, ob Croy sein Schreiben betreffs des Generalmajors Roßstein erhalten und sich in allem danach gerichtet habe (RA Clam-Gallas XVIII/5, in DBBTI V/997 und 1004).
Am 27.9. bekam Piccolomini ein Schreiben des Generals Matthias Gallas, mit der Maßgabe, seine Truppen unverzüglich gegen Heilbronn[266] zu verschieben, da dort die Spanier von Herzog Bernhard bedroht würden. Piccolomini traf sofort die entsprechenden Maßnahmen und rückte nach Weikersheim[267] vor. Dort erreichte ihn dann ein zweites Schreiben des Generals, mit vermelden, König Ferdinand III. habe seine Zufriedenheit für Piccolominis Eifer zum Ausdruck gebracht, seine Unterstützung sei jetzt nicht mehr unmittelbar notwendig, er möge sich bis auf weiteres in der Umgebung von Mergentheim[268] aufhalten (DBBTI V/1000). Piccolomini zog daraufhin gegen Wertheim, wo er bis zum 5. Oktober sein Hauptquartier aufschlug um sich daraufhin der Belagerung Schweinfurts zu widmen.
Vor Schweinfurt zog sich die Sache etwas länger hin. Die dortige schwedische Garnison belief sich mit der bewaffneten Bürgerschaft auf etwa 400 Mann. Dazu kamen noch 200 Mann vom Regiment Brandenstein unter Oberstleutnant Hilmar Koch. (Beck/Chronik von Schweinfurt, S. 38; Chemnitz II, S. 549). Da sich die Stadt nicht freiwillig ergeben wollte, wurden Vorbereitungen zur Belagerung getroffen. Am 4. Oktober meldet Piccolomini noch aus Wertheim, daß der Fall der Stadt bald erwartet werde, weil die 500-600 Mann diese nicht halten könnten. Der Widerstand der Belagerten war hingegen größer als angenommen. Piccolomini beschloß daraufhin, sich der Sache persönlich anzunehmen. Der Feldmarschall berichtet deshalb am 14. Oktober an Gallas aus dem Feldlager vor Schweinfurt, daß er seit dem Morgengrauen die Stadt ohne Unterlaß angreife und hoffe schon morgen innerhalb der Stadtmauern zu sein. Für alle Fälle habe er Isolano angewiesen, in die Grafschaft Henneberg zu ziehen. Und am 15. Oktober: In dieser Stunde verlasse die feindliche Besatzung, 8 Kompanien Herzog Wilhelms von Weimar und 2 schwedische, die Stadt Schweinfurt. Er habe ihnen freien Abzug von Fahnen, Waffen und Troß unter Konvoi nach Erfurt[269] gestattet, damit die gut befestigte Stadt so bald wie möglich von ihnen befreit sei. In der Stadt selbst habe er Generalwachtmeister Giulio Diodati gelassen. (RA Clam-Gallas XVIII/5, Or[i]g. ital.; DBBTI V/1011, 1026, 1027).
Am 15. Oktober ergab sich also die Garnison Schweinfurts nach fünftägiger Belagerung. Dieser wurde zugesichert, mit Sack und Pack, Ober- und Untergewehr abziehen zu dürfen. In die Stadt wurde eine Besatzung von 3 kaiserlichen Kompanien unter Oberstleutnant Ferdinand Neumann gelegt. (Beck etc., S. 39; Huschke, S. 254). Nach Chemnitz wurden die Akkordvereinbarungen jedoch wie üblich nicht eingehalten nicht eingehalten. Sobald die Königl.-Schwedischen aus der Stadt kamen, ritten die Kroaten gegen sie an. Den Kompanien wurden die Fähnlein abgenommen, etliche Soldaten niedergemacht und die Übrigen gezwungen, sich komplett bei den Kaiserlichen unterzustellen. Lediglich dem Kommandanten Koch und den Offizieren wurde freier Abzug freier Abzug gewährt und diese unter Begleitung einer kaiserlichen Eskorte von 80 Kürassieren nach Meiningen geleitet. Der Bürgerschaft, obwohl sie auf eine schnelle Übergabe gedrungen hatte, traute Piccolomini auch nicht recht. Sie wurde komplett entwaffnet und unter Aufsicht einer starken kaiserlichen Besatzung gestellt. (Chemnitz II, S. 581)„.[270]
Am 27.9.1634 hatte Piccolomini die Reichsstadt von Kitzingen[271] aus zur Ausweisung der schwedischen Besatzung aufgefordert. Der schwedische Obristleutnant Kurt Hilmar Koch verweigerte die Übergabe. Am 11.10. hatten 6.000 Kaiserliche mit dem Beschuss begonnen. Am 15.10. ließ der Rat mit Piccolomini über die Übergabe verhandeln; der Kommandant schloss sich notgedrungen an und erreichte einen Abzugsakkord. Die Bedingungen für die Stadt waren außerordentlich hart: Die Reichsstadt musste auf die Donationen Gustavs II. Adolfs verzichten, 30.000 Rt. Ranzion erlegen, 300 Mann Besatzung waren zu verpflegen; dazu kamen die üblichen Proviantlieferungen, 5.000 Rt. monatliche Kontribution, Ablieferung der Waffen und Munition. Piccolomini hielt sich vom 16.10.1634 bis zum 12.6.1635 dort auf; die Kosten für die kaiserliche Armee in einem 1/2 Jahr sollen sich auf 283.610 fl. belaufen haben.[272] Von Schweinfurt aus hatte Piccolomini in diesem Oktober Generalwachtmeister Beck nach Mellrichstadt[273] entsandt[274] und ein Schutzprivileg für die Stadt und Grafschaft Wertheim[275] erlassen.[276] „Zwar schien im folgenden Jahre durch die Niederlage der Schweden bey Nördlingen die Hoffnung beßerer Aussichten zurückzukehren, da besonders die Kaiserlichen im September selbst ins Würzburgische Gebieth einrückten. Allein dadurch wurde weder der Feind, noch das übel selbst entfernt. Vielmehr herrschten nun die Ausschweifungen der Soldaten im höchsten Grade. ‚Da war, sagt meine gleichzeitige Chronik, der größte Unfried der ganzen Zeit, da konnte kein Mann nur einen Heller oder Pfennig oder ein Körnlein Getraid auf den Straßen fortbringen von wegen des inliegenden und streifenden Volks‘. Wir werden auch sogleich finden, daß die Stadt [Gerolzhofen;[277] BW] durch die Einquartirungen der kaiserlichen Soldaten fast eben so hart als durch die Schweden mitgenommen wurde[n].
Freylich brauchte der Rath gleich nach dem Einrücken der Kaiserlichen die Vorsicht, sich am 27. Oktober 1634 schriftlich an den General Piccolomini zu wenden, und um eine persönliche und schriftliche Salva guardia anzusuchen, indem die Stadt ganz ruinirt wäre, und die Einwohner selbst, wie ich allbereits meldete, im abgewichenen Winter sich von Kleien und Eichelbrod hätten nähren müssen, weil sie sonst alle Hungers gestorben wären, so wie er ihn auch schon am 21. October schriftlich bath, die von ihm eroberte Stadt Schweinfurt zur Rückgabe des der Stadt Geroldshofen entwendeten Geschützes und Armatur anzuhalten. Allein diesem ungeachtet wurden der Stadt selbst vom General Piccolomini 50 Pferde zur Verpflegung angewiesen, so wie sie auch monathlich 50 Rthr. zur Verpflegung der Offiziere nach Würzburg einschicken mußte: ja statt der 50 Pferde trafen sogar am 1. November 100 Mann mit Pferden ein. Man machte zwar deshalb dem Cornet die Vorstellung, daß die Stadt ganz ausgeplündert wäre; daß der Mann oft in acht Tagen kein Stück Brod zu genießen hätte; daß itzt wirklich kaum der vierte Mann im Städtlein bey Leben wäre, und daß man also unmöglich Unterhalt schaffen könnte. Da diese Vorstellung fruchtlos war, bath der Rath noch an diesem Tage [dem 1. Nov.] den kaiserlichen Statthalter zu Würzburg, dem er seine ganze Lage schriftlich vortrug, sich doch der armen Weiber und Kinder zu erbarmen, und die Reuter abzufordern. Allein der Stadt blieben dennoch 72 Pagage-Pferde des Piccolomini nebst 36 Knechten zur Verpflegung über dem Halse, die wöchentlich ohne Pferdefutter 66 fl. zu unterhalten kosteten, und hiebey wurde in allen umliegenden Orten alles Holz, Heu, Stroh und Getraid hinweggeführt“.[278]
Der Schmalkaldener[279] Chronist Johann Georg Pforr [1612 -1687] hält fest: „Den 27. Octobr: kam der Keys: General Isolano persönlich anhero. War ein man, der kein har uf dem kopf noch umb daß maul hatte. Dieser general hatte die hatte die F[ürstliche Eyßenachische gesanden anhero beschrieben, welche aber nicht nicht erschienen. Eben uff diesen tag kam deß Keyserl: Generalfeltmarschalcks Picolomnini [sic !] generalquartirmeister [Hubald Ruck; BW] /: uff anstiefften deß loßen Manß Christoffel Neudörffers:/ anhero. Der begehrte mitt großer ungestummigkeit 3000 thlr brandschatzung und uber daßelbe solde hießiger ort monatlich auch 3000 thlr nacher Schweinfuhrt lieffern. Alß man ihme aber ein vergült dupplet von 40 lott beneben 30 thlr verehrte, wurde er etwaß gelinder. Doch ist die statt dem General Isolano dergestalt assignirt worden, daß dieselbe ihme wochentlich etwaß an küchenspeiß lieffern solte, aber der Isolano hat sich darmit nicht allein abweißen laßen, sondern man hat ihme noch darzu monatlich 2000 thlr geben müßen und die hier liegende compagnia auch unterhalden. Und ist der statt immer ein dorff nach dem andern entzogen und andern compagnien angewießen worden, also und dergestalt, daß dieße große krigslast der statt allein uff den halß kommen, darüber dieselbe nicht allein in große schuldt geraden, sondern auch wegen dieser monatgelder halber die burger fast alle ihr silbergeschmeidt anstatt geldes hergeben, also das offtermalß, wan ein liefferung geschehen, 3 kötzen[280] voll silbergeschirr nach Meinung[en; Meiningen, BW] getragen worden“.[281]
„In 1634 machte die Hanauische[282] Garnison, welche die Schweden noch innehatten, verschiedene Ausfälle auf die in der Umgebung von Gelnhausen[283] sich aufhaltenden Kroaten und streifenden Piccolominischen Reiter. Die „Frankfurter Messrelationen“ von diesem Jahre berichten über einen solchen Ausfall wie folgt: „Als sich in Vestung Hanau rüchbar worden / daß etliche von des Feindes Croaten in ihren Gebiete sich auffhielten / vnd darumb in unterschiedlichen Stättlein und Dörffern in den Wirtshäusern lägen / haben sich ihrer viel von der Hanauischen Garnison zusammen gethan / einen außfall tentiert und zu Steinheim[284] über die Kintz gangen. Als sie nun ihren Marsch an dem Wasser wiederumb herunter genommen / siehe da seind sie ungesehn an ein Stättlein / Orb[285] / genannt / gelangt, dasselbe jähling(en) überrumpelt / und darinnen etliche Croaten von dem Isolanischen Regiment / so zur Salvaguardia dahin geschickt / wie auch etliche daherumb streiffende Piccolominische Reutter, die sich in den Wirtshäusern desselben Stättleins auffgehalten / angetroffen / deren viel niedergemacht, über 20 gefangen und auff die 100 wol mundierter Reutt=Pferd nebenst andern schönen Beuthen einbracht‘ „.[286]
Im November 1634 trafen sich Gallas, Philipp von Mansfeld und Piccolomini zu Besprechungen in Stuttgart.[287] Piccolomini war darauf nach Franken zurückgekehrt. Er hatte Gallas Ende November mitgeteilt, Bernhard von Weimar ziehe nach Frankfurt/M., um sich dem Anschein nach mit den Franzosen zu verbinden, einen Rheinübergang Rohans hielt er dagegen für unwahrscheinlich.[288]
Die kurbayerische Reiterei stand in den von der zurückströmenden Bundesarmee, die der Pfalz die „letzte Ölung“ gegeben hatte, schwer verwüsteten Gebieten[289] zwischen Heidelberg[290] und Weinheim,[291] während die Infanterie in Heidelberg verblieben war und unterhalb des Schlosses bereits unter großen Anstrengungen Laufgräben auszuheben begann. In Unterschätzung der mittlerweile veränderten militärischen Situation hatte Gronsfeld Piccolomini bereits am Tage seiner Ankunft in Heidelberg mitgeteilt, dass die Schlossbesatzung wohl bald kapitulieren müsse, wenn auch mit dem einschränkenden Postskriptum: „Questo castello fa ancora la bestia ma spero che la cholera si passera“.[292] Der kluge und vorsichtigere Generalkriegskommissar Ruepp hatte allerdings Gallas gegenüber zu bedenken gegeben, der in schwedischen Diensten stehende Kommandant Moda müsse ein schlechter Kommandant sein, wenn er sich durch durchschossene Zimmer und die Klagen der Eingeflohenen beeindrucken ließe.[293] Am 30.11. ließ Gronsfeld Moda durch einen Trompeter dem Kriegsbrauch entsprechend, wenn auch erfolglos zur Übergabe auffordern.[294]
Piccolomini stand im Dezember in Karlstadt[295] und hatte Beck zurückbeordert, wie er Melchior von Hatzfeldt mitteilte. Zudem waren die kaiserlichen Truppen in Alarmzustand versetzt worden.[296] Der von Piccolomini konstatierte übervorsichtige Abzug der kurbayerischen Verbände vor Heidelberg – die französischen Truppen hatten zudem aus politischen Erwägungen heraus den weiteren Vormarsch zunächst eingestellt, um die Ratifikation des Pariser Vertrages zu erzwingen[297] – erregte großes Befremden bei Gallas, der sich bereits auf dem Anmarsch befand und auch Suys[298] zur Verstärkung herangezogen hatte: „Kompt mir über alles verhoffen und einbilden bericht von dem herrn grafen von Gronsfeld, daß sich derselbe gegen Pforzheim[299] retirirt und Heidelberg quittiret, dieweiln dann durch solche abandonnirung unsere quartir diesseits in eine stete unsicherheit gesezt, und die höchste notturft erfordert, den feind an seinem weiteren vorbruch nach äußerster möglichkeit zu verhindern, gestalt ich solcherwegen in der marciada begriffen, auch den herrn baron de Suys mit allen bei sich habenden troupen, außer den notwendigen praesidien gegen mir avanciren lassen“. Er bat Hatzfeldt erneut, seine Kroaten nach Aschaffenburg und Umgebung zu kommandieren.[300] Piccolomini schrieb am 7.12.1634 aus Brückenau[301] an Melchior von Hatzfeldt: „Heidelberg hat des Entsatzes nit gewartet, ich bin hierher [!] gerückt, um Aufsicht zu haben, daß nit mehr Temerität erfolge“.[302]
Der Schmalkaldener Chronist Pforr hält fest: „Dem Generalfeldmarschalck Bicolomini ist uff sein begehren ein designation <gemacht worden>, waß statt und ambt Schmalkalden uff die Keyserliche soldatesca an brandschatzung und contribution verwendet und waß ihnen von bemelden völckern abgeblündert worden.
Alß hat die statt Schmalkalden vom 16. Octobris dieses 1634. jahrs biß den 12. Jan: des folgenden 1635. jahrs allein specificirt – 25230 rthlr.
Die gesambte dorffschafften ambts Schmalkalden und darzugehörige embtern specificirten – 62600 thlr.
Summa in allem / 87830 rthlr“.[303]
„Am 26. Dezember 1634 trafen 6000 Franzosen zu Fuß, 1000 Karabiniers und 3 Kompanien zu Pferd unter dem Befehl der Marschälle de Brézé und Marquis de la Force bei Bernhard ein, der in der Gegend um Ladenburg am Neckar[304] und Weinheim[305] nordöstlich Mannheim[306] mit seinen restlichen Truppen lag. Am 31. Dezember 1634 setzte sich diese Armee zum Anmarsch gegen Mansfeld, der mittlerweile um Frankfurt lagerte, in Bewegung. Dieser ging über den Main zurück und stellte die Verbindung mit Piccolomini her, der von Würzburg[307] heranmarschierte und dessen Kroaten bis Fulda[308] und Hersfeld[309] streiften. Bönninghausen vereinigte sich mit dem kaiserlichen Obristen von Bredow [Breda; BW], den Piccolomini vorausgeschickt hatte, um die Avantgarde des bei Gelnhausen[310] stehenden Herzogs Bernhard anzugreifen. Bernhard beabsichtigte einen Anschlag auf Friedberg,[311] ging jedoch auf Frankfurt zurück, nachdem er eine französische Garnison in Gelnhausen zurückgelassen hatte, mit dem Befehl, die Stadt bis zum Äußersten zu verteidigen. Abgesessene Reiter und Dragoner Bredows und Bönninghausens erstiegen jedoch in der Nacht zum 25. Januar 1635 die Mauern. Als erste drangen die Dragoner des Regiments Gallas ein. 8 französische Kompanien wurden zersprengt und meist niedergemacht, der Kommandant Oberstleutnant Redovin und der Obristwachtmeister Chambre gefangen, 8 Standarten erbeutet. Bönninghausen berichtete Mansfeld, er habe die Standarten für ihn abgefordert, doch habe der Kommandeur des Regiments Gallas sie verweigert, um sie Gallas selbst zu überbringen“.[312]
Maximilian I. intervenierte durch seinen Beauftragten Richel am kaiserlichen Hof wegen der sich bei manchen Generälen zeigenden „Schläfrigkeit“,[313] womit doch wohl vor allem Gallas und dessen bisherige Kriegsführung gemeint war, wie man auch am kurfürstlichen Hof die Schuld an der Unentschlossenheit der kaiserlichen Heeresleitung – wohl auch wegen der Schwierigkeiten in der Logistik[314] – den ausländischen und besonders den italienischen „generalcapi“[315]zuwies. Wie Maximilian I. Richel schrieb, sei einem Bericht Teisingers nach die kaiserliche Armee vor Heidelberg „gleichsamb geflohen und was man für eine schöne occasion, dem feind grossen abbruch zu thuen, so liederlich aus der hand gelassen und verabsaumbet hat. Und ob wür zwar bishero nicht ursachen gehabt, in des Gallasen seine threue zweifel zu sezen, so ist jedoch wol zu considerirn, das etwa die auslendische, und sonderbar die Italiener, deren bei der ksl. armee die vornembsten generalcapi seind, inen den wolstand und conservation des römischen reichs und Teutschlands nicht so gar eufferig möchten angelegen sein lassen, wie man dann waiß und ofter erfahren, daß sie in Italia, nachdeme ein jeder passionirt ist, sich zu ainer oder der andern partei geschwind zu schlagen gepfleget“.[316]
Im Januar 1635 traf Piccolomini mit Philipp von Mansfeld zu Gesprächen bei Hammelburg[317] zusammen. Wie er Melchior von Hatzfeldt berichtete, war Banér durch braunschweig-lüneburgische und hessen-kasselische Truppen verstärkt worden. In Gotha[318] habe eine Besprechung schwedischer Generäle stattgefunden. Es bestehe die Gefahr schwedischer Überfälle auf Königshofen[319] und die Grafschaft Henneberg.[320] Piccolomini hielt sich am 1.2.1635 noch in Schweinfurt auf. In diesem Februar 1635 wandte sich der Landdrost Friedrich von Fürstenberg aus Bonn an0 Franz Wilhelm von Wartenberg, den Bischof von Osnabrück, und beklagte den Menschenraub durch die hessen-kasselische Garnison in Lippstadt[321]: „Der gute Berndt Sylvester von Hoerde ist gefencklich naher Lippstadt gefhuret worden, und wiewoll demselben sein hauß geplündert, soll er dannoch 6000 reichsthaler rancion geben. Fürstenberg zu Stirpe und l[icentiat] Steinfurt sein zu Soest[322] auch mit vielen geistlichen gefangen. Geben vor, das des Picolomini volck mit den Hessischen praedicanten und dieneren dergestalt auch umbgehen etc“.[323]
Der Schmalkaldener Chronist Pforr hält fest: „Den 12: hat der Gen: Isolano noch 4 dörffer der statt [Schmalkalden; BW] entzogen und seiner leibcompagnia ubergeben“.[324]
„Nachdem D. Causseni[us umb abschaffung der Isolanisch[en monatgelder zum Generalfeldm: Bicolomini geschickt worden, alß ist derselbe den 2. Febr: mit guter verrichtung zurückkommen und nachfolgend[en befelch mitgebracht.
Der F[ürstlichen] Landgräffischen Darmbstattischen regierung zu Schmalkald[en wird hirmit vermeldet, daß sie vom 1. Febr: weder H[errn General Isolano noch andern seinen officirern kein contribution /:außer, waß daß billigmeßige vivers, so uff die zu Schmalkalden logirente comp. <entfällt>:/ biß uff mein ferner ordre mehr entrichten noch abführen sollen, wornach sie sich zu richten. Actum Newstatt an der Sahl, den 1. Febr: a[nn]o 1635. [Unterschrift; BW]. Hier auff sint dem Isolano keine monatgelder mehr geliefert worden, sondern sint hierdurch gefallen“.[325]
Piccolomini unterhielt ein umfangreiches, sehr kostenintensives Korrespondentennetz in ganz Europa und dürfte wohl der am besten informierte Militär im Deutschen Reich gewesen sein. Allein von 1635-1643 finden sich in seinem Archiv 83 Briefe von G. Shawe, H. Gage, G. Goring, A. Keynes und anderen Royalisten, die ihn neben den Aussichten auf Werbungen für die kaiserliche Armee sowie die allgemeine Lage in England zu Beginn des ersten Bürgerkrieges auf dem Laufenden hielten.[326]
Der Schmalkaldener Chronist Pforr berichtet: „Den 4. Febr: hat der alhier liegende Rittmeister Bombason von der statt 700 thlr portiongelder ernstlich[en begehrt. Weil ihme aber doran nichts gestanden word[en, hat er die statthor verschlossen und dem eltisten burgermeist[er, Sig: Clemen, 20 Croaten ins hauß gelegt, die darin nach der schwehre dominiret. Alß nun solches beginnen dem General Picolomini pest posta geclagt worden, hat er den ritmeister gefengklich nach Schweinfuhrt bringen lassen. Balt hierauff sind eintzige officirer anhero kommen und bey den beampten es dahin gebracht, dass dießelbe durch ihre vorbitt den prallenden ritmeister wiederum ledig gemacht, sonsten were er umb den kopf kommen. Er hat aber den 16. Febr. abziehen müssen, soviel hat er mit seinem schnarchen außgericht.
Doch ist dieße statt nicht unbelegt geblieben, sondern es ist balt darauf Haubtman Johan Baptista Alfieri, ein Italiener, mit einer compagnia trajoner in die statt gelegt worden, mit welchem haubtman, der auch ein geschlachter[327] gesell geweßen, hat sich die statt den 5. Mart: seiner [person] unterhalts halber dergestalt verglichen, das man ihme [wochendlich] 120 thlr an gelt, ein kalb, 2 eimer wein und 100 weiße leibgen[328] geben müßen, item uff einen tragoner od[er gemeinen knegt teglich 2 lb: brodt, 2 lb: fleisch, 2 maß bier und alle wochen 1 thlr an gelt beneben futrasche vor die pferdt.
Hierbey ist es noch nicht geblieben und ob wir zwart gehofft gehabt, weil dieße statt mit Keyserlich[en und Königlichen salvaguarda versehen, auch dem Gen:feldmarschalck Picolomini 2 fette ochßen vor 90 thlr verehret worden, man würde mit ihr den gelinden wech verfahren sein, aber man ist das gegentheil uber die schon albereit getragene große last innenworden, indem der Obristwachmeister Westerholt ankommen, welcher vor 16tätige unterhaltung deß Gallaßischen leibregiment zu fuß, so zu Römhildt[329] gelegen, 20000 rthlr gantz streng gefordert und anfenglich von solcher summa nicht weichen wollen. Weil ihme aber in wehrentem tractiren von Picolomini zugeschrieben worden, mit dießer statt nach bescheidenheit zu handlen, ist er in etwaß glimpflicher worden, deroweg[en man sich mit ihme dergestalt verglichen, dass ihme vor seine forderung 5650 thlr an gelt und 100 mlr[330] korn versprochen worden. Daruf hat er dieße summa in 24 stunden haben oder die bey sich gehabte 200 mußquetirer den rahtsh[errn ubern halß legen wollen. Endlichen ist er soweit bewegt worden, weil man ihme alsobalt 1000 thlr an gelt und die 100 mlr korn geliefert, dass er zu dem uberrest noch 8 tage dilation gegeben, deßwegen ein capitän hinterlassen, biß er gentzlich bezahlt worden. Solche leuht haben in wehrender tractirung 1400 thlr verzehrt. Daß heist, dem armuht dass marck auß den beinen geßogen und ist noch kein aufhörenß geweßen. […] Bey oberzehltem zustand ist deß Picolomini cantzlar verehrt worden – 100 thlr, ingleichem dem generalcuartiermeister verehrt – 200 thlr uff 2mahl“.[331]
„Vom 22.2.1635 datiert der rüde Befehl des kaiserlichen Kriegskommissars Johann Ludwig Fuß aus Coburg[332] an den Amttschreiber zu Heldburg und den Rat der Stadt, ihm die spezifizierten Verzeichnisse über die in währender Einquartierung entstandenen Kriegskosten umgehend einzusenden. „Widrigen Falls werde ich verursacht, Sie bei den Köpfen zu nehmen und Ihrer Exzellenz Herrn Feldmarschall Graf Piccolomini zuzuschicken“.[333]
Piccolomini stand im März 1635 in Neustadt/Saale[334] und berichtete Melchior von Hatzfeldt von dem verspäteten Eintreffen der Einladung für das Treffen in Wertheim. Feindliche Truppen seien längs der Werra aufgetaucht. Er äußerte die Hoffnung auf die baldige Besetzung von Schloss Coburg[335] und auf die Beschießung des mittlerweile eroberten Königshofen. Zugleich bat er Hatzfeldt um Übersendung von Pulver.[336]
„Am 28. März 1635 wurde die Veste [Coburg; BW] an Lamboy übergeben und die Besatzung (bzw. Herzog Welhelm von Weimars Kompanie unter Hauptmann Michel) wurde unter Konvoi durch die Grafschaft Henneberg an Meiningen[337] vorbei nach Eisenach[338] geleitet. Die Akkordvereinbarungen wurden natürlich nicht eingehalten, was Lamboy damit begründete, daß der erste, am 9./19. März vereinbarte Akkord ohne Ursache gebrochen worden war, “folglich sei er in dem zweiten nach ‚aller verstendiger General vndt Cavallier judicio‘ auch nicht zu halten schuldig gewesen“. Die in die Veste eingeflohenen Bürger wurden noch beim Hinuntergehen in die Stadt geplündert, viele mußten sich mit ‚Wachtgeld‘ loskaufen, einige wurden umgebracht. Lamboy ließ die beiden Befehlshaber Oberst Zehm und Major Görtz entgegen den im Akkord getroffenen Vereinbarungen gleich nach ihrem Auszug in der Ehrenburg gefangensetz[t]en – wohl auf deren eigenes Ersuchen hin, da sie sich aufgrund ihres leichtfertigen Handelns vor möglichen Repressalien der eigenen Seite fürchteten. Desgleichen wurde der Wagen mit dem Silbergeschirr des Herzogs Johann Ernst im Wert von 21.000 Gulden beschlagnahmt. Obwohl der Herzog seinen Kämmerer Christoph von Herstall an Lamboy und Piccolomini schickte, sich sogar beim Kaiser beschwerte, konnte er sein Eigentum nicht mehr zurück erhalten. Das Tafelsilber hatte mittlerweile der Feldmarschall Piccolomini in seinen Besitz genommen, dem Lamboy noch am 20. April eine genaue Inventarliste davon zuschicken mußte (DBBTI V/1220). Bei Kenntnis der Habgier Piccolominis, der sich sofort nach Coburg begab, um die Beute zu besichtigen, wird klar, daß hier nichts mehr zu bekommen war“.[339]
Am 11.4.1635 schrieb der braunschweig-lüneburgische Kriegskommissar Massoni aus Wolfenbüttel[340] an Piccolomini: Laut Berichten aus Köln[341] hätten sich die Spanier vor dem Morgengrauen des 26.3. der Stadt Trier[342] bemächtigt. Der Angriff sei aus Luxemburg erfolgt. Sie hätten 1.600 Franzosen getötet, viel Geld und Proviant erbeutet und auch den verräterrischen Erzbischof Sötern, den sie noch im Bett gefunden hatten, gefangen genommen.[343]
Minetti bestätigte am 19.4.1635 Piccolomini aus Neustadt[344] den Empfang von 20.000 Talern und teilte mit, dass Bernhard von Sachsen-Weimar aufs Neue den Rhein überschritten habe, um Philipp von Mansfeld anzugreifen, Bredow und Suys sich aber rechtzeitig mit Mansfeld hätten verbinden können, ferner, dass die Franzosen einerseits ins Veltlin einmarschiert seien, andererseits aber Trier eingenommen und der dortige Kurfürst gefangen genommen worden sei, dass die Polen den Schweden den Krieg erklärten und die kaiserlichen Streitkräfte unzureichend wären, wenn auch Banér, Georg von Braunschweig-Lüneburg und Wilhelm V. von Hessen-Kassel ihre Truppen in den Kampf würfen und der Friede mit Kursachsen nicht zu Stande käme.[345]
Vom 15.4.1635 aus Neustadt a. d. Saale datiert ein Schutzbrief Piccolominis für die Ämter, Städte, Dörfer etc. der Fürstentümer Coburg und Eisenach.[346] Mit Anschreiben der Regierung zu Coburg vom 20.4.1635 an die zuständigen Amtsträger von Heldburg, Hildburghausen[347] und Ummerstadt[348] sollten diese Schutzbriefe öffentlich angeschlagen werden.[349]
Am 30.5.1635 hatte Trauttmansdorff Piccolomini aus Prag informiert: In Prag herrsche freudige Stimmung, da die Verhandlungen vor zwei Tagen völlig zu Ende geführt und hier heute der Frieden erklärt worden sei. Man werde nun die Armee verringern [!] und sich der Verteidigung gegen den einzigen noch verbliebenen Feind widmen können.[350]
Piccolomini schrieb Gallas am 3.6.1635 aus Fulda: Am nächsten Tag werde er alle seine Truppen beisammen haben und sich sofort zwischen Salmünster[351] und Wetzlar[352] oder an einen anderen günstigen Ort legen; die Kroaten halte er gegen Hessen in Bereitschaft. Mit Wilhelm V. von Hessen-Kassel korrespondiere er über einen Gefangenenaustausch; Georg II. von Hessen-Darmstadt habe Obrist Breda angeboten, Rekrutierungen für die kaiserliche Armee vorzunehmen.[353] Einen Tag später teilte er ihm aus Schlüchtern[354] mit: Sein Schreiben vom 2.6. habe er erhalten und sogleich Philipp von Mansfeld kommen lassen, um sich mit ihm über einen etwaigen Angriff auf die Brücke bei Mainz[355] zu beraten. Die von Gallas an Karl IV. von Lothringen expedierten Hilfstruppen würden sicherlich hinreichen, um einen französischen Angriff bei Breisach[356] zu verhüten. Er habe von Tommasos di Savoia Niederlage am 20.5.1635 bei Namur[357] gehört und sei bestürzt darüber – möge Gott geben, dass Frieden geschlossen werde, damit man endlich aufatmen könne ! Er übersende die Listen, die den tatsächlichen Stand der Regimenter enthielten; nach Isolano sollen die Kroaten 4.000-5.000 Mann stark sein.[358] Am 5.6. schrieb er ihm erneut aus Schlüchtern: Er bespreche die Lage mit Mansfeld, der anscheinend keine genauen Berichte über die Brückenbefestigungen bei Mainz besitze; sie wollten daher die Ankunft der 2.000 Mann zu Fuß abwarten; soeben habe er Genaueres über die Brücke auskundschaften lassen. Zu Gallas‘ vollständiger Information schicke er Obrist Seneschal zu ihm, dem er ganz vertrauen dürfe.[359] Am 6.6. informierte Gallas Piccolomini aus Schwaigern:[360] Infolge des königlichen Befehls, dem Kardinal-Infanten zu Hilfe zu eilen, solle Piccolomini mit der ganzen Armee aufbrechen[361] und mit ihm in Korrespondenz bleiben;[362] am 8.6. erhielt Piccolomini aus Biblingen[363] seine Befehle hinsichtlich seines Vormarsches gegen Bernhard von Weimar.[364] Am 10.6. kamen die nächsten Hilferufe des Kardinal-Infanten und seines Beauftragften Axpe.[365] An diesem Tag schrieb der in Friedberg[366] lagernde Piccolomini an Gallas: Er hoffe, bei der Rückkehr Obrist Seneschals Befehle zu erhalten, was er mit der Armee zu machen und wohin er im Falle einer notwendigen Verbindung mit dem Kardinal-Infanten zu marschieren habe. Berichten zufolge seien 8 Regimenter Wilhelms V. bis Hersfeld vorgedrungen, um Fulda[367] zu erreichen; auf diese Gegend solle man sich besonders konzentrieren. Er selbst lagere jetzt um Friedberg und erwarte die Ankunft von Obrist Beck sowie der Befehle Gallas‘.[368] Am 12.6. schrieb er dem Generalleutnant erneut aus Friedberg: Er habe der deutschen Reiterei den Vormarsch gegen Limburg[369] befohlen, von wo er sofort Soldaten aussenden werde, die ihm Nachrichten über Bernhard von Weimar und die hessischen Truppen bringen sollen; er selbst wolle mit der Truppe in gleicher Richtung aufbrechen. Die Nachricht, Bernhard von Weimar sei mit fünf Regimentern vorgestern in Frankfurt/M. gewesen, könne er nicht glauben. Für den Fall einer Verbindung Bernhards mit Wilhelm V. bitte er um Verhaltensmaßregeln.[370] Einen Tag später ging erneut eine Mitteilung Piccolominis aus Friedberg an den Generalleutnant: Ihm zugegangenen Nachrichten zufolge stehe weder Bernhards Volk noch das hessische Fußvolk auf den Wegen nach Andernach,[371] weshalb er in Richtung Limburg oder Diez[372] ziehen und sich dort gemäß den Berichten über den Feind und gemäß der Befehle von Gallas verhalten werde. Am Abend wolle er sein Lager in Usingen[373] aufschlagen.[374] Von dort teilte er Gallas am 13.6. mit: Graf Fuenteclara, den der Kardinal-Infant ausgesandt habe, um Gallas aufzusuchen, habe ihn über den Stand der dortigen Angelegenheiten unterrichtet. Da er sehe, daß keine Zeit zu verlieren sei, werde er sofort nach Erhalt seiner Befehle mit den deutschen Reitern, Kroaten und Dragonern nach Andernach[375] aufbrechen. Oberst Beck werde, wie er anzeige, frühestens in zwei bis drei Tagen ankommen; die 2.000 Mann mit 6 Kanonen ständen bei ihm, P. Mit dieser Vorhut werde er zum Kardinal-Infanten stoßen, sobald er dazu den Befehl erhalte. Der Landgraf von Hessen-Kassel sammle alle seine Truppen bei Kassel[376] und wolle angeblich nach Franken ziehen; in jenen Gegenden wäre ein guter Kommandant von Nöten.[377]
„Die Situation Fernandos hat das kaiserliche Lager offensichtlich doch beeindruckt. Während aber Oñate und Castañeda noch glaubten, Gallas erhielte jetzt den Befehl, eine Diversion nach Frankreich zu machen, um den Feind von den Niederlanden abzulenken, hatten der Kaiser und sein Sohn einen anderen Entschluß gefaßt. General Ottavio Piccolomini, der bei Fulda stand, sollte mit seiner gesamten Armee in die Niederlande ziehen, um dem Kardinal-Infanten zu Hilfe zu eilen. Am 6. Juni teilte Gallas aus Schwaigern (Württemberg) Piccolomini den Befehl des Königs von Ungarn mit. Die Begründung lieferte Gallas am 8. Juni nach. Der König möchte, so schrieb er an Piccolomini, daß man ein Auge auf die Spanier habe. Wenn die nämlich ruiniert wären, hätte man zu viele Feinde auf dem Hals. Dem Infanten sollte also lediglich eine Hilfe in höchster Not geschickt werden. Man überließ ihm Truppen, die unter seinen Fahnen kämpfen sollten. Keinesfalls ging es hier um eine militärische Aktion des Kaisers – etwa gar um die von Spanien seit Jahrzehnten geforderte Hilfe für den Burgundischen Kreis oder um die erhoffte Diversion gegen Frankreich ! Dies wurde allerdings nicht klar zum Ausdruck gebracht, so daß sowohl die spanischen Diplomaten im Reich als auch die Politiker in Brüssel und Madrid erst allmählich erkannten, daß es nur um die auch bereits früher durchgeführten Truppenabstellungen ging. Piccolomini setzte sich unverzüglich in Bewegung und kam Anfang Juli 1635 mit der Vorhut seines Heeres in Brüssel an. Angesichts der Übermacht der Feinde bat Fernando aber weiterhin darum, daß die von Gallas in Aussicht gestellte zusätzliche Hilfe so schnell wie möglich geleistet wurde“.[378]
Aus seinem Feldlager vor Mannheim wandte sich Gallas am 16.6. an Piccolomini: Da der Kaiser und der König befehlen, dass das kaiserliche Heer dem Kardinal-Infanten zu Hilfe komme und da Graf Fuenteclara von jenem direkte Befehle gebracht habe, möge er, P., so schnell wie möglich mit der Reiterei, den Kroaten und Dragonern gegen Andernach und noch weiter ziehen und sich dabei nach des Infanten Befehlen richten. Er selbst könne ihm nicht folgen, da es noch nicht klar sei, ob Wilhelm V. von Hessen-Kassel, Georg von Braunschweig-Lüneburg und Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar dem Frieden beitreten würden, und auch wegen der Rekrutierungen, die Oxenstierna für französisches Geld vornehme. Piccolomini möge dem Kardinal-Infanten vertrauliche Nachricht geben, dass er auf dem Marsche sei, ferner, dass er, G., ihm noch 2.000 Reiter und 10.-12.000 Mann schicken wolle. Piccolomini möge ihn über den Feldzug, von dem sehr viel abhänge, unterrichten.[379] Unter dem selben Datum informierte Gallas den Kardinal-Infanten: Fuenteclara habe ihm seine gefährliche Lage geschildert und seine Befehle überbracht. Er, G., schicke ihm Piccolomini mit einem Militärkorps und wolle diesem sofort 2.000 Reiter und 10.-20.000 Mann folgen lassen. Binnen einer Woche, nach Besiegung des hiesigen Feindes, werde er, G., ihm mit einem großen Heer zur Verfügung stehen.[380] Einen Tag später erging wieder ein Schreiben Gallas‘ an Piccolomini: Er entnehme abgefangenen Briefen des Feindes, dass die Lage in Flandern sehr bedenklich sei, so dass nur Piccolomini das Schlimmste verhüten könne. Sobald der Feind hören werde, dass Piccolomini in jene Richtung zieht und er selbst gegen Bernhard von Weimar, werde dieser mit Sicherheit, um sich nicht selbst zu verderben, seine Absichten ändern. Bernhard habe geschrieben, dass er eine französische Hilfstruppe von 2.000 Reitern und 12.000 Mann zu Fuß erwarte, doch sei keines der französischen Korps so stark. Piccolomini habe nun Gelegenheit, sich ewigen Ruhm und die Verbundenheit der spanischen Krone zu erwerben.[382] Wieder einen Tag später kam wieder ein dringliches Schreiben Fernandos aus Löwen[383] an den Generalleutnant: Die hiesige prekäre Lage erfordere mit immer größerer Dringlichkeit seine ihm, G., von Ferdinand III. anbefohlene Hilfeleistung. Er möge daher Piccolomini schleunigst den Marschbefehl erteilen und selbst mit seinen Truppen schnellstens aufbrechen.[384] Am 20.6. erreichte ein erneuter Hilferuf des Kardinal-Infanten Gallas: Der Feind sei bereits gesichtet, am nächsten Tag werde es wahrscheinlich zum Treffen kommen. Gallas möge den Truppen, vor allem der Reiterei, den Befehl zum möglichst schnellen Vormarsch in Richtung Namur[385] erteilen.[386] Unterdessen hatte sich der Kürfürst von Köln um Schadensbegrenzung bemüht und Piccolomini mitgeteilt, was die von Piccolomini übermittelten Informationen über den Vormarsch der Armee und der Liste der Orte, in denen sich die Truppen während des geplanten Marsches über den Rhein und gegen Namur aufhalten werden, wende er, Ferdinand, ein, dass der kürzeste Weg über Trier – der unbequeme Sötern saß ja schon in spanischer Gefangenschaft – und Luxemburg führt, wo es auch leichter sein werde, die Armee zu verpflegen.[387] Bis in den Dezember hinein schrieb Ferdinand an Piccolomini wegen dieser Truppendurchzüge auf seinem Gebiet, des Schutzes vor Gewalttätigkeiten und der mit Einquartierung und Kontributionserhebungen verbundenen Fragen an Piccolomini.[388] Dieser war mit Mansfeld nach Aussage Rheingraf Ottos gegenüber Wilhelm V. in den Rheingau gezogen.[389]Am 22.6. konnte Piccolomini dem Kardinal-Infanten aus Andernach melden, dass er mit der Armee den Rhein überschritten habe und gegen Namur vorrücken werde, im Einverständnis mit Feldmarschall Rudolf von Colloredo und Obrist Beck, gemäß den kaiserlichen und den königlichen Befehlen.[400] Auch Johann Baptist von Colloredo setzte sich in Bewegung. Am 2.7. schrieb er dem Generalleutnant aus Ochsenfurt,[401] seinem Marschbefehl nach Friedberg werde er nachkommen, da er laut Piccolominis Anweisung bei Andernach[402] den Rhein überschreiten soll; morgen werde er in Schweinfurt sein, dann über Gemünden[403] ziehen.[404] Ein weiteres Schreiben des Kardinal-Infanten an Gallas datiert vom 3.7.: Er bestätigte darin den Empfang des Briefes vom 27.6. mit den Berichten über seine zahlreichen Siege. Vor zwei Tagen sei Piccolomini in Brüssel getroffen, heute seien ihm die kroatischen Abteilungen nachgekommen. Er selbst sei entschlossen, der Stadt Löwen zu helfen, deren Verteidiger während dreier Ausfälle bereits über 1.000 Feinde getötet hätten. Er hoffte, Gallas werde bei Ferdinand III. weiteren Sukkurs erwirken.[405] Am 4.7. zwang Piccolomini die Franzosen und Niederländer zur Aufgabe der Belagerung Löwens.
„Die seit dem 10. Oktober 1631 in schwedischer Hand befindliche Grenzfestung Königshofen hatte bisher allen Eroberungsversuchen getrotzt. Bereits während der Belagerung Schweinfurts hatte Feldmarschall Piccolomini den Obersten Miklós Forgách dorthin geschickt. Dieser patrouillierte ab 11. Oktober 1634 mit seinem Regiment Ungarn zwischen Königshofen und Römhild um die Pässe und Zugänge zur Festung zu überwachen und zog sich ab 13.10. zur Entfaltung einer Art Blockadetätigkeit näher an die Stadt (DBBTI V/1020, 1024).
Nach einem Brief Piccolominis an Gallas vom 16. Oktober vermuteten die Kaiserlichen in Königshofen eine Besatzung von mittlerweile an die 3000 Mann (ebd. 1029). Dies war völlig unrealistisch. Nach der Verlegung der ursprünglichen Besatzung von 4 Kompanien finnischen Musketieren unter dem Obersten Caspar Ermes Anfang Juli 1644 nach Augsburg[406] hatte eine Abteilung vom Västergötländischen Regiment Carl Hårds unter Oberstleutnant Erich Andreas Oxe die Garnison Königshofen übernommen. Dazu kamen Ende September und Ende Oktober 1634 noch einige Kompanien der abziehenden Garnisonen von Rothenburg o. d. Tauber[407] und Windsheim[408] aus dem Brinken’schen Regiment. Deren Oberst Wilhelm von den Brinken war im Sommer anläßlich der Belagerung Regensburgs durch die Kaiserlichen verwundet worden und hatte sich kurz nach der Übergabe der Stadt am 29.7.1634 nach Königshofen begeben, wo er gegenüber dem Oberstleutnant Oxe die Rolle eines Kommandanten beanspruchte. Chemnitz berichtet anläßlich der Übergabe Rothenburgs am 18.9.1634, daß den beiden in Rothenburg liegenden Brinken’schen Kompanien unter dem Major Polli (Pollius) freier Abzug zu ihrem Obristen nach Königshofen gewährt wurde. Dieser wurde jedoch nicht eingehalten, indem die Knechte untergesteckt wurden und nur die Offiziere abziehen durften. Der Windsheimer Besatzung, 2 Kompanien unter dem Brinken’schen Oberstleutnant Balthasar Goll, war allerdings der Abzug gestattet worden, welche sich daraufhin ebenfalls nach Königshofen begaben. (Bd. II, S. 548, 582).
Bereits zu diesem Zeitpunkt gab es Spannungen zwischen Brinken und Oxe, denn Piccolomini bemerkt in dem oben erwähnten Brief, daß sich der in Königshofen liegende Oberstleutnant mit dem ‚dorthin entsandten Herrn Brinck‘ nicht vertrage, seiner Meinung nach wäre es nicht schwer, sich der Stadt zu bemächtigen (Theatr. III, S. 403). Brinken scheint sich aber in diesem Machtkampf durchgesetzt zu haben, denn ab September 1634 wird er als Kommandant von Königshofen erwähnt.
Nachdem die Blockade durch Forgách wenig Effekt gezeigt hatte, begann gegen Ende des Jahres 1634 der kaiserliche Generalwachtmeister Frh. Johann v. Beck, der von Rudolf Colloredo mit einigen Regimentern zu Roß und Fuß von Böhmen ins Reich kommandiert worden war, auf Befehl Melchior von Hatzfelds mit den Vorbereitungen der Belagerung von Königshofen. Er ließ die Stadt zur Übergabe auffordern und, nachdem dieses Ansinnen abgelehnt worden war, in der Nacht des 25. Dezember/4. Januar 1635 mit Artilleriefeuer belegen. Mit Granaten und Brandkugeln versuchte man die Besatzung einzuschüchtern, bzw., wie dies mit Schorndorf[409] gelungen war, die Stadt in Brand zu setzen. Becks Truppen waren indes zu schwach, auch war man nicht mit ausreichender Artillerie versehen, so daß auch dieser Versuch scheiterte und man unverrichteter Dinge wieder abziehen mußte. (Chemnitz II, S. 581).
Über die Wintermonate konnte nun nicht viel ausgerichtet werden. Als jedoch am 28. März 1635 die Veste Coburg[410] gefallen und dadurch Mannschaften und Gerät freigeworden waren, gedachte Piccolomini die Dinge vor Königshofen wieder voranzutreiben. Es wurde daraufhin ein Großteil der in Coburg erbeuteten Artillerie und Munition nach Königshofen geschafft, wozu die Grafschaft Schwarzenberg[411] (Steigerwald) die Pferde für den Vorspann zur Verfügung stellen mußte (Theatr. III, S. 451). Allein Gallas riet vorerst noch von einer zu schnellen Eroberung ab (DBBTI V/1202). Die Gründe von Gallas‘ zögernder Haltung waren vielen Generalen unverständlich und nur dadurch erklärbar, daß er seinen Erfolg von Nördlingen[412] nicht durch riskante Unternehmungen gefährden wollte. Der Generalfeldzeugmeister Melchior von Hatzfeldt, nach dessen Meinung Gallas die Truppen untätig und ‚zu ihrem äußersten Ruin aufeinander liegen‘, ließ, war darüber äußerst ungehalten und deshalb froh, als mit der Ankunft König Ferdinands III. am 4. Juni in Dinkelsbühl[413] Bewegung in die Dinge kam.
Piccolomini erhielt am 12. Juni den Befehl, seine Regimenter in Franken zusammenzuziehen und Hatzfeld bekam den Auftrag, sich um die Garnisonen der befestigten Plätze zu kümmern. Mit seinen neugeworbenen Dragoner- und Fußregimentern besetzte er Schweinfurt[414] und Coburg (am 13. Juli durch die Kompanie des Hauptmannes Otten und sein neues Regiment zu Roß unter dem Oberstleutnant Johann Adam von Thüngen entsandte er zur Verstärkung der Blockade nach Königshofen (Krebs/Hatzfeld, S. 89). Das zögerliche Vorgehen vor dieser Festung und der Abzug Piccolominis gegen den Rhein in Richtung Speyer[415] ermutigten den nach wie vor gut schwedischen Landgrafen Wilhelm von Hessen-Kassel zu einer Gegenaktion. Er entschloß sich, die Festung, in die sich eine große Anzahl Beamter der ehemals fränkischen Regierung und viele Vertreter des fränkischen Landadels geflüchtet[e] hatten, zu entsetzen und die Blockaderegimenter ‚aufzuschlagen‘. Den Auftrag dazu erhielt der Generalmajor Claus Dietrich von Sperreuter, der am 9. August gerade frisch in die Dienste des hessischen Landgrafen getreten war. Sperreuter begab sich mit 33 Cornet Reitern und 2 Kompanien Dragonern vor die Festung und es gelang ihm am 7. September 1635 die Belagerungs- und Blockadetruppen zu überwältigen und zu zerstreuen. Drei Geschütze samt Munition und die gesamte ‚pagage‘ wurden erobert und eine große Menge an Vorräten und Getreide erbeutet. Diese wurden zur Verproviantierung in die Festung geschafft und somit auf absehbare Zeit wieder eine einigermaßen erträgliche Versorgungssituation geschaffen. (Chemnitz II, S. 811).
Dieser erneute Rückschlag und das zögerliche Herangehen der kaiserlichen Truppen rief nun den Würzburger Fürstbischof Franz von Hatzfeld, der seine Grenzfestung wieder haben wollte, auf den Plan. Der Bischof intervenierte bei seinem Bruder Melchior, worauf sich der Feldmarschall entschloß, die Sache nun konsequent und endgültig zu Ende zu bringen. Zu diesem Zweck schickte er seinen Oberstleutnant vom Neu-Hatzfeldischen Fußregiment, Veit Dietrich von Steinheim, mit 2000 Mann zu Fuß, vierhundert Dragonern und ausreichend Artillerie vor die Stadt und Festung. Steinheim langte am 23. November vor Königshofen an und begann von fünf verschiedenen Stellen Laufgräben gegen die Stadt zu führen. Gleichzeitig wurden drei Artillerieschanzen errichtet und die Stadt derart heftig beschossen, daß sich die Belagerer in kurzer Zeit eines Teils der Außenwerke bemächtigten und das Wasser aus dem Wallgraben ableiteten.
Der ehemalige Kommandant Wilhelm von den Brinken hatte sich kurz zuvor mit seinen verbleibenden Kompanien abgesetzt, sodaß die Verteidigung der Festung allein dem Oberstleutnant Erich Andreas Oxe (Ochse) mit dem ihm verbliebenen Västgötischen Truppen oblag. Diese bestanden nur noch aus etwa 150 gesunden Soldaten und 30 Offizieren. Damit war es ihm unmöglich, die erforderlichen 10 Posten auf den Außenwerken zu besetzen, wozu an die 600 Mann erforderlich gewesen wären. Außerdem wurde die Nahrung knapp, auch die Salz- und Brennholzvorräte waren zu Ende gegangen. Durch die langen Entbehrungen war die Garnison schwierig geworden. Die Soldaten weigerten sich, die Schildwachen zu besetzen und es gab Ansätze von Meuterei. An gezielte Verteidigungsaktionen oder Ausfälle war nicht zu denken. ‚Nachdemmahl nun die Soldaten durch continuirliches Fechten, Granatleschen, vnd schlechten tractaments, indem jeder alle zehen tage nur anderthalb Sturmhut recken [mit Roggen gefüllten Helm] bekommen, sehr ge-krancket und gantz ausgemattet waren, auch endlich zu meutiniren begunt [begannen] vnd sich ausdrücklich vernehmen lassen: im Fall ein Sturm angienge, sie das Gewehr niederlegen, oder den Officirern selbst die Hälse brechen wollten. Als mußte der Obriste Lieutenant endlich den dritten Tag ChristMonats [3./13. Dezember] zum accord schreiten‘. (Chemnitz II, S. 914).
Die vom 11.12.1635 datierte Kapitulation[416] von Königshofen wurde im Namen des Bischofs Franz von Hatzfeld von Oberstleutnant Veit Dietrich von Steinheim und dem Königshofer Kommandanten, dem Oberstleutnant ‚Ereich Andrea Oxe‘ unterzeichnet (Krebs/Hatzfeld, S. 218, Anm. 144). Der Abzug der schwedischen Garnison erfolgte am 13. Dezember ‚mit fliegenden Fähnlein, vnter- und obergewehr, Kriegsbrauch nach, so wol pagage, Sack und Pack‘. Den Schweden wurde zwar freies Geleit zugesichert, jedoch stellten sich nach Chemnitz viele Gemeine wie auch Offiziere freiwillig bei den Kaiserlichen unter. Der Rest, etwa 70 Mann, wurde gewaltsam untergestoßen, sodaß nur der Oberstleutnant mit einigen Offizieren bei seinen schwedischen Heimattruppen ankam. (Chemnitz II, S. 915)“.[417]
Am 14.7.1635 hatte Gallas aus dem Feldlager an Piccolomini geschrieben: Mit Genugtuung habe er gesehen, mit welchen Ehren der Kardinal-Infant ihn empfangen habe. Piccolomini müsse seine Armee auch weiterhin beisammen halten. Die Winterquartiere ihrer beiden Armeen könnten am gleichen Ort aufgeschlagen werden. Rudolf von Colloredo werde mit seinem guten Heer den Rhein überschreiten. La Force sei unterwegs, um zu Bernhard von Weimar zu stoßen. Die Kaiserlichen könnten sich nicht auf die Liga verlassen, da der Herzog von Bayern unter dem Vorwand der Verteidigung des eigenen Landes seinem Kommandierenden Gronsfeld an der Übersetzung des Rheins hindere. Piccolominis Truppen würden allen trotzen; die Franzosen hätten nur neues Kriegsvolk an diesen Orten, das alte sei insgesamt bei La Force. Es gebe Bemühungen, im Süden eine große Armee aus den Truppen Mansfelds, der Liga und Caretto di Granas zu bilden, er selbst aber möchte lieber Caretto mit Piccolomini verbunden sehen.[418] De Brézé wandte sich am 18.7. aus Roermond[419] an Piccolomini und dankte herzlich für die Rückgabe der französischen Gefangenen und versprach, es auf auf gleiche Weise zu vergelten, falls Offiziere in seine Hände fallen sollten.[420]
Am 1.8. bestätigte Piccolomini aus Goch[421] Gallas den Empfang seines Schreibens mit Chiffreschlüssel vom 27.7.: Den Tod Aytonas hielt er für einen großen Verlust, da der Marquis der kaiserlichen Armee günstig gesinnt war. Der zu ihm, G., entsandte Obrist Seneschall werde ihn über die hiesige Lage unterrichten. Er bat um Bescheid, wie er sich zu verhalten habe.[422]
Aus dem Feldlager hatte Piccolomini am 15.8. dem Kardinal-Infanten geschrieben: Er hoffe, der Infant sei bereits über die vom Kaiser gewünschte Vereinigung beider Armeen unterrichtet. Die Verordnung betreffe sämtliche Truppen, keine einzige solle in den Garnisonen belassen werden. Es handle sich vor allem um die Sicherheit der Niederlande und Westfalens. An Marquis de Castañeda müsse eine Vollmacht für weitere Werbungen geschickt werden. Aus Köln sei die Nachricht eingetroffen, dass der hessen-kasselische Generalleutnant Melander [Holzappel; BW] den Frieden gebrochen und sich mit Gewalt Zugang zu gewissen Quartieren der kaiserlichen Armee verschafft habe. Es wäre von Nöten, das Heer aus Italien abzuberufen. Trauttmansdorff verhandle mit England. Er selbst sei der Meinung, man solle nicht nur dem König von England, sondern auch dessen Verwandten in der Pfalz entgegen kommen.[423]
„Der untere Niederrhein, bisher nur am Rand des europaweiten Schlachtfelds des Dreißigjährigen Krieges gelegen, sieht 1635 den größten Aufmarsch von Armeen in seiner bisherigen Geschichte. Holländische und französische Truppen, zusammen rund 40.000 Mann stark, stehen einem ähnlich starken Heer gegenüber – bestehend aus spanischen Soldaten, die Kardinal Ferdinand herangeführt hat, und Söldnern, die auf den deutschen Kaiser vereidigt sind – zum Schutz des verbündeten spanischen Königs und Verwandten Philipp. Die Söldner des kaiserlichen Heers werden von Ottavio Piccolomini befehligt, einem Feldherrn mit großer Erfahrung. Wo immer seine Söldner auftauchen, verbreiten sie Furcht und Schrecken: Es sind Kroaten – hemmungslos tötende Kampfmaschinen.
Im Juli will Oraniens Prinz Friedrich Heinrich gerade die Stadt Geldern[424] angreifen, als ihn die Nachricht erreicht, dass Schenkenschanz[425] an Spanien verloren gegangen ist. Der Prinz bläst den Angriff ab und eilt mit seinen Truppen nach Schenkenschanz. Ihnen setzen Soldaten des spanischen Kardinals und kroatische Söldner des Feldherrn Piccolomini nach, die gerade ihre Eroberungen niederländisch besetzter Städte – Erkelenz,[426] Straelen[427] und Arcen[428] – abgeschlossen haben. Große Truppenbewegungen Ende Juli 1635 von Süd nach Nord: Erst ziehen die Holländer durch Wettener[429] und Kevelaerer[430] Gebiet, dann ihre Verfolger, die Spanier und Kroaten. Die Söldner des deutschen Kaisers passieren am 1. August 1635 die Schanze in Kevelaer, in der fast die gesamte Dorfbevölkerung – etwa 100 an der Zahl – Zuflucht genommen hat. Die Kroaten rechnen jederzeit mit einem Überfall einer niederländischen Nachhut, und in der Schanze zittern die Zivilisten um ihr Leben und beten, dass die Kroaten vorbeireiten. Die Nerven sind bis zur Unerträglichkeit gespannt. In diesem Augenblick – vielleicht knallt versehentlich ein Schuss, vielleicht fällt auch nur mit Geschepper ein Kochtopf um – explodiert die Anspannung in eine Katastrophe: Die kroatischen Söldner stürmen die Kevelaerer Schanze und töten fast alle Bewohner. Nur zwei oder drei sollen mit dem Leben davon gekommen sein.[431] Und wie entfesselt richten die Kroaten auf dem Weg nach Schenkenschanz weitere Blutbäder an und ermorden die, für deren Schutz sie auf den Kaiser vereidigt worden sind. Ihr Befehlshaber, der kaiserliche Feldherr Piccolomini, nimmt die am unteren Niederrhein unter seiner Befehlsgewalt begangenen Massaker als ‚Kollateralschäden’ ebenso wortlos hin wie Kardinal Ferdinand, der dieses Kriegsverbrechen der spanischen Krone an ihren Schutzbefohlenen mitzuverantworten hat“.[432]
Piccolomini berichtete am 20.8.1635 an Ferdinand von Ungarn über die Eroberung der Festung Schenck[433] und die siegreichen Kämpfe gegen die Franzosen und Holländer in den Niederlanden sowie über den Feldzug gegen Bernhard von Weimar an die Maas und an den Rhein. Er informierte ihn auch über seine Absicht, Truppen nach Kleve,[434] Jülich,[435] Lüttich[436] und in die Mark zu legen. Da sich diese auf ihre Neutralität beriefen, möge der König eine Entscheidung treffen.[437] Aus dem Feldlager hatte Piccolomini am 30.8. an den Kardinal-Infant geschrieben, die Frage der Hilfe für Burgund sei noch immer offen. Er halte es nicht für ratsam, Truppen aus den Niederlanden abzukommandieren, sondern rate, sie aus Italien abzuziehen. Graf Châtillon habe sein Lager drei Wegstunden von Verdun[438 an der Mosel aufgeschlagen.[439] In diesem August hatte Velen Piccolomini von der Belagerung von Coesfeld[440] sowie der Einnahme von Steinfurt[441] und Nienhaus (?)[442] berichtet.[443]
Am 5.9. schrieb Piccolomini aus dem Feldlager vor Heusden[444] an Ferdinand von Ungarn: Der Kardinal-Infant habe beschlossen, Schenck zu befestigen und zu proviantieren. Er, P., besorge das nun und wolle dann Venlo[445] angreifen, sofern es nach Erfüllung dieser Aufgabe nicht zu spät dazu sein werde. Konfidenten aus den Generalstaaten hätten gemeldet, dass es zwischen der Regierung und dem Prinzen von Oranien Unstimmigkeiten gebe. Nach Ansicht des Artilleriegenerals Balançon sei das französische Heer nicht sehr gut. Würden die vorhandenen Streitkräfte verbunden, könnte die kaiserliche Reiterei mit den Kroaten einen Stand von 7.900 Reitern erreichen und die Infanterie 10.000 Mann zählen. Mit diesen sei es möglich, die Franzosen zu schlagen und Plätze an der Grenze als Winterquartiere oder in Frankreich zu sichern. Er, P., überrede den Kardinal-Infanten, die Picardie[446] zu betreten und die Franzosen zur Aufteilung ihrer Streitkräfte zu zwingen.[447]
In einem Schreiben an Piccolomini vom September 1635 unterrichtete Bernhard Hackfort von Westerholt ihn über den Anschluss Georgs von Braunschweig-Lüneburg an den Prager Friedensschluss, die Einnahme Nienburgs[448] durch schwedische Truppen, den Erfolg der Braunschweig-Lüneburgischen sowie den Aufenthalt Melanders [Holzappel; BW].[449] Im September 1635 hatte Alexander II. von Velen Piccolomini vom Eintreffen des hessen-kasselischen Sukkurses, der Aufgabe der Blockade von Coesfeld und über die Stärke des Feindes informiert.[450] In diesem Monat hatte Piccolomini Velen auch über die Intervention des Prinzen von Oranien für Wittpol informiert, der aus dem Gefängnis entlassen werden sollte, in dem er wegen Spionage und der Tötung eines englischen Kavaliers einsaß.[451] Piccolomini selbst schrieb im September aus Uedem[452] an Velen und erkundigte sich nach der Verbindung der Hessen-Kasselischen mit den Staatischen und Französischen sowie den Absichten Georgs von Braunschweig-Lüneburg. Zugleich rügte er die Nichtüberstellung der von ihm angeforderten Dragoner.[453]
Pandolfini informierte Piccolomini am 28.9.1635 aus Mailand: Infantin Margarete von Savoyen sei plötzlich aus Cremona angekommen und in Mailand geblieben. Obrist San Martin habe mit 1.200 Mann und sechs mit Munition und Proviant beladenen großen Schiffen Konstanz[454] betreten. Die schwedischen Angriffe seien zurückgewiesen worden, wobei auch katholische Schweizer geholfen hätten. Aldringen sei von Regensburg über Neuburg[455] nach Donauwörth[456] vorgerückt, habe die die Stadt beherrschende Festung Schellenberg eingenommen und sich dann nach Augsburg gewandt. Der Süden sei durch das aus Italien kommende Kriegsvolk gesichert, doch Breisach in arger Bedrängnis.[457]
Piccolomini konnte Ferdinand III. am 9.10.1635 die Eroberung von Gennep melden, eines wichtigen Ortes an der Maas, von wo aus im Bedarfsfall Kleve genommen sowie der Feind gezwungen werden könne, Besatzungen in Grave[458] und Nimwegen[459] zurückzulassen. Der Kardinal-Infant bemühe sich, den Krieg im Feindesland zu führen, da die Staaten als erste den Frieden gestört hätten. Nun hätten sich seine Delegierten schon zweimal mit den spanischen Ministern zwecks Waffenstillstandsverhandlungen getroffen.[460]
Am 13.10.1635 berichtete der spanische Feldmarschall Carlos Guasco, duque de Lixheim, Piccolomini: Auf sein, P.s, Betreiben hin seien die Truppen, die früher Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg dienten, zu Habsburg übergegangen. Er selbst sei sehr zufrieden, ein Teil sei bereits in Flandern eingetroffen, der Sammelplatz sei in Antwerpen. Die Verhandlungen über die Höhe u. Beschaffungsweise des Soldes sowie der Winterquartiere dauerten noch an.[461] Am 13.10. hatte Gallas aus dem Feldlager bei Saargemünd[462] Piccolomini gegenüber u. a. Erfolgsbilanz seines Vernichtungsfeldzugs an der Saar gezogen, mittlerweile in Begleitung seines Saufkumpans Johann von Götz: „La Maestà del Re d’Ungria m’avvisa haver scritto a S. R. A. [Fernando; BW] acciò si compiaccia mandar V. E. con le sue truppe verso Luzemburg, per causare diversione a francesi; presupponendo che costi non vene [sic] sia più di bisogno, come qui habbiamo nuova, che l’armata sia per ritirarsi ne quartieri d’inverno, e che li francesi habbino imbarcato loro cavalleria per ritornare in Francia, tantio più facilmente S. A. se ne dovrà compiacere. La Maestà del Re è stata informata, che quelli signori pensino mandar V. E. in Artues,[463] e di là in Cambresi[464] per fa diversione in Piccardia. Io sono molto pratico di quei paesi, e non vedo ch’altro si potesse effetuare, che […] li stati del Re, e rovvinare l’esercito di V. E., sendo la Piccardia piena di fortezze. Il mio parer sarebbe che V. E. passasse la Mosa a Nemur verso Mesieres[465] di dove verebbe à entrar nel cuore della Francia, dove troverà pochissime fortezze e il paese pieno, e vicino per poter dar la mano con S. A. di Lorena e noi altri.
S. A. R. non ha paesi per poter invernare l’esercito che ha V. E., se non vuole offendere li lieggesi, e altri confini, dove potiamo rifare le nostre levate, e per questa via tornarebbe a tirar il nemico a quella volta. Il che tutto V. E., con la sua solita prudenza, saprà dar ad intendere a S. R. A., acciò ogni cosa riesca con suo gusto e sodisfatione.
Io essendo arrivato insino a tre hore di Metz, e vedendo di non poter più dannegiar il nemico, che haveva già guadagnato il passo, mi sono messo ad assicurarmi le spalle et il fianco, occupando Walderfang,[466] Saarbrucken,[467] Saargemund, Zweibrucken,[468] et altri luoghi circumvicini, dove sendomi venuto à trovare S. A. di Lorena, contandomi i digusti che haveva con il signore Coloredo, sono restato d’accordo con lui, che marciarò con l’armata cesarea verso Luneville[469] per far testa al nemico e coprir l’armate di detto signore Duca, et quella del Coloredo, acciò possino giuntarsi sicuri a questa et astringere il nemico a rompere almeno i suoi disegni.
A. S. A. ho dato 4 000 ungari e croati, e sei regimenti cavalli allemani disarmati, due della cavalleria della Lega, con li quali, e due delli suoi fatti, partiranno domani per passar la Mosella, Thionvilla,[470] e Metz,[471] et entrar nella campagna per far quella diversione, che sarà possibile. A Giovanni de Wert, che si trova con il Conte Coloredo, mando in questo punto il colonello Enckefort, acciò con sei regimenti di cavalleria alemana, disarmati, e due di dragoni passi verso Neufchateau,[472] et entri nel Bassigni[473] per impedire i viveri al nemico, e per far ancora lui quella diversione che potrá. Io non scrivo per adesso a S. R. A., suppenendo che V. E. li dará paerte del tutto, e mi honorarà (si come La prego) farli da parte mia humilissima riverenza, racomandandomi anco a tutti quei signori.
P. S.: Sono per strada 7 000 pollachi, e la gente alemana, che haveva il Re di Polonia pigliato servitio per S. Mtà Cesea, arriva da dieci, o dodici mila huomini”.[474]
Inzwischen wurden die üblichen Ausschreitungen der Kaiserlichen in Lothringen wurden begangen. Es wird berichtet, die Ligisten hätten die lothringischen Untertanen wie wilde Tiere gehetzt; Ausschreitungen, denen der bayerische Kommandierende Gronsfeld missvergnügt zusah und über die er nach München einberichtete, als ein kaiserlicher Aufklärungstrupp aus Kroaten und Polen im November den Wallfahrtsort Saint-Nicolas-de-Port[475] geplündert, verwüstet – der Ort sollte sich nicht mehr davon erholen und blieb eine „tote Stadt“[476] – und die dort erbeuteten Kultgegenstände im Lager zum Verkauf angeboten hatte.[477] Vorfälle dieser Art ließ Maximilian mit Vorliebe über die Beichtväter am kaiserlichen Hof Ferdinand II. und seinem Sohn hinterbringen, wie aus einer Randnotiz Maximilians I. zum Brief Gronsfelds vom 20.11. hervorgeht: dieses „Postscriptum durch die Beichtväter dem Kaiser und König in die Hände bringen, sonsten wird’s verduscht“. Intrigen dieser Art waren an der Tagesordnung, wie aus dem Schreiben Gallas‘ an Piccolomini hervorgeht: Gronsfeld habe öffentlich „verlauten lassen, daß ihme I. Kfl. Durchl. auß Bayern copia eineß seltsamen schreibens, so ermelter I. Kf. Durchl. an I. Kgl. Maj. wegen übergewung deß Aspergs[478] und deren darauf befundenen sachen habe abgehen lassen, unter anderm, daß I. Kgl. Maj. und ich voran das beste darvon bekommen und darnach ehrst mit Ihro getaildt haben solle“.[479]
„Da der Kaiser und sein Sohn den Bruch mit Frankreich nicht wollten, blieb ihre Hilfeleistung für Spanien für Spanien im Sommer 1635 auf die unter Piccolomini in die Niederlande geschickten Truppen beschränkt. Die Soldaten standen unter dem Kommando des Kardinal-Infanten. Ferdinand II. hatte sogar ausdrücklich die Vereinigung jenes Heeres mit dem seines Neffen gewünscht. Dadurch verringerte er das Risiko, daß Frankreich den Einsatz dieser Truppen gegen französische Heere als Kriegserklärung des Kaisers ansehen konnte. Aus demselben Grunde wollte Ferdinand auch, daß Piccolomini für seine Soldaten Winterquartiere in den spanischen Niederlanden erhielt. Bei dem monatelangen Kampf, den Piccolomini mit dem Infanten um die Winterquartiere führte, ging es zwar auch um die Rücksicht auf die Reichsstände – sie sollten wegen des Prager Friedens und der bevorstehenden Wahl Ferdinands (III.) zum Römischen König nicht verärgert werden. Der Kaiser wollte aber vor allem Frankreich keinen Vorwand für eine Kriegserklärung liefern.
Seine Vorsicht hat sich gelohnt. Richelieu hat den Einsatz der kaiserlichen Truppen in den spanischen Niederlanden nicht als Eröffnung des Krieges durch den Kaiser aufgefaßt. Das war aber nur möglich, weil Richelieu selbst den Krieg mit dem Kaiser nicht – oder noch nicht – wollte. Daß Piccolomini dann letztlich doch Winterquartiere im Reich beziehen mußte, hat an diesem Sachverhalt nichts geändert.
Die Generalstaaten allerdings haben sich durchaus beeindruckt gezeigt von der Tatsache, daß ein ansehn-liches Kontingent kaiserlicher Truppen in die Niederlande geschickt worden war. Wenn auch Piccolomini allem Anschein nach nicht zur Offensive gegen Gebiete, die im Besitz der nördlichen Niederlande waren, eingesetzt wurde, protestierten die Generalstaaten doch heftig beim Kaiser gegen die Entsendung dieser Truppen. Sie mußten ja befürchten, daß noch weitere Heere aus dem Reich geschickt würden. Bei den Waffenstillstandsverhandlungen, die im Sommer 1635 zwischen den nördlichen und den südlichen Niederlanden intensiviert wurden, forderten die Generalstaaten deshalb auch ausdrücklich den Einschluß des Kaisers in einen eventuellen Vertrag. Die Spanier sollten Sicherheiten bieten als Garantie für die Generalstaaten, daß sie aus dem Reich keine Feindseligkeiten zu befürchten brauchten.
Die Angst der Vereinigten Provinzen, der Kaiser könnte sich am niederländischen Krieg beteiligen, war ein Effekt der Entsendung Piccolominis, der den Spaniern sehr willkommen war. Viel schwerer wog aber die Enttäuschung darüber, daß der Bruch zwischen dem Kaiser und Frankreich wieder nicht erreicht worden war“.[480]
Von den guten Fortschritten des Prager Friedens und dem Verjagen der Franzosen aus dem Reich durch Gallas sprach Piccolomini in einem Schreiben vom Oktober an Alexander II. von Velen.[481] In diesem Monat unterrichtete er Velen auch von der Verfolgung Bernhards von Weimar und Valettes nach Lothringen durch Gallas, die Fortifikation der Schenkenschanze und von Gennep[482] sowie der Besetzung des Zollhauses durch staatische Truppen.[483] Velen hatte seinerseits Piccolomini über die Absichten Melanders [Holzappel; BW], der Belagerung Coesfelds[484] und den vermuteten Übergang Melanders mit seinen Truppen zu den Staatischen berichtet.[485] Piccolomini hatte sich seit Oktober nach erheblichen Differenzen mit dem Pfalz-Neuburger Wolfgang Wilhelm in Jülich-Berg[486] einlogiert, sein Hauptquartier lag abwechselnd in Jülich, Düren[487] und Goch. Der Terror, den seine Kroatenabteilungen verbreiteten, sorgte dafür, dass 1635 als das „böse Kroatenjahr“ in die Geschichte einging.[488]
Dass Gallas schon im Oktober Kurtrier als Winterquartier vorgesehen hatte, geht aus seinem Schreiben an Piccolomini hervor: Er hielt es für ratsam, dass „I. Durchl. herr cardinal-infante von I. Ksl. Maj. durch ein gewisses möchte dahin disponieret werden, daß stifft Trier abzutretten und zu quittiren“, was die Abgesandten des Stifts selbst begehrt hätten, „und auf erfolg dieses ihres begehren sich alles guettes wilfährig erbietten, mit gewisser versicherung, daß sÿ dieße ganze armada mit wein und brodt genuegsamb versehen wollten“.[489]
Auch vom italienischen Kriegsschauplatz waren Nachrichten eingetroffen. Piccolominis Berichterstatter Cerconcelli informierte diesen am 20.10.1635 aus Florenz, dass die Franzosen drei Generalangriffe unternommen und dabei 3.500 Mann und ihren Tross verloren hätten. Die Verteidiger hätten etwa 400, in dieser Woche insgesamt 800 Mann verloren und bereiteten einen Gegenangriff vor. Gegenüber den 5.000 Soldaten Créquis und 4.000 Savoyarden habe Parma 2.000 Mann, Carlo Colonna 5.000, Signorini 220 Neubewaffnete, Pandolfini 2.000 Mann und 400 Reiter. Das spanische Heer sei auf 12.000 Mann angewachsen, somit bestehe Aussicht auf Erfolg. Der Papst werbe 6.000 Söldner an.[490]
Am 22.10.1635 teilte Piccolomini Ferdinand von Ungarn aus dem Feldlager vor Gennep mit, entgegen seinem eigenen Gutdünken wolle der Kardinal-Infant Winterquartiere für die Truppe in Lüttich und Jülich aufschlagen, was mit Verhandlungen und Protesten seitens des Herzogs von Pfalz-Neuburg sowie mit verschiedenen Einwänden Hessen-Kassels und Braunschweig-Lüneburgs verbunden sein werde. Seine, P.s, Hauptaufgabe sei die Beschaffung guter Quartiere, damit die jetzt gesammelte Armee nicht auseinander laufe und für die Frühjahrskampagne gerüstet sei.[491] Piccolomini wandte sich am 29.10. aus Gennep erneut an den Sohn des Kaisers: Die Franzosen rückten gegen Weimar[492] vor, er selbst ziehe mit einem [ungenannten] spanischen General in Richtung Namur.[493] Die Spanier wünschten nicht, dass die kaiserliche Armee ihre Positionen verlasse, so lange noch Gefahr aus Holland drohe. Piccolomini schlug den Frieden mit den Generalstaaten vor, auch um den Preis territorialer Konzessionen und finanzieller Schwierigkeiten.[494]
Am 29.10.1635 schickte Obrist Lamouily Piccolomini aus Andernach einen Übersichtsbericht über die Stellungen der kaiserlichen und feindlichen Truppen. Gallas stehe in der Nähe von Saargemünd und Neunkirchen[495] und habe einige Regimenter nach Kreuznach[496] abkommandiert, während Karl IV. von Lothringen bei Metz, La Force in Neufville[497] nahe bei Nancy[498] ständen; Banér und Oxenstierna hätten die Weser überschritten, Lamboy liege krank in Frankfurt.[499]
Am 29.10.1635 legten Generalkommissar Ossa und Gallas, der „Heeresverderber“, wie er später genannt wurde, ein Gutachten über die Erhaltung der Reste der kaiserlichen Armeen vor, nachdem sie Mittel und Wege zu deren Schutz vor dem einbrechenden Winter und der drohenden Vernichtung erwogen hatten. Beide hielten es für unmöglich, hinreichende Hilfe aus den Ländern zu erhalten, in denen man das Militär einzuquartieren beabsichtigte: Aus Burgund und Luxemburg sei nichts anderes zu erwarten als Fourage und falls sich, was wünschenswert wäre, Piccolominis Feldzug ausdehne, würden diese Länder für die Spanier mehr als notwendig sein. Ossa meinte, dass außerordentlich schwere Fälle auch außerordentlicher Hilfsmaßnahmen bedürften – besser sei es ein Glied zu opfern als den ganzen Körper zu gefährden. Die Infanterie sollte auf beiden Rheinufern logieren und Ossa bot an, auf dem Rückweg die in Betracht kommenden Orte persönlich zu inspizieren und Gallas zu informieren. Doch sei es unerlässlich, dass Gallas Vollmachten zu raschem Handeln und so zur Beseitigung der Hindernisse erhalte und dass der Herzog von Lothringen vor die Alternative gestellt werde, entweder die gesamte kaiserliche Armee aus den eigenen Landen zu versorgen oder mit seinen und den bayerischen Truppen sein eigenes Gebiet sowie das Saarland zu besetzen, um auf diese Weise zu ermöglichen, dass die Kaiserlichen zur Erneuerung ihrer Kräfte die wenigen Orte benützen, die sie vorfänden. Die Reiterei würde günstig im Unterelsass und an der Mosel untergebracht werden, vorausgesetzt, die Stadt Strassburg kehre zur kaiserlichen Botmäßigkeit zurück und es würde dort, ebenso wie in Worms,[500] ein Magazin errichtet. Dazu wäre die Unterstützung der Stadt Frankfurt erforderlich, da die umliegenden Quartiere nur mit Hilfe der dortigen Handelsleute und Bürger verproviantiert werden könnten. Bezüglich ihres Vorschlags, eine so wichtige Stadt zu gewinnen, beriefen sich beide auf ihr „Hauptconsultum“. Der Gegner könne seine Truppen auf eine Hauptentfernung von 6 Meilen von Metz zwischen den Städten Toul,[501] Pont-à-Mousson,[502] Nancy, St. Nicolas,[503] Nomény,[504] Vic,[505] Marsal,[506] Dieuze[507] und Lunéville[508] zusammenziehen, während die Kaiserlichen keinen einzigen Ort besäßen, den der Gegner nicht binnen vierundzwanzig Stunden erobern könnte. Auch wenn dem nicht so wäre, müsste schon der Proviantmangel eine Zusammenziehung der kaiserlichen Truppen unmöglich machen – die einzige Abhilfe wäre die Errichtung von Magazinen in der Nähe und die Unterstützung der Soldaten mit Geld, dann könnte man sich im Notfall vereinigen und sich dem Gegner stellen. Man dürfe keine Zeit verlieren, keinen allenfalls zum Ziel führenden Weg für zu schwer halten. Gewisse Leute würden zwar einwenden, dass der Krieg – so wie in der Vergangenheit – ohne Beihilfe des Hofes, nur mit den von den Quartieren gebotenen Mitteln geführt werden sollte. Das sei aber jetzt nicht mehr möglich, da man in den meisten Orten nicht einmal ein Stück Brot, geschweige denn andere Lebensmittel auftreiben könne. Es werde wohl auch Leute geben, die fragen, warum man den Gegner nicht angreife, wenn die kaiserliche Armee beisammen sei. Solchen müsse geantwortet werden, dass die kaiserliche Armee die einzige Waffe zum Schutz von Reich und Ständen sei. Der Gegner sei, wenn auch nicht stärker, wie die Kundschafter bestätigten, so doch ebenso stark wie die kaiserliche Armee, überdies habe der König von Frankreich Patente zur Werbung von 40 weiteren Regimentern erlassen. Zwischen der kaiserlichen und der gegnerischen Reiterei bestehe ein großer Unterschied – unter diesen Umständen dürfe durch einen Hauptstreich nicht alles aufs Spiel gesetzt werden, was mit großer Mühe und unerschwinglichen Kosten jahrelang aufgebaut worden sei. Damit nun einerseits dieser äußerste Fall nicht eintrete und andererseits mit größerer Sicherheit das gegen den Gegner getan werde, was geboten scheine, müsse darauf gedrungen werden, dass sowohl Piccolomini seinen Feldzug gegen Frankreich fortsetze als auch der Kardinal-Infant den seinen gegen Artois weiterführe, und dass von dort her die Armeen finanzielle Unterstützung erhielten. Der Kardinal-Infant sollte daran erinnert werden, dass das kaiserliche Kriegsvolk wegen des spanischen Unternehmens im Erzstift Trier in diesem Jahr um zwei Monate früher als üblich ausgerückt sei und man Piccolomini mit den besten Truppen zur Unterstützung der Niederlande ausgeschickt habe. Erhielte die kaiserliche Armee keine Hilfe, würde sich der Gegner in voller Stärke gegen die Spanischen Niederlande wenden. Wäre der Kardinal-Infant, wie zu hoffen sei, mit den genannten Schritten zufrieden, verbleibe noch die Suche nach einer geeigneten Art und Weise, wie die noch übrige Zeit zur Niederwerfung des Gegners zu nützen wäre. Gallas schlug vor, die Armee so lange wie möglich im Felde zu lassen, jedenfalls bis zur Ankunft der Polen. Damit würde auch eine gewisse Unruhe in Frankreich gestiftet und so mancher Edelmann sich heimwärts wenden. Der Einwand, die Armee könne nicht so lange im Felde bleiben, sei hinfällig, denn diese Schäden könnten nicht mit denen vergleichen werden, die aus einem vollständigen Abzug entstünden.[509]
„Sehr bald nach der Ankunft Piccolominis in den Niederlanden konnte der Kardinal-Infant Erfolge vermelden: die französische Armee gab die Belagerung Löwens auf und zog sich in Richtung Nordosten zurück. Am 26. Juli 1635 konnten die Spanier die Schenkenschanze erobern. Sie war ihnen wichtig, weil sie als der Schlüssel zur Provinz Holland galt. Ihre Einnahme machte einen entsprechenden Eindruck auf die Generalstaaten. Die Spanier waren entschlossen, diese Festung zu halten. Piccolomini wurde beauftragt, ihre weitere Verstärkung durchzuführen. Seine Truppen besetzten zusammen mit spanischen Kontingenten Kleve und sicherten die Verbindung zwischen diesem Herzogtum und Brabant. Es scheint so, als habe Piccolomini nur auf dem Boden der südlichen Niederlande und auf Reichsboden gefochten. Gallas wollte im Oktober, daß Fernando ihn nach Frankreich schicke, damit er dort gegen die französischen Truppen, die den Herzog von Lothringen, Gallas und Colloredo bedrohten, vorgehen könne. Aber der Kardinal-Infant wollte ihn auf dem Boden der spanischen Niederlande belassen, solange er noch Gefahr von den Vereinigten Provinzen befürchten mußte. Auch Fernando selbst blieb in den Niederlanden, während Piccolomini und Gallas vorschlugen, er solle einen Einfall nach Frankreich machen.
Es ist nicht erstaunlich, daß Gallas, der selbst bislang jede Diversion des kaiserlichen Heeres nach Frankreich vermieden hatte, den Vorschlag machte, Piccolomini solle in Frankreich einfallen. Der Kaiser hatte ja die Vereinigung die Vereinigung der unter Piccolomini in die Niederlande geschickten Truppen angeordnet. Diese Soldaten standen jetzt in spanischem Sold. Wenn Piccolomini mit seinen Truppen, möglichst zusammen mit dem Kardinal-Infanten, in Frankreich eingefallen wäre, so hätte man das als eine Aktion Spaniens ansehen müssen. Fernando tat Gallas diesen Gefallen aber nicht, sondern forderte beständig die von der kaiserlichen Seite versprochene Diversion.
Die Spanier waren uneingeschränkt zufrieden mit dem Einsatz Piccolominis, wenn auch immer wieder Klagen laut wurden über die Undiszipliniertheit seiner Soldaten. Der General war auch offensichtlich sehr bemüht, den Spaniern zu gefallen. Anscheinend hoffte er auf einen wichtigen Generalsposten im spanischen Heer. Im Oktober 1635 erhielt er von Philipp IV. den Rang eines Grafen.
Die Spanier gaben zu, daß die Abwendung der Gefahr in den Niederlanden 1635 den Truppen Piccolominis zu verdanken war. Wenn es aber an das große Abrechnen zwischen Kaiserlichen und Spaniern ging und Gallas sagte, er habe seine besten Truppen mit Piccolomini in die Niederlande geschickt, so wurde geantwortet, diese Soldaten seien von Spanien bezahlt worden und der Kaiser habe sein Versprechen, eine Diversion in Frankreich zu unternehmen, nicht gehalten“.[510]
Gallas hatte am 3.11. Piccolomini informiert: Er sehe die Berechtigung seiner Forderung nach ordentlichen Winterquartieren, die den Feind an Werbungen im Weser- und Emsgebiet hindern und andererseits Werbungen für die kaiserliche Armee ermöglichen würden, ein. Er selbst verhandle auch über Einquartierungsmöglichkeiten in Luxemburg und Burgund, doch hätten die königlichen Minister noch immer viele Einwände. Es würden 7.000 Polen erwartet, die Gallas Piccolomini anbiete, da er keine Quartiere für sie habe – was jedoch eine Ausrede Gallas‘ war, die Gründe lagen in der allseits bekannten Unkontrollierbarkeit dieser Söldner. Der von ihm zu Piccolomini entsandte Obrist Enckevort werde letzterem einen Überblick über die strategische Lage der kaiserlichen und der feindlichen Armee vorlegen. Nach Ankunft von 4.000 Schweizern verfüge der Feind insgesamt über 25.000 Mann zu Fuß und 12 000 Reiter – ausgezeichnete französische Reiter, die die Saar bereits überschritten hätten und nach Metz vorrückten, wo sie Quartiere suchten. Ihnen setzten die Kroaten nach, aber andere, die mit der Losung „Besser Leben als Tod“, setzten den Franzosen keinen Widerstand entgegen, und er, Gallas, glaube, auch Lamboy sei dieser Meinung.[511] Enckevort selbst schrieb am 4.11. aus Luxemburg an Gallas: Glücklich hier angekommen, sei er vom Provinzverwalter Graf von Emden freundlich und mit dem Bescheid empfangen worden, dass er, von Emden, von Ferdinand von Ungarn den Befehl habe, ihm, Gallas, behilflich zu sein. Der Graf habe ihm geraten, über Brüssel nach Breda[512] zu reisen, da dieser Weg weniger gefährlich sei als der über Köln, und auch deshalb, weil es nicht sicher sei, ob Piccolomini nicht schon fortgezogen sei; somit halte er diesen Weg für den besten, umso mehr, als der Weg über Namur nicht ohne Geleit möglich sei.[513]
Piccolomini schrieb am 4.11.1635 an Ferdinand von Ungarn: Der Meinung des Kardinal-Infanten gemäß habe er sich um Beschaffung von Militärquartieren im Lütticher und Jülicher Gebiet bemüht, doch hätten der Kurfürst von Köln sowie Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg geantwortet, sie könnten mit Rücksicht auf die vom Kaiser garantierte Neutralität nicht damit einverstanden sein. Die Unterhändler des Kölner Kurfürsten hätten eingeräumt, sie würden lieber eine bestimmte Geldsumme bezahlen, während die Unterhändler Wolfgang Wilhelms auch dies abgeschlagen hätten. Die Franzosen säßen in Ostfriesland und hätten Patente für die Anwerbung einer weiteren Armee herausgegeben; sie rechneten auch mit den Schweden, die in den Bistümern Paderborn und Osnabrück lägen. Er selbst halte es für eine Notwendigkeit, eine große Armee auszurüsten und mit dieser den Rhein zu überschreiten. Die Spanier hätten Limburg[514] erstürmt, der Großteil der Verteidiger sei gefallen, die Übrigen hätten sich in die Burg zurückgezogen und nach sechs Stunden ergeben.[515]
Piccolomini hatte am 12.11.1635 Velen um Beistand bei den Werbungen gebeten und sich nach den Winterquartieren der Franzosen erkundigt.[516] „Zweifellos übertraf Piccolomini an politischem Scharfsinn und Weitblick seinen Nebenbuhler Gallas sehr weit, er war als geborener Intrigant auch von Natur aus befähigt, sich bietende Chancen aufzuspüren und zu nutzen, und wahrscheinlich sein demonstrativer Übergang in spanische Dienste, wie auch sein Schielen nach dem Generalat der päpstlichen Truppen nicht so sehr als Freundschaftsgeste zu deuten, mit der er Gallas das Feld räumen wollte, wie als eine Art Druck auf den Kaiser und Herausstellung seiner eigenen bedeutenden Person. Piccolomini war während seiner ganzen militärischen Laufbahn sicherlich ein verwegener Spieler und Hasardeur, doch trug ihm sein Spiel keinen geringen Gewinn ein. Demgegenüber war Gallas wortwörtlich bis zum letzten Atemzug ein treuer Diener seines Herrn und Kaisers, und sein Lebensabend war so von Mißgeschicken gekennzeichnet, daß er sogar das schützende Mitleid des Kaisers erweckte. Er war aber auch der letzte Repräsentant der alten Tradition der kaiserlichen Armee, deren Interessen er jederzeit verteidigte, und seine Besonnenheit als Feldherr, obgleich konservativer Prägung, bewahrte ihm deren Vertrauen“.[517]
Enckevort selbst teilte Gallas am 14.11. aus Brüssel mit, in seiner Audienz beim Kardinal-Infanten in Antwerpen am 12.11. sei dieser sehr gnädig gewesen und habe versprochen, ihn so bald wie möglich nach Brüssel zu schicken. Piccolomini konnte er noch nicht aufsuchen, da sich dieser noch in Jülich[518] befinde; er habe es für besser gehalten, zuerst hiesige Angelegenheiten zu erledigen und dann zu Piccolomini zu gehen. Der Staats- und Kriegssekretär der Spanischen Niederlande, Martin de Axpe, sei sehr liebenswürdig. Der Kardinal-Infant sei am 13.11. in Brüssel eingetroffen.[519] Der mittlerweile in Eschweiler[520] liegende Piccolomini schrieb am 18.11.1635 an Martin de Axpe: Einer Nachricht von de Balançon vom 16.11. zufolge habe der Feind unter dem Vorwand, die Truppe in ihre Quartiere zu schicken, mit der ganzen Armee den Waal überschritten und rücke gegen Kleve vor. Er selbst habe des Öfteren den Kardinal-Infanten davor gewarnt, dass der Feind versuchen werde, diesen wichtigen Ort zu nehmen, sobald sie beide sich mit ihren Truppen entfernten. Nach Erhalt von Balançons Meldung habe er schleunigst 3.000 Reiter hinkommandiert.[521] In diesem November informierte Velen aus dem Westfälischen Piccolomini, dass Briefe durch den Postmeister Westfelth in Köln bestellt würden. Die Franzosen seien nach der Ruinierung seines Besitzes Raesfeld[522] aus Westfalen aufgebrochen. Banér werde durch kaiserliche, kursächsische und kurbrandenburgische Truppen stark bedrängt.[523]
Auch im kurtrierischen Gebiet war es zu heftigen Auseinandersetzungen wegen der Belegung der Quartiere gekommen. Gallas hatte Piccolomini unter dem 21.11.1635 mitgeteilt, er habe die Einquartierungserlaubnis im Kölner Erzbistum erhalten, habe aber jede Quartiernahme im Erzbistum Trier zu unterlassen. Gallas bedauerte, seine Gründe nicht mündlich anführen zu können.[524]
Piccolomini selbst wandte sich am 25.11. an Maximilian von Trauttmansdorff: Er sei nach Jülich gekommen, um Winterquartiere zu beschaffen. Trier und Lüttich seien für die bayerische Truppe bestimmt. Die pfalz-neuburgischen Minister in Düsseldorf[525] hätten ihm die Befehle von Ferdinand III. und vom Kaiser übergeben. Angeblich sei der Erzbischof von Köln im Besitz von Privilegien, die ihn vor Einquartierungen schützten. Inzwischen hätten die Holländer ein neutrales Stück Land besetzt und Ravenstein[526] befestigt. Graf Henrik van dem Bergh werbe 20.000 Mann für den König von Frankreich an.[527] Am 26.11. teilte er dem Generalleutnant aus Echainville[528] mit: Aus seinem Schreiben sowie aus Enckevorts Bericht kenne er nun die Sachlage und Gallas‘ Absichten. Da sich hierorts die Lage schnell ändere, könne er seine Befehle nicht zur Gänze ausführen. Die Franzosen überschritten die Maas, ihre weiteren Absichten seien unbekannt. Daher schicke er die Kroaten aus, um sich mit den vom Kardinal-Infanten abkommandierten Truppen zu vereinigen. Dieser habe ihn selbst angewiesen, die Bewegungen des Feindes abzuwarten. Sobald er Sicheres wissen werde, wolle er 1.500 Reiter in Richtung Luxemburg ausschicken. Gallas möge ihn seine Wünsche wissen lassen, die er an den Kardinal-Infanten weiterleiten wolle; dieser werde alles Nötige einrichten.[529] Am 29.11. schrieb Gallas wieder an Piccolomini: Die französische Armee habe sich entfernt, er selbst habe die seine in Winterquartieren untergebracht, halte sich jedoch in Bereitschaft. Das Gebiet von Trier habe er notgedrungen der bayerischen Armee zur Einquartierung abtreten müssen. Die Polen warteten bereits sechs Wochen auf Quartiere. Militärstreifen säuberten das Land von Franzosen, was gelingen könnte, wenn der Winter nicht zu rauh würde. Colloredo tue das Gleiche an den Grenzen Burgunds. Auch die lothringische Grenze sei stark besetzt. Der Kurfürst von Sachsen habe dem Kaiser von seinem Erfolg gegen Banér geschrieben; er habe einige Quartiere erobert und schwedische Regimenter verjagt. Die französische und die schwedische Reiterei hätten guten Grund zu überlegen, ob sie sich, wie ursprünglich geplant, in der Gegend Schaumburg-Lippe einquartieren sollten.[530] In diesem November unterrichtete Piccolomini über die Gefangennahme von 4 Kavalieren der Kompanie d’Isault.[531]
Piccolomini schrieb am 10.12.1635 an Fernando und informierte ihn über die geplanten Maßnahmen zur Verteidigung von Schenck, über die Bemühungen, die Soldaten Wolfgang Wilhelms für den kaiserlichen Dienst zu gewinnen und für die eigenen Soldaten Quartiere zu beschaffen. In Jülich scheine man bereits geneigt zu sein, eine Kontribution zu entrichten, doch würde ihm selbst angesichts der vorgerückten Jahreszeit das Angebot von Quartieren lieber sein.[532]
Am 12.12. sandte Enckevort Gallas aus Zabern[533] einen ausführlichen Bericht über seine Mission zum Kardinal-Infanten und zu Piccolomini: Er habe sich hierauf zu Piccolomini begeben, den er auf dem Marsch nach Kleve, wo er die Absichten der Generalstaaten zu vereiteln beabsichtigte, in Jülich angetroffen habe. Piccolomini habe sich bereit erklärt, sämtliche Kroaten mit Graf Isolano und später auch 1.500 Kürassiere unter Bredow zu ihm, Gallas, abzukommandieren. Nun aber habe sich auf Grund von Gallas‘ Befehl alles geändert, so dass Piccolomini weder die Kroaten noch andere Soldaten schicken, sondern auf seine weiteren Anweisungen warten werde. Piccolominis Meinung nach wäre es möglich, mehrere Regimenter, wie dies schon der Kurfürst von Köln vorgeschlagen hatte, nach Westfalen und in andere Gebiete am Rhein zu schicken, damit sie dort bei der Vertreibung der hessischen Truppen aus den von ihnen gehaltenen Orten helfen. Auf Piccolominis Befehl habe er, Enckevort, an den Verhandlungen mit den Offizieren des Herzogs [Wolfgang Wilhelm; BW] von Pfalz-Neuburg teilgenommen, von denen viele seine Bekannte waren. Sie sollten auf Grund des kaiserlichen Vorschlags beschließen, was sie tun wollten. Ein Abkommen sei mit ihnen unterzeichnet worden, dessen Abschrift er beilege. Die größte Bereitwilligkeit habe Obrist Blankart gezeigt, die größten Schwierigkeiten der Gouverneur von Düsseldorf gemacht, der nicht nur auf den drohenden Verlust seiner jetzigen Stellung, sondern auch auf die Gefahr hingewiesen habe, dass ihn die Generalstaaten wegen seines Übertritts in kaiserliche Dienste um seinen Besitz in Gelderland bringen könnten. Diesem und anderen Offizieren müssten ihre Bestallungspatente zugeschickt werden. Piccolomini wolle Gallas‘ Meinung über die Einquartierung seiner Truppen und der Soldaten des Herzogs von Pfalz-Neuburg hören und bitte, er möge einen tüchtigen Mann mit Instruktionen zu ihm schicken. Piccolomini schlage vor, die neuburgischen Truppen nach Lüttich abzukommandieren und sie zwischen der Sambre und Maas in Quartiere zu legen. In Andernach befänden sich, ähnlich wie in Düren und anderen Jülicher Städten, riesige Getreidevorräte, die man kaufen könnte. Nach der Truppeneinquartierung wolle Piccolomini nach Brüssel fahren und alles daran setzen, um vom Kardinal-Infanten die finanzielle und anderweitige Unterstützung zu erreichen, die er, Gallas, für nötig hielt. Er habe Piccolomini vorgeschlagen, die angebotenen Dienste Philipp Wilhelms von Pfalz-Neuburg anzunehmen, der wegen seiner Beliebtheit im ganzen Land nicht nur für die Erhaltung der Armee, sondern auch bei der Durchführung weiterer großer Rekrutierungen sehr nützlich sein könnte. Piccolomini habe sich einverstanden erklärt und ihn, Enckevort, beauftragt, Gallas zu informieren. Piccolomini habe in Lüttich 5.000 Kürasse anfertigen lassen, für die er 6.000 Rt. angezahlt habe. Auf Gallas‘ Wunsch könnte er weitere 3.000 Stück herstellen lassen. Aus Aachen erwarte er noch 1.000 Paar Pistolen und Büchsen. Es werde nötig sein, dass der Kaiser einen mit der gebührenden Autorität und Einquartierungspatenten versehenen ortskundigen Kommissär in jene Länder entsende, damit diese nicht infolge der dabei üblichen Unordnung ruiniert werden.[534]
Piccolomini beschwerte sich am 14.12.1635 bei Fernando: Er drückte seine Unzufriedenheit darüber aus, dass ihm der Kaiser auf Drängen des Herzogs von Pfalz-Neuburg verboten habe, irgendeine Kontribution zu verlangen und Truppen in Jülich einzuquartieren. Den Soldaten drohe daher Vernichtung. Der Empfänger möge seine Lage ins Auge fassen: er selbst sei zu Gehorsam verpflichtet und wäre er nicht gehorsam, würde er auf noch größeren Widerstand stoßen, denn alle würden unter dem Vorwand, er habe dem kaiserlichen Befehl nicht nachkommen wollen, gegen ihn zu den Waffen greifen. Das Gleiche würde der Kurfürst von Köln tun, mit dem auf gutem Fuß zu stehen stets sein Bemühen gewesen sei. Der Wunsch, angesichts der kommenden Wahl des Römischen Königs keinen der Reichsfürsten zu verärgern, sei seiner Meinung nach mit der Außerachtlassung der Existenzbedürfnisse dieser Armee verbunden. Diese habe ohnehin schon durch die Unterstützung Schaden erlitten, die er, P., der Festung Schenk angedeihen ließ.[535]
Piccolomini teilte Ferdinand III. am 26.12.1635 aus Düren[536] mit, er habe nach Kräften das Seine für die Verteidigung von Schenk getan und dann die Truppe in die Winterquartiere im Jülicher und Trierer Land geführt. Der Kardinal-Infant konnte sie nicht unterbringen. Er hielt es für wichtig, dass die Truppe an ein und demselben Ort bleibe, da das Land mehr durch Überstellungen als durch Überwinterung leide. Der Feind werbe auf allen Seiten, die Schaffung einer großen Armee sei auch auf dieser Seite geboten. Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg halte zum Kaiser. Auf Grund einer Meldung über generalstaatische Absichten, hierher ins Winterlager marschierende Soldaten zu überfallen, habe er, P., Sicherheitsabteilungen ausgeschickt, die auch dem Schutz Düsseldorfs dienen sollten. Beck musste vor den Winterquartieren bei Düren ein regelrechtes Gefecht liefern, da der Feind ihn angreifen wollte.[537]
In seiner Instruktion vom 31.12.1635 für Generalkriegskommissar Walmerode für dessen Verhandlungen mit dem Kaiser verteidigte sich Gallas gegen die Vorwürfe der Spanier. Er erklärte, warum es ihm nicht möglich war, in Frankreich einzufallen und sich einer Schlacht zu stellen. Dazu sei er nämlich zu schwach gewesen. Gern würde er dem Kaiser ähnliche Berichte ersparen. Gewisse Leute behaupten, die gegenwärtigen Schwierigkeiten seien von ihm, G., verschuldet worden. Daher wolle er nun die Ereignisse der verflossenen Kampagne genau aufzeigen und beweisen, wie wenig es der kaiserlichen Sache nütze, ihn zu diskreditieren. Der Kaiser werde sicher noch die Verzeichnisse der Heeresabteilungen in Erinnerung haben, die er ihm vor Beginn des Feldzugs geschickt hatte; viele würden sich nun fragen, warum von der ganzen Armee nur noch ein Schatten übrig geblieben ist. Er bat, seine Ausführungen ohne Vorurteil entgegen zu nehmen. Als erstes musste er trotz seiner Warnung, der die Entwicklung der Dinge recht gab, an die 10 000 seiner besten Soldaten ins Veltlin schicken, wo sie zum Großteil dem Hunger und dem Feind ausgeliefert waren und fast völlig vernichtet wurden. Ferner musste er auf kaiserlichen Befehl 6.000 Mann zur Verstärkung Karls IV. von Lothringen abgeben, obwohl dieser selbst schon 22.000 Mann besaß. In welchem Zustand er, G., dann diese Truppe wiederfand, hatte Colloredo dem Kaiser oder dessen Ministern berichtet. Schließlich sei dem Kaiser gleichfalls bekannt, was er ihm, G., wegen der bedenklichen Lage in den Spanischen Niederlanden anbefohlen hatte, nämlich nicht nur den spanischen Truppen bei ihren Operationen in Trier[538] zu unterstützen, sondern später ein starkes Heer von 10.000 Mann mit Piccolomini an den Kardinal-Infanten zu überstellen, womit die Chance, Bernhard von Sachsen-Weimar zu schlagen, verloren ging. Wie viele Truppen ihm dann verblieben, zeigen die Listen, die er eingesandt hatte. Es sei allgemein bekannt, dass er sich den ganzen Winter über gegen zwei starke französische Armeen und eine schwedische trotz aller Kümmernisse des Feldzugs gehalten habe, ebenso im Sommer und auch bei der Belagerung Würzburgs, ganz zu schweigen von dem Wintermarsch über den Odenwald, einer Hilfsaktion für den Kurfürsten von Bayern. Ohne bayerische Hilfe eroberte er die Festungen Schorndorf,[539] Würzburg, Coburg, Philippsburg[540] und andere; er wolle nicht wiederholen, dass er früh ins Feld ausgezogen war, ohne dass seine Soldaten die Winterquartiere hätten ausnutzen können. Am meisten aber bedauere er die Tatsache, dass er, in Meinung, mit allem Notwendigen ausgerüstet zu sein, feststellen musste, dass es ihm an allem fehlte – an Artillerie, Proviant, Geld und den übrigen Mitteln. All dies hatte er dem Kaiser gemeldet. Trotzdem überschritt er in einem ‚Hauptstreich‘ den Rhein, nahm Stellungen ein, hielt Stand und zwang überdies Bernhard von Sachsen-Weimar zur Räumung von Speyer.[541] Aus Mangel an Schiffen ließ er auf eigene Kosten eine Brücke schlagen, wodurch der Weimarer zum Rückzug zu den Franzosen gezwungen wurde; dann folgten die Eroberung von Worms[542] und Kaiserslautern und die Belagerung Frankenthals.[543] Weitere Erfolge aber vereitelten Mangel an Mitteln und der Umstand, dass keine Hilfe von Bayern kam, denn ein Teil der Armee belagerte Mainz, der andere setzte Bernhard von Sachsen-Weimar nach. Als letzterer eine neue französische Armee erhielt, mussten die Kaiserlichen mit Rücksicht auf den kaiserlichen Befehl, nichts zu hasardieren, die Armee zu erhalten und den Rhein zu verteidigen, zurückweichen, von der Belagerung der Stadt Mainz ablassen und sich bei Worms neu formieren. Über all dies habe er den Kaiser hinlänglich informiert. Bekannt seien auch die weiteren Ereignisse auf beiden Rheinufern sowie die Rückeroberung Sachsenhausens[544] von den Schweden.
Da der Proviantmeister nicht ein Stück Brot lieferte, schwärmten die Soldaten auf der Suche nach Nahrung und Futter für die Pferde meilenweit aus, wobei ihrer viele verschwanden. Doch auch so wurden dem Feind Verluste zugefügt und die Umgebung des Saarflusses wurde besetzt. Wiederum fehlte es an Proviant, die Armee befand sich in einem vom Feind völlig verwüsteten Land und wurde aufs Neue geschwächt. Er, G., wartete so lange, bis die Absicht des Feindes klar wurde. Als er sich selbst schon anschickte, den Feind zu umklammern und den Krieg siegreich bis nach Lothringen zu tragen, stieß er auf den König von Frankreich samt seiner ganzen Armee und dem Adel. Er wandte sich daher im Interesse der Sache zum Heer des Herzogs Karl IV. von Lothringen und Colloredos. Der Feind nahm seine Chance wahr und zog eine doppelt so starke Armee hierher, wovon er dem Hoch- und Deutschmeister Johann Kaspar von Stadion und in Abschrift durch Vermittlung Obrist Zweyers auch dem Kaiser Bericht erstattete. Der Feind hatte unter anderen die Festungen Marsal, Nancy und Pont-à-Mousson sowie viel Geld in seiner Hand, während auf kaiserlicher Seite sowohl Geld als auch Proviant fehlten. Trotzdem wurde mit Gottes Hilfe die Reputation des Reichs gerettet, indem die zweifache Übermacht zum Stehen gebracht werden konnte. Piccolominis Feldzug nach Luxemburg habe er, G., nur deshalb gefordert, um die starken feindlichen Kräfte zu teilen; die Ausdauer der Offiziere und Soldaten bewirkte, dass der Feind als Erster die Stellungen verließ. Jeder Kriegskundige könne sich ausrechnen, dass bei dem notorischen Mangel, den langen Märschen und dem notdürftigen Campieren eine Anzahl Soldaten zugrunde ging – es wäre ein Wunder, wenn bei der Verteidigung des Rheins gegen einen schon von Beginn an gut ausgerüsteten und ständig verstärkten Feind keine Verluste gewesen wären. Nach all dem habe er erwartet, dass der Kurfürst von Bayern geeignete Winterquartiere beschaffen werde, aber was die Kaiserlichen als Quartiere zugeteilt bekamen, sei es nur dem Namen nach; darüber berichteten die kaiserlichen Obristen Zweyer und Enckevort. Ihn selbst ärgere der Umstand am meisten, dass er wegen der Bayern die Franzosen nicht länger aus den Quartieren beunruhigen könne.
Die Macht, auf der des Erzhauses Autorität und Hoheit und das Wohl des Reichs und der ganzen Christenheit beruht, steht da „als ein zerschmetteter, zerschlagener, verwundeter und erkrankter Leib ohne Nerven und spirito, mit dem einen Fuß schon im Grab, ohne alle Hoffnung von, in und durch sich selbsten wiederumb zu genesen, besondern vielmehr in einer Disposition außer bald erfolgender äußerlichen Applizierung kräftiger Medicinen unfehlbar vollends gänzlich zunichten, und zugrund zu gehen“. Diejenigen, die behaupten, man hätte in Frankreich bleiben sollen, wenn man schon dort eingefallen war, sollten bedenken, daß der Feind auch nach Beendigung der Kampagne, wie Obrist Henderson darüber ausführlich berichtete, verstärkt worden ist und dass die kaiserlichen Truppen, erschöpft und ohne Proviant, dort ganz und gar dem Feind ausgeliefert gewesen wären. Der beste Beweis dafür, wozu Frankreich allein im Stande sei, sei die diesjährige Kampagne. Sie hielt den ersten Ansturm aus, erprobte die gegnerischen Kräfte, erkannte die gegnerischen sowie auch die eigenen Unzulänglichkeiten, die jetzt beseitigt werden können. Frankreich kennt den Feind, den es vor sich hat, kennt seine Stärke, weiß um die Gegensätze und Feindseligkeiten zwischen denen, die den Kaiser unterstützen. Die Franzosen werden sicher alles tun, um die Hilfe der deutschen Reichsstände, auf die sich der Kaiser verlassen will, zu schwächen, so dass dieser, wollte er den Hauptstreich führen, sich nur auf die eigenen Kräfte wird verlassen können. Auch wenn man nicht mehr an einen Vormarsch und nur an die Verteidigung dächte, muss man bedenken, ob ein so mächtiger Herrscher wie der König von Frankreich damit einverstanden sein werde und ob die Reichsstände nicht auf einen Friedensschluss drängen würden. Was im Veltlin und in Italien begonnen wurde, sei eine Andeutung der notwendigen Wintervorbereitungen, umso mehr angesichts der von den Franzosen geförderten emsigen Werbungen der Schweizer. Vorsicht sei auch vor dem inneren Feind geboten, dem „in visceribus regni“. All dem solle nun er, G., gewachsen sein, mit einer Armee, deren Stärke im Vergleich zu der des Feindes die einer Mücke gegen einen Elefanten ist. Er wolle weder des Kaisers Erwägungen beeinflussen noch die Dinge schlimmer darstellen als sie ohnehin sind; er wollte bloß den wahren „status rerum“ ohne Beschönung darlegen. Wird nun etwas unternommen und der Armee geholfen, werden die Offiziere noch besser als bisher ihre Pflicht erfüllen, um extreme Situationen abzuwenden. Andernfalls wolle er, G., nicht länger die Verantwortung tragen, sondern von Herzen wünschen, Gott möge dem Kaiser eine andere Person bescheren, die die übertragene Aufgabe für leichter halte, als er es tue. Ihm als Minister [Diener, BW], dem bloß die Exekutive obliege, gezieme es nicht, Mittel und Wege zur Besserung anzugeben; wie immer wolle er jedoch alles ausführen, was ihm der Kaiser bei der Durchführung der Besserungsmaßnahmen befehlen werde. Doch bitte er, man möge bei den Beschlüssen von dem Grundsatz ausgehen, das Notwendige zur rechten Zeit zu tun, dann, wenn es die richtige Wirkung habe, und nicht erst, wenn der rechte Augenblick vorbei sei. All dies möge Walmerode dem Kaiser bei der ersten Audienz vortragen und sich bemühen, einen baldigen Entschluss zu erreichen; dann solle er schleunigst zur Armee zurückkehren, da Gefahr im Verzug sei.[545] Gallas‘ Schrift war ein glänzendes Beispiel dafür, wie er aus einem sichtlich misslungenen Feldzug, was die vorgegebenen Zielsetzungen anging, noch ein erfolgreiches Unternehmen machte und die Schuld an den Misserfolgen Anderen zuwies.
„Inzwischen war es Piccolomini gelungen, die lange verhinderte Vereinigung der pfalzgräflichen mit den kaiserlichen Truppen zustande zu bringen, gegen die sich Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm so lange gesträubt hatte. Dessen Söldner waren mit der taten- und gewinnlosen Ruhe unzufrieden und erklärten ihre Bereitwilligkeit, spanische oder kaiserliche Dienste zu nehmen. Piccolomini, der mit seinem Stabe in Düren Quartier genommen hatte, während der Feldzeugmeister Marchese Caretto im Herzogtum Berg lag, quartierte sie in Sintzig,[546] Oberwinter,[547] Heimersheim[548] und Remagen[549] ein. Ende Januar [1636; BW] erhielten sie Ordre, nach St. Vith[550] abzumarschieren, um der zum Einfall nach Frankreich bestimmten Kavallerie des kurbayerischen Generals Johann von Werth zu folgen. Vergeblich hatte Bönninghausen versucht, bei dieser Armee eine Anstellung zu erhalten. Er bekam kein Kommando und mußte die ihm unterstellten Regimenter an Caretto abgeben. Man stellte ihn kalt; in den Jahren 1636 und 1637 ist er an keiner größeren Kriegshandlung beteiligt. Doch blieb er Inhaber seines Leibregiments Kürassiere, das er aber nicht selbst führte, sondern der Obristleutnant Gottfried von Heister, der mit dem Regiment zur Armee des Feldmarschalls Götz abging, und des Infanterieregiments Bönninghausen, dessen Kommando der Obristleutnant Ernst Wesseler von Pape innehatte, der des Generalwachtmeisters Schwester Elisabeth geheiratet hatte“.[551]
Piccolominis konzise Lageanalyse muss für Ferdinand von Ungarn recht ernüchternd gewesen sein: Wegen der Auflösung der Armee in mehrere Korps gebe es keine notwendige Zusammenarbeit. Die Soldaten gingen teils aus Not, teils aus schlechter Gewohnheit immer wieder auf Plünderungen aus, wobei sie getötet oder gefangen genommen würden. Die Unmenschlichkeit und Gewalttätigkeit der Soldateska riefen die Feindseligkeit der gesamten Bevölkerung hervor. Die lothringischen Abteilungen seien disziplinlos, die Werthschen nicht besser – hier brach wieder seine Antipathie gegen den ungebildeten Emporkömmling durch, dem seine Untergebenen die Befehle vorlesen mussten, da er selbst nicht lesen konnte. Die Spanier und auch seine eigenen Männer folgten dem schlechten Beispiel. Zu all dem habe die Regenzeit begonnen und in der Armee verbreiteten sich Krankheiten. Er selbst glaube an keinen Erfolg dieses Feldzugs.[552]
Gallas hatte dagegen am 10.1. in seinem Schreiben an Ferdinand von Ungarn aus Zabern[553] noch behauptet, nach Meinung Piccolominis hätten sich dessen Truppen in den Winterquartieren gut erholt.[554] Am 13.1. hatte Piccolomini Gallas aus Brüssel informiert: Er sei nach Brüssel gekommen, um sich mit dem Kardinal-Infanten über die Quartiere zu beraten. Das Land sei überfüllt mit Soldaten, auch Luxemburg von der Armee überschwemmt. Gallas habe im Gegensatz zur Absicht Ferdinands von Ungarn Einquartierungen in Jülich anbefohlen, doch könne man, wie Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg es tun wolle, nicht zwei Herren dienen. Er selbst warte auf eine Antwort aus Wien oder auf eine Vereinbarung zwischen ihm, G., und Ferdinand von Ungarn. Der Kardinal-Infant gestatte die Logierung von 3 bis 4 kaiserlichen Regimentern auf seinem Gebiet.[555] In seinem Briefwechsel mit dem Kardinal-Infanten vom 14.1. bis 31.3. machte Piccolomini diesen auf die Schwierigkeiten bei der Logierung seiner Regimenter in Jülich aufmerksam und bat um eine Entscheidung. Ferner berichtete er über die Überstellung der Regimenter aus dem Raum Sambre und Maas nach Jülich sowie die Schäden, die Johann von Werth, der vor ihm, P., durch das Land marschiert sei, verursacht habe. Er berichtete weiter über den Marsch der kaiserlichen Truppen nach Kleve – er selbst sei bemüht, dass die Staaten diesen Feldzug nicht als feindlich empfänden, und habe deshalb Kapitän Caxero nach Geldern entsandt, mit der Versicherung, gutnachbarliche Beziehungen aufrecht erhalten zu wollen – , weiter über die Blockade und Belagerung der Festung Schenck und die vor allem seinen eigenen Feldzug und die Stadt Lüttich betreffende Korrespondenz mit dem Kurfürsten von Köln.[556] In drei Schreiben Ferdinands von Köln an Piccolomini im Januar/Februar dieses Jahres über die Logierung und Verproviantierung der Truppe hatte sich der Kurfürst über Caretto di Granas Gewaltakte bei der Kontributionserhebung und Truppeneinquartierung beschwert. Nach Piccolominis Wunsch werde er die zwischen Sambre und Maas einquartierten 20 Reiterkompanien versorgen. Bezüglich der Kontribution der Stadt Lüttich – in der der Kurfürst ohnehin nie besonders geschätzt war – halte er die Summe von 50.000 Rt. für höher als die von anderen Städten gezahlten entsprechenden Abgaben. Er drückte seine Bereitwilligkeit aus, zur gemeinsamen Sache beizutragen.[557]
Am 31.1.1636 hatte Piccolomini Ferdinand von Ungarn über die Beratungen mit dem Kardinal-Infanten informiert, in denen endlich beschlossen wurde, gegen Frankreich einen Offensivkrieg und gegen die Generalstaaten einen Defensivkrieg zu führen, obwohl die Spanier gegenteiliger Meinung gewesen seien. Die Armee des Kardinal-Infanten bestehe aus 40.000 altgedienten und 20.000 neu angeworbenen Soldaten.[558]
Der spanische Rat und Resident in Köln, Gabriel de Roy, schrieb am 2.(?)2.1636 aus Köln an Piccolomini, Hatzfeldt werbe laut kaiserlichem Patent ein Regiment von 3.000 Mann an – das wohl zum Kurfürsten von Sachsen abgehen sollte[559] – und sammle es auf dem Gebiet der Mark und im Herzogtum Berg.[560]
Piccolomini hatte sich in diesem März 1636 gegenüber Ferdinand von Ungarn verteidigt: Aus Düsseldorf würden ständig Beschwerden über die Disziplinlosigkeit der in Jülich liegenden Truppe geführt. Die Schuld daran trage zum Teil Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg selbst, der sich bemühte, die Neutralität zu wahren, um die Holländer nicht zu reizen, und es als Zeichen von Neutralität ansah, dem kaiserlichen Heer keine Kontribution zu liefern. Dann freilich nahmen sich die Soldaten selbst, was sie brauchten.[561]
Zwischen dem 6.1. und dem 3.5. hatte sich Piccolomini mehrfach an Trauttmansdorff gewandt. Er habe die Armee in Jülich in ordentliche Quartiere legen wollen, habe aber wegen der Klagen Wolfgang Wilhelms – der umfangreichste Schriftsätze an den Kaiserhof schickte, so dass man letztlich nur noch Exzerpte dieser Schreiben zur Kenntnis wenn überhaupt noch zur Kenntnis nahm – die Entscheidung Ferdinands von Ungarn abgewartet und mit dem Kardinal-Infanten verhandelt. Beim Eintreffen des Befehls Ferdinands von Ungarn und des Kaisers[562] im Februar wegen der Einquartierungen in Jülich war das Land schon ärger verwüstet, da die Soldaten in verschiedenen Dörfern logierten, als wenn sie seit November in ordentlich eingerichteten Quartieren gelegen wären. Außerdem sei die Versorgung der Festung Schenck, die die Spanier wünschten, nicht ohne ständige Benutzung verschiedener Transportwege und damit verbundene Schäden möglich gewesen. Er selbst sei der Meinung, dass die Mühe, die so weit ins fremde Land hinausgeschobene Festung Schenck zu halten, mehr Schaden als Nutzen einbringe und einem Teil einer guten Truppe die Hände binde. Nach einer unterbrochenen und unsicheren Überwinterung sei seine Armee in einem üblen Zustand. Der Kardinal-Infant habe Johann VIII. von Nassau-Siegen mit einer ansehnlichen Abteilung nach Gennep abkommandiert. Er selbst sähe es lieber, wenn man keine Zeit verlöre und die Soldaten nicht von der Hauptaufgabe, dem Kampf gegen Frankreich, ablenkte.[563]
Am 2.3.1636 hatte sich Piccolomini aus Düren an den Kaisersohn gewandt: Seiner Meinung nach sei die Festung Schenck verloren, da man ihr nicht mehr zu Hilfe kommen könne. Gegen die Holländer zu kämpfen, hielt er für überflüssig, da er überzeugt sei, dass jene die Länder Berg, Jülich und Ravenstein[564] nicht angreifen würden. Wenn sie sagen, sie betrachteten bloß seine, P.s, Armee als Feind, dann würde er diese gern herausführen und gegen Frankreich Krieg führen, wobei ihm der Kardinal-Infant helfen sollte. Schenck werde man nicht halten können, aber es sei nützlich, die feindlichen Kräfte dort gebunden zu halten und inzwischen Geldern und Gennep gut zu versorgen und zu befestigen.[565] Nach Mitteilung von Gallas an Ferdinand III. aus Speyer vom 4.3.1636 verfügte das Armeekorps Piccolomini über 2.500 Reiter, 800 Dragoner und 5.000 Infanteristen.[566]
Nach der Instruktion für Khevenhiller und Gallas vom 13.3.1636[567] scheint Ferdinand II. fest entschlossen gewesen zu sein, kaiserliche Truppen gegen Frankreich marschieren zu lassen, was auch Piccolomini immer wieder gefordert hatte. Diese kaiserliche Instruktion hatte sich Maximilian I. in Abschrift beschafft, wie seine eigene Instruktion vom 26.3. für Kriegskommissar Starzhausen und Johann von Götz zeigt.[568] In der Antwort Starzhausens auf die Instruktion der kaiserlichen Gesandten aus Speyer vom 26.4.1636 hieß es: „Es hetten I. Churf. Dt in Bayern der mira dahingestelt gehabt, dass diese Konferenz auf Instanz des Cardinal Infante H. Dt aussgeschrieben werden, dahero sie sich auf keine gewisse Instruction oder Guetachten resolviren, besondern zufoderst erwarten und vernehmen wollen, was die Herrn niderlandische Deputirte proponieren und begehren möchten. Allein gienge ihr zu Gemüt, dass villeicht des Herrn Cardinal Infante H. Dt nur auf dero eigenes Interesse schauen, alle Forzen gegen den holländischen Staden anwenden und zu Ausführung der Reichssachen nichts werde tuen wollen; auf solchen Event hätten Ihr Churf. Dt zu erinnern befohlen, dass man dergestalt oben im Reich allein allzuviel entblöst und sowohl desselben getraute Stände als die Erblande in Gefahr stehen würden. Anders wiste er, Herr von Starzhausen, im Namen I. Churf. Dt nichts weiteres zu moniren, besondern begerte allein zu vernehmen, was deroselbe er bei seiner Zurueckkunft referiren sollte. Als hier auf von den kais. Herrn Gesandten weitere Instanz beschehen, ob er nicht wermeinte, dass I. Churf. Dt mehrers inclinirten, das Feuer erst im eigenen Haus zu leschen, als alle Sachen im Reich in Unrichtigkeit stecken zu lassen, und sich mit der meisten Kriegsmacht offensive auf fremden Gewalten zu impegniren: hat er darauf geantwortet, das I. Churf. Dt sich in alle Wege versehen, es würde der Rheinstrom und die feste Örter in Würtenberg vornehmblich voll in acht genommen und mit Proviant, Munition, und Volk genugsamb versichert werden, dass, wenn der Feind eine Diversion jenseits zu machen vorhabens, er umb soviel mehr an seinem Intent verhindert werden könnte. Wenn allein dieses beschehe und der Rheinstrom nicht entblöst würde, möchten I. Churf. Dt wohl leiden, das übrige Volk an Art und End, wo es dem Reich am nutzlichisten ausschlagen könnte, zu gebrauchen. Und nachdem es die Region und Gelegenheit der Landen gebe, dass man sich viel ehender einer Diversion aus Hessen als aus Frankreich zu besorgen, so hielte er in alle Wege darfür, dass I. Churf. Dt am liebsten sehen würden vor allen Dingen das Feuer im Römischen Reich zu dempfen. Worauf dieser Anhang gefolget, wenn der Herr Graf Götz das Glück haben sollte, sich des Passes Coblentz[569] zu bemechtigen, ob I. Chürf. Dt Volk in dem Erzstift Trier liegen bleiben, oder auf Lüttich gehen, oder zu anderm deroselben Volk in Westpfahlen stossen und sich gegen den Landtgrafen von Hessen incaminiren sollte. Welches alles auf I. K. Mt allergnedigste Resolution, die hernach auch Churf. Dt zeitlich communicirt werden würde, von den kaiserlichen Herrn Gesandten verschoben worden. Darauf nach Einmischung eines andern Propositi, darvon zum Beschluss Meldung beschehen solle, er, Herr von Starzhausen, im Namen I. Churf. Dt Errinerung getan, dass, wenngleich des Herrn Cardinal Infante H. Dt von dem hierobigen Corpo einen Succurs gegen denen hollendischen Staden begehren wollte, er doch nicht gefolget werden möchte, bis alle die Reichssachen völlig versicherte und beigeleget. Welcher Punct abermals von dem Herrn Gesandten auf I. Mt erfolgende Haubtresolution remittiret worden. Als folgends Meldung geschehen, ob I. Churf. Dt Manheim hatten proviantieren lassen, hat er, Herr von Starzhausen, sich auf des Herrn Generalcommissarii [Walmerode; BW] Vertröstung wegen des aus Österreich ankomennen Getraids bezogen. Ferners hat er von wegen I. Churf. Dt Nachricht begehret, wo man ohne Gefahr die Haubtarmata stehen zu lassen gemeinet. Darauf der Herr Generalleutenant geantwortet, das solches erst I. Mt Haubtresolution ausweisen würde. Nach diesem hat er auch wegen der Differenzen mit dem Gubernatoren zu Trier Meldung getan, dass I. Churf. Dt gern gesehen hatten, dass wegen die Notturft mit den niederländischen Herrn Deputierten zu reden. Worauf ihn der Herr Generaleutenant abermals be-scheiden, dass diesfals des Herrn Cardinal Infante H. Dt underschiedlich zuegeschrieben, aber noch bis dato keine Andtwort gefolget were. Und ungeachtet auch dero Resident bei der Armata Herr Don Bernhardino ohnlengst über sich genomennen hette solches Werk bei I. H. Dt mündlich zu negotieren, so wollte doch der Herr Generalleutenant auf des niderländischen Herrn Deputirten Ankunft gegen seinen, des Herrn von Starzhausen, darüber einreichenden Memorial nicht undterlassen, allen eusersten Fleis zu Beilegung selbiger Differenzen fürzukhern. Das Propositum dessen oben gedacht worden were des Inhalts, dass weiln 11 Regimenten, so sich von I. Churf. Dt Armata vor Lüttich befindeten, auf den Herrn Grafen Piccolomini mit ihrem Respect gewiesen worden sein sollten, i. Churf. Dt zu wissen begerten, sie auf begebenden Notfal diese Anzahl von dem kais. Volk dem Ihrigen zur Assistenz erseczet werden würde. Darauf die kais. Herrn Gesandten geantwortet, das sie von dergleich Anweisung 11 Regimenter auf den Herrn Grafen Piccolomini das Geringiste nicht vernamen hätten, und würde sowohl dieses als aller anderer oberzählter Puncten halber eine rechte Gewissheit von I. K. Mt Haubtresolution zu schöpfen sein. Dahin mann dann von beiden Teilen alles differiret und also voneinder geschieden“.[570]
[1] FINDEISEN, Der Dreißigjährige Krieg, S. 319.
[2] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein (2012 auch in dt. Übersetzung).
[3] ELSTER, Piccolomini-Studien, S. 10, Anm.1.
[4] ELSTER, Piccolomini-Studien, S. 16; immer noch wichtig wegen der Verwendung des Archivs zu Nachod (heute Státní oblastní archív v Zámrsku Rodinný archiv Piccolominiové), wenn auch – wie bei Aldringen u. Geleen – über dessen ersten Lebensjahre noch zu wenig bekannt ist. Die ältere Darstellung v. RICHTER, Piccolomini, ist weitestgehend überholt. Herangezogen werden müssen deshalb immer noch die Beiträge von WEYHE-EIMKE; BIERTHER, Piccolomini, in: NDB Bd. 20, S. 408-410. Eine brauchbare Biographie fehlt trotz der umfangreichen Archivalien im Státní oblastní archív v Zámrsku Rodinný archiv Piccolominiové, so dass tradierte Vorurteile noch heute Eingang in neuere Darstellungen finden, so auch die moralisierende, negative Beurteilung durch DIWALD, Wallenstein, S. 488, dessen Darstellung wissenschaftl. kaum brauchbar erscheint, zumal sie auf Nachweise verzichtet.
[5] BÜCHELER, Von Pappenheim zu Piccolomini, S. 126. Zum Pikenier BEAUFORT-SPONTIN, Harnisch und Waffe Europas, S. 98ff.; TEPPERBERG, Das kaiserliche Heer nach dem Prager Frieden, S. 118ff. Zu den Pikenieren in den spanischen Tercios in der 2. Hälfte des 16. Jhs. QUATREFAGES, Los Tercios, S. 113-122, 198f.; allgem. OMAN, A History of the Art of War. Ausgerüstet war der Pikenier mit einem etwa 6 m langen Spieß, der am Ende einen stumpfen Metallbeschlag hatte, um die Pike während der Angriffsposition in die Erde zu rammen, mit einer Halbrüstung, bestehend aus Brust- u. Rückenstück u. zwei Blechschößen für die Schenkel, ferner einen Morion- oder Birnhelm. Zudem war der Pikenier noch mit einem Degen bewaffnet; WAGNER, Tracht, S. 86, 88f., bzw. WAGNER, Ars Belli Gerendi. Zum Waffengebrauch vgl. die verständliche Darstellung v. ORTENBURG, Waffe und Waffengebrauch; PFAFFENBICHLER, Militärwesen und Bewaffnung, S. 325ff.
[6] Spanien hatte teilweise mit den Uskoken (abgeleitet v. »uskociti« = flüchten, d. h. Bewohner Serbiens u. Bosniens, die durch die Osmanen Anfang des 16. Jh. vertrieben worden waren) zusammengearbeitet, um der verhassten Markus-Republik zu schaden. Bereits in den 90er Jahren hatte die Serenissima die Blockade über die Hauptstützpunkte der Uskoken – Fiume, Triest u. Senj – verhängt, sich aber erst 1615 zu militärischen Maßnahmen entschlossen, um nicht in einen Konflikt mit der Hohen Pforte zu geraten, da die Uskoken unter dem Vorwand der Osmanenbekämpfung Seeraub betrieben. BARTL, Der Westbalkan zwischen spanischer Monarchie und Osmanischem Reich, S. 60; bzw. das Standardwerk v. GULDESCU, The Croatian-Slavonian Kingdom, S. 102ff.; ROTHENBERG, Venice and the Uskoks of Senj, S. 148-156. Die beste angelsächsische Darstellung findet sich bei MALLET; HALE, Venice, S. 242-247, 327-329, 482-484; GIGANTE, Venezia e gli Uscocchi, S. 3-87; allgem. TENENTI, Piracy and the Decline of Venice bzw. TENENTI, Venezia e i corsari; LANE, Seerepublik Venedig. Erwähnenswert ist auch die Quellensammlung v. LOPAŠIC, Spomenici Hravatske Krajine. Bd. 2.
[7] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[8] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).
[9] Moldauthein [Týn n. Vltavou]; HHSBöhm, S. 379.
[10] Neuhäusel (Nové Zámky; Érsekujvár), Stadt (Königreich Ungarn).
[11] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[12] Pressburg [Bratislava], Königreich Ungarn.
[13] Nach WASSENBERG, Florus, S. 42, waren es 6.000 Mann; BOHATCOVÁ, Irrgarten, Nr. 50. Nach LUKINICH, Bethlen Gábor, S. 189, 8.000 Mann; ferner MAKKAI, Bethlen Gábor emlékezete, S. 265. In der Flugschrift „Le champ de Bataille“ (Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl. 516, 6) wird Dampierres Armee mit 12.000 Fußsoldaten, 1.800 Musketieren zu Pferd u. mehr als 3.000 Reitern angegeben. KRAUS, Siebenbürgische Chronik, S. 62, nennt nur „etlig taussend mann“; Rákóczys Truppenstärke betrug angeblich 6.000 Haiducken u. 1.000 Fußsoldaten.
[14] Klosterneuburg [BH Wien-Umgebung]; HHSÖ I, S. 355ff.
[15] WASSENBERG, Florus, S. 47.
[16] Zur Belagerungstechnik vgl. allgem. die Darstellung bei DUFFY, Siege Warfare.
[17] Theben [ung. Devény, slow. Dévin; Oberungarn, h. Slowakei]., auf dem linken Ufer der March bei ihrer Mündung in die Donau gelegen; ursprünglich meist deutsche Einwohnerschaft, heute nördlich gelegener Stadtteil Pressburgs.
[18] LUKINICH, Bethlen Gábor, S. 189.
[19] Raab [Györ; Ungarn].
[20] Komorn [Komárno; Oberungarn; h. Slowakei].
[21] Ernst Georg v. Hohenzollern (Zollern), Pfleger zu Wemding, bayr. Kämmerer u. Obristleutnant unter Anholt, bei Wimpfen u. Höchst dabei, Bruder des einflussreichen J. zu Hohenzollern-Sigmaringen, † 1625; FERCHL, Bayerische Behörden und Beamte 2. Teil, S. 1294.
[22] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[23] WASSENBERG, Florus, S. 42. BARKER, Piccolomini, S. 333, vermutet die Teilnahme Piccolominis beim Sturm auf Pressburg; sollte dies der Fall gewesen sein, hätte Gronsfeld seinen alten Bekannten sicher im „Florus“ erwähnt. Das gilt übrigens auch für Geleen; zu dessen Teilnahme SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen, S. 39 (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie). Nach ELSTER, Piccolomini-Studien, S. 62, war dagegen Piccolomini beteiligt.
[24] Im bethlenfreundlichen Flugblatt (BOHATCOVÁ, Irrgarten, Nr. 50) wird der Anmarsch so dargestellt: Nach der Niederlage, die Dampierre mit „cossagen, Crabaten vnd Deutschen Knechten in die 6.000 starck gewesen“, am 14.9.1620 erlitten hatte, zog er sich nach Wien zurück u. warb in Wien u. Umgebung neue Truppen an, so dass er „zu den vorigen vberbliebenen in 5000. Mann zusammen gebracht / dieselbe vor dem rodten Thurn zu Wien auff die lange Salzillen gesetzt / vnd sie samptlichen einer stattlichen Beut vertröstet / mit welchen er den 8. diß gegen Abend gar still / die Thonaw hinab geschwummen / die Reuterey aber auff dem Land durch die Schwechet / Vischa / Petronell vnd Haimburgk biß nahend vnter dem Schloß in der Awen gehalten“. „Warhafftiger unnd Eigentlicher Bericht“ (Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl. 531) stellt die Anfahrt so dar: „Sonsten ist der Feind mit Sprengwercken / Petarden / vnd Mörseln zimblich wol versehen gewesen / vnangesehen er desselben Feuerwercks ein gantze Schillen voll sampt den Knechten / im herabfahren / an der Wolffsbrücken bey Wien in der Nacht zerscheitert / vnd ertrencket / Also seind auch zu Haimburg zwo schillen mit Knechten vntergangen / vnd vber die 150. ertruncken“. Gegenüber Gronsfelds Darstellung fehlt es hier an Details; lediglich die Örtlichkeiten (Wolfsbrücke in Wien) werden genauer bezeichnet. „Eigentliche Abbildung vnd Contrafactur“ (Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl. 508; bethlenfreundlich) schreibt: „Vnd von Preßburg auß / als der Königlichen Residentz sich bemeldter Gabor mit einem mächtigen Kriegsheer herauff begeben / vnnd zu Schiff hinab gefahren / auch oberhalb von Preßburg angeländet / deß Bergs bey dem Schloß sich impatronirt / dergestalt den Schloß auff 40 Schritt sich genähert / in meynung solches ehest zuerobern. Als der Tampier nun mit seinem Band Degen ein Zeichen geben / darauff den Schloßschantzen durch sein volck starck zulauffen lassen / hat die Guardia im schloß tapffer Fewer geben / vnnd mit grossen Stücken vnter das Kayserisch Volck geschossen / auch die Musquetirer im Schloß mit schiessen starck angehalten / vnter andern begibt es sich / daß der Tampier / der sich gar zu bloß geben / von einem Hungarn in das Genick mit einer Kugel geschossen wird / davon er nider gefallen“. Von einem Schiffsunglück weiß der unbek. Verf. nichts; auch fehlt ein Hinweis auf die strategische Vorbereitung des Sturms. Hier sollte wohl nur das Bild Dampierres auf dem Totenbett kommentiert werden, das dem Stich im Theatrum Europaeum Bd. 1 entspricht.
[25] Hainburg [BH Bruck an der Leitha]; HHSÖ I, S. 302ff.
[26] Nikolaus Freiherr (später Graf) Des Fours, 1618 Kommando einer Arkebusierkompanie, 1618 in Nieder-Österreich, dann unter Dampierre in Böhmen, 1619/20 mit Bucquoy in Österreich u. Böhmen, Teilnahme an der Schlacht v. Lackenbach, später ksl. Generalwachtmeister; WREDE, Wehrmacht III/2, S. 377, 413f. u. 814.
[27] WASSENBERG, Florus, S. 41; „Warhafftiger unnd Eigentlicher Bericht“ (Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl. 531), S. 2.
[28] WASSENBERG, Florus, S. 43; nach LUKINICH, Bethlen Gábor, S. 190, kommandierte Dampierre sie selbst. Zum Musketier BEAUFORT-SPONTIN, Harnisch, S. 119; JUNKELMANN, Gustav Adolf, S. 212ff.
[29] Kitze, auch Kotze, heute Kittsee [BH Neusiedl am See]; HHSÖ I, S. 734f., Dorf u. Festung ca. 5 km n: Pressburg im Burgenland, an der Grenze zu NÖ u. der Slowakei; heute ca. 10 km v. der Donau entfernt, damals Wasserburg, v. einem Nebenarm der Donau umflossen. 1570 ließen die Puchheim als Besitzer v. Kittsee die Straße Hainburg-Pressburg u. die Brücke über den Donauarm, das „Gerinne“ zerstören u. hier eine Brücke auf der Straße nach Pressburg bauen, weshalb es Streit mit Hainburg gab. Die dt. Bewohner des Ortes waren fast alle lutherisch; möglicherweise stand deswegen Puchheim auf Bethlen Gábors Seite; HHSÖ I, S. 754f.
[30] BOHATCOVÁ, Irrgarten, Nr. 50: „Wie nun Tampier vnterhalb den Marck / auff dem Wasser herabgeflossen / vnd den 9. diß frühe zwischen 6. vnd 7. Vhr nahend Oberhalb des Schlosses kommen / haben die Vngarn so wol auch des Hauptmanns Pindt 300. Mußquetirer / als des Vngarischen Königs hinterlassene Leib Guardi, nicht anderst / dann das es Herr Ragötzy seyn möcht / vermeynt / vnd solches durch einen Schuß wahrnehmen wollen. Da aber die Tampierschen starck gegen die Schantzen vnter dem Schloß geschossen / haben die Vngarn alsbald / das es Feind seyn werden / wahrgenommen / Derowegen sie geschwind ihre Stück auff den Feind loß gehen lassen / von welchen sie drey Schiff zu Grund geschossen / vnd die Knecht darin ersäufft. Der Tampier aber / welchem das Streiten zu Wasser nicht so wol / als auff dem Land gefallen wollen / hat sich eilends gegen dem Schloß Berg zu Land begeben“. Im Gegensatz zu Gs. Annahme wurde das Geschütz zur Begrüßung der erwarteten Truppen Rákóczys (KRAUS, Siebenbürgische Chronik I, S. 62) abgefeuert. »Warhafftiger unnd Eigentlicher Bericht« (Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl.531) beginnt mit dem eigentl. Sturm; erst danach begründet er – inhaltl. gleich mit Gronsfelds Bericht -, warum der Sturm wegen der Unfähigkeit der Soldaten zur Führung der Schiffe scheitern musste: „Den 10. Oktobris / zwischen 7. vnnd 8. Vhr / hat sich der Feind auf dem Berge / der Freund genandt / sehen lassen / die Leser im Gebirge verjaget / welche sie angetroffen / theils beschädiget vnd nidergehawen / vnd seynd die Kosacken / weil man deß Feindes gar keine Kundschafft gehabt / nechst an das Thor bey Preßburg kommen / vnnd vnter dessen von Wien vnnd Haimburg acht Schillen mit Soldaten / vnter acht newen Fenlein angestanden / sich losiret / der Schiffbrucken zugeeylet / Hew vnd Stroh darauff getragen / vnd bey 10. Schiffen vertrebet vnd verbrennet / Vnd weil der General Tampir diese Impressa geführet / als hat er sich des Bergs / vnd consequenter deß des Schlosses zu impatroniren starck angenommen vnd commendirt, vnd von der einen Seiten von Zeben her / nechst an das Gangerische Hauß losiret / auff der anderen seiten biß auff 40. Schritt an das Schloß kommen / vnd in simili sich zu losieren begehret. Danhero man dann vom Schlosse vnd der Schantze / vnd auß der Stadt 6. stund an einander / auß Stücken / vnd sonsten starck Fewer gegeben / welches dann deß Feindes Musquetirer nicht gesparet / vnnd weil der General Tampiro so sicher / vnd mit blossem Schwert nechts Schloß die Musquetirer angetrieben / als hat ein gemeiner Heyducke auß einer Musqueten auff ihn Fewer gegeben oben nechst durch das Ohr / vnd durch den Halß geschossen / daß der gute General an der stelle bleiben müssen“. Im Bericht fehlt, dass Dampierre die Truppen geteilt hatte; der Angriff ist so, wie er im „Wahrhafftigen unnd Eigentlichen Bericht“ (Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl. 531), wiedergegeben ist, wohl nicht abgelaufen. Der Sturm der Soldaten Collaltos auf die Schiffsbrücke ist dagegen richtig dargestellt; nicht erwähnt werden die Barrikade vor dem Tor u. der Einsatz deutscher Söldner (darunter wahrscheinl. auch engl.-schott. Söldner). Wie im Bericht der „Magyar kronika“, S. 190, wird Dampierre v. einem Haiducken getötet, aber nur durch einen Musketenschuss; der Schütze ist unbekannt. Zeben: Theben, Deveny, Devín; nicht zu verwechseln mit Szeben im Komitat Saros (WAGNER, Delineatio, 16). Wie bei LUKINICH, Bethlen Gábor, kommen im „Bericht“ (Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl. 531) die Schiffe v. Theben.
[31] LUKINICH, Bethlen Gábor, S. 190; MAGYAR KRONIKA, S. 190. Es fällt auf, dass in den beiden Flugblättern (Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl. 508 u. 531, 4) der kaisertreue Pálffy, im Gegensatz zur MAGYAR KRONIKA u. zum Flugblatt (BOHATCOVÁ, Irrgarten, Nr. 50) die ehrenvolle Beisetzung veranlasst haben soll.
[32] Eiserner Rundschild einer nach spanischem Muster aufgestellten Spezialeinheit des Fußvolkes, Gewicht: ca. 7800 g, Durchmesser ca. 60 cm. Vgl. BEAUFORT-SPONTIN, Harnisch, S. 160.
[33] WASSENBERG, Florus, S. 45.
[34] Godin [Mähren].
[35] Breda [Niederlande, Prov. Nord-Brabant].
[36] Vgl. STADLER, Pappenheim.
[37] Asti [Piemont, Italien].
[38] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein (2012 auch in dt. Übersetzung).
[39] MANN, Wallenstein, S. 562.
[40] FINDEISEN, Der Dreißigjährige Krieg, S. 312.
[41] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.
[42] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[43] HAPPE I 116 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[44] Heldburg [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 192f.
[45] Streufdorf, heute Ortsteil von Straufhain [LK Hildburghausen].
[46] Stressenhausen, heute heute Ortsteil von Straufhain [LK Hildburghausen].
[47] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2382.
[48] Stralsund [Kr. Stralsund]; HHSD XII, S. 292ff.
[49] Stargard [Stargard Szczeciński]; HHSD XII, S. 276ff.
[50] HHSD XII, S. 278.
[51] FINDEISEN, Der Dreißigjährige Krieg, S. 320.
[52] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.
[53] Arnstadt [Ilm-Kreis].
[54] Witzleben [Ilm-Kreis]; HHSD IX, S. 173.
[55] Greußen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 170f.
[56] Niederbösa [Kyffhäuserkreis].
[57] Kelbra [Kreis Mansfeld-Südharz]; HHSD XI, S. 236f.
[58] HAPPE I 134 v – 135 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[59] Prin: nicht identifiziert.
[60] Gartz a. d. Oder [Kr. Randow]; HHSD XII, S. 185ff.
[61] ADRIANS, Journalismus, S. 70.
[62] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas, S. 46ff.
[63] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[64] HAPPE I 162 r – 162 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[65] Rockensußra [Kyffhäuserkreis].
[66] HAPPE I 166 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[67] Ebeleben [Kyffhäuserkreis].
[68] Großmehlra [Unstrut-Hainich-Kreis].
[69] HAPPE I 167 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[70] Die Landesherrschaft Schwarzburg-Sondershausen gliederte sich in die „Oberherrschaft“ (Rudolstadt, Königsee, Schwarzburg, Gehren, Arnstadt) und in die „Unterherrschaft“ (Sondershausen, Ebeleben, Frankenhausen). Die Trennung in Ober- und Unterherrschaft bezeichnet keine Lehnsabhängigkeiten, sondern ist eine regionale Aufteilung.
[71] Gehren [Ilm-Kreis].
[72] Clingen [Kyffhäuserkreis].
[73] Sondershausen [Kyffhäuserkreis].
[74] Haßleben [Kreis Sömmerda].
[75] Frankenhausen [Kyffhäuserkreis].
[76] Rudolstadt [Kreis Saalfeld-Rudolstadt].
[77] HAPPE I 167 v – 168 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[78] HAPPE I 171 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[79] HAPPE I 172 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[80] HAPPE I 177 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[80a] Geldern [LK Geldern]; HHSD III, S. 245ff.
[81] Herzogenbusch [s’Hertogenbosch, Prov. Nordbrabant].
[82] HÖBELT, Ferdinand III., S. 55.
[83] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[84] Karlsbad [Karlovy Vary]; HHSBöhm, S. 249ff.
[85] JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 215.
[86] FINDEISEN, Der Dreißigjährige Krieg, S. 320.
[87] Goito [Prov. Mantua].
[88] Valezzo; vgl. koni.onlinehome.de/ausfuehrliche-biographien/collalto-frames.htm.
[89] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.
[90] MANN, Wallenstein, S. 548.
[91] Casale [Casale Monferrato; Piemont, Italien].
[92] Cherasco [Prov. Cuneo; Italien].
[93] Montferrat, Grafschaft im Piemont.
[94] Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.
[95] Ferrara [Prov. Ferrara, Italien].
[96] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f.
[97] FINDEISEN, Der Dreißigjährige Krieg, S. 320f.
[98] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[99] Wertheim [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 880ff.
[100] Hameln; HHSD II, S. 192ff.
[101] STEGMANN, Grafschaft Lippe, S. 77.
[102] Lemgo [LK Lemgo]; HHSD III, S. 452ff.
[103] Staatsarchiv Detmold L 56 Nr. 120 (Ausfertigung): Jost Maximilian v. Gronsfeld an Lemgo, Minden, 1631 XII 04; STEGMANN, Grafschaft Lippe, S. 78f.
[104] Waidhaus [LK Neustadt/Waldnaab]; HHSD VII, S. 781.
[105] Schlicht, heute Ortsteil von Vilseck [LK Amberg-Sulzbach].
[106] Auerbach i. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.
[107] Pottenstein [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 593.
[108] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 114.
[109] Oelsnitz [Kr. Stollberg]; HHSD VIII, S. 263f.
[110] Weiden; HHSD VII, S. 794ff.
[111] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 113.
[112] Vgl. ARENDT, Wallensteins Faktotum.
[113] FINDEISEN, Der Dreißigjährige Krieg, S. 321.
[114] Nabburg [LK Nabburg]; HHSD VII, S. 491f.
[115] Schwandorf i. Bay. [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 684.
[116] Teublitz [LK Schwandorf].
[117] Saltendorf, heute Ortsteil von Teublitz [LK Schwandorf].
[118] Kuntsdorf, heute Ortsteil von Teublitz [LK Schwandorf].
[119] Katzdorf, heute Ortsteil von Teublitz [LK Schwandorf].
[120] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 117.
[121] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[122] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.
[123] FINDEISEN, Gustav II. Adolf, S. 20.
[124] Vgl. BROCKMANN, Dynastie.
[125] FINDEISEN, Der Dreißigjähriger Krieg, S. 321.
[126] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 12, 37.
[127] JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 325f.: Zeitungsnachricht aus Prag, 4. Febr. 1633: „Demnach in der bei Lützen den 6. Nov. gehaltenen Feldschlacht die kaiserische Armada unter Herrn Generalissimo Herzog von Friedland von den Schwedischen aus dem Feld geschlagen und darauf ermeldeter Herzog von Friedland aus Meißen nach Prag in Böhmen sich retiriert, hat er daselbst diejenigen hohen und niederen Offiziere und Soldaten, so in ermeldeter Schlacht feldflüchtig geworden und zu der schnöden Flucht und Confusion Ursach und Anlaß gegeben, gefänglich annehmen, wohl verfahren, endlich im Fürstlichen Liechtensteinischen Haus General-Stand-, Malefiz- und Kriegsrecht über sie gehalten und letztlich exequieren lassen. […] Die alle (11 Officiere) sind alsd abtrünnige, leichtfertige Feldflüchtige sämtlich mit dem Schwert gerichtet auf einem bei dem Rathaus hierzu sonderlich aufgerichteten hohen und mit schwarzem Tuch bedeckten Theatro. Hierauf sind noch andere sieben zum Galgen geführet, vier enthauptet und zween aufgehängt und einer, Jacob Winckler, nachdem ihm sein Degen auf dem Haupt gebrochen, vom Scharfrichter unehrlich gemacht, von der Kaiserlichen Armaden abgeschafft worden, wie dann auch bei 50 hoher und niedriger Officiere Namen, so gleichfalls bei der Lützener Schlacht ausgerissen, an den Galgen geschlagen und also die Execution vollzogen“.
[128] MANN, Wallenstein, S. 756.
[129] MANN, Wallenstein, S. 757.
[130] SEIDLER, Prager Blutgericht, S. 26.
[131] Leipnik [Lipník nad Bečvou, Bez. Prerau]; HHSBöhm, S. 322f.
[132] Archives Municipales Strasbourg AA 1065.
[133] LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 415.
[134] DIWALD, Wallenstein, S. 528.
[135] Bolkenhain [Bolków, Kr. Jauer]; HHSSchl, S. 32ff.
[136] HENKEL, Schaffgotsch, S. 106.
[137] Hof; HHSD VII, S. 302f.
[138] Adorf [Vogtlandkreis]; HHSD VIII, S. 1f.
[139] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.
[140] Melchior von Hatzfeldt.
[141] haben oder möglich auch: hinter [sich].
[142] KLUGE, Hofer Chronik, S. 25ff.
[143] ARENDT, Wallensteins Faktotum, S. 195.
[144] Vgl. BRENDLE, Reichserzkanzler.
[145] Vgl. BIERTHER, Edition, S. 23, Anm. 38f., zur Quellenlage.
[145a] Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.
[146] Hessisch Oldendorf [Kr. Grafschaft Schaumburg]; HHSD II, S. 226f.
[147] Leitmeritz [Litoměřice]; HHSBöhm, S. 324ff.
[148] HALLWICH, Briefe und Akten Bd. 4, S. 395 (ital.).
[149] FINDEISEN, Der Dreißigjährige Krieg, S. 321f.
[150] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.
[151] Glogau [Glogów]; HHSSchl, S. 127ff.
[152] Sagan [Žagań; Kr. Sprottau/Sagan]; HHSSchl, S. 462ff.
[153] Glatz [Klodsko; Grafschaft u. Stadt]; HHSSchl, S. 116ff.
[154] Teschen [Český Těšín, poln. Ciesnyn, Bez. Karwin]; HHSBöhm, S. 607ff.
[155] DIWALD, Wallenstein, S. 546.
[156] MANN, Wallenstein, S. 887ff.
[157] Ennskirchen: nicht identifiziert.
[158] Passau; HHSD VII, S. 571ff.
[159] Linz; HHSÖ I, S. 66f.
[160] Coburg; HHSD VII, S. 127f.
[161] Salzburg; HHSÖ II, S. 406ff.
[162] Friedland [Frýdlant, Bez. Reichenberg]; HHSBöhm, S. 155f.
[163] Reichenberg [Liberec]; HHSBöhm, S. 514ff.
[164] Jičin [Jičín]; HHSBöhm, S. 233f.
[165] Nachod [Náchod]; HHSBöhm, S. 386f.
[166] Opočno [Bez. Reichenau an der Kněžna]; HHSBöhm, S. 431ff.
[167] Smrkowicz: nicht identifiziert.
[168] Peuerbach [BH Grieskirchen]; HHSÖ I, S. 87. 1626 war Herberstorf hier von aufständischen Bauern geschlagen worden.
[169] MANN, Wallenstein, S. 896ff.
[170] Frauenberg [Hluboká nad Vltavou]; HHSBöhm, S. 145f.
[171] Gratzen, erwähnt unter Grafenschlag [H Zwettl]; HHSÖ I, S. 280.
[172] MANN, Wallenstein, S. 906.
[173] LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 386.
[174] Vgl. HENKEL, Schaffgotsch.
[175] Die Äbtissin des Klosters Mariastein bei Eichstätt, Maria Staiger, notierte unter dem 16.3.1634 in ihrem Tagebuch, FINA, Klara Staigers Tagebuch, S. 129: „Untter dißer zeit ist unsers General Obristen / Herczog von fridlandt (Wallenstein) und vil anderer Officirer falschait an tag komen / das die auff unserer seytten / dem feindt alle anlaittung (Auskünfte) geben / damits ein landt und bistumb nach dem andern eingenomen / und gar den kaißer (Ferdinand II.) / kaißerin / ungerischen könig (Ferdinand, König von Ungarn und Böhmen, Erzherzog von Österreich) / künigin / die junge Herrschaft und alles verrathen in todt und ewige gefencknus wellen bringen. die statt wien unttergraben (Gänge unter den Häusern hindurch graben) und mit feur verbrennen wellen / und ist eben an dem auch schon alles beschlossen geweßen / das der feindt den 16 Martii ingolstatt sol wider belegern / so wellen unsere verrether in gestalt (Vortäuschung) der hilff komen / und inen die statt ubergeben / wie dann der feindt der mainung auf Eger zu zogen / und vermaint man wiß alda sein falschait nit / der Comendant daselbsten hat auch nit dergleichen thon / sonder die Obristen Fraindtlich zu gast berüeffen“.
[176] Vilshofen [LK Passau], HHSD VII, S. 772f.
[177] MANN, Wallenstein, S. 906ff.
[178] LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 405f.
[179] LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 400.
[180] Tachau [Tachov]; HHSBöhm, S. 595ff.
[181] LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 401.
[182] Böhmisch Budweis [České Budějovice]; HHSBöhm, S. 46ff.
[183] LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 407f.
[184] Jan Rudolf Trčka z Lípy (um 1557-1634), königlicher Rat und Kämmerer.
[185] LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 435.
[186] Mies [Stříbro, Bez. Tachau]; HHSBöhm, S. 372f.
[187] MANN, Wallenstein, S. 945f.
[188] MANN, Wallenstein, S. 948.
[189] MINHA, Walter Graf Leslie, S. 95.
[190] MANN, Wallenstein, S. 949.
[191] MILGER, Der Dreißigjährige Krieg, S. 290.
[192] HÖBELT, Ferdinand III. S. 67.
[193] MANN, Wallenstein, S. 962ff. Vgl. auch KAMPMANN, Reichsrebellion.
[194] MANN, Wallenstein, S. 947f.
[195] Waldmünchen [LK Cham]; HHSD VII, S. 785.
[196] Rötz [LK Cham], HHSD VII, S. 649.
[197] Neunburg vorm Wald [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 507f.
[198] Schwandorf i. Bay. [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 684.
[199] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.
[200] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 147.
[201] WEDGWOOD, Dreißigjähriger Krieg, S. 316.
[202] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[203] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.
[204] SCHREIBER, Montecuccoli, S. 32.
[205] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.
[206] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[207] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[208] Bopfingen [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 105f. Vgl. auch STOLCH; WÖLLPER, Die Schweden auf dem Breitwang; schwedenlager-1634.de/home_neu.htm.
[209] Rain am Lech [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 599f.
[210] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.
[211] Kitzingen; HHSD VII, S. 357ff.
[212] Uffenheim [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 758.
[213] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.
[214] Schwäbisch Gmünd [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 720ff.
[215] Rheinfelden (Baden) [LK Lörrach]; HHSD VI, S. 659.
[216] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.
[217] Utzmemmingen, heute Ortsteil von Riesbürg [Ostalbkreis].
[218] ENGERISSER, Von Kronach, S. 312ff. (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).
[219] ENGERISSER, Von Kronach, S. 319f.
[220] Berkefeld [Birkenfeld], Jobst Rudolf von.
[221] Furth i. Wald [LK Cham]; HHSD VII, S. 221f.
[222] Kleinerdlingen, heute Stadtteil von Nördlingen [LK Donau-Ries].
[223] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 92f.
[224] Bei FRITSCH, Tagbuch, S. 149, heißt der Hauptmann Angellach !
[225] Herkheim, heute Stadttteil von Nördlingen [LK Donau-Ries].
[226] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.
[227] ENGERISSER; HRNČİŘİK, Nördlingen, (die detailierteste Darstellung der Schlacht).
[228] Klepper: schlankes, schnelles u. wendiges Gebrauchspferd.
[229] Worms; HHSD V, S. 410ff.
[230] Das stimmt nicht.
[231] Ein durchaus üblicher Vorgang angesichts der meist schlechten Versorgungslage mit Bekleidung. Bei den Schweden wurden Kleider nach Stockholm verbracht, geflickt, gereinigt und wieder an die Truppe ausgeteilt; BW.
[232] Göppingen; HHSD VI, S. 260f.
[233] Schwäbisch Gmünd [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 720ff.
[234] Stuttgart; HHSD VI, S. 768ff.
[235] Fritzlar; HHSD IV, S. 149ff.
[236] ENGERISSER, Von Kronach, S. 321ff.
[237] Langenburg [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 448f.
[238] KLEINEHAGENBROCK, Hohenlohe, S. 265.
[239] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.
[240] Bad Königshofen im Grabfeld [Stadt Bad Königshofen i. Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.
[242] Gebsattel [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 228.
[243] Frickenhausen a. Main [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 213.
[244] Ochsenfurt [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 557.
[245] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[246] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[247] Schleusingen [Kr. Suhl]; HHSD IX, S. 382ff.
[248] Die Grafschaft Henneberg-Schleusingen wurde nach dem Tod des letzten Grafen auf Grund der Erbverbrüderung von 1554 (de facto seit 1583) von den beiden wettinischen Linien, den sächsischen Albertinern und den thüringischen Ernestinern, bis 1660 gemeinsam verwaltet. Die Grafschaft Henneberg gehörte 1631 zu den von den Truppendurchzügen und Einquartierungen am schlimmsten betroffenen Territorien. An das Aufbringen der Kontribution nach Erfurt war kaum zu denken, das Rentamt in Schleusingen verfügte über keine Mittel. Die Landstände wurden bewogen, innerhalb der nächsten zwei Monate 2.500 Rt. aufbringen zu wollen. Ein weiterer schwerer Schlag wurde nach dem Bericht des kursächsischen Oberaufsehers Marschalk der Grafschaft im Oktober 1634 durch den Einbruch der Truppen Piccolominis versetzt. Vgl. HEIM, Leiden; HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 255; KÖBLER, Lexikon, S. 247f.
[249] Kitzingen; HHSD VII, S. 357ff.
[250] Burghausen [LK Altötting]; HHSD VII, S. 115.
[251] Segnitz [LK Kitzingen].
[252] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 71f.
[253] Etwashausen, heute Stadtteil von Kitzingen.
[254] DIETWAR, Chronik, S. 64f.
[255] Marktbreit [LK Kitzingen]; HHSD VII, S. 425f.
[256] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 42f.
[257] AMMON, Aufzeichnungen.
[258] Königsberg i. Bay. [LK Hassberge/UFr.]; HHSD VII, S. 365f.
[259] Karlstadt [LK Main-Spessart]; HHSD VII, S. 343ff.
[260] Gemünden a. Main [LK Main-Spessart]; HHSD VII, S. 232f.
[261] Hammelburg [LK Bad Kissingen]; HHSD VII, S. 268ff.
[262] Haßfurt [LK Hassberge]; HHSD VII, S. 273f.
[263] Meiningen [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.
[264] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.
[265] Wertheim [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 880ff.
[266] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.
[267] Weikersheim [Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 860ff.
[268] Bad Mergentheim [Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 41ff.
[269] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[270] ENGERISSER, Von Kronach, S. 369f.
[271] Kitzingen; HHSD VII, S. 357ff.
[272] RÖSEL, Octavio Piccolomini, S. 46f.; MÜLLER, Schweinfurt, S. 513.
[273] Mellrichstadt [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 438f.
[274] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 37.
[275] Wertheim [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 880ff.
[276] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 609.
[277] Gerolzhofen [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 233f.
[278] JÄGER, Geroldshofen, S. 80f.
[279] Schmalkalden [Kr. Schmalkalden]; HHSD IX, S. 387ff.
[280] Rückentragekörbe.
[281] WAGNER, Pforr, S. 130.
[282] Hanau; HHSD IV, S. 199ff.
[283] Gelnhausen; HHSD IV, S. 164ff.
[284] Steinheim a. Main; HHSD IV, S. 427.
[285] Bad Orb [Kr. Gelnhausen]; HHSD IV, S. 28f.
[286] KREUTER, Gelnhausen II, S. 68.
[287] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 30; Stuttgart; HHSD VI, S. 768ff.
[288] Státní oblastní archív v Zámrsku Rodinný archiv Piccolominiové 17.477 (ital. Konzept): Piccolomini an Gallas, o. O., 1634 XI 27. Zu Rohan vgl. FINDEISEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 338.
[289] KRETZSCHMAR, Heilbronner Bund Bd. 3, S. 7, bzw. S. 419, Anm. 7/2.
[290] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.
[291] Weinheim [Rhein-Neckar-Kr.]; HHSD VI, S. 870f.
[292] Státní oblastní archív v Zámrsku Rodinný archiv Piccolominiové 17.161 (ital. Original): Gronsfeld an Piccolomini, Heidelberg, 1634 XI 29.
[293] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1634/11/ad 173 e (Ausfertigung): Ruepp an Gallas, Tübingen, 1634 XI 29.
[294] Vgl. den französischen Bericht bei WIRTH, Die Schicksale Heidelbergs, S. 219.
[295] Karlstadt [LK Main-Spessart]; HHSD VII, S. 343ff.
[296] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 30.
[297] BAUSTAEDT, Richelieu und Deutschland, S. 148; KRETZSCHMAR, Heilbronner Bund Bd. 3, S. 39. Nach der Einnahme Heidelbergs am 28.12. wurde der Vertrag ratifiziert.
[298] Ernst (Ernest) Roland Suys, (Fhr) Baron de Grysort, kaiserlicher Obrist, Generalwachtmeister; am 18.12.1634 u. 15.1.1635 in Umstadt eingelagert; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 154.
[299] Pforzheim [Stadtkreis]; HHSD VI, S. 627ff.
[300] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1634/12/33 (Ausfertigung): Gallas an M. v. Hatzfeldt, Lebenberg [= Leonberg], 1634 XII 02. Vgl. dessen Lageberichte über kaiserliche Erfolge im Raum Hanau-Fulda-Hersfeld; Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1634/12/ad 4 b (Ausfertigung): Melchior v. Hatzfeldt an Gallas, Fulda, 1634 XI 28. Gallas‘ Briefe an Hatzfeldt finden sich unter Schönstein Nr. 30; ENGELBERT, Hatzfeldt, S. 46.
[301] Brückenau [LK Bad Kissingen]; HHSD VII, S. 108.
[302] Zit. bei KREBS, Hatzfeld II, S. 206, Anm. 113.
[303] WAGNER, Pforr, S. 132.
[304] Ladenburg [Rhein-Neckar-Kr.]; HHSD VI, S. 439ff.
[305] Weinheim [Rhein-Neckar-Kr.]; HHSD VI, S. 870f.
[306] Mannheim; HHSD VI, S. 501ff.
[307] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[308] Fulda; HHSD IV, S. 154ff.
[309] Bad Hersfeld; HHSD IV, S. 20ff.
[310] Gelnhausen; HHSD IV, S. 164ff.
[311] Friedberg; HHSD IV, S. 145ff.
[312] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 309.
[313] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2536, fol. 98 (Entwurf): Maximilian I. an Richel, Braunau, 1635 I 13.
[314] Vgl. Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1635/1/125 (Ausfertigung): Gallas an Ferdinand v. Ungarn, 1635 I 16: „weiln die campagnia herannahet und biß dato eine anstalt wegen der profiant, da hingegen die feindte nicht feyernn gemachet solche bestellung ie ehunder je beßer erfolgen werdte“.
[315] 1633 waren unter den 109 Regimentern Habsburgs 37 „Welsche“ (18 Ital., 16 Französischsprachige – einschließl. Flamen – u. 3 Span.) u. 56 dt. Regimentsinhaber gewesen; nach den Angaben bei BADURA; KOČĺ, Der große Kampf. Teilweise kam es auch innerhalb der Regimenter zwischen „Welschen“ u. Deutschen zu Konflikten. Der Pflegsverwalter v. Weilheim berichtete Max. am 26.3.1645, dass mehrere „welsche“ Soldaten Beltins einen dt. Fähnrich, dem sie die Beförderung u. höhere Besoldung missgönnten, misshandelt hätten, so dass er sich nur mit Hilfe einiger Bürger in sein Quartier habe retten können. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2839, fol. 289 (Ausfertigung).
[316] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten schwarz 128, fol. 32-37 (Ausfertigung mit eigenhändigen Zusätzen Maximilians I.): Maximilian I. an Richel, Braunau, 1635 I 26; BA NF II/9, Nr. 193 B, S. 441f. Vgl. den Bericht der bayr. Kommissare an Maximilian I., Tübingen, 1635 III 08, über die Kritik Karls IV. an Gallas; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2496, fol. 28-37 (Ausfertigung): BA NF II/9, Nr. 231, S. 555.
[317] Hammelburg [LK Bad Kissingen]; HHSD VII, S. 268ff.
[318] Gotha; HHSD IX, S. 151ff.
[319] Bad Königshofen im Grabfeld [Stadt Bad Königshofen i. Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.
[320] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 37; Henneberg [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 193ff. Die Grafschaft Henneberg-Schleusingen wurde nach dem Tod des letzten Grafen auf Grund der Erbverbrüderung von 1554 (de facto seit 1583) von den beiden wettinischen Linien, den sächsischen Albertinern und den thüringischen Ernestinern, bis 1660 gemeinsam verwaltet. Die Grafschaft Henneberg gehörte 1631 zu den von den Truppendurchzügen und Einquartierungen am schlimmsten betroffenen Territorien. An das Aufbringen der Kontribution nach Erfurt war kaum zu denken, das Rentamt in Schleusingen verfügte über keine Mittel. Die Landstände wurden bewogen, innerhalb der nächsten zwei Monate 2.500 Rt. aufbringen zu wollen. Ein weiterer schwerer Schlag wurde nach dem Bericht des kursächsischen Oberaufsehers Marschalk der Grafschaft im Oktober 1634 durch den Einbruch der Truppen Piccolominis versetzt. Vgl. HEIM, Leiden; HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 255; KÖBLER, Lexikon, S. 247f.
[321] Lippstadt [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 474f.
[322] Soest [LK Soest]; HHSD III, S. 692ff.
[323] CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 141.
[324] WAGNER, Pforr, S. 133.
[325] WAGNER, Pforr, S. 133.
[326] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1.
[327] grober.
[328] Brötchen.
[329] Römhild [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 353ff.
[330] 1 Malter = 163, 47 Liter.
[331] WAGNER, Pforr, S. 133f.
[332] Coburg; HHSD VII, S. 127f.
[333] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2786.
[334] [Bad] Neustadt/Saale [LK Rhön-Grabfeld], HHSD VII, S. 59f.
[335] Coburg; HHSD VII, S. 127f.
[336] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 37.
[337] Meiningen [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.
[338] Eisenach [Kr. Eisenach]; HHSD IX, S. 88ff.
[339] ENGERISSER, Von Kronach, S. 417.
[340] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.
[341] Köln; HHSD III, S. 403ff.
[342] Trier; HHSD V, S. 372ff.
[343] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 7.
[344] Nicht identifiziert.
[345] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 8.
[346] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2817.
[347] Hildburghausen [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 198ff.
[348] Ummerstadt [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 446.
[349] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2819.
[350] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 11.
[351] Salmünster [Kr. Schlüchtern]; HHSD IV, S. 395f.
[352] Wetzlar; HHSD IV, S. 461ff.
[353] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 14.
[354] Schlüchtern; HHSD IV, S. 404ff.
[355] Mainz; HHSD V, S. 214ff.
[356] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.
[357] Namur [Span. Niederlande, h. Belgien].
[358] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 15.
[359] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 17.
[360] Schwaigern [LK Heilbronn], HHSD VI, S. 729f.
[361] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 98.
[362] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 18.
[363] Böblingen [LK Böblingen]; HHSD VI, S. 98f. ?
[364] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 19.
[365] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 20, 21.
[366] Friedberg; HHSD IV, S. 145ff.
[367] Fulda; HHSD IV, S. 154ff.
[368] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 22.
[369] Limburg; HHSD IV, S. 292ff.
[370] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 23.
[371] Andernach [Kr. Mayen]; HHSD V, S. 12f.
[372] Diez [Unterlahnkr.], HHSD V, S. 75f.
[373] Usingen [Kr. Usingen]; HHSD IV, S. 437.
[374] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 25.
[375] Andernach [Kr. Mayen]; HHSD V, S. 12f.
[376] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.
[377] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 27.
[378] ERNST, Madrid und Wien, S. 148f.
[379] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 32.
[380] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 33.
[381] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 34.
[383] Löwen [Louvain; Belgien].
[384] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 35.
[385] Namur [Belgien, Prov. Namur].
[386] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 36.
[387] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 37.
[388] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 39.
[389] Am 15.6.; AOSB II/7, S. 583f.
[400] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 40.
[401] Ochsenfurt [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 557.
[402] Vgl. WOLF, Landsberg-Velen, S. 43.
[403] Gemünden a. Main [LK Main-Spessart]; HHSD VII, S. 232f.
[404] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 48.
[405] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 51.
[406] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[407] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.
[408] Bad Windsheim [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 63f.
[409] Schorndorf [Rems-Murr-Kr.]; HHSD VI, S. 714f.
[410] Coburg; HHSD VII, S. 127f.
[411] Schwarzenberg [Stadt Scheinfeld, LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 685f.
[412] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.
[413] Dinkelsbühl [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 142ff.
[414] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[415] Speyer; HHSD V, S. 350ff.
[416] Kopie im Schönstein-Archiv Nr. 13; ENGELBERT, Hatzfeldt, S. 26.
[417] ENGERISSER, Von Kronach, S. 427ff.
[418] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 57.
[419] Roermond [Prov. Limburg, Niederlande].
[420] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 59.
[421] Goch [LK Kleve]; HHSD III, S. 260f.
[422] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 67.
[423] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 76.
[424] Geldern [LK Geldern]; HHSD III, S. 245ff.
[425] Schenkenschanz [Gem. Salmorth, LK Kleve]; HHHSD III, S. 665.
[426] Erkelenz [LK Erkelenz]; HHSD III, S. 208f.
[427] Straelen [LK Geldern]; HHSD III, S. 710.
[428] Arcen liegt 10 km nördlich von Venlo (Niederlande) am Ufer der Maas in der Nähe der deutschen Grenze. Es ist eine kleine Festungsstadt und gehört zur Gemeinde Arcen en Velden in Limburg. Arcen gehörte zum Oberquartier von Geldern oder Spanisch-Obergeldern.
[429] Wetter [Ennepe-Ruhr-Kreis]; HHSD III, S. 778f.
[430] Kevelaer [LK Geldern], HHSD III, S. 391f.
[431] martin-willing.com/nkw/historie: „Die Einwohner von Kevelaer flüchten vor kroatischen Soldaten, die zum Heer des deutschen Kaisers gehören und in die spanischen Niederlande einfallen. Sie suchen Schutz in einer Schanze (an der heutigen Kroatenstraße). Die Kroaten stürmen am 1. August die Befestigung. Vermutlich alle Schutzsuchenden – etwa 100 – werden dabei getötet. An das Massaker erinnert das sogenannte Kroatenkreuz“.
[432] WILLING, Martin: Das Massaker. Die Geschichte von Kevelaer-Wetten.
[433] Schenkenschanz [Gem. Salmorth, LK Kleve]; HHHSD III, S. 665.
[434] Kleve [LK Kleve]; HHSD III, S. 398ff.
[435] Jülich [LK Jülich]; HHSD III, S. 367ff.
[436] Lüttich [Liège; Belgien].
[437] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 81.
[438] Verdun [Bistum u. Stadt, Herzogtum Lothringen].
[439] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 88.
[440] Coesfeld [LK Coesfeld]; HHSD III, S. 144ff.
[441] Burgsteinfurt [LK Steinfurt]; HHSD III, S. 135ff.
[442] Nienhus, unter Aschendorf [Kr. Aschendorf-Hümmling]; HHSD II, S. 20. ?
[443] WOLF, Landsberg-Velen, S. 49.
[444] Heusden [Provinz Nordbrabant; Niederlande].
[445] Venlo [Provinz Gelderland; Niederlande].
[446] Region und historische Provinz Frankreichs im Norden des Landes. Sie setzt sich heute aus den Départements Aisne, Oise und Somme zusammen. Der Hauptort der Region ist Amiens.
[447] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 96.
[448] Nienburg/Weser; HHSD II, S. 346f.
[449] WOLF, Landsberg-Velen, S. 46.
[450] WOLF, Landsberg-Velen, S. 49.
[451] WOLF, Landsberg-Velen, S. 49.
[452] Uedem [LK Kleve]; HHSD III, S. 724f.
[453] WOLF, Landsberg-Velen, S. 49.
[454] Konstanz [LK Konstanz]; HHSD VI, S. 419ff.
[455] Neuburg a. d. Donau [LK Neuburg-Schrobenhausen]; HHSD VII, S. 497ff.
[465] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.
[457] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 110. Die Jahreszahl stimmt nicht, wahrscheinlich ist hier 1634 richtig !
[458] Grave [Niederlande].
[459] Nijmegen [Nimwegen; Prov. Gelderland]
[460] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 115.
[461] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 119.
[462]Saargemünd [Sarregemines; heute Frankreich].
[463] Artois (ndl. Artesië; dt. auch Artesien), frühere Provinz im Norden Frankreichs. Artois liegt im Inneren des Département Pas-de-Calais, dessen westlicher Teil das frühere Boulonnais bildete.
[464] Cambrai [Frankreich, Dép. Nord].
[465] Mézières [Frankreich, Dép. Ardennes].
[466] Wallerfangen [Kr. Saarlouis]; HHSD V, S. 393f.
[467] Saarbrücken; HHSD V, S. 315ff.
[468] Zweibrücken; HHSD V, S. 419ff.
[469] Lunéville [Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].
[470] Thionville [Span. Niederlande, heute Dép. Moselle; Frankreich].
[471] Metz [Bistum u. Stadt], Herzogtum Lothringen.
[472] Neufchâteau [Belgien, Prov. Luxemburg].
[473] Bassigny: Landschaft in Frankreich, an der oberen Marne, Hauptstadt Langres, größtenteils im Département Haute-Marne gelegen, teilweise im Département Vosges.
[474] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 118.
[475] Vgl. die Beschreibung bei HELD, Mosel, S. 307ff. Die Zahl der Haushalte reduzierte sich v. 1.955 (1633) auf 45 (1666); LADJILI, Dépossession, S. 7.
[476] Am 17.9. war Saint-Nicolas-de-Port v. lothringischen Truppen überfallen worden; dort stationierte französische Offiziere hatte man ermordet. Von der Stadt, die etwa 10. 000 Einwohner gehabt hatte, wurden 100.000 livres erpresst, 10 der reichsten Bürger waren nach Nancy verschleppt worden. Nach PFISTER, Histoire de Nancy, S. 90, waren es „300 cavaliers de Gallas“, die diesen Überfall verübten. Bei LADJILI, La dépossession, S. 58, dagegen ein Ort bei Saint-Nicolas-de-Port, 300 Reiter teils in deutschen (?), teils in kroatischen Uniformen. Vgl. HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 545; ferner die ausführliche Darstellung der Plünderung u. Verwüstung bei DERICHSWEILER, Geschichte Lothringens Bd. 2, S. 338ff., der die Möglichkeit andeutet, Gallas habe damit den kurz darauf erfolgten Überfällen durch französische u. schwedische Heeresabteilungen zuvorkommen wollen. DEs ROBERTS, Campagnes de Charles IV, en Allemagne, S. 213f.: „Les Allemands, n’étant pas assez nombreux pour tout emporter, ne prirent que ce qu’il y avait de plus précieux, et répassant le pont de Varangéville, regagnèrent leur armée, après avoir maltraité le prieur des bénédictins et voilié quelques religieuses de l’annonciade“. Vgl. DEBLAYE, Pillage.
[477] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 545, Anm.
[478] Asperg [LK Ludwigsburg]; HHSD VI, S. 29ff.
[479] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1635/10/100 (Ausfertigung): Gallas an Piccolomini, Hauptquartier Neunkirchen, 1635 X 13.
[480] ERNST, Madrid und Wien, S. 157f.
[481] WOLF, Landsberg-Velen, S. 49.
[482] Gennep [Prov. Limburg, Niederlande], n der Mündung der Niers in die Maas, etwa 20 km südlich von Nimwegen. Das Gemeindegebiet grenzt im Osten an die deutschen Städte Kleve und Goch.
[483] WOLF, Landsberg-Velen, S. 49.
[484] Coesfeld [LK Coesfeld]; HHSD III, S. 144ff.
[485] WOLF, Landsberg-Velen, S. 49.
[486] Nach KÜCH, Die Politik des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm, S. 172, 179, gelang es Piccolomini, die pfalz-neuburgischen Truppen zum Übertritt in kaiserlich-spanische Dienste zu überreden. Vgl. Státní oblastní archív v Zámrsku Rodinný archiv Piccolominiové 18.410-18425: 19 Schreiben des Kurfürsten Ferdinand von Köln mit Beschwerden über die Belastung der kurkölnischen u. pfalz-neuburgischen Quartiere 1636 IV 13 – VII 31.
[487] Düren [LK Düren]; HHSD III, S. 182ff.
[488] PETRI; DROEGE, Rheinische Geschichte Bd. 2, S. 146.
[489] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1535/10/100 (Ausfertigung): Gallas an Piccolomini, Neunkirchen/Saar, 1635 X 10.
[490] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 125.
[491] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 127.
[492] Nicht identifiziert.
[493] Namur [Span. Niederlande, h. Belgien].
[494] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 128.
[495] Neunkirchen [Kr. Ottweiler]; HHSD V, S. 257ff.
[496] Bad Kreuznach; HHSD V, S. 24ff.
[497] Neufville [nördl. v. Château-Salins, Lothringen, h. Frankreich].
[498] Nancy [Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].
[499] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 129.
[500] Worms; HHSD V, S. 410ff.
[501] Toul [Herzogtum Lothringen, Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].
[502] Pont-à-Mousson (alter dt. Name: Moselbruck; Lothringen).
[503] Saint-Nicolas-du-Port [Herzogtum Lothringen, h. Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].
[504] Nomény [Herzogtum Lothringen, h. Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].
[505] Vic-sur-Seille [Herzogtum Lothringen, h. Frankreich, Dép. Moselle].
[506] Marsal [Frankreich, Dép. Moselle].
[507] Dieuze [Lothringen, h. Frankreich, Dép. Moselle].
[508] Lunéville [Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].
[509] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 130.
[510] ERNST, Madrid, S. 170ff.
[511] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 134.
[512]Breda [Niederlande, Prov. Nord-Brabant].
[513] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 135.
[514] Limburg; HHSD IV, S. 292ff.
[515] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 136.
[516] WOLF, Landsberg-Velen, S. 50.
[517] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, S. 14.
[518] Jülich [LK Jülich]; HHSD III, S. 367ff.
[519] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 144.
[520] Eschweiler [LK Aachen]; HHSD III, S. 211f.
[521] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 146.
[522] Raesfeld [LK Borken]; HHSD III, S. 618f.
[523] WOLF, Landsberg-Velen, S. 49.
[524] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 148, S. 71; Nr. 152, S. 72.
[525] Düsseldorf; HHSD III, S. 185ff.
[526] Ravenstein [Niederlande, Prov. Nordbrabant].
[527] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 149.
[528] Echainville; wahrscheinlich Chainville [Frankreich; Dép. Moselle].
[529] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 150.
[530] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 152.
[531] WOLF, Landsberg-Velen, S. 49.
[532] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 157.
[533] Zabern [Saverne; Elsass, heute Frankreich, Dép. Bas-Rhin].
[534] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 159.
[535] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 160. Die „Schenkenschanze“, die als Einfallstor in die Niederlande galt, war am 26.7.1635 v. spanischen Truppen erobert worden, WILMIUS, Chronicon, S. 102, 103.
[536] Düren [LK Düren]; HHSD III, S. 182ff.
[537] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 162.
[538] Trier; HHSD V, S. 372ff.
[539] Schorndorf [Rems-Murr-Kr.]; HHSD VI, S. 714f.
[540] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.
[541] Speyer; HHSD V, S. 350ff.
[542] Worms; HHSD V, S. 410ff.
[543] Frankenthal; HHSD V, S. 100ff.
[544] Sachsenhausen [Kr. Waldeck]; HHSD IV, S. 395. ?
[545] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 163.
[546] Sinzig [Kr. Ahrweiler]; HHSD V, S. 346f.
[547] Oberwinter [Stadt Remagen]; HHSD V, S. 275.
[548] Heimersheim, heute Stadtteil von Alzey [Alzey-Worms].
[549] Remagen [Kr. Ahrweiler]; HHSD V, S. 304.
[550] St. Vit, heute Ortsteil von Rheda-Wiedenbrück [LK Gütersloh].
[551] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 318.
[552] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 165.
[553] Zabern [Saverne; Elsass, heute Frankreich, Dép. Bas-Rhin].
[554] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 173.
[555] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 175.
[556] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 176.
[557] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 185.
[558] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 184.
[559] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 189.
[560] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 186.
[561] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 207.
[562] Vgl. ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 37 (Jan. 1636).
[563] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 171.
[564] Ravenstein [Niederlande, Prov. Nordbrabant].
[565] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 194.
[566] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 195.
[567] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 200; bzw. SCHULZE, Sommerfeldzug, S. 28ff.
[568] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2496, fol. 95-120.
[569] Koblenz; HHSD V, S. 178ff.
[570] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 216.