Podewils, Otto Wilhelm von
von Lars Severin, Potsdam
Podewils, Otto Wilhelm von; Gouverneur, Obrist [1595 Königsberg – 14.9.1657 Pillau] Otto Wilhelm von Podewils[1] aus einem adligen Geschlecht in Hinterpommern war von seinen Eltern, dem Obermarschall Georg von Podewils und Elisabeth von Rauschenplatt, auf das Altstädtische Gymnasium seiner Heimatstadt Königsberg[2] geschickt worden. Nach dem Tod des Vaters wurde seine schulische Erziehung auf dem Lande – in Ortelsburg[3] – fortgesetzt. Er wurde dann zur Erweiterung seiner Kenntnisse der polnischen Sprache für ein Jahr nach Thorn[4] geschickt und erhielt anschließend noch ein Jahr lang in Königsberg Unterricht. Er schlug die militärische Laufbahn ein und machte sechs Jahre lang in adligen Kreisen die übliche „Kavalierstour“ in Frankreich und England sowie schließlich in den Niederlanden, wo er in die Leibgarde des Prinzen Moritz von Oranien[5] eintrat. Podewils hatte sich in den Niederlanden dem reformierten Glaubensbekenntnis angeschlossen, dem er auch in Königsberg treu blieb, obwohl die Mehrheit der Bürgerschaft hier evangelisch-lutherisch war. Am 3.2.1629 hatte er Catharina von Sevenaer(-Hagen) [1602 Essen – 17.5.1678 Preußen][6] geheiratet, mit der er zehn Kinder zeugte, von denen ihn zwei Söhne und vier Töchter überlebten.
1618 nahm er als Leutnant unter dem Grafen Jobst von Limburg-Styrum[7] an dem Böhmischen Feldzug teil und erhielt eine Kompanie zu Fuß im Regiment des Grafen Wilhelm von Nassau-siegen.[8] Er war beim Entsatz von Bergen-op-Zoom[9] dabei und wurde 1626 Kapitän in der Garde des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien.[10] Er nahm an Kämpfen bei Herzogenbusch[11] teil, wo er ein Auge verlor, und kämpfte bei Roermond,[12] Venlo,[13] Maastricht[14] und Rheinberg.[15]
1633 kam er mit seiner Kriegserfahrung nach Preußen zurück. Er wurde polnischer Kriegsrat und Oberst und führte im Zuge nach Smolensk[16] die deutschen Regimenter an. Als der Waffenstillstand zu Altmark[17] abgelaufen war und die Städte Königsberg und Pillau[18] in Verteidigungsbereitschaft versetzt wurden, erhielt er den Oberbefehl über die dort stationierten Truppen. Nach dem Sturz Wolf von Kreytzens erhielt er auch das Kommando über das gesamte Defensivwerk in Preußen.
Zwar war es ihm nicht vergönnt, in dieser leitenden Stellung Außergewöhnliches zu vollbringen, doch war der Kurfürst Friedrich Wilhelm von seinem militärischen Sachverstand dermaßen überzeugt, dass er ihm 1641 den Posten des Gouverneurs von Pillau, des damals wichtigsten militärischen Stützpunkts in Preußen, anvertraute, den er bis 1657 innehatte.[19] Gleichzeitig wurde er Chef des in Pillau stationierten „Regiments Adam Valtin v. Rhedern zu Fuß“. Seit 1653 wuchs die Bedeutung dieser Position wegen des polnisch-schwedischen Konflikts ganz beträchtlich.
[1] KROLLMANN, Altpreußische Biographie, S. 510. Ferner verwendet: HENNENBERGER, Johann, Stemmata genealogica; Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e. V., Kartei Quassowski – OMS 1, 1977 / 1991; Quellen, Materialien und Sammlungen zur altpreußischen Familienforschung. Vgl. auch den wikipedia-Artikel: Otto Wilhelm von Podewils.
[2] Königsberg (Stadtkr.); HHSPr, S. 100ff.
[3] Ortelsburg [Szczytno (LK Szczytno)].
[4] Thorn [Toruń, Kr. Thorn]; HHSPr, S. 221ff.
[5] Moritz v. Oranien (niederländisch Maurits van Oranje), Graf von Nassau-Dillenburg [13.11. oder 14.11. 1567 Dillenburg – 23.4.1625 Den Haag].
[6] BAHL, Der Hof des Großen Kurfürsten, S. 555.
[7] Jobst v. Limburg-Styrum [19.4.1560 Borculo – 7.8.1621 Kasteel de Wildenborch in Bronckhorst].
[8] Wilhelm v. Nassau-Siegen [13.8.1592 Dillenburg – 18.7.1642 Orsoy].
[9] Bergen-op-Zoom [West-Brabant]. Vgl. dazu KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld.
[10] Friedrich Heinrich v. Oranien [29.1.1584 Delft – 14.3.1647 Den Haag].
[11] Herzogenbusch [s’Hertogenbosch, Prov. Nordbrabant]. 1629 durch Friedrich Heinrich von Oranien erobert.
[12] Roermond [Niederlande, Prov. Limburg].
[13] Venlo [Niederlande, Prov. Gelderland].
[14] Maastricht [Niederlande, Prov. Limburg].
[15] Rheinberg [LK Moers]; HHSD III, S. 636f.
[16] Smolensk [LK Smolensk; Russland].
[17] Vertrag von Altmark (schwedisch Stillståndet i Altmark, polnisch Rozejm w Altmarku) „war ein auf sechs Jahre geschlossener Waffenstillstandsvertrag vom 25.9.1629 zwischen der Republik Polen-Litauen und dem Königreich Schweden. Der Waffenstillstand beendete die Kriegshandlungen der Jahre 1600–1629“. [wikipedia].
[18] Pillau [Baltijsk, Kr. Samland]; HHSPr, S. 170ff.
[19] WALSDORF, Stammrollen aus dem 17.Jahrhundert, in: Altpreußische Geschlechterkunde – Neue Folge. Bd. 8, 1975, Die Soldaten in der Pillauer Schanze 1601, S. 433f.; Unter dem großen Kurfürsten, S. 467f.