Podewils [Pudewell, Budewels ?] Abraham von; Rittmeister [19.10.1622 – 5.3.1677] Abraham von Podewils war kurfürstlich-brandenburgischer Rittmeister und Amtshauptmann zu Tilsit,[1] Erbherr auf Keinkam[2] und Wöterkeim/Weterkeim.[3]
Podewils stand 1647 als Rittmeister in kurfürstlich-brandenburgischen Diensten.
„Im Juni [1647; BW] wurde der brandenburgische Rittmeister Abraham von Pudewell mit einer Reiterkompanie nach Soest[4] verlegt. Er und sein Stab lagen in Soest, seine Reiter in der Börde. Pudewell erhielt für sich allein von der Stadt monatlich 80 Rt. und von der Börde 100 Rt., weil er weniger Pferde und Reiter einquartiert hatte als ursprünglich vorgesehen. Auf Kosten der Stadt wurden acht Pferde gefüttert mit monatlich vier Malt Hafer und 2.240 Pfund Rauhfutter. Außerdem erhielt der Rittmeister monatlich ein Malt Roggen,[5] eine Mütte[6] Weizen, eine halbe Mütte Erbsen, zwei Tonnen[7] gutes Bier, zwei Tonnen Keutbier,[8] acht Schinken, vier Kälber, vier Lämmer, 16 Hühner, 40 Pfund Butter, 104 Pfund Rindfleisch, dazu Eier, Fische, Salz, Holz, Bettzeug und Eßgeschirr.
Mit Pudewell gab es am 24. Oktober einen handfesten Krach, bei dem der zweite Bürgermeister Michels vom Rittmeister zusammengeschlagen und beinahe erstochen und ein Diener des Rittmeisters erschossen wurde. Pudewell hatte die Spitze des Rates zu einem Essen in sein Quartier in Klockes Haus am Markt eingeladen, bei dem viel getrunken wurde. Am Ende lamentierte der Rittmeister über sein Tractament, also über das, was er von der Stadt monatlich erhielt, das ihm entweder zu wenig oder mit dessen Lieferung die Stadt im Verzug war. Er versperrte den Soester Herren den Ausgang, prügelte, wurde unterstützt durch seine Leute mit bloßen Degen, Pistolen und Gewehren. Michels konnte in die Eisenwaage fliehen und die im Stalgadum[9] untergebrachte Wache zu Hilfe rufen. Dabei entstand ein großer Tumult von Soester Bürgern, die darüber aufgebracht waren, wie der Rittmeister mit ihrer hohen Obrigkeit umsprang. Nach dem ausgeschlafenen Rausch wurden durch Vermittlung guter Freunde der Rittmeister und Michels wieder ausgesöhnt.
Pudewells Reiter, die doch Soldaten des eigenen Landesherrn waren, verübten in der Börde manche Gewalttat. So wollte einer einen Bauern in Klotingen[10] zwingen, für ihn einen Sack Futter in die Stadt zu bringen. Der Landmann weigerte sich, da er einen Pflüger bestellt hatte. Der Reiter ging gegen ihn vor und verwundete ihn so stark, daß er wenige Tage später starb. In Meyerisch[11] mißhandelte ein anderer Reiter eine schwangere Frau, die daraufhin vorzeitig ein totes Kind gebar. Ein anderer stahl Schafe, wurde von Bauern verfolgt und schoß diesem durch beide Beine. Ein Mann in Hiddingsen[12] wurde gezwungen, zwei Kannen Schwedentrunk zu trinken. So hieß die Mist- oder Schweinejauche nach der von den Schweden eingeführten Unart, mit Bauern umzugehen. Der arme Mann, so schrieb der Chronist, mußte zu Bett liegen und viele Schmerzen ausstehen“.[13]
Sein Epitaph steht in St. Michael in Schippenbeil.[14]
[1] Tilsit [russ. Sowjetsk, Kr. Tilsit-Ragnit]; HHSPr, S. 226ff.
[2] Kinkeim [Kr. Friedland].
[3] Wöterkeim [Kr. Friedland]. Freundliche Hinweise von Herrn Lars Severin, Potsdam.
[4] Soest [LK Soest]; HHSD III, 692ff.
[5] 1 Malter = 4-8 Scheffel = ca. 146-292 Liter.
[6] 1 Mütte = 32,5; 45, 6 – 49, 4 Liter.
[7] 1 Tonne = bis zu 150 Liter.
[8] Keut, Koit: „Es handelte sich bei dem Keut [Koit] um ein Bier, das aus Weizen ohne Zusatz von Hopfen gebraut wurde. Keut hatte den Charakter eines Weißbieres und wurde bereits in einer Urkunde aus dem Jahr 1444 erwähnt“. [wikipedia]
[9] Zunfthaus von Soest.
[10] Klotingen [LK Soest].
[11] Meyerich, heute Ortsteil von Welver [LK Soest].
[12] Hiddingsen, heute Ortsteil von Soest [LK Soest].
[13] WIDDER, Soest Bd. 3, S. 838f.
[14] Schippenbeil [Sępopol; LK Bartoszycki; Polen].