Polentz, Johann; Rittmeister [ – ] Johann Polentz stand 1648 als Rittmeister[1] in kaiserlichen Diensten.
Ein Prager Tagebuchschreiber berichtet über die Belagerung Prags durch die Schweden 1648:[2] „So haben auch die Rittmeister, Heinrich Wentzel Gey[3] von Plessischen[4] Regiment,[5] Johann Schnekisch[6] vom Meuterischen,[7] Johann Polentz von Vernirischen[8] (so nachmahls im Hinaußsetzen durch den Feind gefangen worden) Johann Han[9] von Warfuseischen,[10] und ein Rittmeister von Liechtensteinischen[11] Regiment, so zuvor Quartiermeister[12] gewesen in dieser Occassion ihre Schuldigkeit treulich erwiesen, und mit ihren untergebenen Officiren beritt- und unberittenen Reittern, in dieser Belagerung sich rühmlich verhalten, dem Feind ziemlichen Schaden zugefüget, darüber zwar von ihnen guten theils todt-geschossen und beschädiget worden“.[13]
[1] Rittmeister [schwed. Ryttmåstere]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscher, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Der Rittmeister beanspruchte in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold, d. h. 1.800 fl. jährlich, während ein bayerischer Kriegsrat 1637 jährlich 792 fl. erhielt, 1620 war er in der brandenburgischen Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur mit 25 fl. monatlich datiert gewesen. Bei seiner Bestallung wurde er in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[2] Vgl. zum Folgenden HOJDA, Der Kampf um Prag 1648.
[3] Wentzel Gey [ – ], kaiserlicher Rittmeister.
[4] Lorenz [Laurentius] v. [de] Blaskowitz [Plaskowitz, Plaschkowitz, Plescowitz, Plekowitz, Bleschouitz] [ – ], kaiserlicher Obrist. ?
[5] Regiment: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedlicher Stärke: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl. eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[6] Johann Schnekisch [ – ], kaiserlicher Rittmeister.
[7] Lambert [Lamprecht] v. Velrath [Fellrod, Fallenrath], gen. Meutter [Meuter, Meider] [ -nach 1657], kaiserlicher Generalwachtmeister.
[8] Mathieu [Matthäus] Freiherr de [v.] Vernier de Rougemont et d’Orchamp [Verniere, Vernir, „Oberst Werner“] [1600-1658], kaiserlicher Obrist, Generalwachtmeister.
[9] Johann Han [ – ], kaiserlicher Rittmeister.
[10] Graf Alexander Warfuse [Warffose], Freiherr v. Gaesbeck [ – ], kaiserlicher Obrist.
[11] Christoph Paul [Kryštof Pavel] Graf v. Liechtenstein-Kastelkorn [z Lichtenštejna-Kastelkornu] [ -30.8.1648], kaiserlicher Obrist, Landeshauptmann.
[12] Regimentsquartiermeister [schwed. Regementskvartermästare]: Der Regimentsquartiermeister war der Dienstvorgesetzte aller Quartiermeister des Regiments, ein einträgliches Amt, da ihm viele „Verehrungen“ zukamen, um die Einquartierungen abzuwenden. Ein Quartiermeister erhielt in der kaiserlichen Armee 40 fl. [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)], in der brandenburgischen Armee im Monat 50 fl.
[13] GRÜNDLICHE RELATION Dessen so sich von den 26. Julii als Königsmarck die Kleinseithen sambt den Prager-Schloß einbekommen [ – ] [1648], Prag 1748.