Rajkovič [Rackwitz, Radowitz, Ragowitz, Ragewitz, Rackewitz, Rackenwitz, Rackonitz, Rackoniz, Radowitz, Raickowitz, Raikowitz, Rackowitz, Reckowitz, Reckewitz, Rechewitz, Rejkowitz, Reickowitz, Reikowitz, Rockowitz, Ritkowitz, Royckowitz, Rubenitz, Rübenitz, Renko ?], Nicola [Nikol, Nicolai, Nicola]

Rajkovič [Rackwitz, Radowitz, Ragowitz, Ragewitz, Rackewitz, Rackenwitz, Rackonitz, Rackoniz, Radowitz, Raickowitz, Raikowitz, Rackowitz, Reckowitz, Reckewitz, Rechewitz, Rejkowitz, Reickowitz, Reikowitz, Rockowitz, Ritkowitz, Royckowitz, Rubenitz, Rübenitz, Renko ?], Nicola [Nikol, Nicolai, Nicola]; Obrist [ -17.4.1644 bei Zeitz] Rajkovič stand als Obrist[1] der Kroaten[2] in kaiserlichen Diensten.

1633 erscheint er in den kaiserlichen Kriegslisten mit 1632 geworbenen 10 Kompanien[3] „leichter hungrischer[4] Reuter, so gemainhin genennt Chrobaten“, die in Böhmen lagen,[5] desgleichen 1634.[6]

Der Hofer[7] Organist Jobst Christoph Rüthner [1598-1648] erinnert sich: „Um diese zeit [1635; BW] stund die arme stadt Hof in grosen elend bis über die ohren, indem sie nicht allein ihren lieben nunmehro lang weggeführten burgermeister um 2000 thaler lößen[8] oder ihm jämmerlich sterben sehen sollten, sondern musten auch noch immerdar, und zwar, wie kurz zuvor gemeldet, nach Hohberg[9] doppelte monathliche contribution[10] reichen, so allemal ehrliche bürger übertragen musten, so man, wenn nicht alles völlig und zu bestimmter zeit einkam, sobald in arrest behielt, maßen dann Hannß Christoph Wözel, so die contribution den 26. dec[embris] abgewichenes 1634. jahr dahin geliefert, bis in das jahr und solange sizen muste, bis der völlige rest nachgeschicket wurde. Zudem kam auch eine andere plackerey, nehmlich ein croatischer obrister nahmens Nicolai Reykowitz schickte ein patent anher und begehrte, dass jemand zu ihm sich verfügen und der contribution wegen tractirung oder feuer und schwerd gewarten solte, maßen dann den 2. januarii von solchen gemeldten obristen Rejkowitz wieder schreiben von Brambach[11] anhero kamen, dass man endlich sich stellen und tractiren oder der extremiteten erwarten solte, und hatten sich Olssnis,[12] Plauen,[13] Reichenbach[14] und andere angränzende orte albereit accomodiret. Weilen aber Hans Christoph Wözel ebenselbiges abends aus seinen arrest von Hohberg wieder hereinkam und mitbrachte, dass herr capitain[15] Prößler[16] zu Hohberg im geringsten nicht verstatten wolte, den croaten zu contribuiren, als[o] ist sobald den 3. jan[uarii] magister Johann Georg Wolf[17] und iztgedachter Wözel wieder nach Hohberg und Eger,[18] solches zu berichten, abgeordnet worden. Dieses abends kamen die wonsiedler[19] fuhren, so sich bis Zedwitz[20] durch die schwedische convoiiren lassen, da sie dann wieder zurückgemust, des es hatten sich albereit in 12 musquetirern[21] von Hohberg anhero gefunden in meynung, die convoy zu ertappen. Weil aber die nachricht einkam, dass etliche partheyen[22] von Schlaiz[23] ausgegangen, seindt diese musquetirer samt der sonst hier liegenden salv guard[24] wieder fort, und seyndt darauf sontags den 4. janarii die croaten zu Brambach überfallen und von den paurischen[25] 2 standarten[26] und über 100 pferde erobert worden. […] Den 7. Januarii kamen die croaten in grimmiger kälte von Leimitz[27] her, hielten bey der Obern Steinernen Brücken auf und schickten einen rittmeister[28] nebst einigen officirn herein, begehrten zu tractiren oder quartier, weiln aber die salv guard, so sich wieder eingefunden, nichts gestehen wolte, gieng[en] sie wieder zurück auf Adorf[29] zu. Haben aber die leuthe, so sie in der Altenstadt und auf dem wege ertappt, sehr übel zerschlagen“.[30] Noch am 5.1. hatte der Rat der Stadt an Schneider geschrieben, der am 6.1. jedoch in Fladungen[31] verstarb: „Demnach wir denselben gerne unseren gethanen zusage nach innerhalb wenig tagen eine gewisse resolution und was wir eigentlich wegen seiner entledigung gethun[32] gesonnen, auch vermögens halber noch praestiren[33] könten, hätten wiederfahren lassen und zusenden wolten, so hat es nicht allein wegen der vielfältigen occupation und geschäfte, damit wir de dato seiner deduction[34] uns obst[r]u[i]rt[35] befunden und fast weder tag noch nacht derselben exempt[36] gewesen, sondern auch wegen einbringung der nunmehro leider, Gott erbarm es, vierfach erhöheten contribution nicht seyn mögen, wie gerne wir auch solches immer gethun hätten. Und ist nunmehro, Gott sey es geklaget, mit der armen stadt Hof dahin gekommen, dass wegen allerhand unmöglichen praetensionen,[37] sonderlich aber wegen der croatischen herrn obristen Nicol Reickowitz unbilligen begehren, welcher sich mit etlichen regimenter croaten um Brambach und Gräßlitz[38] befindet und von der stadt auch wöchentliche contribution begehren thut oder in verbleibung dieselbe mit feuer und schwerd heimsuchen will, dieselbe nunmehro in agone mortis[39] lieget und die inwohner (wo Gott nicht helfen wird) von haus und hof lassen und sich nebst weib und kind in das bittere elend[40] werden begeben müßen“.[41] Anfang 1635 soll Rajkovič noch mit Beygott[42] zusammen in Reichelsheim[43] und Florstadt[44] gelegen haben.

Den 25. Januar 1635 war Rajkovič mit seinem Kroatenregiment, dabei war auch Mille Dragi,[45] nach Wunsiedel[46] gekommen. Bei Rüthner heißt es dazu: „Den 14. januarii ruckte obrist Raickowitz mit 600 croaten vor Wunsiedel. Und wiewohl man ihm anfangs nicht wolte einlassen, hat er selbige überpochet,[47] dass man ihn einlaßen müßen. Hat daselbst 9 wochen lang quartieret[48] und über die verpflegung wöchentlich 100 thaler erpresst, ohne was er ihn[en] sonst absonderlich gemacht. […] Den 15. janarii kam ein croatischer rittmeister von obristen Raickowitz um den abend an, wolte mit groser bedrohung die wöchentliche contribution vor seinen obristen haben, derowegen sobald in der nacht Johann Christoph Reuter, organist, nach Eger[49] zu herrn oberistleuthnant[50] Steinheim[51] verschickt wurde. Da dann sobalden noch 10 musquetierer von Hochberg herüber commandiret worden mit vertröstung, dass die croaten ferner nichts tentiren[52] oder anfordern würden. Die kamen den 16. zu nachts um 11 uhr wieder anher. Den morgen darauf reiseten die croaten wieder fort, nachdem sie zuvor [in] Unterkozau[53] ochsen und vieh, wie auch anderer orten, mitgenommen und in der Altenstadt, da sie logiret, alles ausgesucht. Und weil von ihnen so unnachläßig nach rathspersonen gefragt und selbige begehret worden, hat sich auch kein ehrbarer burger vor ihnen sehen lassen dürfen. Vorgedachte kälte continuirte noch immer, dass auch den 18. und 19. alle röhrkasten[54] in der stadt eingefrohren und groser mangel an waßer entstund.

Den 19. januar kam ein croatischer trompeter[55] abend[s] hier an, so zu den schwedischen[56] wegen auslößung der zu Brambach gefangenen[57] verschickt wurde. Weil aber gleich von selben gefangenen auf der post schreiben hieher kommen und nach Wunsiedel fortgeschickt werden müßen, ist der trompeter stille liegen geblieben und hat auf die antwort gewartet. […]

Den 24. januarii kamen abermals die starcke parthey croaten vor das Obere Thor, zu dem gedachter trompeter neben dem capitain Tettelbach[58] giengen, und nachdem auf ihr begehren ihnen futter und mahl gereichet worden, seindt sie des abendts auf Zedwitz[59] zugegangen. Wurde auch abermals eine neue contribution begehrt, und wurde Hans Christoph Wözel wieder nach Eger um ordinantz, wie man es mit allhier liegenden salva guardia halten solte, weil der capitain[60] zu Hohberg ihm an der contribution nichts abrechnen lassen wolte, verschickt.

Den 24. januar kam ein leuthnant[61] nahmens Sonnebohrer[62] von Hohberg noch mit 20 musquetierern frühe an, weil der obrist Raickowitz sich groser bedrohlichkeit, mit schwerd und feuer die stadt zu verfolgen, verlauten lies. Seindt auch dieser tagen die zu Selb[63] und Rehau[64] und andere dörfer, in die haubtmanschaft Hohberg gehörig, zur contribution erfordert worden, welches aber der commendant zu Hohberg nicht verstatten wollen. Selbigen tages seindt auch etlichen fuhrleuthen, so victualien von Leipzig[65] nach Plaßenburg[66] führen sollten, zu Conradsreuth[67] ausgespannet worden“.[68]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603-1676][69] aus dem von Eger abhängigen Marktredwitz[70] erinnert sich an die Einquartierung: Raikovič habe „hinein begehrt und doselbsten Quartier machen wollen. Die Wunsiedler schlagens ihm ab, wie denn auch die darin liegende Salva Guardi[a] vom Herrn Kommandanten in Eger[71] ohne Order ihres Obersten ihn nit [hat] einlassen wollen.

Der Oberst(e) aber legte seine Order vor, die er hatte von Marchese de Grana,[72] daß er sein Quartier in Wunsiedel nehmen sollte. Wollten sie in (der) Güte nit einlassen, so wollte er mit Gewalt hinein. Als die Wunsiedler seine Ordonnanz sahen, baten [sie] ihn, er möge sich gedulden bis morgen; sie wollten solches vorher(o) H[errn] Obersten Steinheimb nach Eger berichten, den sie wären in seiner Kontribution und (sie) dürften ohne seinen Befehl niemanden einlassen. Der Ober(e) ließ sich bereden und verblieb über Nacht herauß[en] in dem Torhäuslein, (und) seine Kroaten [blieben] in den Mühlen und Städeln. Am anderen Tag kommt der Bericht von Eger zurück, mit Befehl, sie einzulassen. Darauf ward Quartier gemachet. Aber der Oberst(e) wollte nit hinein in die Stadt, [es sei] denn sie gäben ihm vorher[o] – dieweil sie ihm gestern nit ein[ge]lassen sondern in das Torhäuslein getan – [zur] Strafe 800 Reichstaler; darein sie willigen mußten. Hernach ist er mit seinem ganzen Regiment[73] hinein und 9 Wochen darin(nen) gelegen. Sie hatten an [im] ihm einen ziemlich bösen Gast und wir einen bösen Nachbarn. Denn es [hat] ihn nicht wenig verdrossen, daß wir von ihm keine Salva Guardi[a] begehrten und ihm nichts kontribuierten. Obwohl er uns bedrohte, hat er doch nichts Feindseliges vorgenommen.

Den 6. Febr[uar] hat ein edler, hochweiser Rat der Stadt Eger hie[r]her(o) berichtet, (wie) daß etliche Regimenter Ungarn aus Böheim(b) auf sie in (den) Anzug [seien] und fürters in das Reich marschieren wollten. Weil es (dann) ein böses und loses Volk, das sich auch von niemand kommandieren, vielweniger durch Kommiss[are][74] führen ließen, als(o) wäre ihr Rat: Wir sollten uns beizeiten mit Weib und Kindern, Vieh und [den] besten Sachen [und dem], was wir [sonst] noch hätten in Sicherheit begeben, denn [= weil] sie aller Orten sehr übel hauseten und sie uns vor solcher Gewalt nit schützen könnten. Welcher [hat] denn abermals großen Schrecken verursachte. Auch wir uns alsbald(en) zur Flucht rüsteten und begaben uns meistenteils nach Eger, teils nach Kemnath[75] und Tirschenreuth;[76] die wenigsten nach Wunsiedel, weil die Stadt ohnedies voller Kroaten [war]. Wir] flohen also bei Nacht mit Sack und Pack, Weib und Kind in höchst[er] grimmiger Kält[e] alle davon. Und [so] blieb der Markt ganz öde. Die Ungarn zogen am 9. dito zu Eger vorüber und lagerten sich um(b) Konnersreuth.[77] Daselbst(en) brannten sie 2 Häuser und 3 Städel ab. Hernach sind sie aufgebrochen und gar still und fromm durch Arzberg[78] auf Weis[sen]stadt[79] zu gezogen und haben uns diesmal nit betreten; deswegen wir am 12. dito wieder nach Haus[e] gezogen [sind]. Diese Völker haben aus Unvorsichtigkeit zu Weis[sen]stadt auch etliche Häuser abgebrannt.

Den 13. dito sind 200 Kroaten hie[r]her(o) [ge]kommen. Obwohl man sie bat, sie sollten des anderen Tags aufbrechen und weitermarschieren, wurde doch nur vergeblich bei ihnen angehalten. Als sie nun den dritten Tag zum Aufbruch gerüstet [hatten] und weiter rauben wollten, kamen unversehens 2 Komp[agnien] Polacken[80] – treffliche, lose Bursch[en] – von Eger heraus, vor das Tor und begehrten auch herein. Da mußten wir die Kroaten nit allein fleißig bitten, daß sie auch den dritten Tag bei uns bleiben wollten, sondern (wir) mußten ihnen noch Geld da(r)zu geben, damit wir nur von den Polacken befreit blieben.

Den 17. Mart[ii] sind die Kroaten zu Wunsiedel auf[ge]brochen und in das Reich hinaus marschiert.

Den 18. dieses ist Herr Ober[st] Draco[81] mit etlich[en] Pferden hierher[o] gekommen und des andern Tags gegen Kemnath gerückt“.[82]

Mit Anweisung vom 16.5.1637 an Gallas[83] hatte Ferdinand III.[84] neben Bátthyany[85] auch Rajkovič dem Befehl Mille Draghis unterstellt.[86] Der Chronist Leopold hält für 1638 fest: „Den 15. dito [Juli 1638; BW] ist der Ober[st] Rackowitz mit 250 Pferden nach Thiersheim[87] [ge]kommen und [hat] doselbst(en) über Nacht logieret. Obwohl er nach Wunsiedel ziehen und seine Schulden, die er von ihnen a[nno] 1635 erpreßte, mit Gewalt [hat] einfordern wollen, ist er doch von dem Markgräf[ischen] Ausschuß[88] davon abgehalten und durch das Land auf Weiß[en]stadt begleitet worden. Er hatte über 100 Mann (mit) bei sich, welche die übrigen Pferd[e] führen mußten. Den 17. dito haben zu Arzberg übernachtet an die 60 Kroaten. [Sie] hatten bei sich 40 ungarische Offiziere, die sie mit in das Quartier treiben wollten. Weil sie sich aber sehr unnütz verhalten [haben], als[o] ist der Ausschuß nach Wunsiedel hinab und hat sie vom Übermut abgehalten und aus dem Quartier getrieben“.[89]

Melchior Adam Pastorius [1624 Erfurt-1702 Nürnberg], Bürgermeister und Oberrichter in Bad Windsheim,[90] hält in seiner „Kurtzen Beschreibung“ fest: „1639. den 6. Januar. kam Obrist Nicola von Rackwitz mit 2. Compagnien Croaten à 200 Pferde starck anhero ins Quartier / waren etliche Türcken[91] und Zigeuner[92] unter ihnen. Dieser thate unerschwingliche Postulata an die Stadt / und wollte alles durch die militarische Execution[93] behaupten. Er fiel dem Ampts-Burgemeister / Georg Christoph Schnepfen / ins Haus / da war den 20. Febr. ein Aufflauf der Burger / diese trieben die Croaten aus des Burgemeisters Hause / und versamleten sich mit ihrem Gewehr auf dem lateinischen Kirchhofe / und zogen in allen Gassen die Ketten[94] vor. Da gaben die Croaten nach / und ward die Sach mit einem Stück Geldes vergleichen / daß sie den 17. Martii aus der Stadt zogen. Dieser Obriste hatte der Stadt eine Obligation[95] von 2000. Thalern abgepochet[96] / die er darnach denen Capuzinern[97] zu Augspurg[98] verehret“.[99]

„Schwere Plünderungen und Verheerungen verübte die kaiserliche Armee Hatzfelds[100] auf beiden Durchzügen [durch die Obere Pfalz]. Am 22. Mai [1639] haben die Soldaten die Kirche in Hahnbach[101] geplündert, in Traßlberg[102] 9 Häuser, 8 Städel und 2 Stallungen niedergebrannt. Viel schlimmer ging es beim 2. Durchzug zu. Sie haben alles zerschlagen, das ungedroschene Getreide teils zum Bau von Strohhütten, teils zur Unterhaltung des Wachfeuers verwendet, in Isgier bei Pleystein[103] den besten Bauernhof niedergebrannt, so daß der Pfleger Schad von Treswitz[104] berichtete, er habe seit 20 Jahren schon über 100 Durchzüge aber noch nie derartige Ausschreitungen erlebt. Hatzfeld versprach dem Begleitkommissar, Landrichter von Satzenhofen [Sazenhofen; BW] von Auerbach,[105] daß dieser beim Passieren der verschiedenen Rgt. durch die Grenzsperre das geraubte Vieh wieder zurücknehmen dürfe. Als Satzenhofen aber bei Waidhaus[106] den Versuch hierzu machte, wurde er mit Gewalt hieran gehindert und von Oberst Radowitz mit der geladenen Pistole bedroht, so daß die Hatzfelder mit mehreren 100 Stück Viehs nach Böhmen abzogen“.[107]

Vom 1.4.1639 datiert die Anweisung der Regierung zu Coburg,[108] die auf fürstlichen Befehl „pro interim“ gestattete Einquartierung von Reitern des Rajkovič’schen Rittmeister Natali[109] in Heldburg[110] betreffend, den Rat der Stadt anzuweisen, wöchentlich zum Unterhalt der Reiter mit Lebensmitteln und Proviant an die Hand zu gehen, damit das Ausreiten und Streifen der Reiter verhütet werde und dem Land kein größerer Schaden entstehe, zumal der Rittmeister erklärt habe, dass sonst das Ausreiten nicht zu verwehren sei.[111] Noch am m 14.10. erging die Anordnung der Coburger Regierung, im Namen der Herzöge Albrecht[112] und Ernst zu Sachsen,[113] an den Amtsverwalter zu Heldburg, Nikolaus Leipold, auf ein Mahnschreiben des Rats der Stadt Ummerstadt,[114] einen rückständigen Rest an der Wiedererstattung der für die Verpflegung der in der Stadt einquartiert gewesenen Reiter des kroatischen Rittmeister Michael Natali aufgewandten Kosten betreffend, den Kapitän Hans Jakob Sevin,[115] der mit der Rechnungslegung betraut war, diese bisher jedoch noch nicht erledigt habe, zur Vorlage der Rechnung vorzuladen, und die Rechnungsprüfung zusammen mit dem Rat der Stadt vorzunehmen. Es solle festgestellt werden, was Sevin bereits eingenommen habe, was mit diesen Geldern geschehen sei und was der Rat noch zu erhalten habe. Dies sei unter Übersendung der Rechnung zu berichten.[116]

Zu 1639 schreibt der Erzgebirgschronist und Pfarrer Christian Lehmann [11.11.1611-11.12.1688][117]: „Den 29. August kahmen die Obristen Peter Lohse,[118] Ragowiz und Felthofer[119] von Lauterbach[120] in die statt [Marienberg],[121] begehrten teglichen Victualien an brod, bier, wein und andern nach Lauterbach, sonst wolten Sie Quartier in der Stad machen“.[122]

Für den März 1640 hält Lehmann fest: „Der[123] wahr vorhin zue Caden[124] gelegen, der ging mit seinen, des Hans Wachtmeisters,[125] Duglas,[126] Alten Cratzensteinischen[127] und des Mortaine[128] Trajoner[129] nach der Eger auf Teißing[130] zue, fiele den 500 Crabaten unter den Obrist Ragewitz und den Curaßirern[131] untter den General-Wachmeistern Seretetsche[132] und bekamen 200 Crabaten, 100 Curaßirer und viel Officir, stunden des Nachts beym Engelhauß[133] im felde und lauerten auf den feind, und do sich keiner angebe, marchirten Sie den 18. Martii von Schlackenwertha[134] auf Jochimsthal,[135] drinnen wahr des Schlangen haupt-Quartir 1 Nacht, brenneten 2 heußer weg, brandtschazten[136] die Stadt“.[137]

Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[138] hielt in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“ fest: „Nach Königgrätz[139] [am 19.2.1640 erobert; BW] haben die Schweden alle örther in Böhmen / Budeweiß[140] / Thabor[141] / Leutmaritz[142] / vnd andere / außgenommen die eintzige Stadt Zwickaw[143] verlassen / vnd sind in Thüringen biß auff Erffurt[144] gewichen. Aber die Oesterreichischen folgeten ihnen hinten nach / vnd der General-Wachtmeister Bredaw[145] hat ihren lincken Flügel vnter dem General[146] Wittenberg[147] bey Plauen[148] ereylet / vnd dermassen geschlagen / daß er als ein Sieger zehen Obristen / alle Fähnlein / Geschütze / Beute vnnd andern Kriegsvorrath / zum Ertzherzoge[149] in das Läger gebracht“.[150] Am 16.4.1640 schrieb der kaiserliche Obrist Mislík[151] aus Luditz[152] an den kaiserlichen Rat und Obristen H. Černin:[153] Der aus neun Regimentern bestehende linke Flügel der Schweden habe nach dem Rückzug unter Arvid Wittenberg sein Lager bei Plauen aufgeschlagen. Banér[154] stehe mit der Artillerie in Zwickau, die Infanterie in dessen Umgebung. Der rechte Flügel der schwedischen Armee liege zwischen Zwickau und Altenburg.[155] Leopold Wilhelm und Piccolomini[156] hätten beschlossen, einen Teil der Reiterei nach Plauen zu schicken, wohin auch sein Regiment und etliche andere Regimenter, insgesamt 3.000 Reiter, unter Generalwachtmeister Breda kommandiert worden seien. Ihnen seien dann weitere Truppen gefolgt. Am 14.4. seien die Kaiserlichen bei Oelsnitz[157] und dann noch einmal bei Plauen zum Angriff auf die Polen[158] übergegangen; der Gegner sei gewichen. Der schwedische Obrist Gustav Horn,[159] einige höhere Offiziere und mehrere hundert schwedische Soldaten seien gefangen genommen und zwei Fahnen[160] erbeutet worden.[161]

Das „Theatrum Europaeum“[162] berichtet sehr ausführlich dazu: „Der Käiserliche General-Wachtmeister von Bredau führete die Käiserliche Avantgarde, den Schwedischen / wie vor oben auch gemeldet / nachzuziehen : wie dann geschehen. Die mehrere Käiserische Armada nahm ihre Winter-Quartier[163] ein / so etwas zu erfrischen / und zu montiren:[164] Der von Bredau aber feuerte hingegen nicht : Banner hatte von diesen Winter-Quartieren Kundschafften / darumb er auff den von Bredau nicht viel gesehen. Er liesse den Königsmarck[165] und Pfulen[166] im  Land herumb gehen / Recruten[167] und Gelt zu machen. Dem Gen. Major Wittenberg[168] gab er Commando über 9. Regiment / die hielten sich in Voigtland und bey Plauen. Der Obr. Baur[169] / so in 800. starck in Zwickau gelegen / wurde mit etwas Unwillen herauß gethan und der von Schlieben[170] mit seinem schwachen Regiment von 300. hinein geleget. Baur aber war unter vorgedachten 9. Regimentern / welche auch Recruten und Gelt machen sollten / und lagen auff 3. und 4. Meilen[171] von Zwickau. Von diesen allen wurde der arme Land-Mann hin und wieder erbärmlich gehalten.

Der von Bredau hatte von dieser Bannerischen Separation und Zerstreuung vernommen / und seinen Zug umb den 10. 20. Aprilis auff gedachte 9. Regimenter / mit seiner Reuterey von Kürassirern und leichten Pferden[172] / Teutschen und Crabatischen Volcks bey sechs tausend starck zugenommen. Er schickte von denen bey zwey tausend leichten Pferden voran / welche unvermerckt durch einen Wald gebrochen. Die Schwedischen hatten hiervon Kundschafft bekommen / zogen sich zusammen / und stelleten sich zu Feld. Die Käiserlichen hatten sich auff ihren Hinterhalt zu verlassen / und giengen nahend an die Schwedischen. Das Scharmützieren[173] gieng an / und die Schwedischen befanden rathsam zu seyn / ihre Standarten[174] hinter sich zu ordnen / dieselben / wann es zur Retirade gelangete / zu salviren. Entzwischen kamen die übrige Käiserliche von Kürassirern und leichten Pferden bey vier tausend starck auch angezogen / und traffen auff beyden Seiten auff die Schwedischen / welche als übermannete die Flucht nach Zwickau nehmen musten / dahin sie bey vier Meilen hatten. Es kamen aber diesen zu gutem Vortheil / das unter wegs stehende unterschiedliche Gebüsche / und wurden dannoch auff 2. Meilen lang viel Todten gesehen. General Banner schickte ihnen noch drey Regimenter in grosser Eyl zu Hülffe / sie vermochten aber bey geschehenem Schaden nicht viel zu erretten: Der Obrist Baur wurde mit seinem Regiment in Schönfels[175] eine Meil von Zwickau / erdappet.

Es blieben fast alle Standarten und die gantze Bagagi[176] im Stich / dessen auch die Bauren mitgenossen. Etlich hundert wurden darnieder gemacht / von sechs biß sieben hundert gefangen. Deß Wittenbergs Regiment wurde gantz ruiniret / so wol als deß Bauern gefangen. Deß Herrn von Bredau Obrister-Lieutenant bekame den jungen Gustavum Horn[177] / deß alten Enckeln gefangen. Es wurden auch viel andere Officirer als Obrist. Wachtmeister / Ritmeister / Cornet[178] / Hauptleuthe[179] / Lieutenante[180] / Fähnriche[181] / Quartiermeister[182] und dergleichen gefangen.

Im Anfang dieser Victori war die Käiserl. Soldatesca begierig die Bagage anzufallen / die officirer aber wehreten mit Macht ab / solches / biß daß die Schwedischen besser erleget / einzustellen : darüber sie biß an Zwickau verfolget / und sampt dem Pfulischem Regiment dahin getrieben wurden. Der General Major Wittenberg wurde auch geschossen / und der Obriste Hoikhing[183] verwundet. Auf Käiserlicher Seiten war der Obriste Hennense[184] todt geblieben / dessen Regiment Befelch hatte / keinem Schwedischen Quartier[185] zu geben / deßgleichen auch die Rakowitzischen Crabaten thäten / welche im Verfolgen zweyhundert Schwedische Reuter antraffen / und nur sechtzig darvon gefangen nahmen / die übrigen hundert und viertzig alle niedermachten. Der Rest versamblete sich zu Zwickau in Eyl / mit deme sich Banner auffmachte / und sampt der Artillerie nach Jena[186] / und fürters nach Erffurt zu gienge / im Abzug nichts bessers als rauben / plündern / brandschätzen / sengen und brennen üben / und die armen Leuthe martern[187] liesse. […] Daß es nun mit obigen Treffen und Verlust also hergangen / bezeuget seines Theils auch das Bredavische hirbey getruckte Schreiben an General Piccolomini:[188]

Hochgeborner Fürst / gnädiger hochgebietender Herr General Feld-Marschall / Euer Excell. habe hierbey gehorsamst berichten sollen / daß auf dero gnädig ertheilte Ordre ich mit meiner anvertrauten Brigada[189] auch theils anderen Regimentern gestern berichter massen / von dem bestellten Rendevous gegen hier mich gewendet / und die vergangne Nacht / damit ich nicht verkundschafftet würde / bedeckt gestanden / heut und gleich dem Tag anhero avanciret / und die hier logirende Polacken und andere überfallen / was sich nicht mit der Flucht / weiln sie meiner etwas zeitlich gewahr worden / salviret / nidergehauen / und gefangen nehmen lassen / wie dann ein hoher Officirer / ein Obrister Lieuten. und etliche Ritmeister / ohne gemeine Soldaten gefangen worden / von welchen ich Bericht erlangt / daß ihr lincker Flügel / welchen der Herr Gen. Major Wittenberg commandiret / in und umb Plauen logire / darauff ich dann in Gottes Namen ferner fortgangen / in Meinung / sie in den Quartieren zu ertappen / welches aber mißlungen / und befunden / daß sie nach beschehenem Einfall ihre Regim. deren ohne die Polacken 9. gewesen / zusammen gezogen / und bey gedachtem Plauen an einen vorteilhafftigen Ort in Battaglia[190] gestellt / welche ich dann mit einer solchen Furi angegriffen / daß sie mit Hinderlassung vieler Gefangenen und Todten / auch etlicher Standarten / das Refugium nehmen / und sich nacher Zwickau retiriren müssen / da ihme dann mit seinem größten Schaden gefolget worden / und solle ehistens von mir eine Specification eingeschickt werden / was todt und gefangen ist / weiln mir biß dato von hohen Officirern niemand / als der Obr. Gustav Horn eingelieffert worden / welches Aussag nach / der Bannier sich in Zwickau noch befindẽ soll. Wie sonst eigentlich alles abgeloffen / wird schrifftlich E. Excell. verdrießlich fallen / deßwegen ich Bringern diß meinen Obr. Lieutenant umb allen gehorsambsten Mündlichen Bericht davon zu erstatten / abgefertiget / welches dieselbe gnädigst vernehmen / und mich und mein Regiment dero befohlen seyn lassen. Datum Olßnitz den 14. 24. Aprill / An. 1640“.[191]

In der „Hauschronik“ des Georg Leopold heißt es für den April und Mai 1640: „Erstlich war [der] Graf Palfi,[192] [der] Gen[eral] über die leichten Pferd[e] mit seinem Regiment Ungarn [hier]. Dieser hatte die anderen alle zu kommandieren, [den] Ober[stleutnant] Losy, [den] Ober[stleutnant] Rackowitz, [den] Ober[stleutnant] Feldtwari,[193] das Isalonische Regiment und einen polnischen Oberst mit etlichen Kompag[nien] Pollacken. Und weil die schwedische Armee [zu] dieser Zeit um Plauen, Hof und Zwickau gelegen, haben die Kroaten einmal ausgesetzt und [sind] beim schwedischen Gen[eral]major Wirtenberg[194] eingefallen, [haben] viele niedergehauen, auch etlich[e] 100 Mann gefangen [und] mit ihren Pferden und sonst großer Beut[e] hie[r]her[o] mitgebracht. Sie sind den 10. April, nachdem sie hie[r] alles verheeret und verzehret, auf[ge]brochen und samt der ganzen Armee gegen den Feind [ge]gangen“.[195] […] „Eodem die [27. Mai] hat der Ober[stleutnant] Rackowitz Schreiben hie[r]her(o) geschickt und uns darinnen zu vernehmen [ge]geben, wie er von dem Erzherzog Leopold Wilhelm Order bekommen, mit seiner Pagage hier zu logieren. Daher wir uns darnach richten, auch, wann solche ankäme, hereinlassen sollten.

Den 29. Mai kam ein Kornet[t] vom Ober[stleutnant] Rackowitz. Der sich [so] vernehmen [ließ]: wann man seinem H[errn] Obersten ein Diskretionsgeld[196] verehrte, so wollte er sehen, wie wir mit [der] Einlogierung der Pagage verschont würden. Der Kornet[t] bekam eine Verehrung,[197] solche [Einlogierung] abzuenden. Mit dem Diskretionsgeld aber wurde zurückgehalten“.[198]

Der Hofer Chronist Rüthner hält fest: „Den 9. junii [a. St.; BW] kam ein croatischer rittmeister mit etlichen pferden von rackowitzischen regiement von der Plauischen Straße anher, dem man brod und bier hinausgab. Sie reiseten dem regiement nach, sollen aber im walde bey Geroldsgrün[199] von den bauren fast alle erschossen seyn, maßen nur ihrer 3 mit 2 pferden den 10. wieder durch Köditz[200] gegangen“.[201]

Ende September 1640 sollte Rajkovič unter dem Befehl Leopold Wilhelms an der Eroberung Höxters[202] teilnehmen. In einer Chronik aus Höxter heißt es dazu: „In diesem 1640. jahr hat der ertzhertzog Leopold alß er mit der kayserlichen armee von 60.000 mann den Bannier verfolgete, hat er auch die statt Huxar belagert, dieselbige auch per accordt[203] nach dreymahligen, andere tagen[204] funffmahligen sturm erobert, eß haben darin 900 mann Braunschweigsche völcker unter dem obristen Brauns[205] gelegen, wie nuhn diese belagerung abgangen, kan man aus folgenden besehen. Den 29./19. Septembris Nach dem ihre kayserliche mayestät bruder eine geraume zeit hero gegen den Schwedischen feldmarschallen Johan Bannier zu Fritzlar[206] undt Wildungen[207] zu felde gelegen, undt nach dem auffbruch auff Warburg[208] undt ferner auf Höxer zog, hat er den 19. Septembris durch generall von Gleen[209] die statt mit 5000 pferden berennen laßen, undt folgenden abents und nachts mit seinem gantzen krieges heer gefolget, alsobalt die stücke[210] geplantzet,[211] undt unterschidtliche läger von Bruchhausen[212] an bis ober der statt von der Klippmühlen an unter dem Bielenberg heer bis an den Brenckhaüser thurn, undt von dannen unter dem Roseberg heer bis nach Albexen[213] (seindt also das ganze läger in die sechtzigtausendt mann bestanden) schlagen lasen, darauff auch alsobalt angefangen mit 12 stücken an zweyen unterschidtlichen örthern auff den Stumrigen walle an den mauren presse[214] zu schiesen, das Peters thoer abgebrandt, undt über 825 grose kugelen (so weit mann nachrichtung hatt) in die statt geschoßen; wie aber die belagerten unter dem commando herrn obristen Brauns undt den dreyn hauptleuten, Milert,[215] Fischers[216] und Wilcken[217] sich tapfer gewehret, undt mit allerhandt mit mittelen (worzu sie auch etliche immekörbe[218] gebrauchet, welche sie über die mauren unter den feindt gewoffen) fünff generalsturm, worunter einer 3 stunden ohne auffhören gewehret, hurtig abgeschlagen, das dem bericht nach über 70 mann todt undt viell gequetschet worden, entlich aber wie noch 5000 man beordert worden, abermahlß einen sturm zu thun, undt nach eroberung keines menschen zu verschonen, hat der gnädige Gott gegen den abendt ein groses schreckliches blitzen undt donner wetter erwecket, dabey ein ungewöhnlicher regen gefallen, das dem feindt alles pulfer naß undt untüchtig worden: Dannenhero die kayserlichen bewogen worden, den belagerten einen accordt anzubieten; sie wolten anfangklich nichtes davon hören, doch entlich, wie der entsatzs ausblieb undt ein klägliches wintzelen undt wehklagen in allen ecken der statt ware, der obriste auch von den belagerten gahr starck hierzu angehalten wurdt, gingen sie den accord ein, da dan verwilliget worden, bey sonnenschein selbigen tages noch mit sack undt pack[219] undt mit fliegenden fahnen, krieges gebrauch nach über die Weeser außzuziehen, wie sie sich aber etwas über bestimte zeit in der statt verweilten, wardt ihnen der accord nicht gehalten, sondern alle miteinander (ausgenohmen den obristen, capitäinen, lietenanten undt fendrichen) sich unterstellen müsen, darauff ist der obriste Mercii[220] mit seinem regiment gelegt worden in Huxar, folgender tages ihre ertzhertzogliche durchlaucht Leopold Wilhelm selber, Ottavio Picolomini, der herr von Stadien,[221] Teütscher Meister, generall von Gleen, von Hannibal de Gonzago,[222] general Breda, general Mercy,[223] graff von Tattenbach,[224] graff von Wolckenstein,[225] graf von Altenhann,[226] ein fürst von Hohenzöllern,[227] baron de Hoye,[228] baron de Rhodan,[229] generalwachtmeister Fernemundt, obriste Rackenwitz,[230] obriste Zaradetzky,[231] obrist Bonell,[232] obrister Ägydi,[233] obrister Install,[234] obrister de Meers.[235] obrister Güsenberg,[236] obrister Zweyer,[237] undt viele andre obristen undt hohe officier mehr mit ihrem sämbtlichen hoffstäben[238] in die stadt logert und seindt bis über die 8000 pferde bis in den vierten tag still darinn gelegen, welche alles getrayt ausgetroschen, bey die 1200 malter rocken,[239] ohne was verfuttert, unter die füse getretten undt über die seiten gebracht, das also kein korn, obst gemüß, oder etwas anders, womit man sich hette laben können, übrig geplieben“.[240]

Auch Leopold erwähnt das Regiment 1641 wieder: „Den 21. [3.1641 a. St.; BW] dito sind 30 Kroaten von dem Rackowitzischen Regiment vom Kemnath herein[ge]kommen und gegen Eger [ge]gangen. Ingleichen sind 3 Regiment[er] Kroaten – das beygottische,[241] das rackowitzische und das feldwarische[242] – von Kulmbach[243] gegen Hof [und] dann nach Böheim(b) [ge]gangen. Weil aber die schwedische Armada aus Böhmen entwischt [war], Zwickau – darinnen sie ihre Besatzung hatte – erreicht und sich mit der weimarischen Armee konjungiert hatte, hat die kayserl. und churbayerische Armada weiters nit nachsetzen wollen, sondern hat ihr Quartier zu und um Wunsiedel genommen“.[244]

Der Hofer Chronist Rüthner hält dazu fest: „Nunmehro kamen die kayßerlichen, wie dann den 20. martii obrist Beuchold[245] und obrist Rackoniz, zwey croatenobristen, einen cornet hieher schickten, und begehrten auf 4 regimenter quartier. Dahero von herrn hauptmanns gnaden alhier ihnen entgegengeschickt wurde auf Helmbrechts, da dann die sache durch remonstration soweit vermittelt worden, dass weil die schwedischen und franzö[s]ischen völcker die stadt jüngst gänzlich ruiniret, dass man ihren regiementern proviant hinausschaffen, damit sie in der Alten- und Vorstadt logiren konten.

Diese brachten ziemlich viel vieh mit, so sie unterwegens armen leuthen abgenommen. Sontags den 21. martii an ihren Ostertage marchirten sie frühe wieder fort. Den 22. martii kamen wieder etliche 30 pferde croaten von Zedwitz her, so abwärts recognosciren geweßen, begehrten futter und mahl, so [die bürger] ihnen auch wieder brachten, mit [der nachricht], dass sich die französische armee, so den 17. huius hier aufgebrochen, um Zwickau gesetzt und des general Baners erwarteten.

Den 23. martii haben die croatischen und schwedischen partheyen zu Bleßenburg[246] zwischen Wiedersberg[247] und Zöbern[248] einander eingetroffen, davon ein geschossener soldat in die stadt zum feldscherer[249] einkommen. Wie es mit den schwedischen ergangen, hat man nicht erfahren. Der geschossene soldat aber, der ein croat war, hat an seiner empfangenen wunden sterben müßen. […] Den 24. martii schickten die croatischen obristen schreiben herein und begehrten proviant, musten sonst wieder in die stadt rucken. Derowegen herr Georg Nestor, klosterverwalther, und herr Christoph Hendel, stadtvoigt, zu ihnen hinaus geordnet werden,[250] welche gegen abendts wieder mit etlichen croaten wieder zurückkammen. Die nacht zuvor aber sind sie zu Dreyßendorf[251] nicht in qua[r]tier blieben, sondern aus furcht eines schwedischen uberfalls über nacht in freyen felde gehalten, auch noch folgende nacht nicht aus ihren qua[r]tieren aufgebrochen, zu Oberkozau[252] gefüttert und auf Schwarzenbach[253] zu gegangen, auch den 25. martii gar auf Kirchenlamitz[254] und Marckleuthen[255] geruckt, weil das geschrey einkommen, dass 2 regiementer taupadelisches[256] volck den 26. huius hier solte einquartieret werden. Sie haben aber sich wieder auf Rehau[257] gewendet und den 26. hereingeschickt, dass seither ihren aufbruch von hinnen man ihnen täglich 1000 pfund brod, 16 eymer[258] bier und 4 eymer wein sambt etlichen stück vieh, als ochßen, oder das geld dafür schaffen solte, oder müsten ihre quartier, weil sie von dem general Picolomini ordre hieher, wieder beziehen. Inmittelst begehrte der bayrische obrist Wolf[259] auch quartier auf ein regiement dragouner, so aber die croaten nicht verstatten wollten, sondern manutenirten diesmahl ihr quartier. […]

Den 27. martii kamen die 4 regiementer croaten von Rehau her alhier an und quartierten sich in die Altenstadt, Vorstadt und auf dem Graben herum, begehrte aber kein mensch, auch kein obrist in die stadt. Allein aus ihren assignirten quartieren und hülfsquartieren muste man ihnen zur unterhaltung die nothdurft hinausschaffen.

Dazu kamen den 28. martii noch eine parthey von 100 pferden, legten sich auch darzu. Die croaten aber ritten auf die dörfer fouragieren.[260]

Eodem die geschahe eine abordnung nach Wunsiedel, des herrn obristen Wolfens marsch, welcher mit gewalt auch hier quartier nehmen wolte, abzuwenden, alles jedoch umsonst, den[n] erkam den 29. martii mit seinen völckern hier an. Hingegen musten 2 regiementer croaten, als Beygold[261] und Loschi,[262] fort, Rackowitz und Felduary aber nechst dem obristen Wolfen wurden hier einquartieret, die wolfischen dragouner zwar in die stadt, die croaten aber außer der stadt, bekamen aber doch ihre verpflegung aus der stadt.

Den 30. mart[ii] gar frühe ritte herr obrist Wolf nach Wunsiedel zu dem bayrischen generalmayor de Mersy[263] und hilten selbigen abend die croaten wegen der schwedischen völcker die ganze nacht zu pferde, schickten auch starcke partheyen aus, welche dann den 31. martii 6 schwedische gefangene, darunter ein quartiermeister, eingebracht. Der quartiermeister aber wurde stracks gegen Eger weiter geschickt. […]

Eodem die [30.3. a. St.] brachten die Croaten den schmidt von Selbiz[264] gefangen, so die croaten helfen niederschießen, desgleichen auch den Dobenecker[265] von Brandstein tödlich verwunden helfen, welcher dann zimlich scharf examiniret wurde, rieße aber bey der nacht mitsambt den ketten wieder aus.

Den 1. april kam obrist Wolf wieder von Wunsiedel und brachte noch über die 100 pferde mit sich, so sich alsobald in die stadt einquartierten.

Weilen aber zeitungen einkamen, dass die schwedischen gegen Lobenstein[266] sehr starck parthiret und hergegen die partheyen von hinnen auch stark auf sie gangen, haben endlich die 2 regiementer croaten den 2. aprilis sich auch in die stadt quartieret, und die bedrängnüß dermaßen sich gehäuft, dass nicht wohl zu beschreiben ist. […]

Den 3. aprilis in der nacht hat die wacht des herrn burgermeisters Thomas Schneiders scheune vor dem Obern Thor angefeuert, welche zwar ganz abgebrand, aber doch wurden die nächsten, die daran stunden, nicht angesteckt, dafür wir Gott sonderlich zu dancken haben. Eodem die ist auch Marckleuthen abgebrandt.

Inmittelst sind die partheyen abwärts gegen Saalfeld[267] starck gegangen, unterschiedene gefangene eingebracht, zum theil auch oft selbst mit eingebüßet.

Den 6. aprilis früh um 3 uhr verreiste der churbayrische obriste Wolf auf Wunsiedel, hingegen wurden die schwedisch gefangene wieder ledig gelassen und zu ihren regiementern convoiret.

Eodem die wurde wieder ein junger Seckendörfer, so sich neulich bey den schwedischen unterhalten lassen, gefänglich eingebracht.

Die 7. april  wurde herr castner[268] Georg Schubhardt und herr burgermeister Dürnhöfer auf befehl seiner fürstlichen gnaden auch nach Wunsiedel zu der generalität um linderung oder abwendung der unerträglichen einquartierung abgeordnet. Die kamen den 8. aprilis wieder und brachten so viel nachrichtung, dass die schwedischen, so bishero im reußischen, auch um Saalfeld und Altenburg[269] gelegen und ingleichen alles verderbet, nunmehro aufgebrochen und dass die kayserliche und bayrische armee dergleichen in marchiren wären.

Diese ganze woche über ist so unfreundlich und kalt wetter mit schnee und frost geweßen, als oft manchmal mitten im winter.

Den 10. aprilis geschahe abermahl auf befehl des herrn hauptmanns gestreng durch herrn stadtcapitain und Ulrich Löwen nach Wunsiedel eine abordnung, darum damit sie den bevorstehenden generalmarch abwenden möchten. Sie kamen aber den 11. aprilis unverrichter sache wieder. Dann obwohl die 2 regiementer croaten, als Rackowitz und Feltuary, neben des obristen Wolfens dragouner um 10 uhr zu Mittage zum Untern Thor hinausrückten, so zog doch der generalstaab stracks zum Obern Thor ein. Von dem fußvolck wurden etliche regiementer in die Altenstadt und Vorstadt und auf dem Graben herum ganz häufig einquartieret, blieben auch darzu den 12. april still liegendt, da dann die fourage auf den dörfern alles gar verwüstet, alles eißenwerck und was sie funden mit hier in die stadt geführet und zu gelde gemacht. […] Dieser tagen, als randevous zu Poseck[270] gehalten wurde, so ist Poseck nebst drey andern dörfern angesteckt worden.

Den 14. aprilis marchirten die 3 regiementer theils auf Oeltznitz,[271] theils auf Plauen, ein regiement zu fuß aber blieb über nacht in der Altenstadt, und marchirten den 15. mit dem frühesten auch fort.

Den 15. april wehrete das marchiren von hinterstelligen trouppen noch immerzu, und giengen 2 regiementer wieder zurück in das Würtenbergerlandt, pernoctirten zu Zedwitz,[272] den 16. aber früh um 7 uhr hierbey vorüber gegen Münchberg[273] zu.

Den 17. aprilis wurde das dorf Oseck[274] nechst der stadt nachmittags um 1 uhr in brand gesteckt, weilen etliche reuther über nacht da logiret und 2 stück vieh verlohren, so sie den bauern entwendet zu haben schuld gegeben. Branden 4 höfe ab. […] Den 20. april kamen etliche des general de Werba[275] pferd aus dem reich hieher, denen die alhier logirende salva guardia[276] brod und bier geben ließe, und folgten darauf etliche 70 croatische pferde von beigoltischen [Beygott; BW] und rackowitzischen regiement, sondern über nacht zu Wiedersberg[277] logiren, und solte man ihnen brod und bier hinausschafffen. Weilen es aber nicht flugs in mangel der fuhren bey der stell und sie bereits bey dem Eichelberg hinausmarchiret, kehrten sie wieder um und wolten in der Vorstadt und Altenstadt logiren. Nachdem ihnen aber das commiss hinausgeliefert wurde, so marchirten sie selbigen abend noch auf Wiedersperg zu, und folgten den 21. von Kirchenlamitz[278] wieder etliche 70 pferde, so ihren marsch auf Gefell[279] zu nahmen“.[280]

Rüthner berichtet: „Den 18. april [1642 a. St.; BW] kamen 2 croatische obristen, als Rockowitz und Felduari, mit etlichen bagagewägen hieher, pernoctirten alhier und nahmen 19. ihren marsch auf Eger zu. Es verehreten auch der herr obrist Rackowitz eine ducaten, der Felduarii 1 thaler, sein obristlieutenant Rochos[281] einen dicken thaler[282] zur unterhaltenden reparatur des orgelswercks zu Sankt Michaelis“.[283]

Für das Jahr 1643 hielt Lehmann fest: „In Böhmen lag zue Commethau[284] der Obrist Reckewiz mit seinen Crabaten, die Partheiten stets herauß gegen den feind. Den 22. Januar abendts um 8 Uhr kam er vor Marienberg mit 6 troppen, traf bey dem Schießplatz eine Schwedische Parthei an von 30 Pferden, chargirte[285] Sie, daß einer darvon erschoßen, ezliche gefangen, die andern verjagt worden, setzte drauf eine Vorwache in das rothe Fuhrwerck[286] vor Marienberg, kam (auch) in die Stat und sagte, er wüste wohl, daß ein Schwedischer Leutenant zue Salvaguardie drinnen lege, begehrte ihn aber nicht, damits der Stat nicht unheil brechte. Er aber legte Sich den 23. Januar in Fern-Rückerswalde,[287] dohin die Marienberger Speise und futter schickten“.[288] „Der Obrist Reckewitz lag zue Sotz;[289] der schickte den 22. Januar, den 26. huius, den 19. Februar seine Crabaten auß und ließ diß gebirge verunreinigen, forderte von Städten, Annen[290]- und Marienberg 200, 300 ducaten nach Commeta,[291] iede stadt gabe 50 thl., und alß er im April mehr begehrete, verklagten Sie ihn beym Churfürsten, daß er muste innen (halten) und Sie zue frieden laßen, rechnete Sich aber sonst an armen leuten“.[292]

Das „Theatrum Europaeum“[293] berichtet: „Zu Commenthaw in Böhmen / vnd in selbigem Satzer-Craiß / lagen etliche Wochen drey Croatische Regimenter: wie auch noch der Obriste Rübenitz mit seinem gantzen Regiment / in bemeldter Statt. Gienge alles in Stätten / vnd Dörffern / darauff: wurden nicht allein die Strassen gantz vnsicher / sondern auch vnterschiedliche auff freyer Strassen / vnd für ihren Häusern / beschädigt / vnd erschossen“.[294]

Am 31.5.1643 teilte Rajkovič dem kaiserlichen Generalleutnant Gallas aus Poděbrad[295] mit: Sein bei Elbekosteletz[296] stehender Wachtposten habe ermittelt, dass sich der rechte Flügel des Gegners bei Melnik[297] befinde und dass die zweimal so starken Truppen nach Leitmeritz[298] zögen. Weitere Teile der gegnerischen Armee seien noch hinten; über ihre weiteren Aktionen werde er Meldung erstatten.[299] Am selben Tag schrieb er erneut an Gallas: Er meldete, dass der Gegner bei Benatek[300] den Fluss überschritten und bei Dobrowitz[301] 6 Musketiere als Salvagarde, in Jungbunzlau[302] 50 Dragoner und 50 Reiter zurückgelassen habe. Er selbst ziehe gegen Brandeis[303] und werde bald weitere Berichte erstatten.[304]

Der Chronist Leopold erinnert sich an den Januar 1644: „An diesem Tag [11. Januar 1644; BW] haben wir auch von einem edlen, hochweisen Magistrat der Stadt Eger Schreiben bekommen, darin(nen) wir berichtet worden [sind], daß das Royckowitzische Regiment Kroaten in der Stadt [und] im Kreis Eger das Winterquartier beziehen soll. Weil es schon zu Kulm[305] angelangt angelangt, sollten wir uns ein wenig vorsehen, denn dies Quartier würde auch uns betreffen. Die Salva Guardi[a], die wir vom H[errn] Kommandanten aus Eger hatten, wurde gleich mit abgefordert.

Den 12. Januar haben wir wiederum(b) Schreiben aus Eger bekommen, daß H[err] Oberst von Royckowitz mit seinem Regimentsstab und [seiner] Leibkompagnie das Quartier bei uns nehmen und haben sollte. Wir sollten ihn gutwillig einlassen und auch alsbalden eine Abordnung nach Eger schicken, [um] anzuhören, wie wir uns bei einem solchen Quartier verhalten sollten. Daraufhin wurde ich, neben [dem] H[errn] Gericht[s]schreiber, hineingeschickt. Obwohl wir bei unserer Hineinkunft eifrig angehalten, daß doch [wenigstens] der Stab von uns wieder(umb) weggenommen würde, ist doch keine Änderung erhalten, sondern von einem hochweisen Rat [nur] versprochen worden, daß uns zur Verpflegung des Stabes und der Leibkompagnie[306] von Eger aus künftig Handreichungen geschehen würden. Sollte man aber befinden, daß die Last zu groß sei, müßte [es] uns künftig an der Kontribution zu Gut gehen.

Den 13. Januar ist der H[err] Oberst mit dem Stab und der Leibkompagnie angelangt und hat sich allhier einlogiert. Nach Pfaffenreuth[307] und Manzenberg[308] hat er 30 Pferd[e] verlegt.

Weil(n) dann der Oberst bei meiner Anheim(bs)kunft von uns ernstlich 200 Taler auf Rechnung begehrt hatte und auf Abrechnung haben wollte und wir ihm versprechen mußten, sie zu beschaffen, bin ich wieder hineingeschickt worden, solches einem edlen, festen Rat der Stadt Eger vorzutragen. Obwohl ich daselbst um(b) die ganze (begehrte) Summe der 200 Taler solizitierte,[309] habe ich doch diesmal nicht(s) mehr als 50 fl. erlangen können. Doch ist versprochen worden, es sollte eine Kommission (heraus) an den H[errn] Oberst abgefertigt werden, um mit ihm in dem einen und anderen [Punkt] zu traktieren, auch sollte uns wöchentlich von der Stadt ein Beischuß von 50 Talern gereicht werden; was aber beides nicht geschehen ist.

Darauf bin ich wieder zu Haus[e]. Zu den 50 fl. sind dann noch 100 fl. von der Bürgerschaft kolligiert und noch am selben Tag dem H[errn] Oberst zugestellt worden. Wegen der Restsumme ist etlich[e] Tag[e] um(b) Anstand gebeten worden. Den 17. Januar hab ich wiederum(b) mit dem H[errn] Oberst von Rockowitz, der auch ein geborener Kroat war, nach Eger reiten müssen. Mir wurde H[err] Sebastian Schmidt zu[ge]geben. Als wir in die Stadt [ge]kommen [waren], begehrte er von uns 100 Taler noch denselben Tag. Wir referierten solches den Alten Herren[310] in Eger [und] baten (darneben) untertänig und um(b) Gottes willen, daß sie uns schützen oder aber das Geld (her)geben sollten; aber da war schlechte Vertröstung.

Eodem kam auch zu Eger der H[err] Graf Nostitz von Falkenau, der Kreishauptmann des Egerischen und Elbogener[311] Kreises, an. Dieser sollte alle Gravamina[312] remedieren,[313] aber es ging auch leer ab.

Weil wir (dann) bei einem edlen, festen, hochweisen Rat der Stadt Eger diesmal ziem(b)lich im Stich gelassen wurden, klagten wir solches dem H[errn] Kommandanten, H[errn] Generalwachtmeister Freiherrn von Webel,[314] item H[errn] Oberstleutnant Otto Walsky,[315] H[errn] Oberstwachtmeister Moser(n)[316] und anderen. Wir baten, daß sie sich doch bei einem edlen, ehrenfesten Rat unseretwegen supersedieren sollten, damit uns (doch) in dieser höchsten Drangsal beigesprungen würde.

An H[errn] Oberstwachtmeister Moser(n) haben wir dazu noch dies(es) geschrieben: Ed[ler], gestrenger, mannfester, insonders vielgünstig und hochgeehrter H[err] Oberstwachtmeister.

In was erbarm(b)lich, jämmerlich und unbeschreiblichen elenden Zustand wir leider zur Zeit leben müssen, ist E. E. gestr. und Herrlichkeit ohne weitläufig[es] erzählen [mehr als genug] bekannt. Obzwar wir ganz untertänig (ver)hofften, ein edel, fest [und] hochweiser rat würde als unser[e] von Gott vorgesetzte liebe, hohe Obrigkeit (diesen) unsern ja recht elenden Zustand, daß uns der Regimentsstab und die ganze, starke Leibkompagnie auf dem Hals liegen, deren Verpflegung sich nach den dem H[errn] Oberst gegebenen Portionen, gering gerechnet, monatlich auf 2100 fl. beläuft – beherzigen und uns in dieser größten Not und [in diesem] unaussprechlichen Elend nicht (gar) verzappeln und stecken lassen, so müssen wir doch leider – Gott erbarm es – fast Verzweifelnde, wider alle tröstliche Versprechung das Widrige vernehmen, daß uns nicht geholfen [wird], sondern [daß] wir diesmal ganz hilf- und trostlos im Stich gelassen werden; ungeachtet, daß wir bei dieser Stadt nicht ein- oder zweitausend fl., sondern fast unser ganzes [Vermögen] willig zugesetzt haben. Daraus ist leichtlich wohl [nur] abzunehmen, daß solches auf unseren äußersten Um(b)gang und endlichen Ruin abgesehen [ist]. Aus welcher Ursach und warum(b) solches geschicht, können wir nit wissen [und] müssen es dem gerechten Gott empfehlen.

Nun zweifeln wir nit, daß ein[e] ganz ehrbar[e] und löblich[e] Bürgerschaft der Stadt Eger – mit der wir bisher gleiche Bürd[e] und Last getragen und viel[e] Jahr[e] in solcher Bedrängnis wie ein Mann gestanden – wenn ihr (dieser) unser elender Zustand (nach Notdurft) vorgetragen würde, aus christlichem Mitleid(en) freiwillig und gern zu ihrer wöchentlichen Steuer so viele Kr[euzer] mehr reichen würde, daß der begehrte Beischuß herauskäme und uns geholfen würde; [andernfalls] bleiben wir stecken [oder] wir machen unser ganzes, nur noch kleines Vermögen, was wir [noch] in Haus und Hof haben und was wir auch zur Beförderung Ihro Kaiserl. Majestät Kriegsdiensten noch gerne und willig hergeben wollen, zu Geld.

Weil wir aber Ihro Gnaden, dem H[errn] Oberst das Geld noch heute verschaffen müssen, so [ergeht] an Euer[e] edle, gestrenge Herrlichkeit unser unterdienstliches und um(b) Gottes willen hochflehentliches Bitten und herzliches Anlangen, unserem Jammer berherzigen und uns mit 200 fl. lehenweis zu Hilf zu kommen; mit dem teueren Versprechen, daß wir sie als redliche Leute dankbarlich zurückzahlen werden, sobald wir der Völker entledigt werden. [Diesbezüglich] hoffen wir auf Gott, dem Allerhöchsten, der uns mehrmals aus vielen Nöten geholfen hat und der uns auch in dieser Drangsal nit stecken, sondern seine Gnad[e] wieder sehen lassen wird. Wie uns, den gleichsam mit dem Tod Ringenden, dies zur tröstlichen Erquickung gereicht, so wollen wir (die) Zeit unseres Lebens nie (undankbarlich) vergessen, E. E. gestr. Herrlichkeit dienstbar zu sein und unsere Schuld zu seinem beharrlichen Favor abzutragen.

Datum Eger, den 28./18. Januar 1644

E. Gestr. und Herrlichkeit unterdienstwillige

Abgeordnete von Redwitz

Georg Leopold, Richter

Sebastian Schmidt

Er hat hergeliehen 75fl.

Ein edler, fester Rat hat sich erboten, 50 fl. herzugeben und künftig mehr zu helfen.

Es war uns aber mit 50 fl. nit gedient, da der H[err] Oberst solches von uns nit annehmen wollte, sondern darauf bestand, die 150 fl. zu beschaffen. Er hat sogar in seinem Quartier in Eger – beim ‚Böhmischen Adam‘ – zorniglich gedroht, mich mit seinem eisernen Hammer[317] schlagen zu wollen.

In solcher Drangsal haben wir nochmals um Hilf[e] und Geld begehrt, worauf uns die (Haus)frau des H[errn] Bürgermeister Wolf Vetter(s) (noch) 100 fl. (her)geliehen hat, die wir neben [weiteren] 50 fl. alsbald(en) H[errn] Oberst nach Eger zugestellt haben.

Den 20. Januar sind wir wieder nach Haus[e]. Wir haben also diese 4 Tage zu Eger mit schlechter Freud[e] und gerringer Verrichtung zubringen müssen. […] Den 21. Januar ist der H[err] Oberst von Eger wieder zurück und hie[r]hero [ge]kommen. […] Den 27. Januar wollte der H[err] Oberste einen Reiter, der durchgehen wollte,[318] archibossieren[319] CALLOTL'arquebusadelassen.

 [Jacques Callot, L’arquebusade]

[Trotzdem] die Reiter, die dies verrichten sollten, bereits [ab]kommandiert waren, haben wir ihn inständig gebeten, er solle uns die Gnad[e] tun und dem Reiter das Leben schenken. Obwohl schon vorher die Geistlichen, sogar etliche vom Adel, zusammen mit ihren Frauen(zimmern), die ganze Kompagnie sowohl, als auch alle Offiziere(r) für ihn gebeten hatten, so war doch alles vergebens und hat nichts fruchten wollen. Auf unsere Fürbitt[e][320] hin hat er ihn dann doch begnadigt und [ihm] das Leben geschenkt.

Der Begnadigte war aus Preußen. Er war ein tapferer Mensch und evangelisch. Obwohl ihn der Oberst(e) vorher im Gefängnis durch die Pfaffen zum Abfall bewegen wollte, wie ihn auch die Pfaffen vertrösteten, daß er dadurch sein Leben erhalten könne, so hat er sich doch [dahin] erklärt, lieber zu sterben, als dies zu tun. So hat denn auch der Oberst(e) zu uns gesagt: ‚Wenn er nit wie ihr lutherisch wäre, würdet ihr nit so eifrig für ihn bitten !‘

[Wie dem auch sei], dieser Mensch, dem wir das Leben gerettet, hat sich nicht allein sehr undankbar erwiesen, sondern hat uns auch hernach noch die ganze Zeit, die er hier im Quartier gewesen ist, eine Ungelegenheit nach der andern bereitet. Er hat nicht nur die Bürger übel traktiert, beschwert und etlich[e] zu erschießen gedroht, sondern uns auch noch mehr als 200 fl. gekostet.

Als dieser Vogel letz[t]lich zur Salvia Guardi[a] zum H[errn] von Schuld(en) auf den Juliushammer gelegt wurde, hat er mit seinen Kameraden angerichtet und Anschläge gegeben, worauf sie ihm in der Nacht das Pferd aus dem Stall genommen haben. Nun verlangte er vom Edelmann, daß er ihm sein Pferd wieder verschaffen sollte. Weil der Edelmann in Ängsten war, da er ihn – seiner Bedrohung nach – [so]gar abbrennen wolle, gab er ihm sein bestes Pferd und dazu noch viel Geld.

Als sich [während] dieser Quartierungszeit etliche schwedische Truppen um(b) Hof sehen ließen, hat uns der H[err] Oberst zu sich gefordert und begehrt, daß wir uns neben ihm und seinen Kroaten mit unseren Gewehren auf der Mauer und [auf] den Toren ritterlich wehren sollten, um den Feind, sobald er herbeikommen sollte, auf alle Fälle abtreiben zu helfen. Wenn wir das nit tun und er überfallen würde, wolle er allen (seinen) Soldaten Order erteilen, daß sie (auf einen solchen Fall hin) allüberall anzünden sollten. Er selbst würde dabei der erste sein, der sein Quartier ansteckte und ins Feuer brächte. Obwohl wir untertänig vorgewandt, daß hier nit allein (k)ein Gewehr, sondern der Ort auch – wie er ja selbst sehe – so übel verwehrt, daß es unmöglich sei, einer Gewalt zu widerstehen, ist er doch bei der Meinung beharrt, daß man sich wohl defendieren könne, wenn man nur wolle. Auch sei der Ort so beschaffen, daß man nit kurzerhand hereinlaufen könne. Außerdem wisse er, daß (all)hier für 200 Mann Gewehre vorhanden wären, die wir [wahrscheinlich] lieber gegen ihn, als gegen den Feind gebrauchen wollten. Er gab vor, solches dem Kaiser zu berichten. Wir berichteten es nach Eger und baten untertänig und um(b) Gottes willen, daß sie danach trachten wollten, daß das Volk – sonderlich wegen Feindsgefahr – abgeführt würde, damit wir beim Leben erhalten und der Markt vom Feind nit angesteckt würde, [da] wir dann (allerseits) verbrennen müßten, was ja dann auch der kaiserl. Majestät eine schwere Verantwortung auferlegen würde.

Ein edler, hochweiser Rat der Stadt Eger hat uns hierauf schriftlich befohlen, wir sollten uns wohl in acht nehmen und uns so weit [als] möglich nach dem Befehl des H[errn] Oberst(en) abkommandieren und richten. Wir haben (uns) aber ausdrücklich erklärt, wir hätten bei diesem Krieg alles (miteinander) Hab und Gut, zum besten Ihro Römischen Kaiserl. Majestät Kriegsdiensten willig und gern zugesetzt. Daß wir uns aber wehren, jetzt auch [noch] uns [selbst] und unser[e] Weib[er] und Kind[er] (augenscheinlich) auf die Fleischbank opfern sollten, das wären wir zu tun nit gesonnen, es möchte uns [dabei] gehen wie [es] Gott wolle.

Den 31. Januar sind wir mit H[errn] Oberst oben in der Feßling auf der Hasenjagd gewesen, haben aber in seiner Gegenwart nichts gefangen. Nachher sind wir [aber] im Pfaffenbühl jägern [ge]gangen und haben doselbst(en) einen [Hasen] gefangen. Den haben wir dem Obersten lebendig hereingebracht, der ihn dann auf dem Freihof durch seine Hund[e] mit großer Lust gehetzt hat.

Den 2. Februar haben wir H[errn] Oberst wieder 100 Taler bezahlt. Den 4. Februar haben wir H[errn] Vetter(n) Bürgermeister Adam Scharf(en) und Christoph Hagen wieder nach Eger geschickt, so sollizitieren, daß doch (ein) mehr(ers) Geld bewilligt würde. Es sind aber [wiederum] nit mehr als 50 Taler bewilligt worden.

Diesmal sind [dem] H[errn] Oberst auch von der Generalität aus Prag Schreiben zu[ge]kommen, darin(nen) ihm verwiesen worden [ist], daß er in seinem Quartier in Rebitz Geld herauspresse und mit der Portion, vermög[e] kaiserl. Ordonnanz, nit vorlieb nehmen wolle. Er wurde weiter (v)ermahnt, daß er bei der kaiserl. Ordonannz verbleiben und seine Verpflegung aus dem Magazin zu Eger nehmen solle. Er solle mit dem Proviantmeister zu Eger abrechnen und dürfe in Zukunft darüber[hinaus] weder den Rat zu Eger, noch den Rat zu Redwitz beschweren. Würden weitere Klagen einkommen, [so] sollte er versichert sein, daß er solche [umgehend] bei [der] kaiserl. Majestät verantworten müßte.

Auf diese (eingelangten) Schreiben [hin] mußten wir bald vor den H[errn] Oberst kommen, welcher zorniglich von uns zu wissen begehrte, aus welcher Ursache(n) wir ihn bei der Generalität verklagt hätten. Wir entschuldigten uns (aufs beste) und beteuerten (es) hoch, daß wir ihn niemals beklagt, da wir dazu keine Ursach(e) gehabt hätten. Bei der Stadt Eger – unserer Obrigkeit – freilich hätten wir unser[e] Not und große Last, die uns ja zu viel und unerträglich [war], etliche Mal[e] angebracht. Wir haben uns beschwert und um(b) Remedierung[321] gebeten, was er uns (als) armen Leuten ja nit anders(t) und übel ausdeuten könne. Er aber wollte unser[e] Entschuldigung nit annehmen. Wir dankten dahero Gott, daß wir damals ungeprügelt von ihm (hin)weg[ge]kommen sind.

Die Kroatenjungen haben damals unsere Fischkästen[322] von oben (herab) geöffnet und die Dämme [dabei] immer zugelassen. So hatten sie all(e) unsere Fisch(e) gestohlen, bevor wir’s inne(n)geworden sind.

Den 11. Februar ist dem H[errn] Oberst Order zugekommen, daß er alsbald nach [deren] Verlesung mit seinem wohlmontierten berittenen Regiment aufbrechen, nach Aussig[323] marschieren und daselbst weitere Order erwarten sollte. Bei seinem Aufbruch begehrte er abermals 200 Taler von uns. Wir wandten abermals die größte Unmöglichkeit vor; aber es war nichts zu erlangen. Wir mußten bewilligen, ihm in Eger 100 [taler] zuzustellen, worauf ich abermals mit ihm auf Eger reiten mußte. Als wir hinkamen, begehrte er von mir, ihm die 100 Taler noch [am] selben Abend zuzustellen; wie er denn mir auch unterwegs viel[e] gute(r) Wort[e] gab, es dahin zu richten, daß er (die) 200 Taler bekomme. Ich sagte, daß das nit möglich wäre. Mit den 100 Talern aber wollte ich mich auf’s äußerste bemühen. Noch am selben Abend hielt ich inständig beim Rat um(b) die 100 Taler an und sagte, worauf es beruhe. Ein e[hrbarer] Rat ließ mir dieselben auch noch [am] selben Abend zustellen. Als ich nun um(b) 10 Uhr nachts mit dem Geld in des Oberst Losament kam und die Tür aufmachte, fragte er mich alsbald, ob ich das Geld hätte; wenn nicht, (so) wolte er mich durch’s Fenster hinab auf den Platz werfen lassen. Ich zahlte ihn aber aus. Er ließ mir ein Pferd leihen, um wieder nach Hause reiten zu [können]. Er befahl mir (damals) [noch] viel(e) unmögliche Sachen. Er ritt den andern Morgen von Eger fort.

Als den 14. Februar abermals [ein] Geschrei ein[ge]kommen [ist], daß eine schwedische Partei aus Erfurt[324] vorhanden [wäre], die bereits zu Brandtbach (= Brambach[325]) und anderen Orten das Vieh hinweggenommen hätte, standen wir allseits in Sorgen, sie möchten einen Anschlag auf hie[r]hero machen und die hinterlassenen Kroaten überfallen. Darauf haben sich die hinterlassenen Kommandanten des H[errn] Oberst vorgenommen, die besten Pferde des H[errn] Oberst, die er noch hier hatte, zusammen mit den Reit- und Kutschknechten morgenden Tages nach Eger zu (ver)schaffen. Ich mußte daher abermals neben H[errn] Sebastian Schmidt mit H[errn] Hofmeister hineinreiten, um darin(nen) Anordnung zu machen, daß die Pferd[e] und Knecht[e] ihre tägliche Verpflegung erlangten. Daneben hatten ihr Befehl, nochmals bei e[inem] e[hrenhaften], festen Rat um(b) den oft begehrten und bewilligten Beischuß untertänigst anzulangen und die Rechnung zu übergeben [für das], was das erste Monat bei uns aufgegangen [war].

Diese Rechnung der ersten 30 Tage hat sich auf 2201 fl. 29 Kr[euzer] erstreckt. [Dazu kamen noch] 440 fl. für Heu und Stroh und 62 fl. Für die Handwerksleute, die für H[errn] Oberst gearbeitet haben. Das ergibt also alles in allem – genau gerechnet – für das erste Monat 2703 fl. 29 Kr[euzer]. An Personen haben sich das erste Monat 204, an Pferden 220 (all)hier befunden.

Als ich bei [der] Übergab[e] der Rechnung (ver)merkte, daß sie auf die Seite gelegt und nit gar groß beachtet wurde, hab ich selbsten um(b) besserer Erläuterung willen zu Eger diese Instruktion aufgesetzt und [sie] neben den zugeordneten [Schreiben] übergeben; [mit dem Hinweis], daß sie vom Bürgermeister und Rat zu Redwitz zugestellt worden wäre.

Die Instruktion lautete so:

Instruktio

Bürgermeister und Rat des Markts Redwitz

sub dato den 14. Febr. Anno 1644

ihren Abgeordneten Georg Leopold, Richter(n) und Sebastian Schmidt erteilt, [zu bedenken], was sie nämlich neben den eingegebenen Schriften einem edlen, festen, hochweisen Rat noch mündlich zu raten haben.

2. 1. Erstlich, daß sie wegen [der] einem edlen, hochweisen Rat übergebenen Rechnung ausführlich berichten und erläutern, daß sich nämlich das, was [in] diesem ersten Monat [dem] H[errn] Oberst und anderen Offiziere(r)n gereicht werden mußte, auf 759 fl. belaufen tut. Beim Hafer sind nur die Portiones und zwar nur 1 Napf auf ein Pferd gerechnet worden, [obwohl] in vielen Quartieren mehr ggeben wurde. Er macht über 400 fl. Da er aber von der armen Bürgerschaft meist mit barem Geld erkauft oder auf Borg genommen werden mußte, erstreckt er sich [zusammen mit] dem baren Geld auf 1159 fl. Der (Über)rest [von 2201 fl.] – also 1042 fl. – auf die 204 Häupter verteilt, macht dann [pro] Person und Tag für Essen und Trinken 10 Kr[euzer].

2. Ein edler, fester, hochweiser Rat wird daraus wohl zu schließen wissen, daß dergleichenLeute damit einen Tag lang nit ausgehalten werden konnten, sondern daß jedweder doppelt oder dreifach [soviel] verzehrt hat.

3. Drittens sollen sie untertänig berichten, daß uns auch Heu und Streu, die fast nit mehr zu bekommen [waren], große Ungelegenheit gemacht haben. Wir haben dafür für 1 Pferd – für Tag und Nacht – 4 Kr[euzer] gerechnet, was also das erste Monat 440 [fl.] ausmacht.

Ingleichen haben diesen Monat über allerlei Handwerksleut[e] wie Wagner, Schmiede, Schlosser usw. ein[z]ig und allein für H[errn] Oberst gearbeitet, für die wir 62 fl, 52 Kr[euzer] bezahlen mußten. Was, durch diese Quartierung kausieret, [noch] an Botenlohn, notwendigen Zehrungen, Holz zu Wachtfeuern usw. Aufging, kann diesmal wohl mit Stillschweigen übergangen werden.

4. Obwohl viertens – wie obige puncta besagen – weit mehr, als diese Rechnung [ausweist], aufgegangen [ist], sollen sie doch bei e[inem] e[dlen], festen Rat untertänig anlangen und bitten, daß diese Rechnungen durch [den] Herrn Proviantmeister Thumser (mit) nach Prag geschickt werden. Dort soll H[err] Oberst über die Portionen defalziert[326] und – wie es jüngstens geschehen – verwiesen werden, daß er gegen uns nicht mehr ungnädig sei und uns nit mehr in Leib- und Lebensgefahr bringe, wie damals, wo er uns des öfteren bedrohte und warnte, gegen ihn [erneut] mit einer Klage einzukommen5.

5. Zum fünften wollen wir jedoch untertänig hoffen, daß solche Rechnung von einem edlen, festen, hochweisen Rat approbiert und für just angenommen wird. Es wäre uns auch nit zuwider, wenn H[errn] Oberst diese Rechnung vorgelegt würde. Wir würden dann [freilich] wünschen, daß jemand von einem edlen, festen Rat zur Abhörung derselben deputiert wird, da der H[err] Oberst dann selbst(en) geständig sein und bezeugen müßte, daß nit allein dieses sondern weit mehr aufgegangen war.

6. Weil sich dann sechstens die Ausgabe für Hafer und [für] bares Geld im vergangenen Monat weit über 1000 fl. erstreckte, haben wir leider – Gott erbarme es – alles, was an [all]gemeiner Steuer und an milden Stiftungsgeldern vorhanden gewesen [ist], angreifen und an unterschiedlichen Orten – wie auch bei H[errn] Bürgermeister Vetterle(n) und H[errn] Zollbereiter (allhier) eine [große] Summe Geld(es) aufnehmen müssen. Weil wir während dieser Zeit trotz dieser Drangsal von einem edlen, hochweisen Rat niemals mehr als wöchentlich um(b) einen Beischuß von 100 Talern gebeten, aber bishero nit erlangt haben, so sollten sie nochmals höchst flehentlich und um(b) Gottes willen anhalten und bitten, daß ein edler, fester, hochweiser Rat ob solcher uns auf dem Hals liegender Last und Unmöglichkeit väterlich erwägen sollte, uns einen solchen Beischuß zu ersetzen, den wir dann zur Abtragung unserer jährlichen Schuld(igkeit) an Bern[327] und Tranksteuer verwenden würden. [Andernfalls] ist es uns bei einem solch erbärmlichen Zustand unmöglich, weder diese Schuld[igkeit] noch [jene] an H[errn] Pachelbel – die Interessen der Güttbrod in Nürnberg[328] und andere [betreffend] – , geschweige denn die von H[errn] Oberstwachtmeister Moser(n) übernommenen 1000 fl. abzutragen.

7. Obschon sich zum siebenten ]der] H[err] Oberst dahin erklärte, in den anstehenden Monaten für die Tafelgelder täglich nur 10 Taler zu nehmen, so mußten sich doch die Ausgaben an barem Geld weit höher belaufen, da sich die meisten berittenen Reiter, obwohl sie absent [waren], die Verpflegung und Portiones nach ihrer Rückkunft – nach einem hinterlassenen Befehl des H[errn] Oberst – in barem Geld ersetzen ließen.

Sie mögen deshalb anlangen und untertänig bitten, daß der von einem edlen, hochweisen Rat zu solcher Quartierung begehrte Beischuß von wöchentlich 100 Reichstalern solange kontinuiert werden möge, bis Gott eine Änderung schaffe.

Obwohl sich nun die 4 Alten Herren auf diese von uns eingebrachte Instruktion [hin] zusammengefunden, haben sie (sich) doch nichts Gewisses resolvieren wollen, sondern es auf den nächsten Ratstag verschoben.

Weil wir nun dieses [Schreiben] von uns [aus] und ohne den Befehl unserer Prinzipale eingegeben [hatten], haben wir dies nach unserer (An)heimkunft Bürgermeister und Rat referiert. Die haben es dann für bekannt angenommen, gleichlautend mit dem Inhalt zu Papier gebracht, mit des Rats (In)siegel ratifiziert und den Kriegsakten beigelegt.

Den 18. Februar haben diese Reiter den Junker Hanns Ernst von Grafenreuth auf Lorenzreuth[329] in der Nacht das Pferd aus dem Stall gestohlen. Weil es aber an dem Schnee bis an einen Hof in Manzenberg gespürt worden [war], hat er es dort wiederbekommen. Dergleichen Stehlen und Rauben ist nun täglich bei Tag und Nacht vorgegangen, denn die [Reiter] haben sich zu Roß und zu Fuß auf alle Straßen begeben und haben in den Hölzern aufgelauert. Von den nächsten Dörfern hat fast niemand aus- und einkommen können. Darüber [hinaus] sind viele Leut[e] geschlagen und beschädigt worden. Weil der Obrist(e) nit vorhanden [war], gab es auch kein Remedieren.

Unterdessen waren wir auch wegen der dem Oberst versprochenen Tafelgelder[330] sehr geplagt, da wir fast nirgend mehr Geld aufzubringen wußten. Obwohl uns ein edler Rat der Stadt Eger bewilligte, uns erstlich 50, hernach 60 Taler zu diesen Tafelgeldern beizuschießen, haben wir letz[t]lich sonderlich deswegen nicht mehr erlangen können, weil noch ein Regiment zu Fuß in die Stadt [ge]kommen ist, wodurch sich die Beschwerden immer mehr häuften“.[331]

Am 19.2.1644 war das Regiment samt dem Generalstab in Mügeln[332] einquartiert.[333]

Am 2.4.1644 hatte Johann Georg I. von Sachsen[334] an Bruay[335] geschrieben und auf die Notwendigkeit einer Vereinigung Gersdorffs[336] mit Rajkovič sowie auf die Tatsache hingewiesen, dass Königsmarck und das hessen-kasselische[337] Kriegsvolk an der Saale vorrückten und nach genügender Verproviantierung mit Sicherheit gegen Altenburg[338] und Pegau[339] vorrücken würden, was verhindert werden müsse.[340] Am 8.4.1644 teilte der sächsische Kurfürst Gallas mit, Bruay rücke aus Altenburg[341] vor und solle zu den Obristen Gersdorff und Rajkovič stoßen. Königsmarck habe den Raum Leipzig-Dresden[342] verlassen, die Elbe überschritten und rücke gegen Schlesien vor.[343] Am 13.4. schrieb Bruay aus Oelsnitz an Gallas: Er logiere mit einer geringen Truppernzahl in Oelsnitz und wolle am nächsten Tag gegen Plauen vorrücken. Am Saalefluss gebe es keine feindlichen Truppenteile. Laut Colloredos[344] Nachricht sei Douglas vor 11 oder 12 Tagen aus Schlesien abgezogen, vermutlich werde er bei Barby[345] zu Königsmarck stoßen. Es sei daher für ihn, Bruay, wichtig, sich bald mit den Truppen Gersdorffs und Rajkovičs zu vereinigen.[346] Dazu sollte es allerdings nicht mehr kommen. Der schwedische Hofhistoriograph Bogislaw Philipp von Chemnitz [9.5.1605 Stettin-19.5.1678 Hallsta, Gem. Västerås] berichtet: „Itzterwehnten Gen. Major Königsmarck haben Wir droben, nebenst vnterhabenden Regimentern, am Saalstrom logirend vnd auf des Feindes Vorhaben acht gebend, verlassen. Dieser, wie Er erfahren, das der Obriste Reckowitz, so denen Schwedischen vor andern seiner Nation abbruch gethan, mit seinem Regiment Croaten zu Zeitz[347] stunde, resolvirte, dieselbe heimbzusuchen. Welchem nach Er, den sechsten tag AprilMonats [16.4.1644; BW] mit gewöhnlicher geschwindigkeit auf Sie angangen, vnd folgenden siebenden [17.4.1644; BW], bey angehendem tag, Sie, wiewol nicht schlaffend, sondern in bereitschafft stehend, vor sich gefunden: Da Er Sie dan alsbald dergestalt chargiret, das nicht allein der Obriste todt, sondern nebenst demselben noch in die anderthalb hundert theils im lauffe geblieben, theils gefangen worden“.[348]

Wassenberg[349] berichtet in seinem „Florus“ von 1647: „Dahingegen haben die vnterm Herrn Obristen Rackowitz reitende Kroaten / gleich nach Eingang vnser vorhabenden Monats, einen vnversehenen Streich dergestalt bekommen; in dem Herr General Major Königsmarck stark von Hall[350] außgangen / vnd folgenden tages sehr frühe vor Zeitz angelangt; von deren Ankunfft alß der Keyserlicher Obriste Rackowitz kundschhafft eingenommen / hat er sich vnsäumlich mit seinen vier hundert Kroaten in das Feld gestellet / auch der Königsmärckischen drey Scharmützel außgestanden / biß endlich die übrigen Schahren / so bißher verdecket gestanden / vnversehens starck angedrungen / da dann erstlich dem Obristen Rackowitz das Pferd unterm Leib / er selbsten aber gleichsfalls durch den Kopff geschossen worden / vnd neben andern mehr als hundert gemeinen Soldaten / todt geblieben / massen dann die Königsmarckischen ferner über hundert gefangen / hundert fünf vnd funffzig gesattelte Pferde darvon gebracht / die übrigen zerstrewet / nach dem sie ihrer seits den Obristen Leutenant vom Königsmarckischen Leib-Regiment / drey Leutenants / vnd zwantzig gemeine Reutter verlohren. Worauff mehrgedachter General Major deß Obristen Rackowitz Leichnam auf das Schloß zu bringen auch über vorige Besatzung noch funffzig Mann / sampt vielem Vorrathe / Vieh / vnd Getreide daselbst hin abführen lassen.

Solchem nach hat er sich widerumb gegen Mörseburg[351] zu gewendet / vnterwegs eine andere Rackowitzische Parthei in dreiss starck / so vmb Hall gestreifft / angetroffen / vnd also empfangen / daß über acht oder neun Mann nicht darvon kommen“.[352] Das „Theatrum Europaeum“ kennt auch den Grund für Rajkovičs Tod, der anscheinend noch Restalkohol im Blut hatte: „Dagegen haben die vnter dem Obristen Rackowitz fechtende Croaten gleich nach Eingang vnsers vorhabenden Monats einen vnversehenen Streich dergestalt bekommen / in dem wolgedachter Herr General Major den 6. 16. diß in fünffzehenhundert starck von Hall außgangen / vnd am 7. 17. diß Morgens sehr frühe vor Zeitz angelangt; von deren Ankunfft als der Käyserliche Obriste Rackowitz / (welcher deß Abends zuvor mit einem guten Rausch von einem Bancquet nach Hauß kommen) Kundschafft erlangt / hat er sich nicht gesäumt / sondern so bald mit seinen Croaten / in 400. starck / in das Feld gestellt / auch zu Ankunfft der Königsmarckischen 3. Scharmützel außgestanden / biß endlich die vbrigen Trouppen / so bißher verdeckt gestandẽ / vnversehens starck angetrungen / da dann erstlich dem Obristen Rackowitz das pferdt vnter dem Leib / er selber aber gleichfalls durchs Haupt geschossen worden / vnd neben andern Gemeinen vber hundert todt geblieben / massen dann die Königsmarckischen ferners vber hundert gefangẽ / 155. gesattelte Pferdt davon gebracht / die vbrigen zerstrewet / nach dem sie ihrer Seits den Obr. Leutenant vom Königsmarckischen Leib-Regiment / 3. Leutenants vnd 20. gemeine Reuter todt verlohren. Hierauff mehrwolgedachter Gen. Major / deß Obristen Rackowitz Cörper auff das Schloß zu Zeitz bringen / auch vber vorige Besatzung noch fünffzig Mann / sampt vieler Munition / Vieh / vnnd Geträudig daselbsthin abführen lassen. Solchem nach ist er wiederumb gegen Mörseburg zurück gangen / vnterwegs eine andere Rackowitzische Parthey / in 30. starck / so vmb Hall gestreifft / vnd also zugericht / daß vber acht oder neun Mann nicht darvon kommen“.[353] Im „Theatrum Europaeum“ hieß es noch einmal dazu: „Kurtz hernacher war derselbe[354] [Königsmarck; BW] gantz eylends von Hall auffgebrochen / vnnd am 17. dieses / frühe für Zeitz angelangt / da er dann hatte seine Trouppen verdeckt gehalten / vnnd in achtzig Pferdt biß an Zeitz praviren lassen: Denen ist Obrister Rackowitz / mit zweyhundert Croaten herauß nachgehawen / welchem seine vbrige auch gefolget. Weil sie aber den Königsmarckischen zu weit nachgesetzt / vnd vber den Paß marschirt / sind ihnen die verdeckte Trouppen in Rücken eingangen: worüber die Croaten zwar wol gefochten / als aber dem Obristen Rackowitz sein Pferdt erschossen worden / vnd er zu Fuß nicht vber den Paß kommen können / ist er sampt etlichen Croaten todt bleiben / auff das Schloß zu Zeitz gebracht / vnnd vber hundert neben ihren Pferdten gefangen worden / der Rest hat sich mit der Flucht salvirt“.[355]

Die zweimal im Jahr zu den Messen in Frankfurt/M. erscheinende „Relationis Historicae Semestralis Continuatio“ informierte ihre LeserInnen zum April 1644: [S. 22] „DAhingegen haben die vnderm Herrn Obristen Rackowitz fechtende Croaten gleich nach Eingang vnsers vorhabenden Monats einen vnversehenen Streich dergestalt bekommen / in dem wolgedachter Herr General Maior den 6. 16. diß in 1500. starck von Hall außgangen / vnnd am 7. 17. diß Morgens sehr frühe vor Zeitz angelangt; von deren Ankunfft als der Käyserl. Obr. Rackowitz (welcher deß Abends zuvor mit einem guten Rausch von einem Banquet nach Hauß kommen:) Kundschafft erlangt / hat er sich nicht gesäumt / sondern so bald mit seinen Croaten / in 400. starck / sich in das Feld gestellt / auch zu Ankunfft der Königsmarckischen 3. Scharmützel außgestanden / biß endlich die vbrigen Trouppen / so bißher verdeckt gestanden / vnversehens starck angetrungen / da dann erstlich dem Obr. Rackowitz das Pferd vnderm Leib / er selbsten aber gleichfalls durchs Haupt geschossen worden / vnd neben andern Gemeinen vber hundert geblieben / massen dann die Königsmarckischen ferners vber hundert gefangen / 155. gesattelte Pferd darvon gebracht / die vbrigen zerstrewet / nachdem sie jhrerseits den Obr. Leutenant vom Königsmarckischen Leib-Regiment / 3. Leutenants / vnd 20. gemeine Reutter tod verloren. Hierauff mehrwolgedachter Gen. M. deß Obr. Rackowitz Cörper auff das Schloß zu Zeitz bringen / auch vber vorige besatzung noch 50. Mann / sampt vieler Munition / Vieh vnnd Getreydig daselbsthin abführen lassen. Solchem nach ist er wiederumb gegen Mörseburg zurück gangen / vnterwegs eine andere Rackowitzische Partie / in 30. starck / so vmb Hall gestreifft / angetroffen / vnnd also zugericht / daß vber 8. oder 9. Mann nicht darvon kommen“.[355a]

Unter dem 8./18.4.1644 schreibt Leopold: „Den 8. April bin ich abermals, [zusammen] mit [dem] H[errn] Regimentquartiermeister und Kapitänleutnant, nach Eger geritten [und] habe dort von e[inem] e[hrbaren] Rat 100 Taler erhoben, die uns ein ehrenfester Rat zu Wunsiedel vorgestreckt [hatte. Darauf] habe ich auf Befehl des H[errn] Generalfeldwachtmeisters, Freiherrn von Webel, [dem] Kommandanten in Eger, um(b) ein Vorlehen ersucht, welcher es dann dahin gerichtet hat, daß die Juden auf ein paar Monat[e] 100 Taler hergeliehen [haben], für die er selbst Bürge geworden ist. Solches Geld habe ich damals H[errn] Oberstwachtmeister vom Reyckowitzischen Regiment in Eger zugestellt“.[356]

„Als wir nach Seußen1 [ge]kommen [waren], kamen uns etliche Kroaten entgegen, die uns berichteten, daß der schwedische Generalmajor Königsmark auf unseren Oberst(en) Reykowitz – welcher sich bishero zu Zeitz aufgehalten [hat] – losgegangen sei, in welchem Scharmützel der Oberst, der sich tapfer gewehrt, erstlich gefangen, hernach [aber] – wie sie vorgaben – [zu] allerst niedergeschossen worden sei.

Weil nun der Oberst solchergestalt gefallen und bei diesem Regiment kein Haupt vorhanden [war], so hat fast jeder Soldat Herr sein und keiner auf den andern [etwas] geben wollen. Dahero haben wir unter diesen Leuten in höchster Gefahr leben und schweben müssen; wie denn auch der Kapitänleutnant,[357] der [zu] dieser Zeit Kommandant hier war, [Trotz] seiner Abwesenheit von uns, ziemlich [viel] Geld (er)forderte. Da wir wir ihm nichts geben wollten, sondern [es] dem H[errn] Oberstwachtmeister dieses Regiments nach Eger berichteten, hatten wir an ihm einen sehr ungnädigen Herrn, der uns [immer]fort bedrohte und [der] oft[mals] seinen bloßen Degen über uns zückte“.[358] […] „Den 14. April ist in der Nacht dem hiesigen Kommandanten, [dem] Kapitänleutnant, Order zu[ge]kommen, daß er mit den berittenen Reitern puncto aufbrechen und nach Eger gehen soll. Er hat uns dahero bei der Nacht vor sich gefordert und von uns 50 Taler prätendiert und verlangt die wir ihn aber ohne Konsens [des] H[errn] Oberstwachtmeisters in Eger nicht geben wollten. Aus Cortesia[359] haben wir ihm 10 Taler angeboten, wegen deren er anfangs hofieren wollte, die er dann aber aber doch mit unserer höchster Gefahr angenommen hat. Um(b) 2 Uhr in der Nacht ist er dann mit 20 Pferd[en] fortgeritten. Den 19. dito ist dieser Kapitänleutnant samt den ihm nachgegangenen Reitern wieder hie[r]hero [ge]kommen. Vorhero sind sie dem toten Körper des Oberst etwas entgegengeritten und haben ihn zu Eger eingebracht“.[360] […] „Weil [am] Nachmittag der Leichnam(b) des H[errn] Oberst in Eger erhoben und nach Wien abgeführt werden sollte, haben wir zur Bezeugung unserer Kondolenz selbigem Prozeß beigewohnt. Während er in dem Johanniskirchlein beigesetzt war, ist doselbst erstlich von dem Jesuitenpater Emerich einen Leich[en]sermon gehalten worden, [wobei] seine Leben[s]taten, von denen wir anders(t) und besser reden gekonnt hätten, hochgerühmt wurden. Hernach ist er in einer Prozession über den Markt hinaus vor das Obertor getragen worden. Doselbst wurde er dann auf einen schwarzen Wagen gelegt und (al)so – mit Hinterlassung seines zusammengepreßten Geldes – hin[weg]geschleppt. Diesem Prozeß hat unter anderen hohen Kriegsoffiziere(r)n auch H[err] Generalwachtmeister Webel beigewohnt. Das Regiment ist ihm auch zu Fuß bis zum Wagen mit um(b)gekehrtem Gewehr und Trauerspiel gefolgt, [während] die Musketen etlich[e] Male losbrannten“.[361]

Nachfolger Rajkovičs wurde Lubedich.

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Obrist [schwed. Överste]: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung, 500 fl. zu Fuß, 600 fl. zu Roß [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] in der kurbrandenburgischen Armee 1.000 fl. „Leibesbesoldung“ nebst 400 fl. Tafelgeld und 400 fl. für Aufwärter. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 504. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.
[2] Kroaten (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte. Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder Fünfte war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) Theatrum Europaeum Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39; LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg als Erfahrung und Memoria, in Druckvorbereitung]. Vgl. die Erwähnungen bei HEUBEL; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[3] Kompanie [schwed. Kompani]: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200, den Kaiserlichen 60, den Schwedischen 80, manchmal bei 100-150, zum Teil allerdings auch nur ca. 30. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.
[4] Ungarn: Schriftlich erwähnt werden „hussarones“ (ursprünglich Grenzsoldaten in den ungarischen Festungen) erstmals 1481 in einem lateinischen Schreiben des Ungarnkönigs Matthias Corvinus (1443-1490). Die Husaren hatten sich bereits zu schwer gepanzerten Reitern entwickelt. Sie trugen Helme im türkischen Stil (Zischäggen), Brust- und Armpanzer, mit Eisenblech beschlagene Schilde (bezeichnet als „Tartschen“), schwere Säbel (Sarrass), Streitkolben und Lanzen, außerdem einen Panzerstecher (hegyestőr, „Pikenschwert“). Falls die Lanze beim ersten Ansturm brach, wurde dieses drei- oder vierkantige Schwert mit einer etwa 150 cm langen Klinge auf den Oberschenkel gesetzt und als Stoßwaffe benutzt. Zur zeitgenössischen Einschätzung vgl. REISNER, Aber auch wie voriges tags, S. 456f. (1619):Es ist zwar ein außerlesen schön ungerisches Kriegsvolckh, aber auch außerlesene Freybeutter; so mit stelen und rauben niemand verschonen; lassen nichts liegen, ziehen die leutt – freund oder feind – ganz nacket auß oder hawens wol gar nieder“. Eine ganz ähnliche Klage findet sich auch in dem Wiener Bericht vom 27. Oktober [1619]: „Die Hungern haußen gar übel auch bei den Evangelischen sine omni discretione, hauen alles nieder, plündern und verbrennen alles, so erbärmlich ist; wann sie alßo procediren, möchte waß anderst drauß entstehen“. Der Marktredwitzer Chronist Leopold (1635); BRAUN, Leopold, S. 54f. „Den 6. Febr[uar] hat ein edler, hochweiser Rat der Stadt Eger hie[r]her(o) berichtet, (wie) daß etliche Regimenter Ungarn aus Böheim(b) auf sie in (den) Anzug [seien] und fürters in das Reich marschieren wollten. Weil es (dann) ein böses und loses Volk, das sich auch von niemand kommandieren, vielweniger durch Kommiss[are] führen ließen, als(o) wäre ihr Rat: Wir sollten uns beizeiten mit Weib und Kindern, Vieh und [den] besten Sachen [und dem], was wir [sonst] noch hätten in Sicherheit begeben, denn [= weil] sie aller Orten sehr übel hauseten und sie uns vor solcher Gewalt nit schützen könnten“.
Der katholische irische Feldkaplan Thomas Carve [1590 – 1672 ?] berichtet; CARVE, Reyßbüchlein Bd. 2, S. 159f.: „Den 17. Octobris [1639; BW], ward ein Vngarischer Graff mit 500 Pferden / von Prag auff Prandis [Brandýs nad Labem] zu / allda die Schweden sich auffhielten / vmb Kundschafft einzuholen / außcommandirt. Dieser ist bald nach seinẽ Außzug von den Schwedischen Partheyen vmbgeben vnnd ertapffet / vnnd weilen in dem Außreissen / sein Pferdt vnter ihme gestrauchlet / gefangen worden; Obwohl nun er der Gefängnuß sich zu entledigen vermeyndt / gleichwohl gesehen dass solches durch kein anderes Mittel / alß mit gewehrter Handt geschehen könne / hat er sich allermassen ritterlich gewehret / auch der Schwedischen viele mit seiner eygenen Handt niedergemacht / biß endtlich er also verwundet / vnnd mit sieben tödtlichen Wunden verletzt / heroisch auff der Walstatt todt blieben. Sein todten Leichnamb haben nichts desto weniger die Vngaren dem Feindt entzogen / vñ mit sich nacher Prag gebracht vnangesehen irer etliche hundert das Leben darüber eingebusset / allda selbiger nach Standtsgebühr / mit grossen Ehren zur Erden bestattet worden“.
[5] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, S. 437.
[6] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, S. 453.
[7] Hof; HHSD VII, S. 302f.
[8] Ranzion, Rançon, ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Teilweise wurde Offizieren gestattet, zum „Rekompens“ drei bis Häuser zu ranzionieren; FRITSCH, Tagbuch, S. 129. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade auch der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29. Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten je nach Rang in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph III, S. 450. SEMLER, Tagebücher, S. 137 (1634): „Hierauff die Schwedische ihre gewohnliche straiff vnd raubereyen noch ferner vnd ernstlicher continuirt, also daß nicht allein auf dem land vnd dörffern sich niemandt betreffen, sonder auch gar in die reben (außerhalb was gegen Sipplingen hinab gelegen, dahin der feind niehmaln kommen) niemandt blicken lassen dörffen, inmaßen ettliche burger vnd salmanßweilische vnderthonen, so in den reben bei vnd gegen Nußdorf und Burgberg schaffen wollen, von denen hin vnd wider vagierenden reüttern aufgehebt, vnd nach Pfullendorf geführt, deren jeder biß auf 60 vnd mehr reichsthaler ranzion angezogen, vnd weilen sie, alß arme rebleütt sollche zu bezahlen nicht vermögt, volgendts mit der armada fortgeführt worden, wie benantlich ein veberlingischer gmainder vmb 68 thaler vnd zwen Nußdorffer jeder vmd 58 thaler ranzioniert, vnd vneracht diese bede für sich 40 thaler angebotten, ein mehrers auch im vermögen nit gehabt, seyn sie doch bei sollchem nicht gelassen worden“.
[9] Hohenberg a. d. Eger [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 307f.
[10] Kontribution: Kriegssteuer, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Der Flussmeister und Advokat Johann Georg Maul [? – nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können“. Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt“. Vgl. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“.
[11] Bad Brambach [Vogtlandkreis]; HHSD VIII, S. 14.
[12] Oelsnitz [Vogtlandkreis]; HHSD VIII, S. 263f.
[13] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.
[14] Reichenbach [Vogtlandkreis]; HHSD VIII, S. 298f.
[15] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden so genannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Der tägliche Unterhalt für einen Kapitän betrug in der brandenburgischen Armee (1631) 2 Rt.
[16] Johann Prößler [Pößler, Praßler, Pößler, Päßler, Pröstler] [ – ], kaiserlicher Hauptmann.
[17] Johann Georg Wolf, genannt „Sensen-Magister“ [ – ], Magister, Advokat.
[18] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[19] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.
[20] Feilitzsch-Zedtwitz [LK Hof].
[21] Musketier [schwed. musketerare, musketör]: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet 1634, dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe; SCHLOTTER, Acta, S. 194. Der Bad Windheimer Chronist Pastorius hält unter 1631 fest; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 100: „1631. Den 10. May eroberte der General Tylli die Stadt Magdeburg / plünderte sie aus / eine Jungfrau hatte ihres Bruders Kleider angezogen / und sich in ein groß leeres Weinfaß verstecket / ward endlich von einem Reuter gefunden / der dingte sie für einen Knecht / deme sie auch drey Monat treulich die Pferde wartete / und als in einem Treffen der Reuter umkam / und sie von denen Schweden gefangen gen Erffurt kam / ließ sie sich für einen Musquetirer unterhalten / dienete fünff Jahr redlich / hatte in etlichen Duellen mit dem Degen obsieget / wurde endlich durch eine Müllerin / wo sie im Quartier lag / verrathen / daß sie ein Weib wäre / da erzehlete sie der Commendantin allen Verlauff / die name sie zu einer Dienerin / kleidete sie / und schenckte ihr 100. Ducaten zum Heyrath-Guthe“. Weiter gibt es den Fall der Clara Oefelein, die schriftliche Aufzeichnungen über ihren Kriegsdienst hinterlassen haben soll. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[22] Streifpartei: I. Streifkorps; Reiterabteilung, die entweder zur Aufklärung oder zu überraschenden Handstreichen vom zuständigen Kommandeur ausgesandt wurde oder eine auf eigene Rechnung oder mit Wissen des an der Beute beteiligten Kommandeurs herumstreifende Abteilung, um Beute zu machen, Nahrung zu beschaffen oder die Bevölkerung zu terrorisieren. Am 9.5.1643 schrieb Ferdinand III. an Gallas: „auch die Streifparteien gehören bestrafft […], da sy die unterthanen unerhörter barbarischer weiß tractirn, denenselben wan sy nit gleich alles nach ihrem willen thuen, löcher durch die nasen bohren, strick dardurch ziehen und sie die [wie ?] unvernünfftigen thiere mit herumben ziehen, theils gar pulver in die nasenlöcher, auch mundt und ohren stecken und dasselbe anzünden, oder aber haisses bley hinein gießen, auch wohl ihre händt und fueß abhacken, ganze dörffer außplendern, und viel pferdt und viech mit weckh treiben“. REBITSCH, Gallas, S. 218f. II. Kriegspartei: reguläre Truppenabteilung. Vgl. KROENER, Kriegsgurgeln. III. Banden aus Deserteuren, Straftätern, vertriebenen Bauern, die z. T. in Stärke von 400 Mann bevorzugt Dörfer überfielen. LEHMANN, Kriegschronik, S. 105, zu einer Strafaktion: „Zue Crandorf hielte Sich auf Johans Lorentz, ein versuchter Churfürstlicher reuter, aber arger Mauser, der uff den Schwedenschlag an der Böhmischen gräntze großen schaden gethan. Den nahm Künemann, ein keyßerlicher Leutenandt und werber von den Platten mit 6 musquetiren des Nachts auß den bette, führeten ihn biß an Breittenbrunner Wiltzaun, schoßen in todt, zogen ihn auß und ließen ihn liegen, der den 25. April in einen Winckel auf den Gottesacker wurd begraben“. Vgl. auch das Edikt der Grafschaft Limburg (1627): „waß maßen vnd vielfeltiger Dagten Vorkommen [ist], dass sich in Vnser[er] Graffschafft Lymburg fast täglichen Partheyen vnd Soldaten vnd auch noch woll herrenloses Gesindling in Büschen, Bergen vnd Strauchen auffhalten, welche nicht allein Vnsern Vnderthanen, sondern auch der benachbarten Neutralen pressen, knebeln, fangen, stechen vnd sonsten übell tractieren […], welches allen Rechten, Erbarkeitt, guter Policey vnd gemeiner Wolfahrt, auch des Heiligen Reiches Landtfrieden vnd anderen Satzungen zuwiederläufft“. MARRA, Tod, S. 140. „Je länger der Krieg dauerte, um so ärger wurde es. Eine Beschwerde der anhaltischen Fürsten vom 22. Januar 1639 an den Kaiser schildert die Zustände im Lande wie folgt: ‚Die meisten Völker haben sich von der Armee abgetan und unser Fürstentum durch und durch gestreift, Dörfer und Städte, derunter Jeßnitz und Raguhn, ausgeplündert, Adlige und andere Standespersonen ermordet und verwundet, Dörfer in Brand gesteckt, teils ohne Not niedergerissen, Bauernkinder geschlachtet, den Weibern die Brüste abgeschnitten und gegessen, dazu das Land dermaßen verderbt, daß fast niemand sich auf dem Lande aufhalten und das Feld bestellen, noch die Reichsanlage abführen kann“. WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 222. Im Juni 1647 ordnete der Kommandant von Lippstadt, Rollin de St. André, an, dass alle herumstreifenden Soldaten ohne Ausweispapiere zu erschießen seien. CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 51. Vgl. THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 617 (1641): „Vmb den Eingang Junii liesse sich ein Brandenburgischer Rittmeister gelüsten in Mechelnburg wider voriges Verbott zustreiffen / der auch dariñen geplündert hatte: Darwider Gen. Major Axel Lille vber einen / dem beschehenē Anbringen zu widerlauffenden actum, sich beklagte. Herr Statthalter Marggraffe Ernst liesse diesen Rittmeister einziehen / vnd im Kriegsrecht widerfahren / darumb er enthauptet / vnnd zehen seiner Gehülffen auffgehenckt worden“.=> Partei.
[23] Schleiz [Saale-Orla-Kreis]; HHSD IX, S. 380ff.
[24] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Raub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.« Teilweise „kauften“ sich begüterte Bürger Offiziere als Salvaguardia, um sich gegen Übergriffe zu schützen; SUTORIUS, Die Geschichte von Löwenburg. 1. Teil, S. 266.
[25] Johan Banér [Bannier, Panier, Panner] [23.6./3.7.1596 Djursholm-20.5.1641 Halberstadt], schwedischer Feldmarschall.
[26] Standarte: an einer Stange als => Fahne angebrachtes Feldzeichen berittener Truppen.
[27] Hof-Leimitz.
[28] Rittmeister [schwed. Ryttmåstere]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte – 1620 erhielt er in der brandenburgischen Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur 25 fl. – , bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[29] Adorf [Vogtlandkreis]; HHSD VIII, S. 1f.
[30] KLUGE, Hofer Chronik, S. 70f.
[31] Fladungen [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 199.
[32] zu tun.
[33] prästieren: leisten, entrichten, eintreten, gewähren.
[34] Deduktion: Schreiben, Ableitung.
[35] obstruiert: behindert.
[36] exempt: befreit, ledig.
[37] Prätension: Forderung.
[38] Graslitz [Kraslice]; HHSBöhm, S. 169f.
[39] in agone mortis: im Todeskampf.
[40] Flucht: Überlebensstrategie in Kriegszeiten. Der Schuhmacher Hans Heberle listet in seinem „Zeytregister“ 30 Fluchten nach Ulm auf. ZILLHARDT, Zeytregister, S. 225; DEMURA, Flucht, S. 187ff. Der Bieberauer Pfarrer Johann Daniel Minck; KUNZ/LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 253f.: „Viele verkrochen und versteckten sich zwar in Wälder, Höhlen, Klippen etc., waren aber ausgespähet, denn die [kaiserlich-bayerischen] Soldaten hatten bei sich menschenspürige Hunde, welche, wann sie an Mensch und Vieh kamen, mit ihrem Bellen die Leute verrieten und den Räubern Anzeig gaben. Darumb flohe alles auf die Schlösser. Da lagen alle Gassen, Höfe und Winkel voller Leute, besonders zu Lichtenberg, welches ein kleiner Behelf. Und derhalben auch viele im Regen, Schnee und Kälte unter dem freien Himmel lagen, teils lagen in Fässern und Bütten. Die Stuben waren Winterszeit so voll, dass wegen der Menge keines sitzen, sondern dicht ineinander stehen müssen. War ein groß Jammer und Elend anzusehen, zu geschweigen, selbst mit darin begriffen sein“. BENTELE, Protokolle, S. 192 (1634): „Des andern Tags, als man vernommen, dass die ganze Armee marchiere, haben sich Mann und Weib mit den Kindern in das Feld, Weinberg, Hülen, Klüften und Wäld mehistentails begeben, in Hoffnung, daselbsten sicher zue sein, bis das Ungewitter fürübergieng. Aber die wurden allerorten durch die Hund der Soldaten ausgespürt, gehetzt, gejagt, gefangen, ranzioniert, übel tractiert, und tails erbärmlich ermordet. War auch zu solcher Zeit Tag und Nacht schön und warm Wetter auf vierzehn Tag aneinander, daß doch also mancher dessentwegen desto besser in einem verborgenen Winkel durch Gottes väterliche Obacht bewahret gewesen, und sein Leben wie eine Ausbeut darvon gebracht hat“. Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing berichtet; SIGL, Wallensteins Rache, S. 142f.: „In diesen Tagen [Dezember 1633; BW] trieben es die Schweden überall ganz arg. Sie streiften in alle Richtungen und Gegenden herum, durchstöberten sogar die menschenleeren Ödnisse und Wälder, alle Berghänge, jedes Tal, jede Schlucht, jeden Schlupfwinkel, daß die Menschen sich vor Todesängsten überhaupt nicht mehr auskannten, sich nicht mehr helfen und raten konnten. Unter dem eigenen Dache gab es ja ohnehin keine Sicherheit. In ihrer Bedrängnis flohen alle aus ihren Wohnungen, als wären das selbst Räuberhöhlen, flüchteten in die Berge, versteckten sich in Hecken, im Dickicht, in der Wildnis, obgleich sie auch dort nirgends bleiben konnten wegen der Winterkälte, die in unserer Waldgegend noch viel ärger ist. Wenn sie sich überhaupt ein Feuer machen konnten, verriet sie schon von weitem der aufsteigende Rauch bei Tag und bei Nacht der Feuerschein; ja, die Flucht in ein Versteck verriet sie selbst schon wieder durch die unvermeidlich im Schnee hinterlassenen eigenen Spuren. Die schlauen Spürhunde folgten mit ihrer Nase diesen tiefen Fußstapfen und spürten den Flüchtlingen fleißig nach, ohne deren Todesängste zu spüren. Schau, laß dir sagen, was diese ungemein scharfsinnigen Bösewichte nicht alles aushecken, damit ihnen ja kein einziger Mensch entwischt. Überall in den Wäldern, in Dickichten, auf Viehtriften, wo sich einer geflissentlich verstecken könnte, veranstalteten sie blutige Treibjagden (veneticam tragediam). Sie stellten Reihen von Scharfschützen in einem größeren Abstand voneinander auf und durchstreiften so das vom Eingang her das Gelände, indem sie obendrein noch abgerichtete Jagd- und Spürhunde vor sich herhetzten. Diese reizten sie mit ihrem Hussa-Hussa zum Bellen, ließen sie durchs Dickicht und Gebüsch stöbern, nach Feuerstellen schnüffeln, schickten sie in unzugängliche Stellen, damit sie überall die versteckten Menschen ausmachen, mit ihrem Verbellen verraten und heraustreiben. In undurchdringliches Heckengestrüpp (truteta) schossen sie mit ihren Gewehren hinein, um die allenfalls darin verborgenen Menschen zu zwingen, dass sie herauskriechen oder herausspringen. Wollten solche arme „Angsthasen“ jedoch sofort bei dem Hussa-Geschrei der Jäger und dem Hundegebell der unausbleiblichen Flucht zuvorkommen und davonlaufen, wurden sie dort von den Musketieren zur Strecke gebracht, die den Wald von draußen in regelmäßigen Abständen voneinander umzingelt hatten, sodaß die ohnehin schon zu Tode geängstigten Menschen, wohin sie auch immer flüchten wollten, in die Fänge und Fallen dieser Menschenjäger fielen“. Auch die Heranziehung zu schwersten Schanzarbeiten veranlasste Bürger zur Flucht. Das Einfliehen in die nächsten Städte war allerdings nicht umsonst. Im März 1636 verlangte die Reichsstadt Nordhausen von hereingeflüchteten Adligen über 20 Jahren 2 Reichstaler, von Bürgern und Bürgerinnen 1 Reichstaler, von einem Bauern je nach Vermögen 12 oder 6 Groschen. Für ein fremdes Pferd waren 12 Groschen zu zahlen. KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 82. Dazu kamen in der Regel auch Abgaben für Ochsen, Kühe etc. In Weimar hielten sich 1640 außer 2863 Einwohnern 4103 Fremde auf. PFISTER, Bevölkerungsgeschichte, S. 14. Zum Teil ließ der Rat wie in Augsburg die Flüchtlinge aus der Stadt bringen (SIGL, Geschichte, S. 47) oder verweigerte die Aufnahme. Zur Migration allgemein ASCHE, Krieg, Militär und Migration, S. 11ff. Die Flucht in die nächsten Städten war nicht umsonst. Im März 1636 verlangte die Reichsstadt Nordhausen von hereingeflüchteten Adligen über 20 Jahren 2 Reichstaler, von Bürgern und Bürgerinnen 1 Taler, von einem Bauern je nach Vermögen 12 oder 6 Groschen. Für ein fremdes Pferd waren 12 Groschen zu zahlen. KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 82. Dazu kamen in der Regel auch Abgaben für Ochsen, Kühe etc. KLUGE, Hofer Chronik, S. 180 (1641): „Den 11. januarii wurde der sächßischen von adel hier eingeflehet rindt- und schaafvieh, so theils zum thor hinaus, alles wieder hereingetrieben und aufs neue verarrestiret, und solten von einem stück rindvieh 1 thaler, von einem schaaf aber 1 groschen geben, unangesehen, daß das liebe vieh zum theil dermassen verhungert, daß es kaum gehen konnte, wie dann auch viel dahingefallen und aus mangel futters umkommen müßen“. In Weimar hielten sich z. B. 1640 außer 2863 Einwohnern 4103 Fremde auf. PFISTER, Bevölkerungsgeschichte, S. 14.
[41] KLUGE, Hofer Chronik, S. 71f.
[42] Daniel Beygott z Reinderštatu [Beygold, Beygoldt, Beigoldt, Beigolt, Beygoth, Beycott, Beuchold, Peygott, Peigoldt, Peigolt, Peycott] [ -um 1650 ?], kaiserlicher Obrist.
[43] Reichelsheim [Wetteraukreis].
[44] Florstadt [Wetteraukreis].
[45] Nikolaus [Nicolas, Nicolai] de Mille Draghi [Milly-Draghy, Milistraky, Mylli Fracki, Mylle Dragi, Misti, Tragy, „Draco“] [ -Januar 1640], kaiserlicher Obrist.
[46] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.
[47] pochen: I. DWB Bd. 13, Sp. 1957, 56: „vom ungestümen, zornigen, unmutigen, trotzigen, hoffärtigen, prahlerischen, höhnischen auftreten, handeln und reden“; bzw. II. Sp. 1961, 57: „mishandeln, vexieren, plagen“.
[48] Einquartierung: Die kostenaufwendige Einquartierung von Truppen versuchten die Betroffenen oder ihre Vertreter nach Möglichkeit durch „Verehrungen“ bei den zuständigen Kommandierenden, Kriegskommissaren und Quartiermeistern abzuwenden. Gelang das nicht, so wurden je nach Rang, Vermögen und Steueraufkommen und auch der Religionszugehörigkeit der Betroffenen Mannschaften und Pferde in die Häuser eingelegt, wobei die Soldaten die besten Räume für sich in Anspruch nahmen. Billette (Einquartierungszettel) sollten zwar Unterkunft, Verpflegung (oder ersatzweise Geldleistungen) der Soldaten und Abgabe von Viehfutter durch ihre „Wirte“ regeln, was aber nicht nur zu Streitigkeiten in der Bürgerschaft selbst, sondern auch unter den Soldaten führen musste. Ausgenommen von der Einquartierung waren in der Regel bei eigenen Truppeneinlagerungen Kleriker (aber nicht deren Klöster), Universitätsangehörige, Bürgermeister, Ratsherrn, Apotheker, Ärzte und Gastwirte. Auf die Beschwerden der Bürgerschaft wurde die Einquartierung durch den Rat der Stadt „als eine gerechte und für eure vielfältigen Sünden wohl verdiente Strafe Gottes“ bezeichnet; BORKOWSKY, Schweden, S. 20. Nach dem Überlinger Dr. Pflummern; SEMLER, Tagebücher, S. 393 (1642); sind „dise völckher zu roß vnd fůß nicht darumb zu vnß kommen, vnß oder daß land vor dem feind zu sichern, oder gegen denselbigen sich im veld sehen zu lassen, sonder allein hinder den mauren oder vnderm tach den bauch vnd seckhel zu füllen vnd alßdan den weeg weitter zu nemmen vnd vnß dem feind zum raub zu hinderlassen“. In den Quartieren gab es zudem Mord und Totschlag unter den Mannschaften, gewalttätige Übergriffe gegen Bürger und Bauern waren trotz errichteter Quartiergalgen und hölzerner Esel alltäglich. Teilweise wurde sogar Quartiergeld für die von Offizieren mitgeführten Hunde verlangt; SODEN, Gustaph Adolph III, S. 359. Teilweise wurde auch der Abzug vorgetäuscht, um Abzugsgelder zu erpressen; TRÄGER, Magister Adrian Beiers Jehnische Chronika, S. 60. Der protestantische Schuhmacher Bellinckhausen über die kaiserlichen Truppen in Osnabrück (1630); BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 36: „Was denn inquartirten soldaten bey uns thut anlangen, ist ein gottlos diebisch und mordrisch volck, stehlenn jeymlich und rauben offenbar, saufen und fressen, dominirn tag und nacht, spielen und doblen, parten und beuten, ruffen und jautzen, schießen und morden sich unter andern, schlagen sich mit den burgern, verfuhrn der burger weiber und kinder und haben manig magd zur hurn gemacht. Die burger konnen bey abendts oder nacht zeyt nicht uber die straßen gehen. Sie schlagen dieselben, habe auch solchs zweymall von dem gesind leyden m mußen“. Beschwerdeschreiben Wernigerodes über Hamiltons Schotten (1632); NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 108.: „die hier liegenden Schottischen Soldaten wollten mit ihren Wirthen und deren Lägern nicht zufrieden sein, trieben die Leute aus ihren Ehebetten, brächten Gesellschaft mit, gingen mit Sporen und Stiefeln zu Bett, aus denen sie dreitätige Kindbetterinnen jagten. Würde ihnen etwas gesagt, prügelten sie die Leute; sie vernichteten ihrer Wirthe Handwerkszeug. Kein Quartier sei ihnen gut genug, sie wollten stattliche Palatia haben. Wären die Wirthe nicht zu Hause, schlügen sie die Thüren ein. Der Oberste perturbire den Magistrat in seinen, indem er die Preise der Dinge vorschreibe, unter den Vorgeben, der Rath setze sie ihm zum Tort so hoch. Wollte man diese Waren für diese Preise nicht hingeben, so drohte er, sie gerade wegzunehmen“. Eine längere Einquartierung konnte den Ruin ganzer Gemeinden und Städte bedeuten. Zudem wurden die Quartiere verwüstet. So der Abt Friesenegger von Andechs über die einquartierten katholischen „welschen“ Truppen Ferias (Winter 1634): „Das Dorf stand ganz in Unflat, und Wüste, alles zum Grausen, und für Menschen unbegreiflich. In den Häusern wie auf den Gassen lagen nichts als abscheuliche Lumpen, zerschlagener Hausrat, Köpfe, Füße, und Gedärme von verzehrten Pferden, Menschen Unrat, und mehrere Toten Körper. In den Häusern waren nur Stuben, Kammer und Kuchl bewahret, das übrige davon hatte ein Dach, keinen Mantel, keine Mittelwand, keinen Balken, und meistens standen dieselben nur auf vier Säulen. Die Zäune, Planken, und schönste Obstbäume in den Gärten waren alle verbrennet. Auch aller Hausrat von Bänken, Kästen, Bettstätten, Geschirren, und die Baufahrnisse von Wägen, Pflügen, und was immer von Holz war, ging in den Flammen auf. Selbst in beiden Kirchen war ein Greuel zu sehen. Türen, und auch Fenster waren zerbrochen. Alles, was darin aufbewahret, und zum Gebrauch war, wurde geraubet. In der Frauenkirche brannten sie wenigst die letzte Woche eines, und in der Pfarrkirche stets 2 Feuer. Alles hölzerne Kirchengerät mußte hierzu dienen. Das Gemäuer war voll Rauch und Ruß, und der Boden voll Unrat. Auf dem Friedhofe konnte man vor Menschen-Unflat keinen Fuß mit Ehren setzen, und die Sakristei brauchten sie für ihr geheimes Ort. In der Kirche zu U. L. Frau lagen auch 4 unbegrabene Toten-Körper, die man außer der Kirche auf der Nordseite, wo schon mehrere lagen, in ein Grab zusammen warf“. Auch der Abzug musste je nach Vermögen erkauft werden (1644): „Zum Abzuge mußte dem Obristen von jedem Pfluge 20 Rtlr. und das beste Pferd gegeben werden.“ WALCZOK, Barsbüttel, Gott und die Welt. Vgl. den Bericht der Kapitelherren in Zeitz (1635), BORKOWSKY, Schweden, S. 65: „Keine Brauerei, keine Krämerei ist mehr im Stift, keine Feldbestellung, kein Ackerpferd, keine Kuh, kein Kleinvieh. Hie und da müssen sich Manns- und Weibspersonen in die Pflüge und Eggen spannen – was sonst nur als barbarische Grausamkeit aus der Türkei berichtet war. Häuser und Hütten stehen ohne Dach. Die Menschen haben keine Kleidung mehr. Viele sind im Winter erfroren, andere an Hunger, Krankheit und Mangel an Arznei dahingestorben. Die Leichen liegen unbegraben. Weiber und Kinder fallen den Kommunen zur Last. Viele Bürger laufen zu den Soldaten über. Die Kirchen- und Schuldiener können nicht mehr besoldet werden. Die Jugend bleibt unerzogen. Hospitäler und Armenhäuser werden nicht mehr unterstützt. Viele Menschen sind so jämmerlich gekleidet, dass sie sich nicht getrauen, zum Gottesdienst und zum Abendmahl zu gehen …“ VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“.
[49] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[50] Obristleutnant [schwed. Överstelöjtnant]: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] und 150 fl. bezog, in der brandenburgischen Armee sogar 300 fl. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann einer Kompanie, so dass er bei Einquartierungen und Garnisonsdienst zwei Quartiere und damit auch entsprechende Verpflegung und Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[51] Veit Dietrich v. Steinheim [Stainhain, Steinheimb, Steinhammer] auf Seeberg zu Haslau [ -5.4.1657], kaiserlicher Obrist.
[52] tentieren: unternehmen, versuchen.
[53] Hof-Unterkotzau.
[54] Röhrkasten: Laufbrunnen.
[55] Trompeter: eigener, mit 12 fl. monatlich wie der Trommelschläger recht gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs und bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge.
[56] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 9/10 der Armee Banérs stellten deutsche Söldner; GONZENBACH, Der General Hans Ludwig von Erlach von Castelen II, S. 130. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“. Vgl. auch das Streitgespräch zwischen einem kaiserlich und einem schwedisch Gesinnten „Colloquium Politicum“ (1632).
Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160.
[57] Gefangene: Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken“ oder „ranzionieren“. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke und Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt und wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktoner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. Gefangene waren je nach Vermögen darauf angewiesen, in den Städten ihren Unterhalt durch Betteln zu bestreiten. Sie wurden auch unter Offizieren als Geschenk gebraucht; KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als ‚toller Halberstädter’, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a. St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin ‚mit nottürfftigem vnterhalt’ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a. St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d. h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er ‚noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken’. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies ‚bei vermeidung vnser hochsten vngnad’ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: ‚Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden’. Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a.St. ebd. fol. 32 Ausf.)“. Teilweise wurden Gefangene auch unter den Offizieren verkauft; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 607 (Schweinfurt 1645). Zur Problematik vgl. KAISER, Kriegsgefangene in der Frühen Neuzeit.
[58] Johann Caspar Flessa, genannt Tettelbach [ – ], Ausschuss-Kapitän in Hof.
[59] Zedtwitz [LK Hof].
[60] Johann Prößler [Pößler, Praßler, Pößler, Päßler, Pröstler] [ – ], kaiserlicher Hauptmann.
[61] Leutnant [schwed. Löjtnant]: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-60 fl.
[62] N Sonnebohrer [ – ], kaiserlicher Leutnant.
[63] Selb [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 694f.
[64] Rehau [LK Hof]; HHSD VII, S. 613.
[65] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[66] Plassenburg, Die [Stadt Kulmbach]; HHSD VII, S. 587.
[67] Konradsreuth [LK Hof].
[68] KLUGE, Hofer Chronik, S. 78f.
[69] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.
[70] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.
[71] Veit Dietrich v. Steinheim [Stainhain, Steinheimb, Steinhammer] auf Seeberg zu Haslau [ -5.4.1657], kaiserlicher Obrist.
[72] Francesco [Antonio] Caretto [Carretto, Carretti, Caretti, Claretti], marchese di Grana [Marquis de Grande, Marqui de Grane, Gran, Grane v. Corretto, Coretto u. Grane] de Savona e Caretto, conte di Millesimo [1594/1590/1592-9.11.1651/1652], kaiserlicher Feldmarschall.
[73] Regiment: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedlicher Stärke: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl. eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[74] Kriegskommissar: Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontribution). Als Quartierkommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung; vgl. s. v. „Fourier“.) Der „Musterkommissarius“ führte in landesherrlichem Auftrag die Musterungen durch und überwachte die Zusammensetzung des Heeres. Musterkommissare waren bei gemeinen Soldaten wie Offizieren gleichermaßen verhasst, da sie Manipulationen und Betrügereien auf den Musterplätzen zu unterbinden suchten: Söldner erschlichen sich vielfach Sold, indem sie sich unter verändertem Namen mehrfach mustern ließen, Offiziere führten zuweilen mehr Männer in den Soldlisten, als tatsächlich vorhanden waren, um die eigene Tasche mit den überschüssigen Löhnungen zu füllen (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 120ff.). Auch hatten sie die Abdankungen und die Zusammenlegung und Neuformierung kleiner Einheiten zu überwachen. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51; vgl. auch PFEILSTICKER, Lang. In einer Landtagsbeschwerde des Gerichtes Hörtenberg wird geklagt, daß bei Durchzügen „auch tails beglaitcommissari den unntertonnen mehr sched- als nutzlich sein, in deme sy mer dem soldaten beifallen, unnd in ansuechenden unerzeuglichen sachen recht geben, als den unnderthonnen obhabennden gebierennden schutz erweisen“. SCHENNAT, Tiroler Landesverteidigung, S. 63. Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25.
[75] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.
[76] Tirschenreuth [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 747f.
[77] Konnersreuth [LK Tirschenreuth].
[78] Arzberg [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 31f.
[79] Weißenstadt [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 803f.
[80] Die übliche, zunächst nicht pejorative Bezeichnung für die im kaiserlichen Heer wenig geschätzten polnischen Truppen, die hauptsächlich von Spanien besoldet und in habsburgischen Diensten standen. Die Kampfkraft dieser Truppen galt als gering. Einerseits galt ihre Führung als schwierig, andererseits waren sie wegen ihrer Tapferkeit und Geschicklichkeit im Umgang mit Muskete, Pistole, Säbel, Lanze und Wurfspeer gesuchte Söldner. Von Philipp Graf von Mansfeld-Vorderort stammt die negative Beurteilung: „Sie fressen wohl weder Samstag noch Freitag Butter oder Eier; sich aber sonsten für den katholischen Glauben, das Romische Reich oder auch ihr eigenes Vaterland einige Ungelegenheiten zu machen, seind sie ganz keine Leut. Wahrheit oder Ehr hat bei ihnen nicht länger Bestand, als wan es ihnen zum Profit dient; wan der aufhört, schwören sie für fünf Groschen einen Eid, ass Gott nie zur Welt geboren!“ HALLWICH, Wallensteins Ende, S. I51f. Vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik (Oktober 1636), S. 89: Die polnischen Reiter „soffen sehr viel bier auß, machten es mit Plündern, schenden erger denn alle feinde, ritten uff die welde, durchschändeten die Weibsbilder, ass Sie nicht gehen kundten, nötigten die Steinalten Weiber, ass Sie starben, zernichteten alles in heußern, weil ihrethalben alles uff die Welder und in die Städte gewichen wahr, haben viel vergrabene sachen aufgesucht, vermaurete keller gefunden, zien und kupfer mitgenommen, kirchen erbrochen, kelche, leichen- und Altartücher mitgenommen. Den 31. October s. n. fiel das Fest aller heiligen ein, drumb blieben Sie liegen, feyerten es mit fasten und speisen nur von öhl, ass und fischen, wo sies haben kundten, wahren aber nichts desto frömmer und brachen an Sontag frühe auf und marchirten auf Presnitz und Wiesenthal. Das ärgste und grausambste an ihnen wahr, ass Sie schöne kinder, gleich wehren Sie Turcken oder Tartarn, mitgenommen“. WAGNER, Pforr, S. 129.
[81] Nikolaus [Nicolas, Nicolai] de Mille Draghi [Milly-Draghy, Milistraky, Mylli Fracki, Mylle Dragi, Misti, Tragy, „Draco“] [ -Januar 1640], kaiserlicher Obrist.
[82] BRAUN, Marktredwitz, S. 54f.
[83] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[84] Vgl. HÖBELT, Ferdinand III.
[85] Ferencz [Franziskus] Graf de Batthyányi [Batiani, Budian, Budiany, Bathiany, Budeanus] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[86] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 451.
[87] Thiersheim [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[88] Truppen der Landstände.
[89] BRAUN, Marktredwitz, S. 93f.
[90] Bad Windsheim [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 63f.
[91] Türken: Für die Christenheit des 16. und 17. Jahrhunderts waren die Türken der Erzfeind schlechthin, nicht nur als militärischer Gegner während der Türkenkriege, sondern auch und vor allem im religiösen Sinne: als Antichrist. Wie die Tataren (vgl. s. v.) galten sie als grausam und gewalttätig. Vor diesem Hintergrund ließ sich dieser Feind – und seine europäischen Verbündeten – auch als rhetorische Kontrastfolie einsetzen, um eigene Verhältnisse besonders scharf zu kritisieren. Vgl. auch KAISER, „Ärger als der Türck“, zur Türken-Metapher zusammenfassend S. 161: „Durch ‚türkenhafte‘ Gewalt stellte sich der Soldat abseits der christlichen Werteordnung. Dazu musste gar nicht erläutert werden, was denn das ‚Türkische‘ sein sollte: Das Schlagwort allein evozierte eine Welt, die als Gegenentwurf zu der eigenen verstanden wurde und die für maßlose Grausamkeit stand.
[92] Zigeuner: BURSCHEL, Söldner, S. 90f.: „Seit Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges lassen sich in den Heeren auch Zigeuner nachweisen. Hier war Platz für die Angehörigen einer ethnischen Minderheit, die man sonst nirgendwo haben wollte, die bereits der Freiburger Reichstag von 1498 des Reiches verwiesen, ja sogar – in bezeichnendem Unterschied zu anderen Vaganten – für vogelfrei erklärt hatte und die fortan in territorialen Mandanten aller nur erdenklicher Verbrechen bezichtigt wurde. 1642 zum Beispiel zogen einige wohl zum Heer Piccolominis gehörende Kompanien an Deister und Süntel vorbei in Richtung Harz, vorwiegend aus Zigeunern zusammengesetzt. Schenkt man einem Eintrag in den Bovender Gemeinderechnungen des Jahres 1623 Glauben, so konnten es Zigeuner damals sogar bis zum Offizier bringen“. Zigeuner wurden in den Heeren als Heilkundige und Kundschafter eingesetzt. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 53: „Die unruhigen Zeiten begünstigten das Wanderleben der Zigeuner, welche 1626 in erheblicher Zahl auftraten. Da sie im Verdacht standen, für den Feind Kundschafterdienste zu leisten, so ordnete die Regierung eine Streife auf sie an, welche der Pfleger Stefan Danhauser von Freudenberg und Obrist Blarer mit 28 Reitern und 150 Musketieren vom 26. bis 29. Juli in der Gegend von Hirschau, Weiden, Kemnath vornahmen. Maximilian ordnete am 4. August 1626 an, daß die verhafteten Zigeuner ‚mit der Tortur und wie es vonnöthen zu examieren‘ seien. Von den 3 in Tirschenreuth in Haft befindlichen Zigeunern hatte der Pfleger Burhuß schon am 3. August nach Amberg berichtet, daß sie unschuldig seien. Trotzdem ordnete die Regierung am 8. August deren Tortur (Folter) an. Die Folter muß sehr scharf gewesen sein, denn das Jammergeschrei der Gequälten war außen deutlich zu hören. Die junge Frau eines gefolterten Zigeuners, welche die Stimme ihres Mannes erkannte, stürzte sich aus Verzweiflung in den Schloßweiher und ertrank. Die Zigeuner blieben jedoch standhaft bei der Beteuerung ihrer Unschuld“. Dass auch die meist aller denkbaren Verbrechen beschuldigten Zigeuner (SCHUBERT, Mobilität, S. 130ff.) bereits beim Heer gewesen sind u. dort als Feldscherer eingesetzt wurden, die z. T. mit volksmedizinischen Mitteln u. auch zauberischen Praktiken arbeiteten (WALZ, Hexenglaube, S. 215ff.) ist sicher richtig; dass sie es teilweise sogar bis zum Offizier gebracht hätten (so BURSCHEL, Söldner, S. 90f., unter Hinweis auf einen Beleg bei BERNOTAT, Auswirkungen, S. 162), muss bezweifelt werden. Anscheinend handelte es sich bei dem Dattern Leutnant wohl eher um den Anführer einer Kroatenabteilung, wie sie später Isolano kommandierte; vgl. JACOBS, Zigeuner; allgem. ROECK, Randgruppen, S. 85ff.; HOFFMANN, Harzschützen, S. 98ff. DIWALD, Wallenstein, S. 334f.: „Am 27. September [1625; BW] berichtet der Landeshauptmann, Herr von der Hagen, dem Herzog [Friedrich Ulrich; BW] über seinen Versuch, den ‚Zigeuner-Vortrab’ der Armee Wallensteins aufzuhalten, und skizziert den Zustand der kaiserlichen Truppen so: ‚Die neuen Werbungen zu Roß sind auf der Offizier vorgeschossenen Gelder vorgenommen und haben bis dato noch keinen Pfennig von Ihro Kaiserlichen Majestät erhalten. Die Reiterei ist mit keinen Waffen versehen, ist übel beritten, haben größtenteils leichte und schlechte Pferde. Im ganzen sind die Neugeworbenen malcontente. Um Blankenburg herum lassen sich viel Zigeuner bei unterschiedlichen Partien zu zehn und fünfzehn Mann sehen, über die Maßen wohl bewehrt, mit zwei langen Röhren ein jeder und die Weiber zu Pferd und ein Paar Pistolen im Sattel, sie ziehen durch ungebahnte Wege, halten sich in Gehölzen und Vorbüschen, kundschaften nach allen Dingen fleißig, also daß zu besorgen, sie in des Wallensteins Bestallung auf Verräterei, Raub, Mord und Brand ausgeschickt sein mögen’. Wallenstein soll einen Zigeuner-Vortrab zum Plündern und Morden vorausgeschickt, ihn womöglich eigens dazu angeworben haben ? Hier ist wieder einmal die Wiege einer Legende, die sich gut entwickelt und rüstig die Jahrhunderte überstanden hat. Diese Zigeuner sind nichts anderes als die leichten schnellen Reiter des Obristen Isolani, meistens Kroaten und Ungarn“. Vgl. dagegen LOTZE, Münden, S. 66: „Als Vortrab seines Heeres erblickte man Zigeunerbanden, 15 bis 20 Mann stark, bis an die Zähne bewaffnet und Weiber auf Pferden mit sich führend, deren jedes 2 Pistolen im Sattel hängen hatte. Sie verübten die größten Räubereien und rühmten sich, im Dienste Wallensteins zu stehen“. Vgl. allgem. FRICKE, Zigeuner. Für 1633 hält der Erzgebirgschronist Christian Lehmann fest: „Den 11. November kahmen die Taubischen [Dietrich v. Taube; BW], verjagten die in der [Reitzenhainer; BW] schantze und schleiften Sie. Derowegen commandirte auf Churfürstlichen befehl in anfang des September der Obrist Dietrich Taube auß der Lausnitz seine 2 Regiementer an Cavallerie und Trajoner in Meißen; sein Obrist-Wach-Meister Bodo von Bodenhausen ging den 9. November mit 300 Pferden dem feindt entgegen ans Böhmische gebirg und schleiften mit Zuthun des landtvolcks die Reitzenhaner schanz und beritten stez die Paße, streiften oft in Böhmen und hohlten Viehe, und damit mann die Schwartenbergische besatzung enger hielte und die keyßerlichen Streiffen auß Böhmen gar abschaffte, marchirten theils regiementer zue Roß und fuß auß dem lager bey Dresden, darinnen der Chur-Sächsische General Arnheim [Arnim; BW] mit der Churfürstlichen Armee von 29. September biß den 1. November Müßig lage. Des Obristen Posens regiement zue fuß wurde in Zwicka gelegt, der Obrist Dietrich Taube kam den 3. Dezember mit den andern Compagnien zue den Obrist-Wachmeister von Bodenhausen umb Chemnitz an, conjungirte sich mit des Posen regiement zue fueß auß Zwickau und zogen vor Schwartzenberg. Nach deme nun der Commendant in Schwartzenberg mit seinen Crabaten und Zigeunern 17 wochen auf den Schloß von 4. August biß den 5. december gelegen und mächtigen Schaden gethan in gebirge, marchirte den 5. December der Obrist Taube mit 22 Compagnien Cavallerie und Tragonern von Chemnitz herauf auf Dorf-Zwenitz, Grünhein, Saxenfeld gar frühe und bekahmen doselbst eine Parthei Crabaten mit Wägen, die Futterage zueführen solten, theils kamen darvon und machten lerm in schloß. Des Posens Fußvolck marchirte uff Elterlein zue und bliebe in Schletta liegen. Von der Cavallerie aber stelleten Sich ezliche Compagnien mit fliegenden Standarten auf den Wildenauer und Grunstedler weg. Die Trajoner Musten in Schwartzenberg beym Rathhauß absteigen und sich zum sturm bereit halten. Nachdeme der Commendant lose word gabe und sich zue wehren resolvirt, brachten Sie fäßer ans Schloßthor und zündeten Sie an, das feuer ergriff auch das Ampthauß und verzehrete es mit vielen Acten, briefen und registraturen, und Do sie den ernst sahen, baten Sie um accord und abzug, musten Sich aber auf gnade und ungnade ergeben, und wurde ihnen nur das leben geschenckt, der Commendant mit seiner dama nach Annenberg geführt und behalten biß zur abstattung seiner Ranzion, Die Gemeine Crabaten und Zigeuner außgezogen und durch Elterlein nach Chemnitz geschaffet, der Leutenandt und Fehnrich wurde auch in Arrest behalten“. Zu Zigeunern als Bestandteil der kämpfenden Truppe vgl. SULLIVAN, Callot’s Les Bohémiens; KROENER, Geschlechterbeziehungen, S. 289ff. Dafür spricht, dass im kurfürstlich-sächsischen Mandat v. 1652 beklagt wird, dass sich abgedankte Offiziere den sich selbst als Zigeuner bezeichenden Vagierenden angeschlossen hätten; vgl. BOETTICHER, Zigeuner, S. 22.
[93] Exekution: (notfalls gewaltsame) Umsetzung von Bestimmungen und Auflagen; Zwangsvollstreckung, Zwangseintreibung von Kontributionen. Das Militär setzte dafür gern die allseits gefürchteten Kroaten ein; LEHMANN, Kriegschronik, S. 68f., 70. Die Bürger hatten den zwangsweise bei ihnen einquartierten Soldaten Wohnung, Holz, Licht, Salz und Lager zu gewähren und für jeden Tag und Mann z. B. ein Kopfstück zu zahlen, bei halben Tagen dementprechend ein halbes Kopfstück und bei einzelnen Stunden im Verhältnis weniger, bis die fragliche Summe aufgebracht war. Der Memminger Arzt Christoph Schorer [2.12.1618 Memmingen-12.2.1671 Memmingen] schreibt in seiner „Chronick“ eine derartige Exekution, SCHORER, Memminger Chronick, S. 146f.: „Was die Soldaten / im Hornung / Merzen vnd April [1637; BW] / vor grewliche Tyranney geübet / die Thor gesperret / den vornembsten Burgern eingefallen / eine grosse Summa gelt zuerpressen / ist vnbeschreiblich. Zu diesem Elend kam noch ein Verbott / vnd Ringerung etlicher Müntzsorten im Römischen Reich / also daß der arme Mann vmb sein gering übrigs Geltlen kein bissen Brodt bekom̃en konnte. O deß grossen Elendts ! über diesen grossen Jam̃er / kam im Mayen Ordinantz / daß die Stadt 1 ½ Regiment vom Piccolominischen Volck verpflegen solle: Darzu man Monatlich 3200. Gulden geben muste. Als man den 10. May durch einen Commissarium mit den Officirern rechnete / war die Stadt gezwungẽ der Officirer Rechnung / welche sie nach ihrem Beliebẽ gemachet / zu vnderschreiben. Den 31. May waren Herrn Burgermeister vnd Geheimbde [Ratsherren; BW] in Arrest / in deme die Officirer viel tausent Gulden begehrten. Den 2. Junii haben die Officirer die vornehmbste Häusser bezogen / vnd sich mit Gewalt eingelegt / Geld zu erpressen / wehrete biß auff den 7. Junii. Man forderte das Gericht und Rath zusamen / vmb Mittel zu sehen Gelt auffzubringen / aber es scheinete vnmöglich / also weil nunmehr die Burgerschafft vmb ihr baares Gelt / Gold /Silbergeschirr vnd Kleinodien gäntzlich gekommen / hat man sich resolvirt / den Soldaten Zin / Kupffer vnd Kleider anzubieten. Darauff gieng den 10. Junii das Exequiren widerum an. War ein kläglicher Tag / konnte kein Burger dem andern helffen / bald hörte man wie die Soldaten da / bald dort eingefallen / vnd Gelt presseten. Den 13. Junii war der Rath widerumb arrestirt / vnd Soldaten in der Burger Häuser geschicket / von manchem 200/300/400 biß in 500 fl. zuerpressen: Da man sich dann mit ihnen vergleichen / oder so lang zu Essen vnd zu Trincken geben müssen. Wie sich dann befunden / dass sie auff die 2049. fl. von den Burgern in ihren Häusern erpresst: auch 160. Kühe vñ 60. Pferdt ihnẽ weg genom̃en / solches auch vnder grossem heulen vnd wehklagen der armen Burger / vnd ihren kleinen Kindern fort biß nach Ochsenhausen getriben / doch hernacher widerumb allher gebracht / vnd auff 30. Stuck an ihrer Forderung in behalten. Als man ihnen nun satisfaction gegeben / an Vieh / Gelt / Geltswerth vnd Obligationen / etlich tausent Gulden betreffent / seyn sie (die vom Beckischen Regiment) den 17. Junii weggezogen / worauff die Stadt widerumb etwas Lufft / vnd die Schlüssel zu den Thoren bekommen. Es befande sich nach ihrem Abzug / als die Rechnungen von Biberach / Ravenspurg / Kauffbeuren / Leutkirch vnd vnserer Stadt zusamen getragen wurden / daß die Beckische [Johann Freiherr v. [der] Beck [Bec]; BW] Soldaten / diese bemelte Stätt innerhalb 5. Monaten auff die 130000. fl. gekostet“.
[94] Ketten und Schranken: HELLER, Rothenburg, S. 116, Anm. *: „Die Ketten und Schranken hatten den Zweck, den öffentlichen Verkehr auf die Hauptstraßen und die Plätze innerhalb der Stadt zu beschränken und bei Truppendurchzügen ein Ausbreiten, besonders einzelner Mannschaften in die Seitengassen zu verhindern“. Vgl. auch HELLER, Rothenburg, S. 123 (1639), als man den Kroaten die Gassen sperrt.
[95] Obligation: Schuldverschreibung.
[96] pochen: I. DWB Bd. 13, Sp. 1957, 56: „vom ungestümen, zornigen, unmutigen, trotzigen, hoffärtigen, prahlerischen, höhnischen auftreten, handeln und reden“; bzw. II. Sp. 1961, 57: „mishandeln, vexieren, plagen“.
[97] Kapuziner: Angehöriger des Ersten Ordens der Franziskaner; die Franziskaner-Oberservanten (Minoriten oder „Minderbrüder vom eremitischen Leben“) gingen barfuß in Sandalen und trugen eine braune Wollkutte mit Schulterkragen und Kapuze, daher auch „braune Kapuziner“ genannt. Dieser Bettelorden versuchte auch Askese, besonders durch Armut und apostolische Arbeit in der Seelsorge und Mission das Evangelium zu verwirklichen. Besondere Verdienste erwarben sie sich in der Pflege der Pestkranken. Diese strenge Observanz ist bei Franziskaner-Konventualen abgemildert. Diese trugen eine schwarze Kutte mit Mozetta und Kapuze und wurden daher „schwarze Kapuziner“ genannt.
[98] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[99] PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 123.
[100] Melchior Reichsgraf Hatzfeldt v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall.
[101] Hahnbach [LK Amberg-Sulzbach].
[102] Traßlberg [heute neben Michaelpoppenricht Teil der Gemeinde Poppenricht [LK Amberg-Sulzbach].
[103] Pleystein [LK Neustadt/Waldnaab]; HHSD VII, S. 589f.
[104] Treswitz, heute Ortsteil von Moosbach [LK Neustadt a. d. Waldnaab].
[105] Auerbach i. d. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.
[106] Waidhaus [LK Neustadt/Waldnaab]; HHSD VII, S. 781.
[107] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 178f.
[108] Coburg; HHSD VII, S. 127f.
[109] Michael Natali [ – ], kaiserlicher Rittmeister.
[110] Heldburg, heute Ortsteil von Bad Colberg-Heldburg [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 192f.
[111] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2984.
[112] Albrecht Herzog v. Sachsen-Eisenach [27.7.1595 Altenburg-20.12.1644 Eisenach].
[113] Ernst I. der Fromme, Herzog v. Sachsen-Gotha-Altenburg [25.12.1601 Altenburg-26.3.1675 Gotha]. Vgl. JACOBSEN; RUGE, Ernst der Fromme; KLINGER, Der Gothaer Fürstenstaat.
[114] Ummerstadt [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 446.
[115] Hans Jakob Sevin [ – ], brandenburg-bayreuthischer Hauptmann.
[116] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 4-11-230, Nr. 2987.
[117] SCHMIDT-BRÜCKEN; RICHTER, Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann.
[118] Peter [Pál, Petrus] Freiherr v. Losy [Losey, Loosi, Loßi, Loschi, Loschy, Lossii, de Laucy, Lohse, Logy] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[119] Ernst v. Feldhofer [Felthofer, Feldhofen] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[120] Lauterbach, heute Ortsteil von Marienberg [Erzgebirgskreis].
[121] Marienberg [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 215f.
[122] LEHMANN, Kriegschronik, S. 111. Lehmann datiert nach dem alten Stil.
[123] Erik Klarson Slang [Slange, Schlange, Schlang, Schleng] [1600-2.11.1642 Breitenfeld], schwedischer Generalmajor.
[124] Kaaden [Kadaň, Bez. Komotau]; HHSBöhm, S. 241ff.
[125] Johan [Hans] Freiherr v. Wachtmeister [1609-1652 Lübeck], schwedischer Generalmajor.
[126] Robert Douglas [Duclas, der Lebhafte; Duglaß, Duclas] of Whittinghame, Freiherr [1651], Graf [1654] [17.3.1611 Standingstone/Schottland-28.5.1662 Stockholm], schwedischer Obrist, Generalleutnant. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 2378. (dort wie immer weiterführende Literatur); BERG; LAGERCRANTZ, Scots in Schweden; MAIDMENT, Collection, S. 331ff.
[127] Johann Philipp Cratz Graf zu Scharfenstein [um 1590-6.7.1635 hingerichtet], schwedischer, dann kaiserlicher Feldmarschall.
[128] Kaspar Kornelius Mortaigne de Potelles [Mordani, Mordoni, Mortaiger, Montagne, Mortagne, Mortaine, Mortague, Montani] [um 1609 Wallonien-18.7.1647 vor Rheinfels], schwedischer Generalmajor, dann hessen-kasselischer Generalleutnant.
[129] Dragoner [schwed. Dragon; frz. Dragon]: leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise machte man auch Unberittene zu Dragonern, indem man ihnen ein Pferd und eine Muskete gab; SCHWARZ, Die Neumark, S. 52. Des Öfteren führten Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.
[130] Theusing [Toužim, Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 614f.
[131] Kürassier [schwed. Kyrassiärer; Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder)]: Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment – und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold.  Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.
[132] Wenzel [Václav, Wenzelslaus] Freiherr v. Zahrádecký [Zahradetzky, Saradetzky, Saredtzky, Zaradetzky, Zaredek, Zaro, Zaroatz, Sarratetz, Sarratezca, Sarradeschky, Zaharadesky, Sarratesci, Zaradeck, Zareditzky, Zaroatz, Zara Deski, Sarradatesky, Stardetzky, Starradetzky, Sarandatesky, Saradetsky, Saradeßky, Saradesky, Seretetsche] z Zahrádek [v. Zahrádka] [um 1595 Hrottowitz-21.8.1647 Pilsen], noch 1627 calvinist. mähr. Adliger, ksl. Rittmeister (1627), Obristleutnant (bis 1631), Obrist, Generalfeldwachtmeister (1640) u. Feldmarschallleutnant (1647), seit 1635 ksl. Kämmerer. SCHMIDT-BRENTANO, Die kaiserlichen Generale, S. 550f.
[133] Engelhaus [Andělska Hora; Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 136f.
[134] Schlackenwerth [Ostrov, Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 547ff.
[135] Sankt Joachimsthal [Jáchymov; Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 540ff.
[136] Brandschatzung: von der jeweiligen Armee festgelegte Summe, die die Einwohner aufzubringen hatten, um das in Brand Stecken ihrer Stadt, Gemeinde etc. zu verhindern. Bei den Armeen gab es seit dem Mittelalter sogenannte Brandmeister, Spezialisten im Schätzen und bei Nichtbezahlung der Brandschatzung im Feuerlegen. Erzherzog „Leopold Wilhelm musste bereits zwei Monate [20.11.1645; BW] nach seiner ersten Weisung mit einem neuerlichen Befehl die Einhaltung der Disziplin und Abstellung der Exzesse energisch einfordern: Er verhängte ein komplettes Ausgangsverbot in seiner Armee, um Delikte wie Kirchenplünderung, Mord, Brandschatzung und die schendung der weibsbilder zu verhinden“. REBITSCH, Gallas, S. 218.
[137] LEHMANN, Kriegschronik, S. 116.
[138] Everhard Wassenberg [9.11.1610 Emmerich-nach 1668], Historiograph, Diplomat. Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[139] Königgrätz [Hradec Králové]; HHSBöhm, S. 269ff.
[140] Böhmisch Budweis [České Budějovice]; HHSBöhm, S. 46ff.
[141] Tabor [Tábor]; HHSBöhm, S. 592ff.
[142] Leitmeritz [Litoměřice]; HHSBöhm, S. 324ff.
[143] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.
[144] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[145] Hans Ludolf [Rudolf] Freiherr v. Breda [Bredaw, Bredau, Brettau, Brede, Breda, Bredon] [um 1595-14.11.1640 bei Riebelsdorf gefallen], kaiserlicher Feldmarschall.
[146] General: Zumeist als Oberbegriff für alle Generalsränge verwendet, wenn eine genauere Zuordnung des Rangs dem Zeitzeugen nicht möglich war oder um in den schriftlichen Zeugnissen Papier zu sparen. Darunter fielen in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, „General(feld)wachtmeister“ („Generalmajor“ bei den Schweden). Etwa 20 % der bayerischen Generäle hatten sich „von der Pike auf“ hoch dienen müssen, während die Beförderung in der schwedischen Armee je nach Verdienst wesentlich schneller erfolgte. Sowohl in der kaiserlichen als auch in der kurbayerischen Armee spielten Herkunft, Gönner und verwandtschaftliche Beziehungen („Freundschaft“) eine entscheidende Rolle bei der Karriere. Bereits Anfang 1628 hatte Maximilian I. festgestellt: „An der fromen khaisers gueten intention ist zwar nit zu zweiflen; aber er ist seiner ministrorum bevorab denen, die daß kriegswesen dirigirn und füehren, so wenig mechtig alß dieselbige ihrer soldatesca; die experienz hat bißher gewisen, daß die generales des khaisers und die soldaten der generalen ordinanzen nur so weit in acht nemmen, alß es ihnen gelegen und gefellig. Daher alle ietzige confusiones.“ Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 218, fol. 63: Memorial für Richels Sendung nach Kurmainz, Januar/Februar 1628.
[147] Arvid [Arwid, Ernst, Arfulch] Wittenberg [Wittenbergk, Wirtenberg, Wirtenburg, Württemberg(er), Württenberg] v. Döbern u. Nyborg [1606 Porvoo-7.9.1657 Zamość], schwedischer Generalmajor.
[148] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.
[149] Leopold Wilhelm Erzherzog v. Österreich [5.1.1614 Wiener Neustadt-20.11.1662 Wien], kaiserlicher Feldherr. Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.
[150] WASSENBERG, Florus, S. 358.
[151] Johann Sigismund [Jan Zigmund] Freiherr Mislík [Myslík, Misslig, Mißling, Mistling, Mislich, Mißlich] v. Hyršov [Mislík z Hyršova] [1606-3.11.1666], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[152] Luditz [Žlutice]; HHSBöhm, S. 347f.
[153] Heřman Černin z Chudenic [Tzscherein, Tzschernin] [24.7.1576 Nedrahovice-6.2.1651 Kost], kaiserlicher Rat u. böhmischer Obristkämmerer (1650-1651), Generalproviantmeister u. Obrist.
[154] Johan Banér [Bannier, Panier, Panner] [23.6./3.7.1596 Djursholm-20.5.1641 Halberstadt], schwedischer Feldmarschall.
[155] Altenburg; HHSD XI, S. 9.
[156] Ottavio Fürst Piccolomini-Pieri d’Aragona, Herzog v. Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).
[157] Oelsnitz; HHSD VIII, S. 263f.
[158] Polen, Polacken [„Husacken“, „Hussaria“]: Die übliche, zunächst nicht pejorative Bezeichnung für die im kaiserlichen Heer wenig geschätzten polnischen Truppen, die hauptsächlich von Spanien besoldet und in habsburgischen Diensten standen. Vgl. Wallenstein an Gallas, 30.1.1633; NÉMETHY, Das Schloß Friedland, S. 106: „wenn die nacion siehet das ihnen einer nachgiebt oder ihrer von nöthen hat so seind sie insuportabili [unerträglich; BW]“. Die Kampfkraft dieser Truppen galt als gering. Einerseits galt ihre Führung als schwierig, andererseits waren sie wegen ihrer Tapferkeit und Geschicklichkeit im Umgang mit Muskete, Pistole, Säbel, Lanze und Wurfspeer gesuchte Söldner. Von Philipp Graf von Mansfeld-Vorderort stammt die negative Beurteilung: „Sie fressen wohl weder Samstag noch Freitag Butter oder Eier; sich aber sonsten für den katholischen Glauben, das Romische Reich oder auch ihr eigenes Vaterland einige Ungelegenheiten zu machen, seind sie ganz keine Leut. Wahrheit oder Ehr hat bei ihnen nicht länger Bestand, als wan es ihnen zum Profit dient; wan der aufhört, schwören sie für fünf Groschen einen Eid, dass Gott nie zur Welt geboren!“ HALLWICH, Wallensteins Ende, S. I51f. Vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik (Oktober 1636), S. 89: Die polnischen Reiter „soffen sehr viel bier auß, machten es mit Plündern, schenden erger denn alle feinde, ritten uff die welde, durchschändeten die Weibsbilder, dass Sie nicht gehen kundten, nötigten die Steinalten Weiber, dass Sie starben, zernichteten alles in heußern, weil ihrethalben alles uff die Welder und in die Städte gewichen wahr, haben viel vergrabene sachen aufgesucht, vermaurete keller gefunden, zien und kupfer mitgenommen, kirchen erbrochen, kelche, leichen- und Altartücher mitgenommen. Den 31. October s. n. fiel das Fest aller heiligen ein, drumb blieben Sie liegen, feyerten es mit fasten und speisen nur von öhl, Eßig und fischen, wo sies haben kundten, wahren aber nichts desto frömmer und brachen an Sontag frühe auf und marchirten auf Presnitz und Wiesenthal. Das ärgste und grausambste an ihnen wahr, dass Sie schöne kinder, gleich wehren Sie Turcken oder Tartarn, mitgenommen“. WAGNER, Pforr, S. 129. THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 616f.: „Vnder diesen Crabaten vnd Pollacken ward eine scharpffe Kriegs-Disciplin vnnd gute Ordnung gehalten / wie dann drey ihrer Soldaten / welche in einem Dorff auß einer Kirchen etwas gestohlen / vnnd darüber ergriffen worden / eine harte Straff haben außstehen müssen / in deme sie alle drey an Pfählen angebunden / vnd lebendig im Fewer verbrändt worden. So ist auch ein Polnischer Edelmann / welcher sampt seinem Knecht / ein Weibsbild geschändet / vnd deßwegen bey seinem Obristen angeklagt gewesen / zur Rede gestellt / vnangesehen er eine grosse Summe Gelts für sein Leben gebotten / gleichwol anfangs der Knecht in Gegenwart vnnd Ansehen deß Edelmanns enthauptet / vnd hernacher folgenden Tags auch mit dem Schwerd hingerichtet worden“. Bei dem Rothenburger Chronisten Dehner werden die polnischen Kosaken aus der Ukraine als „Husacken“ bezeichnet; HELLER, Rothenburg, S. 20. Vgl. auch SCHWARTZ, Die Neumark, S. 53ff.
[159] Gustav Horn, Freiherr v. Marienburg [28.5.1614 in Finnland-27.2.1666 Stade], schwedischer Obrist.
[160] Fahne: Fahne einer Kompanie; metonymisch die ganze Kompanie. Als Feldzeichen war die Fahne zur Unterscheidung von Freund und Feind unverzichtbar, da es im Dreißigjährigen Krieg kaum einheitliche Uniformen gab. Sieg und Niederlage wurden nach der Zahl der eroberten und verlorenen Fahnen ermittelt. Die Fahne wurde geradezu kultisch verehrt, Soldaten legten ihren Eid auf die Fahne, nicht auf den Kriegsherrn ab. BRNARDÍC, Imperial Armies 1, S. 38ff.
[161] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1024.
[162] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum; SCHOCK; ROßBACH; BAUM, Das Theatrum Europaeum.
[163] Winterquartier: Zugewiesenes Quartier, das – angesichts der um 1, 5 º tieferen mittleren Jahrestemperatur mit extremen Kälteperioden überlebensnotwendig – in der Regel vom November bis zur Eröffnung der Sommerkampagne im Mai/Juni beansprucht wurde und in dem andere, höhere Verpflegungssätze galten. Natürlich versuchten deshalb Magistrate und Stände immer wieder, diesen Zeitraum zu verkürzen, indem man schon ab Februar das „Sommertraktament“ einzuführen versuchte, was wiederum zu Aufruhr bzw. einer Erhöhung der Beschaffungskriminalität unter den Soldaten und ihrem Tross führen musste.  Dazu kam der enorme Bedarf an Feuermaterial, wobei alles nur einigermaßen Brennbare durch die Truppen beschafft wurde. Der Chronist und Bürgermeister Leopold aus Marktredwitz berichtet über den November/Dezember 1640; BRAUN, Marktredwitz, S. 129: „Über diese 8 Regiment[er] [hinaus] sind auch 200 Polacken mit marchiert, welche – wie ob[en] gehört – zu Oberredwitz logierten: Einige sind auch in Dörflas einquartiert worden. Obwohl wir hier im Mark[t] kein Quartier gehabt, so haben wir doch des Generals Tafel versehen und herrlich in die Küche (ver)schaffen müssen. Auch haben wir für die Regiment[er] hinaus[gegeben] 800 Brot[e], 800 Maß Bier und 2 Rind[er]. Überdies hat (ein)jeder Bürger, der seinen Stadel nicht zugrund reissen oder gar verbrennen lassen wollte, hinaus[ge]geben Fleisch, Fisch, Futter, Bier, Brot und Geld. [Es] ist dadurch auch sehr wenig erhalten worden, denn fast in jedem Stadel [hat] eine Kompanie gelegen, welche (dann) alles Heu, Stroh, ungedroschenes Getreide, Holz und Brettern in das Feld getragen. Es sind daraus Hütte gemacht und hernach meistens verbrannt [worden]. Um das, was liegen geblieben war, haben sich die Nachbarn auch [noch] gezankt. Sie haben auch alle Zäun[e] um die Gärten, Planken [und] Um(b)schrote umgehauen und verbrannt. All(e) unser[e] Fischkästen, [von denen] ein [jeder] vorher um 50 K[ronen] erkauft [worden war], haben sie in einer Geschwindigkeit eingehauen, zerrissen, hinweggetragen und in Grund verdorben. [Auf] dem Freithof, welcher erst neu gemacht worden war, haben sie die Schindel[n] abgeschlagen und sam(b)t dem Tor verbrannt. In Summa, diese Leute haben einen großen Schaden getan in dem unausgedroschenen Getreide, Futter, (Ge)stroh und Holz. [Sie haben auch] fast alle Stadel im Grunde zerschlagen und das Gezimmer verbrannt; denn die Kälte war sehr groß. Daher [haben] sie auch außer[halb] der Stadel noch über 1000 Feuer angezündet und gehalten. Was sie in den Vorstädten ertappt haben, [das haben] sie (hinweg)genommen und das Vieh geschlachtet. Die Nacht [über] hat die ganze Bürgerschaft auf Befehl des Generals um und um auf der Mauer im Gewehr stehen und wachen müssen. Ungeachtet dessen aber sind die Musketiere(r) doch an vielen Stellen über die Mauer herabgestiegen, [sind] in die Ställ[e] eingebrochen, [haben] kleines Vieh erwürgt und was sie sonst [noch] bekommen konnten, [haben sie] mitgenommen und [sind dann] wieder hinausgewischt. Dies geschah (nun) an vielen Orten, [so] daß wir also genug(samb) zu wehren und solches zu verhindern hatten. Die Tor(e) hatte er selbst(en) besetzt und mit seiner Wacht versehen“. Natürlich versuchten die Magistrate und Stände, diesen Zeitraum zu verkürzen, indem man schon ab Februar das „Sommertraktament“ einzuführen versuchte, was wiederum zu Aufruhr bzw. einer Erhöhung der Beschaffungskriminalität unter den Soldaten führen musste. Vgl. die Versuche des Magistrats von Berlin im Januar 1641; FADEN, Berlin, S. 226.
[164] Montierung: Montierung war die Ausrüstung eines Reiters oder die von Einwohnern auch verlangte Neuausrüstung eines Reiters, vgl. JORDAN, Mühlhausen, S. 66, über die Leibkompanie Wilhelms IV. von Sachsen-Weimar: „haben haben die geringsten von ihren Wirthen erpresst Sattel, Zeug, Stiefel, Sporen, Pistolen, Degen etc.“ Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 3, S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. Für seine Ausrüstung war jeder Soldat selbst verantwortlich. So heißt es etwa im Artikelbrief des kaiserlichen Regiments St. Julien vom 24.4.1628; SAINT JULIEN, Heinrich Johann Guyard von St. Julien, S. 101: „Item eß soll auch sonsten ain Jeder sein Rüstung vnd Ober wehr vnd sonderlich die Schüezen Jre Mußquetten, Haggen vnd Zuegehör in guetter gewarsamb vnd bereitschafft auch Jedzeit Rain vnd sauber halten, vnd sich ohne Kraut vnd lOth auch andere notthurfft nicht finden lassen, da aber ainer anderst befunden dergestalt dass Er seiner wöhr, Mußquetten od Haggen, Auf züg vnd achten geg dem feindt nicht gebrauch Kundte, der soll darumben am leib gestrafft werden“.
[165] Hans Christoffer Graf v. Königsmarck [12.12.1600 Kötzlin-20.2.1663 Stockholm], schwedischer Feldmarschall. Vgl. RÜDIGER, Leben und Thaten.
[166] Adam v. Pfuel [Pfull, Pfuhls, Phuell, Pfuell, Pfuhl] [1604-5.2.1659 Helfta], schwedischer Generalleutnant.
[167] Rekrut: neugeworbener Soldat. Valentin v. Winter, Kommandant von Olmütz, 20.11.1646 an Carl Gustav Wrangel; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 236. „Er klagt, dass das ihm vnterstehende brave Regiment viel an Mannschaft verloren habe ‚hiesigen orthes aber bey so schlecht einkommenden Mitteln ihm wenige hülffe geschehen kann, viel recruten auch anhero zu spediren von nöthig achte, sintemalen an diesem vngesunden orthe, wie auch sonsten dieser landen geworbene, nicht thauern, noch Füss halten, sondern da sie schon gantz versperret gehalten werden, dennoch alle mittel, wiederumb zu entgehen suchen“. => Werbung.
[168] Arvid [Arwid, Ernst, Arfulch] Wittenberg [Wittenbergk, Wirtenberg, Wirtenburg, Württemberg(er), Württenberg] v. Döbern u. Nyborg [1606 Porvoo-7.9.1657 Zamość], schwedischer Generalmajor.
[169] Friedrich v. Bawyr [Bawir, Baur, Bauer, Banier] [um 1600 Schloss Caspersbroich, Solingen-Oligs-18.1.1667 Caspersbroich], schwedischer Obrist, kurbrandenburgischer Generalleutnant, Bruder des Johann Christoph v. Bawyr. Vgl. den Wikipedia-Artikel.
[170] Hans Heinrich v. Schlieben [ – ], kursächsischer Obrist.
[171] Meile: 1 Meile = ca. 7,420 km, eine schwedische (auch große) wie auch westfälische große Meile wurde mit 10 km bzw. 10, 044 km gerechnet. In der Regel kein bestimmtes Maß, sondern eine Strecke, „die ein Fußgänger ohne Anstrengung in zwei Stunden zurücklegen“ konnte. HIRSCHFELDER, Herrschaftsordnung, S. 192.
[172] Arkebusier: Leichter, mit einer Arkebuse bewaffneter Reiter, eigentlich berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß). Die Arkebuse (später Karabiner genannt) war ein kurzes Gewehr von ca. 1 m Länge, eine Waffe für bis zu über 100 g schwere Kugeln, die in freiem Anschlag verwendbar war; bei der Infanterie als Handrohr, Büchse oder Arkebuse, bei der Kavallerie als Karabiner oder Faustrohr (Pistole mit Radschloss). Der Karabiner war leichter als die Muskete, die Geschosse waren ebenfalls leichter, ihre Durchschlagskraft war auch geringer. Gerüstet war der Arkebusier mit einem Kürass aus schussfreiem Brust- und Rückenstück (dieses wurde mit 11 Rt. veranschlagt) oder auch nur dem Bruststück. 1635 wurde von Nürnberger Plattnern ein Arkebusier-Harnisch, der vorn und hinten schusssicher war, für 3 Rt. angeboten; TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1239. Seitenwehr war ein kurzer Haudegen, in den Sattelhalftern führte er 1 – 2 leichte Pistolen. Er wurde zumeist in kleineren Gefechten oder für Kommandounternehmen eingesetzt. In den Schlachten sollten sie die Flanken der eigenen angreifenden Kürassiere decken und in die von ihnen geschlagenen Lücken eindringen. Er erhielt als Verpflegung die Hälfte dessen, was dem Kürassier zustand, zudem auch weniger Sold. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 464ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123, BEAUFORT-SPONTIN, Harnisch, S. 96. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter, wenn die Mittel vorhanden waren, in Kürassierregimenter umgewandelt. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. auch http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.
[173] Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“, auch Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefecht oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein; Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten Scharmützel auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die sich in diesem kleinen Krieg hervortaten. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten.
[174] Standarte: Bezeichnung für die auch bei der Reiterei üblichen Fähnlein: die kleinste Gliederungseinheit beim Fußvolk, im 17. Jahrhundert allmählich durch die Bezeichnung „Kompanie“ verdrängt. In der kursächsischen Armee bestand ein Regiment zu Fuß aus 10 „Fendl“: ein Fähnlein umfasste ca. 300 Mann (100 Pikeniere, 160 Musketiere, 20 Hellebardiere und 20 Rundschildner). Es gliederte sich wiederum in Rotten von 10–15 Mann, die von einem Rottmeister angeführt wurden.
[175] Schönfels [Kr. Zwickau]; HHHS VIII, S. 326f.
[176] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscherer, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte („Wintersoldaten“), die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.
[177] Gustav Horn, Freiherr v. Marienburg [28.5.1614 in Finnland-27.2.1666 Stade], schwedischer Obrist.
[178] Kornett: Der Kornett führte die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entsprach der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold. => Fähnrich; Fahne.
[179] Hauptmann [schwed. Kapten]: Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet. Ein halbes Jahr Militärdienst galt als ausreichend für die Übernahme einer Hauptmannsstelle. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. , nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630), in der brandenburgischen Armee soll er dagegen 300 fl. erhalten haben. Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Jedoch muss man wohl davon ausgehen, dass nicht alle Offizierschargen in gleichem Umfang an diesen lukrativen Geschäften beteiligt waren. Die bei DAMBOER, Krise, S. 150, dargestellte „Schatzkammer“ eines Hauptmanns ist nicht unbedingt typisch.
[180] Leutnant [schwed. Löjtnant]: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-60 fl.
[181] Fähnrich [schwed. Fänrik]: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Zum Teil begannen junge Adelige ihre militärische Karriere als Fähnrich. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f. In der brandenburgischen Armee erhielt er monatlich 40 fl., nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 50 fl.
[182] Quartiermeister [schwed. Kvartermästare]: Bei Einquartierungen in Dörfern und Städten besorgte der Quartiermeister, in Abstimmung mit den lokalen Obrigkeiten, von den Bewohnern Unterkunft und Verpflegung für die Kompanie. Zunächst wurde der Stab einlogiert, dann wurden die Quartiere für die Hauptleute bestimmt. Die Kompanie des Obristen hatte die weitere Wahl, dann die des Obristleutnants, darauf die des Obristwachtmeisters. Die restlichen Kompanien spielten die übrig gebliebenen Quartiere unter sich aus. Das führte bei engen Quartieren teils zur Überbelegung bei den einzelnen „Wirten“, teils zum Kampieren unter freiem Himmel auf dem Markt, was zu Unruhen führen konnte. Dem Quartiermeister, der je nach Truppengattung zwischen 40 und 60 fl. Monatssold erhielt, war die Kriegskasse anvertraut. Dazu kamen allerdings erhebliche Nebeneinkünfte der meist korrupten Quartiermeister, die dieser mit dem Obristquartiermeister teilte. Die Quartiermeister operierten sehr oft mit gefälschten Listen der einzuquartierenden Soldaten, um die Differenzbeträge in die eigenen Taschen zu stecken. Der Regimentsquartiermeister Bartelme Vogel schrieb am 4.7.1648 aus Landshut an den Abt der Benediktinerabtei Prüfening, Matthias von Trauner ?; SOLMS-LAUBACH; MATTHAEI, Wetterfelder Chronik, S. 67, Anm. 1: „weil ihn der Abt nicht so viel gewürdigt, daß er ihm sein jüngstes Schreiben mit einem einzigen Wort beantwortet noch viel weniger einen einzigen Heller oder dergleichen zur Zehrung geschickt hatte, ‚da doch’, fährt der Schreiber fort, ‚alle meine Kammeraten von ihren Ortern zu 2 : 3 : 4 : Im die 500 Rthr. neben ihrer Zehrung Schon auf rechnung hieher bekommen haben vnd darf Sich der Herr (nämlich Abt) gar nicht einbilten, das er So sehr werde aufgehen, oder aber ich Seinetwegen alhier mein eigenes Gelt verzehren will, Stellt sich der Herr (Abt) mit diessem Botten nicht ein, So Soll er versichert Sein, daß nicht allein sein Gloster vnd Dörffer, Sondern alles da herumb ligente Getreit Am lengsten soll gestanden haben, den alhier vber 400 Pfert vorhanten, die auff Anders nichts warten, alls das Sie die vngehorsamen darunter der herr der furnehmsten einer ist mit feuer vnd Schwert Strafen Sollen, welches ich dem Herrn mit wenigen zur Nachricht vermelten vnd vor Schaden gewarnt haben will, hab Jüngstens für meinen herrn Obristen eines hantpferdes vnd f ü r m i c h e i n e s guten Glöpers (Kleppers, Gauls) gedacht, aber derowegen kein Antwort bekom, allem vermerckhen nach mus der herr nicht wissen was die Regiments Quartirmeisters Scharschy (Charge) auf Sich hat, den Sonst würt er mir mit anderer Disgrezion begegnen, hat aber nichts auf Sich Soll ihm schon in einem andern vergolten werden Sonst für dißmahl ein mehrers nicht alls Gott bevohlen“.
[183] Wilhelm Heuking [Heucking, Heckin, Höcking, Höckinger, Hoikhing, Hinking] [ -1644], schwedischer Obrist.
[184] Ludolf v. Hanensee [Hennense, Hanese] [ -20.4.1640 bei Plauen], kaiserlicher Obrist.
[185] Quartier: Pardon, Gnade. Das hing zumeist von den Möglichkeiten ab, sich zu ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29. Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph 3. Bd., S. 450. Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Auch wurde beim Angriff zum Teil die Parole ausgegeben, kein Quartier zu gewähren; THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 609f. (Treffen bei Haselünne 11.1.1636].
[186] Jena; HHSD IX, S. 215ff.
[187] Martern: Die unzähligen Kriegsgräuel an der Zivilbevölkerung, die in Augenzeugenberichten, Selbstzeugnissen, Chroniken, amtlichen Berichten (z. B. der Bericht über die Erstürmung Mündens (9.6.1626), zitiert bei ECKHARDT, Blutpfingsten, S. 2; die Klagen Maximilians I. v. Bayern 1646 über die Gräueltaten kaiserlicher Soldaten; ZIEGLER, Dokumente, Band 2, S. 1208f.; DÜRR, Ehrenberg, S. 35) etc. immer wieder geschildert werden, finden sich bereits in Berichten über die Ausschreitungen spanischer Regimenter im Westmünsterland und am Niederrhein während des Achtzigjährigen Krieges lange vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges; vgl. z. B. SÖNNERT, Herrlichkeit Lembeck, S. 144f.; TERHALLE, Achtzigjähriger Krieg, S. 173ff.; BAMBAUER; KLEINHOLZ, Geusen und Spanier; NEITZEL; HORATH, Kriegsgreuel; die zahlreichen Zeugenaussagen bei KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 196ff.; BRAUN, Marktredwitz, S. 23; BRAUN, Marktredwitz, S. 109 (1639): „Den 3. Juli sind an [die] 600 kommandierte kaiser. Reiter von etlich[en] Regimentern im Elbogener und Egerischen Kreis an[ge]kommen, haben unter anderen auch Graslitz, Schönbach, Königsberg, Kulm, Mostau, Asch und andere Orte in selber Gegend ausgeplündert und mit den Leuten gar jämmerlich – mit Raiteln, Prügeln und anderen Martern – gehaust. Sie sind mit dem Raub wieder zurück nach dem kaiser. Lager, so sich bei Prag befunden. Sie haben den Leuten Pulver in die Nasen und Ohren getan und angezündet, mit den Messern Löcher durch Haut und Fleisch in die Seite gestochen, Stricke (da)durchgezogen und [sie] damit geführt. Auch [haben sie] unter dem Knie einen Ring um das Bein geschnitten, hernach die Haut bis auf den halben Wadel herabgezogen und Salz darein gestreut, [was] sie ‚Alamode‘-Stiefel‘ genannt [haben]. Die kleinen Kinder [haben sie] in die Ranzen gestoßen und mitgenommen; alles zu dem Ende und so lange, bis alles Geld herausgepreßt wurde. In Summa, solche grausame Marter und Pein sind [zu] dieser Zeit in Böheim(b) von den kais[erischen] Völkern vor[ge]gangen, welche von den Türken nie erhört worden [sind]. Dergleichen Marter zu brauchen sollte der Teufel in der Hölle kaum wissen“. Vgl. auch die ähnlich lautenden Beschwerden Ferdinands III. 1643 bei Gallas; REBITSCH, Gallas, S. 216f. LEHMANN, Kriegschronik, S. 100 (1639), stellt sogar fest: „kein Papist hats so grausam und arg gemacht alß diese Unbändige verteuffelte Deutsche Schweden, die keines Menschen schonten, keine kirche oder pfarr respectirten und kein Weibsbild ungeschändet ließen“. Vgl. dazu Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 128: „Andere martern sie mit der Fingerschraube (digitum compressio). Sie halten ihnen die Nagelspitzen wie in eine Säge in die Flintenräder (scopetarias serrulas), die sie drehen. Dann schnüren sie die Finger ab und pressen sie so arg zusammen, daß auch aus den feinsten Äderchen der Nägel das Blut herausspritzt. Andere ziehen sie mit Schlingen um den Hals in die Höhe, sodaß ihre Opfer keine Luft mehr bekommen und infolge des allzu langen Aufhängens fast ersticken müssen. Die Halbtoten werfen sie auf die Erde oder lassen sie herunterfallen, um sie dann mit Nadelstichen (accuum puncturis) zu kurieren, mit Geißelhieben zu züchtigen und mit Stöcken und Prügeln auszupeitschen, bis sie zusammenbrechen. Wieder anderen reißen sie die Kleider vom Leibe, um sie nackt zu verhöhnen und auszupeitschen, sodaß sie heute noch Narben aufweisen oder hängen sie auf unmenschliche Art an Schlingen um die Genitalien auf“. Der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing zu den Scheinhirchtungen der Schweden; SIGL, Wallensteins Rache, S. 126: „Als einen der ersten fingen sie unseren Klosterschmied und zwar auf dem Friedhof beim ‚Ölberg’. Sie zwangen ihn, sich niederzuknien und den Kopf zur Enthauptung vorzubeugen. Nach allerlei Quälereien versetzten sie ihm zwar nicht den Todesstreich, schnitten ihm aber die Ohren ab und preßten ihm mittels einer sog. Kopfschraube den Kopf so zusammen, daß er bald darauf starb“. Vgl. THEATRUM EUROPAEUM Bd. III, S. 278f. über die kaiserlichen Gewalttaten in Schlesien nach der verlorenen Schlacht bei Liegnitz am 13.5.1634, in der die kursächsische Armee unter Hans Georg von Arnim die kaiserliche unter Johann v. Götz und Rudolf Graf Colloredo geschlagen hatte, auch PUTZGER, Wurtznische Creutz= vnd Marter=Woche, 13f., S. 57ff.; bzw. Schwedisch Banérischen Volcks Unverantwortliches Beginnen (die Vorgänge in Zeitz 1636), wobei einzelne Schildungen schon Topos-Charakter hatten. => Geschichtsfälschung unter „Materialien“ bzw. Kriegsverbrechen.
[188] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht.
[189] Brigade: Anfangs bestand die schwedische Brigade aus 4 Schwadronen (Squadrons) oder Halbregimentern, also 2016 Mann und 256 Offizieren, ab 1631 nur noch aus 3 Schwadronen Fußvolk zu je 504 Mann und 64 Offizieren. Die insgesamt 1512 Mann waren in 648 Pikeniere und 864 Musketiere eingeteilt, die in Rotten zu je 6 Mann aufgestellt waren.
[190] Schlachtordnung.
[191] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 363f.
[192] András Graf Pálffy [Palfi, Palfy, Palvi] [ -1649], kaiserlicher Obrist.
[193] Nikolaus Földvary [Felduari, Felduary, Feldtwari] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[194] Arvid [Arwid, Ernst, Arfulch] Wittenberg [Wittenbergk, Wirtenberg, Wirtenburg, Württemberg(er), Württenberg] v. Döbern u. Nyborg [1606 Porvoo-7.9.1657 Zamość], schwedischer Generalmajor.
[195] BRAUN, Marktredwitz, S. 118.
[196] Diskretion(sgeld): Verehrung = „Ehrengeschenk“, das von ein- oder durchziehenden Offizieren erwartet oder erzwungen wurde, in Geld- oder Sachleistungen der verschiedensten Art.
[197] Verehrung: Schenkung: Derartige „Schenkungen“,auch „Discretionen“, zutreffender aber „corruptiones“ genannt, waren von Anfang des Dreißigjährigen Krieges an zumeist erzwungene oder von vornherein erwartete Leistungen in Geld- oder Sachwerten an die Offiziere einer Einheit bis hin zu den untersten Rängen, die den Stadt- oder Gemeindehaushalt je nach Umständen erheblich belasten konnten. Diese mehr oder minder freiwilligen „Verehrungen“ waren zur Abwendung von Einquartierungen oder zur Durchführung rascher Durchzüge gedacht. Sie waren je nach Rang des zuständigen Offiziers gestaffelt und wurden von diesen als fester Bestandteil ihres Einkommens betrachtet, zumal Soldzahlungen nicht selten ausblieben. Sogar ein Willkommensgeld beim Einzug der Offiziere wurde erwartet. Vgl. ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet.
[198] BRAUN, Marktredwitz, S. 119.
[199] Geroldsgrün [LK Hof].
[200] Köditz [LK Hof].
[201] KLUGE, Hofer Chronik, S. 169.
[202] Höxter; HHSD III, S. 346ff.
[203] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.
[204] sagen ?
[205] N Braun(s) [ – ], braunschweig-lüneburgischer Obrist.
[206] Fritzlar; HHSD IV, S. 149ff.
[207] Bad Wildungen [LK Waldeck-Frankenberg]; HHSD IV, S. 35ff.
[208] Warburg [LK Höxter]; HHSD III, S. 752ff.
[209] Gottfried Huyn van Geleen, Freiherr u. Graf v. Amstenrade u. Geleen [um 1598-27.8.1657 Alden Biesen],bayerischer u. kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).
[210] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt].
Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5-9 cm), Rohrgewicht: 12-24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14-20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12-15 cm), zumeist zum Verschießen von gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- und Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen ‚Halben [?; BW] Kartaunen’ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.
[211] Stück pflanzen: (ein Geschütz) in Stellung bringen.
[212] Bruchhausen; HHSD III, S. 122.
[213] Albaxen, heute Stadtteil von Höxter [LK Höxter].
[214] Bresche, Breche, brescia, bresica: durch Geschützfeuer erreichte Sturmlücke in der Stadtmauer oder auch in einer Verschanzung. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]
[215] Nikolaus Milert [Mielert] [ – ], braunschweigischer Hauptmann.
[216] N Fischer [ – ], braunschweigischer Hauptmann.
[217] N Wilcke [ – ], braunschweigischer Hauptmann.
[218] Bienenkörbe.
[219] Sack und Pack: Sack und Pack bezieht sich nicht auf Personen, sondern auf alles, was sich in Säcken und Packen verstauen lässt.
[220] Caspar Freiherr v. Mercy [ -5.8.1644 bei Freiburg], kurbayerischer Generalwachtmeister.
[221] Johann Kaspar Graf v. Stadion [21.12.1567 Belfort-21.11.1641 Ammern], Hochmeister.
[222] Annibale de Gonzaga [Cinzago] marchese di Mantova, principe di Bozzolo [1602 Bozzolo-2.8.1668 Wien], kaiserlicher Feldmarschall.
[223] Franz Freiherr v. Mercy [Merci, Merse], Herr zu Mandre u. Collenberg [zwischen 1580 u. 1590 Longwy (Lothringen)-3.8.1645 Alerheim], kurbayerischer Feldmarschall.
[224] Wilhelm Leopold Graf v. Tattenbach-Reinstein [1609-1661], kaiserlicher Gesandter u. Kämmerer des Erzherzogs Leopold Wilhelm.
[225] Maximilian Felix Graf v. Wolkenstein-Eberstein [ -1686], kaiserlicher Obrist.
[226] Michael Johann Graf v. Althan [1607-1649], kaiserlicher Gesandter.
[227] Eitel Friedrich II. Fürst v. Hohenzollern-Hechingen (auch Eitel Friedrich V. v. Hohenzollern) [Januar 1601 Hechingen-11.7.1661 Issenheim], kaiserlicher Obrist.
[228] Achilles Baron Precipiano de Soye [Soy, Hoye, Soiani, Sove] [ – 2.11.1642 bei Leipzig gefallen], kaiserlicher Generalfeldwachtmeister.
[229] Gerhard Freiherr v. Rodoan [Rodovan, Rhodan]; [ – ], kaiserlicher Obrist.
[230] Nicola [Nikol, Nicolai] Rajkovič [Radowitz, Ragowitz, Ragewitz, Rackewitz Rackenwitz, Rackonitz, Rackoniz, Radowitz, Raickowitz, Raikowitz, Rackowitz, Reckowitz, Reckewitz, Rejkowitz, Reickowitz, Rockowitz, Ritkowitz, Royckowitz, Rubenitz, Rübenitz, Renko ?] [ -17.4.1644], kaiserlicher Obrist.
[231] Wenzel [Václav, Wenzelslaus] Freiherr v. Zahrádecký [Zahradetzky, Saradetzky, Zaredek, Zaro, Zaroatz, Sarratetz, Sarratezca, Sarradeschky, Zaharadesky; Sarratesci, Zaradeck, Zaroatz, Sarradatesky] z Zahrádek [ -1647], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[232] N Bonell [Boreck] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[233] N Ägydi [Fuchs, Egidius ?] [ – ] kaiserlicher Obrist.
[234] N Install [Zestell] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[235] Franz [François] Freiherr v. [de] Mers [de Mers, Mersch] [ – 1667], kaiserlicher Obrist, Generalwachtmeister.
[236] Tobias Freiherr v. Giesenberg auf Stephanshain [Gissenburg, Giesenburg] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[237] Sebastian Peregrin Zwyer v. Evebach [Zweyer, Zweier] [1597-1661], kaiserlicher Obrist. Vgl. ZURFLUH, Sebastian Peregrin Zwyer von Evebach.
[238] Komitat: Anhang, Begleitung, Geleit, Gefolge, Hofstaat. Dieser mobile Hofstaat aller Offiziere, Unteroffiziere und ihrer Ehegattinnen trieb die Einquartierungskosten zusätzlich in die Höhe. Leone Cropello de Medicis hatte 1628 bei sich: einen Gesellschafter von Adel, Haushälter, Kornett, Hofmeister, Kammerdiener, Sekretär, Gestlichen mit Jungen, Tafeldecker, Aufwärter, 3 Pagen, Trompeter, Koch mit Jungen, Schneider, zwei Sattler und ein Pferdeschmied mit Frauen, Feuereinmacher, Aufwärter in der Küche, Küchenfrau, Domestiken und Musikanten, ingesamt 51 Personen; KELLER, Drangsale, S. 91, Anm. Auch Köche, Possenreißer etc. wurden mitgeführt. Am 24.5.1630 schrieb Maximilian I. von Bayern dem Obristen Cronberg, es sei ein „unverantwortliches procedere, da die Obersten sich den Fürsten gleich halten wollen, werden die Quartieer ruinirt und erschöpft“. OMPTEDA, Die von Cronberg, S. 521. Dass auch Offiziersfrauen selbst z. T. ein großes Gefolge (50 Personen und 50 Pferde) mit sich führten, erwähnt HELML, Oberpfalz, S. 59. Das Amtsprotokoll (1626 VIII 29), SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg , S. 281, täuscht hinsichtlich der Gesamtzahl: „Die Gravin von Ahnolt hat 9 pferdt, darzu wirdt außm ambt Stromberg contribuirt. Obrist Gallas hat 15 pferdt. Der ist nit hier. Der haubtmann hat 10 pferd, capitanleutenant 7, drey fendriche 12, cap(itan) S(t). Eloi 4, drei veltwaibell 9, drey furier 3, aventurier 12, ingenieur 5“. Dies waren lediglich die in Wiedenbrück stehenden Pferde. Die anti-kaiserliche „36. Extraordinari. 1634“ teilte unter dem 14./24.6.1634 mit; Archives Municipales Strasbourg AA 1065: „Mit Regenspurg hat es / Gott lob / kein Noth / wie deßwegen Ihre Fürstliche Gn. vor Forchheim von demselben Commendanten [Lars Kagge; BW] wider Schreiben bekommen / auch gestern glaubhaffter Bericht eingelangt / daß sich der Feindt darvor sehr ruinire vnd consumire / auch schon durch Gegenwehr / Absterben vnd Entlauffen in zehen tausendt Mann verlohren / gelte im Läger ein pfundt Roßfleisch acht Kreuzer / sey zwar grosse Zufuhr / weiln aber der Vngarische König eine grosse Hoffstatt von ohngefehr 3000. Vngar- Böhm- vnnd Oesterreichischen Herrn / welche widerumb ihre Diener haben / vmb sich hat / so alles zu sich ziehen / als kompt dem gemeinen Soldaten wenig zu theil“.
[239] Das würde einer Gesamtmenge von 170.400 bis 340.800 l entsprechen.
[240] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 101f.; SAGEBIEL, Zwei Burgen, S. 90f.
[241] Daniel Beygott z Reinderštatu [Beygold, Beygoldt, Beigoldt, Beigolt, Beygoth, Beycott, Beuchold, Peygott, Peigoldt, Peigolt, Peycott] [ -um 1650 ?], kaiserlicher Obrist.
[242] Nikolaus Földvary [Felduari, Felduary, Feldtwari] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[243] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.
[244] BRAUN, Marktredwitz, S. 146.
[245] Daniel Beygott z Reinderštatu [Beygold, Beygoldt, Beigoldt, Beigolt, Beygoth, Beycott, Beuchold, Peygott, Peigoldt, Peigolt, Peycott] [ -um 1650 ?], kaiserlicher Obrist.
[246] Triebel-Blosenberg [LK Vogtlandkreis].
[247] Triebel Wiedersberg [LK Vogtlandkreis].
[248] Burgstein-Groß- und Kleinzöbern [LK Vogtlandkreis].
[249] Chirurgus, Wundarzt im Dienst einer Armee, des Generalstabes (hier Hofstabsfeldscherer genannt) bzw. eines Regiments. In der Regel hatten die Feldschere, im Unterschied zu den studierten Medici, ihre Kenntnisse nicht auf Universitäten, sondern auf dem Schlachtfeld oder als Wanderärzte auf Jahrmärkten erworben. Sie waren in erster Linie für die primäre Wundversorgung, darüber hinaus jedoch auch für Knochenbrüche und Amputationen zuständig. Die Verwertung der Menschenhaut bei Delinquenten war ihnen gestattet. Auch waren sie wegen der grassierenden Lagerkrankheiten ständig im Einsatz. Feldschere waren oft schlecht ausgebildet und unzureichend ausgestattet (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 268f.). In der kaiserlichen Armee erhielten sie 60 fl. pro Monat. Die medizinische Versorgung der Soldaten wurde jedoch zum Teil auch von kundigen Ärzten und studierten Medizinern geleistet. Ärztliche Oberaufsicht im Feld hatte der General-Stabs-Chirurgus (neben dem Feld-Medicus). Unter ihm stand der Regiments-Feldscher, seinerseits mit Weisungsbefugnis über die Compagnie-Feldschere. Bei militärischen Einsätzen wurden die Feldscher mitgeschickt. Ihnen oblagen zusammen mit den Führern die Krankenversorgung und die Sorge für die Feldapotheke. Kranke und verwundete Soldaten blieben zumeist in Städten und Orten zurück und fielen diesen zur Last – sofern sie keine Familie als Schutzgemeinschaft im Lager besaßen – , obgleich man dort zum Teil die Aufnahme der Kranken aus Furcht vor der Ausbreitung von Seuchen und vor den Kosten verweigerte. Verwundete erhielten z. B. im Neumarkter (Oberpfalz) Lazarett (1647): ein gemeiner Soldat wöchentlich 1 fl. 30 kr.; ein Feldwebel oder Korporal täglich 18 kr.; RIED, Neumarkt, S. 106. Zudem erhielt ein Angeschossener 18 gr. oder den Gegenwert in Heringen, für einen abgeschossenen Daumen gab es 1 Rt., was etwa 36 Eiern entsprach. Finanziert wurden die Spitalkosten über die erhobenen Kontributionen. Daher liegen die Kosten für die medizinische Notversorgung, für das Feldspital (ein studierter Arzt erhielt etwa 260 fl., der „Chirurgus“ 60 fl. monatlich), in der Hauptkostenrechnung nur bei 1 %.
[250] Wahrscheinlich Transkriptionsfehler: worden.
[251] Regnitzlosau-Draisendorf [LK Hof].
[252] Oberkotzau [LK Hof].
[253] Schwarzenbach an der Saale [LK Hof].
[254] Kirchenlamitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].
[255] Marktleuthen [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].
[256] Georg Christoph v. Taupadel [Tupadel, Tupadell, Taubadel, Toupadel, Tubal, Taubald, Thobadel, Dupadel, Dubald, Dubadell, Dubalt, „Raupartl“, Teupold] [um 1600 Fichtenberg-12.3.1647 Basel], schwedischer Generalleutnant.
[257] Rehau [LK Hof]; HHSD VII, S. 613.
[258] 1 Eimer: ca. 86, 89 Liter.
[259] Johann Wolf[f] [17.3.1605 Ingolstadt-21.11.1644 Bensheim], kurbayerischer Obrist.
[260] Fourage: Viehfutter, Unterkunft und Verpflegung für die jeweilige Einheit. Die Fourage  musste von der betreffenden Garnisonsstadt und den umliegenden Dörfern aufgebracht werden und war an sich genau geregelt; vgl. auch die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Natürlich wurde gegen die Bestimmungen immer wieder verstoßen.
[261] Daniel Beygott z Reinderštatu [Beygold, Beygoldt, Beigoldt, Beigolt, Beygoth, Beycott, Beuchold, Peygott, Peigoldt, Peigolt, Peycott] [ -um 1650 ?], kaiserlicher Obrist.
[262] Peter [Pál, Petrus] Freiherr v. Losy [Losey, Loosi, Loßi, Loschi, Loschy, Lossii, de Laucy, Lohse, Logy] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[263] Franz Freiherr v. Mercy [Merci, Merse], Herr zu Mandre u. Collenberg [zwischen 1580 u. 1590 Longwy (Lothringen)-3.8.1645 Alerheim], kurbayerischer Feldmarschall. Vgl. HERBERT, Franz von Mercy.
[264] Selbitz [LK Naila]; HHSD VII, S. 695ff.
[265] Abraham von Dobeneck starb am 24.2.1634 a. St. an den Folgen von Folterungen durch Kroaten. DOBENECK, Geschichte, S. 411ff.
[266] Lobenstein [LK Saale-Orla-Kreis]; HHSD IX, S. 261f.
[267] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.
[268] Kastner: Amtmann über alle Einkünfte.
[269] Altenburg [Kr. Altenburg]; HHSD IX, S. 6ff.
[270] Triebel-Poseck [LK Vogtlandkreis].
[271] Oelsnitz [Kr. Stollberg]; HHSD VIII, S. 263f.
[272] Feilitzsch-Zedtwitz [LK Hof].
[273] Münchberg [LK Hof]; HHSD VII, S. 464.
[274] Osseck, heute Stadtteil von Hof.
[275] Jiří Śtépán Bruntálský z Vrbna [Werba, Wrbna, Wirben, Wirbna, Würben, Wurby, Wolbrig, Wolbrink, Conte de] und Freudenthal[275] [ -1682], kaiserlicher Obrist.
[276] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Raub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.« Teilweise „kauften“ sich begüterte Bürger Offiziere als Salvaguardia, um sich gegen Übergriffe zu schützen; SUTORIUS, Die Geschichte von Löwenburg. 1. Teil, S. 266.
[277] Triebel-Wiedersberg [Vogtlandkr.].
[278] Kirchenlamitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].
[279] Gefell [Saale-Orla-Kr.]; HHSD IX, S. 129f.
[280] KLUGE, Hofer Chronik, S. 185ff.
[281] N Rochos [ – ], kaiserlicher Obristleutnant.
[282] Dicktaler sind Taler geringeren Durchmessers, jedoch von größerer Dicke als die gewöhnlichen Taler, auch „Spanischer Taler“ genannt, entsprach 1 fl. 14 gr.
[283] KLUGE, Hofer Chronik, S. 201.
[284] Komotau [Chomoutov]; HHSBöhm, S. 282ff.
[285] chargieren: angreifen.
[286] Vorwerk: Wirtschaftshof eines Rittergutes oder landesherrlichen Amtes oder Schlosses.
[287] Großrückerswalde [Erzgebirgskreis].
[288] LEHMANN, Kriegschronik, S. 145.
[289] Saaz [Žatec, Bez. Laun]; HHSBöhm, S. 535ff.
[290] Annaberg-Buchholz [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 5ff.
[291] Komotau [Chomoutov]; HHSBöhm, S. 282ff.
[292] LEHMANN, Kriegschronik, S. 147.
[293] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum; SCHOCK; ROßBACH; BAUM, Das Theatrum Europaeum.
[294] THEATERUM EUROPAEUM Bd. 5, S. 48.
[295] Poděbrad [Poděbrady, Bez. Nimburg]; HHSBöhm, S. 459ff.
[296] Elbekostelez [Kostelec nad Labem; Bez. Melnik]; HHSBöhm, S. 133.
[297] Melnik [Mělník]; HHSBöhm, S. 370f.
[298] Leitmeritz [Litoměřice]; HHSBöhm, S. 324ff.
[299] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1519.
[300] Benatek [Benátky, seit 1950 Benátky nad Jizerou], HHSBöhm, S. 26f.
[301] Dobrowitz [Dobrovice]; HHSBöhm, S. 113f.
[302] Jung-Bunzlau [Mladá Boleslav]; HHSBöhm, S. 237ff.
[303] Brandeis a. d. Elbe [Brandýs nad Labem, Bez. Prag-Ost]; HHSBöhm, S. 62f.
[304] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1520.
[305] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.
[306] Leibkompanie: Mit Leibkompanie oder Obrist-Kompanie wurde im 17. und 18. Jahrhundert die erste Kompanie eines Regiments bezeichnet. Der Obrist und Inhaber des Regiments war gleichzeitig Inhaber der Leibkompanie, was ihm durch die Kompaniewirtschaft zusätzliche Einnahmen verschaffte. Das gleiche galt für die Kompanie (Oberstleutnants-Kompanie), deren Inhaber sein Stellvertreter (Obristleutnant) war, später auch für die Kompanie eines Majors (Majors-Kompanie). Diese Kompanien wurden aber tatsächlich geführt von einem Kapitänleutnant oder StabsKapitän, die im Rang unter einem Hauptmann standen, der gleichzeitig Inhaber einer Kompanie war [wikipedia].
[307] Pfaffenreuth, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[308] Manzenberg, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[309] sollicitieren: anhalten, erinnern, nachfragen; aufreizen, beunruhigen, nachsuchen, dringend fordern.
[310] Alte Herren: Ratsherren.
[311] Elbogen [Loket, Bez. Falkenau]; HHSBöhm, S. 133f.
[312] Gravamina: Beschwerden.
[313] remedieren: abschaffen.
[314] Anton Freiherr v. Waevel [Waevel, Wevel, Weibel, Weivel, Webel, Waevell, Waevel, Weveld] [ -1659], kaiserlicher Obrist, Generalwachtmeister.
[315] Ernst Odowalsky [Otowalsky, Ottowalski, Ottowalsky, Otto Walsky, Ottowald], genannt v. Streitberg [1592-15.3.1672 Oberndorf], kaiserlicher, schwedischer Obrist.
[316] Melchior Adam v. Moser [ – ], kaiserlicher Obristwachtmeister.
[317] Streithammer: Kriegshammer: ein im Kampf verwendeter Hammer mit einem nach unten gekrümmter Haken und mit einem etwa 50 cm langen Schaft für Reiter. Er wurde bis ins 18. Jahrhundert in ganz Europa verwendet und diente dazu, einen Gegner trotz Rüstung zu verwunden.
[318] Desertion: Auf die unerlaubte Entfernung vom Regiment stand in den Kriegsartikeln die Todesstrafe, die nur nicht verhängt wurde, wenn Bedarf an Soldaten herrschte. JÜRGENS, Chronik, S. 514 (für Hannover): „Den 11. Aprilis [1633; BW] ist ein Königsmarkischer Soldate, so entlaufen, und hie unter Caspar von Lühden Stadt-Companien angetroffen, vor Linden bey dem Galgen stigmatisiret und das rechte Ohr abgeschnitten durch unsern Nachrichter Meister David“. Vgl. WINTER, Möser, S. 19f.: „Den 21. März [1628] läßt Hauptmann Föckler einen Reiter, so bei dem Merodischen Regiment, und einen Soldaten, so unter Hauptmann Kestgens, und einen, so unter seiner Compagnie ausgerissen, henken an die Justiz auf dem Markte. Den 2. April aber hat er einem Corporal zu Roß den Kopf, auch der Ursache halben abschlagen lassen“. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f., für 1637: „Den 31. März [10.4.; BW] ist der Oberst Spork mit seinen Völkern allhier vor die Stadt gekommen, hat Quartier begehret und daneben angedeutet, wie ihm Nordhausen auch assignirt worden; des andern Tages ist er wieder von hier nach Nordhausen gezogen. Den 4. [14.; BW] April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren“. Der Ausbruch von Lagerseuchen (1626, nach dem Bericht des braunschweig-lüneburgischen Kapitäns Daniel Meyer) führte teilweise zur Massendesertion; Hauptstaatsarchiv Hannover Cal. Br. 16, Nr. 1141. Teilweise ließ man Deserteure um ihr Leben würfeln; DOLZ, Versuch, S. 298; JÜRGENS, Chronik, S. 525. Zur Desertion trug auch die Praxis bei, untergesteckte Söldner „zue disem sturmb, wie andere mehr, wider wüllen […] vornen an die spüz“ als Kugelfang zu stellen, wie ein kaiserlicher Soldat, der bei der Belagerung Überlingens 1634 verletzt wurde, nach Mitteilung Bürsters über seine Dienste nach der zwangsweisen Untersteckung unter die schwedische Armee berichtete; WEECH, Bürster, S. 67. Vgl. KAISER, Ausreißer; KAISER, Lebenswelt der Söldner. Das bayerische Memorial vom 16.4.1643 [Bayerisches Hauptstaatsarchiv Kurbayern Äußeres Archiv 2763, fol. 23, Punkt 9] bestimmte, dass, wenn ein Neugeworbener ausreiße, sofort nachzuforschen sei, welche besonderen Kennzeichen er habe; diese seien alsbald zu notieren. Wenn trotzdem einer nicht mehr aufgefunden werde, so solle sein Namen an den Galgen geschlagen, und wenn er Handwerker sei, ein solches den Zünften alsbald zu notifizieren sei, damit dergleichen meineidige Gesellen über kurz oder lang von Handwerks wegen aufgeschrieben und zur Strafe gezogen werden könnten. Dies sei den Neugeworbenen, insbesondere den Handwerksgesellen, schon bei der Neuwerbung und Eidesleistung zu eröffnen. DAMBOER, Krise, S. 264f. William Crowne [1617 – 1682], Lordsekretär, Offizier, Mitglied des Parlaments und 1636 Reisebegleiter des Thomas Lord Howard, Earl of Arundel and Surrey, berichtet über die Kämpfe Gustav II. Adolfs an der Alten Veste bei Zirndorf: „Der König von Schweden hatte hier drei seiner Soldaten für den Mord an zweien seiner Kommandanten und das Überlaufen zum Feind pfählen [im Original „set upon poles alive“] lassen. Nachdem die Schlacht ausgefochten war, hatte man die Soldaten gefangen genommen und hingerichtet“. RITTER; KEIL (Hgg.), William Crowne, S. 36. Am 28.4.1628 „gab ein Deserteur vor seiner Hinrichtung als Grund für seine Fahnenflucht Überdruß an dem gottlosen Leben der Soldaten an“. WIEGANDT, Wismar, S. 23f. Der Benediktinerabt von St. Georgen im Schwarzwald, Georg Gaisser [1595-1655] berichtet unter 1634; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 569: „Einer von unsern Besatzungstruppen verleitete nach gefaßtem Fluchtplan einen andern zur Teilnahme an dem Verbrechen. Dieser verspricht sich zu beteiligen, eröffnet aber die Sache einigen, während er selbst den morgens Fluchtbereiten, als ob er selbst dazu bereit wäre, begleitet. Die Eingeweihten aber erheben sich aus den Verstecken, andere aber reißen Pferde von der Weide an sich, nehmen die Verfolgung auf, und nachdem sie dem des Fluchtverbrechens Schuldigen vergeblich mit den Schwertern zu Leibe gerückt waren (solche Hiebfestigkeit hatten (ihm) die Zaubermittel verliehen, erschlagen sie ihn mit Prügeln. Dies erschien einigen grausam, weil seine bei demselben Fluchtplan ertappte Frau nach dem Frühstück, von den Soldaten einige Male angeschossen, sterben musste. Milder verfuhr man mit den Töchtern, die man in die Verbannung trieb“. Auch mehrfache Desertion wurden hart bestraft; RICHTER, Historische Nachricht, S. 174 (Chemnitz 1633): „Den 19. Jan. ist ein Schottländischer Soldat, so dreymahl vom Regiment entlauffen, an die Justitz aufn Marckte aufgehencket worden“. Aus Meiningen wird 1646 berichtet, GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 274: „Eben in diesem Monat [August 1646; BW] sind drey Mußquetirer von hiesiger Qvarnison über die Stadt-Mauern hinaus gestiegen, und hinweg gelauffen, aber bey Walldorff wieder vertappt, nieder geschossen, tod herein gebracht, und in der Hocker-Gassen auff dem Graben, an einem auffgerichten Schnapt-Galgen gehängt worden“. BEI DER WIEDEN, Oldendorf, S. 47 (1623): „12. Maii solte ein entlauffener Schelm unter den Soldaten zu Oldendorf auff dem Marckte gehencket werden. Aber der Strik ging loess und der Verurtheilter fiel herab. Derhalben ihm das Leben geschenckt und er diese Graffschafft und das Furstenthumb Braunschweig vorschweren mussen“. HELLER, Rothenburg, S. 308f.: „Die gemeinen Soldaten erachteten eine Fahnenflucht nicht für vorliegend und sich ihres Eides ledig, wenn die Fahne, auf die allein sie geschworen hatten, zerstört war; Ebensowenig hielten sie sich für strafwürdig, wenn ihre Fahne vom Feind erbeutet worden war und sie dann in Massen zu ihm übergingen (sich unterstellen ließen)“. Die Desertionsquote unter den Belagerern vor Bergen-op-Zoom (1625) soll sehr hoch gewesen sein. Im Juli lagen noch 20.600 Mann vor Bergen; im Oktober waren es noch 13.200. Insgesamt betrugen die Verluste der Belagerer ca. 40 %; davon waren mehr als ein Drittel Desertierte.
[319] archibusieren: zur Strafe mit einer Arkebuse erschießen, im Militärrecht als Strafe für untere Dienstränge (z. B. Art. 43 des schwedischen Militärrechts) vorgesehen, noch nach dem Dreißigjährigen Krieg üblich; GÖRLICH, Geschichte, S. 501. HERBST berichtet in seiner Chronik von Greiffenberg: „1649 den 3. Novemb. seiner Diebereÿ auf dem Markte Archibusiret, und nieder geschoßen, und weill er die ersten 2 Schüße nicht recht troffen worden, stund er wieder auf, und hätte sich lieber loß gemacht ward aber also balde wieder vor den Kopff geschoßen, und alßo hingerichtet“. HERBST, Chronik, S. 50. Gefangene Soldaten, die sich nicht unterstecken lassen wollten, wurden ebenfalls arkebusiert. Vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 174 (1634), S. 359 (1638). GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 268 [1642]: „In solcher Zeit hat ein Reuter einen armen Taglöhner, Linhard Schleichern, auff dem Unter-Rasen über seiner Arbeit mit vielen Hieben und Stichen dergestalt ohne einige gegebene Ursach verwundet, daß er vor tod herein getragen worden, gleichwol durch Gottes Gnad und angewänden Fleiß der Wund-Aertzte wieder zu recht gebracht, der Reuter aber ist, andern zum Abscheu, auff dem Marckt allhier archibusiret worden“. THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 591 (1641): „Solchemnach haben wir Vrsach den Wege auch nach dem vnterRhein vnnd zum Theil in Westphalen zunehmen: Da vns dann ein historia jocoseria [spaßhaftes Ereignis], oder lächerlichen ernstes / von einē Eppischen Soldaten / der Nation ein Curländer so im Ende voriges Jahrs zu Söest vermög ergangenen Gerichts hat hangen sollen / aber archibusiret zu werden immer gebetten / vorkom̃et: Welcher vber dieser Execution an Galgen kommen / vnd schon im erworgen gewesen / dene der Scharpffrichter für tod gehalten / aber eine eylende Post kommet / er solle archibusiret werden: als ihn nun der Hencker auff ernstliches zusprechen der Vmbstehenden werden: als loß geschnitten gehabt / vnd er mit Wasser angesprützet worden / ist er wider zu sich selbsten kommen / vnnd den fragenden Vmbstehenden sagen wollen / wie ihm gewesen seye / hat er geantwortet / daß er es nicht wisse / sondern ihm seye nunmehr / als wann er auß einem tieffen schlaff kommen were: Darauff der Obr. Eppe ihm das Leben geschenckt“. Die Arkebuse (später Karabiner genannt) war ein kurzes Gewehr, eine Waffe für leichte Kugeln, die in freiem Anschlag verwendbar war; bei der Infanterie als Handrohr, Büchse oder Arkebuse, bei der Kavallerie als Karabiner oder Faustrohr (Pistole mit Radschloss). Sie erhielt ihren Namen vom hakenförmigen Hahn der Luntenklemme, der das Pulver in der Zündpfanne entzündete.
[320] Vorbitte, Fürbitte: Bitte bei jemandem für einen andern, um ihn vor einem Übel (z. B. vor dem Köpfen) zu bewahren, wohl hergeleitet aus der Vorbitte Christi für die, die ihn ans Kreuz schlugen (LILIENTHAL, Die gute Sache, S. 620). Vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik, S. 87, Anm.; BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabruggischenn handlung, S. 115; JORDAN, Mühlhausen, S. 70, 91f., 260. KLUGE, Hofer Chronik, S. 199 (1642): „Den 1. februarii wollte der rumor- und rittmeister [Johann Adam Weyhel] einen beigoltischen [Daniel Beygott] reuther, so von Leimitz mit hereingebracht worden und mit denen andern 8. zuvor spielen müßen, vor dem Obern Thor an einen baum hängen assn, maßen der nagel schon eingeschlagen war. Dieser aber wurde von dem adel alhier endlich wiederum erbeten“. KLUGE, Hofer Chronik, S. 200: Hier wurden 2 Reiter wegen verschiedener Schwerstdelikte hingerichtet, ein adliger Beteiligter dagegen losgebeten. GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 247; DUDÍK, Olmützer Sammel-Chronik, S. 48 Teilweise wurde der Delinquent auch begnadigt, wenn eine Frau Fürsprache einlegte und ihn heiratete. Vgl. die Erinnerungen des Pfarrers Klingsporn; NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 229. STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 340f.: „Einem Soldaten namens Wölflin, der, weil er gestern ganz betrunken gegen den Befehl des Obersten hatte zum Beutemachen ausziehen und gegen die ihn daran Hindernden das Schwert ziehen wollen, zum Tode verurteilt schon zur Erschießungsstätte geführt war, wurde auf die Fürsprache aller Einwohner (ich hatte auch meine Bitten damit vereinigt, das Leben geschenkt“. Vgl. auch NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 81 (Kroate, der einen Amtsschreiber erschossen hatte). Der Benediktinerabt von St. Georgen im Schwarzwald, Georg Gaisser [1595 – 1655], berichtet zum März 1648: „Ein Soldat mit dem Übernamen Reißteufel, Schuster von Beruf, aus Gmünd gebürtig, der in erster Linie unter denen gewesen sein soll, die neulich Sold gefordert (oder Lebensmittel erpressten ? stipendia exegerant) hatten, wird vom Generalkommissariat zum Galgen verurteilt und heute [27.3.1648; BW] hingerichtet, vom weiblichen Geschlecht aufs höchste beklagt. Drei Jungfrauen, die ihn aus den Händen der Henker zu befreien suchten, erfuhren eine Ablehnung“. STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 1138. BRAUN, Marktredwitz, S. 177 (162): „Es hat [zu] dieser Zeit H[err] Oberst von Sporck zu Tirschenreuth einen gefangenen Kornett henken lassen. Dieser hat jedermann – Geistliche und Weltliche – zu Tirschenreuth angeschrien und sehnlich gebeten, wegen seiner bei dem H[errn] Oberst vorzubitten, daß er beim Leben erhalten werden möge; wie er denn auch versprochen, daß er solches der Stadt wiederum(b) verschulden und zu der Kirche(n) doselbst(en) 600 Taler verschaffen wollte. Dahero [haben] die Herren Jesuiten doselbst, obwohl er lutherisch [war] und von seiner Religion nit weichen wollte, um(b) sein Leben sehr eifrig gebeten, aber nichts erhalten können. Deswegen haben sie es anders(t) angegriffen. Sie haben alle Schulknaben und Mädlein in der ganzen Stadt genommen, sind nochmals vor den Oberst(en) gekommen [und] sämtlich (mit den Knaben und Mädlein) um(b) des Gefangenen Leben [willen] vor dem Oberst auf die Knie gefallen [und] haben über alle (lamentierliche) Maßen gebeten. Sie sind aber abgewiesen worden. Ingleichen [hat] die ganze Stadt und Bürgerschaft gebeten. Aber [auch] sie [ist] nit gehöret worden. Letz[t]lich haben die Jesuiten alle schwangeren Weiber in der Stadt genommen, welche alle in Trauerkleidern erschienen [waren], den Oberst durch einen demütigen Fußfall um(b) Fristung des Gefangenenlebens zu bitten; wie denn auch des H[errn] Oberst Gemahlin selbst(en) starke Vorbitt[e] eingelegt [hat]. Aber alle miteinander haben keine Barmherzigkeit und Gnad[e] erlangen können. Er ist bei seiner gefaßten Meinung verharret und [hat] diesen Menschen mit jedermanns Weinen, Trauern und Wehklagen hinrichten lassen“. STETTEN, Geschichte, S. 247 (Augsburg 1633): „Den 1. Septembris wurde über einen hiesigen Burgers-Sohn, Namens Jacob Mayr, wegen eines begangenen Todtschlags peinlich Hals-Gericht gehalten, und er zum Tod verurtheilet. Als aber eine hiesige Burgers-Tochter diesen Menschen sich zur Ehe ausgebeten, vnd hierauf viele Vorbitten eingekommen, schenckte ihm der Rath das Leben, jedoch gegen einen Revers, daß er der Cron Schweden im Krieg dienen, und der Stadt Etter [Gebiet; BW] nicht mehr betretten wolle; und hierauf geschahe sogleich noch in der Eisen die Copulation, und den folgenden Tag hielten selbe zu Pfersen das Hochzeit-Mahl“.
[321] Remedierung: Abhilfe.
[322] Fischkasten: Als Fischkasten oder Bünn werden Behälter zur Aufbewahrung von lebenden Fischen bezeichnet. Die heute aus unterschiedlichen Materialien wie Holz, Kunststoff oder Metall gefertigter Kästen sind seit dem Mittelalter bekannt. Für die unerlässliche Zufuhr von Sauerstoff beziehungsweise Frischwasser sorgen Löcher im Boden- und Wandbereich, Deckel verhindern das Entkommen der Fische. In geeigneter Weise ins Wasser platziert, können Fische so einige Zeit aufbewahrt werden. [wikipedia]
[323] Aussig [Ústí nad Labem]; HHSBöhm, S. 13ff.
[324] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[325] Bad Brambach [Vogtlandkreis].
[326] defalziert: abgerechnet.
[327] Bern: Steuer, Abgabe.
[328] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[329] Lorenzreuth, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[330] Tafelgeld: Geld, das einem Offizier zur Bestreitung seiner Tafel und in anderer Bedeutung zur Führung seines Hofstaats angewiesen und bestimmt war.
[331] BRAUN, Marktredwitz, S. 200f.
[332] Mügeln [LK Nordsachsen]; HHSD VIII, S. 236ff.
[333] FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 214.
[334] Johann Georg I. Kurfürst v. Sachsen [5.3.1585 Dresden-18.10.1656 Dresden].
[335] Albert Gaston Spinola Graf v. Bruay [Broy, Bray, Bernai, Bonari, Borry, Bruye, Bruny, Bruari, Broi, Braui, Bray, Bru, Broui, Brouay, Bronj, Brivius, Bruween, Bruny, Brunay, Brusse] [1601-6.3.1645 bei Jankau gefallen], kaiserlicher Obrist.
[336] Hans Abraham v. Gersdorf [Gersdorff] [22.1.1609 Kay-4.9.1678 Torgau], kursächsischer Obrist.
[337] „Armee ohne Land“: PRESS, Hessen, S. 312, über die Armee der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Nach den Zahlen bei BETTENHÄUSER, Die Landgrafschaft Hessen, S. 17, müsste jeder 4. Einwohner der Landgrafschaft Soldat gewesen sein. Hessen-Kassel unterhielt bei einer Einwohnerzahl v. 70.-80.000 eine Armee v. insgesamt 18.000 Mann, die nur durch Kontributionen in den besetzten Gebieten erhalten werden konnte; ein typischer Fall v. Überrüstung. Laut Dorstener Vertrag hatte Amalie von Hessen-Kassel eine Armee v. 7.000 Mann zu Fuß u. 3.000 Reitern zu unterhalten; dafür zahlte Frankreich jährlich 200.000 Rt.; Staatsarchiv Marburg 4 f Frankreich Nr. 55; Bibliothèque Nationale Paris Manuscrit français Nr. 17885. Vgl. auch SODENSTERN, Die Anfänge.
[338] Altenburg [LK Altenburger Land]; HHSD IX, S. 6ff.
[339] Pegau [LK Leipzig]; HHSD VIII, S. 272ff.
[340] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 202.
[341] Altenburg, heute Ortsteil von Naumburg [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 9.
[342] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.; Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.
[343] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 206.
[344] Rudolf [Rudolfo] Graf Colloredo [Coloredo, Coloreto, Coleredo, Colredo, Kolloredo]-Waldsee [Wallsee] [2.11.1585 Budweis-24.2.1657 Prag], kaiserlicher Feldmarschall.
[345] Barby [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 31ff.
[346] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 210.
[347] Zeitz [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 519ff.
[348] CHEMNITZ, Geschichte 4. Teil, 19. Kap., S. 63.
[349] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[350] Halle a. d. Saale [Kr. Halle]; HHSD XI, S. 177ff.
[351] Merseburg [Saalekreis]; HHSD XI, S. 322ff.
[352] WASSENBERG, Florus, S. 567f.
[353] THEATRUM EUROPAEUM 5. Bd. , S. 367.
[354] Hans Christoffer [Christoph] Graf v. Königsmarck [Königßmarck, Königsmark, Königsmarx, Khiningsmarckh, Köningsmarkt, Coningsmarck, Conigsmarckius, Conigmarc, Kingmark, King Marx, Königs Morik, Coningsmerck, Regio Marckus] [12.12.1600 Kötzlin-20.2.1663 Stockholm], schwed. Feldmarschall. 1616 Anstellung als Page bei Herzog Friedrich Ulrich v. Braunschweig-Lüneburg u. Eintritt als Reiter in kaiserl. Kriegsdienste, 1630 Verabschiedung als Fähnrich bei Reformierung der Armee Wallensteins, 1631 Kapitän in schwed. Diensten, 1633 Beförderung zum Major, 1634 zum Obristleutnant, 1636 zum Obristen, am 25.3.1640 zum Generalmajor als Lohn für die Werbung größerer Truppenformationen in Westfalen, im Januar 1645 zum Generalleutnant, am 17.5.1648 Sieg mit Turenne u. Wrangel bei Zusmarshausen über die kaiserl.-kurbayer. Truppen unter Holzappel u. Gronsfeld, am 1.6.1648 Beförderung zum Feldmarschallleutnant, am 16.7.1648 erfolgreicher Angriff auf die Prager Kleinseite u. Raub der berühmten „Silberbibel“. Zusammen mit Carl Gustav Wrangel war Königsmarck der erfolgreichste schwed. Kriegsgewinnler, am 26.3.1651 wurde er in den Grafenstand erhoben, am 10.4.1651 in den Reichsrat berufen u. am 14.4.1655 in Stade zum Feldmarschall u. Gouverneur des Herzogtums Bremen u. Verden ernannt. Sein im Krieg erworbenes Vermögen soll 130.000 Rt. jährl. Rente abgeworfen haben, was einem Vermögen v. mindestens 2.600.000 Rt. entsprochen haben müsste. Seit 1648 Mitglied Nr. 515 der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ als „Der Streitende“; CONERMANN, Die Mitglieder, S. 653ff. Vgl. BACKHAUS, Wrangel, Königsmarck, Bielke, S. 116-128; FIEDLER, Verwaltung; FIEDLER, Hans-Christoph von Königsmarck, S. 3ff.; WAGNER, Pforr. Vgl. [RÜDIGER], Leben und Thaten; FRITZEL, Der Stader Raum, S. 14ff.; ZIRR, Die Schweden; HÖBELT, Von Nördlingen bis Jankau; REBITSCH; ÖHMAN; KILÍAN, 1648 => Königsmarck, Hans Christoffer von [Teile 1-72 in Bearbeitung in den „Miniaturen“].
[355] THEATRUM EUROPAEUM 5. Bd., S. 381.
[355a] LATOMUS, Relationis Historicae Semestralis Continuatio (1644), S. 22.
[356] BRAUN, Marktredwitz, S. 210.
[357] Marco de Lubedich [Cabalet] [ – ], kl. Kapitänleutnant.
[358] BRAUN, Marktredwitz, S. 210f.
[359] Cortesia: Höflichkeit.
[360] BRAUN, Marktredwitz, S. 211.
[361] BRAUN, Marktredwitz, S. 212.
Dieser Beitrag wurde unter Miniaturen abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.