Ribbeck, Johann Georg von; Obrist [24.12.1601 – 3.8.1666] Johann [Hans] Georg Ribbeck der Jüngere[1] auf Groß Glienicke,[2] aus der osthavelländischen Linie, verheiratet seit 1633 mit Anna Maria von der Groeben, stand 1641 als Obrist in kurbrandenburgischen Diensten.
Er führte ein Fußregiment zu 5 Kompanien = 625 Mann. „Im Sommer 1637 durch Moritz Augustus v. Rochow geworben unter Uebertritt von 2 Kompagnien des Burgsdorffschen Regiments, 1641 dem erstgenannten verliehen“.[3]
„Da [August Moritz v.; BW] Rochow ungeachtet des Verweises die Bevölkerung weiterhin bedrückte und überdies drohte, im Fall eines feindlichen Angriffs die Befestigungswerke von Spandau[4] in die Luft zu jagen, die Stadt Spandau in Brand zu stecken und sich in des Kaisers Schutz zu begeben, beschloß der Kurfürst endlich, gegen den gemeingefährlichen Meuterer vorzugehen. Friedrich Wilhelm ernannte Hans Georg v. Ribbeck d. J. zum Oberbefehlshaber aller in der Festung Spandau liegenden Truppen und gab dem von ihm mit der Stadthalterschaft betrauten Markgrafen Ernst Befehl, Rochow seines Amtes zu entheben und Ribbeck einzuführen.
Ein unverhoffter Schwedeneinfall ins Havelland hinderte den Markgrafen jedoch daran, den kurfürstlichen Befehl auszuführen. Am Tage der Ernennung Ribbecks zum Oberbefehlshaber der Spandauer Besatzungstruppen (23. März) waren schwedische Truppen in das Ländchen Rhinow[5] eingefallen, nachdem sie trotz der Friedensversicherungen der brandenburgischen Landesherrschaft immer wieder von brandenburgischen Truppen herausgefordert worden waren. Die Landesherrschaft geriet dadurch in arge Bedrängnis, um so mehr, als die Befehlshaber der im Havelland stationierten Truppen keine Lust bezeigten, den Schweden ernstlich entgegenzutreten“.[6]
„Diese Ruhe [nach dem Abzug der Schweden aus dem Havelland; BW] benutzte die brandenburgische Landesherrschaft, um mit den unbotmäßigen Heerführern abzurechnen. Markgraf Ernst ließ sich am 19. Mai [1641; BW] [August Moritz v.; BW] nach Berlin kommen, wo er ihm seine Absetzung verkündete und ihn sofort in Haft nehmen ließ, weil Rochow sich weigerte, sein Regiment zu entlassen. Noch am Nachmittag desselben Tages begab sich Markgraf Ernst in Begleitung von Konrad von Burgsdorff nach Spandau, dessen Tore er vorsichtshalber schließen ließ. Sämtliche Offiziere des Rochowschen Regiments wurden darauf für den nächsten Morgen zum Rapport befohlen. Gehorsam waren die Offiziere am 30. Mai zur Stelle. Auch die Mannschaften waren gerufen worden. Nun wurde den Versammelten die Absetzung Rochows bekanntgegeben und [Johann Georg; BW] von Ribbeck als neuer Befehlshaber des Regiments in die Pflicht genommen. Alle Mannschaften und alle Offiziere bis auf den Obristleutnant [Jobst Friedrich; BW] v. Oppen erkannten v. Ribbeck als ihren neuen Befehlshaber an und schwuren dem Kurfürsten den Eid der Treue; v. Oppen, der zu dem v. Ribbeck keine Affection trug, bat um seine Entlassung und kam damit der bereits befohlenen Amtsenthebung zuvor. Darauf rechnete der Kurfürst am 2. Juni mit den an der Rathenower Plünderung beteiligten Heerführern ab. Osten erhielt einen strengen Verweis, ebenso Lütke [Markus Lüdicke; BW] und [Georg v. der; BW] Marwitz, auch des Kurfürsten Freund Burgsdorff kam nicht ohne Rüffel davon. Der Kurfürst verbat sich das Rauben der kurfürstlichen Truppen. Goldacker, der sich eigentlich schon mit Rochow in Berlin zur Amtsenthebung hatte einfinden sollen, entfloh, als er hörte, daß Volkmann mit seiner Verhaftung beauftragt worden war, mit wenigen Reitern zur kaiserlichen Armee. Der Stadt Rathenow aber gab der Kurfürst auf ihre Beschwerde über die durch seine Truppen erlittene Plünderung zur Antwort, dass augenblicklich zu einer eingehenden Untersuchung der empörenden Vorfälle keine Zeit sei, daß aber nechtskünftig und zu besserer Gelegenheit von dieser Sach wol weiter geredet, und so wol wegen Bestrafung der Thädter, als auch euerer Befriedigung halber fernere gebührende Verordnung gemacht werden solle“.[7]
„Das Jahr 1642 hielt seinen Einzug. Noch einmal schien der Krieg über das Havelland mit aller Macht hereinzubrechen. Im Februar wandten sich die Kreiß-Stände an den Statthalter Markgraf Ernst, da sie in Erfahrung gebracht, daß der Kaiserliche Generalissimus, Erzherzog Leopold Wilhelm, sein Hauptquartier zu Zerbst[8] genommen u. den Obrist Sperreuter mit 7 Regimentern in der Zauche gelassen, von wo vermuthlich die kaiserliche soldatesque ins Havelländische fouragieren u. dem Kreise vielen Schaden thun würde; u. baten, daß er an den [Spandauer] Commandanten u. Obristen Hans George v. Ribbeck Verordnung ablassen möchte, daß er von seinen untersich habenden Völkern die Fähre Bellin[9] u. Lenzensche[10] Mühle mit 15, Bötzow[11] mit etwan 10, den Cremmischen[12] Damm mit 15 Mann besetzen u. auf den Baumgarten bey Geltow[13] 12 Mann legen möchte, dass sie diese Örter so bewahrten, dass niemand von der kaiserlichen soldatesque herüberkäme; ebenso möchte in gleicher Absicht eine halbe Companie zu Roß an den Havel Strom verlegt werden. Darauf gab der Statthalter am 15. Februar zur Antwort: es sei mit den kleinen Besatzungen, zumahl da die Kaiserlichen partien schon im Lande, auch zu Rathenow u. an andern Orten überkommen könnten, nichts auszurichten; so könnte man auch des Volcks aus der Festung [Spandau] nicht entrathen: es sollte aber an den Erzherzog geschrieben werden u. um Verschonung des Havellandes nochmals Instanz geschehen. Wenn aber auch hierdurch nichts zu erhalten sein sollte, müsste man, was nicht zu ändern wäre, gehen lassen, wie Gott wollte; denn mit Gewalt es zu verhüten oder der Kaiserlichen Armee sich zu widersetzen, sei nicht thunlich“.[14]
„War die Schwedengefahr jetzt vorüber, so sollte doch die Sorge um den havelländischen Grenzschutz nicht umsonst gewesen sein. Denn wenige Wochen später wurde das Havelland ernstlich durch die Kaiserlichen bedroht, die unter dem kaiserlichen Generalissimus Gallas langsam Torstensons Spuren gefolgt waren. In den ersten Tagen des Mai [1644; BW] kamen umherstreifende Scharen Kaiserlicher mehrmals über Fehrbellin ins Havelland, so daß der Kommandant der Festung Spandau, v. Ribbeck, den Kurfürsten bat, diesen Paß durch seine Truppen besetzen zu dürfen. Am 12. Mai erfolgte darauf die Besetzung durch kurfürstliche Truppen“.[15]
„So hatten die Prälaten und die Ritterschaft des Havellandes allen Grund, sich am 29. Juli 1646 über die Einwohner im Städtlein Plawe [Plaue[16]] zu beschweren, das sie für wenigen Tagen vierzig schwedische Reuter über die Havel gesetzet, welche, nachdem sie nicht geringen Schaden im Havelland und Glien[17] gethan, wieder zur Fehre Berlin übergegangen seint. Unter diesen Umständen hielt es der Kurfürst doch für gut, den Kommandanten von Spandau, v. Ribbeck, noch vor Winter eins u. das Andere an der Stadt reparieren u. bauen zu lassen, wozu ihm der [Spandauer] Rath mit 50 Mann zur Schanz-Arbeit assistiren sollte“.[18]
[1] Rhewend, Christoph [1632-1677], Leichpredigt / Uber die Wort Christi/ Joh. II, 25. Und Joh. 6, 47. Und 40. Ich bin die Aufferstehung und das Leben: Wer an mich gläubet / der hat das ewige Leben / und ich werde ihn aufferwecken am Jüngsten Tage : Bey der HochAdlichen und Volckreichen Leichbegängniß Des … Herrn Johannis Georgii von Ribbeck / Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg vornehmen Cammer-Herrn … / Den 14. Octobris, nemlich am 18. Sontage nach Trinitatis 1666. in der Pfarr-Kirchen zu Spandow gehalten / und auff Begehren zum Druck übergeben Von M. Christophoro Rhewendo … Cölln an der Spree 1666 [vd17 1:025892C].
[2] Groß Glienicke, teileweise zu Berlin und zu Potsdam gehörige Ortslage.
[3] http://www.grosser-generalstab.de/regiment/bredow/bw001.html.
[4] Berlin-Spandau; HHSD X, S. 97ff.
[5] Rhinow [LK Havelkreis].
[6] SCHRÖER, Havelland, S. 98.
[7] SCHRÖER, Havelland, S. 101.
[8] Zerbst [Kr. Zerbst]; HHSD XI, S. 523ff.
[9] Fehrbellin [Kr. Osthavelland/Neuruppin]; HHSD X, S. 172.
[10] Lenzen [Kr. Westprignitz/Ludwigslust]; HHSD X, S. 258ff.
[11] Bötzow, heute Ortsteil von Oberkrämer [LK Oberhavel].
[12] Kremmen [LK Oberhavel].
[13] Geltow [LK Potsdam-Mittelmark].
[14] SCHRÖER, Havelland, S. 103f.
[15] SCHRÖER, Havelland, S. 108.
[16] Plaue, heute Stadtteil von Brandenburg [Stadtkr.]; HHSD X, S. 135ff.
[17] Glien [Glin]: eine annähernd kreisförmige Platte mit einer Ausdehnung von 12 bis 15 km nordwestlich von Berlin. Das Ländchen Glien wird vom Berliner Urstromtal mit dem Havelländischen Luch im Süden sowie dem Eberswalder Urstromtal mit den Niederungen des Rhinluches und der Muhre im Norden umgeben. Südlich des Havelländischen Luches liegt die Nauener Platte. Östlich, durch eine breite Urstromtalung getrennt, liegt die Hochfläche des Barnim. Nördlich des Rhinluches folgen die Granseer Platte und das Ruppiner Land. Im Westen geht der Glien in das lang gestreckte Ländchen Bellin über [wikipedia].
[18] SCHRÖER, Havelland, S. 111.