Romanowiz, Johann; Rittmeister [ – ] Johann Romanowitz, angeblich ein Russe, stand unter dem Befehl von Bernhard von Sachsen-Weimar.
Wallensteins Defensivtaktik gegenüber den Schweden war gerade von Piccolomini missbilligt worden. „Octavio Piccolomini, der beim Kriegsrat für den Angriff auf Cham[1] und den Vorstoß von und über die Donau für das Wirksamste gehalten hatte, beurteilte diesen Rückzug in seinem Schreiben an Gallas richtig: ‚Dem Feind wird er ohne Zweifel Mut zu neuen Fortschritten machen’. Vor Tische lautete der Tenor anders: Isolani sollte mit seinen gefürchteten Kroaten den Unteren und Wallenstein wollte den Oberen Wald von den Feinden säubern. Das erfuhr Höser[2] am 3. Dezember [1633; BW] in Regen[3] von den Kroaten selbst. Es wurde schon der Proviant für die Hauptarmee des Friedländers im Bayerischen Walde vorbereitet. Dann aber kam der Blitz aus heiterem Himmel: Der einsame Entschluß Wallenstein[s] befreite den Bayerwald nicht von den Schweden, sondern machte ihn für die Schweden frei.
Darüber, wie die Schweden seit dem Fall von Regensburg[4] und Straubing[5] im Bayerischen Walde überall, in jedem Flecken und abgelegensten Winkel, selbst in den dichtesten Wäldern hausten, brauchen wir kein Wort zu verlieren. Hösers Tagebuch liefert alle detaillierten genauen Angaben jeden Tag genug.
Herzog Bernhard hatte, als er von Deggendorf[6] schied, den Rittmeister Johann Romanowiz, einen ‚Moskowiter’ und den Oberstleutnant Mengl mit zwölf Kompanien Reitern und Fußvolk zurückgelassen. Romanowiz schickte dem Markt Regen einen Brandbrief. Er konnte aber seine Drohungen nicht mehr ausführen. Er war zu schwach, um den Kampf mit den vorgestoßenen Kroaten aufzunehmen. Zudem glich der Abzug der Weimaraner aus der Gegend von Vilshofen[7] mehr einer Flucht als einem geordneten Rückzug. Jederzeit mußten sie gewärtig sein, dass entweder Jean de Werth oder die Kroaten Isolanis oder beide zusammen in ihre Flanken einbrechen würden. Nachdem am 2. Dezember die Herstellungsarbeiten an der Plattlinger[8] Isarbrücke abgeschlossen waren, zog Bernhard von Weimar schon am nächsten Tage über sie und eilte nach Straubing. Am 3. Dezember verjagten die Kroaten, nach Hösers Bericht, die Schweden aus Deggendorf. Sie hatten zum Abschied 4000 fl gefordert. Da sie nicht sofort eine Zusage erhielten, verhafteten sie die drei Stadtkämmerer und den Stadtschreiber. Schließlich setzten sie die Summe auf 1000 Reichstaler (1500 fl) fest. In kurzer Zeit war das Geld bis auf 46 ½ fl beisammen. Gleichwohl wurden die Verhafteten nicht entlassen. Nur der älteste von den drei Stadtoberhäuptern, Peter Scheibl, durfte in Fischerdorf[9] umkehren, da er Alters halber vor Schwäche nicht gehen konnte. Die drei übrigen wurden vom Fußvolk nach Straßkirchen,[10] dann nach Straubing verschleppt.
Vor ihrem Abmarsch verbrannten die Schweden die Stadttürme mit den Toren und warfen bei ihrem Abzug nach Natternberg Stroh und Schwefel, Pech und Pulver auf die Donaubrücke, sodaß sie eingeäschert wurde. Auf der Waldseite trieben die Kroaten die Feinde in Richtung Straubing zurück, bis sie selbst buchstäblich ‚zurückgeblasen’ werden mußten, als der unbegreifliche Befehl des Generalissimo zum Rückzug ins Böhmische und ins Winterquartier eintraf. Die Kroaten waren außer sich vor Ärger und Unmut, wo sie jetzt den Schweden so reiche Beute hätten abnehmen können; noch ärger aber traf die Enttäuschung das Volk, das endlich auf Befreiung hatte hoffen dürfen. Deggendorf wurde nach Wallensteins abgebrochener Scheinoperation erneut besetzt. Die Schweden hielten die Stadt drei Monate lang und wurden nur durch einen verlustreichen Überfall Jean de Werths in ihrem Besitze gestört“.[11]
[1] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.
[2] Veit Höser, der Abt von Oberaltaich (vgl. KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 123f.).
[3] Regen; HHSD VII, S. 604f.
[4] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[5] Straubing; HHSD VII, S. 723ff.
[6] Deggendorf; HHSD VII, S. 132ff.
[7] Vilshofen [LK Passau], HHSD VII, S. 772f.
[8] Plattling [LK Deggendorf]; HHSD VII, S. 588f.
[9] Fischerdorf, heute Ortsteil von Deggendorf [LK Deggendorf].
[10] Straßkirchen [LK Straubing-Bogen].
[11] SIGL, Wallensteins Rache, S. 64f.