Schnapp, Johann; Meuterer [ – ] Schnapp stand 1650 in der Kompanie des Johann Henrich Wrede zu Brünninghausen.
„Über die weitere Verwendung der Kompanie des von Wrede entstand nach dem Friedensschluß ein Streit. Kurfürst Maximilian Heinrich bestand auf ihrer Erhaltung, die Landstände forderten dagegen die Abdankung. Als der Kurfürst der in Blatzheim[1] bei Lechenich[2] einquartierten Kompanie einen Marschbefehl nach Bonn[3] erteilte, kam es zu einer Meuterei. Cord Rasche [Kurt Raschin; BW], der Anführer, ergriff die Standarte, verweigerte den Abmarsch und drohte den Offizieren den Tod an. Das anschließende Kriegsgerichtsverfahren wurde durch die Offiziere der Kompanie durchgeführt.
Sententia contra Court Raschin
Ihn malefitzsachen Court Raschin ist uff angehorte klagh und antwort und wideredt, auch gefurte kundtschafft und desselben eigene bekenntniß durch einhelliges rechtsprechen mitt urtheill erkhandt worden, daß vorgenannter Court Raschin alß ein offentlicher uberzeugtter aufwickler, meutmecher und uffruhrer under der compegneyen lenger nicht geduldett, sondern nach Kayserlichen rechten uff freyen platz andern zum abscheulichen exempell mitt dem schwerdt vom leben zum todt gerichtet werden solle, wie den hiemitt gegenwertiglich decernirt und erkandt wirdt. Wan dießes beschehen, so ist dem Kaiserlichen rechten und der heilsamen iustitz ein begnugen geschehen. Publicatum Lechenich, 21. Junii anno 1650.
Sententia contra Johanen Schnap
In sachen Johannen Schnappen ist nach verleßungh und fleissiger erwegungh einkommener klagten und darauff beschehener antwort durch einhelligen schluß zu recht erkandt, daß beklagter Schnap vor dißmahl (ihn ansehung annoch ein junger kerl ungeachtt woll ein mehrer straff meritirt) dergestalt zu perdonniren seye, daß vor der gantzen compagneyen offentlich uff seine knie niderfellen, den corporalen alß woll die gantze compagney umb verzeihungh pitten solle mit dem anhangh und reservation, daß inßkunfftigh ihm geringsten ihn dergleichen oder anderer gestalt sich vergriffen und ubertretten würde, daß alßdan ipso facto ohne urtheill und recht daß leben verwirckt haben solle, inmaßen hiemitt erkennen, perdonniren und reserviren. Publicatum ut supra.
Sententia in causa Reinhardten Müllers von Bleiwesch[4]
In sachen Reinhardten Müller von Bleiwesch ist uff angehorte klagh und antwortt auch gewiße erfahrung einhelliglich zu recht mit urtheill erkannt, daß derselb alß ein offentlicher schmeher und schender seiner officir uff offenem freyen platz gfuhrt, seinen degen vor der gantzen compagnie durch den profoßen vor den knien zerprochen und folgentz ohne paßport von der compagnien verwießen werden solle, wie dan hiemit gegenwerrtiglich decerniren, erkennen und verweisen. Publicatum Lechenich, anno 1650 martis [= Dienstag] 21 Junii.
Degenhardt Hilbrandts, gerichtsschreiber zu
Lechenich alß assinuierter schultheis und notarius
in fidem scripsit et subscripsit“.[5]
[1] Blatzheim [LK Bergheim]; HHSD III, S. 85.
[2] Lechenich [LK Euskirchen]; HHSD III, S. 448ff.
[3] Bonn; HHSD III, S. 94ff.
[4] Bleiwäsche [LK Büren]; HHSD III, S. 85f.
[5] CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 357f.