Sehested [Seestätt], Hannibal Graf; Obrist [1609 Arensborg auf Ösel-23.9.1666 Paris] Seestedt[1] war 1643 dänischer Obrist, Statthalter in Norwegen und Vizekönig, Reichsrat und Gesandter am spanischen Hof.
Am 23.3.1643 schrieb der schwedische Kriegskommissar Petter Brandt an Axel Lille und teilte ihm mit, dass Obrist Seestedt sich zum Feldzug rüste; deshalb müsse an die beiden Kompanien in Duderstadt[2] und Nordhausen[3] der Befehl zum Aufbruch und Marsch nach Stolberg[4] erteilt werden. Aus Staßfurt[5] sei die Nachricht gekommen, daß am 21. [11.] abends Obrist Schönherr dort eingetroffen und am nächsten Morgen mit den Abteilungen des Obristleutnants Leistens gegen Neuhaldensleben[6] ausgerückt sei, wo sie zu den westfälischen Truppen stoßen und die Elbe überschreiten sollten.[7]
Am 24.3.1644 schrieb der kaiserliche Gesandte Graf Auersperg aus Osnabrück[8] an den kaiserlichen Generalleutnant Gallas: Er habe aus Hamburg[9] die schriftliche Nachricht erhalten, dass Torstensson schwer erkrankt sei und dass über 2.000 Mann seiner Truppen aus Glückstadt[10] zu einem Angriff ausrücken sollen. Die königlich-dänischen Schiffe bewegten sich in der Ostsee, mehrere seien auf der Elbe. Unter dem Kommando von Hannibal Seestedt sollen 1.600 Mann aus Norwegen die Schweden anfallen.[11]
Der schwedische Historiker Englund schreibt: „Der Angriff aus Bohuslän[12] wurde von dem neuen Statthalter in Norwegen, Hannibal Sehested, geführt: 34 Jahre alt, gut ausgebildet, begabt, herrschsüchtig und energisch. Er sollte mit der Zeit viel Kraft unter anderem auf die Verbesserung des Heerwesens im Land verwenden, doch zum jetzigen Zeitpunkt waren seine militärischen Machtmittel eher minimal. Ihm standen nur wenige höhere Offiziere zur Verfügung, und er war auf ausgehobene Bauern als Soldaten angewiesen; doch diese zeigten sich rasch ziemlich uninteressiert daran, gegen Schweden zu kämpfen. Sie dachten in ihrem unerschütterlichen gesunden Menschenverstand: Wenn die Schweden nicht gegen uns kämpfen, gibt es keinen besonderen Grund für uns, gegen sie zu kämpfen. Wir kaufen von ihnen Eisen und Kupfer, sie kaufen Pferde und Getreide von uns; warum soll es nicht dabei bleiben ? Sie lauschten also schweigend und brav mit der Mütze in der Hand Sehesteds hehrer Mahnrede über Gott, König und Vaterland, aber sobald er sich abgekehrt hatte, nahmen die meisten dankbar die an sie ausgeteilten Büchsen und liefen wieder nach Hause. Unter diesen Bedingungen mußte Sehested sich damit begnügen, ein paar Nadelstiche über die Grenze hinweg auszuführen und sozusagen aus der Distanz ein wenig zu knurren. Einige Abteilungen gelangten schließlich auf das rechte Ufer des Göta Älv, wo sie umherzogen und einige Schleusen und Sägewerke zerstörten. Das vielleicht Spektakulärste, das man zustande brachte, war, daß eine norwegische Einheit später durch die Wälder zu der kleinen, neu angelegten Stadt Vänersborg[13] vordrang und sie niederbrannte. Schwedische Truppen wollten da nicht zurückstehen, überschritten die Grenze nach Bohuslän und steckten Uddevalla[14] in Brand“.[15]
In einem Auszug aus einem Schreiben des kaiserlichen Residenten in Hamburg, Johann Sieber, vom 23.4.1644 hieß es: Die Schweden hausen übel in Holstein; in den letzten Tagen haben sie 28 Dörfer in Brand gesetzt. Die Bauern fügen den Schweden Schaden zu, wo sie können. Soeben habe er die Nachricht erhalten, dass der König von Dänemark Göteborg bereits erobert hat, sich mit Seestädt aus Norwegen vereinen und mit ihm in Schweden einmarschieren will.[16] Am 22.5.1644 schrieb Burensberg aus Den Haag[17] an Gallas: Der dänische Kommandant Seestedt habe Göteborg auf Schonen belagert, Gustav Horn sei den Belagerten mit starker Reiterei zu Hilfe geeilt, doch inzwischen habe Göteborg bereits kapituliert.[18]
Er nahm an der Schlacht bei Jankau[19] am 6.3.1645 teil und wurde verwundet.[20]
[1] Ausführliche biographische Hinweise finden sich bei ZEDLER Bd. 36, S. 1206f.
[2] Duderstadt [Kreis Göttingen]; HHSD II, S. 123f.
[3] Nordhausen [Kr. Nordhausen]; HHSÖ IX, S. 305ff.
[4] Stolberg [LK Harz]; HHSD XI, S. 453ff.
[5] Staßfurt [Kr. Calbe/Staßfurt]; HHSD XI, S. 443ff.
[6] Haldensleben [Kr. Haldensleben]; HHSD XI, S. 174ff.
[7] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1430.
[8] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.
[9] Hamburg; HHSD I, S. 83ff.
[10] Glückstadt [Kr. Steinburg]; HHSD I, S. 66ff.
[11] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 196.
[12] Boshuslän [Prov. Västra Götalands län].
[13] Vänersborg [Prov. Västra Götalands län].
[14] Uddevalla [Prov. Västra Götalands län].
[15] ENGLUND, Verwüstung, S. 364.
[16] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 224.
[17] Den Haag [Niederlande].
[18] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 253.
[19] Jankau [Jankov, Bez. Beneschau]; HHSBöhm, S. 226.
[20] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 680.