Solla, N; Obristleutnant [ – ] Solla war 1635 Obristleutnant der schwedischen Garnison in der Reichsstadt Nürnberg.[1]
„Nürnberg hatte sich bereits etwas früher den Weg zu Friedensunterhandlungen geebnet. Schon in der Endphase der Unterhandlungen zu den Pirnaer Verträgen[2] hatte man diplomatische Fühler ausgestreckt und zu diesem Zweck im November 1634 den Stadtleutnant Johann Abraham Pömer nach Prag geschickt, dem im Januar 1635 der Ratskonsulent Dr. Tobias Oelhafen von Schöllenbach nachfolgte. Im Mai sandte man einen Unterhändler nach Prag zu Kaiser Ferdinand II., um die Friedensbedingungen für die Stadt zu sondieren. Dieser kam Anfang Juni, von einem kaiserlichen Trompeter begleitet, mit der Nachricht zurück, daß der Kaiser gewillt sei, Nürnberg wieder in Gnaden aufzunehmen, vorausgesetzt, die Stadt erkläre sich für die Zukunft loyal und verpflichte sich, in Zukunft keine fremde Garnison mehr einzunehmen. Hierzu wollte der Rat der Stadt seine Einwilligung geben, unter den Bedingungen, daß die Stadt völlige Verzeihung erlange, die gesperrten Pässe eröffnet und ansonsten die gewährten Bedingungen auch eingehalten würden. Unter diesen Umständen erklärte Nürnberg seine Bereitschaft, sich wieder in die alleruntertänigste kaiserliche Devotion zu begeben, der schwedischen Garnison, die unter Oberstleutnant Magnus Hansson erst Anfang Juni von Neumarkt[3] nach Nürnberg verlegt worden war (Chemnitz II, S. 707), abzudanken und zudem alle nürnbergischen Städte und Ämter ihrer schwedischen Besatzungen zu entledigen.
Am 17./27. Juni 1635 kam des Kaisers Sohn, König Ferdinand III., in Neumarkt in der Oberpfalz an, wohin sich auch zwei Ratsherren und zwei Doktoren der Stadt Nürnberg begeben hatten. Der Friedensschluß wurde noch am gleichen Tag vollzogen. Der Stadt Nürnberg wurden alle früheren Privilegien, Gerechtigkeiten, freie Religionsausübung und Kirchen zugesichert. Auch die Rückgabe der von bayerischen Garnisonen besetzten nürnbergischen Orte wurde zugesagt. Im Gegenzug mußte die von Gustav Adolf im März 1632 gegen 100.000 Reichstaler an die Stadt Nürnberg ‚geschenkte‘ Deutschordenskommende wieder restituiert werden, in die am 14./24. Juli 1635 der Deutschordenskomtur Johann Adolf Lösch von Hilkershausen einzog. Außerdem verpflichtete sich die Stadt zur Zahlung einer Kriegskontribution von 120 Römermonaten, insgesamt 180.000 Gulden in 6 Fristen.
‚Und [hat] man solchen erwünschten Frieden allenthalben von den Canzeln abgelesen, auch vom Rathauß herab verkündiget, die grosse Stück zweymal losgebrennt, die Stattpfeiffer dreymal vom Rathauß herab blasen, und alle Glocken geleutet worden. Folgenden Montags war Petri und Pauli, nemlich den 29. Junii, wurde deßwegen in allen Kirchen ein Dankfest gehalten. Am 11./ 21. ist die Schwedische Guarnison, nachdem sie Betstunde im Gostenhofe gehalten, von Nürnberg außgezogen, nemlich der Obr. Leutenant Magnus Janson [richtig: Hansson], Obr. Leutenant Solla, 6. Capitäyn, etliche Officirer, 12. Fähnlein mit fliegenden Fahnen [anscheinend nur die Fähnriche], 4. Trommenschläger, in 50. Musquetirer, mit 5 Gutschwägen, darauff der Officirer Weib und Kinder, auch die Obr. Hastverin Wittib [Anna], und in 10. Reyß- und Paggagy-Wägen, seynd von einem Kay. Obristen begleitet und Paß biß naher Erfurt[4] gehabt‘. (Theatrum Europ. III, S. 491). Die ausziehende schwedische Besatzung war deshalb so gering, weil ein erheblicher Teil der Garnison schon vor dem Auszug von den Kaiserlichen abgeworben worden war. Zu diesem Zweck hatte man extra den Obersten Walter Leslie nach Nürnberg geschickt, welcher tatsächlich am 3. Juli 1635 mit 250 geworbenen ‚Schweden‘ in Dinkelsbühl[5] ankam, wo er mit König Ferdinand zusammentraf, der am 2.7. von Neumarkt über Gunzenhausen[6] kommend, dort eingetroffen war (Khevenhiller XII, S. 1752).
Vor dem Auszug der schwedischen Garnison aus Nürnberg gab es noch einige unangenehme Zwischenfälle, da viele schwedische Söldner vor die Ratsstube liefen um noch ausstehende Soldzahlungen einzufordern. Dort wurden sie vorerst für einige Tage vertröstet, worauf sie sich auf den Marktplatz begaben und mit der Ausplünderung der dortigen Bäckerkarren begannen. Die Bürger setzten sich jedoch zur Wehr, wodurch ein Nürnberger Bürger und 2 Soldaten zu Tode kamen“.[7]
[1] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[2] Der in Folge der schwedischen Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen (5./6.9.1634) vereinbarte Prager Frieden zwischen Johann Georg von Sachsen und Kaiser Ferdinand II. wurde am 30.5.1635 unterzeichnet. Bei diesem Friedensschluss, dem fast alle protestantischen Reichsstände beitraten, verzichtete der Kaiser auf seinen Anspruch, den Augsburger Religionsfrieden von 1555 allein zu interpretieren und damit das Restitutionsedikt von 1629 durchzuführen; Ergebnis war eine begrenzte Festschreibung des konfessionellen Status quo. Weitere Ergebnisse waren: die Festschreibung der Translation der pfälzischen Kurwürde auf Bayern, der Ansprüche Sachsens auf die Lausitz und die Bildung eines Reichsheers (wobei Johann Georg von Sachsen und Maximilian I. von Bayern eigene Korps führen ließen, die als Teil der Reichsarmee galten), die bestehenden Bündnisse waren aufzulösen, fremde Mächte sollten den Reichsboden verlassen, etwaige Ansprüche auf den Ersatz der Kriegskosten seit 1630 wurden aufgehoben, eine allgemeine Amnestie sollte in Kraft treten. Zudem kann der Prager Frieden als einer der letzten kaiserlichen Versuche betrachtet werden, ein monarchisches System im Reich durchzusetzen. Maßgebliches Mittel dazu war die so genannte Prager Heeresreform, mit der der Kaiser den Versuch unternahm, nahezu alle reichsständischen Truppen unter seinen Oberbefehl zu stellen und zugleich den Ständen die Finanzierung dieses Reichsheeres aufzuerlegen. Diese Vorstellungen ließen sich ebenso wenig verwirklichen wie das Ziel, durch die Vertreibung der ausländischen Mächte Frankreich und Schweden zu einem Frieden im Heiligen Römischen Reich zu gelangen. Zur Forschungslage vgl. KAISER, Prager Frieden. [mdsz].
[3] Neumarkt i. d. OPf.; HHSD VII,S. 505f.
[4] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[5] Dinkelsbühl [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 142ff.
[6] Gunzenhausen [LK Gunzenhausen-Weißenburg]; HHSD VII, S. 260f.
[7] ENGERISSER, Von Kronach, S. 425f. (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).