Stegemann, Andreas [Stegman, Steegmann, Steigman, Staigman]; Regimentsarzt [ – ]
Hinweis: Dieser Beitrag stammt von Herrn Uwe Volz.
Stegemann war „Chirurgus des Königreichs Böheimb“, kurfürstlich-sächsischer Wundarzt und Regimentsarzt im bayerisch-ligistischen Infanterieregiment Pappenheim.
Bereits einem der ersten Opfer des dreißigjährigen Krieges leistete der protestantische[1] Stegemann am 23.5.1618 (Prager Fenstersturz) ärztlichen Beistand.
„Graf Slavata wurde indessen von dem Landesmedicus Dr. Severinus Scato und dem Landeschirurgen Andreß, welche dazu von den Directoren eine besondere Erlaubniß einholen mußten, fleißig curirt, so daß er in etlichen Wochen wieder zur vorigen Gesundheit gebracht worden. Wiewohl er kein Bein gebrochen, war er doch an seinem Leib sehr zerschlagen und die Wunde an dem Kopf so stark, daß er eine geraume Zeit mit der Heilung zubringen mußte.“[2]
Er behandelte in Prag Pappenheims Verwundungen, die dieser in der Schlacht vom Weißen Berg am 8.11.1620 erlitten hatte.[3]
Aus unbekannten Gründen befand sich sein Name wenige Monate später auf der kaiserlichen Liste[4] vom 6.2.1621 der in Prag wegen des böhmischen Aufstands zu verhaftenden Personen. Als die Liste – mit einiger Verspätung – am 20.2.1621 in Prag eintraf, wurde er noch am selben Abend verhaftet[5] und später in das Rathaus der Prager Kleinseite[6] verbracht.
Am 1.3.1621 setzten sich eine Reihe bayerischer Offiziere für seine Freilassung ein, denn seine Dienste wurden dringend für die Behandlung der verletzten Soldaten benötigt, aber auch eigene Verletzungen der Petitenten mögen im Einzelfall für das Freilassungsgesuch eine Rolle gespielt haben.
„Eur Kay: Maitt: vernemben auf beygefuegten Suppliciren gnedigist, Was massen die alhie in Besaczung liegendte Bayrische Obriste, Haubtleutte, vnd andere Befelchshaber anhaltten vnd bitten thuen, Damit der neben andern verdechtigen Personen deß Burgerstandts auf dem Rathhauß verArrestirte Andreas Steegman Barbierer, vmb so vieler Irer vndergebnen Siech: vnd Preßhafften Soldatenn willen, so seiner Chur vnd hilff bedürfftig, vnd ausser dessen versaumbt vnd Verderben müssen, deß Arrests erlediget werden möchte.
Wann dann sonsten andere mangelhaffte Personen mehr verhanden, so nach seiner deß Steegmanns alß eines wol erfahrnen Maisters Hilff verlangen tragen, Vnder solchen auf dem Rathhauß verhafftenn Auch thails mit leib schwachheitt beladenn, welche vmb bewilligung, damit Sie in Ihren Heussern verarrestirt werden mögen, flehentlich anhaltten, Ich aber ausser Eur Kay: Maitt. gnedigisten Vorwissen, gegen Ihme Steegmann, vnd andern, den Arrest zu Lindern, mich nit vnderstehen könnenn.
Alß hab Eur Kay: Maitt. Ich solches zu dero Allergnedigisten Resolution hiemit referiren, vnd dero verordnung hierüber gehorsambist erwartten wollen, Zu Kaiserlichen gnaden mich benebens Vnderthenigist empfehlendt. Geben Prag den Viertten Martij A. 1621.
(Das Gesuch an den Fürsten vom 1. März 1621 enthält nichts anderes und ist gefertigt von den Obristen Jakob Bauer von Eysenek, Valentin Schmid v. Wellenstain [Schmidt v. Wellenstein], Pappenheim, den Oberstlieutenants Wolff Diederich Truchses von Weczhausen [Wetzhausen] und Geörg Sichartt, und 3 anderen.)“[7]
Wegen erwiesener Unschuld erfolgte seine Haftentlassung[8].
„Nichts weniger ist obgedachter Balbirer Maister Anndreas Stegman, an dem Jenigenn Wessen er beschuldiget, gancz Vnschuldig befunden worden.“[9]
Einige Jahre später verließ er Prag und nahm seinen neuen Wohnsitz in Dresden.
„[1627] bat in Leipzig ein Wundarzt Andreas Stegmann, der, wegen seines Glaubens aus seiner Stellung als „Chirurgus des Königreichs Böheimb“ entlassen, aus Prag und aus Böhmen weichen müssen, den Kurfürsten um Aufnahme in sächsische Dienste, in denen er schon früher gestanden hatte. Seine Bitte wurde ihm gewährt und er liess sich in Dresden nieder.“[10]
Er wurde Leibmedikus[11] des Kurfürsten von Sachsen und am 28.8.1628 wurde er als Regimentsarzt für das bayerisch-ligistische Infanterieregiment Pappenheim verpflichtet.[12][13]
[1] Stadler, Pappenheim, S. 300.
[2] Wolf, Adam, Geschichtliche Bilder aus Oesterreich, Bd. 1, Wien 1878, S. 339.
[3] Stadler, a. a. O., S. 91.
[4] Schreiben des Kaisers an Liechtenstein v. 6.2.1621: „Andre Staigman, Balbirer“, abgedruckt bei d‘ Elvert, Christian, Die Bestrafung der böhmischen Rebellion, insbesondere die Correspondenz Ferdinand II. mit dem Fürsten Liechtenstein, in: Weitere Beiträge zur Geschichte der böhmischen Länder im siebzehnten Jahrhunderte, (=Schriften der historisch-statistischen Sektion der k. k. m. schl. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde, Bd. 17), Brünn 1868, S. 22.
[5] „Andreas Staigman“ im „Verzaichnuß der Persohnen, So den 20. February, gegen Abendt, Nachdem Sy Citirt, vnd erschienen, In daß Burgraffamt in Verhafft genomben worden“, d‘ Elvert, a. a. O., S. 32.
[6] „auf der Kleinen Seiten bishero verhaffte Burger“, d‘ Elvert, a. a. O., S. 103.
[7] „Des F[ürsten] [Karl] v. L[iechtenstein] Anfrage wegen Freilassung des Barbirers Steegmann vom 4. März 1621“, d‘ Elvert, a. a. O., S. 35
[8] „Balbirer Maister Andreas Stegman“ in der Schluß-Relation über den Kriminal-Prozeß vom 17.7.1621, d‘ Elvert, a. a. O., S. 103.
[9] d‘ Elvert, a. a. O., S. 104.
[10] Schmertosch, Richard, Vertriebene und bedrängte Protestanten in Leipzig unter dem Schutze Johann Georg I., in: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde, Bd. 16, Dresden 1895, S. 274.
[11] Stadler, a. a. O., S. 300
[12] Bestallungsurkunde abgedruckt bei Stadler, a. a. O., S. 880.
[13] weitere Nachweise zu seiner Person enthält die „Bergmann’sche Exulantensammlung“ (www.exulanten.geschichte.uni-muenchen.de, Namensform: „Andreas Stegmann“).