Steinberg (Stenberg), Dr. Jakob (von)
Steinberg (Stenberg), Dr. Jakob (von); Diplomat [19.4.1596 Hildesheim-17.10.1661] Steinberg war braunschweig-lüneburgischer Rat und Direktor des peinlichen Gerichts zu Wolfenbüttel.[1] Er stand erst in dänischen, dann ab 1632 in schwedischen Diensten, wo er als Diplomat, Hof- und Kriegsrat fungierte.[2]
Zudem war er einer der geschicktesten Fälscher für die schwedische Propagandamaschinerie.
„Gustavs II. Adolf Agitationseifer erwuchs ganz sicher auch aus innerer Überzeugung, dem Krieg mit dem Kaiser nicht ausweichen zu können. So war er auch nicht bereit, Stralsunds[3] schwedische Garnison nach der aufgegebenen Belagerung und dem Abzug der Hauptarmee Wallensteins zurückzurufen. Ein Brief vom 3. Juni 1628 an den Schwager, den Pfalzgrafen Johann Kasimir [v. Pfalz-Zweibrücken; BW], einen engen Vertrauten, belegt ernsthafte Sorgen des Königs wegen der wachsenden kaiserlichen Flotte in Wismar[4] und Rostock,[5] dem Bündnis zwischen Wien und Warschau, und wegen der offenen Unruhen im Sommer in Västergötland und Småland, Reaktionen der ländlichen Bevölkerung auf die neuerlichen Belastungen. Der Herrscher beschloß, die Kriegspropaganda im Lande zu intensivieren, und hoffte wohl auch auf den Pfalzgrafen, nicht vergebens, wie sich bald zeigte.
In Stockholm wurde wahrscheinlich wenig später eine Schrift gedruckt, die einen angeblichen Brief des kaiserlichen Beichtvaters [Lamormaini; BW] an einen Jesuiten [vom 4.8.1628; BW] in Hildesheim[6] wiedergab, in deutscher und schwedischer Übersetzung.[7] Die Dinge hatten sich vortrefflich gefügt. Schwedische Spione, so erfuhren es die Mißtrauischen und Zögerlichen in Schweden, konnten diese bedeutsame Botschaft abfangen. Sie nahmen diese einem Mönch ab, der offenbar mehr als unvorsichtig, vielleicht auch ein wenig nachlässig längs der Straße nach Hildesheim wandelte und als kaiserlicher Briefträger auffallen mußte. Gustavs II. Adolf deutscher Diplomat Christoph Ludwig Rasche, einer der eifrigsten und einfallsreichsten Verfechter schwedischer Politik auf deutschem Boden, hatte das Papier spornstreichs, so wollte es die Legende wissen, an Johann Kasimir weitergeleitet. Den nachdenklichen Leser überraschte der anonyme Stockholmer Publizist [das war Dr. Jakob Steinberg; noch Johann Droysen war 250 Jahre später von der Echtheit des Schreibens überzeugt und gründete seine Darstellung der habsburgischen Politik darauf; BW] mit der schlagenden Nachricht – listig-jesuitisch in der Tat, just so, wie es das Stockholmer Publikum gewöhnlich als verabscheuungswerte Methode jesuitischer Umtriebe zu wissen glaubte – , Pater Wilhelm Lamormain hätte solcherart und ohne Umschweife den ungenannten Empfänger seines Briefes anweisen wollen, einen demnächst anreisenden kaiserlichen Gesandten zum anberaumten Friedenskongreß mit Dänemark in Lübeck[8] zu begleiten und zu kontrollieren. Es habe folglich einiger grundsätzlicher Instruktionen bedurft. Der kaiserliche Bösling hatte, wie erfreulich, zunächst eingangs seinem offensichtlich höchst unerfahrenen Kollegen – warum wandte er sich eigentlich mit so diffiziler Kunde gerade an einen solchen ? – umständlich erläutert, gegenüber Ketzern sei der Katholik nicht an Eide und Versprechungen gebunden. Erstaunlich umso mehr, als dieses bereits jeder evangelische Schwede zu wissen glaubte. Sei es, wie es sei, der schwedische Leser, bereits tief erschreckt und verbittert und in seinen schlimmsten Ahnungen bestätigt, erfuhr nun weiter, der Kaiser wolle alles beherrschen, Polen weiterhin im Kampf gegen Gustav II. Adolf bestärken, Schweden und Dänemarks Mißtrauen einschläfern, heimlich eine Flotte aufrüsten und dann in Schweden landen. Vorerst solle man die Gespräche mit Christian IV. so lange verzögern, bis der Kaiser Lübeck und Hamburg[9] besäße, die Kontrolle des Öresunds durch kaiserliche Truppen sei dann der nächste Schritt. Schon besteche man eifrig die dänischen Reichsräte. In der Tat, der Beichtvater Ferdinands II. hatte in schöner nützlicher Einfältigkeit alles das bestätigt, was im Lande der Mitternachtssonne seit Jahr und Tag von den Kanzeln herunter verkündet wurde. Das mußte hier grimmige Wut auslösen. Zufällig predigten gerade in diesen Tagen wieder überall in Schweden die Pastoren das Leid der deutschen Protestanten, und Gustav II. Adolf leitete im Reichsrat die Schlußphase der ideologischen Kriegsvorbereitungen ein“.[10]
Steinberg war im Oktober 1631 Wilhelm IV., dem neu ernannten Statthalter von Thüringen und Erfurt,[11] als Berater zur Seite gestellt worden und sollte Gustav II. Adolf über alle Vorgänge in Thüringen Bericht erstatten. Er entwarf auch den Bündnisvertrag, den Wilhelm IV. mit Schweden abschließen sollte und der ihn dem hessischen-kasselischen Landgrafen Wilhelm V. gleich stellte, da ihm der Besitz des eroberten feindlichen Landes versprochen wurde. Das Bündnis wurde am 24.11. in Erfurt unterschrieben. „Steinberg sollte dem König außerdem noch verschiedene Wünsche des Herzogs vortragen. Er sollte ihn an das Versprechen, das er ihm wegen Erfurts gemacht hatte, erinnern und ihn bitten, ihm die Stadt mit allen Rechten, die der Kurfürst von Mainz gehabt hatte, als dauernden Besitz einräumen und ihm auch alles das, was er sich künftig bei Gelegenheit an Klöstern und anderem katholischen Besitz aneignen werde, zu überlassen. Erobere der König Franken, so möge er ihm die in der Nähe von weimarischem Besitz liegenden feindlichen Gebiete schenken. Auch das Eichsfeld, das er zu erobern gedenke, wolle er für sich behalten“.[12] Steinberg versuchte Wilhelm IV. bei der Ausweitung seiner Quartiere zu unterstützen und dafür auch die Unterstützung der Stände zu gewinnen. Zudem sollte Steinberg die Bemühungen Wilhelms IV. um die schwedische Generalleutnantschaft und das Eichsfeld unterstützen. Im März 1632 wurde er als Resident durch Alexander Erskein abgelöst. Am 12.1.1633 erhielt er von Oxenstierna Gut und Kloster Hamersleben,[13] die Dörfer Hamersleben, Ausleben[14] und Wulferstedt[15] als Donation.[16]
[1] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.
[2] Vgl. die Erwähnungen bei MARX, mdsz.thulb.uni-jena.de.
[3] Stralsund [Kr. Stralsund]; HHSD XII, S. 292ff.
[4] Wismar [Kr. Wismar]; HHSD XII, S. 133ff.
[5] Rostock; HHSD XII, S. 95ff.
[6] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[7] Zum gefälschten Brief Lamormainis, des kaiserlichen Beichtvaters, vom 4.8.1628, der gedruckt auf deutsch, schwedisch, dänisch und holländisch erschien, AHNLUND, Lamormainis bref.
[8] Lübeck; HHSD I, S. 153ff.
[9] Hamburg; HHSD I, S. 83ff.
[10] FINDEISEN, Gustav II. Adolf, S. 113f.
[11] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[12] HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 24.
[13] Hamersleben [Kr. Oschersleben]; HHSD XI, S. 192f.
[14] Ausleben [LK Börde].
[15] Wulferstedt [LK Börde].
[16] KUNZE, Oschersleben I, S. 215; MERZHÄUSER u. a., Briefe, S. 443; DROSTE, Im Dienste der Krone.
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