Teisinger, Georg; Kriegsrat [ – ] Teisinger stand als Kriegsrat in kurbayerischen Diensten.[1]
Im Sitzungsprotokoll der Vertreter der kaiserlichen Armee – Ferdinand Kurz und Hatzfeldt – und der kurbayerischen – Maximilian Kurz und Teisinger – von der Passauer Militärkonferenz war dagegen dagegen noch sehr zuversichtlich von einer besseren Zusammenarbeit beider Armeen sowie von der Kooperation mit Spanien die Rede. Durch gemeinsames Vorgehen wurde der Sieg bei Tuttlingen [24.11.1643] errungen, auf diese Weise müsse auch die Frühjahrskampagne vorbereitet werden. Bisher hatte der Feind stets alle Angriffschancen in der Hand, während die Kaiserlichen sich bloß verteidigen konnten. Im laufenden Jahr werde das Hauptlosungswort „Rekuperieren“ lauten. Eine Besserung des Nachrichtendienstes solle durch Aussendung von zwei Kurieren auf verschiedenen Wegen erreicht werden, die Armeen werden sich nicht auf unerreichbare Distanzen voneinander entfernen, beiden Armeen werden die jeweiligen Gebiete zur Kontributionserhebung zugewiesen. Die kaiserliche Hauptarmee beginne mit der Wiedereroberung mährischer und schlesischer Territorien, die Abteilungen Hatzfeldt, Karl IV. von Lothringen und Lamboy werden ihre Operationen im Einvernehmen mit Francisco de Melo und Castel-Rodrigo durchführen.[2]
Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg hält in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“ für April 1645 fest: „Mitlerweil haben die Frantzösisch-Weimarische vnter den Generalat deß Duc de Tourrene [Turenne; BW] / durch den General Major Reinhold von Rosen die Statt Schwäbischen Hall[3] den 6. 16. Aprilis auffordern lassen / welche nach dem sie den Gewalt gesehen sich gutwillig ergeben / allda sich hernach beyde Frantzösische vnnd Weimarische mit allen Generalsperson-en effective 13000. Mann starck sich ins Feld gestellet / kurtz vor Occupirung dieser Statt / haben die Frantzosen das Kloster Schornthal[4] geplündert / vmb die helfte deß Aprilis zohen sie sich auß Schwaben vnvermuth gegen Francken vnd belegten Mergentheim[5] / Rötingen[6] / Ayb[7] / Weickersheim[8] / Membraheim[9] / Kopferstätt[10] / Kaldenbergstätten[11] / vnd also im gantzen Ochsenfurter[12] Gaw / sampt den Taubergrund alle Stättlein vnnd Marckflecken Regimentsweiß / davon die Partheyen starck im Land herumb gestreift / inmassen dann ein Weimarische Parthye von 40. Pferden vmb Nürenberg[13] zimliche Beuten gemacht / dann als dieselben den 14. 24. April Mittags vmb 10. Uhr auf der Wäsch daselbsten deß Beyerischen Rittmeisters Keller Compagnye vnversehens eingefallen / haben sie 28. Pferd / 1. Leut. 2 Cornet vnnd einen Furierer neben etlich gemeinen Reuttern gefangen bekommen / die 4. Officirer haben sich mit 108. Reichsthaler Rantzion wider loß gemacht: bey deß Furierers Frawen aber haben sie 2000. Ducaten / der Compagnye zuständig / gefunden / hernach etliche Würtzburgische[14] Güter / so nach Nürnberg gesolt / geplündert / vnd 28. Pferd außgespannet / hernach sich auf Onolzbach[15] begeben.
Diesen Streifen haben Ihr Churf. D. in Beyern wol in acht genommen / vnnd nach dem Ihro vnnd deß Reichs Armee nunmehr in guter Anzahl beysammen / vnnd die geschwächte Regimenter guter massen ergäntzt / als haben dieselbe / durch Abordnung dero Kriegs-Raths / Herrn Teysingern / gnädigst befehlen lassen / auff den Feind ein wachsames Aug zu haben / vnnd wo müglich / einen vnversehenen vnd wol empfindlichen Streich zu versetzen“.[16]
Gallas hatte Ferdinand III. am 1.1.1647 aus Wasserburg[17] einen umfangreichen Bericht zur Lage geschickt. In Wasserburg angekommen, sei er vier Tage lang vom Fieber geplagt und daher unfähig gewesen, die kaiserliche Mission beim bayerischen Kurfürsten persönlich zu erledigen, und habe Maximilian I. gebeten, jemanden zu ihm zu schicken, dem er die Absichten des Kaisers anvertrauen könne. Der Kurfürst habe darauf Kurz, Mändl und Teisinger zu ihm entsandt. Er, G., empfing als ersten Kurz und übergab ihm des Kaisers Schreiben. Der Kurfürst ließ ihn, G., wissen, er solle sein Kriegsvolk über die Donau führen, da sein eigenes Land völlig ausgeplündert sei. Er habe geantwortet, dass er vom Kaiser beauftragt sei, des Kurfürsten Land zu schützen, dass er jedoch fürchte, das werde nicht ohne große Opfer und möglicherweise auch nicht ohne die völlige Vernichtung der Armee möglich sein. – Der Kurfürst hatte sich vergeblich mit ähnlichen Vorschlägen bereits an Erzherzog Leopold Wilhelm gewandt, doch dieser sei in seinen ursprünglichen Stellungen geblieben. Dann habe er, G., um einige Tage Aufschub ersucht und den Ausmarsch vorbereitet; der kaiserliche [Reich; BW] und der bayerische Generalquartiermeister [Marimont; BW] seien von ihm nach Landshut[18] befohlen worden, wohin er am folgenden Tag abmarschieren wolle. Der Kurfürst könne keine Winterquartiere zur Verfügung stellen, selbst wenn die Schweden gemäß dem Waffenstillstandsvertrag noch welche räumen sollten, denn sämtliche Orte seien verwüstet, so dass nur die Erbländer übrig blieben. Trotzdem habe er auf seiner Forderung bestanden, dass der Kurfürst noch gewisse Zeit die Armee weiter verpflegen müsse, bevor der Kaiser anderswo Proviant besorgt; „unter solchem ist ein Paar Stunden ein Discurs vorgangen, in was Gefahr die Armaden und die armen Völcker stünden, dass man sie so hilflos liesse, es sei zu befürchten, die Geduld möchte einstmals brechen, welches Gott gnädig verhütten wolle“. Ferner sei er gefragt worden, wer ihm zur Assistenz beigegeben werde, ob Piccolomini, Lamboy oder Holzappel; er habe geantwortet, er wisse darüber vorläufig noch nichts. Im Auftrag des Kurfürsten habe ihm Kurz mitgeteilt, dass man sich nicht erklären könne, wieso der Feind rechtzeitig von allen geheimen Angelegenheiten, ja sogar von den Briefen des Kaisers und Maximilians an Leopold Wilhelm und umgekehrt unterrichtet sei.[19]
1647 war Teisinger an der Niederschlagung der Meuterei Johann von Werths involviert, der nach den Ulmer Waffenstillstandsverträgen Maximilians I. mit Schweden und Frankreich die kurbayerischen Truppen zum Übergang ins kaiserliche Lager bewegen wollte. „Kurfürst Maximilian hatte unterdessen Schäffer und den Kriegsrat Georg Teisinger nach Landshut gesandt, um die Führer der bayerischen Truppen über die Beschlüsse des Kurfürsten bezüglich des Waffenstillstands zu informieren. Sie trafen dort ein, fanden aber Werth nicht mehr vor und vernahmen mit Erstaunen, daß er sein ganzes Gepäck habe fortschaffen lassen. Sie argwöhnten Verrat und leiteten sofort Gegenmaßnahmen ein, indem sie die Regimenter, die noch nicht zu Werth gestoßen waren, zum Verbleiben in den Quartieren aufforderten, insgeheim Holtz von Werths Abfall Kunde gaben und die Festungskommandanten verständigten. Schon am 3. Juli erließ Kurfürst Maximilian auf die erste noch etwas zweifelhafte Meldung der Kommissare hin ein Patent, die Truppen sollten von niemand Befehle annehmen als von ihm selbst. Tags darauf erklärte der Kurfürst seinen bisherigen General der Kavallerie zum meineidigen, treulosen Verräter und verhieß dem, der ihn lebendig oder tot einbringe, einen Preis von 10 000 Talern; auf den Kopf Sporcks und anderer Rädelsführer wurden 1000 Taler ausgesetzt ! Nach den ‚heuchlerischen Loyalitätsversicherungen‘ Werths in München berührte den Kurfürsten Werths Abfall um so empfindlicher, sein Ingrimm fand keine Grenzen. Am 4. Juli gebot er der Amberger[20] Regierung, Werths Gut Bodenstein[21] in der Oberpfalz sofort zu beschlagnahmen, die Ächtung des ‚Rebellen‘ auf allen Kanzeln bekannt zu machen; ja, durch Schäffer ließ er die französischen und hessischen Kommandanten von Philippsburg,[22] Mainz[23] und Neuß[24] auffordern, auch Werths Besitzungen in Baden, im Rheingau und im Rheinland in Asche zu legen. So tief ging die Erbitterung des Kurfürsten, der mit schwerer Besorgnis den Marsch der nach Nordosten ziehenden Truppen verfolgte und den Verlust aller seiner Streitkräfte befürchten mußte“.[25]
Allerdings schrieb Generalkriegskommissar Blumenthal am 31.8. aus Salzburg[26] an Piccolomini: Kurz habe laut Anweisung des Kurfürsten von Bayern mitgeteilt, dass kein einziger Mann aus Bayern nach Böhmen geschickt werden dürfe; der Kurfürst drohe, andernfalls mit dem Feind einen Separatfrieden zu schließen, verlange überdies den Oberbefehl über sämtliches Kriegsvolk in Bayern für sich und wolle seinen Entschluss nicht ändern, bis sämtliche fremde Soldateska aus Bayern vertrieben sei. Dies wolle er auch dann tun, wenn die Friedensverhandlungen bereits im Gang seien, und so habe er Herrn Teisinger nach Wien entsandt, um dort diese Fragen zu besprechen.[27]
Am 2.9.1648 teilte Formarini Piccolomini aus Linz[28] mit: Am Vortag sei der kurbayerische Rat Teisinger eingetroffen und beim Kaiser zur Audienz gewesen; er brachte den Protest und die Drohungen seines Kurfürsten, mit dem Feind – unter der Garantie der Sicherheit seines Landes – Frieden zu schließen, falls Soldaten von der Armee in Bayern nach Böhmen überstellt werden sollten. Der Kaiser sei ebenso wie der Kurfürst in Bayern der Ansicht, in Böhmen müsse keine Vorbereitung zu einem Zusammenstoß mit dem Feind getroffen werden, da eine solche den Friedensschluss verzögern könnte. Nach Formarinis Meinung sollte Piccolomini seinen ständigen Vertreter am Hof haben, der seine Ansichten durchzusetzen wüsste. Puchheim marschiere mit schwachen Abteilungen nach Böhmen und Colloredo werde mit solchen Hilfstruppen wohl nicht zufrieden sein.[29]
[1] Vgl. die Erwähnungen bei KAPSER, Kriegsorganisation.
[2] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 173.
[3] Schwäbisch Hall [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 723ff.
[4] Schöntal [Hohenlohekr.]; HHSD VI, S. 712f.
[5] (Bad) Mergentheim [Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 41ff.
[6] Röttingen [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 848f.
[7] Aub [LK Würzburg]; HHDS VII, S. 41.
[8] Weikersheim [Main-Tauber-Kr.], HHSD VI, S. 860ff.
[9] Mainbernheim [LK Kitzingen]; HHSD VII, S. 422. ?
[10] Nicht identifiziert.
[11] Nicht identifiziert.
[12] Ochsenfurt [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 557.
[13] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[14] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[15] Ansbach; HHSD VII, S. 26ff.
[16] WASSENBERG, Florus, S. 615f.
[17] Wasserburg am Inn [LK Rosenheim]; HHSD VII, S. 790ff.
[18] Landshut; HHSD VII, S. 386ff.
[19] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 944, S. 303: Gallas an Ferdinand III., Wasserburg, 1.1.1647.
[20] Amberg, HHSD VII, S. 20ff.
[21] Bodenstein, heute Ortsteil von Nittenau [LK Schwandorf].
[22] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.
[23] Mainz; HHSD V, S. 214ff.
[24] Neuss; HHSD III, S. 556ff.
[25] LAHRKAMP, Werth, S. 175f.
[26] Salzburg; HHSÖ II, S. 406ff.
[27] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 1170.
[28] Linz; HHSÖ I, S. 66f.
[29] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 1172.