Tiras [Tyras], Johann von; Hauptmann [ – ] Tiras, angeblich ein Wallone, stand als Hauptmann in spanischen Diensten.[1]
„Nach dem Abzug des Grafen Ernst von Ysenburg-Grenzau, der mit nur 30 Reitern am 19.2.1621 Braunfels[2] besetzt hatte, das sich widerstandslos ergab, wurde der spanische Hauptmann von Tiras, ein Wallone, mit 300 Soldaten, für die folgenden 10 Jahre Kommandant von Braunfels. Bis zum Ende des Jahres 1621 musste die kleine Grafschaft 50.000 Gulden aufbringen. Die Not stieg ins Unerträgliche.
1623 und 1625 wütete die Pest. Der Braunfelser Pfarrer Martin Dampf berichtete darüber im Kirchenbuch: ‚Die an der Pest gestorbenen hat man nit alle einschreiben können, weil sie mehreren Teils bey nacht begraben worden’. Bei der Eintragung einer Beerdigung heißt es: ‚Ward ohne Klang und Sang meta [metu; BW] pestis (aus Furcht vor der Pest) begraben’. Die Pest forderte immer wieder erneut ihre Opfer. Die Hungersnot wurde ständig größer. ‚Man backte Brot aus Eicheln und Hanfkörnern, aber der Hunger war nicht zu stillen’. Als am 07.2.1626 Pfarrer Dampf starb, wollten die Spanier nun die Braunfelser Einwohner zum Katholizismus zwingen. Die evangelische Pfarrei wurde dem Wetzlarer[3] Kanoniker Theodor Noll übertragen. Alle evangelischen Pfarrer und Lehrer wurden aus der Grafschaft vertrieben“.[4]
„In dieser Zeit hatten die Nassauischen Lande von einer Seite her Beschwerungen zu erfahren, die insbesondere den katholischen Bewohnern sehr lästig wurden. Es lag nämlich zu Soest[5] in der Grafschaft Mark ein holländisches Korps unter dem Obersten Baron von Gent, welcher nicht selten kleine Commandos in und durch die Nassauischen Lande aussendete. So wurde im August 1629 die in Wetzlar[6] liegende spanische Garnison, welche aus einer Campagnie Reiter bestand, von einem aus Soest ausgeschickten holländischen Commando überfallen und zu Gefangenen gemacht. Dieses Commando war, um nicht entdeckt zu werden, in drei verschiedenen Colonnen durch das Hessische, über den Westerwald und durch Dillenburg[7] gezogen. Der in Braunfels commandirende spanische Hauptmann von Tyras hegte deßhalb den Verdacht, daß Graf Ludwig Heinrich von Dillenburg dabei im Spiele gewesen sei und die Dispositionen zu diesem Überfall gemacht habe. Dies sollte aber nicht ungerochen hingehen. Er schickte nämlich den 13. August ein Commando von 15 Reitern und 50 Mann Musquetiren von Braunfels aus auf den herrschaftlichen Hof Sinn bei Herborn[8] und ließ von da 600 Schafe, 50 Schweine, 13 Pferde nebst 100 Stück Rindvieh wegführen. Viele Leute wurden bei diesem Überfall verwundet und bis auf den Tod geschlagen. Da aber Graf Ludwig Heinrich gar nicht bei diesem Unternehmen betheiligt war, so wurde es durch Verwendung bei der Infantin von Spanien dahingebracht, daß der gehabte Raub bis auf 106 Stück Schafe und 4 Pferde zurückgegeben wurde“.[9]
[1] SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 23.
[2] Braunfels [Kr. Wetzlar]; HHSD IV, S. 59f.
[3] Wetzlar; HHSD IV, S. 461ff.
[4] http://stadtbraunfels.de/geschichte/dreissigjaehriger_krieg_braunfels_12_15.html.
[5] Soest [LK Soest]; HHSD III, S. 692ff.
[6] Wetzlar; HHSD IV, S. 461ff.
[7] Dillenburg [Dillkreis]; HHSD IV, S. 89ff.
[8] Herborn [Dillkreis], HHSD IV, S. 212ff.
[9] KELLER, Drangsale, S. 139f.