Wahl [Wahll, Wahle, Waal, Whale], Joachim Christian Freiherr, 1642 Graf von der (I)
Wahl [Wahll, Wahle, Waal, Whale], Joachim Christian Freiherr, 1642 Graf von der (I); Feldmarschall [1590-31. 8.1644 in Ingolstadt]
Joachim Christian Freiherr, 1642 Graf von der Wahl[1] [Wahll, Whale, Waal, Whale] [1590-31. 8.1644 Ingolstadt] brachte es trotz seiner schweren Kriegsverletzungen[2] bis zum bayerischen und kurkölnischen Feldmarschall.[3]
In der Mariahilfkapelle der St. Moritzkirche in Ingolstadt[4] [Abb. links] soll ein Grabmal aus Erz gestanden haben, dessen lateinischer Text in Übersetzung lautete: „Hier liegt der erlauchte Joachim Christian von Wahl, kaiserlicher und kurfürstlich-bayerischer Geheimrat, Kämmerer, Feldzeugmeister,[5] Feldmarschall, Statthalter der Festung Ingolstadt, Herr zu Lutzschau,[6] Lowenstein,[7] Schönbrunn[8] und Altenweyher,[9] ein Heros seines Jahrhunderts, der gewohnt war, nur mit seiner rechten Hand und nur mit gutem Erfolg zu kämpfen. Wanderer, willst du noch mehr ? Was im Kriege der Führer einer Hundertschaft leistet, das hat er als Einhändiger geleistet. Er starb im Alter von 54 Jahren 1644 am 31. August“.
„Bezüglich moralischer und sittlicher Bedenkenlosigkeit unterschied sich der Graf von Wahl nur unerheblich von anderen militärischen Befehlshabern seiner Zeit, doch werfen nicht nur seine übertriebene Härte bei der Einnahme Kemptens[10] und Augsburgs[11] oder die skrupellose Ausplünderung Bayreuths[12] im August 1634 einige nicht unerhebliche Schatten auf die von Zeitgenossen und bayerischen Militärhistorikern gepriesenen Tugenden dieses Generals“.[13]
Wahl wurde 1590 unweit Allstedt[14] im Herzogtum Sachsen-Weimar geboren und im lutherischen Glauben erzogen. Er konvertierte[15] früh, was notwendig war, wenn man in bayerischen Diensten Karriere machen wollte. Maximilian I. von Bayern[16] [Abb. links] hatte Tilly[17] noch 1629 den Ersatz der „unkatholischen“ Offiziere befohlen: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern[18] nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“.[19]
Wahl stand schon vor dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges in den Diensten Maximilians I. Er nahm als Hauptmann[20] an der Schlacht am Weißen Berg[21] 1620 teil und wurde von einer Falkonettkugel[22] [Abb. rechts] so in die linke Schulter getroffen, dass der linke Arm amputiert werden musste. Der spätere kurbayerische Feldmarschall und Teilnehmer an dieser Schlacht Jost Maximilian von Gronsfeld[23] [Abb. links] beschwerte sich noch 1647 in seinen Anmerkungen zu Wassenbergs[24] „Florus“, dass darin lediglich Pappenheims[25] Verdienste hervorgehoben wurde: „In diesem Treffen irret der Author sehr / in deme er abermahls niemands gedenncket / so auff den Keyserlichen Seyten verwundet oder todt geblieben / ausserhalb deß damahlichen Freyherrns von Pappenheim / da doch eben der Freyherr von Petersheimb[26] / so den vorigen Tag sich bey dem Vngarischen Einfall so tapffer gehalten / neben einem Herrn Fugger[27] / sampt andern vielen ansehnlichen Herrn Stands=Personem vnd tapfferen Officiern geblieben: Vnter den verwundtê ist der jetzige Feld=Marschalck Graf von Wahl gewesen / der seinen Armb verlohren“.[28] Ende 1621/Anfang 22 lag Wahl mit seinem Fähnlein[29] aus dem ligistischen,[30] eigentlich würzburgischen Fußregiment Wolf Dietrich Truchsess von Wetzhausen[31] auf der Amöneburg.[32] Die Regimenter Truchsess von Wetzhausen und Schönburg[33] waren zusammen mit Wahl in die Werrastädte Witzenhausen,[34] Eschwege[35] und Allendorf[36] gelegt worden. In einer Aufstellung der Stadt Geseke[37] ist u. a. festgehalten, dass „capiteinn Whale“ vom 5.3. bis zum 17. Mai unter Anholts,[38] [Abb. rechts] Tillys[39] Stellvertreter, Befehl dort gelegen habe.[40] Unter Rüthen[41] findet sich der Eintrag, dass Erwitte[42] am 16.2.1622 mit Wahl und anderen Offizieren dort angekommen und bis zum 4.3. dort verblieben sei.[43]
Wahl stand 1622 weiter in diesem wegen ausgebliebener Soldzahlungen[44] unzufriedenen, schwer zu führenden Fußregiment. So waren bei beiden bischöflich-würzburgischen Regimentern 160.000 fl. Sold für 22 Monate ausgeblieben; den letzten Sold hatte man im Dezember 1621 erhalten. 160.000 fl. sollen im Herbst 1622 ausgezahlt worden sein.[45] Doch noch Anfang 1624 drohten die Obristen[46] Schönburg und Wolf Dietrich Truchsess von Wetzhausen dem Würzburger Bischof Ehrenberg[47] [Abb. links] mit Plünderung.[48] Die dann getroffene Regelung sah vor, dass beide Regimenter jeweils ein Drittel des ihnen von Oktober 1622 bis September 1624 zustehenden Solds erhielten.[49] Maximilian I. war ohnehin der Ansicht, dass die Regimentskommandeure sich genügend Nebeneinkünfte verschafften und daher die aufgelisteten Soldansprüche nicht gerechtfertigt seien.
Wahl nahm am Kampf gegen die pfälzischen Truppen unter dem Söldnerführer Ernst von Mansfeld[50] bei Mingolsheim[51] 1622 teil. Bei der Belagerung Heidelbergs[52] durch die Liga-Truppen Tillys [Abb. rechts] wurde er durch einen Musketenschuss[53] am linken Knie verletzt. Das Knie blieb steif und sein Gang so behindert, dass er bei seiner 1626 erfolgten Aufnahme in dem in Weimar von Ludwig Fürst zu Anhalt-Plötzkau[54] [Abb. links] zum Zweck der Reinigung der deutschen Sprache gegründeten „Palmenorden“ den Beinamen „Der Anhenkende“, d. h. Einhenkende, und als Sinnbild die Klette erhielt. Anscheinend musste er sich infolge seiner Kriegsverletzungen häufig bei Kameraden einhängen, während er zu Pferd weniger behindert war.
Im Frühsommer 1625 waren Wahl und das Regiment Truchsess in die Gegend um Bielefeld[55] und Herford,[56] wo man am 1.6. einmarschiert war, verlegt worden. Doch bestanden immer noch Kontakte der Reiter mit Frauen aus den ehemaligen hessen-kasselischen Quartieren: „Um den 20. August war in Allendorf/Werra wieder ein Bote angehalten worden. Bei ihm fand man an die 30 Briefe, auch aus Eschwege und Witzenhausen, fast alle an Soldaten der Reiterregimenter Wahl und Truchseß gerichtet, die ebenfalls im Frühsommer 1625 nach Westfalen in die Gegend um Bielefeld und Herford verlegt worden waren. Der Generalaudienzierer Günther,[57] der auch hier die Untersuchung führte, erwähnte in seinem Bericht an den Landgrafen[58] keine Weitergabe von militärischen Geheimnissen, wohl aber, ‚daß die Dirnen an die bayerischen Soldaten im Lager einen Haufen Buhlbriefe geschrieben haben’. Dazu macht Landgraf Moritz eine seiner galligen Randbemerkungen mit einer Mischung aus Resignation und Mißtrauen: ‚Es mag damit wohl ein allgemeiner Landesbrauch sein, auch wäre es ein geringes, wenn nur die Weibsbilder hurten,[59] wo nicht die Mannsbilder gröbere Hurerei, nämlich Verräterei mit darunter übten, welche man an den Tag zu bringen billig mehr Zeit, Kunst und Mühe verwenden sollte’. Bei der vorgeschlagenen Strafe, ‚solche losen Dirnen mit der Wippe[60] oder dem Korbe ins Wasser sprengen und des Landes verweisen[61] zu lassen’, läßt er es bewenden”.[62] Der 1626 in und um Herford grassierenden Pest[63] scheint Wahl entgangen zu sein.
In der schweren Schlacht bei Lutter[64] 1626 [Abb. links] gegen Christian IV.[65] [Abb. rechts] kämpfte er als Obristleutnant[66] im Leibregiment[67] Tillys und wurde zum dritten Mal am rechten Arm verwundet. Wahl wurde nach Goslar[68] verbracht, wo er im Gegensatz zu anderen Verwundeten auch hier die Pest überlebte,[69] der hier 3.000 Menschen zum Opfer gefallen sein sollen.[70]
Wegen der Verwundung konnte er bei der folgenden Belagerung Göttingens[71] noch nicht wieder eingesetzt werden. In seinem Bericht, den Gronsfeld nach München überbrachte, hob Tilly die Leistung Wahls in der Schlacht hervor[72] und empfahl ihn aus seinem Winterquartier in Peine[73] Maximilian I. von Bayern zur Beförderung. In den „Denkwürdigkeiten“ ist festgehalten: „1626 den 30. Dec. aus Prinn[74] hat Thyli seinen Obristleutenant Joachim Christian Wahl (dem er das Prædicat wohledl gestreng gegeben) zu ainig meritirter Real-Gnad recommendirt“.[75]
Der gut informierte Hildesheimer[76] Arzt, Ratsherr und Chronist Dr. Conrad Jordan[77] hält in seinem Tagebuch unter dem 6./16.9.1626 fest: „Joachim Christian Wahl Obristleutn. Gral.-Wehrmeister[78] quitirt wegen der Pest mein Hauß und Rath“.[79]
Am 10./20.1.1627 erschien Wahl mit vier Dienern und drei Berittenen in der Reichsstadt Nürnberg.[80] Der Rat verehrte ihm zwei Kannen[81] Malvasier, eine Kanne Alantwein[82] und neun Kannen Rheinwein.[83]
Wahl wurde am 2.2.1627 zum Obrist befördert, da er sich „von anfang dieses noch schwebenden unwesens in unsern khriegsdiennsten trew eiferig erwisen“ habe.[84] Er befehligte Tillys Leibregiment bis 1628. Bei dem Schmalkaldener[85] Chronisten Johann Georg Pforr [1612-1687] heißt es unter 1628: „Den 7. Januar: ist der Obriste Wahl mit deß General Tylli stab[86] und leibcompagnia[87] unter deß Capitänleutenant[88] Johan Jacob Myners[89] commando anhero kommen, welche companie zu fueß 300 man starck geweßen und alhier 3 gantzer jahr und 4 monat alhier gelegen. Und waß vor ein mercklicher uncost in wehrenter zeit uff dieße völcker gewendet worden, wird an seinem ortt gemeldet wird[en. Heist das mit einquartirung[90] verschont zu pleiben, wie von den Darmbstadisch[en[91] versprochen worden“.[92] „In diesem jahr hat der Obrist Wahl abgedanckt und ist an seine statt Hans Wolff von Salß Saliß[93] obrist[er worden. Und nachdem man zu unterhaldung obbemelteß stabß und compagnia wöchendlich 845 thlr 18 g geben mußen, alß haben sich statt und ambt den 26. 7br: dergestalt verglichen, weil die statt das quartir und servizien[94] vor die soldaten geben, das sie wöchentlich 91 thlr 9 g an gelt nachschießen solden. Die ubrigen 754 thlr 9 g, neben haber, hew u. stroh, haben die dorffschafften und darzugehörigen embter zahlen und lieffern müssen“.[95]
Nach dem Ausscheiden von Gallas[96] [Abb. rechts], der wohl damit einem Kriegsgerichtsverfahren entging, aus dem ligistischen[97] Dienst erhielt er 1629 dessen Regiment. Tilly hatte sich dabei für seinen Vetter Witzleben[98] eingesetzt.[99] Maximilian I., der diese verwandtschaftlichen Netzwerke überhaupt nicht schätzte, hatte diesen daher nicht in Erwägung gezogen, zumal er auch gegen dessen Söldner war, die in der dänischen Armee gedient hatten.. Hinter Wahl hatte er zudem den ehrgeizigen Pappenheim[100] gesetzt.[101] Er hatte sich am 15.4. für Wahl entschieden.[102] Witzleben war daraufhin in kaiserliche Dienste getreten.[103]
In diesem Jahr nahm Wahl auch an der Belagerung Stades[104] und 1631 an dem Sturm auf Magdeburg[105] teil. Wie aus einem Brief Wahls aus Magdeburg vom 11./21. an den mit ihm befreundeten Grafen Ernst Kasimir von Nassau,[106] Statthalter von Friesland, [ Abb. links] hervorgeht, war er einer der ersten, der den Brand Magdeburgs auf den schwedischen Kommandanten Falkenberg[107] zurückführte, der dem Gegner die Stadt nur als Trümmerhaufen hinterlassen wollte.[108] Wittich schreibt dazu: „Die ersten Berichte [ … ] haben nun freilich einen ganz eigenthümlichen Ursprung; sie gehören zu keiner der angedeuteten Correspondenzen, sie stammen direct von feindlicher Seite her und sind dennoch vertraulichen Ursprungs. Der ligistische Oberst Wahll, dessen Name in der Geschichte des dreissigjährigen Krieges und mehrfach begegnet und der mit seinem Regiment an der Eroberung Magdeburg’s unmittelbaren Antheil genommen, berichtet von dort aus dem Grafen Ernst Casimir von Nassau, dem bekannten Statthalter von Friesland, über die Katastrophe. Höchst auffällig ist das, wenn wir erwägen, dass es unter den Holländern Niemanden gab, der feindseliger als der Letztgenannte gegen Kaiser und Liga, gegen Tilly gesinnt war, der mehr geneigt schien, von Holland aus durch eine Diversion[109] nach Ostfriesland und Westphalen den belagerten Magdeburgern, als den Verbündeten der Republik, Entsatz und womöglich Befreiung zu verschaffen. Aber vielleicht hat gerade dieser dem kaiserlich-ligistischen Feldherrn nicht verborgen gebliebene Umstand den betreffenden Bericht veranlasst. Oberst Wahll, seiner officiellen Stellung den Holländern schroff entgegen, hatte persönliche freundschaftliche Beziehungen zum friesischen Statthalter, die er benutzte, um den wiederholt drohenden Ausbruch offener Feindseligkeiten zwischen diesem auf der einen, und Tilly und Pappenheim auf der anderen Seite fast diplomatisch vermittelnd zu verhüten. Es lag nun von vorn herein so nahe, dass der furchtbare Ausgang, den die Eroberung Magdeburgs [Abb. links] genommen, bei allen theilnehmenden Freunden der Stadt zum Schaden Tilly’s ausgebeutet werden würde; wie, wenn jetzt, um Magdeburgs Geschick zu rächen, die Holländer die gefürchtete Diversion unternahmen ? Die Gefahr einer solchen dauerte fort, zumal Tilly von den Trümmern dieser Festung aus für längere Zeit nichts vorzunehmen vermochte. Es scheint mir, dass es die Absicht des Obersten Wahll gewesen, den Zorn des kriegerischen, zum Kampf gerüsteten Statthalters durch eine Tilly und selbst die erobernde Soldatesca völlig reinigende Darstellung der Katastrophe abzuwenden. Seine Berichte würden ganz in jene erste Gruppe von Rapporten der hohen Officiere des Hauptquartiers gehören, und wenn sie sich auch von denselben dadurch unterscheiden, dass sie, an keinen Vorgesetzten gerichtet, durchaus des officiellen Characters entbehren, so haben sie dafür desto mehr die ausgesprochene Tendenz der Rechtfertigung der eigenen Partei.
So kurz gehalten, wie nur ein Rapport – gerade hier kann man bemerken, wie die Kürze durchaus im Wesen der Rapporte lag – , ‚in größter Eile‘ verfasst, während Magdeburg noch brennt, meldet Wahll’s erster Brief, der für unsere Hauptfrage eigentlich allein in Betracht kommt, ‚dass Falkenberg Feuer angelegt, dass dasselbe angegangen und fast ganz die schöne Stadt abgebrennen‘. Es ist die bestimmteste Anklage gegen Falkenberg, die ich kenne, aber freilich trotz aller im zweiten Brief nachfolgenden Versicherungen so wenig überzeugend, wie nur irgend eine. Sie ist eben nichts als der Ausdruck des feindlich gegenüberstehenden Hauptquartiers; Partei und Tendenz verbieten, sie ohne Weiteres zu acceptiren“.[110]
In der Schlacht bei Breitenfeld[111] 1632 [Abb. links] schlug Wahl die ihm gegenüber stehenden Sachsen[112] und verfolgte sie, bis er in die schwere Niederlage der Kaiserlich-Ligistischen mit hineingerissen wurde. Nach der Schlacht wurde er zum Generalmajor[113] und zum kurbayerischen Generalwachtmeister[114] befördert. Er erhielt den schwierigen Oberbefehl in der durch Maximilian I. zwangsweise rekathalisierten Oberen Pfalz, den er mit wechselndem Erfolg bis zu seiner Abberufung führte.
Unter 1632/33 wird aus dem stark befestigten Amberg[115] [Abb. rechts] berichtet: „Weilen der König aus Schweden nebst andern Ländereyen das Fürstenthum der obern Pfalz feindlich überzogen, auch alle Städte, und Märkte (außer Amberg) überfallen, eingenommen, und ausgeplündert,[116] so hatte dem General Graf von Wahl, welcher das Commando in der Hauptstadt Amberg A. 1632 führte, für gut gedunket, die damals vorhanden geweste Vorstädte niederzubrechen, auch alle herum, und sonderlich die, an dem vorhin mit Weingärten gezierten sogenannten Ambergerberg gestandene Gartenhäuser nebst sehr vielen dasigen Orts gepflanzt gewesten fruchtbaren Bäumen abhauen, und niederreissen zu lassen, um dadurch den Feind zu hindern, daß er sich nicht postiren, und der Stadt Schaden zufügen könnte; so aber bey der Burgerschaft grosses lamentiren verursachte, also zwar, das in kurzem ein Gerücht erschallen: man habe nächtlicher Weise an ermeldten Ambergerberg ein entsetzliches Heulen, und Weinen, wie dann auch A. 1633. die hitzige Krankheit,[117] und Ruhr[118] zu Amberg (wovon hinnach mehrers zu vernehmen seyn wird) eingerissen, die man der dermaligen grossen Theuerung zugeschrieben“.[119]
1632 war Wahl an der Einnahme der von schwedischen[120] Einheiten besetzten Städte Rain[121] [1. Abb. links] und Landsberg[122] [2. Abb. links] beteiligt. Nach Maximilians Auffassung war das unter allen Umständen zu haltende Rain „ein schlisßl zu Bayrn“, da der Feind bei einer Einnahme „als dann wider den ganzen Lechstromb biß fast an dz Gebürg hinauf inn: vnd den freien offnen Pasß in Bayern hat“.[123] Am 18.8.1632 hatte Graf Ott Heinrich Fugger[124] den schwedischen Obristen Kotitzky[125] zur Kapitulation und zum Abzug aus Landsberg veranlasst. „Da Landsberg für Bayern ein strategisch wichtiger Platz war, richtete auch Graf Fugger sein Augenmerk auf die Befestigung der Stadt. Er ließ den bayerischen Ingenieur Oberstleutnant de Laviso[126] von München kommen, damit er die Fortifikationsbauten leite. Dieser baute neue Türme, besserte die Festungsmauern aus und legte neue Schanzen[127] [Abb. rechts] an. Auch die Brücken wurden wieder hergestellt. Täglich waren bis zu 800 Mann an der Arbeit. Eine kleine bayerische Besatzung blieb in der Stadt und da Graf Fugger [Abb. links] abberufen wurde, übernahm Generalwachtmeister von Wahl seine Stelle“.[128]
Am 6.10.1632 schrieb Wahl aus Rain an den kurbayerischen Kanzler Dr. Abegg:[129] „Nachdeme sich der feindt yber den Lech alhier mit einer Zimblichen grosßen Armee sehen lasßen, Also bitt Jch mein herr Canzler, wolle ernstlich daran sein, damit die umb Münch(en) herumb stehende peüme also balden vnd in höchster eil mögen nid(er)gehauen werden, Vnnd weiln auch Jrer Churf(ü)r(s)t(lichen) d(u)r(chlaucht) gnedigster beuelch ist, im Notfahl die herausß(e)n heüser abzuetragen od(er) zuuerprennen, So bitte Jch gleichfals mein herr Canzler daran sein wölle, damit von denen ausßerhalb der Statt stehenden heüsern die ziegl alsobalden abgetragen werden, das vfm Nottfahl dieselb desto ehender vollendts abzuebrechen od(er) zuuerprennen sein“.[130] Allerdings trat Wahl seine Stelle in Rain bald an Obrist Juritsch[131] ab.
„Gustav Horn[132] [1. Abb. links] vereinigte sich nun 14. Januar 1633 in Gögglingen[133] bei Ulm[134] mit den Resttruppen Banérs,[135] [Abb. rechts] welche nur noch 3000 Mann zu Fuß und einige Regimenter zu Pferd umfaßten. (Huschke, S. 89ff.; s. auch Chemnitz II, S. 35f. u. 39f.). Gemeinsam ging man gegen das Heer des nun den Oberbefehl über die bayerisch-ligistischen Truppen führenden Feldmarschalls Johann von Aldringen[136] vor, der in Schwaben einen Winterfeldzug führte. Bereits am 7. Januar 1633 hatte Aldringen Memmingen[137] eingenommen. Die schwedische Besatzung von 200 Mann bekam freien Abzug.
Nach Kempten[138] schickte Aldringen [Abb. rechts] den kaiserlichen Obristen Franz Peter König, genannt von Mohr.[139] König war mit einigen Regimentern, darunter eine große Anzahl bewaffneter Bauern, und schwerem Geschütz über Isny[140] herangerückt und begann, nachdem er sich beim Kloster verschanzt hatte, am 6. Januar mit der Beschießung der Stadt, welche bis zum 9. Januar ohne Unterbrechung fortgesetzt wurde. Nachdem ein Turm beim Klostertor niedergelegt wurde und den Verteidigern dadurch die Deckung genommen war, konnte man sich nur noch unter Lebensgefahr auf die Straßen wagen. Zudem stellte sich großer Wassermangel ein, weil die Belagerer die Teicheln (hölzerne Brunnenzuleitungen) zerhauen und die Wasserstuben verstopft hatten. Am 10. Januar wurde die Stadt zur Übergabe aufgefordert, welche jedoch von dem schwedischen Kommandanten Christof Kapfer von Uxenberg[141] abgeschlagen wurde. In Übereinstimmung mit der Bürgerschaft hatte man beschlossen, sich bis zum Äußersten zu verteidigen. Der Kommandant ließ deshalb in den drei folgenden Tagen Ausfälle machen und alle auf 500 Schritt vor der Stadt gelegenen Gebäude niederbrennen.
Mittlerweile hatte Aldringen, der nach wie vor vor Memmingen stand und durch die nur langsamen Fortschritte Königs ungeduldig geworden war, den bayerischen Generalwachtmeister Joachim Christian von der Wahl nach Kempten geschickt. Als am 12. Januar frische Truppen und zusätzliche Artillerie eingetroffen waren, begann Wahl auf der Anhöhe am Klostertor eine Batterie[142] mit 12 halben Kartaunen[143] [Abb. links] zu errichten, welche am Morgen des 13. Januar das Feuer eröffneten. Die Belagerten, bestehend aus einer schwedischen und württembergischen Garnison[144] und den Bürgern, erwiderten das Feuer standhaft, obwohl an diesem Tag mehr als 500 Kartaunenschüsse auf die Mauern gerichtet wurden, auch zahlreiche Brand-[145] und Sprengkugeln[146] [Abb. rechts] in die Stadt geworfen und der Malzmüller- und Diebsturm völlig niedergelegt wurden. Schließlich hatten die Belagerer am Klostertor und am Glockenhof mehrere große Breschen[147] in die Stadtmauern geschossen, so daß man gegen halb drei Uhr nachmittags zum Sturm[148] ansetzte. Zwei Stürme wurden mit dem Mut der Verzweiflung abgeschlagen. Frauen, Kinder und alte Leute schleppten Kübel mit siedendem Öl, heißem Wasser und kochendem Kalk herbei, um sie über die Angreifer zu gießen, deren Verbitterung mit wachsenden Verlusten stieg.
Gegen 5 Uhr setzten die Kaiserlichen schließlich von drei Seiten gleichzeitig in 13 Sturmkolonnen, auf dem linken Ufer der Iller an zwei Stellen und auf dem rechten Ufer gegen die Vorstadt, zum dritten Sturm an, erstiegen die Mauern und drangen in die Stadt ein, allen voran die bewaffneten Bauern. Alles, was den Stürmenden in den Weg kam, wurde niedergemacht, Frauen, Alte und Kinder auf grausamste Art und Weise mißhandelt. Der schwedische Kommandant Kapfer,[149] der Stadthauptmann[150] Kaspar Löffler,[151] drei Ratsherren und mit ihnen viele Bürger, die versuchten den Sturm aufzuhalten, fielen. Bewohner, welche sich in die Häuser retten wollten, wurden mit Hämmern und Äxten erschlagen, darunter der Bürgermeister Zacharias Jenisch und der Stadtamtmann M. Geiger; der siebzigjährige Prediger Elias Schacher wurde aufgehängt, zahlreiche Frauen vergewaltigt.[152] Nur wenigen Einwohnern gelang es, sich in die Burghalde zu retten, viele sprangen in ihrer Verzweiflung über die Stadtmauern, Mütter mit Kindern auf den Armen stürzten sich in die Iller. 70 Häuser wurden in Brand gesteckt. Über 300 Einwohner fanden in den ersten drei Tagen nach der Erstürmung den Tod. Bei der Verteidigung der Stadt fielen der Kommandant, 50 Bürger und 47 schwedische und württembergische Offiziere und Soldaten. In den folgenden Tagen wurden noch 150 Leichname schwedischer und kaiserlicher Soldaten und etlicher Bürger aus den rauchenden Trümmern gezogen. Die Gesamtverluste an Toten und Verwundeten auf beiden Seiten während des achttätigen Kampfes dürften noch weit höher gelegen haben.
Diejenigen, die sich in die Burghalde [Abb. links] gerettet hatten, schenkte Wahl das Leben, jedoch mußten sie sich mit hohen Geldsummen loskaufen. Die Stadt selbst mußte 30.000 Gulden an die Offiziere, 6000 Gulden an rückständigen Kontributionen[153] und 40.000 Gulden dem Feldzeugmeister Fugger zahlen. Zur Durchsetzung dieser Forderungen, von denen 30.000 fl. in bar, der Rest in Schuldverschreibungen erlegt werden sollten, wurden etliche vornehme Bürger, darunter der Bürgermeister Ulrich Horn, als Gefangene nach Reutte[154] geführt, wo sie mit dem gesamten Memminger Ratspersonal und dem dort verhafteten Marschall Wolf Christoph von Pappenheim, Herrn von Rotenstein, zusammentrafen. Anschließend wurden sie weiter nach Schloß Petersburg[155] im Oberinntal geführt, von wo sie erst am 4. Februar wieder freikamen. (Haggenmüller/Kempten Bd. II, S. 165f.; Rottenkolber, S. 54f.; Chemnitz II, S. 40)“.[156]
Maximilian I. hatte sich am 20.4.1633 aus Braunau[157] an Wallenstein[158] gewandt: „Den hielendischen statum belangent, bin ich von München aus bericht, dz der Feind noch vmb Dachau[159] losiert vnd nach Eroberung Aicha[160] auf Landsperg[161] mit etlichem Volkh vnd stukhen gangen, welches vermuttlich auch schon vbergangen sein wirdt. Der Graf von Aldring haldt dz Volkh noch vmb München vnd erwardt des Socors.[162] Weil E. L. dem General Wachtmaister von Reinach[163] vber besagten Socors dz Commando aufgetragen, so hab ich ihm bedeitt, dz er sich mit demselben gar zum Grafen von Aldringen begeben soll; hergegen schickh ich den Genal Wachtmaister Wahl an sein statt in die Pfalz. Zweifl nit, eß werde E. L. nit minder gefellig sein, vnd sie Iren Officiern befelchen werden, dz sie mit einander correpondieren“.[164]
„Am 27. Juni kam Horn mit 16.000 Mann zu Roß und Fuß vor Neumarkt[165] [Abb. links] an, worin 6 Kompanien[166] vom kaiserlichen Regiment Montecuccoli[167] und eine Kompanie vom bayerischen Reiterregiment (Hans Wolf) von Salis[168] lagen. Von Nürnberg forderte Horn zur Unterstützung täglich 38.00 Pfund Brot, mehrere Geschütze und Munition.
Der Generalmajor Schlammersdorff[169] traf am 29. Juni mit den Hastver’schen[170] Truppen und 2 halben Kartaunen vor Neumarkt ein, welche noch am selben Abend vor der Stadt aufgepflanzt wurden. Man ließ die Garnison durch einen Trommelschläger[171] zur Übergabe auffordern, welcher jedoch von der Besatzung erschossen wurde. Hierauf ließ Horn die ganze Nacht mit Stücken auf die Stadtmauern spielen und Bresche schießen. Alles war zum Sturm bereit und die Soldaten so erzürnt, daß msn sie kaum vom Stürmen abhalten konnte. Am Morgen des 30. Juni ergaben sich die Belagerten auf Gnade und Ungnade. Das Fußvolk stellte sich bei den Belagerungstruppen unter“.[172] Angeblich lagen 600-700 Mann unter Raimondo Montecuccoli[173] [Abb. links] in der Stadt.[174] Doch stand Raimondo Montecuccoli in dieser Zeit als Obristleutnant im Regiment August Vitzthum von Eckstätt.[175]
Am 1.7.1633 hatte Wahl aus Amberg an Holk[176] [Abb. rechts] geschrieben, dabei aber nicht angegeben, weshalb der Akkord[177] nicht gehalten wurde: „Inn dieser stundt kombt ein Hauptman von Neumarck, so in jhr Churfürstl. Durchl. dinsten gleichsamb für einen Ingenieur[178] gebrauchet worden; berichtet, gestern morgen vmb 7 Vhr seye vnser Volck herauß gezogen, nur mit seitengewehr.[179] Der feindt hab einen Thurm vberhauffen geschoßen, so den ganzen graben gefüllet, aucch darneben sonst eine große Breche gemacht, dahero der Obristleütnant verursachet worden zue accordiren; es seye aber der accordo nicht gehalten worden, dann die Reutter abgesezt vndt die soldaten spolyret[180] worden. Sie haben sich vernehmen lasßen, auff Amberg zuegehen; hoffe zue Gott, ob ich zwar noch nicht verbawet, wir wollen ihm gute Gesellschafft leisten, wann ehr kombt“.[181] Holk hatte sich selbst am 23.7.1633 aus Pilsen[182] an Wallenstein gewandt: „Von Prage herauß verschiener Woche haben Ihr fürstl. Gnaden von meinen schreibungen gnedigst erfahren, waß motiuen Herr Graff Aldringer gebraucht, mich zu bewegen, mit etzlich tausent Man zu Roß vndt Fueß ohne Pagage[183] zu ihme in die Pfaltz zu stoßen, Newmarck wieder zu recuperiren vndt Wilßburg[184] [1. Abb. links] vndt Lichtenaw[185] [2. Abb. links] zu entsetzen. Wie Ich nun vf Ihre Churfürstl. Durchl. vndt obermelten Herrn Graff Altringern schreibungen mich nicht mit weinig vngelegenheiten der Soldatesca biß an Ambergk begeben, nicht anders vermeint, alß die Altringerische armada daselbsten auch zu finden vndt ihnen den rügken halten, weiln sie solche Vorschlage effectuiret, jn obacht, wie pillig, Euer fürstl. Gnaden gnedigste Befehle nehment, daß Ich Böhmen nicht in gefahr sollte setzen, mich impegniren[186] oder so weit von Ihr fürstl. Gnaden begeben, insonderheit, weilln Hertzog Wilhelms von Weimer[187] Volck in Voitlandt mir in fianco[188] vndt Hertzogk Bernhart[189] [Abb. rechts] vmb Bamberch[190] da auch allerley Regimenter samlen thut, alß haben Herr Graff Altringer vndt Herr Obrister Ruppa[191] vf Befehlig Ihrer Churfürstl. Durchl., wie Euer fürstl. Gnaden auß beyliegende schreiben sich ersehen, mir überreden wollen, Ich sollte Newmarck angreifen vndt Prouiant genueg auß Altörff,[192] Hirschprügk[193] vndt Lauff[194] wehrender Zeit vor die armada erheben, da doch der feindt in Newmarck wolle verbawet vndt durch deß Herrn General Wachtmeisters Wahl vergeblichen Anschlag iritirt vndt die vorgeschlagene Prouiantheuser nicht weiniger vom feindt besetzet, vnd wollten vnter deßen die Herren Churfürstlichen still liegen vndt ruhen vndt mich machen Euer fürstl. Gnaden Befehlig mit pillig gefahr meines Kopfs vberschreiten, mit der Hornsche armada, so an der handt, impegniren vndt vieleicht Böhmen vndt mehr länder in gefahr setzen. Deßwegen habe solches auff daß höfflichste außgeschlagen vndt nicht der Ehre so begierig mich erzeigt, daß Ich solche narredey begehen soltte, sondern, weilln itzo die schlimmeste Zeit vor die Reüterey in diesen örttern, habe Ich daß Volck wiederumb zu rügke gewendet gegen Eger[195] vndt Wathausen,[196] wie vor diesem losiret, erwartende, waß Ihre fürstl. Gnaden hinferner befehlen wollen. Sonsten hat der Herr Graff Aldringer abrede mit mir genommen, daß, wan vileicht der feindt sich mit seiner gantzen macht conjungiren wollte vndt vnuermerckter weiße biß vf Neumark auanciren, vmb vnß die coniunction zu hindern, wolte deßwegen, Ich solte den halben wegk von Risenberg[197] auß gegen gegen Straubingen[198] ihme entgegen auansiren; weilln aber Ich nit befehligt, mit der gantzen armada zu ihm zu stoßen vndt, wo Ich nit ein teils gehen sollte vndt die Artigleria vndt ansehnliche munition mit weinig Volck hinterlaßen, könte vileicht der feindt, insonderheit weilen er den rügken gegen Voitlandt und Meißen frey, in Böhmen, da er zu leben haben würde, gehen vndt mich abschneiden vnd also lang bey Ihr Churfürstl. Durchl. müße anhalten, ehe sie mich wieder in eine sichere anbefohlene Poste bringen könten, vndt vnder deßen, wie es itzo bey der armada geschicht, von noth vndt mangell zu grunde gehen ließ. Alß habe ich Ich mich dahin nicht ander weiß vnderstehen wollen, alß daß er, wo wir vnß derogestalt conjungirten, Böhmen mit mir bedecken helffen, welches würde verursachen, daß Ihr Churfüstl. Durchl. leicht sein Volck von Herrn Aldringern zu sich ruft, continue sich deß München befürchtent, welches Ich weitleufftig habe müssen Ihre fürstl. Gnaden vnterthänig vberschreiben, erwartent, ob sie solches gnedigst gut befinden oder mir ein anders zu schaffen gesinnet“.[199] Wahls hier erwehnter „vergeblicher Anschlag“ war allerdings von Holk selbst ausgeführt worden. „Nach kurzer Zeit versuchte der kaiserliche Feldmarschalk Heinrich Holk Neumarkt zurückzuerobern. Er war am 19. Juli mit 3 Regimentern in Hambach (Hahnbach,[200] nördlich Sulzbach-Rosenbergs[201]) in der Oberpfalz angekommen. Von dort schickte er 80 als Bauern verkleidete Soldaten[202] vor die Stadt. Diese waren unter ihren Uniformröcken mit kurzen Karabinern[203] bewaffnet, mischten sich unter die zum Schanzen[204] aufgebotenen Bauern und sollten, nach einem von dem Garnisonskommandanten in Amberg entwickelten Plan, am nächsten Morgen die Wachen überfallen und eliminieren. Eine von Regensburg aus kommandierte ‚Embuscade[205] von 1000 Reitern‘ sollte daraufhin ‚die Tore und Straßen unversehens einnehmen, die Stadt erobern und alles zusammenhauen‘. Der Kommandant Oberst Hastver[206] [Abb. links] bekam jedoch Nachricht von diesem Vorhaben und ließ alle als Bauern verkleidete Soldaten niedermachen. Holck zog sich nach diesem mißglückten Anschlag von Hirschau[207] in Richtung Böhmen zurück“.[208] Holk wandte sich am 14.8.1633 aus St. Joachimsthal[209] an Wallenstein: „Anitzo werdte Ich von Herrn General Wachtmaister Wahl von Ambergh auisirt, das der Schlammerdorff[210] mit dem Volckh, so zu Bambergh vndt vmb Nürnbergh sich gesamblet, auff Auerbach[211] vndt Villsackh[212] in die Pfaltz bringe; werdten also auff allen Eckhen suchen, mein intention zu verhindern vnd auß Meißen auociren; werde mich aber daran nichts kehren, so lang mir Ihr fürstl. Gnaden nit anderst befehlen“.[213]
Gallas berichtete Wallenstein am 27.10.1633 aus Leitmeritz,[214] dass Wahl ihn über die Bewegungen Taupadels[215] [Abb. links] informiert habe, der das in Bamberg einquartierte Volk abgezogen und nun in Herzogenaurach[216] sein Quartier aufgeschlagen habe. Auch die um Schweinfurt[217] gelegenen Truppen Georgs von Braunschweig-Lüneburg[218] hätten sich in Bewegung gesetzt.[219]
Am 30.10.1633 schrieb Caspar Schnetter,[220] Kommandant in Ingolstadt, an den Regensburger Kommandanten Johann von Treubreze:[221] Der schwedische General Duwall[222] und Obrist Sperreuter[223] seien mit 6.000 Mann zur Befreiung Eichstätts[224] ausgezogen, die Stadt sei aber inzwischen gefallen. Angeblich wollten sie zu Bernhard von Weimar[225] stoßen und einen neuen Angriff auf Eichstätt wagen. Er selbst sei jedoch der Ansicht, sie wollten vielmehr auf Regensburg ziehen und beabsichtigten deshalb, bei Neuburg[226] eine Schiffsbrücke über die Donau zu schlagen; in dieser Sache habe er bereits an Wahl geschrieben.[227]
Der in die Obere Pfalz abkommandierte Wahl musste am 2.11.1633 die Amberger zum Kirchenbesuch „anhalten“, da die Stimmung auch in anderen Orten der zwangsrekatholisierten Oberen Pfalz offenkundig pro-schwedisch war: „Die Bürger von Nittenau[228] luden die Schweden während der Belagerung von Regensburg ein, zu ihnen zu kommen. Cham[229] öffnete ihnen freiwillig die Tore, die Bürger von Neunburg[230] warfen beim Angriff der Schweden ihre Gewehre weg und versteckten sich in ihren Häusern. Die Nabburger[231] zeigten sich feindselig gegen die Bayern“.[232] Zudem wurde auch die Versorgungslage immer schwieriger, wie Wahl Maximilian I. berichten musste: „Wie ich vorgestern zu Sulzbach[233] gewesen, hab ich den armuth der underthanen daselbst mehr als zuviel wahrgenommen“.[234] Am 11.11.1633 hatte der Kurfürst Gallas aus Braunau unterrichtet: In seinem Brief vom 9.11.[235] habe er ihm von der bedrohlichen Lage Regensburgs und der Notwendigkeit schneller Hilfe geschrieben. Soeben sei ein vom Kommandanten Treubreze gesandter Mann angehommen, der am gestrigen Morgen aus der Stadt entkommen war. Dieser sage aus, dass der Feind die Stadt unter starkem Beschuss halte, aber bei Angriffen auf die Schanzen[236] fünfmal zurückgeschlagen wurde, wobei er außer den Verwundeten fünfhundert Mann verlor. Der Feind habe sich mit den Besatzungen aus Augsburg,[237] Ulm[238] und Donauwörth[239] verstärkt. Gallas habe dem Vernehmen nach an die 1.000 Reiter und Dragoner[240] nach Waldmünchen[241] abkommandiert, ohne dazu den Befehl erhalten zu haben, was ihm, Maximilian, sehr lieb sei. Er möge den Befehlshaber der nach Waldmünchen ziehenden Abteilung beordern, den Feind zu beunruhigen und mit dem Obristen Wahl in Korrespondenz zu bleiben. Letzterer habe den Befehl, ihn mit seiner gesamten Reiterei und den Dragonern zu unterstützen.[242] Am 20.11. hatte sich Wahl aus Amberg an den Generalissimus gewandt: „H. General leittenant H. Graff von Gallas haben mir vom 18. dis geschriben, das E. f. G. mit einer starcken macht kegen Regensburg marchiren werden. Berichte E. f. G. derowegen vnterthenich, das der feindt Regensburg vergangenen Montag[243] mit accordo erobert vndt den ertag[244] mit etlich vnt dreissisch fendtlin[245] hinein gezogen; die guarnison, so drin gelegen, hat er auf Ingelstat convoyren lassen. Es seindt auch denselben tag 6 regiment zu Fuß, weis aber nicht, wie vil reitterei, auf straubingen[246] commandirt worden, vnt kan ich noch nicht erfahren, ob er nach straubingen gangen; meine parteien betichten, er habe die armada getheilet, die halbe werde nach straubingen, die andere helfte aber anhero gehen; kan aber nicht glauben, das er sich thelen werde, dan er, ob Got wil, mit dem halben thel seiner armada alhir wehnich ausrichten sollte. Ich vermeine, er werde alhir eine finte machen vnt auf straubingen gehen“.[247] Am 22.11. sandte Wahl Wallenstein aus Amberg ein abgefangenes ausführliches Schreiben des Wilhelm Straßberg[248] aus Regensburg an den „Kriegspräsidenten“ in Nürnberg[249] über die Bewegungen der schwedischen Armee: „Ewer fürstl. gn. geruhen auß beygefügten originali, so eine Parthey von mir eingebracht, deß feindts intention gnedig zueersehen. Nächten Abendt ist der Rosen[250] mit 300 Pferden zu Pfreümbt[251] angelangt; sonst weiß ich von keinem Volck, so vf der nähe sie vmbher logiren thut, sondern ist alles gegen Chamb vnd Straubing. Der Obrist Schlez[252] schreibet mir, es gehe die sage, alß wann feindts Volck von Weeserstromb in Francken marchiren solte; sondern wehre in demselben Lande iezo nichts als zwei schwache Regimenter, so newlicher tagen zu Schweinfurth angelangt“.[253] Am 23.11. forderte Wallenstein aus Rakonitz[254] Wahl auf: „Wir haben sein Schreiben vom 21. dies zu recht empfangen vnd was vns er wegen des feinds gegen Straubingen genommenen Zugs auch wie starck sich derselbe in allen befinden solle, berichten thutt, daraus mit mehrem verstanden. Wie wir vns nun sothaner abermaligen communicirung gegen Ihm bedanken thun, also ersuchen wir Ihn fürters, was Ihm vor gewißheit von des feinds vorhaben zukompt, vns bey tag vnd nacht, damit wir, zumaln wir in völliger marsch hinaufwerts begriffen, darnach zurichten vnd die gehörige anstaltt darauf zumachen wissen, zuavisiren“.[255] Wahl selbst schrieb dem Generalissimus an diesem 23.11.: „Von Ihr Churfürstl. Durchl., meinem gnedigsten Herrn, ist mir anbeuohlen worden, so baldt der H. General Leutnant Graff von Gallaß mit der anziehenden Armee sich dieser Länder nahen würde, demselben entgegen zueziehen vndt vffzuewartten. Dieweilen ich aber nun berichtet, daß E. fürstl. gn. selbst in der Person heraußer kohmmen, alß hab meiner vnterthenigen schuldigkeit nach ich nicht vmbgehen sollen, bey deroselben mich vnterthenig anzuefragen, ob es Ihro gnedig belieben thete, daß bey deroselben ich mich vnterthenig einstellen dörffe. Sonst habe ich nichts anderß vom feindt, alß daß ehr sich die Donaw hinunter begeben thut; so hat ehr auch alle Brücken am Rehgen abgeworffen; es wirdt aber, ob Gott will, wohl mittell sein, daselbst hinüber zuekhommen. Ewer fürstl. gn. haben auch alhier noch sechzehen schiff vff Wagen stehen; dieselbige seindt zwar zimblich bawfellig worden, ich laße sie aber vfs beste repariren, damit Ewer fürstl. gn. sich derselben nach dero gnedigem belieben bedienen können“. Im Postskriptum hieß es noch: „Ih. F. D. halten 5000 pferdt in bereitschaft theils vnter dem Obrischten von Wert,[256] mehren theils aber bringet der Ob. Bilhe.[257] E. f. G. werden genedich befehlen, wo zu deroselben diejenigen reitter stossen sollen. 6 oder 700 traguner seindt auch vorhanden, vnter welche gleichwol meine traguner, so man alhie nicht wol entrahten kan, auch begriffen sein, doch stehet es billich alles zu E. f. G. genedigen befehl“.[258] Weiter heißt es über die Aktionen in der Oberpfalz in dem Bericht Wahls an Maximilian I. vom 24.11.1633 aus Amberg: „Hochburg,[259] von dem Feinde eingefallen, vertheidigte sich auf das tapferste, – Neunburg vor’m Wald[260] hatte der Feind angegriffen, ‚weil ich aber bei 40 Mann darin gehabt, welche sich tapfer gewehrt, hat er mit Verlust sich wieder reteriren müssen. Die Bürger haben aber alsobald ihre Gewehre hinweggeworfen und sich in ihre Häuser verschlossen, wie denn der Bürgermeister den Commendanten um Gottes willen gebeten die Stadt aufzugeben‘. Nittenau[261] ‚hat gar bis vor Regensburg zum Feind geschickt und Volk dahin begehrt‘. – ‚Nabburg[262] hat sich auch gar schlecht erzeigt, doch habe ich jetzt 1 Lieutenant[263] darin liegen – weil der Feind jetzt anders nicht als mit streifenden Parteien[264] dahin kommen, werden sie bastant sein‘“.[265]
„Nun treffen wir auch einen alten Bekannten wieder, den Obristen Claus Hastver, den wir am 19. Juli 1633 als Kommandanten von Neumarkt[266] in der Oberpfalz zurückgelassen hatten, in welcher Position er sich nach wie vor befand. Am 23. November 1633 schrieb ihm Bernhard aus dem Hauptquartier Straubing, er solle den Ort (Neumarkt) wohl in Acht nehmen und ihn im Fall eines Angriffes bis auf den letzten Mann verteidigen. Aus der Festung Lichtenau[267] könne er sich zwei leichtere Kanonen und zwei Stücke (Belagerungsgeschütze) für seinen eventuellen Bedarf nehmen. Hastver ließ daraufhin die Geschütze, zwei halbe Kartaunen und zwei Regimentsstücklein,[268] abholen, mußte jedoch für Transport und Bespannung selbst sorgen. Oberst Wilhelm von den Brinken[269] bekam den Befehl, die Pässe nach Schwaben und Franken zu besetzen“.[270]
Am 1.12.1633 konnte Hastver das Schloss in Velburg[271] [Abb. rechts] einnehmen. „Die Velburger benahmen sich am perfidesten. Wahl berichtete am 6. Dezember hierüber wie folgt: „In Velburg, auf dem Schlosse, habe ich einen Lieutenant liegen gehabt, so ich jederzeit für den qualificirtesten gehalten, wie er es denn in unterschiedlichen Occasionen bewiesen. Zu demselben hat der Castner[272] aus Velburg, den er allezeit für einen guten katholischen Mann gehalten, geschickt, und ihm andeuten lassen, es hätte der Feind das Städtlein quittirt, er solle eilends hinunter dasselbe zu besetzen. Und haben sich die ehrvergessenen Bösewichter, die Bürger, unter das Thor in die Wache gestellt, dadurch der sich Tropf verführen lassen und mit etlichen wenigen Soldaten in das Städtlein herunter kommen. Alsobald sind 50 des Feindes Musketiere[273] hervorgewischt, haben den Lieutenant zwei Schuß gegeben, die Soldaten gefangen genommen und also das Schloß einbekommen. Die Soldaten, deren 28 nur lauter alte Knechte[274] gewesen, sind gefänglich auf Neumarkt geführt worden und ist noch keiner von denselben wiederkommen‘. Auf den Bericht schrieb der Kurfürst: ‚Dem Generalwachtmeister Wahl wäre zu befehlen, daß er die meineidigen Bürgermeister und so das Tradiment[275] an Lieutenant und Schloß Velburg begangen, aufheben und ihnen ihren Lohn geben, oder sie sonsten, da sie anders nicht zu bekommen, durch einen unversehenen Einfall andern zum Exempel niederhauen lassen solle‘. Am 16. Dezember schrieb der Kurfürst an Wahl: ‚Anbelangend das Tradiment zu Velburg, welches selbiger Kastner und die Bürger wider deinen Lieutenant und die bei sich gehabten Soldaten ganz treuloser Weise begangen, ist solches billig nicht ungestraft hingehen zu lassen, sondern Du sollst Dir äußerst angelegen seyn lassen, wie solcher Kastner neben den Bürgermeister und Rath, ferner die so schuldig sind, mögen aufgehebt und von Dir ohne weitere Anfrage, andern zum Exempel, abgestraft: oder, wenn sie sonst nicht zu bekommen durch einen unvorgesehenen Einfall diejenigen, so zu dieser böser That geholfen niedergehaut werden mögen‘ “.[276] Wahl wandte sich am 18.12.1633 an Wallenstein: „Die Vnterthanen in der pfaltz wellen fast alle zu bösewichtern werden, worzu der obrischt taubadel ihnen mit Munition vndt gewehr grossen Vorschup thut. Im fall E. f. G. mich für gut genedig anseen, das feier bei Zeitten zu leschen, wollte dieselbe ich vnterthenich gebetten haben, ob sie mir die gröste gnad erzeigen vnd etwan 1000 teitsche reitter, etwas von tragunen, als 500, vnt dan etliche Croaten[277] [Abb. rechts] auf wehnich tage zu zuschicken geruhen wolten, so wolte ich mit meinen wehnich tragunen vnd reittern zu Wühtach,[278] 2 Meiln von Nahburg,[279] oder wo E. f. G. genedich schaffen würden, zu ihnen zu stossen oder zu burg triswitz,[280] welches etwan 3 Meiln von Hostau[281] in Behmen, oder zu Waltmünczen“.[282] Wahl hatte am 3.1.1634 auch Wallensteins Vertrauten Trčka[283] informiert: „So berichtet mich auch mein Obristleutnant, welcher zue Rhain liegt, daß der feindt gegen Weißenburgk[284] herunter ziehe vndt [wie sie sagen] inn die Pfalz herrein will. Obwohl er solches nicht glaube, komme doch auch von Leoprechting[285] aus Rothenberg[286] Bericht, „daß deß Hornnß armee theils vmb Dinclspiehl[287] vnd theils in den Anspachischen 7 vnd 8 Meilen von Nürnberg, ankohmen sey“. Im eigenhändigen Postskriptum hieß es: „I. f. G. haben mir gewiß versprochen, wann ich sollte belegert werden, mich zu endsetzen. Darauf verlasse ich mich statlich. Wan es solle dazu kommen, will ich mich vnterdessen wehren wie der teiuell“.[288] Wahl war auch in die üblichen Auseinandersetzungen um die Ranzion[289] von Gefangenen,[290] was ja schon zum Alltag und bedeutenden Nebeneinkünften gehörte, involviert. „Am 7. – 17. December streifte Hans Philipp Kühefuß,[291] Corporal[292] unter Rittmeister[293] Anton Schmidtmaier[294] mit 9 Pferden gegen Forchheim[295] [Abb. links] und brachte den Profosen[296] von Forchheim Philipp Wagner[297] nebst etlichen Reitern gefangen nach Nürnberg. Da nun aber bisher von dem Commandanten zu Forchheim die Gefangenen nur mit vielem Gelde ranzionirt wurden und der Kriegsgebrauch bisher wenig beobachtet wurde, nach welchem jeder Soldat um keine höhere Summe als einen Monatsold[298] freigelassen werden sollte, so machte man Schlez den Vorschlag zu einem schriftlichen Vertrag, nach welchem gefangene Offiziere und Soldaten jedes Mal beiderseits um einen Monatssold losgelassen werden sollten. In diesem Falle sollte der Profos, an welchem dem Commandanten viel gelegen, gegen Zahlung eines Monatssoldes freigelassen werden; im Verweigerungsfalle aber müsse nach Schlezens bisheriger Sitte der Profos um eine bedeutende Summe sich lösen. Der in Nürnberg als Gefangener befindliche Rittmeister Philipp Jacob von Kaltenthal[299] bat ganz inständig um seine Freilassung. Man war bereit zur Erfüllung seiner am 3. – 13. Oktober gestellten Bitte, jedoch gegen Zahlung der Atzung.[300] Man wendete sich deshalb an den Churbayerischen Generalwachmeister Joachim Christian von Wahl in Amberg. Dieser schrieb aber an den Rath am 9. – 19. December, er sey nicht Willens, die Nürnberger Bürger Johann Pommer und Georg Christoph Becher ohne Ranzion noch weniger aber gegen den hier verhafteten Rittmeister von Kaltenthal frei zu lassen. Wahl beschwerte sich dabei höchlich über die schlechte, ja nicht menschliche Behandlung, welche hier seinem gefangenen Kapitän Peter Damian[301] zu Theil würde. Man versprach Wahl in Zukunft bessere Behandlung der Gefangenen, an Speis und Trank sollten sie keinen Mangel leiden. Wahl wurde aber gebeten, er möchte seine Foderungen wegen Ranzion herabsetzen, weil diese Bürger nicht so begütert seyen, wie er glaube. Während von dieser Seite die Aussichten zur Befreiung Kaltenthals sich trübten, fand sich in weiter Ferne ein weibliches Herz, das von Mitleid bewegt, des armen Gefangenen Loos zu mildern suchte. Dr. Johann Philipp Bohn[302] aus Speier war vom Grafen Kraft von Hohenlohe[303] [Abb. rechts] zum Kanzler ernannt und begab sich deshalb seiner bisherigen Procuratorsstelle am kaiserlichen Kammergericht, wie auch der Stadt Nürnberg Anwaltschaft. Dies meldete Bohn am 18. – 28. December dem hiesigen Rathe aus Speier mit dem Postscript: Frau Anastasia von Dienheim wolle in nächster Frankfurter Messe für den in Nürnberg verhafteten Rittmeister Kaltenthal die Atzungskosten zahlen und ihm, Dr. Bohn, zu dessen Versicherung alsbald eine goldene Kette übergeben, die weit mehr werth sey. Er bat deshalb um Freilassung Kaltenthals gegen solches Erbieten. Ueber den Beschluß des Rathes schweigt jedoch die Geschichte. Die beiden Nürnberger Bürger mußten sich in Amberg im Januar 1634 mit 12000 Thalern lösen, erhielten aber dagegen vom General Wahl einige Handelsvergünstigungen.
Um sich einigermaßen hiefür zu rächen befahl der Rath dem Pfleger[304] zu Hersbruck Christoph Endres Gugel, dem dort gefangen liegenden Soldaten Georg Cordel von Brüssel, wie auch dem eingebrachten gefangenen Bauern anzudeuten, daß sie gegen gebührende Ranzion wieder sollten entlassen werden. Sey aber nichts bei ihnen zu hoffen und zu erlangen, so solle er sie fortweisen. Inzwischen mochte wohl Kaltenthal eine besondere magnetische Kraft für das weibliche Geschlecht besitzen, denn bald fand sich eine andere barmherzige Seele. Maria Margaretha Göringin erbot sich im Februar 1634 für den verhafteten Rittmeister gegen dessen Erledigung die Atzungskosten zu zahlen. Dieser wollte aber keinen Revers zum Besten seiner übrigen Gläubiger ausstellen. Dieß meldete man ihnen mit der Erklärung, fernerhin die Atzungskosten für ihn zahlen zu müssen, wenn er noch länger in Verhaft bleiben sollte. Willigten sie aber in seine Freilassung, so sollte diese gegen Urfehde[305] erfolgen“.[306]
Inzwischen hatten Wahl wieder die Notwendigkeiten der Kriegsführung in der Oberen Pfalz in Anspruch genommen. Wallenstein schrieb ihm am 9.1.1634 aus Pilsen:[307] „Wir können Ihm hiermit nicht verhaltten, welcher gestaltt wir Ihr. Mai. vnd des gemeinen wesens dienst vorträglich zu sein befinden, das das schloß pfreundt[308] [Abb. rechts] mit etwas volk praesidiret werde. Alldieweiln Ihm dann des ohrts gelegenheit bekandt, er sich auch nicht ferne von dannen befindet: Als wird er, so viel die notturft erfodert, hinein zu legen vnd solchen ohrt gegen dem feindt zuversichern wissen“.[309]
Im Januar 1634 wandten sich schwedische Einheiten gegen Hirschau,[310] das von 40 Musketieren aus der Amberger Garnison unter einem Fähnrich[311] besetzt war. 38 Bürgersöhne zwangen den Fähnrich, die Waffen niederzulegen und die Stadt zu übergeben. Wahl hatte zwar 300 Dragoner mit zwei Wagen Munition nach Hirschau abgeschickt. Diese trafen jedoch zu spät ein und wurden dazu noch gefangen genommen. „Anno 1634. kam der schwedische General Pfalzgraf von Pirckenfeld[312] [Abb. links] abermal mit dem Oberst Tubalt[313] und etlichen 1000 Schweden in die obere Pfalz, eroberte die Stadt Weyden, Neunburg, Sulzbach, und Nabburg: hingegen hat die Kaiserl. Besatzung aus der Stadt Amberg einen starken Ausfall auf Sulzbach gemachet; die schwedische Soldaten dortselbst niedergemacht, und die Officier, worunter ein Graf von Witgenstein[314] ware, gefangen, nacher Amberg geführet“.[315] Zutreffend war allerdings: „Die Birkenfeldische Armee unter dem Kommando des Generalmajors Johann Vitzthum von Eckstädt[316] hatte sich bereits am 21. Januar der Oberpfalz genähert. Die schwedischen Truppen des Pfalzgrafen nahmen Sulzbach, Vilseck, Auerbach und Hirschau ein. Desgleichen hatten sich am 14. Januar Nabburg und Waldmünchen ergeben. Das Bergschloß Falkenstein[317] eroberte der schwedische Obristleutnant Waldau,[318] wobei die 70 Mann starke Besatzung größtenteils niedergehauen wurde“.[319]
Am 15.1.1634 wurde Wahl zum Feldmarschall-Leutnant[320] befördert. Wallenstein wandte sich am 23.1.1634 aus Pilsen an den Kaiser: Er beantworte sein Schreiben vom 19.1.[321] wegen der Vereinigung Bernhards von Weimar mit Horn und der drohenden Belagerung Ambergs dahingehend, dass er besonders von Wahl täglich Berichte über die Absichten des Feindes erhalte und auf alles ein wachsames Auge habe. Dabei sei er der Meinung, die feindlichen Pläne richteten sich bloß auf eine Besetzung von Quartieren in Franken und deren Erweiterung bis Amberg.[322]
Anfang Februar versuchte Wahl von Amberg aus Vilseck den Schweden wieder abzunehmen, er geriet jedoch in Gefangenschaft und konnte nur mit Glück von seinen Dragonern wieder befreit werden.
Taupadel berannte ab dem 24.2.1634 Furth im Walde,[323] wobei ihm durch eine Falkonettkugel[324] der linke Arm abgeschossen wurde. „In Furth erschien der Feind und belagerte das von den Bürgern und einigen Compagnien Soldaten muthvoll vertheidigte Schloß. [Abb. links: Xaver Ochsenmayer] Zwölf Tage und Nächte berannten die Schweden die festen Wälle und verwandelten inzwischen die ihnen preisgegebene Stadt fast ganz in einen Schutthaufen. Der Grimm der Belagerer stieg aufs höchste, als ihrem Anführer durch eine aus dem Schlosse abgeschossene Falkonetkugel der Arm zerschmettert wurde. Aber immer noch hielt sich das Schloß, in welchem der Pfleger und Grenzhauptmann Wolfgang Christof Jettinger,[325] Herr zu Chameregg[326] [ Abb. rechts] und Fischbach[327] befehligte. Endlich als das Häuflein der Vertheidiger dem mächtigen Andrange nicht länger zu widerstehen vermochte, entschloß man sich zur Übergabe. Jettinger bestieg, eine weiße Fahne schwenkend, die Zinne der Mauer. Da pfiff, von tückischer Hand entsendet, eine Kugel[328] heran und streckte ihn todt nieder. Ihres Führers beraubt, konnte die Besatzung jetzt um so weniger die Uebermacht der Feinde abwehren. Das Schloß wurde von den Schweden genommen und zerstört. Damals gingen die meisten Denkmäler und Urkunden der Vorzeit zu Grunde, und mit ihnen die Quellen für die Geschichte der Stadt. Der Schaden, welchen die Bürgerschaft erlitt, ward auf 51,4901 fl. angeschlagen, ungerechnet der Brandschatzungen, die der Feind schon vorher erpreßt hatte.[329] Anfangs Dezember standen in Furth 100 Bayern unter einem Leutenant ‚diweil denn der alhiesige Hauptmann ganz nichts werth ist, so habe ich anders nicht gekonnt, als dem Lieutenant das Commando zu lassen‘ “.[330] So hatte Wahl noch am 3.12.1633 aus Furth an Maximilian I. geschrieben.
Am 2.3.1634 hatte sich Piccolomini[331] [Abb. rechts] aus Eger wahrscheinlich an Gallas gewandt: Aus Wahls beiliegenden Brief, der heute allerdings fehlt, könne er ersehen, dass der Feind gegen Regensburg ziehe. Er habe als Geleit für die Frauen der Rebellen und Wallensteins Hof Tavigny[332] mit fünf Kompanien des ehemaligen Regiments Trčka[333] abkommandiert.[334] Am 6.4.1634 schrieb Piccolomini aus Haid[335] an Gallas, ein Kurier Wahls aus Amberg sei eingetroffen. Er, Piccolomini, habe Gallas‘ Brief nur deshalb geöffnet, da er ermitteln wollte, ob er nicht Nachrichten über den Feind habe. Der Feind ziehe sich bei Nürnberg zusammen, was er sofort Morzin[336] [Abb. links] mitgeteilt und ihm bedeutet habe, nach drei oder vier Tagen in ihre Quartiere aufzubrechen. Bei einem nächtlichen Überfall auf Kemnath,[337] das am 12.3.1634 von Bernhard von Sachsen-Weimar eingenommen worden war,[338] sei Tavigny von der eigenen Wache getötet worden.[339] „Am 19. April fielen 600 Mann von Amberg und Rothenberg in Engelthal bei Hersbruck ein und plünderten den Ort aus. Am 1. und 2. Mai streifte Wahl wieder in der Gegend Lauf-Engelthal, am 19. Mai überfielen 200 Reiter Happurg,[340] plünderten und brannten 14 Gebäude nieder, wobei mehrere Kinder verbrannten. 2 Männer wurden niedergehauen.[341] Der Erfolg der Amberger Garnison über Taubadel am 15. Juni bei Hohenstadt wurde bereits erwähnt. Am 14. Juli fielen 400 Amberger Reiter in Eschenbach bei Hohenstadt ein und plünderten; am 15. Juli unternahmen 1 000 Reiter einen vergeblichen Angriff auf Veldenstein[342] und besetzten hierauf Hartenstein. Anfang August griff Wahl Velden vergeblich an, zog dann nach Weiden, wo ihm ebenfalls ein Erfolg versagt blieb. Am 25. August nahm Wahl Kemnath ein, das von dem Bayreuther Oberst Mussel[343] verteidigt wurde, erschien am 27. vor Bayreuth, beschoß die Stadt, worauf sie sich ergab. Sie mußte 10 000 Taler, der Adel 12 000 Taler Lösegeld bezahlen; 9 Geißeln wurden fortgeführt. Der Markgraf[344] wurde auf der Flucht nach Nürnberg von Kroaten gefangen. Auf dem Rückweg überfiel Wahl am 1. September Velden, ließ den Ort plündern und 46 Gebäude niederbrennen. Betzenstein schlug unter dem Fähnrich Jobst Wilhelm Ebner von Nürnberg den Sturm ab, 40 Bayern fielen hierbei. Am 17. September wurde Wahl zum Kommandanten des Belagerungskorps von Augsburg, [sein; BW] Oberstleutnant zu seinem Nachfolger in Amberg ernannt. Wahl scheint jedoch dieses Kommando entweder gar nicht angetreten oder bald wieder abgegeben zu haben. Nach Ausweis des Amberger Ratsbuches war er den ganzen Herbst und Winter in Amberg; der am 13. März 1635 abgeschlossene Übergabe-Vertrag von Augsburg ist nicht von Wahl, sondern von Gallas unterzeichnet“.[345] Im Juli fiel der oberpfälzische Landsasse,[346] in schwedischen Diensten stehende Obristleutnant Friedrich Wilhelm von Ebleben[347] bei den Kämpfen vor Forchheim. Sein Gut Thanstein[348] wurde eingezogen und Wahl übertragen.
„Etwa zum gleichen Zeitpunkt hatte sich der bayerische Feldmarschall-Leutnant Johann Christian Fhr. von der Wahl den Abzug der schwedischen Truppen zunutze gemacht und war aus seiner Garnison Amberg zu einer Expedition gegen schwedisch besetzte Örter aufgebrochen. Er eroberte Velden[349] an der Pegnitz mit Gewalt, Kemnath[350] mit Akkord (27.8.) und griff am 28. August 1634 Bayreuth[351] [Abb. rechts] an. Dieses wurde eingenommen, ausgeplündert und mit einer Besatzung versehen. Von der Stadt selbst verlangte Wahl eine Ranzion[352] bzw. Brandschatzung[353] von 10.000 Reichstalern. Die Residenz wurde vollkommen leergeräumt, ‚daß fast kein einiges gemäldte an den decken und wändten, viel weniger andere Mobilien darin übriggeblieben‘. Sogar bisher verborgen gebliebene Gewölbe wurden entdeckt und leergeräumt. (Chemnitz II, S. 526)“.[354]
Am 18.8.1634 musste sich Bayreuth Wahl ergeben, der die Stadt mit Kanonen beschießen ließ, wovon bis vor kurzem die Spuren am Chor der Stadtkirche zu sehen waren. Trotz der Pest, von der die Stadt im höchsten Grade befallen war, ließ der General die Stadt durch seine Truppen völlig ausplündern. Bayreuth musste eine Brandschatzung von 6.000 Reichstalern aufbringen. Bis zur vollständigen Erstattung der Summe führte er neun Geiseln aus dem Adel, der Geistlichkeit und der Bürgerschaft nach Amberg.[355]
Der Hofer[356] Organist Jobst Christoph Rüthner [1598-1648] berichtet dazu: „Den 19. Augusti ist die Stadt Bayreuth vom obrist Wahl, commendanten zu Auerbach,[357] welcher allerhand landvolck an sich gehangen, beschossen, eingenommen und geplündert und 10000 thaler rantionirt worden, haben unter andern sehr vornehmen und leuten mit hinweggeführet 700 stück rindtvieh, 300 pferde, den herrn superintendenten magister Zacharias Seideln und viel von adeln“.[358]
„Die Pest, welche schon in den Jahren 1618 und 1628 in Amberg gewüthet hatte, entstand als Folge des Krieges, des Hungers und der allgemeinen Noth, auch i. J. 1633, die ungeachtet der angewandten Mittel und versuchter Abhilfe der Sanitätskommission, bestehend aus den Doctoren der Arznei, Pfannholz und Wolf Berghammer, dann dem innern Stadtrathe Teuscher, täglich 18 bis 20, und endlich gar 40 Menschen dahin raffte. Bei diesem großen Elende konnten die Amberger, verzweifelnd an menschlicher Hilfe, nur von oben Rettung erwarten, daher der Jesuiten Rektor P. Kaspar Hell der bedrängten Stadt gerathen, der Mutter des Herrn auf dem Berge, in dessen Schooße unten die Stadt gelegen, eine Kapelle zu erbauen, und den Wachethurm daselbst in dieselbe zu verwandeln. Das Bild hierzu gab er aus dem Jesuitenkollegium, das auch am 3. September 1634 in feierlichem Zuge an diesen Ort verbracht, und da jedermann Maria hilf ! gerufen, auch Maria-Hilf genannt worden. Die Pest verschwand, und so war von oben Hilfe eingetreten. Am Michaels-Tag[359] des eben erwähnten Jahres wurde der Grund zur Kapelle gelegt, wozu der churbaierische General und Stadtkommandant von Amberg, Joh. Christian, Graf von der Waal, 100 Rs. Thaler und das daselbst in Guarnison gelegene Offizierskorps eine ansehnliche Verehrung am Gelde gegeben, allein der Bau konnte wegen wiederholter feindlichen Einfälle nicht vollführet werden, und kam endlich ganz in’s Stocken. Aber nun brach im J. 1638 von neuem eine Epidemie aus, daher derselben Einwohner, eingedenk des nicht vollzogenen Gelübdes, den Bau, wozu der Magistrat das erforderliche Bauholz unentgeldlich aus dem Gemeinde-Forst abgegeben, vollendeten, und binnen 3 Jahren eine zierliche Rotonda[360] erbaueten. Doch nicht von langer Dauer war diese aus Steinen aufgeführte Kapelle, denn am 5. Sept. 1641 brach Abends, da die Stadtthore schon gesperrt gewesen, plötzlich Feuer in derselben aus, veranlaßt durch den Plechschmidt (Spangler), der bei Deckung derselben mit verzinntem Plech unvorsichtig mit dem Kohlfeuer umgegangen. In Asche war die stattliche Rotonda verwandelt; das Gnadenbild wurde gerettet. Von neuem wurde die Kapelle erbaut, wozu Ambergs Stadtmagistrat 300 fl. an Geld gegeben, und die Jesuiten bedeutende Beiträge zu verschaffen wußten“.[361]
Wahl versicherte Maximilian I. schon am 2.9.1634, dass für jedes Haus, das der Feind anzünde, man ihm ein ganzes Dorf abbrennen würde.[362]
Nach dem Sieg bei Nördlingen[363] [Abb. links] war auch für Maximilian I. die Stunde der Vergeltung gekommen. „Am 27. Nov. kam König Ferdinand[364] auf der Rückreise durch Lauingen[365] und nahm daselbst sein Nachtquartier. Man benützte seine Anwesenheit, um ihm in einer Bittschrift die Not der Stadt vor Augen zu stellen. Allein es stand wohl nicht in der Macht des Königs, die Härten der Quartierlast zu mildern, es mussten der Stadt im Gegenteil noch schwere Lasten auferlegt werden.
Am 30. Nov. gab der König dem kurbayerischen Feldmarschall von Wahl die Erlaubnis, ein Drittel seines Fussvolkes in Lauingen [Abb. links] einzulegen. Doch durften diese Truppen nichts als das blosse Obdach beanspruchen und nur bleiben bis zu Aufhebung der Blockade von Augsburg. Es waren über 1100 Mann, die nun in die Stadt einrückten; auch der Stab und der Hofstaat[366] des Feldmarschalls nahmen in der Stadt Aufenthalt und verlangten die Servitia von der Stadt. […] Die bayerischen Truppen scheinen noch im Dezember die Stadt verlassen zu haben“.[367]
Wahl wurde mit zwölf Regimentern von Maximilian I. gegen Augsburg entsandt, das er nach sieben Monaten Belagerung am 13. 3.1635 zur Aufgabe zwang.
„Am gleichen Tag, an dem die Veste Coburg[368] übergeben wurde, fiel nach mehr als sechsmonatiger Belagerung auch die protestantische Hochburg Augsburg [Abb. links] an die Kaiserlichen. Bereits am 12.9.1634, sechs Tage nach der Schlacht bei Nördlingen,[369] war die Stadt durch den Deutschordensmeister[370] Kaspar von Stadion[371] [Abb. rechts] zur Übergabe aufgefordert worden. Das Aufforderungsschreiben war jedoch nicht beantwortet worden.[372] Dessen ungeachtet hatten Kommandant und Bürgerschaft sämtliche Vorbereitungen zur Verteidigung der Stadt getroffen. Augsburg wurde anfänglich nicht förmlich belagert, sondern durch bayerische Truppen blockiert. Zu diesem Zweck wurden die Lechübergänge bei Augsburg, Rain und Landsberg besetzt und somit die Stadt von möglichen Versorgungslinien, vor allem aus Memmingen[373] und Ulm, fast vollständig abgeschnitten.
Die Belagerungstruppen bestanden aus den bayerischen Regimentern Stephan Binder[374] (Arkebusiere[375]), Caspar Schnetter[376] (Fußvolk), Jan von Werth[377] (Dragoner), Hans Wolf von Salis (Fußvolk unter Oberstleutnant Melchior von Reinach[378]), Salzburg (Fußvolk des Salzburger Erzbischofs Paris Graf Lodron[379]) und Hans Heinrich von Haslang[380] (Fußvolk unter Oberstleutnant Heinrich Benno von Elsenhaim[381]). Die Dragoner Werths wurden nach der Ankunft von Wahls Dragonern, welche aus der Oberpfalz anrückten, wieder abgelöst. Das Kommando über dieses Blockadekorps hatte seit dem 17. September der bisherige Kommandant der Oberpfalz, Feldmarschall-Leutnant Joachim Christian Graf von der Wahl, unterstützt durch den Obersten Sebastian von Pöring.[382] Die Besatzung Augsburgs bestand aus dem Alten Blauen Regiment[383] des seit April 1633 von Oxenstierna[384] zum Augsburger Gouverneur ernannten Oberst Johann Georg aus dem Winckel[385] [Abb. links] und dem finnischen Savolax-Regiment unter dem Kommando des Obersten Caspar Ermes[386] und des Majors Georg Paykull.[387] [Abb. rechts] Letzteres war im Juli 1634 durch den schwedischen Feldmarschall Gustav Horn von Königshofen[388] und Schweinfurt hierhin verlegt worden. In den zeitgenössischen Berichten wird Winckel stets als ‚Gubernator‘, Ermes als Kommandant oder einfach nur Oberst genannt. Die beiden Fußregimenter wurden noch durch 300 Dragoner ergänzt.
Als bewährtes Mittel der Blockade wurden kroatische Streiftrupps eingesetzt, um die Stadt hermetisch abzuriegeln, Sabotageakte durchzuführen und die umliegende Bevölkerung zu terrorisieren. Am 28. September wagten sich die Kroaten bis dicht vor die Mauern von Augsburg und raubten das Vieh der nächstgelegenen Dörfer. Die Tatsache, daß man sie aus der Stadt beschoß, auch einen Ausfall auf sie machte, machte keinerlei Eindruck: am 1. Oktober brannten sie 2 Mühlen in Göggingen[389] nieder. Am folgenden Tag begannen 9 Kompanien beim sogenannten Ablaß (Stauwehr am Lech mit Ableitungskanal zur Wasserversorgung) die Wehre mit Kies zu verschütten, so daß von dort kein Wasser mehr in die Stadt fließen konnte. Der Besatzung gelang es jedoch, diese am Abend wieder in Stand zu setzen. Gleichzeitig brannte sie vorsorglich die Brücke oberhalb des Ablaß ab, um das Übersetzen vom anderen Ufer zu erschweren. Die Belagerer ließen sich aber davon nicht von ihrer Strategie abbringen, zumal ihnen Kurfürst Maximilian von Bayern aufgetragen hatte, der Stadt ‚obverstandenermaßen das Wasser zu benehmen und sie dadurch verhoffentlich bald zur Ergebung zu bezwingen‘. Man begann deshalb am 4.10. den Brunnenbach und die Sinkel abzugraben. Auch diese wurden von der Besatzung wieder in ihren ursprünglichen Stand versetzt. Am 5.10. fand ein Gefecht mit den Kroaten statt, welche erneut versuchten, die Wasserversorgung zu stören. Um weitere Zwischenfälle dieser Art zu verhindern, ließ der Kommandant den Ablaß beim Siechenhaus St. Servatius sowie die dortige Kapelle abbrennen. Den hohen Ablaß brannten die Kroaten selbst nieder.
Feldmarschall-Leutnant von der Wahl hatte am 3. und am 16. Oktober der Stadt einen Akkord[390] angeboten, worin er sich erbot, die Dinge dahin zu verhandeln, daß die Stadt bei ihren Privilegien und ihrer Religion belassen würde. Beide Schreiben Wahls wurden jedoch nicht beantwortet. Die Stadt hatte zu diesem Zeitpunkt Ursache, allen Übergabeangeboten kritisch gegenüberzustehen. Chemnitz erfaßt die Ausgangssituation wie gewöhnlich richtig, wenn er schreibt: ‚Zudeme war der Feind nach der Nördlinger Schlacht so hochmütig und vermessen, das er in denen hernachmahls occupirten Plätzen fast niemahls accord gehalten, sondern die gvarnisonen, wider gegebene parole[391] ruinieret: Das also, war vor promesse[392] und schriftliche Versicherung er geben könte oder möchte, auch mit was praetext[393] Er es versprechen thete, der accord jedoch ohne völlige[n] ruin nicht würde abgehen‘. (Bd. II, S. 656). Die Augsburger setzten im November des Jahres 1634 deshalb auf Unterhandlung mit dem sächsischen Kurfüsten,[394] um eventuell mit in die laufenden Pirnaer Friedenstraktate einbezogen zu werden. Diese Hoffnung zerschlug sich allerdings, da innerhalb dieses Verhandlungsspielraumes die Forderungen Augsburgs nicht erfüllt werden konnten.
Mittlerweile hatte Wahl den Belagerungsring um die Stadt enger gezogen, so daß Hunger[395] und Infektionskrankheiten[396] immer mehr um sich griffen. Gegen Ende des Jahres 1634 waren bereits 4664 Personen und Hunger und an der Pest gestorben. Dies war dennoch erst der Anfang. Mit Beginn des Jahres 1635 verschlimmerten sich die Zustände dramatisch. Da die Wege nach Ulm und Memmingen blockiert waren, machte die Augsburger Garnison am 1. Februar 1635 einen Ausfall und überfiel das Städtchen Aichach.[397]
Die Tore wurden mit Petarden[398] [Abb. rechts] aufgesprengt und die dort liegende bayerische Besatzung vom Regiment des Obersten Friedrich von Schletz[399] unter dem Obristwachtmeister Antonio Valtorto[400] überwältigt. Der Major, sein Fähnrich, alle Unteroffiziere[401] und 84 Gemeine[402] wurden gefangengenommen. Der gesamte Proviantvorrat Aichachs wurde nach Augsburg transportiert. (Chemnitz II, S. 654). Dieser Vorrat war aber nur ein Tropfen auf einen heißen Stein und reichte nur wenige Tage. Als er aufgezehrt war, suchten die Menschen alles zusammen, was sie irgendwie verdauen konnten: ‚Hunde, Katzen, Mäuse und dergleichen waren nicht mehr zu bekommen. Das Pferdefleisch war bei den Vornehmsten ein allgemein, und das beste Gerichte. Der anderen Leute verschmachteten täglich viele vor Hunger, fielen und sunken auf freyer Gasse darnieder. Nicht nur die Todten, sondern mehr andere vnnatürliche Sachen[403] wurden angegriffen vnd, das Leben damit ein zeitlang aufzuhalten, hervorgesucht‘. (Ebd. S. 655). Als auch hiervon nichts mehr zu bekommen war, kochten die notleidenden Menschen Leder, verzehrten Aas und menschliche Leichen.[404] Es gab sogar Berichte, nach denen Eltern ihre gestorbenen Kinder aßen. ‚Es wandelten menschliche Gerippe auf der Gasse umher und priesen das Glück der Todten. Gegen die letzte Zeit starben gewöhnlich hundert und mehr Menschen an einem Tag‘. (Stetten, Geschichte von Augsburg II, S. 369). Nachdem schließlich auch die letzten Vorräte zur Neige gingen, trat man in Übergabeverhandlungen mit dem zu Stuttgart weilenden Generalleutnant Matthias Gallas. Zuvor hatte der weimarische Generalleutnant Lorenz von Hofkirchen,[405] der sich nach seiner am Vortag der Nördlinger Schlacht erhaltenen Verwundung immer noch in Ulm aufhielt, dem Augsburger Gouverneur Winckel den Vorschlag gemacht, sich mit der Garnison ohne Akkord und unbemerkt, samt Munition, Geschützen und unter Mitnahme der Münchener Geiseln, nach Ulm zu begeben. Dieses Ansinnen wurde jedoch von Winckel vernünftigerweise als undurchführbar und unehrenhaft abgelehnt. (Chemnitz II, S. 656). Nach langwierigen Verhandlungen kam schließlich am 13. März 1635 ein Übergabevertrag zustande. Es wurde vereinbart, daß Augsburg eine freie Reichsstadt bleiben konnte, hingegen mußte es in Bezug auf Religion und Kirchengüter bei den vom Kaiser im Jahr 1629 im Zuge des Restitutionsediktes[406] getroffenen Anordnungen bleiben. Die Stadt mußte 300.000 Gulden an den Kaiser und 80.000 Gulden zur Erstattung der Belagerungskosten an den bayerischen Kurfürsten zahlen. Die im Mai 1632 aus der Münchner Kunstkammer geraubten Schätze mußten zurückgegeben und die Münchner Geiseln ohne weitere Ansprüche freigelassen werden.
Am 28. März 1635 verließ die schwedische Garnison unter Winckel und Ermes die Stadt und marschierte nach Thüringen ab. Das finnische Regiment unter Caspar Ermes begab sich nach Erfurt.[407] In Augsburg rückte eine Garnison von 14 Kompanien kaiserlichen und 6 Kompanien bayerischen Truppen unter Caspar Schnetter ein. Der bayerische Generalfeldzeugmeister Ottheinrich Graf Fugger wurde zum neuen Gouverneur ernannt, dem die Stadt monatlich 2000 Reichstaler zahlen mußte. Auch die ursprünglichen Akkordbedingungen wurden, wie zu erwarten war, nicht eingehalten. Der evangelische Stadtrat wurde abgesetzt und für einige Zeit im Rathaus arrestiert, dafür ein katholischer eingesetzt. Sämtliche Kanonen, welche die Schweden aus München mitgenommen und im Augsburger Zeughaus eingelagert hatten, mußten bis Ende April auf Kosten der Stadt wieder nach München gebracht, auch Umgießungs- und Reparaturkosten in Höhe von 9000 Gulden bezahlt werden. Die Bürgerschaft wurde am 2. April entwaffnet, die Besatzung auf 5000 Mann verstärkt, jedoch nach einiger Zeit auf 2600 und nach acht Monaten auf 1000 Mann verringert. Die evangelischen Kirchen wurden, bis auf eine, gesperrt, so daß die Protestanten den Gottesdienst unter freiem Himmel halten mußten. Zudem wurden alle evangelischen Schulen geschlossen und die Schuldiener entlassen. Auch sonst hatte die Bürgerschaft noch lange zu leiden. Die Häuser wurden als frei erklärt, so daß nicht nur Garnisonssoldaten, sondern auch andere Personen sich nach Belieben einquartieren konnten. Schließlich waren von den 80.000 Einwohnern, die Augsburg zu Mitte des Jahres 1632 noch gezählt hatte, nur noch 18.000 Personen in 2400 Haushalten übrig. (Die Schilderung der Belagerung und Einnahme Augsburgs, wo nicht anders vermerkt, nach Chemnitz II, S. 653-663 und Heilmann II, S. 516-519)„.[408]
„Die schon im März 1635 nach Nürnberg gedrungenen Gerüchte über die Pläne des Churbayer’schen Generals Wahl auf die Nürnberg’schen Pflegämter wurden sehr beunruhigend als am Ostermontag den 30. März – 9. April von dem Oberstlieutenant Hansen[409] in Neumarkt die Meldung einlief, Wahl mache zu Donauwörth und Ingolstadt große Kriegsrüstungen und würde vermuthlich einen Streifzug nach Neumarkt und in des Rathes Aemter machen. Um gewisse Kundschaft hierüber einziehen zu können, schickte der Rath sogleich Boten nach Hildpoldstein[410] und Regensburg. Von jenem Orte meldete auch der Stadtschreiber Hieronimus Göringer den Anmarsch von 3000 Mann kaiserlichen Volkes. Der Rath wandte sich auch sogleich an den Markgrafen Christian von Brandenburg und bat unterthänig, die Stadt bei dem Churfürsten von Sachsen[411] bestens dahin empfehlen zu wollen, daß Nürnberg in den bevorstehenden Waffenstillstand aufgenommen werden, welcher auch der hiesigen Republik zum Besten gereichen möge. Die Prediger wurden ermahnt, Gott dem Allmächtigen um seinen Beistand zum bevorstehenden Friedensschluß[412] zu bitten. Schon am 1. – 11. April war der Churbayer’sche General Joachim Christian von Wahl mit einigem Kriegsvolk in Amberg angekommen. Mehreres sollte folgen. Fünfzig Pferde hatte Wahl zur Abholung von Stücken nach Regensburg geschickt. Indeß waren verschiedene Personen in Hersbruck angekommen, darunter zwei Schwedische bei dem Regimente dort wohl bekannte Offiziere die lange Zeit zu Schärding[413] in Gefangenschaft geseßen. Sie berichteten einhellig, es sey bereits viel Volk in und um Amberg angekommen, nebst drei doppelten Feldschlangen,[414] [Abb. links] die 12 Pfund Eisen schössen. Die Schiffe seyen von da gestern (am 5. – 15. April) wieder nach Regensburg gefahren um zwei halbe Karthaunen da abzuholen, die man täglich von Ingolstadt dort erwarte. Man erwarte stündlich den General Wahl selbst in Amberg, wo er ein ‚Corpus‘ von 4000 Mann formiren wolle. Die schwedischen Offiziere sagten auch im Vertrauen, dies ganze Wesen gelte Nürnberg und seinen Aemtern. Er wolle diese ruiniren, Weiden und Neumarkt besetzen und mit starker Reiterei Nürnberg blokirt halten, indem er nicht zweifle, daß er es eher bezwingen werde als Augsburg. Heute (am 6. – 16. April) seyen 500 Musketiere aus Amberg gezogen unter dem Vorwand, sie sollten nach Forchheim ‚marschiren‘. Da nun Löffelholz[415] [Abb. rechts] und Hansen in Hersbruck nicht wußten, was sie bei dem vermuthlichen Anmarsch des Feindes thun sollten, so überliessen sie es dem, Rathe, ob er die begehrten Musketiere und Wagen in Gottes Namen hinausschicken wolle. Es sey zwar nöthig, das Getraid abzuholen, aber auch bedenklich, Volk und Wagen dabei auf’s Spiel zu setzen. Auch von Weiden sollte das Getraid abgeholt werden, aber man fürchtete die streitenden Partheien.
Unter solchen beunruhigenden Nachrichten wandte sich der Rath von Nürnberg an seine Gesandten in Dresden D. Tobias Oelhafen[416] und Abraham Pömer,[417] schilderte ihnen die Gefahr, in der die Stadt schwebe wegen zunehmender Blokirung. Der Feind sey mit vielem Volk und Stücken von Ingolstadt her in Anmarsch; bei Forchheim sollten 3 Regimenter Kroaten liegen und die Pässe seyen gesperrt. Die Garnison zu Heimburg[418] habe unter andern verübten feindseligen Handlungen die Predalmühle zu Altdorf unlängst abgebrannt und am 30. März – 9. April in verschiedenen Ortschaften der Umgegend 33 Gebäude in Asche gelegt. Bis jetzt habe man des Schlosses in Heimburg sich noch nicht bemächtigen können, um dieses Nest von den leidigen Raubvögeln zu säubern. Zu Abwendung ferneren Verderbens und Unheiles sey Gott inständig um den lieben Frieden zu bitten, dessen Beförderung die Gesanten nach äußerster Möglichkeit sich sollten angelegen seyn lassen. Sollte der Friedensschluß wider Verhoffen sich noch etwas verzögern, so möchten sie dafür sorgen, daß die Stadt indeß in den Waffenstillstand mit eingeschlossen werde. Burkard Löffelholz hatte am 3. – 13. April einen Streifzug in die Gegend von Altdorf gemacht, bei dieser Gelegenheit wurde von seinem Kriegsvolke die Kirche des Klosters zu Gnadenberg[419] [Abb. rechts] mit etlichen Häusern abgebrannt. Löffelholz entschuldigt sich damit bei dem Rathe, es sey ohne seinen Befehl und Willen geschehen. Der Rath gab ihm aber hierüber sein Mißfallen zu erkennen, da er ihm hiezu keinen Befehl ertheilt und hieraus ohne Zweifel großes Unheil den armen Unterthanen auf dem Lande erwachsen werde. Die Urheber wurden inquirirt, Bauern, Bürger und Soldaten darüber vernommen. Die Heimburger drohten sich für Gnadenberg zu rächen und das Kloster Engelthal[420] abzubrennen. Da die Gefahren für Nürnberg und dessen Gebiet immer drohender wurden, so wandte sich Oberstlieutenant Hansen von Nürnberg aus am 13. – 23. April an den Rath und erklärte, er kenne seine Anhänglichkeit an die Krone Schweden; er werde auch wissen, daß der Churbayer’sche General Wahl vor wenigen Tagen zu Amberg angelangt, und dort noch 5000 Mann zu Roß und Fuß erwartet würden, aber vielleicht schon da seyen. Mit diesen sollten noch 3 Regimenter Kroaten sich vereinigen, die jetzt zu Roßhaupten[421] in Böhmen sich aufhielten. Vermuthlich wolle der Feind in der Gegend von Amberg ein ‚ganz Corpus‘ formiren, um Nürnberg wie Augsburg zu bezwingen, wie denn auch vom Feinde noch andere Vorbereitungen mit Stücken getroffen wurden. Da es aber voraussichtlich die umliegenden Städtchen und Aemter, besonders hersbruck gelten werde, dieser Ort aber gegen solche Gewalt sich nicht verteidigen könne, so müsse sein (Hansens) darin liegende Volk darüber zu Grund gehen. Leider sey auch der schlechte Zustand wohl bekannt, in welchem Neumarkt sich befinde, das auch nicht einmal für kurze Zeit sich behaupten könne. Hansen meinte daher, es sey seine Pflicht, dem Ruin des ihm anvertrauten Regimentes zuvorzukommen, indem er im widrigen Falle schwere Verantwortung sich zuziehen werde. Er, Hansen, kenne die Affection, womit die Stadt dem gemeinen evangelischen Wesen zugethan, sey auch früher schon von der Generalität in solchem Fall an die Stadt gewiesen worden, wisse auch sonst nirgend Rath und Hülfe zu erhalten. Hansen bat nun um die Erlaubniß, sein in Neumarkt, Hersbruck und Altdorf liegendes Volk mit allem daselbst befindlichen Vorrath an Proviant herein nach Nürnberg transferiren zu dürfen. Dagegen erbot sich Hansen, mit seinem Major Selle,[422] diesen zum Unterhalt der Soldateska bestimmten Vorrath nicht allein treulich einzuliefern, sondern auch der Stadt mit diesem Volke bis zum letzten Blutstropfen redlich beizustehen. Wolle der Rath wegen Verlegung des Volkes nach Nürnberg Anstand nehmen, so müsse er, Hansen, wider seinen Willen in der Noth einen andern Entschluß ergreifen, das Volk von Hersbruck und Altdorf entfernen und nach Neumarkt führen. In diesem Falle werde er aber allen Proviant überall einsammeln, er möge gehören, wem er wolle, auch durch Streifen und andere Mittel einholen was er könne und dort erwarten, was Gott schicken möge. In solcher Noth würde er allenthalben entschuldigt und der Rath werde es zu solchen verzweifelten Schritten nicht kommen lassen.
Die über diesen wichtigen Antrag befragten Landpfleger,[423] Kriegsverordneten und die Hochgelarten, beschlossen einstimmig, dioe Aemter seyen nicht zu verlassen, um hiedurch dem Feinde alsbald Thür und Thor zu öffnen und das Volk solle dort bleiben. Dabei sey aber der große Vorrath zu Neumarkt, Hersbruck und Lauf an Vieh, Lebensmitteln und Andern wohl in Acht zu nehmen, dem Feinde nicht zu überlassen, wenn er sich durch Gottes Verhängniß der Aemter bemächtigen sollte. Der Rath ließ nun alle Einwohner, Bürger und Fremde ersuchen ihre Pferde herzuleihen, damit der Vorrath in den Aemtern dem Feinde entzogen und zum Besten der Stadt hereingeschafft werde. In das Gebiet der Festung Rotenberg[424] und in die benachbarten Orte wurden Streifzüge angeordnet mit dem Befehle, Alles wegzunehmen, was an Getraid und Victualien vorhanden, es gehöre Freund oder Feind, weil die Noth kein Gesetz vorschreibe und sonst Alles dem Feinde zum Vortheile gereiche. Der Ertrag dieser Plünderungen ließ der Rath in die Aemter schaffen. Oberstlieutenant Hansen wurde bedeutet, man könne es z. Zt. noch nicht rathsam finden, die Aemter ganz vom Volje zu entblößen und es nach Nürnberg zu ziehen, wo großer Mangel an Proviant sey. Hansens Volk solle in Hersbruck bleiben und dort dem Feinde allen Abbruch thun. Der Rath stellte es aber den Obristlieutenant frei, selbst nach Hersbruck zur Übernahme des Commandos sich zu verfügen und dafür den Major Bloch[425] nach Neumarkt zu senden“.[426]
Aus Weiden wird berichtet: „Am Mittwoch, dem 10. Mai 1635 kam es dann endgültig zur Belagerung der Stadt unter dem kurbayerischen General Joachim Christian von Wahl mit ständiger Beschießung von Friedhof und von der Lederer-Vorstadt her, die auch das Leben der wenigen noch verbliebenen Weidener in Gefahr brachte. Vor dem Angriff der Kaiserlichen hatten die schwedischen Offiziere Major Rüdinger[427] und Kapitän Großeck[428] noch die Braunmühle, das einzige noch existierende Gebäude in der Vorstadt, die Friedhofskirche zum Hl. Geist, das Lazarett und die Sägmühle (= Bahnhofstraße 1) abbrennen lassen (vgl. Staatsarchiv AM, Sulzbacher Militärakten 722).
Die dauernde Beschießung verursachte eine Bresche im Unteren Tor ‚so seind doch etliche Kompagnie auf die beim untern Tor geschossene Bresch,[429] nachdem sie den schwedischen Kapitän Großeck mit seinem Volk, so meistenteils alle besoffen[430] gewest vom Wall gejagt … und also urplötzlich (Samstag 13. Mai 1635, 9 Uhr abends) die Stadt eingenommen, alles was sie auf den Gassen und in den Häusern angetroffen, niedergeschlagen, gestoßen, teils gereittelt[431] und gepeinigt, ja dermaßen ausgeplündert, daß sie sich mit dem Raub wie Esel beladen. Es haben sich zwar viel Bürger mit Weib, Kindern und Gesind, … in die Kirchen Sicherheit halber doch ganz vergeblich salviert (= sich dorthin gerettet), sintemalen die Soldaten derselben zugeeilet, schrecklich Feuer hineingegeben und die Leute mit Niederschlagen, Hauen, Stechen und Stoßen (wie dann darinnen zwei, auf der Stadtgassen noch in 5 oder 6 Bürgerpersonen tot gemacht, über die 90 dermaßen beschädigt und verwundet, daß seither fast täglich mehr hienach sterben) um Geld gepeiniget‘ (a. a. O.). Viele Bürger wurden gezwungen, ihr Leben mit Geld zu erkaufen[432] und ihre verborgenen Besitztümer herzugeben. Auch die städtischen Gelder wurden weggenommen. Die Stadt wurde die ganze Nacht hindurch 12 Stunden lang geplündert, bis General von Wahl Einhalt gebot. Die Soldaten hatten ‚ihrem selbstgetanen Rühmen nach soviel bekommen, dergleichen sie in mancher Reichsstadt kaum bekommen hätten‘ und „manchem Bürger kein Mantel noch Hut geblieben‘ (Schabner-Chronik, S. 69). Bürgermeister Schabner selbst musste ‚ohn Stecken und mit entlehntem Hut‘ (a. a. O.) auf das Rathaus gehen. Trotz der Plünderung waren noch 1500 Gulden Brandschatzung an General von Wahl und 800 Gulden an seine Offiziere zu bezahlen, die die Ratsherren und vermögende Bürger aufbringen mussten. Die anfangs versprochene ‚leidliche‘ Garnison wurde nicht eingehalten, immer mehr Einquartierungen erfolgten. Allerdings ab dem Ende des Jahres ‚blieb die Stadt fast zwei Jahre in Ruhe‘ (Schabner-Chronik, S. 71) bis 1637 der nächste Durchzug erfolgte“.[433] Bei Sintzig heißt es dazu: „1635. Am 10ten May rückte der Churpfalz-baier’sche General-Feldzeugmeister Graf von Waal mit zwo Regimentern Infanterie und Cavallerie nebst Artillerie an, schlug zuerst bei Frauenricht,[434] dann beym Gottesacker sein Lager, und ließ von da aus mit zwei Feldschlangen[435] den Thurm bei der Stadtmühle beschießen. Da er aber gemerkt hatte, daß diese Stadtseite zu sehr befestiget sey, führte er nächtlicher Weile sein Militär durch den Siechenweiher, welcher damals kurz vor seiner Ankunft abgelassen und ausgefischt worden, folglich ziemlich trocken war, zog in gerader Linie vor das Thor der Niklas-Vorstadt, zündete dieselbe an, und pflanzte seine Mörser[436] und sein übriges Geschütz auf. Sogleich begann nun das Bresche schießen, welches drei Tage fortgesetzt wurde, und die Einwohner nicht wenig beunruhigte; denn es fielen bey 200 Kartätschen[437] und eben so viele Bomben in die Stadt. Doch die Hand der Vorsehung wachte für die bekümmerten Bewohner der Stadt so väterlich, daß ausser der Stadtmauer und dem untern Thorthurme, auf welche der Feind sein besonders Augenmerk richtete, und durch das anhaltende Beschießen ihren Einsturz bewirkte, kein anderes Gebäude eine hauptsächliche Beschädigung erlitt. Am 13ten May in der Frühe um 1 Uhr unternahm der Feind einen heftigen Sturm, erstieg die Wälle, und ward Eroberer. Plündern, Gotteslästern,[438] Unzucht aller Art – selbst im Heiligthume – und schreckliches Blutvergießen waren die Folgen dieses unglücklichen Morgens. Noch heutigen Tages wird um die nämliche Stunde zum ewigen Andenken dieser Schreckensscene die kleinste Glocke auf dem Pfarrkirchthurme geläutet.
Dem General mußten die Magistratsglieder mit entlehnten Hüten 1500 fl. und dem Oberst Schlezer[439] 300 fl. nebst andern Geschenken, deren Werth sich auf 200 fl. – belief, überreichen, dagegen eine geringe Besatzung zugesichert wurde“.[440]
„Samstag den 16. – 26. wurde das Bamberg’sche Schloß Veldenstein [Abb. rechts], nachdem der Kommandant Lieutenant Petermann[441] die Übergabe abermals verweigert, von den Bayern mit Sturm erobert und der Commandant gefangen. Die Besatzung bestand aus 60 Mann vom Leubelfing’schen[442] Regiment. Sie wurden alle mit Weibern und Kindern jämmerlich niedergehauen. Drei Offiziere, ein Büchsenmeister[443] und zwei Weiber wurden verschont. Wahl fand in Veldenstein sechs messingene, 162 Pfund schwere Doppelhaken [Abb. links], welche der Rath am 24. Januar – 3. Februar 1634 dahin geschickt und zwei messingene, am 7. – 17. März ebenfalls von Nürnberg dahin geschickte Streuhaken,[444] die 120 Pfund wogen“.[445] „Der an den General Wahl zur Erforschung seiner Pläne vom Rathe abgeschickte Trompeter, äußerte bei seiner Rückkunft: Der General berufe sich auf die von seinem Churfürsten und Feldherrn ihm ertheilte Befehle. Da Burkhard Löffelholz das Kloster Gnadenberg habe wegbrennen lassen, so dürfe es Niemand in Nürnberg befremden, wenn man einige Feuer in der Gegend von Nürnberg erblicke. Er werde deshalb in die Ämter rücken und Rache nehmen. In seinem am 27. May n. St. aus Veldenstein an den Rath von Nürnberg gerichteten Schreiben sagte Wahl, er wolle ihm gerne dienen, sey aber von seinen Superioren befehligt, wo er etwas vom Feinde antreffen würde, dasselbe zu verfolgen. Wenn er nun an einen oder den andern Ort kommen werde und man ihn in der Güte aufnehme, so habe er keine Ursache, Feindseligkeiten auszuüben. ‚Wo man aber schießet‘, heißt es weiter – ‚muß ich wohl merken, daß es Feind ist und alsdann was mir auferlegt, in’s Werk richten, vermeine aber, es wäre besser, man quittirte die kleinen schwachen Oerter und gebe nicht Ursache, daß man so ein Blutbad anstellen müßte, wie allbereit an zwei Orten geschehen, so mir gar nicht lieb ist. Was hernach der Friedensschluß[446] mit sich bringet, Dem wird man ohne Dies nachleben müssen. Neuhaus und Veldenstein habe ich Gottlob in Ihro Hochf. Gn. von Bamberg und Würzburg[447] [Abb. links] Devotion allbereit wiederbacht, erwarte was unser Herr Gott weiter verleihen wird‘“.[448]
„Am 24. Mai erschien Wahl mit 2 000 Mann, 800 Pferden und 8 Geschützen vor Neuhaus a. d. P. und erstürmte am 26. die Burg Veldenstein.[449] Die Besatzung – 66 Mann – wurde mit Frauen und Kindern bis auf einen Büchsenmeister und 2 Frauen niedergemacht. Gleichzeitig besetzten die Bayern Weiden und Hartenstein,[450] das von dem Emigranten Hans Burkhardt von Stinling übergeben wurde.
Ende Mai zogen die Schweden von Neumarkt nach Nürnberg ab; vorher sprengten sie die Befestigungswerke in die Luft. Im Magazin blieben nur 3 Metzen[451] Korn zurück.
Nach der Einnahme der Burg Veldenstein und Neuhaus zogen die Bayern in 2 Kolonnen nach Hersbruck und Lauf. Dieses ergab sich am 29. Mai, der Besatzung von Hersbruck wurde am 2. Juni freier Abzug genehmigt. Am 31. Mai ergab sich Reicheneck[452] bei Happurg, dessen Besatzung gefangen nach Amberg kam. Wahl ließ am 1. Juni Gräfenberg besetzen und zog über Altdorf, wo 70 Reiter blieben, nach Neumarkt, das er am 3. besetzte. Hiltpoltstein wurde vom Rothenberg aus besetzt. Nachdem die Besatzung dieser Orte geregelt war, begab sich Wahl nach Amberg zurück. Am 1. Oktober erhielt er als ‚courtoisie‘ von der Stadt Nürnberg 600 Taler“.[453]
„Kurfürst Maximilian von Bayern schickt seinen General Wahl gegen Nürnberg[454] vor, er soll sich möglichst vieler nürnbergischer Ämter bemächtigen.
Als im April 1635 Nürnberger Truppen unter Burkhard Löffelholz in die Gegend von Altdorf[455] kommen, wird bei dieser Gelegenheit die Kirche des Klosters Gnadenberg[456] mit etlichen Häusern abgebrannt, ohne Befehl und Willen von Löffelholz. Darauf beruft sich jetzt Wahl: Es dürfe in Nürnberg niemanden befremden, wenn man einige Feuer in der Gegend von Nürnberg erblicke. Er werde in die nürnbergischen Ämter einrücken und Rache nehmen. Neuhaus[457] und Velden[458] werden erobert.
Als am 29. Mai Wahl Hersbruck[459] zur Übergabe auffordert, berichtet zeitgleich im Nürnberger Rathaus der eben von Prag zurückgekehrte Friedensunterhändler Dr. Oelhafen, dass zwischen Kaiser und dem Kurfürsten von Sachsen ein Sonderfrieden ausgehandelt ist, den Nürnberg gerne akzeptieren wolle. Sofort wird eine Abordnung nach Hersbruck geschickt. Wahl entgegnet, dass er den Befehl habe, die nürnbergischen Städtchen zu besetzen, weil der Feind, der Schwede, in ihnen gewesen sei. ‚Damit man ihn aber nicht für blutgierig halte, wolle er noch diesen Tag mit dem Schießen aufhören, wiewohl er fast fertig …’. Sein Fürst sei zwar über die Einäscherung des Klosters Gnadenberg sehr erbittert, und er habe ja den Befehl, alle Herrenhäuser im nürnbergischen Land ebenfalls einzuäschern, aber er wolle mit dem Brennen einhalten, wenn ihm der Rat die jüngst vor Hersbruck abgenommenen zwei halben Kartaunen wieder zurückgebe. Doch Hersbruck fällt, ebenso Lauf[460] und Altdorf tags darauf. Die allermeisten Laufer Bürger sind nach Nürnberg geflüchtet. Der Wahl’sche Leutnant Dietz[461] hat jetzt das Kommando über Lauf. Er möchte, dass die Geflüchteten nach Lauf zurückkommen. Am 31. Mai sendet er die beiden Laufer Bürger Rektor Leonhard Lämmermann und Albrecht Reichersberger nach Nürnberg hinein mit dem Begehren, alle Laufer herauszuschicken und gleich den notwendigen Proviant mitzubringen. Doch erst einmal müssen die beiden vor dem Nürnberger Rat berichten, wie die Einnahme Laufs vor sich gegangen ist:
Am 30. frühmorgens erscheinen etliche Reiter vor dem Tor und fordern zur Übergabe auf. Sie möchten in Lauf Quartier nehmen. Die Stadt antwortet, dass sie keinen Befehl dazu hätten und dass die Reiter sich kein Quartier erhoffen dürften. Bei ihrem Abzug bemerken die Reiter, dass andere kommen und Quartier begehren werden, die sich nicht so leicht abweisen lassen. Eine Stunde später erscheinen 300 Reiter vor der Stadt und präsentieren ein Schreiben von General Wahl. Darin verspricht er, dass die Laufer ihren Besitz behalten dürften, dass niemand beleidigt werde und dass die Nürnberger Garnison sicher abziehen dürfe, wenn sie die Stadt in Güte aufgeben würden. Die anfänglichen Zweifel, wie vorzugehen ist und ob aus Nürnberg noch eine Resolution herbeizuholen ist, erscheint nicht mehr möglich. Der Feind drängt und droht mit dem Abbrennen von Häusern. In Anbetracht der aussichtslosen Lage und aufgrund der Versprechungen öffnen die Laufer dem Feind die Tore, ohne einen einzigen Schuss abzugeben. Hierauf ziehen ein kaiserlicher Rittmeister mit 50 Reitern und ein bayerischer, ebenfalls mit 50 Reitern, in die Stadt ein.
Zu Anfang geht es noch gesittet zu, aber es dauert nicht lange, und sie plündern Kirchen und Sakristei, brechen die Bürgerhäuser auf und räumen alles aus. Was mitzunehmen ist, wird fortgeschafft. Die erkrankten Nürnberger Soldaten werden als Gefangene auf den Rothenberg[462] gebracht. In der Nacht handeln die Eroberer ‚ganz barbarisch mit den Weibsbildern, wes Alters sie auch immer sind’. Als die Soldaten ihr Mütlein gekühlt haben, fordert der bayerische Leutnant den kaiserlichen Rittmeister auf, die Stadt zu verlassen.
Es ist wohl so, dass vorwiegend die Kaiserlichen die Übeltäter sind. Die Bayerischen liegen nämlich im Schloss, und der Kommandant lässt keinen in die Stadt, zumindest vorerst. Deshalb sollen die nach Nürnberg Geflohenen möglichst schnell zurückkommen und die Bayern zufrieden stellen. Ein Vorfall kommt noch zur Sprache: Des Paulus Samstags Witwe wird von den Kaiserlichen ‚gerattelt’,[463] bis ihr die Augen herausquellen. Sie hätten nicht nachgelassen, bis die Arme 30 Reichstaler versprochen hätte. Als das der Leutnant im Schloss erfährt, geht er sofort hinaus und rettet sie aus der Hand der Soldateska.
Der Laufer Pfleger[464] berichtet an den Nürnberger Rat von ähnlichen Vorfällen. Er weist besonders auf die Kaiserlichen hin, die die Versprechen nicht eingehalten und in schlimmster Weise gehaust haben.
Auch der Laufer Bürgerfeldwebel Zacharias Zwirlein schreibt an den Rat. Er bestätigt, dass der bayerische Kommandant Dietz mit dem kaiserlichen Rittmeister über dessen Ausschreitungen geworden ist und er ihn der Stadt verwiesen habe. Dietz beklagt sich, dass man kein Stückchen Fleisch für ihn und seine Offiziere bekommen könne. Das Korn, das bei Herrn Sichart verbleiben sei, müsse aber Zwirlein ins Schloss fahren, da sie für die Pferde nichts zu füttern hätten. Noch einmal wird gefordert, dass der Pfleger wenigstens zwei Laufer Bürger aus Nürnberg herbeiholen solle, mit denen man wegen der Verpflegung verhandeln könne.
Am 1. Juni erhält der Rat ein Schreiben, das von den geflohenen Laufer Bürgern Ratsherr Tobias Beer, Lorenz Eschenwöcker, Simon Müller, Hans Falkner, Friedrich Sychart, Tobias Döll, Hans Rieder, Bartel Barth und Peter Gebhardt unterzeichnet ist: sie haben große Bedenken, wieder nach Lauf zu ziehen, da dort weder Getreide noch Fleisch zu bekommen ist, womit sie die Soldaten versorgen können. Zudem ist die Garnison ja rothenbergisch, und bei denen sind sie ohnehin verhasst. Es ist zu befürchten, dass sie letztlich gefangen genommen werden und sich freikaufen müssen.
Das Schreiben schließt mit dem Hinweis, dass sich die meiste Bürgerschaft, beiläufig 100 Mann, in Nürnberg befinde, und der Rest an Mannspersonen, der noch in Lauf sich aufhalte, nicht mehr als zehn sei.
Der Nürnberger Rat befiehlt, einen Ausschuss zu bilden, der nach Lauf hinausgeht und sich das Begehren des Leutnant Dietz anhört. Der Laufer Pfarrer Caspar Mylich wird ebenfalls aufgefordert, sich nach Lauf zu begeben. Dieser kommt der Aufforderung zwar nach, zuvor schreibt er aber noch einen Brief an den
‚Edel, Ehrenfest, Fürsichtig, Hochweiß, Großgünstig, Gebietenden Rat:
Nachdem ich an die 16 Wochen das Pfarr- und Kaplanamt zu Lauf durch Lehren, Frühpredigten, Vespern versehen … und nachdem ich mir vornahm, mein totschwaches Weib und Kind auf ihr herzliches und vielfältiges Flehen hin, einmal (in Nürnberg) zu besuchen und sie in ihrem langwierigen Krankheitskreuz zu trösten, hab ich mich nach verrichteten pfingstfeiertäglichen Gottesdienst nicht ohne höchste Gefahr auf den Weg gemacht. Da in derselben Nacht die Nachricht kam, daß alles was nur gehen konnte, aus Lauf fortzog und sich vor dem Feind in Sicherheit nach Nürnberg begab, als dann das Städtlein bald in des Feindes Gewalt kam, konnt ich nicht wieder hinausgelangen, wie meine Absicht war.
Auch hat der Feind in Lauf bald geschrien, wo der Pfarrer wäre und er ließ mich auch in der Kirche, im Spital und anderen Ortes aufs fleißigste suchen. Dies tat er doch gewiß nicht, daß ich den Gottesdienst pflege, sondern vielmehr deshalb, um von mir allerhand zu erforschen und eine starke Sicherheitsleistung auszupressen. Der Feind hat dann auch angefangen, die Kirche zu plündern, eröffnete die Sakristei und weil das beste Kirchenornat gefehlt, hat er den zinnernen Siechenkelch[465] nicht verschont und dazu noch Reichstaler dafür begehrt. Da ihm sein Fordern nicht erfüllt wurde, hat er geraubt, viele Häuser aufgebrochen, wie ferner auch an Bettgewandt, Kleidern, Bier, Zinn, Kupfer und was man zum Haushalt braucht, kein geringer Schaden zugefügt wurde’.
Weiter schreibt er:
‚15 Jahre habe ich nicht ohne Leibes- und Lebensgefahr meinen Dienst vollzogen, da General Tilly, Wallenstein und andere das Land kreuzweise feindlich durchzogen. Gar unterschiedliche Plünderungen habe ich ausgestanden. In einer Nacht habe ich vom Turm zu Lauf 385 Wachtfeuer gezählt, die außerhalb der Stadt brannten … Ich konnte auch nicht seit vier Monaten weder zu Geld- noch Kornbesoldung gelangen, obwohl ich zweifaches Amt zu versehen gehabt. Sollte ich nun in meinem Amt mein Leib und Leben einbüßen, was Gott in Gnaden verhüten wolle, so möchten mein Weib und kleine unerzogene Kinder unterhalten werden’.
Nachdem er sich sein schweres Los von der Seele geschrieben hat, begibt er sich nach Lauf in die Höhle des Löwen. Die ‚untertänigen und gehorsamen Bürger zu Lauf, jetzt in Nürnberg sich aufhaltend’, sind jedoch nicht zu bewegen zurückzukehren. Sie weisen darauf hin, ‚daß die Garnison, welche etlichen Berichten nach aus 50 Mann zu Fuß und 30 zu Pferd besteht, wöchentlich an Geld 180 Gulden, ohne des Kommandanten, welcher seine Gedanken auf 100 Gulden habe, und dann des Offiziers, der auch nicht unter 50 Gulden oder gar 50 Reichstaler begehren möchte, also zusammen bei 350 Gulden erfordern würde. Wenn nun auch versprochen wird, daß mit Reichung dieses Geldes die Verpflegung der Soldaten durch die Bürger aufgehoben sei, so beweist doch die Erfahrung, daß solch Versprechen nicht einen Tag gehalten werden wird, zumal auch die zu Lauf liegenden Reiter bereits vernehmen ließen, daß sie, wenn wir wieder nach Hause kommen, die Kost von uns gar wohl mit Prügeln erzwingen wollten … Dazu kommt, daß durch die jüngst wütende Seuche so viele Bürger abgingen, daß über 50 oder 60 Häuser mit Menschen nicht mehr besetzt sind, welche zu solcher Auflage zuschießen könnten. Darum haben wir uns entschlossen, ja entschließen müssen, Haus und Hof eine Zeitlang zu verlassen und wollen lieber in diesem elenden Stande, in welchem wir leider ohne unser Verschulden gerieten, allhier verharren, als im eigenen Haus und Hof zu elend zu leben und der Schläge und des Prügelns, ja Gefahr des Leibes und Lebens gewärtig zu sein’.
Am 16. Juni berichtet Pfarrer Mylich aus Lauf an den Herrn Hans Paul Löffelholz, wohl verordneter Pfleger zu Lauf in Nürnberg (!), dass Bürgerkorporal Zacharias Zwirlein und er sich beim Kommandanten gemeldet haben, um über die Kontributionsforderungen zu verhandeln.
Dessen erster Beschluss lautet: Wenn sich die fehlenden Laufer Bürger nicht innerhalb von drei Tagen bei ihm melden, muss er deren Häuser bis auf den Grund abbrechen oder abbrennen lassen. Sie protestieren dagegen, bitten ihn inständigst, davon abzulassen. Das ganze Städtlein hat doch all die vergangenen Jahre den kaiserlichen und bayerischen Truppen bei Durchzügen und Einquartierungen viel Gutes getan. Man werde doch für Wohltat den totalen Ruin des Städtchens nicht vornehmen lassen. Daraufhin sein zweiter Beschluss: die gesamte Bürgerschaft soll für ihn und seine Soldaten die Unterhaltung verschaffen, und zwar nicht weniger als in Amberg gegeben wird, zumal sein Kurfürst seine Soldaten nicht mit Löhnung überschüttet. Denen in Amberg wird wöchentlich gereicht: einem Korporal[466] zu Fuß 2 Gulden 30 Kreuzer, einem Gefreiten[467] zu Fuß 1 Gulden 20 Kreuzer, einem gemeinen Soldaten[468] 1 Gulden, dazu noch wöchentlich 10 ½ Stück Kommissbrote. Die Offiziere erhalten das Doppelte, die Reiter ebenfalls das Doppelte, was einem Fußsoldaten zusteht. Was dem Herrn Kommandanten und dem Kornett[469] zu reichen, stehe beim guten Willen der Stadt.
Auf Nachfrage, ob mit Korn und Viktualien nach Nürnberg gehandelt dürfe, sagt er, dass das nur mit Genehmigung seines Generals Wahl ginge. Zwei Tage später, am 18. Juni, will der Landpfleger Pfinzing wissen, wie viele Soldaten denn in Lauf sind – eindeutig Verzögerungstaktik, denn Nürnberg steht ja in Unterhandlungen, um dem Prager Frieden beizutreten. Weitere Briefe folgen, bis schließlich am 24. Juni Nürnberg dem sogenannten Separatfrieden zu Prag zustimmt, der zwischen dem Kurfürsten von Sachsen und dem Kaiser am 30. Mai 1635 zustande kommt. Nach und nach wird das Nürnberger Gebiet und damit auch nach zehn Wochen harter Zeit das Laufer Städtchen vom Feind geräumt“.[470]
Am 11.4. kehrte Wahl wieder nach Amberg zurück. Hier verstärkte er seine Truppen, zog gegen Hersbruck und griff am 5.5. die Stadt an. Die Besatzung wehrte sich mit aller Macht und fügte Wahls Korps vom Michelsberg aus viel Schaden zu, so dass er wieder abzog. Von Hersbruck aus wandte er sich gegen Weiden,[471] das er am 10.5. angriff. Er schlug sein Lager bei Frauenricht[472] auf und rückte dann bis zum Friedhof vor, wo er seine Artillerie in Stellung brachte. Da die Wirkung allerdings zu gering war und die Schweden von der Bastion an der Stadtmauer zurückschossen, gingen die Bayern auf dem Damm des trockenen Siechenweihers an die Vorstadt heran. Sie bauten eine neue Batterie[473] vor dem unteren Tor auf und gaben vom 11. bis 13.6. über 300 Schuss und 150 Würfe in die Stadt ab. Der Turm an der Stadtmühle wurde eingeschossen; neben dem unteren Tor konnte eine Bresche gelegt werden. Da die dorthin verlagerte schwedische Wache sich besoffen und dann entfernt hatte, das Gros der Schweden den Sturm in der Schanze bei der Stadtmühle erwartete, gelang es Wahls Korps, auf Leitern die Bresche zu ersteigen und um 21 Uhr in die Stadt einzudringen. Sie hausten entsetzlich in der Stadt: 45 Schweden wurden massakriert und über 150 Bürger verwundet; ein Teil starb an vergifteten Geschossen.[474] Auch in der Kirche wurden Einwohner erschossen und Frauen vergewaltigt.[475] Mancher Soldat soll Plünderungsgut im Wert von mehreren hundert Gulden erbeutet haben. Weiden musste 2.000 Gulden Ranzion aufbringen. Am 24.5. erschien Wahl mit 2.000 Mann, 800 Pferden und 8 Geschützen vor Neuhaus a. d. Pegnitz[476] und erstürmte am 26.5. Burg Veldenstein.[477] Die Besatzung von 60 Mann wurde neben den Frauen und Kindern bis auf einen Büchsenmeister und zwei Frauen niedergemacht. Zur gleichen Zeit besetzten bayerische Truppen Weiden und Hartenstein.[478] Ende Mai gaben die Schweden Neumarkt auf und sprengten bei ihrem Abzug die Befestigungswerke. Nach der Einnahme von Veldenstein und Neuhaus zogen Wahls Truppen in zwei Abteilungen nach Hersbruck und Lauf. Lauf ergab sich am 29.5, der Hersbrucker Besatzung wurde am 1.6. freier Abzug gestattet. Am 31.5. ergab sich Reicheneck[479] bei Happurg,[480] dessen Besatzung gefangen genommen und nach Amberg verbracht wurde. Wahl ließ am 1.6. Gräfenberg[481] besetzen und zog über Altdorf, wo 70 Kavalleristen verblieben, nach Neumarkt, das er am 3.6. in Besitz nahm. Hiltpoltstein[482] wurde von Rothenberg aus besetzt. Nachdem die Besatzung dieser Orte geregelt war, zog sich Wahl wieder nach Amberg zurück. Am 1. Oktober erhielt er aus „courtoisie“ von der Reichsstadt Nürnberg 600 Taler. Am 30. Juli wurde Obrist von Münzingen[483] Kommandant von Amberg, wo die Schanzen weiter verstärkt wurden.
Am 4.9.1635 wurden alle Katholiken aus Neumarkt, die nach der Einnahme durch die Schweden wieder protestantisch geworden waren, ausgewiesen. Am 18.9. beklagte sich die Stadt Amberg bei der Regierung, dass Wahl außer den ohnehin hohen Kriegskontributionen bei Androhung aller „Exorbitanzen“[484] noch ein wöchentliches Tafelgeld[485] von 115 Taler einforderte, was allerdings durchaus üblich war. Am 25.9. sandte die Regierung in Amberg einen 2. Bericht nach München, der neue Klagepunkte enthielt: Wahl habe von dem Nürnberger Patrizier Hans Jakob Holfelder, einem Vertreter des Patrizier Pommer, ein Lösegeld von 8.000 Taler erpresst, Holfelder gegen das Verbot der Regierung frei behalten und ihm zum Schaden der Amberger den Handel nach Nürnberg erlaubt. Wahl habe den landflüchtigen Schergen[486] Hans Mezner von Hahnbach und den Stadtarzt Dr. Spanholz, durch dessen Nachlässigkeit bei der Pest 1634 etliche Einwohner starben, gegen die Regierung in Schutz genommen. Wahls Offiziere nähmen von jedem Haufen Ochsen einen für sich. Der Obristwachtmeister Mayer[487] erhebe von jedem nach Nürnberg durchfahrenden Wagen einen Dukaten. Die Jagden würden von den Offizieren, die zu viele Pferde und Rindviecher hielten, ausgeschossen. Die Metzger müssten von jeder Herde Schafe oder Lämmer 2 bis 4 Stück, außerdem Geld für Pass und Zoll abgeben. Der Fähnrich in Kemnath habe von einer Schweineherde 18 Stück mit Gewalt genommen. Arm seien die Offiziere in die Obere Pfalz gekommen und jetzt seien sie reicher als mancher Fürst.[488]
Am 16.10.1635 wurde Wahl wegen der Klagen der Amberger Regierung durch Maximilian I. von seinem Kommando in der Oberen Pfalz entbunden; sein Nachfolger wurde Obristleutnant Hans Sigmund von Leoprechting,[489] der seinen linken Arm vor Hersbruck verloren hatte. Die Amberger Regierung bezifferte den Schaden, den die Regimenter Wahl und Rivara[490] 1635 verursacht hätten, auf 17.662 fl. Sie hätten die Einwohner so gepeinigt, dass viele ihr Leben lassen mussten.[491] Hartenstein war am 6.6.1636 ein Jahr nach der Einnahme durch Wahl noch immer mit Ausnahme des Pflegers und Amtsschreibers lutherisch. Maximilian I. gab Hartenstein an diesem 6.6. eine Frist von drei Wochen, um wieder katholisch zu werden.[492]
1636 wurde Wahl im Westfälischen eingesetzt. Da Kurköln[493] [Abb. rechts] Kritik an dem schlechten Zustand der Armee unter Götz[494] übte, von der man wohl keine Siege erhoffen dürfe, und München auf die einlaufenden Beschwerdebriefe von Götz zunächst nicht zu reagieren schien, wandte sich dieser schließlich an den intriganten bayerischen Kriegsrat[495] und späteren Generalkriegskommissar[496] Schäffer,[497] Maximilians begabtesten Spitzel, der die jeweiligen Fronten innerhalb des Offizierskorps nach seinem Belieben wechselte: „Den Grafen Gronsfeld laßt man mir auf dem Hals, welcher ein Gift bei der Armada ist. Ich bitt den Herrn, er thu an seinem Ort das Best, damit er wegkombt“.[498] Dass der bayerische Kurfürst solange trotz der einlaufenden Beschwerden an Gronsfeld festhielt, mag daraus zu erklären sein, dass er dessen Loyalität gerade gegenüber Gallas und dem kaiserlichen Offizierskorps zu schätzen wusste. Schließlich gab er jedoch nach und ließ Gronsfeld durch Schäffer schriftlich auffordern, freiwillig aus dem Dienst zu scheiden.[499] An Gronsfelds Stelle ernannte er Wahl, dessen Sekretär Schäffer, der alles wusste, gewesen war, ohne die Ernennung jedoch dem Grafen mitzuteilen. Als dieser Götz erklärte, er gedenke seine Stelle erst zu quittieren, wenn der bayerische Kurfürst ihn entlasse, zog Götz – wahrscheinlich voller Genugtuung – das Ernennungspatent Wahls hervor und zeigte es ihm. Das vergaß ihm Gronsfeld nicht.
Nach einem saynischen Memorial vom 9.4.1636 lagen zu jener Zeit „Wahlische“ auf dem Westerwald in den Ämtern Freusburg[500] und Friedewald:[501] „3. Dabeneben sich der neuen eigenwilligen Einquartirung der Druckmüllerschen[502] Leib Compagnie[503] ohn aufweisung einiger Ordre, undt abforderungh einer unerZwinglichen großen Sum geldts ufs höchst beschweren. 4. Zumahl da noch die übrige Compagnien von den Wahlischen, Metternichischen[504] undt Crabaten Im Ampt und Zu Daden,[505] so Friedenwaldisch ist, liegen, und dieselbe sehr übel mehr erhalten werden können, also gar, daß auch die arme Leuth, nuhn aller örtter entlauffen, den bettelstab ahn Hand nehmen, undt es nicht lang wehren wirdt, daß nicht alles öd undt wüst müse stehen pleiben“.[506]
Am 17.9.1636 begann der Angriff der Kaiserlichen auf Soest.[507] [Abb. rechts] „ ‚Am 17. September 1636 rückte die kaiserliche Armada vor die Stadt und warf am 19. acht Feuerkugeln[508] hinein, wodurch das Herz der Stadt, über die Hälfte, mit allen Vorräten abbrannte. Die hessische[509] Garnison accordirte und zog frei ab; Oberst Mewe[510] mit 4 Kompagnien Reuter (von Götzens Leibregiment[511] Kürassiere),[512] 1 Oberstleutnant mit 4 Kompagnien zu Fuß, alles Bayrisches Volk, sind als Garnison eingelegt. Den Bürgern sind 100 Pferde genommen, die Häuser sind spoliert‘, so berichtet die Stadt wenige Tage nach der vEroberung an den Kurfürsten von Brandenburg,[513] und im Zeugnisse des Rats vom 26. Okrober 1636 für den hessischen Obristen von Guntert [Günderode],[514] welcher hatte kapitulieren müssen, wird gesagt: ‚das Feuer ist so schnell von einem Haus zum andern gangen … daß mehr dann die halbe Stadt, darunter die vornembste häuser mit allen eingeerndteten Früchten und Mobilien eingeäschert sind. Die Not der Bürger von Soest wuchs, Auflagen und Einquartierungen mehrten sich, auch die Soester Börde wurde hart mitgenommen. Götz hatte der Stadt bald nach Eroberung tausend Reichstaler, der Generalzeugmeister Graf Wahl für ihre Glocken[515] 500 abgepreßt‘ “.[516] Am 21.9.1636 schrieb Götz an Melchior von Hatzfeldt aus Soest: „Hätte der Kommandant, Oberst Günterode, seine Schuldigkeit getan, so hätten wir bei der Festigkeit ihrer Häuser Wochen zur Eroberung der Stadt gebraucht”. Der hessischen Besatzung, etwa 800 Mann zu Fuß und eine Kompanie zu Pferd, gewährte er freien Abzug.[517] Günterode selbst wurde nach der Rückkehr Wilhelms V.[518] dafür in Arrest genommen.[519]
Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !
[1] Vgl. MÜLLER, Zur Herkunft.
[2] Kriegsverletzungen: Bei der Vielfalt und Schwere der Verletzungen ist es erstaunlich, wieviel Soldaten überlebt haben. In der Leichenpredigt für Johann Schaff von Habelsee heißt es; PERTZSCH, Heroicum Heroum fideliter & constanter militantium Stipendium: „Insonderheit Anno Sechzehenhundert und vierzig bey Greiffenstein in Slesien / als der Stalhannß mit Fünfhundert Musquetirern und dem Rechten Flügel gegen Ihn kame / Er sich mit den bey sich habenden Troppen / seiner gewöhnlichen Großmüthigkeit nach / deß Stalhannsen Schwager / nemlich den Obristen-Leutenant / so obbesagte Musquetirer commandirte / angegriffen / selbigen alsbald todtgeschossen / und ohnangesehen Er zween Schuß darüber / einen durch zwo Rippen / den andern am lincken Ohr ein- und zum Mund hinaus bekommen / gleichwohl nicht abgelassen / sondern noch einen Cornet, welcher Seiner im Schuß fehlete / erlegt / und selbige rencontra Ritterlich ausgefochten; Nicht anderst auch wieder bald darauf Anno Sechzehenhundert Ein und viertzig für Wolffenbüttel / da zwey Pferde unter Ihm mit Stücken darnieder und Er selbst gefährlich geschossen worden / Sich so Rühmlich gehalten / daß Er zur Obrist-Wachtmeisters Charge gezogen; dieses Officium Er Anno Sechzehenhundert fünf und viertzig / bey Einnehmung Teschen / und Sechzehenhundert sechs und vierzig / in der Blocquada für Frankenstein in Slesien (in welchen beeden Ocasionen Er auch hart an seinem Leib verletzt / also betretten / daß sein Obrister freywillig Ihme die Obrist-Leutenant-Stelle conferirt. Vornehmlich aber hat Er bey dem Treffen zwischen Plan und Trübel / in Führung der Avanguardi, seine bekandte Treüe / dapfern Valor und Heroischen Heldenmuht / mit ungesparter Darsetzung seines Leibes / Lebens und Bluts / Ritterlich / durch zertrennung dreyer Regimenter zu Pferd / als deß Lieffländischen / Wittenbergischen und Durlachischen / auch Eroberung zweyer Standarten / sehen lassen: Wie nicht weniger kurtz darnach Anno Sechzehenhundert acht und viertzig / bey den Dingelfingischen Einfall in der Frantzosen und Schwedischen Läger / in welchem Ihme ein Stück von der Zungen und etliche Zähne aus dem Munde geschossen worden) und sonsten die gantze Zeit durch / seiner wehrender Kriegs / dienste / an allen Plätzen und Oertern / sein Devoir jedesmahl / wieder Unsere und deß Reichs Feinde / mit empfangenen Achtzehn Tödtlichen Stich- und Schüßen durch sein Haubt / Halß / Bauch / arm und Bein (gestalten Er Uns noch jüngst zu Pilsen / die Halbe in seinem lincken Arm zu stücken geschossen / und ausgenommene Röhre Selbst gezeigt) so dapffer und und unverzagt contestirt / daß solches zu seinem Immerwährenden Lob und Ruhm / auch allen Ritterlichen Siegliebenden Soldaten zu einem Exempel der Nachfolge / billich vorgesetzt werden kann“. Vgl. die Kritik Christians des Jüngeren von Anhalt-Bernburg (1620) an der schlechten Behandlung durch Balbiere; KRAUSE, Briefe, S. XI: „ ‚Nichts verdroß mich mehr‘, äußert er sich, ‚als da der Graf Buquoy einen jungen Balbirer, der mich verband, fragte, wo ich geschädigt wäre, antworte: In den Rücken wäre ich von einer Musketenkugel durchschossen worden, da man doch darnach befunden, daß der Schuß, so durch die Brust gegangen, vom Pistol gewesen, der andere aber nicht durchgangen. Und ich mag mich rührmen, daß in dieser Schlacht ich den Feind ins Gesicht gehabt, auch da ich beide Wunden empfangen, ihm nicht den Rücken zugekehrt, welches wenige werden sagen können.
Dieser unwissende Balbirer aber, weil er den Eingang der Pistolkugel vorm unterm rechten Arm nicht sah, und ich vor großen Schmerzen in der Achsel mich auch nicht recht alsbald besann, stieß mir das Instrument vorn in die Brust, da die Pistolkugel ausgegangen, hinein, und zur Schulter, da die Musketenkugel hineingegangen, wieder heraus. Ich meinte, es müßte als sein, und litte es geduldig, dessen mir die Wallonischen werden Zeugniß geben, sahe also das frische neue Blut herauslaufen, daß ich auch endlich den Balbirer zur Rede setzte, und glaube, er habe mich durch das Stören, sonderlich auf diese Weise, mehr verderbt, als die Wunden an sich selbst. – Es sind wol ein fünf Balbirer dieselbe Nacht über mich gewesen und taugte keiner nichts: Napolitaner, Teutsche, Franzosen, Wallonen‘ “. Vgl. auch „Die medizinische Versorgung“, in: EICKHOFF; GROTHE; JUNGKLAUS, 1636, S. 119ff. In Schweden verbrachte man Kriegskrüppel ohne Versorgung zusammen mit Leprakranken auf einsame Ostseeinseln wie Gloskär [Åland-Archipel; Finnland]; PLEISS, Der Zug, S. 17, obwohl in den Kapitulationen festgehalten war; MANKELL, Arkiv Bd. 3, S. 265ff.: […] oder sonsten gelähmt und untüchtig gemacht würde, sie nach jedes condition und Verhalt mit Ranzion oder Auswechselung auslösen und einen solchen Beschädigten, so er in Unsern Landen zu bleiben gemeinet wäre, mit notdürft. Unterhalt die Zeit seines Lebens versorgen, oder da er weiter ziehen wollte, mit einem Pass und ehrlichem Zehrpfennig gnädigst verehren lassen“. Der bekannteste aller Kriegsversehrten soll Josias v. Rantzau [18.10.1609 Bothkamp-14.9.1650 Paris], dänischer, später französischer Generalleutnant, gewesen sein. Er soll 60 Wunden davongetragen haben, ein Auge (bei der Belagerung v, Dole), ein Ohr u. vor Arras einen Arm u. ein Bein verloren haben. Vgl. auch FRIEDRICH; SCHRÖDER, Das Massengrab von Lützen, S. 399-404.
[3] Feldmarschall [schwed. fältmarskalk, dän. feltmarskal]: Stellvertreter des obersten Befehlshabers mit richterlichen Befugnissen und Zuständigkeit für Ordnung und Disziplin auf dem Marsch und im Lager. Dazu gehörte auch die Organisation der Seelsorge im Heer. Die nächsten Rangstufen waren Generalleutnant bzw. Generalissimus bei der kaiserlichen Armee. Der Feldmarschall war zudem oberster Quartier- und Proviantmeister. In der bayerischen Armee erhielt er 1.500 fl. pro Monat, in der kaiserlichen 2.000 fl. [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)], die umfangreichen Nebeneinkünfte nicht mitgerechnet, war er doch an allen Einkünften aus der Beute und Ranzionsgeldern – hier erhielt er 100 Rt. pro 1.000 Rt. Erlös; HOFMANN, Peter Melander, S. 155 – , den Abgaben seiner Offiziere bis hin zu seinem Anteil an den Einkünften der Stabsmarketender beteiligt.
[4] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.
[5] Generalfeldzeugmeister [schwed. general för artilleriet, dän. generelt feldzeugmeister]: Der Generalfeldzeugmeister war Befehlshaber der dritten, wenn auch teilweise gering geschätzten Truppengattung, der Artillerie; bei Beförderungen wurden die vergleichbaren Ränge bei der Kavallerie, dann der Infanterie bevorzugt. Der Rang umfasste das Kommando über Artillerie. Er erhielt nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) monatlich 1.200 fl.Ihrem Befehlshaber fielen die sogenannten „Glockengelder“ [Geld, womit eine eroberte Stadt, die sich vom groben Geschütze hat beschießen lassen, ihre Glocken und ihr Kupfergeschirr, welches alles herkömmlich der Artillerie des Eroberers heimfällt, wieder erkaufen oder einlösen muß. KRÜNITZ, Enzyklopädie Bd. 19, S. 192], zu, wenn man während der Belagerung etwa bei Sturmläufen hatte die Glocken läuten lassen, was nach dem „Recht“ des Siegers 12.000 fl. [zum Vergleich: 1634 wurde ein Bauernhof mit 8.-1.000 fl., ein kleines Schloss mit 4000 fl. veranschlagt; MATHÄSER, Friesenegger, S. 51] und mehr sein konnte. Vgl. auch HOCHEDLINGER, Des Kaisers Generäle. Ihm unterstanden die Schanzmeister und die Brückenmeister, zuständig für Wege-, Brücken-, Lager- und Schanzenbau sowie die Anlage von Laufgraben vor Festungen.
[6] Lützschau: nicht identifiziert.
[7] Löwenstein: nicht identifiziert.
[8] Schönbrunn, heute Ortsteil von Floß [LK Neustadt a. d. Waldnaab].
[9] Altenweiher bei Grafenwöhr [LK Neustadt a. d. Waldnaab].
[10] Kempten (Allgäu); HHSD VII, S. 352ff.
[11] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[12] Bayreuth; HHSD VII, S. 77f.
[13] ENGERISSER, Von Kronach, S. 135, Anm. 86 (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).
[14] Allstedt [LK Mansfeld-Südharz]; HHSD XI, S. 5ff.
[15] Konversion: Karrierewilligen Offizieren und Beamten wurde der entsprechende Glaubenswechsel nahegelegt. Mit der Konversion empfahl man sich Spanien; zudem wurden die „conversos“ meist mit Ehren und Ämtern überhäuft (wie schon Pappenheim und Wahl), teils, um weitere Persönlichkeiten zum Übertritt zu bewegen, teils, weil es wie im Fall des Johann v. Götz am kaiserlichen Hof an geeignetem Persönlichkeiten fehlte. Die Konversion großer Bevölkerungsteile wurde auch durch militärischen Zwang erreicht: Am 2.2.1626 wurde Duderstadt durch das Regiment Cronberg besetzt, um zu verhindern, dass die größtenteils protestantische Bevölkerung dem heranmarschierenden Christian v. Braunschweig die Stadttore öffnete. Die Einnahme Duderstadts diente neben der üblichen und jetzt umso notwendigeren Zwangsunterbringung von Truppen auch dazu, dem kurfürstlichen Befehl zur Rekatholisierung entsprechenden Nachdruck zu verleihen. KNIEB, Eichsfeld, S. 354. Nichtkonvertierende wurden mit hohen Geldkontributionen belegt. Bis zum Ende dieses Jahres traten durch die Wirksamkeit der Jesuiten – Patres der SJ neben Angehörigen der anderen Orden begleiteten die bayerische Armee auf allen ihren Feldzügen bis in das Jahr 1648 – wie auch unter dem existentiellen Eindruck der Pest, der von Juli bis Ende September 2.000 Bürger zum Opfer gefallen sein sollen; LAMMERT, Seuchen, S. 90 – und durch den Zwang der Tilly’schen 1.131 Bürger zum katholischen Glauben über. LERCH, Duderstädter Chronik, S. 94f. So war man im besetzten Stade konsequent bei dieser repressiven Politik im Sinne des 1629 erlassenen Restitutionsedikts Ferdinands II. geblieben, JOBELMANN; WITTPENNING, Geschichte der Stadt Stade, S. 91: „Die Einwohner wurden, unter Zusicherung der Freiheit von Kriegssteuern, durch Plakate zum Uebertritt aufgefordert, anscheinend ohne allen Erfolg, worauf der Bedruck noch zunahm“. Dass die Erfolge sehr mager waren, zeigt ein Bericht von 1630, nur zwei Familien seien zur katholischen Kirche zurückgekehrt. Von der Besatzung hätten dagegen dreihundert den katholischen Glauben angenommen (DUHR, Geschichte der Jesuiten II/1, S. 129), was vielleicht auch aus Karrieregründen geschah.
Die Konversion vor der Hinrichtung führte zu einer würdigeren Bestattung. Vgl. die Chronik des Arnold v. Anrath (1616); BAMBAUER; KLEINHOLZ, Geusen und Spanier, S. 20: „Anno 1616 sich zudragen, daß eyn Soldat Berndtt genandt, sich auf der Landtstraßen verlauffen und von den Spannischen an der Fegteß gefangen und etzlich Wochen auf der Portten geseßen, endtlich zum Todt verurtheilet und an ein Post kegen Vagten Bungert gewurget worden, wey wohl dei Jesuweytt eynner ihm angelabt, er solt nit sterben, so er sich zu den romischen catolischen Glauben geben, dar er sich anders nit versehn, hat er sich darzu begeben, vermeinet sein Leben, weil er jonck wahr, zu retten, entlich glichwohl heraußer gefuret, an den Ort wey vorgemelt und ist em sein Recht gedan wey er wohl hatte verdint und gewurget. Weyll er nu etzlich Dag zuvoren ein Fraw genamen, umb den Mittag vor den Gubernator gekommen und gebetten, daß sei ihren Mahn mugte abnehmen und begraben, ist sey hengangen und ein Kahr met eine Pferdtt gehurt und bey em gefaren und ihm met eynen Metzer den Strick loß geschneden und auf dey Kahr gedragen und ist ihr durch Furbitt der Jesuiten ahn den Gubernator ein Grab in der Bruren Kerck zugelaßen worden, Ursag, daß er roms catolisch worden wahr“. Der Rothenburger Chronist Dehner (1612-1679); HELLER, Rothenburg ob der Tauber, S. 53 (1630): „12. Octbr. [1630] Dienstag nach Burkh. ist ein Hirt von Spielbach auf der steinernen Brüken bei der Rothfarb von einem jungen Soldaten bei 18 Jahren, einem Feldscherer, erschoßen worden in voller Weiß; denn er sich in der Statt vollgesoffen gehabt, ohne alle Ursach. 25. Oktober Montag vor Sim. Jud. ist dieser Reutersjung auf dem Rabenstein mit dem Schwerdt gerichtet worden; ist katholisch gewesen, hat nicht beichten noch commun: wöllen, man zeige ihme denn ein Bibel teutsch v o r Luthern gedrukt, und widerleg ihme darauß seine Papist: errores; welches geschehen, darauf er lutherisch worden, fleißig gebett, gesungen biß an die Wahlstatt und alß ihm der Henker daß schwartze Schelmenkäplein vor die Augen wollen rükhen, hat ers nit haben wollen; gesagt, er wolle alßo halten, aber der Henker sprach, die Obrigkeit hette es alßo befolen, hat ers zugelaßen und an die Pfarrer begehrt, sie sollen mit ihm singen: ‚Gott der Vatter, wohn uns bey !‘ Unter dem Singen, welches er selbst angefangen, ist ihme der Rest gemacht worden. Alß der Leichnam noch auf dem Rabenstein gelegen, sind 2 Cornet Reuter vorm Spitalthor vorüber, unwißend diese Sachen, bey den Gärten herumb auf daß Gericht zue und vorübergezogen, welche gesagt, wenn sie es gewußt hetten, wolten sie geeilet und ihn erlöset haben“.
Konversionen wurden auf allen Seiten mit dem entsprechenden Gepränge gefeiert: „Freude aber war in Trojas Hallen, als es den Barfüßer-Mönchen gelungen war, einen armen Juden zu bekehren. Um diesem glorreichen Erfolge den gebührenden Glanz zu verleihen, verschmähten sogar die höchsten Spitzen, der Statthalter von Metternich und der Oberhauptmann Becker [Peckher; BW], es nicht, am 2./12.Februar 1631 bei der Taufe Gevatter zustehen“. BOETTCHER, Halberstadt, S. 193. Der Osnabrücker Chronist BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINCK, der osnabrugischenn handlung, S. 19: „A[nn]o 1629 war ein getaufter oder geborner Jude in Oßnabrugk unter der haubtmanschafft Marschalcks mit namen Lythmannus. Der hat sich hie im Thumb bey uns taufen laßenn, ist ein Christ worden, unser G[nadiger] F[urst] und herr [Franz Wilhelm v. Wartenberg; BW] hat ihn den namen gebenn und gennet Petrus Franciscus. Dißes haben viel 100 menschen gesehen, das solchs ist geschehenn“. Vgl. auch WINKELBAUER, Karrieristen oder fromme Männer ? Zum Teil konvertierten Juden auch, um den Bedrückungen zu entgehen. WAGNER, Pforr, S. 171 (1647): „Den 23. Maii hat sich der Judt Meyer zum Christlichen Glauben freywillig bekand und nachdem er darauff, beneben seiner söhnlein 2, swß Christlichen glaubenß unterrichtet, alß ist er mit sein 2 söhnen uff dato in volckreicher versamlung getaufft und der alte Wilhelmuß /:weil er unßern Gnidg[en Fürsten und Herrn zum tauffbaden erwehlet / genennet worden. Die beyde knaben wurden durch die beampten und den raht auß der tauff gehoben, welche knaben er zur Christlichen schull angehalden. Und ist ihme und den knaben von geistlichen und weltlichen alleß guhts erzeiget worden. Weill aber sein weib hirmit nicht zufrieden geweßen, sondern mit dem eltisten sohn und 2 töchtern darvongezogen, hat ihn solches sehr geschmirtzet, deßwegen er sein vortheil ersehen und den 9. Novembr: gegen abend mit sein 2 getaufften söhnen /:welche, [und] er selbsten, gnugsamb scheinenfleisch geßen:/ heimlich uff und darvon gezogen und alßo zum schelmen word[en]. Und weil er diejenige unterpfand, so ihme von den bürgern versetzet geweßen, mitgenommen, alß ist sein hauß verkaufft und die kauffgelder denßelben bürgern /:weil ihre unterpfand mehr alß das anlehn wehrt gewßen:/ gefolget worden“. Dieser Fall des Wilhelm Meyer aus Fulda ist ausführlich dargestellt bei LITT, Juden in Thüringen, S. 202ff. Aus Mügeln wird berichtet; FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 163f.: „Anno 1635. im Januario sind zwo Churfürstliche Compagnien Fußvolck hieher kommen / unter Hauptman Wintern und Gehern / sind allhier gelegen biß zu Ende des Monats Iunii. Unter Hauptman Winters Compagni war ein Jüde ein Musqvetirer / Namens Michael Jod / der gieng auff Zuredung der Officirer fleissig zur Kirchen / und hörete Gottes Wort / auch gieng er eines Tages zu dem Diacono, lernete den Catechismum Lutheri / die Fragstücke / schöne Sprüche und Gebete / darzue er auch Lust und Liebe hatte. Als er nun dieses alles wol gelernet und gefasset / ist er den 19 Maji am Pfingst-Dienstage in die Kirchen gegangen / für dem Altar getreten / und in beyseyn etlich tausend Personen examiniret worden / und nach dem er auff alle Fragen so gut geantwortet / daß sich iedermänniglich verwundert / ist er von dem Diacono Herrn Christophoro Heinrici getaufft / und Johann Christian genennet worden. Hat sieben TauffBathen gehabt / vier Mannes- und drey WeibsPersonen / von Officiern und derer Weibern / die haben ein herrlich TauffEssen außgerichtet / und hat der Bathe fleissig auffgewartet. Wie beständig er aber hernach bey dem Christenthumb verblieben / kan ich nicht wissen / man will sagen / er habe sich wieder zum Jüden begeben“.
[16] Vgl. ALBRECHT, Maximilian I.
[17] Johann ‘t Serclaes Graf v. Tilly [Feb. 1559 Schloss Tilly, Gemeinde Villers-la-Ville/Villers; Herzogtum Brabant-30.4.1632 Ingolstadt], ligistischer Feldmarschall. Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.
[18] Regiment: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedlicher Stärke: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl. eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[19] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04:
[20] Hauptmann [schwed. Kapten, dän. kaptajn]: Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet. Ein halbes Jahr Militärdienst galt als ausreichend für die Übernahme einer Hauptmannsstelle. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner bzw. Anwärter auf eine Stelle, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl., was dem Gehalt des Zahlmeisters in der spanischen Botschaft in Wien entsprach, nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630), in der brandenburgischen Armee soll er dagegen 300 fl. erhalten haben. In besetzten Territorien wurde nach der Verpflegungsordnung Wallensteins (1629) 200 Rt. monatlich verlangt; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Ein kommandierender Hauptmann einer Streifschar aus einer Garnison erhielt quasi als Gefahrenzuschlag 59 Rt. 18 Alb. 4 Heller, sein Leutnant 28 Rt. 54 Alb. 6 Heller, jeder Soldat oder Reiter 5 Rt. 72 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Jedoch muss man wohl davon ausgehen, dass nicht alle Offizierschargen in gleichem Umfang an diesen lukrativen Geschäften beteiligt waren. Die bei DAMBOER, Krise, S. 150, dargestellte „Schatzkammer“ eines Hauptmanns ist nicht unbedingt typisch.
[21] Schlacht am Weißen Berg bei Prag am 8.11.1620: Maximilian I. von Bayern schlägt das böhmische Ständeheer unter Christian I. von Anhalt. Friedrich V. von der Pfalz geht nach Den Haag in die Niederlande. Vgl. KREBS, Schlacht.
[22] Falkonett: leichtes Feldgeschütz, das von einem Pferd gezogen werden konnte. Das Falkonett verschoss 1-3-pfündige Eisengeschosse bei einem Kaliber von 7, 2 cm. Es wurde bevorzugt gegen lebende Ziele eingesetzt. Das Falkonett hatte eine Schussweite von 472 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.
[23] Jost Maximilian Graf v. Gronsfeld [6.11.1596 Rimburg-24.9.1662 Gronsveld], ligistisch-bayerischer Obrist, kurbayerischer Feldmarschall. Vgl. WARLICH, Für Bayern, Habsburg und Reich [Typoskript].
[24] Everhard Wassenberg [9.11.1610 Emmerich-nach 1668], Historiograph, Diplomat. Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[25] Gottfried Heinrich Graf v. Pappenheim [8.6.1594 Treuchtlingen-16.11.1632 bei Lützen], ligistischer u. kaiserlicher General. Vgl. STADLER, Pappenheim.
[26] Philipp v. Mérode, Freiherr v. Petersheim [ -8.11.1620 bei Prag], kaiserlicher Obrist.
[27] Marx Philipp Fugger [1598-8.11.1620 bei Prag oder Rakonitz], kaiserlicher Obrist.
[28] WASSENBERG, Florus, S. 22f.
[29] Fähnlein, Fahne [schwed. fänika]: I. militärische Einheit; die kleinste Gliederungseinheit beim Fußvolk, im 17. Jahrhundert allmählich durch die Bezeichnung „Kompanie“ verdrängt. In der kursächsischen Armee bestand ein Regiment zu Fuß aus 10 „Fendl“: ein Fähnlein umfasste 200 bis ca. 300 Mann (100 Pikeniere, 160 Musketiere, 20 Hellebardiere und 20 Rundschildner), bei den Schweden z. T. bis 500 Mann. Es gliederte sich wiederum in Rotten von 10-15 Mann, die von einem Rottmeister angeführt wurden. II. In den Städten wurden wehrfähige Bürger ebenfalls in Fähnlein bzw. Rotten eingeteilt.
[30] Liga: Die Liga war das Bündnis katholischer Reichsstände vom 10.7.1609 (vgl. ERNST; SCHINDLING, Union und Liga) zur Verteidigung des Landfriedens und der katholischen Religion, 1619 neu formiert, maßgeblich unter Führung Maximilians I. von Bayern zusammen mit spanischen und österreichischen Habsburgern an der Phase des Dreißigjährigen Krieges bis zum Prager Frieden (1635) beteiligt, danach erfolgte formell die Auflösung. Das bayerische Heer wurde Teil der Reichsarmada. Zur Liga-Politik vgl. KAISER, Politik, S. 152ff.
[31] REITZENSTEIN, Der Feldzug des Jahres 1622, 2. Teil, S. 127.
[32] REITZENSTEIN, Der Feldzug des Jahres 1622, 1. Teil, S. 99.
[33] Otto Friedrich Freiherr v. Schönburg [Schönberg, Schönenberg] auf Wesel [1589-17.9.1631 bei Breitenfeld gefallen], ligistischer Obrist.
[34] Witzenhausen [Werra-Meißner-Kreis] ]; HHSD IV, S. 478f.
[35] Eschwege [Werra-Meissner-Kreis]; HHSD IV, S. 114ff.
[36] Allendorf, heute Ortsteil von Bad Sooden-Allendorf [Werra-Meißner-Kreis], HHSD IV, S. 33f.
[37] Geseke [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 253f.
[38] Johann Jakob Freiherr v. Bronkhorst-Batenburg, Graf v. Anholt [Anhalt] [12.2.1582 Anholt-19.10.1630 Freiburg im Breisgau], ligistischer Generalwachtmeister, 1622 Feldmarschall u. Stellvertreter Tillys.
[39] Johann ‘t Serclaes Graf v. Tilly [Feb. 1559 Schloss Tilly, Gemeinde Villers-la-Ville/Villers; Herzogtum Brabant-30.4.1632 Ingolstadt], ligistischer Feldmarschall. Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.
[40] SCHÜTTE, Der Dreißigjährige Krieg, S. 121 (Bl. 433).
[41] Rüthen [LK Soest]; HHSD III, S. 659f.
[42] Dietrich Othmar v. Erwitte [Erwidt, Erwitz, Erft] [ -17.9.1631 bei Breitenfeld], ligistischer Obrist.
[43] SCHÜTTE, Der Dreißigjährige Krieg, S. 121 (Bl. 435).
[44] Soldrückstände: Soldrückstände waren von anfang des Krieges an ein Problem. Hauptmann Burgunder von der Ley stand während des Gradiskaner-Krieges als Hauptmann im Dienst des Erzherzogs Ferdinand von Österreich. Er musste sein Tafelsilber verpfänden, um die Soldrückstände seiner Soldaten ausgleichen zu können; PECHMANN, Obrist Gabriel Pechmann. 1624 hatte man den Offizieren der nach den Kämpfen gegen Bethlen Gábor abgedankten Regimenter während der Verhandlungen in Freistadt vorgehalten, kein Kriegsherr habe je alle Außenstände beglichen, ein Nachlass sei doch üblich; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2345, fol. 69f. (Abschrift): »Fürhalt« an die Offiziere der Liga-Regimenter u. Freikompanien, Freistadt, 1624 V 15. Die sogenannten „freien u. einschichtigen“ Kompanien (1619-1648) schlugen immerhin mit 5.042.840 fl. 58 kr. in der Hauptkriegskostenrechnung zu Buch; GOETZ, Kriegskosten, S. 123; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 282. Der Benediktinerabt von St. Georgen im Schwarzwald, Georg Gaisser [1595 – 1655], berichtet noch zum März: „Ein Soldat mit dem Übernamen Reißteufel, Schuster von Beruf, aus Gmünd gebürtig, der in erster Linie unter denen gewesen sein soll, die neulich Sold gefordert (oder Lebensmittel erpressten ? stipendia exegerant) hatten, wird vom Generalkommissariat zum Galgen verurteilt und heute [27.3.1648; BW] hingerichtet, vom weiblichen Geschlecht aufs höchste beklagt. Drei Jungfrauen, die ihn aus den Händen der Henker zu befreien suchten, erfuhren eine Ablehnung“. STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 1138. GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 209: „Eine Beschwerde über seine Notlage war für den Soldaten gefährlich, wie das Beispiel von neun Soldaten der Schweinitzschen Kompanie zeigt, die am 30. April 1645 zum Tode verurteilt wurden (einer von ihnen wurde tatsächlich in Freiburg gehenkt), weil ‚sie sich ihrer hinderstelligen wöchentlichen Lehnungen halber beklaget’ “. THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 764 (1637): „Es hatten damalen etliche Comp. Reuter vnter dem Obr. Leutenant Cronenberger [Nicolas (Nikolaus) v. Cronenburg (Cronberger, Cronenberger); BW] von der Kayserl. Werthischen Armee in den Cöllnischen Landen angefangen zu meuteniren / vñ mit ernst Gelt haben wollen / sonsten sie ihre Dienste anderstwo zu præsentiren wüsten: Dieweil sie nun von gedachtem ihrem Obristen Leutenant deßwegen zur Patientz gewiesen / vnd sothaner importunitet halber wolmeynend gestrafft worden / haben sie denselben alsbalden niedergeschossen / darvon zwar hernach von den Thätern 6. auffgehänckt / vnd etliche archibusirt worden / der meiste theil aber nach Kerpen in der Stadischen Dienst sich begeben“. Aus Osnabrück (1634) über die schwedische Garnison; BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischenn handlung, S. 275: „Die soldaten werden nicht bezahlt, bekommen keine leynung [=> Lehnung; BW], doch mußen die burger, einn jeder nach ihren stande, alle wochen gewiß ihr contribution außgeben. Die soldaten brechen des nachts den burgern ihn ihre heuser durch dycke mauren und fenster. Den armen hauß[leuthen] nehmmen sie butten [außerhalb; BW] der stad leynwand und was sie sonst fur war zur stad zu kaufe bringen. Ja, bey liechten tag berauben sie die haußleuth mit gewalt auf denn straßen“. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischenn handlung, S. 277 (1634): „Am gemelten dingstage sein 2 Soldaten bey mir hergangen bey r[atsherr] Joh[ann] Fischers hause. Der ein sagt zum andern: In 3 Wochen habe ich nur 12 ß [Schilling = 6 Heller = 12 Pfennig; das entsprach insgesamt dem Tageslohn eines Maurers; BW]. Ich wol, das der donner und der blytz inn der statt schlüge, das es bränte und kein hauß stehen bliebe. Muß das nicht Gott erbarmen. Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Da der Sold fast ständig ausblieb, musste man sich bei den Schweden mit der von den besetzten Städten erpressten => Lehnung behelfen.
[45] DÜRR, Ehrenberg, S. 14 (unter Berufung auf Staatsarchiv Würzburg Militärsachen 3105/150).
[46] Obrist [schwed. överste, dän. oberst]: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung, 500 fl. zu Fuß, 600 fl. zu Roß [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] in der kurbrandenburgischen Armee 1.000 fl. „Leibesbesoldung“ nebst 400 fl. Tafelgeld und 400 fl. für Aufwärter. In besetzten Städten (1626) wurden z. T. 920 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15). Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm als Obrist und Hauptmann der Infanterie 800 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus der Beute – hier standen ihm 27 Rt. 39 Albus pro 1.000 Rt. Beute zu; HOFMANN, Peter Melander, S. 156 – und aus Ranzionsgeldern, Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ, im Schnitt für 5 Rt., – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen – Obristen belieferten ihr Regiment mit Kleidung, Waffen und Munition – , gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischenn handlung, S. 277 (1634) zur schwedischen Garnison: „Am gemelten dingstage sein 2 Soldaten bey mir hergangen bey r[atsherr] Joh[ann] Fischers hause. Der ein sagt zum andern: In 3 Wochen habe ich nur 12 ß [Schilling = 6 Heller = 12 Pfennig; das entsprach insgesamt dem Tageslohn eines Maurers; BW]. Ich wol, das der donner und der blytz inn der statt schlüge, das es bränte und kein hauß stehen bliebe. Muß das nicht Gott erbarmen. Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“.
Zur brandenburgischen Armee heißt es; OELSNITZ, Geschichte, S. 64: „Fälle, daß die Obersten mit ihren Werbegeldern durchgingen, gehörten nicht zu den größten Seltenheiten; auch stimmte bei den Musterungen die Anzahl der anwesenden Mannschaften außerordentlich selten mit den in der Kapitulation bedingten. So sollte das Kehrberg’sche [Carl Joachim v. Karberg; BW] Regiment 1638 auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Es wurde dem Obersten der Proceß gemacht, derselbe verhaftet und kassirt. Aehnlich machte es der Oberst Rüdiger v. Waldow [Rüdiger [Rötcher] v. Waldow; BW] und es ließen sich noch viele ähnliche Beispiele aufführen“. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nichts anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. OELSNITZ, Geschichte, S. 64f.: Der kurbrandenburgische Geheime Rat Adam Graf zu „Schwarzenberg spricht sich in einem eigenhändigen Briefe (22. August 1638) an den Geheimen Rath etc. v. Blumenthal [Joachim Friedrich Freiherr v. Blumenthal; BW] sehr nachtheilig über mehrere Obersten aus und sagt: ‚weil die officierer insgemein zu geitzig sein und zuviel prosperiren wollen, so haben noch auf die heutige stunde sehr viele Soldaten kein qvartier Aber vnter dem schein als ob Sie salvaguardien sein oder aber alte reste einfodern sollen im landt herumb vagiren vnd schaffen ihren Obristen nur etwas in den beutel vnd in die küch, Es gehöret zu solchen dantz mehr als ein paar weißer schue, das man dem General Klitzingk [Hans Kaspar [Caspar] v. Klitzing; BW] die dispositiones vom Gelde und vonn proviant laßen sollte, würde, wan Churt borxtorff [Konrad [Kurt] Alexander Magnus v. Burgsdorff; BW] Pfennigmeister vnd darvber custos wehre der katzen die kehle befohlen sein, wir haben vnd wissen das allbereit 23 Stäbe in Sr. Churf. Drchl. Dienst vnd doch ist kein einsiger ohne der alte Obrister Kracht [Hildebrand [Hillebrandt] v. Kracht; BW] der nit auß vollem halse klaget als ob Man Ihme ungerecht wehre, ob Sie In schaden gerieten, Man sol sie vornemen Insonderheit die, welche 2000 zu lievern versprochen vnd sich nit 300 befinden vndt sol also exempel statuiren – aber wer sol Recht sprechen, die höchste Im kriegsrath sein selber intressirt vnd mit einer suppen begossen“. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 504. Die z. T. für den gesamten Dreißigjährigen Krieg angenommene Anzahl von rund 1.500 Kriegsunternehmern, von denen ca. 100 bis 300 gleichzeitig agiert hätten, ist nicht haltbar, fast alle Regimentsinhaber waren zugleich auch Kriegs- bzw. Heeresunternehmer. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; BOCKHORST, Westfälische Adelige, S. 15ff., REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte 1. Bd., S. 413ff.
[47] Philipp Adolf v. Ehrenberg [23.9.1583 Heinsheim-16.7.1631 Würzburg], Fürstbischof, Gegenreformator u. Hexenjäger.
[48] DÜRR, Ehrenberg, S. 23. Vgl. Staatsarchiv Würzburg Militärsachen 3105 (Ausfertigung): Truchsess v. Wetzhausen an Ehrenberg, Eschwege, 1624 VII 02; ders. an Tilly, Eschwege, 1624 VII 02.
[49] DÜRR, Ehrenberg, S. 24f.
[50] Vgl. KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld.
[51] Bad Mingolsheim [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 43f. 27.4.1622: Ernst von Mansfeld schlägt die Vorhut der ligistischen Armee Tillys in der Nähe von Mingolsheim.
[52] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.
[53] Muskete [schwed. musköt, dän. musket]: I. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, 1. Bd., S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung hatten jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete mit Forquette (Stützgabel), Bandelier und Kugelform kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5-4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm]. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Bis 220 Meter konnte man noch unter günstigen Voraussetzungen eine Trefferquote von 25 % erzielen. ENGERISSER, Von Kronach, S. 552: „Ab ca. 200 m Entfernung waren Musketenschüsse unter normalen Feldbedingungen gegen gepanzerte Soldaten praktisch ohne Effekt und ab 300 m verursachten sie gegen Ungepanzerte auch nur noch Prellschüsse. Die maximalen Schussweiten mit einer gut passenden und verdämmten Kugel lagen bei 350-400 m, d. h. nach spätestens 400 m senkte sich eine waagrecht abgeschossene Kugel in den Boden“. Vgl. „Luntenschloßmuskete, Suhl um 1630“. Online verfügbar unter: engerisser.de/Bewaffnung/Luntenschlossmuskete.html. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. II. Es gab auch Jagdmusketen mit kleinem Kaliber und langem Lauf, die von Scharfschützen verwendet wurden. Zum Teil machte man aus Unberittenen Dragoner, in denen man ihnen Musketen gab. SCHWARTZ, Die Neumark, S. 52. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Der Preis für eine Muskete lag je nach Qualität zwischen 4 und 6 Rt., also zwischen 6 und 9 fl.
[54] Ludwig I. Fürst v. Anhalt-Köthen [17.6.1579 Dessau-7.1.1650 Köthen]. Vgl. KRAUSE, Gottlieb, Ludwig, Fürst zu Anhalt-Cöthen und sein Land vor und während des Dreißigjährigen Krieges. 3 Bände. Köthen und Neusalz 1877-1879; KRAUSE, Urkunden, Aktenstücke und Briefe, Bd. 1-5. Vgl. Genealogie der Fürsten von Anhalt um die Zeit Christians II. von Anhalt-Bernburg (1599–1656), unter: http://diglib.hab.de/edoc/ed000228/start.htm: Digitale Edition und Kommentierung der Tagebücher des Fürsten Christian II. von Anhalt-Bernburg (1599-1656). in: Editiones Electronicae Guelferbytanae. Wolfenbüttel 2013.
[55] Bielefeld; HHSD III, S. 73ff.
[56] Herford [LK Herford]; HHSD III, S. 312ff.
[57] Wolfgang Günther [um 1578 Paderborn-1628 Ziegenhain], hessen-kasselischer Politiker.
[58] Moritz Landgraf v. Hessen-Kassel [25.5.1572 Kassel-15.3.1632 Eschwege].
[59] Hure: Eine Infamie mit der schandbarsten Wirkung überhaupt, da die Betreffende als außerhalb der ehrbaren christlichen Gesellschaft stehend diffamiert wurde. Vgl. DANCKERT, Unehrliche Leute, S. 146ff. Bei allen Heeren fand sich in der Regel eine große Anzahl Huren oder Gelegenheitsprostituierte aus den unteren sozalen Schichten, aus Existenznot in den Feldlagern lebten. Der Rothenburger Chronist Dehner 1629; HELLER, Rothenburg, S. 44: „3. May sind 5000 Sold. ankommen von Schweinfurt; hatten 200 Huren und viel Buben und Troß bey sich, sind unter der Predigt beim Galgenthor fürübergezogen, je 5 in einem Glied und allemahl 5 Fahnen miteinander, die Weiber und Trossen haben auch ihrenn sondern Fahnen gehabt, dass ganze Volck ist alles in grün Cosacken gangen, sind aufs Schwabenland zu gezogen in Italiam“. Vgl. die Darstellung des Marktbreiter Pfarrers Ammon (15.8.1633): „15. Aug., da ist der deutschen Amman Tochter öffentlich zur Huren gemacht und mit Steinen ausgeworfen zu Obernbreit und hierdurch, mit Weiden gepeitschet, ins Wasser gesprenget und ist ganz nakkend in der Bulleiten zum ärgerlichen Spectacul, unwissend der Geistlichen, gesessen“. DANCKERT, Unehrliche Leute, S. 146ff. Vgl. die Chronik des Johann Philipp Mohr; WAAS, Chroniken, S. 246: „Haben meine Herrn durch Kaspar Drappen und dem Herrn Schultheißen seine Richter [Gerichtsbüttel] Lorenz Doppels, Apodeckers seine Wittib, aus der Stadt geboten Hurerei halben, und auch hat sie die Franzosen [Syphilis] gehabt. Item Meister Eckhardt, Neilschmitt [Nagelschmied], hat man aus der Stadt getrieben Hurerei halben. Item einer Wittfrau (des Weißbender, der Pfördner am äußersten Mainzer Thor war, der bei Petterweil ist erschlagen worden), daß sie Hurerei mit Soldaten getrieben hat, ist ihr der Stadt verwiesen woerden“. „Staupbesenhure“ (1766) vereinigte gleich zwei Diffamien in sich; TITZ-MATUSZAK, Starke Weibs-Personen, S. 19. Vgl. die Beschwerden der Stadt Konstanz (1633) über die kaiserliche Garnison; BEYERLE, Konstanz, S. 28: „Das unnütze Gesindel der Huren und Buben wird nit abgeschafft, sondern bei täglicher Annehmung neuer Soldaten, so mit vielen Weibern und Kindern behängt sind, wird der Burger genötigt, neben den einquartierten Soldaten auch diese zu verköstigen, wie dann von solchen verarmten Untertanen mit ihren Weib und Kindern zu allhiesiger Stadt samt ihren gesamten Haushaben großer Zulauf ist, so dass sich zur Zeit uf die 350 Personen an Soldatenweibern und Kindern salvo honore Huren und Buben unter allhiesiger Garnison aufhalten“. Der Hurenwebel führte die Aufsicht über die zahlreichen Prostituierten des Trosses, die sich in 4 Klassen einteilen lassen: „Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ und „Huren“. Teilweise wurden Bürger, die sich als „Hurenführer“ betätigten, mit Ruten ausgestrichen. SCHORER, Memminger Chronick, S. 135 (März 1629). Die in den Städten zurückgebliebenen Prostituierten wurden zumeist vom Rat aus der Stadt geschafft; MÜHLICH; HAHN, Chronik, S. 543. In der spanischen Flandern-Armee gab es pro Kompanie von 200 Mann 4-8 Prostituierte, die als Waschfrauen geführt wurden; PARKER, The Army of Flanders, S. 175f. Nach der Kapitulation der Kaiserlichen 1632 in Zwickau rückten angeblich 1150 Infanteristen, 800 Kavalleristen (zumeist Kroaten), 2100 Huren und Troßbuben ab; HERZOG, Chronik von Zwickau 2. Bd., S. 427.
[60] Wippgalgen [Schneller, Schnerr]: Schnellgalgen, oben mit einem Korb versehen, in dem der Delinquent in das nahe Gewässer mehrmals getaucht oder auch aufs Geratewohl hineingeschleudert wurde. => Strapekorde.
[61] Verweisung: Verweisungsstrafen waren in der Frühen Neuzeit regional übergreifend lange Zeit „die zentrale Sanktionierung peinlicher Vergehen“; LUDWIG, Strafverfolgung, S. 205. Die Verweisung aus der Stadt und den Stadtdörfern war zumeist verbunden mit körperlicher Züchtigung. Sie konnte auf zeitlich begrenzte Dauer oder aber auf Lebensdauer ausgesprochen werden. Für die Ausgewiesenen bedeutete sie den Verlust der Heimat und zumeist auch ihrer Existenz, im Winter möglicherweise den Tod, so dass immer wieder die Rückkehr versucht wurde. JORDAN, Mühlhausen, S. 33: “Den 25. April sind Peter Schmidts Töchter zum Frauenthore hinausgestäupt worden und sind zum Ammerthore wieder hereingekommen. Da sind sie wieder eingesetzt worden und haben müssen 1 Stunde am Halseisen stehen, dann sind sie den Steinweg hinunter geführt worden, und hat der Schindersknecht vorweg trommeln müssen”. WAGNER, Pforr, S. 126: “Den 13. Febr: [1634; BW] hat eine dirne, Maria N. genant, daß vierte hurenkind gebohren und alß bey der gebuhrt niemand bey ihr geweßen, hat die mehren daß kind alsobalden zwischen zwei heußern in einen engen winckel geworffen, der meinung, daß kind hierdurch umbs leben bringen. Alß aber solcher fall dem kind nichts geschadet, sondern die nachtbarn daß kind hören schreyen, haben sie daßelbe gelangt und zur H. Tauff gebracht und <ist es> einem weib zu seigen ubergeben word[en]. Dieser unchristlichen thatt wegen ist solche lose tirn eingezogen und nach 12 wochentlicher gefengknuß mitt ruten außgestrichen und ewig deß lands verwießen worden. Und alß man sie außgejaget, hat sie uberlaut Michel Koel, garkoch alhier, außgeschrien, das er deß kindsvatter wehre und sie in dieses unglügk brachte”. JORDAN, Mühlhausen, S. 242: “Den 11. Sept. [1624; BW] ist Anna Gerlach des Gerichts ihr Lebtag verweiset worden, sie saß 16 Wochen gefangen, weil sie mit Hans Kuleichsmüller Unzucht getrieben hat und mit ihm ein unehelich Kind gezeuget, welches man in ihrem Kasten unter den Kleidern tot aufgefunden hat, so ist es unter das Rathaus getragen worden und zu St. Blasii begraben”. Einen hohen Anteil an dieser quantitativ wohl bedeutendsten strafrechtlichen Sanktion hatten gerade Angehörige der Unterschicht und der Randgruppen.
[62] WOLFF, Feldpostbriefe, S. 486.
[63] STORCH, Eine kurtze Beschreibung, S. 36.
[64] Schlacht bei Lutter am Barenberge am 27.8.1626: Sieg der kaiserlichen Truppen unter Tilly über das dänische Heer unter König Christian IV. und seine protestantischen Verbündeten, die bis auf die Herzöge von Mecklenburg von ihm abfielen. Die Dänen verloren etwa 6.000 Mann, 2.500 gerieten in Gefangenschaft. Zu Beginn der Schlacht waren beide Armeen etwa 19.000 Mann stark. Die genauen Verluste sind nicht mehr feststellbar. Die Dänen dürften etwa 4.000 Tote und Verwundete, 3.000 Gefangene, etwa 100 Fahnen und Standarten, dazu die gesamte Artillerie und einen Großteil ihrer Bagage verloren haben. LAHRKAMPS Angaben, Bönninghausen, S. 246 (8.000 Tote), liegen eindeutig zu hoch, wie auch der Bericht Maximilians I. an Wallenstein, der u. a. von 10.000 Erschlagenen (!) sprach; KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, Nr. 317, S. 145. Das zeitgenössische Flugblatt »Kurtze[r] vnd einfältige[r] […] Bericht« spricht von 6.000 Toten und 2.000 Gefangenen. Tillys Verluste lagen wohl deutlich unter 1.000 Mann. MELZNER, Schlacht bei Lutter am Barenberge; VOGES, Schlacht bei Lutter am Barenberge; LICHTENSTEIN, Die Schlacht (2. Aufl.); VOGES, Neue Beiträge, Chronik; KLAY, 27./17. August; http://www.wolfgangroehl.de/Lutter/Die_Schlacht_bei_Lutter_am_Barenberge–27August1626.pdf.
[65] Christian IV. König v. Dänemark [12.4.1577 Schloss Frederiksborg-18.2.1648 Schloss Rosenborg/Kopenhagen]. Vgl. HEIBERG, Christian 4; HEIBERG, Christian 4. – en europæsk statsmand; FINDEISEN, Christian IV.
[66] Obristleutnant [schwed. Överstelöjtnant, dän. oberstløjtnant]: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] und 150 fl. bezog – in besetzten Städten (1626) wurden z. T. monatlich 400 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 – , in der brandenburgischen und dänischen Armee Armee sogar 300 fl. KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 320 Rt. monatlich zu. Dazu kam sein Anteil an der Beute, der pro 1.000 Rt. 16 Rt. 39 Albus betrug; HOFMANN, Melander, S. 156. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian I. hatte Tilly den Ersatz der „unkatholischen“ Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann oder Rittmeister einer Kompanie, wofür er ein zusätzliches Einkommen bezog, so dass er bei Einquartierungen und Garnisonsdienst zwei Quartiere und damit auch entsprechende Verpflegung und Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[67] Leibregiment: Als Leibregiment wurde im 17. Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich, in Dänemark und in Schweden diejenigen Regimenter bezeichnet, deren Inhaber der regierende Landesherr war. Ihm standen zudem die sich daraus im Rahmen der Regiments- bzw. Kompaniewirtschaft ergebenden Einnahmen zu. Ein Leibregiment hatte daher eine grundsätzlich andere Funktion als die Leibkompanie eines Obristen. Zudem waren in der Regel die Ausstattung und Verpflegung besser als in anderen Regimentern bzw. wurden von den Neugeworbenen eingefordert.
[68] Goslar; HHSD II, S. 174ff.
[69] LICHTENSTEIN, Die Schlacht bei Lutter, S. 152.
[70] LAMMERT, Geschichte der Seuchen, S. 76, 93.
[71] ZEIT- UND GESCHICHTSBESCHREIBUNG DER STADT GÖTTINGEN, Erster Teil, S. 177ff.
[72] LICHTENSTEIN, Die Schlacht bei Lutter, S. 156.
[73] Peine [LK Peine]; HHSD II, S. 377ff.
[74] Gemeint ist Peine [LK Peine]; HHSD II, S. 377ff.
[75] WESTENRIEDER, Denkwürdigkeiten, S. 161.
[76] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf.
[77] Dr. Conrad Jordan [10.11.1591 Bockenem-23.10.1659 Hildesheim], Chronist, seit 1620 Arzt, seit 1629 in Hildesheim wohnhaft, ab 1635 mehrfach Ratsherr, Stadtarchivar; SCHLOTTER, Acta; SCHLOTTER, Hans, Der Rat der Stadt Hildesheim von 1300-1634, in: Norddeutsche Familienkunde Heft 4, 1986, S. 581-585; SCHLOTTER, Hans, Die Bürgermeister und Ratsherren der Stadt Hildesheim 1147-1634, in: Norddeutsche Familienkunde Heft 3, 1979, S. 551-558.
[78] Muss natürlich heißen General(feld)wachtmeister [schwed. generalmajor]: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, auch den „General(feld)wachtmeister“, den untersten Generalsrang im ligistischen Heer. In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten und verwandtschaftlichen und sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. So erhielt er pro 1.000 Rt. Beute u. Ranzion 33 Rt. 26 Alb. Anteil; HOFMANN, Peter Melander, S. 155 . Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig. Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen und dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden und Regimenter im Felde und beim Marsch.
[79] SCHLOTTER, Acta, S. 16.
[80] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[81] Kanne: 1 Kanne = 1,7175 Liter.
[82] Alantwein: Die Römer verwendeten Alant als Arznei und Genusspflanze. Im Mittelalter erfolgte die Verbreitung in die Gärten Mitteleuropas. Alant wurde erstmals in der „ Physika“ der Hildegard von Bingen erwähnt. Im 16 Jahrhundert war die Pflanze dann schon weit verbreitet, die medizinische Anwendung erfolgte hauptsächlich in Form des Alantweines und galt als Allheilmittel gegen viele Krankheiten des Magens, der Brust, des Kopfes. Alantwein wurde auch gegen die Pest eingesetzt.
[83] SODEN, Kriegs- und Sittengeschichte, 2. Bd., S. 394.
[84] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2370, fol. 76 (Konzept): Maximilian I. an Tilly, 2.2.1627.
[85] Schmalkalden [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 387ff.
[86] Stab: die Gesamtheit der höheren Offiziere eines Heeres (Generalstab) oder Heeresteils (Regimentsstab). Dazu gehörte auch der Feldgeistliche des Regiments. Die Bedeutung ergibt sich metonymisch: Der Stab war das Zeichen der Amts- und insbesondere der militärischen Obergewalt. Der „Unterstab“ umfasste dagegen die rangniedrigeren Dienstränge. Je nach Rang wuchs auch der Umfang des Stabes Stab: die Gesamtheit der höheren Offiziere eines Heeres (Generalstab) oder Heeresteils (Regimentsstab). Dazu gehörte auch der Feldgeistliche des Regiments. Der „Unterstab“ umfasste dagegen die rangniedrigeren Dienstränge. Je nach Rang wuchsen auch der Umfang des Stabes und damit die Belastung bei Einquartierungen. Vgl. die Lebensmittelmengen, die der Stab Piccolominis 1635 in Dülken beanspruchte; ARBEITSGRUPPE VIERSEN, S. 90.
[87] Leibkompanie: Mit Leibkompanie oder Obrist-Kompanie wurde im 17. und 18. Jahrhundert die erste Kompanie eines Regiments bezeichnet. Der Obrist und Inhaber des Regiments war gleichzeitig Inhaber der Leibkompanie, was ihm durch die Kompaniewirtschaft zusätzliche Einnahmen verschaffte. Das gleiche galt für die Kompanie (Oberstleutnants-Kompanie), deren Inhaber sein Stellvertreter (Obristleutnant) war, später auch für die Kompanie eines Majors (Majors-Kompanie). Diese Kompanien wurden aber tatsächlich geführt von einem Kapitänleutnant oder StabsKapitän, die im Rang unter einem Hauptmann standen, der gleichzeitig Inhaber einer Kompanie war [wikipedia].
[88] Kapitänleutnant [schwed. kaptenslöjtnant, dän. Kaptajnløjtnant]: Der Kapitänleutnant war der Stellvertreter des Kapitäns. Der Rang entsprach dem Hauptmann der kaiserlichen Armee. Hauptmann war der vom Obristen eingesetzte Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig und die eigentlichen militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.
[89] Hans Jakob Miner [Myner] [ – ], ligistischer Kapitänleutnant.
[90] Einquartierung: Die kostenaufwendige Einquartierung von Truppen versuchten die Betroffenen oder ihre Vertreter nach Möglichkeit durch „Verehrungen“ bei den zuständigen Kommandierenden, Kriegskommissaren und Quartiermeistern abzuwenden. Gelang das nicht, so wurden je nach Rang, Vermögen und Steueraufkommen und auch der Religionszugehörigkeit der Betroffenen Mannschaften und Pferde in die Häuser eingelegt, wobei die Soldaten die besten Räume für sich in Anspruch nahmen. Billette (Einquartierungszettel) sollten zwar Unterkunft, Verpflegung (oder ersatzweise Geldleistungen) der Soldaten und Abgabe von Viehfutter durch ihre „Wirte“ regeln, was aber nicht nur zu Streitigkeiten in der Bürgerschaft selbst, sondern auch unter den Soldaten führen musste. Ausgenommen von der Einquartierung waren in der Regel bei eigenen Truppeneinlagerungen Kleriker (aber nicht deren Klöster), Universitätsangehörige, Bürgermeister, Ratsherrn, Apotheker, Ärzte und Gastwirte. 50-75% Anteil in Bezug auf die Bevölkerungszahl galt es verkraftbar. Auf die Beschwerden der Bürgerschaft wurde die Einquartierung durch den Rat der Stadt „als eine gerechte und für eure vielfältigen Sünden wohl verdiente Strafe Gottes“ bezeichnet; BORKOWSKY, Schweden, S. 20. Nach dem Überlinger Dr. Pflummern; SEMLER, Tagebücher, S. 393 (1642); sind „dise völckher zu roß vnd fůß nicht darumb zu vnß kommen, vnß oder daß land vor dem feind zu sichern, oder gegen denselbigen sich im veld sehen zu lassen, sonder allein hinder den mauren oder vnderm tach den bauch vnd seckhel zu füllen vnd alßdan den weeg weitter zu nemmen vnd vnß dem feind zum raub zu hinderlassen“. In den Quartieren gab es zudem Mord und Totschlag unter den Mannschaften, gewalttätige Übergriffe gegen Bürger und Bauern waren trotz errichteter Quartiergalgen und hölzerner Esel alltäglich. Teilweise wurde sogar Quartiergeld für die von Offizieren mitgeführten Hunde verlangt; SODEN, Gustaph Adolph III, S. 359. Teilweise wurde auch der Abzug vorgetäuscht, um Abzugsgelder zu erpressen; TRÄGER, Magister Adrian Beiers Jehnische Chronika, S. 60. Der protestantische Schuhmacher Bellinckhausen über die kaiserlichen Truppen in Osnabrück (1630); BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 36: „Was denn inquartirten soldaten bey uns thut anlangen, ist ein gottlos diebisch und mordrisch volck, stehlenn jeymlich und rauben offenbar, saufen und fressen, dominirn tag und nacht, spielen und doblen, parten und beuten, ruffen und jautzen, schießen und morden sich unter andern, schlagen sich mit den burgern, verfuhrn der burger weiber und kinder und haben manig magd zur hurn gemacht. Die burger konnen bey abendts oder nacht zeyt nicht uber die straßen gehen. Sie schlagen dieselben, habe auch solchs zweymall von dem gesind leyden m mußen“. Beschwerdeschreiben Wernigerodes über Hamiltons Schotten (1632); NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 108.: „die hier liegenden Schottischen Soldaten wollten mit ihren Wirthen und deren Lägern nicht zufrieden sein, trieben die Leute aus ihren Ehebetten, brächten Gesellschaft mit, gingen mit Sporen und Stiefeln zu Bett, aus denen sie dreitätige Kindbetterinnen jagten. Würde ihnen etwas gesagt, prügelten sie die Leute; sie vernichteten ihrer Wirthe Handwerkszeug. Kein Quartier sei ihnen gut genug, sie wollten stattliche Palatia haben. Wären die Wirthe nicht zu Hause, schlügen sie die Thüren ein. Der Oberste perturbire den Magistrat in seinen, indem er die Preise der Dinge vorschreibe, unter den Vorgeben, der Rath setze sie ihm zum Tort so hoch. Wollte man diese Waren für diese Preise nicht hingeben, so drohte er, sie gerade wegzunehmen“. Eine längere Einquartierung konnte den Ruin ganzer Gemeinden und Städte bedeuten. Zudem wurden die Quartiere verwüstet. So der Abt Friesenegger von Andechs über die einquartierten katholischen „welschen“ Truppen Ferias (Winter 1634): „Das Dorf stand ganz in Unflat, und Wüste, alles zum Grausen, und für Menschen unbegreiflich. In den Häusern wie auf den Gassen lagen nichts als abscheuliche Lumpen, zerschlagener Hausrat, Köpfe, Füße, und Gedärme von verzehrten Pferden, Menschen Unrat, und mehrere Toten Körper. In den Häusern waren nur Stuben, Kammer und Kuchl bewahret, das übrige davon hatte ein Dach, keinen Mantel, keine Mittelwand, keinen Balken, und meistens standen dieselben nur auf vier Säulen. Die Zäune, Planken, und schönste Obstbäume in den Gärten waren alle verbrennet. Auch aller Hausrat von Bänken, Kästen, Bettstätten, Geschirren, und die Baufahrnisse von Wägen, Pflügen, und was immer von Holz war, ging in den Flammen auf. Selbst in beiden Kirchen war ein Greuel zu sehen. Türen, und auch Fenster waren zerbrochen. Alles, was darin aufbewahret, und zum Gebrauch war, wurde geraubet. In der Frauenkirche brannten sie wenigst die letzte Woche eines, und in der Pfarrkirche stets 2 Feuer. Alles hölzerne Kirchengerät mußte hierzu dienen. Das Gemäuer war voll Rauch und Ruß, und der Boden voll Unrat. Auf dem Friedhofe konnte man vor Menschen-Unflat keinen Fuß mit Ehren setzen, und die Sakristei brauchten sie für ihr geheimes Ort. In der Kirche zu U. L. Frau lagen auch 4 unbegrabene Toten-Körper, die man außer der Kirche auf der Nordseite, wo schon mehrere lagen, in ein Grab zusammen warf“. Auch der Abzug musste je nach Vermögen erkauft werden (1644): „Zum Abzuge mußte dem Obristen von jedem Pfluge 20 Rtlr. und das beste Pferd gegeben werden.“ WALCZOK, Barsbüttel, Gott und die Welt. Vgl. den Bericht der Kapitelherren in Zeitz (1635), BORKOWSKY, Schweden, S. 65: „Keine Brauerei, keine Krämerei ist mehr im Stift, keine Feldbestellung, kein Ackerpferd, keine Kuh, kein Kleinvieh. Hie und da müssen sich Manns- und Weibspersonen in die Pflüge und Eggen spannen – was sonst nur als barbarische Grausamkeit aus der Türkei berichtet war. Häuser und Hütten stehen ohne Dach. Die Menschen haben keine Kleidung mehr. Viele sind im Winter erfroren, andere an Hunger, Krankheit und Mangel an Arznei dahingestorben. Die Leichen liegen unbegraben. Weiber und Kinder fallen den Kommunen zur Last. Viele Bürger laufen zu den Soldaten über. Die Kirchen- und Schuldiener können nicht mehr besoldet werden. Die Jugend bleibt unerzogen. Hospitäler und Armenhäuser werden nicht mehr unterstützt. Viele Menschen sind so jämmerlich gekleidet, dass sie sich nicht getrauen, zum Gottesdienst und zum Abendmahl zu gehen …“ VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. Leipzig 1643; VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 609: „Den 2 Augusti hat sich ein 70jähriger Mann / Richter zu Zwey Nauendorff / aus Furcht / weil er von dem Käyserlichen Anmarch gehöret / selbst erhencket“.
[91] Georg II. Landgraf v. Hessen-Darmstadt [17.3.1605 Darmstadt-11.6.1661 Darmstadt]; „Hessen-Darmstadt, Georg II. Landgraf von“, in: Hessische Biografie <http://www.lagis-hessen.de/pnd/118884352> (Stand: 8.3.2012). Vgl. DIEHL, Georg II.; BECK, Die Neutralitätspolitik Landgraf Georgs II.; WACHENDORFER, Möglichkeiten und Grenzen.
[92] WAGNER, Pforr, S. 101.
[93] Hans Wolf Freiherr v. Salis [1597-6.4.1640 Wismar], kurbayerischer Obrist, kurbayerisch-kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[94] Servis, Servitien: Servis war das Holz, das Licht und die Liegestatt (Heu und Streu), die ein Hauswirt den bei ihm im Krieg einquartierten Soldaten zu gewähren hatte, sowie die Steuer dafür. Im Niedersächsischen kam noch Salz dazu. Im Anhaltischen hieß es dagegen; KRAUSE, Urkunden Bd. 4/1, S. 78 (1637): „bloße Servisen, Namentlich Betten, Bettgewand, Hand- vnd Tischtücher, Holz, Salz, Licht und Eßigk“. Darüber hinaus wurden verbotener Weise auch Kleidung und Ausrüstung sowie zahlreiche Gänge an Essen und Trinken eingefordert bzw. erpresst, da dem einfachen Soldaten von der Verpflegungsordnung her nur 2 Pfd. Brot (zu 8 Pfg.), 1 Pfund Fleisch (zu 16 Pfg.) und 1 Kanne Dünnbier (2,02 Liter zu 8 Pfg.) zustanden. Selbst diese Grundration wurde in Krisensituationen noch gekürzt. In der schwedischen Armee nannte man Servis auch „Tractament“. Der Servis und die Fourage mussten von der betreffenden Garnisonstadt aufgebracht werden und waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff.
[95] WAGNER, Pforr, S. 101.
[96] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Feldmarschall u. Generalleutnant. 1606 Eintritt in spanische Dienste, 1615-1617 Teilnahme am Friaulischen Krieg, 1618 Beförderung zum Hauptmann, Kommandant von Riva und Bekanntschaft mit Johann von Aldringen. Durch dessen Vermittlung 1629 Wechsel aus kurbayerischen in kaiserliche Dienste, nachdem Gallas die Festnahme wegen Unbotmäßigkeiten und Erpressungen angedroht worden war. Am 18.7.1630 zusammen mit Aldringen Beteiligung an der Plünderung Mantuas, wo er (nach heutigen Begriffen) ein Millionenvermögen erbeutete. Am 10.3.1632 Erhebung in den Reichsgrafenstand, am 13.10.1632 Ernennung zum kaiserlichen Feldmarschall, im September 1633 zum Generalleutnant unter Wallenstein. Zusammen mit Aldringen und Piccolomini betrieb Gallas die Entlassung Wallensteins. Am 24.1.1634 Übernahme des Oberbefehls über das kaiserliche Heer, nach Wallensteins Ermordung, deren Planung und Durchführung er Piccolomini überlassen hatte, erhielt er dessen Herrschaft Friedland. Am 5./6.9.1634 hatte Gallas entscheidenden Anteil am Sieg über die Schweden bei Nördlingen. Sein schlechter Ruf als Trinker und Spieler sowie glücklos verlaufene Feldzüge wie im Winter 1633 in Schlesien, 1635/1636 in Lothringen, 1637 gegen Johan Banér und im Winter 1644 im Rückzug vor Lennart Torstensson brachten ihm bis heute den Ruf eines “Heeresverderbers” ein. Im November 1639 wurde Gallas entlassen, anschließend erneut berufen, im Januar 1645 wiederum entlassen, um dann von Dezember 1646 bis zu seinem Tod letztmalig das Kommando zu übernehmen. Vgl. REBITSCH, Gallas I; REBITSCH, Gallas II; BECKER, Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[97] Liga: Die Liga war das Bündnis katholischer Reichsstände vom 10.7.1609 (vgl. ERNST; SCHINDLING, Union und Liga) zur Verteidigung des Landfriedens und der katholischen Religion, 1619 neu formiert, maßgeblich unter Führung Maximilians I. von Bayern zusammen mit spanischen und österreichischen Habsburgern an der Phase des Dreißigjährigen Krieges bis zum Prager Frieden (1635) beteiligt, danach erfolgte formell die Auflösung. Das bayerische Heer wurde Teil der Reichsarmada. Zur Liga-Politik vgl. KAISER, Politik, S. 152ff.
[98] Julius Graf v. Witzleben [Wizleben, Winzleben ?] [um 1590-16.11.1632 bei Lützen], kaiserlicher Obristleutnant.
[99] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2383, fol. 361‘ (Ausfertigung): Tilly an Maximilian I., 17.3.1629.
[100] Gottfried Heinrich Graf v. Pappenheim [8.6.1594 Treuchtlingen-16.11.1632 bei Lützen], ligistischer u. kaiserlicher General. Vgl. STADLER, Pappenheim.
[101] Briefe und Akten 2. Bd., 4. Teil, S. 317.
[102] Briefe und Akten 2. Bd., 4. Teil, S. 342.
[103] Vgl. dazu auch KAISER, Neuwerbungen im Regiment Witzleben; KAISER, Das Ende des Regiments Witzleben; KAISER, Nach der Abdankung des Regiments Witzleben.
[104] Stade; HHSD II, S. 432ff.
[105] Eroberung Magdeburgs: Magdeburg, eines der wichtigsten Symbole protestantischer Freiheit in Deutschland, wurde am 20.5.1631 nach mehr als halbjähriger Belagerung durch die kaiserlich-ligistischen Truppen unter den FeldmarschällenTilly und Pappenheim erobert, geplündert und zerstört. Das Ereignis trug maßgeblich dazu bei, dass Magdeburg publizistisch zum „heroischen Erinnerungsort des protestantischen Deutschland“ aufgebaut wurde (MEDICK, Ereignis, S. 378). Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2397, fol. 621-621′: Auisen aus Salze, 1631 V 20; Beilage zu fol. 617ff. (Ausfertigung): Adam Ernst von Hagstorf an Maximilian I., Donauwörth, 1631 V 31: „Es ist solches Elend, grösser als Sodom und Gomorrha anzusechen gewest, die leüth haben in der grossen gluet oben zue den thurmen heraus gesechen, ist aber khein hilf gewest“. So schrieb der bayerische Kriegskommissar Adam Ernst von Hagstorf nach dem ligistischen finalen Sturmlauf auf Magdeburg und der Vernichtung der Stadt 1631. Der gewöhnlich gut unterrichtete Kriegskommissar bestätigte in seinem Bericht an Maximilian I., (Bayerisches Hauptstaatsarchiv Kurbayern München Äußeres Archiv 2397, fol. 620-620′ (Ausfertigung): Adam Ernst von Hagstorf an Maximilian I., Donauwörth, 1631 V 31), dass, als „die burger am widerstandt verzweiflethen, sie selber Feuer gelegt hätten“. Im Bericht des Wolf von Mansfeld für Kaiser Ferdinand II. hieß es; Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 92/I, fol. 319-319′ (Ausfertigung): Wolf von Mansfeld an Ferdinand II., Magdeburg, 1631 V 21: „vnd obwohl dises fewr anfenglich villeicht were zu dempffen gewesen, hat man doch kein volckh bey bringen können, dan die soldaten sich aufs plindern begeben“. Gronsfelds Obsession gegen den Konvertiten Pappenheim und Vorgesetzten veranlasste ihn, ihm in seinen Erläuterungen zu WASSENBERGS „Florus“ von 1647, S. 203, die Schuld an der Vernichtung Magdeburgs durch bewusste Brandlegung zu geben: „Daß die Bürger die Stadt angezündet / ist der Warheit nicht gemäß / sondern es hat der Pappenheimb seliger mir selbsten bekant / daß er es selbst gethan hätte / vnd solches auß Versehen / daß der Feind ein Hauß recht an dem Ort eingenommen / wo er Pappenheim vber den Wall kommen / in die Stadt / dannenhero er ein Hauß hart darbey anzünden lassen / damit der Feind das andere verlassen müste / vnnd den eintringenden nicht so viel Schaden zufügen künte“. Khunig, Maximilians I. Agent in Prag, hatte von 20.000 Toten in den Kellern und Gewölben Magdeburgs berichtet, die „nit anders als gebratnes fleisch ausgesechen“ hätten. Bei der Siegesfeier habe Tilly den Soldaten „etlich tonnen pier“ ausgeschenkt. Nicolaus Franziskus Khunig, bayerischer Agent in Prag, an Maximilian I. von Bayern, Prag, 1631 VI 07; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 260, fol. 30-31 (Ausfertigung). – Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[106] Ernst Casimir I. Graf v. Nassau-Diez [22.12.1573 Dillenburg-2.6.1632 Roermond].
[107] Dietrich v. Falkenberg [um Ende 1588 Herstelle-20.5.1631 Magdeburg], schwedischer Obrist, Hofmarschall, Kommandant v. Magdeburg.
[108] WITTICH, Magdeburg 1. Bd., S. 50; WITTICH, Magdeburg 2. Bd., S. 3-4.
[109] Diversion: Ablenkungsmanöver, Vorstoß auf einem Nebenkriegsschauplatz, unerwarteter Angriff.
[110] WITTICH, Magdeburg 1. Bd., S. 48ff. Anmerkung WITTICHS: „Hervorzuheben aus Wahll’s Briefen wäre sonst noch, dass auch er das Verbrennen der Menschen in den Kellern (als unmittelbare Folge von Falkenberg’s vermeintlicher Brandstiftung) aufs nachdrücklichste bestont, daß auch ihm die Zahl der durch’s Schwert Umgekommenen gering dünkt im Vergleich zu den durch’s Feuer Umgekommenen: allein in den Kellern sollen ‚wie man vermeinet‘, über 12,000 erstickt sein“.
[111] 1. Schlacht bei Breitenfeld am 17.9.1631: Schlacht bei Breitenfeld (nahe Leipzig) am 17.9.1631, in der das Heer der katholischen Liga unter Tilly durch die Schweden unter Gustav II. Adolf und die mit diesen vereinigte sächsische Armee unter Kurfürst Johann Georg I. eine vernichtende Niederlage erlitt. HAPPES Zahlen in der „Thüringischen Chronik“ mit 40.000 Mann auf beiden Seiten [mdsz, I 207r] liegen deutlich zu hoch: Auf kaiserlich-ligistischer Seite dürfte von 8.000 Toten, 6.000 Verwundeten, 3.000 Gefangenen und 3.000 auf der Flucht Umgekommenen auszugehen sein, auf der Gegenseite waren 3.000 Sachsen und 2.000 Schweden ums Leben gekommen. Zeitgenössische Flugschrift „Relation / vnd nunmehr recht gründlicher Bericht / von dem Grossen Haupt Treffen vnd Grimmigen Schlacht so … den 7. Septbr. Anno 1631 zu Breitenfeld … gehalten. 1631″, zitiert bei RUDERT, Kämpfe, S. 74: „Die Todten liegen von Leipzig an biß auf die Hohe Leine / seynd noch viel lebendige vnter den Todten / denen Hände vnd Füsse abgeschossen seyn / bitten umb das Jüngste Gericht man soll sie nur todt schiessen / daß sie ihrer Marter loß kommen / wollen sie sich laben / müssen sie Christen Blut trincken“. Der protestantische Schuhmacher Rudolf von Bellinckhausen 1632 über die Lage nach der Schlacht im kaiserlich besetzten Osnabrück; BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 194: „Als Gott der Herr fur dießer zeyt wie noch itzundt auf diesem heutigen tag und stundt gute victoria durch seinen werck zeugenn Koniglich May[estät] in Schwedn, den h[errn] Churfursten von Sachsen, h[errn] Landgraffen [Wilhelm V.; BW] von Heßenn geben, dafur wir Gott hoch lobenn und danckenn sollenn, darmit die feynde der warheyt und tyrannen der armen christlichen kirchen itzt gesturtzet und gedempfet werdenn. Dannoch die h[errn] Jesuiten mit ihrer gantzn h[heiligen] societet, mit schulern und studentenn wie auch munchs orden und Papistenn, betenn und singenn alle tag in ihrenn kirchenn, Gott wollte den ihrn victorii geben“. Vgl. THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 432ff.
[112] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer.
[113] Generalmajor [schwed. generalmajor, dän. generalmajor]: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant.
[114] General(feld)wachtmeister [schwed. generalmajor]: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, auch den „General(feld)wachtmeister“, den untersten Generalsrang im ligistischen Heer. In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten und verwandtschaftlichen und sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. So erhielt er pro 1.000 Rt. Beute u. Ranzion 33 Rt. 26 Alb. Anteil; HOFMANN, Peter Melander, S. 155. Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig. Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen und dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden und Regimenter im Felde und beim Marsch.
[115] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.: “Amberg, durch Eisenerzbergbau reich geworden, leistete sich eine gigantische Stadtbefestigung. Sie muss in der damaligen Zeit so furchteinflößend gewesen sein, dass sie bis 1703 (im Spanischen Erbfolgekrieg wurde Amberg nach mehrwöchiger Belagerung durch kaiserliche Truppen besetzt) nie ernsthaft belagert wurde. Über 100 Türme und mehrere Kilometer zweireihige Stadtmauern beschützten die Amberger. Die ganze Stadt wurde durch den stets gefüllten und aufgestauten Stadtgraben zu einer Wasserfestung. Der Bürgermeister Michael Schwaiger schrieb in seiner Chronica Amberg 1564: „München seyn die schönst, Leipzig die reichist, Amberg die festeste Fürstenstatt‘“ [wikipedia].
[116] Plünderung: I. Trotz der Gebote in den Kriegsartikeln auch neben der Erstürmung von Festungen und Städten, die nach dem Sturm für eine gewisse Zeit zur Plünderung freigegeben wurden, als das „legitime“ Recht eines Soldaten betrachtet. Vgl. die Rechtfertigung der Plünderungen bei dem ehemaligen hessischen Feldprediger, Professor für Ethik in Gießen und Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich, dass „man in einem rechtmässigen Krieg seinem Feind mit rauben vnd plündern Schaden vnd Abbruch / an allen seinen Haab vnd Güttern / liegenden vnd fahrenden / thun könne vnd solle / wie vnd welchere Mittel man jmmermehr nur vermöge. […] Was in Natürlichen / Göttlichen / vnd Weltlichen Rechten zugelassen ist / das kann nicht vnrecht / noch Sünde seyn. Nun ist aber das Rechtmessige Rauben / Beutten vnd Plündern in rechtmessigen Kriegen / in Natürlichen / Göttlichen vnnd Weltlichen Rechten zugelassen“. DIETERICH, D. Konrad Dieterich, S. 6, 19. Vgl. BRAUN, Marktredwitz, S. 37 (1634): „Welcher Teil ehe[r] kam, der plünderte. [Wir] wurden von beiden Teilen für Feind[e] und Rebellen gehalten. Ein Teil plünderte und schalt uns für Rebellen darumb, dass wir lutherisch, der andere Teil, plünderte darumb, dass wir kaiserisch waren. Da wollte nichts helfen – wir sind gut kaiserisch, noch viel weniger beim andern Teil; wir sind gut lutherisch – es war alles vergebens, sondern es ging also: ‚Gebt nur her, was ihr habt, ihr mögt zugehören und glauben wem und was ihr wollt’ “. Dazu kamen noch die vielen Beutezüge durch Marodeure, darunter auch von ihren eigenen Soldaten als solche bezeichnete Offiziere, die durch ihr grausames und ausbeuterisches Verhalten auffielen, die von ihrem Kriegsherrn geschützt wurden. Vgl. BOCKHORST, Westfälische Adlige, S. 16f.; KROENER, Kriegsgurgeln; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 32f. bzw. die Abbildungen bei LIEBE, Soldat, Abb. 77, 79, 85, 98; das Patent Ludwigs I. von Anhalt-Köthen: „Von Gottes gnaden“ (1635). Vgl. den Befehl Banérs vom 30.5.1639; THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 101f. Vielfach wurden die Plünderungen aber auch aus Not verübt, da die Versorgung der Soldaten bereits vor 1630 unter das Existenzminimum gesunken war. KROENER, Soldat oder Soldateska, S. 113; DINGES, Soldatenkörper. II. zum Teil bei Ausschreitungen der Bevölkerung, die sich an den Gütern der Flüchtlinge bereicherte, so z. B. 1629 in Havelberg: „Im Tempel war viel Gut in Kasten und Kisten, wovon die rechtmäßigen Besitzer das Wenigste wiederbekamen. Das meiste wurde den königlichen [Dänen], die während des Brandes darüber hergefallen waren, die Kirche zu plündern, und später den kaiserlichen Soldaten zuteil. Auch einigen Einwohnern und Benachtbarten, die keine Rechte daran hatten. Summa: Ihrer viele wurden arm; etliche mit unrechtem Gut reich“. VELTEN, Kirchliche Aufzeichnungen, S. 76-79, bzw. BRAUN, Marktredwitz, S. 84f., über die auch anderweitig übliche Plünderungsökonomie: „Hingegen ihre Herbergsleute, die sich vor diesem als Tagelöhner bei ihnen erhalten, die haben sich jetzt sehr wohl befunden; denn diese hatten keine Güter, daher gaben sie auch keine Kontribution. Und ein solcher Gesell hat allezeit so viel gestohlen, daß er sich [hat] erhalten können. Wie er ein paar Taler zusammengebracht, hat er gesehen, daß er von den Soldaten eine Kuh [hat] erkaufen können. Oder aber, er hat den Soldaten etwas verraten, do er dann von ihnen eine geschenkt und umsonst bekommen. Do [hat] er dann solche an einen anderen Ort getrieben und soviel daraus erlöst, daß er hernach 3 oder 4 von den Soldaten hat (er)kaufen können. Denn es ward so ein Handel daraus, daß man auch aller christlichen Liebe vergaß; vielweniger fragte man auch mehr nach Ehrbarkeit und Redlichkeit. Wie es dann auch soweit gekommen [ist], daß die Soldaten in einem Dorf das Vieh genommen und hinweg getrieben, und die Bauern als ihre Nach(t)barn in dem nächsten Dorf haben solches Vieh von den Soldaten erkauft und alsbald bei Nacht weiter getrieben und wieder verkauft. Und war schon fast ein allgemeines Gewerbe daraus. Ihrer viel[e] hatten sich auf diesen ehrbaren Handel gelegt, denn wenn ein Soldat eine Kuh gestohlen, wußte er schon seinen gewissen Kaufmann. Und wenn an manchem Ort eine Partei Soldaten mit einer geraubten Herd[e] Vieh ankam, da war bei etlichen gottlosen Menschen ein freudenreiches Zulaufen und Abkaufen, nit anders(t) als wenn zu Amsterdam in Holland eine indianische Flotte anlangte. Ein jeder wollte der nächste sein und die schönste Kuh er(kaufen); ungeachtet der armen Leute, denen das Vieh abgenommen worden, [die] allernächst auf der Seite mit jämmerlichen Gebärden standen und sich wegen der Soldaten nichts (ver)merken lassen durften“. Zum Teil plünderten Nachbarn die Hinterlassenschaft ihrer geflüchteten oder abgebrannten Mitbürger; KRAH, Südthüringen, S. 95: „So berichtete Suhl, daß ‚sich noch etliche volks- und ehrvergessene Leute allhier und anderswo gelüsten lassen, sich an der armen verbrannten Sachen, so nach der Plünderung und Brand in Kellern, Gewölben und sonderlich im Feld und in den Wäldern geflüchtet und übrig geblieben, zu vergreifen und dieblich zu entwenden. Wie dann etliche – auf frischer Tat allzu grob begriffen und darum zu gefänglicher Verhaftung gebracht‘ seien. Auch Benshausen erhielt seine Salvaguardia, um dem täglichen Plündern, nicht nur durch streifende Soldaten zu wehren !“
[117] Gemeint ist hier die Pest; vgl. WOLFSTEINER, Die Pest in der Oberpfalz, S. 109.
[118] Gemeint ist hier wohl die rote Ruhr oder blutige Ruhr: Ruhr, die im Gegensatz zur weißen Ruhr (wässerige Durchfälle) mit der Ausscheidung von Blut einhergeht. Die rote Ruhr galt in den Feldlagern als die Kriegskrankheit schlechthin. Die Infektion erfolgte über kontaminierte Lebensmittel und Getränke wie Wasser und Milch sowie über die Hände. Die Inkubationszeit betrug zwischen einem und sieben Tagen. Die bakterielle Ruhr infolge der Entzündung der Dickdarmschleimhaut führte zu akuten Durchfällen, Koliken und ständigem schmerzhaftem Stuhlgang. Die Dauer der Erkrankung betrug, von chronischen Verläufen abgesehen, in der Regel nicht mehr als 14 Tage. mit der Ausscheidung von Blut einhergeht. Die Rote Ruhr galt in den Feldlagern als die Kriegskrankheit schlechthin. Die Infektion erfolgte über kontaminierte Lebensmittel und Getränke wie Wasser und Milch sowie über die Hände.
[119] WILTMAISTER, Churpfälzische Kronik, S. 484.
[120] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 9/10 der Armee Banérs stellten deutsche Söldner; GONZENBACH, Der General Hans Ludwig von Erlach von Castelen II, S. 130. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“. Vgl. auch das Streitgespräch zwischen einem kaiserlich und einem schwedisch Gesinnten „Colloquium Politicum“ (1632). Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160.
[121] Rain am Lech [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 599f.
[122] Landsberg a. Lech; HHSD VII, S. 385f.
[123] Maximilian I. an Wallenstein, Braunau, 24.4.1633; HALLWICH, Wallenstein‘ Ende 1. Band, Nr. 349, S. 289.
[124] Ott Heinrich Fugger, Graf v. Kirchberg-Weißenhorn [12.1.1592 Augsburg-12.10.1644 Augsburg], bayerischer, kaiserlicher Generalleutnant. Vgl. HABERER, Ott Heinrich Fugger.
[125] Andreas Freiherr Kochczitz [Kochciki, Kochtiký, Kotizky, Kaftitzky] der Jüngere [ -27.2.1633], schwedischer Obrist.
[126] N de Laviso [ – ], kurbayerischer Obristleutnant u. Ingenieur.
[127] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Nach DILICH, Krieges-Schule, S. 42, hatte der Rumormeister „Huren und Buben“ zu dieser Arbeit zu zwingen. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Zum Teil wurden Kinder ab 12 Jahren zu dieser harten Arbeit eingesetzt, ganze Schulklassen dazu getrieben. Vgl. auch die Beschreibung der Drangsalierung der Bürger Iglaus 1647 bei STERLY, Drangsale, S. 64f.. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Auch eingeflüchtete Bauern wurden zu diesen schweren Arbeiten gezwungen. Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255). Bei den Schweden wurden bevorzugt die Finnen zu diesen schweren Arbeiten herangezogen. Aus Iglau wird unter 1647 berichtet, wie der schwedische Kommandant Österling die nur noch 299 [von ehemals 13.000) Einwohner fassende Stadt während der Belagerung durch die Kaiserlichen zur Schanzarbeit trieb; STERLY, Drangsale, S. 64f.: „In das kaiserliche Lager langte immer mehr und mehr schweres Geschütz an; als dieses der Kommandant erfuhr; ließ er er voll Grimm die Einwohner wie das mit aller Gewalt auf die Schanzarbeit treiben, und erließ das strengste Verboth, daß außer dieser Arbeit sich keine Manns- noch Weibsperson sehen lasse. Was war dieses für ein Trübsal unter den armen Bürgern ! dieselben hatten ihren geringen Vorrath an den nothwendigsten Lebensmitteln bereits aufgezehrt, und konnten sich bei dem bestehenden strengsten Verbothe, nicht auszugehen, keine andere beischaffen; vom Hunger und Durst gequält, und daher ganz erschöpft, mussten sie sich dennoch den schwersten Arbeiten unterziehen. Der Kommandant war taub gegen alles Bitten und Flehen; verlangten einige die Erlaubniß, sich aus der Stadt zu entfernen, so ließ er sie in den Zwinger einschließen, ihnen des Tags ein bischen Brot und ein wenig Wasser reichen, dafür aber unter Schlägen zur Arbeit anhalten. Als der Kommandant die Deserzion zweier seiner Leute am vorhergehenden Tage erfuhr, und besorgte, daß Mehrere diesem Beispiele folgen dürften, so ließ er den Arbeitenden Fußeisen anlegen“. Augsburg 1632; STETTEN, Geschichte 2. Bd., S. 211: „Den 14. Septembris ließ der Gouverneur Oxenstirn [Bengt Bengtson Freiherr v. Oxenstierna; BW] etliche Bischöfliche, Capitlische und Fuggerische Beamte und Vögte, so ihre Unterthanen bey der Schantz-Arbeit zu erscheinen nicht angehalten hatten, zur Straffe durch den Profosen etliche mal um das höltzerne Roß oder Esel herumführen“. Fehlte es auf Grund von grassierender Pest an zwangsverpflichteten Bürgern, mussten auch Soldatenfrauen Schanzarbeiten leisten. Zur Schanze vgl. auch STUHR, Die Schanze.
[128] BUCHNER; BUCHNER, Bayern, S. 145.
[129] Johann Christoph Abegg [1592-17.10.1644 Frankfurt a. M]; Geheimer Rat. 1614 Studium in Ingolstadt. Promotion zum Dr. utr. iuris. 1615 bis 1619, dann von 1625-1644 im Hofrat Herzog, bzw. Kurfürst ? Maximilians I. von Bayern. 1619-1625 am Reichskammergericht tätig. 1635 Geheimer Rat. Seit 1625 in zahlreichen politischen Gesandtschaften unterwegs. 1640 zusammen mit ? B. Richel zum Nürnberger Kurfürstentag abgeordnet. 1642 bayerischer Gesandter beim Deputationstag in Frankfurt. Von 1629-1644 Pfleger in Uttendorf. http://www.bavarikon.de/object/bav:UBR-BOS-00000P17XTB00014?view=meta.
[130] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Dreißigjähriger Krieg Akten 309, fol. 54r; http://www.gda.bayern.de/DigitaleSchriftkunde/1632_StAM_Dreissigjaehr-Krieg_309.html.
[131] Hans Jakob v. Juritsch [Juritz, Puritsch ?] [ – ], kurbayerischer Obrist.
[132] Gustav Karlsson Horn af Kanckas, Greve af Björneborg [22.10.1592 Örbyhus im Kirchspiel Vendel-10.5.1657 Skara], Feldmarschall. Schwiegersohn Axel Oxenstiernas, hatte in Jena, Tübingen u. Rostock studiert u. galt als integrer, nobler Offizier, schwedischer Feldmarschall (seit 1628). Am 17.9.1631 Teilnahme an der Schlacht bei Breitenfeld, am 9.3.1632 Niederlage gegen Tilly in Bamberg. In den folgenden beiden Jahren Kampf gegen Aldringen in Süddeutschland, Oberschwaben, im Breisgau u. im Elsass. Vgl. auch EISELEIN, Geschichte, S. 174ff. Am 6.9.1634 in der Schlacht bei Nördlingen in Gefangenschaft geraten, blieb Horn auf Betreiben Maximilians I. v. Bayern u. wegen der Weigerung der schwedischen Regierung, die geforderte Summe zu seiner Auslösung aufzubringen, sieben Jahre in Ingolstadt u. der Feste Burghausen in Haft. Am 24.3.1642 wurde er gegen Johann v. Werth, Graf Hans Christoph v. Puchheim u. Lorenz v. Hofkirchen ausgetauscht. Anschließend kehrte er nach Schweden zurück, wurde Oberbefehlshaber der Truppen in Südschweden, 1651 Militärgouverneur in Livland u. Präsident des Kriegskollegiums, 1653 Reichsmarschall. NORDISK FAMILJEBOK Bd. 11, 1909, S. 1115-1116; HOFBERG Bd. 2, S. 518f.; HUSCHKE, Herzog Wilhelm. Vgl. http://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=13818.
[133] Gögglingen, heute Stadtteil von Ulm [HHSD VI, S. 817f.].
[134] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.
[135] Johan Banér [Bannier, Panier, Panner] [23.6./3.7.1596 Djursholm-20.5.1641 Halberstadt], schwedischer Feldmarschall. Vgl. BJÖRLIN, Johan Baner.
[136] Johann Graf v. Aldringen [Aldringer, Altringer] [10.12.1588 Diedenhofen-22.7.1634 Landshut], ligistischer Obrist, später kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. HALLWICH, Gestalten aus Wallenstein’s Lager II. Johann Aldringen; DUCH, Aldringen (Aldringer), Johann Frhr. Aldringen, der aus bescheidenen Verhältnissen stammte, war zunächst Schreiber in der Luxemburger Landkanzlei. Am 30.3.1618 Ernennung zum Hauptmann durch Erzherzog Leopold V., Sommer 1621 als subalterner Offizier Teilnahme an der Belagerung v. Preßburg, September 1621 Ernennung zum Obristleutnant im bayerischen Heer u. im Oktober 1623 zum Obristen in kaiserlichen Diensten, Tätigkeit als Hofkriegsrat und Oberstkommissar für das kaiserliche Heereskriegswesen sowie als Kommandant eines Regiments, am 25.4.1626 Sieg an der Dessauer Brücke, am 17.12.1627 Erhebung zum Freiherrn. Im Frühjahr 1628 war Aldringen Kommissar Wallensteins bei den mecklenburgischen Ständen während der Übernahme des Herzogtums, am 11.2.1629 Generalwachtmeister u. Kommissar zur Durchsetzung des Restitutionsedikts, im Frühjahr 1629 Verhandlungsführer Wallensteins auf der Lübecker Friedenskonferenz, am 18.7.1630 eroberte er Mantua mit umfangreicher Beute, im August 1631 war er Kommandeur der kaiserlichen Truppen in den süddeutschen Reichskreisen. 15.4.1632 schwere Verwundung bei Rain am Lech, 10.8.1632 Erhebung in den Grafenstand, Teilnahme an der Schlacht an der Alten Veste bei Zirndorf am 3.9. 1632, 31.10.1632 Ernennung zum Feldmarschall, 29.9.1633 Vereinigung mit den Truppen des Herzogs v. Feria bei Ravensburg entgegen Wallensteins Weisung, am 20.10.1633 Entsatz Breisachs, am 27.12.1633 bejahte Aldringen die Entmachtung Wallensteins gegenüber Maximilian I. v. Bayern, am 18.2.1634 wurde er Koordinator der Maßnahmen zum Sturz Wallensteins. Aldringen fiel bei der Verteidigung Landshuts gegen Bernhard v. Sachsen-Weimar u. Gustav Horn [MDSZ].
[137] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.
[138] Kempten (Allgäu); HHSD VII, S. 352ff.
[139] Franz Peter König, gen. v. Mohr; Obrist [6.8.1594-11.12.1647], kaiserlicher Obrist. Vgl. VILLIGER; STEINAUER; BITTERLI, Im Galopp, als Erstinformation mit Vorbehalt HÖCHNER, König, Franz Peter, genannt von Mohr [2015].
[140] Isny im Allgäu [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 377ff.
[141] Christof Kapfer v. Uxenberg [ -13.1.1633 Memmingen], schwedischer Obrist.
[142] Batterie: Geschütze wurden zu Gruppen zusammengefasst. Diese Gruppen nannte man Batterie. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]
[143] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Sie hatte eine max. Schussweite von 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.
[144] Garnison: Besatzung in einer Festung (Kavallerie und Infanterie). Die monatliche Löhnung der Soldaten, der Servis und die Fourage mussten von der betreffenden Garnisonsstadt aufgebracht werden und waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Der Garnisonsdienst wurde wegen der geringeren Aussicht auf Beute, Hunger und Krankheiten bei längerer Einquartierung immer unbeliebter, so dass man dazu überging, neugeworbene Söldner im Felddienst einzusetzen. Der französische Diplomat François Ogier [um 1597-1670] schrieb 1635 über die schwedische Garnison in Marienburg [Malbork]: „Ich betrachtete das Lager und die Unterkünfte der Schweden und sah ein Bild von menschlichem Elend und Wahnsinn. Ich sah in die Gesichter der Männer, und da ich nicht erkennen konnte, dass sie sich unterhielten, zweifelte ich daran, ob sie überhaupt Männer waren, so barbarisch, schmutzig und krank waren sie. Alle waren in Lumpen gekleidet und barfuß, und zum größten Teil handelte es sich um unhöfliche, junge Bauern“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 52. KELLER, Drangsale, S. 401ff.: „Ein Zeitgenosse, der in Philippsburg gezwungen als Garnisonssoldat zubringen mußte, gibt uns darüber folgende interessante Notizen, die auf jede Garnison passen dürften. ‚So mußte ich denn’, erzählt er uns, ‚Musquetirer werden wider meinen Willen. Das kam mir aber sauer an, weil der Schmalhanz da herrschte und das Commißbrod schrecklich klein war. Ich sage nicht vergeblich: schrecklich klein – denn ich erschrack auch alle Morgen, wenn ich’s empfing, weil ich wußte, daß ich mich den ganzen Tag damit behelfen mußte, da ich es doch ohne Mühe auf einmal aufreiben konnte. Und die Wahrheit zu bekennen, so ist’s wohl ein elend Creatur um einen armen Musquetiren (Garnisonssoldaten), der sich solcher Gestalt mit seinem Brod und noch dazu halb satt, behelfen muß, denn da ist keiner anders, als ein Gefangener, der mit Wasser und Brod sein armseliges Leben verzögert. Ja ein Gefangener hat’s noch besser, denn er darf seiner Ruhe pflegen und hat mehr Hoffnung, als so ein elender Garnisoner, mit der Zeit einmal aus solchem Gefängniß zu kommen. Zwar waren auch Etliche, die ihr Auskommen umb ein kleines besser hatten von verschiedener Gattung, doch keine einzige Manier, die mir beliebte, um solcher Gestalt mein Maulfutter zu erobern, anständig sein sollte. Denn Etliche nehmen, und sollten es auch verlaufene Personen gewesen sein, in solchem Elend keiner anderen Ursach halber Weiber, als daß sie durch solche entweder mit Arbeiten als Nähen, Waschen, Spinnen oder mit Krämpeln und Schachern oder wohl gar mit Stehlen ernähret werden sollen. Da war ein Fähndrich unter den Weibern, die hatte ihre Gage wie ein Gefreiter, eine andere war Hebamme und brachte sich dadurch selbsten und ihrem Manne manch guten Schmauß zuwege; eine andere konnte stärken und waschen, diese wuschen den ledigen Officieren und Soldaten Hemden, Strümpfe, Schlafhosen und ich nicht weiß nicht, was mehr, davon sie ihren besonderen Namen kriegten; andere verkiefen Taback und versahen den Kerlen ihre Pfeifen, die dessen Mangel hatten; andere handelten mit Brandtwein und waren im Rufe, daß sie ihn mit Wasser verfälschten; eine andere war eine Näherin und konnte allerhand Stich und Nadel machen, damit sie Geld erwarb; eine andere wußte sich blößlich aus dem Feld zu ernähren, im Winter grub sie Schnecken, im Frühling graste sie Salat, im Sommer nahm sie Vogelnester aus und im Herbst wußte sie tausenderlei Schnabelweid zu kriegen; etliche trugen Holz zu verkaufen, wie die Esel. Solchergestalt meine Nahrung zu haben, war für mich nichts. Etliche Kerl ernährten sich mit Spielen, weil sie es besser, als die Spitzbuben konnten und ihren einfältigen Cameraden das ihrige mit falschen Würfeln und Karten abzuzwacken wußten, aber solche Profession war mir ein Eckel. Andere arbeiteten auf der Schanz und sonsten, wie die Bestien, aber hierzu war ich zu faul; etliche konnten und trieben ein Handwerk, ich Tropf hatte aber keins gelernt. Zwar wenn man einen Musicanten nöthig gehabt hätte, so wäre ich wohl bestanden, aber dasselbe Hungerland behalf sich nur mit Trommeln und Pfeiffen; etliche schulderten vor andern und kamen Tag und Nacht nicht einmal von der Wacht. Ich aber wollte lieber hungern, als meinen Leib so abmergeln’ “.
[145] Brandkugel: „Die Brandkugel (auch Feuerkugel genannt) besteht aus einem starken Eisendraht, der ähnlich der Karkasse mit Salpeter, Schwefel, Mehlpulver, Kolophonium, Pech (siehe Brandsatz) gefüllt wurde. Man überzog diesen dann mit Stoff, meist Drillich, nähte das Ganze zu und tauchte es in flüssiges Pech. Diese Brandkugeln wurden aus kleineren Mörsern aus geringeren Entfernungen geworfen“ [wikipedia]. => Feuerkugel: mit Brandsatz versehenes, aus Mörsern abgefeuertes Geschoss mit Spreng-, Brand- und Leuchtwirkung, das von Mörsern im Steilfeuer über die Stadtmauer geschossen werden konnte.
[146] Sprengkugel: „Tranchée- oder Spreng-Kugel […] ist ein höltzerner unten und an den Seiten runder, inwendig hohler und oben mit einem Deckel verwahrter Cörper, welcher mit einem Pulver-Schlag und darauf mit Hand-Granaten geladen wird. Den Raum aber darzwischen füllet man mit verdorbenem Pulver oder Kohlen-Staub, Kugel, Nägeln, u. d. m. aus. Hernach wird der Cörper zugeschlossen, unten ein Loch bis auf den Schlag gebohret, ein Brand hinein gestecket, und sonst wie eine Carcasse überwunden, nachmals aber in die Tranchée geworfen, um die Arbeiter zu incommodiren, und aus einander zu jagen“. FÄSCH, Kriegs-Ingenieur-Artillerie- und See-Lexicon, S. 470f.
[147] Bresche [Brescha, Breche, brescia, bresica, Presse]: durch Geschützfeuer erreichte Sturmlücke in der Stadtmauer oder auch in einer Verschanzung. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde [ENGERISSER].
[148] Sturmlauf: heftiger, schnell vorgetragener Angriff mit dem Ziel, den [völlig unvorbereiteten] Gegner zu überraschen, seine Verteidigung zu durchbrechen. Zum Teil wurden für die Erstersteigung der Mauern oder des ersten Eindringens in die Stadt, Festung etc. Geldprämien bis zu 1000 Rt., die „erste Beute“ oder Rangerhöhungen (so etwa bei der Erstürmung Frankfurts a. d. Oder 1631), von den Offizieren ausgesetzt worden. Die Sturmkolonnen sollten Wälle oder Festungen auf Sturmleitern ersteigen, sich dort festsetzen und das Tor von innen öffnen, um den nachrückenden Soldaten den Weg frei zu machen. Teilweise wurde allerdings auch Branntwein ausgeschenkt, um die Angst zu betäuben, oder es wurden Gefangene bei allen Armeen als Schutzschilder vor der ersten Sturmreihe vorangetrieben; vgl. die Aussagen eines Untergesteckten (1634) => Gottmann, Peter in den „Miniaturen“; GAIER; SCHÜRLE; PRAßER, Schwabenspiegel Bd. 3, S. 80. Zum Teil wurden die zögernden Soldaten, wenn einer ihrer Anführer fiel, von anderen Offizieren geschlagen oder gar getötet (Freiberg 1639); BENSELER, Geschichte Freibergs, S. 968: „Als dieß nun die Andern, welche nachdrangen und sich gleichfalls zum Sturme anschickten, sahen, wollten sie nicht weiter, ob sie schon von ihren Offizieren mit bloßen Degen heftig angetrieben und einige sogar erstochen wurden, sondern warfen die Musketen und andere Gewehre weg und flohen, wobei die in der Stadt gar manchen noch erreichten und mit ihren kurzen Wehren, Schlachtschwertern und Morgensternen tödteten“.
[149] Christof Kapfer v. Uxenberg [ -13.1.1633 Kempten], schwedischer Obrist.
[150] Stadthauptmann: auch Stadtoffizier, gewöhnlich ein Offizier aus der Bürgerschaft, zuständig für die Bürger-Soldaten. Vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges waren die Hauptleute und Leutnante Berufssoldaten. Dann übernehmen Bürger die Führung des Bürgeraufgebotes für Wachen, Bollwerk und den Feuerlöschdienst selbst als Offiziere. Zum Teil wurde dieses Stadtaufgebot wie in Schweinfurt durch Besatzungssoldaten ersetzt.
[151] Kaspar Löffler [-13.1.1633 Kempten], Stadthauptmann in Kempten.
[152] Vergewaltigung, „Schändung“, „Schwechung“: Vergewaltigung war in den Kriegsartikeln aller Armeen ausdrücklich verboten und mit der Todesstrafe bedroht, war aber von Anfang an eines der häufigsten Delikte, wenngleich z. T. in den offiziellen Kriegsberichten an den Kriegsherrn absichtlich unterschlagen, aber auch in den Taufregistern immer wieder auftauchend. Auf Vergewaltigung stand schon in den Kriegsartikeln Gustav II. Adolfs von 1621 die Todesstrafe. THEATRUM EUROPAEUM 3. Band, S. 617: „So ist auch ein Polnischer Edelmann / welcher sampt seinem Knecht / ein Weibsbild geschändet / und deßwegen bey seinem Obristen angeklagt gewesen / zur Rede gestellt / unangesehen er eine grosse Summa Gelts für sein Leben geboten / gleichwol anfangs der Knecht in Gegenwart und Ansehen deß Edelmanns / enthauptet / und hernach er folgenden Tags auch mit dem Schwerd hingerichtet worden”. Im Taufregister der Kirche zu Wiesa wird als Vater eines am 7.8.1633 getauften Kindes eingetragen: “drey Soldaten”, für den am folgenden Tag getauften Sohn einer Witwe werden „zwene Soldaten” aufgeführt. UHLIG, Leidenszeiten, S. 11.; vgl. die Zweifel der Pfarrer bei GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 14, 66; Balgstedt im Besitz der Herren von Heßler und von Schieck 1616-1744: „1634 läßt Frau Thiele Zwillinge taufen; ihr Mann Hans Thiele hatte sie verlassen und war in den Krieg gezogen. In dem selben Jahre wird der außereheliche Sohn der Anna Schild getauft, welche sagt, sie sei voriges Jahr nach Pfingsten nach Laucha gegangen und auf dem Heimwege unterm Hain beim Spillingsgarten von einem Reiter überfallen worden, weshalb das Kind “Hans Reuter” getauft wird“. Zur Schändung auch von Schwangeren vgl. HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 54. Teilweise waren selbst Reiterjungen daran beteiligt; BLUME; RUNZHEIMER, Gladenbach, S. 323: „2 Jungen / Reiterjungen / habenn Cuntzen heintzgenn Hansenn metgen notzüchtigen wollen, habens uff die Erde geworffen undt das Maul zu gehalten. Sey ohngefehr 13 Jahr alt. Der Hoffmeister aber hab diese Jungen der maßen gezüchtigt, das sies nit wohl leugnen können”. Im 1658 erschienenen „Schwedenspiegel“ heißt es unter dem 6. Gebot: „Deß Königs Gustavi Bastard Sohn Gustavus Gustavessen – wie er in Osenbrug [Osnabück; BW] Gouverneur gewesen – eröffnet bey nächtlicher Zeit alda einem ehrlichen Bürger sein Hauß – nimbt ihm seine Tochter – schändet sie – und sendet ihm solche hernach wieder zu Hauß. Wann solche Schelmstück – in Feindes Landen weren verübet worden – so were es ja mehr dann Gottloß – aber dieses alles ist geschehen – wie der Schwed ihr Beschützer seyn sollen“. Zit. bei STRAHLMANN, Wildeshausen, S. 91, Anm. 2. Über Sperreuter heißt es z. B. auch: „Der Bürgermeisterin von Wemding soll er die Pistole an den Kopf gehalten haben, als diese ihm nicht ihre 13-jährige Pflegetochter überlassen wollte. In Nördlingen soll er eine 12-jährige[n] Lohweberstochter genötigt haben, die er dann sogar zum weiteren Gebrauch mit nach Augsburg nahm“. KODRITZKI, Seitenwechsel, S. 154f. Die Dunkelziffer von Vergewaltigungen mag aus verständlichen Gründen um ein Vielfaches höher gelegen haben.Vgl. auch MAHR, Monro, S. 56f.; Denkschrift über den Ruin der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt infolge des Durchzugs, besonders durch die Kaiserlichen, aus dem Dezember 1634; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 108ff.: „Das kaiserliche, hispanische und ligistische volk ist alles auf unsern gnädigen fürsten und herren gezogen, liegt auch dessen noch ein namhafter anteil im land; jetzo ziehen wieder 4 regimenter hindurch, brauchen einen wunderlichen weg, nicht nach der straßen, sondern gar umschweifig nach einem circumflexu. Wollen viel geld haben, dessen doch bei so vielfältigen, ganz grundverderblichen durchplünderungen keines vorhanden. Vieh, frucht ist alles weg; der wein, den man nicht austrinken können, in die erde gelassen. Die besten flecken und dörfer liegen in der asch. Etlich tausend weibspersonen seind geschändet, – ja gar auch junge knaben, quod horrendum – in der schändung gar getötet. Dem herrn kammerpräsidenten Karspach ist bei seiner lieben alten mutter begräbnis in unversehener behendigkeit eine trupp auf den hals kommen, haben 16 adeliche weibspersonen in der trauer an der mahlzeit befunden, deren 8 sobald genotzüchtigt, eine adeliche jungfrau, so eine Schelmin von Bergen (eine einige tochter ihrer eltern) gar auf den offenen markt gelegt und publice geschändet; 8 derselben adelichen damen seind entloffen, haben sich in ein hühnerhaus verkrochen, bis daß der sturm vorüber gewesen. Zween tag vor unsers gnädigen fürsten und herrn wiederanlangung in dero landen ist ein jählicher einfall in dero flecken Oberrosbach [Ober-Rosbach/Kr. Friedberg; HHSD IV, S. 356f.; BW] geschehen, seind alle und jede sich darin befindende weibsbilder (nur 4 ausgenommen) violento stupro vitiiert worden. Hin und wieder im land seind noch sehr viel weibspersonen verloren, von denen man nicht weiß, wohin sie kommen”. Sogar Reiterjungen waren an solchen Vorgängen beteiligt; BLUME; RUNZHEIMER, Gladenbach, S. 323: “2 Jungen / Reiterjungen / habenn Cuntzen heintzgenn Hansenn metgen notzüchtigen wollen, habens uff die Erde geworffen undt das Maul zu gehalten. Sey ohngefehr 13 Jahr alt. Der Hoffmeister aber hab diese Jungen der maßen gezüchtigt, das sies nit wohl leugnen können”. Das Kriegstagebuch des Rüthener Bürgermeisters Christoph Brandis (ca. 1578-1658) über die hessische Einquartierung 1636 hält fest; CONRAD; TESKE, „Sterbzeiten”, S. 309f.: „Den 7ten April geschah eine schaendliche That. Ein Soldat Namens Mathes quartirte in D-s Hause (c. Da der Name dieses Buergers noch wirklich in Ruethen existirt, so fand ich vor gut ihn hinweg zu lassen.). Dieser Mathes hatte ihn schon vorher durch Einschlagung der Fenster, Thueren und Tischen, ja selbst durch schwere Pruegelsuppen viel molestiert [= belästigt], nun fehlte pro coronide ceterarum crudelitatum [= als Krönung weiterer Gefühllosigkeiten] noch das schlimmste. Am 7ten Morgens, als mehrbesagter Mathes noch auf der Buehne [= dem Lagerboden] lag, rief er herunter, man sollte ihm einen Pott voll Milch bringen oder er wollte alles zusammenhauen. D. schickt seine Tochter ein wackeres 17 Jahr altes Maedchen, ins Nachbarshaus, um welche zu bekommen. Weil nun das Maedchen ein wenig lange ausgeblieben, hat der Mathes destomehr gelermt, bis sie endlich gekommen und ihr Vater ihr gesagt: Sie sollte es dem Soldaten hinauftragen. Sie war iussu Patris [= auf Geheiß des Vaters] kaum heraufgekommen, als sie der Mathes zu seinem Willen haben wollte, sie wehrte sich, so gut sie konnte, und rief nach Huelfe, der Soldat aber stak ihr die geknueffte (geballte) Faust ins Maul. Indeß hatte der Vater doch etwas davon gehoert, er eilte mit seiner Hausfrauen herauf, Mathes aber hatte die Thuer schon zugeschallert [= zugeriegelt], und die armen Eltern mußten durch ein Loch, das Mathes schon einige Zeit zuvor in die Thuer gehauen hatte, ihr eignes Kind schaenden sehen ohne ihr helfen zu koennen. Der Kerl hatte ihr benebens [= dabei] die rechte Brust (d. Im Original steht eine andere bloß in Westfalen uebliche Benennung.) weil es sich vermuthlich zu stark gewehrt hatte, ganz und gar aufgerissen, so daß ein ganzes Stueck nachhero herausgefallen, und das Maegdlein ganz unmenschlich zugerichtet, unter unaufhoerlichen Schmerzen 14 Tage darauf verstorben. Der Vater gieng heute mit mir zu dem Hauptmann, um sich wegen des mehr besagten Mathes zu beklagen; aber er gab uns trozig zur Antwort, wenn es einmal todt seye, koenne er nicht mehr helfen. Er bestrafte auch den Mathes keinesweges, sondern ließ ihn, wie andere frei herumgehen. Der Vater ist untröstlich, und jedem dauert das arme Maegdlein, requiescat in pace [= Möge es in Frieden ruhen !]”. Die Einfügungen in eckigen Klammern stammen von den Herausgebern, in runden Klammern von dem 1. Hg. Cosmann (1789). Die Bestrafung wurde in der Tat sehr unterschiedlich gehandhabt, vgl. etwa die Aufzeichnungen des Schmalkaldener Chronisten Pforr; WAGNER, Pforr, S. 141: „Den 22. 9br: [1636] sollte ein [schwedischer] cornet gerichtet werden, weil er eine magd genotzüchtiget. Weil aber sein knegt die magd geehligt, dem er 2 pferd geben und 20 thlr in die kirchen gebüst, ist ihme das leben geschenckt worden”. WAGNER, Pforr, S. 133: „Den 27. Jan: [12635; BW] hat [ist] ein corporal von Mersinisch[en; Mercy, BW] regiment vollerweiße ins siechenhauß kommen, die arme leuht darin ubell geschlagen und ein sichen magd genotzüchtigt. Deßwegen der cornet von hießiger compagnia hinaußgeschickt worden, den corporal dieser thatt wegen in arest zu nehmen. Weil sich aber der corporal zur wehr gestellet, hat ihn der cornet todtgeschoßen”. Vgl. auch THEIBAULT, Landfrauen, S. 32, über einen einzigen derartigen Fall in der Werra-Region. Auf Klagen bei Kommandierenden hieß es z. T.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 122: „es sei aus unterschiedenen regimentern kommandiert volk und unter denselben Spanier, Neapolitaner, Burgunder, Italiener etc., die man nicht also in zaum halten könnte”. Vgl. die Vorgänge in Zerbst 1626; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 114: „daß auch ehrliebenden weibspersonen Unzucht, die abgenommenen sachen dardurch wieder Zu erlangen, Zugemuthet, vnd vnlengsten Bürgermeister Rühlen S. tochter, als sie in der schantze arbeiten müssen, von einem Soldaten mit gewalt geschändet, vndt ihrer ehren beraubet worden“.Vergewaltigung gehörte auch zur üblichen Topik in zeitgenössischen Berichten oder bei Geburt unehelicher Kindern; vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 52. SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 58, die Schwängerung der Elschen Stovener, Amt Ravensberg (1631), die trotz Eides den Verdacht nicht unbedingt ausräumt, dass der eigene Vater die Tochter geschwängert hatte: „Anno 1631, den 3ten Junij Johan Stovener mit seiner Tochter Elschen, so geschwengert, gefenglich angenommen, und obwoll im gemeinen geschrey, alß sollte der vatter dieselbe geschwengert haben, so hatt doch die Tochter eidtlich beteuret, das ein soldate, so einen blauwen rock angehabt, sie ubergeweltiget und sie also geschwengert. Weil dieselbige nun grob schwanger, alß ist sie biß dahin, der banden entbunden, erlaißen und hat Aloff Varenbruck und was er an gelde alhie im lande hatt (38, 5 Rtl. bei 6 Schuldnern), zu burgen gestellett, diesergestaldt, das, wan sie ihrer weiblichen burde entbunden, sich jeder zeit widder einstellen soll. Zeugen. Und ist g(enante)r Johan Stovener, eine urpheide zue thuen, aufferlagt, welche auch in gegenwart Jorgen Kraecks prestiert”. Bei der Nonne Maria Anna Junius aus Bamberg, HÜMMER, Bamberg, S. 222, heißt es ausdrücklich, dass sich die Schweden in der ganzen Zeit „züchtig und ehrerbittig“ verhalten hätten. Vgl. JANSSON, Soldaten und Vergewaltigung, S. 197; THEIBAULT, Landfrauen; BERG, Administering justice; die Beschwerden der Pommern’schen Gesandten (1630); THEATRUM EUROPAEUM Bd. 2, S. 190, CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 309f.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 108ff. Der Schweriner Dompropst und Ratzeburger Domherr, Otto von Estorf [1566 – 29.7.1637], berichtet zu 1632 über die Rache von Frauen; DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 3, S. 22: „Im Dorff Kienblad [Kühnblatt; BW] im Stift Wirtzburgk, wie ein Kais. Soldat mitt eines bauern Tochter zue grob scherzen wollen, ist Er von ihr vnd andern Weibern vbermeistert, castriret vnd in ein Teich erseufft worden“. Zum Teil wird diese Gewalt gegen Frauen auch mit „schwechen” umschrieben. Zum Teil scheint man Versuche nicht besonders ernst genommen zu haben. Aus Zwickau (1632) wird berichtet; WILHELM, Descriptio, S. 181: „Den 14. Wurde ein Soldat auffm Esel gesetzt / welches zuvorhin offt geschehen / das er einem WeibesVolck Vnehr angemutet vnd sie zwingen wollen / dem wurden Stöcke an die Füsse gelegt / so dem guten Bruder sehr vexiret / welches gewähret / biß nach Mittag vmb 3. Vhr / do gehet ein Soldaten Jung vorvber / deme befehlen andere alda stehende Soldaten / er sollte dem die Stöcke von Füssen thun / so er verrichtet / vnnd solche auff einen Holtzwagen / so gleich vorvbergegangen geworffen / Es ist aber derselbe folgende Nacht auff die leiter gebracht worden / vnnd gehencket werden sollen / darbey grose Ceremonien vorlieffen / in deme man den Commendanten vnterschiedlich zu geruffen / vñ vmb gnade geschrien / so eine gute halbe Stunde gewehret / allein es hatte endlich das ansehen / als wen es nur zur Pravada wehre angestellet gewesen“.
[153] Kontribution: Kriegssteuern, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Der Flussmeister und Advokat Johann Georg Maul [? – nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können“. Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt“. Vgl. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. In den bei Angriffen und Belagerungen ohnehin gefährdeten Vorstädten waren die Kontributionsleistungen geringer. Allerdings bestand hier auch immer die Gefahr, dass die Vorstädte entweder vom Feind abgebrannt oder seitens der Stadtkommandanten abgerissen oder abgetragen wurden, um dem Feind keine Verstecke zu bieten und um ein freies Schussfeld zu haben.
[154] Reutte [BH Reutte], HHSÖ II, S. 523f.
[155] Schloß Petersburg: St. Petersberg, Burg [Gem. Silz, BH Imst).
[156] ENGERISSER, Von Kronach, S. 134ff. (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).
[157] Braunau a. Inn [Oberösterreich]; HHSÖ I, S. 24ff.
[158] Vgl. CATALANO, Ein Chamäleon; REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’; MORTIMER, Wallenstein.
[159] Dachau [LK Dachau], HHSD VII, S. 129ff.
[160] Aichach [LK Aichach-Friedberg]; HHSD VII, S. 3.
[161] Landsberg am Lech [LK Landsberg am Lech]; HHSD VII, S. 385f.
[162] Sukkurs: Hilfe, Ersatz; Beistand, Nachschub.
[163] Hans Heinrich IX. Freiherr v. Reinach [22.8.1589-4.8.1645], kaiserlicher Feldzeugmeister.
[164] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S. 273f.
[165] Neumarkt in der Oberpfalz [LK Neumarkt in der Oberpfalz]; HHSD VII, S. 505f.
[166] Kompanie [schwed. kompani, dän. kompany]: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, doch wurden Kranke und Tote noch 6 Monate in den Listen weiter geführt, so dass ihre Ist-Stärke bei etwa 70-80 Mann lag. Eine Kompanie zu Pferd hatte bei den Bayerischen 200, den Kaiserlichen 60, den Schwedischen 80, manchmal bei 100-150, zum Teil allerdings auch nur ca. 30. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.
[167] Raimondo Fürst Montecuccoli [Monte Cuculi], Herzog v. Melfi [21.2.1609 Schloss Montecuccoli in Pavullo nel Frignano bei Modena-16.10.1680 Linz], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. SCHREIBER, Raimondo Montecuccoli; BARKER, The Military Intellectual.
[168] Hans Wolf Freiherr v. Salis [1597-6.4.1640 Wismar], kurbayerischer Obrist, kurbayerisch-kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[169] Balthasar Jakob v. Schlammersdorff [Schlammerstorff] auf Plankenfels u. Hopfenohe [ -10.12.1637 Metz], dänischer, dann schwedischer Generalmajor.
[170] Claus Hastver [Halswert, Hasever, Haster, Hastuer [1596 oder 1597 Sommerhusen/Estland-23.9.1634 Lauf/Pegnitz], schwedischer Obrist. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach.
[171] Trommelschläger: Trommler (Tambour) wurden bei der schwedischen Armee auch als Boten eingesetzt, deren Aufgabe darin bestand, im feindlichen Lager als Kundschafter zu fungieren. Trommelschläger wurden z. T. als Übermittler bei Belagerungen oder Verhandlungen eingesetzt, ein durchaus gefährlicher Job, den sonst Trompeter ausübten. So schnitten 1642 aufständische Bauern einem schwedischen Trommler Nase, Ohren und die Finger ab, um zu zeigen, dass sie an Verhandlungen keinerlei Interesse hatten. THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 839. Vgl. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 41: „Sie sollen sich auf allerley Schläge / alß Lermen / Marsch / Versammlung / Troupen / Wacht / Rebell oder Travaille / verstehen / und allerley Marsch und frömder Völkeren Schlag können. Sie sollen nicht Narren und Possenreisser / sonder verständige Leuthe seyn, welche / so man zu dem Feind schicket / Gefangene zulösen: item / Befehl und Bottschaft zuverrichten: Briefe zuüberliefern / ihren Befehl verständig verrichten / auf alles was sie gefraget werden / vernünftig antworten / und was zu schaden gereichen möchte / verhälen / und die Heimlichkeit bey ihren Eiden niemandem offenbaren / sich nüchter halten / und so der Feind sie füllen / und ihnen mit starken trünken zusetzen wollte / solches verweigern und abschlagen: auch so sie gefraget wurden / davon schad entstehen möchte / sich entschuldigen / daß sie deren dingen keine wüssenschaft haben“. Ein Trommelschläger erhielt 1626 als Regimentstrommelschläger in der brandenburgischen Armee monatlich 12 fl. Das entsprach dem Jahreslohn eines Ochsenknechts.
[172] ENGERISSER, Von Kronach, S. 159.
[173] Raimondo Fürst Montecuccoli [Monte Cuculi], Herzog v. Melfi [21.2.1609 Schloss Montecuccoli in Pavullo nel Frignano bei Modena-16.10.1680 Linz], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. SCHREIBER, Raimondo Montecuccoli; BARKER, The Military Intellectual.
[174] SODEN, Gustav Adolph 2. Bd., S. 197.
[175] August[in] Vitzthum v. Eckstädt [Eickstede, Erkhstet] [um 1596-27.7.1640], kaiserlicher Obrist. SCHREIBER, Raimondo Montecuccoli, S. 31.
[176] Heinrich Reichsgraf v. Holk [Holck, Holcke, Holcky, Holka] [28.4.1599 Kronborg auf Sjælland-9.9.1633 Troschenreuth], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. ARENDT, Wallensteins Faktotum.
[177] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen erwarteten je nach Lage der Dinge meist einen ehrenvollen Abzug und zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Auch wurde festgelegt, z. B. 1634 Landsberg/Warthe beim Abzug der kaiserlichen Garnison; THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 196: „Ingleichen sollen sie vor- vnd bey dem Abzug einigen Einwohner / Bürger vnnd Schutzverwandten / er sey Geist- oder Weltlich / im geringsten nicht beleydigen / vielmehr aber / was jedweder Officierer vnnd Soldat der Burgerschafft schuldig / so entlehnet / oder mit Gewalt abgenommen / vorm Abzug richtig bezahlen“. Vgl. auch die genauen Festlegungen im Akkord von Dömitz (26.12.1631; THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 497ff.). Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden, z. B.. wegen der Undiszipliniertheit ihrer Truppen oder weil die Abziehenden gegen den Akkord verstießen, nicht eingehalten. CHEMNITZ über durch Wallenstein gewährten Akkord für die Besatzung von Glogau (1633), Königlichen Schwedischen [ …] Krieg, 1. Buch, 60. Kap., S. 273: „Schrieten also die / darin gelegene / hohe Officirer zum accord / Den der Hertzog von Friedland / mit sack vnd pack / brennenden lunten / fliegenden Fähnlein auszumachiren / vnd gerade auf Landsberg begleitet zu werden / bewilliget / doch schlecht gehalten, in deme Er sie bald vor / bald hinter sich zurücke geführet / dadurch den Soldaten abgemattet / vnd dergestalt schwierig gemacht / das letztlich erst im WinterMonat fast weinig vnd ohngefehr dreyhundert mann davon in Pommern überkommen“. Der Markgröninger Dekan Wendel Bilfinger unter dem 3.12.1634; BILFINGER, Wahrhaffte Beschreibung, S. 233: „Und seind disen tag uf dem Asperg ankommen 3. Stuckh Officiers, ein Leutenant, Fendrich und Corporal, welche von dem Tubadelischen [Georg Christoph v. Taupadel; BW] Volckh, so von Schorndorff außgezogen [25.11. war Schorndorf gefallen; BW], entrunnen, dann ihnen die kaiserische den accord nit gehalten, Sie betrüglicher weiß 6. Tag umbgefüert, hernacher erst gezwungen sich underzustellen, oder sollten nidergemacht werden: Und seind alle Officier dabey gefangen genommen worden“.
[178] Ingenieur (Kriegsbaumeister): Der Kriegsbaumeister (Ingenieur), der zugleich einen militärischen Rang bekleidete, war zuständig für die Anlage von Schanzen und Laufgräben, den Brückenbau oder deren Wiederherstellung, das Unterminieren von Festungen, die Bereitstellung von Petarden zum Aufbrechen von Toren, den Ausbau und die Ausbesserung von Fortifikationen, das Vermessen und Erstellen von Karten von Festungen, Städten und Schlössern sowie ihrer Umgebung, die Bereitstellung des gesamten technischen Gerätes. Erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, in der Übergangsphase vom Landsknechtsheer zum stehenden Heer, formierte sich ein Ingenieurskorps mit regulierter Dienstlaufbahn, in der der Militäringenieur zum Fortifikationsoffizier wurde.
[179] Untergewehr, Unterwehr: Degen oder Rapier.
[180] spoliert: ausgeplündert.
[181] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S. 421.
[182] Pilsen [Plzeň, Tschechien]; HHSBöhm, S. 444ff.
[183] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscher, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte („Wintersoldaten“), die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.
[184] Wülzburg [Stadt Weißenburg i. Bayern]; HHSD VII, S. 835f.
[185] Lichtenau [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 405f.
[186] impegnieren: aufdrängen, aufnötigen, genötigt werden zu.
[187] Wilhelm IV. Herzog v. Sachsen-Weimar 11.4.1598 Altenburg-17.5.1662 Weimar], schwedischer Generalleutnant. Vgl. HUSCHKE, Wilhelm IV.
[188] in fianco: in die Seite.
[189] Bernhard Herzog v. Sachsen-Weimar [16.8.1604 Weimar-18.7.1639 Neuenburg am Rhein], schwedischer, dann französischer General. 1622 Teilnahme an den Treffen bei Wiesloch und Wimpfen, 1623 bei Stadtlohn. 1625 Eintritt in dänische, 1631 in schwedische Dienste, April 1632 Beförderung zum General. In der Schlacht bei Lützen übernahm er nach dem Tod Gustav Adolfs von Schweden den Oberbefehl über das schwedische Heer, als Donation erhielt er das Herzogtum Franken. 1635 Eintritt in französische Dienste, 1638 Sieg über die Kaiserlichen bei Rheinfelden, Dezember 1638 Einnahme von Breisach. Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst; RÖSE, Herzog Bernhard der Große; DROYSEN, Bernhard von Weimar I, II.
[190] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.
[191] Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen [9.10.1587 München-17.7.1652], kurbayerischer Obrist, Generalkriegskommissar u. Direktor des Kriegsrats. Vgl. KAPSER, Kriegsorganisation, S. 116ff.; DACHAUER, Geschichte der Freiherren und Grafen von Ruepp.
[192] Altdorf bei Nürnberg [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 8.
[193] Hersbruck [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 289ff.
[194] Lauf (Pegnitz) [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 393.
[195] Eger [Cheb, Tschechien]; HHSBöhm, S. 119ff.
[196] Waidhaus [LK Neustadt/Waldnaab]; HHSD VII, S. 781.
[197] Hrad Osek [Riesenberg], heute Ortsteil von Osek [Bez. Teplice, Tschechien].
[198] Straubing; HHSD VII, S. 723ff.
[199] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S. 465f.
[200] Hahnbach [LK Amberg-Sulzbach].
[201] Sulzbach-Rosenberg [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 728ff.
[202] Der Versuch einer der üblichenKriegslisten: Theatrum Europaeum 4. Bd., S. 245 (1640): „In Hilpershausen [Hildburghausen; BW] lage Eingangs Sept. deß Gilles de Hasi [Gill de Haes (1597-1657); BW] Regiments-Quartiermeister mit 16. Mann. Es kam aber dahin ein hinckender gar schlecht gekleideter Schwede / welcher ein Tertzerol in Hosen verborgen hatte / und schosse darmit den Hasischen Gefreyten unterm Thor todt / auff den Schuß waren alsbalden 6. andere schlechte / nur Säcke auff der Achsel tragend / die übermanneten in Eyl die übrige unterm Thor / auff welche alsbald 40. Reuter kamen / die der 16. Hasischen mit ihrem Quartiermeister sich Meister machten / und sie darvon führten: und ob sie wol von Bürgern keinen beleidigten / so kriegen sie doch den Rathschreiber samt etlichen Rathsverwandten in die Kluppen / die musten sich mit 100. Thalern Ritterzehrung loßmachē; und seynd bey diesem Einfall 1. Schwedischer / und 3. Käiserl. geblieben / unter denen einer sich auß Unvorsichtigkeit selbsten erschossen“. Dr. Conrad Jordan unter dem 30.7./9.8.1645 in seinem Tagebuch; SCHLOTTER, Acta, S. 450: „Der Ertzbischof von Bremen laßet von Glückstadt an die 500 Soldaten alß Bawren außkleiden und Bremerförde damit einnehmen, alß wenn sie alda in der Vestung mit bawen wolten. Der Commendant wirdt im Bett erstochen und sollen keine 8 von der Besatzung mit dem Leben davon komen sein“. Nach LORENZ, Das Erzstift Bremen, S. 68, am 10.8.1645 durch Eggerich Johann Lübbes [1600-1661] zurückerobert.
[203] Karabiner: kurzes Reitergewehr mit Radschlossmechanismus, im Sattelhalfter oder am Schulterriemen zu tragen (die in Suhl gefertigten Karabiner hatten eine Gesamtlänge von 1 Meter bei 16,2 mm Kugeldurchmesser). Vgl. ENGERISSER, Von Kronach, S. 561f. Über die maximale Schussweite ist nichts bekannt.
[204] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Nach DILICH, Krieges-Schule, S. 42, hatte der Rumormeister „Huren und Buben“ zu dieser Arbeit zu zwingen. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Zum Teil wurden Kinder ab 12 Jahren zu dieser harten Arbeit eingesetzt, ganze Schulklassen dazu getrieben. Vgl. auch die Beschreibung der Drangsalierung der Bürger Iglaus 1647 bei STERLY, Drangsale, S. 64f.. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Auch eingeflüchtete Bauern wurden zu diesen schweren Arbeiten gezwungen. Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255). Bei den Schweden wurden bevorzugt die Finnen zu diesen schweren Arbeiten herangezogen. Aus Iglau wird unter 1647 berichtet, wie der schwedische Kommandant Österling die nur noch 299 [von ehemals 13.000) Einwohner fassende Stadt während der Belagerung durch die Kaiserlichen zur Schanzarbeit trieb; STERLY, Drangsale, S. 64f.: „In das kaiserliche Lager langte immer mehr und mehr schweres Geschütz an; als dieses der Kommandant erfuhr; ließ er er voll Grimm die Einwohner wie das mit aller Gewalt auf die Schanzarbeit treiben, und erließ das strengste Verboth, daß außer dieser Arbeit sich keine Manns- noch Weibsperson sehen lasse. Was war dieses für ein Trübsal unter den armen Bürgern ! dieselben hatten ihren geringen Vorrath an den nothwendigsten Lebensmitteln bereits aufgezehrt, und konnten sich bei dem bestehenden strengsten Verbothe, nicht auszugehen, keine andere beischaffen; vom Hunger und Durst gequält, und daher ganz erschöpft, mussten sie sich dennoch den schwersten Arbeiten unterziehen. Der Kommandant war taub gegen alles Bitten und Flehen; verlangten einige die Erlaubniß, sich aus der Stadt zu entfernen, so ließ er sie in den Zwinger einschließen, ihnen des Tags ein bischen Brot und ein wenig Wasser reichen, dafür aber unter Schlägen zur Arbeit anhalten. Als der Kommandant die Deserzion zweier seiner Leute am vorhergehenden Tage erfuhr, und besorgte, daß Mehrere diesem Beispiele folgen dürften, so ließ er den Arbeitenden Fußeisen anlegen“. Augsburg 1632; STETTEN, Geschichte 2. Bd., S. 211: „Den 14. Septembris ließ der Gouverneur Oxenstirn [Bengt Bengtson Freiherr v. Oxenstierna; BW] etliche Bischöfliche, Capitlische und Fuggerische Beamte und Vögte, so ihre Unterthanen bey der Schantz-Arbeit zu erscheinen nicht angehalten hatten, zur Straffe durch den Profosen etliche mal um das höltzerne Roß oder Esel herumführen“. Fehlte es auf Grund von grassierender Pest an zwangsverpflichteten Bürgern, mussten auch Soldatenfrauen Schanzarbeiten leisten. Zur Schanze vgl. auch STUHR, Die Schanze.
[205] Embuscade: Hinterhalt.
[206] Claus Hastver [Halswert, Hasever, Haster, Hastuer [1596 oder 1597 Sommerhusen/Estland-23.9.1634 Lauf/Pegnitz], schwedischer Obrist. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach.
[207] Hirschau [LK Amberg-Sulzbach].
[208] ENGERISSER, Von Kronach, S. 160. ARENDT, Wallensteins Faktotum, erwähnt diesen Vorgang nicht.
[209] Sankt Joachimsthal [Jáchymov; Bez. Karlsbad, Tschechien]; HHSBöhm, S. 540ff.
[210] Balthasar Jakob v. Schlammersdorff [Schlammerstorff] auf Plankenfels u. Hopfenohe [ -10.12.1637 Metz], dänischer, dann schwedischer Generalmajor.
[211] Auerbach i. d. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.
[212] Vilseck [LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.
[213] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S. 525.
[214] Leitmeritz [Litoměřice, Tschechien]; HHSBöhm, S. 324ff.
[215] Georg Christoph v. Taupadel [Tupadel, Tupadell, Taubadel, Toupadel, Tubal, Taubald, Thobadel, Dupadel, Dubald, Dubadell, Dubalt, „Raupartl“, Teupold] [um 1600 Fichtenberg-12.3.1647 Basel], schwedisch-französischer Generalleutnant.
[216] Herzogenaurach [LK Erlangen-Höchstadt]; HHSD VII, S. 291.
[217] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[218] Georg Herzog v. Braunschweig-Lüneburg [17.2.1582 Celle-2.4.1641 Hildesheim], kaiserlicher Obrist, 1631 schwedischer General. Vgl. DECKEN, Herzog Georg.
[219] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 2. Bd., S. 39.
[220] Caspar Freiherr v. Schnetter [Schmetter, Schnitter, Schneder] [ -Oktober ? 1644], kaiserlicher Generalfeldwachtmeister.
[221] Johann Freiherr v. Treubreze [Troibze(e), Troibrets, Troiberz, Trabez, Traber, Trabres, Treber, Treberey] [ – ], kurbayerischer Obrist.
[222] Jacob [James, Joachim, Heinrich Jakob] Freiherr Duwall [MacDougal, MacDougall, Duwall, Duwalt, Duwaldt, Dubwaldt, Duval, Dual, Duual, Dugaldt, Dougal, Douwall, Duvald, Thubald, Mag. Dubald, Mack Duwall, Tubal, Tubald] [um 1589 Prenzlau-28.4./9.5.1634 Oppeln], schwedischer Obrist, Generalkommissar. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 1623.
[223] Claus Dietrich Freiherr v. Sperreuter [Sperreut, Stierreuth] [um 1600 Walsrode-9./20.1.1653 Innsbruck], schwedischer, dann kaiserlicher Obrist, ab 1646 venetianischer Generalmajor. Vgl. LEISTIKOW, Sperreuter.
[224] Eichstätt [LK Eichstätt]; HHSD VII, S. 160ff.
[225] Bernhard Herzog v. Sachsen-Weimar [16.8.1604 Weimar-18.7.1639 Neuenburg am Rhein], schwedischer, dann französischer General. Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst; RÖSE, Herzog Bernhard der Große; DROYSEN, Bernhard von Weimar I, II. Zunächst schwedischer, später französischer General. 1622 Teilnahme an den Treffen bei Wiesloch und Wimpfen, 1623 bei Stadtlohn. 1625 Eintritt in dänische, 1631 in schwedische Dienste, April 1632 Beförderung zum General. In der Schlacht bei Lützen übernahm er nach dem Tod Gustav Adolfs von Schweden den Oberbefehl über das schwedische Heer, als Donation erhielt er das Herzogtum Franken. 1635 Eintritt in französische Dienste, 1638 Sieg über die Kaiserlichen bei Rheinfelden, Dezember 1638 Einnahme von Breisach.
[226] Neuburg a. d. Donau [LK Neuburg-Schrobenhausen]; HHSD VII, S. 497ff.
[227] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 623, S. 207.
[228] Nittenau [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 523f.
[229] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.
[230] Neunburg vorm Wald [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 507f.
[231] Nabburg [LK Nabburg]; HHSD VII, S. 491f.
[232] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 139f.
[233] Sulzbach-Rosenberg [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 728ff.
[234] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 140.
[235] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 632, S. 210.
[236] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Nach DILICH, Krieges-Schule, S. 42, hatte der Rumormeister „Huren und Buben“ zu dieser Arbeit zu zwingen. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Zum Teil wurden Kinder ab 12 Jahren zu dieser harten Arbeit eingesetzt, ganze Schulklassen dazu getrieben. Vgl. auch die Beschreibung der Drangsalierung der Bürger Iglaus 1647 bei STERLY, Drangsale, S. 64f.. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Auch eingeflüchtete Bauern wurden zu diesen schweren Arbeiten gezwungen. Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255). Bei den Schweden wurden bevorzugt die Finnen zu diesen schweren Arbeiten herangezogen. Aus Iglau wird unter 1647 berichtet, wie der schwedische Kommandant Österling die nur noch 299 [von ehemals 13.000) Einwohner fassende Stadt während der Belagerung durch die Kaiserlichen zur Schanzarbeit trieb; STERLY, Drangsale, S. 64f.: „In das kaiserliche Lager langte immer mehr und mehr schweres Geschütz an; als dieses der Kommandant erfuhr; ließ er er voll Grimm die Einwohner wie das mit aller Gewalt auf die Schanzarbeit treiben, und erließ das strengste Verboth, daß außer dieser Arbeit sich keine Manns- noch Weibsperson sehen lasse. Was war dieses für ein Trübsal unter den armen Bürgern ! dieselben hatten ihren geringen Vorrath an den nothwendigsten Lebensmitteln bereits aufgezehrt, und konnten sich bei dem bestehenden strengsten Verbothe, nicht auszugehen, keine andere beischaffen; vom Hunger und Durst gequält, und daher ganz erschöpft, mussten sie sich dennoch den schwersten Arbeiten unterziehen. Der Kommandant war taub gegen alles Bitten und Flehen; verlangten einige die Erlaubniß, sich aus der Stadt zu entfernen, so ließ er sie in den Zwinger einschließen, ihnen des Tags ein bischen Brot und ein wenig Wasser reichen, dafür aber unter Schlägen zur Arbeit anhalten. Als der Kommandant die Deserzion zweier seiner Leute am vorhergehenden Tage erfuhr, und besorgte, daß Mehrere diesem Beispiele folgen dürften, so ließ er den Arbeitenden Fußeisen anlegen“. Augsburg 1632; STETTEN, Geschichte 2. Bd., S. 211: „Den 14. Septembris ließ der Gouverneur Oxenstirn [Bengt Bengtson Freiherr v. Oxenstierna; BW] etliche Bischöfliche, Capitlische und Fuggerische Beamte und Vögte, so ihre Unterthanen bey der Schantz-Arbeit zu erscheinen nicht angehalten hatten, zur Straffe durch den Profosen etliche mal um das höltzerne Roß oder Esel herumführen“. Fehlte es auf Grund von grassierender Pest an zwangsverpflichteten Bürgern, mussten auch Soldatenfrauen Schanzarbeiten leisten. Zur Schanze vgl. auch STUHR, Die Schanze.
[237] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[238] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.
[239] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.
[240] Dragoner [schwed. dragon, dän. dragoon, frz. dragon]: leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. So sprechen auch Zeitgenossen in der Regel von Reitern und Dragonern. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise machte man auch Unberittene zu Dragonern, indem man ihnen ein Pferd und eine Muskete gab; SCHWARZ, Die Neumark, S. 52. Des Öfteren führten Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Ein schwedisches Dragonerregiment soll zu einem Drittel aus Zigeunern bestanden haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.
[241] Waldmünchen [LK Cham]; HHSD VII, S. 785. Waldmünchen hatte 1633 noch 72 Anwesen, 1635 waren es nur noch 27 Häuser, Stallungen und Stadel; MAGES, Waldmünchen, S. 63.
[242] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 635, S. 211.
[243] 14.11.; vgl. THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 135.
[244] Ertag, Erchtag: bayerische Bezeichnung des Dienstags.
[245] Fähnlein, Fahne [schwed. fänika]: I. militärische Einheit; die kleinste Gliederungseinheit beim Fußvolk, im 17. Jahrhundert allmählich durch die Bezeichnung „Kompanie“ verdrängt. In der kursächsischen Armee bestand ein Regiment zu Fuß aus 10 „Fendl“: ein Fähnlein umfasste 200 bis ca. 300 Mann (100 Pikeniere, 160 Musketiere, 20 Hellebardiere und 20 Rundschildner), bei den Schweden z. T. bis 500 Mann. Es gliederte sich wiederum in Rotten von 10-15 Mann, die von einem Rottmeister angeführt wurden. II. In den Städten wurden wehrfähige Bürger ebenfalls in Fähnlein bzw. Rotten eingeteilt.
[246] Straubing; HHSD VII, S. 723ff.
[247] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 2. Bd., S. 107.
[248] Wilhelm Straßberg [ – ], schwedischer Gesandter.
[249] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 2. Bd., S. 112f.
[250] Reinhold v. Rosen [Rosa, Rossa, Rosau, Roß], der „Gute“, Herr v. Bollweiler u. Herrenstein [nach 1595, um 1604 Ninigall, Livland-8./18.12.1667 Schloss Dettweiler], schwedisch-französischer Obrist, Generalmajor.
[251] Pfreimd [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 583.
[252] [Johann] Friedrich v. Schletz [Schlez, Schleuß, Schlentz, Schlitz, Schletzer] [ -1658 Wasserburg], kurbayerischer Obrist.
[253] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 2. Bd., S. 112.
[254] Rakonitz [Rakovník, Bez. Rakovnik, Tschechien]; HHSBöhm, S. 508f.
[255] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 2. Bd., S. 116.
[256] Jan Freiherr v. Werth [1594 Büttgen-16.9.1652 Benatek], bayerischer, kaiserlicher General der Kavallerie. Vgl. LAHRKAMP, Jan von Werth; KAISER: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/W/Seiten/JanvonWerth.aspx [17.6.2014].
[257] Maximilian [Maximilien] Freiherr v. Billehé [Billche, Bilhe, Billhe, Bilehe, Pillehe, Billeche, Bülecke, Billay, Ballay, Büleche, Biler, Bille, Billy], Sire de Valensart [ -6.9.1634 bei Nördlingen], ligistischer Feldmarschallleutnant.
[258] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 2. Bd., S. 117.
[259] Hochberg (Pleystein), Ortsteil von Pleystein [Neustadt an der Waldnaab].
[260] Neunburg vorm Wald [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 507f.
[261] Nittenau [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 523f.
[262] Nabburg [LK Nabburg]; HHSD VII, S. 491f.
[263] Leutnant [schwed. Löjtnant, dän. Løjtnant]: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-80 fl. – zumindest wurden in den besetzten Städten monatlich 80 Rt. (120 fl.) erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 -, was etwa dem Sold eines bayerischen Kriegsrats entsprach. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 60 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Als einer Leutnant einer Streifschar aus einer Garnison erhielt er quasi als Gefahrenzuschlag pro 1.000 Rt. Beute und Ranzion 28 Rt. 54 Alb. 6 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 52f.: „Ein Leutenant wird von dem wörtlein Lieutenant, quasi locum tenens, Ort / Platz / Stell- oder Statthalter eines Capitains genant / diweil er in abwesen seines Capitains desselben Stell verwaltet / er könnte auch der Unterhaubtmann geheissen werden. Ein solcher sol ein dapferer / aufrichtiger / Kriegsgeübter / und praver Cavalier seyn / und ist dem Capitain der nächste: in dessen abwesen commandiert er follkommen / und hat auch in gegenwart des Capitains den gantzen Befehl über die Compagnie: dann wann dem Capitain von dem Regiment etwas anbefohlen wird / so gibt er dem Leutenant Ordre / wie er sich in einem und anderem verhalten solle / der dann durch seine nachgesetzte Officier den Befehl follstrecken laßt: Dieser sol auch des Capitains guten Namen / Ehr / und Reputation lieb haben und schirmen / alß sein eigen Leben und Ehr / und sich sonderlich dem Capitain um dapfere und versuchte Soldaten umschauen / auch wie er die Soldaten logiren und wol einquartieren möge: Darneben soll er fleissig achtung geben / daß alles gleich zugehe / nach guter ordnung und ohne klag. Alle Abend sol er sich auf der Parade finden lassen / und sehen / wo mangel erscheine: ob auch die Parade / Wacht / und Ordre wol angestellet und gehalten werden: dagegen sol er sich in seinem Commandement gravitetisch und ernsthaft erzeigen / daß ihn seine untergebene Officier und Soldaten ehren / und so wol alß den Capitain fürchten. Die Soldaten werden auch durch ihn gestraft / und ligt ihme aller Last auf dem hals: dann so er die Compagnie nicht versehen müßte / mangelte man keinen Leutenant. Sein Oberwehr ist eine Partisane / er thut keine Wacht / alß die Haubtwacht / da die Compagnie wachet. Er sol auch die Corporalschaften an Mannschaft gleich außtheilen / und keiner mehr versuchte Soldaten geben alß der anderen / daß einer die besten / ein anderer aber die schlechtesten Soldaten habe / woran in einer Occassion vil gelegen ist: Er sol den strafwürdigen streng / den gehorsamen aber gutthätig seyn: Er sol auch aller Soldaten humores erkennen. In summa / er sol wüssen in abwesen des Capitains die Compagnie mit satsamer genugthuung zuregieren / alß wann der Capitain selbst zugegen were / und beyde Officia unklagbar zuverwalten“.
[264] Streifpartei: I. Streifkorps; Reiterabteilung, die entweder zur Aufklärung oder zu überraschenden Handstreichen vom zuständigen Kommandeur ausgesandt wurde oder eine auf eigene Rechnung oder mit Wissen des an der Beute beteiligten Kommandeurs herumstreifende Abteilung, um Beute zu machen, Nahrung zu beschaffen oder die Bevölkerung zu terrorisieren. Am 9.5.1643 schrieb Ferdinand III. an Gallas: „auch die Streifparteien gehören bestrafft […], da sy die unterthanen unerhörter barbarischer weiß tractirn, denenselben wan sy nit gleich alles nach ihrem willen thuen, löcher durch die nasen bohren, strick dardurch ziehen und sie die [wie ?] unvernünfftigen thiere mit herumben ziehen, theils gar pulver in die nasenlöcher, auch mundt und ohren stecken und dasselbe anzünden, oder aber haisses bley hinein gießen, auch wohl ihre händt und fueß abhacken, ganze dörffer außplendern, und viel pferdt und viech mit weckh treiben“. REBITSCH, Gallas, S. 218f. II. Kriegspartei: reguläre Truppenabteilung. Vgl. KROENER, Kriegsgurgeln. III. Banden aus Deserteuren, Straftätern, vertriebenen Bauern, die z. T. in Stärke von 400 Mann bevorzugt Dörfer überfielen. LEHMANN, Kriegschronik, S. 105, zu einer Strafaktion: „Zue Crandorf hielte Sich auf Johans Lorentz, ein versuchter Churfürstlicher reuter, aber arger Mauser, der uff den Schwedenschlag an der Böhmischen gräntze großen schaden gethan. Den nahm Künemann, ein keyßerlicher Leutenandt und werber von den Platten mit 6 musquetiren des Nachts auß den bette, führeten ihn biß an Breittenbrunner Wiltzaun, schoßen in todt, zogen ihn auß und ließen ihn liegen, der den 25. April in einen Winckel auf den Gottesacker wurd begraben“. Vgl. auch das Edikt der Grafschaft Limburg (1627): „waß maßen vnd vielfeltiger Dagten Vorkommen [ist], dass sich in Vnser[er] Graffschafft Lymburg fast täglichen Partheyen vnd Soldaten vnd auch noch woll herrenloses Gesindling in Büschen, Bergen vnd Strauchen auffhalten, welche nicht allein Vnsern Vnderthanen, sondern auch der benachbarten Neutralen pressen, knebeln, fangen, stechen vnd sonsten übell tractieren […], welches allen Rechten, Erbarkeitt, guter Policey vnd gemeiner Wolfahrt, auch des Heiligen Reiches Landtfrieden vnd anderen Satzungen zuwiederläufft“. MARRA, Tod, S. 140. „Je länger der Krieg dauerte, um so ärger wurde es. Eine Beschwerde der anhaltischen Fürsten vom 22. Januar 1639 an den Kaiser schildert die Zustände im Lande wie folgt: ‚Die meisten Völker haben sich von der Armee abgetan und unser Fürstentum durch und durch gestreift, Dörfer und Städte, derunter Jeßnitz und Raguhn, ausgeplündert, Adlige und andere Standespersonen ermordet und verwundet, Dörfer in Brand gesteckt, teils ohne Not niedergerissen, Bauernkinder geschlachtet, den Weibern die Brüste abgeschnitten und gegessen, dazu das Land dermaßen verderbt, daß fast niemand sich auf dem Lande aufhalten und das Feld bestellen, noch die Reichsanlage abführen kann“. WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 222. Im Juni 1647 ordnete der Kommandant von Lippstadt, Rollin de St. André, an, dass alle herumstreifenden Soldaten ohne Ausweispapiere zu erschießen seien. CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 51. Vgl. THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 617 (1641): „Vmb den Eingang Junii liesse sich ein Brandenburgischer Rittmeister gelüsten in Mechelnburg wider voriges Verbott zustreiffen / der auch dariñen geplündert hatte: Darwider Gen. Major Axel Lille vber einen / dem beschehenē Anbringen zu widerlauffenden actum, sich beklagte. Herr Statthalter Marggraffe Ernst liesse diesen Rittmeister einziehen / vnd im Kriegsrecht widerfahren / darumb er enthauptet / vnnd zehen seiner Gehülffen auffgehenckt worden“. Der vorderösterreichische Obrist entschuldigte gegenüber Erzherzogin Claudia von Tirol 1633 seine Soldaten damit, dass diese „aus noth und hunger verursacht werden, zuweilen anderwerts was zu suchen“. SCHENNAT, Tiroler Landesverteidigung, S. 354.
[265] HEILMANN, Kriegsgeschichte 2. Bd., 1. Abt., S. 428
[266] Neumarkt i. d. OPf.; HHSD VII, S. 505f.
[267] Lichtenau [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 405f.
[268] Feldstück: eisernes Geschütz, das nach dem Vorschlag des Grafen Hamilton eingeführt wurde, und Kugeln von 4 Pfd. verschoss. Jedes Fußregiment hielt 2 Stück, auch die Kavallerie erhielt einige. Angeblich schossen sie dreimal, ehe die Muskete zweimal schoß. Sie konnten von zwei Pferden gefahren werden. MEYER, Handbuch, S. 62. Im April 1629 gelang es der königlichen Gießerei Stockholm, den ersten Dreipfünder herzustellen, der mit 123 kg sehr beweglich war. Wenig später wurde das Gewicht sogar auf nur 116 kg reduziert. Der Name Regimentstücke für diese neue Feldartillerie blieb erhalten. Durch Gustav II. Adolf eingeführt, indem er jedem Infanterie-Regiment ständig zwei leichte Geschütze zuordnete. Die Bedienung übernahmen erstmals besonders eingeteilte Soldaten. Die Regimentsstücke waren meist 3-Pfünder-Kanonen. Sie wurden durch eine Protze im meist zweispännigen Zug, gefahren vom Bock. d. h. der Fahrer saß auf der Protze, beweglich gemacht [wikipedia]. „Kurtze Feld-Stücke haben zugespitzte Kammern, und sind kürtzer, wie die gewöhnlichen Stücke, schiessen eiserne Kugeln von 6. bis 10. Pfunden, auch allerhand Hagel- und Ketten-Kugeln. Die Regiments-Stücke schiessen 4. bis 6. Pfündige Kugeln“. FAESCH, Kriegs- Ingenieur – Artillerie- und See-Lexicon, Dresden 1735, S. 287. Wahrscheinlich ist hier oft die meist als Feldschlange bezeichnete „Halbe Schlange“ gemeint: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34faches Kaliber (10, 5-11, 5 cm), schoß 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt.
[269] Wilhelm v. der (den) Brink [Princk, Brinken, Brücken] [ -13.10.1637], schwedischer, zuletzt kaiserlicher Obrist.
[270] ENGERISSER, Von Kronach, S. 208f.
[271] Velburg [LK Neumarkt/OPf.]; HHSD VII, S. 766f.
[272] Kastner: „Vorsteher des Kastenamtes, zuständig für die Überwachung der Besitzungen eines Grundherrn; verwaltete die Vorräte, erhob Gefälle und Abgaben und war für die Vorratshaltung in den Getreidekästen verantwortlich; bei Führen der betreffenden Bücher wurde er vom Kasten(amts)gegenschreiber unterstützt; er übte häufig auch die Niedergerichtsbarkeit aus“. GABLER, Glossar: www.schneider-archiv.de/pdf/glossar.pdf.
[273] Musketier [schwed. musketerare, musketör, dän. musketeer]: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, 1. Bd., S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 2 – 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm] verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet 1634, dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe; SCHLOTTER, Acta, S. 194. Der Bad Windheimer Chronist Pastorius hält unter 1631 fest; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 100: „1631. Den 10. May eroberte der General Tylli die Stadt Magdeburg / plünderte sie aus / eine Jungfrau hatte ihres Bruders Kleider angezogen / und sich in ein groß leeres Weinfaß verstecket / ward endlich von einem Reuter gefunden / der dingte sie für einen Knecht / deme sie auch drey Monat treulich die Pferde wartete / und als in einem Treffen der Reuter umkam / und sie von denen Schweden gefangen gen Erffurt kam / ließ sie sich für einen Musquetirer unterhalten / dienete fünff Jahr redlich / hatte in etlichen Duellen mit dem Degen obsieget / wurde endlich durch eine Müllerin / wo sie im Quartier lag / verrathen / daß sie ein Weib wäre / da erzehlete sie der Commendantin allen Verlauff / die name sie zu einer Dienerin / kleidete sie / und schenckte ihr 100. Ducaten zum Heyrath-Guthe“. Weiter gibt es den Fall der Clara Oefelein, die schriftliche Aufzeichnungen über ihren Kriegsdienst hinterlassen haben soll. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch 1. Bd., S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß, S. 43ff., über die Bedienung; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics; EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[274] Gemeint sind hier „versuchte“ Knechte: Ein „versuchter“ Knecht, d. h. ein „beschossener“ Knecht, der bereits in Schlachten und Belagerungen erprobt war, erhielt 1632 5 fl. Monatssold.
[275] Verrat: Bürger, die wie in Konstanz 1643 mit dem Feind in Verbindung standen, um die Stadt ausliefern, wurden gevierteilt, gehenkt und ihre Angehörigen der Stadt verwiesen; SEMLER, WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 170: „Wer beßer geweßen, were kain graf oder dergleichen obrister, so kriegßweßen nit erfahren, darbei geweßen: obriste Nussbaum und Matthaeus Bach hetten beßer corascha darzue gehabt, werß an ihnen gelegen und sie daß commando gehabt, hettenß gewiß einbekomen. Haben fürgeben, daß loch seye zue klain (da es doch bald hette geweitert werden kenden; seyen auch schon 2 oder 3, wie oben gemelt, hineingeschloffen), da doch der ratsherr Hewdorf, der nur ain dicker mann, selbsten heraußer geschloffen sampt seinem sohn, so auch auß den correspondierischen waren, uff sie gewartet, seinen sohn entgegen, weil sie so lang außwaren und umb 12 uhr nit erscheinten, biß naher Burgberg oder Nußdorf geschickt, es und andere Uberlingerische correspondierische burger, so vor haußen sie gefüert und mitgeloffen. Alß sie vernohmen, daß die obriste nit an die sach wollten, sonder wider zuerugg commandirten, haben sie solche umb deß jüngsten gericht wüllen gebetten, solen doch fortsezen, sie wöllen alß vor ihnen hergehen, die sach werde guot werden. Hat auch M. Hannß, der scharpfrüchter, der auch ainer auß den correspondierischen ware, von innen herauß bey seiner behaußung zuegeschrayen: nun wacker her ! er wolle uff dem Galler die wacht, deren wohl uff 12 waren, allein mit seinem hänkerschwert nidermachen, welches nachmahlen ihme und andernen, wie volgen wird, übel außgeschlagen, alß der anschlag entdeckt und derenselben ettliche eingezogen, under denen er auch einer gewesen war, welcher lange zeit zum öfternmahlen an die folter geschlagen, gestreckt und ernstlich gepeiniget worden. Andere 2 muoste er selbsten einen tag zuevor, ehe man ihne würde hänken, dan er zum galgen schon war condemniert, fiederthailen und die stuck uff die straßen außerhalb der statt uffhänken. So ist er aber endlichen von den geystlichen und insonderß von den Salmanschweylischen, welche bey dem commendanten vil vermöcht, erbetten und deß lebenß wider gefrüstet worden, uff welches er bald hernach außgerüßen und sich auß dem staub gemacht, auch viel andere intreßirte, welchen man weib und kinder schier nackend und bloß nachgeschickt, dass war nun ain großer jammer, elend und wohl über die maßen zue erbarmen, so also deren ettliche naher Costantz gekomen“. Teilweise wurden wie etwa in Olmütz Spione gevierteilt; DUDIK, Sammel-Chronik, S. 49. Vgl. dazu das berüchtigte Patent Wallensteins vom 29.8.1626 aus Neiße; KOLLMANN, Der Dänisch-Niederdeutsche Krieg, Nr. 308, S. 306: Während des gegenwärtigen feindlichen Einfalls hätten viele Städte und Orte dem Feind nicht nur keinen Widerstand entgegengesetzt, wie es sich angesichts der Pflichten gegenüber dem Kaiser gebührt hätte, sondern hätten vielmehr dem Feind bereitwillig die Tore geöffnet und diesem jede mögliche Hilfe und Unterstützung gewährt. Viele Menschen aus dem Königreich und den Ländern des Kaisers seien zum Feind übergelaufen und hielten sich bei ihm auf. Darum befehle er, dass solche meineidigen, abtrünnigen Untertanen aus Böhmen und Mähren, Schlesien, der Lausitz und Österreich bei Gefangennahme auf der Stelle getötet, die Städte aber, die sich verräterisch und ohne Gegenwehr dem Feind ergaben, im Falle ihrer Eroberung durch die kaiserliche Armee geplündert und durch Feuer vernichtet werden sollten. SCHORER, Memminger Chronick, S. 141 (1633): „Den 10. September ließ der H. Commandant einen hieigen Burger auff dem Weinmarckt / auß Verdacht / daß er mit den Schweden zu Biberach correspondirte / bey hellem Tag auffhenecken / da musten die Burger zu sehen / vnd jeder dergleichen gewärtig seyn“. SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 606 (Zwickau 1640): „Etliche Bürger hatten sich hinaus zum Kaiserlichen begeben / die geriethen in und Leib-und Lebens-Gefahr / durfften nicht wieder in die Stadt; einem ließ auch der Obriste Schliebe sein Hauß auff dem Holtz-Anger niederreissen / und auff den Grund schleiffen“. MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 525f. (Schweinfurt 1640): „An dem nämlichen 19. April wurden, auf Befehl des Feldmarschalls von Geleen, drey angesehene Bürger, nämlich Heinrich Arnold, Mitglied des äußern Rathes und Wirth zum goldenen Einhorn, Johann Caspar Seuppel, Wirth zum schwarzen Bären und Jacob Renninger, Kaufmann allhier, wegen eines Verdachtes, als ob sie mit dem Feinde (den Schweden) einen geheimen Briefwechsel unterhielten, mit Weibern und Kindern arretirt und mit Musketirern scharf bewacht. Alle ihre Briefe wurden in Beschlag genommen und durchgelesen. Um aber den angedrohten härtern Verlust zu verhüten, schlugen sich mehrere Generale ins Mittel, und dadurch erhielt man so viel, daß Weib und Kinder frey; Arnold aber in das Wirthshaus zur Krähe (jezt zum Raben) Seuppel in das Quartier des Grafen Bornival und Renninger in das Wirthshaus zum schwarzen Bären gefänglich eingebracht wurden. Erst am Montage, den 27. d., kamen sie, nachdem sie der General-Auditor scharf examinirt hatte, und nichts fande, was Verdacht erregen konnte, auf freyen Fuß. Nichts desto weniger mußte der Rath für sie Bürge werden“. Aus dem von den Kaiserlichen heimgesuchten Pommern heißt es 1631; METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 84: „Das Landvolck thäte den Schwädischen grosse Hülffe / vnd erfrewete sich vber die massen / daß sie dermahleins von der schröcklichen Tyranney sollten erlöset werden“. Vgl. den Verrat des Kapitän Homann, der das Rodenberger Schloss 1637 den Kaiserlichen ausgeliefert hatte; MITHOFF, Chronik der Stadt Rodenberg, S. 260f.
[276] HEILMANN, Kriegsgeschichte 2. Bd., 1. Abt., S. 428f.
[277] Kroaten: kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten, des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteien“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Vgl. GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 85 (1630): „Die Crabaten litten dieser Zeit von den Schwedischen viel schaden / weil es bey ihnen viel stattliche Beuten gab. Dann sie hatten theils Gürtel voller Gold und Silber vmb den Leib / auch gantze Blatten von Gold vnd Silber geschlagen vor der Brust“. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte”. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet”. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“, S. 75: „In einer Supplik der niederhessischen Stände an Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel aus dem Jahr 1637 heißt es beispielsweise, die „unchristlichen Croaten“ hätten ‚den Leute[n] die Zungen, Nasen und Ohren abgeschnitten, die augen außgestochen, Nägel in die Köpff und Füsse geschlagen, heis Blech, Zinn und allerhand Unflat, durch die Ohren, Nasen und den Mund, in den Leib gegossen [und] etzliche durch allerhand Instrumenta schmertzlich gemartert’ “. http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ “. METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 41: „Diese [Kroaten; BW] nach dem sie die Thor deß Stättleins [Penkun (LK Vorpmmern-Greifswald); BW] zerbrochen / haben sie mit grossem Grimm auff dem Schloß / in der Kirche / in der Pfarr / in den Häusern / Ja auch unerhörter Weise in den Todtengräbern gesuchet: Das Korn theils außgetroschen vnnd hinweg geführet / theils auch zertretten / die Inwohner hefftig geschlagen vnnd biß auff den Todt gemartert / daß sie solten sagen / ob sie Gelt vergraben hetten / vnder denselben haben sie auch deß Pastorn nicht verschonet / der ihnen doch vor diesem alle Ehr vnnd Freundschafft erwiesen: Vnnd welches das allerärgste / haben sie Weibspersonen genothzüchtiget vnd geschändet / vnnd so sich etliche im Wasser vnder dem Rohr / oder sonst verborgen / haben die Crabaten / als deß Teuffels rechte Spürhund / solche auffgesucht / vnd wie das Vieh zur Vnzucht vor sich hergetrieben / auch ein theils Mannspersonen / so ihre Weiber vnnd Kinder wider solchen Teufflischen Muthwillen vnnd Gewalt vertheidigen wollen / jämmerlich erschossen vnd nidergehawen. Vnd dergleichen Vnzucht haben sie auch an Mägdelein von acht vnnd zehen Jahren zu treiben vnd am hellen Tag auff den Kirchhöfen / öfffentlichen Gassen vnd Gärten zu begehen / sich nicht geschewet“. Vgl. auch die Beschreibung des Kroateneinfalls in Neustadt a. d. Aisch am 18.7.1632 => Kehraus [Kerauß, Kehrauß], Andreas Matthias in den „Miniaturen“, bzw. die Aufzeichnungen des Pfarrers Lucas, Trusen (Anfang Januar 1635); LEHMANN, Leben und Sterben, S. 129: „[…] die Dorfschaften sind nacheinander alle ausgeplündert, die Leute übel geschlagen und beraubt worden, einige tot geblieben, Elmenthal und Laudenbach und Heßles sind ganz ledig [menschenleer] diese Zeit über gestanden, alles an Heu, Stroh, Holz hinweg ist geführt worden, das Getreide in den Scheunen ist ausgedroschen oder sonst verdorben worden, die Häuser sind zerschlagen, das Eisenwerk an Türen und Läden, Bratkacheln, Ofenblasen sind ausgebrochen und hinweg genommen worden [ …] sind über 300 Kroaten zu Elmenthal und Laudenbach gewesen, dort geplündert und folgenden Tag nach Brotterode gezogen und dort auch großen Schaden verübt, indem sie allein 100 Pferde allhier weggenommen, des anderen Viehs zu geschweigen, mancher Mensch ist übel traktiert worden, viele sind in großen Schaden gekommen, zu Herges sind alle Pferde hinweg genommen, desgleichen mehrentheils auch die Schafe und jungen Lämmer, in der Auwallenburg sind über 3 Kühe nicht verblieben, sondern alle hinweg genommen worden […]“.THEATRUM EUROPAEUM 2. Band, S. 630 (1631): „Den 10. Martii sind die Crabaten ein halbe Meil von der Prager Newstatt / zimblich starck zu Roß vnnd Fuß ankommen / ein schönes Dorf Micheln genant / in Brand gesteckt / Mann / Weib / vnnd Kinder / was nicht entlauffen können / entweder nidergehawen oder ins Fewer gejaget : ist also groß Elend gewesen. Das verbrandte Stroh hat der Wind / weil er gleich darbey entstanden / biß nach Prag gar auff die Brücke getrieben. Die Sächsische haben sich zwar alsbald zu Roß vnnd Fuß hinauß begeben / in Meynung sich an die Crabaten zumachen: aber selbige hatten sich vor jhrer Ankunfft schon weg gemacht / vnd vnderwegens noch etliche Dörffer angezündet”. WERTHER, Chronik der Stadt Suhl 1. Bd., S. 226f. (1634): „In einem Umlaufschreiben wies die gemeinschaftliche Regierung und das Consistorium zu Meiningen darauf hin: ‚Es gehen viele und große Sünden wider das sechste und siebente Gebot im Schwange, da die Weibspersonen sich leichtfertig an die Croaten gehänget“. Gefangene Kroaten wurden schon unter Gustav II. Adolf von den Schweden in ihre Kupferbergwerke verbracht; THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 349; METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 87.
[278] Wühtach: nicht identifiziert.
[279] Nabburg [LK Nabburg]; HHSD VII, S. 491f.
[280] Burgtreswitz, heute Ortsteil von Moosburg [LK Neustadt a. d. Waldnaab].
[281] Hostau [Hostouň, Bez. Taus, Tschechien], erwähnt unter Weißensulz [Bělá nad Radbuzou, Bez. Taus, Tschechien]; HHSBöhm, S. 651.
[282] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 2. Bd., S. 166. – Waldmünchen [LK Cham]; HHSD VII, S. 785.
[283] Adam Erdmann Graf Trčka z Lipy [Terzka] [1584, 1599, 1600-25.2.1634 Eger], kaiserlicher Obrist, Feldmarschallleutnant.
[284] Weißenburg i. Bayern [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 799ff.
[285] Wolf Christoph v. Leoprechting [ – ], ligistischer Hauptmann, Obristleutnant, 1633 Kommandant der Festung Rothenberg.
[286] Rothenberg, Festung, heute Ortsteil von Obermichelbach [LK Fürth]; HHSD VII, S. 635f.
[287] Dinkelsbühl [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 142ff.
[288] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 2. Bd., S. 458, Anm. 1.
[289] Ranzion, Rançon, ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Teilweise wurde Offizieren gestattet, zum „Rekompens“ drei bis Häuser zu ranzionieren; FRITSCH, Tagbuch, S. 129. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade auch der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29. Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten je nach Rang in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph III, S. 450. SEMLER, Tagebücher, S. 137 (1634): „Hierauff die Schwedische ihre gewohnliche straiff vnd raubereyen noch ferner vnd ernstlicher continuirt, also daß nicht allein auf dem land vnd dörffern sich niemandt betreffen, sonder auch gar in die reben (außerhalb was gegen Sipplingen hinab gelegen, dahin der feind niehmaln kommen) niemandt blicken lassen dörffen, inmaßen ettliche burger vnd salmanßweilische vnderthonen, so in den reben bei vnd gegen Nußdorf und Burgberg schaffen wollen, von denen hin vnd wider vagierenden reüttern aufgehebt, vnd nach Pfullendorf geführt, deren jeder biß auf 60 vnd mehr reichsthaler ranzion angezogen, vnd weilen sie, alß arme rebleütt sollche zu bezahlen nicht vermögt, volgendts mit der armada fortgeführt worden, wie benantlich ein veberlingischer gmainder vmb 68 thaler vnd zwen Nußdorffer jeder vmd 58 thaler ranzioniert, vnd vneracht diese bede für sich 40 thaler angebotten, ein mehrers auch im vermögen nit gehabt, seyn sie doch bei sollchem nicht gelassen worden“.
[290] Kriegsgefangene: Zur Gefangennahme vgl. die Reflexionen bei MAHR, Monro, S. 46: „Es ist für einen Mann besser, tüchtig zu kämpfen und sich rechtzeitig zurückzuziehen, als sich gefangennehmen zu lassen, wie es am Morgen nach unserem Rückzug vielen geschah. Und im Kampf möchte ich lieber ehrenvoll sterben als leben und Gefangener eines hartherzigen Burschen sein, der mich vielleicht in dauernder Haft hält, so wie viele tapfere Männer gehalten werden. Noch viel schlimmer ist es, bei Gefangennahme, wie es in gemeiner Weise immer wieder geübt wird, von einem Schurken nackt ausgezogen zu werden, um dann, wenn ich kein Geld bei mir habe, niedergeschlagen und zerhauen, ja am Ende jämmerlich getötet zu werden: und dann bin ich nackt und ohne Waffen und kann mich nicht verteidigen. Mein Rat für den, der sich nicht entschließen kann, gut zu kämpfen, geht dahin, daß er sich dann wenigstens je nach seinem Rang gut mit Geld versehen soll, nicht nur um stets selbst etwas bei sich zu haben, sondern um es an einem sicheren Ort in sicheren Händen zu hinterlegen, damit man ihm, wenn er gefangen ist, beistehen und sein Lösegeld zahlen kann. Sonst bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich zu entschließen, in dauernder Gefangenschaft zu bleiben, es sei denn, einige edle Freunde oder andere haben mit ihm Mitleid“. Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken“ oder „ranzionieren“. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke und Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt und wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktoner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. Gefangene waren je nach Vermögen darauf angewiesen, in den Städten ihren Unterhalt durch Betteln zu bestreiten. Sie wurden auch unter Offizieren als Geschenk gebraucht; KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als ‚toller Halberstädter’, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a. St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin ‚mit nottürfftigem vnterhalt’ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a. St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d. h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er ‚noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken’. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies ‚bei vermeidung vnser hochsten vngnad’ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: ‚Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden’. Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a.St. ebd. fol. 32 Ausf.)“. Bericht aus Stettin vom 8.4.1631; Relation Oder Bericht Auß Pommern. o. O. 1631: „Den 27. Martii sind alhier 108 gefangene eingebracht deren nach mehr folgen sollen / die werden alle in Schweden ins bergwerck gesand / das sie etwas redliches arbeiten lernen“. Teilweise wurden Gefangene auch unter den Offizieren verkauft; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 607 (Schweinfurt 1645). Zur Problematik vgl. KAISER, Kriegsgefangene in der Frühen Neuzeit, S. 11-14. 1633 kostete die Auslösung bei der Kavallerie: Obrist 600 Rt. aufwärts, Obristleutnant 400 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Rittmeister 200 Rt., Kapitänleutnant 70 Rt., Leutnant 60 Rt. bis 10 Rt. für einen Marketender, nach der Schlacht bei Jankau (1645) Obrist 1000 Rt., Obristleutnant 500 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Hauptmann 75 Rt., Kapitänleutnant und Leutnant 50 Rt.; GANTZER, Archivalien, S. 40f. Einfache Soldaten sollten gegenseitig um einen Monatssold ausgelöst werden.
[291] Hans Philipp Kühefuß [ – ], nürnbergischer Korporal.
[292] Korporal [schwed. korpral, dän. korporal]: Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich; „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes, in besetzten Städten (1626) wurden z. T. monatlich 24 Rt. erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 16 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 461. DESING, Historia auxilia 2. Bd., S. 186: „Corporal ist ein Unter-Officier, der viel zu thun hat: Darumb seynd bey einer Compagnie zwey, drey oder vier. Für seine 15. Mann, welche man eine Rott nennt, empfängt er vom Capitain d’Armes das Gewehr, vom Fourier das Quartier, vom Muster-Schreiber das Geld, vom Sergeanten die Ordre, gehört nit zur Prima plana“. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 60: „Die Corporalen sollen gute / redliche / und versuchte Soldaten seyn / die schreiben / lesen / und rechnen können. In dem commandieren sollen sie gleiche ordnung halten / die Schiltwachten zu guter zeit aufstellen / und ihr Ansehen bey den Soldaten erhalten: Sie sollen gantz eiserne Ladstecken / Krätzer / und Kugelzieher an ihren Musqueten haben / daß sie den Soldaten zu hülff kommen mögen“.
[293] Rittmeister [schwed. ryttmåstere, dän. kaptajn]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscher, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Der Rittmeister beanspruchte in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold, d. h. 1.800 fl. jährlich, während ein bayerischer Kriegsrat 1637 jährlich 792 fl. erhielt, 1620 war er in der brandenburgischen Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur mit 25 fl. monatlich datiert gewesen. Als kommandierender Rittmeister einer Streifschar einer Besatzung erhielt er auf 1.000 Rt. Beute und Ranzionierungen quasi als Gefahrenzuschlag 59 Rt. 18 Alb. 4 Heller; HOFMANN, Peter Melander. Bei seiner Bestallung wurde er in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[294] Anton Schmidtmaier [ – ], nürnbergischer Rittmeister.
[295] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.; nach Maximilian I. „Schlüssel des Bayernlandes“; denn „mit Forchheim und Kronach steht und fällt das ganze Stift“ [zit. bei KUPFER, Forchheim, S. 64.].
[296] Profos: Militärischer, vielfach gefürchteter Offiziant, der die Einhaltung der Kriegsbestimmungen und Befehle, der Lager- und Marschordnung überwachte. Der Profos zeigte die Zuwiderhandelnden beim Befehlshaber an, nahm sie fest, stellte sie vor Gericht und vollstreckte das vom Kriegsrichter (dem Auditeur) gesprochene Urteil. Er ersetzte dadurch den Scharfrichter, der nicht immer beim Regiment vorhanden war. Dabei unterstützten ihn Knechte und Gehilfen wie der Profoslieutenant. Es gab einen Profos für jedes einzelne Regiment und einen Generalprofos (auch „Generalgewaltiger“ genannt) für die gesamte Armee. Der Profos hatte ferner die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel vor den Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Er überwachte gegen eine Abgabe der Händler oder Marketender den Lagermarkt. Zudem oblagen ihm die Einrichtung der Latrinen und die Reinigung des Feldlagers von den Fäkalien, die Entfernung toter Tiere. Einmal pro Woche wenigstens sollten die Quartiere durch die Huren und Trossbuben gereinigt werden, zur Aufsicht wurde auch der Hurenwebel (aufsichtsführender Organisator des umfangreichen Trosses) herangezogen. Mitglieder des Trosses, der immer wieder Gesindel aller Art anlockte, konnten zudem zu den kräftezehrenden und verachteten Schanzarbeiten und anderen Hilfsarbeiten herangezogen werden. Hier hatte der ihm unterstellte Hurenwebel die Aufsicht. Diese wichtige Funktion war für einfache Soldaten die wohl einzige militärische Aufstiegsmöglichkeit. Der Hurenwebel besaß einen eigenen Leutnant als Stellvertreter und wurde zudem vom Rumormeister unterstützt. Der Profos und dessen Leutnant sollten zudem beim Verlassen der Quartiere die Huren und die Trossbuben aus den Quartieren vertreiben und dafür sorgen, dass alle Feuer gelöscht waren. Seine Aufgabe war es auch, die Gefangenen hinter dem Regiment herzuführen. Er erhielt monatlich 30 fl. (Kavallerie) bzw. 60 fl. (Fußtruppen). Zum Teil wurden auch 80 Rt. monatlich für sich und seinen Gehilfen von den besetzten Städten erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S.15 (1626); LAHRKAMP, Kölnisches Kriegsvolk; Schwedisches Kriegs-Recht; BERG, Administering justice, S. 6. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm und seinen Leuten 80 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Der Stadtarzt Gabriel Furttenbach [1640-1716] von Leutkirch (unter 1619); GAIER; SCHÜRLE; PRAßER, Schwabenspiegel Bd. 3, S. 106f.: „Den 25. Dito [1619]. Donnerstag Morgens sein abermahlen alle Fahnen auff bemeltes Feld Commandiert und Gemustert worden. Alß nun ein Soldat von Erazheimb Gebürtig / ein armer Tropff und Baursmann / umb fl. 7. deß Monats nicht Dienen / sondern fl. 8. haben wollte / hat sich der Herr Obriste [Johann Fuchs; BW] über ihn so hefftig Erzürnt / daß Er andern zu einem Exempel solchen den Scharpffrichter (nicht daß er ihne ohne weitern Befelch Hinrichten solle) in seinen Handen zugeben Befohlen: Demnach aber der Profos Caspar Tenger von Rothweil mit dem armen Tropffen zugeschwind fortgefahren / ihne zwar nochmalen erinnert die benannte Besoldung ohne widerred anzunemmen / oder ihme für einen Steckenknecht Zudienen / Er aber solches nicht thun / sondern ehender Sterben wolte / hat der Profos denselbigen / ohne weitere Ordre deß Obristen / welcher schon Perdon zugesagt hat / an einen Baum am Heggelbacher Weg Auffhencken lassen. Warüber aber der Obriste und Soldaten übel zufriden gewesen / und deßwegen diser Profos sich mit Leib und Leben dem Regiment Verschreiben miessen“.
[297] Philipp Wagner [ – ], kurbayerischer Profos.
[298] Sold: Um 1630 erhielt (theoretisch] ein kaiserlicher Obrist monatl. 500-800 fl. je nach Truppengattung, Hauptmann 160 fl., Leutnant 60 fl.; Fähnrich 50 fl., Feldwebel 21 fl., Korporal 12 fl., Gefreiter 7 fl. 30 Kr., Fußknecht 6 fl. 40 Kr. Eine Kuh kostete ca. 10 fl., 1 einfaches Pferd 30 fl. Der Monatssold der einzelnen Chargen in einer schwedischen Kompanie zu Fuß betrug 1639 für einen Hauptmann 150 fl., Leutnant 35 fl., Feldscher 16 fl., gemeiner Soldat 6 fl.; in einer Kompanie Kürassiere für einen Rittmeister 150 fl., Leutnant 60 fl., Kornett 50 fl., gemeinen Reiter 15 fl.; bei der Artillerie für einen Obristen 800 fl., Oberhauptmann 200 fl., Adjutanten 100 fl., Quartiermeister 60 fl., Feldschergesellen 25 fl., Kommissbäcker 12 fl., gemeinen Kroaten 9 fl., Artilleristen 7 fl. Zur brandenburgischen Armee heißt es; OELSNITZ, Geschichte, S. 63: „Von der Löhnung wurde 1/3 bis 1/5 immer zurückbehalten, um die von den Leuten in den Quartieren verübten Schäden zu decken. So bekamen die Soldaten auch für den ersten Monat gewöhnlich keinen Sold um damit die Kosten für das Gewehr bezahlen zu können. Es scheint also, als wenn mann dasselbe zu einem Eigenthume des Mannes machen wollte, wiewohl andere Nacrichten dagegen streiten“.Schon in den Anfangsjahren war der Sold nur ein- oder zweimal im Jahr ausgezahlt worden, so dass die Kontributionsforderungen ständig stiegen bzw. der Sold in den besetzten Gebieten in noch höherem Umfang aus den besetzen Gebieten herausgepresst wurde; vgl. HEIMATMUSEUM SCHWEDT, S. 15.. SCHMIDT, Herzogtum Sachsen – Weimar, S. 54f. „Eine Beschwerde über seine Notlage war für den Soldaten gefährlich, wie das Beispiel von neun Soldaten der Schweinitzschen Kompanie zeigt, die am 30. April 1645 zum Tode verurteilt wurden (einer von ihnen wurde tatsächlich in Freiberg gehenkt), weil ‚sie sich ihrer hinderstelligen wöchentlichen Lehnungen halber beklaget’“. GENTSCH, Dreißigjähriger Krieg, S. 209. 1624 hatte man den Offizieren der nach den Kämpfen gegen Bethlen Gábor abgedankten Regimenter während der Verhandlungen in Freistadt vorgehalten, kein Kriegsherr habe je alle Außenstände beglichen, ein Nachlass sei doch üblich; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2345, fol. 69f. (Abschrift): »Fürhalt« an die Offiziere der Liga-Regimenter u. Freikompanien, Freistadt, 1624 V 15. Die sogenannten „freien u. einschichtigen“ Kompanien (1619-1648) schlugen immerhin mit 5.042.840 fl. 58 kr. in der Hauptkriegskostenrechnung zu Buch; GOETZ, Kriegskosten, S. 123; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 282. Der Historiograph Wassenberg schildert ausführlich die Meuterei der Besatzung von Breisach im März 1644 wegen ihres seit acht Monaten ausstehenden Soldes; WASSENBERG, Florus, S. 563ff.: „Nahe bey außgang aber gegenwärtigen Monats hat sich in der Vestung Brisach ein gefährlicher Aufstand angesponnen / in dem alle Frantzösische Compp mit doppeltem Fewer sich auf den Platz gestellet / vnnd eine Ordnung geschlossen / daß man ihnen so leichtlich nicht zukommen können; aber keinen Officirer / als allein die Corporalen bey sich gelitten / auch als die Teutschen auf die Abendwacht ziehen wollen / haben sich die Frantzosen betrohlich gegen sie vernehmen lassen / woferrn nur ein einiger sich vnterstehen würde auß dem hauffen zu gehen / sie denselben auf der ställe niederschiessen wollen; daher sie alle / vnnd einer wie der ander / stehen bleiben müssen.
Nach dem derhalben die Frantzösische Kriegesbeampten gesehen / daß ihre Völcker schwürig; haben sie mit vngestümmen Worten gefraget / warumb sie nit auff die Wacht ziehen wolten / damit von Leder gezucket / vnnd einen oder vier gestochen; aber damit anders nichts auß gericht / dann daß die Mußquetierer Fewer geben / 5. Leutenante vnd Fändriche geschossen / die übrigen aber dahin gebracht / daß sie das Hasenpanihr aufwerffen müssen.
Hierauf haben sie in gegenwart Herrn General Majors von Erlach / vnnd Freyhern von Oisonville [Oysonville; BW] mit grosser vngestümm geruffen: dem König / vnnd Herrn General Majoren / wolten sie vmbs Geld dienen; welchem sie auch Lebensfrist versprochen; dem Freyherrn aber keines / sondern ihn beym Kopff genommen / mit den hahren übel gerauffet übel gerauffet / vnnd mit schändlichen Worten angegriffen / wäre auch / im fall Herr General Major nicht so hoch gebeten / wol nicht lebendig auß jhren Händen kommen / also daß er mit mercklicher gefahr seines lebens noch errettet worden. Wie sie nun der von Erlach gefragt / was dann jhr Begehren / haben sie jhren in acht Monat außständigen Sold gefordert: weßwegen er sie mit freundlichem zusprechen versichert / sie solten nur wider abziehen / er wolle verschaffen / daß sie bezahlet werden solten; Sie aber zur antwort gegeben / wann das Geld da vor jhnen augenscheinlich lege / als dann vnnd nit eher wolten sie sich zur Ruhe stellen: deßwegen man nothwendig dahin geschlossen / daß man jhnen auf nechstfolgenden Morgen (weil die Nacht albereit vorhanden) drey Monat / vnnd innerhalb vier Wochen das übrige abführen wolle. Mit welcher Erklärung Herr General Major abermals zu jhnen gangen / sie sehr freundlich besprochen / ja Kinder vnnd Brüder heissen müssen; biß er es endlich / wiewol mit gar harter mühe / dahin gebracht / daß sie endlich darein verwilleget; worauff er sie hoch gebeten / daß sie doch die Nacht über ruhig seyn / auch niemand einigen Gewalt thun / noch etwas plündern wolten: welches sie Ihm zwar versprochen; als er aber kaum in seiner Behausung gewesen / haben sie mit geschwinder Behändigkeit die Wippe / Esel / Stock vnd Galgen / sampt der Leiter abgehawen / vnnd über einen hauffen geworffen vnd verbrennet; alle Wirtshäuser geöffnet; was sie an Wein nicht gesoffen / auff die Erde lauffen lassen / viel Becker vnnd Krämer nicht verschonet / die Fleischbäncke / darinnen viel Vorrath gewesen / rein gemacht / vnd also die ganze nacht über mit plundern vnnd rauben einen solchen Gewalt verübet / daß dergleichen (wie man schreibt) in geschichten nicht zu lesen. Deß andern Tages ist Herr Erlach frühe wider zu jhnen kommen / da sie dann alle ganz toll vnd voll gewesen / daher er jhnen auch viel bessere Worte / als vorigen Tages / geben müssen: dann sie sich ohne schew verlauten lassen / woferrn jhre acht Monaten vmb zehen Vhren nicht da legen / wolten sie die ganze Statt außplündern / selbige in Brand stecken / vnd den Johan de Weerd zu ziehen / darbey sie dann weiters dem Herrn General Major vnverschämt ins Gesicht sagen dürffen / daß jetzund sie / nicht aber er / Meister seyen / haben darauff die Schlüssel begehret / vnn gesaget / daß, vngeachtet sie die Schlüssel nicht hetten / dennoch wol hinauß kommen wolten / weßwegen dann Herr General Major wiederum vnverichter sachen abweichen müssen. Als er nun den vnauffhörlichen Ernst vnnd Tollheit dieser Leute gesehen / hat er sich nebens Herrn Freyherrn de Oisonville entschlossen / fünf Monat zu bezahlen; hierauf abermaln zu jhnen getretten / vnnd sie dermassen / wie man Got im Himmel selbst anflehen möchte / gebeten / biß sie endlich diese fünff Monat angenommen / hat jhnen aber die übrigen drey Monat jnner vierzehen Tagen vnfehlbar abzutragen benebenst vollem Perdon solcher jhrer schönen thaten / versprechen müssen / oder sie wolten es noch zehen mal ärger machen. Hat sich also vor Mittag vmb halb zehen Vhr die Vnruhe widerumb gestillt / vnd ein jeder nach seinem Quartier gezogen. Die Teutschen seynd / als wie sie kommen / auff jhrem Platz stehende verblieben vnnd ruhig gewesen; ehe aber die Franzosen abgezogen / haben sie sich nicht zu Friede geben wollen / man habe jhnen dann auch fünf Monat bezahlet / da sie sich auch sonsten mit drey Monaten hetten abweisen lassen“. Der Benediktiner-Abt von St. Georgen im Schwarzwald, Georg Gaisser [1595-1655], berichtet noch zum März 1648: „Ein Soldat mit dem Übernamen Reißteufel, Schuster von Beruf, aus Gmünd gebürtig, der in erster Linie unter denen gewesen sein soll, die neulich Sold gefordert (oder Lebensmittel erpressten ? stipendia exegerant) hatten, wird vom Generalkommissariat zum Galgen verurteilt und heute [27.3.1648; BW] hingerichtet, vom weiblichen Geschlecht aufs höchste beklagt. Drei Jungfrauen, die ihn aus den Händen der Henker zu befreien suchten, erfuhren eine Ablehnung“. STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 1138. Zum Teil wurde der Sold wenn überhaupt auch in Geld und Tuch ausgezahlt. Das Auskommen bei den Schweden beruhte auf der von den Städten verlangten Lehnung.
[299] Philipp Jacob v. Kaltenthal [ – ], kurbayerischer Rittmeister.
[300] Atzung: Verpflegung, Speisung.
[301] Peter Damian [ – ], kurbayerischer Kapitän.
[302] Dr. jur. Johann Philipp Bohn [1597-1658], hohenlohischer Kanzler, 1638 Rat in Wolfenbüttel, Reichshofrat.
[303] Kraft VII. v. Hohenlohe u. Gleichen in Neuenstein [14.11.1582-11.10.1641], schwedischer Generalstatthalter, Oberkommandant des Fränkischen Kreises (bis Juni 1633).
[304] Pfleger: SCHWEMMER, Burg und Amt Veldenstein-Neuhaus, S. 97: „Der Oberamtmann, auch Pfleger genannt, wurde immer aus dem Adelsstande genommen und führte zusammen mit dem Vogt, in der Regel einem Juristen, die Verwaltung des ihm anvertrauten Beizirkes. Das Verhältnis zwischen diesen beiden Beamten war jedoch seit dem 16. Jahrhundert so, daß der Vogt auch in Abwesenheit des Oberamtmannes ohne Rückfrage bei diesen alle Amtshandlungen vornehmen konnte und unmittelbar der Landesregierung in Bamberg unterstand; der Oberamtmann dagegen konnte ohne Zuziehung des Vogtes keine wichtige Entscheidung treffen. Dieser erste adelige Beamte hatte im Mittelalter, ja auch noch im 16. und 17. Jahrhundert, das militärische Kommando über den Amtsbezirk, vor allem über die Burg; schon deshalb gehörte er immer dem Adel an; erst als diese[r] militärisch keine Rolle mehr spielte, war seine Stellung mehr repräsentaiver Natur. Die höchsten juristischen und Verwaltungs-Befugnisse standen nicht dem Oberamtmann, sondern einzig und allein dem Vogte zu. Er hatte im Amtsbezirk Recht zu sprachen und über die Landeshoheitsrechte zu wachen, er konnte zu seiner Entlastung aus der Einwohnerschaft Richter ernennen“.
[305] Urfehde: schriftliche Erklärung, sich nicht zu rächen.
[306] SODEN, Gustav Adolph 2. Bd., S. 350f.
[307] Pilsen [Plzeň, Tschechien]; HHSBöhm, S. 444ff.
[308] Pfreimd [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 583.
[309] HALLWICH, Wallenstein’s Ende 2. Bd., S. 184.
[310] Hirschau [LK Amberg-Sulzbach].
[311] Fähnrich [schwed. fänrik, dän. fændrik]: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Zum Teil begannen junge Adelige ihre militärische Karriere als Fähnrich. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f. In der brandenburgischen Armee erhielt er monatlich 40 fl., nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 50 fl. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 48 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Als Fähnrich einer Streifschar aus einer Garnison erhielt er quasi als Gefahrenzuschlag pro 1.000 Rt. Beute und Ranzion 17 Rt. 60 Alb. 2 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156.
[312] Christian I. Pfalzgraf v. Zweibrücken-Birkenfeld-Bischweiler [3.9.1598 Birkenfeld-6.9.1654 Neuenstein], schwedischer General.
[313] Jacob [James, Joachim, Heinrich Jakob] Freiherr Duwall [MacDougal, MacDougall, Duwall, Duwalt, Duwaldt, Dubwaldt, Duval, Dual, Duual, Dugaldt, Dougal, Douwall, Duvald, Thubald, Mag. Dubald, Mack Duwall, Tubal, Tubald] [um 1589 Prenzlau-28.4./9.5.1634 Oppeln], schwedischer Obrist, Generalkommissar. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 1623.
[314] Johann Graf v. Sayn-Wittgenstein [1601-3.8.1645 bei Alerheim], schwedischer, französisch-weimarischer Obrist.
[315] WILTMAISTER, Churpfälzische Kronik, S. 484.
[316] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.: “Amberg, durch Eisenerzbergbau reich geworden, leistete sich eine gigantische Stadtbefestigung. Sie muss in der damaligen Zeit so furchteinflößend gewesen sein, dass sie bis 1703 (im Spanischen Erbfolgekrieg wurde Amberg nach mehrwöchiger Belagerung durch kaiserliche Truppen besetzt) nie ernsthaft belagert wurde. Über 100 Türme und mehrere Kilometer zweireihige Stadtmauern beschützten die Amberger. Die ganze Stadt wurde durch den stets gefüllten und aufgestauten Stadtgraben zu einer Wasserfestung. Der Bürgermeister Michael Schwaiger schrieb in seiner Chronica Amberg 1564: „München seyn die schönst, Leipzig die reichist, Amberg die festeste Fürstenstatt‘“ [wikipedia].
[317] Falkenstein [LK Cham]; HHSD VII, S. 194f.
[318] Rüdiger [Rötcher] v. Waldow [Waldau, Waldo, Woldau] zu Bernstein [1604-26.11.1642], kurbrandenburgischer, kaiserlicher, württembergischer, braunschweig-lüneburgischer Obrist.
[319] ENGERISSER, Von Kronach, S. 222ff.
[320] Feldmarschallleutnant [schwed. fältmarskalk lieutenant, dän. feltmarskal løjtnant]: Der Feldmarschallleutnant war ein militärischer Dienstgrad, der gleichzeitig mit dem des Feldmarschalls im 17. Jahrhundert aufkam. Der Kriegsherr pflegte einem Feldmarschall einen „Untermarschall“ oder „Leutnant“ beizugeben, der den Feldmarschall zu unterstützen und zu vertreten hatte. Zu seinen Pflichten gehörten u. a. die Aufsicht über Proviantplätze und -straßen, die Kontrolle der Wachen usw. Kaiserliche Generalkriegskommissare wie Ossa standen meist im Rang eines Feldmarschallleutnants.
[321] HALLWICH, Wallensteins Ende 2. Bd., S. 444.
[322] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 698, S. 231.
[323] Furth i. Wald [LK Cham]; HHSD VII, S. 221f.
[324] Falkonett: leichtes Feldgeschütz, das von einem Pferd gezogen werden konnte. Das Falkonett verschoss 1-3-pfündige Eisengeschosse bei einem Kaliber von 7, 2 cm. Es wurde bevorzugt gegen lebende Ziele eingesetzt. Das Falkonett hatte eine Schussweite von 472 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.
[325] Wolfgang Christoph Jettinger, Herr zu Chameregg u. Fischbach [ -7.3.1634 ], Hauptmann der oberpfälzischen Landesdefension.
[326] Chameregg, heute Ortsteil von Cham [LK Cham].
[327] Schloss Flischbach, heute Ortsteil von Schönthal [LK Cham].
[328] Nach ENGERISSER, Von Kronach, S. 213, eine Musketenkugel. Vermutlich aber eine Kugel aus einem Scharfschützengewehr: kleinkalibrige Waffe mit 8 bis 10 mm Kaliber, während die Muskete in der Regel 19 mm Kaliber hatte, mit langem gezogenem Lauf, um die Treffsicherheit zu erhöhen. Auch mit gezogenen Vogelbüchsen erzielten Bürger bei Belagerungen gute „Erfolge“. WEINITZ, Des Don Diego de Aedo y Gallart Schilderung, S. 45: der kurbayerische Feldmarschalleutnant Billehé wurde in der Nördlinger Schlacht „durch einen ohngefehren Schuß von einem gezogenen Rohr außm Waldt ausser den Treffen getötet“. STEIGE, Bolkenhainische Denkwürdigkeiten, S. 231. Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Verwendet wurden auch „lange Büchsen“: Jagdgewehr (Jagdflinte; Pirschbüchse) mit langem Lauf (wie es von Scharfschützen eingesetzt wurde). Militärs oder Bürger, die man mit diesen Jagdgewehren gefangen nahm, wurden an Ort und Stelle hingerichtet, weil diese Gewehre wegen ihrer großen Reichweite als besonders „heimtückisch“ galten. Manchmal auch als „gezogenes Rohr“ bezeichnet; WEINITZ, Des Don Diego de Aedo y Gallart Schilderung, S. 45: der kurbayerische Feldmarschallleutnant Billehé wurde in der Nördlinger Schlacht „durch einen ohngefehren Schuß von einem gezogenen Rohr außm Waldt ausser den Treffen getötet“. Gewehre mit gezogenen Lauf wurden vor allem von Scharfschützen eingesetzt.
[329] Bis hierher wortwörtlich übernommen von MÜLLER, Beiträge, S. 140f. Vgl. SCHUEGRAF, Cham, S. 7.
[330] HEILMANN, Kriegsgeschichte 2. Bd., 1. Abt., S. 428.
[331]Ottavio Piccolomini Pieri di Sticciano [Picoloni, Picolomnini, Bicolomini] P. d’Aragona, Herzog von Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister)..
[332] Florenz [Florent, Franz] Freiherr v. Ouren zu Tavigny [Davigny, Tavigni] [ -März 1634 Kemnath], kaiserlicher Obrist.
[333] Adam Erdmann Graf Trčka z Lipy [1584, 1599, 1600-25.2.1634 Eger], kaiserlicher Obrist, Feldmarschallleutnant.
[334] TOEGEL, Der schwedische Krieg, Nr. 769, S. 255..
[335] Haid [Bor, Bez. Tachau]; HHSBöhm, S. 183f.
[336] Camill [Kamil, Grant Moros, Johann] Rudolf [Rudolfo Giovanni] Freiherr (1632) auf Hohenelbe, Eglitz und Platten, Graf (1636) v. Morzin [Marazin, Marazini, Marrazino, Marzin, Marotzin, Morazin] [um 1585-1646 Prag], kaiserlicher Feldmarschall.
[337] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.
[338] THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 185, HELML, Die Oberpfalz, S. 147.
[339] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 837.
[340] Happurg [LK Nürnberger Land].
[341] Esaias Otterich, genannt Roth [ – ], schwedischer Rittmeister, hatte mit zwei Kompanien in Happurg gelegen u. wurde vom Nürnberger Rat für seinen erlittenen Schaden und mit zwei Lehnungen für seine Soldaten entschädigt. SODEN, Gustav Adolph 3. Bd., S. 118.
[342] SODEN, Gustav Adolph 3. Bd., S. 95.
[343] Hans Christoph Muffel v. Ermreuth „uff Neuses, Bieberswehr und Göppmannsbühl“ [ -1648] Amtshauptmann v. Kulmbach, Kommandant der Festung Plassenburg 1614-1636, Obristleutnant u. Obrist in brandenburg-kulmbachischen Diensten.
[344] Christian Markgraf v. Brandenburg-Bayreuth [30.1.1581 Cölln an der Spree-30.5.1655 Bayreuth]. Vgl. STICHT, Markgraf Christian von Brandenburg-Kulmbach.
[345] HELML, Der Dreißigjährige Krieg, S. 152f.
[346] Landsasse: Der Landsasse war keiner grundherrlichen oder städtischen Gerichtsbarkeit unterworfen, sondern hatte seinen Gerichtsstand beim Landesfürsten. In der Regel war die Landsässigkeit an den Besitz eines Gutes im jeweiligen Territorium gebunden. Meistens waren die Landsassen Adlige, auch direkt dem Fürsten unterstehende Korporationen wie z. B. Klöster konnten landsässig sein. Mancherorts gab es auch landesunmittelbare Freibauern. Landsässigkeit war stets eine der Voraussetzungen, damit man zum ständischen Landtag zugelassen werden konnte [wikipedia].
[347] Friedrich Wilhelm v. Ebleben [Ebeleben] [ -12.7.1634 vor Forchheim], schwedischer Obristleutnant.
[348] Thanstein [LK Schwandorf].
[349] Velden [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 767f.
[350] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.
[351] Bayreuth; HHSD VII, S. 77f.
[352] Ranzion, Rançon, ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Teilweise wurde Offizieren gestattet, zum „Rekompens“ drei bis Häuser zu ranzionieren; FRITSCH, Tagbuch, S. 129. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade auch der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29. Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten je nach Rang in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph III, S. 450. SEMLER, Tagebücher, S. 137 (1634): „Hierauff die Schwedische ihre gewohnliche straiff vnd raubereyen noch ferner vnd ernstlicher continuirt, also daß nicht allein auf dem land vnd dörffern sich niemandt betreffen, sonder auch gar in die reben (außerhalb was gegen Sipplingen hinab gelegen, dahin der feind niehmaln kommen) niemandt blicken lassen dörffen, inmaßen ettliche burger vnd salmanßweilische vnderthonen, so in den reben bei vnd gegen Nußdorf und Burgberg schaffen wollen, von denen hin vnd wider vagierenden reüttern aufgehebt, vnd nach Pfullendorf geführt, deren jeder biß auf 60 vnd mehr reichsthaler ranzion angezogen, vnd weilen sie, alß arme rebleütt sollche zu bezahlen nicht vermögt, volgendts mit der armada fortgeführt worden, wie benantlich ein veberlingischer gmainder vmb 68 thaler vnd zwen Nußdorffer jeder vmd 58 thaler ranzioniert, vnd vneracht diese bede für sich 40 thaler angebotten, ein mehrers auch im vermögen nit gehabt, seyn sie doch bei sollchem nicht gelassen worden“.
[353] Brandschatzung: von der jeweiligen Armee bzw. den Kommandeuren willkürlich festgelegte Summe, die die Einwohner aufzubringen hatten, um das Abbrennen ihrer Stadt, Gemeinde etc. zu verhindern, die von den Offizieren möglichst hoch festgelegt wurde, um sich dann auf die von ihnen beabsichtigte Summe herunter handeln zu lassen. Bei den Armeen gab es seit dem Mittelalter sogenannte Brandmeister, Spezialisten im Schätzen und bei Nichtbezahlung der Brandschatzung im Feuerlegen. Erzherzog „Leopold Wilhelm musste bereits zwei Monate [20.11.1645; BW] nach seiner ersten Weisung mit einem neuerlichen Befehl die Einhaltung der Disziplin und Abstellung der Exzesse energisch einfordern: Er verhängte ein komplettes Ausgangsverbot in seiner Armee, um Delikte wie Kirchenplünderung, Mord, Brandschatzung und die schendung der weibsbilder zu verhinden“. REBITSCH, Gallas, S. 218.
[354] ENGERISSER, Von Kronach, S. 301.
[355] STICHT, Markgraf Christian, S. 185.
[356] Hof; HHSD VII, S. 302f.
[357] Auerbach i. d. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.
[358] KLUGE, Hofer Chronik, S. 58.
[359] 29.9.
[360] Rotunde: „Baukörper auf kreisförmigem Grundriss. Sie kann einfach sein oder monumentale Ausmaße annehmen, sakralen oder profanen Funktionen dienen und findet sich in der Architektur in allen Epochen. Sie ist im Inneren häufig, aber nicht notwendig, durch Konchen oder Nischen gegliedert und von einer Kuppel überwölbt“ [Wikipedia].
[361] SCHWAIGER, Chronica, S. 67f.
[362] BA II/9, Nr. 90, mit Anm. 1.
[363] Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.
[364] Vgl. HÖBELT, Ferdinand III.
[365] Lauingen (Donau) [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 396f.
[366] Hofstaat: Viele Obristen führten ihre Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 504. Der mobile Hofstaat aller Offiziere und ihrer Ehegattinnen trieb die Einquartierungskosten zusätzlich in die Höhe. Dass gerade auch Offiziersfrauen z. T. ein großes Gefolge (50 Personen und 50 Pferde) wie die Gemahlin von Johann Philipp Cratz Graf zu Scharfenstein mit sich führten, erwähnt HELML, Der Dreißigjährige Krieg, S. 59. Das Amtsprotokoll (1626 VIII 29), SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg , S. 281, täuscht hinsichtlich der Gesamtzahl: „Die Gravin von Ahnolt hat 9 pferdt, darzu wirdt außm ambt Stromberg contribuirt. Obrist Gallas hat 15 pferdt. Der ist nit hier. Der haubtmann hat 10 pferd, capitanleutenant 7, drey fendriche 12, cap(itan) S(t). Eloi 4, drei veltwaibell 9, drey furier 3, aventurier 12, ingenieur 5“. Dies waren lediglich die in Wiedenbrück stehenden Pferde. Hauptleute einer Kompanie unterhielten schon zu Anfang des Krieges einen eigenen kleinen Hofstaat und hatten nicht selten achtzehn Personen und vierzehn Pferde mit sich. Selbst ein Wachtmeister hatte noch 3 Knechte, 1 Jungen und 5 Pferde, manchmal sogar noch einen Narren als Begleitung; WAGNER; WÜNSCH, Notabilia, S. 110. Der schottische Söldner Robert Monro, „der Schwarze Baron, der als Freiwilliger mitgekommen war, erhielt die Erlaubnis, für einen Grafen Tafel zu halten, der gewöhnlich mit mehr als sechzehn Personen zu Tisch erschien. Die Besucher des Grafen, seine Pferde und seine Diener wurden dabei ebenfalls standesgemäß versorgt“. MAHR, Monro, S. 27. Bei den ligistischen Cronberg’schen Reitern (363 Soldaten) wurden in Langenau (Schwaben) „600 pferde, 66 weiber, 78 mädel, 307 jungen, 94 kinder und grosse anzahl hunde“ festgestellt; ZILLHARDT, Zeytregister, S. 128. „Die Offiziere führten ein Leben in Luxus, tranken täglich ihren Wein und forderten neben Geld, Fleisch, Weißbrot, Hafer und Heu auch Delikatessen, so der Örter nicht zu bekommen. Sie brachten nicht nur ihr Gesinde mit, sondern luden auch noch Freunde und Verwandte ein. Die Bauern mußten mit Pferd und Wagen bereitstehen, wenn die hohen Herren Jagden veranstalteten, und bei Truppenverschiebungen hatten sie den Transport zu bewerkstelligen. Eine Untersuchungskommission, die auf ständige Klagen der fürstlichen Räte und auch des Kurfürsten eingesetzt worden war, stellte lediglich fest, daß entsprechende Berichte stark übertrieben seien, und Anholt konnte auf die fehlenden Soldzahlungen verweisen, ohne die die Soldaten sich weder Lebensmittel noch Waffen oder Kleidung kaufen könnten. Erst Ende Mai 1623 trafen neues Geld sowie Waffen und Rüstungen ein, und Anholt erließ eine neue Ordonnanz, nach der die Soldaten nur noch das gewöhnliche Servis fordern durften, d. h. Bett, Feuer, Salz, Zwiebeln und Essig, alles Weitere aber bezahlen sollten“. TESKE, Bürger, S. 68. Auch fand man bei den Kompanien fünfzig Weiber und dreißig Jungen, was die Unterhaltskosten in die Höhe trieb, und gerade in einem solch kleinen Wigbolden im mikroökonomischen Bereich den Ruin auf Jahre hinaus bedeutete. Der Aufwand für Erzherzog Leopold Wilhelms eigene Bedürfnisse und seinen Hofstaat scheint ziemlich groß gewesen zu sein. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 230: „Bei dem Durchzug durch Heilbronn am 10. Oktober [1645; BW] hatte das Heer Leopolds so viel Troß bei sich, daß ‚2 Tage lang eine Kutsche ein Wagen, ein Troß auf den anderen folgte, und das Gesindel so zahlreich war, wie man es noch bei keinem Heere gesehen hatte‘ „. Angeblich wurden 1646 täglich 600 Personen an 40 Tafeln bei Erzherzog Leopold Wilhelm unterhalten; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 612. „Als Leopold am 15. September [1646; BW] in Ammerthal war, wurden täglich 20 Ochsen, 100 Schöpse, 6 Kälber, 4 Ztr. Schmalz und Butter, 6 Säcke Weizenmehl, 120 Stück altes und 80 Stück junges Geflügel, 20 Eimer Wein, 60 Eimer Bier, 3 Zentr. Fische sowie 3000 Pfd. Schwarz- und Weißbrot verlangt“. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 240.
[367] RÜCKERT, Lauingen, S. 6.
[368] Coburg; HHSD VII, S. 127f.
[369] Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Sachsen-Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.
[370] Deutscher Orden: Der Deutsche Orden (auch Ordo Teutonicus, Ordo domus Sanctae Mariae Theutonicorum Ierosolimitanorum, Orden der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem, Deutschherrenorden, Kreuzritterorden, Deutschritterorden oder Deutscher Ritterorden) (abgekürzt OT = Ordo Teutonicus) ist ein geistlicher Ritterorden und war maßgeblich an der Deutschen Ostkolonisation beteiligt. Seit 1929 ist er ein klerikaler Orden. Er ist neben dem Johanniter- bzw. Malteserorden und den Templern der dritte große Ritterorden, der in der Zeit der Kreuzzüge gegründet wurde. An der Spitze des Deutschen Ordens stand der Hochmeister, der jeweils auf Lebenszeit gewählt wurde. An seiner Seite standen fünf Großgebietiger: der Großkomtur als Statthalter des Hochmeisters, der Marschall mit Zuständigkeit für das Heerwesen, der Tressler in der Funktion des Schatzmeisters, der Trapier in Verantwortung für die Ausrüstung und der Spittler als Leiter des Hospitalwesens. Daneben gab es einige Provinzialobere: den Deutschmeister für die zwölf deutschen Ordensballeien, der seit 1494 Reichsfürst war, und seit 1525 nach der Säkularisierung des Ordensstaates, das Hochmeisteramt verwaltete und daher später auch als Hoch- und Deutschmeister bezeichnet wurde. Der Landmeister für Livland sowie Landkomture für die Ordensgebiete außerhalb Deutschlands. Der Orden setzte sich aus dem Mönchsgelübde verpflichteten Priester- und Ritterbrüdern zusammen sowie aus dienenden Halbbrüdern. Das Ordenszeichen ist ein schwarzes Tatzenkreuz auf weißem Grund. Zur typischen Ordenskleidung gehört für die Geistlichen, welche Soutane, Halskreuz und Brustkreuz tragen, ein weißer Mantel, auf dem rechtsseitig ein graues Kreuz angebracht ist. Der Wahlspruch des Ordens lautet „Helfen, Wehren, Heilen“. [wikipedia]
[371] Johann Kaspar Graf v. Stadion [21.12.1567 Belfort-21.11.1641 Ammern], Hochmeister.
[372] ROECK, Als wollt die Welt, S. 272: „Dem Deutschmeister Graf Stadion, der nach der Nördlinger Schlacht den Ausgleich zwischen der Reichsstadt und dem Kaiser vermitteln wollte, schrieb man: «Auf allen unverschuldeten und nicht hoffenden Fall aber sind wir alles dasjenige gewissenshalben zu erdauern gezwungen, was der liebe Gott in diesem schnöden Jammertal über uns in seinem göttlichen unwandelbaren Willen beschlossen: geströsten uns auch gegen Gott und eine ganze ehrbare Welt unserer Unschuld, und daß alle zeitliche Macht, Hab und Gut, Leid und Freud in dieser flüchtigen Zergänglichkeit gar bald ihre Endschaft gewinne, die Gewissensruhe und Seligkeit aber immerwährenden bestehe und rechtschaffener Christen ewiger Trost und erwünschtes Heil sei.» „
[373] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.
[374] Stephan Binder [Pinder] [ -April 1637 ?], kurbayerischer Obrist.
[375] Arkebusier [schwed. arquebusier, dän. arquebusier]: Leichter, mit einer Arkebuse bewaffneter Reiter, eigentlich berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß). Die Arkebuse (später Karabiner genannt) war ein kurzes Gewehr von ca. 1 m Länge, eine Waffe für bis zu über 100 g schwere Kugeln, die in freiem Anschlag verwendbar war; bei der Infanterie als Handrohr, Büchse oder Arkebuse, bei der Kavallerie als Karabiner oder Faustrohr (Pistole mit Radschloss). Der Karabiner war leichter als die Muskete, die Geschosse waren ebenfalls leichter, ihre Durchschlagskraft war auch geringer. Gerüstet war der Arkebusier mit einem Kürass aus schussfreiem Brust- und Rückenstück (dieses wurde mit 11 Rt. veranschlagt) oder auch nur dem Bruststück. 1635 wurde von Nürnberger Plattnern ein Arkebusier-Harnisch, der vorn und hinten schusssicher war, für 3 Rt. angeboten; TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1239. Seitenwehr war ein kurzer Haudegen, in den Sattelhalftern führte er 1 – 2 leichte Pistolen. Er wurde zumeist in kleineren Gefechten oder für Kommandounternehmen eingesetzt. In den Schlachten sollten sie die Flanken der eigenen angreifenden Kürassiere decken und in die von ihnen geschlagenen Lücken eindringen. Er erhielt als Verpflegung die Hälfte dessen, was dem Kürassier zustand, zudem auch weniger Sold. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 464ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123, BEAUFORT-SPONTIN, Harnisch, S. 96. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter, wenn die Mittel vorhanden waren, in Kürassierregimenter umgewandelt. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. auch http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.
[376] Caspar Freiherr v. Schnetter [Schmetter, Schnitter, Schneder] [ -Oktober ? 1644], kaiserlicher Generalfeldwachtmeister.
[377] Jan Freiherr v. Werth [1594 Büttgen-16.9.1652 Benatek], kurbayerischer, kaiserlicher General der Kavallerie. Vgl. LAHRKAMP, Jan von Werth; KAISER: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/W/Seiten/JanvonWerth.aspx [17.6.2014].
[378] Melchior Freiherr v. Reinach [ -August 1640 Hersfeld], kurbayerischer Obrist.
[379] Paris Graf v. Lodron, Fürstbischof v. Salzburg [13.2.1586 Burg Noama-15.12.1653 Salzburg]. Vgl. HEINISCH, Paris Graf Lodron.
[380] Johann Heinrich Freiherr v. Haslang zu Haslangskreit [ – ], kurbayerischer Obrist.
[381] Heinrich Benno v. Elsenheim [ – 1637], kurbayerischer Obristleutnant.
[382] Sebastian v. Pöring [ – ], kurbayerischer Obrist.
[383] Altes Blaues Regiment: „Till 1624 bildas Hans (Johan) Georg von Arnims regemente (tyskt, SL, s 423). Denne var från 1625 chef för Blå regementet vilket måste vara samma regemente (så enligt register till SL). Maximilian Teuffel blev chef 6/11 1625 efter att ha tillhört regementet sedan dess bildande 1624 (SL, s 451, n1, korrigering av äldre uppgifter). Teuffel blev i slutet av oktober 1627 chef för Gula Regementet och efterträddes av Hans von der Noth, tidigare övlj vid regementet (SK III, reg). Hans Georg aus dem Winckel (tidigare övlj Gula Regementet, tidigare Röda regementet, 1624-25 kn i Gula, SL, s 530) blev chef för Blå när detta och Gula flyttades till Tyskland (SL, s 620) vilket var i början av juli (10/7). Chef ännu 6/11 1632“. http://www2.historia.su.se/personal/jan_glete/Glete_Varvade_reg_1618-31.pdf. „Das blaue Regiment ist im Jahre 1624 während des polnisch-schwedischen Krieges um Livonia (ein Gebiet des heutigen Lettlands und Südestlands) aus schwedischen Söldnertruppen entstanden. Seit 1632, in der Schlacht bei Lützen, wurde dieses Regiment schon als das Alte blaue Regiment bezeichnet (Altblau Regiment), aber offiziell wurde es in dieser Art angeblich erst 1634 benannt. Als es 1635 zur Auflösung von drei von vier der ältesten schwedischen „bunten” Regimenter kam (des Grünnen, Roten und Gelben, die fortlaufend im Zeitraum von 1613 bis 1627 entstanden), blieb als letztes das Altblaue übrig. In der Zeit um 1629 wurden noch andere „bunte” schwedische Regimenter aufgebaut (z.B. das Orange, Weiße, Braune und einige Schwarze), die jedoch in der Zeit bis 1638 aufgerieben wurden. Im Jahre 1650 wurde auch das Altblaue Regiment aufgelöst“. http://www.altblau.cz/de/11-Historisches-Regiment/. Das reduzierte Regiment wurde allerdings erst am 24.1.1652 zu Stettin aufgelöst.
[384] Axel Gustafsson Oxenstierna Greve af Södermore [16.6.1583 Fanö bei Uppsala-28.1.1654 Stockholm], schwedischer Reichskanzler. Vgl. WETTERBERG, Axel Oxenstierna; FINDEISEN, Axel Oxenstierna; BACKHAUS (Hg.), Brev 1-2.
[385] Johann Georg aus dem Winkel [Winckel] [1.8.1596 Schierau-18.2.1639 Hildesheim], schwedischer Obrist.
[386] Caspar Ermes [Ermisch, Eermis, Emmes, Armes, Armis, Armiss, Evermes] auf Kochenberg [1592-12./22.5.1648 Erfurt], finnischer Obrist.
[387] Jöran [Jörgen, Jürgen, Jyri, Georg] Paykull [Paickel, Paijkull, Peikel, Peikul, Peuckel, Peykel, Patkul, Beckel, Beykel, Beichtel, Böckel, Bockihl, Bickell, Pryckel, Poiquel, Poichel, Putkul (Patrulius)], Freiherr (1651) v. Vöråberg (Österbotten) [2.5.1605 Reval-1.2.1657 Stockholm], schwedischer Generalmajor.
[388] Bad Königshofen im Grabfeld [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.
[389] Göggingen [Stadt Augsburg]; HHSD VII, S. 239f.
[390] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen erwarteten je nach Lage der Dinge meist einen ehrenvollen Abzug und zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Auch wurde festgelegt, z. B. 1634 Landsberg/Warthe beim Abzug der kaiserlichen Garnison; THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 196: „Ingleichen sollen sie vor- vnd bey dem Abzug einigen Einwohner / Bürger vnnd Schutzverwandten / er sey Geist- oder Weltlich / im geringsten nicht beleydigen / vielmehr aber / was jedweder Officierer vnnd Soldat der Burgerschafft schuldig / so entlehnet / oder mit Gewalt abgenommen / vorm Abzug richtig bezahlen“. Vgl. auch die genauen Festlegungen im Akkord von Dömitz (26.12.1631; THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 497ff.). Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden, z. B.. wegen der Undiszipliniertheit ihrer Truppen oder weil die Abziehenden gegen den Akkord verstießen, nicht eingehalten. CHEMNITZ über durch Wallenstein gewährten Akkord für die Besatzung von Glogau (1633), Königlichen Schwedischen [ …] Krieg, 1. Buch, 60. Kap., S. 273: „Schrieten also die / darin gelegene / hohe Officirer zum accord / Den der Hertzog von Friedland / mit sack vnd pack / brennenden lunten / fliegenden Fähnlein auszumachiren / vnd gerade auf Landsberg begleitet zu werden / bewilliget / doch schlecht gehalten, in deme Er sie bald vor / bald hinter sich zurücke geführet / dadurch den Soldaten abgemattet / vnd dergestalt schwierig gemacht / das letztlich erst im WinterMonat fast weinig vnd ohngefehr dreyhundert mann davon in Pommern überkommen“. Der Markgröninger Dekan Wendel Bilfinger unter dem 3.12.1634; BILFINGER, Wahrhaffte Beschreibung, S. 233: „Und seind disen tag uf dem Asperg ankommen 3. Stuckh Officiers, ein Leutenant, Fendrich und Corporal, welche von dem Tubadelischen [Georg Christoph v. Taupadel; BW] Volckh, so von Schorndorff außgezogen [25.11. war Schorndorf gefallen; BW], entrunnen, dann ihnen die kaiserische den accord nit gehalten, Sie betrüglicher weiß 6. Tag umbgefüert, hernacher erst gezwungen sich underzustellen, oder sollten nidergemacht werden: Und seind alle Officier dabey gefangen genommen worden“.
[391] Parole: Ehrenwort.
[392] Promesse: Versprechung.
[393] Prätext: Vorwand.
[394] Johann Georg I. Kurfürst v. Sachsen [5.3.1585 Dresden-8.10.1656 Dresden].
[395] Hunger: Hungerkrisen traten durch Missernten, Wettereinflüsse, Truppendurchzüge, Einquartierungen, Erntezerstörungen, Pferde- und Viehdiebstahl immer wieder auf. Oftmals blieb nur die Flucht ins Heer oder der Anschluss an den Tross. So hatten sich 2.000 hungernde Eichsfelder Pappenheims Soldaten angeschlossen. Ein Berittener oder Knecht in der Musterung hatte immerhin noch zwei Pfd. Fleisch, drei Pfd. Brot, eine Maß Wein und drei Maß Bier pro Tag zu fordern – drei bis fünf Maß Bier je nach Geschlecht pro Tag galten auch sonst als üblich – , was zur raschen Auszehrung einer Landschaft führte, zumal die eingeforderten Naturalabgaben im Laufe der Zeit noch weiter anstiegen und von Jahr zu Jahr neue Verpflegungssätze erfordern. Vom Verpflegungsansatz her war dies eine gewaltige Kalorienmenge, entsprachen doch drei Pfd. (gutes) Brot allein bereits etwa 3.750 kcal. Rechnet man noch über 2.000 kcal für das Fleisch hinzu, ohne Bier und Wein, so wird eine Kalorienzahl zwischen 6.000-7.000 kcal erreicht, was dem Zweieinhalb- bis Dreifachen eines durchschnittlichen Tagesbedarfs entsprochen hätte. Das war wohl Anfang des 17. Jahrhunderts nur Privilegierten vorbehalten, während die Gemeinen nur unzureichend verpflegt wurden. HIPPEL, Bevölkerung, S. 422, schätzt den täglichen Nahrungsbedarf in Württemberg auf knapp 2.400 kcal pro Tag. Vgl. BEHRENDS, Chronik, S. 145f. (1636): „Man gab den Armen von jedem Backvorgang ein Brot, […] welches damals als Krieg, Pest und Hunger hieselbst gar übel hauseten, von armen Leuten nicht für eine geringe Gabe gehalten ward, sintemal man damals oft weder Brot noch Bier und Geld haben konnte, und viele, meistenteils aber die Soldaten Hunde und Katzen, Pferde- und Menschenfleisch fraßen und nicht einmal bekommen konnten“. 1641 heißt es über die Prignitz: „So sind auch alle Dörfer so gar verwüstet, verödet, universaliter et particulariter in Brand gesteckt, die Untertanen Hungers und des milites immanitet [Unmenschlichkeit, Rohheit] halber gestorben und ins Elend [Ausland] verlaufen, dass man in dem ganzen Kreise nach angestellter fleißiger Inquisition bloß 373 Bauersleute, die doch etliche gar wenig ausgenommen, weder Hunde noch Katzen, weniger etliche Lebensmittel haben, besonderen sich vom Obste und wohl ganz unnatürlichen Speisen aufhalten müssen, gefunden worden“. HERRMANN, Ländliche Bevölkerung, S. 86. Der Bieberauer Pfarrer Minck (1635); KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 261: „Durch diesen Hunger verschmachteten viele Leut dermaßen, daß nichts als Haut und Bein an ihnen war, die Haut hing ihnen am Leib wie ein Sack, waren ganz schwarz-gelb, mit weiten Augen, gepläcketen Zähnen, grindicht, krätzig, gelbsichtig, dick geschwollen, febricht [= fiebrig], daß einem grauete, sie anzusehen“. ZILLHARDT, Dreißigjähriger Krieg, S. 161f. (1635): „Dan auß diser teürung und hungersnot ist entstanden noch ein jamer uber alle jamer, nemlich ein sterbet und pestelentz, das vüll taußendt menschen sind zu grundt gangen durch hunger, krieg und pestelenz. Dan durch den hunger ist von denen armen menschen vüll greüwlich und abscheüliches dings auffgefressen worden. Alls nemlich allerley ungereimbten dings: hundt und katzen, meüß und abgangen vüch, roßfleisch, das der schinder und meister uff dem vassen sein fleisch von dem abgangne vüch, als roß, hundt und andere thier, ist hingenomen worden, und haben dannoch einander drumb gerißen und für köstlich gut gehalten. Es ist auch für gut gehalten worden allerley kraut uff dem feld: die distel, die nesle, schersich, hanefüeß, schmerbel, schertele. In suma allerley kraut ist gut gewessen, dan der hunger ist ein guter koch, wie man im sprichwort sagt“. Vgl. auch die Lebensbeschreibung des Gottfried Andreae (1637); DOLLINGER, Schwarzbuch, S. 321: „Doch im Jahr 1637 stieg das Elend auf’s höchste, nachdem kaum 200 Bauern in der untern Pfalz mehr übrig waren, da die übrigen teils an Hunger und Pest bereits gestorben, teils von den Kaiserlichen erwürgt oder als Soldaten weggeschleppt worden waren … Der Hunger aber zwang die Leute zu den unnatürlichsten Nahrungsmitteln: Gras, Kräuter, dürre und grüne Baumblätter, Felle von Tieren; Hunde, Katzen, Ratzen, Mäuse, Frösche und faulendes Aas waren gesuchte Bissen. Die Hungernden erschlugen einander selbst, verzehrten sie, durchwühlten Gottesäcker, erstiegen Galgen und Rad und nahmen die Toten zur Speise weg“. Notiz aus dem Pfarrbuch von Mauern (LK Neuburg/Donau) für 1648: „Viele haben aus Hunger Roßmist gegessen, der Feind hat alles fort; es ist nichts angebaut worden. Viele sind Hungers gestorben, die Überlebenden nähren sich von Wurzeln und Baumblättern und sind froh um die Häute der gefallenen Pferde“. [frdl. Mitteilung von Herrn Fahmüller, Pfeffenhausen]. Der Kitzinger Pfarrer Bartholomäus Dietwar [1592-1670] über 1649; DIETWAR, Chronik, S. 91: „Etliche tausend bayerische Bauern bettelten mit Weib und Kind durchs Land. Darunter waren auch Mörder. Sie stahlen und raubten was sie konnten. Das war Gottes sichtbare Strafe dafür, dass der Kurfürst von Bayern im 30jährigen Kriege viele Tausend armer Leute gemacht hatte. Darum war sein Land im vorigen Jahre durch die Schweden und Franzosen wieder verdorben worden, also dass seine Leute von München und Landshut her das Frankenland durchliefen, das gebettelte Brot dörrten und heim nach Bayern trugen“. Aus Nördlingen wird anlässlich der Belagerung 1634 berichtet; KESSLER, Belagerung, S. 38: „Um diese Zeit sind die Rosse wegen Mangels an Futter so erkrankt und so matt geworden, daß sie häufig einfach hingefallen und verendet sind. Von dem S. H. Schinder Jörg Schmid sind hinter dem Feilturm 2 große Gruben gegraben und die Pferde darin verscharrt worden. Die Armen und Bettelleute aber haben sich auch dabei befunden und haben, wenn man die Pferde hat vergraben wollen, aus großem Hunger ziemlich große Stücke davon herausgeschnitten, das Selbige gekocht und von solchem ihren Hunger gestillt, und gebüßt. Die armen Leute sind zur Nacht, um 12 Uhr, über solches Aas gekommen und haben es davon getragen“. KESSLER, Belagerung, S. 63: „Die kaiserlichen, spanischen, welschen, französischen und deutschen Soldaten sind gleichsam aus dem ausgebrannten Turm herundergefallen und jämmerlich aufeinander gelegen. Die armen Tagelöhner haben die gebratenen Schulterblätter von den Achseln abgenommen und für gutes Schweinefleisch gefressen“. Auch Regimenter wie das des kurkölnischen Obristen Hugo v. Tyrell[i] lösten sich wegen Hunger auf. Der Salemer Mönch Bürster (1644); WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 196: „Dan ehe muoß der burger sterben zehen mal, ehe der soldat verderben ainmahl“. HÄVECKER, Chronica und Beschreibung, S. 96 (Calbe 1642): „Uber dieses ist dieser Ort auch mit Theurung und Hungersnoth nicht verschonet geblieben. Denn Ao. 1642. hat ein Scheffel Rocken 3. Thl. und mehr gegolten / und man das Getreyde allhier nicht einmal darum erlangen können / sondern es hat dasselbe von andern Orten müssen geholet werden; Die nun kein Geld gehabt / es so theur zu bezahlen / haben sich mit geschroteten Bohnen / Erbsen- und Gersten-Brod behelffen müssen / so aber auch beynöthig gewesen. Dahero viel arme Leute statt des Korns / mit Knoten-Kafft / Wurtzeln aus der Erden sich sättigen / und das Kraut auf dem Felde kochen und essen müssen. Und weil eben in derselben Zeit die Engel- und Schottländer in der Stadt gelegen / sind derer viel wegen Mangel des Brods gestorben / und haben einige den Hunger mit Pferdefleisch zu stillen gesuchet / und das Fleisch des verreckten Viehes gegessen“. Der Zeitzeuge Hanns Kahn aus Klings/Rhön; LEHMANN, Leben und Sterben, S. 172 (1638): „Das Getreide wurde [von den Soldaten] weggeführt. Kein Bauer hatte mehhr Lust zu säen. Keiner hatte mehr Lust zu arbeiten, weil er es doch nicht genießen konnte. Es kam nur das Nötigste in die Erde, und dieses hatten die Soldaten gestohlen. Es kam eine böse Hungersnot. Viele sind gestorben. Die schwedischen Reiter und die Kroaten mussten sich mit kleinem Brot begnügen. Unser Brot gestand damals aus gemahlenen Eicheln, Wicken und wenigem Korn. Die solches hatten, konnten froh sein. Manch reicher Mann ist aus Hunger gestorben […] Man sieht oft, dass es Menschen in der Not an jeder Erklärung mangelt. Mit gesottenem Gras und Aasfleisch glaubten viele, dem Hunger zu entgehen und starben erst recht an den abscheulichen Sachen, die sie verschlangen“. Vgl. auch die zeitgenössische Darstellung von VINCE, Lamentations, S. 35ff. Z. T. sollen sich die verhungernden Soldaten regelrecht zu Tod gefressen haben; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 117 (1634): „Den 26. Decembris zogen die Soissischen Soldaten hinaus / und kamen dargegen 3. Compagnien Schwaben herein von dem Freybergischen Regiment / die hatten meistenteils alle Weiber und 5. biß 6 Kinder / alle sehr verhungert / die frassen alles aus / was sie bekommen kunten / mit solcher Begierde und in solcher Mäng / daß etlichen der Wanst zersprang. Zween Soldaten hatten 35. Glös und 3. Spital Laiblein Brods uff einen Sitz gessen / hatte der eine noch ½ Glos im Munde / da er starbe“. Der Chronist Georg Friedrich Dhein berichtet über die Zustände in der Festung Hanau (1636); KURZ, Das Leben, S. 132: „Und da unter denen Scharmützel von Freund und Feind ein wohl gehaltenes Pferd erlegt wurde, gingen viele des armen Volks hinaus, rissen sich um das Aas, brachten von dem stinkenden Fleisch so viel als möglich war zu ihrem Unterhalt herein, wie denn auch sonsten Pferde-, Esel- und Hundefleisch gekochet wurde auf dem Markt verkaufet. Katzen estimirte man vor Wildbret und etliche allzu Fleisch begierige Leut handelten dem Scharfrichter gedörrtes Schindfleisch ab zu ihrer Speis“. Als Ersatz nahm man auch Gras oder Kräuter, „da viele hundert Menschen schwere Krankheit, Lähmung, Scharbock und die Mundfaulung bekamen, auch etliche Menschen sind auf der Gassen verschmachtet und niedergefallen, auf welches vielfältige Elend so mancher sehr zu Herzen genommen, sehr viele public und privat Almosen gereichet worden, wiwohl dem Elend nicht zu steuern gewesen“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 118f.: „Anno 1638 ist wieder eine Theuerung nach dem vorigen Krieg und der Pest erfolget, so daß ein Leipziger Scheffel [103, 83 Liter; BW] um 10 G[ulden; BW]. Verkauft worden. Dahero weil die Armen es nicht bezahlen, auch vor den Thüren nichts mehr kriegen kunten, so wurden vor großem Hunger Hunde und Katzen geschlachtet, ja das Aas von dem Schindanger [=> Schindanger; BW] geholet und gefressen, und wollte wenig zureichen, deßwegen viel Leute verhungert und in den Misthaufen gestorben, so vorhin auf dem Lande schöne Güter gehabt; daselbst viel arm Volck sich von hier nach dem Altenburgischen gewendet, woselbst sie auch erhalten worden; Es haben sich auch einige gutthätige Hertzen gefunden, die den Armen wöchendlich ein oder zweymahl zu gewissen Tagen Brod haben mitgetheilet, worunter der Herr Superintendent D. Leyser, Herr Archediakonus M. Rinckard, Herr Bürgermeister Müller wie auch andere wohlhabende Bürger sich mit befunden haben, dass iedweder einen oder zwei Scheffel [1 Scheffel = 112, 15 Liter, BW] kauffte und das hiervon gebackene Brod unter die Armen austheilete, so wollte es doch nicht zulangen, denn die Menge war zu groß, weil offt vor einem solchen Hausse 4, 5, 6 bis 800 Menschen an Männern, Weibern und Kindern gestanden, welche einander sehr gedrenget, darunter viel Leute vom Lande, so vor dem Kriege nicht vor 800 oder 1000 Gulden, ja wohl nicht vor 2000 Gulden gegeben hätten. Wenn nun die Leute ein bißgen Brod erhalten, haben sie es nicht flugs gegessen, sondern nur daran gerochen und haben Gelegenheit gesuchet, ob sie einen Hund oder eine Katze damit fangen können. Wenn sie denn einen Hund bekommen, haben sie denselben an einem Strick bey sich geführet, denen wohl 20 oder 30 arme Leute beyher gefolget, gleichsam als wenn sie mit dem Hunde zu Grabe gehen wollten. Wenn sie nun vor die Stadt auf den Graben kommen sind, da haben sie geschlachtet und gebraten, was sie bekommen, da ist auf dem Graben um die Stadt herumb ein klein Feuer nach dem anderen gewesen, darbey die armen Leute gekocht und an hölzernen Spießen gebraten, was sie nur bekommen. Denn wenn der Cavaller [Abdecker, BW] mit dem Karn ein Aas hinausgeführet, ist das arme Volck häuffig nachgelauffen, und haben ein Stück nach dem anderen davon abgeschnitten. Oder wenn eine Kuh verworfen und das Kalb gleich unzeitig gewesen, haben sie es doch geholet, gekocht, gebraten und alles gegessen. Ja es war das arme Volck so abgemattet und verhungert, daß sie gingen, als wie die Schämen (!) [Schemen; BW] war Gottes Strafe so groß, daß sie gleichsam nicht kunten wegkommen oder an andere Oerter lauffen, sondern lieber hier verhungerten, da es doch, wie obgedacht, im Altenburgischen und an anderen Orten nicht so teuer, auch noch eher Brod vors Geld oder vor den Türen zu bekommen war, als hier. Sonderlich aber wenn der Abend herbey kahm, da hätte es oftmals einen Stein erbarmen mögen, wie das arme Volck winselte und die Nacht über in den Misthauffen schrie und bath. Eins rufte hier, das andere dort, tausendmahl um Gottes-Willen umb ein bißgen Brod, oder nur um ein Krümelgen; ein anders etwa umb ein Trünklein Wasser oder Kosent [Kofent = Dünnbier; BW] und dergeleichen, daß man froh war, wenn es wieder Tag wurde; denn das Elend und große Geschrey kunte man ohne hefftige Gemüths-Bewegung nicht ansehen oder anhören“. WINTER, Möser, S. 209, unter 20.12.1638 (Staßfurt): „Eben diesen Tag kam der Oberste Lieutenant vonm Jungen Schleinitzischen Regimente anhero von Dresden herunter, mit fast ein 40 Pferden, ward eingelassen, um sein Geld zu zehren, welcher aussagt, es würden die Schwedischen bald wieder hier sein, und diese Oerter unter ihre Contribution nehmen, hat auch vermeldet von dem großen Hunger der Soldaten, u. unter andern, daß ers mit seinen mit seinen Augen gesehen, wie drunten im Lager ihrer zwei einen Todten aufgeschnitten, Lung und Leber aus dem Leibe genommen, ans Feuer gesetzet, ein wenig geklopft und mit Begierde hereingefressen“. Hunger führte u. a. zu Kannibalismus; vgl. „Gründtlicher vnnd warhaffter Bericht / vnnd Erzehlung Der Vorhin vnerhörten Thaten vnd abscheulichen Exempel“ (1638), ohne Seitenangabe: „Herman Seidel / ein frommer Mann / von Offenburg / welcher zu Lichtenau eine Schwester / die Ihm sehr lieb gewesen / vnd derhalben seinen Sohn zu hir geschicket / mit ein wenig nahrung / dieser Knabe kömmet vngehindert fort / alß er nach Lichtenaw kömbt / vnd niemand findet / auch schon im widerkehren ist nach hause zugehen / kömmet er ohn gefehr bey ein Fischerhäußlin / da ers rauchen sihet / vnd wie denn die Jugend vorwitzig / lauffet er hinzu / vnd wird eines Weibes gewar / die beim heerde sitzt / vnd kochet / vnd beynebens schrecklich heulet und weinet / neben dem heerde hencket ein Kind an einem stecken / welcher durch beyde Waden gangen / vnd dz Kind den kopff vnter sich gehangen / ist auffgeschnitten vnd geschlachtet / dieser Knabe lauffet mit angst vnd furcht vmbgeben / biß er nach Offenburg kombt / sagts seinem Vater / dieser zeigts der Obrigkeit an / vnd muß dieser Knabe mit einer ziemlich starcken Guarnison dahin / welchs also befunden / vnd das Weib gleich auch essend vnd weinend finden / haben aber vom Kinde noch funden die 2. Vntertheil / den lincken Arm / vnd Kopff / das andere hat sie schon verzehret gehabt: vñ ist diß Weib / nebenst dem Kinde auff Offenburg genommen worden: alß man sie aber gefraget: wie sie solchen Mord vnd Todschlag gleichwol vbers Hertze bringen können ? hat sie darauff geantwortet / sie hette es nicht gethan / sondern der grausame Hunger / dessen quall vnmenschlich were /das vbrige wolte sie der Obrigkeit befehlen zu verantworten. Hat aber nur 16. Tage nach diesem gelebet“.
[396] Krankheiten: Die meisten Opfer des Krieges forderten Krankheiten und Epidemien wie Pest, Pocken, Blattern, Ruhr, Ungarische Krankheit etc., die von den Soldaten eingeschleppt wurden oder durch Unternährung, Frost etc. begünstigt wurden. In einem zeitgenössischen Bericht heißt es: „Imgleichen wahr unleugbars das etzliche und viele todte Corper in den heußeren gefunden so eins theils thodt geschlagen, andertheils vonn Kranckheit und Armodt gestorben, die denoch vonn den Kriegsleutten durch arme und beine gestochen, uhme zuersehen, ob sie den doet fingirten, sonder ob es auß Kranckeit oder anderer Gestalt beschehe“. SÖNNERT, Lembeck, S. 167. Der Rat von Osnabrück lehnte 1642 die Aufnahme ruhrkranker schwedischer Soldaten des in schwedischen Diensten stehenden schottischen Stadtkommandanten J. Lumbsdain ab; STEINWASCHER; RÖTRIGE, Krieg, S. 79. Vgl. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 53ff. u. a.
[397] Aichach [LK Aichach-Friedberg]; HHSD VII, S. 3.
[398] Petarde: durch „Petardiere“ angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren.
[399] [Johann] Friedrich v. Schletz [Schlez, Schleuß, Schlentz, Schlitz, Schletzer] [ -1658 Wasserburg], kurbayerischer Obrist.
[400] Antonio Valtorto [ – ], kurbayerischer Obristwachtmeister.
[401] Unteroffizier: Feldwebel, Führer, Fourier, Musterschreiber, Feldscherer waren die Unteroffiziere der Prima plana. Auf drei Unteroffiziere kamen pro 1.000 Rt. Beute und Ranzionierung 11 Rt., 66 Alb. 4 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. Korporäle, Gefreite, Spielleute und Fourierschützen galten dagegen als gemeine Befehlshaber.
[402] Knecht, gemeiner [schwed. knektar, finn. nihti] : dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr., in der brandenburgischen Armee auf 8 fl. 10 gr. = 7 Rtl. 2 Gr; nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 6 fl. 40 kr., schwedische u. finnische Knechte erhielten 1632 nur 1 ½ Rt., deutsche in der Royal-Armee dagegen das Dreifache. Ein Soldat oder Reiter einer Streifschar aus einer Garnison erhielt von 1.000 Rt. Beute quasi als Gefahrenzuschlag 5 Rt. 72 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 3, S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung. In den Feldlagern (über)lebte er unter den schwierigsten Bedingungen bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 3, 4 Jahren. Bei Gefangennahme oder Stürmen auf eine Stadt lief er immer Gefahr, getötet zu werden, da für ihn keine Ranzion (Lösegeld) zu erwarten war, oder wenn eine Untersteckung unter die eigenen Truppen nicht notwendig erschien. Generell wurden jedoch „teutsche Knechte“ gegenüber etwa den „Welschen“ bevorzugt übernommen und bei den Schweden besser besoldet.
[403] „unnatürliche Speisen“: GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 257f. (1637) „In diesem vorhergehend- und nachfolgenden beyden Jahren ist so eine elende und erbärmliche Zeit gewesen, daß es fast nicht zu beschreiben, und die Nachkommene kaum glauben werden. Krieg, Pestilentz und Hunger haben über alle massen überhand genommen, wie denn zumal in diesem und vorhergehendem Jahr es so theuer worden, daß das Maaß Korn biß auff acht und zwantzig Patzen gestiegen und ein Pfund Brod siebenzehen Pfennig gegolten. Und weil wegen des leidigen Kriegs-Wesen kein Geld mehr unter den Leuten war, musten die meisten sich mit Kleyen, Wicken, gemahlenen Eicheln, aus welchen sie Kuchen und Brey machten, It. gesottenem Graß, so weder gesaltzt noch geschmeltzt war, so wol von verstorbenen Pferd und Ochsen behelffen, wie denn die armen Leut, weil sie es in die Stadt nicht wol tragen durfften, draußen auff dem Obern-Rasen grosse Feuer gemacht, dasselbe gesotten und gebraten. Und hat man damals offt die Leute hinter den Zäunen, daß ihnen das Schind-Fleisch oder gekochtes Graß noch im Maul, tod gefunden, welches denn jämmerlich und elendiglich anzusehen war. Ja man hat erfahren, daß auff einer Seiten eines toden Aaß die Menschen, an den andern aber die Hunde genaget“. Notiz aus dem Pfarrbuch von Mauern (LK Neuburg/Donau) für 1648: „Viele haben aus Hunger Roßmist gegessen, der Feind hat alles fort; es ist nichts angebaut worden. Viele sind Hungers gestorben, die Überlebenden nähren sich von Wurzeln und Baumblättern und sind froh um die Häute der gefallenen Pferde“. [frdl. Mitteilung von Herrn Fahmüller, Pfeffenhausen]. Der Stadtarzt Gabriel Furttenbach von Leutkirch hält zu 1635 fest; Ober-Ländische Jammer- Und Straff-Chronic, S. 98f.: „Es war noch darzu eine grosse Teyrung / und Hungers noht / das die guete Leuth allerhand unnatürliche Speisen als Hund / Katzen / Meuß / und Kuchen von Leinöl (darvon sie dann nach ihrem Todt gantz gelb / ob sie an der gelbsucht gestorben wehren / außgeschlagen) essen musten“. Aus dem belagerten Weißenburg (1634) wird berichtet, dass außer Kleie auch Taubenkot zu Kommiss vermahlen wurde; CHEMNITZ, Königlichen Schwedischen […] Kriegs Ander Theil, S. 582f. Der Chronist Georg Friedrich Dhein berichtet über die Zustände in der Festung Hanau (1636); KURZ, Das Leben, S. 132: „Und da unter denen Scharmützel von Freund und Feind ein wohl gehaltenes Pferd erlegt wurde, gingen viele des armen Volks hinaus, rissen sich um das Aas, brachten von dem stinkenden Fleisch so viel als möglich war zu ihrem Unterhalt herein, wie denn auch sonsten Pferde-, Esel- und Hundefleisch gekochet wurde auf dem Markt verkaufet. Katzen estimirte man vor Wildbret und etliche allzu Fleisch begierige Leut handelten dem Scharfrichter gedörrtes Schindfleisch ab zu ihrer Speis“. Als Ersatz nahm man auch Gras oder Kräuter, „da viele hundert Menschen schwere Krankheit, Lähmung, Scharbock und die Mundfaulung bekamen, auch etliche Menschen sind auf der Gassen verschmachtet und niedergefallen, auf welches vielfältige Elend so mancher sehr zu Herzen genommen, sehr viele public und privat Almosen gereichet worden, wiwohl dem Elend nicht zu steuern gewesen“. => Hungersnot.
[404] Menschenfresserei (Anthropophagie): Es ist hervorzuheben, daß HAPPE (msdz) hier nicht als direkter Zeuge eines Falls von Anthropophagie berichtet. Jedoch greift er mit dem Breisacher Bespiel einen Fall von Menschenfresserei auf, der im Unterschied zur häufig unkonkreten metaphorischen Erwähnung von Fällen der Anthropophagie in Selbstzeugnissen der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zur Bezeichnung von Zuständen äußersten Hungers (wie in HAPPES Text etwa I 322 r) in diesem Fall direkt verbürgt ist. Unter den vielfachen zeitgenössischen indirekten Berichten über den Breisacher Fall kann der des Historiographen und Habsburg-Anhängers Wassenberg als typisch gelten: „Also hielten sich die elenden Brisacher / da sie aller hülffe beraubet waren / in der Trew vnd Armuth; vnd als es noch lenger anstundt / da giengen ihnen beydes die gewöhnlichen / so wol auch vngewöhnlichen Speisen allgemach ab; sintemal sie allbereit die Pferdt / vnd andere Thiere / so die schändliche Noth zum täglichen Gebrauch verwendet / verzehret hatten. Hernach haben sie Gartenstauden vnd Baumstämme / auch die zwischen den Steinen wachsende Kräuter außgerupffet / vnnd sind deß elends vnd der Gedult Exempel gewesen. Endlich aber als auch dieses ganz auff war / so ist die Trew in ein Wüten verwandelt worden / vnd hat einer den andern auffgefressen. Dann zu schweigen / daß sie 2000. Felle verzehret / vnnd die Menschen mit den Fingern den Kalck vnd Leimen an statt der Speise auß der Wand gegraben; auch etliche mit warmen Wasser ihr Leben biß in die fünfte vnnd sechste Woche gefristet / endlichen aber wann eine Geschwulst an den Füssen zugeschlagen / plötzlich gestorben. Diß alles / sag‘ ich / zu geschweigen / so will ich noch wol ärgere dinge / wovon man in den alten Zeitbüchern nichts findet / erzehlen; nemblich / daß vornehme Bürgerskinder auff einen tag verlohren / vnnd / zweiffels ohne mit den Zähnen zerrissen vnnd verzehret worden; daß die Leute / wann sie auff der Gassen einander begegnet / den Hunger zu stillen einander vmbgebracht; daß der vor etlichen Tagen begrabenen Menschen Eingeweide gekocht; ja auch der allererst gestorbenen Menschen rohes Fleisch / Adern vnnd Blut an statt der Speise gebrauchet worden“ (WASSENBERG, Florus, S. 430f.). Auffällig ist, daß ein als Selbstzeugnis überlieferter Augenzeugenzeugenbericht des Adjutanten des Prinzen Bernhard von Weimar von Weimar, Johann Christoph von der Grün von der Übergabe der Festung durch den habsburgischen Kommandanten an Prinz Bernhard von Weimar diesen Fall von Anthropophagie zwar bezeugt, ihn zugleich jedoch als einen sehr viel eingeschränkteres und spezifischeres Geschehen darstellt, in dem nicht etwa wie in der Darstellung Wassenbergs lebende Menschen „einer den anderen aufgefressen“, sondern im Zustand äußersten Hungers (lediglich) die Leichname dreier verstorbener Kriegsgefangener von ihren Kameraden verzehrt worden seien: (Dem Bericht zufolge äußerte der Kommandant der Festung, Freiherr von Rheinach, bei Ihrer Kapitulation und Übergabe eine spezielle Bitte): „Es würde der mehrere Theil seiner verhungerten Soldaten nicht wohl über den Platz, geschweige durch die Stadt und das Thor zu den Schiffen marchiren können, daß sie nicht tott darnieder fielen! Und bäte er derowegen Ihro fürstl. Gnaden gar hoch, Sie wolten Ihme vor accordirtermassen bey der Stadt in die Schiff sitzen und abziehen lassen. Dieweilen aber Ihro fürstl. Gnaden ihme von Rheinach noch einmal durch mich anzeigen lassen, es wäre kein ander Mittel, er müße solcher Gestalt den Anzug nehmen, damit er sich aber keiner Arglist und Gefahr zu besorgen habe, so sollte er auf Ihro fürstl. Gnaden parole sich versichern, daß keinen Soldaten einiges Leid geschehen würde…“ [Auszug erfolgt mit 400 Gesunden und 50 kranken gemeinen Soldaten] „darvon etliche im Stehen und Marchiren, darnieder gefallen, mit 19 Fahnen gefolgt. Hier zwischen stund unsere Infanterie auf beiden Seiten in Schlachtordnung, und als der Generalfeldzeugmeister Freyherr von Rheinach Ihro fürstl. Gnaden Hertzog Bernhardten: welcher auf der Seiten bei dem Eisenberg zu Pferdt sitzend gehalten: ersahe, stieg er von seinem Pferdt, ging mit sehr tieffer und oftmals wiederholter Reverence gegen höchstgedacht Ihro fürstl. Gnaden und küßete deroselben die Stieffel, welche sich aber anfänglich nicht bewegt, sondern aufrecht zu zu Pferdt sitzend Ihro Autorität gehalten, und mit scharffen und harten Wortten zu ihm gesagt, daß sie wohl genugsam Ursach hetten, ihme seinen Accord nicht zu halten, indem er, wie Sie allererst vernommen, 30 von deroselben gefangenen Soldaten zu Breysach im Stockhauß sterben, und 3. dererselben von ihren anderen Cameraden, auß großer Hungersnoth aufzehren lassen, welches eine unerhörte, unverantwortliche und crudele That sey, so der Gerechte Gott nicht ungestraft würde lassen hingehen. ob nun zuvor der Freyherr von Rheinach viel Entschuldigung, warum er die Gefangenen übel tractiret und nicht loßgeben wollen, vorgewendet, sagend, daß seine Armuth so groß gewesen, welches denen Gefangenen bekandt, sie es im Hineinführen an seinen Wachten [Wachen], welche schlecht waren, gesehen, und nun herauf dieselbe wieder sehen würden, welches Ihme sehr nachtheilig gewesen: so hätten ja auch die Gefangenen so lang Rossfleisch gehabt, alß seine Knechte, biß endlich die Noth so groß worden, daß sie einander selbsten gefressen, wäre also einer wie der andere gehalten worden. Verhoffe deswegen Ihro Fürstl. Gnad. würde Ihme verzeihen, daß Er es auf die Extremität kommen lassen müßen, da er solches auch Unserseits vor diesem in Augspurg und mehr andern Orthen geschehen wäre. Er nun ausgeredt, und sich solcher gestalt, so gut er gekunt, entschuldiget, so ließen Ihro Fürstl. Gnad. Ihn von sich, da Er dan mit den Frauenzimmer und denen Soldaten zu Fuß biß an den Eisenberg gegangen, und alda in die Schiffe geseßen.“, aus: Des durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Bernharden des Grafen Hertzogen zu Sachßen, Jülich, Cleve und Bergk höchst preißwürdigste Helden Thaten, welche Derselbe nach tödtlichen Abgang des Ehrwürdigsten Königs der Schweden, Gustavi Adolphi, biß an sein Seel. Ende, von Ao: 1632 biß 1639, verübet, wie solche von H. Johann Christoph von der Grün, Seel:; bey Höchstgedacht Sr. Fürstl. Durchl: gewesenen General Adjudanten, mit allen Fleiß auffgezeichnet, und auß dessen Annotatis in dieß Compendium verfaßet worden.“ Bl. 233 r, Forschungsbibliothek Gotha, Handschrift Churt. B 67. Aus Plau wird berichtet; LISCH, Geschichte, S. 220f.: „Ja, am 23. Jan. 1639 schrieb der Herzog [Adolf Friedrich I. Herzog v. Mecklenburg-Schwerin; BW] an Gallas: ‚daß es nunmehr mit den armen Leuten dahin gerathen, daß diejenigen, so übrig geblieben, nicht allein Mäuse, Katzen, Hunde und ganz unnatürliche Sachen zur Stillung des Hungers genießen, sondern auch an unterschiedlichen Orten die Aeltern ihre Kinder gefressen und ein Mensch vor dem andern nicht sicher ist, wie solches mit vielen unterschiedenen Exempeln zu erweisen’“. HEIMATMUSEUM Schwedt, Die Uckermark, S. 27: „In Taschenberg wurden im Dezember 1630 zwei Frauen angetroffen, die sich an drei Kranken herangemacht, von denen sie zwei unmittelbar nach deren Tod ganz verzehrt hatten. Den dritten wollten sie noch lebend ein Stück aus der Seite schneiden. Erst auf deren Jammern hin ließen sie ab, bis sie gestorben war. Der Chronist Becmann berichtet aus Prenzlau, daß etliche Frauen bettelnde Kinder nachts getötet und verzehrt haben. Am 6. Januar 1639 fand man in der Butterstraße einen frisch abgeschnittenen Männerkopf, den Leib hatte man aufgefressen. Den 16. Januar des gleichen Jahres haben sich arme Leute in einem Haus der Springstraße aus großem Hunger selbst geschlachtet“. Aus Nördlingen wird anlässlich der Belagerung 1634 berichtet; KESSLER, Belagerung, S. 63: „Die kaiserlichen, spanischen, welschen, französischen und deutschen Soldaten sind gleichsam aus dem ausgebrannten Turm herundergefallen und jämmerlich aufeinander gelegen. Die armen Tagelöhner haben die gebratenen Schulterblätter von den Achseln abgenommen und für gutes Schweinefleisch gefressen“. Aus der Altmark heißt es; ZAHN, Die Altmark, S. 61: „In Stendal verzehrte ein Soldat in Lorenz Büschels Hause auf der großen Bruchstraße ein Kind. Ein dicker Bauer, Ebel Reppin aus Bellingen wurde von marodierenden Soldaten an der steinernen Brücke bei Tangermünde geschlachtet und verzehrt“.Vgl. auch FULDA, Gewalt gegen Gott.
[405] [Wolf] Lorenz [Laurenz] (II.) Freiherr [Graf] v. Hofkirchen [um 1606 -Anfang 1656], kursächsischer Obrist, Generalmajor, dann kaiserlicher Generalleutnant, Feldmarschallleutnant.
[406] Restitutionsedikt vom 6.3.1629: Das von Ferdinand II. (1578-1637, Kaiser seit 1619) erlassene Edikt sprach dem Kaiser das alleinige Recht zu, den Augsburger Religionsfrieden von 1555 authentisch zu interpretieren. In Ausübung dieses Rechts setzte der Kaiser die Calvinisten außerhalb der Augsburger Friedensbestimmungen. Zudem befahl er die Rückgabe aller nach 1552 von den Protestanten eingezogenen (säkularisierten) Kirchengüter. Davon betroffen waren 12 reichsunmittelbare Bistümer, 500 Klöster und Konvente. Proteste gegen das Restitutionsedikt erhoben sich nicht nur von protestantischer, sondern auch von katholischer Seite. Dass Happe den ganzen Text des Edikts aufnimmt, zeigt doch wohl, dass er die damit verbundenen oder potentiellen Gebietsveränderungen und deren Folgen wohl einzuschätzen glaubte. Allerdings zeigen kaiserliche Kostenberechnungen aus dem Niedersächsischen Kreis, dass die Kosten für die Restitutionen die tatsächlichen Einnahmen für das Haus Habsburg überstiegen. Gerade Tilly war einer der eifrigsten Befürworter und Helfershelfer bei den Resitutionen im norddeutschen Raum. Vgl. Staatsarchiv Bamberg B 48/122, fol. 325 (Ausfertigung): Pappenheim an Johann Georg II. Fuchs v. Dornheim, Gardelegen, 1629 XII 08. “Die restitution der christlichen stätten ist zu Stade unnd Buxtehude, Gott lob, wol abgangen, und hat man ihnen (: doch auf kaÿß. ratification), eine kirchen gelassen, damit sie und andere sehen, daß man den religionsfrieden keines wegs zubrechen, oder sie mit zwang zuüberaÿlen begert, diweil man mit ihnen, so man doch manu armata gewunnen, auch könne immediatÿ statÿ imperÿ sein, so gütig procedirt, mein alter herr general hat in prima celebratione vor freüden und eÿfer gewaint”. Diese Zwangsrestitutionen wurden mit Hilfe Tilly’scher Soldaten durchgesetzt. Bei ihrem im Zuge der Restitution erzwungenen Auszug am 9.4.1631 (Staatsarchiv Osnabrück Rep. 100 Abs. 1 Nr. 66, fol. 408-408′: Sieckmann an Franz Wilhelm von Wartenberg, Lilienthal, 1631 IV 07), so berichtete die Äbtissin Hille Mertens, habe man sie “mit soldaten heißen angreiffen undt handt anzuelegen, gestaldt dann die soldaten damit fertig gewesen undt unß von dannen alsobaldt ohne einiges hintersehen gantz erbarmlich undt tyrannisch unchristlicher weise gleich hunde undt schaffe auß dem closter geleitet undt getrieben undt des fluchens scheltens pfeiffens undt hönischen außmachens alß wan wir unvernunftige biester, viehe und wurm gewesen, dabey nicht geschonet”. Staatsarchiv Stade Rep. 5 b Fach 75 Nr. 78, fol. 11 v.
[407] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[408] ENGERISSER, Von Kronach, S. 419f.
[409] Magnus Hansson [Göransson; Görsohn, Hansen] [ -20./30.3.1639 vor Freiberg], schwedischer Obristleutnant, Obrist.
[410] Hiltpoltstein [LK Forchheim]; HHSD VII, S. 296f.
[411] Johann Georg I. Kurfürst v. Sachsen [5.3.1585 Dresden-8.10.1656 Dresden].
[412] Prager Frieden: Der in Folge der schwedischen Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen (5./6.9.1634) vereinbarte Prager Frieden zwischen Johann Georg I. von Sachsen und Kaiser Ferdinand II. wurde am 30.5.1635 unterzeichnet. Bei diesem Friedensschluss, dem fast alle protestantischen Reichsstände beitraten, verzichtete der Kaiser auf seinen Anspruch, den Augsburger Religionsfrieden von 1555 allein zu interpretieren und damit das Restitutionsedikt von 1629 durchzuführen (vgl. s. v. „Religionsedikt“); Ergebnis war eine begrenzte Festschreibung des konfessionellen Status quo. Weitere Ergebnisse waren: die Festschreibung der Translation der pfälzischen Kurwürde auf Bayern, der Ansprüche Sachsens auf die Lausitz und die Bildung eines Reichsheers (wobei Johann Georg von Sachsen und Maximilian I. von Bayern eigene Korps führen ließen, die als Teil der Reichsarmee galten), die bestehenden Bündnisse waren aufzulösen, fremde Mächte sollten den Reichsboden verlassen, etwaige Ansprüche auf den Ersatz der Kriegskosten seit 1630 wurden aufgehoben, eine allgemeine Amnestie sollte in Kraft treten. Zudem kann der Prager Frieden als einer der letzten kaiserlichen Versuche betrachtet werden, ein monarchisches System im Reich durchzusetzen. Maßgebliches Mittel dazu war die so genannte Prager Heeresreform, mit der der Kaiser den Versuch unternahm, nahezu alle reichsständischen Truppen unter seinen Oberbefehl zu stellen und zugleich den Ständen die Finanzierung dieses Reichsheeres aufzuerlegen. Diese Vorstellungen ließen sich ebenso wenig verwirklichen wie das Ziel, durch die Vertreibung der ausländischen Mächte Frankreich und Schweden zu einem Frieden im Heiligen Römischen Reich zu gelangen. Vgl. die Einschätzung des Pfarrers Bötzinger, Leben und Leiden, S. 33f.: „Mitten in unsere Not drang das Gerede von einem Frieden, der zu Prag geschlossen sein sollte. da hielten wir die Nase hoch und schnupperten, wo der Wind wohl in der Zukunft herwehen werde. Die Bauern richteten sich wieder etwas gerade, maßen die Felder aus und bekümmerten sich um das Vieh. In den Städten räumte man die Brandplätze auf, besserte die Mauern aus und sah die Tore und Wachtürme nach. Meine Ursel nahm die Kinder, legte ihnen die Hände ineinander und sagte ihnen etwas Schönes vom lieben Gott und seiner großen Vatergüte, und ich schlug die Bibel auf und strich mir alle Stellen an, in denen von Friede, Freude und Einigkeit die Rede war. Indessen stellte sich gar bald heraus, daß alles Lug und Trug gewesen war, was man geredet hatte, und daß an Durchmärschen und Einquartierungen mit ihren Greueln und Grausamkeiten noch kein Ende abzusehen war“. Auch HAPPE schätzte den Prager Frieden zu Recht als trügerisch ein; Happe I 396 v – 397 r, mdsz.thulb.uni-jena.de; vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik, S. 87. Zur Forschungslage vgl. KAISER, Prager Frieden.
[413] Schärding; HHSÖ I, S. 105ff.
[414] Feldschlange: Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34faches Kaliber (10, 5-11, 5 cm), schoss 8-10, teilweise 12 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt. Die Schussweite betrug 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.
[415] Burkhard v. Löffelholz [25.5.1599 Nürnberg-16.6.1675 Nürnberg] Rittmeister einer Dragoner-Kompanie. Stud. Altdorf/ Heidelberg, Ratsherr u. 1625 junger Bürgermeister, 1633 Kriegsherr, 1640 Septemvir, 1653 Bau- u. Zeughausherr, 1654 Waagherr u. dritter obrister Hauptmann, 1655 zweiter u. 1658 vorderster Losunger u. Reichsschultheiß wie auch Vorsteher des neuen Heilig-Geist-Spitals u. des Katharinenklosters. – Bei der Belagerung Nürnbergs 1632 und öfter nürnbergischer Gesandter, kurfürstlich mainzischer Rat.
[416] Tobias Oelhafen v. Schöllenbach [1601-1666], Nürnberger Diplomat, Altdorfer Prokanzler.
[417] Georg Abraham Pömer [1584-23.6.1655], Nürnberger Ratsherr.
[418] Haimburg, heute Ortsteil von Berg bei Neumarkt i. d. Oberpfalz [LK Neumarkt in der Oberpfalz].
[419] Birgitten-Kloster Gnadenberg, heute Ortsteil Gnadenberg von Berg bei Neumarkt i. d. Oberpfalz [LK Neumarkt in der Oberpfalz].
[420] Engelthal [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 174f.
[421] Roßhaupt [Rozvadov, Bez. Tachov; Tschechien].
[422] Christian Selle [ – ], schwedischer Major.
[423] Landpfleger: KRÜNITZ, Oeconomische Encyclopädie, S. 407: „im Oberdeutschen der Vorgesetzte eines obrigkeitlichen Kammer-Amtes auf dem Lande, entweder so fern solches aus einem ehemahligen Land-Gerichte [ … ] entstanden ist, oder auch, weil ihm zunächst das Land, mit Ausschließung der Stadt, anvertrauet ist. In Nürnberg führen fünf Raths-Herren, welche die Aufsicht über die sämmtlicgen Güter des Rathes außer der der Stadt haben, und welchen die Pfleger und Kastner untergeordnet sind, den Nahmen der Land-Pfleger. Sie zusammen genommen, machen das Landpfleg-Amt aus“.
[424] Rothenberg, Festung, heute Ortsteil von Obermichelbach [LK Fürth]; HHSD VII, S. 635f.
[425] Salomon Justin Bloch [ – ], schwedischer Major.
[426] SODEN, Gustav Adolph 3. Bd., S. 188f.
[427] Heinrich Rüdinger [ – ], schwedischer Major.
[428] Hans Christoph Großeck [ – ], schwedischer Kapitän.
[429] Bresche [Brescha, Breche, brescia, bresica, Presse]: durch Geschützfeuer erreichte Sturmlücke in der Stadtmauer oder auch in einer Verschanzung. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde [ENGERISSER].
[430] Alkoholabusus: In den zeitgenössischen Berichten ist immer wieder von Alkoholabusus und dadurch bedingten Trunkenheitexzessen die Rede, die dem Interesse der Leserschaft entgegen kamen. Generall ist angesichts der angegebenen Mengen festzuhalten ist, dass Wein in der Regel im Verhältnis 1:4 oder 1:3 mit Wasser gemischt wurde, um dieses „trinkbar“ zu machen. Auch bei den angegebenen Biermengen halte es sich zumeist um => Kofent, ein Dünnbier. Dagegen wurde billiger Branntwein in großen Mengen konsumiert. Allerdings berichtet z. B. Chemnitz auch, dass 7 Kompanien des Regiments Kracht den Aufbruch aus Halle/Saale versäumt hatten, weil sie berauscht waren; CHEMNITZ, Königl. Schwedischen ]…] Kriegs, 4. Buch, 7. Kap., S. 953f. Vgl. den Bericht des bayerischen Kriegskommissars Burhus über Alwig Gf v. Sulz (1632); HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 122: „Da hatte er, sobald er einen Rausch bekommen, alle Musketiers in der Stadt, wie auch die kleinen Stückhlein […], so oft er einen Gesundtrunkh angefangen, abschießen lassen, welches woll etwan 2 und mehr Stunden gewerth“. SCHNEIDER, Chronik der Stadt Beelitz, S. 26f.: „Diese [Truppen Johann Wanglers d. Ä.; BW] brachten auch einen Fähnrich mit sich, welcher sich bei der Wache zu Trebbin todtgesoffen, und nun begehrte man, er solle hier in der Kirche begraben werden. Weil aber der Grund sumpfig und wässerig war, und man nicht tief in der Kirche also graben konnte, berichtete ich solches dem katholischen Meßpfaffen, als er etliche Male wegen des Begräbnisses Ansuchen that. Er wollte es aber nicht glauben und als man ihm die Kirche eröffnen mußte, ward er gewahr, daß es an einem Ort in unserer Kirche etwas höher sei als am andern, daselbst hin mußten wir geschehen lassen, daß nach Kriegsmanier der Trunkenbold begraben ward“. Vgl. auch SCHWARTZ, Die Neumark, S. 50, 52. Bei der Belagerung Hamelns (1633) hatten die Patres SJ der Besatzung reichliche Mengen Alkokol spendiert, um sie zu Ausfällen zu veranlassen; KARWIESE, Hameln, S. 9f. Vgl. HÖFER, Ende, S. 165: Wie sich herausstellte, hatte Hermann, der Kommandant von Bad Windsheim, bei der Belagerung der Stadt 1648 durch schwedische Truppen seinen Dragonern ein großes Fass Wein spendiert: „Aber sie soffen sich so voll, daß fast weder ein oder der ander mehr sehen noch Schiltwach stehen kundt“, so dass sich schwedischen Truppen durch die Approchen bis zum inneren Wall heran arbeiten konnten. Hermann wurde nach dem Kriegsgerichtsverfahren wegen der schnellen Übergabe mit dem Schwert hingerichtet.
[431] raiteln, reuteln: zügeln, züchtigen, quälen, insbesondere foltern. Bei dieser Foltermethode wurde ein Strick um die Stirn oder den Unterleib gelegt und mittels eines Holzpflocks zusammengezogen. Am Unterleib traten auf diese Weise die Gedärme hervor. Am Kopf traten die Augen aus den Höhlen, die Kopfhaut wurde eingeschnitten und am Ende brach, so wird berichtet, die Schädeldecke. Eine zeitgenössische Beschreibung liefert der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing: „Diese ‚Tortur’ besteht darin, dass sie ihrem Opfer den Kopf bis zur Stirnhöhe (cerebrotinus) mit einem Bündel Seiden- oder Leinenfäden, die sie zu einer Schnur drehen, umwinden. Dabei pressen sie durch immer strafferes und strengeres Herumdrehen die Hirnschale immer fester und so lange zusammen, bis die Augäpfel mehr und mehr aus den Augenhöhlen hervorquellen und in abscheulicher Weise herausgetrieben werden“. SIGL, Wallensteins Rache, S. 151.
[432] Ranzion, Rançon, ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Teilweise wurde Offizieren gestattet, zum „Rekompens“ drei bis Häuser zu ranzionieren; FRITSCH, Tagbuch, S. 129. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade auch der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29. Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten je nach Rang in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph III, S. 450. SEMLER, Tagebücher, S. 137 (1634): „Hierauff die Schwedische ihre gewohnliche straiff vnd raubereyen noch ferner vnd ernstlicher continuirt, also daß nicht allein auf dem land vnd dörffern sich niemandt betreffen, sonder auch gar in die reben (außerhalb was gegen Sipplingen hinab gelegen, dahin der feind niehmaln kommen) niemandt blicken lassen dörffen, inmaßen ettliche burger vnd salmanßweilische vnderthonen, so in den reben bei vnd gegen Nußdorf und Burgberg schaffen wollen, von denen hin vnd wider vagierenden reüttern aufgehebt, vnd nach Pfullendorf geführt, deren jeder biß auf 60 vnd mehr reichsthaler ranzion angezogen, vnd weilen sie, alß arme rebleütt sollche zu bezahlen nicht vermögt, volgendts mit der armada fortgeführt worden, wie benantlich ein veberlingischer gmainder vmb 68 thaler vnd zwen Nußdorffer jeder vmd 58 thaler ranzioniert, vnd vneracht diese bede für sich 40 thaler angebotten, ein mehrers auch im vermögen nit gehabt, seyn sie doch bei sollchem nicht gelassen worden“.
[433] VORSATZ, Die Leiden der Stadt Weiden.
[434] Frauenricht [LK Weiden i. d. OPf.]
[435] Feldschlange: Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34faches Kaliber (10, 5-11, 5 cm), schoss 8-10, teilweise 12 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt. Die Schussweite betrug 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.
[436] Mörser, Mortier (frz.): Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- oder Sprengkugeln (Bomben) mit einem Kugelgewicht zwischen 25 Pfund (1/16 Mörser) und mehreren Zentnern (ganzer Mörser, Kaliber 5-15 Zoll).
[437] Kartätsche: „Die Kartätsche wurde spätestens um 1449 erfunden und bestand aus einem Papier- oder Stoffbehälter (ähnlich einer nichtmetallischen Kartusche, die mitverschossen wird), der mit kleinen Stein- oder Metallkugeln gefüllt wurde. Ladungen mit vielen kleinen Kugeln wurden als Beutelkartätsche, mit wenigen großen Kugeln als Traubenkartätsche bezeichnet. Der Behälter besaß einen Treibspiegel aus Holz. Ende des 16. Jahrhunderts kamen Beutelkartätschen auf, bei denen die Kugeln in verschnürten Zwilchbeuteln steckten. Die Beutelkartätschen erhielten Halt durch eine im Spiegel steckende Spille. Bei den Trauben- oder Tannzapfenkartätschen wurden auf den Spiegel größere und kleinere Kugeln mit Pech angeklebt, mit Leinwand bezogen und verschnürt. Seit dem 17. Jahrhundert bestand der Behälter in der Feldartillerie aus Eisen- oder Zinkblech (Büchsenkartätsche); die Kugeln wurden in eine Masse aus Gips, Wachs oder Schwefel eingebettet“ [wikipedia]. Vgl. auch PFINGSTEN, Lehrbuch der Chemischen Artillerie [ …], S. 91ff.
[438] Gotteslästerung: Gotteslästerung war eine bereits im Römischen Recht mit der Todesstrafe bedrohte und seit 1495 im Reich strafbare verletzende öffentliche Kundgebung der Missachtung Gottes. In den Kriegsartikeln aller Armeen war sie verboten. So heißt es etwa im Artikelbrief des kaiserlichen Regiments St. Julien vom 24.4.1628; SAINT JULIEN, Heinrich Johann Guyard von St. Julien, S. 100: „Zum Andern vnd zwar vor allen dingen soll ain Jed Kriegsman sich Gottloser wortt vnd werkh, sonderlich deß so leichtfertigen erschrecklichen fluchens und Gottlestern endthalten vnd den Sieg wider den feundt von ober herab von herzen bitten so offt auch zue dem Gottesdienst oder der Predig verfüegen, vnd dieselbe ohne ehrhaffte vrsache khainesweegs versaumben, würdet sich aber ainer oder mehr mit Gottslesterlichen wortten oder werkhen vergreiffen vnd erzaigen, der oder dieselben sollen an leib und leben gestrafft werden, nach erkhandnuß des Obristen vnd Rechtens, wer auch zue Zeitten der Predig vnd Gottesdienst in den Weinkhellern vnd gelöchern oder sonsten an leichtfertigen orrten betreffen würdet, dem solle der Pouoß macht haben in Eysen zu schlagen vnd nach erkhandnuß des obristen zu straffen, vnd soll auch vnder wehrundten Gottesdienst vnd Predig, so woll auch zue andern verpotenen Zeit, khain wein, Bier, od dergleich durch die Marcatanter außgezapfft und verkaufft werden“.
Der Benediktiner-Abt Georg Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 505f. (Sept. 1633): „Unter den Gefallenen beim St. Georgstor war einer noch am Leben, der nur noch schwach atmete mit so entkräftetem Körper, daß er dessen oberen Teil kaum ein wenig heben konnte. Diesen, der Bretten als seine Heimat angab, erledigte ein Stellmacher aus derselben Gegend, ein gewisser Adam, früher Kalvinianer, indem er ihm einigemale einen mächtigen Stock auf den Kopf schlug und ihm zuletzt die Kehle durchschnitt. Das Gerücht hatte dann – und dies mag auch hier vermerkt sein – verbreitet, dieser habe, als er zum Angriff auf die Mauern mit den andern heraneilte, mit dem Schwerte ein in der Nähe stehendes Kreuz, nachdem er es freventlich ins Wanken gebracht hatte, angegriffen und sei deswegen so bestraft worden”. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten […] in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern”.Vgl. auch SCHWERHOFF, Gott und die Welt herausfordern; SCHWERHOFF, Zungen wie Schwerter.
[439] [Johann] Friedrich v. Schletz [Schlez, Schleuß, Schlentz, Schlitz, Schletzer] [ -1658 Wasserburg], kurbayerischer Obrist.
[440] SINTZEL, Versuch einer Chronik der Stadt Weiden, S. 103f.
[441] N Petermann [ – ], Leutnant im Nürnberger Regiment Johann v. Leubelfing.
[442] Johann v. Leubelfing [1578-164], Nürnberger Stadtobrist.
[443] Büchsenmeister: Der Büchsenmeister (auch: Büchsenschütz) war Ende des Mittelalters ein wandernder Kriegshandwerker der damals noch zünftisch organisierten Artillerie: Er stellte für die schweren Festungs- und Belagerungsgeschütze Rohre und Geschosse her, beherrschte das Richten und Laden, die Instandhaltung und Reparatur. Stückgießer und Büchsenschmiede wie Pulvermacher arbeiteten unter seiner Anleitung. Büchsenmeister waren von Landesherrn und Städten umworben, nahmen als Artilleristen an Kriegszügen teil und organisierten sich in eigenen Zünften, die Schmieden, Glockengießern und Schlossern nahestanden. Büchsenmeister unterstanden fachlich dem Zeugmeister, von dem sie auch angestellt wurden, im Gefecht hatte der Feldzeugmeister, ein Offizier, den Befehl. Dem Büchsenmeister entsprach für die damaligen Feldgeschütze, die Feldschlangen, der nach ihnen benannte Schlangenschütze. Später wurden Büchsenmeister und Schlangenschützen als Konstabler vereint. [wikipedia]
[444] Streuhaken: Geschütz für Streuladung (40 kleine Kugeln pro Pfund).
[445] SODEN, Gustav Adolph 3. Bd., S. 193f. Vgl. auch SCHWEMMER, Burg und Amt Veldenstein.
[446] Prager Frieden: Der in Folge der schwedischen Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen (5./6.9.1634) vereinbarte Prager Frieden zwischen Johann Georg I. von Sachsen und Kaiser Ferdinand II. wurde am 30.5.1635 unterzeichnet. Bei diesem Friedensschluss, dem fast alle protestantischen Reichsstände beitraten, verzichtete der Kaiser auf seinen Anspruch, den Augsburger Religionsfrieden von 1555 allein zu interpretieren und damit das Restitutionsedikt von 1629 durchzuführen (vgl. s. v. „Religionsedikt“); Ergebnis war eine begrenzte Festschreibung des konfessionellen Status quo. Weitere Ergebnisse waren: die Festschreibung der Translation der pfälzischen Kurwürde auf Bayern, der Ansprüche Sachsens auf die Lausitz und die Bildung eines Reichsheers (wobei Johann Georg von Sachsen und Maximilian I. von Bayern eigene Korps führen ließen, die als Teil der Reichsarmee galten), die bestehenden Bündnisse waren aufzulösen, fremde Mächte sollten den Reichsboden verlassen, etwaige Ansprüche auf den Ersatz der Kriegskosten seit 1630 wurden aufgehoben, eine allgemeine Amnestie sollte in Kraft treten. Zudem kann der Prager Frieden als einer der letzten kaiserlichen Versuche betrachtet werden, ein monarchisches System im Reich durchzusetzen. Maßgebliches Mittel dazu war die so genannte Prager Heeresreform, mit der der Kaiser den Versuch unternahm, nahezu alle reichsständischen Truppen unter seinen Oberbefehl zu stellen und zugleich den Ständen die Finanzierung dieses Reichsheeres aufzuerlegen. Diese Vorstellungen ließen sich ebenso wenig verwirklichen wie das Ziel, durch die Vertreibung der ausländischen Mächte Frankreich und Schweden zu einem Frieden im Heiligen Römischen Reich zu gelangen. Vgl. die Einschätzung des Pfarrers Bötzinger, Leben und Leiden, S. 33f.: „Mitten in unsere Not drang das Gerede von einem Frieden, der zu Prag geschlossen sein sollte. da hielten wir die Nase hoch und schnupperten, wo der Wind wohl in der Zukunft herwehen werde. Die Bauern richteten sich wieder etwas gerade, maßen die Felder aus und bekümmerten sich um das Vieh. In den Städten räumte man die Brandplätze auf, besserte die Mauern aus und sah die Tore und Wachtürme nach. Meine Ursel nahm die Kinder, legte ihnen die Hände ineinander und sagte ihnen etwas Schönes vom lieben Gott und seiner großen Vatergüte, und ich schlug die Bibel auf und strich mir alle Stellen an, in denen von Friede, Freude und Einigkeit die Rede war. Indessen stellte sich gar bald heraus, daß alles Lug und Trug gewesen war, was man geredet hatte, und daß an Durchmärschen und Einquartierungen mit ihren Greueln und Grausamkeiten noch kein Ende abzusehen war“. Auch HAPPE schätzte den Prager Frieden zu Recht als trügerisch ein; Happe I 396 v – 397 r, mdsz.thulb.uni-jena.de; vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik, S. 87. Zur Forschungslage vgl. KAISER, Prager Frieden.
[447] Franz v. Hatzfeldt [13.9.1596 Schloss Crottorf-30.7.1642 Würzburg], Fürstbischof v. Würzburg u. Bamberg. Vgl. WEBER, Würzburg und Bamberg.
[448] SODEN, Gustav Adolph 3. Bd., S. 194f.
[449] Nach KUNSTMANN, Mensch und Burg, S. 140, schon am 24.5.
[450] Hartenstein, heute Ortsteil von Velden [LK Nürnberger Land].
[451] Metzen (Nürnberg): 1 Korn-Metzen = 20, 5 Liter.
[452] Reicheneck, Burg [Stadt Hersbruck, LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 615f.
[453] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 161.
[454] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[455] Altdorf bei Nürnberg [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 8.
[456] Gnadenberg, Kloster [Gem. Berg bei Neumarkt/OPf., LK Neumarkt/OPf.]; HHSD VII, S. 237f.
[457] Neuhaus a. d. Pegnitz [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 504.
[458] Velden [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 767f.
[459] Hersbruck [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 289ff.
[460] Lauf (Pegnitz) [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 393.
[461] N Dietz [ – ], kurbayerischer Leutnant.
[462] Rothenberg, Festung [Gem. Schnaittach, LK Lauf/Pegnitz, Mfr.]; HHSD VII, S. 635f.
[463] geraitelt = gefoltert. Dabei wurde ein Strick um die Stirn gelegt und mittels eines Holzpflocks immer enger gedreht, so dass die Augen aus den Höhlen hervortraten, Blut aus Augen, Ohren und Nase lief, die Haut eingeschnitten wurde und angeblich sogar die Schädeldecke brach. Der Abt Veit Höser von Oberaltaich (1577-1634) hat diese Prozedur beschrieben, EBERMAIER, Landshut, S. 105: „Diese Marter bestand darin, daß sie mit einem kleinen Bündel seidener oder leinener Fäden das Haupt eines Menschen, den sie peinigen wollten, bis an die Stirne umgaben, dieses, wie einen Strick, immer enger zusammenschnürten, und den Hirnschedel so lange, und immer fester, zusammenpreßten, bis der Augapfel immer mehr aus seinem Sitze trat, und auf eine abscheuliche Art aus dem Gesichte hervorragte“.
[464] Pfleger: Verwalter von Gemeinde- und anderen Ämtern, Spitälern, hilfsbedürftigen Personen usw., häufig synonym mit Vogt und Amtmann.
[465] Siechenkelch: Kelch für den geistlichen Krankenbesuch, zur Kommunion.
[466] Korporal [schwed. korpral, dän. korporal]: Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich; „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes, in besetzten Städten (1626) wurden z. T. monatlich 24 Rt. erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 16 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 461. DESING, Historia auxilia 2. Bd., S. 186: „Corporal ist ein Unter-Officier, der viel zu thun hat: Darumb seynd bey einer Compagnie zwey, drey oder vier. Für seine 15. Mann, welche man eine Rott nennt, empfängt er vom Capitain d’Armes das Gewehr, vom Fourier das Quartier, vom Muster-Schreiber das Geld, vom Sergeanten die Ordre, gehört nit zur Prima plana“. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 60: „Die Corporalen sollen gute / redliche / und versuchte Soldaten seyn / die schreiben / lesen / und rechnen können. In dem commandieren sollen sie gleiche ordnung halten / die Schiltwachten zu guter zeit aufstellen / und ihr Ansehen bey den Soldaten erhalten: Sie sollen gantz eiserne Ladstecken / Krätzer / und Kugelzieher an ihren Musqueten haben / daß sie den Soldaten zu hülff kommen mögen“.
[467] Gefreiter [schwed. korpral, dän. korporal]: Der zu den „gemeinen Befehlshabern“ gerechnete Gefreite war ursprünglich ein erfahrener und zuverlässiger Söldner, der von den niederen und schweren Diensten (wie etwa der gewöhnlichen Schildwache) ‚befreit‘ war. Die Gefreiten waren für die Aufstellung der Wachen zuständig. Ihnen oblag die Aufsicht über Arrestanten, sie übermittelten militärische Verfügungen und Befehle und mussten im Gefecht die am meisten gefährdeten Stellungen beziehen. Nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) erhielt er 7 fl. 30 kr. Monatssold. In besetzten Städten wurden hingegen z. T. 24 Rt. monatlich erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15.
[468] Knecht, gemeiner [schwed. knektar, finn. nihti] : dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr., in der brandenburgischen Armee auf 8 fl. 10 gr. = 7 Rtl. 2 Gr; nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 6 fl. 40 kr., schwedische u. finnische Knechte erhielten 1632 nur 1 ½ Rt., deutsche in der Royal-Armee dagegen das Dreifache. Ein Soldat oder Reiter einer Streifschar aus einer Garnison erhielt von 1.000 Rt. Beute quasi als Gefahrenzuschlag 5 Rt. 72 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 3, S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung. In den Feldlagern (über)lebte er unter den schwierigsten Bedingungen bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 3, 4 Jahren. Bei Gefangennahme oder Stürmen auf eine Stadt lief er immer Gefahr, getötet zu werden, da für ihn keine Ranzion (Lösegeld) zu erwarten war, oder wenn eine Untersteckung unter die eigenen Truppen nicht notwendig erschien. Generell wurden jedoch „teutsche Knechte“ gegenüber etwa den „Welschen“ bevorzugt übernommen und bei den Schweden besser besoldet
[469] Kornett [schwed. kornett, dän. cornet]: Der Kornett führte die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entsprach der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold; z. T. wurden allerdings 240 Rt. (!) in besetzten Städten (1626) erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermarck, S. 15). Sein Anteil an 1.000 Rt. Beute u. Ranzion betrug 17 Rt. 60 Alb. 2 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. => Fähnrich; Fahne.
[470] KÄPPEL, Nürnberger Land, S. 88ff.
[471] Weiden in der Oberpfalz; HHSD VII, S. 794ff.
[472] Frauenricht [LK Weiden i. d. OPf.]
[473] Batterie: Geschütze wurden zu Gruppen zusammengefasst. Diese Gruppen nannte man Batterie. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]
[474] Giftkugel: (a) Bleikugel, die eine Giftsubstanz in sich trug, (b) „geschützkugel (‚feuerballen‘), deren satz mit giftigen stoffen gemischt war“ [DWB].
[475] Kriegsgräuel, Kriegsverbrechen: Kriegsgräuel waren die Begleiterscheinung dieses Krieges von Anfang an. Der Jesuit, Hofbeichtvater und Begleiter Maximilians I. von Bayern, Jeremias Drexel, auf dessen böhmischen Feldzug (1620), zur Eroberung von Pisek am 30.9.1620; PÖRNBACHER, Barock, S. 325f.: „Heute um die dritte Stunde des Nachmittags ist Biska gleich beim ersten Eindringen in die Stadt erobert worden. Alle, die drinnen waren, hat man zusammengehauen und umgebracht. Besonders die Soldaten des Bucquoi haben niemand geschont, kein Geschlecht noch Alter, auch das Kind, das im Bett saß, wurde mit einem Gewehrschuß hingestreckt. Ein gar erbärmlicher Anblick war das, wohin die Einwohner oder die Besatzungssoldaten auch flohen, sie fielen in die Hände der Unseren und wurden getötet oder gefangen. Der Anführer wurde in der Stadt in tausend Stücke zerhauen. Einer Schwangeren, die im Schrecken gebar, wurde der Kopf gespalten, das Kind an der Wand zerschmettert. Man sagt, Bucquoi habe sein Schwert und den Regimentsstab zerbrochen, als er dem Gemetzel Einhalt bieten wollte, aber die Raserei der Soldaten war stärker. Mehrere stürzten sich ins Wasser, um wenigstens so zu entkommen, aber auch dort trafen sie die Kugeln und so starben sie fast einen doppelten Tod. Man sagt, es seien zwölfhundert Schützen in dieser Stadt gewesen, die schon an sich, und auch durch ihre Lage aufs beste befestigt war. Aber nicht einmal einen ganzen Tag hat sie diesem doppelten Heer, dem unsern und dem des [Charles Bonaventure de; BW] Bucquoi, widerstehen können. An diesem Abend liefen von den Böhmen 130 Soldaten ins Lager unseres Fürsten über. Überall herrscht unter unseren Feinden Furcht, Schrecken und großes Zittern, und das ist kein Wunder: schon kennt man den bayerischen Löwen“. HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 163f., Anm. 2: „Den 17. November 1621 Abends fielen sieben Cornet Reuter, unter Commando des Bayerischen General-Feld-Wachtmeisters Grafen von Anholt [Johann Jakob v. Anholt; BW] Commando in den [kurpfälzischen BW] Flecken Beerfelden, plünderten, ohnerachtet ihrer Verpflegung, denselben aus, nahmen 21 Pferde, und tractierten die Leute unmenschlich, daß sie, um ihr Leben zu retten, sich in die Wälder flüchteten. Folgenden Tags wurde durch den continuirenden Nach- und Rückzug von etlichen tausend Mann von der Bergstraße gegen Moßbach [Mosbach; BW] in dem Amt Freyenstein [Freienstein; BW] vollends alles aufgerieben, auch die Kirche ihres Kelchs und Ornats beraubet, der Pfarrer [Heinrich Lambinus; BW] erbärmlich geschlagen, und mit Stricken dermaßen geknebelt [=> geraitelt; BW], daß ihm Gesicht und Gehör vergangen, das Blut zu den Augen herausgedrungen, und er in wenig Tagen sterben müssen. Sie nannten ihn anders nicht, als einen Lutherischen Schelmen und wollten ihn mit Bedrohung der Castration zwingen, daß er den Kirchen-Gesang: »Erhalt uns, Herr, bey deinem Wort usw.« verschweeren sollte. Sie preßten ihm auch durch große Marter 600 fl. aus“. Hans Sonnenbächer, Schultheiß, in seiner Zeugenaussage; KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 206: „Mansfeldische Reiter, uf 30 stark, seien bei ihnen durchgestreift. Philipp Stumpf sei uf Schultern gehauen worden, denen sie als ein alten eisgrauen Mann gestöckt und gepleckt, ins Dorf genommen, mit Füßen ufgehängt, mit Lunten gebrennet, auch salvo honore [= mit Verlaub zu sagen (Entschuldigungsformel)] in Mund Urinam reddiert [= uriniert], endlich herab ufs Genick sehr übel fallen und schlagen lassen“. Der Pfarrer von Mönchsdeggingen, Christian Spradtler, am 4.1.1634 über die am 13.12.1633 erfolgte Plünderung und seine Marter; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 51f.: „und einer unter ihnen, der sich des Ochsenwürthen, würthen von Nereßheim, welchen man vor diesem verbrand, Sohn genennet, sich öffentlich vernemen lassen, habe sich dem leibigen Satan ergeben ewiglichen. Alsobalden die anderen dreyen seine Spießgesellen gerufen, deren sich dann ein jeder mit seinen Instrumenten baldt gefaßt gemacht. Der erste mit einem hültzern reiteltopff, mich damit zu reiteln, der ander mit einem langen Strickh, mich damit zu binden, der dritte mit einem Schraufzeig mich damit zu klueben, Der vierte mit einem großen erdenen Topff darinnen etliche maß wasser, so sie den schwedischen trunckh nennen, gema(h)nt, mir damit den garauß zu machen“. Hans Hoxer in seiner Zeugenaussage; KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 213: „Ewald Weißen Frauen hätten sie die Nasen abgehauen. Ihm, Zeugen selbst, ein Strang um den Kopf gelegt und geknebelt, daß er ihnen etwas an Geld, so er in einem Säckel im Garten gescharret gehabt, geben, womit sie aber nicht content [= zufrieden] gewesen, sondern fürbaß [= weiter] einen Strang an beiden Armen gemacht, das Seil hinterrücks über ein Apfelbaumen Äste geworfen, schwebend ufgezogen, auch eine gut Weil hängen und sich bedencken lassen. Zeug aber [durch]gehalten und ferner nicht geschnellt [= hochgezogen worden]. Sonsten hätten sie in Gewölbe, darinnen er sein und anderer Leut Sachen verwahret gehabt, ufgebrochen und alles genommen, dabei zu verstehen geben, das hätte man unserm gnädigen Fürsten und Herrn [dem Landgrafen] zu danken. Vom Schänden wäre viel gehört worden, dann mit seines Nachbarn Barthel Schelches Eheweib hätten sie Schande geübt und doruf ins Wasser geworfen, welche kürzlich hernach, vermutlich aus Schrecken, gestorben“. Heinrich Clodius, Schulmeister, in seiner Zeugenaussage; KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 215: „Die Weimarischen hätten ihn, Zeugen selbst, in die Scheuer geführt, geknebelt, die Hände uf den Rücken gebunden, mit brennenden Lunten Pulver in die Hosen geblasen, auch deromaßen mit ihme übel gehaust, daß er den Mund noch nicht recht öffnen könne. Sie haben Jakob Schäfern mit dem Hals ufgehängt und ein Weil hängenlassen, bis er ihnen das Geld zu geben verwilliget. Niklas Glappacher hätten sie ein Kordel um die Pudenda [= Geschlechtsteile] gemacht, so lange zugezogen, bis er ihnen ufs 60 Gulden geben. Matthes Hammans Weib, samt andern viel mehr, Daumen ufgeschraubt um willen, Geld zu geben und zu verraten“. Pfarrer Heinel von Waldkirchen (1632), zit. nach www.krumhermersdorf.de/literatur/urkunden: „Weil man etliche Soldaten unten im Dorfe abgesetzet und [ihnen] die Pferde genommen [hat] welches nicht nur hiesige Leute, sondern auch benachbarte verübet, [haben] General Holcks Völker [Soldaten] auf ihres Generals Befehl das Dorf angestecket [angezündet]; niedergehaun, was sie angetroffen, also daß sie etlichen die Köpfe in einem Hieb abgehauen [haben] und der Kopf den Berg [hin]abgelaufen, das Corpus [Körper] aber liegengeblieben [ist], welches jämmerlich zu sehen gewesen. Und sonst übel verfahren, wie die Rudera [Spuren] noch ausweisen „. Der Chronist und Bürgermeister Leopold aus Marktredwitz; BRAUN, Marktredwitz, S. 23f.: „Zu dieser Zeit ging Jammer und Not an in unserem Lande und hat gewähret bis auf das 1637. Jahr; do man dann bald nichts anderes hörte als Rauben, Stehlen, Morden, Sengen und Brennen. Die armen Leut[e] wurden niedergehauen, gestochen, geschossen, auch gereitelt. Vielen [wurden] die Augen ausgestochen [und] Arm[e] und Bein[e] entzweigeschlagen. Ohren und Nasen, auch männliche Glieder und säugende Brüste wurden ab- und ausgeschnitten. Etliche [wurden] von ferne beim Feuer gebraten, (teils) im Rauchschlot aufgehenkt und Feuer unter sie geschüret. Etliche [sind] in die Backöfen gestoßen, Stroh vorgemacht und angezündet [worden]. Kein und Schwefel [wurde ihnen] unter die Nägel gesteckt und angezündet. Die Daumen [wurden] geschraubet, spitzige Knebel ins Maul gestecket, [so] daß das Blut haufenweiß heraus geloffen [ist]. Hernach(er) [ist] der ganze Leib durch den Mund mit Urin und Mistwasser gefüllet [worden], die Fußsohlen [wurden] aufgeschnitten, hernach Salz hineingestreuet, Riemen aus den Leibern geschnitten und vielen die Rippen in dem Leib entzwei geschlagen. In Summa, die große Pein und vorhin unerhörter Marter – davon auch der Teufel in der Höll[e] Mitwissenschaft haben mochte – so sie den Menschen in vielen Wegen (an)getan, bis sie gestorben oder verschmachtet oder preßhaft worden, ist nicht zu beschreiben. Da hat manches fromme Herz in solcher Marter und Pein bekennen, Hab und Gut, Weib und Kind, auch wohl seines Herrn oder Nächsten Sachen, die lange verwahret gewesen, verraten müssen. Da wurde weder alt noch jung, edel und unedel, auch der Schwangern und Sechswöchnerin[en] mit Schänden nicht verschonet. Und welches ja ein Greuel anzuhören: achtjährige Mägdlein sowohl, [als] auch 60 bis 80jährige Weibspersonen [sind] zu Tode gemartert, hernach ausgezogen, in die Teich geworfen oder auf der Straße liegen [ge]lassen [worden]. Zuletzt durft[e] sich kein Mensch mehr in Wäldern betreten lassen, denn da war auch niemand mehr sich, [ganz] gleich [ob es] im Morast oder in gebirgigen Steinklüften war, denn da hatten sie Hund[e], welche auf die Menschen abgerichtet [waren, so] daß also kein Mensch in Steinklüften bleiben konnte. Ach, da sind viel[e] Leut[e] in den Wäldern hin und wieder erschossen und niedergehauen worden; auch unbegraben liegen [ge]blieben“. THEATRUM EUROPAEUM Bd. III, S. 278f., über die Lage in Schlesien nach der verlorenen Schlacht bei Liegnitz am 13.5.1634, in der die kursächsische Armee unter Hans Georg von Arnim die kaiserliche unter Johann von Götz und Rudolf Graf Colloredo schlug: „Die Kayserische nach deme sie bey der Lignitz geschlagen / haben sie in Schlesien besonders zwischen Lignitz und Glatz gar übel gehauset / sonderlich dieweil sie zumahl kein Oberhaupt gehabt / alles was sie gekönt / außgeplündert / und die Inwohner allen Orten wegen grosser angelegter Marter und Peinigung verjagt / auch auß den Wälden / dahin sie sich umb sicherheit willen begeben / gleich wie das Wild auff dem Felde gehetzet / das Frauenvolck wie ein Heerd Vieh zusammen in ihr quartier getrieben / und nackend und bloß mit ihnen zu tanzen / und sonsten zu gehorchen gedrungen: über das dz arme Volck beym Feuer und in Backöfen gebraten / die Augen außgestoßen / Riemen auß den Rücken lebendig geschnitten / Arm und Beyn / Ohren und Nasen / die männliche Glieder und säugende Brüste abgeschnitten / oder darmit empor gehoben / mit Spännern und Hämmern zerklopfft / angeschnürt / umb geführt / Kühn und Schwefel unter die Nägel und in die heimliche Ort gesteckt / angezündt / und damit biß zum Hertzen hinauff gebrent und also verbrent: mit Pistolstöcken die Daumen geschraubt / mit den Bärten und Haren auff den Steinen herumb geschleppt / zerbrochene spitzige Stecken in Hals gesteckt / biß das Blut hauffenweise herauß gelauffen / den Mund unnd Bauch mit Mistpfitzen / Urin / und anderer Unsauberkeit angefüllt / in die Brunnen geworffen / von Dachrinnen gewipffet / die Fußsohlen auffgeschnitten und Salz drein gestreuet / Arm / Bein und Rippen im Leib entzwey geschlagen und zertretten / Hände / Nasen und Ohren abgeschnitten / auffgehenckt / und Feuer unter die Füsse gemacht / und darmit weder Alter noch Jugend / weder Mann noch Weib / weder Edel noch Unedel / weder Schwangern noch Sechswöcherin / noch keines anderen Unterschiedes verschonet / den Eltern die Kinder auß den Armen gerissen / und in stücken zerhauen /zerrissen oder wider die Wände geschmissen / die Augen den armen Leuten auß dem Kopff gerättelt / wie sie reden / und unsäglichen Marter / Schmertzen und Pein angethan / als nicht alles zubeschreiben / wie die zu Goldberg / Reichenbach / und an anderen Orthen und Stätten / Flecken / und Dörffern erfahren: sonderlich zu Reichenbach / welche doch allezeit den Keyserischen / wie billich / miltiglich contribuiret / und alle mögliche Hülff und Vorschub gethan / welchen auch die Bürgermeister auffgewartet / ihnen entgegen gangen / und mit Glimpff der Statt bestes reden wollten / aber nicht gehört / sondern nur die Gewaltthätlichkeiten mit Morden / Schänden / Plündern in Kirchen und Häusern / auch biß für und auff den Altaren und Gotteshäusern verübet / wie darvon in Truck außgelassene offene Schrifften und Klagten bezeugen“. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 237, Bericht der Amberger Regierung vom 19.3.1646: „Wie dan auch dergleichen unmenschlich procedur den 13. diss auch vorgangen, indeme Georg Schmid, untertan zu Kemnath, welcher mit 5 kleinen kindern beladen von Hirschau nacher hauss und futter gehen wollen, ist er von 9 reuttern erdappt, in das wirtshaus geführt und von ihm begehrt worden, speckh, butter und früchte zu weisen, weiln er aber nichts gewußt, haben sie ihn mit prügeln, eisernen stenglein, schrodhacken und säbeln anfangs uf die schienbein, daß dieselbige ganz zerschmettert, so lange geschlagen, bis die spreissel davon gefallen, hernach ins creuz, in die rechte seiten, über den rückhen und lenden mit einer schrothacken also getroffen, das er etlichsmal zu boden gefallen. Andern morgen früe vortags haben sie ihn mit eisernen stänglein abermahlen jemerlich geschlagen, den urin und koth in einen hafen gelassen, under einender gerührt und ainer, den sie den türkhen genannt, nachdem die andern ihne uf die arm gestanden, das maul mit einem eisernen stänglein aufgespreizt und diesen unflath also unbarmherzig hineingegossen und abwärts im hals gestrichen. Nach diesem allen haben sie ihn wieder ufs geführt und alss er inen uf starkes zusprechen nicht anzeigen khönnen, zu boden geschlagen, mit füssen getretten, gestoßen und mit sporn gestochen und alss er mit weiters laufen müssen, hat ine der türk mit einem prügel über den Arm, rückhen, lenden, füß und fußsohlen unaufhörlich geschlagen, mit ins holz geführt, einen strickh an halss gelegt und an einen paumb gehängt, doch daß er die erden mit den zehen berühren khönnen, bis ihn endlich der zehnte reutter, so bei diesen gewest, abgehauet, und nach hauss zu gehen haissen“. Vgl. die Rechtfertigung der Kriegsgräuel bei dem Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich [Gustav Horn gewidmet], dass „man in einem rechtmässigen Krieg seinem Feind mit rauben vnd plündern Schaden vnd Abbruch / an allen seinen Haab vnd Güttern / liegenden vnd fahrenden / thun könne vnd solle / wie vnd welchere Mittel man jmmermehr nur vermöge. […] Was in Natürlichen / Göttlichen / vnd Weltlichen Rechten zugelassen ist / das kan nicht vnrecht / noch Sünde seyn. Nun ist aber das Rechtmessige Rauben / Beutten vnd Plündern in rechtmessigen Kriegen / in Natürlichen / Göttlichen vnnd Weltlichen Rechten zugelassen“. DIETERICH, Discurs, S. 6, 19. Vgl. NEITZEL; HORATH, Kriegsgreuel; KAISER, „Ärger als der Türck“. „Je länger der Krieg dauerte, um so ärger wurde es. Eine Beschwerde der anhaltischen Fürsten vom 22. Januar 1639 an den Kaiser schildert die Zustände im Lande wie folgt: ‚Die meisten Völker haben sich von der Armee abgetan und unser Fürstentum durch und durch gestreift, Dörfer und Städte, derunter Jeßnitz und Raguhn, ausgeplündert, Adlige und andere Standespersonen ermordet und verwundet, Dörfer in Brand gesteckt, teils ohne Not niedergerissen, Bauernkinder geschlachtet, den Weibern die Brüste abgeschnitten und gegessen, dazu das Land dermaßen verderbt, daß fast niemand sich auf dem Lande aufhalten und das Feld bestellen, noch die Reichsanlage abführen kann“. WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 222. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 152f.: „In Ruppertsgrün [bei Elsterberg] trennten sie [die Schweden 1640; BW] dem 83jährigen Pfarrer mit glühenden Eisen Ellenbogen, Kniescheiben, Fußzehen ab und marterten ihn zu Tode. Seiner Haushälterin gaben sie Mistjauche zu trinken und zerschlugen ihr mit Pistolen das Gesicht. Anderen Dorfbewohnern banden sie die Köpfe unter den Beinen zusammen und hängten sie verkehrt herum auf. Dann schlugen sie auf diese ein oder legten Feuer unter die Unglücklichen. Einen Bauern ließ man im Backofen ersticken, einem anderen schnitt man die Ohren auf, und gab sie ihm kleingehackt zu essen“. http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
„Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „. VOLLBRECHT, Dreißigjähriger Krieg, S. 57f.: „So zündeten die schwedischen Soldaten am 5. Mai [1636; BW] die Glandorfer Glandorf [LK Osnabrück; BW] Kirche und das ganze Dorf an. Das soll eine Strafaktion gewesen sein, weil einige Zeit vorher Glandorfer Bürger bei der Verteidigung ihres Ortes einige schwedische Soldaten getötet hatten. Hierbei kam es auch zu Greueltaten gegenüber den Wehrlosen. Es wird berichtet, dass die schwedischen Soldaten von den drei Töchtern des Hofes Schultewerth eine kreuzigten und eine andere über dem Herdfeuer erstickten“. Während des Dreißigjährigen Krieges massakrierten schwedische Truppen am 18.6.1633 einen Großteil der männlichen Bevölkerung von Kirchhofen. Die Opfer wurden bei lebendigem Leib in einer Weinpresse zu Tode gequetscht. Insgesamt wurden dabei rund 300 Bauern aus Kirchhofen, Ehrenstetten und Pfaffenweiler als angebliche Rebellen niedergemetzelt. Vgl. auch FURTENBACH, Ober-Ländische Jammer- Und Straff-Chronic, S. 67ff. über die Einnahme Memmingens durch die Kaiserlichen (1633). „Bis ins Jahr 1636 war Pruntrut von den in der Umgebung lagernden Kaiserlichen blockiert. Die Mißhandlungen der Landleute draussen in den Dörfern bis ins Delsbergertal durch die Truppen blieben an der Tagesordnung. So wurde in Courchavon wie zwei Jahre vorher in Fontenais der Schmied, ein armer alter Mann am Strohfeuer zu Tode gesengt. In Bassecourt liess man den Sohn einer guten Familie, absichtlich zu diesem Zwecke eingesperrt, verhungern. Ein anderer musste in Vermes angesichts eines mit Speisen wohlbesetzten Tisches den gleichen Tod sterben; dessen Vater, in einem nahen Speicher eingeschlossen, musste ebenfalls verhungern. Einem armen Kinde, das einen harmlosen Brief von Prunstrut nach Delsberg tragen sollte, ließ der Obristleutnant Mora ein Ohr abhauen“. => Kriegsverbrechen in den „Materialien“.
[476] Neuhaus a. d. Pegnitz [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 504.
[477] Veldenstein [Eschenbach/LK Neustadt Waldnaab]; HHSD VII, S. 769.
[478] Hartenstein, heute Ortsteil von Velden [LK Nürnberger Land].
[479] Reicheneck; Ortsteil von Happurg [LK Nürnberger Land].
[480] Happurg [LK Nürnberger Land].
[481] Gräfenberg [LK Forchheim]; HHSD VII, S. 244f.
[482] Hiltpoltstein [LK Forchheim]; HHSD VII, S. 296f.
[483] N v. Münzingen [ – ], kurbayerischer Obrist. Bei KAPSER, Die bayerische Kriegsorganisation, nicht geführt.
[484] Exorbitantien: Verstöße, Verfehlungen, Ausschreitungen. Graf Georg Friedrich von Hohenlohe Weikersheim versah den Begriff mit folgender erläuternder Auflistung; KLEINEHAGENBROCK, Hohenlohe, S. 117: „eigenwillige[ ] Einquartierung, Geltexactionen [Geldforderungen], Pressuren, Abnehmung des noch übrigen Vorraths an Vivers [Lebensmittel], Entführung der Pferdt und Viehß, Verohnsicherung der Straßen, Raub, Plünderung, Mord, Quehlung der armen Laith und andern dergleichen ohnleidentlichen Insolentien“. Stadtarchiv Nördlingen Kriegsakten 1634/II, fol. 186: „Ordnung. Wie es mit der Verpflegung / deren Soldaten zu Roß vnd Fuß / Welche im heyligen Röm: Reich in den Quartiren vnd Quarnisonen in Ihrer Kays: Majest: dienst sich befinden / observirt vnd gehalten werden solle“, ausgestellt von Gallas, Heilbronn, 1634 X 04. Wider dise verordnete verpflegung sollen die Stände vnd deren Vnderthanen / weder von den Obristen / noch deren vnderhabende Officirern oder Soldaten zu Roß vnd Fuß / durch gewalt oder sonsten auff einigerley weiß noch wege getriben vnd beschwert werden. Da auch dergleichen durch Officirer oder gemeine Soldaten beschehen / oder durch betrohung vnnd würckliche thätlichkeiten gesucht werden wolte: So ist ihnen Ständten vnd deren Vnderthanen hiemit erlaubt / wie nicht wenigers auch die straiffenden partheyen / so in: oder ausserhalb der Quartier vnd auff den strassen rauben / plündern / vnd andere Exorbitantien verüben / so gut sie können vnd mögen / in verhafft zu nemmen / vnd ein solches gehöriger orten zu berichten / damit wegen deren abstraff vnd aller vngelegenheiten verhütung die verfügung gethan werden mögen. Desgleichen wurde das Ausreiten mit Ober- u. Untergewehr aus den Quartieren oder das Einfallen in andere Quartiere mit Strafen an Leib u. Leben bedroht. Über Tillys Soldaten wird im Frühjahr 1626 in der Goldenen Aue berichtet: Seine Truppen „sind anfänglich gar fromm gewesen und haben sich bedeuten lassen, dann aber schlimmer und ärger geworden, haben endlich kein gut Wort mehr gegeben, sich selber Quartier genommen, alles aufgezehret, Kisten und Kasten aufgebrochen und aus Häusern, Kirchen, Böden, Kammern und Ställen alles geraubt und mitgenommen“. HILLER, Heringen, S. 127. Vgl. auch ZEITFUCHS, Stolberg, S. 271f., über die Truppen Bindtaufs 1626: „Doch war hiebey keine Ordre, was man denen Soldaten oder Officiern geben sollte / sondern ein jeder forderte alles mit der Schwere nach eignen Gefallen. Was für Müh / Unlust und Beschwerligkeit / ja auch Hunger / die Bürger wegen dieser Einquartirung ausgestanden / ist nicht genug zu beschreiben. Denn etliche wöchentlich zu 10. 15. ja auch zu 25. Thalern und wohl darüber geben müssen / daß es manchem Bürger die Zeit / da sie hier gelegen / 100. 200. 300. ja wohl 500. Gülden gekostet; wie es denn auch nach Abzug derselben der Stadtschreiber Schüßler aus der Roll zu Rathhause insgesamt überschlagen / da diese Einqvartirung weit über 30000. Gülden gestanden. Ja da sie nur einer Witbe 486. Gülden 9. Gr. 5. Pf. gekostet / so ist leicht daraus abzunehmen / was der gesamten Bürgerschafft auffgangen sey. Welche denn so wohl als das Rathhaus gäntzlich erschöpfet / daß mancher Bürger von Hauß und Hof gejaget worden / auch musten etliche wie die Hunde von den Soldaten sich schlagen und prügeln lassen. Und weil sonderlich auch Pest und eine grosse Theurung anfiel / daß ein Scheffel Rocken 2. Thaler / 1. Scheffel Gersten 2. Gülden oder 2. Thaler und der Hafer 16. Groschen galt / war bey manchem Bürger nichts mehr übrig / als das liebe Leben. Ja da fast gantz und gar nichts mehr zum besten / wurde E. E. Rath gezwungen / etliche Haupt-Verschreibungen ihres Einkommens zu versetzen / und zu Sangerhausen und anderswo etzliche 100. Gülden darauff zu borgen / dafür sie Wein / Rocken und Hafer kauffen musten / damit biß zum Aufbruch die Soldateska zu unterhalten / welcher / nachdem sie 22. Wochen hier gelegen / den 13. Julij erst erfolget. In solcher Zeit wurde nun nicht allein alles / was in der Stadt war / aufgezehret / sondern es kam auch noch dieses hinzu / daß / weil die Reuter mit den Pferden fast alle Grasung vor den Thoren abgehütet hatten / die Bürger das meiste Vieh abstehen musten / welches so wohlfeil ward / daß man eine Kuhe um 4. Güld. kauffen konnte / dadurch dann die Bürger vollends um das ihrige kom̃en sind“. Im März 1634 schrieb Reichskanzler Oxenstierna: „Der General könne nur dann ehrlich leben, wenn er sein angewiesenes bestimmtes Quartier habe, woraus er das Nötige beziehe. Die Generale seyen dazu meist homines von der Fortune, die ihren Staat anders nicht führen könnten, auch weder Land noch Leute hätten, und wenn sie es schon besässen, so sey ihnen nicht zuzumuthen, davon zu leben und dabei zu dienen, sie müssten dann selnst mit Desordre leben. Der General könne also den Obersten oder Soldaten, wenn er auch auf diese Weise lebe, nicht strafen: der Oberst müsse also entweder betteln oder die Quartiere mißbrauchen. Es seyen Leute, die nicht allein amore patriae et libertatis dienten, sondern etwas zu gewinnen. Der gemeine Reiter könne nicht leben von seiner Gage; gleichwohl habe kein Regiment nach des Königs Tod ‚meutenirt’. Die Noth zwinge sie zum Rauben; dieß missbrauchten also die leichtfertigen Vögel. Man müsse also den Soldaten bezahlen, dann werde das Andere selbst fallen. Wolle man alle Exorbitantien gleich mit Henken strafen, so sey es schwer, die Hände mit solchem Blut zu besudeln, da der Soldat nicht zu leben habe. Erfolge die Bezahlung – sagte Oxenstierna und er statuiere dann bei den Exorbitantien doch kein Exempel, so solle man von ihm sagen, er habe gelogen wie ein leichtfertiger Vogel !“. SODEN, Gustav Adolph Bd. 2, S. 91.
[485] Tafelgeld: Geld, das einem Offizier zur Bestreitung seiner Tafel und in anderer Bedeutung zur Führung seines Hofstaats angewiesen und bestimmt war, das die betreffende Stadt zusätzlich zu tragen hatte. Selbst Hauptleute pflegten zur Tafel mehrere Tische, meist zu je 15 Personen, zu unterhalten.
[486] Scherge: Stadtknecht, Büttel, Gerichtsdiener.
[487] [Johann Rudolph ?] Mayer [ – ], kurbayerischer Obristwachtmeister,
[488] Nach HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 160ff.
[489] Hans Sigmund v. Leoprechting [ – ], kurbayerischer Obristleutnant.
[490] Johann Baptist [Baptista] Conte Balbis-Rivara [Rivar, Rivara, Riva, Rivera, Riuarra] [13.8.1695 vor Namur], kaiserlicher Oberstfeldquartiermeister u. Obrist.
[491] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 167.
[492] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 168.
[493] Ferdinand v. Bayern, Kurfürst v. Köln [7.10.1577-13.9.1650 Arnsberg]. Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.
[494] Johann Graf v. Götz [Götzen, Götze] [1599 Zehlendorf-6.3.1645 bei Jankau gefallen], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz.
[495] Kriegsrat: landesherrlicher Beauftragter oder Beauftragter der jeweiligen Militärverwaltung für alle militärischen Angelegenheiten, Gesandter in Fragen der Kontribution, des Unterhalts der Garnisonen, der Einquartierung der Truppen, der Militärgerichtsbarkeit, der Vermittlung von Salvagardien. Bei den Schweden war ihm eine militärische Einheit unterstellt, da er zumeist auch Obrist war. Das monatliche Salär betrug hier 150 fl., jährlich also 1.800 fl., wozu ca. 50 Rt. monatlich Servisgelder kamen, während ein bayerischer Kriegsrat nur 792 fl. erhielt.
[496] General(kriegs)kommissar [schwed. allmänt krig kommissionär, dän. generalt war kommissær]: Der General(kriegs)kommissar war das oberste Aufsichts- und Kontrollorgan für das gesamte Kriegswesen, Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontributionen), zur Kontrolle der Kriegskommissare und übernahm auch militärische Aufgaben. Nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) erhielt er monatlich 600 fl., bei der dänischen Kavallerie sogar 908 Rt.; OPEL, Der niedersächsisch-dänische Krieg 2. Bd., S. 171. Als Quartierkommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung). Der Generalkommissar, der entweder erfahrener Heeresverwaltungsbeamter oder selbst Obrist war, war der Dienstvorgesetzte aller dieser Kommissare, der wiederum seinen Anteil bei seinen untergebenen Kommissaren einforderte. Zudem waren die oft korrupten Generalkriegskommissare verpflichtet, alle Vorkommnisse im Feld und in der Garnison an den obersten Kriegsherrn einzuberichten, weshalb sie nicht zu Unrecht als die „Augen und Ohren“ etwa Maximilians I. bei der Truppe bezeichnet wurden. Sie besuchten bzw. kontrollierten die vom Hauptquartier entfernt operierenden oder liegenden Regimenter. Bei der Truppe waren sie aufgrund ihrer umfangreichen Kontrollfunktionen im Allgemeinen verhasst. Zudem hatten sie die Weisung, die Kosten der Kriegs- und Truppenfinanzierung zu senken und Reduktionen durchzuführen, was zu ständigen, teilweise handfesten Konflikten mit den Obristen als Kriegsunternehmern führen mussten, da die Generalkriegskommissare auch für den Transport und die Auszahlung des Soldes zuständig waren. Bei besonders unruhigen Truppenteilen waren sie auch für die Ausgabe der Munition zuständig. Der Generalkriegskommissar hatte zudem die Aufgabe, in den besetzten Gebieten nach lohnender Beutekunst (Altäre, Gemälde, Bücher etc.) Ausschau zu halten und gemäß seinen Weisungen zu beschlagnahmen. Der Generalkriegskommissar trat als Militärsachverständiger bei Liga-, Kurfürsten- und Reichstagen auf und war bei Friedensverhandlungen (z. B. beim Abschluss des Lübecker Friedens 1629) und Gesandtschaften beteiligt. Zum Teil kam er durch seine vielfältigen Aufgaben, Einnahmen (Sold etwa 5000 fl., Anteil an Kontributionen ca. 1800 fl. pro Jahr ohne diverse andere Einnahmen) und Belohnungen zu einem beträchtlichen Vermögen. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Da die Generalkriegskommissare den Schriftverkehr mit der Kriegskanzlei bzw. dem obersten Kriegsherrn führten, gaben sie oft anders lautende, kritische oder auch gefälschte Berichte weiter. DAMBOER, Krise, S. 27: „Im Schreiben des Generalkommissars Schäfer an Maximilian vom 13. Dezember 1644 schrieb dieser, die Generalkommissare suchten nichts als des Kurfürsten und der Armada Interesse und würden trotzdem immer verfolgt, gehasst und beneidet“. Vgl. auch KAPSER, Die bayerische Kriegsorganisation, S. 101ff.; SAITOM, Das Kriegskommissariat der bayerisch-ligistischen Armee.
[497] Johann Bartholomäus Schäffer [ – ], kurbayerischer Generalkriegskommissar u. Kriegsrat [1632-1648/49].
[498] SCHREIBER, Maximilian I., S. 692. RÜCKERT, Lauingen, S. 17 (für 1638): „Dabei wurden die Leute vom Commissaris Scheffer wie Sklaven und Leibeigene behandelt“.
[499] Dass Gronsfeld „verstimmt“ den Dienst verlassen habe (LAHRKAMP, Werth, S. 49), ist wohl angesichts der Umstände seiner Entlassung leicht untertrieben.
[500] Freusburg, heute Stadtteil von Kirchen [LK Altenkirchen (Westerwald)]; HHSD V, S. 105f.
[501] Friedewald [LK Altenkirchen (Westerwald)]; HHSD V, S. 106f. Abbildung: Martin Kraft: CC BY-Sa 3.0.
[502] Georg Druckmüller [Truckmüller, Truckmiller] v. Mühlburg, Freiherr zu Prunn, Herr zu Roggenstein [ -27.4.1659], kurbayerischer Feldmarschallleutnant.
[503] Leibkompanie: Mit Leibkompanie oder Obrist-Kompanie wurde im 17. und 18. Jahrhundert die erste Kompanie eines Regiments bezeichnet. Der Obrist und Inhaber des Regiments war gleichzeitig Inhaber der Leibkompanie, was ihm durch die Kompaniewirtschaft zusätzliche Einnahmen verschaffte. Das gleiche galt für die Kompanie (Oberstleutnants-Kompanie), deren Inhaber sein Stellvertreter (Obristleutnant) war, später auch für die Kompanie eines Majors (Majors-Kompanie). Diese Kompanien wurden aber tatsächlich geführt von einem Kapitänleutnant oder StabsKapitän, die im Rang unter einem Hauptmann standen, der gleichzeitig Inhaber einer Kompanie war [wikipedia].
[504] Wilhelm Hermann v. Metternich [ – ], kaiserlicher Obristwachtmeister.
[505] Daaden [LK Altenkirchen].
[506] Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 30, Nr. 2977: Memorial der Gräfin Loysa Juliana zu Sayn und Wittgenstein für Anton Jäger den Verwalter des Amtes Freusburg, 9.4.1636, S. 79. Freundlicher Hinweis und Transkription von Herrn Norbert Lorsbach. Freundlicher Hinweis von Herrn Norbert Lorsbach.
[507] Soest [LK Soest]; HHSD III, S. 692ff.
[508] Feuerballen, Feuerkugel: Feuerbälle oder Karkassen sind Brandgeschosse, die aus einem schmiedeeisernen, mit Leinwand ummantelten und mit einem Brandsatz gefüllten Gerippe bestehen, aus Mörsern abgefeuertes Geschosse mit Spreng-, Brand- und Leuchtwirkung, das von Mörsern im Steilfeuer über die Stadtmauer geschossen werden konnte. Teilweise entzündete sich nur ein Viertel dieser Feuerkugeln. ARMAMENTARIUM PRINCIPALE, S. 51: „Item wiltu auß einem grossen stück Fewer schießen / so nimb ein Steinkugel die gerecht in die Büchse sey / laß dir ein Creutz einer halben Spannen weit darin hawen / füll das Creutz mit trögem Zeug / vnd vmbwind den Stein / mit geschwebeltem Hanff / daß der Zeug nicht herauß fall / vberzeuch die Kugel wider mit zerlassenem Schwebel so du schiessen wilt / so lade den stein seuberlich in die Büchß / verstopff in wol / solcher Schuß erschreckt die Feindt hart“.CHEMNITZ, Königl. Schwedischer […], S. 407, stellt anlässlich der Belagerung Regensburgs 1634 fest: „fewr-Kugeln / die sehr gros / von schwefel / pech / pulver / zundstricken vnd dergleichen brennenden materien gemachet / vnd vielen schlägen angefüllet waren / gleicher gestalt nicht gefeyret / doch weinig ausgerichtet: Dan deren viele in der lufft zersprungen / etliche in die Donaw gefallen / etliche / so gantz verstopffet gewesen das die zunder nicht zünden können / gefunden worden; Vnd zwar an gefährlichen örtern / ja aufm hew liegend / da sonst die geringste flamme leichtlich ein fewr hette verursachen mögen“.
[509] Hessen-kasselische Armee: „Armee ohne Land“: PRESS, Hessen, S. 312, über die Armee der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Nach den Zahlen bei BETTENHÄUSER, Die Landgrafschaft Hessen, S. 17, müsste jeder 4. Einwohner der Landgrafschaft Soldat gewesen sein. Hessen-Kassel unterhielt bei einer Einwohnerzahl v. 70.-80.000 eine Armee v. insgesamt 18.000 Mann, die nur durch Kontributionen in den besetzten Gebieten erhalten werden konnte; ein typischer Fall v. Überrüstung. Laut Dorstener Vertrag hatte Amalie von Hessen-Kassel eine Armee v. 7.000 Mann zu Fuß u. 3.000 Reitern zu unterhalten; dafür zahlte Frankreich jährlich 200.000 Rt.; Staatsarchiv Marburg 4 f Frankreich Nr. 55; Bibliothèque Nationale Paris Manuscrit français Nr. 17885. Vgl. auch SODENSTERN, Die Anfänge.
[510] Rogier v. Keverberg, genannt Meven [Mewen, Mewe, Meuen, Meewen(s), Meuwen(s), Meeuwen(s)] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[511] Leibregiment: Als Leibregiment wurde im 17. Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich, in Dänemark und in Schweden diejenigen Regimenter bezeichnet, deren Inhaber der regierende Landesherr war. Ihm standen zudem die sich daraus im Rahmen der Regiments- bzw. Kompaniewirtschaft ergebenden Einnahmen zu. Ein Leibregiment hatte daher eine grundsätzlich andere Funktion als die Leibkompanie eines Obristen. Zudem waren in der Regel die Ausstattung und Verpflegung besser als in anderen Regimentern bzw. wurden von den Neugeworbenen eingefordert.
[512] Kürassier, Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder) [schwed. kyrassiär, dän. kyrassér]: Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment – und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Schwert, Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens 16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold. Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.
[513] Georg Wilhelm Kurfürst v. Brandenburg [13.11.1595 Kölln-1.12.1640 Königsberg].
[514] Otto Moritz v. Günterode [Güntherot, Guntert] [ – ], 1649 hessen-kasselischer Obrist u. Marschall.
[515] Glockengelder: Geld, womit eine eroberte Stadt, die sich vom groben Geschütze hat beschießen lassen, ihre Glocken und ihr Kupfergeschirr, welches alles herkömmlich der Artillerie des Eroberers heimfällt, wieder erkaufen oder einlösen musste [KRÜNITZ, Enzyklopädie 19. Bd., S. 192], wenn man während der Belagerung etwa bei Sturmläufen hatte die Glocken läuten lassen, was nach dem „Recht“ des Siegers 12.000 fl. [zum Vergleich: 1634 wurde ein Bauernhof mit 8.-1.000 fl., ein kleines Schloss mit 4000 fl. veranschlagt; vgl. MATHÄSER, Friesenegger, S. 51] und mehr sein konnte. Wurde das Geld nicht aufgebracht, wurden die Glocken als Rohmaterial für den Geschützguss eingeschmolzen. Diese Gelder erhielt in der Regel der => Generalfeldzeugmeister.
[516] KÖNNECKE, Quellen I, S. 218.
[517] KREBS, Hatzfeldt II, 229.
[518] Wilhelm V. Landgraf v. Hessen-Kassel [14.2.1602 Kassel-21.9.1637 Leer]. Vgl. ALTMANN, Wilhelm V.; KEIM, Landgraf Wilhelm V. v. Hessen-Kassel I, II; PETRI, Das Militärwesen von Hessen-Kassel; GEYSO, Beiträge I-III.
[519] GEYSO, Beiträge III, S. 97, bzw. Anm. 1.
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