Weiß, N; Kommandant [ – ] Weiß war 1622 spanischer Kommandant von Ladenburg[1] und unterstand Córdobas Befehl. Er verschuldete durch die Fehleinschätzung der militärischen Situation 1622 die Gefangennahme von Maximilians I. Berater Leuker in der Unteren Pfalz durch pfälzische Truppen.
„Trotzdem konnten sich die Bayern während der Belagerung von Heidelberg noch keineswegs als alleinige Herren des Umlandes fühlen, sondern mußten nach wie vor mit Störaktionen pfälzischer Truppen, die mit Mannheim auch noch einen Rheinübergang in ihrer Gewalt hatten, rechnen. Herzog Maximilian schickte am 13.7. [1622] seinen Hofrat Esaias Leuker[2] in die Unterpfalz mit dem Auftrag, zunächst mit Tilly und Córdoba, dann auch mit dem Erzherzog Leopold von Österreich in Breisach[3] zu konferieren.
Leuker kam am 16.7. in Wimpfen[4] an, von wo er am 18.7. zu Tilly ins Hauptquartier nach Leimen[5] weiterreiste. Tilly ließ den Hofrat von Leimen aus nach Ladenburg geleiten, wo er jedoch Córdoba wider Erwarten nicht antraf. Der spanische Kommandant Weiß teilte ihm mit, daß der General sich in Lampertheim[6] aufhielte, und gab ihm als Geleitschutz dorthin 5 kroatische Reiter mit, versicherte aber zugleich, daß keine Feindesgefahr bestünde. Trotzdem wurde der Konvoi ungefähr eine Stunde hinter Ladenburg von einer Kompanie pfälzischer Reiter des Regiments Obentraut angegriffen, die den Diener Leukers und zwei der Kroaten niederschossen, Leuker selbst zusammen mit den drei übrigen Kroaten gefangennahmen. Die Gefangenen wurden zunächst über den Neckar nach Mannheim zu General de Vere gebracht, der sich Leuker gegenüber sehr höflich verhielt. Von dort aus wurde der bayerische Hofrat über den Rhein nach Freinsheim[7] zum pfälzischen Obristen Michael Obentraut, dessen Reiter ihn gefangengenommen hatten, geführt, der ihn gleichfalls ehrenvoll behandelte.
Leuker bat Oberst Obentraut um seine Freilassung, weil er als ‚persona publica‘ mit fürstlichen Patenten und nicht in privaten Angelegenheiten gereist sei. Obentraut verwies ihn deswegen an General Vere, erlaubte ihm aber am 20.7., an Maximilian zu schreiben. Tags darauf wurde Leuker wieder nach Mannheim gebracht. Auf seinen Hinweis, daß Vere als englischer General keine Veranlassung habe, einen bayerischen Beamten in Gefangenschaft zu halten, erklärte dieser, daß er den Obersten Obentraut nicht in seiner Eigenschaft eines Generals ‚du Roy de la Gran Bretagne‘, in welcher Eigenschaft er Maximilian und dessen Angehörige nicht für Feinde hielte, sondern in der eines Generals des ‚Königs aus Böhmen‘ zu kommandieren habe, in welcher sich beider Seiten Armeen feindlich gegeneinander bezeigten. Im übrigen behandelte er Leuker wieder mit größter Höflichkeit und ließ ihn sogar an seiner Tafel speisen, obwohl dieser es sich ‚zum höchsten verwidert‘ hatte.
Zugleich mit Leuker hatte Obentraut die Bedingungen, die man seiner Ansicht nach für dessen Freilassung stellen sollte, nach Mannheim überschickt. Der bayerische Herzog sollte veranlassen, daß der pfälzische Adelige von Sickingen, der sich bereits ein Jahr lang in der Gefangenschaft Córdobas befand, freigelassen werde; außerdem sollte er dafür sorgen, daß der Bischof von Speyer den zu Udenheim (1623 in Philippsburg[8] umbenannt) in seiner Gewalt befindlichen französischen Adeligen Villarnon gegen den bischöflich-speyerischen Beamten Wingarten austauschte. Schließlich sollte er für Leuker ein Lösegeld von 10.000 Reichstalern erlegen. Für die drei Mitgefangenen Leukers sollte hingegen nur Lösegeld in Höhe der angefallenen Quartierkosten bezahlt werden.
Angesichts dieser für einen bürgerlichen Gefangenen übermäßig hoch erscheinenden Forderungen schrieb Leuker am 21.7. aus Mannheim an Maximilian, daß de Vere seiner Meinung nach damit noch heruntergehen werde. Er bat den Herzog inständig, Tilly zu befehlen, daß dieser für seine Freilassung sorge, oder gar selbst an de Vere zu schreiben, ‚ander gestalt ist zu besorgen, ich werd hierunder mein leben zubüessen und im stich lassen müessen, welches ich aber lieber anderwerts zu E. F. D. diensten anwenden, und mit mehrerm nutzen in E. F. D. diensten continuiern woldt‘.
Am 26.7. schrieb Maximilian wegen dieser Angelegenheit an Tilly, der bereits fünf Tage vorher wegen Leuker eine[n] Trompeter zu de Vere nach Mannheim geschickt hatte. Offensichtlich wurden die pfälzischen Bedingungen für die Freilassung Leukers schnell erfüllt. Mitte September 1622 führte er bereits wieder im Dienst Maximilians zu Heiligenberg[9] in Oberschwaben Verhandlungen mit den schwäbischen Reichsständen wegen der Bewilligung von Einquartierungen“.[10]
[1] Ladenburg [Rhein-Neckar-Kr.]; HHSD VI, S. 439ff.
[2] HEYDENREUTER, Landesherrlicher Hofrat, S. 343.
[3] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.
[4] [Bad] Wimpfen [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 51f.
[5] Leimen [Rhein-Neckar-Kr.]; HHSD VI, S. 461.
[6] Lampertheim; unter Schriesheim [Rhein-Neckar-Kr.]; HHSD VI, S. 716f.
[7] Freinsheim [Kr. Neustadt a. d. Weinstraße]; HHSD V, S. 104.
[8] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.
[9] Heiligenberg [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 321.
[10] MAIER, Unterpfalz, S. 34f.