Weiher [Weiherr, Waier, Weier, Wejher, Weyher, Weyer], Jakob [Jakub] Graf von
Weiher [Weiherr, Waier, Weier, Wejher, Weyher, Weyer], Jakob [Jakub] Graf von; Obrist [1609-20. oder 21.2.1657] Weiher[1] stammte aus Polen. Unterricht erhielt er im Jesuitenkolleg Hosianum in Braniewo,[2] auf dem Königshof als Kammerdiener des Königssohnes Władysław und an der Universität Bologna. Nach seinem Studienabschluss trat er ins kaiserliche Heer ein. Er hatte als Rittmeister[3] unter dem am 23.7.1635 hingerichteten Hans Ulrich von Schaffgotsch[4] gedient und stand dann als Obrist[5] in kaiserlichen Diensten. Am 28.10.1636 heiratete er die erst 14jährige Anna Elisabeth Freiherrin von Schaffgotsch [1622-1650][6] und wurde in diesem Jahr in den Reichsgrafenstand erhoben.
William Crowne [1617 – 1682], Lordsekretär, Offizier, Mitglied des Parlaments und 1636 Reisebegleiter des Thomas Lord Howard, erinnert sich an Wejhers Hochzeit während des Regensburger Reichstags:[7] „Am Abend des nächsten Tages [18./28.10.1636; BW] fand eine große Hochzeit statt. Oberst Wejher, ein Pole, heiratete eine Hofdame der Kaiserin[8] mit Namen Schaffgotsch.[9] Ihr Vater war vor einigen Jahren [1635; BW] hier in der Stadt als Verschwörer gegen den Kaiser enthauptet worden. Die Hochzeitszeremonie verlief entgegen unserer englischen Traditionen; ich werde es erklären. Zuerst wurde der Bräutigam von dem polnischen Gesandten[10] und vielen Edelmännern aus seiner Unterkunft gebracht. Alles war gut für die Zeremonie vorbereitet. Er stieg ab und ging zum Kaiser[11] und der Kaiserin, dann zu der Privatkapelle Seiner Majestät. Er wurde von Kaiser und König[12] dorthin gebracht, die Braut von der Kaiserin und der Königin.[13] Dort traute der Bischof das Paar, und der Kaiser setzte eine reich mit Diamanten und Perlen geschmückte Krone, welche Seiner Majestät gehörte, auf den Kopf des Bräutigams. Anschließend kehrten sie zum Privatgemach des Königs zurück, wo der Kaiser ihnen ein Essen servieren ließ und Seine Majestät, die Kaiserin, der König und die Königin von Ungarn und die Erzherzogin zusammen mit den Kurfürsten von Mainz[14] und Köln[15] mit ihnen am Tisch saßen. Und der Bräutigam trug die ganze Zeit über die Krone, und die Braut war sehr reich auf Kosten der Kaiserin gekleidet. Sie trug an diesem Abend keine anderen Juwelen außer denen Ihrer Majestät. Nach dem Essen wurden sie zu Bett geleitet, denn es war eine Regel, dass, sobald eine Dame des Hofes heiratete, das Paar in dieser Nacht dort schlief (sofern sie eine Hofdame war, sonst nicht)“.[16] Der Überlinger[17] Advokat Dr. Johann Heinrich von Pflummern [1595 – 1655][18] berichtet kritisch über den Pomp dieser Hochzeit in seinem Tagebuch: „Den 28 Octobris hatt obrist Weiher auß Preußen gebürtig mit einer Schafgotschin auß dem kayßerlichen frawenzimmer (deren vatter auch ein obrister vnd wegen er mit dem friedländischen tradiment intereßirt[19] [S. 385] geweßt sein solle, zu Regenspurg[20] enthauptet worden) hochzeitt gehallten. Daß hochzeitsmahl ist in des bischoffen[21] zu Regenspurg hof,[22] alß warinnen ihr kayß. Mst losirt, costfrey gehallten worden, darbei sich befunnden der kayßer kayßerin, könig zu Hungarn, königin, die churfürsten zu Maintz vnd Cöln personlich. Der brautwagen ist von blawem sammet inwendig außgefüettert, die spangen auß vnd inwendig von silber, daß eisen vnd stangenwerckh ebenmeßig vebersilbert, die fenster mit chrystallinen musirten[23] scheiben in quadro besetzt, die pferdteug auch von gůttem blawen sammet, die spangen, ringgen[24] vnd anders von silber gemacht vnd der diener livreen von gůtt silberin paßamanporten[25] veber vnd vever besetzt gewesen. Nach eingenommener abendtmahlteitt, alß man die brautt nach hauß geführt, seyn 180 weiße windtliechter mitgetragen worden. Dem bräuttigam seyn 40 000 fl auf alhero für diese hochzeitspesa zugewechselt worden. Demnach er aber ein zeitlang in Schwaben vnd anderer orthen quartier gehabt, ist leichtlich zu gedenckhen, waß deß gemainen mannß discursus veber diese pompa geweßt seyn“.[26]
Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[27] aus dem von Eger[28] abhängigen Marktredwitz[29] erinnert sich an den Juli 1638: „Den 8. Juli [zur] Mittagszeit, kam abermals ein Schreiben von einem edlen, hochweisen Rat der Stadt Eger, des Inhalts, daß etliche Kompag[nien][30] zu Roß, [etwa] 250 Mann stark, bei ihnen auf[ge]kommen; [die] ohne Zweifel noch an diesem Tag aufbrechen und zu uns kommen würden. Weil es dann ein sehr loses Volk, auch die wenigsten Deutsch[e], sondern Spanier und Wallonen[31] wären, als[o] sehen sie [es] für’s an, wir täten unser Vieh und [unsere] besten Sachen in Sicherheit; denn dieses Volk ließe sich nit kommandieren. Jedoch sollten wir auch den Mark[t] nit ganz ledig und bloß lassen, damit im Notfall – wenn Gott mit Feuer strafen sollte – Leut[e] vorhanden wären, die retten könnten.
Dies war nun ein schöner Trost. Das Schreiben wurde kaum gelesen, [da] kam auch das Volk [schon] herbei. Die machten alsbald Quartier hierein; mit 150 Pferden [und] mit allen Offiziere(r)n. Dabei [war] auch eine Oberstwachtmeisterin. Die übrigen blieben zu Dörflas[32] und Lorenzreuth.[33] Diese hausten abermals sehr übel; denn nit allein die Offiziere(r) mußte man herrlich traktieren – auch Wein und Futter genugsam verschaffen – , sondern auch die gemeinen Knecht[e] wollten ebendies haben. Es war große Not um Futter. Das liebe Korn, das [in] dieser Zeit aus dem Bayer[n]land (hie)hergeführt und teuer erkauft wurde, mußte gefüttert werden. Do war in manchem Haus kein Bissen Brot mehr. Dennoch mußte verschafft werden Essen, Trinken und Futter. Über dieses alles haben ihnen die meisten Bürger – als sie des andern Tags aufbrachen – [je] einen Soldaten 1 Taler, auch 3 bis 4 Dukaten verschaffen müssen. Da war großer Jammer. Zudem wollten sie auch Vorspann haben, welches aber bei einem Rittmeister,[34] der das Kommando haben sollte, mit 8 Talern verhütet worden [ist]. Als dies ein anderer Rittmeister erfahren, hat er auch Vorspann begehrt. Und weil man’s ihm abgeschlagen, hat er schon durch einen Reiter den Farrochsen und anderes Kuhvieh herausziehen lassen und mitnehmen wollen. Der aber wurde auch mit etlichen Talern gestillt. [Sie] zogen hernach(er) auf Wunsiedel[35] und Weiß[en]stad[36] zu. [Es] war wohl ein recht loses Volk und viele Zigeunerinnen[37] [waren] unter ihnen. [Sie] gehörten meistenteils unter des Ober[st] Weyhers Regiment. Sie haben viele Ochsen und Pferd[e], so man ihnen zu Luditz[38] und Elbogen[39] zur Vorspann mitgegeben, von hier aus noch weiter mitgenommen und nicht zurück[ge]lassen. Diese Offiziere waren meistenteils Neapolitaner“.[40]
Weiher erhielt vom Kaiser den alten Schaffgotschschen Besitz Greiffenstein.[41]
Von 1643 bis 1647 war er Woiwode der Marienburg in Westpreußen und anderer Burgen. 1643 gründete er die Stadt Weihersfrei, später Neustadt in Westpreußen[42] und den dortigen Kalvarienberg.
[1] Vgl. die Erwähnungen bei KELLER; CATALANO, Tagebücher; en.wikipedia.org/wiki/Jakub_Weyher; kalwariawejherowska.pl/ger/historia_jakub.htm; genealogy.euweb.cz/austria/schaffg2.[2] Braniewo [dt. Braunsberg (Ostpreußen), LK Braniewo, Polen].[3] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte, bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.[4] Vgl. HENKEL, Schaffgotsch.[5] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S.388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.[6] Vgl. die Erwähnungen bei HARRACH, Tagebücher.[7] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.; HAAN, Regensburger Kurfürstentag.[8] Eleonore von Mantua.[9] univie.ac.at/Geschichte/wienerhof/wienerhof2/hofdamen/hf4; ferner KELLER, Frauen in der höfischen Gesellschaft.[10] Fürst Jerzy Ossoliński [1595 . 1650].[11] Vgl. BROCKMANN, Dynastie.[12] Vgl. HÖBELT, Ferdinand III.[13] Maria Anna von Spanien.[14] Vgl. BRENDLE, Reichserzkanzler.[15] Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.[16] RITTER; KEIL (Hgg.), William Crowne, S. 69[17] Überlingen [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 807f.[18] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 179f.[19] an Wallensteins Verrat beteiligt[20] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.[21] Albert von Toerring-Stein [26.10.1578 Stein an der Traun – 12.4.1649 Regensburg].[22] SEMLER, Tagebücher, S.[23] musieren: musivisch verzieren, bunt einlegen oder färben; in mosaikartiger Weise mustern, besonders von Glasfenstern, die aus einzelnen farbigen Stücken so zusammengesetzt sind, dass sie ein Muster bilden.[24] ringgen: Schnallen.[25] passamanborte: Besatzborte.[26] SEMLER, Tagebücher, S. 308.[27] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.[28] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.[29] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.[30] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.[31] Wallonen: Französischsprachige Bevölkerung in den Niederlanden (Artois, Hennegau, Namur, Luxemburg, Limburg, Teile Flanderns und Brabants), z. T. im Fürstbistum Lüttich. Die Regimenter mit hohem Anteil an Wallonen (z. B. das Regiment Johanns II. von Mérode) waren bei Freund und Feind wegen ihrer Erbarmungslosigkeit seit Anfang des Krieges allgemein gefürchtet. REISNER, Aber auch wie voriges tags, S. 459 (1619): „Die Wallonen und Ungern reissen sehr vom Spannischen Lager auß, weiln sie keine bezahlung haben können, die thun auff den Strassen deß Landts grossen schaden, greiffen die Leut auch gar in theil Vorstätten an, ziehen sie auß und hauens darnieder, wie sie dann den 26. diß drey Dörffer abgebrandt, _ass man solches am Kalnberg selbsten zu Wien gesehen“. Zur Einschätzung bei den eigenen Verbündeten (10.1.1632): Man „weiß wohl, wie die Wallonen beschaffen, nur auf Plackherey und rauberey, doch zum fechten seyn sy wenig nuz, es heißt wol dem gemeinen Sprichwort nach: vill geschrey und wenig wohl. Thuet doch den armen undertanen wol soviel plagen als ein ganzes volles Regiment“. HELML, Oberpfalz, S. 121. Nach Ansicht des Grafen Albig von Sulz sei bei ihnen „gantz kein Rgt. zu halten“. HELML, Oberpfalz, S. 87; ENGELBERT, Wallonen.[32] Dörflas, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Marktredwitz i. Fichtelgebirge].[33] Lorenzreuth, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].[34] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte, bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.[35] Wunsiedel; HHSD VII, S. 836f.[36] Weißenstadt; HHSD VII, S. 803f.[37] Zigeuner: BURSCHEL, Söldner, S. 90f.: „Seit Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges lassen sich in den Heeren auch Zigeuner nachweisen. Hier war Platz für die Angehörigen einer ethnischen Minderheit, die man sonst nirgendwo haben wollte, die bereits der Freiburger Reichstag von 1498 des Reiches verwiesen, ja sogar – in bezeichnendem Unterschied zu anderen Vaganten – für vogelfrei erklärt hatte und die fortan in territorialen Mandanten aller nur erdenklicher Verbrechen bezichtigt wurde. 1642 zum Beispiel zogen einige wohl zum Heer Piccolominis gehörende Kompanien an Deister und Süntel vorbei in Richtung Harz, vorwiegend aus Zigeunern zusammengesetzt. Schenkt man einem Eintrag in den Bovender Gemeinderechnungen des Jahres 1623 Glauben, so konnten es Zigeuner damals sogar bis zum Offizier bringen“. Zigeuner wurden in den Heeren als Heilkundige und Kundschafter eingesetzt. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 53: „Die unruhigen Zeiten begünstigten das Wanderleben der Zigeuner, welche 1626 in erheblicher Zahl auftraten. Da sie im Verdacht standen, für den Feind Kundschafterdienste zu leisten, so ordnete die Regierung eine Streife auf sie an, welche der Pfleger Stefan Danhauser von Freudenberg und Obrist Blarer mit 28 Reitern und 150 Musketieren vom 26. bis 29. Juli in der Gegend von Hirschau, Weiden, Kemnath vornahmen. Maximilian ordnete am 4. August 1626 an, daß die verhafteten Zigeuner ‚mit der Tortur und wie es vonnöthen zu examieren‘ seien. Von den 3 in Tirschenreuth in Haft befindlichen Zigeunern hatte der Pfleger Burhuß schon am 3. August nach Amberg berichtet, daß sie unschuldig seien. Trotzdem ordnete die Regierung am 8. August deren Tortur (Folter) an. Die Folter muß sehr scharf gewesen sein, denn das Jammergeschrei der Gequälten war außen deutlich zu hören. Die junge Frau eines gefolterten Zigeuners, welche die Stimme ihres Mannes erkannte, stürzte sich aus Verzweiflung in den Schloßweiher und ertrank. Die Zigeuner blieben jedoch standhaft bei der Beteuerung ihrer Unschuld“. Dass auch die meist aller denkbaren Verbrechen beschuldigten Zigeuner (SCHUBERT, Mobilität, S. 130ff.) bereits beim Heer gewesen sind u. dort als Feldscherer eingesetzt wurden, die z. T. mit volksmedizinischen Mitteln u. auch zauberischen Praktiken arbeiteten (WALZ, Hexenglaube, S. 215ff.) ist sicher richtig; dass sie es teilweise sogar bis zum Offizier gebracht hätten (so BURSCHEL, Söldner, S. 90f., unter Hinweis auf einen Beleg bei BERNOTAT, Auswirkungen, S. 162), muss bezweifelt werden. Anscheinend handelte es sich bei dem Dattern Leutnant wohl eher um den Anführer einer Kroatenabteilung, wie sie später Isolano kommandierte; vgl. JACOBS, Zigeuner; allgem. ROECK, Randgruppen, S. 85ff.; HOFFMANN, Harzschützen, S. 98ff. DIWALD, Wallenstein, S. 334f.: „Am 27. September [1625; BW] berichtet der Landeshauptmann, Herr von der Hagen, dem Herzog [Friedrich Ulrich; BW] über seinen Versuch, den ‚Zigeuner-Vortrab’ der Armee Wallensteins aufzuhalten, und skizziert den Zustand der kaiserlichen Truppen so: ‚Die neuen Werbungen zu Roß sind auf der Offizier vorgeschossenen Gelder vorgenommen und haben bis dato noch keinen Pfennig von Ihro Kaiserlichen Majestät erhalten. Die Reiterei ist mit keinen Waffen versehen, ist übel beritten, haben größtenteils leichte und schlechte Pferde. Im ganzen sind die Neugeworbenen malcontente. Um Blankenburg herum lassen sich viel Zigeuner bei unterschiedlichen Partien zu zehn und fünfzehn Mann sehen, über die Maßen wohl bewehrt, mit zwei langen Röhren ein jeder und die Weiber zu Pferd und ein Paar Pistolen im Sattel, sie ziehen durch ungebahnte Wege, halten sich in Gehölzen und Vorbüschen, kundschaften nach allen Dingen fleißig, also daß zu besorgen, sie in des Wallensteins Bestallung auf Verräterei, Raub, Mord und Brand ausgeschickt sein mögen’. Wallenstein soll einen Zigeuner-Vortrab zum Plündern und Morden vorausgeschickt, ihn womöglich eigens dazu angeworben haben ? Hier ist wieder einmal die Wiege einer Legende, die sich gut entwickelt und rüstig die Jahrhunderte überstanden hat. Diese Zigeuner sind nichts anderes als die leichten schnellen Reiter des Obristen Isolani, meistens Kroaten und Ungarn“.Vgl. dagegen LOTZE, Münden, S. 66: „Als Vortrab seines Heeres erblickte man Zigeunerbanden, 15 bis 20 Mann stark, bis an die Zähne bewaffnet und Weiber auf Pferden mit sich führend, deren jedes 2 Pistolen im Sattel hängen hatte. Sie verübten die größten Räubereien und rühmten sich, im Dienste Wallensteins zu stehen“. Vgl. allgem. FRICKE, Zigeuner. Für 1633 hält der Erzgebirgschronist Christian Lehmann fest: „Den 11. November kahmen die Taubischen [Dietrich v. Taube; BW], verjagten die in der [Reitzenhainer; BW] schantze und schleiften Sie. Derowegen commandirte auf Churfürstlichen befehl in anfang des September der Obrist Dietrich Taube auß der Lausnitz seine 2 Regiementer an Cavallerie und Trajoner in Meißen; sein Obrist-Wach-Meister Bodo von Bodenhausen ging den 9. November mit 300 Pferden dem feindt entgegen ans Böhmische gebirg und schleiften mit Zuthun des landtvolcks die Reitzenhaner schanz und beritten stez die Paße, streiften oft in Böhmen und hohlten Viehe, und damit mann die Schwartenbergische besatzung enger hielte und die keyßerlichen Streiffen auß Böhmen gar abschaffte, marchirten theils regiementer zue Roß und fuß auß dem lager bey Dresden, darinnen der Chur-Sächsische General Arnheim [Arnim; BW] mit der Churfürstlichen Armee von 29. September biß den 1. November Müßig lage. Des Obristen Posens regiement zue fuß wurde in Zwicka gelegt, der Obrist Dietrich Taube kam den 3. Dezember mit den andern Compagnien zue den Obrist-Wachmeister von Bodenhausen umb Chemnitz an, conjungirte sich mit des Posen regiement zue fueß auß Zwickau und zogen vor Schwartzenberg. Nach deme nun der Commendant in Schwartzenberg mit seinen Crabaten und Zigeunern 17 wochen auf den Schloß von 4. August biß den 5. december gelegen und mächtigen Schaden gethan in gebirge, marchirte den 5. December der Obrist Taube mit 22 Compagnien Cavallerie und Tragonern von Chemnitz herauf auf Dorf-Zwenitz, Grünhein, Saxenfeld gar frühe und bekahmen doselbst eine Parthei Crabaten mit Wägen, die Futterage zueführen solten, theils kamen darvon und machten lerm in schloß. Des Posens Fußvolck marchirte uff Elterlein zue und bliebe in Schletta liegen. Von der Cavallerie aber stelleten Sich ezliche Compagnien mit fliegenden Standarten auf den Wildenauer und Grunstedler weg. Die Trajoner Musten in Schwartzenberg beym Rathhauß absteigen und sich zum sturm bereit halten. Nachdeme der Commendant lose word gabe und sich zue wehren resolvirt, brachten Sie fäßer ans Schloßthor und zündeten Sie an, das feuer ergriff auch das Ampthauß und verzehrete es mit vielen Acten, briefen und registraturen, und Do sie den ernst sahen, baten Sie um accord und abzug, musten Sich aber auf gnade und ungnade ergeben, und wurde ihnen nur das leben geschenckt, der Commendant mit seiner dama nach Annenberg geführt und behalten biß zur abstattung seiner Ranzion, Die Gemeine Crabaten und Zigeuner außgezogen und durch Elterlein nach Chemnitz geschaffet, der Leutenandt und Fehnrich wurde auch in Arrest behalten“. Zu Zigeunern als Bestandteil der kämpfenden Truppe vgl. SULLIVAN, Callot’s Les Bohémiens; KROENER, Geschlechterbeziehungen, S. 289ff. Dafür spricht, dass im kurfürstlich-sächsischen Mandat v. 1652 beklagt wird, dass sich abgedankte Offiziere den sich selbst als Zigeuner bezeichenden Vagierenden angeschlossen hätten; vgl. BOETTICHER, Zigeuner, S. 22.[38] Luditz [Žlutice]; HHSBöhm, S. 347f.[39] Elbogen [Loket); HHSBöhm, S. 133f.[40] BRAUN, Markredwitz, S. 92.[41] Greiffenstein [Gryf, Gem. Gräflich Neundorf/Proszówka, Kr. Löwenberg]; HHSSchl, S. 149f.[42] Wejherowo.
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