Wettberg [Wedtberg, Wetberg, Wethberg], Christoph [Christopher] von
Wettberg [Wedtberg, Wetberg, Wethberg], Christoph [Christopher] von; Obrist [um 1590-6.9.1634 gefallen bei Nördlingen]
Wettberg stammte aus einem bei Bad Münster[1] am Deister ansässigen Geschlecht.[1a] Er stand 1632 als Obrist[2] in braunschweig-lüneburgischen Diensten. Sein Regiment[3] war Anfang des Jahres 1632 in den Ämtern zwischen Hannover[4] und Celle[5] und den angrenzenden Calenberg’schen Ämtern neu geworben worden.[6] Der Hildesheimer[7] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 6./16.3.1632: „Herzog Jörgen von Lüneburg angehende Armee unter Obrist H. Christoff von Wetberg und über die Cavallerie, und Obrist Friedrich von Merrettig und Obristleutnand Ernst Wurms, Obrist Wachtmeister Peter Weeber über Infanterie kom̃en und brennen das Haus Stewrwald[8] umb Nachmittag“.[9]
„Als der Herzog im Mai 1632 das Kriegstheater in unserer Heimat als Verbündeter Gustav Adolfs wieder betrat, waren die meisten festen Plätze Niedersachsens in Händen der Liga. Zwar war Tilly[10] im Vorjahre am Lech vor Augsburg[11] gegen Gustav Adolf, der selbst in Süddeutschland stand, gefallen, aber der Reitergeneral Graf Pappenheim,[12] dem Kaiser Ferdinand II.[13] die Anwartschaft auf das Land Calenberg verliehen hatte, saß in seinem Hauptquartier in Hameln[14] an dem wichtigen Weserübergang, so recht an dem Tore für Calenberg. Herzog Georg hatte seine sechs Regimenter im Norden des Fürstentums Celle, in Winsen a. d. Luhe,[15] aufgestellt, und tat nun die ersten Schritte zur Befreiung der Heimat. Ihm war ein schwedisches Korps[16] unter dem General v. Baudissin, welches vorher im Bremischen gegen Pappenheim operiert hatte, zur Unterstützung zugesagt. Aber da dieses Korps noch nicht eingetroffen war, konnte Georg vorläufig nur Operationen in kleinem Umfange vornehmen. Er brach am 18. Mai von Winsen nach Süden auf und schlug am 29. Mai in der Neustadt von Hannover[17] sein Hauptquartier auf. Die starke Festung Hannover hatte sich mit Erfolg aller Aufnahme von Truppen entziehen können, doch hatte nach langen Verhandlungen mit Georg der Magistrat eingewilligt, drei Kompagnien[18] des Herzogs sowie dessen Gemahlin bei sich aufzunehmen. Auf diese Weise hatte Georg den stärksten Stützpunkt des Landes in seinem Besitz. Georgs Plan war zunächst, die beiden festen Schlösser Calenberg[19] und Steuerwald von feindlicher Besatzung zu säubern. Er detachierte am 9. Juni die Obersten v. Lohausen und von der Heyden mit zwei Infanterie-Regimentern zur Besetzung von Hildesheim und zur Belagerung von Steuerwald dorthin, er selbst nahm zum Schutz dieses Unternehmens mit zwei Kavallerieregimentern, seinem Leibregiment und dem Regiment v. Wettberg eine Bereitschaftsstellung beim Dorfe Linderte[20] vor dem Deister. Von hier konnte er sowohl die Straße von Minden[21] als auch die von Hameln, die hier zusammenstoßen, beobachten. Von beiden Weserfestungen aus war der Versuch des Entsatzes von Steuerwald zu erwarten, und richtig hatte Pappenheim von Hameln aus den General Ludloi[22] mit einem bedeutenden Kavalleriekorps zu diesem Zwecke detachiert. Ludloi marschierte über Elze,[23] Poppenburg,[24] wo er die Leine überschritt, und Sarstedt[25] auf den Hülperberg (Kipphut) nordöstlich von Sarstedt, und stellte sich hier zunächst mit der Front gegen Steuerwald auf. Gegen die Belagerer des Schlosses wurden Aufklärungsabteilungen vorgeschickt, damit Ludloi nach dem Ergebnis der Aufklärung seine Maßnahmen zum Entsatz der Festung treffen konnte. Sein Kavallerie-Korps biwakierte währenddem in der angegebenen Front.
Herzog Georg, durch seine Patrouillen von den Bewegungen des Gegners genau unterrichtet, beschloß, den bedeutend überlegenen Feind zu überfallen, der, durch die Leine im Rücken geschützt, von hier keine Gefahr vermutete. Diesen Fluß wollte Georg mit seinen beiden Kürassierregimentern[26] an einer seichten Stelle, die ihm ein Bauer aus Linderte[27] zu zeigen sich anheischig gemacht hatte, nächtlicherweise durchreiten und dann sofort den Überfall ausführen. Gegen Abend brach der Herzog, geführt von dem Bauern, mit den beiden Regimentern auf und erreichte auch die als seicht bezeichnete Stelle. Aber durch Regengüsse war die Leine stark angeschwollen. Man weiß, was für ein gefahrvolles Unternehmen es ist, eine Furt bei Hochwasser und starker Strömung zu durchreiten, noch dazu bei Nacht und mit schwer gepanzerten 2000 Reitern, dicht hinter der feindlichen Front. Aber der Herzog zeigte seine echten Führereigenschaften, hier, wo schnelles Handeln das einzige Gebot der Stunde war. Als erster hat er sich sofort zu Pferd in die Leine gestürzt und hat glücklich das andere Ufer erreicht. Es wird erzählt, daß seine Kürassiere zunächst noch gestutzt hätten, daß aber auf den Ruf des Herzogs: ‚Folgt, folgt!’ als erster nach ihm ein Reiter seines Leibregiments,[28] namens Barthold aus Wettbergen,[29] den Sprung in den Fluß gewagt hätte, worauf beide Regimenter nacheinander die Furt ohne Unfall durchritten. Jedenfalls ist der Herzog als erster in der Gefahr voran und seinen Leuten ein wahrer Führer gewesen, wie in noch vielen Fällen später. Am anderen Ufer hat Georg in der Stille der Nacht seine beiden Regimenter zum Angriff formieren lassen und im ersten Morgengrauen den Überfall auf das ahnungslose, sehr überlegene feindliche Kavallerie-Korps ausgeführt. Der mit großem Ungestüm unternommene Angriff gelang vollständig; der Feind wurde zum großen Teil niedergemacht oder gefangen genommen, der General Ludloi entkam mit dem Rest nach Hameln. Die Belagerung von Steuerwald konnte ungestört ihren Fortgang nehmen und führte nach kurzer Zeit zur Übergabe des Schlosses. Dieses erste, nur in kleinerem Rahmen ausgeführte Unternehmen Georgs in diesem Kriegsabschnitt ist insofern von besonderem Interesse, weil es dicht bei Hannover, Georgs künftiger Residenz, sich abspielte. Der Herzog belohnt den Reiter Barthold, der ihm als erster durch die Leine gefolgt war, dadurch, daß er ihm den Namen Volger gab, ihn als stete Ordonnanz in den folgenden Feldzügen bei sich behielt und ihn mit einem Hofe in Wettbergen belohnt, auf dem seine Nachkommen noch gegenwärtig sitzen sollen. Dem Bauern aus Linderte, der ihn sicher zu der Furt geführt hatte, erteilte der Herzog für seinen Hof Befreiung von allen Abgaben.
Georg wandte sich jetzt zur Belagerung des sehr festen Schlosses Calenberg. Dieses Unternehmen sollte zu einem zweiten glücklichen Gefechte die Veranlassung geben. Der Graf v. Pappenheim hatte kurz nach der Detachierung des Generals Ludloi sich von Hameln südwärts nach Westfalen gewandt. Es hatte nämlich dort sein sehr tätiger General [Jost Maximilian; BW] Graf Gronsfeld glücklich gegen die Truppen des Landgrafen von Hessen[30] operiert und bei Volkmarsen,[31] nicht weit von Waldeck,[32] 14 Cornetten hessischer Reiter überfallen und größtenteils aufgerieben. Der Begriff Cornetten entspricht ungefähr unseren Schwadronen. Pappenheim wollte diesen Vorteil militärisch ausnutzen und war bis Warburg an der Diemel in Westfalen vorgerückt, als ihn die schlimme Nachricht von der Vernichtung des Ludloi’schen Kavallerie-Korps bei Sarstedt und der Eroberung von Steuerwald traf. Sofort detachierte Pappenheim den General Grafen Gronsfeld gegen den Herzog Georg. Graf Gronsfeld hoffte auf einen ähnlichen Erfolg gegen diesen, wie er ihn soeben gegen die Hessen errungen hatte und rechnete auf schwache und mangelhaft ausgebildete Kavallerie bei der erst kürzlich aufgestellten Armee des Herzogs. Er wollte mit den vier Kavallerie-Regimentern, an deren Spitze er den Überfall bei Volkmarsen ausgeführt hatte, Calenberg entsetzen. Das Unglück des Ludloi’schen Korps schreckt ihn nicht. Denn die Unterführer des Pappenheimschen Heeres hatten eine hohe Meinung von der taktischen Überlegenheit ihrer Kavallerie. Graf Gronsfeld überschritt bei Poppenburg[33] die Leine und zog gegen Calenberg. Aber da zeigte sich sofort wieder Georgs Führereigenschaft. Statt den Gegner vor Calenberg zu erwarten, ging er ihm mit seiner Kavallerie entgegen, griff ihn ungestüm an und trieb ihn mit großen Verlusten über die Leine zurück. Graf [Jost Maximilian v.; BW] Gronsfeld rettete sich nur durch Aufopferung seiner aus fünf Cornetten[34] bestehenden Arrieregarde, die sich am linken Ufer rühmlich hielt und niedergehauen wurde, während er Zeit gewann, die Brücke abbrechen zu lassen, wodurch Georg an der weiteren Verfolgung gehindert wurde. Gronsfeld erreichte Hameln und erbat schleunige Verstärkungen von Pappenheim.
Diese beiden, in kurzer Zeit nacheinander errungenen Vorteile über Unterführer des berühmten Pappenheimschen Heeres ließen Georgs früheren Kriegsruhm wieder hell aufleuchten und die Herzen in der gequälten Heimat voll Hoffnung ihm entgegenschlagen.
Pappenheim, der nun in Georg seinen Hauptgegner erkannte, wandte sich sofort wieder nordwärts aus Westfalen, vereinigte sich in Hameln mit Gronsfeld und rückte, 10 000 Mann Infanterie und 3500 Mann Kavallerie stark, gegen Georg vor. Dieser war inzwischen durch den schwedischen General Baudissin erheblich verstärkt worden und hatte ebenfalls ungefähr 14 000 Mann unter seinem Kommando. Er hob bei Annäherung Pappenheims die Belagerung auf und marschierte gegen Hildesheim, auf welche Stadt er bei der Wichtigkeit derselben als Stützpunkt für Pappenheim einen feindlichen Angriff vermuten mußte. Für Georg war aber der Besitz von Hildesheim ebenso wichtig wie der von Hannover. Pappenheim blieb bis zum 29. Juni vor dem Calenberg in Stellung, marschierte dann vom linken Innersteufer gegen Hildesheim und besetzte die Vorstadt Moritzberg. Dann nahm er eine verschanzte Stellung längs der Innerste, wobei Moritzberg den Mittelpunkt der Stellung bildete und stark verschanzt wurde. Ihm gegenüber, zu beiden Seiten von Hildesheim und auf den Wällen der Stadt selbst nahm Herzog Georg Aufstellung mit seiner Armee, die Kavallerie größtenteils als Reserve im Mittelpunkte der Stellung hart hinter Hildesheim. Die Innerste trennte beide Armeen. Die an beiden Ufern aufgestellten Posten lieferten sich ein ununterbrochenes Infanteriefeuer. Für beide Teile war ein förmlicher Angriff mit den größten Schwierigkeiten verbunden. Pappenheim ließ mit seiner Artillerie die Stadt Hildesheim beschießen, doch brachte des Herzogs Artillerie die feindliche Batterie nach stundenlanger heftiger Kanonade zum Schweigen. In der Nacht ließ Pappenheim Kavallerie-Detachements[35] mit großer Kühnheit über die Innerste setzen, um die Vorposten Georgs längs des Flusses durch Überfall auszureiben, doch wurden diese Unterbrechungen durch Gegenangriffe vereitelt und die Pappenheimer mit Verlust zurückgetrieben. Der Herzog sah diese nächtlichen Unternehmungen als das Vorspiel zum Angriff an und hielt seine Truppen in Bereitschaft, doch erkannte er bei Tagesanbruch, daß Pappenheim hiermit nur seinen bereits eingeleiteten Abmarsch verschleiert hatte.
Pappenheim war durch mehrere Ursachen zum Rückzuge bewogen worden, deren wichtigste eine dringende Aufforderung des Kurfürsten von Cöln[36] war, Pappenheim möge ihm gegen den schwedischen Feldmarschall[37] Horn zu Hülfe kommen, der von Süden gegen den Niederrhein im Anmarsch war. Auch war Unzufriedenheit in Pappenheims Heere wegen mangelnder Soldauszahlung ausgebrochen. Er beschloß daher, Niedersachsen aufzugeben und zog über Gronau,[38] woselbst sich die Besatzung von Calenberg mit ihm vereinigte, die das Schloß nach Sprengung der Festungswerke geräumt hatte, nach Hameln. Den kaiserlichen Besatzungen in Peine[39] und Steinbrück[40] erteilte Pappenheim den Befehl, zur Verstärkung der Garnison[41] Wolfenbüttel[42] dahin abzumarschieren. So hatten Georgs Unternehmungen mit glücklichen Erfolgen begonnen. Zweimal war er im offenen Felde siegreich gegen Pappenheims Unterführer gewesen. Pappenheim selbst war ohne Schlacht zum Rückzuge aus Niedersachsen bewogen worden. Die meisten festen Plätze waren vom Feinde geräumt, die Befreiung Niedersachsens schien schon nahe herbeigeführt“.[43]
„Da indessen die Gefahr eines Einbruchs auf Seiten der Siegen’schen[44] Grenze von Tag zu Tag zunahm, so wendete sich des Grafen Ludwig Heinrichs Gemahlin von Nassau-Dillenburg in Abwesenheit ihres bei der schwedischen Armee sich befindenden Gemahls an Generalmajor von Baudiß [Baudissin; BW] mit dem Ersuchen, Siegen gegen die feindlichen Einfälle des Grafen [Jost Maximilian v.; BW] Gronsfeld zu decken. Diesem Wunsche wurde entsprochen und wurde Oberst von Wettberg mit zwei Regimentern nach Siegen detachirt. Die Stadt Siegen mit dem Schloß wurde mit vier Compagnien besetzt und der Oberstlieutenant[45] Immel von Oldenburg zum Commandanten ernannt, die übrigen Truppen aber in die Dörfer verlegt“.[46]
1633 kommandierte Wettberg ein schwedisch-weimarisches Regiment von 400 Kavalleristen. Ab Mai 1634 kam das Regiment unter den Befehl von Pfalzgraf Christian von Birkenfeld, ab Mai 1634 unter den Befehl Herzog Bernhards von Weimar. Von April bis Mai dieses Jahres lag das Regiment in der Grafschaft Hohenlohe-Weikersheim.
Wettberg fiel in der Schlacht bei Nördlingen,[47] so auch der Salemer[48] Zisterziensermönch Sebastian Bürster [? –1649][49] in seiner Chronik.[50] Sein Regiment wurde nach seinem Tode mit den Regimentern Warberg und Anton Meier vereinigt.[51]
[1] [Bad] Münder am Deister [Kr. Springe]; HHSD II, S. 27f.
[1a] WITTHINRICH, Von Wettberg. Teil 1, S. 57-61.
[2] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S.388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.
[3] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obrist-Leutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim von Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm von Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[4] Hannover; HHSD II, S. 197ff.
[5] Celle; HHSD II, S. 94ff.
[6] Sichart, Geschichte, Bd. 1, S. 21f.
[7] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[8] Steuerwald [Kr. Hildesheim]; HHSD II, S. 443.
[9] SCHLOTTER, Acta, S. 40.
[10] Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.
[11] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[12] Vgl. STADLER, Pappenheim.
[13] Vgl. BROCKMANN, Dynastie.
[14] Hameln; HHSD II, S. 192ff.
[15] Winsen/Luhe; HHSD II, S. 497f.
[16] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon.
[17] Hannover; HHSD II, S. 197ff.
[18] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.
[19] Calenberg [Kr. Springe]; HHSD II, S. 91ff.
[20] Linderte, heute Stadtteil von Ronnenberg.
[21] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.
[22] Lintelo.
[23] Elze [Kr. Alfeld]; HHSD II, S. 133f.
[24] Poppenburg [Kr. Alfeld]; HHSD II, S. 384.
[25] Sarstedt [Kr. Hildesheim-Marienburg]; HHSD II, S. 410f.
[26] Kürassier: Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder). Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment – und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold. Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.
[27] Linderte, heute Stadtteil von Ronnenberg [Region Hannover].
[28] Leibregiment: Als Leibregiment wurde im 17.Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich, in Dänemark und in Schweden diejenigen Regimenter bezeichnet, deren Inhaber der regierende Landesherr war. Ihm standen zudem die sich daraus im Rahmen der Regiments- bzw. Kompaniewirtschaft ergebenden Einnahmen zu. Ein Leibregiment hatte daher eine grundsätzlich andere Funktion als die Leibkompanie eines Obristen.
[29] Wettbergen, heute Stadtteil von Ricklingen (9. Stadtbezirk von Hannover).
[30] Vgl. ALTMANN, Wilhelm V.; PETRI, Das Militärwesen von Hessen-Kassel; GEYSO, Beiträge I-III.
[31] Volkmarsen [Kr. Wolfhagen]; HHSD IV, S. 441f.
[32] Waldeck; HHSD IV, S. 444f.
[33] Poppenburg [Kr. Alfeld]; HHSD II, S. 384.
[34] Kornett: Ein Kornett war die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entspricht der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold. => Fähnrich; Fahne.
[35] Detachement: kleinere Truppenabteilung mit der Aufgabe einer selbstständigen Operation.
[36] Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.
[37] Feldmarschall: Stellvertreter des obersten Befehlshabers mit richterlichen Befugnissen und Zuständigkeit für Ordnung und Disziplin auf dem Marsch und im Lager. Dazu gehörte auch die Organisation der Seelsorge im Heer. Die nächsten Rangstufen waren Generalleutnant bzw. Generalissimus bei der kaiserlichen Armee. Der Feldmarschall war zudem oberster Quartier- und Proviantmeister. In der bayerischen Armee erhielt er 1.500 fl. pro Monat, in der kaiserlichen 2.000 fl., die umfangreichen Nebeneinkünfte nicht mitgerechnet, war er doch an allen Einkünften wie Ranzionsgeldern, den Abgaben seiner Offiziere bis hin zu seinem Anteil an den Einkünften der Stabsmarketender beteiligt.
[38] Gronau; HHSD II, S. 184.
[39] Peine; HHSD II, S. 377ff.
[40] Steinbrück [Kr. Hildesheim-Marienburg]; HHSD II, S. 439f.
[41] Garnison: Besatzung in einer Festung (Kavallerie und Infanterie). Die monatliche Löhnung der Soldaten, der Servis und die Fourage mussten von der betreffenden Garnisonsstadt aufgebracht werden und waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Der Garnisonsdienst wurde wegen der geringeren Aussicht auf Beute, Hunger und Krankheiten bei längerer Einquartierung immer unbeliebter, so dass man dazu überging, neugeworbene Söldner im Felddienst einzusetzen. Der französische Diplomat François Ogier [um 1597-1670] schrieb 1635 über die schwedische Garnison in Marienburg [Malbork]: „Ich betrachtete das Lager und die Unterkünfte der Schweden und sah ein Bild von menschlichem Elend und Wahnsinn. Ich sah in die Gesichter der Männer, und da ich nicht erkennen konnte, dass sie sich unterhielten, zweifelte ich daran, ob sie überhaupt Männer waren, so barbarisch, schmutzig und krank waren sie. Alle waren in Lumpen gekleidet und barfuß, und zum größten Teil handelte es sich um unhöfliche, junge Bauern“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 52. KELLER, Drangsale, S. 401ff.: „Ein Zeitgenosse, der in Philippsburg gezwungen als Garnisonssoldat zubringen mußte, gibt uns darüber folgende interessante Notizen, die auf jede Garnison passen dürften. ‚So mußte ich denn’, erzählt er uns, ‚Musquetirer werden wider meinen Willen. Das kam mir aber sauer an, weil der Schmalhanz da herrschte und das Commißbrod schrecklich klein war. Ich sage nicht vergeblich: schrecklich klein – denn ich erschrack auch alle Morgen, wenn ich’s empfing, weil ich wußte, daß ich mich den ganzen Tag damit behelfen mußte, da ich es doch ohne Mühe auf einmal aufreiben konnte. Und die Wahrheit zu bekennen, so ist’s wohl ein elend Creatur um einen armen Musquetiren (Garnisonssoldaten), der sich solcher Gestalt mit seinem Brod und noch dazu halb satt, behelfen muß, denn da ist keiner anders, als ein Gefangener, der mit Wasser und Brod sein armseliges Leben verzögert. Ja ein Gefangener hat’s noch besser, denn er darf seiner Ruhe pflegen und hat mehr Hoffnung, als so ein elender Garnisoner, mit der Zeit einmal aus solchem Gefängniß zu kommen. Zwar waren auch Etliche, die ihr Auskommen umb ein kleines besser hatten von verschiedener Gattung, doch keine einzige Manier, die mir beliebte, um solcher Gestalt mein Maulfutter zu erobern, anständig sein sollte. Denn Etliche nehmen, und sollten es auch verlaufene Personen gewesen sein, in solchem Elend keiner anderen Ursach halber Weiber, als daß sie durch solche entweder mit Arbeiten als Nähen, Waschen, Spinnen oder mit Krämpeln und Schachern oder wohl gar mit Stehlen ernähret werden sollen. Da war ein Fähndrich unter den Weibern, die hatte ihre Gage wie ein Gefreiter, eine andere war Hebamme und brachte sich dadurch selbsten und ihrem Manne manch guten Schmauß zuwege; eine andere konnte stärken und waschen, diese wuschen den ledigen Officieren und Soldaten Hemden, Strümpfe, Schlafhosen und ich nicht weiß nicht, was mehr, davon sie ihren besonderen Namen kriegten; andere verkiefen Taback und versahen den Kerlen ihre Pfeifen, die dessen Mangel hatten; andere handelten mit Brandtwein und waren im Rufe, daß sie ihn mit Wasser verfälschten; eine andere war eine Näherin und konnte allerhand Stich und Nadel machen, damit sie Geld erwarb; eine andere wußte sich blößlich aus dem Feld zu ernähren, im Winter grub sie Schnecken, im Frühling graste sie Salat, im Sommer nahm sie Vogelnester aus und im Herbst wußte sie tausenderlei Schnabelweid zu kriegen; etliche trugen Holz zu verkaufen, wie die Esel. Solchergestalt meine Nahrung zu haben, war für mich nichts. Etliche Kerl ernährten sich mit Spielen, weil sie es besser, als die Spitzbuben konnten und ihren einfältigen Cameraden das ihrige mit falschen Würfeln und Karten abzuzwacken wußten, aber solche Profession war mir ein Eckel. Andere arbeiteten auf der Schanz und sonsten, wie die Bestien, aber hierzu war ich zu faul; etliche konnten und trieben ein Handwerk, ich Tropf hatte aber keins gelernt. Zwar wenn man einen Musicanten nöthig gehabt hätte, so wäre ich wohl bestanden, aber dasselbe Hungerland behalf sich nur mit Trommeln und Pfeiffen; etliche schulderten vor andern und kamen Tag und Nacht nicht einmal von der Wacht. Ich aber wollte lieber hungern, als meinen Leib so abmergeln’ “.
[42] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.
[43] WERSEBE, Geschichte der Hannoverschen Armee, S. 6 – 12.
[44] Siegen; HHSD III, S. 686ff.
[45] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[46] KELLER, Drangsale, S. 188.
[47] Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.
[48] Salem [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 684f. Vgl. BECKER, Salem.
[49] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 59f.
[50] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 85.
[51] Vgl. die Erwähnungen bei ENGERISSER; HRNČIŘÍK, Nördlingen (die umfassendste und detaillierteste Darstellung der Schlacht).
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