Wrangel, N; Obristleutnant [ – ]
1648 stand er als Obristleutnant im Regiment Königmarck in schwedischen Diensten.
Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold aus dem von Eger[1] abhängigen Marktredwitz[2] erinnert sich an den März 1648 und das Erscheinen Königsmarcks: „Den Oberst[leutnant] Wrangel hat er mit 100 Pferden nach Waldsassen[3] kommandiert, [mit dem Befehl], auch dort allen Vorrath an Vieh, Getreide, Bier, Salz und anderem zu nehmen und [ihn] nach Eger zu bringen.
Weil die Stadt Eger während der Blockade durch die bayerischen Völker aus Waldsassen am härtesten bedrängt worden war, ist [Waldsassen] diesmal von den Schwedischen ganz preisgegeben worden. So ist denn auch zugelassen worden, daß jedermann nach seinem Belieben rauben und nehmen konnte. Es sind [deshalb] nit allein alle schwedischen Soldaten aus Eger mit ihren Weibern, sondern auch die armen, notleidenden Bürger und Bauersleute mit nach Waldsassen gelaufen, [von denen] jeder nach seinem Gefallen genommen hat, [nachdem gerade] zu dieser Zeit eine überaus große Summe an Getreide auf dem [dortigen] Kasten zu finden war.
Obwohl nit allein die bayerische Reiterei [sondern auch] das Regiment zu Fuß mit Oberst Beltin beizeiten durch- und davongegangen war, [so] ist [den]noch das Schloß mit 30 Mann zu Fuß besetzt (hinterlassen) worden, das sich [auch] gewehrt [hat], von den Schwedischen beschossen und erobert worden ist. [Nachdem] die Soldaten gefangengenommen und aller Vorrat herausgenommen worden war, ist es (nit teuer[4]) angesteckt worden. Neben der schönen Kanzlei sind auch die neuen Gebäu[de] abgebrannt und demoliert worden. Über die Ruinierung dieses Schlosses [hinaus] sind auch alle Tore von Waldsassen abgeworfen und die Palisaden abgehauen worden, wozu neben den schwedischen Soldaten auch noch 100 Bauern aus Eger mit hinauß gemußt haben. Die übrigen Häuser von Waldsassen, die [auch bereits] mit Feuer angesteckt worden waren, sind aber endlich [doch] noch erbeten worden.
Bei Annahung dieser schwedischen Völker haben wir vom schwedischen Kommandanten [Koppey; BW] aus Eger einen Fourier(er) und vom Oberstleutnant Wrangel, der in Waldsassen losierte, 2 Dragoner zu unserer (Ver)sicherung angenommen“.[5] […] „Ich kam um 11 Uhr (am 30.3.1648, BW] nachts zu Haus[e] an und fand hier H[errn] Oberstleutnant Wrangel mit 300 Pferden im Nachtquartier. Obwohl er, [der] Oberstleutnant, bei seinem Einzug befohlen hatte, gute Order zu halten, so ist dennoch von den Offiziere(r)n in den meisten Häusern ein großes Geld herausgepreßt worden. Als es aber der Oberstleutnant Wrangel erfahren [hatte], ist er unwillig worden und hat deswegen seinen Regimentsquartiermeister in die Eisen schließen lassen. Am andern Tag ist er aufgebrochen und nach Kemnath[6] gerückt; wie denn auch von der anderen Seite(n) her – von Tirschenreuth[7] über Erbendorf[8] – H[err] General Königsmarck zur gleichen Zeit zu Kemnath angekommen [ist und] in die Stadt [hinein] begehrt hat. Sie haben ihn aber nit einlassen wollen und haben aus der Stadt heraus unter sie geschossen, worauf General Königsmarck aus den Mörsern Feuer und Granaten in die Stadt werfen ließ, die an 3 Orten angezündet haben. Obwohl die Leute das Feuer bald gelöscht hatten, so ist doch ein solcher Schrecken in der Stadt gewest, daß auch sie um(b) Gnad[e] gerufen und die Stadt aufgeschlossen [haben], worauf alles Volk hineingedrungen [ist], Tag und Nacht spoliiert und die Bürger in [ihren] Häusern sehr geschatzt hat. Sie haben an die 3000 Stück (Rind)vieh mitgenommen und die Stadt [außerdem] um(b) eine Summe Geldes ranzioniert. Am Hl. Ostertag sind sie von Kemnath ab- und gegen Bayreuth[9] gegangen. Die 3 Bürgermeister haben sie [solange] mitgeführt, bis [das Geld] bezahlt war“.[10]
[1] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[2] Marktredwitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.
[3] Waldsassen [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 785ff.
[4] mit Feuer ?
[5] BRAUN, Marktredwitz, S. 332f. Braun datiert nach dem alten Stil.
[6] Kemnath; HHSD VII, S. 351f.
[7] Tirschenreuth; HHSD VII, S. 747f.
[8] Erbendorf [LK Tirschenreuth].
[9] Bayreuth; HHSD VII, S. 77f.
[10] BRAUN, Marktredwitz, S. 334f.