Žerotin, Dietmar von; Hauptmann [ – 4.9.1634 vor Nördlingen] Žerotin stand als Hauptmann in kaiserlichen Diensten.
„Am 4. September, gegen 3 Uhr nachmittags, erfolgte der Hauptangriff auf Nördlingen.[1] Den ersten Anlauf machten 1500 Mann am Berger Tor, woraufhin der Sturm auf die Breschen zwischen Berger und Reimlinger Tor vorgenommen wurde. Die Sturmkolonnen versuchten sich unter starkem Feuerschutz den Breschen zu nähern, konnten diese allerdings nach der Aussage Khevenhillers mit den mitgeführten Sturmleitern nicht erreichen, weil die Zwingermauern im Graben, welche die Belagerer nicht mit den Geschützen bestreichen konnten, sie daran hinderten. Zu diesem Sturm wurden sogar 150 Kürassiere zu Fuß verwendet, ‚welche Herr Feldmarschalck Piccolomini auss sonderen muth abzusteigen vnd anzurennen comandirt‘ (Grundtlicher und aussführlicher Bericht etc.). Beim Betreten des Grabens wurden die Stürmenden jedesmal mit Geschütz- und Musketensalven empfangen, wobei viele von ihnen getötet wurden. Insgesamt 7mal stürmten die Angreifer über einen Zeitraum von 5 Stunden gegen die Mauern, von den Offizieren aufs Äußerste dazu angetrieben, bis die Dunkelheit ihnen Einhalt gebot. Große Einbußen an Offizieren und Gemeinen erlitt das Regiment des bayerischen Generalkommissärs Johann Christoph Freiherr von Ruepp. Einer Abteilung des bayerischen Fußregiments Pappenheim war es gelungen, den Deiningerturm zu ersteigen. Als man dies in der Stadt vom Kirchturm aus bemerkte, eilte der Stadthauptmann Welsch mit einigen eilig zusammengerufenen Bürgern dorthin, ließ die Türen aufhauen, und als man keine Möglichkeit sah, den Bayern beizukommen, Feuer hineinlegen. Viele Soldaten, die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten, versuchten sich in die Fensteröffnungen des Turms zu retten, ‚von wo sie halbverbrannt herabfielen‘. ‚Und obwohl der Graben soviel als nichts gefüllt und die Bresche noch ziemlich hoch, daß man ohne Leitern nicht beikommen konnte, geschossen gewesen, hat man doch mit solcher Furie und Ernst angesetzt, und sonderlich das Pappenheimische seinen Valor dermaßen erzeigt, daß sie zwar einen Turm und die Mauer allbereits erstiegen und daselbst Posto genommen gehabt, weil aber auf der kaiserlichen Seite der Marchese [Francesco Caretto] di Grana [kaiserlicher Feldzeugmeister, also General über die Artillerie] etwas zu spät sekundirt, sind sie mit Schaden wieder ab- und zurückgetrieben worden. Darüber dann in die 500 Mann und darunter 2 Hauptleute todt geblieben und verwundet worden‘. (Heilmann II, S. 486).
Der Garnison und der Bürgerschaft gelang es durch Entschlossenheit und Mut diesen Tag zu überstehen, der die Angreifer zwischen 600 und 800 Mann an Toten kostete, darunter die Hauptleute Dietmar von Zinzendorf und Sednitzky, der Oberst Anton Webel wurde hart verwundet (Khevenhiller XII, S. 1213)“.[2]
[1] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.
[2] ENGERISSER, Von Kronach, S. 320 (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).