Maul [Moul, Muhl, Mühl, Muel], Wilhelm von; Obrist [ -1660] Wilhem von Maul [Moul, Muhl, Mühl, Muel] stand erst als Rittmeister in kursächsischen, später als Obrist in schwedischen Diensten.
Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe erinnert sich seiner Einquartierung 1638 in seiner „Thüringischen Chronik“: „Den 14. [24.4.1638; BW] haben wir vom Churfürsten zu Sachsen Ordre bekommen, dass wir das Hanauwische Regiment Reuter einnehmen und verpflegen sollen.
Den 15. [25.4.; BW] haben sich die gesamten Räthe von Arnstadt,[1] Sondershausen[2] und Ebeleben[3] nach Greußen[4] betaget, wegen der Hanawischen Völcker Einquartirunge Vergleichunge zu treffen. Sind die Arnstädter außen blieben“.[5] „Den 16. haben wir 3 Compagnien Reuter bekommen vom Hanawischen Regiment, als Rittmeister Maul ist mit seiner Compagnie nach Sondershausen kommen, des Obristen Wachtmeisters Compagnie in Greußen und Rittmeister Greifenberges Compagnie halb nach Schernberg[6] und halb in das Amt Keula.[7] Der Lieutenant davon hat sich in Großmehlra[8] gelegt“.[9]
„Den 1. [11.; BW] Mai haben die Hanabischen Reuter auf dem Ebelebischen Marckte alhier lose Hendel angefangen, darüber sie von den Bauren wacker abgetroschen worden. Eodem [die] haben die zu Brüchtern[10] liegende Soldaten einen armen Mann übel gehauen. Den 2. [12.; BW] Mai haben etzliche diebische Reuter Meinen Gnädigen Herrn[11] zu Peukendorf vier Lemmer genommen. Den 3. [13.; BW] etzliche diebische Reuter den armen Leuten zu Bothenheilingen[12] 2 Pferde genommen, darunter eines Heinrich Weylands. Den 4. [14.; BW] Mai etzliche diebische Reuter dem Hofmeister zu Körner[13] 6 Pferde genommen. Den 5. [15.; BW] etzliche diebische reuter Meinem Gnädigen Herrn 8 Hamel aus dem Stalle genommen. Den 8. [18.; BW] haben wir einen Contributions Termin zu Greußen gehabt mit denn […] lischen Edelleuthen zu Westgreußen,[14] ist aber schlecht abgangen. Dieser Contributions Streit mit den Edelleuthen ist wenig Tage hernach in Güte verglichen worden. Die Edelleute haben ihr Unrecht erkant, abgebethen und verwilliget, hinfurt die Contribution willig zu geben.
Eodem [die], den 8. [18.; BW] Mai, sind den armen Leuthen zu Deuna[15] zehn Pferde genommen worden. Den 9. [19.; BW] sind Albrecht Weimarn zu Greußen zwey Pferde genommen worden. Den 10. Mai Andreas Kindelbrücken zu Holzsußra[16] seine Kühe bey Nachte aus deme Stalle genommen worden. Den 11. [21.; BW] Mai der leichtfertige Vogel, der Marcketender vom Hanauwischen Regiment unter Rittmeister Greifenberges Compagnie, den Heimbürgen und Valtin Marggrafen zu Wiedermuth[17] übel geschlagen. Aber die Rache Gottes ihm balde gefunden, denn den folgenden 12. Mai ist er bey Nacht in seinem Quartier überfallen und elendiglich umbracht worden“.[18]
„Eodem [die] [10.6.; BW] ist der Hanauwische Obriste Wachtmeister [Wicke; BW] nach Greußen kommen“.[19] „Eodem [die] [19.6.; BW] sind noch 10 Hanauwische Reuter aus Mecklenburg ankommen“.[20] Sehr wahrscheinlich kam Hanau selbst nach Greußen, auch wenn Happe seinen Namen nicht festhält: „Den 10. [20.; BW] ist der Obriste nach Greußen kommen. Den 11. [21.; BW] ist dieser Obriste von Greußen wieder hinweg gezogen“.[21] „Den 8. [18.; BW] Juli ist Ordinanz kommen, dass die Hanauwischen Soldaten aufbrechen sollen. Darauf sie an allen Orthen weidlich zu ruiniren angefangen. […] „Den 14. und 15. Juli [24./25.; BW] sind unsere arme Leuthe weidlich umb Contribution gepresset worden von den Hanauwischen Völckern. […] Den 16. Juli [26.; BW] hat der Greifenbergische Lieutenant noch immer die armen Leuthe mit Contribution weidlich gemartert“.[22] „Eodem [die] [17./27.7.] haben etzliche Reuter von den Hanawischen zweene Rückische [Ruck; BW] Reuter beraubet“. „Den 19. [29.; BW] Juli sind die Hanawischen von Greußen hinweg gezogen“. […] „Den 25. Juli [4.8.; BW] haben wir mit den Soldaten Abrechnunge gehalten. Von dem Hanauwischen Regiment sind schuldig blieben des Obristen Wachtmeisters Compagnie und Rittmeister Greifenbergs Compagnie“.[23]
1642 nahm Maul an der 2. Schlacht bei Breitenfeld[24] teil und zog dann mit Torstensson vor Leipzig,[25] das im Dezember dieses Jahres übergeben werden musste. „Zuvor hatte er Wittenberg mit der Kavallerie nach Chemnitz[26] geschickt. Beim Anblick der übermächtigen Reiterei ergab sich die 30-Mann-Besatzung am 30. Dezember ohne Widerstand. Zur Vermeidung von Brandschatzung zahlte die Stadt 2.000 Reichstaler. Wittenberg ernannte Wilhelm von Muel zum Kommandanten. Der Oberst ließ ein Magazin anlegen, um die Schweden vor Freiberg[27] zu versorgen. Anschließend zog er selbst dahin“.[28]
Es heißt bei dem Erzgebirgschronist Christian Lehmann [11.11.1611 – 11.12.1688][29] für 1643: „Das Ober-Ertzgebirge hatte seine qual von 3-erley: 1.) von Schwedischen zue Chemnitz[30]), das hatte Torsten-Sohn [Torstensson] besezt gelassen mit 3 Compagnien zue Pferd von Funckischen [Funcke] regiement untter 2 Obristen-Leutenandt Langer und Clauberten [Klaubert] und mit einen regiement zue fuß untter den Obristen Maul. Die Sazten das gebirge unter die Contribution. Den 22. Februar (kam) der Obrist-Leutenandt Claubert mit 100 Pferden auf Marienberg,[31] forderte 300 thl., 100 scheffel haber, 26 fuder heu, von Annenberg[32] duplet und vielmehr von den Ämptern. Das wurde dem Churfürsten berichtet, und wes man sich zueverhalten, gefragt, Sie wurden aber mit gedult getröstet. Den 1. Martii kamen Sie wieder und ließen nicht ab, biß Sich die Städte und ampter hatten untterschrieben, das gelt müste gefallen und ettwas an haber und heu“.[33]
1644 war Maul immer noch Kommandant von Chemnitz. Lehmann berichtet: „In festo Johannis [24. Juni] lagerte der (Churfürst) sich darvor zum gedechtnuß seines geburtstages und sagte: der kerl muß herauß, den das ist die Stadt, drinnen ich empfangen bin und den anfang genommen. Er wahr starck 6000 Mann in 12 regiementer. General Gallas schickte von Leipzig[34] her zuerück auch 1000 Pferde. Den 7. Julii fing er an zue schießen und continuirte damit 4 wochen lang mit gantzen und halben Canonen. Den 13. Julii schoßen Sie von frühe bis Mittage breche, Mauer und Zwinger alles in hauffen. Der Churfürst lag in kloster 1 Canonkugelschußweit von der statt und ließ grausamen ernst anwenden, daß Sie sich den 20. Julii musten ergeben auß mangel des Pulvers, wurden nach Erfurt[35] confoiret. Den 19. Julii hatte accordiret der Commendant, der Obrist Wilhelm von Moul, zoge ab stille mit eingewickelten Fahnen, und Musten die Pferd zuerucke laßen. Vor Chemnitz wurden auch ezliche Soldaten aufgehenget von den Schwedischen, die den Churfürsten auß der Stadt ubel agiret und angeschrieen hatten“.[36] Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[37] schildert die Vorgänge in seinem „Florus“ von 1647: „Die Churfürstliche Durchleuchtigkeit zu Saxen / nach dem sie auß allen Besatzungen viel Völcker / auch die bißher in Laußnitz gelegene Regimenter zu Pferde / sampt den Arnheimischen [Arnim] zu Fuß ziehen lassen / ist von Dresden mit 12. Regimentern starck vor Chemnitz gerucket / vnd die Statt aufforden lassen. Welche er auch / nach dem sie über 10. Wochen belägert / vnnd 4. Wochen fast täglich auß halben vnd gantzen Canonen beschossen / vnd von den Belägerten / eusserster Widerstand geschehen / in ermanglung Entsatzes / vnnd abgang deß Pulvers / durch geschlossenen Vertrag einbekommen“.[38]
„Da die Schweden, außer ihren Besatzungen, über keine frei beweglichen Truppen in Sachsen mehr verfügten, ging nun Johann Georg I. in die Offensive. Bis auf je 50 Mann wurden alle Besatzungen aus Bautzen,[39] Görlitz[40] und Zittau[41] abgezogen. Mit 6.000 Reitern und Fußsoldaten rückte er dann vor Chemnitz. Hier stießen noch 1.000 von Gallas[42] aus Leipzig geschickte Reiter hinzu.
Am 17. Juli [1644; BW] fing der Kurfürst an die Stadt zu belagern. Der immer heftiger werdende Beschuss und fehlendes Pulver veranlassten Muel zwei Wochen später einen Vergleich einzugehen. Von der Besatzung erhielten die gebürtigen Schweden (28 Reiter, 90 Fußsoldaten) freien Abzug nach Erfurt. Ausgeschlossen blieben 100 Soldaten, die unter Ferdinand III.[43] oder Johann Georg I. gedient hatten oder übergelaufen waren. Vor Chemnitz wurden mehrere Schwedische aufgehängt, die den Kurfürsten aus der Stadt übel beleidigt und angeschrien hatten. Am 6. August verließen die Verbündeten Chemnitz und die Schlösser Grimma,[44] Rochlitz[45] und Leisnig.[46] So war das Land bis auf Leipzig wieder vollständig in sächsischer Hand“.[47]
Johann Georg I. von Sachsen selbst schrieb am 25.7.1644 an Gallas: Der schwedische Kommandant in Chemnitz, Obrist Maul, habe am 19.7. nicht auf seinen Angriff gewartet, sondern mit ihm einen Akkord abgeschlossen. An die 140 Mann, Offiziere und Knechte, seien entlassen, über 100 zurückbehalten worden, sofern sie früher dem Kaiser gedient hatten oder übergelaufen waren. Nun rüste er sich zur Säuberung der vom Feind besetzten Orte an der Mulde.[48]
[1] Arnstadt [Kr. Arnstadt]; HHSD IX, S. 18ff.
[2] Sondershausen [Kr. Sondershausen]; HHSD IX, S. 402ff.
[3] Ebeleben [Kr. Sondershausen]; HHSD IX, S. 84f.
[4] Greußen [Kr. Sondershausen]; HHSD IX, S. 170f.
[5] HAPPE II 198 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[6] Schernberg [Kyffhäuserkreis].
[7] Keula [Kr. Sondershausen]; HHSD IX, S. 233.
[8] Großmehlra [Unstrut-Hainich-Kreis].
[9] HAPPE II 198 v – 199 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[10] Großbrüchter [Kyffhäuserkreis].
[11] Christian Günther I. Graf zu Schwarzburg-Hohenstein (1578-1642).
[12] Bothenheilingen [Unstrut-Hainich-Kreis].
[13] Körner [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 240.
[14] Westgreußen [Kyffhäuserkreis].
[15] Deuna [Kreis Eichsfeld].
[16] Holzsußra [Kyffhäuserkreis].
[17] Wiedermuth [Kyffhäuserkreis].
[18] HAPPE II 200 v – 202 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[19] HAPPE II 203 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[20] HAPPE II 204 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[21] HAPPE II 206 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[22] HAPPE II 210 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[23] HAPPE II 210 v – 212 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[24] Schlacht bei Breitenfeld am 23.10./2.11.1642: Die Schweden unter Torstensson besiegen die Kaiserlichen unter Erzherzog Leopold Wilhelm und Ottavio Piccolomini. Vgl. RUDERT, Kämpfe; WALZ, Der Tod, S. 160ff.
[25] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[26] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff. Vgl. auch FIEDLER, Mit Sengen und Brennen, S. 8ff.
[27] Freiberg [LK Mittelsachsen].
[28] KUNATH, Kursachsen, S. 261.
[29] SCHMIDT-BRÜCKEN; RICHTER, Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann.
[30] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.
[31] Marienberg; HHSD VIII, S. 215f.
[32] Annaberg; HHSD VIII, S. 5ff.
[33] LEHMANN, Kriegschronik, S. 147. Lehmann datiert nach dem alten Kalender.
[34] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[35] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[36] LEHMANN, Kriegschronik, S. 153.
[37] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[38] WASSENBERG, Florus, S. 580.
[39] Bautzen [Oberlausitz], HHSD VIII, S. 19ff.; vgl. SCHULZ, Bautzen im Krieg.
[40] Görlitz; HHSD VIII, S. 119ff.
[41] Zittau; HHSD VIII, S. 371ff.
[42] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[43] Vgl. HÖBELT, Ferdinand III.
[44] Grimma; HHSD VIII, S. 128ff.
[45] Rochlitz; HHSD VIII, S. 303ff.
[46] Leisnig [Kr. Döbeln]; HHSD VIII, S. 197ff.
[47] KUNATH, Kursachsen, S. 270f.
[48] Toegel; Kocí, Der Kampf, Nr. 337.