Rehlingen, Marx Conrad von; Kaufmann [1576 – 1642] Rehlingen war ein einflussreicher Augsburger[1] Patrizier, dessen beide Söhne Marx und Konrad in der schwedischen Armee dienten.[2]
Der aus einer der ältesten Augsburger Patrizierfamilien stammende Marx Conrad von Rehlingen, der bereits seit Beginn des 17. Jahrhunderts als wichtigster Mitarbeiter seines Schwiegervaters Wolfgang Paler des Jüngeren hervorgetreten war, übernahm nach dem Tod Palers 1622 dessen Firma. Er leitete die Liquidierung des durch riesige Zahlungsrückstände der habsburgischen Landesherrschaft und die zeitweilige Besetzung der ungarischen Bergstädte durch den siebenbürgischen Fürsten Bethlen Gabor nicht mehr profitablen Neusohler[3] Kupferhandels ein. Mehrere Abrechnungen der Hamburger Firma Jenisch, deren Teilhaber aus Augsburg stammten, dokumentieren die Bedeutung Hamburgs als Umschlagplatz und Amsterdams als Absatzmarkt für slowakisches Kupfer. Nachdem er sich durch seine Kontakte zum „Winterkönig“ Friedrich V. von der Pfalz und seinen Beratern als Parteigänger der evangelischen Seite exponiert hatte, gelang es Rehlingen 1629, den größten Teil seines Vermögens ins Ausland zu transferieren und so dem Zugriff der kaiserlichen Kommissare zu entziehen. Er selbst setzte sich nach Genf ab und hielt sich bis zu seinem Tod vorwiegend in der Schweiz, Lyon und Frankfurt am Main auf. Darlehen an den Heilbronner Bund, die Finanzierung schwedischer Truppenwerbungen und vor allem seine zentrale Rolle bei der Versorgung der Armee Herzog Bernhards von Weimar am Oberrhein zeigen, dass Rehlingens wirtschaftliches Handeln maßgeblich von politischen und konfessionellen Erwägungen geleitet wurde. Mit Bernhard von Weimar verband Rehlingen laut Hildebrandt ein „enges Vertrauensverhältnis“. Darüber vergaß der Augsburger Patrizier jedoch nicht seinen eigenen geschäftlichen Vorteil. Die Quellen zeigen, dass er sich seine schwedischen und französischen Verbindungen zu Nutze zu machen versuchte, um in Schwaben und später am Oberrhein eine Territorialherrschaft aufzubauen. Mit Messwechseln in Piacenza, Lyon und Amsterdam, stillen Beteiligungen an anderen Handelsfirmen und Aktien der großen englischen und niederländischen Überseegesellschaften verdiente Rehlingen weiterhin gutes Geld. Als er starb, belief sich sein Vermögen auf über eine halbe Million Gulden. Kaufmännisches Gewinnstreben war mit einem sehr ausgeprägten Ehr- und Standesbewusstsein gepaart, das in der Korrespondenz des evangelischen Patriziers immer wieder aufscheint.[4]
In seinem Testament vom 8./18.7.1639 setzte Bernhard von Weimar ihm 20.000 Rt. aus.[5]
[1] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[2] ENGERISSER, Regensburg 1634, S. 40, Anm. 44.
[3] Neusohl [Banská Bystrica].
[4] HILDEBRANDT, Quellen, S. 47f., 110, 167, 268.
[5] RÖSE, Bernhard von Weimar Bd. 2, Nr. 57.