Günterode [Gundroth, Guntherod, Gunterod], Hans Heinrich von; Obrist [ – ] Günterode stand als Geheimer Rat, Hofmarschall und Obrist in hessen-kasselischen Diensten. Verheiratet war er mit Maria Hedwig von Seebach [ – 14.3.1641].[1]
In Hildesheim[2] war es im November 1640 zu einem gewaltigen Trinkgelage gekommen, wohin sich viele höhere Offiziere begeben hatten, um an einer von Banér einberufenen Konferenz teilzunehmen. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet unter dem 30.10./9.11.: „General Johann Banner kompt herein und wurde zweimahl 2 Schwedische Salve vom Hohen Rundel mit Stücken gegeben. Aus 2 Stücken umb 2 Uhr da kamen erstlich die Weymarschen. Er, Banner, kam umb 7 Uhr zur Nacht, – da auch 2 Stücke mehr gelöset wurden – , hatte bey sich Obristwachtmeister Pfuhl [Pfuel; BW], Wittenbergk, Schleng [Slange; BW] (und) Königsmarck, die Obristen Herr von Tzerotin [Bernhard v. Žerotin; BW], ein Mährischer Freiher, Zabellitz [Zabeltitz; BW], den jungen Wrangel, Hake, Mortaigne, Hoikhing [Heuking; BW], Steinbock [Steenbock; BW], Bellingkhusen [Bellinghausen; BW], Gregersohn [Andeflycht; BW]. It. Ein Markgraf [Friedrich VI.; BW] von Durlach, des Banners Schwager. Von der Heßischen Armee war Obrist von Gundroth, von Braunschweig Bohn; von Zelle D. Langerbeck.
Von der Weimarschen Armee (die) Directoris Obrist Comte de Guebrian, Otto Wilhelm, Graf von Nassaw, Oheimb. It. Mons. Glocsi, Grãl.-Intendant Extraordinari.
Ferner Herzog Philipp Ludwig von Holstein, Rittmeister, Landgraf Christian von Hessen, Caßelscher Linie Maximiliani Filius,[3] Graf Otto von Schomburg [Schaumburg; BW]. Diese letzten beiden nebst den Herrn Tzerotin starben über ein wenig Tagen innerhalb 24 Stunden“.[4]
In der Hannover’schen[5] Chronik heißt es dazu: „Den 1., 2., 3. und 4. Nov. [1640; BW] ist zu Hildesheim die schädliche Gasterey gehalten, da I. F. G. Herzog Georg den Bannier und andere Schwedische Officirer zu Gaste gehabt, und weidlich banquetiret. Der junge Graf von Schaumburg, der letzte dieser Familie, ist gestorben, weiln er den Dingen zu viel gethan auf dieser Gasterey, der junge Graf von der Lippe hat auch eine harte Krankheit ausgestanden, der Schwedische Commandant in Erfurt[6] ist gestorben, wie auch Herzog Georg und Bannier selbst widerfahren, non sine suspicione veneni“.[7] Schon der Hildesheimer Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan, der auch Tilly und Anholt behandelt hatte, hatte Giftmord vermutet: „ihnen war ein vergifteter Wein von einem französischen Mönch zubereitet worden, darbey die Catholiken ihre Freude nicht wohl verbergen kunten […] der Landgraf von Heßen Christian und der graf von Schaumburg, welche reichlich davon getrunken, sind gleich des Todtes geblieben. Herzog Georg und Baner, denen es am ersten gelten sollte, waren etwas mäßiger und also verzog sich das Unglück mit ihnen bis auf den künftigen Frühling“.[8]
„Derartige Übergriffe der hessischen Soldaten belasteten auf die Dauer das an sich gute Verhältnis zwischen Amalie Elisabeth und Wolfgang Wilhelm. Die Landgräfin erfuhr natürlich von diesen Schwierigkeiten am Rhein. Sie brachte ihr Erstaunen über diese Vorgänge dem Herzog gegenüber zum Ausdruck, der die Kontribution ‚fast für eine Aufhebung der zwischen beiden fürstlichen Häusern bishero gepflogenen guten Verständnis ausdeuten‘ wollte. Niemand könne ihr verdenken, so verteidigte sie ihre Forderungen, daß sie für die Unterhaltung ihrer Truppe sorge und um eine Verringerung der Vorteile des Feindes bemüht sei.
Wie wichtig trotz allem für die Landgräfin ein gutes Einvernehmen mit dem Herzog von Jülich Berg sein mußte, zeigt ihre Instruktion für den Hofmarschall und Obristen Heinrich von Günterode und den Kriegsrat Adolf Wilhelm von Krosigk zu Verhandlungen mit Eberstein: gar behutsam müsse man mit Jülich umgehen und den Herzog wegen seiner Macht nicht vor den Kopf stoßen. Sie empfahl ihren beiden Abgesandten, die feindlichen Truppenbewegungen am Niederrhein genau zu beobachten, damit man einen Feldzug rechtzeitig beginnen könne. Zum ersten Male findet sich hier ein wichtiger Hinweis auf größere Operationen am Niederrhein. Wolfgang Wilhelm verteidigte sich auf der anderen Seite gegenüber der Landgräfin mit dem Hinweis, daß sie sich nicht die gleiche Macht anmaßen könne wie der Kaiser, ihm müsse man mehr geben. Dieser Brief schloß dann mit der bezeichnende Wendung: ‚zwar in diesem Fall wider unsern Willen‘ „.[9]
Der hessen-kasselische Hofmarschall Günterode teilte am 1.8.1644 dem schwedischen Residenten in Kassel[10] mit: Eine Vereinigung der Hessen mit Königsmarck sei dringend erforderlich, da fünf Hatzfeld’sche Regimenter zusammen mit Montecuccolis Abteilungen zum Kurfürsten von Sachsen ziehen und Meißen, Thüringen und Schlesien bedroht seien. Torstensson müsse Vorkehrungen für einen Gegenangriff treffen. Hessen könne für Königsmarck 1.500 Reiter und 3.000 Mann zu Fuß aufstellen. Er habe Hauptmann Mayer ausgesandt, um die Frage der Vereinigung der Schweden mit den Hessen zu behandeln. Eberstein habe Nachrichten über die Lage in Ostfriesland und auch Neuigkeiten über Brandenburg und Pfalz-Neuburg.[11]
Bei dem katholischen Chronisten Wilmius aus Kempen[12] heißt es: „Anfang Oktober [1645] kamen Kommissare der erlauchten Landgräfin von Hessen in die rheinischen Geilde nach Neuß, Linn und Kempen. Sie hießen Malsberg [Malsburg; BW], Gunterod und Ludwig Pauls. Den Schwierigkeiten unserer Vaterstadt Rechnung tragend, wollten sie bessere Verhältnisse schaffen. In der Tat brachten sie unserer Stadt auch einige Erleichterung, die durch die willkürlichen und unerträglichen Kriegslasten bis aufs Mark ausgesogen war. Vor allem machten sie uns große Hoffnung auf größere Verständigungsbereitschaft. Leider blieben die Großsprechereien leere Worte, und die Bürger blieben in der Stampfmühle der Erpressungen und Abgaben wie bisher“.[13]
[1] Christliche Klag- und Trostpredigt. Bey der trawrigen Leichbegängnüß Der … Mariae Hedwi[…] von Günterodt / Gebohrnen von Seebach / Des … Hans Henrichs von Günterodt / Fürstlichen Hessischen … Geheimbten Raths / Hoffmarschallen und Obristen/ Ehelichen Frawen : Welche den 14. Tag Martij … dieses jetztlauffenden 1641. Jahrs … eingeschlaffen / und folgends den 23. eiusdem, sampt ihrem Junggebohrnen Töchterlein / Hedwig Magdalena genant … bestattet worden / Bey ansehnlicher Versamblung gehalten in der Stifftskirchen zu Cassel. Durch Johannem Henricum Stöckenium HoffCaplan daselbsten. Cassel 1641 [VD17 1:035682P].
[2] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[3] Mauritii Filius.
[4] SCHLOTTER, Acta, S. 327.
[5] Hannover; HHSD II, S. 197ff.
[6] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[7] JÜRGENS, Chronik, S. 537f.
[8] SCHLOTTER, Acta, S. 327.
[9] ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 73f.
[10] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.
[11] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 345.
[12] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.
[13] WILMIUS, Chronicon, S. 152.