Heinrichson, Lars
Heinrichson, Lars; Obrist [ – ] Der aus Schweden stammende Heinrichson war in kaiserliche Dienste übergelaufen und war zum Obristen ernannt worden.
„In der zweiten Hälfte des April [1636; BW] tauchte in Brandenburg[1] das Gerücht auf, dass sich Morzin mit seinem durch andere Truppen verstärkten Heer erneut der Havel nähere. Dieses Gerücht erfuhr seine Bestätigung in den Meldungen des schwedischen Kommandanten in Brandenburg, des Obristen Jens [v. Hadersleben; BW], und des Kommandanten in Rathenow,[2] des Obristleutnants Fritz von Löben [Lewen; BW], vom 5. Mai an ihre Vorgesetzten, wonach Morzin bereits am 3. Mai zu Ruppin[3] rendez-vous gehalten haben sollte. Während die Aufmerksamkeit der schwedischen Besatzungen in den Havelpässen völlig auf Morzin gerichtet war, zog heimlich ein 700 Pferde starkes Kavalleriekorps unter dem Obristen Schönickel im Verein mit einer guten Anzahl Dragoner unter dem Obristen Heinrichson, einem schwedischen Überläufer, von Magdeburg,[4] in dessen Umgebung sich zu dieser Zeit eine beträchtliche Zahl sächsischer und kaiserlicher Soldaten lagerte, den Elb-Havel-Winkel aufwärts mit der Aufgabe, Rathenow und Brandenburg zu überrumpeln. Am Abend des 6. Mai waren diese Truppen unbemerkt auf Rattenaw gelanget, daselbst sie dann in aller Stille über die abgeworfene Brücken geschlichen, die Petarden[5] ohne einiges Menschen Gewahr werden angeschraubet und nach solchem das Thor eröffnet, worüber zwischen diesen und denen in dem Stättlein gelegenen 12 Com. Reutern und Tragonern ein stattlicher Alarmen entstanden, dass der Scharmützel in die vierdte Stund gewehret.
Nachdem die schwedische Kavallerie aufgesessen war, hatte sie einen Gegenangriff auf die Sachsen unternommen, in deme sie dreihundert Cürassierer zurück poussiret, viele davon niedergemachett. Doch wurden die Schweden wieder zurückgeworfen. Mit Hinterlassung eines Lieutenants und etlicher Reuter sowie der ganzen Bagage mußten sie endlich Rathenow verlassen. Nach Abbrennen der auf Nauen[6] zu liegenden Havelbrücke zogen sich die Schweden gegen den Rhin zurück.
Die Sachsen aber unterwarfen die eroberte Stadt, Kirche und Schule nicht ausgenommen, einer Plünderung, wobei sie selbst vor Mord nicht zurückschreckten. Worauf selbiger Ort starck besetzt, und 500 Mann, welche Tag und Nacht daran fortificiren sollten, dahin angestellet worden. Den Oberbefehl über die Besatzung erhielt der Obrist Schönickel danach auf dem Rückmarsch.
Inzwischen aber war Jens in Brandenburg vor dem Fall Rathenows wie von dem Anrücken Schönickels benachrichtigt worden. Ohne Zögern rückte er mit seinen Schweden aus, stellte Schönickel auf offenem Felde und lieferte den Sachsen eine solch blutige Schlacht, daß ihrer bei zweihundert ins Gras gebissen, aber siebenzig in achtzig gefangen, und der Obriste Schönickel selbst hart verwundet worden. Mittlerweile hatte auch Banér von der Überrumpelung Rathenows Kunde erhalten. Noch in der Nacht vom 7. zum 8. Mai eilte er von Arneburg,[7] wohin er marchiert war, um Morzin abzufangen, bis Werben.[8] Zugleich hieß er den General Torstenson eiligst nach Rathenow eilen, des Feindes contenance und den Ort Ratenow zu recognosciren. Bereits bei Tagesanbruch meldete Torstenson, daß ein Teil der Feinde zwar schon wieder Rathenow verlassen hätte, daß aber gleichwol Ratenow mit Dragonern noch besetzt were. Unverzüglich marschierte darauf Banér weiter. Schon unterwegs erfuhr er von der Heldentat Jensens. Bald war Banér vor Rathenow angelangt, vor dem sich unterdessen auch Jens eingefunden hatte. Der Obrist Heinrichson gab erstlich ziemlich scharf Feuer heraus auf die Schweden. Als er erkannte, daß ein Widerstand gegen die schwedische Übermacht nutzlos war, bat er um Akkord. Dieser wurde ihm auch bewilligt, allerdings unter der Bedingung, daß seine Soldaten ohne Obergewehr abzögen.
Noch nicht 70 Mann machten von diesem Anerbieten Gebrauch. Der Rest ging zu den Schweden über. Rathenow wurde wieder von den Schweden besetzt. Jens kehrte nach Brandenburg zurück, und Banér zog zur Beobachtung Morzins nach Werben“.[9]
[1] Brandenburg [Stadtkr.]; HHSD X, S. 135ff.
[2] Rathenow [Stadtkr. Rathenow/Kr. Rathenow]; HHSD X, S. 333f.
[3] Ruppin [Land u. Kr.]; HHSD X, S. 343f.
[4] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[5] Die Angabe in S. 86, Anm. 42: es handle sich dabei um „Bohlenbelag“, ist natürlich falsch, es handelt sich um Sprengladungen, die dann den Toren angebracht wurden, wie auch aus dem weiteren Zitat hervorgeht.
[6] Nauen [LK Havelland].
[7] Arneburg [LK Stendal].
[8] Werben (Elbe) [LK Stendal].
[9] SCHRÖER, Havelland, S. 86f.
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