Ibarra, Don Francisco de; Obrist [ – 29.8.1622] Ibarra stand 1621 als Obristleutnant in spanischen Diensten. „Während rechts des Rheins in dieser Zeit Tilly das Vorgelände von Heidelberg[1] erkunden ließ, entschloß sich Córdova auf Betreiben Tillys trotz seines damaligen Mißerfolges vor Frankenthal[2] und trotz der erheblich vorgeschrittenen Jahreszeit, das, wie oben erwähnt, von Franz Karl von Sachsen-Lauenburg eroberte Deidesheim[3] zurückzugewinnen. Tilly hatte Córdova zu diesem Zweck den Generalfeldzeugmeister Alexander von Groote und ein stärkeres Truppendetachement zur Verfügung gestellt. Am 27. November überschritt Córdova, der zwischendurch auf der rechten Rheinseite geweilt, bei Stein[4] den Rhein. Am 30. etwa wurde die Gegend von Deidesheim erreicht. Die mansfeldisch-pfälzische Besatzung der Stadt unter dem Obristleutnant [Lardiin; BW] von Limbach hatte inzwischen die Befestigungen erheblich verstärkt und der Haardtseite zu einen Haupt- und Vorgraben aufgeworfen, sowie einen dreißig Fuß starken Erdwall aufgeführt. Córdova begann alsbald die Belagerung und förderte sie so, dass bereits in der Nacht vom 1. auf den 2. Dezember 1621 Sappen bis zum Mauerwerk vorgetrieben werden konnten. In der Nacht zum 5. Dezember wollte man Breschen sprengen, um den Sturm vorzubereiten. Mitten in diese Arbeiten platzte die Nachricht, daß Mansfeld[5] bei Neustadt[6] eingetroffen sei, offenbar in der Absicht, Deidesheim zu entsetzen. Und in der Tat waren bereits Reitervorposten des Obristleutnants de Jbarra, die in der Gegend von Neustadt standen, mit Vortruppen Mansfelds handgemein geworden. Schnell entschlossen ließ Córdova Teile der Belagerungstruppen Front nach Süden nehmen und einige Regimenter zur Unterstützung Jbarras vorrücken. Die Mansfelder gringen vom Branchweiler[7] Spitalhof her alsbald zum Angriff über und warfen die Mußbach[8] deckenden spanisch-ligistischen Truppen aus dem Dorfe. Schon näherten sich dem Höhenrücken von Lobloch-Gimmeldingen,[9] als Córdovas schnell vorgeworfene Fähnlein und Kompanien von Deidesheim her vor dem Dorfe auftauchten. Es kam zu einem wuchtigen Zusammenprall, wobei auf beiden Seiten Verluste entstanden, der Vorteil sich aber am Ende auf die Seite der Spanier neigte. Um einer Niederlage vorzubeugen, ließ Mansfeld den Kampf abbrechen und seine Truppen auf Mußbach und den Branchweiler Spitalhof zurückgehen. Am anderen Tage nahm er den Kampf nicht wieder auf, sondern begnügte sich, der Neustadter Garnison Verstärkung zuzusenden. Darauf zog er sich in Richtung Germersheim[10] zurück.
Die Spanier konnten nun die Belagerung Deidesheims ungestört fortsetzen. Da ein Entsatz nicht mehr in Aussicht stand, wurde die Stadt am 10. Dezember 1621 durch Ackord übergeben. Die Besatzung erhielt freien Abzug und konnte sich ins Mansfeld’sche Lager begeben. Wenn sich auch die Verluste bei der Belagerung in mäßigen Grenzen gehalten hatten, so wog doch der Tod eines Mannes besonders schwer, nämlich der des oben erwähnten Generalfeldzeugmeisters Freiherrn von Groote, der recht eigentlich die Hauptlast der Belagerungsoperationen zu tragen gehabt hatte. Aller Wahrscheinlichkeit nach war er gegen Ende der Belagerung an einer Seuche erkrankt, der er dann erlag“.[11] Ibarra, nunmehr Obrist, fiel am 29.8.1622 im Gefecht mit mansfeldischen Truppen.[12]
[1] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.
[2] Frankenthal; HHSD V, S. 100ff.
[3] Deidesheim [Kr. Neustadt a. d. W.]; HHSD V, S. 71.
[4] Stein am Rhein [Kanton Schaffhausen; Schweiz].
[5] Vgl. KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld.
[6] Neustadt a. d. Weinstraße; HHSD V, S. 259f.
[7] Branchweiler, südöstlich von Neustadt a. d. Weinstraße, heute Stadtteil.
[8] Mußbach, heute Ortsteil von Neustadt a. d. Weinstraße.
[9] Lobloch, heute Viertel von Gimmeldingen, heute Ortsteil von Neustadt a. d. Weinstraße.
[10] Germersheim [Kr. Germersheim]; HHSD V, S. 112f.
[11] SCHÜTTE, Pfälzer Land, S. 20ff.
[12] KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld, S. 453.