Rustitz, N; Obrist [ – ] Rustitz stand als Obrist in kaiserlichen Diensten.
„Am 3. November [1633; BW] zeigten sich feindliche Reiter bei Cöpenick,[1] die zwei Mühlen ausraubten. Tags darauf kam die Nachricht, dass der kaiserliche Obristleutnant von Winß mit 500 Kürassieren anderthalb Meilen von Berlin stehe. Einzelne Reiter streiften bis vor Cölln[2] und nahmen an der Hasenheide einen Schützen und einen Schäfer gefangen, wobei sie ein paar Weiber, die auf dem Felde arbeiteten, ausplünderten“.[3] „Inzwischen hatte der kaiserliche Befehlshaber Oberst Rustitz den Abzug der Garnison [Volkmann; BW] erfahren. Gegen 6 Uhr abends [8.11.1633] erschien sein Abgesandter Oberstleutnant von Winß vorm Stralauer Tor und verlangte in einer wichtigen Angelegenheit den Rat zu sprechen. Nachdem er durch Handschlag freies Geleit zugesichert erhalten, kam er in die Stadt geritten und stieg beim Ratsherrn Philipp Trumbach ab, der gegenüber dem cöllnischen Rathause eine große Gastwirtschaft betrieb. Hier fand sich alsbald der ganze Rat ein, und Winß kündigte den erschrockenen Herrn 5000 Mann Einquartierung an; weil Brandenburg jetzt mit den Schweden verbündet sei, setzte er auf ihre bestürzte Frage hinzu. Schnell waren die Bürgermeister mit der Antwort zur Hand: ob und wieweit sich der Kurfürst mit Schweden verbunden habe, wüssten sie nicht, hätten sich auch nicht darauf einzulassen. Das werde er selbst zu verantworten wissen. Sie den Obersten dringend, als ‚Landkind und Patriot’ – er stammte aus Birkenwerder – für sie bei Rustitz zu sprechen. Winß blieb fest; in zwei Stunden müsse er ihre Antwort haben. Eilends wurde die ‚alte Regierung’ und die Verordneten berufen. Drei Stunden beriet man, um endlich zu dem Entschluß zu kommen, der von vornherein der einzig mögliche war, sich von der Einquartierung loszukaufen. Um Mitternacht waren sie wieder bei Trumbach; Winß schlug 20 000 Taler vor. Das erklärte der Rat für unmöglich, sie könnten allerhöchstens monatlich 2000 Taler zahlen. Schließlich ritt Winß fort, um seinem Feldherrn zu berichten. Bis 2 Uhr nachts hatte die Verhandlung gedauert. Am nächsten Morgen erschien in aller Frühe der schwedische Oberst Sparenberg [Justus Matthias v. Sparrenberg; BW], der mit seinem Reiterregiment dem General von Klitzing unterstellt war, vor Cölln und fragte nach Winß. Die Bürger dankten Gott, dass der Kaiserliche schon fort war. Zwei Tage voll banger Erwartung vergingen. Am folgenden Morgen, einem Montag, hielt der Propst von Berlin, Georg Lilie, in der überfüllten Kirche eine Predigt über die Worte aus dem Propheten Jeremias: ‚Es ist eine Zeit der Angst in Jakob, noch soll ihnen daraus geholfen werden’, und ermahnte die Zuhörer, zu Gott um Hilfe zu flehen, indem er ihnen aus dem Sonntagsevangelium zurief: ‚Herr, komme herab, ehe denn unsere Stadt und Land stirbt’. Da brachte plötzlich ein kaiserlicher Trompeter die Aufforderung, einige Ratsherren sollten nach Hönow[4] kommen und sich von Winß Antwort holen. Man schickte Christoff Friese und Philipp Trumbach sowie den Berliner Stadtschreiber Daniel Pasche. Als diese in Hönow eintrafen, war Winß nicht zu finden; auch in Dolewitz,[5] wo bisher das Hauptquartier gewesen, sahen sie nicht einen kaiserlichen Reiter. Alles war abgezogen. Voller Freude kehrten die Herren in die Stadt zurück. In seinem Bericht an den Kurfürsten schrieb der Rat dankerfüllt, sie hätten ‚Gottes des Allerhöchsten sonderbare Providenz und gnadenreichen Protektion handgreiflich zu verspüren gehabt’. In den nächsten Tagen hörte man, daß der Feind von Cöpenick aus einige Dörfer geplündert habe. Dann verließ er auch diesen Posten. Bald erfuhr Berlin, wem es seine Befreiung zu verdanken hatte: Arnim war endlich mit seinen Truppen von Südwesten her in die Mark gekommen, und diese Nachricht hatte die Kaiserlichen vertrieben“.[6]
[1] Berlin-Köpenick; HHSD X, S. 62ff.
[2] Berlin-Neukölln; HHSD X, S. 86ff.
[3] FADEN, Berlin, S. 187.
[4] Hönow, heute Ortsteil von Hoppegarten [LK Märkisch-Oderland].
[5] Dahlwitz-Hoppegarten [LK Märkisch-Oderland].
[6] FADEN, Berlin, S. 187f.