Lichtenstein, Hans Georg von; Obristleutnant [ – ] Lichtenstein stand 1619/1620 als Obristleutnant im Heer der protestantischen Union.
„Trotzdem blieb Christian von Brandenburg-Kulmbach/Bayreuth auch nach dem Nürnberger Tag als Unionsmitglied seiner Politik mit großer Konsequenz treu, und als die Union tatsächlich Truppenteile nach Böhmen abstellte, leistete er dem im Rahmen des Möglichen Widerstand. Er hatte sich schon bei der Aufstellung der Unionstruppen ausbedungen, daß es ihm jederzeit freistehen sollte, seine Offiziere ‚im Fall eigener Bedürfnis nach Belieben wieder abzufordern‘. Von diesem Recht der Abforderung machte er in der Folge auch wiederholt Gebrauch, ohne daß eine dringende Notwendigkeit dafür erkennbar war. Aber seine Absichten und Handlungen zur Schwächung der Unionstruppen in Böhmen gingen weit über die Abberufung einzelner Offiziere hinaus. Das Ziel, das er im Winter 1619/1620 mit großer Beharrlichkeit verfolgte, war kein geringeres, als den Abzug aller Unionstruppen aus Böhmen zu erreichen. Dabei kamen ihm zwei Umstände sehr zustatten. Zunächst, daß diese Truppen, die nur unzureichende Winterquartiere gefunden hatten, die vielfachen Mangel litten und die sich ‚von den groben Böhmen je lenger je schlimmer tractirt‘ fühlten, nichts mehr ersehnten, als den baldigen Abmarsch aus Böhmen. Dann, daß er in enger Verbindung zu Hans Georg von Lichtenstein stand, der als Obristleutnant 4 Kompanien Reiter befehligte. Mit ihm entspann sich schon im Herbst 1619 ein reger Briefwechsel, durch welchen der Markgraf aufs eingehendste mit allen Vorgängen in Böhmen vertraut gemacht wurde. In diesem Schriftwechsel fehlte es nicht an gehässigen Tönen gegenüber dem Königlichen Hof zu Prag, mit dem man beiderseits kein gutes Einvernehmen hatte. Bald war man sich einig, daß es nur ein Ziel gebe: den Abzug der Truppen, auch gegen den Widerstand des Königs und Christians von Anhalt. Um diesen Abzug zu erreichen, nützte der Markgraf nun seinen ganzen Einfluß, den er auf den stellvertretenden Unionsgeneral, seinen Bruder Joachim Ernst, hatte. So konnte Lichtenstein endlich im April 1620 den ergangenen Befehl zur Rückführung der Truppen in die Oberpfalz nach Bayreuth[1] übersenden. Der Markgraf nahm ihn mit Befriedigung zur Kenntnis, waren doch die Truppen nun dem in seinen Augen sinnlosen und gefährlichen böhmischen Abenteuer entrückt und standen wieder zu notwendigen Verteidigungszecken im Reich zur Verfügung. Zudem sollten alle aus Christians Diensten stammenden Offiziere aus den Kompanien entlassen und an ihn zurückgeschickt werden“.[2]
Im Staatsarchiv Bamberg finden sich Nachrichten über den Zug Lichtensteins mit vier Kompanien durch die Rothenburgische[3] und Hallische[4] Landwehr nach Wimpfen[5] (1619, 5. April bis 1620, 7. August).[6]
Möglicherweise war Hans Georg von Lichtenstein mit Helena Maria, geb. von Stetten (ihre dritte Ehe), verheiratet. Die Ehe dürfte, wenn ja, um 1643/44 geschlossen worden sein.[7]
[1] Bayreuth; HHSD VII, S. 77f.
[2] STICHT, Markgraf Christian, S. 38.
[3] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.
[4] Schwäbisch Hall [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 723ff.
[5] Bad Wimpfen [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 51f.
[6] Staatsarchiv Bamberg Geheimes Archiv Bayreuth (GAB) 3993.
[7] Bei GRUNDMANN, Deutscher Glockenatlas Bd. 1, S. 508, wird diese Ehe genannt. Freundlicher Hinweis von Herrn Georg Wolf, Spiegelau.