Künsberg zu Thurnau und Ermreuth, Georg Wilhelm von; Hauptmann [1583 oder 1589/1590 – 1642 oder 1643]
Georg Wilhelm von Künsberg zu Thurnau[1] und Ermreuth[2] [1583 oder 1589/1590[1] – 1642 oder 1643[2]], der Bruder Hans Heinrichs von Künsberg [1590-1644], stand als Hauptmann in brandenburg-kulmbachischen Diensten.
„Zum gleichen Zeitpunkt entwickelte auch der Markgraf Christian von Brandenburg-Kulmbach verstärkte Werbeaktivitäten. Bereits am 20. Mai 1631 hatte er in Kulmbach[3] über das neu geworbene Regiment den brandenburgischen Obristen Muffel Musterung gehalten. Hanß Christoff Muffel von Ermreuth ‚uff Neuses, Bieberswehr und Göppmannnsbühl‘ war brandenburg-kulmbachischer und königlicher Majestät in Schweden bestellter Obrist über ein Regiment deutschen Kriegsvolks zu Fuß sowie Hauptmann der Festung Plassenburg[4] ob Kulmbach. Muffels Regiment umfaßte zu diesem Zeitpunkt bereits 900 Soldaten. Hauptleute dieses Regiments waren u. a. Georg von Wildenstein, Wolf Adrian von Künsberg und Wolf Gerhard von Guttenberg. Hans Casimir von Schaumberg führte als Kapitänleutnant die Kompanie des Obristen. Für eine kuriose Begebenheit am Rande sorgte Wolff Gerhard von Guttenberg, der beim Eidschwören dreimal in Ohnmacht fiel. (Looshorn VI, S. 149; Sticht, S. 115).
Am 9. Dezember gleichen Jahres meldete der fürstbischöfliche Kaster zu Stadtsteinach,[5] Hanns Frankenberger, daß der Obrist Muffel seine im Markgrafentum für Schweden geworbenen Soldaten nun größtenteils beisammen hat und in Stadtsteinach einen Musterplatz errichten will. Beim Regiment ist Wolf Gerhard von Guttenberg Obristleutnant, Wolf Adrian von Künsberg ist Obrister Wachtmeister (Major), Hauptleute sind Georg Wilhelm von Künsberg, Georg Christoph von Künsberg, einer von Peulwitz (Ernst von Beulwitz) und einer von Wirßberg. (Looshorn VI, S. 168). Das Muffel’sche Regiment bedrückte nun zu Beginn des Jahres 1632 zunehmend das ganze Hochstift und forderte hohe Kontributionen vor allem in der Fränkischen Schweiz und im Amt Hollfeld.[6] Die hollfeldischen Amtsuntertanen beschwerten sich am 1. März beim Bischof: ‚Sie reiten und laufen täglich aus, nehmen Pferde, Vieh, alle Fahrnus weg, verderben und verwüsten in Häusern, was sie antreffen, sagen der König von Schweden werde mit 18.000 Mann kommen, dann ist kein Kaiser und Fürst mehr. Und doch ist dies kein fremdes Volk, sondern lauter markgräfliches und edelmännisches Gesindt. […] Geht alles zum Schein im schwedischen Namen nach Patent des Feldmarschalls Horn und gehört doch alles dem Markgrafen zu‘. (Looshorn VI, S. 232). Dies zu Herkunft und Disziplin der ’schwedischen Truppen‘ im Hochstift Bamberg. Auch dem Coburger Herzog Johann Casimir gingen die Willkür und das disziplinlose Verhalten der sich in schwedischen Dienst stellenden Reichsritterschaft und ihrer geworbenen Soldateska zu weit. In einem Brief beschwerte er sich am 7. Februar 1632 bei seinem Bruder Johann Ernst von Eisenach über die Exzesse der einheimischen Söldner: ‚[…] wollen zwar alle schwedische Soldaten sein, aber schwedischer Disziplin und christlicher Verhaltung nicht gemäß leben oder nachfolgen‘. (Huschke, S. 35)„.[7]
„Anfang März 1632 machten die Kaiserlichen Ernst und schritten zur Rückeroberung des Hochstifts. Am 5. März schrieb zu Auerbach[8] Sekretär Beringer zum Bischof nach Vilseck,[9] daß das Volk des Generals Cratz unversehens Hollfeld überfallen habe überfallen habe, die ‚Garnison, ungefähr 300 stark, darunter ein Leutenant, ganz und gar ufgeschlagen und den Hauptmann Guttemberger [Wolff Gerhard von Guttenberg aus dem Regiment Muffel] neben einem Leutenant und Fähndrich gefangen bekommen‘. Nach dem Bericht der Schwester Junius (S. 53) erfolgte der Überfall auf Hollfeld durch Reiter des Regiments d’Espaigne, welche dort ‚Bey 500 schwedten angetroffen, die noch in der Ruh gelegen und sich gar nicht besorgt haben […], welche sie alle nidter gemacht haben / in aller Stille dan es nur Bysch, Basch gangen ist […]‘ (eine erstaunliche Wortwahl für eine Nonne). Cratz nahm sein Quartier zuerst in Pottenstein[10] und schlug am folgenden Tag das Hauptquartier in Pretzfeld[11] auf. Nach Angabe des Pottensteiner Vogts Schmelzing bestand seine Streitkraft aus etlichen 1000 Mann. (Looshorn VI, S. 237).
Beim Vergleich der hinsichtlich ihrer Aussage und politischer Intention höchst unterschiedlich gefärbten Berichte zu diesem Thema, zeigt sich wieder einmal deutlich, daß man sich in der Geschichtsschreibung nicht unkritisch von einseitigem Quellenmaterial beeinflussen lassen sollte, welches, gerade wenn es sich um Primärquellen handelt, in der Regel von den jeweils verfassenden Parteien in ihrem Sinne abgefaßt und möglichst positiv formuliert wurde. In folgendem Fall ist es sinnvoll, sich vergleichend an den offiziellen Berichten beider Seiten zu orientieren. Meist verlässlich sind auch die Briefe Tillys an Maximilian von Bayern, welche in die folgende Schilderung einfließen.
Der bayerische Generalleutnant Tilly war am 22. Februar 1632 mit 72 Fähnlein zu Fuß und 60 Cornets zu Pferd von Nördlingen[12] aufgebrochen. Nach Hurter (Bd. 10, S. 506), betrug die Stärke der Armee 14.500 Mann zu Fuß und 6000 Reiter. Am 27. Februar stand Tilly in Neumarkt,[13] wo er ‚Generalrendezvous‘ hielt. Die Stärke der Truppen soll dabei auf 20.000 Mann, darunter allerdings 8000 Mann neugeworbener bayerischer Ausschuß, und 22 Geschütze gemustert worden sein (Theatr. Europ. II, S. 526). Der bayerische Generalquartiermeister Lorenz Münch von Steinach (Looshorn (Bd. VI, S. 234) nennt ihn von Rinach) beziffert in einem Brief an den Bamberger Fürstbischof aus Nördlingen die voraussichtliche Truppenstärke Tillys mit nur 8000 zu Fuß und 3000 Reitern, ohne jedoch die neugeworbenen Truppen zu berücksichtigen. Tilly selbst spricht in seiner 1632 in Augsburg[14] gedruckten Relation von 12.000 Mann, wobei auch er die 8000 Mann neugeworbenen Ausschusses außer Acht läßt. Die Zahlen werden von Looshorn (Bd. VI, S.2 43/244) bestätigt, welcher in Berufung auf M. Wieland (S. 14f.) die Hauptmacht Tillys mit 12.000 Mann (einschl. der Cratz’schen Truppen von 2000-3000 Mann) plus 8000 Mann bayerischer Landmiliz angibt.
Am 3. März brach Tilly in der Oberpfalz auf und erreichte über Altdorf[15] (4. u. 5. März), Lauf[16] (6. u. 7. März), Neunhof,[17] Eschenau[18] und Neunkirchen[19] am 8. März mit seiner ‚Leibguardj‘ Forchheim[20] (Soden I, S. 192f.). Dort traf er den Generalfeldzeugmeister Johann Philipp von Scharfenstein, der nach Maximilians früherer Anordnung über zusätzlich mindestens 800 Pferde und 1600 Mann zu Fuß verfügte, welche sich vom Hauptquartier Pretzfeld Richtung Hirschaid[21] in Bewegung setzten. Die Truppenstärke des Generalfeldzeugmeisters muß jedoch, wie auch der Pottensteiner Vogt Johann Schmelzing bestätigt, wesentlich größer gewesen sein, denn u. a. gehörten auch drei kaiserliche Regimenter, nämlich das Fußregiment des Grafen Albig von Sulz sowie die berittenen Regimenter Bredau (Johann Rudolf Frh. von Bredau, auch Bredow, welcher 9 Kompanien deutsche Kürassiere führte) und das wallonische Regiment Jung-Merode [Johann II. von Mérode-Waroux; BW] aus 10 Kompanien Dragonern dazu (u. a. Soden I, S. 187 und DBBTI/LKKA V, S. 388, 403).
Nach einer Verpflegungsordonnanz des schwedischen Generalkommissärs Sigmund Heußner von Wandersleben (Looshorn VI, S. 223) betrug die Gesamtstärke der Truppen des schwedischen Feldmarschalls Horn in Bamberg[22] 96 Kompanien Infanterie und 54 Cornets Kavallerie, mithin ca. 96000 Mann zu Fuß und 4300 Reiter, insgesamt 14.000 Mann […].
In Pottenstein ließ Cratz eine Garnison von 57 Musketieren zurück, weswegen die Bewohner den auf der Durchreise von Auerbach nach Forchheim befindlichen Fürstbischof am 8.3. baten, sie von diesen Soldaten zu befreien, die ‚ganz undeutsch sind und die man hier nit verstehen kann‘ (Looshorn VI, S. 238). Es handelte sich dabei um im Bistum Lüttich geworbene Wallonen des Jung-Merodischen Regiments. Der Fürst begab sich am gleichen Tag weiter nach Forchheim, um dort mit Tilly zusammenzutreffen. Dem Dienstag den 9. März brach man nach Bamberg auf. In Hirschaid, eine Stunde vor Bamberg, wurde Kriegsrat gehalten. Es war schon gegen Abend und Tilly schickte eine Kompanie Kroaten vom Regiment Fugger und eine Kompanie Dragoner zum Rekognoszieren voraus (Der bayerische Generalwachtmeister Ottheinrich Graf Fugger führte, außer seinem starken Fußregiment, das einzige bayerische Kroatenregiment, bestehend aus 500 Reitern in 6 Kompanien, geworben 1631, außerdem eine Kompanie Dragoner. Das ‚fuggerische croatisch Regiment‘ ging im Jahr 1635 mit einer Bestallung als Oberst an den späteren kurbayerischen Generalwachtmeister zu Roß und Feldmarschall-Leutnant Georg Truckmüller [Druckmüller; BW]).
Mittlerweile hatten sich auch Bamberger Bürger, dem Herannahen des Ersatzheeres ermutigt, gegen die schwedischen Besatzungstruppen gestellt. Da mehrere seiner Leute bereits von Bürgern getötet worden waren, mußte Horn erhebliche Anstrengungen unternehmen, um die schwedische Armee von einem Blutbad abzuhalten. Trotzdem fielen etwa 20 Bürger den Soldaten zum Opfer. Die offiziellen Berichte verschweigen, wie nahe Bamberg damals einer Katastrophe entging.
Gustav Horn hatte die Befestigung Bambergs mit Verstärkungen versehen lassen, welches, wie die Nonne vom Heiligen Grab schreibt, nur langsam vor sich ging weil der Boden teilweise noch gefroren war: ‚[…] da haben sie bey unsern closter angefangen zu schantzen / aber es ist so hart gefroren gewessen / das sie nicht haben hauen könen / allso haben sie dissen tag gar wenig gearbeit‘. Horn selbst machte am 9.3. gegen Abend eine ‚Tour um die Retranchements‘ um die arbeitenden Soldaten anzufeuern, die noch nicht vollendeten Befestigungsabschnitte zu schließen. Ein Teil der Regimenter war deshalb noch mit Schanzarbeiten beschäftigt, als die kaiserlich-bayerischen Truppen heranrückten.
Als Horn die Annäherung der bayerischen Vortruppen bemerkte, schickte er den Grafen [Heinrich Wilhelm Graf zu; BW] Solms zu seinem vor der Stadt an der Seeßbrücke (der späteren Kettenbrücke) mit Schanzarbeiten beschäftigten Regiment, um ein frühzeitiges Engagement mit dem Feind zu verhindern. Parallel dazu schickte Horn jedoch auch durch den Obersten Kochtitzky [Kochczitz; BW] dem Reiterregiment (Wolf Heinrich von) Baudissin, welches die ‚Reiterwacht hatte‘, den Befehl, sich in Bereitschaft zu halten. Dieser Befehl wurde allerdings von dem überbringenden Boten fehlinterpretiert, so daß sich das Baudissin’sche Regiment unter dem Oberstleutnant Johann von Bülow zum Angriff schickte und ‚gar weit gegen das Holz, da der Feind sich sehen lassen avancirt‘. Nachdem Horn dieses bemerkte, begab er sich mit dem Oberst Solms zur Brücke und erteilte dem Bülow’schen Regiment den Befehl sich zu retirieren und hinter den Verschanzungen aufzustellen.
Es war jedoch schon zu spät. Von den bayerischen Kroaten und Dragonern sowie 300 Musketieren unter Feldzeugmeister Cratz und Graf Waldemar von Fahrensbach angegriffen, wurden die Bülow’schen Reiter in Unordnung gebracht und zogen in ihrer Flucht die Solms’schen Knechte, welche eigentlich die Verschanzungen an der Regnitzbrücke sichern sollten, mit sich. Obwohl Horn und Solms sich nach Kräften bemühten, die eigenen Truppen zum Stehen zu bringen und zur Verteidigung zu bewegen, drangen die Bayern in die Stadt ein. Graf Solms wurde bei dieser Attacke ins Bein geschossen. Vom Regiment des jungen Grafen (Johann Jakob von) Thurn unterstützt, gelang es Horn, die bayerischen Truppen wieder über die Brücke zurückzudrängen, welche daraufhin abgeworfen wurde, und die Verschanzungen mit Solms’schen und Muffel’schen Knechten zu besetzen. Die schwedischen Musketiere standen hinter einer Brustwehr aus mit Erde gefüllten Weinfässern und es entspann sich nun ein hartnäckiges Feuergefecht, das bis in die Nacht dauerte. Der Hasselhof sowie viele Gebäude in der Wunderburg und in der Gärtnerei brannten dabei ab. Nachdem Tilly in einem Garten zwei Geschütze hatte auffahren lassen (an dem der Brücke gegenüberliegenden Gasthaus zum Einhorn, jetzt Deutsches Haus) begannen Horns Truppen, sich zwischen 1 und 2 Uhr nachts zurückzuziehen (aus den Stadttoren bei St. Jakob, auf dem Kaulberg und dem ‚Pfeufersthore‘).
Die kaiserlichen Regimenter bemächtigten sich nun der Stadt. Tilly kommandierte sofort seine Reiter zur Verfolgung der flüchtenden schwedischen Truppen. Die Kroaten, eine Anzahl Dragoner sowie die Reste des kaiserlichen Regiments Bredau und des bayerischen Regiments d’Espaigne erreichten die schwedische Nachhut und verbreiteten unter ihr Tod und Verderben. Nach der Jesuitenchronik gelang es dem Baudissin’schen Oberstleutnant Johann von Bülow knapp die Flucht mit nur wenigen Begleitern, welche unterwegs niedergehauen wurden, so daß Bülow alleine entkam. Der schwedische Oberst Georg Wulf von Wildenstein und sein Oberstleutnant Limbach gerieten in Gefangenschaften (BHVB 48, 20, 23). ‚Das Nachsetzen und Verfolgen hat auf unterschiedlichen Straßen von 2 bis 3 Meilen Wegs continuiert [1 deutsche Meile betrug 7, 415 km] und sind hierunter auch von den katholischen Bauern viele Schweden erlegt worden, also daß die schwedische Infanterie, so in allem 5 [?] Regimenter gewesen in diesem und hievorgenannten gegen Hallstadt[23] und selbiger Seite gelegenen Bergen geschehenen Nachsetzen ganz dissipiert und zerstrümmert worden‘. (Nach der Anzahl der 96 Kompanien zu schließen umfaßte die schwedische Infanterie mindestens 12 Regimenter). Auch die schwedische Reiterei erlitt großen Schaden. Insgesamt verloren die Schweden 3000 bis 4000 Mann. Die meisten jedoch durch Überläufer, da viele Soldaten, welche nach der Niederlage von Breitenfeld[24] untergesteckt worden waren, wieder zu ihren alten Fahnen zurückkehrten. Auch Feldmarschall Horn war bereits von 2 Kroaten gefangen worden, als ihn 17 seiner Reiter wieder befreiten. Die bayerisch-kaiserliche Seite hatte nur wenige Tote zu beklagen, doch waren der kaiserliche oberst Graf Albig von Sulz und ein Oberstleutnant vom bayerischen Regiment Fahrensbach gefallen. Das Kürassierregiment des Obersten Bredau erbeutete bei der Verfolgung das Gepäck und Silbergeschirr des Grafen Solms. Auch die gemeinen Soldaten machten durchwegs gute Beute ‚und oft mancher gemeine Knecht ein gutes Bündel mit Geld, des Silbers, schöne Kleider, Pferde u. a.‘ Die schwedischen Truppen zogen sich nun auf beiden Seiten des Mains, teils über Hallstadt, welches sie anzündeten, teils über Eltmann[25] und Haßfurt[26] in Richtung Schweinfurt[27] zurück. Um die Verfolgung zu erschweren, ließ man die Brücken bei Hallstadt und Eltmann über den Main abbrennen. In Haßfurt sammelte Horn seine Armee so gut wie möglich wieder. Die schweren Geschütze ließ er in der Nacht von den Lafetten heben, in Schiffe laden und nach Schweinfurt führen. 20 leichte Regimentsstücke, welche 3 und 4 Pfund schossen, 3000 schöne neue Musketen samt allem Zubehör, 100 Zentner Pulver, 130 Zentner Lunten und 136 Fäßlein mit Musketenkugeln fielen jedoch den kaiserlich-bayerischen Truppen in die Hände. Nach dem Bericht Gustav Horns an den König verloren beide Seiten an Toten nur jeweils 400 Mann. Am meisten Schaden erlitten das Solms’sche und das Muffel’sche Regiment, speziell die Kompanien des Oberstleutnants Wolf Gehard von Guttenberg und des Hauptmanns Georg Wilhelm von Künsberg.
Bamberg war die erste große Niederlage, welche die Schweden seit ihrer Landung in Deutschland erlitten. Beim Abzug wollten sie bei der Seeßbrücke 2 Tonnen Pulver anzünden, ‚alles zersprengen‘ und dem Gegner den Einzug unmöglich machen, ‚aber Gott, der die seinigen nicht verlest / hat gnad geben / das zwey alte eheleüdt die do gewondt haben solches gwar wordten / und alls Balten wiederumb gelescht / haben aber sich mechtig verbrent / wie sie dan nicht lang darnach alle zwey gestorben seint‘. Auch in vielen Gassen und in den Häusern selbst in den Betten hatte man Pulver und Stroh gelegt um die Stadt zu zerstören, welches die Bürger jedoch verhindern konnten. Bischof Johann Georg kam am Mittwoch den 10. März in die Stadt, welches der Tag der Erhebung des h. Kaisers Heinrich war, und hielt im Domstift wiederum die erste Messe. (Looshorn VI, 239f.; Maria Anna Junius in BHVB Nr. 52, S. 61)„.[28]
„Dort [in Oberfranken; BW] sollte Anfang 1632 das markgräflich Muffel’sche Regiment nach Weismain[29] verlegt werden, dessen Bürger und Ausschuß größtenteils in Kronach[30] in Garnison lagen. Zu diesem Zweck rückte Hans Christoph Muffel mit 50 Knechten am 11. Februar, dem Tag der Einnahme Bambergs, in die Stadt ein. Weil der Bischof noch kurz vorher hatte verkünden lassen, mit den Markgräflichen in guter Nachbarschaft leben zu wollen, wurden sie gutwillig eingelassen. Am nächsten Tag folgten 2 Kompanien dieses Regiments unter Woll Gerhard von Guttenberg und Hauptmann Georg Wilhelm von Künsberg und forderten 5000 Gulden Ranzion. Dies obwohl der schwedische Feldmarschall Gustav Horn der Stadt am 16. Februar eine Salva Guardia (Schutzwache) bewilligt hatte. Auf Nachricht vom Anzug Tillys [….] verließen sie die Stadt am 6. März wieder und zogen sich nach Lichtenfels[31] zurück.
Daraufhin schrieb am 7. März der Obrist Hastver, welcher sein Quartier in Lichtenfels aufgeschlagen hatte und sich für die gesamten Musterplätze im Hochstift verantwortlich fühlte, etliche Drohbriefe an die Weismainer, unter anderen einen an 4 Ecken angebrannten Brief mit dem Inhalt, er wolle die Stadt mit Feuer und Schwert ruinieren, auch ihre Weiber und Kinder nicht verschonen, etc. Bereits am 24. Februar hatte er die bischöflichen Untertanen in Lichtenfels in ähnlicher Weise bedroht, welche daraufhin keinerlei Widerstand leisteten. Auch nach Kronach hatte er einen Drohbrief geschrieben. Hier, ebenso wie in Weismain, fruchteten die Drohungen jedoch nichts; man kündigte Widerstand an, worauf die brandenburg-kulmbachischen Kompanien des Regiments Muffel, vom Anzug Tillys alarmiert, nach Bamberg zum Sukkurs (Verstärkung, Unterstützung) der schwedischen Truppen zogen, wo wir sie am 9. März bei der vergeblichen Verteidigung Bambergs finden (Looshorn VI, S. 206, 229; Soden I, S. 189). Weismann sollte erst am 23. März 1633 von Herzog Bernhard erobert werden“.[32]
„Die Einnahme Bambergs durch die Schweden [11.2.1632; BW] und deren Vormarsch mainaufwärts löste im ganzen Hochstift einen ungeheueren Schock aus. Kronach bereitete sich zum Kampf. Viele kleinere Orte des Hochstifts aber nahmen, um einer Besetzung durch die Schweden zu entgehen, freiwillig eine von Oberst von Muffel angebotene salva guardia an. Also rückte umgehend eine markgräfliche Besatzung in den Orten Stadtsteinach,[33] Kupferberg,[34] Hollfeld und in Weismain ein. Letztere Stadt war wegen ihrer guten Befestigungen besonders wichtig. 50 Knechte unter einem Leutnant marschierten hier zunächst ein, tags darauf dann noch zwei markgräfliche Kompanien unter dem Oberstleutnant Gerhard von Guttenberg und dem Hauptmann Georg Wilhelm von Künßberg. Der Schutz mußte aber beachtlich hoch bezahlt werden, denn der zum Rathaus bestellten Bürgerschaft wurde verkündet, daß die Stadt sofort eine Ranzion von 5000 fl. aufzubringen habe. Die Besatzung währte nur sehr kurze Zeit. Schon Anfang März, als Tilly die Schweden in Bamberg bedrohte, rückten die markgräflichen Truppen wieder ab. Da Weismain nur 1143 fl. der Ranzion bezahlt hatte, führten die Markgräflichen bis zur Bezahlung des Restes zwei Geiseln mit sich fort. Die aus den Orten abgezogenen markgräflichen Truppen marschierten umgehend unter Muffels Kommando nach Bamberg, um dort die Schweden gegen Tilly zu verstärken. Als das Muffelsche Regiment aber in der Vorstadt ankam und sich anschickte, in die Stadt selbst einzurücken, wurde es überraschend von den bereits eingedrungenen ligistischen Truppen angegriffen und zerstreut. So erwuchsen hier den markgräflichen Einheiten erstmals größere Verluste“.[35]
[1] oocities.org/wappenrolle1/k/k010.html. 1589 nach zeno.org/Pierer-1857/A/K%FCnsberg.
[2] 1643 nach dr-bernhard-peter.de/Heraldik/Galerien/galerie510.htm. Vgl. auch ELSTNER, Die von Künsberg; oocities.org/wappenrolle1/k/k010.html.
[1] Thurnau [LK Kulmbach].
[2] Ermreuth [LK Forchheim]; HHSD VII, S. 183.
[3] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.
[4] Plassenburg, Die [Stadt Kulmbach]; HHSD VII, S. 587.
[5] Stadtsteinach [LK Kulmbach], HHSD VII, S. 710f.
[6] Hollfeld [LK Bayreuth].
[7] ENGERISSER, Von Kronach, S. 37f. (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).
[8] Auerbach i. d. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.
[9] Vilseck [LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.
[10] Pottenstein [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 593.
[11] Pretzfeld [LK Forchheim].
[12] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.
[13] Neumarkt i. d. OPf.; HHSD VII, S. 505f.
[14] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[15] Altdorf bei Nürnberg [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 8.
[16] Lauf (Pegnitz) [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 393.
[17] Neunhof [Stadt Lauf/Pegnitz, LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 508f.
[18] Eschenau [Gem. Eckental, LK Erlangen-Höchstadt]; HHSD VII, S. 185f.
[19] Neunkirchen a. Brand [LK Forchheim]; HHSD VII, S. 509f.
[20] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.
[21] Hirschaid [LK Bamberg].
[22] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.
[23] Hallstadt [LK Bamberg]; HHSD VII, S. 266f.
[24] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f.
[25] Eltmann [LK Hassberge], HHSD VII, S. 172ff.
[26] Haßfurt [LK Hassberge]; HHSD VII, S. 273f.
[27] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[28] ENGERISSER, Von Kronach, S. 41ff.
[29] Weismain [Gem. Altenkunstadt, LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 797f.
[30] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.
[31] Lichtenfels [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 408.
[32] ENGERISSER, Von Kronach, S. 62.
[33] Stadtsteinach [LK Kulmbach], HHSD VII, S. 710f.
[34] Kupferberg [LK Kulmbach], HHSD VII, 382.
[35] STICHT, Markgraf Christian, S. 141f.