Bibo [[Bibow, Biboo, Bibau, Bibbau], [Heidenreich ?] von; Obrist [ -2.11.1642 bei Breitenfeld] [Heidenreich ?] von Bibo [Bibow, Biboo, Bibau, Bibbau] [ -2.11.1642 bei Breitenfeld] stand zunächst als Rittmeister in sachsen-weimarischen und später als Obrist in schwedischen Diensten.
1631 führte er die Kavallerie-Leibkompanie Wilhelms IV. von Sachsen-Weimar.
Über die Kriegsereignisse in und um Mühlhausen[1] heißt es: „Im Dezember [1631; BW.] legte Herzog Wilhelm von Weimar seine Leibcompagnie Reiter, von Bibo commandirt, nach Mühlhausen, selbige zu unterhalten. Dieselbigen nahmen die Bürger hart mit, denn es war kein Befehl da, wie man sie verpflegen sollte. Die Bürger mußten ihnen kaufen, was sie begehrten, Säbel, Pistolen, Halfter, und was sie nötig hatten“.[2]
Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar hatte sichtlich Schwierigkeiten, von den Ständen die Beiträge für seine Armee einzutreiben, so dass sich die Truppen ihre Ausrüstung anderweitig besorgen mussten. Die zweite Einquartierung Bibos in der freien Reichstadt Mühlhausen im Dezember 1632 zeigte dies sehr deutlich:
„Den 26. November [6.12.; BW] hat der Fürst von Weimar seine Leib-Compagnie unter dem Rittmeister [!] Bibo in die Stadt einquartiert. Diese Soldaten haben sich nicht wie Menschen, sondern wie lebendige Teufel erzeigt mit Schießen Tag und Nacht, und haben die geringsten von ihren Wirthen erpreßt Sattel, Zeug, Stiefel, Sporen, Pistolen, Degen etc., und wird ihnen mit Wahrheit nachgesagt, daß Türken und heiden mit ihren Feinden nicht übler handeln können, als diese leichtfertigen Vögel gethan haben. Den 1. December begehrte dieser Rittmeister Bibo vom Rathe 12,000 Thaler und hat 800 bekommen“.[3]
Die Thomas-Chronik hält für den 29.12.1632 fest: „Den 19. Dez. hat ein Reuter von der Bibonischen Kompanie die Herren Balletkommissarien[4] auf dem Rathause in ihren Verrichtungen mit gotteslästerlichen Flüchen, so zu erzählen ein Abscheu, samt andern weit ansehenden Bedrohungen übergeben, den Degen im Rathause bloß gezogen und sich dermaßen bezeigt, daß darob gar leicht ein Aufstand unter der Bürgerschaft und den Soldaten, wo denselben nicht beizeiten begegnet worden, sich zutragen können. Als nun zur Verhütung ferneren Unglücks der Rat den Soldaten anhalten und solches dem Rittmeister klagen lassen, hat dieser von den abgesandten Ratspersonen einen in Arrest genommen und denselben ehe und bevor nicht dimittiren wollen, bis man ihm den Soldaten folgen lassen, welcher auch wegen des gröblichen Exzesses nicht gestraft worden“.[5]
Über die Ereignisse in der freien Reichstadt Mühlhausen[6] heißt es: „Den 20. November [30.11.1632; BW] sind von dem [Kaspar von; BW] Ebersteinischen und Eisenburgischen Regimente 30 blessirte Soldaten, item ein Rittmeister Schatz mit etlichen Reitern hier einlogirt worden“.[7] Allem Anschein nach gehörte Schatz zum wegen seiner Exzesse berüchtigten Leibregiment Herzog Wilhelms IV. von Sachsen-Weimar. Augenscheinlich ist er identisch mit dem später erwähnten Rittmeister Spatz: „Den 2. Januar [12.1.1633; BW] haben sich die Soldaten, so zum Rittmeister Spatz gehörten, unterstanden, Christoph Köhlers Haus zu plündern. Als E. E. Rath solches erfahren, sind die Herren Semner[8] mit etlichen Musketieren vor das Haus gerückt, solchen Lärm zu stillen; die Soldaten gaben Feuer aus dem Hause und durchschossen den jungen Johann Köhler, doch ist er nicht gestorben. Die Soldaten rückten auch zusammen und machten nochmals Lärm, da haben die Bürger ein gleiches gethan, versperrten die Thore und prügelten und steinigten die Soldaten und brachten den Thäter in gefängliche Haft. Den 11. Januar haben die teufelischen Soldaten abermals eine Ungelegenheit in George Adam Streckers Hause angefangen. Als nun die Herren Semner solches erfahren, haben sie einen Schreiber, George Walthern, mit 6 Musketieren hingeschickt, zu erfahren, was der Handel sei. Ehe sie aber nur ein Wort mit einandergeredet, sind die Soldaten zugefallen, haben den einen Stadtsoldaten, George Spon, erstochen, den Schreiber und die übrigen Soldaten übel verwundet. Darauf haben die Herren andere Musketiere hingesandt, die Reiter brav ausprügeln und gefangen nehmen lassen. Den 12. Januar [22.1.; BW] hat Rittmeister Bibo 2 Reiter an einen Pfahl am Liebfrauen-Kirchhofe anschließen lassen, sie haben den ganzen Tag da stehen müssen, weil sie den vorigen Tag mit waren bei den Händeln gewesen. […] Den 7. Februar [17.2.; BW] schickte der Herzog von Weimar einen neuen Cornet zu der hier liegenden Biboschen Compagnie, da wurden die Soldaten mit Trompeten zusammen geblasen und mußten ihm schwören. – Den 14. Februar [24.2.; BW] hat der schwedische Reichskanzler Oxenstirn die Weimarsche Leibcompagnie durch einen Trompeter von hier abfordern lassen. Diese Teufelskinder haben 11 Wochen 3 Tage allhier gelegen und über 15 000 Thlr. unnütz verschwendet. Den 20. Februar [1.3.; BW] ist bemelter Bibo mit seiner Compagnia wieder gekommen und hat in die Stadt begehrt, ist ihm aber abgeschlagen worden, so hat er sich der Vorstädte mit Gewalt bemächtigt und zu St. Nicolai und Petri Quartier genommen. Diese haben sich unterstanden, der Stadt das Wasser zu nehmen. Die Breitsülze ließen sie vor dem Frauenthor in den Weidengraben, die Schwemmnotte dämmten sie bei der Weidenmühle, haben auch feindseliger Weise nach den Bürgern, die sich auf der Stadtmauer zeigten, geschossen, dadurch die Bürger verursacht worden, sich zu wehren. E. E. Rath hat solches dem Herzog von Weimar durch ihre Abgesandten berichtet, welcher ihnen den Frevel verwiesen, und ihnen in die Vogtei[9] zu rücken anbefohlen, welches den 3. Tag darnach geschah“.[10]
Er war bei der vergeblichen Belagerung und Einnahme Glogaus[10a] eingesetzt. Wichtig für die Identifizierung der beteiligten Regimenter und deren Obristen sind die handschriftliche Darstellung der schwedischen Truppen zur Entsetzung Glogaus: „Bataille der königl. schwedischen Armee, wormit die Stadt Groß-Glogau entsetzet und von der kaiserlichen Belägerung befreyet worden, denn 30 Aug. 1642“ und der „Eigentliche abriß“ des „Theatrum Europaeum“,[10b] der auch Bibos Position unter Nr. 13 zeigt.
Bibo fiel als Obrist in der 2. Schlacht bei Breitenfeld[11] am 2.11.1642.[12] „Torstenson ordnete sofort nach der Schlacht den General-Adjutant Jacob Rebenstock mit einem ‚summarischen schriftlichen Bericht’ an die Königin Christina von Schweden ab, welcher dafür als Botenlohn das Bibow’sche Regiment erhielt, dessen Obrist und Obristleutenant Stinge[13] in der Schlacht geblieben waren“.[14]
[1] Mühlhausen [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 286ff.
[2] JORDAN, Mühlhausen, S. 55f.
[3] JORDAN, Mühlhausen, S. 66.
[4] Gemeint sind hier die Kommissare, die die Billetten, d. h. die Einquartierungszettel ausgaben.
[5] JORDAN, Mühlhausen, S. 250.
[6] Mühlhausen [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 286ff.
[7] JORDAN, Mühlhausen, S. 66.
[8] Semner: Ratsherr in Mühlhausen, der dem Semneramt vorstand, d. h. der mit der Voruntersuchung peinlicher Fälle beauftragten Behörde.
[9] Vogtei: Landschaftsbezeichnung für die drei Dörfer Oberdorla, Niederdorla und Langula in Westthüringen. Bis 1329 teilten sich das Erzbistum Mainz und die Herren von Treffurt die Herrschaft in den drei Dörfern der Mark Dorla. Die Treffurter als Raubritter wurden daher von Mainzern, Hessen und Sachsen gemeinsam bekämpft und besiegt Diese übernahmen die gemeinsame Verwaltung von Oberdorla, Langula und Niederdorla. Ab 1333 wurde zur Wahrung ihrer Rechte und Besitzungen je ein Vogt in die drei Dörfer eingesetzt. Dadurch entstand das wohl kleinste Territorium im Reich.
[10] JORDAN, Mühlhausen, S. 67f.
[10a] Glogau [Głogów, Niederschlesien; Polen]; HHSSchl, S. 127ff.
[10b] Hauptstaatsarchiv Marburg Bestand Wilhelmshöher Kriegskarten Nr. 2/35. Zum Vergleich: THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., nach S. 864: „Eigentlicher abriß der Statt Grossen Glogaw samt der Belagerung von den Keiserlichē vnter Conduicti des Ertzhertzogen Leopoldi und Feldtmarschallen Picolomini so von dem 4. Augusti. 1642. biß den 30. desselben Monahts gewehret da sie von der Königl: Schwedischen Armee vnter Condicte dessen Feldmarschallen Torstensonß Excell: vermittelst Göttlichen beẏstandeß ist entsetzet worden“.
[11] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f.
[12] CHEMNITZ, Geschichte des Schwedischen in Teutschland geführten Krieges, 2. Buch, 50. Kap., S. 142. RUDERT, Kämpfe, S. 151.
[13] Albrecht Stinge [Sting, Stieg] v. Pobtard [1604-23.10./2.11.1642 bei Breitenfeld], schwedischer Obristleutnant.
[14] BOETTGER, Die Ereignisse, S. 58.
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