Lützow [Lützau], Valentin Freiherr von; Obrist [1599 – 1638] Lützow, verheiratet mit Anna Engel von der Asseburg, stand als Obristleutnant bzw. Obrist in kaiserlichen Diensten.
Lützow nahm mit dem Regiment „Darmstadt“ [Johann v. Hessen-Braubach (1609-1651)] an der Schlacht bei Wittstock[1] teil.
In schwieriger Lage besiegte Báner am 4.10.1636 bei Wittstock überraschend die siegessicheren Sachsen und Brandenburger. „Einen solchen unerwarteten Gegenstoß arrangierte er jetzt im nördlichen Brandenburg. Elf Tage lang spielte sich dort ein merkwürdiges Schauspiel ab. Wie zwei Boxer umkreisten die zwei Heere einander; die schwedische Armee wie ein verbissener und selbstbewußter Fliegengewichtler, der immer wieder den Schlagabtausch sucht, während der großgewachsene Widersacher – verwirrt und nicht wenig verängstigt durch seinen aggressiven Gegner – immer wieder ausweicht. Aber am Samstag, dem 24. September, stellte Banérs Heer seinen Gegner in dem hügeligen, bewaldeten Terrain unmittelbar südlich der kleinen Stadt Wittstock. Die Kaiserlichen und die Sachsen hatten beschlossen, ihre Gegner auf einigen sandigen Höhen, dem Scharfenberg, zu empfangen; der Sicherheit halber hatten sie einen Teil der Front mit sechs in aller Hast gegrabenen Schanzen und einer Mauer zusammengeketteter Troßwagen gedeckt. Ihre Befehlshaber warteten lange darauf, daß sich die schwedischen Truppen auf den offenen, sumpfigen Feldern vor ihrer Front offenbarten, um sich wie bei Nördlingen in geordneten Formationen von der zahlreichen Artillerie niedermähen zu lassen. Aber statt dessen kam die Meldung, daß die schwedischen Truppen völlig unvermutet und gegen herkömmlichen Brauch durch einen Wald aufmarschiert waren, an den sich der linke Flügel der vereinigten Armeen anschloß, und daß sie schon gut geordnet bereitstanden, um die kaiserlichen und sächsischen Truppen zu überflügeln ! Letztere waren daher gezwungen, ihre schönen Schanzen und ihre feine Wagenburg zu verlassen und gegen die angreifenden Schweden umzuschwenken. Dann begann die Schlacht.[2]
Sie dauerte Stunde um Stunde. Wie gewöhnlich war es kein richtig geordneter Kampf, sondern eher nur ein rhapsodischer Wirrwarr von Schwadronen und Brigaden, die ein ums andere Mal im Rauch aufeinanderprallten. Beide Seiten verfügten über große Kavallerieverbände, und diese waren bald in eins der blutigsten und ausgedehntesten Reitergefechte des ganzen Krieges verbissen – Schwadronen prallten für einige kurze, verwirrte Augenblicke aufeinander, während die wogenden Reiter (die Gesichter schwarz von Pulverstaub und weiß vor Schrecken) wild mit den Degen in die Luft hieben und ihre schweren Pistolen aufeinander abfeuerten: dann kämpften sie sich frei, wie Ringer, ordneten ihr Glied und ritten aufs neue an. Oft entschieden die Pferde über die Dauer der Schlacht. Sie hielten in der Regel nicht länger als vier, fünf Stunden Kampf durch, dann mußte der Verband aus dem Feuer genommen werden. Über dem Ganzen waren das Dröhnen der Schüsse, das Klappern der Harnische, das Splittern von Piken, das Wirbeln von Trommeln und die Silbertöne von Trompeten und Pfeifen zu hören, gemischt mit den Schreien der Verwundeten und Rufen der Kämpfenden. […] Banér selbst schrieb später in einem Brief, einen so »grausamen« Kampf habe er bis dahin noch nie gesehen.
Es fehlte nicht viel, und es wäre für die Schweden schlecht ausgegangen. Nicht genug damit, daß sie zahlenmäßig unterlegen waren: Banér hatte auch noch kurz vor der Schlacht seinen gesamten linken Flügel unter King auf einen langen und unerhört gewagten Flankenmarsch durch morastiges und waldiges Gelände geschickt; er sollte nach einiger Zeit im Rücken der Vereinigten auftauchen. Nur selten hatte ein General die Nerven, im Kampf ein so riskantes Manöver zu versuchen, aber Banér wagte es. Das Problem war nur, daß der linke Flügel ausblieb. Währenddessen wurden Banérs Verbände langsam von dem überlegenen Feind zermürbt. Die aus Nationalschweden bestehende Schwedische Brigade wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen und »fast ganz ruiniert«; von den 892 Männern des Verbands wurden fast zwei Drittel getötet oder verwundet. Die schwedischen Streitkräfte standen kurz vor dem Zusammenbruch, als ferner Kampflärm verkündete, daß King und die Männer des linken Flügels schließlich wieder zum Schlachtfeld gefunden hatten. Der Druck ließ sogleich nach, die Kaiserlichen wichen zurück, doch der einbrechende Abend setzte weiteren Kämpfen ein Ende.
Die beiden Heere biwakierten auf dem Schlachtfeld und entzündeten nur wenige hundert Meter voneinander entfernt ihre Lagerfeuer. Die Nacht wurde ruhig – nur vereinzelte Schüsse waren aus dem Dickicht zu hören; das waren die ständigen Begleiter der Schlachten, die Marodeure, die umherstreiften und die Toten und Verwundeten ausplünderten. Die anderen warteten auf den Tag und den Tod. In der Frühe des kalten Sonntagmorgens nahmen die schwer mitgenommenen schwedischen Verbände Aufstellung und rückten – sicher mit einem inneren Beben – aufs neue gegen die Höhen vor, die sie am vorhergehenden Tag vergebens zu erstürmen versucht hatten. Zu ihrer Verwunderung begegnete ihnen Schweigen. Die Sachsen und die Kaiserlichen hatten während der Nacht das Schlachtfeld verlassen. Sie fanden nur Reihen von verlassenen Kanonen (alles in allem 33 Geschütze; eins davon ein Dreipfünder, den Gustav Adolf 1631 seinen damaligen Verbündeten geschenkt hatte, der aber nun gegen die Schweden verwendet worden war; 24 der anderen waren schön gegossene Stücke mit Abbildungen von Wilden auf den Rohren), 180 Munitionswagen (ein Teil davon in tausend Stücke gesprengt, andere unbeschädigt und vollbeladen mit hochwillkommenem Pulver) sowie natürlich unglaubliche Mengen von Toten und Verwundeten. Ein Augenzeuge beschreibt das Grauen des Schlachtfeldes wie folgt: Die Erde, deren Gewohnheit ist, die Toten zu bedecken, war damals am selbigen Ort selbst mit Toten überstreut, welche auf unterschiedliche Manier gezeichnet waren, Köpf lagen dorten welche ihre natürlichen Herren verloren hatten, und hingegen Leiber, die ihrer Köpf mangleten; etliche hatten grausam- und jämmerlicher Weis das Ingeweid herauß, und andern war der Kopf zerschmettert und das Hirn zerspritzt; da sah man, wie die entseelten Leiber ihres eigenen Geblüts beraubet und hingegen die lebendigen mit fremdem Blut beflossen waren, da lagen abgeschossene Arm, an welchen sich die Finger noch regten, gleichsam als ob sie wieder mit in das Gedräng wollten, hingegen rissen Kerles aus, die noch keinen Tropfen Blut vergossen hatten, dort lagen abgelöste Schenkel, welche ob sie wohl der Bürde ihres Körpers entladen, dennoch viel schwerer worden waren, als sie zuvor gewesen; da sah man zerstümmelte Soldaten um Beförderung ihres Tods, hingegen andere um Quartier und Verschonung ihres Lebens bitten. Summa summarum: da war nichts anders als ein elender jämmerlicher Anblick !
Die nachsetzende schwedische Reiterei brauchte nur der Spur von verwundeten Soldaten, fortgeworfenen Kleidern, liegengelassenen Waffen und zu Bruch gefahrenen Troßwagen zu folgen, die nach Südwesten führte. Innerhalb weniger Stunden wurden große Teile des fliehenden Heeres zersprengt und auf den schmalen Wegen, die von Wittstock wegführten, niedergeritten; als man später die Beute zusammenzählte, waren unter anderem 151 Fahnen und Feldzeichen – die Ablieferung eines eroberten Feldzeichens wurde mit zwischen 10 und 30 Reichstalern belohnt, die Kanzlei des Kurfürsten, seine vergoldete Karosse sowie sein gesamtes Tafelsilber darunter“.[3]
Christoph Graf von Stolberg-Stolberg beschwerte sich im Februar 1637 über die Einquartierung des Obristleutnants Valentin von Lützow und Krachts in Wernigerode[4] und in der Grafschaft Stolberg[5]-Wernigerode.[6] „Den 30. Januar überreichet dem Rath Herrn Obersten Krachts Kapitän-Leutnant gleichfalls Order[7] von General Götzen [Johann v. Götz; BW] (vom 17. Jan.) seinen Obersten auf beide Grafschaften Stolberg und Wernigerode ertheilet, wie dieses ablaufen wird, giebt (die) Zeit.
Den 1. Febr. [1637; BW] kommen Abgesandte von Stolberg wieder, und ist ihre Verrichtung diese gewest, daß gnädige Herrschaft[8] für gut angesehen, dieses H. General [Melchior v.; BW] Hatzfeld, weil selbiger (das) Commando dieses Ortes, die Quartier und nicht General Götze, so der Liga bedient, zuvortheilen, zu berichten, würde er ihm solches nicht gefallen lassen und bald andere Verordnung machen; Gott gebe nun Glück zu guter Verrichtung. Ob nun wohl auch unsere Abgesandten bei g. H. in Unterthänigkeit gesuchet und gebeten, weil der Stadt unmöglich beiderlei Völker und Obersten zu unterhalten, daß die Grafschaft Stolberg ihre Portion, entweder Obersten Kracht oder ObL. Lützau Quartier zu geben hinnehme, hat es doch bei g. H. nicht können erlanget werden, inmittels die Stadt samt dem Nöschenrode[9] beiderlei Last tragen müssen. (Den 5. Febr. stand[10] Kaiser Ferdinand 2.) Den 6. Februar begehren Lützauische und Krachtische Völker bei der Bürgerschaft einquartiert zu sein, und wollen nicht länger in beiden Gasthöfen über einander logiren, wo nicht wollen sie selber Quartier machen. Da man nun solche Thätlichkeit verhüten wollen, hat man ihren Willen thun müssen, und die Einquartierung ergehen lassen. Den 9. deß. wird gn. Herrschaft auf abermalige Abfertigung des Raths und gemeiner Bürgerschaft in Unterthänigkeit ersuchet, erkläret sich gnädig darauf, nachdem I. G. allerhand dabei zu Gemüth geführet; daß es nicht allein der Stadt Ruin, sondern auch I. G. selbst eigener Verderb sein würde, daß innerhalb 2 Tagen die Lützausche Reiterei von der Stadt soll abgeführt werden. (Den 11. deß. Abgeordnete nach Stolberg, den 14. abermals, denn das Versprechen konnte nicht erfüllt werden) bei I. G. zu vernehmen, ob sie sich dieser Grafschaft wieder zu Stolberg annehmen wollten, da sie ja so wohl I. G. Unterthanen, als die andern wären, wo nicht, würden I. G. nichts gewissers, als eine ledige Stadt von Bürgern in wenig Tagen finden und haben. – (Antwort: der von Eich[11] sei aus dem kaiserl. Hauptquartier noch nicht zurück. Er konnte nicht weiter, wegen der täglich zunehmenden Mißverstände unter hohen und niedern Offizieren.) Weil die Reiterei endlich gesehen, daß sie ihren Unterhalt in der Stadt nicht mehr haben können, begehren beiderlei Offiziere die Stadt in zwei Theile zu setzen, und einen jeden Obersten in eine Summe Geld zu deren Unterhalt anzuschlagen, wollen sie die Reiter nach Stolberg legen. Den 18. Febr. wird die Stadt abgetheilet und ziehen die Reiter nach Stolberg, begehret darauf Oberstleutnants Regiments-Schuldheiß von der Stadt die Verpflegung auf eine Kompagnie nach Kaiserl. Order,[12] so wöchentlich auf 200 gute Gulden[13] und 100 Scheffel Hafern[14] sich belaufen wolle, und soll der Staab hiemit nichts zu thun haben und ausgeschlossen sein; weil aber dieses ein unmöglich Ding und etwa von 76 Bürgern, so auf einen Theil kommen, dieses müßte hergeben und aufgebracht werden, und also gar ein Unerträgliches sein wollen, hat die Bürgerschaft solches durchaus nicht eingeben und aufgebracht werden, und also gar ein Unerträgliches sein wollen, sondern gebeten, daß es bei einen co[r]pore verbleiben möge, so sich denn endlich gefallen lassen.
2. April Schreiben des Kurfürsten Johann Georg zu Sachsen, als kaiserl. Oberbefehlshaber, er wisse von Krachts und Lützaus Sammelplätzen nichts, habe auch schon an den Gen. Feldmarschall Götze um Verlegung geschrieben; man müsse aber das versprechen wegen der kurfürstlichen Garnison in Magdeburg halten. 3. April gänzliche Befreiung von Einquartierung und Geldforderung durch den Kurfürsten Johann Georg zu Sachsen, da die beiden Grafschaften Stolberg und Wernigerode zur Verpflegung seiner in Magdeburg liegenden Garnison assigniret.)
Den ersten Mai begehren Lützauische Völker (unter dem Rittmeister Julius Heinrich von Streithorst) wieder auf 4 Kompagnien Quartier – wollen mit den Verpflegungsgeldern nicht länger zufrieden sein; in Verweigerung dessen, wollen sie selber Quartier machen, da man es nun nicht gerne dazu wollen kommen lassen, ist ihnen Quartier auf 4 Kompagnien und die Staabspersonen gegeben worden; die Ursache ist gewesen, daß sie die Stolbergischen nicht einnehmen wollen, denen wir es zu danken.
Den 6. Mai kommt Ob. Leutn. Lützau von der Armee wieder ins Quartier und nachdem er Order zum Aufbruch mitbringet, begehret er von der armen Bürgerschaft und dem Lande 900 Thlr.,[15] unangesehen gethaner Zusage, ist endlich der Stadt gelassen auf 200 Thlr. und 25 Thlr. an Statt eines Pferdes, so sie darzu noch begehret. Wobei es denn noch nicht blieben, als ihnen solches versprochen worden, sondern er mit allen seinen Offizieren, kurz vor deren Abzuge beginnen noch weiter zu stinken,[16] (wäre mit dem vorigen Stank und der schweren Preßur wol genug gewesen.) da man nun nicht anders vermeinet, nachdem wegen vorigen Postulats Satisfaktion geschehen, es würde der Aufbruch gewiß erfolget sein, begehren sie noch über vorige 200 Thlr. ihren vermeinten Rest, so ihnen von einer halben Woche im Nachstande blieben sein, als 125 Thlr. und 12 Pferde. Die Pferde sein gegen eine gute Verehrung[,] dem Regimentsquartiermeister[17] geschehen, erlassen, der vermeinte Rest aber hat müssen gegeben werden, da man ihrer wollen los sein, und ist darauf den 10. Mai, nachdem sie diesertwegen befriediget, mit seinen Völkern[18] abgezogen, nachdem sie das Quartier 15 Wochen, nicht ohne große Beschwerung die[19] Bürgerschaft inne gehabt und hat wohl redlich gehalten, das er anfangs gesagt, da es nach seinem Kopf nicht wollen gehen: er wolle noch vor seinem Abzuge einen solchen Stank[20] hinter sich lassen, daß man seiner gedenken soll; welches er dann nicht allein, sondern fast alle seine Offiziere gethan, indem, da sie sich am Rath nicht genugsam rächen können, haben sie einstmals in der Nacht mit großen Steinen die Fenster in den Rathsstuben dermaßen zugerichtet und verschandflecket, daß auch bei währendem, nunmehr 12jährigen[21] Kriegswesen, solches von den ärgsten Feinden nicht geschehen ist. Gott bezahle es ihnen wieder, wie sie verdienet, auf ihren Kopf ! (Unterm 16. Mai wurde von der Magdeburger (Sächsischen) Garnison ein Hauptmann Nic. Gerboth[22] geschickt, um beide Grafschaften bei dem kurfürstlichen Schutz zu erhalten und die Krachtschen Völker delogirende zu machen.)
Den 13. Juni giebt Herr Oberst Kracht auch vor, das Quartier zu räumen, begehret aber vorerst von der Stadt noch 800 Thlr., welche zwar erbeten auf 400 Thlr. Und als man wohl vermeinet, von dieser Summe noch etwas abzubitten, denn H. Magister Joh. Fortmann[23] auf Bitten des Raths und der Bürgerschaft sich bei gedachtem Obersten, um etwas zu erhalten, intercedendo gebrauchen lassen, hat doch sein Bitten nicht Statt finden wollen, sondern schnur straks bei sothaner Forderung geblieben, und wofern sie nicht des oder folgenden Tages frühe erlangt würden, wollte er sich an Pferden und Kühen wohl bezahlet machen, und nicht allein über 400 Thlr., sondern über die erlassenen andern 400 Thlr. zugleich. Zur Verhütung dessen nun ist selbiges Tages unter der Bürgerschaft eine 12fache Kontribution angesetzt, und ist über die Restanten mit Soldaten, bis fast die Nacht durch, exequirt worden, welches denn nicht geschehen, so lange der Krieg gewehret, es haben also die beiden Obersten – – mit der Stadt also gespielet, daß man ihrer gedenken und so bald nicht vergessen wird, und ist nach Auszahlung solcher 400 Thlr. folgendes Tages (14. Jun.) der Aufbruch darauf erfolget. (Summa was auf die Lützau- und Krachtschen Völker gangen: 6966 Thlr. 5 Gr. 8 Pf. Alte Berechnung.) Stolberg mitgerechnet., 14362 Thaler. (Am 14. Jun. war der Kais. Oberst Kracht endlich angezogen,[24] der bis zum 15. Mai mit dem Oberst Lützau gemeinschaftlich die Stadt belegt gehabt – während der Kurfürst von Sachsen, als Kaiserl. Oberbefehlshaber, in Gemäßheit des Prager Friedens[25] die Grafschaften Stolberg (und Wernigerode) zur Verpflegung der sächsischen Besatzung in Magdeburg[26] angewiesen hatte.)“.[27]
Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe[28] erinnert sich in seiner „Thüringischen Chronik“: „Den 4. Oktober [14.10.1637; BW] ist Geschrey gewesen von der Götzischen Armee Anzugs, auch ist ein Regiment Darmstädische Reuter unter dem Obristen Lützow unversehens zu Hachelbich,[29] Berka[30] und Jecha[31] ankommen und aldar pernoctiret. Die haben auch zu Götzen stoßen wollen. Weil denn in der nechsten verwichenen Fasten die Götzischen mit uns gantz feindseligen umbgangen, ob [?] haben wir ihrer Ankunft nicht erwarten wollen, sondern sind alle den 4. Oktober nach Greußen[32] gewichen.
[…] Den 5. Oktober [15.10.1637; BW] sind die Darmstädischen nach Ober=[33] und Niederspier[34] gezogen, aldar sie auch eine Nacht stille gelegen. Eodem die ist der Keyserliche Obriste Buttler zu Stockhausen[35] mit seinem Regiment ankommen, hat sich aber entlichen ab
und nach Großfurra[36] weisen lassen. Den 5. Oktober sind die Darmstädtischen zu Ebeleben,[37] Holzsußra,[38] Toba,[39] Kleinbrüchter und Abtsbessingen[40] gerücket, alda sie eine Nacht blieben, haben Caspar Bruchloß sein Haus angestecket zu Abtsbessingen, welches mit Scheunen, Stellen und aller Frucht verbrant ist, haben im Aufbruche den Hofemeister zu Niederspier, Christoph Mackerotten, gefangen mit hinweg genommen.
Den 6. Oktober [16.10.1637; BW] Obrister Cratzsch mit seinen Völckern nach Hachelbich[41] kommen und aldar pernoctiret. Den 7. Oktober [17.10.1637; BW] sind die Darmstädischen von Ebeleben hinweg in die Mühlhäuser[42] Dorfe gezogen, denen die Cratzischen gefolget und alhier zu Ebeleben Gottlob ohne Schaden durch gezogen“.[43]
[1] Wittstock [Kr. Ostprignitz/Wittstock]; HHSD X, S. 394ff.
[2] Bogislav Philipp v. Chemnitz beschrieb die Schlacht; JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 373ff.
[3] ENGLUND, Verwüstung, S. 157ff.
[4] Wernigerode [LK Harz]; HHSD XI, S. 493ff.
[5] Stolberg [Kr. Sangerhausen]; HHSD XI, S. 453ff.
[6] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 34.
[7] Order: Befehl.
[8] Christoph II. von Stolberg-Wernigerode; Graf [1.12.1567 – 21.11.1638].
[9] Nöschenrode, heute Ortsteil von Wernigerode (Eingemeindung: 1929).
[10] starb
[11] Eich [Eichen], Uriel von der [Ulrich von]; Rat [ – ] Stolbergischer Rat, 16741 und 1646 Kriegskommissar; vgl. HAPPE I 427r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[12] Order: Befehl.
[13] 1 Gulden = 240 Pfennige.
[14] 1 Scheffel Hafer = 55 kg.
[15] 1 Reichstaler = 36 Mariengroschen = 24 gute Groschen je 12 Pfennige = 288 Pfennige.
[16] stinken: hier wohl im Sinne von „undankbar sein“.
[17] Regimentsquartiermeister: Der Regimentsquartiermeister war der Dienstvorgesetzte aller Quartiermeister des Regiments, ein einträgliches Amt, da ihm viele „Verehrungen“ zukamen, um die Einquartierungen abzuwenden.
[18] Völkern: Truppen, Soldaten.
[19] der
[20] stinken: hier wohl im Sinne von „undankbar sein“.
[21] Das „Kriegswesen“ beginnt also mit dem Einmarsch der Kaiserlichen in die Grafschaft.
[22] Gerboth, Nicolaus [ – ] kursächsischer Hauptmann unter Dam Vitzthum von Eckstedt in der Magdeburger Garnison.
[23] Fortmann, Johannes [25.11.1576 vielleicht in Elbingerode – 9.9.1654 in Wernigerode]; vgl. FRIEDENSBURG, Aus der Geschichte Wernigerodes, S. 58-76.
[24] abgezogen
[25] Prager Friede: Der in Folge der schwedischen Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen (5./6.9.1634, vgl. s. .v) vereinbarte Prager Frieden zwischen Johann Georg von Sachsen und Kaiser Ferdinand II. wurde am 30.5.1635 unterzeichnet. Bei diesem Friedensschluss, dem fast alle protestantischen Reichsstände beitraten, verzichtete der Kaiser auf seinen Anspruch, den Augsburger Religionsfrieden von 1555 allein zu interpretieren und damit das Restitutionsedikt von 1629 durchzuführen (vgl. s. v. „Religionsedikt“); Ergebnis war eine begrenzte Festschreibung des konfessionellen Status quo. Weitere Ergebnisse waren: die Festschreibung der Translation der pfälzischen Kurwürde auf Bayern, der Ansprüche Sachsens auf die Lausitz und die Bildung eines Reichsheers (wobei Johann Georg von Sachsen und Maximilian I. von Bayern eigene Korps führen ließen, die als Teil der Reichsarmee galten), die bestehenden Bündnisse waren aufzulösen, fremde Mächte sollten den Reichsboden verlassen, etwaige Ansprüche auf den Ersatz der Kriegskosten seit 1630 wurden aufgehoben, eine allgemeine Amnestie sollte in Kraft treten. Zudem kann der Prager Frieden als einer der letzten kaiserlichen Versuche betrachtet werden, ein monarchisches System im Reich durchzusetzen. Maßgebliches Mittel dazu war die so genannte Prager Heeresreform, mit der der Kaiser den Versuch unternahm, nahezu alle reichsständischen Truppen unter seinen Oberbefehl zu stellen und zugleich den Ständen die Finanzierung dieses Reichsheeres aufzuerlegen. Diese Vorstellungen ließen sich ebenso wenig verwirklichen wie das Ziel, durch die Vertreibung der ausländischen Mächte Frankreich und Schweden zu einem Frieden im Heiligen Römischen Reich zu gelangen.
[26] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[27] NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 152ff.
[28] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.
[29] Hachelbich [Kyffhäuserkreis].
[30] Berka [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 47.
[31] Jechaburg [Kyffhäuserkreis].
[32] Greußen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 170f.
[33] Oberspier [Kyffhäuserkreis].
[34] Niederspier [Kyffhäuserkreis]
[35] Stockhausen [Kyffhäuserkreis].
[36] Großfurra [Kyffhäuserkreis].
[37] Ebeleben [Kyffhäuserkreis].
[38] Holzsußra [Kyffhäuserkreis].
[39] Toba [Kyffhäuserkreis].
[40] Abtsbessingen [Kyffhäuserkreis].
[41] Hachelbich [Kyffhäuserkreis].
[42] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis].
[43] HAPPE II 155 v – 157 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.