Kob von Nürdingen, Jakob; Hauptmann [ – ] Kob von Nürdingen stand 1623 in ligistischen Diensten.
Im Münsterland hatte man versucht, sich gegen die Einquartierungen ligistischer Truppen zu wehren. „Wie in Dülmen,[1] das am 12. Februar [1623; BW] aufgab, als Oberstleutnant Mathias de Gallas[2] mit vier Geschützen das Öffnen der Tore erzwang, so wich man in Ramsdorf[3] den massiven Drohungen der anrückenden Truppen. Zwar hatte man im Wigbold[4] beschlossen, bewaffneten Widerstand zu leisten, musste sich aber MItte Februar ebenfalls der Einquartierung durch Kapitän Hundtstein [Hunolstein zu Dürrkastel, Johann Wilhelm Vogt Freiherr v.; BW] beugen.[5] Das Kapitel der ‚Rebellion’ war damit für die Ramsdorfer aber keineswegs abgeschlossen.
Am 13. März 1623 schrieb Graf Anholt an Ahaus,[6] Ramsdorf, Südlohn[7] und Ottenstein,[8] daß er seinen Hauptmann Jakob Kob von Nürdingen[9] befohlen habe, einen Teil seiner Kompanie bei ihnen unterzubringen. Ihre bisherige Besatzung solle bei seiner Ankunft sofort abrücken. Die Ausführung fieser Order gestaltete sich in Ramsdorf allerdings mehr als schwierig, denn die bereits im Wigbold sitzenden Soldaten unter Befehl Hundtsteins wollten das Feld nicht ohne weiteres für ihre Nachfolger räumen. Offensichtlich hatten sie sich im Wigbold bereits ‚häuslich’ eingerichtet und waren nicht bereit, ihr Quartier gegen eine ungewisse Zukunft andernorts zu tauschen. Beim geplanten Wechsel der Besatzung kam es daher zu einigen Zwischenfällen. In einem Bericht, denn die fürstbischöflichen Kommissare bei der Untersuchung der ‚Rebellion’ 1624 erstellten, sagten die Ramsdorfer aus: ‚Was Hauptmann Kop belangt, denen wollte die von Ranstrup für ihre Person gerne parirt und vermöge seines Patents eingenohmmen haben, sofern er das Hundsteinsche Volck so mit ihre Bagasi [Bagage] alnoch darin gelegen, hette ausschaffen können. Weil aber solches nicht geschehen, sondern das Hundtsteinsche Volck die Bürger und Einwöhneren angereitzet, sie sollten niemandt anders einlassen und sich wiedersetzen, den sie wollten ihr einhabendes Quartier woll verthedigen, so were Kop zugefahren, und der einquartierung ungeachtet die Mühle abgeworffen, das Wasser streichen lassen, und etliche schuß auff das Stättlein getan. Dagegen die Bürgeren acht oder zehn Schuß ins Veldt abgehen laßen, und ob sie woll niemandten verletzt hetten, sie gleichwoll den Capitain Kop, so zwey pforten in brandt gestocken und das stättlein zum hefftigsten beängstigt’. Ob die Weigerung, die Soldaten Kob von Nürdingens in den Ort zu lassen, wirklich primär der Widersetzlichkeit der hundtsteinischen Truppen zuzuschreiben war, lässt sich aufgrund der nur spärlich vorhandenen Quellen nicht eindeutig klären. Die münsterschen Kommissare, die das Ausmaß der Rebellion und die Gründe dafür zu untersuchen hatten, sahen die Sache jedenfalls etwas anders. Im Verzeichnis jener Städte und Wigbolde, die im Laufe der Untersuchung gegen die Rebellen inspiziert wurden, heißt es zu Ramsdorf, es ‚habe sich gar rebellisch gezeigt’, und die entsprechende Strafe folgte auf dem Fuße“.[10]
[1] Dülmen [LK Coesfeld]; HHSD III, S. 180f.
[2] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[3] Ramsdorf, heute Ortsteil von Velen [LK Borken].
[4] Weichbild; Bezeichnung für Minderstädte (Freiheit, Weichbild).
[5] WESKAMP, Heer der Liga, S. 185.
[6] Ahaus [LH Ahaus]; HHSD III, S. 9f.
[7] Südlohn [LK Borken].
[8] Ottenstein [LK Ahaus]; HHSD III, S. 598.
[9] Nürtingen [LK Esslingen]; HHSD VI, S. 579f.
[10] BARNEKAMP, Sie hausen uebell, S. 37f.