[in Neubearbeitung]
Eberstein [Everstein], Kaspar [Caspar], Graf von; Generalleutnant [6.1.1604 Naugard (Nowogard)-11./21.10.1644 Oldersum] Kaspar Graf von Eberstein, Herr zu Naugard[1] und Massow,[2] entstammte einem pommernschen Adelsgeschlecht.
„Kaspar Graf von Everstein war Sohn das Grafen Georg Kasper von Everstein (* 1565; † 1629) und der Kunigunde von Schlick († 1634). Er blieb unvermählt und war auf Naugard sowie Massow in Pommern begütert. Er war sowohl über seine Schwester Agnes (* 1600; † 1655), als auch über seinen Bruder Ludwig Christoph (* 1593; † 1663) mit Georg Wolmar von Fahrensbach verschwägert, der ebenfalls ein Akteur des Dreißigjährigen Krieges war“.[3]
Er war 1631 aus schwedischen Diensten in die Wilhelms V. von Hessen-Kassel getreten.
Während des sinnlosen Anrennens auf Wallensteins[4] Lager bei Zirndorf (Alte Veste[5]) nahe bei Nürnberg[6] im September 1632 wurde er verwundet, wie der schottische Kriegsteilnehmer Robert Monro[7] berichtet: „Am 16. August kamen die Verstärkungen, die der Reichskanzler Oxenstierna[8] und Herzog Wilhelm von [Sachsen-; BW] Weimar in Sachsen, Hessen und Thüringen zusammengebracht hatten, in Windsheim[9] zusammen. Nachdem sie am 18. August in Herzogenaurach[10] und Bruck,[11] am 21. August in Fürth[12] waren, stellten sie sich um 4 Uhr morgens in Schlachtreihe vor Fürth auf, wo über 1 000 Mann kaiserliche Truppen lagen, die im Handumdrehen verjagt waren und ihren Rückzug in Wallensteins Lager nahmen. Nachdem dies geschehen war, setzten General Baner und Herzog Wilhelm von Weimar den Marsch mit der etwa 30 000 Mann starken Armee durch die Felder in Richtung auf das Dorf Großreuth[13] fort, wo sie sich auf einer Ebene eine halbe Meile vor dem Lager des Feindes in Schlachtordnung aufstellten. Der König marschierte dann mit der Armee aus dem Lager bei Schweinau[14] in Richtung Kleinreuth[15] heraus und stellte sich unverzüglich in Schlachtordnung vor dem Lager des Feindes auf. Die Kaiserlichen jedoch, die nicht bereit waren, sich im Feld sehen zu lassen, hielten sich innerhalb ihrer Verschanzungen und schossen mit ihren Kanonen auf uns. Sie richteten aber keinen Schaden an und töteten nur einen Konstabler und einige Soldaten. In der Erwartung, daß sie sich entschließen könnten, aus dem Lager herauszukommen, unternahmen wir den ganzen Tag über nichts und standen bis zum Abend zur Schlacht bereit. Dann bekam die Infanterie den Befehl, auf Kanonenschußweite an das Lager heranzugehen und Batteriestellungen vor der Front aufzuwerfen, und zwar auf der ganzen Länge, in der unsere Truppen dem feindlichen Lager gegenüberstanden. Wir hoben vom linken bis zum rechten Flügel vor unseren Linien einen Laufgraben aus, der sich von einer Batteriestellung zur anderen erstreckte. Dort wurden die Batterien großer und kleiner Geschütze eingebaut, 72 Kanonen, durch Musketiere und Pikeniere abgesichert, während andere Brigaden bereitstanden, ihnen zu Hilfe zu kommen, wenn es nötig sein sollte. Auch Kavallerie stand in der Nähe bereit, die Infanterie zu unterstützen.
Als der Tag anbrach, wurden die kaiserlichen Generale mit einer Artilleriesalve begrüßt, die sie zu so ungewohnter Zeit aus ihrem Schlaf weckte. Sie brachten sich in ihren Schanzen in Sicherheit, da sie nicht den Mut hatten, ihre Gesichter (II, 148) im Feld zu zeigen. Das Artilleriefeuer dauerte den ganzen Tag. Am Abend nahmen die Kaiserlichen ihre Streitkräfte in die Verschanzungen bei Altenberg zurück, die in diesem Abschnitt sehr stark waren, so daß keine Möglichkeit mehr bestand, ihnen dort mit der Artillerie beizukommen. Der König dachte deshalb, daß er den Feind aus dem Lager heraustreiben könnte, wenn er sich des Berges bei der Alten Veste bemächtigte. So gab er den Befehl, die Batterien in der Nacht aus den Stellungen zu ziehen, und indem er die Armee in Kampfbereitschaft hielt, marschierten wir nachts durch Fürth auf die andere Seite des feindlichen Lagers, in der Absicht, die Alte Veste einzunehmen und den Feind aus dem Lager zu werfen. Nachdem der König Nachricht erhalten hatte, der Feind sei überhaupt abgezogen und habe nur eine Nachhut auf dem Berg zurückgelassen, seinen Abmarsch zu decken, marschierten wir an die Alte Veste heran und stellten uns davor in Schlachtordnung auf, Reiterei, Infanterie und Artillerie. Um 7 Uhr morgens beschloß der König aufgrund einer weiteren nicht gesicherten Information, den Berg ernsthaft anzugreifen.
Herzog Wilhelm von Weimar, zu dieser Zeit Generalleutnant unmittelbar unter dem König, kommandierte die Armee, Bernhard von Weimar[16] die Reiterei, General Baner [der schon in der Nacht vom 31.8. zum 1.9. verwundet worden war; BW] hatte das Kommando über die Infanterie, und Oberst Lennart Torstenson befehligte die Artillerie, während verschiedene andere Kavallerie von Stand angewiesen wurden, sich beim König zur Verfügung zu halten, da er die Schlacht leitete. So standen Graf Nelen [Nils Brahe; BW], ein Schwede, damals Generalmajor der Infanterie, Generalmajor Boëtius, ein Deutscher, und Sir John Hepburn dem König zur Verfügung. Hepburn hatte das Kommando seiner Brigade niedergelegt, und da er nicht mehr im Dienst des Königs stand, hielt er sich nur so bei ihm auf. Generalmajor Rostein war als Stallmeister auch in der Nähe S. M., während Generalmajor Streiff [v. Lauenstein; BW] neben Herzog Bernhard die Reiterei befehligte.
Nachdem die Armee in Schlachtordnung aufgestellt war und die Stabsoffiziere beim König ihre Position eingenommen hatten, begann alsbald die Schlacht. General Baner wurde in den Arm geschossen und ging zurück, auch Generalmajor Rostein wurde getroffen und ging sofort nach hinten. Der König befahl starken Kampfgruppen von Musketieren, die aus allen Brigaden abkommandiert worden waren, unter Führung eines Obersts, eines Oberstleutnants und einer Anzahl befähigter Offiziere niederer Ränge gegen den Berg vorzurücken, um einen Einbruch in die Stellungen des Feindes zu erzielen, die dieser jedoch hartnäckig verteidigte. Der Kampf wurde auf beiden Seiten mit größter Härte geführt. Kaum waren die Sturmgruppen vorgegangen, mußten schon die Verstärkungen vorgezogen und eingesetzt werden, ihnen beizustehen. Der Tod war so häufig unter Offizieren und Mannschaften, daß diejenigen, die verwundet wurden, froh waren, mit dem Leben davongekommen zu sein, denn sie sahen unsere Lage als verzweifelt an, da wir unsere Leute verloren, ohne gegen den Feind voranzukommen, der durch seine Verschanzungen gedeckt war, während wir, Offiziere und Soldaten, wie die Zielscheiben vor ihm standen, auf die man nur zu feuern brauchte, da sie keine Deckung hatten, es sei denn, man bezeichnet den Schatten einiger großer Bäume im Wald als solche. So verloren wir die besten Offiziere und Mannschaften, und man konnte bei diesem Sturm kaum den Kopf heben. Da unsere besten Leute gefallen oder verwundet waren, wurden wir am Ende so schwach, daß die Infanteriebrigaden fast keine mehr Pikeniere hatten, die Fahnen zu schützen, denn die Musketiere waren durch die dauernden (II, 149) scharfen Angriffe zu erschöpft und aufgerieben. Das galt aber nicht nur für die Infanterie, die den Berg angriff, sondern auch für die Truppen an den Flügeln außerhalb des Waldes, wo die Kavallerieverbände beider Seiten sich heftig angriffen, unterstützt durch Dragoner und Musketiere, die als Verstärkung in den Kampf eingriffen.
Um 1 Uhr mittags befahl mir Herzog Wilhelm – es war mein erster Einsatz als Oberst – , am Fuß der Alten Veste das Kommando über eine Sturmgruppe von 500 Musketieren zu übernehmen, da Graf [Johann Jakob; BW] von Thurn getroffen worden war. Ich nahm von meinen Kameraden Abschied und befand mich, als ich auf meinem Posten ankam, im dicksten Durcheinander. Eine Menge Offiziere und Soldaten lagen überall blutend auf dem Boden herum. Als erstes ging ich nach meiner Lagebeurteilung daran, die Soldaten der Kampfgruppe anzuweisen, das Äußerste für unseren eigenen Vorteil, unsere Sicherheit und zum Niederhalten des Feindes zu tun. Ich sah, daß die Feinde von Zeit zu Zeit aus ihren Schanzen mit kleinen Gruppen von Musketieren Ausfälle machten und auf uns feuerten, auch daß sie unsere eigenen Bewegungen ausspähten und sich erst wieder zurückzogen, wenn ihr Pulver verschossen war. Um sie niederzuhalten, legte ich einen Sergeanten mit 24 Musketieren in einen Hinterhalt, sie bei ihrem nächsten Ausfall zu empfangen. Als sie das sahen, kamen sie nicht mehr heraus, bis auf einen Mann, der unsere Bewegungen ausspähte.
Als ich mich zu meiner Verstärkungsgruppe begab, um sie einzuweisen, und dabei stehenblieb, dann wieder weiterging, erkannten mich die Feinde daran wohl als Offizier. So kommandierten sie einen Mann mit einer langen Büchse[17] ab, der von einem Baum aus auf mich zielte und schoß. Die Kugel traf mich auf der linken Seite unmittelbar oberhalb des Hüftknochens, glücklicherweise aber auf die eiserne Schnalle meines Degengehängs, durchschlug sie, wobei sie plattgedrückt wurde und ihre Wucht verlor. Die Trümmer der Schnalle und die Kugel drangen etwa zwei Inch tief[18] in meinen Körper ein, wo ich sie fand. Ich habe sie nun als Amulett umhängen als Zeichen des Beweises dafür, daß ich damals durch Gottes Fügung mit dem Leben davonkam. Trotz meiner Verwundung und obwohl ich viel Blut verloren hatte, fühlte ich mich kräftig genug, auf meinem Posten bis zum Abend auszuhalten. Dann kam mein Oberstleutnant John Sinclair mit 500 Musketieren, uns abzulösen. Ich brachte aber nur einen geringen Teil meiner Leute zurück, da ich beinahe zweihundert Mann verloren hatte, nicht gerechnet die Offiziere und Soldaten, die verwundet worden waren. Sinclair brachte am nächsten Morgen noch weniger zurück, denn von denen, die nicht getötet oder verwundet worden waren und die Nacht über bleiben mußten, liefen aus bloßer Angst soviele davon, daß zuletzt von seiner ursprünglichen Zahl etwas mehr als 30 Offiziere und Soldaten übrig waren. […]
Beim Angriff an diesem Tag wurden auf unserer Seite getötet: Generalmajor Boëtius, Generalmajor Zepper, Oberstleutnant Maschien, Rittmeister Moritz von Moltzburg, Obristleutnant Wildenstein und verschiedene Offiziere niederer Ränge, dazu über 1 200 Soldaten, auch der Graf [Georg Friedrich; BW] von Erbach. Viele Offiziere waren verletzt, so z. B. der Graf [Kaspar; BW] von Eberstein, der Graf von Thurn, Oberst Burt, und von unseren Landsleuten aus dem Regiment Spence war Hauptmann Traile durch die Kehle geschossen, Hauptmann Vanse vom Regiment des Obersten Monro von Fowlis in die Schulter getroffen. Leonard Torstenson von der Artillerie und Oberst Erik Hand, beide Schweden, waren zusammen mit zwei Oberstleutnanten gefangengenommen worden. Bei diesem Gefecht wurden von unseren Leuten 2 000 Mann verwundet, die dann nach Nürnberg in Pflege gegeben wurden. Die getöteten Offiziere der Kaiserlichen waren: Oberst Jakob Fugger, Oberst Aldobrandini, Oberst [Mario; BW] de Caraffa und über 40 niedere Offiziere, dazu hatten sie 1 200 Soldaten verloren. Herzog Wallenstein und Herzog Bernhard von Weimar wurde das Pferd unter dem Leib erschossen“.[19] Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe[20] notierte in seiner „Thüringischen Chronik“ sogar Ebersteins Tod und rechnete ihn zu den Kaiserlichen.[21]
Der Naumburger[22] Floßmeister und Advokat Johann Georg Maul[23] [? – nach 1656] berichtet: „Den 31. 8cti [= October] 1632, bey Ankunfft Ihro Maj[estät] ist mir derselben Ober-Stallmeister von der Schulenburg einlogiret worden, mit 8 Persohnen und 12 Pferden, und hat bis auf den 10. 9br. [= November] gedauert, das kostete 56 f 12 g in einen Banquet den 4. 9br. [= November], kurtz vor der Lützner Schlacht, als derselbe den Fürsten Franz Albrecht v[on] Sachsen, Fürst Ernst v[on] Anhalt, den Graf [Kaspar; BW] v[on] Eber- und Lobenstein und andere Cavall[iers] mehr zu Gaste hatte, 32 Essen nebst vielen Confect habe ich geben müssen, nach dem er es 2 Tage vorher mir angesagt. Den Tag nach dem Banquet hat Hertzog Frantz Albrecht, als sie zum Frühstück bey mir waren, schlagen wollen mein Weib“.[24]
„Auf die Nachricht, daß zwei spanische Regimenter zu [Jost Maximilian v.; BW] Gronsfeld gestoßen seien, bat der Landgraf [Wilhelm V. v. Hessen-Kassel; BW] den General Baudissin dringend, daß er sich mit der Zusendung der 1600 Reiter und 1600 Mann z. F., die er ihm durch Dr. Wolf versprochen habe, beeile. Es war ein buntes Gemisch von 20 Komp. z. Pf. und 9 Komp. z. F. (das Hanauische Regiment) und 1500 Mann vom Wetterauer[25] Ausschuß,[26] die Reiterei ‚ein wüstes, undiszipliniertes Volk‘, das langsam unter argen Ausschreitungen heranrückte. Mit ihrem Führer, dem Obersten Pless, wurde die Verbindung über Biedenkopf[27] hergestellt. Von den Herzögen Georg und Wilhelm waren noch keine Nachrichten eingegangen. Kasseler[28] Kaufleute, die von der Leipziger[29] Messe zurückkehrten, brachten die erste Kunde von der Teilung der großen Armee und von dem Aufenthalt Oxenstiernas in Halle.[30] – Die 4 Tage in Frankenberg[31] waren für das Hauptquartier eine Zeit reger Tätigkeit. Erst am 15. war alles soweit geordnet, daß der Vormarsch auf Stadtberge[32] angetreten werden konnte. Am 16. erfuhr man in Korbach,[33] daß Gronsfeld in Paderborn[34] sei und mehr Truppen, besonders Reiterei zusammengebracht habe, als man angenommen hatte. Der Landgraf meinte, wenn die lüneburgischen und weimarischen Truppen nicht mit eingriffen, müsse er seine Absicht, Lippstadt[35] und Soest[36] fortzunehmen, aufgeben. Der fürstliche Burggraf Hans Beugereifen erhielt den Auftrag, die beiden Herzöge aufzusuchen, und Graf [Kaspar v.; BW] Eberstein sandte ‚Parteien‘ von 20-25 Reitern aus. Sie sollten Briefe überbringen, in denen mitgeteilt wurde, der Landgraf sei aufgebrochen, um dem Feinde im Stift Münster[37] möglichsten Abbruch zu tun, insbesondere um seine Werbungen zu ruinieren. Der Feind sei aber stark überlegen, habe allein 4000 Reiter, er bäte dringend, sein Unternehmen kräftig zu unterstützen und fortgesetzt mit ihm zu korrespondieren. Am 19. Januar [1633; BW] meldete Hans Beugereifen, daß General Knyphausen[38] mit 8000 Mann von Bernburg[39] auf Hildesheim[40] marschiere, den Herzog Georg habe er noch nicht aufgefunden, Herzog Wilhelm von Weimar sei nicht geneigt, die Winterruhe seiner bei Erfurt[41] liegenden Truppen zu unterbrechen“.[42]
Als Gronsfeld, der ligistische Kommandierende im Weser-Raum, am 28.4.1633 die Stadt Hameln,[43] in der er selbst so oft geweilt hatte, mit 1.200 Mann zu Fuß und sechs Reitertrupps, die aus Hildesheim, Wolfenbüttel[44] und Neustadt am Rübenberge[45] zusammengezogen worden waren, zu entsetzen versuchte – allerdings gelangten nur etwa 200 Mann in die Stadt[46] – , bat Georg von Braunschweig-Lüneburg Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel um Unterstützung. Dieser entsandte ein neues Korps unter dem Befehl Melanders [Holzappel],[47] das die Stadt später im Norden abriegelte. In die südliche Angriffsfront rückte hessen-kasselische Infanterie unter Kaspar von Eberstein ein. „Am 21. Juni [1633] brach Knyphausen nach Rinteln[48] auf und kam um 6 Uhr Abends daselbst an. Da er hier erfuhr, daß [der ligistische Kommandierende; BW] Gronsfeld mit der Gesammtheit der aus den niedersächsischen Garnisonen zusammengezogenen Macht aus Minden[49] aufgebrochen sei, und nicht bezweifelte, daß dieses zum Zweck der Vereinigung mit [Johann II. v,; BW] Merode geschehen sei, ersuchte er den Herzog Georg ‚Angesichts dieses‘ sein eigenes Reiterregiment nebst dem des Obersten Soop und den übrigen, über welche der Feldmarschall mit dem General-Major von Uslar geredet, auf dem linken Weserufer abgehen zu lassen. In einem unbekannten, von Sattler a. a. O. S. 414 als ‚Beckerförde‘ bezeichneten Orte (Beckerode, nordwestlich von Iburg,[50] liegt wohl zu entfernt), wohin auch Stalhanske [Stålhandske; BW] mit seinen an der Werre liegenden Corps beordert war, sollten die Reiter auf weitere Befehle warten, doch versprach Knyphausen, dieselben zurückzusenden, wenn die Nachricht von dem Ausmarsche der Minden’schen Besatzung sich als irrig erweisen sollte. Vergeblich erwartete der Feldmarschall die Bückeburgische[51] Besatzung unter Oberst Ehlen [Elle(n); BW], die nur bis Lohfeld,[52] südwestlich von Bückeburg, gelangt war.
Der Herzog ließ das Regiment des Obersten Soop am nächsten Tag abmarschieren, konnte aber die von Knyphausen gewünschte Entscheidung des Herzogs, ‚ob er in Verbindung mit Melander den Grafen [Johann II.; BW] von Merode angreifen solle, während Stalhanske Gronsfeld beobachte, oder ob er sich auf das Lager vor Hameln zurückziehen, oder ob die Belagerung aufgegeben werden solle, um dem Feinde mit vereinten Kräften entgegen gehen zu können‘, nach Berathung mit dem General-Major von Uslar, dem hessischen Kommissar von der Malsburg und dem Grafen [Kaspar; BW] von Eberstein nur dahin beantworten, daß er aus Unkunde der Stärke des Feindes etc. ihm die Entscheidung überlassen müsse. Als vor Schluß dieses Schreibens die Nachricht einlief, daß Gronsfeld nach Minden zurückgekehrt sei, so daß man einen Angriff auf das Lager befürchten mußte, kehrte die dem Feldmarschall nachziehende Reiterei mit Ausnahme des Soop’schen Regiments dorthin zurück.
Am 22. Juni früh war Knyphausen von Rinteln aufgebrochen, um sich Abends mit Melander in Lübbecke[53] zu vereinigen, doch hatte er Stalhandske mit seinem Regimente und einigen Musketieren an der bei Gohfeld,[54] nordwestlich von Vlotho,[55] über die Werre führenden Brücke zurücklassen müssen, um den Oberst Ehlen aufzunehmen. Nachmittags fünf Uhr traf er dann in Lübbecke ein, wo er Melander bereits anwesend fand. Von diesem erfuhr er, daß Merode bereits diesseits Osnabrück[56] stehe, auch waren beide Heerführer unangenehm davon überrascht, daß Wittlage[57] und Fiestel,[58] nordwestlich von Lübbecke, in den Händen der Feinde sich befanden, da man diese Pässe in Obacht hätte nehmen müssen. Da der Feind keine Neigung zu haben schien, sich im offenen Felde zu zeigen, so wurde beschlossen, am andern Tage (23.) gegen ihn vorzurücken und gleichzeitig einen Scheinangriff auf Fiestel zu machen, wozu Knyphausen sich Batteriegeschütze aus Herford[59] erbat. Eine Besatzung von 400 Mann in Lübbecke zurücklassend, die erst in der nächsten Nacht nachfolgte, marschirte die vereinigte Armee Knyphausens und Melanders siegesgewiß über Oldendorf,[60] nordwestlich von Lübbecke, in der Richtung auf Osnabrück, obgleich man erfuhr, daß in ihrer rechten Flanke außer Wittlage und Fiestel auch Hünnefeld[61] vom Feinde besetzt war. Als aber die Truppen bis Dahlinghausen,[62] nordöstlich von Osnabrück, und auf das Rabber-Feld kamen, fanden sie den Feind in einer so starken Stellung bei Wittlage, daß ein Angriff auf dieselbe unmöglich schien. Noch hoffte Knyphausen, Merode auf der Heide zwischen Wittlage und Minden einen Schlag versetzen zu können, aber im Laufe des 24. stellte sich auch dieses als unthunlich heraus. Zwar überschritt der Feind den die Heere trennenden Paß und marschierte gegen die schwedisch-hessische Armee; als diese aber in Schlachtordnung voller Kampfbegier gegen ihn heranzog, deckte er sich wieder durch Besetzung der Büsche und Gräben mit Musketieren, während Knyphausens Truppen durch das Korn gehindert waren. Den ganzen Tag standen die Armeen einander unter kleinen Scharmützeln gegenüber, dann ging Merode durch den Paß zurück und wandte sich links, um Gronsfeld die Hand zu reichen, der von Minden aus an diesem Tage bis Fiestel gekommen war und somit in sehr gefährlicher Nähe den Rücken der schwedisch-hessischen Stellung bedrohte. Merode und Gronsfeld vereint waren aber die Knyphausenschen Streitkräfte nicht gewachsen.
Da somit trotz aller Bemühungen die Vereinigung der feindlichen Heerführer, welche zusammen am 25. über Fiestel und Hille,[63] nordöstlich von Lübbecke, nach Minden marschirten, nicht hatte verhindert werden können, kam es für Knyphausen und Melander darauf an, so schnell als möglich nach Hameln zurück zu gelangen, damit ihnen die vereinigten feindlichen Massen nicht zuvor kamen. Bereits in der Nacht vom 24. zum 25. wurde deshalb die Bagage und dann die Armee nach Herford in Bewegung gesetzt, während die Lagerfeuer brennend erhalten wurden. Um zehn Uhr brach die Reiterei auf, ihr folgte gegen Morgen das Fußvolk. Ohne Rast ging es nun über Herford, wo abgefuttert wurde, nach Rinteln, um hier die Weser zu überschreiten. Das schlechte Wetter hemmte zwar den Tag und Nacht hindurch fortgesetzten Marsch, dennoch kam man am 26. Mittags in Rinteln an. Hier erfuhr Knyphausen, daß der Feind an demselben Tage die Brücke bei Minden überschreite, und ließ nun auch seinerseits, weil dadurch entschieden war, auf welchem Weserufer der Entsatzversuch unternommen werden würde, seine Truppen den Fluß durchschreiten und bei Hessisch-Oldendorf eine Stellung beziehen, in welcher man die Stadt vor sich hatte und von dem Belagerungscorps unter Herzog Georg nicht abgeschnitten werden konnte. Es ist das die Stellung, in welcher zwei Tage später die Schlacht geschlagen wurde. Nachdem diese Anordnungen getroffen waren, eilte der Feldmarschall selbst nach Hameln, um Alles zu dem bevorstehenden Entscheidungskampfe vorzubereiten, Melander aber schlug sein Hauptquartier in Hessisch-Oldendorf auf und besetzte alle Pässe aufs Beste“.[64]
Ebersteins Regiment scheint aber in der Schlacht bei Hessisch Oldendorff[65] nicht mehr zum Einsatz gekommen zu sein, da er in Reserve stand. In einer zeitgenössischen Flugschrift heißt es dazu: „Gründlicher vñ eigentlicher Bericht wegen dessen zwischen der Schwedischen vnd Hessischen armeen, vnd dann den beyden Grafen von Merode vnd Gronßfeld / auch GeneralWachtmeister Benninghausen [Bönninghausen;[66] BW] den 28. Junii bey Ollendorff / eine Meil Wegs vnter Hameln vorgegangenen Treffens / vnd dabey durch Gottes gnädigen Beystand erhaltenen Siegs / so viel man noch zur Zeit Nachrichtung hat.[67]
Nach dem Graf von Merode vnd Gen. Maj. Beñinghausen sich mit Gronßfeld zu Minden conjungirt, Gronßfeld auch alle Gvarnisonen in Wolffenbüttel[68] / Hildesheim / Niemburg[69] / Minden vñ anderer Orten mercklich geleichtert / vnd alles Volck zu sich / vnd also ire gantze force zusam̃en gezogen / vnd demnach ein corpus von 1000. Mañ zũ wenigsten effectivè starck zusam̃en bracht / auch förders darmit zu Minden vber die Brücken / vnd mit gantzer Macht Hamel zu entsetzẽ bey dem Hause Schaumburg[70] herauff vff das Städtlein Ollendorff zu marchiret, von solchẽ deß Feindes Anzug aber der Königl. Schwed. Feldmarschalck Kniphausen / der denn vor wenig Tagen aus dem Lager vor Hamel mit etzlich1000. Mann zu Roß vnd Fuß sich erhoben / vnd vff Rinteln marchiret, vnd sich mit dem Hessischen Gen. Leutenant Melander [Holzappel; BW] conjungiret, vmb den Feind also den Kopff desto besser zu bieten / beneben ermeltem Herrn Gen. Leut. Melander zeitlich avisirt / seynd beyde Häupter mit ihren bey sich habenden Hessischen vnd Schwedischen Trouppen zu gedachtem Rinteln gleichfals durch vnd vber die Weser gesetzt / dem Feind also vorzukom̃en / vnd sich darauff bey gedachtem Ollendorff logiret, In dem nun der Feind allgemach anmarchiret, auch inmittelst das Städtlein Ollendorff vom Herrn Feldmarschalck ziemlich starck besetzt / auch vf vorgangene consultatio dem Volck im Lager vor Hamel auch vffzubrechen / vnd sich zũ vbrigen corpore zu verfügen ordre ertheilet / gleichwol aber mit Hinterlassung etzlichen volcks theils der vornemsten Posten vnd Wachten daselbst (ausserhalb der approchen, so quittirt) besetzt gelassen / vnterdessen der feind in der Stadt Hamel sehr jubiliret / vnd vnterschiedene Frewdenfeuwer vffm Wahl angezündet / sondern auch starck herauß gefallen / die approchen, Lauffgraben / Battereyen vnd andere Werck theils vmbgeworffen / vñ nider gerissen / theils angesteckt vnd verbrandt / Inzwischen hat Gen. Leut. Melander, benebẽ Herrn Feldmarschalch Kniphausen vnd andere nicht gefeyert / sondern alles in gute ordre gestellet / vnd als der Feind mit aller Macht ankom̃en / vnd sich præsentiret, auch einẽ Busch / welchen der Gen. Leut. vorigen Abends zu der vnserigen mächtigen Vortheil mit 200. Mußquetirern besetzt / deß Morgens vnwissend / daß er von den vnserigẽ occupirt, zu seiner aventagi (in dem er durch dessen bemächtigung hinter das Lager vor Hamel / vnnd also hinter die gantze armee mit seinem Volck vnvermerckt durch die Hecken vnd Büsche kom̃en / vnd also die armee mit leichter Mühe schlagen / vnd Hamel entsetzen können) ein : vnd als er ihn solcher gestalt belegt befunden / mit Gewalt abnehmen wollen / vnd sich deßwegen hoch vnd viel bemühet / seynd die Mußquetirer daselbst nicht allein von Gen. Leutenanten alle mal mit frischem Volck vnd stärcker secundirt worden / sondern durch seine præsentz, Tapfferkeit vnd Anstellung / in dem er sich in Person dahin verfügt / auch vom Pferd abgestiegen / vnnd das Volck angeführt / der Feind endlich gantz zurück getrieben worden / daß er davon ablassen müssen / darüber ziemlich viel Volcks beyderseits blieben / worauff Herr Gen. Leutenant mit drey bey sich habenden Hessischen Regimentern zu Pferd / also seinem / so hiebevor deß kleinen Jacobs [Mercier; BW] gewesen / den Seekirchischen / vnd Gen. Major [Franz Elger von; BW] Dalwigs / beneben Herrn Obr. Stahlhansen [Stålhandske; BW] / mit dessen Regiment Fiñen vber einen Paß vff den Feind ohne einige Verhinderung zugesetzt / vnd allgemach gegen einander avancirt, auch förters zu scharmützieren / vnd mit einander zu treffen angefangen / welchem dañ das corpus, so ienseits deß Passes gehalten / vnd sich darbey Hertzog Georg von Lüneburg / beneben Herrn Feldmarschalchen Kniphausen in der Person befunden / hernacher gefolgt / vnd nach vnd nach ein Regiment nach dem andern inmittelst vber den Paß gangen / vnd die andern secundirt / daß es also endlichen zum rechten Treffen gerathen / do dann Herr Gen. Leutenant vff der einen : vff der andern seiten Herr Feldmarschalck Kniphausen den Feind chargirt, vnd also paussirt, biß deß Feindes cavallerie in die Flucht gebracht / vnd nicht länger stehen wollen / darauff dann förters tapffer ins Fußvolck gesetzt worden / vnd hat Herr Gen. Leutenant hinter obbemelten Busch etlich Volck mit Regimentstücklein commandirt, die denselben in die Flancken gangen / auch mit den Stücken in deß Feindes Artolerey gespielet / hergegen Gen. Leutenant die infanterey von fornen vnd hinten zugleich mit gantzer Macht chargirt, vnd endlichen auch in rauta vnd disordre gebracht / vnd also der Feind gantz biß vffs Häupt geschlagen worden / von welchen in die 3000. Mann auf der Walstatt tod blieben / darunter vnterschiedene hohe Officirer vnd Obristen in die 2.000 darunter Obrister [Hackfort v.; BW] Westerholtz / Obrister Leut. Buseck / Obr. Wachtmeister Ohr [Oer von Palsterkamp; BW] / vnd andere / beneben vielen Frawenzimmer gefangen / 40. Fahnen zu Fuß / vnd 10. Cornet / davon die Hessischen allein 13. Fahnen vnd 3. Standarten darvon bracht / so dann 15. Stück Geschütz / beneben aller Munition vnd Pagagi / wie auch dessen von Merode Cantzeley selbst / vielẽ Pferden / vnd andern statlichen beuten bekom̃en / vnd erobert / den Schwedischen vnd Hessischen vnd vber hundert Mann nicht blieben / darunter vff Hessischer Seiten Obr. Leut. Rab Kami [Rabekanne; BW] vnd Capitain Lucan / etc. hat sich zu Mittag vmb 12. Vhr angefangen / vnd biß vmb 7. Vhr gewäret / der Feind sich auch ein zeitlang tapffer gewehret / vnd hat es mit den vnserigen einmal etwas zweiffelhaft gestanden / wegen Mangelung Munition / welche doch bald ersetzt worden / der Rest hat sich alle vf Minden retirirt, haben sonst nirgend hinkommen können / sintemal vff der einen Seitten die Weser / vff der andern Seiten die hohen Berge vnd Gewälde / do ihnen die Pässe verlegt gewesen / Merode / Gronßfeld vnnd Bennighausen / so vviel man noch zur Zeit Nachricht hat / sollen sich auch mit einander begeben vnd salvirt haben / es sind aber den Flüchtigen etzliche 1000 Pferd sie zu verfolgen so bald nachgeschickt / Sonsten ist nicht alles Volck von den vnserigen zum Treffen kommen / sondern theils in der reserva / darbey dann auch Herr Graff von Ebenstein [Kaspar v. Eberstein; BW] gewesen / blieben. Bey dieser defaicte aber wird in sonderheit deß Herrn General Leutenants Melanders Klugheit vnd Tapfferkeit gerühmet / in dem derselbe durch seine gute Anordnung vnd Besetzung deß gedachten Busches / auch zeitlicher hinüber rückung vber den Paß / vñ anderer Anstellung / wie auch daß er den Feind zum ersten angegrieffen / nechst Gott diesen vnverhofften Sieg erhalten helffen / darfür dem Allmächtigen billich höchlichen zu dancken“.[71]
Hameln sollte nach der Schlacht von Hessisch Oldendorf den Konföderierten in die Hände fallen.
Die anti-kaiserliche „36. Extraordinari. 1634“ teilt unter dem 13.6./23.6. den Auszug eines Schreibens aus Medebach[72] mit: „Nach dem der Graff [Kaspar v.; BW] von Eberstein Commendant in Cassel[73] in eyl etliche Hessische Trouppen zusammen gezogen / dem Feind / welcher sich im Saurlandt verstärcken / vnd widerumb ein ansehnlich Corpus machen wollen / vffzupassen / gestern zeitlich an denselben nicht weit von hier gerathen / vnd biß anhero verfolget / da sich dann die 3. Regimenter / als Loh [Loe; BW] / Eremit [Bracht; BW] / vnd Schwarzenberg zu Pferdt / neben ihrem Fußvolck praesentiret / worauff die vnsern ohnangesehen das Fußvolck noch zimblich weit dahinden / mit guter Resolution gangen / sie ganz geschlagen / vnnd möglichst verfolget / es ist aber das gebirge vnd die Müdigkeit vnserer Pferde in der Hitze ihnen etwas zu Vortheil kommen / haben doch vnterschiedliche Officirer / darunter Rittmeister Waldecker [Philipp v. Waldeck; BW] / etliche Leutenanten / vnd Cornetten gefangen bekommen / Standarten ist nur eins annoch gelieffert / man vernimpt aber daß noch 3. oder 4. bey den Reuttern vorhanden / vnsere Reutter haben gute Beute / vnd vber 200. Pferde bekommen / mehrer erfolg und particularia folgen mit ehistem“.[74]
Aus Medebach wird 1634 berichtet: „Eodem die 22. Juni [1634] wurden die Kaiserlichen völcker vom hessischen general graff von Eberstein vorm Branberg [Bromberg; BW] auf den wiesen geschlagen; die bürger sammt weib und kindern liefen zu walt, und was die Hessischen ertapt, schlugen sie todt, Milcher Trap und Ulrich Köster wurden erschoßen. Den 23. Juni in profesto S. Johannis Baptistä, nach tem die Hessischen die nacht logirt verbranten sie die stat sampt thorn, glocken, rathhaus, schulen, müllen, allen außer wenig häuser hinweg, so gar geringlich zu 100.000 thlr. astimirt“.[75]
Im Juli dieses Jahres fungierte Eberstein als Gesandter Wilhelms V. von Hessen-Kassel bei den Verhandlungen der Weimarer mit den Lüneburgern.[76]
„Am 5.Juli verließ Dr. Frantzke Kassel[77] und kam nach Hildesheim, wo Uslar sich schon tags zuvor eingestellt und den Herzog Georg, dessen Räte [Veit Kurt; BW] von Mandelsloh und [Heinrich; BW] von Dannenberg, die hessischen Gesandten Graf von Eberstein und Sixtinus und den Generalmajor Lohausen als Bevollmächtigten Schwedens angetroffen hatte, und deshalb die Regimenter nicht nach Witzenhausen[78] und Münden[79] gezogen seien. Herzog Georg hatte es Herzog Wilhelm bereits in einem gesonderen Schreiben mitgeteilt. Der Lüneburger hielt den Frieden für unannehmbar, allerdings wollte er erst die Entschlüsse seiner Brüder abwarten. Sachsen werde in Güte von dem Prager Schluß[80] nicht abgehen, die Waffen würden jetzt entscheiden müssen. Durch Wilhelms Vorschläge werde zuviel Zeit verloren. Er solle sich lieber mit ihm und dem Landgrafen am 18. Juli in Nordhausen[81] treffen, der Reichskanzler werde vielleicht auch dorthin kommen, und Kurbrandenburg werde auch eingeladen. Das im Nordhäuser Rezeß versprochene Kriegsvolk sollte am 20. Juli an den bestimmten Orten sein“.[82]
Eine Chronik berichtet für das Jahr 1635: „Am 15. 9bris. haben etliche Reutter vom Ebersteinischen Regiment aus Warburgh,[83] zu Östorp[84] die Schnapphanen überfallen, denen daselbs etliche und über den Wald hieherzu drey, item bey der Leimenkauf alhier 2 todt geschossen und ausgezogen“.[85]
„12 Wochen lang lagen Taube’schen Truppen [1638; BW] in Neunhofen,[86] Weira[87] und den umliegenden Orten. Als sie endlich abgezogen waren, quartierte sich das Schwedisch-Ebersteinische Regiment in den Dörfern ein, dem allein die Weiraer 135 Gulden, 4 Pfennige und 1 Heller entrichten mussten“.[88]
Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe[89] erinnert sich in seiner „Thüringischen Chronik“ an das Auftauchen Eberstein’scher Truppen: „Eodem [die] [14./24.2.1639; BW] ist der schwedische Obriste Eberstein mit 2 Regimentern nach Artern[90] kommen. Eodem [die] hat er den Landhauptmann[91] und den Rath von Frankenhausen[92] zu sich beschieden. Den 15. [25.; BW] hat ein Troup schwedischer Reiter Meinem Gnädigen Herren[93] zu Berka[94] eine gantze Heerde Schafe genommen. Den 16. [26.; BW] Februar haben wir diese Schaafe wieder bekommen, was nicht gefressen gewesen. Eodem [die] ist ein starcker Troup Reuter abermahls vor hiesige Stadt kommen in 200 Pferde starck, haben aber nichts schaffen können. Eodem [die] ist Heldrungen[95] von den Schwedischen eingenommen worden. Eodem die ist von des Obristen Ebersteins Regiment der Stab und eine Compagnie in Frankenhausen quartiret worden“.[96]
Happe hält auch Witzlebens vergeblichen Versuch, in Greußen[97] einzudringen, fest: „Den 28. Februar [9.2.1639; BW] ist der schwedische Obriste George von Witzleben mit seinem Regiment vor die Stadt Greußen kommen und mit Gewalt mit dem gantzen Regiment in die Stadt gewolt. Und als die Bürgerschaft darzu sich nicht verstehen wollen, sondern sich zu Proviant anerbothen, sind die Reuter abgesessen, das Grüninger Thor angestecket und Feuer an die Wache geben, die sich denn gewehret, einen Rittmeister, einen Corporal, des Obristen Secretarium, einen Reuter Pagen und zweene Reuter todt geschossen, worauf sie wieder abgezogen vor das Clingische[98] Thor. Daselbst haben sie sich wieder unterstanden, die Stadt in den Brand zu stecken. Als aber ein Reuter auch daselbst über das Anstecken erschossen worden, haben sie sich hinweg gemachet und sich eingeleget, da sie auch übel rumoret und hat der Obriste Witzleben selber geschwohren, die Stadt in den Grund anzubrennen. […] Den 1. und 2. März [11./ 12.3.; BW] ist der Obriste Witzleben zu Clingen still gelegen und geschnaubet wie Saulus mit Trauen, die Stadt Greußen zu ruiniren. Den 3. [13.; BW] ist der Obriste, als er Post bekommen, dass Keyserliche ankehmen, von Clingen wieder zurücke“.[99] „Eodem die [31.3./10.4.; BW] sind die beyde schwedische Regimenter zu Pferde, das Ebersteinische [Kaspar v. Eberstein; BW] und Witzlebische nach Großen Sömmern[100] [?] gezogen, haben an die Stadt Greußen geschrieben mit Bedrauungen Proviant zu schaffen. Als nun die Stadt Greußen unlengstens mit dem Witzlebischen Regiment einen Scharmützel gehabt, darüber Rittmeister Treisch von Buttler und noch 7 Soldaten von den Bürgern todt geschossen worden, so sind die Bürger in ziemlicher Furcht gewesen. […] Den 1. April [11.4.; BW] hat die Stadt Greußen nach Gebesee[101] gesandt an Proviant 8 Marckscheffel[102] Hafer, 2 Marckscheffel Rocken, 2 Fass[103] Bier, ein Eymer[104] Wein und vor 12 thlr Brodt. Den 2. [12.; BW] April sind die schwedischen Regimenter frühe aufgebrochen und von Gebesee zurücke auf Jena[105] gezogen“.[106] „Den 13. [23.4.; BW] hat Rittmeister [Georg Adam v.; BW] Pfuel nach Greußen geschrieben, die Stadt gewarnet, sich wohl in acht zu nehmen, denn der Obriste Witzlebens Willens gewesen were, sie zu überfallen wegen der Stöße, die er neulich vor der Stadt bekommen, sollten sich nur dapfer wehren. Den 13. haben die beyden schwedischen Obristen Witzleben und Eberstein viel Fahnen, Standarten und Gefangene, so in der Schlacht bey Chemnitz[107] gefangen worden, nach Erfurt[108] bracht. Den 14. [24.; BW] auf den lieben Ostertag sind die Fähnlein dem schwedischen Commendanten in Erfurt [Christoph Heinrich v. der Goltz; BW] mit großer Bracht praesentiret worden“.[109] „Den 21.[4./1.5.] sind die Witzlebischen und Ebersteinischen Soldaten zu Ebeleben[110] gantz feindlichen eingefallen, das Schloss, Kirchen und Dorf gantz ausgeplündert, ja, dass sie auch der Todten in der Erden nicht geschonet, sondern Gräber eröffnet und sie beraubet. Denn 22. [4./2.5.; BW] sind diese Gesellen wiederumb zu Ebeleben eingefallen und mit Rauben und Plündern übel gehauset, auch viel Leuthe beschediget. […] „Den 22. April [2.5.; BW] sind die Ebersteinischen und Witzlebischen, nachdeme die Stadt Mühlhausen sich mit ihnen verglichen, von dannen wieder abgezogen“.[111]
Das „Theatrum Europaeum“[112] berichtet: […] Herr Obrister Graff von Eberstein den Croaten zu Saltzungen[113] / mit zweyhundert Pferden und zwey Regiments-Stücklein Einfall gethan / deren in 150 nidergehauen / und 16 gefangen bekommen“.[114]
Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann [11.11.1611 – 11.12.1688][115] erwähnt Eberstein wahrscheinlich anlässlich des schwedischen Marsches durch Meißen[116] und das Ober-Erzgebirge 1639: „Weil Sich die keyßerlichen in Böhmen also stercketen, zog der Baner auch mehr Volck an sich, und nach deme Sie zue Erfurt 5 Regiementer versamlet hatten, marchirten Sie auf Zwicka[117] durchs Ertzgebirge des graden Wegs auf Zweniz,[118] Elterlein,[119] Annenberg,[120] Schletta,[121] Sehm,[122] Cranzal[123] auf den Presnitzer Paß[124] hinein. Die kahmen alß der Herzog von Holstein [August Philipp v. Holstein-Sonderburg-Beck ?; BW], Herzog Franz Heinrich von Sachsen[-Lauenburg; BW], Obrist Debitz, Obrist Winzenhausen, Obrist [Kaspar v.; BW] Eberstein mit ihren Völckern den 22. Maji an Festag der Himmelfahrt Christi ungewarnet von der Zwenitz auf Elterlein, daß die leute auß der kirchen entlauffen musten umb 9 Uhr, und zum Scheibenberg[125] die Communicanten kaum kundten abgespeiset werden. Die theilten Sich in Unsern gebirge auß, daß alle städte, Dörfer und winckel vor ihnen Unsicher wahren, sezten den leuten nach uff die Wälde, schändeten Frauen und Jungfrauen, erbrachen alle kirchen und Sacristeyen, raubten Pferde, Viehe, Menschen, zehreten auf brod, fleisch, bier und was sie funden, ließen theils in koth lauffen und handelten so barbarisch, daß das gebirg dergleichen Teuffel noch nicht gehabt; in Scheibenberg Plünderten Sie 6 stunden und theten nicht wie Menschen. Den 23. Maii wurden 4 regiementer unter den Obristen Eberstein und Herzog von Holstein in Annenberg einquartiert, Die es so arg gemacht alß uff den lande, also daß mancher armer Land-Mann in gebirg nicht einen leffel wieder funden, und viel feine bürger musten nach den lieben brod gehen, weil es sehr teuer, und doch nichts zuerwerben wahr“.[126]
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet weiter: „Deß Ertz-Hertzogs Hoch-Fürstliche Durchl. gienge nach Eroberung Königingrätz[127] / erstlich nach Girschin[128] / und fürters nach Jungen-Buntzel[129] / welches Banner etliche Tage vorhero außgeplündert und verlassen hatte / und nahmen Ihre Durchl. daselbsten ihr Quartier. Die andern fiengen an auff den Banner zu tringen und hatten der Käiserlichen neun Regiment sechs der Schwedischen / unter denselben das [ Kaspar v.; BW] Ebersteinische / hart beschädiget.“.[130]
Wittenberg war auch in die Belagerung und Einnahme Bautzens[131] involviert. „Anfang Oktober 1639 überschritt Torstenson mit zahlreichen Regimentern bei Naumburg[132] die Saale. Unweit von Strehla[133] überquerte er die Elbe, zog in die Oberlausitz und besetzte Bautzen. Diese Stadt hatte er bereits am 18. Mai kur[z]zeitig mit 8.000 Mann belagert und erstürmt. Um Plünderungen zu entgehen, zahlten Rat und Bürgerschaft 18.000 Reichstaler. Zum Kommandanten setzte Torstenson Oberstleutnant Jakob Wancke ein.
Am 27. Oktober erreichten dann sächsische Truppen unter Oberstleutnant Johann Christoph von Wedelbusch[134] Bautzen. Da Wancke die Aufforderung zur Übergabe ablehnte, wurde die Stadt noch am gleichen Abend erstürmt und die sich auf Schloss Ortenburg zurückgezogene Besatzung belagert. Als Baner davon erfuhr, schickte er Wittenbergs, [Kaspar v.; BW] Erbersteins und Schlanges [Slange; BW] Kavallerie und Johann Ulffsparrs [Ulftspar, Erik Hanson; BW] Infanterie zu Hilfe. Die Reiterei blockierte die Stadt, Ulffspar stürmte auf das Schloss und forderte die Übergabe, was der Kommandant zurückwies. Augenblicklich beorderte Wedelbusch Reiter nach Dresden, um den Kurfürsten über die Lage zu informieren. Als dann in der Stadt wegen fehlendem Mehl Hunger drohte – die Mühlen befanden sich in den Händen der Schweden – ließ er Handmühlen verteilen. Nachdem am 27. November der Versuch misslungen war, Bautzen in Brand zu stecken, schickte der schwedische Befehlshaber Oberst Magnus Hanson einen Parlamentarier zu Wedelbusch, um ihn endlich zur Übergabe zu bewegen. Anderenfalls würde bei einer Erstürmung selbst das Kind im Mutterleib nicht verschont werden. Doch Wedelbusch lehnte erneut ab. Nunmehr unternahm die Schlossbesatzung einen Ausfall, der aber misslang. Auch den in den umliegenden Dörfern einquartierten Schweden gelang es nicht, die Innenstadt zu erstürmen.
Aus Rache über die zurückgeschlagenen Stürme zündeten die Schweden täglich früh 3.00 Uhr und abends 19.00 Uhr ein Haus an. Schließlich traf am 6. Dezember Torstenson vor Bautzen ein und ließ die Stadt ununterbrochen beschießen. Infolge des bald einsetzenden Mangels an Lebensmitteln forderten einige Ratsmitglieder vom Kommandanten, wegen des ruinierten Zustandes und der grassierenden Seuchen mit Torstenson zu verhandeln. Wedelbusch, der selbst krank war, willigte ein, so dass drei Tage später ein Vergleich zu Stande kam. Die sächsischen Soldaten mussten in schwedische Dienste treten. Hanson ließ auf dem Markt ausrufen, ‚dass jeder schwedische Soldat, welcher bei der Plünderung angetroffen würde, nach den Kriegsgesetzen bestraft werden sollte. Da sie aber nicht bleiben wollten, wurden alle Tore, Türme, Schanzen und das Gymnasium in Brand gesteckt. Nur der Lauenturm blieb auf Bitten des Apothekers Andreas Knöffel erhalten. Bei ihrem drei Tage später erfolgten Abzug nahmen die Schweden auch Wedelbusch mit“.[135]
1640 war Eberstein an Stelle des ausgeschiedenen Melander [Holzappel] zum hessischen Generalleutnant und Kommandanten der hessen-kasselischen Armee 1640-1644 befördert worden.[136] Von der Habsburg ergebenen älteren Geschichtsschreibung wird er „mehr Banditenchef als General“ tituliert.[137] Im September hatte der hessen-kasselische Obrist Wardenburg sich aus Oldersum[138] wegen der Verhandlungen um den Zoll zu Meppen[139] an Eberstein gewandt, wie dieser Feldmarschall Melchior von Hatzfeldt mitteilte. Zudem hatte Eberstein Melchior von Hatzfeldt zur Beförderung gratuliert und wegen der Befestigung von Stickhausen[140] verhandelt.[141]
Im Oktober 1640 übersandte der kaiserliche Obrist Johann von Ketteler Hatzfeldt beschlagnahmte Briefe an die Landgräfin Amalie von Hessen-Kassel und Eberstein.[142] In diesem Oktober ging es im Briefwechsel der beiden um die Verteidigungsbereitschaft von Oldersum (nach einer Mitteilung Sweerts an Eberstein).[143]
Happe notiert in seiner Chronik das letzte Auftauchen Ebersteins: „Eodem [die] [7./17.11.; BW] ist das Ebersteinische und Hornische Regiment zu Pferde hier zu Sondershausen[144] vor die Stadt über nach Bendeleben[145] marchiret“.[146]
„Am 7. Januar 1641 rückte der hessische Graf Eberstein mit 2 1/2 Tausend Mann von Dorsten[147] her gegen Dortmund[148] und suchte bei der Westenpforte durchzubrechen. Da die Wachen das Herannahen des Heeres rechtzeitig bemerkten, mißglückte der Anschlag, aber die Folge für Dortmund war, daß die kaiserliche Garnison in den nächsten Wochen erheblich verstärkt und die Kontributionen wiederum erhöht wurden“.[149] Eberstein lag in diesem Januar auch in Essen,[150] seine Truppen waren in Kettwig,[151] Saarn[152] und Mühlheim[153] einquartiert, wie Flantz, der Kommandant von Kaiserswerth,[154] Melchior von Hatzfeldt berichtete.[155] Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg[156] beschwerte sich wegen der Einquartierung kaiserlicher Truppen, besonders an Reiterei. Er verwies auf die Besetzung zahlreicher Städte und Häuser, auch durch Hessen-Kassel. In der Anlage fand sich auch ein Brief Ebersteins an den Herzog wegen der Einquartierung hessen-kasselischer Truppen im Herzogtum Berg.[157] Im Februar 1641 informierte Eberstein Amalie von Hessen-Kassel aus Dorsten über die Besatzung in Kalkar[158] und die Evakuierung von Ostfriesland.[159] In diesem Februar bemühte er sich in der Korrespondenz mit Hatzfeldt um die Beseitigung der Schwierigkeiten im Austausch von Gefangenen.[160]
„Das Verhältnis zwischen Wolfgang Wilhelm [v. Pfalz-Neuburg; BW] und den Hessen entwickelte sich keineswegs besser als zu den Kaiserlichen. Schon im März 1641 klagte General Eberstein aus Dorsten, die Kaiserlichen könnten ungehindert ihren Unterhalt aus dem Jülicher Land holen, während man die Hessen nur hinhalten und schmachten lassen wolle. ‚Weil man sich so gar einseitig erweiset‘, werde er sich hinfort an nichts mehr gebunden wissen und wegen der Unbeständigkeit des Herzogs selbständig handeln. Selbst Saradetzky [Zahrádecký; BW] meldete im Mai aus Dülken[161] an Hatzfeldt, daß alle Ämter dem hessischen Kommissar Schmidt in Kalkar die Kontribution verweigern würden. Eberstein drohte mit neuen Steuern und zwangsweiser Eintreibung, falls nicht bezahlt würde. Landgräfin Amalie Elisabeth sah keinen Grund zur Senkung der Kontribution, solange nicht von kaiserlicher Seite ein entsprechendes Angebot gemacht würde. Wolfgang Wilhelm mußte mit allen Mitteln, zur Vermeidung der sonst unvermeidlichen Exekution, für die Beitreibung der Gelder sorgen. Durch Reskript vom 24. März, 17. und 29. April wies er seine Amtleute immer wieder auf ihre Pflichten hin. Schon im März forderte der Herzog in Kassel die Einstellung der Zwangseintreibung. Verschiedene Bürger aus Gladbach[162] waren von den Hessen verhaftet und nach Kalkar gebracht worden. Schlimmer als Gladbach war es Kaldenkirchen[163] ergangen. Die dort liegende jülichsche Besatzung von einer Kompanie zu Pferd und einer halben zu Fuß wurde von den Hessen überfallen, zehn Häuser brannten ab, dazu Stallungen und Scheunen, Offiziere und Untertanen wurden in Kalkar festgesetzt. Außerdem begannen die Hessen die ‚junge Mannschaft‘, sobald sie ihrer habhaft werden konnte, gefangen zu nehmen und in ihre Dienste zu zwingen, ‚nit anderst als solches von den Türken auf den christlichen Grenzen geschieht‘ „.[164] Eberstein wandte sich im Juni 1641 wegen der Räumung Alpens[165] an Hatzfeldt.[166]
„Derartige Übergriffe der hessischen Soldaten belasteten auf die Dauer das an sich gute Verhältnis zwischen Amalie Elisabeth und Wolfgang Wilhelm. Die Landgräfin erfuhr natürlich von diesen Schwierigkeiten am Rhein. Sie brachte ihr Erstaunen über diese Vorgänge dem Herzog gegenüber zum Ausdruck, der die Kontribution ‚fast für eine Aufhebung der zwischen beiden fürstlichen Häusern bishero gepflogenen guten Verständnis ausdeuten‘ wollte. Niemand könne ihr verdenken, so verteidigte sie ihre Forderungen, daß sie für die Unterhaltung ihrer Truppe sorge und um eine Verringerung der Vorteile des Feindes bemüht sei. Wie wichtig trotz allem für die Landgräfin ein gutes Einvernehmen mit dem Herzog von Jülich Berg sein mußte, zeigt ihre Instruktion für den Hofmarschall und Obristen Heinrich von Günterode und den Kriegsrat Adolf Wilhelm von Krosigk zu Verhandlungen mit Eberstein: gar behutsam müsse man mit Jülich umgehen und den Herzog wegen seiner Macht nicht vor den Kopf stoßen. Sie empfahl ihren beiden Abgesandten, die feindlichen Truppenbewegungen am Niederrhein genau zu beobachten, damit man einen Feldzug rechtzeitig beginnen könne. Zum ersten Male findet sich hier ein wichtiger Hinweis auf größere Operationen am Nieder-rhein. Wolfgang Wilhelm verteidigte sich auf der anderen Seite gegenüber der Landgräfin mit dem Hinweis, daß sie sich nicht die gleiche Macht anmaßen könne wie der Kaiser, ihm müsse man mehr geben. Dieser Brief schloß dann mit der bezeichnende Wendung: ‚zwar in diesem Fall wider unsern Willen‘ „.[167]
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet: „Der Schwedische Obrist Besel / Commendant in Hameln / hatte sich im Januario diß Jahrs [1641; BW] an das veste Hauß Pirmont[168] gemacht / und es zum drittenmahl / aber mit Verlust und vergebens gestürmet. Er liesse darauff Nachen auß dem Eyß hauen / und auff Wägen dahin führen / desto schneller und ungehindert über Wasser zu kommen / und noch einmal anzugehen: Es wurde aber Käiserl. theils dem Obristen Ohr [Oer; BW] befohlen / die Brackelischen[169] Reuter so im Paderbornischen gelegen / an sich zu ziehen / und den Orth zu ensetzen / deßwegen Obrist Besel nachließ. Ob nun wol der Graf von Eberstein / so mit Hessischem Volck im Münsterischen einquartiret lag / im Junio hernacher daß Hauß Poll[170] / nicht weit von Pirmont / durch Anschlag einbekommen / hat er doch Pirmont unangegriffen gelassen“.[171]
Im Juli 1641 wandte sich Eberstein aus Gerbsheim[172] wegen der Neutralität von Soest,[173] Iserlohn,[174] Lünen[175] und Unna[176] an die Abgeordeten von Soest.[177]
„Als dann Anfang August die Verhandlungen mit den Ständen zu keinem Ergebnis führten, mußte Wolfgang Wilhelm andere Wege zur Bezahlung der Kontribution suchen. Er hoffte, bei dem staatischen Einnehmer Thins in Aachen[178] und bei Generalleutnant Melander Geld aufzunehmen. Beide aber waren wegen der Haltung der Stände in ihrer Entscheidung zurückhaltend. Der von den Hessen angesetzte Stichtag des 15./25. August nahte. Kurz vor Ablauf der Frist bat Wolfgang Wilhelm bei Paul Ludwig und bei Amalie Elisabeth um Fristverlängerung. Dann setzten die Exekutionen doch ein, und hessische Truppen streiften durch das Jülicher Land, um das zu holen, was man ihnen nach ihrer Meinung nicht freiwillig geben wollte. Bereits am 23. August hatten hessische Soldaten auf dem Eschweiler[179] Kohlenberg Fuhrleuten des Herzogs, die Steinkohle nach Schloß Hambach[180] und nach Jülich[181] bringen sollten, 40 Pferde abgenommen und die Fuhrleute nach Maastricht[182] gebracht. Der zur Rechenschaft gezogene Ludwig antwortete, die Soldaten könnten nicht mehr zurückgehalten werden, der Herzog solle zahlen, dann höre das Elend von selbst auf.
Die Landstände, die in Düsseldorf[183] zusammengekommen waren, lehnten schließlich angesichts der drohenden Haltung der hessischen Truppen die Bezahlung einer Kontribution ab, gingen ohne Entschließung auseinander. Wolfgang Wilhelms Lage war verzweifelt, auch wenn die Verhandlungen mit Thins schließlich zu einem Ergebnis führten. Trotzdem nahmen die Streifzüge auf das Land kein Ende. Rabenhaupt entschuldigte seine Zwangseintreibung ‚mit dem allgemeinen Soldatenrecht‘, doch fügte Wolfgang Wilhelm in einem Brief die Bemerkung hinzu, dieses Recht werde im allgemeinen allzu weit ausgedehnt. Seine Forderung, daß das zwangsweise eingetriebene Geld und Gut von der regulären Bezahlung abgesetzt werden solle, fand kein Gehör. Im Gegenteil, die Hessen drohten mit einer monatlichen Kontribution von 12 000 Reichstalern (statt der jährlich 36 000), falls nicht sofort bezahlt würde. Abermals sandte der Herzog an seine Amtleute ein Reskript zur schnellen Bezahlung der Gelder. Die Lage spitzte sich immer mehr zu. Am Düsseldorfer Hof kam man immer mehr zu der Anschauung, daß die Hessen den Herzog um seine Neutralität zu bringen trachteten und ihn als Feind behandeln wollten. Auch die Landgräfin, die von allen Spannungen zwischen der Kalkarer Garnison und dem Herzog wußte, nahm eine reservierte Haltung ein, sie sah in den Ständen den Sündenbock“.[184]
1641 fungierte der ängstliche und bei der Bevölkerung äußerst unbeliebte Nievenheim als Kommandant und Amtmann von Kempen,[185] zumindest nach der Chronik des Johannes Wilmius [*1585, gest. als Dekan des Stiftes Kaiserswerth[186] 1655]: „Im gleichen Jahr [1641; BW], als vorher im September in Deutschland alles vom Krieg verwüstet wurde und das kaiserliche Heer in Hessen gegen den Schwedengeneral Johannes Banèr lagerte, nahmen die Hessen unter Rabenhaupt Kalkar im Klevischen zu nachtschlafender Zeit. Sie bedrohten uns schwer und kündigten feindselige Handlungen an. In panischem Schrecken befestigten die Kempener den Ort und widersetzten sich dem Amtmann [Nievenheim; BW], der Soldaten aus ihrer Mitte ausheben wollte. Mit welchem Erfolg, wird die Zeit lehren. Jedoch auf einen Befehl des Fürsten hin, den der Amtmann unter Hinweis auf die Gefahr von ihm erwirkt hatte, wurden einige Abteilungen und Gruppen von Soldaten mit großem Aufwand der gesamten Gemeinde ausgehoben. Als Hauptmann wurde der Sohn des Amtmanns an ihre Spitze gestellt, ein Junge von neun oder zehn Jahren. Er sollte 60 Taler Sold monatlich bekommen. Hieraus kann man schließen, was die einfachen Soldaten erhalten werden. Gegen diese Aushebung erhoben die Vierter und die Gemeinde Einspruch, jedoch der Rat und die Schöffen wagten den Mund nicht aufzutun. Lieber wollten sie den Interessen ihres Vorgesetzten nachkommen, wenn auch die Stadt darüber zu Grunde ginge“.[187]
Der Hildesheimer[188] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 22.9./ 2.10.1641: „Der Alliirten Armeen auscommandirte Völker gehen abermals Coeßfeld[189] zu entsetzen unter Graf Caspar von Eberstein“.[190]
Im Oktober 1641 informierte der Kölner Kurfürst[191] Melchior von Hatzfeldt, Eberstein sei mit 5.000 Mann und 18 Geschützen aus Ostfriesland in Wesel[192] eingetroffen, in der Absicht, sich bei Xanten[193] und Alpen mit den hessen-kasselischen Truppen zu vereinigen. Er bat um den Abmarsch der Regimenter Velen und Eppe an den Rhein. In der Anlage fanden sich Berichte Nievenheims aus Kempen an den Kurfürsten über das Eintreffen neuer hessen-kasselischer Truppen.[194] Alexander II. von Velen hatte Hatzfeldt aus Warendorf[195] von den Bewegungen der hessen-kasselischen Soldaten und deren Angriff auf Hamm[196] und Kaiserswerth informiert.[197] In diesem Oktober hatten sich die Landstände des Vests Recklinghausen,[198] wie sie Hatzfeldt mitteilten, an Eberstein wegen eines Vergleichs zwischen kaiserlichen und hessen-kasselischen Truppen hinsichtlich der Kontributionserhebung im Vest Recklinghausen und der Räumung von Haus Wilbring sowie der der Auswirkungen der Belagerung von Dorsten auf das Vest gewandt.[199] Eberstein soll nach Mitteilung Johanns von Reumont, Kommandant in Dorsten, im November in Coesfeld[200] gestanden haben.[201]
„Am 3. Dezember 1641 hatten sich die französischen und weimeranischen Truppen unter ihrem General Guébriant von den Schweden unter General Torstensohn in Brelingen[202] westlich Celle[203] getrennt. Ihr Ziel war der Rhein. Dort wollten sie die Pläne des Feindes durchkreuzen und gemeinsam mit Oranien dessen Kräfte auf dem linken Rheinufer binden. Nicht weniger verlockend war die Aussicht auf reiche Beute. Die vereinigten Truppen überschritten bei Neustadt die Leine, am 10. Dezember bei Minden die Weser und erreichten über Melle[204] am 16. Dezember die Ems bei Saerbeck.[205] Dort traf das Heer mit den Hessen zusammen, die die Franzosen nach Laboureurs Schilderung nicht eben freundlich begrüßten und durch unbillige Forderungen eine Vereinigung mit den Franzosen zu umgehen suchten. Um so mehr bemühte sich Guébriant um die Hilfe der Generalstaaten. In Coesfeld kam es schließlich nach langen Verhandlungen zu einem Vertrag zwischen Guébriant und Eberstein, der u. a. die Quartier- und Verpflegungsfrage, das Verhältnis Hessens zu Spanien und die eventuelle Unterstützung durch Oranien klärte. Der Oberbefehl sollte alle vier Tage zwischen den beiden Heerführern wechseln“.[206]
„Die größere Aktivität der Kaiserlichen kam für den Erzbischof überraschend. Sein Helfer, Generalfeldmarschall Hatzfeldt, war weit entfernt und beabsichtigte obendrein, den Kaiser um Urlaub für eine Wallfahrt nach Loretto zu bitten. Der Erzbischof unterrichtete Hatzfeldt über alle Kampfhandlungen und bat ihn zu bedenken, ‚wie mir zu Mute sein muß‘ Denn ‚es gehet nach dem Sprichwort: Wenn die Katz aus dem Haus, so danzen die Mäuse auf den Bänken‘. Auch Graf Eberstein war inzwischen am Rhein erschienen und lagerte mit 5000 Mann und 18 Geschützen bei Wesel, um sich mit den übrigen Hessen auf dem linken Rheinufer zu verbinden und um ihm, wie der Erzbischof an Hatzfeldt schrieb, ‚dermaßen den Rest zu geben, daß er lange Zeit daran denken werde‘. Ferdinand forderte schnellste Abhilfe, sonst werde der Feind sicher festen Fuß am Rhein fassen“.[207]
„Noch immer standen um diese Zeit Franzosen und Hessen auf dem rechten Rheinufer, verhandelten mit Oranien und warteten fast einen Monat auf die Brücke. Die beiden kaiserlichen Heere unter Lamboy und Hatzfeldt rückten näher. In den ersten Januartagen [1642; BW] überschritt Lamboy die Maas. Seine Aufgabe war es, sich mit den Hatzfeldtschen Truppen zu vereinigen, um dann gemeinsam den Verbündeten entgegenzutreten. Als Lamboy nach Überschreiten der Maas von einigen Übersetzversuchen der Hessen erfuhr, rückte er schnell und auf eigene Faust in Richtung Süchteln[208] vor, dort blieb er am 9. Januar liegen, mit dem Ziel, bis zum Rhein nach Uerdingen[209] vorzurücken. Die ihm unterstellten Truppen waren 8000-9000 Mann stark, hinzu kamen etwa 1000 Reiter des Obristen Eppe aus Essen.[210] Außerdem hatte ihm Graf de la Fontaine 6 Geschütze mit 120 Pferden sowie 24 Munitionswagen und Ausrüstungsgegenstände überlassen. Schließlich bot der spanische Gouverneur von Geldern, Marquis de Ledo [Lede; BW], Lamboy Hilfe für den Fall an, daß die Holländer den Verbündeten Unterstützung zukommen ließen. So fühlte sich Lamboy dem Feind ‚uff jeden Fall gewachsen‘ und glaubte zuvorsichtlich, jeden Einbruchsversuch abwehren zu können. Dieser Marsch Lamboys auf Süchteln und sein geplanter Zug nach Uerdingen entsprach nicht den Plänen Hatzfeldts, da hierdurch die notwendige Verbindung zwischen beiden Truppenteilen wegen der größeren Entfernung um einige Tage hinausgeschoben werden mußte. Hatzfeldts Truppen standen zu dieser Zeit ja noch im Westerwald.[211] Was sollte geschehen, wenn nun plötzlich die Verbündeten den schon seit langem erwarteten Übergang vollzogen und Lamboy allein den ersten Gegenangriff zu führen hatte ? Aus diesen Erwägungen gab Hatzfeldt Lamboy zu bedenken, sich rechtzeitig auf die Erft zurückzuziehen, damit die Hessen die notwendige Verbindung nicht verhindern könnten. ‚Sollte auch mein Herr Generalfeldzeugmeister vermeinen, ohne mein Zutun selbigen Feind zu bestehen, so wird doch außer allem Zweifel – weilen ein so großes auf diesem Werk beruhet – das Sicherste sein, wann diese Truppen, so wenigstens in 7000 Mann gutes Volk bestehen, darzustoßen werden‘.
Vielleicht war das für die Kaiserlichen rätselhafte Verhalten der Verbündeten die Ursache dafür, daß Hatzfeldt nicht mehr mit Nachdruck den Rückzug Lamboys forderte. Ob bewußt oder unbewußt störten sie durch ihr Zögern eine klare Entscheidung der Kaiserlichen, die um so zuversichtlicher auf eine Verbindung ihrer Kontingente hofften. Noch am 9. Januar glaubte Lamboy aus diesem Verhalten der Verbündeten schließen zu können, der Feind werde angesichts der nahenden Hatzfeldtschen Verstärkung überhaupt nicht über den Rhein rücken und statt dessen durch das Herzogtum Berg in die Wetterau[212] und in die Landgrafschaft Darmstadt ziehen. So schwankten die Kaiserlichen zwischen Hoffnung und Sorge, Lamboy fühlte sich trotzdem sicher in seinem Lager bei Hüls,[213] wohin er inzwischen marschiert war.
Nachdem die holländische Brücke fertig war und die hessischen Truppen am 12. Januar am Rhein eingetroffen waren, überschritt Guébriant am 12. und Eberstein am 13. Januar den Rhein. In Wallach[214] sammelten sich die beiden Heere; dort wurde der Entschluß gefaßt, Uerdingen anzugreifen und dadurch entweder Lamboy aus seinem sicheren Lager bei Hüls zu locken oder ihn dort anzugreifen, bevor Hatzfeldt kam. Dieser zweite Entschluß war gefährlich. Denn falls die Verbündeten geschlagen wurden, mußten sie nach Holland fliehen, ihre Eroberungen im Reich waren entblößt. Vor allem fehlte es dann an Nahrung. – Gleichzeitig setzten bei Andernach[215] die ersten Hatzfeldtschen Soldaten über den Rhein. Nun mußte sich Lamboy allein den feindlichen Heeren stellen. Denn an eine Verstärkung durch die Hatzfeldtschen Truppen in den nächsten Tagen war nicht mehr zu denken. Damit drohte der kaiserliche Kriegsplan fehlzuschlagen. Lamboy wollte in Hüls ‚Posto fassen‘, den Feind erwarten und ‚ohne erheischende Not, weilen es Ihrer Churf. Durchlaucht also gnädigst befehlen, nichts hazardieren‘. Mit den gleichen Worten (nichts hazardieren) schrieb auch Hatzfeldt aus Köln an Lamboy: die Hatzfeldtsche Reiterei werde so schnell wie möglich herangeführt, das Hauptheer wollte der General über Euskirchen[216] und Erkelenz[217] marschieren lassen, damit der Feind die Verbindung beider Truppenteile nicht verhindern könne. Auch der Erzbischof beschwor mit flehentlichen Worten den gleichsam auf Vorposten stehenden Lamboy, unter allen Umständen zuerst die Verbindung mit Hatzfeldt zu suchen und deswegen notfalls über die Erft auf Neuß[218] zurückzugehen oder sich, falls der Feind bereits auf Uerdingen marschiere, auf die Roer in Richtung Linnich[219] zurückzuziehen. Eigenhändig fügte er hinzu: ‚Es ist so viel an der Conjunction gelegen, daß, wenn gleich unterdessen mein Erzstift was leiden sollte, so ist doch mehr an der Conjunction gelegen. Denn damit kann man den Feind allzeit mit der Gnad Gottes wieder repussieren. Also gehet so vorsichtig, daß der Feind sich nicht zwischen Euch und den Feldmarschall stelle, weil Ihr allem Ansehen nach allein dem Feind nit gewachsen‘. In dieser Notlage machte der Erzbischof seinen letzten Versuch, Wolfgang Wilhelm von seiner starren Haltung aufzubringen abzubringen. Er schrieb am 13. Januar, in dieser Situation müsse das Allgemeinwohl über die Sonderwünsche gestellt werden. Er könne sich nicht denken, ‚daß einige aus deutschem Blut entspoßene Fürsten … zur Unterstützung der deutschen Libertät anderen ausländischen Potentaten dergestalt Tür und Tor öffnen sollten‘. Wenn jeder sich wie Wolfgang Wilhelm verhielte, ginge schnell die alte schöne ‚Harmonia‘ verloren. Auch Kaiser Ferdinand befahl Lamboy, die Verbindung mit Hatzfeldt zu suchen. Ähnliche Schreiben erreichten außer Hatzfeldt und den Erbischof den Herzog [Karl IV.] von Lothringen,[220] Don Melo, die klevischen Räte in Emmerich,[221] die jülich-bergischen Landstände und die Stadt Aachen.[222]
Die Entscheidung über das Schicksal des Niederrheins lag nun ausschließlich in Lamboys Händen. Während sich die Hessen rheinaufwärts in Richtung Uerdingen bewegten, blieb Lamboy – ohne, entgegen seinen ersten Plänen, zu versuchen, die Stadt vor Eintreffen der Hessen zu besetzen – in seinem Lager in Hüls. Er fühlte sich seiner Sache so sicher, daß er dem Erzbischof schreiben konnte, Hatzfeldt möge ruhig jenseits des Rheins bleiben, ‚weilen er ohne dieselben den Weimeranern genugsam gewachsen wäre, sie zu hintereiben oder zu schlagen, dafern sie so vermessen wären, über den Rhein zu kommen‘. Auch von dem Plan des Erzbischofs, Lamboy möge seine Truppen über die Erft zurückziehen, hielt er nicht viel. Denn die Vereinigung beider Heere könnten die Hessen niemals verhindern, wenn Hatzfeldt die Niers aufwärts zöge und über die Brücke in Oedt[223] das rechte Niersufer erreiche. Da Hatzfeldt nicht weit sei, wolle er auf seine Ankunft warten. So trieb alles unaufhörlich der Entscheidung entgegen. In Bonn[224] und Köln herrschte ‚große Perplexität‘.
Das erste Ziel der Hessen war Uerdingen, um einen sicheren Rückhalt für ein Gefecht gegen Lamboy zu gewinnen. Bereits am 14. Januar erschienen sie vor den Toren der Stadt. Der wachhabende Leutnant wies die Aufforderung zur Übergabe ohne Zaudern ab. Trotzdem mußte man sich auch in Bonn darüber klar sein, daß sich Uerdingen nicht lange gegen den Feind halten könne. Aber gerade dieser wenn auch geringe Widerstand konnte für die Sache der Kaiserlichen von entscheidender Bedeutung werden, wenn es ihnen dadurch gelang, in letzter Minute eine Verbindung zwischen Lamboys und Hatzfeldts Truppen herzustellen. So jedenfalls sah der Erzbischof am Nachmittag des 16. Januar die Kriegslage. Zur gleichen Stunde aber war bereits das Schicksal Uerdingens besiegelt: da eine Hilfe von Lamboy nicht mehr zu erwarten war, ergab sich die Stadt dem Feind, die Garnison wurde in hessische Dienste gezwungen. Oberst Flantz meldete aus Kaiserswerth, wo er alle Bewegungen des Feindes beobachten konnte, wie die Hessen sogleich nach der Eroberung von Uerdingen die Orte Langst,[225] Elverich,[226] Nierst,[227] Lang[228] und Strümp[229] besetzten, die Kirche zu Osterath[230] in Brand steckten und das Kloster Mehr[231] plünderten. Am 16. Januar belagerte Guébriant Linn[232] und erkundete das Gelände in Richtung Hüls. Durch Gefangene zog er Auskünfte über Lamboys Lager ein. Am 17. Januar um 4 Uhr morgens wurde zum Aufbruch geblasen. Die Verbündeten mußten eine Entscheidung erzwingen, bevor die Verstärkung durch Hatzfeldtsche Truppen eintraf. Hatzfeldt lag um diese Zeit im Raum Düren und beabsichtigte, zwischen Jülich und Düren bei Nacht über die Roer zu gehen, um über Erkelenz nach Oedt oder Roermond[233] zu marschieren. Ein kleiner Teil des verbündeten Heeres marschierte auf Linn, während sich die Hauptmasse über Fischel den Truppen Lamboys näherte. So schwand auch die letzte Hoffnung des Erzbischofs, Linn möchte den Marsch des Feindes wesentlich verlangsamen. ‚Es gehet grob her, Gott wolle die arme Leut trösten, nach Gott aber ist der Feldmarschall unser größter Trost‘, schrieb er zu dieser Stunde an Hatzfeldt.
Lamboy fühlte sich weiter hinter der Landwehr bei Hüls sehr sicher. Obwohl das Heer der Verbündeten nicht weit von seinem Lager stand, glaubte er weder an einen sofortigen Angriff noch ergriff er selbst irgendwelche Maßnahmen gegen den Feind. Lediglich erhöhte Wachsamkeit war befohlen. Als dann die Verbündeten zwischen 10 und 11 Uhr vor der Landwehr erschienen, soll sich Lamboy gerade beim Essen befunden haben. Nach seiner Gefangennahme berichtete er dem Grafen Eberstein, ihm hätten 8-9000 Mann unterstanden. Die Stärke des zu erwartenden Hatzfeldtschen Kontingents betrug 7000 Mann. Einem vereinigten kaiserlichen Heer wären die Verbündeten kaum gewachsen gewesen. Denn sie verfügten insgesamt über etwa 9000 Mann, davon entfielen auf die Hessen 2000 Man zu Fuß und 1200 zu Pferd.
Immer neue Hilferufe richtete Erzbischof Ferdinand an Hatzfeldt: ‚Veni, vidi et noli tardare ! Wir warten auf ihn als unseren Erlöser von der weimeranischen Tyrannei‘, fügte er eigenhändig einem Schreiben an Hatzfeldt bei. Doch alle noch so berechtigten Befürchtungen am Bonner Hof waren verfrüht. Der Feind blieb in den letzten Dezembertagen still zwischen Emmerich und Wesel liegen und überschritt noch nicht den Rhein. Man wurde unruhig in Bonn. Sollten Zerwürfnisse zwischen den Verbündeten entstanden sein ? Einen einleuchtenden Grund schien es für dieses auffällige Verhalten nicht zu geben. Man vermutete sogar, die Hessen würden in das Herzogtum Berg einfallen, und man überlegte, Hatzfeldt unter diesen Umständen zunächst in Koblenz[234] warten zu lassen.
Über den Verlauf der Schlacht berichtete Eberstein am 18. Januar aus dem Hauptquartier zu St. Tönis[235] an den hessischen Landgrafen Wilhelm VI.: „Indem wir uns gestern nach dem Mittag in guter Schlachtordnung vor dem Feind, der hinter einer doppelten Landwehr mit tiefen trockenen Gräben zwischen Krefeld und St. Tönis gestanden, gesetzet, erstlich mit kleinen Regimentsstücklein auf- und über besagte Landwehr in den Feind gespielet und, als inmittels der Feind auch seine Stücke hervorgebracht und damit zu schießen angefangen, haben wir zusampt vor ratsam gefunden, das angefangene Werk mit Ernst zu beschleunigen. Gestalt dann ich mit drei Brigaden den Vorzug gehabt und selbige eben an den Ort, wo des Feinds Stücke und Lamboy selbst gestanden, den Sturm getan, nicht weniger von beiden Seiten der Herr Graf von Guébriant mit seinem Fußvolk angefallen. Und obwohl der Feind in seinem mächtigen Vorteil dermaßen gestritten, daß er auch mit seinem Fähnlein sich über die Landwehr gegen uns ins freie Feld angefangen zu setzen, so habe ich dennoch durch des Allmächtigen Segen den Meinigen vor dem Feind dermaßen zugesprochen, daß sie denselben wieder hinübergetrieben, die erste Landwehr einbekommen und mit dem Feind um seine Stücke eine Zeit lang gefochten. Inmittels ist die Reiterei zu beiden Seiten nacher Krefeld und St. Tönis zu fortgegangen, auch durch die Landwehren, teils durch die Schlagbäume, andere sonsten, ehe es der Feind innegeworden, hinübergekommen, von wenige von Efg. Fußvolk vor des Feinds Stücken und in dem Streiten die Landwehr geschlichtet, wobei dann nicht allein sie immer angedrungen und den Reitern den Weg geöffnet, sondern auch von des Feinds Stücken deren 6 achtpfündige gewesen, fünf ermächtiget und behalten, das sechste auch des Herrn Grafen von Guébriants Völker in Händen gefallen, worüber dann vollends der Feind in die Flucht gebracht und von der Reiterei zu allen Seiten dergestalt bestritten worden, daß alles Fußvolk, Fähnlein und eine Anzahl Standarten, auch die Bagage im Stich geblieben und von der Reiterei nicht gar viel entkommen sein. Die Obristen und hohe Befehlshaber, welche ein sonderbares Werk, sein alle gefangen, worunter Lamboy und die beiden Mercy in der Person, auch bei 3000 von gemeinen Soldaten. Die Gebliebenen werden nicht viel weniger sein, zumal die Felder hin und wieder auf ein großes Stücks Weg voller Toten liegen, von welchen allen die Verzeichnisse noch nicht aufgenommen. Von dieser Seite ist der Obrist Flersheim tot und von Efg. einige Hauptleute und Offiziere, von den gemeinen Knechten aber sind derselben, weil sie am härtesten Posten gefochten, mehr als der französischen geblieben. Des Herrn Lamboy eigener mir getanem Bekenntnis nach ist er in 4000 Reiter und über 4000 Mann zu Fuß stark gewesen, hat von Kurköln Ordre gehabt, der Hatzfeldtschen zu erwarten und zu Beschützung dieses Landes sich in seinem Vorteil zu halten, welches ihm aber nicht angehen wollen“.[236] Lamboy hatten 8.-9.000 Mann unterstanden, ca. 1.000 (nach anderen Angaben 2.500[237]) wurden getötet, die meisten wurden versprengt[238] oder gefangen genommen (4.000). 146 Fahnen und Standarten, dazu der ganze Tross fielen in die Hände der Sieger. Chaos und Panik hatten so große Verluste verursacht, so dass 29 staatische Reiterkompanien gar nicht mehr zum Einsatz gekommen wären.[239]
– Der katholische Chronist Johannes Wilmius [1585 – 1655] aus Kempen schilderte die Ereignisse aus seiner Sicht: „Am 17. Januar 1642, am Tage des hl. Antonius, besetzten die Hessen und Weimarer nach dem Übergang über den Rhein die Stadt Uerdingen. Bei der Gelegenheit erfuhren sie, daß Lamboy seine Soldaten weit über die benachbarten Dörfer verstreut habe und bei Hüls ein Lager aufschlage. In kluger Taktik gingen sie an dem Dorf Fischeln,[240] das sie in Brand steckten, vorbei und machten an der Hückelsmay einen unerwarteten Vorstoß in das Amt Kempen. Die weit umherschweifenden kaiserlichen Truppen bemerkten diesen Einfall zu spät. Wohl wurden sie in aller Eile zusam[m]engezogen und warfen sich in der Nähe der Hückelsmay dem Feind mit großer Tapferkeit entgegen, jedoch ohne Erfolg. Die größeren feindlichen Geschütze rissen große Lücken in die ohne Ordnung und Überlegung kämpfenden kaiserlichen Streitkräfte. Ein ungeheures Blutbad zwang die Unsrigen frühzeitig zur Flucht, bevor sie sich überhaupt zu einer geschlossenen Einheit formieren konnten. Lamboy aber leistete heldenhaften Widerstand. Er wollte um jeden Preis die Feldgeschütze retten und kämpfte bis tief in die Nacht. Schließlich geriet er mit dem General Epp in Gefangenschaft. In geschickter Ausnützung seines Sieges besetzte der Feind sofort den Ort St. Tönis, setzte die neue Kirche mit ihrem Turm in Brand und zerstörte sie. Die planlos fliehenden Kaiserlichen wurden vernichtet“.[241] – Selbst der gutwillige und geduldige Ferdinand von Köln hatte Lamboy „einen Welschen genannt, der uns alle in das Elendt bringt mit seinen Bravaden und Nonchalance.[242] Franz Wilhelm von Wartenberg hatte Trauttmansdorff gegenüber die kaiserlichen Pläne für das Desaster verantwortlich gemacht: „Die meiste ruin und desolation sey diesem craiß zugestoßen, alß der Hatzfeld ausm craiß nach Erfurt vom Kayserlichen hoff auß befelcht worden“.[243]
Lamboys zwei Jahre lange Gefangenschaft bis 1647 in Vincennes – möglicherweise auch deswegen, weil er zusammen mit Geleen und Wahl 1636/37 in Hessen siebzehn Städte, siebenundvierzig adlige Häuser und dreihundert Dörfer in Flammen hatte aufgehen lassen;[244]die gewaltige Auslösung von 25.000 Rt. wurde später nach Aussage des schwedischen Feldpredigers Engelsüß der Witwe Guébriants überlassen[245] – war ein Glück für die Kriegsführung am Niederrhein, was Ferdinand von Köln nicht hinderte, ihn nochmals einzusetzen.
Guébriant wurde in Anerkennung des Sieges bei Kempen im März 1642 zum französischen Marschall ernannt. Die Reste der Armee Lamboys hatten sich nach Westen und Süden abgesetzt. „Die Absicht der Kaiserlichen, diese Soldaten aufzufangen und in Hatzfeldts Armee einzugliedern, war schwer zu verwirklichen. Sicherheit bestand für sie erst jenseits der Mosel. Die Truppen waren führerlos. Man plante, Teile von ihnen in der Grafschaft Namur und im Herzogtum Luxemburg zu sammeln. ‚Es ist aber ein so undiszipliniertes Volk, daß nicht weiß, was mit ihnen zu machen‘, klagte Hatzfeldt. Die meisten wollten von spanischen Kommandanten weder Verpflegung noch Munition annehmen, um nicht in spanische Dienste gedrängt zu werden. So eilten sie, ohne Waffen und ohne Ordnung, Hatzfeldts Armee zu. Gleich wilden Tieren habe man sie einfangen müssen. Schließlich stießen etwa 1400 Mann zu Pferd, 600 Reiter und 2000 Frauen zu Hatzfeldt, der sie sogleich auf das rechte Rheinufer führte und von da in die Wetterau, sehr zum Verdruß des Erzbischofs von Mainz,[246] schickte. Andere Teile der geschlagenen Armee, die sich dem Zugriff Hatzfeldts entziehen konnten, zogen weiter rheinaufwärts, beunruhigten die Gegend von Mainz und drangen bis nach Frankfurt, Worms[247] und Heilbronn[248] vor.
Wie ein Lauffeuer sprach sich die Niederlage Lamboys bei den Kaiserlichen herum. Flantz hatte, als er den Geschützdonner aus der Ferne in Kaiserswerth hörte, sogleich eine Streife mit 30 Mann losgeschickt, die von feindlicher Kavallerie überfallen wurde und mit nur sieben Mann zurückkehrte. Am Abend trafen einige Reiter und Verwundete der geschlagenen Armee in Kaiserswerth ein. Einige in westlicher Richtung geflohene kaiserliche Reiter fanden bei dem spanischen Kommandanten in Venlo[249] Aufnahme, der um einen höheren Soldaten bat, um die flüchtigen Soldaten zu kommandieren. Der spanische Kommandant von Roermond[250] dagegen hatte die Lamboyschen Truppen weggeschickt, die kurze Zeit später von den Verbündeten erneut angegriffen wurden. Eine Gesandtschaft Wolfgang Wilhelms, die sogleich mit den Siegern Verbindung aufnahm, hatte sich davon überzeugt, daß die Armee Lamboys ‚totaliter ruiniert und zunicht gemacht‘ sei. Nicht anders beurteilte Hatzfeldt selbst die Lage: er sah den Fehler der kaiserlichen Kriegsführung in dem Befehl vom Herbst 1641, mit seinen Truppen statt den Westen des Reiches zu schützen nach Erfurt marschieren zu müssen. Denn in diesem Fall wäre es entweder nicht so weit gekommen oder der Feind wäre nicht ‚ohne Schläg entgangen‘. Jetzt aber sei durch Lamboys Verhalten die Schlacht verloren und seine Truppen ‚gänzlich ruiniert‘. Nicht weniger sorgenvoll klangen die Briefe aus Wien, wo man mit den schwersten Beschuldigungen gegen Lamboy nicht sparte. Der Hofkriegsratspräsident Schlick warf Lamboy, der ein ‚schönes Spiel angerichtet‘ habe, vor, er habe ‚ehrvergessener Weise und dergestalt leichtfertig gehandelt, daß es ja nicht gröber sein könnte‘. Im September 1643 urteilte er über Lamboy, ‚daß er etliche Male grob gestolpert sei‘. Er warnte Hatzfeldt, sich mit ihm zu verbinden. Denn wenn auch Lamboy durch die Franzosen gedemütigt sei, werde er zwar sich anfangs zurückhaltend erweisen, ‚so bald aber den Fuß wieder im Stegreif gesetzt, werde ihn die eigene Regiersucht wieder ankommen‘.
‚Einen Welschen‘, der ‚uns alle in das Elend bringt mit seinen Bravaden und Nonchalance‘, nannte Erzbischof Ferdinand den besiegten kaiserlichen Feldherrn. Noch am Tage nach der Schlacht hatte er, in Unkenntnis der Ereignisse, Hatzfeldt mitgeteilt, daß in Bonn, Köln und Andernach viel Brot bereitläge; wegen der Eroberung Uerdingens durch die feindlichen Truppen hatte er davon Abstand genommen, auch nach Neuß Brote zu liefern. Am 19. Januar wurden über 30 000 Pfund Brot per Schiff nach Andernach gesandt. Die Städte Rheinbach,[251] Meckenheim[252] und Ahrweiler[253] erhielten Befehl, ihren Vorrat an Lebensmitteln nach Andernach zu senden. Außerdem hatte der kurfürstliche Beseher Hermann Fischer zwei Schiffe nach Andernach entsandt, in denen je 100 Pferde und 400 Mann Platz finden konnten. Mitten in diese Vorbereitungen trafen in Bonn die ersten Nachrichten durch Obrist Flantz über die Niederlage bei Kempen ein. Die Meldungen überschlugen sich, noch war kein klares Bild über die Lage im niederen Erzstift zu gewinnen. Nach Auffassung des Erzbischofs waren Kempen und Linn verloren, die Lage Kaiserswerths gefährdet, und ob Neuß dem feindlichen Ansturm lange Widerstand leisten konnte, schien dem Erzbischof höchst ungewiß. Wirksame Hilfe gegen die Verbündeten sah Ferdinand, außer in Hatzfeldts Truppen, in der bayerischen Armee, die von allen kaiserlichen Heeren dem Rhein am nächsten lag, und in der Unterstützung durch lothringische Truppen. Eine gewisse Hoffnung hatte Ferdinand auch auf die Spanier gesetzt, mußte aber mit Erstaunen feststellen, daß sie sich verhältnismäßig reserviert verhielten. Gleichwohl versicherte der Gouverneur der spanischen Niederlande in Brüssel, Don Francesco de Melo, Hatzfeldt seines Gehorsams gegenüber dem Kaiser und sandte als Zeichen seiner Hilfe den Baron de Jehay zu Hatzfeldt.
Die erste Reaktion des Kaisers[254] auf die Niederlage bei Kempen war die Entsendung von 2-3 Regimentern der bayerischen Armee an den Rhein, sie sollten in Philippsburg[255] oder Speyer[256] den Rhein erreichen und dann in drei Tagen auf Schiffen, die der Erzbischof von Mainz zu stellen hatte, zu Hatzfeldt stoßen. Auch an den Herzog von Lothringen hatte der Kaiser Befehle zur Bereitstellung von Hilfsvölkern gesandt. Schließlich stellte er selbst Hatzfeldt 50 000 Reichstaler für Munition in Aussicht.
Auch Wolfgang Wilhelm erhielt einen kaiserlichen Befehl, die aufgefangenen Lamboyschen Völker zu verpflegen und Hatzfeldt hierbei behilflich zu sein. Entsprechende Schreiben erreichten den Erzbischof, den Bischof von Osnabrück, den Grafen von Wied, den Abt von Korvey,[257] die jülich-bergischen Landstände und die Städte Köln, Aachen, Dortmund, Duisburg,[258] Brakel[259] und Soest.[260]
Als der Sieg bei Kempen errungen war, herrschte bei Eberstein und Guébriant zunächst Uneinigkeit über die Fortsetzung des Feldzuges. Während Eberstein das nahe gelegene Kempen, von dessen Kornvorräten er gehört hatte, erobern wollte, war es Guébriants Absicht, zunächst Hatzfeldt entgegenzumarschieren und dadurch gleichzeitig nach Süden hin mehr Bewegungsfreiheit zu erlangen. Der Plan Guébriants wurde befolgt. Lediglich das in der Nähe von St. Tönis gelegene Haus Oedt wurde noch besetzt, da viel Korn und andere Vorräte dort aufgespeichert waren, und das wegen seiner Lage den Weg ins Jülicher Land freigab. Hatzfeldt selbst hatte sich am 18. Januar von Düren aus, wohin er nach dem Übergang bei Andernach marschiert war, wieder an den Rhein zurückgezogen. Bei dem Vormarsch der Verbündeten in Richtung auf die Erft stieß das Heer auf keinen nennswerten Widerstand. Schon am 22. Januar mußte Erzbischof Ferdinand an Hatzfeld seine Verwunderung darüber ausdrücken, daß der Feind ’so sicher‘ durch das Land ginge. Das Hauptquartier, das zuerst in St. Tönis gelegen hatte, wurde am 21. Januar nach Büttgen[261] verlegt. Wenn die Verbündeten das Schwergewicht ihrer Aktionen auf kurkölnisches Gebiet zu richten trachteten, ließ es sich bei dem Vormarsch nicht vermeiden, daß auch das Herzogtum Jülich, trotz der Neutralität Herzog Wolfgang Wilhelms, in Mitleidenschaft gezogen wurde. Kurkölnische Städte und Dörfer wurden ebenso wie jülichsche besetzt. Von Wevelinghofen[262] aus, wo französisch-weimeranische Truppen lagen, wurde Grevenbroich von Weimeranern überfallen und ausgeplündert; das Schloß, in dem die Bevölkerung Zuflucht gefunden hatte und das mit jülichschen Soldaten besetzt war, lag unter Beschuß. Ohne feindliche Gegenwehr wurde die Erft überschritten, am 24. Januar belagerten die Verbündeten Hülchrath,[263] in dem sich 300 Mann tapfer gegen alle Angriffe wehrten.[264] Auch Haus Neersen[265] und Odenkirchen[266] waren besetzt. So waren die Verbündeten gleich einem breiten Strom bis an die Erft vorgestoßen. Widerstand durch die Bevölkerung wurde nicht geleistet. Groß waren die Vorräte, die in die Hände der Sieger fielen.
Die Stadt Neuß war durch diese Entwicklung in die größte Gefahr geraten. Nur längs des Rheins bestand noch eine schmale Verbindung nach Köln und Bonn, die aber spätestens nach dem 23. Januar auch nicht mehr vorhanden war, als die Franzosen einen engen Belagerungsring um die Stadt legten. Neuß hatte beim Nahen der feindlichen Truppen zunächst eine Verstärkung durch kurkölnische Landsknechte unter Obristleutnant Paßmann abgelehnt, dann aber, als die Franzosen mit der Beschießung begannen, bereits am 27. Januar unter ‚liederlichen Bedingungen‘, wie Hatzfeldt an den Kaiser schrieb, kapituliert. Zu Beginn des Feldzeuges war geplant, Neuß gegen eine bestimmte Summe Geld nicht zu besetzen. Jetzt aber aber machten es die Kriegsnotwendigkeiten erforderlich, in die Stadt eine starke Garnison zu legen. Auf den ersten Kommandanten der Stadt, den Herzog [Friedrich] von Württemberg, folgte bald der hessische Obrist Kotz. Neuß blieb länger als irgendein anderer Ort am Niederrhein hessische Garnison, erst 1651 rückten die letzten Hessen ab. Das Hauptquartier wurde am 28. Januar nach Neuß verlegt, gleichzeitig kamen die bei Kempen gefangenen Offiziere nach dort. Die Äbtissin von St. Quirin floh nach Düsseldorf und stellte sich unter den Schutz Wolfgang Wilhelms. Ein großer Teil der Geistlichen hatte die Stadt nicht mehr verlassen können. Die schnelle Eroberung von Neuß machte auf die französischen Soldaten starken Eindruck. Le Laboureur berichtet, Guébriant habe in drei Tagen erreicht, was Karl der Kühne mit 60 000 Mann in elf Monaten nicht fertiggebracht habe.
Gleichzeitig mit der Eroberung von Neuß wurde ein Trompeter an Bürgermeister und Rat von Zons[267] geschickt, der den Ort zur Übergabe aufforderte. Guébriant wünschte dort seine Artillerie unterzustellen, und Eberstein drohte, Zons ‚samt allem, was darinnen, mit Feuer und Schwert elendiglich‘ zu vertilgen.[268] Obgleich die Stadt damals noch unbesetzt war, wurde sie nicht sofort angegriffen – eine Unterlassung, die sich später bitter für die Verbündeten rächen sollte.
Mit diesen Eroberungen hatten die Verbündeten den Kaiserlichen gegenüber eine Stellung inne, die es ihnen erlaubte, eventuellen Gegenangriffen wirksam entgegentreten zu können. Diese Lage benutzten sie nunmehr, die rückwärts gelegenen Städte Kempen und Linn und gleichzeitig Gladbach und Düren zu erobern. Die drohende Besetzung Gladbachs veranlaßte Wolfgang Wilhelm, Gesandte ins Neußer Hauptquartier zu senden, die die Befreiung der Stadt von Einquartierung erreichen sollten. Der Herzog bat, Gladbach nicht zu belegen, da er sie für seine Reisen ins Jülicher Land benötige; die Stadt sei obendrein zu gering befestigt und mit zu schlechten Mauern umgeben. Auch fänden in den vorhandenen wenigen Häusern nicht genug Soldaten Unterkunft. Doch diese Einwände halfen ebensowenig wie die Leinentücher, die die Stadt Gladbach Eberstein und Guébriant zu schenken beabsichtigte, eine Befreiung zu erwirken. Zusammen mit Gladbach, das Anfang Februar besetzt wurde, erhielten auch Viersen,[269] Süchteln,[270] Dahlen[271] und Dülken[272] Einquartierung.
Während die in Gladbach liegende Garnison kaum Widerstand geleistet hatte, verteidigte sich Kempen – obwohl auf einem so gut wie verlorenen Posten ! – hartnäckig. Am 29. und 30. Januar rückten Guébriant und Eberstein vor Kempen, unterwegs besetzten sie Haus Wachtendonck.[273] Kempen war von starken Mauern und zwei Wassergräben umgeben. Eberstein brachte seine Geschütze (8 Kanonen und 1 Mörser) in Stellung, die seit dem 1. Februar die Stadt beschossen, ohne daß – bis auf eine in die Stadtmauer geschossene Bresche, die aber sogleich wieder geschlossen wurde – ein nennenswerter Erfolg zu verzeichnen war. Aus Rheinberg[274] mußte neue Munition herangeschafft werden. Mehrere Tage verteidigte sich die 350 Mann starke Besatzung, unterstützt durch die Bevölkerung, tapfer. Dann aber, als schließlich der große Turm und die Windmühle zusammengeschossen und deren Trümmer in den Stadtgraben gefallen waren, wollte die Bevölkerung dem Feind die Tore öffnen. Die Übergabe erfolgte am 7. Februar. Der Kommandant aber zog sich ins Schloß zurück. Zur gleichen Zeit hatten etwa 300 Musketiere aus Straelen[275] versucht, der kurkölnischen Besatzung zu Hilfe zu eilen. Ohne von der inzwischen erfolgten Übergabe der Stadt Kenntnis zu haben, näherten sie sich Kempen. Eberstein fand etwa 100 von ihnen in einem Graben vor einem der Stadttore, er verstellte sich, führte die ahnungslosen Soldaten in die Stadt und gab dann plötzlich Alarm. Kaum ein Soldat entging der Gefangenschaft. Der Hauptmann der übrigen 200 Mann versuchte zu fliehen, wurde aber von Rittmeister v. Wittgenstein zum Angriff gestellt. Erst am 13. Tag nach Beginn der Belagerung (also etwa am 11. Februar) sah der Kommandant des Schlosses die Nutzlosigkeit weiteren Widerstandes ein und ergab sich mit seinen Soldaten. In der Stadt hatten die Verbündeten einen noch größeren Vorrat an Lebensmitteln vorgefunden als in Neuß. – – Der katholische Zeitzeuge Wilmius aus Kempen hat einen sehr anschaulichen Bericht über die Eroberung von Stadt und Burg Kempen hinterlassen: „Die kurfürstlichen Behörden, der Amtmann [Nievenheim; BW] und der Kellner, packten am St. Antoniustag ihre Sachen und machten sich unter einem starken Geleit unserer Soldaten abends gegen 7 Uhr ängstlich und heimlich durch die Hinterpforte der Burg aus dem Staube. Diese feige Flucht rief bei den Bürgern verständlicherweise große Empörung und Bestürzung hervor. Jeglicher Führung durch die vorgesetzte Behörde beraubt, wurden sie kleinmütig und wußten nicht, was sie unternehmen sollten. Jedoch Nagel, der Hauptmann der Fußtruppen, machte ihnen nachher wieder neuen Mut. Welch unglücklichen Verlauf die Flucht für die beiden nahm, lehrt der Ausgang. Bei St. Nikolaus wurden sie aufgegriffen und ihrer gesamten Habe beraubt. Allerdings ist mir der genaue Sachverhalt nicht klar bekannt geworden, so daß ich nicht wahrheitsgetreu und ausführlich darüber berichten kann“. In einem späteren Zusatz heißt es: „Aufgegriffen wurden sie nicht, aber durch den Verlust ihres Eigentums erlitten sie einen bedeutenden Schaden“.[276] „Am 22. Januar ging der Feind an Willich[277] vorbei und drang bis Neuß vor. Alles, was an seinem Marschweg lag, verwüstete er mit Feuer und Schwert. Der Abzug der Feinde bewog die Kempener, die sich bis jetzt nicht vor die Tore gewagt hatten angesichts der gefährlichen Umklammerung, einmal vor die Stadt zu gehen. Zu ihrem großen Erstaunen fanden sie eine Menge Karren, Wagen, Hausrat aller Art sowie Geld und Bücher der geflohenen kaiserlichen Truppen. Die Änderung der Marschroute des feindlichen Heeres, das wie vorhin berichtet, alles in der Umgebung von Neuß verwüstete, gab uns die Möglichkeit, wieder etwas aufzuatmen.
Außerdem ist zu erwähnen, daß der gleiche Feind, der noch bei St. Tönis sein Lager hatte, am 20. Januar, einem Montag, die Vorbereitungen für die Belagerung der Stadt Kempen traf. Aber ein furchtbares Getöse und Rauschen in der vorhergehenden Nacht jagte ihm einen solchen Schrecken ein, daß er am anderen Morgen die Belagerung unserer Stadt gar nicht mehr in Erwägung zog, sondern nach Willich marschierte. Ein sehr deutliches Zeichen, wie sehr uns die Gnade Gottes beschützt hat.
Am 28. Januar desselben Jahres hörten wir zu unserer großen Bestürzung, daß Neuß sich nach einer Belagerung von nur wenigen Tagen den Feinden ergeben habe. Wir schweben noch in dieser Gefahr wie zwischen Hammer und Amboß. Am vorletzten Januar erschienen morgens gegen neun Uhr einige feindliche Reiterabteilungen in unseren Feldern, mit ihnen wiederum ein Unterhändler oder Trompeter, der den Hauptmann unserer Besatzung Nagel zum Kuhtor kommen ließ und ein zweites Mal die Übergabe der Stadt forderte. Aber er bekam auch jetzt wieder die gleiche Antwort, worauf er verschwand. Ob das übrige Heer ihm folgen wird, werden wir bald erfahren.
Am Samstag, den 1. Februar 1642, am Tage der hl. Brigitta, beschossen sie in der Morgendämmerung von erhöhten Batteriestellungen aus die Stadt mit fünfundzwanzigpfündigen Kanonenkugeln so wütend und anhaltend, daß nichts mehr heil zu bleiben schien. Sie streiften die Häusergiebel und rissen sie ein. Das Bombardement dauerte bis Mittag. Bis zum Tage des hl. Blasius schleuderten sie dann ununterbrochen Feuerkugeln oder Granaten mit dem Ziel, die Stadt in Brand zu stecken. Aber durch Gottes Gnade verursachte keine der Feuerkugeln, von denen sie (was hervorzuheben ist) 26 abschossen, eine Feuersbrunst. Allerdings wurden einige Häuser erheblich beschädigt, weil ihre Geschoßdecken durchschlagen wurden.
Am 4. Februar steigerte der Feind den Kugelregen, womit er die Stadt in Brand schießen wollte, auf mehr als 45 Geschosse, die er aus einem Mörser verschoß. Jedoch hatte er mit seiner Absicht kein Glück, was auf einen besonderen Gnadenerweis Gottes zurückgeführt werden kann. Wohl wurden sehr viele Häuser, die getroffen wurden, stark erschüttert und beschädigt. Die Kugeln waren 16 und 20 Pfund schwer. Eigens zur Verhütung von Bränden angestellte Bürger liefen jeweils zur Einschlagstelle hin und löschten jeden Brand bereits im Entstehen. Um Mitternacht des genannten Tages hatte der Feind sich unter dem Schutz von Sturmdächern schon bis an den äußeren Graben herangearbeitet und versuchte, mit Schanzkörben eine Brücke zu schlagen. Diese Bewegungen bemerkten unsere Soldaten, die noch den mittleren Wall besetzt hielten, durch den Lärm aufmerksam geworden. Mehrmals schossen sie ihre Bombarden ab und versetzten die durch das Getöse aufgeschreckten Bürger in panische Furcht. Besonders die Frauen liefen zusammen und eilten in großer Zahl zum Franziskanerkloster, während die Männer in voller Ausrüstung den Ansturm der Feinde abwarteten.
Am 5. Februar schauten wir nach jeder göttlichen und menschlichen Hilfe aus. Vom Feinde rings umgeben, traf sich schon seit 14 Tagen die gesamte Bürgerschaft zum täglichen Gebet in der Pfarrkirche und flehte Gott und seine Mutter um Hilfe an. Wir sangen Litaneien und flehten im Geiste der Demut und Zerknirschung um seine Barmherzigkeit in der großen Not, damit wir nach Überwindung dieses Feindes ihm aus freier Seele dienen könnten und von dem Joch der Calvinisten befreit würden.
Am 7. Februar, einem wahrhaft unglückseligen Tag, eröffneten die Feinde in der Morgenfrühe mit einem Hagel von 300 Kugeln das Feuer gegen uns. Die steinerne Turmmühle sowie die Bürgerhäuser gerieten bei dem furchtbaren Donner ins Wanken. Schließlich gingen wir nach achttätiger Belagerung in die Gewalt der Feinde über und ergaben uns, von der Not bezwungen. Nur die Burg, die der Leutnant Hilger, ein mutiger Mann, mit äußerster Entschlossenheit verteidigte, streckte nicht die Waffen, weil sie Hilgers Schutz anvertraut war. Nach Übergabe der Stadt zog sich auch der Hauptmann Nagel mit seinen Soldaten zur Verteidigung auf die Burg zurück.
Am folgenden Tag trat der Graf Eberstein mit mehreren Leuten vor meine Tür in der Absicht, von meinem Garten aus die Burg in Augenschein zu nehmen. Die Burg sollte unter allen Umständen erobert werden. Mit bescheidenem Gruß bat er um Öffnung der Pforte und sicherte mir zu, es würde mir niemand etwas zuleide tun. Nach Besichtigung der Lage meines Grundstücks und der Burg ging er fort.
Zu Friedensverhandlungen mit dem Feinde wurden mehrere Delegierte aus dem Rat gewählt. Auch ich sollte ihrer Abordnung beitraten. Ich erklärte mich bereit in der Überzeugung, daß dieser Schritt zum Besten für die Kirche und die Religion sei. So ging ich mit dem Herrn Schultheiß und den Herren aus dem Rat vor das Kuhtor zu den Grafen Guébriant und Eberstein und begrüßte sie mit Handschlag. Als erster empfing mich Guébriant, ein General des französischen Königs in diesem Kriege. Er war katholisch und sehr freundlich zu mir. Die längere Unterredung führte er in lateinischer Sprache, die er gut beherrschte. Er versprach Sicherheit und die Bestätigung fast aller von uns vorgeschlagenen Punkte. Über den weiteren Verlauf der Dinge und die Glaubwürdigkeit der uns gegebenen Versprechungen wird die Zukunft entscheiden.
Inzwischen erreichte uns die Nachricht, daß der Kommandant in Straelen in jener Nacht vor Samstag, dem 8. (Februar), uns etwa 200 Fußsoldaten zur Befreiung unserer Stadt nach Kempen geschickt hatte. Vor den Toren unserer Stadt wurden sie aber vom Feind umzingelt, geschlagen und gefangengenommen. Sie hatten geglaubt, die Stadt befände sich noch in unserer Hand.
Kommandant unserer Stadt wurde ein adliger Herr von Schönbeck, nach außen ein leutseliger und freundlicher Mann, in Wirklichkeit aber listig und verschlagen. Mit ihm hatte ich eine Unterredung vor dem Kuhtor, als wir mit ihnen (den Hessen) zu einer Einigung kommen wollten. Das war am 7. Februar, dem Tag der Übergabe. Er nahm im Hause des abwesenden Kellners Quartier, der an dem Tage, an dem Lamboy geschlagen und sein Heer zerstreut wurde, sich zusammen mit unserem Amtmann nach Straelen aus dem Staube gemacht hatte.
Am Sonntag, dem 9. Februar, setzte der Sturm auf die Burg ein. Wegen der vielen frechen Soldaten wurde erst kein Gottesdienst mehr abgehalten. Die Bürgerhäuser wurden mit Vorliebe nachts gewaltsam erbrochen und ausgeplündert. Alle Häuser waren so stark mit Soldaten belegt, daß die schon früher ausgesogenen Bürger nicht mehr aus noch ein wußten, woher sie den Unterhalt für die Soldaten nehmen sollten. Da hattest du, o Kempen, ein Antlitz, wie einst Troja, als es erobert wurde.
Am nächsten Tag, dem Tage der hl. Scholastica, wurden in der Nacht Schanzen oder, wie man sagt, Batterien aufgeworfen. Die Burg wurde mit schweren Kugeln beschossen, wovon die ganze Stadt erzitterte. Ihre Übergabe erfolgte gegen 8 Uhr in der Frühe. Mit einiger Mühe war den Verteidigern Sicherheit für Leib und Leben zugebilligt worden. Die Besatzung mußte in die Dienste des Feindes treten“.[278] – –
Nach der Besetzung von Kempen fiel wenige Tage später auch Linn, die letzte kurkölnische Bastion im niederen Erzstift in die Hände der Verbündeten. Der Hauptstoß aber, den die Sieger nach Erreichung der Erftlinie unternahmen, ging in südlicher Richtung. In Bonn wurde deswegen vor allem das Bollwerk am Zollhaus verstärkt. In den ersten Februartagen eroberten die Verbündeten Kaster,[279] Bedburg[280] und Bergheim.[281] Ende Februar wurde Euskirchen ohne Widerstand besetzt, und 17 Kompanien zu Pferd wurden in die Stadt gelegt. Bald folgten Münstereifel,[282] Zülpich[283] und Nideggen.[284] Von besonderer Bedeutung war Düren, das stärker als Neuß mit Mauern, Türmen und Gräben versehen war. Schon Ende Januar war der weimeranische Generalleutnant Taupadel vor der Stadt erschienen. Der Kaiser hatte von Wien aus in Schreiben an Hatzfeldt den Wert Dürens für die kaiserliche Kriegsführung unterstrichen. Doch angesichts der trostlosen Lage widerstand die Besatzung nur zwei Tage den Belagerern, 30 Kanonenschüsse zwangen sie am 24. Februar zur Übergabe. Der Befehl Wolfgang Wilhelms, bis zum äußersten auszuharren, wurde nicht befolgt. Von den 200 Musketieren des Herzogs ließ sich der größte Teil anwerben.
Durch das siegreiche Vordringen verstärkten die Verbündeten ihre Truppenkontingente wesentlich. Schon im Februar 1642 meldete Wolfgang Wilhelm dem Kaiser, eine große Anzahl von Soldaten, Pferden und Ausrüstungsgegenständen sei den Feinden in die Hand gefallen und die Armeen um viele Tausende verstärkt worden. Sogar Kaiserliche und Spanier seien zu den Hessen übergelaufen, da sie alles im Überfluß besäßen. Wenige Tage später unterrichtete Hatzfeldt den Kaiser, die Verbündeten besäßen nun 7-8000 Pferde, da ihnen ‚das Volk bei diesem Glück zulaufen thut‘. Heister bestätigte im März aus Neuß diese Angaben und schätzte die Zahl der Reiter auf mindestens 6000, während sich jede Brigade um 100 Mann vermehrt habe.
So war bis Ende Februar, also fünf Wochen nach der Schlacht bei Kempen, der linke Niederrhein von den Truppen der Verbündeten überrannt, alle kurkölnischen und jülichschen Orte entweder besetzt oder in Mitleidenschaft gezogen. Neuß bildete den Mittelpunkt des besetzten Gebietes, das sich nach Westen über Gladbach bis nach Randerath[285] und Geilenkirchen[286] erstreckte. In südlicher Richtung waren die Verbündeten nur in der Nähe von Neuß über die Erft vorgedrungen, während sie sonst auf dem linken Erftufer verblieben. Nur Jülich blieb in spanischer Hand und wurde stark befestigt.
An eine weitere Ausdehnung des besetzten Gebietes war nicht gedacht. Nur Lechenich[287] hatte sich dem feindlichen Ansturm widersetzen können. So begann man nunmehr mit der Verteilung der Quartiere. Die Reiterei wurde in die entfernteren Orte verlegt, sie stellte sich schützend um die mehr in der Nähe von Neuß untergebrachten Fußsoldaten. Versuche Wolfgang Wilhelms, sich bei der Quartierverteilung einzuschalten, schlugen fehl. Er sah – nicht zu Unrecht – in diesen mißlungenen Bemühungen einen weiteren Beweis für den Mangel an Respekt, mit dem er als neutraler Fürst von den Siegern behandelt wurde“.[288]
„Doch nach einem Bericht Wolfgang Wilhelms an Ritter Stich vom 1. März 1642 müssen die Folgen der Anwesenheit fremder Soldaten insgesamt trotzdem verheerend gewesen sein. Im Blick auf die Spuren, die französische Truppen hinzerließen, heißt es, daß das ‚kriegs volckh soviel unschuldigen underthanen umb leib und leben, haab und guet gebracht, auch soviel weiber und kinder und so gar die junge medlin genothiget und geschendet, auch der geistlichen nit verschonet, auch soviel clöster, kirchen, gotsheuser, altare und heilthumb prophanirt und außgeblindert haben‘. Erbittert war Wolfgang Wilhelm auch angesichts der Tatsache, daß die Truppen keinen Unterschied in der Behandlung der Untertanen eines feindlich gesonnenen oder eines neutralen Landesherrn machten: ‚Daher ia die größte unbilligkeit ist, das von den Frantzößisch, Weinmarisch unnd Heßischen wider mich und meine underthanen eben so hart, unnd fast härter unnd beschwerlicher alß wider Ihre feindt, die Cöllnische, mit einnehmung meiner stett, und außblinderung derselben, auch wegnehmung aller pferdt, vieh unnd getreidts, auch mit erschlagung so viel hundert per-schonen und ranzionirung meiner underthanen albereit verfahren worden und noch unbillicher were, da solche beschwerden lenger continuirt werden sollen, da doch billich under Neutralen unnd offenen feinden, wie die Cöllnische mit ihnen sein, ein underscheidt gemacht werden solle‘ „.[289]
„Dem unaufhaltsamen Vordringen der Verbündeten mußte der Erzbischof von Köln aus hilflos zusehen. Er hatte am 25. Januar Bonn verlassen und in Köln Schutz gesucht, wo er in St. Gereon wohnte. Ferdinand hatte, um seinen eigenen Truppen den nötigen Sold zahlen zu können, sein Silber verkauft. Die einzige Rettung sah er in Hatzfeldt und dem ‚mit Seufzen von jedermann verlangten kaiserlichen allergnädigsten Sukkurs‘. Doch bis dahin werde der Feind alles besetzt und zur Kontribution gezwungen haben. Wie gespannt und nicht frei von nervösen Erregungen das Verhältnis selbst unter den Kaiserlichen war, zeigen Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Erzbischof und Hatzfeldt, da ohne des Erzbischofs Rat die Versorgung der Truppe geregelt wurde. Ferdinand forderte Hatzfeldt auf, ‚konfidenter miteinander zu konferieren‘. Mit dem Eintreffen der kaiserlichen Hilfsvölker war zunächst noch nicht zu rechnen, auch die Verhandlungen mit den kurkölnischen Landständen erwiesen sich als äußerst schwierig. Zur gleichen Zeit rückten die Verbündeten unaufhaltsam vor. Von Bergheim[290] aus befürchtete Ferdinand einen Angriff auf Brühl.[291] Bonn war bedroht. So wuchs die Sorge des Erzbischofs von Tag zu Tag, nicht weniger auch sein Bewußtsein großer Hilflosigkeit. ‚Also muß ich avec les bras croisés[292] in meiner Melancholie den Psalmum Misereor singen‘, klagte der Erzbischof Mitte März gegenüber Hatzfeldt. Auf der Seite der Sieger spottete Le Laboureur, Ferdinand werde wohl ebenso wie Wolfgang Wilhelm in diesem Jahr einen schlechten Karneval feiern.
Die Reaktion Wolfgang Wilhelms auf den Ein- und Durchbruch der verbündeten Heere endete nicht wie bei Erzbischof Ferdinand in völliger Resignation. Er versuchte weiterhin seine bisherige Neutralität zu wahren. Durch sofortige Verhandlungen mit den französischen und hessischen Befehlshabern hoffte er das Schlimmste von seinen Landen fernzuhalten. Freilich, der Erfolg blieb ihm versagt. Wenn auch anfänglich eine gewisse Schonung des Herzogtums Jülich im Rahmen der Kriegführung wenigstens auf hessischer Seite geplant war, so mußte diese Rücksichtnahme doch bald vor den stärkeren Kriegsnotwendigkeiten zurückweichen. Schon am 19. Januar, also zwei Tage nach der Schlacht bei Kempen, erschienen der jülichsche Kammerrat Philipp Heinrich von Benting und die Räte Lic. Salomon Cyriacus und Kaspar Hackenberg bei den Verbündeten in Willich, trafen dort Taupadel und Eberstein, ritten am anderen Morgen zunächst in das Hauptquartier nach St. Tönis und dann am gleichen Tag abends in das neue Hauptquartier nach Büttgen,[293] wo sie zwar Guébriant durch Überreichung von Wein große Freude bereiten konnten, aber noch keine Antwort auf die erbetene Befreiung der jülichschen Schlösser und Amtshäuser von Einquartierung erhielten. Auch die Aufhebung der Kontribution schien den Gesandten augenblicklich kaum erreichbar. Die Hoffnung auf eine Erklärung der Franzosen, das Herzogtum Jülich von Einquartierung zu befreien, brach zusammen, als Guébriant den Gesandten erklärte, ein solcher Schritt bedürfe der Genehmigung des Königs. Damit war einer sofortigen Entscheidung, und sie allein konnte Wolfgang Wilhelm helfen, ausgewichen. Als Benting dann im Verlaufe der zahlreichen Besprechungen, die in den folgenden Wochen immer wieder stattfanden, die Notwendigkeit einer Besetzung Dürens bekannt wurde, mußte der Herzog erkennen, wie gering auf französischer Seite die Bereitschaft war, seine Neutralität zu respektieren. Trotz aller Bemühungen der Gesandten und selbst des weimeranischen Obristen Ehm war Gladbach besetzt worden. Wolfgang Wilhelm hatte um Einstellung der Belagerung gebeten und den Verbündeten angeboten, eine eigene starke Besatzung (ebenso wie in Düren) in die Stadt zu legen, um den Kaiserlichen, die im übrigen im Kurfürstentum Köln Platz genug hätten, den Einzug zu verwehren. An Ehm schrieb der Herzog, wenn schon das Herzogtum Jülich aus anfänglicher Quartiernot hätte besetzt werden müssen, so hätte Dülken (etwa bis zur Eroberung von Kempen) ausreichen können. Denn Dülken sei doppelt so groß und habe mehr als doppelt soviel Häuser wie Gladbach. Aber alle Bemühungen um Gladbach, Düren und um die Beilegung vieler anderer Beschwerdepunkte waren vergeblich. Die Erfordernisse des Krieges waren stärker. Ärgerlich hatte Wolfgang Wilhelm schon Ende Januar gemeint, er scheine mit Frankreich und Hessen im Krieg zu stehen. Durch das Vorgehen der Verbündeten verlöre er allen Kredit bei seinen Untertanen. Im März wurde den beiden Generälen mitgeteilt, der Herzog sei weder französischer noch hessischer Untertan, sie sollten ihre Soldaten in kurkölnischen oder anderen Gebieten unterbringen. Die dann folgende Quartierverteilung zeigte Wolfgang Wilhelm, daß hierbei taktische Gesichtspunkte stärker berücksichtigt wurden als die Bemühungen eines neutralen Fürsten um sein Land. Guébriant hatte auf all dies nur zu antworten, augenblicklich sei keine Änderung der Verhältnisse möglich. Die siegreiche Armee sei alle Libertät gewohnt, sie könne nun nicht in wenigen Quartieren zusammengezogen und müsse verpflegt werden. Angesichts des auf beiden Flanken drohenden Feindes sei eine Befreiung der jülichschen Orte nicht möglich. Alle Verhandlungen der Düsseldorfer Gesandten waren umsonst bei ‚diesen Leuten, dier sich so gar viktoriös halten … Wir haben nichts erreicht und sehen, daß es auf einen Totalruin gerichtet ist‘.
Angesichts dieser trostlosen Lage schoben die Kaiserlichen dem jülich-bergischen Herzog und seiner Unentschlossenheit alle Schuld an dem Vordringen der Verbündeten zu. Während nach Wolfgang Wilhelms Ansicht Guébriant an den linken Niederrhein zog, um einer kaiserlichen Besetzung vorzubeugen, hatte nach Meinung der Kaiserlichen und Spanier, Wolfgang Wilhelm den Hessen durch seine Haltung Anlaß zum Rheinübergang gegeben. Des Herzogs Verhalten war in der Tat nicht frei von gewisser Zwielichtigkeit, er versuchte auf beiden Schultern zu tragen und es mit keiner der beiden streitenden Parteien ernstlich zu verderben. Auf der einen Seite gestattete er den verbündeten Generälen, Marketenderware in Düsseldorf zu kaufen, so daß Flantz aus Kaiserswerth dem Erzbischof berichtete, der Feind könne in Düsseldorf ‚frei, sicher, ungehindert aus- und eingehen‘. Auf der anderen Seite bat er in denselben Tagen Tagen Hatzfeldt um Truppen für Düsseldorf – eine Bitte, die Hatzfeldt zu der Bemerkung gegenüber dem Kaiser Anlaß gab, nun könne Wolfgang Wilhelm sehen, daß dem Feind nicht zu trauen sei. Der Kaiser fand jetzt gegenüber Wolfgang Wilhelm einen anderen Ton: er warb um seine Hilfe und ermahnte ihn, angesichts der Lamboyschen Niederlage ‚den Mut nicht sinken zu lassen, sondern wie jederzeit in beständiger Devotion zu verharren und sich versichert zu halten, daß wie wir seithero auch ohne dieses Corpo … dem Feind im Reich gewachsen gewesen, also noch Mittel genug vorhanden, alles dieses mit einmütiger und beständiger Zusammensetzung zu überwinden‘. Wolfgang Wilhelm aber verhielt sich zurückhaltend, er scheute nicht davor zurück, dem Kaiser zu schreiben, durch die von ihm und Erzbischof Ferdinand betriebene Verbindung jülicher und kurkölnischer Untertanen zur Abwehr des Feindes seien die Sieger so erbittert gegen die jülichschen Bewohner gewesen und hätten Städte, Klöster und fast alle Kirchen geplündert. ‚Daher all dies Unheil und Verderben über sie kommen ist, welches ich vorhergesehen habe‘, so schrieb Wolfgang Wilhelm an seinen Residenten Philipp Ludwig Breitschädel in Wien.
In dem gleichen Brief sprach der Herzog auch von der Möglichkeit, die Sieger möchten im Lande bleiben und es vorerst nicht verlassen. ‚Dann wird Frankreich … alle Macht in diesem Lande wenden und sich des Reiches bis an den Rhein bemächtigen‘. Mitte Februar wurden dann tatsächlich die ersten Befestigungsarbeiten in Bergheim[294] am Düsseldorfer Hof bekannt, wenig später meldete Hatzfeldt an den Kaiser, der Feind begänne zu bauen und zu werben ‚und also zu schicken, als wenn sie dieser Orten verbleiben wollten‘. Zur gleichen Zeit hatte der Erzbischof in Erfahrung gebracht, daß zwei Ingenieure in Neuß angekommen seien, die Kempen, Neuß, Hülchrath u. a. befestigen sollten. Als dann Anfang März die Quartiere verteilt wurden, war die Absicht der Verbündeten, am Rhein stehen zu bleiben, wahr geworden.
– – Im Februar schrieb Eberstein wegen der Räumung von Haus Rauschenburg[295] an die Landstände der Grafschaft Mark.[296] Im März 1642 gab es eine hessen-kasselische Neutralitätsurkunde Ebersteins für Essen.[297] – –
Um so wichtiger mußte für die Kaiserlichen das Eintreffen der in Aussicht gestellten Hilfsvölker sein. Aus eigener Kraft konnte Hatzfeldt selbst wenig unternehmen. Wegen der zu hohen Preise war er nicht einmal in der Lage, die notwendigen Ausrüstungsgegenstände zu beschaffen. Hilfe konnte er – außer der vom Kaiser in Aussicht gestellten – von Spanien erwarten, das die Überlassung von Truppen, Kriegsmaterial und von Geld versprochen hatte. Hatzfeldt erbat von dem spanischen Gouverneur in Brüssel, Don Francesco de Melo, Geld zur Wiederbewaffnung der Lamboyschen Reiterei (1200 standen unter seinem Befehl, 800 in den westfälischen Quartieren). Einige hundert Artilleriepferde mit den dazugehörigen Knechten sollten in die Gegend um Roermond und Jülich, einschließlich etwa 3000 Malter Mehl und etwas Hafer heimlich gebracht werden. Außerdem wünschte Hatzfeldt 100 Zentner Pulver, 50 Zentner Blei und je 800 zwölf- und sechspfündige Kugeln, über die er nicht mehr verfügte. Er selbst besaß nur 12 kleine Geschütze zu 3 Pfund und ließ mehrere 12- und 6pfündige neu gießen, weitere hoffte er von der Stadt Köln zu erhalten. Wie sehr man auf kaiserlicher Seite mit einem Eingreifen der Spanier rechnete, zeigt ein Brief des Kaisers an Hatzfeldt, in dem er zunächst von seinem Befehl an Wahl, die kurbayerische Reichsarmee an den Rhein zu führen sprach, ihm riet, vor Wahls Eintreffen kein Risiko einzugehen, vielmehr die wichtigsten Punkte am Rhein zu besetzen und mit Don Melo gute Verbindung zu halten. Hatzfeldt und Melo sollten gemeinsam den Feind in die Zange nehmen, ebenso der spanische Kommandant in Geldern,[298] damit die Verbündeten ‚darinnen entweder krepieren oder die Länder aus Not zu verlassen necessitiert werden‘. Doch angesichts des Vormarsches der Verbündeten wurde Hatzfeldt ungeduldig, die Hilfe der Kaiserlichen näherte sich zu langsam dem Rhein, für sie fehlte es an Ausrüstung und Munition. Als dann Kaiser Ferdinand III. in einem Schreiben an Hatzfeldt anklingen ließ, er werde ‚hernacher‘ Truppen an den Rhein senden, da wandte sich der General ergrimmt an den Hofratspräsidenten Schlick und fragte ihn, ob man die Medizin erst zu schicken beabsichtige, wenn der Kranke bereits gestorben sei. Schlicks Antwort lautete: Er hoffe, daß vom Kranken soviel übrig bleibe, daß ihm durch die kommende Medizin geholfen werden werde, damit er dem ‚dollen hochmütigen Feind unter die Augen treten könne‘. Er warb um Hatzfeldts Gunst und sah in dem von ihm bezahlten Vorschuß von 13 000 Reichstalern einen Beweis seiner standhaften Treue.
In der Tat war die Verfassung der Hatzfeldtschen Truppen derart schlecht, daß sie allein Entscheidendes nicht erzwingen konnten. Die Truppen waren zu elend, und es fehlte vor allem an einer genügenden Zahl von Pferden. Denn Hatzfeldt verfügte lediglich über 2000 Reiter und 4500 Soldaten zu Fuß, hinzu kamen 2000 lothringische Reiter und Fußsoldaten und eventuell noch 4000 Mann aus Westfalen. Das alles reichte nur für ein defensives Verhalten aus, genügte aber keineswegs zu einem Angriff. Insbesondere mangelte es an Verpflegung, und schon aus diesem Grunde mußte die Zusammenballung zu vieler Truppen am Niederrhein zum Ruin führen, hatte doch Hatzfeldt einen Teil seiner Reiter wegen Verpflegungsmangel in die westfälischen Quartiere schicken müssen. Die Beschaffung von Getreide war ein kaum zu lösendes Problem. Die meisten Vorräte waren in die Hände der Verbündeten gefallen. Aus Bonn konnte Hatzfeldt Getreide kaufen, zog sich aber den scharfen Protest des Erzbischofs zu: ‚So hat es den Anschein, als ob ich nicht Herr in meiner Stadt und in meiner Residenz wäre‘. Erst die Erlaubnis des Erzbischofs gab Hatzfeldt, so wurde der General belehrt, das Recht zum Getreidekauf in Bonn. Wenige Tage später klagte Ferdinand über seinen Geldmangel und unterließ es nicht, auf die Verwüstungen der kaiserlichen Truppen in den kurkölnischen Gebieten hinzuweisen. Dieser Brief schildert die nahezu hoffnungslose Lage des Erzbischofs angesichts der Gefahren des feindlichen Vormarsches, der zu erwartenden Verstärkung der Kaiserlichen und der eigenen Hilflosigkeit: ‚Und daß mir nun in meinen alten Tagen widerfährt, da ich ohne Ruhm zu melden, in die etlich und 40 Jahr regiert und Lob und Dank und Lieb von meinen Untertanen gespüret, weil ich ihnen meiner Schuldigkeit nach vorgestanden, jetzundt aber allen Kredit und Affektion bei ihnen bei ihnen ohne meine Schuld zwar verlieren muß, weil ich ihnen nit helfen kann … Ist das nit ein erbärmlichs Wesen ? Der Herr Graf wolle doch konsiderieren, wie es mir gehe; will ich was Fried zu Bonn haben, so muß das Geld da sein … Wo soll es aber hergenommen werden ? Es fallen dergleichen unumgängliche Ausgaben mehr vor zum Kriegswesen. Das Land ist mir mehrenteils vom Feind genommen, der übrige Rest ganz belegt und fouragiert, daß nichts übrig bleiben kann. Der Kredit ist nit da, die Barschaft viel weniger. Keine Intraden können was tun bei dem Kriegswesen, weil die Commercia cessieren. Auf den Straßen ist alles preiß. Wie soll ich es anstellen ? Und solle ich bei diesen allen schweren Zuständen vor mein und meines Vetters Person aus der Luft leben ? Dies alles schreib ich nit, daß in dem Fall dem Herrn Grafen was zumessen wolle und nit ermessen könnte, daß die Straf Gottes wegen unserer Sünden leider vorhanden. Aber ich mein, man könnte in vielen Sachen … die Burd leichter machen, wie mir an seinem christlichen Gemüt nit zweifelt, damit die Straf erträglich. Denn Gott ist gerecht, der legt dem Menschen nit mehr auf als er tragen kann‘.
Im April und März 1642 wurde Hatzfeldt häufig aus Neuß mit Nachrichten über die Pläne der Verbündeten und mit entsprechenden Gegenvorschlägen versorgt. So wurden die Kaiserlichen über Spannungen zwischen Guébriant und Eberstein, die sich bewußt mieden, unterrichtet, mangelndes Vertrauen der Franzosen gegenüber den Hessen veranlasse sie, jenen keine weitere weiteren Quartiere zu geben. Zugleich meldete Heister, vier Regimenter seien in Frankreich eingeschifft, auch die Holländer wollten vier Regimenter zur Verfügung zu stellen, Ludwig XIII. habe befohlen, ‚den Niederrheinstrom keineswegs zu quittieren und deren Ends sich möglichst zu manutenieren‘. Man fühlte sich in Neuß sehr sicher auf Grund der Siege und Erfolge der letzten Wochen: ‚Sie meinen jetzt, der Himmel hänge voller Geigen‘. Ob dieses Hochmuts bei den Verbündeten dürfe man auf kaiserlicher Seite keine kostbare Zeit verlieren, man solle sich beeilen, vor dem Eintreffen der zu erwartenden Verstärkung an Soldaten, Material und Geld die Initiative wieder an sich zu ziehen. Einen genauen Plan unterbreitete Heister dem kaiserlichen General und schlug ihm vor, die gesamte Kavallerie einschließlich der Infanterie und Dragoner in einer Nacht zwischen die Quartiere zu schieben. ‚Ehe der Feind advertiert wäre, würde die Viktorie zwischen einem weit und breit separierten Feind beinahe gewiß sein, der gräuliche und überflüssige Troß der gemeinen Soldaten keine geringe geringe Konfusion machen. Auch wenn sie schon nacher dem Hauptquartier Neuß zum Fußvolk und Artillerie ihre Retirada – welche sie dem Vermuten nach durch Kaster und Bedburg tun werden – nehmen wollten, würde gesagter Troß in großer Gefahr sein, schwerlich fortzubringen und mehrenteils hinterbleiben müssen, unseren dismuntierten Reitern zum Besten. Hierzu würde noch mehrere Sicherheit verursachen, wann die Spanier 1000 oder 2000 Reiter samt ohngefähr 1000 Musketieren in fertiger Bereitschaft hielten, welche zu prefigierter Zeit und Ort durch Jülich zu den Unseren in Eil stoßen könnten. Nach mehrere Sicherheit wäre, wenn kaiserliche oder bayerische ankommende Regimenter den Mehrenteil ihrer Reiterei voranschickten und straks ohn Verliehrung einiger Zeit nach beschehener Konjunktion mit den Unserigen gerade zwischen Neuß und obspezifizierte Quartieren marschieren‘. Selbst über die zu erwartenden Kriegszüge der Verbündeten hatten sich die Gefangenen Nachrichten zu verschaffen vermocht: ‚Des Feinds Intention belangend, ist einmal keine andere, als die Orter notturftiger Weis mit denen überlassenen statischen Völkern, deren ihrem Vorgehen nach 4000 sein sollen – oder aber mit den Hessen besetzt zu hinterlassen … Und auf Fall, sie sich ganz und gar zu retirieren genötiget würden, vermeinen sie jedoch, dero kaiserliche und bayerische Armee so viel Negotien zu schaffen, daß dieselben gegen ihnen empechiret[299] bleiben und dem verlorenen kölnischen Lande nicht succurieren, sondern die hinterlassenen Garnisonen vielmehr sich befestigen, das ganze Land in Kontribution setzen und halten und ein neues Corpo ohne sonderliche Verhindernis errichten mögen. Und solches um soviel leichter, wenn sie sich oben wieder über Rhein begeben, die im Elsaß albereits geworbene und rekrutierte Truppen zu sich nehmen und ihren geradesten Weg in Bayern hinein fortsetzen täten; auf welchen Fall dem Land Bayern und dem Niederrheinstrom oder kölnischen Lande zu gleicher Hand Rettung zu leisten nicht möglich sein würde. Bei welchen Konjunkturen, wann sie einen festen Fuß zu setzen und etliche Festungen zu verfertigen Zeit gewinnen sollten, wäre leichtlich zu schließen, mit was unschätzbaren Kosten hernacher die Rekuperation dieser Lande dieser Lande wiederum zu Wege zu bringen‘. Aus dem gleichen Brief erfuhr Hatzfeldt, daß man aus Essen 1500 Musketen erhalten habe, obwohl die Stadt in kaiserlichem Besitz war. Solingen[300] hatte 300 Degen an die Verbündeten verkauft.
– – Im März 1642 unterrichteten Obrist Wilhelm von Westphalen und Alexander II. von Velen Hatzfeldt vom Marsch Ebersteins mit den erbeuteten Lamboy’schen Fahnen durch das Stift Münster und über Lippstadt nach Kassel.[301] Im April informierte Don Felipe Carrasco, der Kommandant von Hamm, Hatzfeldt von der Rückreise Ebersteins nach Kassel.[302] – –
Hatzfeldt setzte seine Vorbereitungen für einen Gegenschlag fort. Die Stadt Köln stellte 500 Mann und 6 Quartierschlangen zur Verfügung. Schließlich gab man dort auch nach langen Verhandlungen die Zustimmung zum Bau einer Schiffsbrücke in Köln, die Mitte April fertig war. Aus Wien waren inzwischen 115 000 Reichstaler angewiesen, die aber nur sehr tropfenweise bei Hatzfeldt eintrafen. Dieses Geld wurde ausschließlich für die Ausrüstung der Truppen verwandt. Der Mangel an Bekleidung blieb so groß, daß die aus Mähren inzwischen eingetroffenen 900 Kleidungsstücke kaum ins Gewicht fielen. Trotz aller Hilfeleistungen baten die Offiziere weiterhin um Entlassung. Am 19. April fand in Mainz eine Konferenz statt, an der kölnische, bayerische und mainzische Abgeordnete teilnahmen. Sie beschäftigte sich vor allem mit der Versorgung der kaiserlichen Truppen. Hatzfeldt berichtete nach Mainz, er habe 2000 Reiter und 4000-5000 Landsknechte an den Rhein geführt. Wie stark jetzt seine Reiterei sei, könne er nicht angeben; er schätzte sie auf 3500 Pferde. Das Fußvolk aber habe mehr ab- als zugenommen. Vorrat an Brot war für 3 Monate vorhanden. Trotzdem riet Hatzfeld sehr, Getreide ‚oben‘, etwa in Mainz, zu kaufen. Denn in Köln würde das Getreide stündlich teurer. Außerdem war dort die Kaufmöglichkeit so gering, daß der städtische Rat bis Würzburg zu kaufen suchte. An Munition verfügte der General über 200 Zentner Pulver und 350 Zentner Salpeter. Die bisher eingegangenen Gelder (20 000 und 115 000 Reichstaler vom Kaiser, dazu von Hatzfeldt persönlich 8 000 Reichstaler) waren fast ausgegeben. Diese an sich große Summe hatte aber nicht die übergroße Not der Soldaten lindern können. Bereit zum Gegenschlag war Hatzfeldt. Aber er benötigte weiterhin finanzielle Mittel, da er nicht mit leeren Kassen ins Feld ziehen könne.
Der Marsch der Verbündeten in südlicher Richtung Mitte April löste am erzbischöflichen Hof erneut großes Rätselraten aus. Man wußte nicht, ob der Feind Lechenich angreifen oder gegen Brühl oder gar Bonn marschieren wolle. Zwar wurde die Residenzstadt wegen der Möglichkeit eines Angriffs befestigt, der kaiserliche Generalwachtmeister [Otto Christoph v.; BW] Sparr richtete sich auf alle Eventualitäten ein. Aber der Mangel an Soldaten blieb groß und die Gefahr für die kurkölnischen Städte nicht minder: neben allen Befestigungsanstrengungen sah Erzbischof Ferdinand im ‚Menschenfleisch die beste Fortifikation‘. Das Ziel der Verbündeten war Lechenich. Trotz mehrwöchiger Belagerung gelang es ihnen nicht, die Stadt zu erobern. Keine der eingenommenen kurkölnischen und jülichschen Städte hatte so tapfer Widerstand geleistet. Schon am 4. Mai berichtete Hatzfeldt an den Kaiser, noch habe der Feind keine Erfolge erzielen können, obwohl die Stadt mit nur 400 kaiserlichen und 130 kurkölnischen Landsknechten und zwei Kompanien Reiter belegt war. Hatzfeldt hoffte, daß den Belagerten nicht das Pulver vor dem Eintreffen der kaiserlichen Hilfstruppen ausginge. Am 22. Mai war nach vierwöchiger Belagerung Lechenich zwar aufgegeben, aber die Burg wurde weiterhin hartnäckig und auch erfolgreich verteidigt. Als dann die Nachricht vom Eintreffen der kaiserlichen Hilfsvölker bekannt wurde, brach Guébriant schleunigst am 23. Mai die Belagerung ab. Am 25. Mai traf er mit seinen Truppen in Bergheim ein. Dort erhielt Guébriant einen Teil der von den Holländern versprochenen Truppen, die formell wegen der Neutralität zwischen Kaiser und Holländern aus deren Diensten entlassen und in französische übernommen wurden. 13 Kompanien schickte Guébriant unter dem holländischen Offizier Borchorst nach Düren, ebenso viele kamen nach Kempen und je zwei Kompanien nach Hülchrath und Bedburg. Auf diese Weise konnte Guébriant die eigenen Truppen aus den Quartieren herauslösen und dem Gros wieder zuführen. Nach Beendigung dieser Umgruppierung zogen die Verbündeten nach Grevenbroich, wo sie am 3. Juni ein Lager aufschlugen und stark befestigten. Aus dieser sicheren Position wollte Guébriant die Kaiserlichen erwarten.
Denn während die Verbündeten vor Lechenich lagen, rückten die bayerischen Truppen auf Köln. Wahl selbst traf dort bereits am 8. Mai ein. Don Melo hatte zur gleichen Zeit spanische Gelder an seinen Gesandten in Köln, den Grafen Zapata, geschickt, jedoch mit der Auflage, diese Gelder erst auszugeben, wenn die Kaiserlichen gegen den Feind zögen. Der Kaiser befahl daraufhin Hatzfeldt, alle entsprechenden Vorbereitungen für eine sofortige Offensive nach Ankunft der Bayern zu treffen. Ohne diese spanische Hilfe konnte Hatzfeldt nichts Entscheidendes unternehmen. ‚Es ist aber zu erbarmen, daß allemal die Sachen aus Ermangelung der behörigen Mittel zu diesen Extremitäten geraten und dadurch alle andere Raison beiseite gesetzt werden müssen‘, schrieb Hatzfeldt an den Kaiser. Seine Hoffnung, schon jetzt vor dem Eintreffen der Wahlschen Truppen Proviant von den Spaniern zu erhalten, wurde nicht erfüllt. Denn Zapata hielt die Verpflegung unter Hinweis auf jene Klausel zurück. Angesichts der fehlenden Mittel blieben Hatzfeldts Sorgen groß, zumal auch der Erzbischof ständig zum Handeln drängte. Dieses wachsende Mißtrauen zwischen Kaiserlichen und Spaniern bestand noch Anfang Juni. Die Ursache hierfür lag weniger bei Don Melo, der mit Teilen seiner Armee auf die Maas zog und hoffte, Mitte Juni Hatzfeldt jede Hilfe leisten zu können. Er wollte ihn zu großen Entscheidungen antregen, damit die Kaiserlichen den Feind über den Rhein zurückdrängen würden; Melos Aufgabe sollte es dabei sein, die Holländer anzugreifen. Der Schuldige war vielmehr Zapata. Denn als die Kaiserlichen endlich nach dem Eintreffen der Wahlschen Truppen am 12. Juni am Bayenturm in Köln den Rhein überschritten und dem Feind bei seinem Rückzug auf Neuß zuvorzukommen trachteten, mißlang dieser Plan, weil Zapata den in Aussicht gestellten Proviant nicht lieferte und ihn ‚mit gar fremdem Vorwand‘ vorenthielt. Nun war die große Möglichkeit der Überraschung ungenutzt. Hatzfeldt konnte nicht verhindern, daß Holländer und Verbündete neue Pläne schmiedeten und die Initiative behielten. Guébriant vermied jede Gefechtsberührung. Daher schlugen die Kaiserlichen in Zons ihr Lager auf, um den Verbündeten, um den Verbündeten möglichst nahe zu sein. Endlich am 15. Juni stellte Zapata für die kommenden Tage 60 000 Brote in Aussicht. Aber die Not im kaiserlichen Lager blieb so groß, daß Hatzfeldt dem Erzbischof am 17. Juni schrieb, Zapata hielte den versprochenen Vorrat so sehr zurück, daß die Lieferungen vom 15. Juni bereits verzehrt seien; er selbst wisse keinen Rat. Erzbischof Ferdinand versuchte in Köln Getreide zu kaufen. Seine Bemühungen schlugen fehl. Er schrieb an Hatzfeldt, es gäbe wohl seltsame Leute in der Stadt, auf die kein rechter Verlaß sei.
Durch das Eintreffen der bayerischen Hilfstruppen am Rhein hatten die Verbündeten ihre bisherige zahlenmäßige Überlegenheit verloren. Die feindlichen Heere lagen nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Damit beginnt ein neuer Abschnitt im Hessenkrieg“.[303]
„Der mißglückte Versuch, Lechenich zu erobern, wurde zum entscheidenden Rückschlag in der Kriegsführung der Verbündeten. Die Begeisterung, mit der die französisch-weimeranischen und hessischen Truppen zu Beginn des Jahres 1642 bei Wesel den Rhein überschritten und wenige Tage später den kaiserlichen Gegner geschlagen hatten, war dahin. Ihr Ziel, bis zur Mosel vorzurücken, schien in weite Ferne gerückt. So wurde die anfängliche Siegesgewißheit bald durch Niedergeschlagenheit abgelöst, die schließlich zu inneren Spannungen zwischen den Verbündeten führte. Ein starkes Mißtrauen herrschte auf französischer Seite gegenüber dem hessischen Bundesgenossen; man befürchtete immer wieder, die hessische Landgräfin Amalie Elisabeth werde einen Separatfrieden mit Kaiser Ferdinand III. schließen. Mit dieser Begründung jedenfalls lehnte der französische Marschall Guébriant die Bitte des hessischen Generalwachtmeisters Rabenhaupt ab, Kempen und andere Orte den Hessen zu überlassen. Inwieweit Anlaß zu solchen Befürchtungen bestand, mag dahingestellt sein. Vielleicht war es lediglich ein Druckmittel. Denn im Mai 1642 riet die Landgräfin ihrem General von Eberstein in einem Schreiben an den hessischen Kriegsrat Krosigk, da das ‚zwischen beiden Herren Generalen schon ziemlich tief eingewurzelte Mißtrauen‘ bei der augenblicklichen Konzentration feindlicher Kräfte für die Allgemeinheit und die Hessen sehr schädlich werden könne, solle Eberstein lieber ‚um des gemeinen Nutzens willen … dem Herrn Grafen von Guébriant so viel immer möglich nachgeben und mit demselben gute Einigkeit zu unterhalten sich angelegen sein lassen‘.
Die Vorwürfe, die von hessischer Seite gegen die Franzosen erhoben wurden, betrafen vor allem die durch jene verursachte Mißwirtschaft in den Quartieren. Zur Schlichtung dieser und anderer Streitigkeiten verhandelte Krosigk mehrmals mit Guébriant vor Lechenich; er glaubte, Guébriant wolle sich nach seiner Beförderung zum Marschall nur noch ungern an seinen früheren Vertrag mit Eberstein über den viertätigen Wechsel im Oberkommando gebunden wissen. Das Vagabundieren der Soldateska gab Guébriant offen zu. Da verschiedene Ämter Hessen und Franzosen gemeinsam zur Eintreibung von Kontribution und Verpflegung zugeteilt waren, schlug Krosigk eine klare Trennung vor, da die Franzosen alles auf einmal verbrauchten und für die Hessen nichts übrigbliebe. Guébriant lehnte ab: ‚Und dann gesetzet, daß seine Hochgräfliche Excellenz ihre absonderlichen Quartiere in bessern Stand bringen könnten, sö wäre es doch … mit ihnen so beschaffen, daß wann das Ihrige (nämlich der Franzosen) verzehret und etwas in der Nähe wäre, unmöglich sein würde – und wären tausend Guébriants vorhanden – zu verhüten, daß die Seinige nicht, wo sie was finden, zugriffen‘. – Erschwerend traten auch konfessionelle Spannungen zwischen den katholischen Franzosen und den reformierten Hessen hinzu. Frankreich forderte mit Rücksicht auf Spanien und auf den päpstlichen Stuhl, daß in den katholischen Kirchen zu Neuß, insbesondere in St. Quirin, der reformierte Gottesdienst eingestellt würde. Selbst nach Krosigks Meinung hatte Eberstein in dieser Frage seine Forderungen zu hoch geschraubt und nicht nur der hessischen, sondern auch der französischen Sache geschadet. Guébriant sei deswegen in diesem Punkte unnachgiebig. Die hessische Landgräfin war daher sogleich bereit, schriftlich festzulegen, daß die Bevölkerung in den von Guébriant an die Hessen abgetretenen Orten in ihrer Religionsausübung nicht gehindert werden dürfe und für die Soldaten notfalls im Rathaus Gottesdienst abgehalten werden müsse“.[304]
Im Mai hatte der in Neuss weilende Eberstein mit Hatzfeldt wegen der Neutralität Essens verhandelt.[305]
„Zur Bereinigung dieser Streitigkeiten hatte sich Krosigk sogleich nach Beendigung der Besprechungen mit Guébriant nach Den Haag zum französischen Gesandten de la Thuillerie begeben. Dort mußte er für die rechtzeitige Zahlung der Subsidien sorgen und außerdem Unstimmigkeiten zwischen Hessen und den Generalstaaten beseitigen. Denn ein Zoll, den die Hessen in Uerdingen zur Behebung ihrer finanziellen Schwierigkeiten neuerdings erhoben hatten, verursachte in Den Haag ‚großes Lamentieren‘. Da in Uerdingen nie ein Zoll bestanden habe, beschwerte man sich bei bei Krosigk; denn der Handel würde durch diese Zollschranke stark beeinträchtigt. In Verhandlungen erreichte der hessische Abgesandte schließlich, daß die Generalstaaten den Zoll anerkannten, falls er erträglich sei. Die zugesagte Herabsetzung des Zolls auf etwa die Hälfte der ursprünglich vereinbarten Summe ergab immer noch eine Einnahme von schätzungsweise 50 000-60 000 Reichstalern. Sobald man dann in dem Besitz des Zolls sei, könne man ja nach und nach die Taxen erhöhen, meinte der in Verhandlungen geschickte Krosigk. Schon Mitte April verschickte der Lizentmeister Nikolaus Bresser aus Uerdingen die entsprechenden Bekanntmachungen. Ende Mai war der Gewinn aus dem Zoll noch sehr gering. Obwohl Uerdingen als Quartier den Hessen zugeteilt war, hatte sich Guébriant in diese Frage eingemischt und die Zollerhebung zu verhindern versucht. Wieder mahnte Amalie Elisabeth zu Vorsicht gegenüber dem französischen Marschall.
Auch Herzog Wolfgang Wilhelm von Jülich-Berg beklagte sich bei Eberstein über die durch den Uerdinger Zoll verursachten Handelsstörungen. Seine Situation war überhaupt in diesen Monaten nach der Besetzung des linken Rheinufers äußerst schwierig. Weiterhin versuchte er, zwischen den beiden feindlichen Mächten für sein Land die Neutralität zu wahren. Der Kaiser aber hoffte, Wolfgang Wilhelm für seine Pläne zu gewinnen und bat ihn um Proviant für die kaiserliche Armee; auch ihm selbst, so fügte Kaiser Ferdinand III. gewiß nicht ohne Spitze hinzu, würde wohl damit am besten gedient sein. Denn er nähme an, daß der Herzog lieber ihm als dem Feinde helfen wolle. Aber Wolfgang Wilhelm blieb fest, er widersetzte sich weiterhin den kaiserlichen Wünschen und begründete seine Haltung damit, daß seine Lande nicht in der Lage seien, den Unterhalt für die kaiserlichen Truppen zu liefern. Denn ein überaus großer Vorrat sei in die Hände der Feinde gefallen; nun aber herrsche selbst beim Feind Mangel. Das sei nach einem dreimonatigen Aufenthalt so zahlreicher Truppen gewiß kein Wunder. Schon in dem vorausgegangenen Schriftwechsel mit dem Kaiser hatte sich Wolfgang Wilhelm nicht gescheut, Ferdinand III. Mitverantwortlich für den beklagenswerten Zustand seiner Lande zu machen. Es bestünde nunmehr die Gefahr, daß sein Herzogtum als ‚eine ansehentliche Vormauer‘ des Reiches aus dem Reiche gedrängt werde. Im April, als Wolfgang Wilhelm längere Zeit ohne Antwort aus Wien blieb, sprach er sogar gegenüber dem Kaiser die Vermutung aus, man wolle vorsätzlich – ‚weil dies Verderben ohne Not erfolget‘ – ihn und sein Land zugrunde richten. Auch den Erzbischof von Köln bat der Herzog, sich für seine Verschonungserklärung bei Kaiser Ferdinand einzusetzen, denn dann wäre der Abzug der Hessen möglich und auch Kurköln erhielte Erleichterungen. Doch bis Ende Mai 1642 hatte Wolfgang Wilhelm vom Kaiser nichts als Vertröstungen erhalten.
Von den Verbündeten forderte Wolfgang Wilhelm die gleiche Achtung seiner Neutralität. Immer wieder wurden Gesandte bei Guébriant und Eberstein vorstellig – freilich ohne Erfolg. Denn der französische Marschall vertrat den Standpunkt, er kenne keine Neutralität, da sich aus den jülich-bergischen Landen drei Arméen (Piccolomini, Lamboy und Hatzfeldt) rekrutiert hätten. Er schrieb an Wolfgang Wilhelm: ‚J’espère aussi, qu’elle me fera l’honneur d’excuser ce que la necessité … m’oblige de faire pour la conservation d’une armée, qui agit autant pour la gloire et service de Votre Altesse‘. Ähnlich wie der Kölner Erzbischof Wolfgang Wilhelms Fürsprecher bei Kaiser Ferdinand III. sein sollte, hatte sich der Herzog an Amalie Elisabeth mit der Bitte um Vermittlung in der Neutralitätsfrage bei Guébriant gewandt.
Doch die Notwendigkeiten des Krieges waren stärker. So mußten natürlich auch die Verhandlungen jülich-bergischer Gesandter über die Kontribution, die nach der Niederlage von Kempen mit den Verbündeten aufgenommen wurden, fehlschlagen. An eine Senkung der 36 000 Reichstaler war nicht zu denken – im Gegenteil, über diese Summe hinaus forderte Eberstein noch jene 12 000 Reichstaler, mit denen er bereits Ende 1641 gedroht hatte. Kriegsverluste und Beschädigung wurden nicht auf die Kontribution angerechnet. Während Wolfgang Wilhelm den Hessen vorwarf, zehnmal mehr an Kontribution zu fordern als jene vereinbarte Summe, behauptete Eberstein umgekehrt, es sei nicht alles bezahlt worden; er hatte aus diesem Grunde mehrere Edelleute in Kalkar als Geiseln festgesetzt.
Auch die Lebensmittelvorräte – zunächst im Überfluß vorhanden – waren bald verzehrt, seit der Invasion war mehr von den Truppen verbraucht oder verdorben, als die Kaiserlichen 1641 benötigt hatten. Guébriant beschwerte sich schriftlich bei Wolfgang Wilhelm über den Mangel an Getreide, da die Bevölkerung ihre Getreidevorräte auf die Flucht mitgenommen hätte. Diesen Vorwurf versah der Herzog mit der Notiz: ‚Weil die Untertanen, wo sie zu Haus oder auf dem Lande begriffen worden, niedergehauen oder erschossen worden, und ob sich schon etliche wieder eingestellt, dennoch mit Schlagen, Stoßen in Wahrschaft genommen, und was von einem ganzen Dorf oder Amt diese Kriegsvölker pretendiret, von den wenigen Erschienen mit Gewalt abzwingen‘. Eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Getreidevorräte wurde von den Siegern gemeinsam mit jülich-bergischen Beamten durchgeführt. Dabei sollte gleichzeitig streng darauf geachtet werden, daß Hebebücher, Lager- und Rentbücher und alle anderen in den Rentmeistereien und Kellnereien vorhandenen Schriftstücke gut verwahrt bzw., falls die Beamten geflohen seien, in Kisten verpackt nach Düsseldorf geschickt würden.
So herrschten Mitte Juni 1642 bei den Verbündeten große Niedergeschlagenheit, Zerwürfnisse in den eigenen Reihen, geringe finanzielle Reserven und Mangel an ausreichender Verpflegung. Hinzu kam eine immer gefährlicher werdende militärische Lage. Der Anmarsch der Spanier unter Don Melo auf die Maas, wo er sich mit dem Grafen la Fontaine vereinigen wollte, mußte von den Verbündeten sorgfältig beobachtet werden. Denn wenn ein Zusammenschluß kaiserlicher und spanischer Truppen zustande kam, dann standen die Verbündeten einer Macht gegenüber, der sie nicht gewachsen waren. Schon am 15. Juni schrieb Krosigk, der sich in Den Haag aufhielt, an Eberstein, die Spanier hätten nach Mitteilung des Kommandanten von Rheinberg die Maas überschritten, um sich mit den Kaiserlichen zu verbinden. Es bestand nun die Gefahr, daß dieses vereinigte kaiserlich-spanische Heer die von Oranien angebotene Hilfeleistung verhinderte und das Eintreffen der Verstärkung für die Verbündeten, nämlich die nahenden bretonischen Soldaten, gefährdete. Krosigk schlug daher Eberstein den Rückzug der Truppen in Richtung Wesel vor, wo er seit längerem wegen des Baus einer Schiffsbrücke verhandelte. Als dann am 18. Juni Don Melo in Stevenswerth[306] die Maas überschritt und bald danach in Jülich eintraf, hielt Eberstein es nicht für ratsam, länger in Grevenbroich und Wevelinghoven[307] zu bleiben. Den Troß hatte er bereits vorher in Richtung Uerdingen abmarschieren lassen, er selbst beabsichtigte, am Morgen des 20. Juni über Neuß nach Uerdingen zu ziehen in der Hoffnung, daß Oranien inzwischen bis Rheinberg vorgerückt sei. – Von Uerdingen aus hatte Eberstein sich um Materialeinkauf in Düsseldorf bemüht, wie er Obrist Kotz in Neuss mitteilte.[308] –
Auch Guébriant verließ zur gleichen Zeit sein Lager bei Grevenbroich.
Diese Absetzungsbewegung hätte für den kaiserlichen Generalfeldmarschall Melchior von Hatzfeldt, der in Zons lag, die willkommene Gelegenheit sein können, den Rückzug von Franzosen und Hessen empfindlich zu stören. So lautete auch ein kaiserlicher Befehl. Aber der immer noch bestehende Proviantmangel zwang Hatzfeldt, dem Abmarsch tatenlos zuzusehen. Es kam lediglich zu kleineren Gefechtsberührungen ohne entscheidenden Einfluß auf die Rückzugsbewegungen der Verbündeten. Voller Erregung schrieb Hatzfeldt an Zapata, den spanischen Gesandten in Köln, er solle endlich 80 000 bis 100 000 dreipfündige Brote ohne Zögern schicken; eigenhändig fügte er dem Konzept die Worte hinzu: ‚Ob es dann woll oder übel ausgeteilt, haben Sie sich nicht zu bekümmern‘. Wie enttäuschend auf den Erzbischof die geringe spanische Hilfe wirkte, brachte Ferdinand mehrfach zum Ausdruck: ‚Es ist wohl zu erbarmen, daß wir an diesen Spanier sein geraten‘. Des Erzbischofs Hoffnung war gewesen, den Feind, ‚weilen er in Schrecken ist‘, zu verfolgen.’ ‚Es ist zu erbarmen, wann sie eschappieren[309] sollen‘.
So gelang den Verbündeten im großen und ganzen unbehelligt der Rückzug nach Uerdingen. Dort stellte man in der Nähe des Schlosses sogleich Artillerie auf, während die Bagage zwischen Uerdingen und Budberg[310] lag. Oranien traf wenige Tage später zur Sicherung des Rückzugs mit seiner Armee in Rheinberg ein. Hier in Uerdingen empfing nun Guébriant endlich die seit langem erwartete Verstärkung von 3600 Bretonen (statt 4000 – die übrigen waren während des Transportes entflohen). Seit dem 21. Mai hatten sie in Rotterdam gelegen, fehlender Schiffsraum und schlechte Windverhältnisse hatten die Ankunft verzögert. Wenn auch Krosigk die Bewaffnung dieser Bretonen als gut bezeichnete, so betonte im Gegensatz hierzu le Laboureur, es handle sich bei diesen Soldaten um armselige Bauern, die das Wort ‚Krieg‘ schrecke und die man gefesselt zu den Transportschiffen habe führen müssen. Tatsache ist, daß Guébriant sich schon bald dieser vermeintlichen Hilfe wieder beraubt sah: in weniger als zwei Monaten waren fast alle Bretonen geflohen und entweder zu den Feinden übergelaufen oder bei der Bevölkerung untergetaucht. Mit diesem Verlust hatte Guébriant zugleich viel an Ansehen und Autorität eingebüßt.
Den linken Niederhein angesichts des kaiserlichen Druckes zu räumen, lag den Verbündeten vorerst fern, zumal ihnen das Ausmaß der spanischen Hilfe nicht recht deutlich wurde. Sie selbst wußten als Gegengewicht Oranien auf ihrer Seite, der in bewußt freundlicher und zugleich doch abwartender Haltung moralische Stärkung und militärischen Schutz für die Verbündeten bedeutete. Krosigk kennzeichnete in einem Schreiben an seine Landgräfin die Bedeutung Oraniens und Spaniens für die beiden kriegführenden Parteien sehr treffend mit den Worten, zur Zeit halte ein Schwert das andere in der Scheide. An eine Auseinandersetzung glaubte er zu diesem Zeitpunkt nicht, beide Teile würden nach Krosigks Meinung versuchen zu halten, was sie jetzt innehätten – allerdings auf Kosten des Landes, das keinesfalls die Armeen und sich selber ernähren könne. Im Lager der Verbündeten rechnete man sogar mit einem baldigen Abzug der spanischen Truppen nach Flandern. Diese Aussicht sowie die Erfolge des schwedischen Generals Torstensohn ermutigten die Hessen, die bereits wieder ‚einen guten Ritt‘ ihrer Reiter planten. So verhielten sich im Juli 1642 beide Teile still, sie warteten auf ein entscheidendes Ereignis, das herbeizuführen aber niemand wagte. Das Gebiet nördlich der Erft wollten die Verbündeten nicht so kampflos preisgeben wie den südlichen Raum. Mit großen Anstrengungen wurden daher Neuß und Uerdingen befestigt. Das hierfür erforderliche Material, vor allem Schüppen, sollte in Düsseldorf eingekauft werden. Eine Belohnung für den Stadtkommandanten war vorgesehen, falls irgendwelche Schwierigkeiten bei der Lieferung auftreten würden. In Neuß litten die Befestigungsarbeiten an fehlender Verpflegung für die Soldaten, der dortige Stadtkommandant Kotz befürchtete, daß die Soldaten davonliefen. Auch eine holländische Kompanie war in Neuß eingesetzt, die aber wegen der schlechten Bezahlung nur mit Mühe an die Arbeit zu bringen war. Vor allem sollte in Neuß das Ravelin vor der Zollpforte ausgebaut werden. Kotz bat deswegen um Zusendung des Ingenieurs v. Deyl und anderer Werkmeister, da sonst die Arbeiten nicht bis zum Sommer fertiggestellt würden. Zur Auffüllung der Kassen schlug Eberstein gleichzeitig Hatzfeldt vor, einige Gefangene ‚zur Verhütung der auf die Gefangenen gehenden Unkosten‘ auszutauschen; da Eberstein mehr Gefangene als Hatzfeldt besaß, sollte die Differenz durch Geld ausgeglichen werden.
Die Erkenntnis, daß die Verbündeten nicht beabsichtigten, das von ihnen besetzte Gebiet zu räumen, trieb die Kaiserlichen immer stärker in die Abhängigkeit der Spanier – doch ohne wesentlichen Erfolg. Nicht ohne Grund füchtete Erzbischof Ferdinand für die Sicherheit Kaiserswerths, auf das leicht aus dem Lager bei Uerdingen unter Benutzung der dortigen Schiffsbrücke ein Angriff unternommen werden konnte. Gering waren dort die Proviantmittel, es fehlte an Soldaten. ‚Ich werde krank dabei, daß ich diese miseriam der ehrlichen Leut daglich höre … Man verspricht alles und folget doch kein beständiger Effectus. Imgleichen ist es mit der armen Soldateska. Denn arm und hungrig sein, macht schlechte Curagi – wo nit anderes, davor uns der liebe Gott behüte‘. Um einem derartigen Anschlag auf Kaiserswerth zuvorzukommen und gleichzeitig Streifzüge der Verbündeten von Uerdingen aus auf das rechte Rheinufer zu unterbinden, besetzte Hatzfeldt plötzlich das auf bergischem Territorium gelegene Haus Angerort.[311]
– Im Juli dieses Jahres verhandelte Eberstein mit Hatzfeldt wegen der Räumung von Haus Angerort[312] und wegen eines Gefangenenaustauschs.[313] –
Hatzfeldts Hoffnung, dem Feind werde bald die Verpflegung fehlen, war trotz allem wenig begründet. Denn nach Krosigks Berichten an Amalie Elisabeth waren nun im hessischen Lager mehr Lebensmittel vorhanden als im feindlichen – dank der staatischen Hilfe. Es sei militärisch – wiederum auf Grund der staatischen Unterstützung – nach Krosigks Meinung genug erreicht, wenn man Kurkölns ‚in angustias[314] als des Feinds Speiskammer‘ gebracht hätte und auf diese Weise angesichts der schwedischen Erfolge in Schlesien am Rhein kaiserliche Truppen festhielte. Krosigk beurteilte die Lage also – im Gegensatz zur Landgräfin, die über den Rückzug hinter die Erft sehr beunruhigt war – durchaus günstig und ließ sich auch nicht von der inzwischen bei Hatzfeldt eingetroffenen Verstärkung von 2000 Reitern und 600 Mann zu Fuß beirren. So plante man Ende Juli einen abermaligen Vorstoß über Neuß in südlicher Richtung, um dem Feind die Ernte zu nehmen und ihn weiter in seiner Bewegungsfreiheit einzuengen. Oranien hatte seine Hilfe in Aussicht gestellt, falls auf sie zurückgegriffen werden müsse und eine neue Verbindung der Kaiserlichen mit den Spaniern drohe.
Dieser Optimismus der Verbündeten gegenüber ihrer eigenen Lage war begründet. Denn die Situation der Kaiserlichen blieb schwierig und gab keine Möglichkeiten zu größeren Operationen. Nach wie vor herrschte akute Lebensmittel- und Geldknappheit. Erzbischof Ferdinand unterrichtete Hatzfeldt darüber, daß die eigenen Soldaten zum Feind überliefen. Immer wieder hatte der General in Wien um Geld gebeten und dabei zum Ausdruck gebracht, er habe den Eindruck, als wolle man die Last mit leeren Händen auf seinem Hals liegen lassen. Der Hofkriegsratspräsident Schlick in Wien entschuldigte die mangelhafte kaiserliche Unterstützung der Operationen am Rhein mit dem Vordringen der Schweden in Schlesien; nur zehn Meilen von Wien entfernt seien die Feinde gestreift und hätten Olmütz,[315] Littau[316] und Neustadt[317] in Mähren besetzt. So habe Kaiser Ferdinand III. alle Gelder für das vor der Tür brennende Feuer bereitstellen müssen. Nun zeigte sich, wie sehr die Ende 1641 von Franzosen und Schweden geplante Zangenbewegung entlang der Ost- und Westgrenze des Reiches gegen die kaiserlichen Truppen den Wiener Hof in Atem hielt. Anfang August konnte Schlick endlich Geld in Aussicht stellen. Hatzfeldt selbst war inzwischen des langen Wartens und des Zwangs zur Untätigkeit müde geworden und hatte den Wunsch geäußert, ‚davon zu sein‘. Schlick aber hatte für diesen Gedanken ‚weder Ohren zu hören noch Augen zu sehen‘ und gab Hatzfeldt zu bedenken: ‚Wann wir Deutsche uns selbsten wollten ins Gefängnis stecken und denen Ausländern den Zaum in die Hand geben, wie sie uns würden auslachen‘. – Diese finanzielle Notlage veranlaßte die Kaiserlichen, auch ihrerseits bei Zons einen Zoll zu erheben.
Als die spanischen Truppen unter Don Melo bald wieder den Niederrhein verließen und nur Graf la Fontaine mit etwa 8000 Mann – zum Trost für den Erzbischof, wie le Laboureur schrieb – zurückblieb, da fühlten sich die Verbündeten wieder stark genug, jenen neuen Vorstoß in südlicher Richtung zu wagen. Am 7. August brach Guébriant sein Lager bei Uerdingen ab und marschierte abermals auf die Erft[318] zu. Die Vorhut traf gegen Mittag in Holzheim[319] bei Neuß ein. Hier errichtete der Marschall sein Lager, und von hier aus hoffte er, in den nahe gelegenen geldrischen Landen, die bisher noch verhältnismäßig wenig unter den Kriegsnöten zu leiden hatten, das soeben geerntete Korn für seine Truppen in reichem Maße holen zu können. Damit waren die Verbündeten wiederum in unmittelbare Nähe des feindlichen Lagers bei Zons gerückt – eine Situation, die derjenigen vor zwei Monaten in manchem ähnelte. Wieder standen sich beide Parteien, bereit zum Gefecht, gegenüber, und wieder wagte keine, den Anfang zu machen. Der Aufbruch der Verbündeten in Richtung Erft war Hatzfeldt in Zons sogleich bekannt geworden – aber, wie er an Don Melo schrieb, er war nicht in der Lage, gegen Guébriant etwas zu unternehmen. Denn die Erft schützte die Verbündeten vor den Angriffen der Kaiserlichen. Die Erft aber zu überschreiten, wagte Hatzfeldt nicht wegen der zu schmalen Furten, durch die nur mit Mühe zwei Pferde nebeneinander reiten könnten. Vor allem aber fürchtete Hatzfeldt ein etwaiges Eingreifen der Staatischen. Auch die Möglichkeit eines kaiserlichen Entlastungsangriffes auf das von den Verbündeten besetzte Düren konnte Hatzfeldt wegen Mangels an Artillerie, Bespannung und vor allem an Verpflegung nicht ernsthaft ins Auge fassen. Dieser Vorschlag ging von Erzbischof Ferdinand aus, dem Hatzfeldt aber auch deswegen nicht folgen konnte, weil er den Rhein nicht preisgeben wollte. So kamen die beiden kaiserlichen Generale Hatzfeldt und Wahl überein, den Feind in seinem Lager bei Holzheim festzuhalten, ihm alle Bewegungsmöglichkeiten zu nehmen und ihn durch Aushungern zu zwingen, sich wieder in nördlicher Richtung zurückzuziehen. Die Kaiserlichen hatten sofort von Schloß und Stadt Grevenbroich Besitz ergriffen. Täglich griffen sie die Feinde an, so daß nach etwa zwei Wochen mehr als 2000 Pferde und eine größere Zahl an Mannschaften (nach Hatzfeldts Aussage) den Verbündeten verloren gegangen waren.
Frischer Wind kam erst wieder in die erstarrten Fronten, als im August 1642 der tatendurstige und von der Bevölkerung mit Jubel begrüßte Jan von Werth als Generalleutnant über die kaiserliche und bayerische Reiterei am Niederrhein erschien. Er fügte Franzosen und Hessen manchen Schaden zu, am 24. August war Guébriant bei einem Gefecht ‚mehr als gefangen gewesen und hatte einen Schuß hinten durch das Wams erhalten‘.
Als Ersatz für das verlorengegangene Grevenbroich war[en] am 7. September Dülken und Viersen von den Verbündeten besetzt worden, auch gegen Gladbach war ein ähnlicher Anschlag geplant. Von hier aus konnte man ohne größere Gefahr im weiten Umkreis fouragieren und sich notfalls schnell zurückziehen. Gladbach war erst kürzlich von den Verbündeten freigegeben, und Guébriant hatte in Holzheim auf Bitte Wolfgang Wilhelms eine Befreiung der Stadt von Einquartierung ausdrücklich zugesichert. Aus Grevenbroich forderte der dortige kaiserliche Obrist Sparr von Stadt und Kirchspiel Gladbach hohe Kontributionen, daraufhin drohten Franzosen und Hessen mit entsprechenden Gegenmaßnahmen. Die Schreiben des Herzogs an Hatzfeldt und Wahl fanden bei den Generalen kein Gehör: Sparr könne auf den Unterhalt aus Gladbach nicht verzichten. Selbst die Spanier unterstützten Hatzfeldt in dem Gedanken, Gladbach, Dülken und die Schlösser an der Niers zu besetzen, da den Verbündeten dann der Zugang zu wichtigen Verpflegungsquellen genommen würde. Graf la Fontaine bot den Kaiserlichen seine Hilfe an. Schon bevor dieser Brief Fontaines in Zons eintraf, war der Befehl zur Besetzung Gladbachs durch kaiserliche Truppen ergangen. Als Sparr dort einzog, waren kaum 15 Bürger in der Stadt, die meisten aus Furcht vor feindlichen Überfällen nach Roermond und Venlo geflohen. Lebensmittelvorräte hatte Sparr nicht gefunden, er lieh sich 200 Malter Korn in der Abtei. Da es vor allem an Hafer und Heu fehlte, hatte er gegen die herumstreifenden Truppen der Verbündeten nichts unternehmen können, zumal ständig 2000 Reiter der Franzosen und Hessen zwischen Wickrath und Liedberg lagen. Gegen diese feindlichen Reiter rückte Ende September Jan von Werth an. In überraschendem Zugriff besetzte er Haus Liedberg[320] und legte sich im nahen Wald in einen Hinterhalt, um den Fourageuren aufzupassen. Doch plötzlich sah er sich von zahlreichen Reitern, denen viele folgten, umzingelt. Nur mit Mühe hatte sich Jan von Werth der Gefangenschaft entziehen können. Bei den Verbündeten herrschte großer Jubel.
Trotz dieser Abwehrerfolge der Kaiserlichen blieb ihre Lage ernst. Denn die Ziele der Verbündeten waren, zumal nach ihrem abermaligen Vorrücken, unklar. Auch das Ausmaß der staatischen Hilfe war nicht zu erkennen. In Wien machte man sich zudem, so schrieb Schlick an Hatzfeldt, Sorgen um die Haltung Wolfgang Wilhelms. Allzu großes Vertrauen setzte man am kaiserlichen Hof nicht auf den Herzog, wenn Schlick schreib: ‚Der Herzog von Neuburg mag sein, wer er will. Von Euer Excellenz aber weiß man wohl, daß Sie Ihrer Kaiserlichen Majestät getreuer Diener und ein redlicher aufrichtiger deutscher Mann seien‘. Die Hoffnung der Kaiserlichen in Zons blieb, da weder Verpflegungsmangel noch Geldnot die Verbündeten davonzutreiben schien, daß Oranien schließlich doch unter spanischem Druck abzöge. In diesem Falle könne man sofort Neuß erobern und damit die Hauptposition der Verbündeten am linken Niederrhein nehmen. Kurfürst Ferdinand erwog einen Angriff auf Hülchrath.
Vorerst aber war die Verwirklichung dieser Wunschgedanken nicht zu denken: die Verbündeten befestigten weiterhin die von ihnen besetzten Städte. Der Erzbischof schloß aus Meldungen über Befestigungsarbeiten in Neuß, Linn, Kempen und Uerdingen, man habe noch viel zu tun, wolle man den Feind aus seinem Territorium zurückdrängen. Auch die staatischen Soldaten verschanzten ihre Stellungen – vielleicht, so glaubte man in Düsseldorf, zur Aufnahme von Hessen und Franzosen, falls sie ihr Lager nicht halten könnten. Wolfgang Wilhelm schloß aus Befestigungsarbeiten in Düren, der Krieg werde zu einem Dauerzustand.
Die sich in die Länge ziehenden Kriegshandlungen und vor allem die Befestigungsarbeiten belasteten den Etat der Hessen außerordentlich. Amalie Elisabeth war daher mehr denn je auf eine finanzielle Sonderleistung der Franzosen angewiesen und malte in ihren Briefen an den hessischen Gesandten in Paris, Polhelm, die Not ihrer Truppen am Rhein aus: die Quartiere seien von Vorrat und Einwohnern entblößt und zugrunde gerichtet. Sie böten keine Hilfe mehr gegen den Feind, sondern forderten vielmehr große finanzielle Aufwendungen. Während der französische Soldat seinen Sold regelmäßig erhalte, bekäme der hessische nichts und liefe davon. Die Antworten aus Paris über die Zahlung eines Extraordinarium lauteten nicht günstig. Man wand dort ein, Frankrankreich habe zu viele Armeen im Feld, vor allem in Deutschland. Dann wieder wurden die Entscheidungen hinausgeschoben, da sich König Ludwig XIII. auf Reise befand. Kurz darauf erkrankte Richelieu, ohne den nichts Wichtiges entschieden wurde. Ende August endlich glückte es Polhelm, mit Chavigny erneut die Frage der Subsidien zu erörtern. Er malte dem französischen Minister die Folgen eines etwaigen Ausscheidens der hessischen Truppen aus dem Krieg für Frankreich aus und betonte, man erwarte zuviel von Amalie Elisabeth. Chavigny erwiderte, auch vom König könne nichts Unmögliches verlangt werden. Auf die Frage Polhelms, ob er diese Äußerung Amalie Elisabeth schreiben solle, antwortete der Minister, daß sei nicht ratsam und bat um einige Tage Geduld. Am 19. September 1642 empfing Krosigk dann doch 60 000 Reichstaler ‚a titre de gratification extraordinaire‘.
Zu den finanziellen Sorrgen traten die politischen. Denn der Herzog von Braunschweig-Lüneburg war aus dem Krieg gegen den Kaiser ausgeschieden, und nun stand die unerschütterliche hessische Landgräfin allein unter den deutschen Reichsfürsten im Kampf gegen den Kaiser und im Bund mit Frankreich und Schweden. Außerdem hatte Spanien seine bisherige Neutralität mit Hessen wegen der Verbindung Hessens mit Frankreich gelöst. So war die Lage Amalie Elisabeths – wenn auch weniger militärisch – so doch politisch äußerst gespannt. Diese Entwicklung wurde in Paris sehr wachsam und mit Sorge verfolgt. Dort befürchtete man eine ähnliche Entscheidung Amalie Elisabeths wie die des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg. Guébriant erhielt daher schleunigst Anweisung, sich im Verkehr mit den Hessen entgegenkommend zu verhalten. Amalie Elisabeth war durchaus bereit, ihre Verbindung mit Frankreich aufrechtzuerhalten. Ohne französische Gelder allerdings war sie nicht in der Lage, ihre Stellung zu halten. Nicht minder warb sie um die Hilfe Oraniens, die vor allem weiterhin in der Lieferung von Getreide und Munition bestehen sollte. Der Winter stand vor der Tür, die Quartiere waren nicht ausreichend befestigt, die Verpflegungsnot wuchs, noch lag ein kaiserlich-bayerisches Heer, das durch Jan von Werths Anwesenheit plötzlich erschreckende Aktivität gezeigt hatte, den hessischen Truppen gegenüber. In dieser Situation konnte Amalie Elisabeth keinen Frieden mit dem Kaiser schließen, sosehr sie auch früher mit diesem Gedanken gespielt hatte.
Trotz der größeren Bewegung, die Jan von Werth an den Rhein brachte, kam es zu keiner Entscheidung. Man zögerte, beobachtete sich weiterhin gegenseitig und hoffte, die Hilfe für den Feind werde länger ausbleiben als die eigene, wie der hessische Kommandant Kotz aus Neuß an Krosigk schrieb. Der immer länger werdende Aufenthalt der verbündeten Truppen am Niederrhein führte trotz aller trotz aller Hilfe durch staatische Lebensmittellieferungen zu großen Versorgungsschwierigkeiten. Es war nicht möglich, daß sich vier Armeen während des kommenden Winters aus dem Land ernähren konnten. Die Vorstellungen in Paris, diesen und andere Winter könne man auf dem linken Rheinufer verbleiben, waren ebenso irrig wie die Ansichten des Staatssekretärs Noyers über die am Niederrhein gemachte Beute: ‚Les armées …. se sont établies dans les pays abondants, où elles ont nagé dans les richesses et fait des butins dont toute la terre parle‘. Diese Träume in Paris zerstörte Guébriant in vielen Briefen, in denen er auf die großen Verpflegungsnöte und finanziellen Schwierigkeiten seiner Truppen hinwies; die Offiziere bewaffneten ihre Soldaten aus eigenen Mitteln. So mußten die Verbündeten immer ernstlicher an einen Rückzug ihrer Truppen denken.
Anfang September konzentrierten sich die Beobachtungen der Kaiserlichen auf gewisse Anzeichen dafür, daß der Feind oder Teile seiner Truppen das linke Rheinufer räumen werde. Der kurkölnische Obrist Nievenheim in Kaiserswerth gab an Hatzfeldt Berichte seiner Kundschafter weiter, nach denen der Feind in wenigen Tagen aufbrechen und sein Quartier in der Nähe des Klosters Kamp[321] aufschlagen werde; auch von einem Abmarsch der Staatischen war die Rede. Sogleich setzte sich Hatzfeldt mit den Spaniern in Verbindung und forderte von ihnen größere Mengen an Hafer, um seine Schlagkraft nicht durch die ständige Entsendung von Truppen zum Einholen der Verpflegung zu schwächen, andernfalls könne er den Feind nicht verfolgen. Dennoch war man sich in Zons nicht recht klar über die wirklichen Absichten der Verbündeten. Denn eine andere Lesart besagte, Guébriant und Oranien wollten sich nicht vom Rhein trennen, vielmehr beabsichtige Oranien, im Hinblick auf den nahenden Winter mehrere Städte als quartier an Franzosen und Hessen abzutreten. Wenn sich diese Gerüchte als richtig erweisen sollten, dann müsse Hatzfeldt wegen Lebensmittelmangels den Rhein verlassen, und dann würde, wie er an den spanischen Gouverneur in Brüssel, Don Melo, schrieb, ‚der ganze Schwall Euer Excellenz unterhaltende königliche Waffen auf den Hals kommen‘. Tatsache war jedenfalls, daß trotz der Meldungen über einen etwaigen Abzug der Verbündeten Anzeichen für ein Verbleiben von Truppen am Rhein waren: vor Neuß war am Rhein eine Schanze durch die Verbündeten errichtet worden, Geschütze aufgestellt, die Durchfahrt der Schiffe kontrolliert und vor allem die kurkölnische Schiffsverbindung nach Kaiserswerth gefährdet – abgesehen von den übrigen Befestigungsarbeiten in Neuß und anderen kurkölnischen Städten. Noch Mitte September war man sich im kaiserlichen Lager bei Zons durchaus nicht klar über die Ziele der Verbündeten. Wenn der Feind wirklich bliebe und Hatzfeldt den Niederrhein verließe, dann würde – so argumentierte der General – der Feind sicherlich auch das rechte Rheinufer besetzen. Denn von Deutz,[322] dessen Festungsanlagen zerstört worden waren, bis Koblenz gab es keinen befestigten Ort. Auf diese Weise könne der Feind ’sozusagen in ruhigem Possess‘ alles Land zwischen Rhein und Weser, ja bis zur Elbe besetzen, auf dem linken Rheinufer nach Belieben Unruhe stiften und dadurch die evangelischen Lande von Holland bis Pommern miteinander verbinden. Das Lager von Zons und Hatzfeldts Stellung am Niederrhein waren daher von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die Kriegführung der Kaiserlichen. Und trotzdem behob man nicht ernsthaft die ständigen Verpflegungsschwierigkeiten im kaiserlichen Lager. Hatzfeldt bat den Erzbischof, er möge sich bei Kaiser Ferdinand III. für eine bessere Versorgung der Truppen einsetzen. Der Erzbischof sagte jede Unterstützung zu und antwortete: Der Feind ‚soll nit allein gerupft, sondern die Flügel also … gestutzt werden, damit er nit mehr weit fliegen könnte … Nos orando, vos laborando‘.
Währenddessen verhandelte man im Lager der Verbündeten mit Oranien über die Winterquartiere. Der französische Hof hatte Guébriant freie Hand gelassen. Oranien erneuerte sein Angebot, den verbündeten Hessen im Raum von Maastricht Quartiere zu geben; Fourage konnte im Jülicher, Brabanter und Limburger Land geholt werden. Guébriant und Eberstein aber gingen auf diesen Vorschlag nicht ein, weil sie zu starke Abhängigkeit von Oranien ebenso wie zu große Nähe zu den spanischen Truppen fürchteten. Auch die Möglichkeit, auf dem linken Rheinufer nach Süden vorzustoßen, um Winterquartiere in Franken zu beziehen, schien den Verbündeten nicht günstig, da man bei einem Marsch durch das an Bergen und Wäldern reiche Moselland zu viel Truppen eingebüßt hätte. So kam man überein, bei Wesel den Rhein zu überschreiten und durch die westfälischen Gebiete nach Franken zu marschieren. Auf diesem Marsch sollte Guébriant von einem Teil hessischer Truppen begleitet werden. Das Gros aber der hessischen Armee, so war beschlossen worden, verblieb am Rhein. Nicht leichten Herzens hatte man auf hessischer Seite diesem Entschluß zugestimmt. Krosigk bangte nicht ohne Grund um das Schicksal der hessischen Garnisonen: ‚Das Schlimmste ist, daß kein Ort ausgebauet und daher vielleicht, was jenseits gewesen, leicht verloren werden möchte. Ich sorge für Neuß, habe solches zu quittieren stets geraten. Es liegen zwar bei 1400 Mann darin, aber gegen das Geschütz ist es doch nicht zu halten. Graf von Eberstein hat mich berichtet, daß er solches gern verlassen hätte. Es wären aber wider der anderen Meinung, so fürgeben, daß, wann der Feind sich dafür hielte, man Zeit voranzukommen gewinnen oder im widrigen Fall einen guten Posto behalten könnte. Ich mache mir aber die Gedanken, es werden die Bayerischen mit mehrenteils Hatzfeldts Reiterei folgen und Hatzfeldts Fußvolk mit den Spanischen ihr Heil an den Plätzen versuchen. Es will verlauten, Düren sei allbereits angegriffen, von welchem Ort als auch Kommandant Guébriant schlechte Opinion hat. Man wird nun sehen, was der Feind vornimmt, wann er verstehet, daß wir über Rhein gangen. Kurköln wird zweifelsohn sehr drauf dringen, sein Land suchen zu befreien, sonderlich weil die schon lange angesponnene Kreisverfassung wieder aufs neue ballotiert[323] wird. Und weilen unsere Armee tief gehet, dürfte der Feind, dem unsere Macht an Fußvolk und Artillerie bekannt und er sich dahero desto mehr auf seine überall habende feste Plätze zu verlassen, ehe er ganz folget, versuchen, jenseits Rheins klar zu machen‘.
Am 27. September 1642 verließen die verbündeten Truppen ihr Lager bei Holzheim und marschierten zum zweiten Mal in Richtung Uerdingen. Erzbischof Ferdinand bedauerte, daß es dem Feind durch die während der Umzingelung der Werthschen Truppen bei Liedberg entstandenen Unsicherheit gelungen war, in aller Stille aufzubrechen. Bevor Hatzfeldt von dieser neuen Lage erfuhr, waren die Verbündeten bereits in Sicherheit. Denn als man im kaiserlichen Lager in Zons durch die großen Feuer im Lager bei Holzheim auf den Abmarsch der Verbündeten aufmerksam wurde, da waren die Truppen bereits eine Stunde später durch den Heerdter[324] Busch und die Landwehr marschiert und für Hatzfeldt kaum noch erreichbar. Die Hauptschwierigkeit für den General war, wenn er den Feind mit Erfolg einholen wollte, seine Reiterei über die Erft zu bringen. Selbst wenn Hatzfeldt mit seiner Reiterei beim Abzug der Verbündeten an der Furt der Erft gestanden hätte, wäre mehr als ein Tag für den Übergang der Reiterei benötigt worden. Für die Artillerie und das Fußvolk aber hätte man eine Brücke schlagen müssen. Bittere Vorwürfe hatte Hatzfeldt wieder einmal von Erzbischof Ferdinand zu vernehmen. So traf der Feind unbehelligt und ohne nennenswerte Gegenwehr in seinem alten Lager in Uerdingen ein, von wo der Troß am folgenden Tag zwei Stunden vor Tagesanbruch in das staatische Lager rheinabwärts marschierte. Es war für Hatzfeldt unmöglich, den Verbündeten ernsthaft Schaden zuzufügen, denn ‚je länger wir gefolget, je mehr wir ohne Hoffnung, etwas zu verrichten, zu unserem sicheren Verderb gekommen wären‘. Zudem hatten die Verbündeten, wie der Dechant von Xanten[325] am 30. September Hatzfeldt berichtete, das Gebiet zwischen Niers und Erft ‚wie die Heuschrecken‘ kahlgegessen und das Land bis Kalkar so vollständig ausgeplündert, daß kaum noch Stroh auf den Dächern liege. Mit diesen Gründen rechtfertigte Hatzfeldt seine Untätigkeit gegenüber dem Abmarsch der Verbündeten. Es scheint unter den Kaiserlichen zu erheblichen Auseinandersetzungen gekommen. Denn Hatzfeldt war bereit, sich wegen seines Verhaltens vor Sachverständigen zu verantworten.
Aus Angerort und Kaiserswerth wurde Hatzfeldt täglich über die Rückzugsbewegungen des Feindes unterrichtet. Fargel, der Kommandant von Angerort, meldete schon am 27. September, die Bagage marschiere von Uerdingen in Richtung Moers[326] und Orsoy.[327] In der Nacht zum 29. September traf sie im Lager bei Rheinberg ein, um nach Wesel weiterzumarschieren. Die staatischen Truppen hatten bereits Mitte September den Niederrhein über die Maas in Richtung Bergen op Zoom[328] verlassen. Die Besatzung von Uerdingen schleppte am Morgen des 30. September bis zum Mittag des 1. Oktober alle Lebensmittel nach Linn, steckte anschließend Uerdingen in Brand und rückte ab.
Das Gros der Verbündeten lag zu dieser Zeit in Aldekerk[329] und Neukerk,[330] das Hauptquartier befand sich in Wachtendonck.[331] In der Vogtei Geldern war noch verhältnismäßig viel Getreide vorhanden, das die Verbündeten angelockt hatte. Zweifellos hatte man auch die Kaiserlichen täuschen wollen, als beabsichtige man, nach Maastricht zu marschieren, um weiterhin im Schutz der staatischen Truppen zu bleiben. Doch konnte von einem Abmarsch der Verbündeten in westlicher Richtung ernsthaft nicht die Rede sein, dagegen sprach schon die Verlagerung des Trosses in Richtung Wesel. So hatte auch Jan von Werth bei seinem gleichzeitigen Zug gegen Düren von dem Rektor der Jesuiten erfahren, Guébriant wolle über den Rhein marschieren. Die Truppen hausten in Aldekerk und Neukerk furchtbar, sie zündeten die Häuser an, plünderten und erschossen die Bevölkerung.
Noch am 3. Oktober lagen die Verbündeten still in ihren Quartieren in der Vogtei Geldern, französische und hessische Wachen waren bis St. Tönis und an die dortige Landwehr vorgeschoben, wo zu Anfang dieses bewegten Jahres der kaiserliche Generalfeldzeugmeister Lamboy geschlagen war und das Drama von 1642 begonnen hatte. Guébriant besichtigte am 1. Oktober Kempen und befahl, die vor dem Tor stehende Windmühle abzubrechen und die Bresche in der Stadtmauer, die während der Belagerung im Februar entstanden war, auszubessern. Am 4. Oktober setzte dann die Bagage in Wesel über den Rhein, ihnen folgte in den nächsten Tagen das französisch-weimeranische Heer, das durch 24 Kompanien hessischer Soldaten unter Führung des Generalmajors Ernst Albrecht von Eberstein (einem Verwandten des Generalleutnants Kaspar von Eberstein) stand. Die übrigen hessischen Truppen aber blieben auf dem linken Rheinufer zurück. In diesen Garnisonen war man sich der Schwierigkeiten durchaus bewußt und auf kaiserliche Angriffe gefaßt. – In diesem Oktober hatte Epp Hatzfeldt aus Dorsten von dem Überschreiten des Rheins bei Wesel durch Guébriant, Eberstein und Rosen berichtet, die über Bocholt und Stadtlohn[332] im Anmarsch auf Lingen[333] seien.[334] –
Die kaiserliche Offensive ließ nunmehr, als kein Risiko mehr bestand, nicht mehr lange auf sich warten. Erzbischof Ferdinand hatte bereits am 29. September Hatzfeldt vorgeschlagen, jetzt gleichzeitig Hülchrath und Bedburg anzugreifen, anschließend Neuß und Düren, wobei die Hauptstoßkraft gegen Neuß gerichtet werden sollte. Hatzfeldt hatte am folgenden Tag von Werth mit vier Regimentern in Richtung Düren ausgesandt, am 1. Oktober stand von Werth in Ellen[335] und am 3. Oktober traf er abends, ohne ernsthaft Düren angegriffen zu haben, in Glesch[336] bei Bedburg ein.
So wurde Neuß tatsächlich das erste Hauptziel der Kaiserlichen. Während Sparr von Gladbach aus einen Angriff auf Haus Oedt plante, die Umgebung zu diesem Zweck inspizierte und die Häuser Millendonck[337] und Odenkirchen[338] besetzte, rückten die Kaiserlichen mit starken Kräften gegen Neuß vor. Hocherfreut war Erzbischof Ferdinand über diese Nachricht; Neuß war ihm wichtiger als Düren, vor allem wegen der Nähe zu Kaiserswerth und Düsseldorf. Er war bereit, Pulver und Hafer zur Verfügung zu stellen. Am 13. Oktober wurde die Garnison in Neuß, die unter dem Kommando des Obristen Kotz stand, durch Umleitung der Erft von der Wasserzufuhr abgeschnitten, kaiserliche Infanterie und Kavallerie lag bei Gnadenthal,[339] Kotz machte sich auf eine Umzingelung der Stadt gefaßt. Zwei Tage später erreichte Eberstein in Coesfeld die Nachricht, daß gleichzeitig mit der Belagerung von Neuß bayerische Truppen am 20. Oktober vor Düren erschienen waren. Die hessische Position am Niederhein drohte verlorenzugehen. Die Verbündeten planten daraufhin einen Entlastungsangriff auf Meppen, um die hessischen Garnisonen von dem kaiserlichen Druck zu entlasten. Guébriant erwog, Eberstein möge sich mit starken Truppen in Linn aufstellen, um Hatzfeldts Pläne auf Neuß zu durchkreuzen.
Jedoch, es bedurfte keiner Gegenmaßnahmen der Verbündeten. Am 18. Oktober rückten die Kaiserlichen überraschend von Neuß ab. Denn in Wien war man der Ansicht, es sei für die Hatzfeldsche Armee besser, den Niederrhein zu verlassen, als wenn sie ‚vor Neuß Ihrer Kurfürstlichen Durchlaucht zu Köln zu Gefallen mit Hunger und Kummer lang vergebens hätte stehen müssen‘. Inzwischen war auf Grund jenes kaiserlichen Befehls die Schiffsbrücke bei Zons abgebrochen und nach Andernach gefahren worden. Hatzfeldt verließ etwa am 23. Oktober 1642 mit seinen Truppen das Lager bei Zons, marschierte rheinaufwärts und überquerte bei Andernach den Rhein. Für die kaiserliche Kriegsführung hatte der Niederrhein an Interesse verloren. Man richtete sein Augenmerk weiterhin auf die Bewegungen Guébriants und beabsichtigte, das durch den französischen Marschall und den anmarschierenden schwedischen General Königsmarck bedrohte Franken durch die Hatzfeldtschen Truppen zu schützen. Lediglich von Werth blieb zunächst noch mit neun Regimentern am Niederrhein und beunruhigte die hessischen Truppen ständig. Ende Oktober fiel dann auch Düren in kaiserliche Hand. Der dortige staatische Kommandant Bronckhorst ergab sich den kaiserlichen Belagerern nach wenigen Tagen. Trotz des ihm zugesicherten freien Abzugs, den der Rektor des Jesuitenkollegs für ihn erwirkt hatte, wurde er mit seinen Truppen bei Merzenich[340] von den Kaiserlichen umstellt, nach Düren zurückgebracht und in die feindlichen Reihen gezwungen. Neuer Kommandant in Düren wurde Obristleutnant Lukas. In den gleichen Wochen waren auch die übrigen bisher von den Verbündeten gehaltenen Garnisonen südlich der Erft von den Kaiserlichen erobert. […]
– Von einem Gefecht bei Westbevern[341] wurde berichtet und dem Weitermarsch des Gegners über Bielefeld[342] oder Melle[343] nach Minden.[344] Über Bielefeld, Salzuflen,[345] Schötmar[346] zogen sich die Konföderierten in Richtung Weser zurück, das gegnerische Hauptquartier lag in Alzen.[347] Es erfolgte nach Epps Darstellung der Übergang der Gegner bei Latferde[348] über die Weser in das Amt Lauenstein.[349] Nach dem Bericht des Kommandanten von Lemgo,[350] Leutnant Hoyer, waren gegnerische Truppen in Langenholzhausen[351] und Varenholz[352] aufgetaucht. Epp selbst war nach Paderborn[353] gegangen, kaiserliche Verstärkung für Lemgo und Brakel[354] war erforderlich, um dann über Marsberg[355] und Hallenberg[356] nach Wetzlar[357] zu gehen.[358]
Mit dem Abzug der beiden Hauptarmeen unter den beiden Befehlshabern Guébriant und Hatzfeldt vom Niederrhein war das linksrheinische Gebiet zu einem Kriegsschauplatz zweiter Ordnung geworden, ihm schenkte man weder in Wien noch in Paris besondere Aufmerksamkeit. Die großen Entscheidungen auf den europäischen Schlachtfeldern waren hier nicht zu erwarten, sie fielen im Süden und Südosten des Reiches. Nach dort verlagerte sich der Schwerpunkt der kriegerischen Auseinandersetzungen. Die für Kaiser Ferdinand III. überraschende Niederlage des Generalfeldmarschalls Lamboy im Januar 1642 und die unglückliche Kriegsführung der Kaiserlichen, die das verspätete Eintreffen der Hatzfeldtschen Truppen verschuldete, hatte damals den kaiserlichen Hof mit Sorge auf den Niederrhein blicken lassen. Als Lechenich, gewiß mit Hatzfeldts Hilfe, dem ungestümen Vorwärtsdrängen der französisch-weimarischen und hessischen Heere Einhalt gebot, sperrten die kaiserlichen Truppen – mit spanischer Unterstützung – den weiteren Marsch der Verbündeten nach Süden. Daß im äußersten Westen des Reiches ein französisches und hessisches Heer starke kaiserliche und bayerische Truppen band, half gleichzeitig den im Südosten des Reiches vorstoßenden schwedischen Truppen. Der Niederrhein blieb auch nach dem Abzug der beiden Hauptheere weiterhin ein Gefahrenherd, durch den – wenn in Paris darauf Wert gelegt wurde – jederzeit wieder ein Brand entfacht werden konnte. Die Voraussetzungen dafür waren durch das Verbleiben der hessischen Truppen gegeben. Auf diese Weise konnte der Niederrhein ebenso wie Jahre 1641 die Ausgangsbasis für größere Aktionen werden. Dies war das Ergebnis der französisch-hessischen Offensive vom Januar 1642: nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Für die Bevölkerung am Niederrhein bedeutete die nun einsetzende Zeit die schwerste aller zurückliegenden Jahre: eine ständige, mehr als ein Jahrzehnt dauernde Besatzung, in der nichts, weder Leben noch bewegliches oder unbewegliches Gut vor dem Zugriff der Besatzungstruppen sicher war. Vor allem in den ersten Monaten nach dem Abmarsch der beiden Feldmarschälle litt die Bevölkerung besonders stark unter der beginnenden Besatzungszeit, in der die militärische Verwaltung erst langsam aufgebaut wurde“.[359]
„Im Januar 1643 verhandelte Eberstein in Neuß mit Amalie Elisabeth über die Einrichtung eines besonderen Kommissariats für die linksrheinischen Gebiete. Der Kommissar war in erster Linie für die Eintreibung der Kontributionen zuständig. Nachdem Eberstein zunächst gehofft hatte, einen mit den rheinischen Verhältnissen vertrauten Beamten einstellen zu können, bat er (nach dem Tod des Kommissarius Wilhelm Schmidt) um die Ernennung des seit langem in hessischen Diensten stehenden Rentmeisters Bernhard Becker zum Kommissarius für die niederrheinischen Truppen. Die Landgräfin war mit diesem Vorschlag Ebersteins einverstanden und erwartete die von dem Generalkommissar Scheffer aufzusetzende Bestallungsurkunde zur Unterschrift. Zunächst hat aber Becker scheinbar seine Berufung an den Rhein abgelehnt. Denn Eberstein verhandelte in den folgenden Wochen mit dem jülichschen Landkommissar v. Ketzgen, der auch bereit war, in hessischen Dienst zu treten und dieses Amt zu übernehmen – falls folgende Rücktrittsklausel von hessischer Seite angenommen wurde: Ketzgen erwartete von den Hessen die endgültige Übernahme in hessische Dienste, wenn der Krieg am Niederrhein ungünstig ausgehen würde. Eberstein setzte sich bei seiner Landgräfin sehr für Ketzgen ein. Seit Mitte April ist dann aber doch Bernhard Becker in Neuß als Kommissar tätig. Zur gleichen Zeit wurde Johann Fislerus zum Garnisonsprediger in Neuß bestellt.
Der Aufbau der Verwaltung wurde dadurch erschwert, daß den Hessen zwar das nördlich der Erftlinie gelegene Gebiet mit den Garnisonen Neuß, Linn, Uerdingen und Kalkar überlassen war, daß aber eine Stadt, nämlich Kempen, den Hessen zunächst vorenthalten blieb. Kempen hatte am Juni 1642 eine in französischen Diensten stehende staatische Besatzung unter dem Kommandanten Ziel erhalten, die Guébriant bei seinem Abmarsch vom Niederrhein im Oktober 1642 nicht an die Hessen abtrat, sondern unter seinem Oberbefehl in Kempen zurückließ. Allen hessischen Wünschen auf Überlassung Kempens zum Trotz verharrte Guébriant auf seinem Standpunkt. Diese Hypothek belastete das französisch-hessische Verhältnis wie kein anderes Ereignis in den vergangenen Monaten. Erst im Mai des Jahres 1643 rückten hessischen Truppen in Kempen ein. Für Amalie Elisabeth mußte es auf die Dauer ein untragbarer Zustand sein, daß Kempen nicht zu den hessischen Garnisonen zählte, zumal die staatischen Truppen ständig die hessischen Quartiere und Verpflegungsorte belästigten. Aber der schlaue Guébriant wollte Kempen nicht ‚kostenlos‘ abtreten, er verlangte von Amalie Elisabeth eine abermalige Abgabe von 1000 Soldaten. Als die Gefahr eines Angriffes kaiserlicher Truppen nicht mehr bestand und die Fronten am Niederrhein ruhiger wurden, beauftragte Amalie Elisabeth sofort ihren Kriegsrat von Krosigk am 8. November 1642, mit dem Residenten der französischen Botschaft in Den Haag, Henri Brasset, und mit dem Prinzen von Oranien entsprechend den in Coesfeld getroffenen Vereinbarungen wegen der Übergabe Kempens an die hessischen Truppen zu verhandeln. In den gleichen Tagen hatte Krosigk den hessischen Gesandten Polhelm in Paris um eine beschleunigte Regelung der Quartierfrage gebeten, denn das verwüstete Land am Niederrhein könne keine zusätzliche französische Besatzung ernähren. Welchen Wert Kempen in französischer Sicht für die militärische Lage am Niederrhein besaß, erfährt man aus einem für den französischen Hof bestimmten Bericht Guébriants: Kempen war gut befestigt, von einem doppelten Graben mit sechs Ravelins umgeben; seine zahlreichen Einwohner waren reich und wohl begütert. Die Stadt stellte das Einfallstor in das Herzogtum Jülich und das Erzstift Köln dar, von dort war leicht alles Land in Kontribution zu halten. Die Nähe zu den holländischen Quartieren andererseits ermöglichte eine vom Feind nicht zu störende Versorgung der Truppe mit Verpflegung. Nach dem Bericht Guébriants lagen damals in Kempen 16 Kompanien, an ihrer Spitze ein vertrauenswürdiger Kommandant. Guébriant hatte also ein lockendes Pfand in der Hand – Amalie Elisabeth mußte die Übernahme der Stadt teuer bezahlen.
Dieser Forderung Amalie Elisabeths auf Kempen war Guébriant mit der Gegenforderung jener 1000 Musketiere begegnet. Der französische Marschall blieb unnachgiebig, seine Haltung versteifte sich in den folgenden Wochen immer mehr. Am 20. November 1642 teilte er der Landgräfin mit, Kempen könne nur gegen diese Soldaten eingetauscht werden; spöttisch bemerkte er, die Not der hessischen Truppen am Niederrhein würde durch die neue und zusätzliche Garnison in Kempen nur vergrößert, es sei also besser für Amalie Elisabeth, den jetzigen Zustand nicht zu verändern. Da außerdem seine Forderung noch nicht erfüllt sei, könne Kempen nicht abgegeben werden. Er fügte hinzu – und ließ dabei deutlich die Abhängigkeit Hessens von der französischen Nacht anklingen – : ‚ … Ainsi, Madame, si outre les places, que le roi vous a déj´à accordées, Sa Majesté venait encore à vous donner celle-là, Votre Altesse le devra recevoir comme les autres par pure grace …‘. Und an den französischen Gesandten in Kassel Beauregard schreib er am gleichen Tage: ‚J’attends réponse de Madame la Landgrave et de vous sur le secours, que je lui demande d’Infanterie, parce qu’il n’est ni juste ni raisonnable que je m’avance contre un ennemi aussi puissant que moi, … sans que je sois secouru de ceux, qui le peuvent et le doivent‘. War die französische ‚Macht‘ so schwach, daß sie nicht auf jene 1000 Mann verzichten konnte ? Hatten hessische Truppen nicht den Weg an den Niederrhein vorbereitet und ihren Tribut an der Besetzung des Landes voll und ganz entrichtet ?
Die Spannungen zwischen Guébriant und Amalie Elisabeth wuchsen von Woche zu Woche – keiner war bereit nachzugeben. Auch der französische Hof war über dierse Entwicklung am Niederhein unterrichtet. König Ludwig XIII. hatte die Entscheidung über Kempen seinem Marschall überlassen und Beauregard zum Vermittler zwischen den beiden streitenden Parteien bestimmt. Polhelm meldete aus Paris, er habe mit Richelieu und dessen Staatssekretär Noyers wegen der Quartiere verhandelt und die weitere Verstärkung der Guébriantschen Truppen um 1000 Mann in Aussicht gestellt. Krosigk glaubte aus seinen Verhandlungen mit Brasset und Oranien zu entnehmen, daß Kempen bald von hessischen Truppen übernommen werde. Zugleich schlug er Eberstein, der sich in Neuß aufhielt, vor, er möge wieder zum Angriff übergehen, sobald seine Reiterei verstärkt sei.
Neuß hatte damals eine zusätzliche Besatzung aus dem von hessischen Truppen besetzten Ostfriesland erhalten. Wegen des Verlustes von Düren wurden die Befestigungsarbeiten besonders in Neuß an den Steinen mit Nachdruck fortgesetzt; Krosigk hatte einen befähigten Zimmermann in Den Haag geworben, der für monatlich 100 Gulden verpflichtet wurde.
– „Am 12. Dezember 1642 hatte der hessische Generalleutnant Caspar Graf zu Eberstein, Nachfolger Melanders [Holzappel; BW], den Pfalz-Neuburgischen Beamten, Bürgermeistern und Vorstehern im Bergischen, die verantwortlich für die Eintreibung waren, einen Schutzbrief ausgestellt. Darin wies er seine Truppen an, die Beamten, Bürgermeister und Vorsteher mit ihren Angehörigen ‚auch deren haab undt güteren keines wegs zu vergreiffen, vielweniger mit abnahmb, Raub, Plünderung, Hinwegführung ihrer Personen unnd des jhrigen, verwüstung der Hausser, eigenthätlicher Einquartierung und dergleichen preßuren beschweren und beschädigen, sondern dieselbe bey den jhrigen unbeleydiget wohnen lassen‘. Die unter Schutz Gestellten hatten dafür zu sorgen, daß die auferlegten Abgaben auch abgeliefert wurden. Wolfgang Wilhelm griff die Verfügung des hessischen Befehlshabers Eberstein in seinem Erlaß vom 30. Dezember 1642 auf. Er ordnete an, Beamte, Bürgermeister und Vorsteher, ‚krafft dieses, frey, sicher und ungehindert passiren und repassiren zu lassen‘ „.[360] –
Gegen die Wünsche Erzbischof Ferdinands von Köln war schließlich Mitte November 1642 auch Jan von Werth auf kaiserlichen Befehl und auf besonderes Drängen des Kurfürsten von Bayern vom Niederrhein abgerufen worden. Sein Troß befand sich am 17. November bereits oberhalb Koblenz. Werth selbst verließ Köln nach dem 29. November, am 14. Dezember schrieb er aus Frankfurt, am 24. Dezember hielt er sich in Schwäbisch-Hall[361] auf. Lediglich vier kaiserliche Regimenter blieben, wohl unter dem Kommando des Generalwachtmeisters v. Saradetzky [Zahrádecký; BW], am Niederhein zurück. In den folgenden Wochen kam es zu keinen größeren oder entscheidenden Kampfhandlungen. Jede Partei war genug mit sich beschäftigt und versuchte lediglich, den Gegner durch kleine überraschende Aktionen zu stören. So erschien Saradetzky, der in Düren lag, am 17. Januar 1643 mit 700 Reitern und 800 Musketieren plötzlich vor Haus Laufenberg[362] bei Neuß, um die hessischen Lebensmitteltransporte, die regelmäßig freitags durchgeführt wurden, zwischen Düsseldorf und Neuß abzufangen. Da jedoch, wie Saradetzky entschuldigend an Hatzfeldt schrieb, der Markt auf mittwochs verlegt war, wartete Saradetzky vergeblich. Er rückte bis zur Landwehr bei Heerdterbusch vor und schickte seinen Hauptmann Eppe vor die Tore von Neuß, um Eberstein herauszulocken. Der hessische General verließ zwar mit 600 bis 700 Reitern die Stadt, ging aber auf keine größere Gefechtshandlungen ein. So zog Saradetzky unverrichteter Dinge nach Liedberg[363] weiter. Dort und in Zons lagen je 100 Reiter, während in Gladbach 300, in Grevenbroich und Bedburg je 60 Reiter einquartiert waren. Ihre Aufgabe war es, die Hessen an Durchbrüchen in südlicher Richtung zu hindern und die kaiserliche Infanterie in ihren rückwärtsgelegenen Garnisonen zu schützen. Die Erftlinie blieb Trennungslinie zwischen den beiden Heeren. Nur einmal scheinen die Hessen in diesen Wochen über die Erft nach Süden vorgestoßen zu sein, als ihnen Ende Januar 1643 ein Überfall auf Zülpich[364] glückte. Daraufhin beabsichtigte Saradetzky, eine Reiterkompanie nach Euskirchen zu legen, um diese Stadt vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren. Bei einem Scharmützel im März wurde Eberstein verwundet. Erst Ende April entwickelten die Kaiserlichen größere militärische Aktivität. Das Augenmerk der Hessen aber blieb auf den Erwerb Kempens gerichtet.
Amalie Elisabeth sah schließlich keine andere Möglichkeit als die, der französischen Forderung nachzugeben, zumal Guébriant immer stärker die Grenzen ihres Landes unmittelbar bedrohte. Am 25. November 1642 trat sie an Guébriant jene 1000 Soldaten ab, die bald darauf in Marsch gesetzt wurden. Nun glaubte die Landgräfin keine nennenswerten Schwierigkeiten wegen Kempen befürchten zu müssen. Trotzdem – das hatte die Erfahrung der letzten Wochen gelehrt – blieb Amalie Elisabeth argwöhnisch gegenüber den Machenschaften Guébriants und wohl auch gegenüber den Plänen des französischen Hofes. Was sollte aus ihren Truppen werden, wenn man dort die früheren finanziellen Zuwendungen kürzte und auf ihre Wünsche um Auszahlung einer Sonderleistung nicht einging ? In diesen Tagen hatte Amalie Elisabeth wieder mehrfach mit dem Gedanken gespielt, dem braunschweigischen Beispiel zu folgen und einen Neutralitätsvertrag mit dem Kaiser abzuschließen. Auch Krosigk äußerte in einem Brief an den hessischen Rat Vultejus ähnliche Gedanken. Jetzt aber, als Guébriants Truppen dicht an den hessischen Grenzen standen, brach sie alle Ver-handlungen mit den Kaiserlichen ab. Krosigk bemühte sich, am französischen Hof jeglichen Argwohn gegenüber der hessischen Bundestreue zu beseitigen. Amalie Elisabeth stand allein unter den deutschen Fürsten auf antikaiserlicher Seite, ausgeliefert der französischen Macht. Aus dieser drängenden Not versteht man die Abgabe der 1000 Mann – sicherlich gegen die Überzeugung der Landgräfin. Und man versteht auch, daß Amalie Elisabeth ihren Kriegsrat v. Krosigk aus den gleichen Gründen Anfang Dezember 1642 zu Verhandlungen mit den französischen Ministern nach Paris entsandte. Sein Auftrag lautete u. a., angesichts des ‚fast baufälligen Etats‘ und der starken Minderung ihrer Truppen eine namhafte finanzielle Unterstützung zu fordern. Vor allem hatte Krosigk auf die Übergabe Kempens zu drängen. Als Krosigk diese Instruktion in Den Haag erhielt, hatte er bereits durch den dortigen französischen Botschafter erfahren, der Befehl zur Übergabe Kempens sei bereits an Guébriant abgegangen, Polhelm werde ein Duplikat unmittelbar nach Kassel senden. Mag diese Information vielleicht auch richtig gewesen sein, Auswirkungen hatte sie jedenfalls nicht.
Mitten in die Vorbereitungen der Reise Krosigks nach Paris erschreckte die hessischen Verbündeten der plötzliche Tod Richelieus am 5. Dezember 1642. Am folgenden Tag bereits sandte Polhelm einen genauen Bericht über Krankheitsverlauf und letzte Tage des Kardinals nach Kassel. Am 13. Dezember traf diese Nachricht bei Krosigk ein, der sich gerade in Amsterdam aufhielt, ‚als die unvermutete Zeitung von des Herrn Kardinals todtlichem Heimtritt … meine feder aufhält‘. Seine Reise nach Paris war nun noch dringlicher. Die hessische Position am französischen Hof schien Krosigk gefährdet, zumindest aber unklar: ‚Gott behüte den König, der auch nicht der allerstärksten einer ist. Gegen Guébriant muß man dissimulieren, soviel man kann. Vielleicht schickt es sich, ihm auch einen Schweiß auszujagen. Kann ichs mit Manier tun, ich soll es nicht lassen. Wir haben es nun mit viel Bigotten zu tun. Die Enge der Zeit und die Menge der Gedanken läßt noch keinen Vorteil recht aufkommen‘. Als Amalie Elisabeth diesen Brief Krosigks erhielt, beklagte sie den Tod Richelieus ‚sowohl wegen seiner hohen Meriten als der dem gemeinen Wesen erwiesenen tapferen Dienste, zumalen aber wegen der gegen uns und unsern Staat bei ihm jederzeit verspürten sonderbaren Gewogenheit‘.
Das Schicksal Hessens hing weitgehend von der Entwicklung in Paris ab. War es sicher, daß nun keine für Hessen ungünstigen Veränderungen eintraten ? Dort war Kardinal Mazarin sogleich zum Nachfolger Richelieus ernannt worden. Die Abgabe der 1000 Mann an Guébriant hatte große Freude am königlichen Hof geweckt. Ludwig XIII. und auch Mazarin äußerten, wie Polhelm über Mittelsmänner von Mazarin erfuhr, die Absicht, nunmehr Kempen bald an Hessen abzutreten. Die Kopie eines entsprechenden Befehls an Guébriant aber hatte Polhelm noch nicht in Händen. In Paris rechnete man bei Guébriant mit keinen ernsthaften Schwierigkeiten wegen der Übergabe Kempens.
Der französische Marschall aber handelte langsam. Er teilte am 19. Dezember Beauregard mit, sobald er den Befehl wegen Kempen vom Hof erhalten habe, würde er ihm nach Kassel Nachricht geben, was er weiter zu tun gedenke; wenn aber die hessischen Hilfstruppen noch nicht eingetroffen seien – tatsächlich standen sie Guébriant am 26. Dezember noch nicht zur Verfügung – , dann sende er alle Befehle nach Paris zurück. Er sähe keinen Grund, einen solch wichtigen Platz wie Kempen, der sich gut selbst unterhalten könne, voreilig abzugeben.
Die für Amalie Elisabeth günstigen Nachrichten aus Paris bestätigte Krosigk aus Den Haag. Denn er hatte vertraulich in Briefe Einblick nehmen können, deren Inhalt er sogleich nach Kassel weitergab. Wenn, so schloß Krosigk aus Guébriants Verhalten, Kempen nicht bald abgegeben würde, könne der Grund nur darin zu suchen sein, ‚daß Guébriant uns zu Verdruß und Beschwer etwa falsche und große Hoffnung von diesem Posten und seinem Nutzen zu Hofe mache, welche, wenn es geschehen sollte, ich umstoßen und endlich den Schluß herauszutreiben verhoffe‘. Mit sicherem Blick erkannte Krosigk den eigentlichen Urheber für die Spannungen zwischen Frankreich uund Hessen. Amalie Elisabeth mußte bei allen weiteren Verhandlungen mit dem starken Einfluß Guébriants rechnen; ihn nicht zu verärgen und mit Guébriant behutsam umzugehen, riet sie ihrem Gesandten in Paris. Sie bat abermals den bei Guébriant weilenden Generalleutnant Eberstein, ihn an die Übergabe Kempens zu erinnern und wies den Marschall am gleichen Tag auf die Widerwärtigkeiten und die große Konfusion in den Quartieren am Niederrhein hin. Vor Krosigk aber verbarg die Land-gräfin nicht ihre ernste Sorge um den Bestand ihres Heeres und bat ihn inständig, alles zu tun, damit die Subsidien erhöht und Kempen übergeben würde. Die Landgräfin erinnerte Mazarin an die ‚favorable assistance‘, die sie bei Richelieu genossen habe. Amalie Elisabeth setzte alles in Bewegung, um endlich eine Sonderzahlung und Kempen zu erhalten.
Aber nichts geschah. Guébriant setzte seine hinhaltende Politik fort. Krosigk erkrankte. Dreimal hatte er seine Reise nach Paris wegen ungünstiger Windverhältnisse aufgeben müssen. Die Zeit des Wartens auf den Abreisetag hatte Krosigk zu häufigen Verhandlungen mit Brasset und Oranien benutzt – ohne wesentlichen Erfolg. Beide waren zwar gerne bereit, wegen Kempen zu intervenieren, sahen aber keine Möglichkeit hierzu. Etwas deprimiert schrieb Krosigk an Eberstein: ‚Wohl dem, der mit diesen Leuten nichts zu handeln hat‘. Mehrere seine diplomatische Mission vorbereitende Briefe richtete Krosigk gleichzeitig an Mazarin und an Polhelm. Während der Brief an den Kardinal lediglich die eigene Not Hessens und die Bitte um zusätzliche finanzielle Unterstützung zum Inhalt hatte, wurde Polhelm durch Krosigk genau in seinen Auftrag eingeführt. Polhelm sollte dem König vor allem versichern, daß Amalie Elisabeth alle Verhandlungen über den eventuellen Abschluß seines Neutralitätsvertrages aufgegeben und ihre Deputierten aus Goslar zurückgezogen habe; sie gedenke nicht, sich von Frankreich zu trennen. Außerdem sollte Polhelm Ludwig XIII. und seinen Ministern die für die hessische Kriegführung bedrohlichen Folgen wegen der immer noch nicht erfolgten Übergabe Kempens vor Augen führen.
Daß Amalie Elisabeth zur gleichen Zeit Verhandlungen wegen des Aufbaus einer Landesdefension im rheinisch-westfälischen Kreis, die von Herzog Wolfgang Wilhelm von Jülich-Berg in Düsseldorf wieder aufgenommen wurden, sorgfältig beobachtete, ahnte damals weder Krosigk noch Polhelm. Gegenüber Frankreich mußte die Landgräfin als treue Bundesgenossen auftreten, ohne dabei von vornherein auf die Vorteile, die der Abschluß einer Landesdefension für sie bedeuten konnte, verzichten zu wollen. Am 12. Februar 1643 war Eberstein nämlich von Wolfgang Wilhelm aufgefordert worden, zu Besprechungen über das Defensionswesen nach Düsseldorf zu kommen, wo bereits kurkölnische und jülich-bergische Abgesandte versammelt waren. Eberstein lehnte ab, da er keinen Auftrag hierzu habe und erstattete Bericht nach Kassel. Noch bevor er eine Antwort von Amalie Elisabeth erhalten konnte, erschienen zwei Düsseldorfer Räte bei Eberstein in Neuß, um erneut für den Beitritt zur Landesdefension zu werben. Die Räte hatten nach dem Bericht Ebersteins an Amalie Elisabeth folgendermaßen den Wert der Landesdefension geschildert: ‚Es hätten nun viele Jahre die Kreisstände mit Leid erfahren, daß durch diese gegenwärtigen Kriege das Vaterland immer gefährlicher eingewickelt, die Freiheit der Stände weniger geachtet und neben der Dienstbarkeit eine gänzliche Verwüstung der Lande eingeführt wurde. Gleich wie man nun solchen Übels deromalen vorzukommen nichts heilsamer gefunden, denn daß man sich in den Kreisen darüber vernehme, die Gemüter und Kräfte vereinige und sich gegen männiglich, sowohl des Hauses Oesterreich als der Fremden Vergewaltigung, zu schützen suche, damit dergestalt der lang erwünschte Frieden mit Ernst befördert und zuwege gebracht werden möchte‘, sei man entschlossen, Truppen des rheinisch-westfälischen Kreises mit solchen des kurrheinischen Kreises zu vereinigen, um sich gegen die fremden Eindringlinge zu wehren. Die beiden Abgesandten aus Düsseldorf hofften, Amalie Elisabeth werde nunmehr dem Defensionswesen beitreten, zumal sie weder an Truppen noch Offizieren oder Garnisonen irgendeine Einbuße erlitte; vielmehr würde ihr Interesse durch den Kreis, ‚da alle für einen Mann stehen‘, gesichert. Die Gesandten baten schließlich Eberstein, er möge ganz unverbindlich – ‚nur um anzuhören‘ – nach Düsseldorf herüberkommen. Aber Eberstein lehnte erneut ab. Amalie Elisabeth hielt in ihrem Antwortschreiben das Defensionswesen für ‚eine Sache von großer Wichtigkeit‘. Man müsse aber achtgeben, daß einerseits die Verbündeten keinen Verdacht schöpften und daß man andererseits von den Kreisständen nicht hintergangen würde. Eberstein wurde beauftragt, nichts zu unternehmen. Amalie Elisabeth wollte erst mit Eberstein in Kassel alles sorgfältig überprüfen.
Zur gleichen Zeit war es zwischen Ziel, dem Kommandanten von Kempen, und Eberstein zu erheblichen Spannungen gekommen. Mitte November hatte Eberstein den Kommandanten aufgefordert, die Bevölkerung nicht länger durch Kontributionsforderungen zu belästigen. Ende dieses Monats beschwerte sich umgekehrt Ziel über Eberstein, der versuche, hessische Soldaten nach Kempen zu legen. Der Streit steigerte sich durch die allzu hochgespannten Forderungen Ziels, der mit seinen 500 Soldaten in Kempen die Versorgung der am Niederrhein stehenden hessischen Truppen ernsthaft gefährdete. Übereifer bei Eberstein und anmaßende Halsstarrigkeit bei Ziel führten zu einer sich immer mehr verhärtenden Front, die Amalie Elisabeth ebenso unlieb sein mußte wie Krosigk. Denn diese Auseinandersetzungen konnten nur zu leicht die jetzigen und die noch zu erwartenden diplomatischen Verhandlungen ungünstig beeinflussen. Amalie Elisabeth gebot Maß zu halten und mahnte Eberstein, es bleibe nichts anderes übrig als nicht zu viel Lärm zu schlagen, da der Kommandant in Kempen ein königlicher ‚Minister‘ sei und Krosigks Verhandlungen nicht gestört werden dürften. Es bleibe kein anderes Mittel, als die Befehle vom Hof zu erwarten und sich bis dahin so gut es gehe mit Ziel zu vergleichen. Von französischer Seite wurde andererseits die Dringlichkeit der Kempener Frage und das Ausmaß der Spannungen zwischen Eberstein und Ziel nicht in so grellen Farben gesehen: weder der Prophet Nathan noch Krosigk selbst könnten Ludwig XIII. jemals davon überzeugen, daß jene 500 Soldaten aus Kempen im Stande seien, die Hessen bis an den Rand des Ruins zu führen, so mußte sich Krosigk von dem französischen Gesandten in Den Haag sagen lassen.
Das strenge Regiment Ziels hatte Kempen und den ganzen Niederrhein in Angst und Schrecken versetzt, Güter waren verpfändet und Einwohner aus den Ämtern Liedberg und Brüggen[365] in Kempen gefangen gesetzt worden. Eberstein fühlte sich ‚befugt, schuldig und entschlossen, dieses dem Haus Hessen hoch angelegene Wesen in gehörender Richtigkeit zu wahren und nach unserm Vermögen darüber zu halten‘. Auf Grund dieses Anspruches – er wurde aus der französischen Erklärung abgeleitet, der Niederrhein gehöre Amalie Elisabeth und Kempen solle an Hessen abgetreten werden – war Eberstein auf Bitte Brassets bereit, für kurze Zeit, nämlich bis zur Übergabe der Stadt an Hessen, die Unterhaltung der Truppen aus dem Lande zu gestatten. Wie selbstherrlich Ziel zu leben gedachte, zeigt sein Brief an Herzog Wolfgang Wilhelm, in dem er sich auf die soeben festgelegten jülichschen Kontributionszahlungen an die hessischen Truppen von monatlich 10 000 Reichstaler bezog und erklärte, bei diesen Verhandlungen sei die französische Krone übersehen worden. Nun solle Wolfgang Wilhelm von den jülichschen Landständen dieselbe Summe für die Garnison in Kempen fordern oder aber gewiß sein, daß gegen sie ‚mit der Schärfe kraft habender Ordre … verfahren‘ werden müsse. Der Herzog bat sogleich Eberstein um Vermittlung. Aber Ziel ließ sich nicht einschüchtern. Er erklärte dem hessischen General, den von Eberstein erwähnten Befehl des französischen Königs nicht zu kennen. Selbstbewußt unterließ er nicht den Hinweis darauf, daß die Hessen durch der Franzosen starken Arm so weit in diese Lande vorgedrungen seien. Er halte sich an die Guébriantschen Befehle gebunden, nach deren Wortlaut er mit der Kontribution so lange fortfahren solle, bis ein Vergleich mit Kempen zustandegekommen sei. Für den Fall, daß Kempen abgetreten werde, riet er Eberstein, Geld zu beschaffen, ‚damit diese verwüstete Stadt nicht fportan, wie geschehen, verdorben werden möchte. Den Bürgern, so bisher noch standgehalten, ist unmöglich, die schwere Last länger zu tragen, verlaufen täglich mit Haufen. Und werden ihre verlassenen Häuser, zu meinem Leidwesen, jämmerlich niedergerissen. Und wird ohne Zweifel der meiste Teil der Stadt, dafern man nicht auf Mittel bedacht, daß unsere Soldaten mochten Geld bekommen, darauf folgen‘. Eberstein werde leicht einsehen, ‚daß wir also vom Wind nicht le-ben können, müssen uns also mit allen möglichen Mitteln bis zu unser bestimmten Zeit, die nun bald ein Ende haben wird, behelfen. Möcht wohl wünschen, daß dieselbe schon gekommen, und das lieber heut als morgen‘.
Nachdem diese Verhandlungen zur Milderung der Kontributionseintreibungen nicht zum Erfolg geführt hatten, wurde Obrist Kotz aus Neuß nach Den Haag geschickt, der dort den französischen Gesandten über Ziels Auftreten und seine Folgen unterrichten sollte. Eberstein schrieb an Brasset, er könne ein Auseinanderlaufen der niederrheinischen Truppen nicht mehr verhindern, wenn Kempen in französischer Hand bliebe. Amalie Elisabeth schaltete ihren Gesandten in Den Haag, Wicquefort, ein, der Brasset über die allgemeine Lage am Niederrhein informieren sollte.
So trieben die Auseinandersetzungen um Kempen immer neue unheilvolle Blüten, als Krosigk endlich am 21. Februar 1643 mit einem Kriegsschiff in See stach und über Dieppe[366] am 28. Februar in Paris eintraf. Polhelm hatte inzwischen auf Grund der Briefe Krosigks aus Den Haag mit Mazarin und Chavigny wegen der Subsidien und wegen Kempen gesprochen und schließlich erreicht, daß Chavigny sich für den Befehl zur Übergabe Kempens bei Ludwig XIII. und für die sofortige Weiterleitung dieses Befehls einsetzen wollte. Der hessische Gesandte hatte den Eindruck, daß die in Paris bekannt gewordene baldige Ankunft eines Sonderbotschafters die Entscheidung über Kempen beschleunigen könnte. Polhelm war sogar bereit, einen Sonderkurier auf Kosten seiner Landgräfin an Beauregard zu senden. Auf diese Wege kam dann auch die königliche Anordnung nach Kassel.
Wenige Tage nach diesen Verhandlungen befahl der französische König am 27. Februar 1643 – also einen Tag vor der Ankunft Krosigks ! – dem Kommandanten von Kempen, die Stadt an Amalie Elisabeth abzutreten: ‘Il est ordonné au Sieur Leutenant Colonel, commandant de la part de sa Majesté dans Kempen, de mettre cette place entre les mains de Madame la Landgrave ou de celuy qui aura chargé d’Elle de la recevoir de luy et d’y faire entrer garnison de sa part … Donné à St. Germain en Laye le XXVII Février 1643′. Am folgenden Tage bereits sandte der König diesen Befehl mit einer entsprechenden Anweisung für Amalie Elisabeth an Beauregard. Aber die Übergabe Kempens war an folgende Bedingung geknüpft: Amalie Elisabeth hatte zuvor zu erklären, die an Guébriant abgegebenen Reiter und Fußtruppen so lange dem französischen Marschall zu überlassen, wie jener sie benötigte. Auch sollten die Soldaten Ziels von Amalie Elisabeth unterhalten werden, falls sie nicht sogleich in die Generalstaaten zurückkehren könnten. Damit waren der Landgräfin abermals Verpflichtungen auferlegt, deren Erfüllung sie vor schwere Entscheidungen stellen mußte.
Der Auftrag Krosigks war durch den Kempener Befehl des Königs nicht beendet. Am 1. März hatte er die erste Unterredung mit Mazarin, Chavigny und Noyers, dabei aber lediglich die Erhöhung der Subsidien und die Rückgabe der Guébriant überlassenen Truppen besprochen. Mazarins Haltung gegenüber Hessen schien Krosigk anfänglich wohlwollend zu sein, der Kardinal hatte weitere Gelder in Aussicht gestellt. Trotzdem bereitete sich Krosigk auf noch manche Verhandlung vor. Ungünstig aber klangen die folgenden Briefe des Gesandten nach Kassel. Deprimiert gestand er, noch nichts erreicht zu haben. Man hatte Krosigk nicht einmal orientiert, ob Amalie Elisabeth vor der Übernahme Kempens oder zu einem Zeitpunkt eine Erklärung über die Guébriant abgetretenen Truppen abgeben müsse. Krosigk hatte den Eindruck, daß vielleicht der Einfluß Guébriants auf die Verhandlungen stärker sei als man glaube, vor allem im Blick auf die ihm unterstellten Truppen. Wenige Tage später schöpfte Krosigk nach neuen Verhandlungen in St. Germain wieder mehr Hoffnung für die hessische Sache, denn es war vereinbart worden, die hessischen Truppen sollten nach Eintreffen neuer Verstärkungen entlassen werden. Beunruhigt aber war Krosigk über Mazarins Mitteilung, daß eine kurkölnische Gesandtschaft bei dem Kardinal gewesen sei und Kontributionszahlungen an die Garnison in Kempen angeboten habe, falls Frankreich Kurköln gegen Hessen unterstützen werde. Krosigk war erregt: ‚Man siehet, wie diese Leut nur suchen, uns untereinander zu verwirren. Weswegen meines geringfügigen Ermessens man sich in allem anderen, so von ihnen herkommt, demnach das Odium gegen Hessen allzu tief eingewurzelt, wohl vorzusehen, damit sie endlich nicht durch süße und nützlich scheinende Vorschläge dasjenige gewinnen, so sie durch ihre Macht nicht zu Werke richten können‘. Der folgende nur drei Tage jüngere Brief brachte wieder ‚böse Zeitung‘: Guébriant habe allen Verhandlungen eine ungünstige Wendung gegeben und den hessischen Gesandten ‚das Werk heimlich aus den Händen gespielt‘. Nun wolle man doch die Stadt Kempen gegen hessische Truppen eintauschen, Krosigk befürchtete, daß man in Paris abwarte, bis Beauregard eine Bedingung nach der anderen der hessischen Landgräfin aufgezwungen habe. ‚Allein, weilen man bis dato unseres Teils alles eingegangen, suchet man uns bei dieser verderblichen Gewohnheit zu erhalten‘ und schiebt alles auf die ‚lange Bank‘.
Während dieser Verhandlungen am königlichen Hof bereitete Guébriant auf Grund des Befehls Ludwig XIII. endgültig die Übergabe Kempens an die hessischen Truppen vor und teilte Beauregard am 18. März 1643 mit, er sei zur Übergabe bereit, falls Amalie Elisabeth ihre Soldaten in seinen Diensten beließe. Dieser Bedingung, die derjenigen des Königs entsprach, fügte Guébriant jedoch eine weitere hinzu: er verlangte von Amalie Elisabeth, daß sie die Quartiere in Kurköln und im Herzogtum Jülich jederzeit wieder den französi-schen Truppen zur Verfügung stelle. Auf dieser Basis verhandelte Beauregard wenige Tage später mit den hessischen Offizieren und Räten Eberstein, Günterode, Geyso, Hoff, Sixtinus, Vultejus und Pagenstecher. In dem Entwurf, der von hessischer Seite vorgelegt wurde, versprach die Landgräfin, ihre Reiter- und Fußtruppen so lange im Dienst der französischen Armee auf deutschem Boden zu lassen, wie die gegenwärtige Notlage und das allgemeine Kriegswohl es erforderlich mache. Bei eigener Gefahr erwartete Amalie Elisabeth von Guébriant die sofortige Rückgabe ihrer Truppen. Die Fassung wurde von Beauregard, der sich genau an die von Guébriant erteilten Richtlinien hielt, strikt abgelehnt. Zweifellos ist lange um die Formulierung des Vertragstextes zwischen den hessischen Bevollmächtigten und Beauregard gerungen worden. Aber vergeblich ! Der französische Marschall bzw. sein Mittelsmann in Kassel setzten sich wieder einmal durch. Die Landgräfin mußte sich schließlich auch zur eventuellen Aufnahme französischer Truppen am Niederrhein bereit erklären. Sie hat diesen Vertrag unter Druck und gegen ihre politische Überzeugung abgeschlossen. Angesichts der Gefahr für ihre bei Guébriant stehenden Truppen, auf denen teilweise die Sicherheit ihres Landes beruhe, und wegen der Möglichkeit neuer Angriffe hatte Amalie Elisabeth schließlich nachgegeben und den Revers unterschrieben. Ihre Hoffnung, Ludwig XIII. werde ihr zur Erleichterung der hessischen Lage jene Bedingungen erlassen, war gewiß nur eine schwache Beruhigung. Sie bat Krosigk dringend, in diesem Sinne seine weiteren Verhandlungen zu führen. Nun kam alles darauf an, möglichst schnell die französische Besatzung von Kempen durch eigene Truppen abzulösen. Am Tage nach der Unterzeichnung des Kempener Vertrages bat Amalie Elisabeth Herzog Wolfgang Wilhelm, seinen Rat Cyriacus, der gerade zu Kontributionsverhandlungen in Kassel war, nach dessen Rückkehr an den Rhein mit dem Duplikat des Vertrages nach Kempen zu dem dortigen Kommandanten zu schicken. Um den Abzug Ziels nicht zu verzögern, sollte Wolfgang Wilhelm über Erzbischof Ferdinand von Köln Passierscheine von kaiserlichen und spanischen Truppen erbitten.
Wer auf hessischer Seite geglaubt hatte, daß mit der Unterzeichnung des Kempener Vertrages dieser lange Streit ein Ende gefunden habe, sah sich bitter enttäuscht. Zwar übergab Cyriacus sogleich in Kempen die entsprechenden Verträge. Aber Ziel machte erhebliche Vorbehalte gegenüber diesen französisch-hessischen Abmachungen. Wohin er denn, so fragte er den jülich-bergischen Rat, mit seinen Soldaten marschieren solle; wer käme für die Verpflegung seiner Truppe auf ? Das sei, so entzog sich Cyriacus einer Stellungnahme, nicht seine Sache.
Denselben Standpunkt vertrat Ziel auch gegenüber Amalie Elisabeth und erklärte obendrein, sein Vertrag mit der französischen Krone laufe erst am 20. Mai 1643 ab, bis zu diesem Termin sei er aus staatischen Diensten entlassen. So störte sich Ziel an nichts, er trieb weiterhin Kontributionen ein und jetzte die jülichsche und kurkölnische Bevölkerung unter Druck. In Kassel wartete Amalie Elisabeth vergeblich auf eine Meldung über die Räumung Kempens. Sie beteuerte gegenüber Wolfgang Wilhelm ihren Eifer, mit dem sie den Abzug der französischen Truppen aus Kempen betreibe und erhoffte sich nach Übernahme der Stadt durch die Hessen auch Erleichterung für die jülichsche Bevölkerung.
In Kassel war man auf diese Schwierigkeiten Ziels bereits vorbereitet. Denn Amalie Elisabeth hatte am 27. März, also einen Tag nach der Unterzeichnung des Kempener Vertrages, Wicquefort gebeten, er möge den Prinzen von Oranien oder Brasset bitten, schnellstens einen Befehl an Ziel zum Rückmarsch in staatische Dienste zu senden. Oranien sagte seine Unterstützung zu und teilte mit, er werde Ziel befehlen, mit seinen Truppen nach Rheinberg oder Wesel zu marschieren.
So war die Lage für Amalie Elisabeth Mitte April durchaus noch nicht zufriedenstellend, als unerwartet neue Gefahren auftauchten. Den am Niederrhein liegenden kaiserlichen Truppen war es unter dem Kommando des in Westfalen stationierten Grafen von Vehlen überraschend gelungen, das Haus Oedt in der Nähe Kempens zu besetzen. Dort waren nur 25 hessische Soldaten aus Linn einquartiert. Auch ein Paß nach Kempen, der sog. St. Niklaß Bann, war besetzt worden, so daß man befürchten mußte, der Streit zwischen Franzosen und Hessen um Kempen könne durch militärische Ereignisse eine unerwartete Lösung finden. Mit Sorge erinnerte man sich auf hessischer Seite des unrühmlichen Verhaltens des staatischen Kommandanten von Düren. Auch Uerdingen schien in Gefahr. Am 24. April traf Eberstein, der eilig aus Coesfeld kam, in Uerdingen ein und beauftrachte sogleich Generalwachtmeister v. Rabenhaupt mit der Rückeroberung des Hauses Oedt. Drei Tage später war Oedt wieder in hessischer Hand. Die Sieger fanden dort große Mengen Munition, dazu zwei schwere Geschütze des Erzbischofs von Köln, einen Feuermörser des Grafen von Vehlen und eine spanische mit Leinentuch bespannte leichte Brücke, deren einzelne Glieder aus Körben bestanden. Wegen der Möglichkeit einer abermaligen Besetzung Oedts durch die Kaiserlichen, deren Reiterei bei Gladbach lag, war Eberstein entschlossen, Tore und Brücken von Oedt abzubrennen und die Gebäude zu sprengen. Die Hessen jubelten über diesen Erfolg und sangen:
‚Kurkölnische Stücke,
Hispanische Brücke,
Graf Vehlens Mortier,
Die seind der Hessen Zier‘.
Die Gefahr für Kempen und damit auch für die übrigen hessischen Garnisonen war gebannt. Das kurze militärische Intermezzo war zwar beendet. Aber die Hessen mußten wachsam bleiben. Denn die kaiserliche Reiterei lag bei Gladbach, Truppen aus dem Kölnischen und Westfälischen wurden in der Nähe zusammengezogen.
Nun endlich war auch der Tag der Übergabe von Kempen nicht mehr fern. Denn inzwischen hatten sich die Generalstaaten auf Wicqueforts Betreiben mit der Rückführung der Zielschen Soldaten befaßt. Ihre Meinung war unterschiedlich: einige lehnten die Übernahme der Kempener Truppen in staatische Dienste wegen der damit verbundenen finanziellen Belastung des eigenen Etats ab; andere schlugen die Übernahme der Garnison in hessische Dienste vor; eine dritte Gruppe nannte den 20. Mai als Übergabetermin, da erst an diesem Tage das 1642 geschlossene Bündnis zwischen den Generalstaaten und Frankreich ablaufe. Am 28. April gaben dann die Generalstaaten ihre Zustimmung zum Abzug Ziels aus Kempen. Alle Voraussetzungen zur Übernahme Kempens durch hessische Truppen waren nunmehr gegeben.
Wenige Tage später, in der Nacht vom 1. zum 2. Mai 1643, rückten acht Kompanien zu Fuß und eine Kompanie zu Pferd, unter Obristleutnant Spreewitz aus Kalkar, verstärkt durch eine Kompanie Dragoner, in Kempen ein. Unter dem Schutz hessischer Soldaten verließ Ziel am 2. Mai die Stadt in Richtung Rheinberg. Der scheidende Kommandant hatte beim Abmarsch, gestützt auf einige Schreiben Amalie Elisabeths, von Eberstein Belohnungen erbeten, die der General aber mit dem Hinweis auf seinen ‚reichen Herrn‘ ablehnte, auch sei die Stadt derart verwüstet, alle Früchte des Magazins verkauft und nicht ein Braukessel zurückgeblieben – aus diesen Gründen habe Eberstein keine Veranlassung, Ziels ‚erzeigte Widerspenstigkeit dergleichen‘ zu belohnen. In welch ruiniertem Zustand Ziel Kempen verlassen hatte, geht aus einem Bittschreiben von Bürgermeister und Rat in Kempen an Amalie Elisabeth aus dem Jahre 1644 hervor, in dem über die ‚holländischen Franzosen‘ geklagt wird, die ‚unter Hintansetzung alles christlichen Mitleidens‘ den Untertanen das Letzte genommen, ferner mehr als 300 Wohnplätze und Häuser niedergerissen, geschleift und verbrannt hätten; acht Monate habe man täglich Geld- und Lebensmittellieferungen leisten müssen; es sei kein Wunder, daß jetzt nur etwa 200 Bürger mit ihren Familien in Kempen wohnten.
Nun endlich konnten die Hessen ungestört durch den französischen Rivalen in ihrem Gebiet nach eigenem Gutdünken schalten und walten. Nach einem Bericht Saradetzkys an Hatzfeldt waren zu dieser Zeit die hessischen Garnisonen folgermaßen belegt: Neuß mit 16 Kompanien zu Fuß und vier Kompanien zu Pferd, Kempen mit zehn Kompanien zu Fuß, Linn mit acht Kompanien zu Fuß und Kalkar mit acht Kompanien zu Fuß und zwei Kompanien zu Pferd. Auf kaiserlicher Seite lagen die Hauptleute von der Misten und Knigge in Zons, Eppe in Bedburg und der Junggraf [Moritz Heinrich; BW] von Nassau[-Hadamar] in Kaster“.[367]
Der Habsburg-Anhänger und Historiograph Wassenberg[368] hält im 1647 erneut aufgelegten „Florus“ für den Mai 1643 fest: „Zu eingang deß Meyen haben die Hessischen den vesten Ort Burgsteinfort[369] bey Münster in Westphalen / alß sie selbigen nur etlich wenig tage / vnter deß Graffen von Eberstein befehl / belägert gehalten / eingenommen. Eine ander hessische Partie hat mit 1000. Fewerröhren morgens früe einen starcken anfall auff Dortmünd gethan / theils auch bereit in die Statt kommen, weil aber dieselbe mit 450. Mann besetzt gewesen / welche sich tapffer gehalten / seind sie entlich mit verlust in 50. Mann vnnd 4. Wägen Sturmgezeug wider darauß vertrieben / vnd also weichen gezwungen worden“.[370] Und für den 28.6.1643 heißt es bei ihm: „Damaliger zeit haben die Hessische Völcker / vnter ihrem General Major Graffen von Eberstein / vnterhalb Heidelberg[371] durch den Neckar gesetzet / vnd das Quartier zu Heppenheim[372] an der Bergstraßen genommen / daselbsten sie zween tage außgeruhet / nachmals das Stättlein den acht vnnd zwantzigsten dieses geplündert / vnnd ihren Weg gegen Diburg[373] vnd Milteberg[374] am Mäyn genommen. Insonderheit aber haben sie vnweit von Heidelberg Ihrer Hochfürstlichen Durchl. von Lothringen angehörige Maulesel / benebens vielem geld vnd Silbergeschirr ertappet / vnd also hierdurch eine stattliche Beute bekommen“.[375] […] Für den Juli 1643 hält Wassenberg sogar der Erwähnung für wert: „Hinwiderumb haben die Hessischen auß der Statt Neuß zwölff Karren mit newen Heringen / so auß Braband kommen / sampt etlichen Bürgern von Lüttich gefangen genommen; welche sie zu Neuß eingebracht / die Lütticher Bürger sehr übel gehandelt / vnd ihnen ein grosses Geld abgefordert“.[376]
Im August 1643 teile Ferdinand von Köln die Rückkehr Ebersteins an den Rhein mit.[377]
Im September 1643 ging es Eberstein, der in Coesfeld weilte, im Briefwechsel mit Hatzfeldt um die Aufhebung der Belagerung von Düren, so auch Heinrich von Waldbott-Bassenheim[378] und Hermann Christoph von Mandelsloh an Hatzfeldt.[379]
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet über die Kämpfe um Düren 1643: „Ingleichen wurde wurde zu dieser Zeit / nach Abziehung der Käyserlichen Völcker / vnter dem Herrn General Feld-Marschall Hatzfeldt / ob dem NiederRheinStrom die Statt Dühren / vom Fürstl. Hessischen General / Herrn Grafen [Kaspar; BW] von Eberstein berennt vnd belägert. Aber nach dapfferm Widerstand deß Obristen Hermans Christoff von Mandelslo hinwiederumb quittirt / vnnd auff Anziehung Käyserischen Volcks / entsetzt / deren Belägerung / Defension vnnd Quittierung seynd ab hierbeykommender vollständiger Relation ordentlich mit mehrerm zu vernehmen / wie folget:
Nach beschehenem Aufbruch der Käyserlichen Völcker auß dem Land Gülch / vnd hinterlassener Besatzung allein in Dühren / vnter deß Herrn Obr. Herman Christoff von Mandelsloh Commando / hat der Fürstl. Hessische Gen. Leutenant / Herr Graff von Eberstein auß allen Hessischen Guarnisonen Volck geleichtet[380] / vnd ein Corps d’Armee von 5. oder 6.000 Mann zu Roß vnd Fuß formirt / damit Anfangs dieses Monats vnvermutheter Dinge disseits Rheins gesetzt / den geraden Weg auff die Rhour genommen / sich bei Lünnig[381] vmbher gelägert / vnd es kein ander Ansehen gehabt / als ob möchten sie ihre Revange im Reich von Achen[382] / wegen deß auff dem Hauß Gronßfeld erlittenen Abbruchs suchen. Wie sie aber gedachter von Aachen vorhabende dapffere Gegenwehr / vnd bey erlangter der Lütticher Succurß gemachter guter Anstalt / erfahren / seynd sie etliche Tag zu besagtem Lynnig still gelegen / von allen Gülchischen Quartieren die Proviant abgepresset / vnd vnterdessen von jhren Bundsgenossen auß Dühren einer der / zwischen dem Rath vnd Bürgerschafft expractisirten Dissension,[383] vnnd dass nicht mehr / dann etwa 150. Mañ / darzu krumb vnd kranck / nebenst dem Obr. Mandesloe / gleichsam vff eine verlohrne Wacht in der Statt hinderlassen / nach dem alle Käyserl. Völcker gegen Trier zu marchirt / vergewissiget / vnd damit gleichsam dahin gelocket / als sind die Hessen mit 7. Trouppen den 7. Sept. zu Abends bey der Windmühlen ankommen / etliche Pferde weggenommen / vnd sich die Nacht bey einem abgebrandten Flecken auffgehalten. Am 8. Sept. als vff vnser lieben Frawen Tag / mit obgemeldten Trouppen / vnterm Commando deß Obr. Leut. Schwerdt / die Schwein vor der Statt / welche sie auß Vnachtsamkeit zu weit getrieben / mehrentheils / vnd deren an 300. bekommen / worüber ein grosses lamentiren von Bürgern vnd Weibern entstanden / so jre Ferckẽ mächtig beklagt. Es seynd aber deren gegen Abend vñ die Nacht über 100. wider von den Hessen außgerissen / die übrigen für 200. Reichsth. rantzionirt / vnd nach der Belägerung bey 140. wider hinein gebracht worden.
Nach dem FerckenKrieg hat Herr Obrist. vnd Commendant der Statt den gantzen Vormittag so wol zu Roß als zu Fuß mit den wenigen Officirern / so beritten / weil keine Reutter alda hinderlassen worden / oben beym Creutz / vorm Cöllnischen Thor / mit den Hessen scharmutziret / darüber etliche Hessen / vnter welchen ein Officirer gewesen / erlegt vnd beschädiget / biß zu Mittag das gantze Läger an Reutterey / Fußvolck vñ Pagagy in 6. à 7000. Mann / wie sie sich außgeben / neben 13. Stücken vnd 2. Fewermörser vor der Statt ankommen / vnd sich hinter die Mühlen mit Reuterey vnd Fußvolck gelägert / gleich Posten auff dem Jesuiter-Hoff / auch Herrn Mockelhauß vnd rundumb die Statt genommen / auch zu approchiren vom Jesuiter-Hoff gleich angefangen. Worauff Herr Obrister sich mit denen bey sich habenden 400. Mann / worunter 160. von Herrn Obrist. Sparr[384] vnterm Commando Hauptmann Marcker vnd Leuten. Reden von seinem Regiment bey sich gehabt den Haupt Hauens / den Cap. Leutenant Joh. Peschken, Leutenant Frischmann / Leuten. Stahle / Leuten. Joh. Krantz / RegimentsQuartiermeister / Fähnrich Wolffhard /Fähnrich Hornberger / Fähnrich Lilgens von Herrn Thibanti, Packard vnd Fähnrich Miß von Carli Compagny / nebenst andern Officirern / vnnd ohngefehr 260 Mann / überall die Außtheiling der Posten / wie sub lit. A[385] zu sehen / gemacht. Vnd weil diese Mannschafft bey weiten nicht Bastant / diesen Orth zu besetzen / hat er theils Bürger / so sich in Ich. Käy. Mayest. Dienst noch gehorsamlich erzeiget (deren doch Anfangs wenig waren) mit eingesteckt / vnd so gut er gekundt / alles / wo jhm die Hessen zukommen können / auff ein Vorsorg verbawet / vnd in Eyl separirt / vnd die gantze Zeit kein vierthel Stund zu feyren gehabt. Es haben sich auch alle Officirer vnd Soldaten / so wenig deren auch gewesen / so standhafftig vnnd resolvirt erzeigt / dass sie billich lubens werth syen gewesen. Am 8. Sept. hat der Hessische General Leutenant / Graff von Eberstein Nachmittag durch einen expressen Trompeter / mit folgendem Schreiber[386] sub. lit. B[387] die Statt auffordern lassen / hierauff ist gedachter Trompeter die Nacht in der Stadt verblieben / wol tractiret / vnd nechst folgenden Tags mit dem Antwortschreiben / sub Lit. C.[388] sampt einer Verehrung / wieder abgefertiget worden. Darauff hat Eberstein gleich angefangen / vom Jesuiter-Hoff ziemlich zu approchiren / vnnd den Graben / so vmb die Vorstatt gangen / zu dämpfen / auch das Wasser oberhalb der Statt zu nehmen / dass keine Mühlen mehr gebraucht werden / noch einiges Wasser der Statt zufliessen können / wie er dann auch durch Reutter vnd Fußvolck eine große Anzahl Fassinen[389] vnd Schantzkörbe / nebenst anderer Bereitschafft / zum Vorrath machen lassen / vnd hat der Herr Obr. dem Leutenant Stadler vom Hauptmann Hauens den Abend zweymahl sampt 30. Mann mit Fewerrohren / Sprinstöcken[390] vnnd kurtzen Wehren hinauß zur Cöllnischen Pforten geschickt / gegen dem Creutz zu / wo aber nichts angetroffen als starcke Wachten von Reutterey vnds Fußvolck / woran er nichts haben können / dass er ihn also auff Veldenstein deß Muckelshauß geschickt / woselbsten die Brücken auffgezogen / vnd das Hauß mit 200. Mann vngefehr besetzt gefunden worden; hat also nichts weiters antreffen können / als eine doppelte Schildtwacht / die dann gleich überall Lermen gemacht / er aber ohn eintzigen Schaden wieder zur Cöllnischen Pforten angelangt / vnd vom Herrn Obristen wieder eingelassen worden. Am 9. Vormittag ist Eberstein mit seinen Aprrochen fortgefahren / vnd hat alle Bereitschafft zur Batterie diesen Tag beybringen lassen / vnnd weil sich der Herr Obrister anfänglich auff die Burgerschafft nicht beständig verlassen / vnd jhrer standhafftiger Trew wegen vieler Religionsverwandten versichert seyn können / als hat obgedachter Herr Commendant dem Magistrat zusammen fordern / vnd dieselbe zu beständiger Gegenwehr vnd trewer Handleystung ernstlich angemahnet / vnd von denselben als angehörigen Reichs-Unterthanen jhrer Schuldigkeit nach gute Satisfaction (wiewol durch einige andere Widerwertige das Werck bey der Burgerschafft sehr vnterstochen[391] vnnd contraminirt) bekommen. Ferner hat der Herr Obrister selbigen Tags etliche seiner Kriegs-Officirer zusammen ruffen / vnd in erstgehaltenem KriegsRath die Puncta mit Lit. D.[392] bezeichnet / zu Erhaltung guter Kriegs-Ordnung vnnd Disciplin auffsetzen / vnd dero sämptlichen Soldatesca fürhalten lassen. Vom 9. biß auff den 10. hat Eberstein starck wieder gearbeitet / vnd zwo Battereyen / oberhalb deß Galgens verfertiget / auff einer 6. auff der andern 2. Stück / vnd nebens darbey 3. Fewermörser / wie er dann auch / alsbald der Trompeter hinauß kommen / von den Battereyen starck Fewer geben lassen / Herr Obrister auch die halbe Carthaunen hinder deß Rittmeisters Hauß bringen / damit durch die Mawer auff seine Battereyen Fewer geben / vnd zu dem ersten Schuß / seine fünff Fähnlein vnd eins vom Sparr auff die Posten vertheilen vnnd aufstecken lassen / vnnd haben die Belägerten in den 3. ersten Schüssen zwey seiner Stück auff den Battereyen zu nicht gemacht / vnd ob er zwar hefftig mit seinen Stücken auff das Mundloch[393] gespielet / hat er doch nichts als das Thor oben vnnd die Mawren ziemlich durchschossen vnd durchlöchert; diesen Tag auch den Zimmermann von Court vnd deß Herrn Obristen Frawen Gutscher allein erschossen / welcher oben auff dem Rundeel mit einem Stück getroffen; vom 10. biß auff den 21. hat der Herr Obrist wieder einen Außfall thun wöllen; weil aber deß Morgens der Tag angebrochen / bevor die Soldaten füglich hinauß kommen können / hat er es wiederumb eingestellt / vnd war der Leutenant Frischmann darzu commandirt gewesen; den 11. hat Eberstein auff die Mauer vnd Rundeel / wo der Belägerten Stück gestandẽ / continuirlich / doch ohne Schaden Fewer geben; vnd ob zwar den vorigen Tag / wie auch diesen Tag vnd Nacht / viel Fewer[394] vnd Ernstkugeln[395] hinein geworffen / hat doch keine Schaden / weder an eeinigem Menschen noch Vieh gethan; welches höchlich zu verwundern / doch doch viel deren in Häuser voller Stroh vnnd andere anzündende Materien gefallen. Vom 11. biß an den 12. Nachts hat Eberstein seine Batteri verändert / auch andere Approchen vom Creutz angefangen zumachen an der Cöllnischen Pforten / vnd die Batterey so nahet / auß Angebung der Religionsverwandten / auch an dem Orth / wo die Mawren am schlechtesten hinder deß Amptmanns Garten / formirt. Den Morgen als den 12. gleichs Tags auß 6. Stücken / worunter 3. halbe Carthaunen vnnd eins von 30. Pfundten auch auß 2. Fewermörser[396] continuirlich den gantzen Fewer geben / biß in die finstere Nacht / vnd 4. Bogen an der Mawer von Grundauß weggeschossen / in währender Zeit hat der Herr Obr. an gedachter Pressen[397] mit allem Ernst dergestalt bawen lassen / dass sie selbige wiederumb außgefüllet / vnd nicht allein so gut in Eyl geschehen können / wieder erbawet / sondern auch auff dem eussern Wall einen Abschnitt / wie auch hinter der Pressen zwei Abschnitt machen lassen; vnd ob zwar Eberstein mit allem Volck zu Roß vnd Fuß den Nachmittag zum Sturm sich fertig gehalten / hat er dennoch nicht eines ein Versuch daran gethan. In währender Zeit seynd auß Befehl mehrerwehnten Herrn Commendenten alle Geistliche Capuziner / Observanten / Jesuiten / durch ein Patent / mit Lit. E.[398] bey offenem Trummelschlag citirt / vnd zu gemeiner Noth vnd Hessischem Gewalt abtreiben angemahnet worden / dieselbe sich dann auch fleissig eingestellet / vnd die Catholische Bürgerschafft / so in den Waffen gewesen / dermassen animirt haben / dass sie wegen gemeinen Vaterlands Leib und Leben zu wagen resolvirt gewesen / diejenige aber / welche zu den Waffen vntauglich gefunden / hat der Pastor selbiger Statt Theodorus Ray mit sonderlichem Eyffer vnnd Vermahnung getröstet / vnd guten Fleiß fürgewendet: Ingleichem auch hat der Käyserlichen Artollery Feld-Zeug-Wart Johann Heinrich Lorckl / bey Dämpfung der Granaten vnnd Fewer-Kugeln[399] / absonderlichen Eyffer sehen lassen / vnnd in währender Belägerung mit hülfflicher Burgerschafft / bey dieser Gelegenheit / viel guts geschafft; sonsten ist Eberstein zu Mitternacht wieder in die Quartier geruckt / vnd ist der Herr Obrister resolvirt gewesen / mit allen redlichen Officirern vnd Soldaten jhm mit Gottes Hülff nicht allein diesen Sturm / sondern noch mehr abgeschlossen. Vnterdessen zu verwundern / dass er die Bresche gemacht / dass man hinauff reiten können / doch weder den Wall fürhero gewonnen / weder einigen Graben gefüllet gehabt; deß Abends hat er zwar einen Trompeter mit mündlicher Werbung / die nochmahlige Vbergab betreffend / an die Statt geschickt / den der Herr Obrist aber / weil es schon nach der Sonnen Vntergang gewesen / nicht anhören / weder einlassen wollen; womit er wieder zurück geritten / vnnd seine Werbung ablegen müssen. Deß Nachts von 12. biß auff den 13. ist der Obrister mit der meisten Mannschafft vnd etlichen Bürgern / so sich jetzo was mehrs hertzhafft vnd getrew bey Ihr. Käyserl. Mayest. zu verharren / vnd den Hessen mit Macht zu begegnen sich erklärt vnd erzeigt / ausser den Reformirten / derer wenig auff der Wacht erschienen / auff der Bresche gewesen / vnd den Sturm erwartet: Eberstein aber deß Nachts immerzu approchirt / vnd weil sein Pulver vnnd Kugeln wol meistentheils verschossen / als hat er mit Schiessen müssen auffhalten; dann er bey die500. Schüß auß den Canonen hinein gethan / vnd bey die 80. grosse Granaten vnd Fewerkugeln herein geworffen / doch keinen Menschen / als was gequetscht / grossen Schaden gethan. Am 13. Morgends hat er wieder angefangen mit Fewer hinein zuwerffen / auch zimlich starck mit Stücken auff die vorige Preß zu schiessen / doch ohne grossen Schaden / weil dieselbe wol verbawt / die Nacht auch viel Bögen an der Mawren gantz gefüllet worden; zu Mittag hat der Herr Gen. Leuten. Graff von Eberstein widerumb einen Trompeter hinein geschickt / mit mündlicher Werbung / der Herr Obr. möchte einen redlichen Accord annehmen / weil die Presse nunmehr verfertigt / damit so wol vnschuldige Bürger als auch der Soldaten möchte verschonet werden / denn hiernechst kein Accord sollte verstattet werden. Worauff wolged. Herr Obr. geantwortet / Ih. Excell. möchte jhm das jenige nit nehmen / welches sie jhm nicht wieder geben könten / nemblich dessen Ehr vnd redlichen Namen; wobey er auch mit allen Officerern vnd Soldaten gedächte zuleben vnd zusterben; vnd möchte ihn das thun lassen / weil er die geringste Noth noch Gefahr hätte / was sie von den jhrigen in solchem Fall wolten gethan haben / vnd köndten sie es mit Sturm versuchen / er würde sich wie ein ehrlicher Soldat mit all den seinigen / so wenig deren seyn möchten / finden lassen; wollte biß auff den letzten Blutstropffen den von Ihr. Käys. Mayest. jhm anbefohlenen Posto defendiren / hat also der Trompeter diese Antwort herauß bracht; worauff er alsobald mit allen Stücken auff die Batterey / weil er mit den seinigen ingehalten / wieder Fewer geben lassen / damit man nicht zu Cölln / wie auch die Käyserlichen vermeynen sollten / es wäre vielleicht anders mit den Belägerten bewandt / weil er die Gräben visitiren lassen / an der Bresche vnd an dem eussersten Graben zwar Lermen gemacht / weil sie aber ziemlich empfangen / bald darvon geloffen / vnd sich jhres Theils gar still die Nacht ziemlich gehalten. Diesen Nachmittag vmb 2. Vhr hat Herr Obrister einen Außfall vnterm Leutenant Reben vom Herrn Obristen Sparr auß der Ober-Pforten thun lassen / welcher auch glücklich abgangen / dass sie den gantzen Lauffgraben / worinnen 130. Mann waren / biß an den Jesuiter-Hoff gantz geräumbt / theils niedergemacht / viel verwundet / vnnd etliche gefangen herein gebracht; vnd ist mehrers nicht als der Leutenant von der belägerten eygenen Soldaten / mit einem Springstock hart verwundet / vnnd der Feldt-Webel von Hauens in einen Schenckel geschossen; worauf der Herr Obrist Rabenhaupt für der Holtz-Pforten / weil dahinauß auch der Herr Commendant / vnd Hauptmann Hauens 15. Mann zu Fuß geschickt / sich anmelden lassen / wolte gern mit dem Herrn Obristen reden / möchte zu jhm auff Parola hinauß kommen / welches Herr Obrister beantworten lassen / wie es jhme nicht gebühren wollte / auß seinem anbefohlenen Posto einigen Schritt zu weichen / als möchte er sich dieses mahl gedulden. Hierauff er jhm sagen lassen / er wollte dann zu jhm hinein kommen / welches er jhm dann frey gelassen / aber an die Cöllnische Pforten gewiesen / hat aber / ob er schon zweymahl sich dessen erbotten / nicht kommen wollen; wie er dann auch nicht so bald wäre erlassen worden / da er hinein kommen. Vom 13. biß auff den 14. hat er immer mit den Approchen an der Ober-Pforten fortgefahren / ist auch hart an den eussersten Graben kommen / die Stück aber die Nacht abführen lassen / vnd weil er die Ankunfft deß Käys. Succurß vornommen / eine Schantz gegen Jülich auff den Berg verfertigen lassen / den 14. hat er mit Stücken zwar gantz eingehalten / Herr Commendant aber nicht nachgelassen / continuirlich / so wol auß Stücken / als Doppelhacken[400] vnd Mußqueten Fewer geben lassen / vnd sind gegen Mittag die Fürstl. Pfaltz-Newburgische Herrn Abgesandte: Als Herr von Königsfeld / vnd Herr Obrist Graff von Merode, mit deß Herrn Grafen von Eberstein Trompeter assen der Cöllnischen Pforten ankommen / vnd den Commendanten besprechen wollen / die er aber gantz nicht eingelassen / noch mit jhnen gesprochen. Der Trompeter ist zwar eingelassen / die andere aber / weiln sie von Ihr. Excell. keinen Befehl fürzuzeigen gehabt / wieder zurück reiten lassen: Darauff der Trompeter Nachmittag hinauß geschickt / vnnd ist bald darauff an seine Stell ein ander Trompeter mit Ebersteinischen Schreiben, sub lit. F.[401] ankommen / mit vermelden / dass alle Hostilitäten / wegen der vorhandenen Neutralität / so von Ihr. Käy. May. allergnädigst placidirt worden / auff seiner Seiten eingestellt / vnd dergleichen an den Commendanten auch begehrt: Darauff Herr Obr. ausser Ih. Excell. Herr Feldmarschall von Hatzfeld expressen Befelch / nichts zu verwilligen sich vnterstehen wollen / wie dessen Antwortschreiben sub. lit. G.[402] mit mehrerm mitbringt: Gleich ein Stund hernach / kompt der Trompeter wieder zusampt dem Burger Hochkirchen / welcher reformirter Religion / vnd von Anfang bey / vnd in der Hessen Läger gewesen / vnd denselben der Statt Gelegenheit offenbahret / auch sonsten gefährliche Anschläg gegeben / dahero er auch vom Herrn Obr. in Arrest genommen / vnd etliche Zeit verwahret worden / mit sich bringend / beyder Excell. Herrn Graffen von Hatzfeld / vnd Herrn Grafen von Ebersteins / die vorerwehnte Neutralität betreffende Schreiben in Originali sub lit. H. I.[403] darauff der Commendant abermaln nichts verwilligen wollen / sondern durch Antwortschreiben sub. Lit. K. nur begehret / dass er zu Ihr. Hochfürstl. Durchl. von Newburg / vnd wolerwenten Excell. Herrn von Hatzfeld / den Hauptmann N. vnd seinen Secretarium Julium von Aissema, naher Cölln abschicken möchte / ausser dessen er sich keines wegs zu einiger Neutralität einlassen wollte: Er erkante keinen / als Ih. Käy. May. vnd von dero jhren vorgesetzt hohe Generals-Personen / darauff er / nebens Zurückschickung / deß Herrn Graffen von Hatzfelds Excell. Originalerklärung / den Trompeter spath wider fortgeschickt. Vom 15. biß auff den 16. ist Eberstein deß Nachts gantz still gewest / vnd deß Morgends in aller früh vnd geschwinder Eyl mit allem auffgebrochen / vnnd fortmarchirt / weiln die Käyserl. nur eine Tagereyß von der Statt in der Eyffel / mit der gantzen Cavalleri, vnnd 400. Mann zu Fuß / vnnd deß mehr wolerwehnten Graffens von Hatzfeld Excell. Commando ankommen gewesen / vnd zum Succurß sollten hinein gebracht worden seyn. Vom 16. auff den 17. Nachts zu 2. Vhren / ist der Herr Obr. Leuten. Bambach / mit 300. Pferden zur Avantguardia, an die Statt kommen: ingleichem auch Ich. Excell. von Hatzfeld von Mittag darauff daselbsten auch angelangt.
Von deß Herrn Obristen Compagny / nebenst deß ObristLeutenants Mandelslo übrigen Völckern / soll die Oberpforten / biß an das Eck / hinter der Fürstlichen Kellerey / auff dem Thurn / wo das Stück stehet / vnd dañ der nechste Thurn / nebenst dem gar dicken Thurn / besetzt werden.
Hauptmann Mercker / mit 70. Mann / von den seinigen / vnd 30. von deß Herrn Obristen / die Cöllnische Pforten / auff beyden Seiten / biß über der Herrn Jesuiter Hoff / vnd hinter deß Herrn Amptmanns Hoff den Thurn / wo das Stück stehet / vnnd soll Hauens Leutenant bey ihm bleiben.
Leutenant von Sparrischen / mit 60. Mann von seinen / auff der Weyler-Pforten / soll seyn biß an die Philips-Pforten.
Die Philips-Pforten aber vom Leuten. Von Stillkraut mit den seinen / Hauptmann Tibante, vnd Schelhard anwesenden Officirern vnd Völckern / biß an die Holtz-Pforten.
Auff der HoltzPforten / der Hauptmann mit seinen / vnnd Herrn Breitenbergers Völckern / vnd Officirern.
Carls Company in den dicken Thurn / wo man alsdann jhrer meisten nöthig.
Auff dem Platz bleibet ein Leutenant / ein Fenderich / ein Führer / ein Corporal mit 40. Mann / von beyden Regimentern“.[404]
„Nach dem also / am 15. hujus, die Hessischen die Statt Düren verlassen / vnd sich gegen dem Reich Aachen gewendet / sind sie fürters biß gen Altenhofen gangen / allda sie / auff dem Land starcke Contributiones erzwungen. Herr General / Graff von Hatzfeld / ist am 19. dieses / von Düren wieder nacher Cölln gelangt / allda er viel Pulver / Lunten / vnd andere Kriegs-Praeparatoria, zur Hand bringen lassen“.[405]
Georg II. von Hessen-Darmstadt berichtete Hatzfeldt im November 1643 vom Vormarsch hessen-kasselischer Truppen unter Eberstein auf Frankenberg,[406] Battenberg[407] bis hin nach Kirchhain,[408] Alsfeld[409] und Homberg a. d. Ohm.[410]
Im Februar 1644 beschwerte sich Wolfgang Wilhelm bei Hatzfeldt wegen des kaiserlichen Überfalls auf Düren und der Kontributionen und Winterquartiere. Beigelegt waren dem Schreiben u. a. auch Briefe von und an Eberstein.[411]
Der katholische Chronist Johannes Wilmius [1585 – 1655] berichtet aus Kempen: „Am 2. März 1644 kam der General der Hessen, der erlauchte Graf Eberstein, mit großem Geleit von Neuß nach Kempen. Am nächsten Tag hielt er eine Soldatenmusterung in unserer Kirche ab. Er störte mit diesem Appell nicht nur den Klerus, der die Vesper sang, sondern zwang ihn sogar zum Aufhören, weil das ungewohnte Geschrei und Gelärme der Soldaten jeden Gesang unmöglich machte. Am nächsten Tag zog der Graf weiter nach Kalkar“.[412]
An diesem 14.7.1644 waren auch Nachrichten für Gallas[413] von Geleen[414] aus Köln eingetroffen: Er habe von Gallas‘ Marsch mit der kaiserlichen Hauptarmee nach Niedersachsen erfahren. Hinsichtlich der eigenen Lage sei bisher alles an Geldmangel gescheitert und ohne baldige finanzielle Unterstützung aus den Spanischen Niederlanden gebe es keine Aussicht auf Besserung. Über Graf Kaspar von Eberstein und seine Horden vernehme man die verschiedensten Nachrichten, er wolle angeblich zu Königsmarck stoßen.[415]
Hermann Wolff, der schwedische Resident in Kassel, hatte am 1.8.1644 Königsmarck informiert, Wilhelm VI.[416] von Hessen sei von Kaspar von Eberstein benachrichtigt worden, dass die gesamte bayerische Armee bei Freiburg[417] vernichtet worden sei. Wegen des völligen Ruins der kaiserlichen Armee müssten Gallas und Hatzfeldt nunmehr den vollen Rückzug antreten.[418] An diesem 1.8. teilte der hessen-kasselische Hofmarschall Günterode Wolff aus Kassel mit, Eberstein habe Nachrichten über die Lage in Ostfriesland und auch Neuigkeiten über Brandenburg und Pfalz-Neuburg.[419]
Geleen übermittelte Gallas am 7.9. schlechte Nachrichten von den anderen Fronten. Die Festung Philippsburg[420] sei von den Franzosen angegriffen und genommen worden; der Feind müsse vertrieben werden, damit nicht weitere Orte in seine Hände fallen. – Die französische Hauptarmee unter Marschall Magalotti ziehe mit 12 Reiterregimentern und Infanterie durch die Champagne, um zu Marschall Schomberg zu stoßen, der in Metz an die 3.000 Mann konzentriere und die Infanterie bereit gestellt habe, um gegen Trier[421] zu ziehen und an der Mosel zu operieren, möglicherweise auch an den Rhein vorzurücken. In den Spanischen Niederlanden herrschten Befürchtungen wegen des Verlustes des Genter[422] Übergangs, da diese Stadt bereits von den Franzosen blockiert sei. Die Friedensverhandlungen würden hingezogen, damit der Feind nach freiem Willen sein Militär einsetzen könne. Kaspar von Eberstein, der mit der Truppe bisher in Ostfriesland stand und sich dort mit Graf Ulrich II. Cirksena [6.6.1605 – 1.11.1648] herumschlug,[423] habe sich für eine ausgiebige Geldsumme gewinnen lassen, und so würden sich die Hessen wohl bald neben den Feind stellen.[424]
Am 11./21.10.1644 starb Eberstein in Oldersum (Ostfriesland) – wie Johann Ludwig von Nassau-Hadamar Hatzfeldt mitteilte[425] – und wurde in Wesel beigesetzt.[426] Erst im November meldete dagegen der Generalkriegskommissar Blumenthal Melchior von Hatzfeldt den Tod Ebersteins.[427]
[1] Naugard [Nowogard; Powiat Goleniowski, Woiwodschaft Westpommern]. Der Ort wurde 1248 anlässl. einer Schenkung des Pommernherzogs Barnim I. an das Bistum Cammin erstmals als Nogart erwähnt. Der Name ist pomoranisch-slaw. Ursprungs. Das Grafengeschlecht Eberstein erwarb 1274 die Burg u. die Ortschaft Naugard als Lehen der Bischöfe v. Cammin. Die Ebersteiner blieben Burgherren u. Herren der Grafschaft Eberstein bis zu ihrem Aussterben 1663. Am 30.4.1309 verliehen die regierenden Grafen v. Eberstein, dies waren Otto, Hermann u. Albert, der Ortschaft Naugard das Stadtrecht nach Lübischem Recht. Von der fortschreitenden Entwicklung der Stadt zeugt die 1334 fertiggestellte Marienkirche. Im Jahre 1348 suchte die Pest Naugard heim. Mit der Einführung der Reformation in Pommern wurden auch die Bürger Naugards 1534 ev. die Lehnshoheit ging an die Herzöge v. Pommern-Wolgast über. Während des DK wütete erneut die Pest in der Stadt, es blieben nur etwa 300 Einwohner, darunter ledigl. sieben Ehepaare am Leben [nach WIKIPEDIA].
[2] Massow [Maszewo, Powiat Goleniowski, Woiwodschaft Westpommern; Polen]. Aus der Zeit des ausgehenden Mittelalters gibt es wenig Nachrichten über Massow. Überliefert ist, dass das Bistum Cammin seine Eigentumsrechte an Massow im Jahre 1454 aufgab. Ab 1481 war das Land Massow im Pfandbesitz der Naugarder Grafen aus dem Geschlecht v. Eberstein. Im Jahr 1523 belehnte Bogislaw X. den Grafen Georg I. mit dem Land u. der Stadt Massow. Ab 1679 war der Graf Ludwig Friedrich zu Wied neuer Herr über Massow, nach dem schon seine Eltern, die Mutter war eine geborene Gräfin v. Eberstein, Land u. Stadt Massow als Hochzeitsgut besessen hatten [nach WIKIPEDIA]. EBERSTEIN, Geschlecht, S. 732ff.; ADB 5, S. 581f. Vgl. EWICH, Hermann, Christliche Leichpredig Auß dem CXLIIII. Psalm v. 1. 2. 3. 4. : Uber den tödtlichen hintrit und begängnüß Des … Herrn Casparn Grafen von Eberstein / Herrn zu Newgarten und Massaw [et]c. Ihro Füstl. Durchleucht Landgrafen zu Hessen / Hoch bestelten General Lieutenants und Obristen zu Roß und Fuß. So am 11./21. Octob. 1644. … zu Oldersum in Ostfrießland … verschieden / und am 2. Martii styl. n. 1645. zu Wesel … bestattet worden / Gehalten durch Hermannum Ewichium Predigern des H. Evangelii daselbst. Wesel 1645 [VD17 23:631476X]. Vgl. auch BECHER, Profiteure, S. 47ff.
[3] Ich danke Herrn Lars Severin, Potsdam, für seine Hinweise; siehe auch dessen wikipedia-Beitrag.
[4] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.
[5] Alte Veste [Gem. Zirndorf, LK Fürth]; HHSD VII, S. 14. Vgl. MAHR, Wallenstein vor Nürnberg.
[6] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[7] Vgl. generalrobertmonro.com [in Bearbeitung].
[8] Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.
[9] Bad Windsheim [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 63f.
[10] Herzogenaurach [LK Erlangen-Höchstadt]; HHSD VII, S. 291.
[11] Bruck [LK Erlangen].
[12] Fürth; HHSD VII, S. 219ff.
[13] Großreuth hinter der Veste, heute Stadtteil von Nürnberg.
[14] Schweinau, heute Stadtteil von Nürnberg.
[15] Kleinreuth hinter der Veste, heute Stadtteil von Nürnberg.
[16] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.
[17] Nach dem „Kriegsbüchlein“ von Hans Conrad Lavater (65) hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinen Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“.
[18] 1 Inch = 2, 54 cm.
[19] MAHR, Monro, S. 184ff.
[20] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.
[21] HAPPE I 241r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[22] Naumburg [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 341ff.
[23] Vgl. KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 160f.
[24] Wagner; Wünsch, Gottfried Staffel, S. 112.
[25] Wetterau; HHSD IV, S. 457ff.
[26] Truppen der Landstände.
[27] Biedenkopf; HHSD IV, S. 50f.
[28] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.
[29] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[30] Halle a. d. Saale [Kr. Halle]; HHSD XI, S. 177ff.
[31] Frankenberg; HHSD IV, S. 124f.
[32] Marsberg, Ober- und Nieder- [LK Brilon]; HHSD III, S. 494ff.
[33] Korbach [Kr. Waldeck]; HHSD IV, S. 275ff.
[34] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.
[35] Lippstadt [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 474f.
[36] Soest [LK Soest]; HHSD III, S. 692ff.
[37] Münster; HHSD III, S. 537ff.
[38] Vgl. SATTLER, Reichsfreiherr Dodo zu Innhausen und Knyphausen.
[39] Bernburg [Kr. Bernburg]; HHSD XI, S. 37ff.
[40] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[41] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[42] GEYSO, Beiträge II, S. 20f.
[43] Hameln; HHSD II, S. 192ff.
[44] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.
[45] Neustadt am Rübenberge; HHSD II, S. 343ff.
[46] SCHMIDT, Kalvinist, S. 33; nach KARWIESE, Festung Hameln, S. 10, am 7.5.
[47] Nach KRETZSCHMAR, Bund III, S. 212, Anm. 360/2, war er am 1.4. zum Generalleutnant bestellt worden, was GEYSO, Beiträge II, S. 63f., allerdings bezweifelt. Vgl. auch Wilhelm V. an Oxenstierna, Hauptquartier vor Hameln, 1633 IV 21 (a. St.); AOSB II/7/2, S. 392.
[48] Rinteln [Kr. Grafschaft Schaumburg]; HHSD II, S. 395f.
[49] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.
[50] Iburg [Kr. Osnabrück]; HHSD III, S. 358f. Wahrscheinlich Bökenförde, heute Stadtteil von Lippstadt [LK Soest].
[51] Bückeburg; HHSD II, S. 80ff.
[52] Lohfeld, heute Stadtteil von Porta Westfalica [LK Minden-Lübbecke].
[53] Lübbecke [LK Lübecke]; HHSD III, 481f.
[54] Gohfeld, heute Stadtteil von Löhne [LK Herford].
[55] Vlotho [LK Herford]; HHSD III, S. 738f.
[56] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.
[57] Wittlage; HHSD II, 501f.
[58] Fiestel, heute Ortsteil von Espelkamp [Kreis Minden-Lübbecke].
[59] Herford; HHSD III, 312ff.
[60] Hessisch Oldendorf [Kr. Grafschaft Schaumburg]; HHSD II, 226f.
[61] Hünnefeld, Gut [Gem. Harpenfeld, Kr. Wittlage]; HHSD II, S. 250f.
[62] Dahlinghausen; heute Stadtteil von Bad Essen/LK Osnabrück.
[63] Hille [LK Minden-Lübbecke].
[64] USLAR-GLEICHEN, Belagerung, S. 355f.
[65] 28.6./8.7.1633: Schwedisch-hessische Truppen unter Dodo von Knyhausen, hessische unter Melander (Holzappel) und Georg von Braunschweig-Lüneburg schlagen die kaiserlich-ligistische Armee unter Gronsfeld, Mérode-Waroux und Bönninghausen, die an die 4000 Tote Verlust haben. In einer zeitgenössischen Flugschrift war auf die ungewöhnlich hohen Verluste in dieser Schlacht verwiesen worden; COPIA KÖNIGL. MAY. IN DENNEMARCK / ERGANGENES SCHREIBEN: „Vnnd ist der eigentliche Bericht von den Gräfflichen Schaumbergischen Dienern einbracht / daß derselben auffs höchste etwa in die vierhundert Mann / die man alle hätte zählen können / in Münden [Minden; BW] ankommen wehren / vnnd ist eine solche Schlacht geschehen / daß weder in der Leipzischen Anno 1631. noch Lützischen Schlacht / Anno 1632. so viel Todten auf der Wahlstatt gefunden vnnd gesehen worden / wie jetzo“. Abgesehen von der reichen Beute hatte der Sieg bei Hessisch-Oldendorf jedoch eine nicht zu unterschätzende Wirkung im protestantischen Lager, glaubte man doch, dass „deß feindes force vollents gebrochen sein solle“; Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 112 (Ausfertigung): Johann Casimir von Sachsen-Coburg an Markgraf Christian von Brandenburg-Kulmbach, Coburg, 1633 VII 04 (a. St.). In der COPIA KÖNIGL. MAY. IN DENNEMARCK / ERGANGENES SCHREIBEN hieß es: „Bei den Konföderierten sind fast alle Reuter Reich worden / vnnd ist Silber Geld vnnd Pferde gnug zur Beute gemacht worden / denn der Feind allen seinen Trost bey sich gehabt: Deßwegen vnsere Hohe- vnnd Nieder Officirer vnnd alles Volck dermassen Resolut zum fechten gewesen / daß nit zu glauben / noch gnugsam außzusprechen / vnd ist abermahls der Papisten Ruhm / in der Compositione pacis prächtig angeführt: Daß die Evangelische keine offene FeldSlacht wider die Papisten niemals erhalten / durch Gottes Krafft zu nicht vnd zur offnen Weltkündigen Lügen geworden“. In einem Bericht aus Bericht aus Osterode, 1633 VII 01 (a. St., Kopie); Postskriptum, heißt es sogar: „Ferner kompt bericht, daß in etlichen unseren kirchen und schulen der herrlichen vittory halber welche höher als die iüngste vor Lützen erhaltene schlacht zu æstimiren, gebetet und gesungen“ [worden].Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 146 v.
[66] Vgl. LAHRKAMP, Lothar v. Bönninghausen.
[67] Kungliga biblioteket Stockholm Sv. Krig. 223a.
[68] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.
[69] Nienburg/Weser; HHSD II, S. 346f.
[70] Schaumburg [Kr. Grafschaft Schaumburg]; HHSD II, S. 413.
[71] Gründlicher vñ eigentlicher Bericht wegen dessen zwischen der Schwedischen vnd Hessischen armeen, vnd dann den beyden Grafen von Merode vnd Gronsfeld / auch GeneralWachtmeister Benninghausen den 28 Junii bey Ollendorf / eine Meil Wegs vnter Hameln vorgegangenen Treffen / vnd dabey durch Gottes gnädigen Beystand erhaltenen Siegs / so viel man noch zur Zeit Nachrichtung hat. o. O. 1633 [Kungliga biblioteket Stockholm Sv. krig 223a].
[72] Medebach [LK Brilon]; HHSD III, S. 500f.
[73] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.
[74] Archives Municipales Strasbourg AA 1065.
[75] BAUSEN, Medebach, S. 196 (Chronik des Hermann Schmidt).
[76] HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 302.
[77] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.
[78] Witzenhausen; HHSD IV, S. 478f.
[79] Hann. Münden; HHSD II, S. 333f.
[80] Der in Folge der schwedischen Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen (5./6.9.1634) vereinbarte Prager Frieden zwischen Johann Georg von Sachsen und Kaiser Ferdinand II. wurde am 30.5.1635 unterzeichnet. Bei diesem Friedensschluss, dem fast alle protestantischen Reichsstände beitraten, verzichtete der Kaiser auf seinen Anspruch, den Augsburger Religionsfrieden von 1555 allein zu interpretieren und damit das Restitutionsedikt von 1629 durchzuführen (vgl. s. v. „Religionsedikt“); Ergebnis war eine begrenzte Festschreibung des konfessionellen Status quo. Weitere Ergebnisse waren: die Festschreibung der Translation der pfälzischen Kurwürde auf Bayern, der Ansprüche Sachsens auf die Lausitz und die Bildung eines Reichsheers (wobei Johann Georg von Sachsen und Maximilian I. von Bayern eigene Korps führen ließen, die als Teil der Reichsarmee galten), die bestehenden Bündnisse waren aufzulösen, fremde Mächte sollten den Reichsboden verlassen, etwaige Ansprüche auf den Ersatz der Kriegskosten seit 1630 wurden aufgehoben, eine allgemeine Amnestie sollte in Kraft treten. Zudem kann der Prager Frieden als einer der letzten kaiserlichen Versuche betrachtet werden, ein monarchisches System im Reich durchzusetzen. Maßgebliches Mittel dazu war die so genannte Prager Heeresreform, mit der der Kaiser den Versuch unternahm, nahezu alle reichsständischen Truppen unter seinen Oberbefehl zu stellen und zugleich den Ständen die Finanzierung dieses Reichsheeres aufzuerlegen. Diese Vorstellungen ließen sich ebenso wenig verwirklichen wie das Ziel, durch die Vertreibung der ausländischen Mächte Frankreich und Schweden zu einem Frieden im Heiligen Römischen Reich zu gelangen. HAPPE schätzte den Prager Frieden zu Recht als trügerisch ein; Happe I 396 v – 397r, mdsz.thulb.uni-jena.de; vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik, S. 87. Zur Forschungslage vgl. KAISER, Prager Frieden.
[81] Nordhausen [Kr. Nordhausen]; HHSD IX, S. 305ff.
[82] HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 302f.
[83] Warburg [LK Warburg]; HHSD III, S. 752ff.
[84] Oesdorf, heute Ortsteil von Marsberg [Hochsauerlandkr.].
[85] STOLZ, Marsberg, S. 122.
[86] Neunhofen, heute Ortsteil von Neustadt a. d. Orla [LK Saale-Orla-Kreis].
[87] Weira [Saale-Orla-Kr.].
[88] BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 122.
[89] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.
[90] Artern [Kr. Sangerhausen/Artern]; HHSD XI, S. 23.
[91] Unter Mitwirkung der Landstände vom Landesherrn eingesetzter Leiter von Landesangelegenheiten; Landfriedens-richter; militärischer Befehlshaber, insbesondere über den Landesausschuss und die Landwehr.
[92] [Bad] Frankenhausen [Kr. Artern]; HHSD IX, S. 29ff.
[93] Christian Günther I. Graf zu Schwarzburg-Hohenstein (1578-1642).
[94] Berka [Kyffhäuserkreis].
[95] Heldrungen [Kr. Eckartsberga/Artern]; HHSD XI, S. 205f.
[96] HAPPE II 239 v – 240 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[97] Greußen [Kr. Sondershausen]; HHSD IX, S. 170f.
[98] Clingen [Kr. Sondershausen]; HHSD IX, S. 69f.
[99] HAPPE II 241 v – 242 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[100] Groß-Sömmern, unter Sömmerda [Kr. Weißensee], HHSD IX, S. 401.
[101] Gebesee [Kr. Erfurt]; HHSD IX, S. 128f.
[102] 1 Marktscheffel = 12 Scheffel = 48 Viertel = 96 Metzen = 192 Mäßchen = 547, 58 l.
[103] 1 Faß = 4 Tonnen = 114 Stübchen = 997, 08 l.
[104] 1 Eimer = 36 Kannen = 61, 83 l.
[105] Jena; HHSD IX, S. 215ff.
[106] HAPPE II 252 v – 253 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[107] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.
[108] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[109] HAPPE II 256 r – 256 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[110] Ebeleben [Kr. Sondershausen]; HHSD IX, S. 84f.
[111] HAPPE II 258 r – 258 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[112] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.
[113] Bad Salzungen; HHSD IX, S. 36ff.
[114] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 95.
[115] SCHMIDT-BRÜCKEN; RICHTER, Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann.
[116] Meißen; HHSD VIII, S. 223ff.
[117] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.
[118] Zwönitz [Kr. Aue]; HHSD VIII, S. 385f.
[119] Elterlein [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 89.
[120] Annaberg; HHSD VIII, S. 5ff.
[121] Schlettau [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 319f.
[122] Sehma, heute Ortsteil der Gemeinde Sehmatal unweit von Annaberg-Buchholz.
[123] Cranzahl bei Weipert [Vejperty]; HHSBöhm, S. 650.
[124] Pressnitzer Pass: Der Pressnitzer Pass stellt eine der ältesten Pfadanlagen dar, die aus dem Zentrum Mitteldeutschlands über den dichten Grenzwald nach Böhmen führte. Sein ursprünglicher Verlauf ging von Halle (Saale) kommend über Altenburg, Zwickau, Hartenstein, Grünhain und Zwönitz nach Schlettau. Hier wurde die obere Zschopau gequert. Anschließend führte der Weg über Kühberg am Blechhammer vorbei nach Weipert (Vejprty) und erreichte dann östlich schwenkend über Pleil (Černý Potok) mit Pressnitz (Přísečnice) die älteste Bergstadt des Erzgebirges. Von hier aus verlief der sogenannte Böhmische Steig vermutlich über Kaaden (Kadaň) und bis nach Saaz (Žatec). Die Passhöhe selbst befand sich auf böhmischer Seite nahe Pleil (Černý Potok) auf ca. 800 m ü. NN. Damit war der Pressnitzer Pass deutlich niedriger als die sich nach Westen hin anschließenden Pässe über Wiesenthal, Rittersgrün, Platten, Hirschenstand und Frühbuß. Dies war einer der Gründe für seine häufige Benutzung während des Dreißigjährigen Krieges. [wikipedia]
[125] Scheibenberg [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, 316ff.
[126] LEHMANN, Kriegschronik, S. 107f.
[127] Königgrätz [Hradec Králové]; HHSBöhm, S. 269ff.
[128] Jičin [Jičín]; HHSBöhm, S. 233f.
[129] Jung-Bunzlau [Mladá Boleslav]; HHSBöhm, S. 237ff.
[130] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 359.
[131] Bautzen [Oberlausitz], HHSD VIII, S. 19ff.; vgl. SCHULZ, Bautzen im Krieg.
[132] Naumburg [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 341ff.
[133] Strehla [LK Meißen]; HHSD VIII, S. 341f.
[134] Die Angabe bei KUNATH, Sachsen, S. 246, Johann Christoph von Wedelbusch [1661 – 24.3.1674 Dresden; http://thesaurus.cerl.org/record/cnp00361795], ist falsch. Johann Christoph war der Sohn des Detlev von Wedelbusch. Vgl. VD17 14:014555A: RICHTER, Zacharias, Junger Frommer Leute geschwinde Vollkommenheit Aus dem Büchlein der Weißheit Cap. 4. v. 7. 14. Aber der Gerechte / ob er gleich zu zeitlich stirbt [et]c. : Als Der … Hr. Johann Christoph von Wedelbusch / auf Liebstadt … Ein nachgelassener einiger … Sohn Des … Herrn Dettloffs von Wedelbusch … Churfl. Durchl. zu Sachsen … Obristens … durch den zeitlichen Tod den 23. Martii 1674. … in Dreßden abgefordert / den 31. darauff nacher Liebstadt gebracht und … beygesetzet worden / Gezeiget Und auf Begehren in Druck gegeben durch Zachariam Richtern / Pastorem zu Liebstadt. Dresden; Bergen 1674.
[135] KUNATH, Kursachsen, S. 246ff.
[136] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 155.
[137] KOCH, Dt. Reich II, S. 8.
[138] Oldersum [Kr. Leer]; HHSD II, S. 363f.
[139] Meppen; HHSD II, S. 327f.
[140] Stickhausen; HHSD II, S. 444.
[141] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 155.
[142] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 120.
[143] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 155.
[144] Sondershausen [Kyffhäuserkreis].
[145] Bendeleben [Kyffhäuserkreis].
[146] HAPPE II 370 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[147] Dorsten [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 165f.
[148] Dortmund; HHSD III, S. 166ff.
[149] STEFFEN, Dortmund, S. 62f.
[150] Essen; HHSD III, S. 213ff.
[151] Kettwig [LK Düsseldorf-Mettmann]; HHSD III, S. 390f.
[152] Saarn [Stadt Mühlheim/Ruhr].
[153] Mühlheim a. d. Ruhr; HHSD III, S. 532ff.
[154] Kaiserswerth [Stadt Düsseldorf]; HHSD III, S. 371f.
[155] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 114.
[156] Vgl. KÜCH, Die Politik des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm.
[157] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 58.
[158] Kalkar [LK Kleve]; HHSD III, S. 374f.
[159] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 282.
[160] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 155.
[161] Dülken [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 179f.
[162] Bergisch Gladbach [Rhein.-Berg. Kr.]; HHSD III, S. 64f.
[163] Kaldenkirchen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 372f.
[164] ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 73.
[165] Alpen [LK Moers]; HHSD III, S. 15.
[166] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 155.
[167] ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 72ff.
[168] Bad Pyrmont [Kr. Hameln-Pyrmont], HHSD II, S. 29f.
[169] Brakel [LK Höxter]; HHSD III, S. 112f.
[170] Polle [Kr. Hameln-Pyrmont]; HHSD II, S. 383.
[171] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 562.
[172] Nicht identifiziert, möglicherweise Gerresheim [Stadt Düsseldorf]; HHSD III, S. 253.
[173] Soest [LK Soest]; HHSD III, S. 692ff.
[174] Iserlohn; HHSD III, S. 362f.
[175] Lünen; HHSD III, S. 486f.
[176] Unna; HHSD III, S. 726ff.
[177] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 282.
[178] Aachen; HHSD III, S. 1ff.
[179] Eschweiler [LK Aachen]; HHSD III, S. 211f.
[180] Hambach [LK Jülich]; HHSD III, S. 285f.
[181] Jülich [LK Jülich]; HHSD III, S. 367ff.
[182] Maastricht [Niederlande, Provinz Limburg].
[183] Düsseldorf; HHSD III, S. 185ff.
[184] ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 75ff.
[185] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.
[186] Kaiserswerth [Stadt Düsseldorf]; HHSD III, S. 371f.
[187] WILMIUS, Chronicon, S. 115.
[188] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf.
[189] Coesfeld [LK Coesfeld]; HHSD III, S. 144ff.
[190] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.
[191] Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.
[192] Wesel [LK Rees]; HHSD III, S. 773ff.
[193] Xanten [LK Moers]; HHSd III, S. 802ff.
[194] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 53.
[195] Warendorf [LK Warendorf]; HHSD III, S. 754ff.
[196] Hamm in Westfalen; HHSD III, S. 286ff.
[197] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 143.
[198] Recklinghausen; HHSD III, S. 625f.
[199] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 92.
[200] Coesfeld [LK Coesfeld]; HHSD III, S. 144ff.
[201] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 197.
[202] Brelingen, heute Ortsteil von Wedemark [Region Hannover].
[203] Celle; HHSD II, S. 94ff.
[204] Melle [Kr. Melle]; HHSD II, S. 326.
[205] Saerbeck; erwähnt unter Ladbergen [LK Tecklenburg], HHSD III, S. 439f.
[206] ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 84.
[207] ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 79.
[208] Süchteln [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 711ff.
[209] Uerdingen [Stadtkr. Krefeld]; HHSD III, S. 725.
[210] Essen; HHSD III, S. 213ff.
[211] Westerwald; HHSD IV, S. 454f.
[212] Wetterau; HHSD IV, S. 457ff.
[213] Hüls [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 353f.
[214] Wallach, erwähnt unter Borth [LK Moers], HHSD III, S. 106.
[215] Andernach [Kr. Mayen]; HHSD V, S. 12f.
[216] Euskirchen [LK Euskirchen]; HHSD III, S. 220f.
[217] Erkelenz [LK Erkelenz]; HHSD III, S. 208f.
[218] Neuss; HHSD III, S. 556ff.
[219] Linnich [LK Jülich]; HHSD III, S. 470ff.
[220] Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.
[221] Emmerich [LK Rees]; HHSD III, S. 202f.
[222] Aachen; HHSD III, S. 1ff.
[223] Oedt [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 585f.
[224] Bonn; HHSD III, S. 94ff.
[225] Langst-Kierst, heute Ortsteil von Meerbusch [Rhein-Kreis Neuss].
[226] Ilverich, heute Ortsteil von Meerbusch [Rhein-Kreis Neuss].
[227] Nierst, heute Ortsteil von Meerbusch [Rhein-Kreis Neuss].
[228] Lank, heute Ortsteil von Meerbusch [Rhein-Kreis Neuss].
[229] Strümp, heute Ortsteil von Meerbusch [Rhein-Kreis Neuss].
[230] Osterath, heute Ortsteil von Meerbusch [Rhein-Kreis Neuss].
[231] Meer, nördlich von Büderich, heute Ortsteil von Meerbusch [Rhein-Kreis Neuss].
[232] Linn [Stadtkr. Krefeld]; HHSD III, S. 468f.
[233] Roermond [Prov. Limburg, Niederlande].
[234] Koblenz; HHSD V, S. 178ff.
[235] Tönisvorst [LK Viersen].
[236] ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 72ff.
[237] KRAUS, Maximilian, S. 260; GONZENBACH, Hans Ludwig von Erlach, Bd. 2, S. 182ff.
[238] Vgl. Georg v. Hessen-Darmstadt an Enckevort wegen Sammlung der Lamboy’schen Soldaten; Kopie; ders. an M. v. Hatzfeldt: Bitte um Verschonung seines Landes angesichts der flüchtenden Lamboy’schen Soldaten, März 1642; Schönstein-Archiv Nr. 63; ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 90f.
[239] Statní oblastní archiv v Zámrsku Rodinny archiv Piccolominové 29.912 (ital. Orig.): A. Borri an Piccolomini, Wien, 1642 II 19.
[240] Fischeln, erwähnt unter Krefeld; HHSD III, S. 430.
[241] WILMIUS, Chronicon, S. 123.
[242] ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 95.
[243] APW III C 3/2, S. 860. Gemeint war hier sein Abzug zur Belagerung Erfurts im Okt. 1641 auf Befehl Leopold Wilhelms.
[244] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 323.
[245] GONZENBACH, Hans Ludwig von Erlach, Bd. 2, S. 321.
[246] Mainz; HHSD V, S. 214ff.
[247] Worms; HHSD V, S. 410ff.
[248] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.
[249] Venlo [Provinz Gelderland].
[250] Roermond [Prov. Limburg, Niederlande].
[251] Rheinbach [LK Bonn]; HHSD III, S. 634ff.
[252] Meckenheim [LK Bonn]; HHSD III, S. 499f.
[253] Ahrweiler; HHSD V, S. 2.
[254] Vgl. HÖBELT, Ferdinand III.
[255] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.
[256] Speyer; HHSD V, S. 350ff
[257] Corvey [Stadt Höxter]; HHSD III, S. 146ff.
[258] Duisburg; HHSD III, S. 176ff.
[259] Brakel [LK Höxter]; HHSD III, S. 112f.
[260] Soest [LK Soest]; HHSD III, S. 692ff.
[261] Büttgen [LK Grevenbroich]; HHSD III, S. 139f.
[262] Wevelinghoven [LK Grevenbroich]: HHSD III, S. 779.
[263] Hülchrath [Gem. Neukirchen, LK Grevenbroich]; HHSD III, S. 352.
[264] Hülchrath wurde erst am 24.2. besetzt. Nach der Beschreibung von Le LABOUREUR, L’Histoire, S. 478, gehörte es zu den besten Festungen des Erzstifts. Es war von drei Wassergräben umgeben, von denen der dritte nur durch einen bedeckten Gang passierbar war. Da die Belagerer keine ausreichenden Geschütze gegen die starken Mauern besaßen, mussten sie schließlich einen unterirdischen Gang genutzen, um ins Schloss und auf den Hof zu gelangen. WASSENBERG, Florus, S. 479f.
[265] Neersen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 549f.
[266] Odenkirchen [Stadt Rheydt]; HHSD III, S. 583f.
[267] Zons [LK Grevenbroich]; HHSD III, S. 811f.
[268] Vgl. auch BECKER, Profiteure, S. 48.
[269] Viersen; HHSD III, S. 734f.
[270] Süchteln [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 711ff.
[271] Dahlen; HHSD III, S. 123 (unter Brüggen).
[272] Dülken [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 179f.
[273] Wachtendonk [LK Geldern] HHSD III, S. 745.
[274] Rheinberg [LK Moers]; HHSD III, S. 636f.
[275] Straelen [LK Geldern]; HHSD III, S. 710.
[276] WILMIUS, Chronicon, S. 124.
[277] Willich [LK Viersen].
[278] WILMIUS, Chronicon, S. 124ff.
[279] Kaster [LK Bergheim]; HHSD III, S. 381f.
[280] Bedburg [LK Bergheim]; HHSD III, S. 57f.
[281] Bergheim/Erft [LK Bergheim]; HHSD III, S. 62ff.
[282] Bad Münstereifel [LK Euskirchen]; HHSD III, S. 45ff.
[283] Zülpich [LK Euskirchen], HHSD III, S. 812ff.
[284] Nideggen [LK Düren]; HHSD III, S. 561f.
[285] Randerath [Selfkantkr. G.-H.]; HHSD III, S. 621f.
[286] Geilenkirchen [Selfkantkr. G.-H.]; HHSD III, S. 244f.
[287] Lechenich [LK Euskirchen]; HHSD III, S. 448ff.
[288] ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 93ff.
[289] MOTTE, Radevormwald, S. 262f.
[290] Bergheim/Erft [LK Bergheim]; HHSD III, S. 62ff.
[291] Brühl [LK Köln]; HHSD III, S. 124ff.
[292] mit gekreuzten Armen.
[293] Büttgen [LK Grevenbroich]; HHSD III, S. 139f.
[294] Bergheim/Erft [LK Bergheim]; HHSD III, S. 62ff.
[295] Rauschenburg, unter Olfen [LK Lüdinghausen]; HHSD III, S. 592.
[296] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 92.
[297] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 82.
[298] Geldern [LK Geldern]; HHSD III, S. 245ff.
[299] empechiren: hindern, verhindern.
[300] Solingen; HHSD III, S. 696ff.
[301] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 152; S. 144: Velen an Hatzfeldt, März 1642.
[302] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 108.
[303] ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 103ff.
[304] ENGELBERT, Hessenkrieg II, S. 35f.
[305] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 155.
[306] Stevensweert, heute Ortsteil von Maasgouw [Prov. Limburg].
[307] Wevelinghoven [LK Grevenbroich]: HHSD III, S. 779.
[308] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 155.
[309] eschappieren: entkommen, entwischen.
[310] Budberg, heute Ortsteil von Rheinberg [LK Wesel].
[311] Haus Angerort, Burg und Festung im Duisburger Stadtteil Hüttenheim.
[312] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 59.
[313] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 155.
[314] in angustias: in engem Gefängnis.
[315] Olmütz [Olomouc]; HHSBöhm, S. 420ff.
[316] Littau [Litovel, Bez. Olmütz]; HHSBöhm, S. 343f.
[317] Mährisch Neustadt [Uničov; Bez. Olmütz]; HHSBöhm, S. 354.
[318] Erft: Die Erft ist ein knapp 107 km langer linksseitiger bzw. südwestlicher Nebenfluss des Rheins in Nordrhein-Westfalen.
[319] Holzheim [LK Grevenbroich]; HHSD III, S. 335.
[320] Liedberg [LK Grevenbroich]; HHSD III, S. 462f.
[321] Kamp-Lintfort [LK Moers]; HHSD III, S. 378f.
[322] Deutz; HHSD III, S. 158f.
[323] ballotieren (franz. ballotter): hin und her schütteln, hin und her rutschen, erschüttern.
[324] Heerdt [Stadt Düsseldorf]; HHSD III, S. 299f.
[325] Xanten [LK Moers]; HHSD III, S. 802ff.
[326] Moers [LK Moers]; HHSD III, S. 521f.
[327] Orsoy [LK Moers]; HHSD III, S. 596.
[328] Bergen-op-Zoom [West-Brabant].
[329] Aldekerk [LK Geldern]; HHSD III, S. 12.
[330] Nieukerk [LK Geldern]; HHSD III, S. 568.
[331] Wachtendonk [LK Geldern] HHSD III, S. 745.
[332] Stadtlohn [LK Ahaus]; HHSD III, S. 699f.
[333] Lingen; HHSD II, S. 299f.
[334] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 175.
[335] Ellen [LK Düren]; HHSD III, S. 199.
[336] Glesch, unter Paffendorf [LK Bergheim]; HHSD III, S. 606.
[337] Millendonk, Haus [Kr. Grevenbroich].
[338] Odenkirchen [Stadt Rheydt]; HHSD III, S. 583f.
[339] Gnadenthal [Gem. Donsbrüggen, LK Kleve]; HHSD III, S. 260.
[340] Merzenich [LK Düren]; HHSD III, S. 512.
[341] Westbevern [LK Münster].
[342] Bielefeld; HHSD III, S. 73ff.
[343] Melle [Kr. Melle]; HHSD II, S. 326.
[344] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.
[345] [Bad] Salzuflen [LK Lemgo]; HHSD III, S. 48.
[346] Schötmar [unter Lemgo]; HHSD III, S. 454.
[347] Alzen, heute Ortsteil von Morsbach [Oberbergischer Kreis].
[348] Latferde [Kr. Hameln-Pyrmont]. Möglicherweise ist Groß Lafferde [Kr. Peine]; HHSD II, S. 187, gemeint.
[349] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 175; Lauenstein (Kr. Hameln-Pyrmont]; HHSD II, S. 284f.
[350] Lemgo [LK Lemgo]; HHSD III, S. 452ff.
[351] Langenholzhausen [Kr. Lemgo].
[352] Varenholz [LK Lemgo]; HHSD III, S. 729.
[353] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.
[354] Brakel [LK Höxter]; HHSD III, S. 112f.
[355] Marsberg, Ober- und Nieder- [LK Brilon]; HHSD III, S. 494ff.
[356] Hallenberg [LK Brilon]; HHSD III, S. 282f.
[357] Wetzlar; HHSD IV, S. 461ff.
[358] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 175.
[359] ENGELBERT, Hessenkrieg II, S. 35ff.
[360] MOTTE, Radevormwald, S. 260ff.
[361] Schwäbisch Hall [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 723ff.
[362] Laufenburg [Gde. Wenau, LK Düren]; HHSD III, S. 446.
[363] Liedberg [LK Grevenbroich]; HHSD III, S. 462f.
[364] Zülpich [LK Euskirchen], HHSD III, S. 812ff.
[365] Brüggen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 123f.
[366] Dieppe [h. Frankreich, Dép. Seine-Maritime].
[367] ENGELBERT, Hessenkrieg II, S. 66ff.
[368] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[369] Burgsteinfurt [LK Steinfurt]; HHSD III, S. 135ff.
[370] WASSENBERG, Florus, S. 519.
[371] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.
[372] Heppenheim [LK Bergstraße].
[373] Dieburg; HHSD IV, S. 88.
[374] Miltenberg [LK Miltenberg]; HHSD VII, S. 448ff.
[375] WASSENBERG, Florus, S. 525f.
[376] WASSENBERG, Florus, S. 526.
[377] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 55.
[378] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 148.
[379] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 187.
[380] abgezogen
[381] Linn [Stadtkr. Krefeld]; HHSD III, S. 468f.
[382] Aachen; HHSD III, S. 1ff.
[383] vorhandenen Meinungsverschiedenheit.
[384] Vgl. Göse, Otto Christoph Freiherr von Sparr, S. 43: „Ob er an dem Kriegszug teilgenommen hatte, der seinen Vorgesetzten Hatzfeld an den Oberrhein führte, ist nicht überliefert“.
[385] Theatrum Europaeum Bd. 5, S. 157.
[386] Schreiben
[387] Theatrum Europaeum Bd. 5, S. 157.
[388] Theatrum Europaeum Bd. 5, S. 157.