Österreich, Leopold Wilhelm Erzherzog von (II) [5.1.1614 Wiener Neustadt-20.11.1662 Wien]
Der grundehrliche Wahl urteilte im Sommer 1641 über Leopold Wilhelm: „Mit reinem Gewissen kann ich sagen, daß, wenn seine erzherzogliche Durchlaucht noch ein wenig den Krieg practicirn, dieselben ein solcher Kriegsheld werden, als in langer Zeit nit gewesen; dann Sie die Stuckkugeln ebensowenig achten als wenn eine Mucken vorüberfliegen thät. Ich vermein, wan wir deutsche Häupter hätten, es sollt alles wohl abgehen“.[1] Maximilian I. dagegen hielt nach wie vor nicht viel von den militärischen Fähigkeiten des Erzherzogs.
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet über weitere Ereignisse nach der Schlacht bei Wolfenbüttel (20.6.1641): „Der Ertz-Hertzog / und General Piccolomini logirten nicht mehr zu Wolfenbüttel / sondern bey uns haussen im Lager / und kompt gleich jetzo der General-Wachtmeister Sperreuter / thut dem Ertz-Hertzogen Relation / dass er jetzo vor zwey Stunden fünffhundert sommandirte Völcker und Pferd geschlagen und hab seine Reuterey alles nieder gehauen / und keinem Quartier geben / worauff der Ertz-Hertzog ihm dem General-Wachtmeister Sperreuter einen Gnaden-Pfennig verehret hat / der General-Zeugmeister von Duys [Suys; BW] ist durch einen Arm geschossen / jedoch nicht tödlich“.[2]
In der Hannover’schen Chronik heißt es weiter: „Um diese Zeit [um den 19.8.; BW] haben die Kayserliche Wolfenbüttel nicht alleine entsetzet, sondern auch proviantiret, achten auch den Damm und das Wasser-Stauen nichtes, und ist also alle Mühe umsonst gewesen. […] Den 16. Augusti [26.8.; BW] haben die Kayserliche in Northeim übel gehauset, viel Bürger niedergehauen, 2 Pastoren tödtlich verwundet, auch mit dem Frauenvolke übel gehandelt. […] Den 24. Augusti [3.9.; BW] haben wir unsern Theil Pferde nach Hildesheim geschicket, die die Landschaft den Schweden (da sie doch das Land schon ausgepuchet[3]) geben müssen. Die Schweden hießen unsere Freunde, bezeigten sich aber als Feinde, ließen die Kayserlichen im Lande hin und wider streufen und machen was sie wollen. Sie nahmen wieder ein die Steinbrücke[4] ohne einigen Verlust, attaquiren auch Peine.
Den 30. Augusti [9.9.; BW] ließen sich die Kayserliche am Linderberge sehen, darnach an die 3 Zentner Pulver aus groben Stücken vom Walle verplacket, ohne ohne Schaden des Feindes. Es lagen aber auf der Neustadt 4 Compagnien Reuter, davon haben sich etwa 100 dem Feinde praesentiret und sich wacker gehalten, daß sie 3 von ihnen erschossen und auf der Wahlstatt liegen blieben und von den Kayserischen selbst ausgezogen. Sie haben auch 2 von den Kayserischen gefangen gebracht. Die Kayserliche, wie sie nichts ausrichten können (dann sie einen Anschlag auf Herrendienstwagen mit Korn beladen vorgehabt, welcher aber nicht angangen), nahmen sie das Vieh vor Linden,[5] Bornem,[6] Everloh,[7] Hemmi[8] und Arnem.[9] Pattensen[10] plünderten sie aus und hauseten übel darinnen. Die Leute auf dem Lande flüchteten sehr herein mit Weib und Kind, Vieh und Geräthe, als sieder [seither; BW] Ao. 1625 bey des Tilly Ankunft nicht gewesen.
Den 1. Sept. [11.9.; BW] beraubeten die Schweden die arme Leute, noch nach der Stadt flohen.
Den 2. Sept. [12.9.; BW] quitiren die Schwedische und Weimarsche Völker die Belagerung vor Wolfenbüttel, zünden das Lager an, und wie sie alle über dem Damme sein, stechen sie denselben durch“.[11]
Am 17.9. schrieb der kaiserliche Hauptmann und Kriegskommissar Strauch aus Regensburg an Gallas: Graf Thun[12] befinde sich in Wien, wo er Armeefinanzfragen regle. Der Kaiser solle jüngsten Informationen nach am 14.10. abreisen. In Wien sollen gewisse Fragen der pfälzischen Traktate geklärt werden; zu diesem Zweck sollen Gesandte Sachsens, Englands und Dänemarks nach Wien kommen. Lüneburg und Hessen-Kassel hätten die Verhandlungen mit Leopold Wilhelm wieder aufgenommen, letzterem habe man gesagt, wie weit er gehen dürfe. Morgen werde die türkische Mission aus Wien in Regensburg eintreffen, um dem Kaiser ihre Beglaubigungsschreiben vorzulegen; die Türken sollen angeblich mit Ferdinand III. einen zwanzigjährigen Frieden schließen. Die Hauptarmee marschiere gegen Steinbruch[13] und setze dem Gegner zu, der an Lebensmangel leide. Die Reichsstände hätten sich endlich auf die Höhe der Kontribution geeinigt.[14]
In diesem September unterrichtete Leopold Wilhelm Hatzfeldt vom Abmarsch der Schweden von Wolfenbüttel nach Gifhorn.[15] Der Erzherzog stand bei Salder[16] und korrespondierte wieder mit Hatzfeldt wegen der Eroberung von Dorsten. Zudem ging es um den Marschbefehl nach Erfurt.[17] Der Hildesheimer[18] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert die für ihn wichtigsten Ereignisse in seinem Tagebuch unter dem 8./18.9.1641: „Vergangene Nacht schicket Ertz-Herzog Leopold Herzog Augusti Briefe anhero, worinnen vermeldet, daß Ihre Fr. Gnd. gerne vernomen, daß Ihre Liebden ihren Vice-Canzler D. Johan Schwartzkopf[19] gerne zur Audienz verstellet[20] und daß sich Ihre Fr. Gnd. Herzog Augustus heut bey Ihrer Durchlauchtigkeit im Lager praesentiren wollten. Eodem schickten die Kayserl. 5 Regimenter nach dem Land Lüneburg umb zu recognosciren wegen der Schwedischen“.[21] Die Hannover’sche Chronik hält fest: „Den 8. Sept. [18.9.] sein die 4 Armeen als Schwedische, Hessische, Weimarsche und Braunschweigische um Burchtorf[22] aufgebrochen und nach Sarstede[23] gezogen, daselbst das Hauptquartier genommen, Bagagie von allen 4 Armaden sein auf Hannover zu marschiret, sein etzliche 1000 Wagen gewesen, und fast so viel Wagen als bewehrtes Volkes bey der Armade und viel mehr Troß an Freyreutern,[24] Convoi, losen Gesinde, Jungens und Weibern als Reuter und Knechte. Es sein an die 15000 Wagen da gewesen, welche hie um Hannover alles verheeret, daß es kein Feind ärger machen können, lagen hier in Aegidien und Steinthorer Felde, hiedurch ist vollend der Mangel an Brodt und Bier noch größer worden. Die 4 Armaden lagern sich auf dem Hülpersberge und der Oerter um Sarstede. Die Kayserlichen und sonderlich Leopold Wilhelm, des Kaysers Bruder, Piccolomini etc. haben ihr Hauptquartier in Alfelde[25] genommen und ihr Lager geschlagen zwischen Gronau[26] und Alfeld“.[27]
Dr. Jordan schreibt unter dem 9./19.9.1641: „Herzog Augusti, der war in Person vorigen Tag bey dem Ertzherzog Leopold Wilhelm uf Salder gewesen, und Gesannten werden von 2 Compagnia Croaten bis an die Landwehr convoyrt. Die ganze Schwedische Armee kommt von Borchtorf[28] und setzet sich an die Inderste und Leine vom Hülpersberg[29] bis umb Sarstedt, woselbst das Hauptquartier.
10./20.9.1641: „Die Kayserl. Armee bricht uf bey Salder und setzet sich zu großen Lafferde[30] bis Broistedt“.[31] […] 12./22.9.1641: „Kayserl. Armee verläßt die Wiese[32] und gehet uf Bockenem[33] wieder zurück, woselbst das Hauptquartier; verlaßen Peine[34] und Steinbrück“. 13./23.9.1641: „Die Kayserl. marchiren ins Amt Winzenburg.[35] Die Infanterie stund bey Bodenburg[36] bis uf den Holtenser Berg,[37] worauf die Artillerie stund“.[38] 14./24.9.1641: „Vergangene Nacht movirt sich der Schwedische Ausschuß von der Chevallerie beyet über die Weser, um Dorsten zue entsetzen, inmittels bleibet die Infanterie stehen. Eodem der Obrist Rose [Volmar v. Rosen; BW] von den Weymarschen plünderten vergangene Nacht Gronaw[39] ganz aus, darinnen er wenige Tage gelegen, und ziehen wieder nach dem Feldlager, als ihn die Croaten im Auszuge durch die Leine getrieben. Uf den Wiesen zwischen Elze[40] und Gronaw, da er den Raub mehrentheils laßen und sich wehren mußte und die croaten abgewiesen und einer von ihnen durchschoßen nach Gronaw gebracht. Diesen Morgen ließen die Kayserl. Ufm Holzer Berg diesseits Alfeld ihr Geschütz und Musquetirer sechsmal lösen und Salve schießen. Man vernimmt, das es wegen Entsatz (von) Wulfenbüttel und Dorsten[41] geschehen“. […] 15./25.9.1641: „Die ganze Kayserl. Armee stund zwischen Alfeld, Gronaw und Eltze, die Artillerie bei Limber“.[42] 16./26.9.1641: „Die Weymarische und Heßische beschanzen sich jenseits der Leine bey Schlikem[43] ufm Berge“. 8./28.9.1641: „Zwischen Mehle[44] und Elze im Amt Poppenburg[45] stund die ganze Kayserl. Armee diesen Morgen. Kegen den Tag hat sich etzlich Volk nach Poppenburg gewendet und ferner nach dem Stift Minden. Eodem Abends umb 7 Uhr branten in Betheln[46] 4 Häuser ab“. 19./29.9.1641: „Das Dorf Schulenburg[47] soll halb abgebrannt seyn. Eodem nahmen die Kayserl. Pattensen[48] ein“. 21.9./1.10.1641: „Umbtrent sollen die Kayserl. Peine wieder besetzt haben“. 22.9./2.10.1641: „Die kleinen Regimentstücklein über 20 an der Zahl werden hinausgebracht. Das Dorf Anderten,[49] worinnen sich an die 1 000 Bauren wegen des Morastes ufhielten und sich unterschiedlich kegen die Kayserl. und 3mal kegen die Schwedischen manutenirt, wird von den Schwedischen occupirt und große Beute an Vieh darin gemacht. Eodem. Der Alliirten Armen auscommandirte Völker gehen abermals Coeßfeld[50] zu entsetzen unter Graf Caspar von Eberstein“. 23.9./3.10.1641: „Das Dannenbergische Regiment gehet von den Schweden weg, war also kein Mann Braunschw.-Lüneburgisch Volk mehr bey der Schwedischen Armee, dahero keiner mehr von Hannover bis Hildesheimb sicher reisen konnte. Die Reisenden zogen sie (die Schweden) nackend aus“. 24.9./4.10.1641: „Als die Alliirten Armeen Wulfenbüttel quittirt, schicket Ertz-Herzog Leopold Wilhelm einen Trompeter an Herzog Augustum nach Braunschweig, welcher auch, – wie vorher gemeldet, zue ihm ins Hauptquartier nach Salder gereiset, media pacis vorgeschlagen, worauf alsbald Herzog Augustus seinen Rat D. Schrader anhero abgeferdigt, dem folgeten von Zell D. Langerbeck und Johan Christoph von Kolteritz. Inzwischen auch viele Trompeter vom Ertz-Herzog Leopold Wilhelm anhero ab- und zugereiset. Bis auch vorgestern solches mit Zuziehung der Calenbergischen Landschaft in Rath gestellet und uf zugeschickten Paß und repaß endlich D. Justus Kipius und von Bülow diesen Morgen nach Goslar uf den Deputations-Tag[51] gezogen, wohin auch die Heßischen Abgesannten von Caßel nebest des Königs von Dänemark Gesanten komen wollten. Diesen Abend umbn 11 Uhr brante das Dorf Hotteln.[52]
M. Otto Otto, Krieges-Rath, wird ins Schwedische oder der Alliirten Lager nach Sarstedt geschicket, anzudeuten nomine Illmi, daß man nun mehr Willens zu vernehmen bey den Kayserl der guetlichen Tractaten halber, was vorgehen werde. Man wäre aber inmittels durchaus nicht gemeint, sich von ihnen abzusetzen, sondern fest bey ihnen zue stehen bis zue glücklichen Ausschlag der Sachen und wären gute Mittel nicht auszuschlagen. Die Generalitaet sehr behutsamb hierauf geantwortet. Sie ließen das geschehen, man sollte sich aber nicht übereilen und so tractiren, daß man es vor Gott und dem Evangelischen Wesen verantworten könnte, und obschon das das Werk bishero nicht, wie man vielleicht gerne wünschte, den Effect erreicht, müßte man es Gott (an)heimstellen. Es würde sich aber auch erweisen, ob nicht der eine oder der andere etwas zu verantworten hätte, daneben eine Frage angestellet, ob man nun länger also liegen oder uf den Feind zugehen wolle, rathsamb erachtete.
Eodem praeter propter werden 150 Kayserl. von Hohenhameln[53] bis in Hoheneggelsen[54] von den Schwedischen verfolget, dabei unterwegens hin und wieder etzliche niedergeschoßen: 1 Rittmeister, 3 Luitnands gefangen und Luitnand in (Hohen-) Eggelßen erschossen“.[55]
Trotz der Verhandlungen[56] in Goslar rissen die Kriegshandlungen nicht ab, wie Dr. Jordan auch für den Oktober konstatieren musste: 4./14.10.1641: „Mittages umb 12 kamen an die 400 Kayserl. Küraßiere, namen bey Hoensen[57] aus der Wiesen Illmi 90 Schweine, 30 Ochsen, die Klapphierten-Kühe, 4 Drift[58] Schaafe“. 5./15.10.1641: „Die Kayserlichen aus Bokenem stecken das Haus Woldenberg[59] in den Brand. Hat folgenden Tag noch gebrannt“. 6./16.10.1641: „Diese Nacht branten zue Soßmer[60] im gülden Winkel aus Fahrloßigkeit etzliche Häuser ab. Diesen Morgen brach die ganze Kayserl. Armee uf bey Gronaw. Marschirte zurück uf Alfeld, branten das Closter Escherde[61] und etzliche Häuser in Bantelem“.[62]
In diesem Oktober stand Leopold Wilhelm bei Einbeck[63] und korrespondierte mit Hatzfeldt auch wegen der Bedeutung Göttingens bei früheren Feldzügen. Er konnte ihm die Eroberung Einbecks melden.[64]
Dr. Jordan notiert dazu unter dem 8./18.10.1641: „Heut fingen die Kayserl. für Einbeck eine Batterey beym Gericht uf zu werfen“. 13./23.10.1641: „Vergangene Nacht stürmten bey dreyen Stunden die Kayserl. uf die Außenwerke vor Einbeck, schoßen auch Fewr hinein. Der Königl. Denemarkische Abgesannte Gottlieb von Hagen ward von hieraus zur Kayserl. Armee vor Einbeck convoyrt von hiesiger Chavallerey und 100 Musquetirern. Hielt sich etzliche Tage gar unbekannt, wollte nicht haben, daß jemand zu ihm komen sollte“. 14./24.10.1641: „Diesen Abend ward von hiesigen Wällen umb 8 hernach umb 12 Uhr abereinst mit 6 â 4 Stücken den Einbeckern eine Lose gegeben, worüber das erste Mal eine halbe Canone zersprungen und ein Bötticher, N. Kohlen genannt, erschlagen uf dem Goschen-Rundeil“. 15./25.10.1641: „Ziehet die Braunschw.-Lüneburg. Guarnison aus Einbeck, nachdem sie sich an den Ertzhertzog Leopold Wilhelm ergeben“.[65] Happe hält fest: „Den 15. [25.10.; BW] die Stadt Einbeck von dem Ertzhertzog Leopold eingenommen worden per Accordo“.[66]
Für den Kommandanten hatte die Übergabe der Stadt ein böses Nachspiel.
In der Hannover’schen Chronik heißt es dazu: „Den 6. Oct. [16.10.; BW] ziehen die Kayerlichen auf aus ihrem Lager bey Alfeld und Gronau und war hie sonderlich unter den Hausleuten[67] groß Frohlocken, aber sie ziehen den 8. Oct. [18.10.; BW] vor Einbeck, das sie mit 12 Canonen beschossen und Feuer hinein geworfen, dadurch die Stadt ein gut Theil ausgebrandt. I. F. G. Christian Ludewig lesset den Commandanten Obristen Wachtmeister Görtzen advisiren, daß er soll entsetzet werden, auch der Entsatz vorhanden gewesen und dieserwegen vom Walle zu Hildesheim in der Nacht etzliche Losungsschüsse aus groben Stücken geschehen, er doch mit seinen Officicern die Stadt den Kayserlichen so liederlich übergeben den 15./25. Oct. durch Accord.
Nach Ergebung der Stadt Einbeck kam er hie zu dem Obristen Schlütern, klagte sehr über die Einbeckschen Bürger, daß sie den Soldaten keine Vivers geben wollen, auch nicht fechten. Aber wie Bürgermeister und Raht, ingleichen auch die Bürger von Einbeck gehöret worden, sein gemeldter Commandante und seine Officirer in Arrest genommen, gen Hildesheim gebracht und nach eingenommenen Bericht der Bürger aus Einbeck Kriegesrecht über sie gehalten worden, da er den 2. Dec. [12.12.; BW] zum Schwert condemniret, daß er den 6. Dec. [16.12.; BW] sollte justificiret werden“.[68] Nach Happes Aufzeichnungen ist Görtz schon am 29.10./8.11. enthauptet worden.[69] Dr. Jordan berichtet unter 30.10./9.11.1641: „Ward Gottfried Friedrich von Gortzigen [Görtz; BW], gewesener Commandant in Ein[b]eck, von Hannover durch Musquetirer anhero in Arrest gebracht und gelegt“.[70] 13./23.12.1641: „Der in Einbeck gewesene Commandant Gottfried Friedrich von Gortzingen wurde allhie ufm alten Stadtmarkt zwischen 11 und 12 Uhren enthauptet. Kam in einer verdeckten Gutschen mit 2 Predigern als M. Sötefleisch von der Stadt und Herrn Tobia vom Regiment begleitet, hatte einen schwarz Tuchen-Kleid und einen Trauermantel umb. Er blößet sich selbst, setzet sich auch selber, als er umstehenden Officirern valedirt, uf das schwarze Tuch, so über den Sand gespannet, kniet und sein Diener hat ihn die Haare mit einen breiten Flohr umbs Haupt gebunden. Das Haupt kam nicht gar herunter, deswegen der Henker schier zu kurz gekommen“.[71] In der Hannover’schen Chronik heißt es dagegen: „Den 13. Dec. [a. St. 1641] Montags ist der Obrister Wachtmeister N. Görz, gewesener Commandant in Einbeck, zu Hildesheim auf dem Stadtmarkte decolliret. Er ließ sich in einem schwarzen Kutschwagen dahin fahren, mit schwarzen Trauerkleidern und einem langen Trauermantel angethan. Er hat zwar noch viel protestirens machen wollen, aber man hat die Execution daran verrichtet. Der Scharfrichter hauete ihn, daß der Bart am Rumpfe ist sitzen blieben.
Die anderen seines Regiments Rittmeister, Capitein und Officirer, die mit ihm in Einbeck gewesen, sein vor ihme in Harlessen Hause am Markte gebracht, als er angefahren kommen, in den Richtplatz geführet und die Justification des Commandanten ansehen müssen“.[72]
Am 25.10. unterrichtete Tattenbach aus Goslar Piccolomini über die von Braunschweig-Lüneburg vorgelegten Vorschläge und die von den Vertretern des Kaisers erhobenen Forderungen. „Nel punto d’obligare li capi e soldatesca alla Mtà Cesea e dell’Impo e di questi stati della Sassonia-Inferiore al giuramento da noi preteso, furono nel congresso di questa mattina per parte dei Principi di Luneburg proposti li mezzi sequenti. Primo: che il loro Principi s’obligarebbono di conservare tutto loro fortezze alla devotione di S. Mtà Cesea, dell’Imperio, e loro propria. Secondo: impedirebbono, quanto sarà permesso alle loro forze, che non cadino in mano dell’inimico. Terzo: che haverebbono sottratto ogni communicatione et assistenza all’inimico. Quarto: che non apportarebbono più alcun danno all’armate di S. Mtà Cesea et Imperiale. Quinto: che haverebbono similmente obligati all’istes- so i loro capi e soldatesca delle guarnigioni. Sopra di che dissimo che non eramo instrutti di concludere con loro cosa alcuna che sia fuori della nostra instruttione, ma che l’haveressimo riferito a S. A. S. [Leopold Wilhelm; BW] e che per più facilitar il negoziato l’haveressimo fato in contro le seguenti dimande, riservando però il tutto alla resolutione di S. A. S. Primo: che loro dovessero accettare la Pace die Praga et il concluso della dieta di Ratisbona. Secondo: cheli Principi s’obligassero di conservare loro fortezze, pure e nette da ogni sospetto et intelligenza con nemici, alla devotione di S. Mtà Cesea, l’Impo Romano, e loro propria, ricordandosi del giuramento con quale sono obligati altrimenti a S. Mtà et all’Impo, e che di questo se ne facia particular nota nella capitulatione. Terzo: che si facessero giurare dai capi e soldatesche loro, di voler tener e mantenere quelle fortezze nel modo suddetto e non altrimenti. Quarto: che non si dovese dare assistenza alcuna all’inimici. Quinto: che l’armate imperiali havessero libera facultà di praticare nelle piazze loro e per denari potessero comprare qualsivoglia provisione da loro. Sesto: che in ogni tempore et bisogno l’armate imperiali possino sicuramente ritirare e ricoverarsi sotto le lore piaze, con esser da quelle diffese. Settimo: fossero obligati darle il passaggio etiamdio per mezzo delle loro fortezze quando la necesità lo porti. Ottavo: che quando loro venissero attacati dall’inimici che devono chiedere et aspettare il soccorso da S. Mtà Cesea, diffendersi e non permettere che loro fortezze alcunamente capitino in mano degli
inimici. Sopra queste addimande, intenderemo hoggi la loro resolutione, della quale ne farò a V. E. pronto aviso”.[73]
Am 25.10. informierte Leslie Piccolomini aus Wien: Die Verhandlungen mit den Gesandten Englands und Dänemarks nähmen einen weiteren günstigen Fortgang. Ferdinand III. sei am Vortag bei guter Gesundheit in Wien eingetroffen und habe die Freilassung des Prinzen Ruprecht von der Pfalz befohlen – dieser war am 17.10.1638 zusammen mit seinem Bruder bei Vlotho[74] den kaiserlichen Truppen unter Hatzfeldt unterlegen – , der nun gehen könne, wohin er wolle. Ruprecht werde wohl als erstes nach Wien kommen, um Erzherzog Leopold Wilhelm und dem Kaiser persönlich für die erwiesene Gnade zu danken. Aus Rücksicht auf den König von England werde die Restitution der Pfalz wahrscheinlich doch zustande kommen. Die Antworten aus Bayern seien bereits in sehr moderatem Ton gehalten, dass man auf einen glücklichen Ausgang hoffen dürfe.[75]
Piccolomini schrieb am 28.10. aus Northeim[76] an Trauttmansdorff, er habe das eroberte Einbeck – die Eroberung ließ er von dem in habsburgischen Diensten stehenden Künstler Snayers für die Nachwelt festhalten – in einem so guten inneren und äußeren Zustand gefunden, dass es sich mit einer zureichenden Garnison werde ziemlich lange gegen starke Truppen halten können. Leopold Wilhelm habe es entsprechend besetzen lassen. So sei den Lüneburgern, die nicht geglaubt hatten, das kaiserliche Heer wäre stark genug, um sich in ihrem Land festzusetzen, eine ordentliche Lektion erteilt worden. Er zweifle nicht, dass Hatzfeldt seine Aktion gegen Erfurt erfolgreich beenden werde. Mühlhausen[77] sei bereits in den Händen der Kaiserlichen, jetzt viel- leicht auch schon Duderstadt.[78] Alle diese Orte würden sich gut zu Quartieren eignen, in denen die Armee ihre Kräfte wiederher- stellen und dann mit einer schönen Armee wieder ins Feld ziehen könnte. „Ma è necessario che di costà venghino somministrati mezzi sufficienti e che una volta si faccia uno sforzo, altrimenti anderemo sempre troncando i rami, e mai si potrà venire a svellere la radice del male, che infesta la pace universale dell’imperio”. Er sei überzeugt, dass Trauttmansdorff seinen Teil dazu beitragen werde. Von Northeim wolle er gegen Göttingen weitermarschieren. Es sei nicht ausgeschlossen, dass er diese Stadt angreifen werde, um die Verhandlungen in Goslar zu unterstützen und die Fürsten von Lüneburg und Braunschweig zur Vernunft zu bringen.[79]
Trauttmansdorff betätigte am 2.11.1641 aus Wien Piccolomini den Empfang seines Schreibens vom 20.10., dem er entnommen habe, dass Leopold Wilhelm wegen der Beeinflussung des Verhandlungsablaufs in Goslar sich mit der kaiserlichen Truppe zu einem Ausfall aus Gronau und Angriff auf Einbeck entschlossen habe. Er wünsche diesem Unternehmen vollen Erfolg.[80]
Dr. Jordan notierte in seinem Tagebuch: 20./30.10.1641: „Diesen Mittag zwischen 11 und 12 Uhr zogen vorüber Grãl.-Majeur Hans Adam von Pfuhl und Comte de Guobriant mit 20 Esquadron Chevallaria nach dem Salz“.[81] 21./31.10.1641: „Die Schwedischen Trouppen, so gestern fürbey passirt, komen unverrichtet heut wieder zurück. Hatten Saltz Detfurt und daherumb ausgeplündert und in Lamspringe[82] die besten Häuser abgebrandt, – ni fallor 6. Eodem rückte die Kaiserl. Armee, so zwischen Einbeck und Northeimb logirt, für Göttingen“.[83]
In diesem November informierte Leopold Wilhelm Hatzfeldt von dem Gefecht bei Göttingen gegen die Weimarer und der Gefangennahme des Obristen Volmar von Rosen.[84] Wassenberg berichtet in seinem „Florus“ von 1647: „Wann dann solcher orth [Göttingen; BW] sehr befästiget / vnd eben selbiger zeit mit einer starcken Besatzung / nemlich in 1500. Soldaten / vnd 2000. Mann Außschuß / neben zween Obristen Leutenanten / Schönberg vnd Opperman versehen gewesen / haben doch nichts desto weniger die Keyserischen mit der Belägerung starcke verfassungen gemacht / solchen starcken vnd festen orth mit Gewalt durch approchiren zu überkommen / welches sich aber die Belägerten im geringsten nicht erschrecken lassen / sondern ihrem gegentheil hefftig vnnd männlich wiederstanden / vnnd durch vnterschiedliche Außfälle grossen schaden gethan.
Diese Belägerung zu verhindern / hat sich Obrister Rosa [Volmar v. Rosen; BW] mit 1500. Commandirten Reutern / vnd 500 Fußknechten / auff deß Hertzogen zu Braunschweig begehren auffgemacht / dieselbe auch im Angesicht der Keyserischen in Göttingen vnverhindert eingebracht. Solches nun / ob es zwar die Keyserischen hefftig verdrossen / haben sie sich anderwärts an den Schwedischen und Rosischen gerochen: Dann als die Rosische Convoy wiederumb zurück gezogen / haben ihnen die Keyserischen Generalen Mercy, Gonzaga vnd Spehrreutter [Speereuter;[85] BW] / mit einer starcken Parthey Commandirten Reutern bey einem Paß / eine halbe stund von der Stadt auff den dienst gewartet / dieselbe nach geschehener Confusion / dermassen attaquirt / daß des Obristen Dollen Rosa Regiment Tragoner meisten theils ruinirt / er auch selbsten neben andern Officirern / auch über 200 gemeinen Soldaten gefangen / vnd der General Rosa / biß nach Münden[86] an der Werra verfolgt worden“.[87] Darüber berichtete Myslík an H. Černin am 14.11. aus dem Feldlager vor Göttingen: Nach Eroberung der Stadt Einbeck seien die Kaiserlichen gegen Göttingen gezogen, dessen Besatzung der Gegner inzwischen verstärkt hatte. Als Obrist Volmar von Rosen in Begleitung von Göttingen zur schwedischen Armee zurückritt, sei sein Dragoner-Regiment in der Nachhut geschlagen und mehrere Offiziere gefangen genommen worden. Die Kaiserlichen hätten Göttingen zwar angegriffen, doch erfolglos. In Hinblick auf die späte Jahreszeit und das kalte Wetter werde es kaum gelingen, diese Stadt zu erobern.[88] Dr. Jordan hielt in seinem Tagebuch unter dem 7./17.11.1641 fest: „Die Kayerlichen sollen vergangene Nacht Göttingen quitirt haben, als sie über 80 Fewr-Kugeln und Granaten ohne effect hineingeworfen, die von Göttingen ihnen aber großen Schaden mit Ausfällen gethan und nebest Soldaten einen Obrist-Luitnand und Hauptmann gefangen hereinbekommen“.[89]
Happe notiert unter dem 4./14.11.: „Eodem [die] der Ertzhertzog von Österreich vor seine Arme Proviant begehret“.[90]
In der Mühlhauser[91] Chronistik heißt es: „Gleich darauf kam der General Erzherzog Leopold von Göttingen hierher, nachdem er 4 Wochen vor Göttingen gelegen. Bei diesem Durchzuge nahm der General sein Hauptquartier zu Körner[92] und legte 1 Officier mit 40 Reitern als Salvegarde in die Stadt, die Sadt mußte aber Commiß-Brod, Bier und andere Lebensmittel nach Körner schicken“.[93] Die Thomas-Chronik hält dazu fest: „D. 10. [20.; BW] Nov. ist der Erzherzog Leopold mit der kaiserlichen Armee hier durch Mühlhausen gezogen und zu Ammern[94] über Nacht gelegen, da dann der Herr von Stadian [Johann Kaspar v. Stadion, gest. 21.11.1641], Teutscher Meister, verstorben und der Graf von der Wahl zu Reiser[95] haben unsäglichen Schaden in den Dörfern und Gärten getan“.[96]
Weiter ging es Leopold Wilhelm in der Korrespondenz mit Hatzfeldt um die Schwierigkeiten bei der Belagerung von Erfurt und die notwendige Verstärkung für Hatzfeldt.[97]
Happe hält fest: „Den 22.[11./2.12; BW] ist das ertzhertzögliche Hauptquartier zu Gebesee[98] gewesen, ist darinnen Feuer auskommen und viel Heuser abgebrant“.[99] Am 26.11./6.12. lag Leopold Wilhelm in Kölleda.[100] Weiter heißt es bei Happe: „Eodem [die] [30.11./10.12.; BW] hat der ertzhertzog Leopolt Wilhelm das Haus Heldrungen[101] durch Accordt eingenommen“.[102] Der Erfurter Blaufärber Hans Krafft [1584 – 1665][103] hält in seinen Aufzeichnungen fest: „Der Oberst Piccolomini und des Kaisers Bruder Leopold haben unter Erfurt gelegen: in Gotha,[104] Allich,[105] Langensalza[106] und allerwegen bis nach Frankenhausen“.[107]
Im Dezember unterrichtete der Erzherzog Hatzfeldt vom Abmarsch sachsen-weimarischer Truppen an die Weser: Hatzfeldt solle an den Niederrhein abrücken. Die Lage am Niederrhein und in Westfalen war Gegenstand ihrer Korrespondenz. Aus Querfurt[108] kümmerte sich der Erzherzog um die Beschaffung von Waffen für Hatzfeldts Truppen. In der Anlage fand sich ein Schreiben an Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg und die Jülichen und Bergischen Stände wegen der Versorgung der kaiserlichen Truppen.[109] Bei Happe heißt es zum Dezember 1641: „Den 5. [15.; BW] Dezember hat Hertzog Leopoldt Wilhelm dem Wertischen [Johann v. Werth; BW] Regiment Ordre zum Quartier und Verpflegunge auf die Stadt Greußen[110] geben“.[111] „Eodem [die] [6./16.12.; BW] haben die Wahlischen von Ertzhertzog Leopolt Wilhelm Ordinanz bracht, dass die Artollerey in die Stadt Sondershausen[112] liegen und verpfleget werden soll“.[113]
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet: „Deß Ertz-Hertzogen Hochfürstl. Durchl. lagen um den 12. 22. Decembris mit seinem Theil Volck noch zu Hall[114] / wie auch in Quetlinburg[115] / Eyßleben[116] / Freyburg[117] / Bernburg[118] / Mörseburg[119] etc.
Der Gen. Wahl aber kam Eingangs Decembris nach Mühlhausen / mit 600. Pferten und einem Regiment zu Fuß : er gieng von dannen zurück auff Langen:Salza / überall Winterquartier zu machen : so seltzam und weit herum muste man das tägliche Brod suchen : wie dann auff einer Seiten Thüringen / deß Ertz-Hertzogischen Volcks auch nach der Naumburg[120] / und von dar in Meissen[121] nach Weissenfelß[122] / Zeitz[123] und dortherum / auff anderer Seiten das Walische biß nach Gotha kame.
Der Käiserl. Absehen / ihres bißherigen stilligens war / auff der Schwedischen und Unirten fürhaben ein wachsames Auge zu haben : Als aber die de novo conjungirte Schwedische / schon wider nach der Elbe waren / und ihre Winter-Quartier daselbsten herum genommen hatten / auch Hessische und Weymarische nacheinander ins Münsterische und Cöllnische giengen / blieben die Käiserl. an der Saal und Unstrut / im Eyßfeld und Braunschweigischem einen und andern Weg / nicht nur allein diese Winters-Zeit / sondern auch den gantzen Frühling biß in Junium folgenden Jahrs still ligen / davon wir daselbsten vernehmen werden.
Der Hessischen und Weymarischen Marche verursachte / daß sich der von Hatzfeld auß Thüringen auch moviren muste / deme Gen. Wahl in den Quartieren fleissig succedirte / und wurde das veste Schloß Maßfeld[124] von Kochischen Völckern bloquiret / damit es biß ins künfftige Jahr / und daß es Königsmarck endlich noch entsetzet hat / continuirte“.[125]
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet: „Das letzte in diesem Jahr ist gewesen / daß in diesem Zug der Fürst von Stadian / ein getreuer alter Oesterreichischer Rath / gewesener Staathalter zu Ensisheim[126] / und nachmahliger Teutscher Meister zu Mergetheim[127] / im Quartier Grossen Köner[128] / Eyßfeldischer Gräntzen / den 11. 21. Novemb. Todes verfahren / nach dieser seiner Residentz abgeführet worden / allwo dessen verblichener Cörper unter Begleitung vieler Herren Land-Commendatoren bey den Herren Patribus Capucinis beerdigt worden / dessen Hochfürstl. Gn. die Käis. Maj. und das gantze Hauß Oesterreich sehr ungern verlohren / und hochbetauret gehabt. Er hat aber auch in vivis deß Ertz-Hertzogen Hochfürstl. Durchl. zum Successore im Meisterthum hinderlassen / dessen Hochfürstl. Durchl. auch dem löblichen Teutschen Orden das gewöhnliche Juramentum in præsenz vieler Herren Commendatoren zu Wien in der Augustiner-Kirchen auff den Sonntag Misericordias Domini geleistet“.[129]
Ferdinand III. befahl Rudolf Graf Colloredo am 24.12.1641 aus Wien, dem Wunsch Leopold Wilhelms entsprechend solle die Militärkleidung auf dem Land- oder Wasserweg nach Dresden oder Leipzig zu befördern. Der mährische Rentmeister Nusser habe berichtet, dass er in den Monaten September und November viermal im Ganzen 3.392 Kleidungsstücke und am 10.12. nochmals 1.010 Stück nach Melník abgefertigt habe, wobei pro Mann mit einer Hose, einem Hemd, einem Paar Strümpfe und einem Paar Schuhe gerechnet werde; außerdem habe er weitere 5.250 Paar Strümpfe und Schuhe dorthin geschickt. Er, F., habe Nusser noch angewiesen, die auf die Gesamtzahl von 6.000 fehlenden Kleidungsstücke eilends nachzusenden.[130]
Vom 15. bis 27.1.1642 gingen mindestens sechs Schreiben Leslies an Piccolomini, u. a. über Leopold Wilhelms Absicht, Leslies Regiment einem anderen Kommandanten zu übergeben. Das Leben bei Hofe sei so kostspielig, dass er das Kommando gegen finanzielle Entschädigung gerne abgäbe – sowie über weitere geplante Kommandoveränderungen. Mit der Regierung in Flandern solle Castel-Rodrigo oder Francisco de Melo betraut werden, außerdem ziehe man noch ein Mitglied des Hauses Habsburg in Erwägung. Über die Restitution der Pfalz verhandle man mit Unterbrechungen, je nach dem Überwiegen der Rücksichtnahme auf England oder Bayern.[131]
In diesem Januar ging es im Briefwechsel mit Hatzfeldt um den Zustand der kaiserlichen Truppen und die bedrohliche Lage am Niederrhein. Der noch in Querfurth weilende Leopold Wilhelm stellte Überlegungen wegen des Marsches der feindlichen Truppen in das Herzogtum Braunschweig an.[132]
Am 31.1. wandte sich Piccolomini an Trauttmansdorff: Es sei die Nachricht von einem Sieg eingetroffen, den die Weimarer über Lamboy errangen. Dieses Ereignis – gemeint war der Sieg der Franzosen unter Guébriant und der Weimarer und Hessen-Kasselischen unter Eberstein in der Schlacht bei Kempen am 17.1.1642 – habe den Kurfürsten von Bayern und Köln Angst eingejagt. Maximilian I. halte es für notwendig, seine Armee zur Verteidigung des eigenen Landes zurückzurufen, Ferdinand von Köln leihe angesichts des von Militär entblößten Westfalens sein Ohr den verderblichen Ratschlägen der Neutralisten. Die Spanischen Niederlande seien abgeschnitten und blieben ohne Hoffnung auf Hilfe aus Deutschland. In dieser Lage habe Leopold Wilhelm große Weisheit an den Tag gelegt und versuche nun, das Unglück durch Hebung der Wehrhaftigkeit der dort verbliebenen Armee gutzumachen, indem er den Kaiser bat, baldmöglichst Mittel zur Verfügung zu stellen, um die verbliebene Truppe zu reorganisieren und neue Männer zur Ergänzung der Regimenter anwerben zu können. Leopold Wilhelm habe ferner von den Spaniern einen Beitrag zur Verstärkung von Hatzfeldts Armee in Westfalen sowie die Stärkung ihrer eigenen Armee in Flandern gefordert. Er habe die Befehle erteilt, die Truppen jenseits der Elbe unter dem Kommando von Herzog Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg in einer solchen Stärke zusammenzuziehen, dass die schwedischen Positionen bedroht wären, und wenn sie durch ein Schreiten der Elbe Hilfe erhielten, würde die feindliche Übermacht auch hier geschwächt.[133] Am 13.2. hatte sich Piccolomini an den Erzherzog gewandt: Die Weimarer und auch die kurbayerischen Truppen hätten in guten Quartieren überwintert, während die kaiserliche Armee nur in Böhmen gut einquartiert gewesen sei. Nun müsse man nicht eilen, sie hinaus zu schicken, sondern müsse die Orte, in denen die Armee liege, gut versorgen und so viele Truppen dort lassen, dass sie einen feindlichen Einfall selbst abwehren könnten. Der Kurfürst von Bayern werde anscheinend nicht wünschen, dass sich seine Truppen von der Donau entfernen. Er, P., zweifle an dessen Hilfsbereitschaft am Falle eines feindlichen Einfalls in Böhmen.[134]
Am 19.2. schrieb Borri Piccolomini erneut aus Wien und informierte ihn über die verlorene Schlacht Lamboys gegen Kaspar von Eberstein und Guébriant bei Kempen am 17.1.1642. Chaos und Panik hätten große Verluste verursacht, so dass die holländischen Reiterkompanien nurmehr Augenzeuge der Tragödie gewesen seien.[135] Der in Tangermünde[136] stehende Erzherzog hatte Hatzfeldt die Ernennung des Obristleutnants Ernst von Königsegg zum Obristen mitgeteilt und über die Bedeutung der Niederlage Lamboys reflektiert. Außerdem ging es um einen Austausch der gefangenen Obristen Epp und Volmar von Rosen.[137] Epp selbst hatte Hatzfeldt gebeten, ihn gegen Volmar von Rosen, der im Oktober 1641 bei Göttingen[138] in Gefangenschaft geraten war, auszutauschen.[139] Im Februar hatte auch Piccolomini den Austausch Epps gegen Volmar von Rosen vorgeschlagen.[140]
Der Kaiser wandte sich am 27.2. aus Wien an seinen Bruder: Durch anhaltendes schlechtes Wetter würden die Versorgungsprobleme bei der Armee noch größer, so dass Ferdinand III. beinahe bezweifelte, ob die Truppen auf dem Schlachtfeld überhaupt noch bestehen könnten – „das bei diser disposition die armada bis auf khinftiges campagnae werde bestehen khinden ?“ Leopold Wilhelm und Piccolomini erhielten die Erlaubnis, nach Wien zu kommen. Dabei tauche jedoch die Frage auf, ob die beiden Armeen in der Zwischenzeit von Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg kommandiert werden können oder ob es nicht besser sei, damit während der Abwesenheit Leopold Wilhelms Piccolomini zu betrauen. Unterdessen seien 300.000 fl. zusammengekommen, die der Kaiser sofort an Leopold Wilhelm schicken wollte.[141]
Im März 1642 verhandelte Reinhold von Rosen selbst mit Hatzfeldt über einen Austausch Epps, der immer noch in Oedt[142] saß, gegen seinen Bruder.[143] Epps Austausch – der im März noch in Düren[144] einsaß – sollte sich wegen zusätzlicher finanzieller Forderungen Rosens allerdings verzögern.[145] Im Briefwechsel des Erzherzogs mit Hatzfeldt ging es auch um Salvaguardien für Besitzungen der Ballei Koblenz[146] und die Sonderstellung der Stadt Osnabrück[147] bei beginnenden Friedensverhandlungen.[148]
Piccolomini informierte Trauttmansdorff am 27.3.1642: Leopold Wilhelm habe sich plötzlich zu einer Reise an den Hof entschlossen. Seiner, P.s, Meinung, nach würden persönliche Gespräche in Wien eine weitaus größere Wirkung haben als bloße Briefe, um das Ziel, nämlich großzügige Maßnahmen zum Einhalten des Verfalls der kaiserlichen Armee, zu erreichen. Inzwischen tue er, P., ein Möglichstes, um Soldaten und Pferden eine Atempause und Erholung zu gönnen. Zwar habe er Nachrichten von einem Aufbruch des Feindes erhalten, doch die einen besagten, er ziehe mit der Absicht, in Franken einzudringen, gegen Halberstadt,[149] die anderen sprächen von Goslar[150]und der Weser, so dass er die Armee so lange wie möglich ruhen lassen wolle. Dem Kurfürsten von Köln habe er geschrieben, er werde im Fall einer Bedrohung des kurfürstlichen Landes gegen den Feind ziehen und ihn schlagen. Sein nächstes Ziel sei die Saale und Würzburg;[151] er beabsichtige, den Feind zu verfolgen, ob er nun diese oder jene Richtung einschlagen sollte.[152]
Trauttmansdorff antwortete Piccolomini am 12.4., dieser werde sämtliche den Krieg betreffende Anweisungen von Leopold Wilhelm erhalten.[153]
Im April ging es im Briefwechsel des Erzherzogs mit Hatzfeldt um die Bitte einer finanziellen Unterstützung.[154]
Der im Mai in Laxenburg[155] weilende Erzherzog korrespondierte mit Hatzfeldt wegen der Belagerung von Lechenich[156] und der Ankunft des Feldmarschalls Wahl.[157] Im Juni schrieb Leopold Wilhelm wegen der Kritik an der fehlenden Unterstützung an Hatzfeldt und teilte ihm die Ernennung Blumenthals zum obersten Kriegskommissar mit.[158]
Leopold Wilhelm schrieb am 7.7.1642 aus Brünn[159] an Simon Friedrich von Berg, den Regenten des bischöflichen Gutsbesitzes in Mähren, er solle auf seinen Gütern Hochwald[160] und Keltsch[161] 250 Walachen anwerben, die dem Obersten Landeshauptmann in Mähren, Graf von Rottal, zur Verfügung stehen sollten.[162]
Am 14.7.1642 wandte sich der Kaiser an Enckevort: Er habe seine Relation vom 12.6. aus Valenciennes[163] erhalten und sei zufrieden mit seiner Tätigkeit, insbesondere mit der Tapferkeit, die er in der Schlacht gegen den Grafen de Guiche [Gramont] befehligte französische Armee an den Tag legte. Gleich nach Erhalt seiner Relation sei ihm ein Bericht des spanischen Gouverneurs in den Niederlanden, de Melo, zugegangen. Ferner forderte ihn Ferdinand III. auf, sich mit dem übrigen Generälen bei Feldwachtmeister Carico [Carie] zu melden, um unter dem Kommando von Leopold Wilhelm ins Feld zu ziehen; ihm, Enckevort, werde der Oberbefehl über das neuformierte Regiment Leslie übertragen.[164]
Im August stand Leopold Wilhelm in Glogau und informierte Hatzfeldt über die Lage in Schlesien.[165]
Am 17.8.1642 schrieb Leopold Wilhelm aus seinem Hauptquartier Wietsch[166] an Rudolf Graf Colloredo, über die Ordnung seiner; C.s, Beziehungen als Militärstatthalter zu den Statthaltern in Böhmen. Er möge ferner die marschbereiten zwei Kompanien Zúñigas zur Armee abkommandieren, wo sie sehr benötigt würden.[167] Leopold Wilhelm informierte Colloredo am 22.8.1642 aus dem Feldlager vor Groß-Glogau:[168] Seinen Brief vom 13.8. mit der Mitteilung von der Bereitstellung von 2.000 Kanonenkugeln und 100 q Schießpulver habe er erhalten. Das genannte Kriegsmaterial solle der Armee zugeführt werden, da es für die Operationen vor Glogau gebraucht werde; den Transport von Glatz[169] nach Glogau würden Rueblands Soldaten besorgen. Er, L. W., habe auch beim böhmischen Statthalter Hilfe angefordert.[170]
Ferdinand III. hatte am 14.9. Leopold Wilhelm aus Ebersdorf[171] informiert: Er habe nach Lamboys Niederlage und der verlorenen Schlacht bei Schweidnitz[172] am 31.5. Generalkriegskommissar Walmerode mit der Anwerbung von zwei Reiter- und einem Infanterieregimentern betraut. Leopold Wilhelm möge mit den Spaniern über einen Beitrag verhandeln. Laut Abkommen dürften keine Soldaten des lüneburgischen Heeres in die Armee aufgenommen werden.[173]
Leopold Wilhelm setzte Colloredo am 23.9. von seinem Hauptquartier Goldberg[174] aus von der Nachricht in Kenntnis, die er den Statthaltern in Böhmen zugeschickt habe und die sich auf die gegen die Lausitz gerichteten Bewegungen des Feindes sowie seine eigenen Gegenmaßnahmen beziehe. Colloredo solle so schnell wie möglich eine zureichende Proviantmenge für die Hauptarmee an die böhmische Grenze, vor allem nach Friedland,[175] schaffen lassen.[176]
Am 16.8. dankte der Kaiser seinem Bruder aus Wien für dessen Schreiben aus Parchwitz,[177] in welchen dieser zu den ungarischen Quartiernehmungen Stellung bezog. Ferdinand III. warnte davor, zur Belagerung von Olmütz noch „3 oder 4 regimenter so in Beheim ihre quartier haben“, hinzuzuziehen, da nicht genügend Proviant vorhanden sei. Aus einem Schreiben Piccolominis an Trauttmansdorff und Schlick habe er erfahren, dass Leopold Wilhelm, sobald der Feind Schlesien verlassen habe, mit seinen Truppen den Rückzug antreten möchte. Ferdinand erwartete einen Bericht darüber, forderte jedoch Leopold Wilhelm auf, den Feind in jedem Fall zu verfolgen sowie Großglogau, Krossen[178] und Landsberg[179] einzunehmen, um dadurch einen „pass an die neue marckh“ und Hinterpommern zu erhalten und so den Feind zum Stillstand bzw. zum Verlassen Pommerns zu zwingen. Proviant und „foraggi“ seien in Polen genug vorhanden. Die geschickten Geldmittel beliefen sich dieses Mal auf 30.000 fl. und 80.000 fl. Letztere wurden in Dukaten umgetauscht und nach Glatz gesendet. Die Mittel aus den steirischen Ländern würden folgen. Generalkommissar Maximilian von Gersdorf habe von 50.000 Portionen Proviant für die Regimenter pro Tag berichtet, „die portion brod zu 2 pfundt“. Ferdinand III. vertrat die Ansicht, dass 30.000 Portionen zu 1 1/2 Pfd., „zu dene man ie ein zukhero gibt“, ausreichen müssen.[180]
Am 16.9. billigte der Kaiser aus Ebersdorf Leopold Wilhelms Entscheidung, die Belagerung Glogaus abzubrechen; einen Tag später befürwortete er noch einmal die Aufhebung der Blockade von Glogau und ließ auch den anderen Offizieren durch Leopold Wilhelm seinen Dank aussprechen, dass sie „bei diser occasion alle dismontirten Truppen von aigen mitlen remontirt“ haben. Es wäre ein großer Fehler gewesen, dem Feind auf offenem Feld ohne Deckung zu begegnen – ein Angriff soll nur mit einem Vorteil dem Feind gegenüber, „etwann bei ein paß oder riviera oder dergleihen“ erfolgen. Die Städte Liegnitz[181] und Brieg[182] müssen mit dem Notwendigsten versorgt werden, um bei Gefahr abgesichert zu sein. Für die Artillerie wurde in Glatz „ein gueter vorrath von pulfer und khugeln“ hinterlegt und an Geldmitteln sind wieder 80.000 fl. unterwegs, die für Proviant und Remontierungen verwendet werden sollen. Es sollen keine neuen Truppen in der Hauptarmada aufgenommen werden, da sie nicht dringend benötigt werden und nur unnötig Geld kosten. Es ist besser derart vorzusorgen, dass man im Frühling 7–8000 Mann Fußvolk zur Verfügung hat. Weiter sollen sich auch drei Kompanien aus dem Leibregiment Leopold Wilhelms sowie drei böhmische Regimenter zur Verfügung halten. Über einen persönlichen Feldzug Ferdinands muss noch beratschlagt werden. Die Lage in Schlesien wird vom Kaiser nicht so ernst hingestellt als vom Erzherzog. Ein Vergleich über die Beschaffenheit der kaiserlichen und der feindlichen Armee ist für kommende Entscheidungen wichtig und Ferdinand III. bittet Leopold Wilhelm, „realmente und da fratello“ darüber zu berichten. Aus einem Schreiben Piccolominis an Schlick hat der Kaiser erfahren, dass die feindliche Kavallerie der Kaiserlichen an Stärke gleich sei – danach muss die kaiserliche Kavallerie aus 5000 Reitern bestehen, was unmöglich ist. Piccolomini muss sich verschrieben haben und die Infanterie gemeint haben.[183]
Am 29.9.1642 schrieb Leopold Wilhelm aus seinem Feldlager bei Friedeberg[184] an Rudolf Graf Colloredo: Vorgestern sei er aus Hirschberg[185] ausgerückt und mit der Absicht, sich weiter gegen Friedland zu wenden, hierher nach Friedeberg zu kommen; sein Marsch habe sich jedoch verzögert, da die Armee auf den Tross warten musste, dessen Großteil wegen plötzlichen starken Nebels nicht weiter konnte; inzwischen aber hatte sich der Feind in Richtung Friedland in Marsch gesetzt. Seine Absichten seien noch nicht bekannt, es sei aber zu befürchten, er könnte seinen Vorsprung nutzen und sich auf Böhmen werfen. Colloredo solle unverzüglich Leitmeritz,[186] Melnik[187] und Brandeis[188] besetzen lassen, um die Schweden an einem Elbe-Übergang zu hindern.[189] Aus seinem Feldlager bei Friedland teilte der Erzherzog Rudolf Graf Colloredo am 30.9. mit, dass er von Friedberg nach Friedland gezogen sei; über die Pläne des Feindes sei noch immer nichts bekannt. Er wiederholte seine Befehle vom 29.9., die Elbe-Übergänge zu befestigen und die Armee mit allem notwendigen Proviant zu versorgen.[190] Am 8.10. wandte sich Leopold Wilhelm aus seinem neuem Feldlager bei Grafenstein[191] an Colloredo: Ohne Zweifel werde ihn der Kaiser von der Absicht des Feindes, in Böhmen einzufallen, und von den notwendigen Gegenmaßnahmen bereits informiert haben; auch werde ihm der kaiserliche Befehl an Enckevort bekannt sein, sich mit den bei Olmütz[192] liegenden böhmischen und oberösterreichischen Truppen nach Böhmen zu wenden, wohin auch die vier in Österreich angeworbenen alten Kompanien kommen sollen, um dort seine, Leopold Wilhelms, Befehle abzuwarten. Jetzt solle das gesamte Kriegsvolk gegen Bunzlau[193] vormarschieren, Colloredo solle es mit Proviant versorgen. Es sei ihm ferner bekannt, dass sich im Königreich Böhmen eine Menge verschiedenster Deserteure herumtreibe; daher sollen Profosse mit einer gewissen Anzahl von Soldaten ausgesandt werden, um dieses Gesindel einzufangen und das Land von ihnen zu säubern. Der Kaiser habe erfahren, dass Königsmarck angeblich mit 1.300 Reitern und 700 Infanteristen bei Saalfeld stehe und mit Torstensson den gemeinsamen Vorstoß nach Böhmen absprechen. An Soye sei der Befehl ergangen, dem Feind sofort nachzusetzen, wenn dieser sich nach Böhmen wenden sollte. Colloredo möge über alle feindlichen Bewegungen Bericht erstatten.[194] Diese unangenehme Aufgabe wurde dann Enckevort übertragen, denn in einem weiteren Schreiben des Erzherzog vom 13.10. an Colloredo hieß es: Er bestätigte den Empfang seines Briefes vom 10.10. In Sachen der Deserteure und des herumvagabundierenden Kriegsgesindels habe er nicht nur Obrist [Jan van der Croon [Corona] angewiesen, sie zurück zur Armee zu führen, sondern den destinierten Profoss mit seinen fünfzig Reitern und Obrist Enckevort den Befehl erteilt, die Deserteure zu fangen. Die von ihm, C., an der Elbe zusammengezogenen Einheiten Henderson, Bourré, Borri und Gonzaga sollen bei Leitmeritz aufgestellt und in ständiger Bereitschaft gehalten werden. Enckevorts abgesessene Reiter sollten bis auf weitere Ordre in Böhmen belassen und mit Nahrungsmitteln versorgt werden. Laut kaiserlichem Befehl sollen die Verhaue in Stand gehalten, die böhmischen Grenzübergänge gesperrt und bewacht werden. Als Beilage sandte er ihm die Kopie eines kaiserlichen Schreibens, in dem er Enckevorts Mitteilung vom 9.10. vom Marsch seiner Armee gegen Mährisch-Trübau[195] bestätigte und ihm einen weiteren Marschbefehl gegen Pardubitz[196] und Turnau[197] erteilte, wo er Leopold Wilhelms weitere Befehle abwarten sollte; alle durchs Land streifende Parteien, die der Bevölkerung ungeheuren Schaden zufügten, seien zusammenzufangen; dasselbe gelte für die übrigen Soldaten, sofern sie sich nicht mit einem von Leopold Wilhelm oder Piccolomini ausgestellten Pass ausweisen könnten.[198]
Am 4.10. informierte Mislík von Hyršov H. Černin aus dem Feldlager bei Zittau:[199] Der Feind sei vier Tage bei Friedland gelegen; auch die kaiserlichen Truppen seien inzwischen an diese Stadt herangerückt und beide Armeen seien einander dort nahe gegenüber gestanden. Am Vormittag sei der Feind nach Zittau abgezogen, wohin ihm die Kaiserlichen folgten. Der Kommandant der kursächsischen Garnison in Zittau, Kirschstein, habe vor den Augen der Kaiserlichen die Stadt dem Feind übergeben; so könne dieser nun das den Sechsstädten[200] und der Oberlausitz Proviant beziehen, während die Kaiserlichen gezwungen seien, bei Zittau zu liegen und auf die Räumung der Stadt zu warten.[201]
Ferdinand III. empörte sich am 14.10. aus Ebersdorf darüber, dass der Kommandant Zittau „so liderlich übergeben hatt; er mueß wol ein geschlechte potentat gewesen sein … mueß gewis correspondenz mit dem feindt gehabt haben“. Die von Leopold Wilhelm erbetenen neuen Regimenter sind bis auf drei, deren Monatssold noch nicht aufgebracht wurde, „schon in marsch begriffen“. Ferdinand ermahnte den Erzherzog „nochmals zum behsten, das sie doch das ausreiten, blindern und rauben verhirten wollen, denn geschihet daß nicht, und die länder werden dardurch ruinirt“.[202]
Am 18.10. ging ein erneutes Schreiben des Erzherzogs aus Grafenstein an Colloredo: Er habe den Befehl erteilt, die unweit von Leitmeritz in Böhmen logierenden Truppen Borri, Bourré, Henderson und Gonzaga so zusammen zu ziehen, dass sie jederzeit schnellstens zur Hauptarmee abberufen werden könnten. Ihre Quartiere werde das vom Feind übel zugerichtete Dragoner-Regiment Gallas beziehen, um sich zu erholen und für den weiteren Einsatz zu rüsten. Es folgte eine Liste der bei Grafenstein liegenden Männer und Offiziere des Dragoner-Regiments Gallas.[203] Zwei Tage später erhielt Colloredo von ihm beim Ausmarsch aus Grafenstein neue Anweisungen: Leopold Wilhelm sei im Besitz von Nachrichten darüber, dass der Gegner an Bautzen[204] vorbei gegen Kamenz[205] ziehen wolle. Colloredo solle daher für die Zusammenziehung nach Tetschen[206] und die Kampfbereitschaft der in Böhmen liegenden Regimenter Borri, Bourré, Henderson und Gonzaga sorgen. Diese Truppen sollten dann von Tetschen entweder zur Armee oder zum Kurfürsten von Sachsen abkommandiert werden.[207]
Am 22.10. bekam Colloredo vom Erzherzog aus dessen Hauptquartier hinter Bautzen neue Befehle: Er erhielt in Kopie die am 21. und 22. in Löbau[208] und hinter Bautzen erteilten Befehle an Enckevort und dessen vier niederösterreichischen alten Kompa- nien, an Graf Zrinski und dessen neu angeworbenes oberösterreichisches und ungarisches Kriegsvolk, an Graf Schlick, Burian Ladislav von Valdštejn und dessen böhmische Infanterie- und Kavallerietruppen und an den Hauptmann des Kreises Königgrätz.[209] (Enckekevort sollte das neu angeworbene böhmische Fußvolk und die Reiterei zur Verteidigung der befestigten Orte in Böhmen und die Rückführung der vagabundierenden Rotten an Burian Ladislav von Valdštejns Oberbefehl übergeben. Enckevort selbst sollte sich mit vier alten niederösterreichischen Kompanien und dem neu angeworbenen oberösterreichischen Kriegsvolk auf weiteren Befehl marschbereit halten. Zrinski und seine ungarische Reiterei sowie Schlick und seine niederösterreichische Truppe sollten sich zur Hauptarmee aufmachen. Valdštejn sollte die alte Garnison des Schlosses Friedland samt dem Kommandanten gegen Leitmeritz oder Tetschen in Marsch setzen, wo sie zur Hauptarmee stoßen werden. Nach Friedland selbst solle er eine 80 Mann zählende Garnison mit tüchtigen Kommandanten aus seinen neu angeworbenen Truppen legen: Ebenso solle er die alte Garnison von Grafenstein samt den Kommandanten mit den Truppen Gonzagas vereinigen. Grafenstein solle mit 140 bis 150 Mann der neu angeworbenen böhmischen Truppen besetzt und 100 Pferde dort gelassen werden. Die von Zittau kommenden Deserteure und Vagabunden sollen zusammengefangen werden. Mit dem übrigen neu angeworbenen böhmischen Volk seien Leitmeritz, Melník und die anderen Orte zu besetzen, die bisher von den Truppen Bourré, Borri, Henderson und Gonzaga gehalten wurden. Die Grenzen sollten mit Reiterei besetzt und 200 Pferde an die Übergänge von Böhmen nach Zittau kommandiert werden, um die feindlichen Streifen aus Zittau nicht durchzulassen. Die Leibgarde des Grafen Vrbno solle er gleich nach ihrer Ankunft in Böhmen zu Obrist Ruebland nach Glatz kommandieren. Sämtliche Salvaguardien und anderes in Böhmen zerstreutes Kriegsvolk, das zur Hauptarmee gehöre, seien unverzüglich zu dieser abzukommandieren und das Land mit Salvaguardien aus eigenen Truppen zu versehen.).[210]
In diesem Oktober ging es in der Korrespondenz zwischen dem Erzherzog und Hatzfeldt um den Abmarsch der hessen-kasselischen und sachsen-weimarischen Truppen, die schwedischen Truppenbewegungen, deren Marsch nach Eilenburg und Leipzig und den Abmarschbefehl an Hatzfeldt.[211]
Lobkowitz dankte Reichshofrat Gebhardt am 25.10. aus Prag für dessen Schreiben vom 15.10. aus Wien. Er selbst sei nun als Kommissär im Landtag beschäftigt. Die Landstände zeigten sich in den gefährlichen Kriegsunternehmungen zwar ohnmächtig, begännen sich aber anzupassen. Der Feind stehe drei Meilen vor Bautzen und wolle weiter vorrücken, sofern ihm Leopold Wilhelm nicht ein Betreten Böhmens verwehre.[212]
„Es war offenkundig, daß die Schweden es ernst meinten. Leipzig mußte daher entsetzt werden. Der Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres, Leopold Wilhelm, ein Bruder Ferdinands III. und deshalb Erzherzog, beriet sich mit seinem Astrologen de Werwe darüber, was die Sterne über die Zukunftsaussichten des schwedischen Heeres zu sagen hatten. Die Aussichten können nicht so glänzend gewesen sein, denn nachdem de Werwe einen kurzen Blick auf sie geworfen hatte, ermunterte er den Erzherzog, eine Schlacht zu wagen. Offenbar war jedoch die Angst des Erzherzogs vor Feldschlachten größer als sein Glaube an die Sterne, denn das kaiserliche Heer näherte sich Leipzig vorsichtig. Das schwedische Heer zog sich daraufhin zurück, in großer Hast und in einer gewissen Unordnung. Gestärkt im Geist ließ Leopold Wilhelm das kaiserliche Heer folgen. Als seine Soldaten am Abend des 22. Oktober [1. November; BW] auf den Feldern vor Leipzig ihre Zelte aufschlugen, waren sie davon überzeugt, daß sie einen angeschlagenen und auf dem Rückzug befindlichen Gegner verfolgten. Ein kleines Stück weiter entfernt lag ein Dorf, dessen Namen einige von ihnen wiedererkannt haben müssen: Breitenfeld. Das war elf Jahre her.
Früh am nächsten Morgen, dem 23. Okober [2.11.; BW], drangen sie weiter vor über die wellige Ebene. Als die Truppenkolonnen gegen 7 Uhr auf einen niedrigen Höhenzug gelangten, machten sie überrascht halt. Sie sahen plötzlich die gesamte schwedische Armee, die bis dahin in einer weitläufigen Senke verborgen gewesen war, in voller Schlachtordnung aufgestellt: Flaggen, Rufe, Farben, Trommelwirbel: ein Anblick, ebenso majestätisch wie erschreckend, ebenso schön wie furchtbar. Die Schweden kamen direkt auf sie zu.
Der Rückzug am Vortag war eine Kriegslist Torstenssons, mit der er die Kaiserlichen dazu verleiten wollte, näher heranzukommen. Sobald die Dunkelheit angebrochen war, hatten die schwedischen Truppen halt und kehrt gemacht und sich in Schlachtordnung aufgestellt. Und so standen sie die ganze Nacht hindurch auf den schlammigen Feldern; nur wenige Feuer waren in der Herbstkälte angezündet, um die Position der Armee nicht zu verraten, während die nächtlichen Geräusche der nichtsahnenden kaiserlichen Truppen mit dem Nachtwind zu ihnen hergetragen wurden. Noch vor Anbruch der Morgendämmerung konnten die schwedischen Soldaten hören, wie ihre Gegner aufbrachen. Ein Beteiligter berichtet: Es war Befehl gegeben, daß jeder entschlossen und bereit sein sollte, am nächsten Tag zu kämpfen. Vor der Morgendämmerung wurde in allen Regimentern Andacht gehalten, und Gott der Allmächtige wurde angerufen, uns victoria zu verleihen. Bei Tagesanbruch wurde sogleich reveille, vocetere und Marsch befohlen und der Feldruf »Hilf Jesu dem Heer« ausgegeben, worauf die ganze schwedische Armee sich in voller Schlachtordnung in Bewegung setzte.
Die kaiserlichen Soldaten ihrerseits waren nicht auf Kampf vorbereitet. An die Infanteristen war keine Munition ausgeteilt worden, und die Reiterei hatte ihre Pistolen nicht bekommen, die noch auf den Troßwagen lagen. Sie bekamen jedoch einen kurzen Aufschub, bevor die Schweden über ihnen waren, denn die Kaiserlichen hatten sich ein wenig zur Linken der schwedischen Linie offenbart, die nun ein Stück nach dort verschoben werden mußte, bevor der Angriff beginnen konnte. Leopold Wilhelm galoppierte zwischen den Gliedern von Kriegern und Pferden umher, die in größter Hast von Kolonne auf Linie umschwenkten, und ermahnte seine Leute, ihre Pflicht zu tun und tapfer zu kämpfen. Die kaiserliche Artillerie wurde schnell an die Front gerollt. Der Erzherzog hoffte, daß sie die Schweden würde aufhalten können, während seine Truppen sich in Schlachtordnung formierten.
Die kaiserlichen Kanoniere taten etwas Ungewöhnliches. Sie luden ihre Geschütze mit Kettenkugeln. Dieses eigenartige Projektil bestand aus zwei Halbkugeln, die mit einer Kette verbunden waren. Dieser Typ von Kugeln wurde meistens auf See verwendet, um Segel und Takelage zu zerschießen, und hatte schlechte ballistische Eigenschaften. Aber wenn es gelang, mit ihnen zu treffen, konnte die Wirkung grauenvoll sein; die Kette spannte sich und bildete auf diese Weise ein einziges wirbelndes Riesenprojektil.
Diese grotesken Höllenmaschinen kamen nun mit einem Heulen über die Felder geschwirrt und hackten sich durch die aufrechtstehenden Glieder von Pferden und Mannschaften. Eine Kettenkugel schlug direkt in die schwedische Generalität ein. Das Geschoß peitschte durch den Schoßteil von Torstenssons Pelz, tötete sich Pferd, ging durch zwei weitere Pferde hindurch, die zerrissen zusammenbrachen, riß einen Kanzlisten namens Martin Qvast zu Boden und trennte den Assistenzrat Lars Grubbe in der Mitte durch. Einer von denen, deren Pferd die Kettenkugel zerrissen hatte, und der nun blutüberströmt zu Boden taumelte, war ein 19jähriger Jüngling, ein wenig untersetzt, mit vorgeschobener Unterlippe, sinnlichem Mund und langem, schwarzem Haar, das sein Gesicht umrahmte. Sein Name war Karl Gustav, und er war der Sohn von Karls IX. Tochter Katharina und also Vetter von Königin Christina. Er befand sich seit einigen Monaten beim schwedischen Heer, um das Kriegshandwerk von Grund auf zu erlernen. Sein Vater hatte sich der Idee widersetzt, aber der hitzige junge Mann hatte insistiert: »Ich bekenne, daß Gott mir von Natur aus eine lebhafte Begierde gegeben, mein Glück durch das Schwert zu suchen, gleichwie ich auch heiß wünsche, es zu suchen, bis ich es finde«. Dies war seine erste Schlacht, aber es sollten mehr werden, denn er wurde, als seine Zeit kam, König Karl X. Gustav von Schweden.
Die schwedischen Linien rückten trotz allem vor, durch das Chaos von Schreien, Eingeweiden und Körpersäften und Teilen von Fingern und Zähnen und Schenkeln. Es war eine ganz normale Schlacht im 17. Jahrhundert.
Der grellbunte, schwankende Wald von schwedischen Fahnen und Standarten kam dem wirbelnden Rauch immer näher. Schließlich prallten die Heere aufeinander. Die äußere Form war klassisch: zwei parallele Linien, die aufeinander prallen, bis die eine Seite weicht. Keine Finessen, keine Tricks oder smarten Pläne, nur ein unablässiges Morden aus kürzester Distanz, denn, wie der Historiker und Kriegsveteran Julius Mankell geschrieben hat, »nachdem die beiden Heere einmal zusammengestoßen waren, entbrannte der Kampf wie ein Feuerwerk, an dessen Richtung, nachdem es einmal angezündet war, wenig geändert werden konnte«.
Der rechte Flügel der schwedischen Reiterei warf sich auf sein kaiserliches Gegenüber. Die kaiserlichen Reiter waren wie gesagt nicht kampfbereit und nicht einmal ordentlich aufgestellt, bevor die Sturzwelle von Pferdehufen über sie hereinbrach. Mehrere Regimenter warteten den Angriff nicht einmal ab, sondern brachen auseinander und verschwanden in Panik ohne einen Degenhieb nach hinten. Das Kavalleriegefecht war, wie schon so oft, ein Anstürmen gegen eine Mauer, schon der erste Stoß ließ einige Ziegelsteine herausfallen; dann nahmen die schwedischen Reiter einen neuen Anlauf, ordneten ihre Reihen und warfen sich wieder nach vorn; nun bekam die Mauer noch mehr Risse; immer mehr kaiserliche Schwadronen strömten in Auflösung über die herbstlich nassen Felder davon; dann eine Pause und danach ein letzter Ansturm: jetzt brach der kaiserliche Reiterflügel auf dieser Seite zusammen. (Viele Offiziere waren zu diesem Zeitpunkt von speziell eingeteilten Gruppen schwedischer Musketiere niedergeschossen worden, die der eigenen Reiterei Feuerschutz gaben.) Es half nichts, daß Leopold Wilhelm selbst in dieser brüllenden Brandung von Schrecken und Entsetzen umherritt und bat, fluchte und mit seinem Degen fuchtelte. Die Panik war nicht einzudämmen.
Auf der anderen Seite des Schlachtfeldes hatte der linke schwedische Kavallerieflügel nicht den gleichen Erfolg gehabt. Die kaiserliche Reiterei war hier stärker, und der erste Angriff prallte ab. (Dort wurde unter anderem der Befehlshaber des Flügels, Erik Slang, der einarmige Offizier, der Beraun[213] geplündert und später in Neunburg dazu aufgefordert hatte, Steine zu werfen, von einem Pistolenschuß tödlich getroffen.) Unter dem bewölkten Herbsthimmel blieben die beiden Linien erstarrt voreinander stehen.
In der Mitte begegnete sich das Fußvolk beider Seiten. Anfänglich blieb die schwedische Linie stehen, 75-80 Meter von dem scheppernden Gewimmel der feindlichen Piken, Harnische und Musketenmündungen. Hier, in dem rasch dichter werdenden Pulverrauch, kam es zu einem schaurigen Schußwechsel; beide Seiten sprühten Geschosse aus Musketen und Kanonen aufeinander. Auf diese lächerlich kurze Distanz war es schwer, nicht irgend jemanden oder irgend etwas zu treffen in den kompakten, stillstehenden Massen, die durch die Löcher in dem weißen Rauchvorhang zu sehen waren. Menschen fielen die ganze Zeit, allein und in zappelnden Gruppen, von Bündeln heulenden Traubenhagels umgefegt. Die Feldherren fürchteten solche Situationen, in denen die Infanterie in ein langwieriges, blutiges und ergebnisloses Feuergefecht verbissen war. Schließlich war die Munition verschossen – ein Musketier nahm nur zwischen 20 und 30 Schuß Munition mit in den Kampf – , und das pulverrauchgeschwärzte Fußvolk beider Seiten stürzte vorwärts und traf in einem stahlklirrenden Handgemenge aufeinander. Nach einem wechselvollen Nahkampf, bei dem beide Seiten abwechselnd Boden gewannen, wurde das kaiserliche Fußvolk schließlich einige hundert Meter zurückgedrängt in einen kleinen Fichtenwald mit Namen Linkelwald. Dort zwischen den Büschen am Waldrand konnten die Kaiserlichen ihre aufgelösten Linien neu ordnen. Die erschöpfte schwedische Infanterie hielt sich zunächst zurück. Sie begnügte sich damit, ihre Gegner mit Traubenhagel[214] aus den eigenen wie aus eroberten Kanonen zu beschießen.
Währenddessen hatte auch der linke schwedische Kavallerieflügel Erfolg, und der größte Teil der kaiserlichen Reiterei löste sich auf; ein Teil warf die Waffen fort und ergab sich auf Gnade oder Ungnade, die meisten verschwanden spornstreichs, verfolgt von unregelmäßigen Wellen schwedischer Reiterei. Die Verwirrung war nun total. Pferde und Reiter jagten in alle Richtungen durch den stinken Rauch. Weder Torstensson noch dem Erzherzog gelang es, ein paar Schwadronen zu sammeln, um sie in dem chaotischen Infanteriegefecht in der Mitte einzusetzen. Beide waren gleich hilflos. Einer der höchsten Befehlshaber der kaiserlichen Seite, Webel, wurde zweimal hintereinander gefangengenommen und wieder befreit. Der Erzherzog selbst sah sich in dem Rauch plötzlich Auge in Auge einem schwedischen Dragoner gegenüber, der seine Pistole hob und abdrückte. Sie versagte. Leopold Wilhelm konnte im Gewimmel entkommen. – – Nach anderen Aussagen soll Leopold Wilhelm einen Schuss in die Schulter erhalten haben.[215] – –
Ein erneuter Angriff des schwedischen Fußvolks ließ die blutbefleckten kaiserlichen Infanteristen im Linkelwald zurückweichen, aber im geschlossenen Glied und in guter Ordnung. Als sie den kleinen Wald durchquert hatten und wieder auf die naßkalte Ebene hinauskamen, begegnete ihnen schwedische Reiterei, die hauend und schießend auf sie eindrang; gleichzeitig folgte schwedisches Fußvolk hinter ihnen durch den Wald. Sie waren gefangen. Sie hatten lange genug gekämpft. Nun warfen sie ihre Musketen fort und gaben auf.
Es war ein vollständiger schwedischer Sieg. Nach nur dreistündigem Kampf war die Reiterei der kaiserlichen Armee dezimiert und in alle Winde zerstreut, ihr Fußvolk entweder abgeschlachtet oder gefangengenommen, ihre gesamte Artillerie – 46 Kanonen und 40 Munitionswagen – mitsamt dem ganzen Troß erobert, dazu die Kriegskasse und die eigene rote Kutsche des Erzherzogs, seine geheime Kanzlei, sein Hofstaat und seine kleine Musikkapelle. Die Schweden steckten wie üblich die meisten Kriegsgefangenen in ihre eigenen Verbände und zählten zufrieden ihre Beute; nur die Hofdiener und das Orchester sandte Torstensson mit einer eleganten Geste zu ihrem Herren nach Prag zurück“.[216]
Weiter heißt es im „Theatrum Europaeum“: „Ein Käys. Parthey von 4. oder 5000. Pferdten hatte für 8. oder 10. Tagen / 4. Meilen von Görlitz / vnderhalb Soraw[217] / im Flecken Freywald[218] / etlich Schwedisches Volck / vnd Pagage / überfallen / vnd stattliche Beuten / von viel tausend Reichsthaler werth bekommen. Vnter solchen Manubiis ist auch vornehmes Frawenzimmer / vnter andern / deß jungen Graffen von Thurn / welcher letztlich vor Gießberg[219] blieben / hinderlassene Wittib / nebenst andern gefangen / vnd zusampt der Beut / durch Görlitz / vnd Liebenthal[220] / weiters nach der Käyserl. Armee fortgebracht worden. Diese Käiserl. Parthey soll auch bey solchem Einfall / deß Ertz-Hertzogs Hochfürstl. Durchlaucht bey jüngstem Leipziger Treffen / verlohrnen Altar- vnd Kirchen-Ornat wieder erobert / vnd überkommen haben.“.[221]
Der Erzgebirgschronist Lehmann überliefert: „Endlich haben Sie sich genötiget nach Böhmen retteriren mußen, also daß der Ertzhertzog auf Dippoldiswalde[222] und ferner durch den Pas ubers gebirg in Bohmen geeilet, der General Piccolomini seine Flucht nach den Ober-Ertzgebirge durch den Presnitzer Pas[223] in Böhmen genommen; sein erstes Nachtlager hatte er zue Penig[224] in Gasthof zum Pirnbaum, drinnen er wenig geßen, kaum 2 stunden geruhet, immer den kopf gehenget und vor Wehemut seufzend gesagt: ‚Verzeihe Euchs Gott, Ertzhertzog, daß ihr habt schlagen wollen !’ „[225]
„Am 7. Oktober[226] brach Torstensohn von Zittau[227] auf und erreichte am 14. das rechte Elbufer bei Torgau.[228] Hier ging er am 15. über den Strom, ‚die Infanterie und Artillerie mit Fähren vñ Karren’. Auf dem linken Ufer traf er Königsmarck, doch machte sich der Mangel an Lebensmitteln ‚in diesem öden Lande’ sehr fühlbar; da ihnen die Kaiserlichen bereits auf den Fersen waren, galt es vor allem, sich Leipzigs schnell zu bemächtigen, um nicht zwischen zwei Feuer zu geraten, und namentlich, um sich mit Vorräten zu versehen.
Königsmark hatte schon am 24. März 1640 Leipzig einen kurzen Besuch abgestattet. Damals war aber nur das Vorwerk Pfaffendorf (jetzt Zoologischer Garten) in seine Hände gefallen. Die Schweden hatten ‚daselbsten alles vnaußgeschroschene Getreyde verfüttert, Thore, thüren, vndt ander Holtzwerck benebenst etzlichen vnaußgedroschenen Korn verbrant, Viell Schweine niedergestochen vnd mit sich genommen, vndt so einen mercklichen großen schade gethan’. Diesmal ging es um mehr.
Den Befehl in Leipzig führte als Statthalter der Generalkriegskommissar [Joachim; BW] von Schleinitz, über dessen Persönlichkeit an anderer Stelle zu sprechen sein wird; unter ihm standen nur zwei Fahnen zu Roß (abzüglich 96 Mann auswärtige Besatzung) und 3 Fahnen zu Fuß: Alles in allem kaum mehr als 400 Mann Soldaten. Dazu kamen 300 geworbene Handwerksburschen, etwa ebensoviel Bürgerdefensioner und eine geringe Schar Lehnsreiterei unter dem Herrn von Dieskau. Schließlich gelang es noch im letzten Augenblicke 30 Reiter von Goldacker zu Roß einzunehmen, so daß die Gesamtbesatzung nicht über 1100 Mann, davon über 600 Miliz, betrug. Auf der Burg befehligte, wie schon 1633 und 1637 Christoph von Drandorff [Trandorf; BW], der etwa 30 Mann zur Verfügung hatte. Die Schweden dagegen waren 16/18000 Mann stark: 10/12000 Fußknechte und 6000 Pferde.
In Eilmärschen rückte Torstensohn heran. Am 14. erreichte er Eilenburg,[229] am 17. sah man gegen 2 Uhr 2 Uhr nachmittags sein Heer über Breitenfeld heranziehen. Die nächsten Tage verwandten die Schweden darauf, Geschützstände zu erreichten, besonders ‚bey Bosens Forwerge’ in der Grimmaischen Vorstadt. Am 20. Oktober vormittags traten die Batterien in Wirksamkeit. Ein wohlgezielter Kugelregen ging über der Stadt nieder. Beim Paulinerkolleg (heute Augusteum der Universität) ward sofort Bresche geschossen. ‚Des Becks hauß in der Niclasstraße’ (Ritterstraße) ward von einer Bombe ‚auf die Helffte’ zerschmettert und begrub fünf Menschen unter sich. Um 10 Uhr morgens geriet die ‚Große Feuerkugel’ auf dem Neumarkte in Brand. Auch wurde der Hauptmann Kitzscher von Grubbach zu Fuß auf der Petersbastei erschossen, ‚in dem er etliche Leuthe so von der Pastey zur Stadt vber eine Brücke ohne Blendung gegangen, gewarnet’.
Das wütende Stückfeuer hatte aber nur die Einleitung zum Hauptsturm gebildet. Nach ein Uhr erschienen plötzlich die schwedischen Sturmmassen und versuchten, in die Bresche am Paulinerkollege einzudringen. Der Sturm wäre wohl auch gelungen, wenn die Leute ‚gegebener Ordre recht gefolgt / nicht an einem vnrechten Ohrt angegangen / vnd die Leitern wie befohlen worden / mit sich in den Graben genommen’ hätten. So fehlte es an Leitern, und der Sturm ward abgeschlagen. Dabei fiel der Major im Leibregimente: Baner, 2 Hauptleute, 1 Leutnant, 2 Fähnriche und 44 Mann. Wie das ganze erste Belagerungsunternehmen, so hatte auch der Sturm etwas übereiltes an sich und mißlang daher. Torstensohn mußte also darauf verzichten, Leipzig als Rückhalt seiner Unternehmungen gegen die Kaiserlichen zu wählen, und verhielt sich daher am 21. ruhig.
Generalmajor Schlange [Slange; BW] stieß an diesem Tage gegen die Mulde vor, um die feindlichen Truppen zu beobachten. Als er aber den Grafen Buchheimb [Hans Christoph III. v. Puchheim; BW] mit dem linken Flügel der Kaiserlichen ‚nebst denen Vngarn vnd Croaten’ ‚bey einem Dorff Mügeln[230] an einẽ Paß stehend’ fand, ging er nach einigen kleinen Vorpostengefechten auf Leipzig zurück. Im Laufe des 21. schob sich dann das kaiserliche Heer derart vor, daß es zwischen Grimma[231] und Wurzen[232] zu stehen kam.
Jetzt mußte Torstensohn für seinen Rücken bangen. Am 22. Oktober hob er die Belagerung auf, zog mittags gegen ein Uhr in der Richtung auf Seehausen[233] ab. Es war auch die höchste Zeit gewesen, denn schon eine Stunde später langte der kaiserliche Vortrab in Leipzig an und meldete den nahen ‚succurs’. Die Kaiserlichen versuchten sogar Carl Gustav Wrangel, der mit seiner Brigade zuletzt in der Vorstadt gewesen war / ’von der übrigen Armee abzusondern / welcher sich doch vor des Feindes Augen mit dem Vortrab ohne Schaden conjungirte’.
Dieser Angriff erfolgte, als die Schweden ‚einen Paß’ überschritten hatten, also wohl am Partheübergang bei Mockau.[234] Nun rückte Torstensohn ‚eine Meileweges zurück ins flache Feld’, machte dann eine Schwenkung um den linken Flügel und marschierte so auf, daß er ‚die Stadt Leipzig vor sich gelassen / do dann dero Feind selben Tages nicht zu folgen vermochte’, d. h. er stellte sich südlich Podelwitz[235] so auf, daß seine ‚bataglia’ mit der Kunststraße Podelwitz-Wiederitzsch[236] einen rechten Winkel bildete. Mit großer Genugtuung sahen die Kaiserlichen, es ‚fieng der Feind an mit behändigkeit von der Stadt zu weichen’. So rückten sie bis Seehausen vor und nahmen ‚in dem Dorff Seehausen’ enge Quartiere. Diese Wendung der Kaiserlichen geschah erst nach Einbruch der Dunkelheit und in der Nacht, denn Torstensohn berichtet, sie seien ‚wie ich die Nacht vber gestanden / vff die lincke Hand (von Torstensohn aus) gezogen / in Meinung / dz ich noch weiter weichen / vñ jnn den Rücken geben[237] würde’.
Daß Torstensohn ursprünglich nach Merseburg[238] und Halle[239] gehen und dort die Franzosen erwarten wollte, und ‚in verendem March aber’ seinen Plan änderte und zu schlagen beschloß, in der Erkenntnis, ‚der Sieg käme doch einig und allein von Gott dem Herrn / dessen Ehre er suchte / der könnte jhme so wol an diesem als an einem andern Orte helfen’, klingt recht unglaublich. Viel sicherer scheint die Erklärung: Torstensohn wollte von Anfang an schlagen, zog aber von Leipzig ab und in das freie Land, um sich den Rücken freizuhalten. Dort hatte er vor allem die unbehinderte Wahl des Kampfplatzes, war nicht durch irgendwelche Geländeschwierigkeiten eingeengt, und nicht zuletzt mag ihn der Umstand veranlaßt haben, gerade ‚am breitten Feld’ zu schlagen, daß dort vor 11 Jahren sein königlicher Herr und Lehrmeister seinen glänzendsten Sieg erfochten hatte.
Dies Schlachtfeld mußte auch dem gemeinen Manne eine erhöhte Begeisterung und Siegeszuversicht einflößen und ihn anspornen, es seinen Kameraden von damals gleichzutun. Im kaiserlichen Lager scheint man allerdings geglaubt zu haben, Torstensohn wolle um jeden Preis einer Schlacht ausweichen. Und wenn Torstensohn tatsächlich abzog, – was auch nicht sehr glaubhaft klingt – , ‚damit er (der feind) sich vmb so viel mehr einbilden möchte / ob stünde man auff dieser (Torstensohns) Seiten gegen jhme in Forchten’, so erreichte er, was er wollte, denn in Seehausen glaubte alles fest ‚daß der Feindt fortlauffe’.
Am 23. früh gingen die Kaiserlichen mit mehr Siegesgewißheit in den Kampf, als ihrer Sache gut war. Torstensohn hielt sich die ganze Nacht kampfbereit und war ‚gantz still ohne Fewer anzumachen / mit gesattelter vnd gantz allerter[240] Reuterey’ biß Sontags den 23. Octob. deß Morgens dann ‚Losung zu der Betstunde gegeben’. Die Kroaten aber zeigten sich bereits, ehe ‚die betstunde vollendet’.
Das frühzeitige Auftauchen der leichten feindlichen Reiter benachrichtigte Torstensohn rechtzeitig, daß man drüben schon näher an die Stellung der Schweden heran war, als Torstensohn gedacht hatte. Überdies zeigte sich bald genug, daß die Kaiserlichen im rechten Winkel zur schwedischen Schlachtreihe standen, so daß Torstensohn gezwungen war, eine Viertelschwenkung um seinen linken Flügel auszuführen, wenn anders er nicht gewärtig sein, von den Kaiserlichen in der Flanke gefaßt zu werden.
Früh sieben Uhr sollen dann die Kaiserlichen ‚ganz ankommen’ sein. Das ist zweifellos der Augenblick, wo die Schweden die volle Schlachtreihe ihrer Feinde erblickten. Diese war noch im Dunkeln aus Seehausen ‚in bataglia’ aufgebrochen und geradeaus nach Nordwesten gezogen, wobei sie den Knietzschkebach zur Linken ließ. Als Richtungspunkt für den linken Flügel scheint man dabei das ‚Trinckische Wäldlein’ genommen zu haben, das schon 1631 von Beutung gewesen war.
Der Umfang des Holzes muß damals bedeutender als heute gewesen sein, immerhin war es noch nicht so umfänglich, daß die kaiserlichen Feldherren ihm irgendwelche Beachtung schenkten, was sie bitter bereuen sollten. ‚So bald man also marchirende vber ein Wäldtlein kommen’, d. h. es also schon im Rücken hatte, sah man die Schweden anrücken. Da die Sonne am 23. Oktober (nach heutiger Rechnung war es der 3. November) 706 Uhr aufgeht, konnte man den Feind auch nicht viel eher ‚sehen’, wodurch wir eine Bestätigung der ersten Angabe erhalten, daß sich beide Heere etwa um 7 Uhr zu Gesichte kamen. In den Reihen der Kaiserlichen herrschte große Siegeszuversicht, denn man wußte sich erheblich überlegen, hatte man doch 54 Schwadronen = 5400 Pferde und 12 Regimenter zu Fuß = 16000 Mann, also etwa 21/22000 Mann, dabei war das starke Fußvolk ‚eytel alte gute Knechte’. […]
Im ganzen umfaßte demnach der rechte kaiserliche Flügel rund 23 Schwadronen und enthielt die eigentliche Garde zu Roß: die alten Regimenter Piccolomini und Montecuccoli. Dem rechten Flügel sollte also offenbar die Hauptaufgabe zufallen, wie dies ja damals fast immer üblich war.
Das Mitteltreffen enthielt, nach dem Vorbilde der alten Stoßschlachthaufen, das gesamte Fußvolk.
In dem Mitteltreffen ist der alte spanische Viereckshaufen fast ganz aufgelöst. Nur die beiden mittelsten Doppelregimenter erinnern an die reine Massenanhäufung. Offenbar hatte man auf kaiserlicher Seite eingesehen, daß der leichtbeweglichen schwedischen Aufstellung mit den alten Kriegsmaßnahmen doch nicht beizukommen war. Die Reiterei hinter der Fußvolkstellung war in dem Umfange nicht vorgesehen gewesen. Leibregiment zu Roß und Piccolomini-Leibschwadron hatten allerdings die Stabswacht bilden sollen. Die beiden sächsischen Schwadronen von Schleinitz zu Roß aber waren erst eingetroffen, als die Schlachtordnung schon fertig entworfen war. Um nun nicht alles umzuwerfen, stellte man diese Abteilung zur freien
Verfügung des Oberbefehls dicht neben die Stabswacht. Die drei ganz rückwärts aufgestellten Schwadronen (2 von Dufour [Johann Jakob Des Fours; BW], 1 von Columba [Colombo; BW]) hatten wohl in erster Linie das Gepäck zu decken und die Aufgabe der heutigen Feldschutzleute; nämlich etwaige Drückeberger nach vorn zu schieben.
Im ganzen besaß der linke Flügel 3 Schwadronen weniger als der rechte. Ein weiterer Nachteil war es, daß sich seine Linie 1 außer den Regimentern Gonzaga und Buchheimb aus einer Anzahl kleinerer Einzelverbände zusammensetzte, was die Geschlossenheit natürlich nicht erhöhte. In diesen beiden Umständen ist wohl auch der Grund zu suchen, weswegen dieser Flügel so rasch und gründlich zusammenbrach. Den Befehl über den linken Flügel führte, wie schon erwähnt, Graf Buchheimb. […]
Auffällig an dem schwedischen Mitteltreffen ist seine tiefe Gliederung, während das Kaiserliche mehr breit gegliedert war.
An der Gliederung des linken schwedischen Flügels fällt die Schwäche seines zweiten Treffens auf. Vermutlich setzte Torstensohn hier alle irgendwie verfügbaren Kräfte in das erste Treffen ein, weil er sonst eine Übermacht des starken rechten Flügels, vielleicht sogar eine Umklammerung fürchtete. Immerhin war diese breitgezogene, dünne Reihe ein Wagnis, das auch um ein Haar schlimm für die Schweden ausgeschlagen wäre. […]
In vorgezeigter Ordnung begegneten sich also um 7 Uhr die Feinde. Den Gang des ersten Kampfteiles lassen wir am beten Piccolomini selbst erzählen.
‚Unterdessen der Feind sonderlich mit der Cavalleria von rechten Flügel auff vnseren deß Lincken zu avanciren fortgesetzt / in ein Dorff auff selbiger seithen gelegen / (Wiederitzsch) von welchen er auff vns zu dringen vber einen Paß (Rietzschkeübergang) vnd Höhe (Höhe 123, 6 südlich des Birkholzes = Trinckisches Wäldchen) zu marchiren hatte / was von Infanterie gelegt / allwo von den vnserigen die occasion den Feind in solchem Vortel vorzukommen / vnd die verhoffte Oberhand zuerhalten vbersehen worden / vnd also auff vnsere gleicher gestalt anziehende zusetzen nicht gefeuert (gefeiert = verabsäumt) / denn zwar von etlichen Squadronen dapffer gegenwehr gethan / der mehrere theil aber die Rücken gewendet / in Disordre davon lauffende / vnd ob zwar zwey oder drey Squadronen von der Reserve / welche die fordere zu secundiren hatte / jhr davor gethan / so nahmen doch die andere auch die flucht / vngeachtet Ihr Ertzfürstl. Durchlaucht jhnen nachschicketen / selbst in Person vor den Regimentern sich setzeten / vnnd die Officirer / mit ermahnung / bitten / straffen / vnd auch schlagen trieben / so hat es doch die präsentz Hochheit vnd Exempel eines so grossen Potentaten ausser etlicher sehr wenigen zurück nicht bringen können’.
Der Verlauf des Flankenangriffes war also: es war Torstensohn nicht entgangen, daß die Kaiserlichen ihre linke Flanke vernachlässigt und den Ritzschkeübergang sowie das Dorf Klein-Wiederitzsch nicht besetzt hatten. Er warf also Fußvolk hinein (‚was von der Infanterie geleget’). Von dieser gedeckt ritt Generalmajor Wittenberg mit der ersten Reiterreihe an und dam dem kaiserlichen linken Flügel in die offene linke Flanke.
Wie es dabei auf kaiserlicher Seite zuging, berichtet der sächsische Oberst Kurt Reinecke von Callenberg in seiner ‚Verantwortung’ vom 29. November 1642. Darnach war gleich zu Beginn der Schlacht auf kaiserlicher Seite manches nicht in Ordnung. Der Erzherzog forderte erst alle Regimentskommandeure zu sich, dann kam plötzlich der Gegenbefehl: sie sollten bei ihren Verbänden bleiben. Nun ritten der Generaladjutant Fuchs, Oberst Gall, und endlich auch der Erzherzog ‚selbsten mit entblösten Degen’ die Regimenter ab. Das sah sehr schön und kriegerisch aus, ‚wie aber Ein Esquadron den anderen secundiren sollen ist /: vielleicht wegen kürze der Zeit nicht befohlen worden’. Zudem hatte man ‚vorhergehendes tages die Battaglia geendert’, so daß man erst recht nichts Genaues über die gegenseitigen Hilfs- und Vereinigungsbewegungen wußte. Der Unterschied zwischen der Callenbergischen ‚Battaglia’ und der im Theatrum Europaeum dürfte wohl auch darauf zurückzuführen sein, daß das Theatrum Europaeum eben die alte, erst im letzten Augenblicke dann geänderte aufnahm.
Ein weiterer Fehler war bei dem Aufmarsche insofern begangen worden, als man die Abstände der beiden Treffen nicht innegehalten hatte. So war daß zweite Treffen dem ersten ‚so nahende (daß) alß die Avantguarde getroffen ward vnd sich gewendet / Sie gantz baldt bey vnß gewesen’.
Die Schweden überrannten nämlich gleich beim ersten Angriffe, – obschon sie den Rietzschkebach überschreiten mußten, was für Regimenter zu Roß leicht gefährlich werden konnte – , die äußerste linke Schwadron der Kaiserlichen (Pompeio). Hans Georg von Madlung riß nun sofort aus, das ganze erste Reitertreffen schloß sich an und prasselte gegen das eigene zweite Treffen. Zunächst versuchten Oberst Gall und Callenberg auch, es aufzuhalten. Als sie aber sahen, daß ihre eigenen Schwadronen dabei in Gefahr kamen, umgerannt zu werden, gingen sie selbst zum Angriff über, um so die Flüchtigen mit nach vorwärts zu reißen.
Callenberg warf zunächst eine überlegene feindliche Schwadron, wurde dann aber von vier anderen schwedischen in der Flanke gefaßt und ging ‚mit etwas weniger, aber nicht achtender Zerrüttung auff ein 100 Schritt zurück’. Seine zweite Schwadron geriet nach links von ihm ab, ward aber von Oberst Gall noch zweimal zum Angriffe geführt. Nachdem sich Callenbergs Schwadron neu geordnet hatte, ritt sie wieder an, überflügelte auch von rechts schwedische Schwadronen ‚so Rothe Standarten geführet’, doch ward sie wieder in der Flanke gefaßt, so daß sie ‚viel Officirer vnd Reutter todt vnd gefangen im stich laßen müßen’ und ‚über hundert Schritt’ zurückwich.
Trotz allem hatte Callenberg seine Truppe noch in der Hand und vereinigte sich mit ‚etzlichen Gallischen Standarten, zwei von Warlowsky, ‚vnd den Obristen Leutenant von Jungk Heister’, – der Oberst Heister war bereits beim ersten Angriffe gefallen, als er vergeblich seine Leute zu halten versuchte – ‚welcher veber seine Reutter geclaget’, (weil sie ohne Widerstand davongegangen waren). Im ganzen hatte Callenberg ‚kaum noch in 50 Pferde’. Die ganze bunte Gesellschaft ritt darauf, von Oberst Gall geführt, nochmals an, überflügelte den Feind wiederum nach rechts, erhielt aber selbst von zwei schwedischen Squadronen Flankenfeuer. Damit brach der Angriff in sich zusammen. Der Kaiserlichen und Sachsen verloren viele Leute und ‚2 Standarten’. Doch, so berichtet Callenberg ‚habe ich mich herausgeschlagen und 25 biß 30 Pff. bey mir behalten’. Fünf schwedische Schwadronen haben sie ‚biß fast an daß Dorff, Jedoch dasselbe vf der Rechten handt laßende, da wir deß Nachts gestanden, (also Seehausen) geiaget’.
Dort traf Callenberg den Rittmeister seiner zweiten Schwadron, der ihm berichtete ,daß solche auch dreymahl getroffen’ (d. h. angeritten) ‚vnd dadurch gäntzlich ruiniret vnd von einander gebracht wordenn auch 2 Standarten nebenst den Cornetten verlohren. Zwar hatte sie dem Feinde selbst zwei abgenommen ‚aber nur eine darvon bracht’. Um die andere hatten sich die Sachsen selbst gestritten ‚die weiln von der andern daß Strohzeichen sobaldt nicht zu bringen gewesen (d. h. das Abzeichen der Schweden, die Kaiserlichen trugen weiße Binden am Arm. Wahrscheinlich hatten als die Reiter in der Hitze des Gefechtes ihren eigenen Kameraden, der die Standarte erobert hatte, für einen schwedischen Kornett gehalten), doch ein Wachtmeister hatte ‚daß Kröhnell mit gelb vnd blaven quasten darvon abgebrochen vnd behalten’.
In Seehausen traf fast alles zusammen, was den letzten Angriff mitgeritten hatte: einige Gallische Standarten, die zwei von Warlowsky ‚deren auch etzl. in voller verfolgung zu mir kommen’, sowie der Oberst Seduari [Fetuari; BW] (dessen Regimentsgehörigkeit nicht zu ermitteln ist). Daß schließlich alles wieder in dem Dorfe zusammenkam, beweist, daß dieser letzte Angriff gleich zu Beginn scheiterte und daß die Kaiserlichen sofort flohen, als sie Callenbergs Schwadron umringt sahen.
Callenberg, der Obristleutnant von Jung-Heister und Warlowsky wurden sich nun einig, daß der linke kaiserliche Flügel nicht mehr zu retten war. Daher beschlossen sie, auf den rechten Flügel zu reiten ‚[v]nnd daselbst vollents alß ehrliche Leute vnser Leben auffsetzen’. Als sie sich aber dem Flügel auf etwa 300 Schritte genähert hatten, sahen sie, daß dieser bereits ‚gegen Delitzsch’[241] durchging. Darauff ritt die Gruppe ‚in die 30 Pff. starck’ auch ab und zwar nach Taucha[242] zu. Es war nicht zuviel gesagt, wenn Callenberg erklärte: ‚mit Gott wohlgefälliger wahrheit kann ich meinen untergebenen Officirern vnd Reuttern daß Zeugnüß geben, daß sie treulich bey mir gehalten vnd gefochten auch nicht eher, alß oberzehlt den Plazs der Schlacht verlaßen’.
Von seinen Leuten waren 3 Rittmeister und 2 Kornetts ‚in erstem vnd andern treffen hauptsachlich verwundet’ worden; ‚habe ich von der Wahlstadt bringen laßen’. Rittmeister Spohr und des Obersten eigener Leutnant blieben, obschon auch verwundet, ‚vff mein zureden’ bei der Truppe und sind ‚darveber dritten treffens verlohren worden’. Unangefochten ritt Callenberg zuerst nach Taucha, von da nach Colditz[243] und schließlich nach Meißen,[244] wo er den Erzherzog fand. Es berührt angenehm, zu sehen, wie mitten im heillosesten Wirrwarr sächsische Reiter es waren, die den Schweden gegenüber die kaiserliche Waffenehre aufrecht erhielten.
Nicht viel Rühmliches ist von dem zweiten sächsischen Reiterregiment Haubold von Schleinitz zu berichten, daß unmittelbar neben dem Fußvolk des dritten Treffens hielt. Es muß gleich zu Beginn von dem fliehenden ersten Treffen mitgenommen worden sein. Besser fochten die fünf Kompagnien von Alt (Generalkriegskommissar) – Schleinitz zu Roß, die erst ‚deßelben tages, alß die bataglia geschloßen, nur zur Armee kommen’ und deshalb ‚zur Reserve hinter daß Fußvolck commandirt worden’. Ihr Befehlshaber, Rittmeister Lincke berichtet über seine Teilnahme an der Schlacht:
‚Alß der lincke flügel in der Flucht’ sein Heil suchte, holte Piccolomini die Sachsen persönlich an den bedrohten Punkt. ‚Alß ich nun deßen commando zu pariren fortgangen, habe ich niemantß mehr gefunden, außer ein Regiment, so gleich vom feindt rebüschiert. Weil vnß aber der feindt gesehen, hat er selbiges verlaßen, vndt sich alsobaldt zurück an ihre Bataglia gezogen, gegen welche wier unß gesetzet, da sich auch etzliche standarten wieder zu unß gefunden. Alß aber der feindt avanchiert, seindt selbige alsobaldt inß feldt gezogen vndt also meine leuthe in confusion gebracht, welche ich aber zurück gehalten, vnndt wiederumb gesetzet, wir mier deßen der Herr Obrister Calenberg, denn ich in wenden angetroffen, vnnd zuletzt bei mir gestanden’ Zeuge sein kann. ‚Waß aber das vor Standarten, so bey vnß gestanden, weiß ich nicht’.
‚Alß ich auf den Lincken flügel kommen’, seindt alle Regimenter außer des Herrn. Obr. Calenbergß vnndt etzliche Standarten, welche wie oben gemelt, mier nicht bekannt, gestanden …’
Hier ist dem Schreiber ein Fehler unterlaufen. Dem Sinne nach müßte hier statt ‚gestanden’ ‚fortgewesen’ stehen. Da er aber gleichzeitig daran dachte, da Callenberg und ‚etzliche Standarten’ allein noch standen, hat er beides durcheinander gebracht, und so ungereimtes Zeug geschrieben.
Auch Lincke schloß sich dem Reste an, der zum rechten Flügel reiten wollte; ‚alß wier aber an daß Holtz kommen, ist vnß selbiger (der rechte Flügel) in confusion begegnet, mit denn wier dann fortgegangen’. Auf der Flucht fanden sich Trümmer von Cappaun zu Roß samt dem Obristen Albrecht Weickhardt Cappaun [Kapoun; BW], von Haubald von Schleinitz zu Roß und der Oberst Moncada, der sein Regiment zu Fuß verloren hatte, zusammen. Lincke ist ‚mit ihnen biß Eilenburgk fortgangen’. Von dem ganzen linken Flügel hatte sich nur Nicolai [Montard de Noyrel; BW] bei dem Fußvolk gehalten, auch die Schweden ‚offt zurück’ geworfen. Als aber schließlich Oberst Nicolai fiel, gingen seine Leute ebenfalls durch und haben die ‚Infanterie bloßgelassen’.
Wie im einzelnen der übrige Kampf auf dem zuerst gebrochenen linken Flügel verlief, wissen wir nicht. Zu seiner Auflösung mag beigetragen haben, daß Generalwachtmeister Baron de Soye, der die 8 Schwadronen des äußeren linken zweiten Treffens führte, gleich im Anfange ‚bald Todt’ vom Pferde sank. Von den übrigen Regimentern haben wir folgende Verlustangaben:
Buchheimb – Obristleutnant gefallen
Nicolai [Montard de Noyrel; BW] – Oberst gefallen
Alt-Heister – Obristleutnant Stahl verwundet
Jung-Heister – Oberst gefallen
Wintz – Oberst gefallen
Vorhauer – Oberst verwundet und nach Leipzig gerettet
Don Luis Gonzaga – Oberst gefallen
Madlung – Ohne Widerstand geflohen
Pompeio – Oberst verwundet
Warlowsky – Oberst verwundet“.[245]
„Der auffällig hohe Verlust an hohen Offizieren bei den übrigen Regimentern scheint darauf hinzuweisen, daß nur die Chargen ernstlich widerstanden und außer Vorhauer, den seine Leute nach Leipzig retteten, von den Ihren einfach im Stiche gelassen wurden, was dem Geiste des kaiserlichen Heeres kein schönes Zeugnis ausstellt. Die Schweden selbst geben an, sie wären über die Kaiserlichen hergefallen, während deren ‚lincker Flügel von der Cavalleri sich noch nicht recht in Bataglia zustellen Zeit gehabt’, sie ‚in grosser furi angegriffen’, so ‚das selbige wie auch die Infanterie alsobalden in confusion gebracht worden’. Das war aber nicht das gesamte Fußvolk des Mitteltreffens, sondern nur das Regiment Moncada zu Fuß, dessen Oberst in der Reiterflucht wieder auftaucht, also wohl mitgerissen ward. Sein Obristerwachtmeister Bauer fiel, sein Obristleutnant ward gefangen genommen.
Erheblich günstiger stand das Treffen auf dem rechten kaiserlichen Flügel. Hier wurden die schwedischen Reiter arg bedrängt und vor allem durch das Verschwinden ihres Vortreffenführers, Generalmajor Schlange verwirtt (‚weil sonderlich das Vngluck den Herrn General Major Schlangen betroffen / daß Er alsbald im Anfang geblieben’). Er ward ‚tödlich geschossen / vnd gefangen vnter den flüchtigen Reutern davon geführt / aber in einem Dorff gestorben / vnd von den Keyserl. liegen blieben / vnd im Nachhawen von den Schwedischen wiederumb gefunden worden’. Seine Leiche ward endlich am 15. Dezember zu Leipzig in St. Nicolai beigesetzt.
Auch das Regiment Baner zu Fuß wurde mit überrannt. Dessen Oberst, ‚der junge Baner’ berichtet, daß er schon ‚vor meinem Regiment haltende’ durch den Arm geschossen ward. Im folgenden Handgemenge erhielt einen Pistolenschuß ‚ins gesicht / zum Maul hinein / vnd beim Ohr wieder herauß’. Dann nahmen ihn Reiter von Alt-Piccolomini gefangen. Sofort begannen sie ihn ,außzuziehen’ und haben ‚allerhand Thätligkeiten vndt vmbarmhertzig procedere mit mir vorgenommen’. Der Quartiermeister von Haubold von Schleinitz zu Roß kam dazu, beredete die Reiter, ihm den Gefangenen zu überlassen, und brachte ihn zu seinem Obersten, der ihn nach Dresden mitnahm. Später behauptete dann Oberst Albrecht Weickhardt von Cappaun [Kapoun; BW], seine Leute hätten den ‚Jungen Baner’ gefangen und Schleinitzens Leute hätten ihnen den Gefangenen ‚mit gewalt’ abgenommen. Diese ziemlich dreiste Lüge widerlegt aber Baners eigene ehrenwörtliche Aussage.
Doch die kaiserlichen Reiter des ersten rechten Flügeltreffens verfolgten ihren Vorteil nicht, sondern blieben halten. Piccolomini, der sah, daß sich die Schweden durch Königsmarcks und des zweiten schwedischen Treffens Bemühungen wieder zu sammeln begannen, befahl einen weiteren Angriff. ‚Wie aber diese zum chargiren giengen / fingen die Squadronen vom rehten (sic !) Flügel des Feinds / so mitten auff der Campagna stille gehalten / in starckem trab zu avanciren / vnd sich in die rücken vnserer Reuterey vom rechten Flügel zu setzen’ an. Darauf ergriff die gesamte Reiterei des kaiserlichen rechten Flügels die Flucht ‚gestalt denn auff der Wahlstadt mehr nicht dann zwey Squadronen noch geblieben / eine von der Ertzfürstl: Durchl: vnnd die andere von der Piccolominischen Leibguardi / deren erste der Obriste Misling [Mislík v. Hyršov; BW] vorgestanden / den anderen aber der Cavalier Tempi zu commandiren gehabt / vnd dann fünff zu Fuß / neben welchen die andere sich wiederumb in Ordnung gestellet’.
Aus Piccolominis Angaben können wir entnehmen, daß auch das Fußvolk schon zurückgehen mußte. Anfangs hatte sich die Schlacht im Mitteltreffen recht günstig entwickelt. ‚Wegen zu hoher Pflantzung’ trafen die schwedischen Geschütze nicht, dagegen rissen die kaiserlichen Stückschüsse, die zum Teil mit ‚Kettenkugeln’ (einer Art Schrapnells[246]) ‚wider Kriegsgewohnheit (d. h. gegen das Völkerrecht !) feuerten, bedenkliche Lücken in die schwedischen Reihen. Ein solcher Schuß aus ‚einer halben Canone’ hat ‚zugleich diese 5 Personen und Pferde getroffen / als den Herrn Generaln Feldmarschalln Excell. (Torstensohns) Pferd / negst hinter dem Sattel durch den Ruckgrad / so nahe am Leibe / daß Ihr Excell. Occasion-Peltz (d. h. der Pelzrock, den Torstensohn in der Schlacht zu tragen pflegte) ein Loch / mehr als ein Kopff groß davon bekommen. Item des Herrn Pfalßgraffen Fürstl. Gn. Pferd / darauff Sie gesessen / durch den Hals / der Herr Obrister vnd Assistenz Rath (Grubbe) mitten durch den weichen Leib (Unterleib) / Herr Rittmeister Rakenow durch den Peltz vnd sein Pferdt todt / vnd dessen deß jetzt gemeldten Herrn Obristen Gruben Diener das Bein ab / davon er auch gestorben’.
Die Art der Verwundungen beweist, ebenso wie die Angaben über die geringe Wirkung der schwedischen Geschütze, daß die schwedischen Reihen etwas höher als die Kaiserlichen standen. Darnach wird sich die schwedische Geschützstellung etwa an dem Punkte 128, 8 an der Kunststraße Podelwitz-Wiederitzsch befunden haben, von wo aus das Gelände ganz allmählich zum Kietzschkebach hinunter bis zum Punkte 123, 6 (wo der kleine Wassergraben von der Birkaue in die Knietzschke einmündet) absinkt. Es gelang sogar der rechten Seite des Mitteltreffens, den Regimentern: Leibregiment, de Soye, Don Camillo Gonzaga, Ranfft und Wangenheim (alle zu Fuß) sich vorübergehend der schwedischen Stücke zu bemächtigen. Ihr Befehlshaber, Don Camillo Gonzaga, führte sie mit gezogenem Degen vorwärts. Aber im entscheidenden Augenblick brach die Reiterei des linken Flügels weg und öffnete so die Flanke. Die linke Hälfte des Mitteltreffens war wohl nie weit vorwärtsgekommen. Ihr äußerstes linkes Flügelregiment Moncada wurde in die Flucht der linken Flügelreiterei mitgerissen. Der Oberbefehlshaber dieser Truppenteile General-Feldzeugmeister Freiherr von Fernamont war ‚bald nach angegangenen Treffen gefangen worden’. Deshalb mußte das ganze Fußvolk zurück. Die Schweden drückten nach, eroberten nun ihrerseits die feindlichen Stücke und die beiden Fußvolkmassen standen plötzlich ‚pique gegen pique’.
Im Rücken des kaiserlichen Fußvolkes aber befand sich das mehrfach erwähnte ‚Wäldtlein’. Die Schweden fürchteten, die feindlichen Verbände zu Fuß möchten sich dieses natürlichen Verhaues bemächtigen, um so ihren Rückzug zu decken. Deshalb warf sich der Generalwachtmeister Lillie Höck an der Spitze einer gemischten Abteilung aus Fußvolk und Reiterei zwischen das Gehölz und die noch stehende Masse des kaiserlichen Fußvolkes, bedrohte also bereits ihren Rückzugsweg.
Inzwischen war ein Sammlungsversuch, den der Erzherzog persönlich auf dem rechten Flügel machte, nach einem kleinen Erfolge, – zwei schwedische Squadronen wurden zersprengt, – gescheitert, und die mühsam zusammengeholte ‚etzliche Reutery’ stob in alle Winde. Aber auch Lillie Höcks übereilter Angriff mißlang. ‚Mit wenigen Bedienten’ seinen Leuten vorauseilend geriet er in des Erzherzogs Leibregiment zu Roß und ward vom Pferde gestochen. Das ist der Kampf, den Piccolomini wie folgt beschreibt:
‚Zwischen das Wäldlein vff (sic ! und ?) die unserigen setzten zwar etliche Schwedische Reuterey vnd Fußvolck / wurden aber die Reuterey von der ertzherzoglichen Leibguardia chargiret / vnd das Fußvolck von einer Squadron der vnserigen zu Fuß zu schanden gemacht / also daß man wiederumb die Infanteria der lincken Hand waß remittirt hatte’.
Doch das Fußvolk war nicht mehr zu halten. Als es in seinem Rücken den Lärm des Gefechtes vernahm, glaubte es sich umgangen. Und nun brach die Estampeda los. Nur noch ein Gedanke beherrschte den gemeinen Mann: in den Wald können die schwedischen Reiter nicht nach. So geschah es: die Fußknechte ‚lieffen gantz zusammen / die ordnung des Fechtens verlassende’. Dabei ließen sie kaltblütig ihre hohen Offiziere im Stiche, genau so, wie es die Reiter des linken Flügels meistenteils getan hatten. Generalfeldzeugmeister Soys versuchte vergeblich, mit seinem Regimente die ihm unterstellten Stücke zu retten, ‚ja stellete sich letztlich in Person vor sein Regimente / vnnd blieb bei selbigen / biß die sämptliche Infanteria in confusion gerathen / vnd er gefangen worden’. Ähnlich erging es dem Generalwachtmeister Webel.
Zweimal war er schon in die Gewalt der Schweden geraten, ‚so errettet er sich gleichwohl durch seinen Valor vnnd Beystand etlicher der vnserigen / und setzte sich wiederumb zu seiner Infanteria (seinem Regimente) solche in Ordnung zu stellen ‚biß auffs letzte’, und als auch sein Regiment durchging, warf er sein Pferd herum und suchte seinen hohen Feldherrn. Diesen fand er in großer Bedrängnis. Als das Fußvolk auseinander und in den Wald hinein stob, setzte Piccolomini seine letzten beiden Schwadronen ein: die eine von Erzherzog Leibregiment, die andere von seiner eigenen Stabswacht. Aber auch diese konnten nur ‚mit hinterbleibung ihrer viel sich durchschlagen’.
Der Erzherzog kam selbst ‚in die höchste Gefahr / indem ihme schon der Carabiner an die Seite gesetzt wurde / welcher doch versagte’. Eine Art rasch gebildeter Leibwache warf sich vor den ritterlichen Habsburger: der unermüdliche Generalwachtmeister Webel, Oberst Mißling und die beiden Obristen und Grafen Hannibal und Camillo Gonzaga. Sie brachen ihm Bahn durch die Schweden und retteten so ihren Feldherren wenigstens vorm Tode oder vor schimpflicher Gefangenschaft. Piccolomini wurde nach Leipzig abgedrängt und fand trotz höchster Gefahr noch Zeit, dem dortigen Befehlshaber, Joachim von Schleinitz, den Ausgang des Treffens zu berichten, wie denn Schleinitz von ihm schreibt, ‚welcher nach dem treffen am Petersthor mit mir geredet’.
Damit war die Schlacht vollends entschieden. Die Reiterei jagte in alle Richtungen der Windrose davon: das Fußvolk war im Gehölze eingekeilt, das sich nun als richtige Mausefalle entpuppte. Kaum waren die Kaiserlichen drin, als Torstensohn begann, ‚sofort darauff den Walde canoniren vnd anfallen (zu) lassen / daß Sie (die Kaiserlichen) endlich daraus weichen müssen / da dann mehr bemelte Kayserliche Infanterie so bald sie ins flache Feld gekommen / von der Schwedischen Reutherey vmbringet / vnnd was nicht niedergemacht / gefangen genommen / gestalt dann zu diesem mahl allein bey 3000 Mann bekommen worden / die da meistentheils sich so fort gutwillig ohne einigen Zwang vntergestellet / vnd sampt ihren Fahnen Compagnienweis / so viel derer dabey noch vbrig gewesen / neben der Schwedischen Bagage hergemarchiret / nicht anders als wenn Sie solcher Parthey geschworen hetten’.
Die Ungarn und Kroaten ‚die noch nie bey einer solchen Hatz gewesen / sondern neulich in Meissen bey die Armee kommen’, sahen erst dem Kampfe zu, – sie waren ja auch eigentlich mehr Aufklärungs- als Kampftruppen, – und als sie gewahrten, daß die Schlacht verloren war, machten sie einfach kehrt und ritten ab“.[247]
Nach der vernichtenden Niederlage von Breitenfeld[248] legte Leopold Wilhelm[249] den Oberbefehl nieder, der vom Kaiser erneut Gallas anvertraut wurde. Nach den im Lobkowitz’schen Familienarchiv in Roudnice/CZ aufbewahrten Kriegsgerichtsakten ist Johann Jakob Des Fours dem Befehl Piccolominis, seine Attacke gegen die anstürmende schwedische Reiterei zu unterstützen, nicht nachgekommen. Er wurde wegen Befehlsverweigerung, Feigheit vor dem Feinde und Hochverrat (Konspiration mit dem Feind) angeklagt und verurteilt. Johann Jakob behauptete in dem Prozess, dass er die ihm anvertraute schwere Artillerie nicht verlassen konnte und dass außerdem das Terrain für die Attacke seines Regiments (es war das an Mannschaft stärkste vor Ort !) ungeeignet war.[250] Das Regiment des kaiserlichen Obristen Hans Georg Madlo ergriff dagegen ohne ersichtlichen Grund gleich zu Anfang die Flucht und wurden später aufgelöst; sämtliche Rittmeister, Leutnants und jeder durch das Los bestimmte 10. Mann wurden hingerichtet. Nach dem Beispiel Madlos war die gesamte Kavallerie durchgegangen, darunter war auch Generalmajor Bornival. Wassenberg berichtet in seinem „Florus“: „Es seynd auch in diesem Monat die beyde Keyserliche Obristen / Madlo und de Four, darumb daß sie bey jüngstem Leipziger Treffen nicht Stand gehalten hatten / zu Prag vor dem Rathauß enthauptet worden / wobey 1. Keyserisch Regiment zu Fuß / benebens zwo Fahnen von der Bürgerschafft gehalten / biß die Execution vollzogen“.[251] „So bald die flüchtige Armee in Prag zusammen gekommen, wurde deswegen Kriegs-Recht gehalten, und des Obristen Madelon Regiment, welches am ersten die Flucht ergriffen, scharff vorgenommen. Die Fahnen wurden durch den Hencker verbrannt, die Degen zerbrochen, die Officier und der Zehende Mann von den Gemeinen, welche das Loß traf, gehenckt, und die übrigen zu Schelmen gemacht“.[252]
„Ein schweres Strafgericht ward über das Regiment Madlung zu Roß verhängt, das am 23. Oktober zuerst durchgegangen war. Die ‚Execution’ fand am 28. November [8.12.; BW] in Rookzahn[253] statt. Darüber wird berichtet:
‚In dem solches (das Regiment Madlung) dahin (Rookzahn) zu kommen beordert worden, da den vff offenem Marckt die Reuter vndt Officirer absetzen müssen, die Standarten, vndt der Officirer Degen hat der Hencker an der Justitz (am Galgen) in Stücke zerschlagen, biß vff eine Standart, welche Compagni perdon erlanget, die andern Rittmeister vndt Leutenants seindt archibusirt, Cornets, Wachtmeister, Corporahle vndt allemahl der zehende Reuter gehenckt, Ihre Pferde, vndt alle des Regiments Bagagi, auch Weiber vndt Jungen denen anwesenden Regimentern außgetheilet vndt preiß gegeben worden, der Obrist selbst sitzt nebenst andern Officirern in Weissen Thurm zu Prage, wie auch dessen Ob. Leutenant [Johann Jakob Des Four; BW] vndt Obr. Wachtmeister gefangen, vndt seindt albereit zum Schwert condemnirt, die vbrigen Reuter werden auch noch gefänglich gehalten, den 2 huj. Sindt noch zwey Cornets von andern Regimentern bey Pilsen[254] gehenckt vndt justifirt (sic !) worden’ „.[255]
Einen sehr ausführlichen Bericht über das Kriegsgerichtsverfahren, die Verurteilung der Fahnenflüchtigen, die Hinrichtungen sowie die Amnestie einiger Offiziere gibt das „Theatrum Europaeum“: „Die Feldflüchtigen hat man auff Käis. Seiten gar übel angesehen. Am Madloischen Regiment hat man / weil es nach den Hungarn und Croaten das erste gewesen / so von der Wallstatt die Flucht genommen / den Anfang gemachet / da dann so wol den Officirern als gemeinen Soldaten / das Gewehr genommen / und sampt den Standarten zerbrochen / ihnen deßwegen ihre Verbrechen vorgehalten / darüber eine Sententz vorgelesen / und exequiret worden / die folgenden Formal-Inhalts gewesen / und nachmals in offentlichen Truck kommen:
Welcher gestalt die Käys. Armada zu Anfangs deß Monats Novembris die Stadt Leipzig von der Belägerung befreyet / der Cron Schweden ihrige von derselben zurück gezogen / bey einem Dorff genannt Breydenfeld[256] / die Käys. aber auch ohne ferne von annen deß Nachts über campirt / und also beyderseits in Battaglia logiret / und auff erfolgten Morgen bald bey anbrechendem Tag sich weiter movirt / und in gehender Schlachtordnung gegen einander angezogen / und also beyde theil zum Haupt-Congreß sich dergestalt necessitirt / daß nach ohngefehr 2. Stunden Zeit unter zweiffelhaffter Fortun der Waffen vorgangenen Combat die Käys. das Feld zuverlassen getrungen worden. Solches ist ohne fernere Weitläufftigkeit aller Welt mit mehrern gnugsam bekandt.
Alldieweiln dann dieses Unglück vornehmlich daher entstanden zuseyn erkandt worden / daß man an Käis. Seiten über alles verhoffen müssen ersehen / daß theils Regimenter Squadronen weiß / zumaln mit geschlossenen Truppen und zusammen gesetztn Standarten dem Feind also urplötzlich den Rücken gewendet / die noch in völliger Action begriffene Armada um so viel frühzeitig also lider- oder leichtfertiger Weiß abandonnirt, und verlassen / daß dardurch erfolget / daß der Feind desto mehr encouragirt / die unsrigen aber hingegen mit schwerer Macht angegriffen / endlich zur Flucht und allgemeinem Verlust die Walstatt gezwungen werden müssen verlassen.
Wan nun dergleichen zumahlen so unvermuthlich von etlichen insonderheit entstandene Flucht / bey den Militärischen Rechten / noch eintzigen unpassionirten Menschen der Welt gantz und zumalen nicht gebilliget / oder gut geheissen werden kann / besondern dieselbe gegen alle die jenige / welche zum höchsten der wenigsten darbey interessirt zu seyn ersehen oder erkannt worden / von Gott und Regiments wegen mit allem Rigor zu animadvertiren billich: So haben unsers gnädigsten Herrn und Generalissimi Hoch-Ertzfürstl. Durchl. sich auch gnädigst resolvirt / dieses also abscheuliches Verbrechen dergestalt / wie es an sich selbsten in offenem Felde / also auch mit absonderlichem Rigor abstraffen zulassen.
Und demnach nun erachtet worden / daß wie beyderseits Cavalleria dieses Lasters mehr besorget / so spöttliche Flucht unter etlichen Regimentern / jedoch absonderlich mehr als unter andern sich zum ersten erhoben / daß darum auch gegen die Verbrecher in Gegenwart der Cavalleria die zum Ende resolvirte Execution hierüber werckstellig gemacht und vollbracht werden sollte.
Derowegen haben sie den 25. Novemb. neben dem Herrn Feld-Marschall Piccolomini von Prag auß sich erhoben / den geraden Weg gegen der Stadt Rokezan / all welch herum dasmal die Cavalleria logirt gewesen / ohne verlängst zugenommen / daselbsten alsdann den 26. angelangt / und nunmehr bey dero darüber ergangenen Inquisition es nicht allein erfunden / auch auff der Walstatt von männiglichen ersehen / und sonsten von so hoch und niedrigen Stands-Personen / denunciirt / bekräftiget / und offenbar worden / daß unter andern denen / welche unter die Feldflüchtige mögen gezehlet werden / deß Obristen Hanß Georg von Madlo untergehöriges Regiment / zumal zeitlich auch so spöttlich das Feld verlassen / daß weder Ehr noch anderer ehrlichen Officirer ermahnen und Zuschreyen an ihnen weniges hafften als fruchten wollen.
Und wie nun besagte Flucht von noch etlichen mehrern zwar auch / diesen aber / als den ersten und principalisten viel zu spöttlich beschehen zuseyn / observiret worden : Also hat auch billich der resolvirte Rigor an eben ihnen zum ersten sonderlich angefangen und vollzogen werden sollen / damit solches gleichwol mit soviel destomehrern Einsehen / Exempel und Schrecken der gantzen Armada möge effectuirt werden : als seynd auß andern im Treffen sich wolverhaltene sechs in der nähe gelegene Regimenter Curassirer : als Alt und NeuPiccolommini / Buchheims [Adolf v. Puchheim; BW] / Nicolai [Nikolaus Montard de Noyrel; BW] / Lüttichs [Moritz v. der Lüttich; BW] / und Rambsdorffs [Heinrich Krafft v. Lammersdorff; BW] / wie auch daß beklagte Madloische noch denselben Tag dergestalt befelcht worden / daß jedes deß andern Morgens als den 27. in guter Ordre und bey früher Zeit zu besagtem Rokezan campiren, und ferner Verordnung erwarten sollten.
So bald nun diese Regimenter / der wenigsten Execution jedoch nicht vermuthend / alle zu zu dero ihnen præfigirter Zeit erschienen : haben Ihre Hoch-Ertzfürstl. Durchl. sich in Person neben dem Herrn Feld-Marschall um etwas ins Feld begeben / unterdessen durch den Herrn General Commendanten der Cavalleria Herrn Don Annibal Marggraffen Gonzaga die Regimenter in die Stadt führen / auff dem Marckt als andere gehörige Plätze und Gassen setzen / nachgehends das Madloische in die Mitten deß Platzes vor und zwischen die andern Regimenter an deß Herrn Generalissimi Logiament verrucken und sich stellen lassen.
Als nun dieses also bestellet gewesen / so hat sich auch endlich von deß Herrn Piccolomini Durchleuchtigkeit der feld-Marschall Piccolomini zurück und in besagte Stadt Rockenzan zwischen die regimenter hinein erhaben / und nachdem also resolvirter massen / also angeordnet zu seyn ersehen worden / so hat er den zur Käiserl. Haupt-Armada bestelten General-Auditorn Hn. Heinrich Graaß in Gegenwart aller andern anwesenden Herren Generals-Personen uñ vielen Cavalliern vn Land / und der Armaden / erinnert / daß er das jenige / was über mehr erwehntes Madloisches Regiment resolviret und erkennet worden / jetzo vortragen / und solches alles dem nächsten General-Profosen würcklich exequiren und verrichten zu lassen anbefehlen solle.
So bald nun ob dieser so ernstlichen Resolution unter den Beklagten nicht geringe Forcht / und ein sonderlicher mit höchster Scham untermischter Schröcken entstanden / bey den andern Regimentern auch ins gemein / und einem jeden Soldaten insonderheit alles so frembd als erschröcklich zu vernehmen vorkommen / zu deme die Gegenwart und Authorität so vieler anwesender Herren Generalen und vornehmer Landes-Herren diesen Actum um so viel desto mehr admirabel gemacht / so jetzt dahero bey so namhafter Anzahl / zumaln so streng / sonst unerschrockener Soldaten / gantz würcklicher Weise ein absonderliches Silentium und Stillschweigen erfolgt / und nach dem dieses eine geringe Weil also bestanden : So hat ermeldter Gen. Auditor darauff angefangen sie nachfolgender Gestalt anzureden / zu verklagen / und folgends gehabten Befelch über sie zu promulgiren.
Nemlichen daß nach dem es nunmehr der gantzen Armee / da ihnen sämtlichen und einem jeden insonderheit gnugsam bewust / wie unglücklich / zumalen unverhofft die Käiserliche Waffen am 2. dieses Monats in der Gegend von Leipzig in dem Land zu Meissen gegen der Käiserl. Majest. und deß Heil. Reichs Feinde gefochten / und darum hauptsächlich (daß gegenwärtiges Madloisches Regiment / zu samt noch andern ihres gleichen / ihre Schuldigkeit / wie sie thun sollen / nicht allerdings erwiesen) zu einem solchen unaußsprechlichen Verlust gelangt / wie meyneidig- lasterhafft- und schelmischer Weise sie in besagtem Haupt-Treffen auß dem Felde geflohen / die Käiserl. Armada / ihren Herrn Generalissimum, den Feld-Marscall samt andern Herrn Generalen / und die ihnen vor dem Feind verordneten Posten samt der Walstatt leichtfertiger Weiß verlassen / und so auch wie die Feldflüchtigen Schelmen und Bößwichter zusamt ihren Standarten auß dem Feld mit der Flucht auf und darvon gemacht / und damit so viel praver redlicher Soldaten / so der Flucht niemals gewohnt gewesen / mit dieser so schändlichen That geärgert / zu dem erfolgten Verlust eine Ursach gegeben / und also ihren Herrn und Generalissimum eines sonderbahren Triumphs / zumal aller und insonderheit die Röm. K. M. als ihren allergnäd. Feld und Zahl-Herrn einer hauptsächlichen Victorien schändlicher und schmählicher Weise hätten beraubt.
Nun wäre es weltkündig / welcher gestalt / durch dieses Ihre Käiserliche Majestät und das gantze Heil. Röm. Reich / auch so viel milliones unschuldige fromme Seelen / sie damit in unersetzlichen Schaden und Jammer versetzet / und sonsten dergleichen Unheil und Elend verursachet hätten / welches weder vor GOtt dem Allmächtigen / der Röm. Käiserlichen Majestät / dem gantzen H. Röm. Reich / noch der gantzen Posterität sie nicht möchten verantworten / darum sollten sie an diesem heutigen Tag auch dergestalt allermassen sie es recht verdienet / ihr verbrachtes Laster / und darauff resolvirte Execution mehrers Inhalts verlesen hören / und den nächst hinwider leyden und büssen / wie sie es verdienet.
Ob dieser so ernsthaffter publicirter Resolution hat besagtes Madloisches Regiment sich dermassen hefftig und zwar um so viel desto höher entsetzet / sintemaln sie den so lasterhafften committirten Fehler alsdann allererst / und um so viel desto mehr angefangen zu agnosciren / um so viel desto rigoroser von dem General-Auditorn derselbe ihnen mit wahren Umständen vor die Augen gestellet / und dabey die Schand / so sie damit auffgehaben / mit sonderbahren Circumstantiis exaggeriret / und deßhalben die wolverdiente nunmehr resolvirte Straffe der Gebühr intimiret.
Nachdem aber dieses und dergleichen ein mehrers ihnen vorgetragen / so hat der Herr Feld-Marschall mit der Execution ein Anfang zu machen befohlen / seynd derowegen erstlichen die jenigen Corneten / welche mit den Standarten Feldflüchtig worden / von den Truppen von den Pferden herauß gezogen und disarmirt / deren Standarten samt ihren Degen zur Erden nieder zu legen / sich in deß General-Profosen Hand zu stellen verordnet worden / diesem nach die Wachtmeister / dann die Lieutenant / bald die Rittmeister ebenmässig abgesessen / ihre Gewehr vor der Generalen ihren Füssen nidergelegt / und zu destinirter Execution in besagtes Profosen Gewalt sich stellen müssen.
Endlich aber der Obriste-Lieutenant und Obriste-Wachtmeister / so auff ihren Pferdten verblieben / erfordert / biß zu ferner Verordnung in Gehorsam zurück gezogen / bey welchem Actu dann der General-Auditor jedem theil / nach dem sie im Circk gestanden / ihre begangene Fehler noch absonderlich remonstrirt : Dieses also vorgangen / ist das Regiment wie es unter 6. Compagnien à parte versetzet / uñ sie alle abzusetzen / ihre Pferd zu verlassen / sich an einen Ort / der Mitte deß Marcks in ein Hauffen zusammen zufinden befelcht / deren verlassene Pferd unter die Regimenter distribuirt / und ihrer aller Gewehr auff die Erden zusammen geleget worden.
Nachdem nun dieses alles beschehen / die roß vom Platz weg / und das Regiment vor der Armatur und der auff der Erden ligenden Standarten befunden / und jederman wieder an seinem Ort und alles in der Stille bestanden / so hat mehrbesagter General-Auditor ihnen abermals diesen Actum vor die Augen gestellet / und welcher gestalt sie jetzo doch selbst zwischen den Mauren mit Spott müssen empfinden / was am Tage der Schlacht in offenem Feld sie so spöttlich verbrochen / ihnen demonstrirt / dann also balden deß General-Profosen Amptsverordnete Schreiber zu Pferd erschienen / für alle herfür geritten / ihnen die über sie resolvirte Execution in Schrifften gelesen / und exponirt / wie folget:
Als in deme den 2. Novembr. diß annoch lauffenden 1642. Jahrs zwischen I. Käis. Maj. unsers allergnädigsten Feld- und Zahl-Herrns / dañ der Cron Schweden in den Breytenbacher-Feld vorgegangenen Haupt-Treffen / und deme der Käiserl. Armaden darüber erfolgten Verlusts sich befunden / daß einige allerhöchstermelter Ich. Käiserl. Maj. angehörige Regimenter / Officirer und Soldatẽ so gesamt / als auch theils absonderlich ihrer Eyd und Pflicht also fern vergessen / daß sie ohne Erweisung sonderbaren Valors, zumaln noch ehe als zeitlich / da der meiste Theil der Armada / die Artigleria und das Fußvolck noch in voller Action begriffen / deß Herrn Generalissimi Hoch-Ertz-Fürstl. Durchl. und ihr Feld-Marschall im Feld auff der Walstatt sich zwischen und unter ihnen annoch befunden / und deme ohne sonderbare Noth dem Feind den Rücken gewendet / Regiments / Squadron / Trouppen / und eintzelweißauß dem Felde geflohen und davon gangen / und diese also schändliche und spöttliche Flucht verursachet / daß den Feind zu dergleichen hauptsächlichen Vortheil die Mittel eröffnet worden / daß er mit eben der jenigen Macht (welche er sonsten / wo sie andersten als ehrliche Leute um ein geringes im Felde bestanden / gegen diese außgerissene hätten müssen emploiren) und vermöge der erhaltenen Avantagie die vorige Käiserl. Armada zu aggrediren und auß dem Feld zu bringen / allermassen es dann leider also erfolget / veranlast worden ist.
Und nachdem an vorbesagtem so abscheulichen spöttlichen Laster deß Außreissens eben gegenwärtiges das Madloische Regiment als hauptsächlichen interessirt / und dardurch zuforderst gegen Gott und den Weltlichen Rechten / zumahln die hochverpönte Militar-Gesetze und Articul / insonderheit aber gegen die Römische Käiserliche Majestät und das Heil. Röm. Reich / ihr Eyd und Pflichten sich dermassen hoch vergriffen / daß hinwider sie auch nunmehr billich dergleichen abscheuliches Verbrechen mit Verlust ihres Lebens büssen müssen und sollen.
Darum dann so werden sie auch alle und jede / und als viel ihr darbey interessirt / hiermit vor aller Welt / und der gantzen Posterität zum abscheulichen Exempel / ihnen aber zur wolverdienten Straff für offenbahre Feldflüchtige meineydige Schelmen / und Bößwichter erkant und declarirt / allermassen dann derohalben sie nun hinführo zu der Gesellschafft anderer Käiserlichen Regimenter nimmermehr zugelassen werden sollen / werden deßhalben ihre Standarten / sintemal dieselbe in der Zeit der Ehren / und nicht als ehrliche Leute geführet / von ihnen ab und hinweg gerissen / vor ihren Gesichtern zerbrochen / zerschmettert / und damit der Name dieses Regiments auß der löblichen Armada vertilget und außgerottet werde.
Der Obrist-Lieutenant und Obrist-Wachtmeister / wie auch ihr Obrister / sollen biß auff die Manier und Weiß / wie sie gestrafft werden sollen / von dem Kriegs-Recht ein Erkandnuß erfolgt / in wolverwahrter Custodia enthalten werden.
Die Rittmeister und Lieutenant sollen mit dem Schwerdt / die Corneten aber alldiweiln sie vorbesagter massen noch absonderlich zu beobachtung deß Feld-Herrn Dienste und ihren Ehren zu den Standarten auffs höchst verpflicht gewesen / dieselbe aber Ehrloß und schändlicher Weise auß dem Gesicht deß Feindes / und der Walstatt Feldflüchtig davon geführet / sollen / wie dann auch die Wachtmeister und alle nachgehende Unter-Officirer / nebest den gemeinen Soldaten der zehende / welchen der Würffel oder das Loß darzu außwerffen wird / in offenen Felde / und freyer Landstrassen an die Bäume mit dem Strang vom Leben zum Tod gebracht und hingerichtet werden; ihre Degen aber vorhin durch den Freymañ zubrochen werden / zu welchem Ende sie dann alle dem General-Profosen würcklich überantwortet / dergestalt derselbe sie zusammen ziehen / vorbeschriebener massen mit ihnen verfahren / und den jenigen / welche zu ihrer Seelen Heyl und Seligkeit es begehrẽ werden / ein Beicht-Vater zu ordnen / und ferner die Gebühr gegen sie effectuiren lassen sollen / wañ solches also vorgangẽ / so ist geschehen / was recht / und sie wol verdienet.
Nach dem nun dieses promulgirt / so seyn darauff erstlich der Corneten ihre Degen durch den Freymann zerbrochen zerbrochen / nach dem die Standarten von den umstehenden Soldaten mit sonderlicher Furi zerschlagen / und zu Trümmern vernichtet worden. Nach dem aber über währendem Actu der Tag verstrichen / und der Abend herzu genahet / daß zu fernerer Execution nicht geschritten werden köñen / also ist alles was von diesem Madloischen Regm. Von Unter-Officirern und Soldaten vorhanden gewesen / von dem Platz ab / und in deß Gen. Profosẽ Gewarsam gebracht / so bald sie nun dieser gestalt versichert gewesen / so haben alsobalden durch das Glück der Würffel den zehenden unter ihnen heraußziehen und zur Execution sich præpariren und bereiten lassen / aller massen sie mit dẽ Geistlichen versehen wordẽ seyn.
Deß folgenden Morgens Vormittags seynd sie allegesamt / als die Rittmeister / Lieutenant / Cornet / Unter-Officirer und gemeine Soldaten / ausserhalb etlich / so der Interessenten selbst eygen Bekandnuß nach im Treffen nicht gewesen / und zurückgelassen wordẽ / durch den Gen. Profosen auß der Stadt auf der Pilßner Landstrassen / allwo in der Gegend vorigen Tags commandirte Regimenter sich auch in dem Felde befunden / zur Richtstatt hinauß geführet / und zur destinirten Execution dargestellt worden / darauff dann der General-Profos die Vollziehung dessen / was über sie ergehen sollen / dem Freymann anbefohlen / welches er dann auch alsobalden zu Werck gesetzet. Und der gemeinen Reuter erstlich 10. der Wachtmeister welcher in der Flucht an eines Cornetten Stelle die Standarten geführet / alle mit dem Strang an die Bäume gebunden / uñ also vom Leben zum Tod hingerichtet.
Die Rittmeister aber / alldieweiln sie von deß Herrn Generalissimi Hoch-Ertz-Fürstlichen Durchleuchtigkeit dessen deß Scharffrichters Händen befreyet / und durch ehrliche waffen möchten sterben / auß Gnaden erhalten / so seynd deren zween auff ihr Ansuchen von denen zur Wacht commandirten Tragonern Kriegsgewöhnlicher Manier nach harquebusirt / und also jeder durch einen eintzigen Schuß erlegt / die übrige aber als noch ein Rittmeister / ein Lieutenant / wie dann 2. Cornetten und ein Wachtmeister seynd darum / daß sie vor diesem in andern abgelauffenen Feldzügen sich unterschiedlicher Mannlicher Thaten unterfangen / und sonsten viel guter Dienst præstiret haben / auff viel hoher so General / als anderer Officirer beschehene Vorbitt von deß Herrn Generalissimi Durchl. perdonniret / und der Capitain-Lieutenant sonderlicher Ursachen zurück gehalten worden / deßwegen ihr keiner von dem Freymann berühret / von der Richtstatt wider zurück / und nachdeme der Gen. Auditor ihnen nachgehends allernächst der Stadt den Unterschied deß jenigen Todes / welcher vor dem Feind in deß Herrn Diensten wird erworben / und dann dem jenigen / welcher dieser gestalt durch den Rigor der justitia erfolgt / remonstrirt und zu Gemüth geführet / bald auch darauff die erhaltene Gnaden ihnen intimirt und darvor in höchster Demuth gedancket / seynd also wieder in die Stadt zurück gelassen / und hat damit das Madloische Regiment / wie es wol verdienet / seine gehörende Straff erhalten“.[257]
Allerdings gibt es noch am 24.3.1643 die Anfrage Johann Georgs I. von Sachsen bei W. E. von Lobkowitz, ob der ehemalige Obrist Madlo seine Unschuld bezeugen konnte.[258]
Im Juni 1643 berichtete der Obrist Johann Gottfried Freiherr von und zum Jungen Melchior von Hatzfeldt über die Hinrichtung Madlos und Des Fours [hier Defores genannt] in Prag.[259] Das „Theatrum Europaeum“ hält fest: „Welcher massen im Monat Novembr. An: 1642: das Käyserl. Madloische Regiment / darumb daß es bey jüngstem Leipziger Treffen benebenst ihrem Obristen / nicht Stand gehalten / zu Rockezan in Böhmen zu verdienter Straff gezogen worden / dessen ist von andern für diesem gedacht worden. Hierauff ist erfolgt / daß Mittwochens am 10. dieses [Juni; BW] die beyde Obristen Madlo und de Four / welche / seither besagtem Treffen / zu Prag in Hafften gesessen / daselbst gleichfalls belohnt / vnd beyde für dem Rathauß enthauptet worden / worbey ein Käyserl. Regim. zu Fuß / benebenst zwo Fahnen von der Bürgerschafft gehalten / biß die Execution vollnzogen worden“.[260] Wassenberg notiert in seinem „Florus“: „Es seynd auch in diesem Monat die beyde Keyserliche Obristen / Madlo und de Four, darumb daß sie bey jüngstem Leipziger Treffen nicht Stand gehalten hatten / zu Prag vor dem Rathauß enthauptet worden / wobey 1. Keyserisch Regiment zu Fuß / benebens zwo Fahnen von der Bürgerschafft gehalten / biß die Execution vollzogen“.[261]
Anschließend begab Leopold Wilhelm sich nach Pilsen, um öffentlich die Kommunion zu empfangen und um Hilfe zu beten. Offenbar kam ihm dort die Erleuchtung, denn Leopold Wilhelm zog sich zunächst von weiteren militärischen Aktionen zurück.
Zwischen dem 3.11. und dem 21.12. gingen zwölf Schreiben Piccolominis an verschiedene Empfänger: Er schrieb über die Schlacht bei Leipzig und legte die Liste der Gefallenen und Gefangenen vor. Die Katastrophe habe der linke Flügel verursacht, der nach dem anfänglichen Erfolg und Vormarsch der Armee grundlos die Flucht ergriffen habe. In seinem Brief an Leopold Wilhelm fügte er hinzu: „In quante battaglie che mi sono trovato in tanti anni che fo il miestiere di soldato, mai ho visto un accidente di questa sorte, che chi fugge non torni una volta la testa, e bisogna confermare, che sono effetti dell’armi mal contente de della mala volontà con che operano li ofitiali”. Böswillige Menschen suchten die Ursache bei ihm, P.: Die Armee sei unter seiner Führung ohne Disziplin, er behandle die Offiziere schlecht, er unterdrücke die deutsche Nationalität. Im Weiteren entkräftete Piccolomini diese Beschuldigungen.[262] In einer Relation Piccolominis vom November an den Erzherzog hatte Piccolomini alle Befehle vermerkt, die er seit dem Überschreiten der Elbe am 29.10. wegen der Bewegungen und der Dislozierung der kaiserlichen Armee erteilt hatte. In ihr beschrieb er den Verlauf der Schlacht bei Leipzig bis zu dem Augenblick, da er mehreren ihm nachsetzenden Feinden entrinnen konnte.[263]
Leopold Wilhelm schrieb am 4.11.1642 aus Zehista[264] an Rudolf Graf Colloredo, erhaltenen Nachrichten habe er entnommen, dass der Feind seine Artillerie und Königsmarcks Stab bei Leipzig zurücklassen und mit der Reiterei in Richtung Freiberg vorrücken werde. Er, L. W., habe beschlossen, mit der Armee nach Rosenthal,[265] dann nach Tetschen und nach Übersetzen der Elbe in Richtung Böhmisch Leipa,[266] Jung-Bunzlau[267] und Pardubitz zurückzuweichen. Das Wichtigste sei nun, Eger, Elbogen, Pilsen, Tabor[268] und Budweis[269] mit sämtlichem in Böhmen befindlichen Militär zu besetzen und sie mit Proviant und allem Notwendigen ordentlich zu versorgen.[270]
Mislík von Hyršov teilte am 5.11.1642 aus Teplitz[271] einem ungenannten Empfänger mit: Die Niederlage der kaiserlichen Armee bei Leipzig sei vom linken Flügel verschuldet worden, der zum Großteil dem Kampf ausgewichen sei – was auch Piccolomini bestätigte – ; dabei habe er, der er auf dem rechten Flügel die Reiterei befehligte, sein Regiment größtenteils verloren. Dabei habe er, M., der auf dem rechten Flügel die Reiterei befehligte, sein Regiment größtenteils verloren. Leopold Wilhelm und Piccolomini hätten Teplitz bereits verlassen.[272] Bereits einen Tag später schrieb er aus Teplitz an J. Černín d. Ä. über die Unordnung und Unsicherheit im Land, die die kaiserlichen Soldaten verschuldeten. Morgen werde er mit seinen Truppen bei Budin[273] die Eger überschreiten, denn Leopold Wilhelm und Piccolomini hätten die Armee schon heute bei Doxan[274] über die Eger gesetzt.[275] J. G. Wendling teilte am 6.11. aus Prag J. Černín d. Ä. mit: Myslík von Hyršov ziehe die Reste der bei Leipzig besiegten kaiserlichen Truppen bei Teplitz zusammen. Noch wisse man nicht, ob der Feind Leipzig bereits besetzt habe. Leopold Wilhelm halte sich derzeit in Rakonitz auf. Piccolomini habe 6.000 Reiter bei sich. In Prag herrsche große Angst.[276] In einer Relation Piccolominis vom November an den Erzherzog hatte Piccolomini alle Befehle vermerkt, die er seit dem Überschreiten der Elbe am 29.10. wegen der Bewegungen und der Dislozierung der kaiserlichen Armee erteilt hatte. In ihr beschrieb er den Verlauf der Schlacht bei Leipzig bis zu dem Augenblick, da er mehreren ihm nachsetzenden Feinden entrinnen konnte.[277]
In der Korrespondenz des Erzherzogs mit Hatzfeldt ging es um die Folgen dieser Niederlage.[278]
Leopold Wilhelm betraute am 6.11. aus Minkowitz[279] Colloredo mit dem Militärkommando in Prag und der Verteidigung der Stadt.[280] Er informierte Colloredo am 9.11. aus seinem Hauptquartier Rakonitz: Es meldeten sich verschiedene Infanterieformationen, die seit der Schlacht bei Leipzig verschollen waren. Sie mögen in Kreisen am rechten Moldau-Ufer untergebracht werden, wo sie konzentriert und für einen neuen Einsatz vorbereitet werden können.[281] Lepold Wilhelm hielt es in diesem Monat in Prag und Pilsen auf.[282] In diesem November erließ der Erzherzog auch eine Instruktion für Hatzfeldt und Wahl wegen der Lage in Leipzig.[283]
Am 11.11. informierte Jan Jezberovský von Olivová Hora J. Černín d. Ä. über die Niederlage der Kaiserlichen bei Leipzig und die tapfere Haltung Mislíks von Hyršov in dieser Schlacht.[284] Dieser war mit einer Instruktion Leopold Wilhelms zu Hatzfeldt abgeordnet worden.[285]
Die Olmützer Geistlichkeit beschwerte sich am 12.11. bei Leopold Wilhelm über die Forderungen der schwedischen Besatzung in Olmütz. Unter anderem habe Torstensson vor drei Monaten 4.500 Rt. für die Kommandantur verlangt und zwar 100 Rt. wöchentlich von der Bevölkerung, 2.000 Rt. monatlich von der Geistlichkeit. Bei einer Verweigerung drohten die Schweden mit der Vernichtung von Kirchengütern und Untertanen durch Feuer und Schwert. Kirchen, Klöster und Wohnhäuser seien ausgeplündert.[286]
Der Erzherzog befahl den drei Hauptleuten der drei Prager Städte, es seien sofortige Maßnahmen dahingehend zu ergreifen, dass die Magistrate aller drei Prager Städte 2.500 bis 3.000 Einwohner ohne Rücksicht auf Stand oder beruf, auch eine gewisse Anzahl von Juden, alle mit notwendigem Arbeitsgerät, morgen früh auf dem Hradschin zu Befestigungsarbeiten aufstellen. Adelspersonen möge beschieden werden, dass sie verpflichtet seien, zu den Arbeiten ihre Dienerschaft aufzustellen.[287]
Der Kaiser schrieb seinem Bruder am 13.11. aus Wien: Da Graf Philipp von Mansfeld aus gesundheitlichen Gründen nicht zu Leopold Wilhelm reisen kann, sende er ihm Oberstleutnant Hans Ludwig von Kuefstein. Die Reformierung der Regimenter soll vor allen diejenigen betreffen, die aus 100 bis 200 Mann ohne Führung eines Oberleutnants bestehen. Eine Vereinigung der Truppen Hatzfelds mit denen Leopold Wilhelms werde bald erfolgen. Die zwischen Hatzfeld und Piccolomini herrschenden Intrigen seien „allso zu remedirn, nemblich das E. L. beden veldtmarschalkhen einen iedwedern absunderlichen commandirn miessen und khan sich Piccolomini dessen nicht beschwärn, denn Ich mich die similibus casibus wol erkhundiget habe und befunden, das wann zwen veldtmarschalkh allein beisamen sein, der elter den jüngern commandirt, wann aber ein general (wie iezo der casus ist) uber beide ist, so commandirt er allen beiden absunderlich und nicht der elter den jüngern“.[288]
Am 28.11.1642 schrieb der Reichshofrat und Oberkämmerer Leopold Wilhelms, Johann Adolf von Schwarzenberg, an den kaiserlichen Hofrat Georg Ludwig von Schwarzenberg: Diese Wunde werde noch jahrelang schmerzen. Der Feind habe jedoch viel Zeit verloren und damit den Kaiserlichen ermöglicht, sich langsam wieder zu konsolidieren. Nun komme es darauf an, Leipzig bis zum Anmarsch von Hatzfeldt und Wahl und zu bis deren Vereinigung mit den Truppen des Erzherzogs zu halten. Man höre von geplanten Maßnahmen gegen diejenigen, die bei Leipzig versagten.[289]
„Piccolominis sprichwörtlichem Glück schadete selbst dieses Debakel kaum. Offenbar lastete man die neue Katastrophe Leopold Wilhelm an. In Spanien ehrte Philipp IV. den Italiener mit dem Goldenen Vlies und erhob ihn gar zum spanischen Granden“.[290]
[1] Zit. bei SCHÜTZ, Sammlung, S. 181.
[2] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 91.
[3] auspochen: ausplündern.
[4] Steinbrück [Kr. Hildesheim-Marienburg]; HHSD II, S. 439f.
[5] Linden (Stadt Hannover); HHSD II, S. 298f.
[6] Bornum, heute Ortsteil von Bockenem [LK Hildesheim].
[7] Everloh, heute Ortsteil von Gehrden [Region Hannover].
[8] Hemmingen [Region Hannover].
[9] Arnum, heute Stadtteil von Hemmingen [Region Hannover].
[10] Pattensen [Kr. Springe]; HHSD II, S. 376f.
[11] JÜRGENS, Chronik, S. 542f.
[12] Thun, Maximilian Graf zu ?
[13] Steinbrück [Kr. Hildesheim-Marienburg]; HHSD II, S. 439f. ?
[14] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1236.
[15] Gifhorn; HHSD II, S. 167ff.
[16] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 67; Salder [Stadt Salzgitter]; HHSD II, S. 406.
[17] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 151.
[18] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf.
[19] Dr. jur. utr. Johann Schwartzkopf, Kanzler des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel [28.11.1596 Bockenem – 27.11.1658 Wolfenbüttel].
[20] vorstellet ?
[21] SCHLOTTER, Acta, S. 353.
[22] Burgdorf; HHSD II, S. 85f.
[23] Sarstedt [Kr. Hildesheim-Marienburg]; HHSD II, S. 410f.
[24] a) Söldner ohne Soldvertrag und Kriegsherrn, der auf eigene Rechnung kämpfte (auch als „aventurier“ bezeichnet; PETERS, Lars Wivallius) und von der jeweiligen Kriegspartei für seine gefährliche Arbeit z. B. als Kundschafter ad hoc entlohnt wurde. Darunter waren aber auch Adlige wie Herzog Ulrich von Württemberg-Neuenbürg [1617-1671], der 1644 im Regiment Johann von Werth als Rittmeister diente. Ein Aventurier musste nach damaliger Sitte so lange kämpfen, bis er Ruhm erlangte; SODEN, Gustav Adolph III, S. 495 Anm. 1. Zum Teil operierten sie in eigenen Korps und überfielen kleinere Städte; PEETZ, Christian, S. 286. 1634 veranlasste Bernhard von Weimar die Abschaffung; RÖSE, Bernhard Bd. 2, S. 16. Vgl. (für den 2. Nordischen Krieg) die Memoiren eines solchen Freireiters; LAHRKAMP, Kriegsabenteuer.
b) Soldat, der sich unerlaubter Weise einen Streifkorps angeschlossen hatte.
[25] Alfeld; HHSD II, S. 5f.
[26] Gronau; HHSD II, S. 184.
[27] JÜRGENS, Chronik, S. 543.
[28] Burgdorf; HHSD II, S. 85f.
[29] Heute Kipphut bei Sarstedt genannt.
[30] Groß Lafferde [LK Peine]; HHSD II, S. 187.
[31] Broistedt, heute Ortsteil von Lengede [LK Peine].
[32] Lange Wische zwischen Groß Lafferde und Bettmar, Kr. Braunschweig.
[33] Bockenem [Kr. Hildesheim-Marienburg]; HHSD II, S. 54.
[34] Peine; HHSD II, S. 377ff.
[35] Winzenburg [Kr. Alfeld]; HHSD II, 498f.
[36] Bodenburg [heute Ortsteil von Bad Salzdetfurth, LK Hildesheim].
[37] Bei Wrisbergholzen.
[38] SCHLOTTER, Acta, S. 353.
[39] Gronau; HHSD II, S. 184.
[40] Elze [Kr. Alfeld]; HHSD II, S. 133f.
[41] Dorsten [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 165f.
[42] Limmer, heute Stadtteil von Hannover.
[43] Schliekum, heute Ortsteil von Sarstedt [LK Hildesheim].
[44] Mehle, heute Ortsteil von Elze [LK Hildesheim].
[45] Poppenburg [Kr. Alfeld]; HHSD II, S. 384.
[46] Betheln [Kr. Alfeld]; HHSD II, S. 45.
[47] Schulenburg [Kr. Springe]; HHSD II, S. 421.
[48] Pattensen [Kr. Springe]; HHSD II, S. 376f.
[49] Anderten [Kr. Hannover]; HHSD II, S. 15f.
[50] Coesfeld [LK Coesfeld]; HHSD III, S. 144ff.
[51] Vgl. REIMANN, Der Goslarer Frieden.
[52] Hotteln, heute Ortsteil von Sarstedt [LK Hildesheim].
[53] Hohenhameln [Kr. Peine]; HHSD II, S. 236.
[54] Hoheneggelsen, heute Ortsteil von Söhlde [LK Hildesheim].
[55] SCHLOTTER, Acta, S. 353ff.
[56] Vgl. REIMANN, Der Goslarer Frieden.
[57] Hohnsen, südl. vor der Neustadt Hildesheim (wüst).
[58] Drift oder Stiege: 20 Stück.
[59] Wohldenberg [Kr. Hildesheim-Marienburg]; HHSD II, S. 502.
[60] Sorsum im Güldenen Winkel, heute Ortsteil von Hildesheim.
[61] Evangelisches Damenstift, Betheln [Samtgemeinde Gronau (Leine); LK Hildesheim].
[62] SCHLOTTER, Acta, S. 357; Banteln [Kr. Alfeld]; HHSD II, S. 32f.
[63] Einbeck; HHSD II, S. 128ff.
[64] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 151.
[65] SCHLOTTER, Acta, S. 358.
[66] HAPPE II 423 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[67] Landleute.
[68] JÜRGENS, Chronik, S.545.
[69] HAPPE II 429 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[70] SCHLOTTER, Acta, S. 358, 359.
[71] SCHLOTTER, Acta, S. 362.
[72] JÜRGENS, Chronik, S. 547.
[73] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1248.
[74] Vlotho; HHSD III, S. 738f. 17.10.1638: Pfälzisch-schwedische Truppen unter Ruprecht von der Pfalz und James King of Birness and Dudwick werden von den Kaiserlichen unter Melchior von Hatzfeldt geschlagen. Ruprecht von der Pfalz gerät in Gefangenschaft.
[75] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1247.
[76] Northeim; HHSD II, S. 353f.
[77] Mühlhausen [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 286ff.
[78] Duderstadt; HHSD II, S. 123f.
[79] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1249.
[80] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1251.
[81] [Bad] Salzdetfurth [Kr. Hildesheim-Marienburg], HHSD II, S. 31f.
[82] Lamspringe [Kr. Alfeld]; HHSD II, S. 279f.
[83] SCHLOTTER, Acta, S. 358f.
[84] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 151.
[85] Vgl. LEISTIKOW, Sperreuter.
[86] Hann. Münden; HHSD II, S. 333f.
[87] WASSENBERG, Florus, S. 453f.
[88] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1252.
[89] SCHLOTTER, Acta, S. 360.
[90] HAPPE II 432 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[91] Mühlhausen [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 286ff.
[92] Körner [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 240.
[93] JORDAN, Mühlhausen, S. 96.
[94] Ammern, unter HHSD IX, 148, 347.
[95] Reißen bei Buttstädt ?
[96] JORDAN, Mühlhausen, S. 262.
[97] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 151.
[98] Gebesee [Kr. Erfurt]; HHSD IX, S. 128f.
[99] HAPPE II 439 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[100] Kölleda [Kr. Sömmerda].
[101] Heldrungen [Kyffhäuserkreis].
[102] HAPPE II 444 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[103] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 144f.
[104] Gotha [Kr. Gotha].
[105] Alach, heute Stadtteil von Erfurt.
[106] Bad Langensalza [Kr. Langensalza]; HHSD IX, S. 33ff.
[107] KRAFFT 203 v, mdsz.thulb.uni-jena.de. [Bad] Frankenhausen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 29ff.
[108] Querfurt [Kr. Querfurt]; HHSD XI, S. 380f.
[109] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 151.
[110] Greußen [Kr. Sondershausen]; HHSD IX, S. 170f.
[111] HAPPE II 447 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[112] Sondershausen [Kr. Sondershausen]; HHSD IX, S. 402ff.
[113] HAPPE II 447 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[114] Halle a. d. Saale [Kr. Halle]; HHSD XI, S. 177ff.
[115] Quedlinburg [Kr. Quedlinburg]; HHSD XI, S. 374f.
[116] Eisleben [Kreis Mansfeld-Südharz]; HHSD XI, S. 103ff.
[117] Freiberg [LK Mittelsachsen].
[118] Bernburg [Kr. Bernburg]; HHSD XI, S. 37ff.
[119] Merseburg [Kr. Merseburg]; HHSD XI, S. 322ff.
[120] Naumburg [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 341ff.
[121] Meißen; HHSD VIII, S. 223ff.
[122] Weißenfels [Kr. Weißenfels]; HHSD XI, S. 487ff. Vgl. REICHEL, Weißenfels.
[123] Zeitz [Kr. Zeitz]; HHSD XI, S. 519ff.
[124] Ober- und Untermaßfeld [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 319ff.
[125] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 604.
[126] Ensisheim [Anze, Frankreich, Dép. Haut-Rhin].
[127] Bad Mergentheim [Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 41ff.
[128] Körner [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 240. ? Stadion verstarb in Ammern.
[129] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 604.
[130] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1261.
[131] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1259.
[132] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 152.
[133] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1274.
[134] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1276.
[135] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1278.
[136] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 152.
[137] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 152.
[138] Göttingen; HHSD II, S. 178ff.
[139] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 175.
[140] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 133.
[141] LEDEL, Studien Nr. 55.
[142] Oedt [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 585f.
[143] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 154; bzw. 175.
[144] Düren [LK Düren]; HHSD III, S. 182ff.
[145] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 175.
[146] Koblenz; HHSD V, S. 178ff.
[147] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.
[148] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 152.
[149] Halberstadt [LK Harz]; HHSD XI, S. 169ff.
[150] Goslar; HHSD II, S. 174ff.
[151] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[152] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1289.
[153] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1290.
[154] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 152.
[155] Laxenburg [BH Mödling]; HHSÖ I, S. 281f.
[156] Lechenich [LK Euskirchen]; HHSD III, S. 448ff.
[157] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 152.
[158] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 152.
[159] Brünn [Brno]; HHSBöhm, S. 68ff.
[160] Hochwald [Hukvaldy; Bez. Friedek-Mistek]; HHSBöhm, S. 192f.
[161] Keltsch [Kelč; Bez. Vsetin].
[162] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1307.
[163] Valenciennes [Frankreich, Dép. Nord].
[164] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1309.
[165] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 152.
[166] Wietsch [Ort in Schlesien ?] vielleicht Wiesa [Wiese N. S., Wieźa, Lau]; unter HHSSchl, S. 108, 149, 424, 549.
[167] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1314.
[168] Glogau [Glogów]; HHSSchl, S. 127ff.
[169] Glatz [Klodsko; Grafschaft u. Stadt]; HHSSchl, S. 116ff.
[170] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1315.
[171] Ebersdorf [BH Kaisers-Ebersdorf; Wien]; HHSÖ I, S. 410, 543, 679.
[172] Schweidnitz [Świdnica]; HHSSchl, S. 491ff.
[173] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1322.
[174] Goldberg [Kr. Lübz]; HHSD XII, S. 33f.
[175] Friedland [Frýdlant, Bez. Reichenberg]; HHSBöhm, S. 155f.
[176] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1323.
[177] Parchwitz [Prochowice, Kr. Liegnitz]; HHSSchl, S. 392f.
[178] Krossen oder Crossen a. d. Oder [Krosno Odrzańskie; Brandenburg, h. Polen]; HHSD X, S. 246f.
[179] Landsberg O. S. [Gorzów Śląskie; Kr. Rosenberg]; HHSSchl, S. 264f.
[180] LEDEL, Studien, Nr. 59.
[181] Liegnitz [Legnica]; HHSSchl, S. 283ff.
[182] Brieg [Brzeg]; HHSSchl, S. 54ff.
[183] LEDEL, Studien, Nr. 65.
[184] Friedeberg/Isergeb. [Mirsk, Kr. Löwenberg]; HHSSchl, S. 107.
[185] Hirschberg [Jelenia Góra]; HHSSchl, S. 189ff.
[186] Leitmeritz [Litoměřice]; HHSBöhm, S. 324ff.
[187] Melnik [Mělník]; HHSBöhm, S. 370f.
[188] Brandeis a. d. Elbe [Brandýs nad Labem, Bez. Prag-Ost]; HHSBöhm, S. 62f.
[189] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1327.
[190] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1328.
[191] Grafenstein [Grabštejn, Bez. Reichenberg]; HHSBöhm, S. 169.
[192] Olmütz [Olomouc]; HHSBöhm, S. 420ff.
[193] Bunzlau [Boleslawiec]; HHSSchl, S. 63ff.
[194] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1330.
[195] Mährisch Trübau [Moravská Třebová, Bez. Zwittau]; HHSBöhm, S. 361f.
[196] Pardubitz [Pardubice]; HHSBöhm, S. 436ff.
[197] Turnau [Turnov, Bez. Semil]; HHSBöhm, S. 633f.
[198] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1332.
[199] Zittau; HHSD VIII, S. 371ff.
[200] Sechsstädte (Oberlausitz): Der Oberlausitzer Sechsstädtebund umfasste die Städte Bautzen, Görlitz, Kamenz, Lauban, Löbau und Zittau und bestand in dieser Form von 1346 bis 1815
[201] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1329.
[202] LEDEL, Studien, Nr. 69.
[203] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1335.
[204] Bautzen [Oberlausitz], HHSD VIII, S. 19ff.
[205] Kamenz; HHSD VIII, S. 158ff.
[206] Tetschen [Děčín]; HHSBöhm, S. 610ff.
[207] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1336.
[208] Löbau [Lubowa]; HHSSchl, S. 123f.
[209] Königgrätz [Hradec Králové]; HHSBöhm, S. 269ff.
[210] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1337.
[211] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 152.
[212] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1338.
[213] Beraun [Beroun]; HHSBöhm, 31f.
[214] „Traubenkartätschen, bei der Artillerie, eine Art Kartätschen, aus einpfündigen bis anderthalbpfündigen eisernen Kugeln bestehend, die um eine Spindel auf einen hölzernen oder eisernen Spiegel gereihet, mit einem leinenen Sacke überzogen, und mit Schnüren überstrickt sind; zuletzt wird der fertige Sack mit Brandkitt überstrichen, um das Glimmen des Sackes im Rohre zu verhindern. Sie werden nun in ein Stück geladen, da sie denn im Ausschießen zerspringen, und sich die Kugeln gleich einem Hagel ausbreiten“. [KRÜNITZ, Oekonomische Encyklopaedie].
[215] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 212.
[216] ENGLUND, Verwüstung, S. 283ff.
[217] Sohrau [Żory, Kr. Rybnik]]; HHSSchl, S. 510ff.
[218] Freiwalde [Lesica, LK Kłodsko].
[219] Wahrscheinlich Hirschberg [Jelenia Góra]; HHSSchl, S. 189ff.
[220] Liebenthal [Lubomierz, Kr. Löwenberg]; HHSSchl, S. 282f.
[221] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 5, S. 95.
[222] Dippoldiswalde; HHSD VIII, S. 59f.
[223] Pressnitzer Pass: Der Pressnitzer Pass stellt eine der ältesten Pfadanlagen dar, die aus dem Zentrum Mitteldeutschlands über den dichten Grenzwald nach Böhmen führte. Sein ursprünglicher Verlauf ging von Halle (Saale) kommend über Altenburg, Zwickau, Hartenstein, Grünhain und Zwönitz nach Schlettau. Hier wurde die obere Zschopau gequert. Anschließend führte der Weg über Kühberg am Blechhammer vorbei nach Weipert (Vejprty) und erreichte dann östlich schwenkend über Pleil (Černý Potok) mit Pressnitz (Přísečnice) die älteste Bergstadt des Erzgebirges. Von hier aus verlief der sogenannte Böhmische Steig vermutlich über Kaaden (Kadaň) und bis nach Saaz (Žatec). Die Passhöhe selbst befand sich auf böhmischer Seite nahe Pleil (Černý Potok) auf ca. 800 m ü. NN. Damit war der Pressnitzer Pass deutlich niedriger als die sich nach Westen hin anschließenden Pässe über Wiesenthal, Rittersgrün, Platten, Hirschenstand und Frühbuß. Dies war einer der Gründe für seine häufige Benutzung während des Dreißigjährigen Krieges. [wikipedia]
[224] Penig [Kr. Rochlitz]; HHSD VIII, S. 274.
[225] LEHMANN, Kriegschronik, S. 139.
[226] Nach der alten Zeitrechnung.
[227] Zittau; HHSD VIII, S. 371ff.
[228] Torgau [Kr. Torgau]; HHSD XI, S. 467ff.
[229] Eilenburg [Kr. Delitzsch/Eilenburg]; HHSD XI, S. 100ff.
[230] Mügeln [Kr. Oschatz]; HHSD VIII, S. 236ff.
[231] Grimma; HHSD VIII, S. 128ff.
[232] Wurzen; HHSD VIII, S. 365ff.
[233] Seehausen, heute Stadtteil von Leipzig.
[234] Mochau [Kr. Döbeln]; HHSD VIII, S. 234. ?
[235] Podelwitz, heute Ortsteil von Rackwitz [LK Nordsachsen].
[236] Wiederitzsch, heute Stadtteil von Leipzig.
[237] gehen ?
[238] Merseburg [Kr. Merseburg]; HHSD XI, S. 322ff.
[239] Halle a. d. Saale [Kr. Halle]; HHSD XI, S. 177ff.
[240] wachsamer.
[241] Delitzsch [Kr. Delitzsch]; HHSD XI, S. 73f.
[242] Taucha [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 343f.
[243] Colditz [Kr. Grimma]; HHSD VIII, S. 49ff.
[244] Meißen; HHSD VIII, S. 223ff.
[245] RUDERT, Kämpfe, S. 131ff.
[246] Kettenkugeln waren zwei mit einer Eisenkette verbundene Kugeln, die aus zwei Geschützen gleichzeitig abgefeuert wurden, was sehr schwierig war, und zunächst im Kampf zur See eingesetzt wurden, um die Takelage herunterzuholen, das Schiff manövrier-unfähig zu machen und die Mannschaft unter den herabgestürzten Masten und Segeln kampfunfähig zu machen. Zu Lande hatten sie mehr eine psychologische Wirkung, wenn sie sensenartig in die Reihen schlugen.
[247] RUDERT, Kämpfe, S. 144ff.
[248] Schlacht bei Breitenfeld am 23.10./2.11.1642: Die Schweden unter Torstensson besiegen die Kaiserlichen unter Erzherzog Leopold Wilhelm und Ottavio Piccolomini.
[249] Vgl. SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.
[250] Diese wichtigen Korrekturen an der verbreiteten Meinung, das Regiment Des Fours sei ebenfalls kampflos aus der Schlacht geflohen, verdanke ich Herrn Skala.
[251] WASSENBERG, Florus, S. 524.
[252] Der Schwed‘ ist im Land !, S. 82.
[253] Rokytzan [Rokycany], HHSBöhm, S. 522f.
[254] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.
[255] RUDERT, Kämpfe, S. 153.
[256] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f.
[257] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 891ff.
[258] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1432: A. v. Sebotendorf an W. E. v. Lobkowitz, 1643 III 24.
[259] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 348.
[260] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 5, S. 95.
[261] WASSENBERG, Florus, S. 524.
[262] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1345.
[263] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1361.
[264] Zehista, heute Stadtteil von Pirna [LK Sächsische Schweiz-Osterzgebirge].
[265] Rosenthal, heute Ortsteil von Wilkau-Haßlau [LK Zwickau]; HHSD VIII, S. 362.
[266] Böhmisch Leipa [Česká Lípa]; HHSBöhm, S. 57f.
[267] Jung-Bunzlau [Mladá Boleslav]; HHSBöhm, S. 237ff.
[268] Tabor [Tábor]; HHSBöhm, S. 592ff.
[269] Böhmisch Budweis [České Budějovice]; HHSBöhm, S. 46ff.
[270] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1347.
[271] Teplitz [Teplice]; HHSBöhm, S. 604ff.
[272] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1348. Vgl. Nr. 1344: Liste der Leipzig am 2.11.1642 gefallenen u. tödlich verwundeten Offiziere.
[273] Budin a. d. Eger [Budyně nad Ohří, Bez. Leitmeritz]; HHSBöhm, S. 85.
[274] Doxan [Doksany, Bez. Leitmeritz]; HHSBöhm, S. 115.
[275] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1349.
[276] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1350.
[277] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1361.
[278] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 152.
[279] Minkowitz [Minkovice; Böhmen].
[280] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1351.
[281] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1353.
[282] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 152.
[283] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. W 1/1, bzw. 67.
[284] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1354.
[285] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 152.
[286] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1356.
[287] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1357.
[288] LEDEL, Studien, Nr. 78.
[289] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1360.
[290] FINDEISEN, Der Dreißigjährige Krieg, S. 323.