Pogwisch [Powisch, Poggewisch], Sievert [Siegward] von; Generalkommissar [1587-27.8.1626 bei Lutter] Pogwisch war ein deutscher Adliger, Diplomat, Gutsherr und Klosterpropst zu Uetersen.[1]
Er entstammte der einflussreichen Ritterfamilie Pogwisch und war Herr der Güter Haselau,[2] Hagen[3] und Kaden,[4] die er durch die Heirat der Witwe von Marquard von Ahlefeldt, der bei der Schlacht bei Hemmingstedt[5] fiel, übernahm. Er studierte in Rostock[6] und Heidelberg[7] und wurde 1617 zum Klosterprobst des Klosters Uetersen gewählt. Sievert von Pogwisch stand als Diplomat und königlicher Rat im Dienst der dänischen Krone. Unter anderen entsandte ihn Christian IV.[8] am Anfang des Dreißigjährigen Kriegs als Leiter einer Delegation zu Ferdinand II.,[9] um seinem Schwager Friedrich von Böhmen[10] wieder zu seinem Thron zu verhelfen, diese Mission blieb jedoch erfolglos. 1625 wurde er Kriegskommissar und Amtmann in Rendsburg.[11] In der Schlacht bei Lutter am Barenberge[12] wurde Sievert von Pogwisch schwer verwundet und starb am 27.8.1626 an seinen Verletzungen.
Der Schweriner[13] Dompropst und Ratzeburger[14] Domherr, Otto von Estorf [1566 – 29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium“: „17. Aug ist zwischen dem König zue Dänemark[15] und Graf Tilli[16] eine Schlacht gehalten im Lande zu Braunsweig bei Lutter am Bahrenberge, darin Tilli das Feld behalten, weil des Königs Reuter nicht fechten wollen, sondern davon geritten. Sind viel vornehme Officiere geblieben. Auf der Wahlstadt sind todt gefunden: Wersebe,[17] Nortproth,[18] Landgraf Philipp zu Hessen,[19] Graf zu Solms,[20] der Rheingraf[21] so Catlenburg[22] abgebrannt, General-Commissarius Sivert Powisch,[23] nebst vielen anderen hohen Officieren vnd Befehlshabern. Gefangen sind: der Obriste Lochhauschen,[24] ein Graf von Stolberg,[25] Obriste Twachting,[26] Berent Gos,[27] Courville[28] Französischer Obrister, Gunternach,[29] Königl. Hofmarschal N., General-Commiss. Rantzow[30] hart verwundet vnd viele Andere“.[31] Er galt als wohlhabender Mann, der mit der Kurfürstin von Sachsen, dem Herzog von Braunschweig, den Grafen von Solms und dem Erzbischof von Bremen eng befreundet war. Nach dem Tod seiner Frau im Jahre 1627 wurde 1630 in Haselau eine Inventaraufnahme ihres Hausstandes angefertigt, erst dabei wurde der gesamte Reichtum und der Wohlstand des verstorbenen Ehepaares bekannt. Die Auflistung aller Wertgegenstände füllte ein mehr als 200 Seiten starkes Buch.
[1] Uetersen [Kr. Pinneberg]; HHSD I, S. 262. Biographische Angaben nach wikipedia-Artikel.
[2] Haselau [LK Pinneberg].
[3] Hagen [LK Segeberg].
[4] Kaden bei Alvenslohe [LK Segeberg].
[5] Hemmingstedt [LK Dithmarschen].
[6] Rostock; HHSD XII, S. 95ff.
[7] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.
[8] Vgl. HEIBERG, Christian 4.
[9] Vgl. BROCKMANN, Dynastie.
[10] Vgl. WOLF, Winterkönig; BILHÖFER, Nicht gegen Ehre und Gewissen; http://www.hdbg.de/winterkoenig/tilly.
[11] Rendsburg; HHSD I, S. 219ff.
[12] Lutter am Barenberge [Kr. Gandersheim]; HHSD II, S. 315f. 27.8.1626: Sieg der kaiserlichen Truppen unter Tilly über das dänische Heer unter König Christian IV. und seine protestantischen Verbündeten, die bis auf die Herzöge von Mecklenburg von ihm abfielen. Die Dänen verloren etwa 6.000 Mann, 2.500 gerieten in Gefangenschaft. Zu Beginn der Schlacht waren beide Armeen etwa 19.000 Mann stark. Die genauen Verluste sind nicht mehr feststellbar. Die Dänen dürften etwa 4.000 Tote und Verwundete, 3.000 Gefangene, etwa 100 Fahnen und Standarten, dazu die gesamte Artillerie und einen Großteil ihrer Bagage verloren haben. LAHRKAMPS Angaben, Bönninghausen, S. 246 (8.000 Tote), liegen eindeutig zu hoch. Das zeitgenössischen Flugblatt »Kurtze[r] vnd einfältige[r] […] Bericht« spricht von 6.000 Toten und 2.000 Gefangenen. Tillys Verluste lagen wohl deutlich unter 1.000 Mann. MELZNER, Schlacht bei Lutter am Barenberge; VOGES, Schlacht bei Lutter am Barenberge; VOGES, Neue Beiträge, Chronik; KLAY, 27./17. August.
[13] Schwerin; HHSD XII, S. 114ff.
[14] Ratzeburg [Kr. Herzogtum Lauenburg]; HHSD I, S. 216f.
[15] Vgl. HEIBERG, Christian 4.
[16] Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.
[17] Wersebe, Wolf Heinrich v.; Offizier [ – 27.8.1626 Lutter]
[18] Nerprot, Johann v.; Generalleutnant [ – 27.8.1626 Lutter]
[19] Hessen-Kassel, Philipp Landgraf v. [1604 – 17.8.1626 Lutter], Sohn des Moritz v. Hessen-Kassel. Vgl. VD17 23:263431T: SEYLER, Crato, Oratio Qua Fortissimo & bellicosissimo iuveni Philippo, Hassiae Landgravio, … Mauritii Hassiae Landgravii … filio e secundo connubio natu maximo … Quum is 17. Aug. in Luterensi praelio fortiter in hostem pugnant occubuisset, Casselis in Collegii philadelphico Mauritiano 15 Septemb. … 1626 Amoris & devotionis ergo supremus honos habitus fuit / a Cratone Seylero P.P.P. Kassel 1626.
[20] Solms-Hohensolms, Graf Hermann Adolph v.; Obrist [ – 27.8.1626 Lutter].
[21] Salm in Kirburg, Mörchingen u. Tronecken, Otto Ludwig, Wild- und Rheingraf v.; General [13.10.1597 – 16.10.1634].
[22] Katlenburg [Kr. Northeim]; HHSD II, S. 263f.
[23] Pogwisch, Sievert v.; Generalkommisar [1587 – 27.8.1626 Lutter].
[24] Kalkum, Wilhelm v., genannt Lohausen [Lohehausen]; Generalmajor [Aschermittwoch 1584 auf Lohausen – 30.1.1640 Rostock].
[25] Stolberg, Bodo Ulrich Graf v.; Offizier [29.5.1596 – 28.10.1626].
[26] Twachting, N; Obrist [ – ].
[27] Geist [Geistes, Geest], Berend; Obrist [ – ].
[28] Courville [Corvill, Corvillt], Nic(h)olas de; Generalmajor [ – 1.6.1634 in Regensburg gefallen].
[29] Gunternach, N; Offizier ? [ – ].
[30] Rantzau, Marquard; Generalkommissar, Generalmajor [ – ].
[31] DUVE, Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium S. 49f.