Dalwigk [Dallwig]-Schauenburg, Kurt [Cord, Court] von; Generalmajor [ – ] Kurt [Cord, Court] von Dalwig [Dallwig]-Schauenburg [ – ] stand als Obrist und zuletzt als Generalmajor in hessen-kasselischen Diensten.
„1. Am 2. April 1632 notifiziren die hessischen Obristen Dalwigk und Mercier, daß ihnen ihr Fürst als Schwedischer General die Stadt Schmalenberg[1] zum Quartier und zur Kontribution angewiesen habe. Die Vertreter der Stadt werden aufgefordert, am anderen Morgen um zehn Uhr zu Medebach[2] zu erscheinen und der Kontribution wegen so gewiß Abtrag zu machen, als diese sonst durch Kriegs-Execution werde eingeholt werden, welche ‚Schwerth und Feuer uff sich trägt‘.
2. Am 12. April erinnert der Rittmeister Otto Heinrich Eulenburg von seinem Quartier Medebach aus die Schmalenberger, daß sie der Aufforderung seiner Obristen, worauf sie bisher freventlich geschwiegen, unverzüglich Folge zu leisten und sich wegen der Kontribution abzufinden hätten.
3. Am 14. April läuft eine neue Mahnung der Obristen Dalwig und Mercier an die Schmalenberger wegen Abtragung der Kontribution ein, mit der Drohung, daß ‚widrigenfalls militärische Execution, Ausplünderung, Brand und ruinirung des Ambts gewis und sicherlich erwartet werden dürfe‘. Dem Richter und den Bürgermeistern wird Salvaguarda angeboten“.[3]
„Der hessische Obrist Kurt von Dalwigh [Dalwig] und der Obrist ‚Kuhe Michel‘ verwüsteten Medebach[4] zwar schwer, gleichzeitig aber wurde die Grenze bei Usseln[5] in Waldeck durch Medebacher, die sich dem Hauptmann Brunswicker angeschlossen hatten schwer heimgesucht. Kurt von Dalwigh selbst beschwerte sich bei dem Medebacher Drosten von Schade, der ’streunende hund und‘ herrenlose Diener Arndt Fruupf und seine Genossen aus Medebach hätten ihn und seine Frau bei Viermünden[6] überfallen und gänzlich ausgeraubt.“[7]
„Um diese [ksl. Besatzung; BW] zu vertreiben, zog am 14. Juni 1632 General von Uslar mit den Reiterregimentern Uslar, Dalwigk, Seekirch, Mercier und Rostein, der das grüne Leibregiment zu Pferd befehligte, sowie sechs Kompanien vom weißen und vom grünen Regiment gegen Volkmarsen.[8] Geschütze hatte er jedoch keine bei sich. Die Infanterie unter dem Befehl des Oberstleutnants von Romrod war schon am 13. Juni bis Wolfhagen[9] vorgeschoben worden. Am 14. Juni gegen Mittag vereinigten sich die Truppen vor Wolfhagen, legten eine halbe Stunde Rast ein, formierten sich daraufhin in Schlachtordnung und rückten nun gegen Volkmarsen vor. Die Stadt wurde eingeschlossen und mit herbeigeschafften Geschützen beschossen. Nach zwei Tagen wurde sie am 17. Juni zur Übergabe gezwungen. Bevor sie jedoch besetzt werden konnte, erschien ganz unvermutet der kaiserliche General Graf von Gronsfeld mit 57 Fähnlein zu Pferd, griff unverzüglich die Truppen des Generals von Uslar an, der alle Sicherungsmaßnahmen sträflich unterlassen hatte, und fügte den völlig erschöpften Soldaten Uslars trotz hartnäckiger Gegenwehr eine schwere Niederlage bei. Die Hessen verloren dabei sechs Geschütze und sechs Standarten. Außerdem gerieten 240 Mann in Gefangenschaft, und 100 Soldaten fanden den Tod. Aber schon vierzehn Tage später waren dieselben Regimenter schon wieder soweit aufgefüllt, daß sie unter persönlicher Führung des Landgrafen nach Franken eilen konnten, um hier dem Schwedenkönig zu Hilfe zu kommen“.[10] Sein Regiment war mit 100 Kavalleristen an der Schlacht bei Lützen beteiligt.[11]
Die Aufzeichnungen der Stadt Hallenberg[12] halten für 1633 fest: „Demenach sonabents post Omnium sanctorum, war der 5. huius [November 1633], ward alhir einbracht eine starke anfurderungsschrift ad effectum, nach Corbach[13] dem obristen Curd von Dalwig zu contribuiren mit angehenkter commination, auf den fal des nichterscheinens die contributionsbuß via militari einzuholen. Diese schrift war von dem Hessischen generalmejeur Franz Elger von Dalwig und generalquartirmeister unter-schrieben, worauf an folgentem tage den 6. huius die stette den leutenant Steffan Meibach und zwei burger aus Medebach naher Corbach abgelasen.
Als nun aber immediate demnach abermalig eine citation von Curdt von Dalwig anhero ankommen, so ist zu dem ende Otto Schwarzehen nach Corbach abgelasen, welcher dan nach gepflogener tractation das erste mal dreisig rt. wegen der alhirigen stadt erlegt, und auf s. Martini wiederumb anheim und zuruck kommen. Man hat zu alsolchem ende alsbald eine schatzung collectiren mussen und indem man den schoß erhoben, hat man denselben verlasen und diese schatzung beitreiben mussen […].
1633 den 5. novembris ob(rist) Curt von Dalwig nach Corbach contribuiret 60 rt“.[14] 1634 erhielt er von Hallenberg zweimal je 50 Rt. und einmal 30 Rt.[15]
„Während die Lüneburger [nach der Einnahme Höxters[16] am 20.4.1634 durch Geleen und Bönninghausen] auf Hildesheim zurückwichen, marschierten Geleen und Bönninghausen den Hessen unter Melander [Holzappel; BW] entgegen, der die Vereinigung mit Herzog Georg suchte und von Lippstadt[17] über Neuhaus[18] und Bielefeld[19] im Anzug war. Die Kaiserlichen überfielen Melanders Vorhut unter dem Obristen [Wendt v.; BW] Krassenstein, der 12 Reiterkompanien führte, und zersprengten sie vollständig. Bönninghausen nahm Krassenstein, die Dragonermajore von Dalwig und Leeden gefangen, außerdem 5 Rittmeister. Nur drei Rittmeister kamen mit wenig Reitern davon, wie Melander seinem Kriegsherrn aus Herford[20] am 25. April berichten mußte“.[21]
In der Medebacher Chronik des Stadtschreibers und Bürgermeisters Hermann Schmidt heißt es für 1634: „Anno eodem auf Pfingstmontag sub dii ucolo diei fiel der oberst Hessisch Curdt von Dalvig mit vilem vaicke zu roß und fuß herein, plünderte 146 pferde, 360 kühe, 57 rinder, uber 7000 stück schafe und viele mobilien hinweg, verbrannte acht wohnhäuser am osternthor und bei der burg. Belief sich auf 16.345 thlr. Damals plieben Johann Gunteraub der alter Jost Wairab, und Johann Ricken todt, unnd Johan Burgwalt“.[22]
„Vor der feindlichen Übermacht weichend, ließen Geleen und Bönninghausen beim Durchzug durch Hamm[23] 9 Kompanien zurück, mit dem Befehl, durch hinhaltende Verteidigung der Armee Zeit zum Rückzug zu gewinnen. Aber schon in der Nacht zum 27. Mai [1634] wurde Hamm erstürmt, der Kommandant Baron Siebelsdorff [Seibelsdorff; BW] gefangen, seine Soldaten – soweit sie nicht entkommen konnten – niedergemacht ‚undt uff Höxarische Manier begraben in der Lippe‘. Gefangene hessische Offiziere, darunter Obrist Wendt von Krassenstein, konnten befreit werden; nach dem Bericht des Obristen Geyso an den Landgrafen dauerte die Plünderung der Stadt ’sechs Stunden, doch ohne einige Tyrannei‘ !“[24] „Am 15. [25.5.; B. W.] begann die regelrechte Belagerung, aber schon in der Nacht vom 16. [26.] zum 17. [27.] gelang es dem Oberst St. André drei Tore zu petardieren. [Johann von; BW] Geyso, der auf Geheiß des Landgrafen die Offensive mitmachte, berichtet über dieses Ereignis: ‚Diese Nacht ist der Hamm petardiert, bestiegen und in einer halben Stunde übermeistert. Von den 1100 Mann, die in dieser Garnison gelegen, sind wenige niedergemacht, die meisten haben sich versteckt gehalten, der Kommandant Seibelsdorf ist gefangen; unsere Gefangenen Oberst Cratzenstein, Major v. Dalwigk u. a. sind befreit. Auch Kanons, Feuermörser, Fähnlein und Cornets sind genommen. Gott hat wunderbar diese Eroberung gegeben, und ist Oberst St. André Direktor dieses glücklichen Anschlags und Ausgangs gewesen. Das Plündern hat sechs Stunden gedauert, doch ohne einige Tyrannei. Der Feind jenseits der Ase (Nebenfluß der Lippe) ist kanoniert und in Konfusion gebracht. Herr von Geleen ist so perturniret, daß er sich den Tod wünschet. Man hält auch davor, daß Bönninghausen seinen Pferden die alten Standen wieder angelegt habe (?)‘ „.[25]
In den Aufzeichnungen der Stadt Hallenberg heißt es: „Anno 1634 am 5. Julii: Demnach nun die stadt Medebach leider am 23. Junii von dem graven von Everstein [Eberstein; BW] und Curt von Dalwig eingeäschert, so ist statt Hallenberg mit antrohung gleicher procedur ad contribuendem naher der Casselischen krigscassa eingefurdert und daruff auf botmesige einmahnung Caspar von Dorlars zu behuff angedeuter krigscassa naher Berleburg[26] gelibert 40 reichstaler“.[27]
„Als nun der obrist von Dalwig vernomen, daß man dem obristleutnant Geisen [Geyso] ein pferdt bezahlet, so hat er eine falsche action gestiftet unter dem praetext, ob were seiner reuter einem auch ein pferd vorm Hallenberg geschossen und demenach Michael Wolmerkausen und Weiner Henrich zum Sachsenberg[28] anhero gesendet und schriftlich uns intimiren lasen, das pferd zu zahlen oder aber scharfestes militar execution uns zu gewertigen. Wegen sotanes rits obigerwenten geben mussen 2 goltgulden. Wiederumb Henrich Wagener ad eundem finem gesendet, demselben pro via geben mussen 1 rt., hiruff zwangsam das falsch gestiftet pferd bezahlen mussen vor 30 reichstaler.[29]
„Herzog Wilhelm versuchte nun erneut den Feldmarschall Johan Banér, der sich zwischenzeitlich zu einer Unterredung bei dem schwedischen Reichskanzler Oxenstierna aufgehalten hatte, zu einem Vorstoß über den Thüringer Wald zu überreden. Am 4. November traf man sich ohne Ergebnisse in Erfurt[30] und am 8.11. kam es zu einer lautstarken Auseinandersetzung zwischen den beiden bei Leipzig. Banér verließ daraufhin am 11. November Erfurt und begab sich in das Stift Magdeburg. Seine Truppen ließ er in den Quartieren um Erfurt. Herzog Wilhelm mußte sich nun nach anderen Verbündteten umsehen. Bereits am 18.10. hatte er sich auf Vermittlung des Kommissärs Heußner von Wandersleben mit dem Landgrafen Wilhelm V. von Hessen, dem persönlich sehr an einer Vereinigung mit den weimarischen Truppen gelegen war, in Eisenach[31] getroffen. Dort schlug er dem Landgrafen vor, alles Volk, daß er nicht unbedingt zur Besetzung seiner Pässe und Festungen benötigte, möglichst 3000 Mann zu Fuß und 2000 Reiter, zusammenzuziehen und sich in Richtung Thüringen in Bewegung zu setzen. Der Hessische Landgraf hatte sich generell dazu bereit erklärt, jedoch war Herzog Wilhelm in seiner schwankenden Haltung und durch seine Hinwendung zu Banér zwischenzeitlich wieder von diesem Plan abgekommen.
Nach dem Ausfall Banérs schienen dem weimarischen Herzog erneut alle möglichen Alternativen recht. Den Kommissär Heußner von Wandersleben sandte er zu Herzog Bernhard und Oxenstierna nach Mainz.[32] Auf dem Weg dorthin sollte er bei dem Landgrafen Wilhelm von Hessen intervenieren. Am 16. November traf Heußner in Kassel[33] ein. Der Landgraf war sofort bereit, einen Teil seiner Truppen, 4 Regimenter zu Roß (etwa 1500 bis 2000 Reiter) und 400 kommandierte Musketiere, unter dem Generalmajor Kurt von Dalwig nach Vacha[34] an der Werra zu entsenden, wo sie sich mit den Truppen Herzog Wilhelms vereinigen sollten. Die hessischen Truppen machten sich sofort auf den Weg und standen am 21.11. bei Rotenburg[35] an der Fulda. Am 22.11. waren sie bei Vacha angelangt, wo sie aber weder Herzog Wilhelm, noch seine Truppen vorfanden. (Huschke, S. 256-261).
In der Zwischenzeit hatten sich Melchior von Hatzfelds berittene Truppen unter dem Generalmajor Johann Rudolf von Bredau und einige von Isolanos kroatischen Einheiten unter dem Obersten Marcus Corpes, zusammen 8 Regimenter zu Pferd und 400 Dragoner unter Oberst Wilhelm Gall a Bourg, im Stift Fulda gesammelt und Dalwig sah keine andere Möglichkeit, als sich auf Hersfeld[36] zurückzuziehen. Dort kam es am 27.11.1634 zu einem folgenschweren Zusammenstoß, als die Kaiserlichen die Hessischen, welche gerade von Hersfeld (die zeitgenössischen Quellen schreiben Hirschfeld) abziehen wollten, in dichtem Nebel umringten und überwältigten. Viele Reiter wurden niedergehauen, die meisten Reiter und Offiziere (etwa 700), einschließlich des Generalmajors Dalwig, wurden gefangengenommen. Nur wenige Reiter retteten sich nach Spangenberg[37] und Kassel, von denen die meisten am 8. Januar des folgenden Jahres 1635 überfallen und endgültig vernichtet wurden. (Chemnitz II, S. 584; Theatr. Europ. III, S. 385).
Damit waren die Truppen des Landgrafen von Hessen, bis auf einige wenige Garnisonen in Hessen und Westfalen, fast völlig eliminiert, worüber der Landgraf verständlicherweise äußerst ungehalten war und aus seiner Schuldzuweisung an Herzog Wilhelm von Hessen in einem Brief keinen Hehl machte: ‚Es heißt schlecht Abschied gehalten, wenn einer so eilig aufmahnt und einer so willig ist, bleibt aber hernach aus. Es wird mich klug machen, auf ein andermal nicht so kostfrei zu sein‘. (Huschke, S. 262)“.[38]
Dalwig starb nach wenigen Wochen in Fulda.[39]
Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !
[1] Schmallenberg [Hochsauerlandkreis]; HHSD III, S. 672f.
[2] Medebach [LK Brilon]; HHSD III, S. 500f.
[3] SENGER, Tod, S. 27.
[4] Medebach [LK Brilon]; HHSD III, S. 500f.
[5] Usseln, heute Ortsteil von Willingen [LK Waldeck-Frankenberg].
[6] Viermünden, heute Ortsteil von Frankenberg [LK Waldecvk-Frankenberg].
[7] CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 53.
[8] Volkmarsen [Kr. Wolfhagen]; HHSD IV, S. 441f.
[9] Wolfhagen; HHSD IV, S. 479f.
[10] GÖRLICH, Wolfhagen, S. 68.
[11] VEHSE, Geschichte Bd. 27, 5. Teil, S. 110; BRZEZINSKI, Lützen, 1632, S. 21.
[12] Hallenberg [LK Brilon]; HHSD III, S. 282f.
[13] Korbach [Kr. Waldeck]; HHSD IV, S. 275ff.
[14] BRUNS, Hallenberg, S. 274.
[15] BRUNS, Hallenberg, S. 277f.
[16] Höxter [LK Höxter]; HHSD III, S. 346ff.
[17] Lippstadt [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 474f.
[18] (Schloss) Neuhaus [LK Paderborn]; HHSD III, S. 671f.
[19] Bielefeld; HHSD III, S. 73ff.
[20] Herford; HHSD III, S. 312ff.
[21] LAHRKAMP, Bönninghausen, 298.
[22] BAUSEN, Medebach, S. 196.
[23] Hamm in Westfalen; HHSD III, S. 286ff.
[24] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 299.
[25] GEYSO, Beiträge II, S. 135.
[26] Berleburg [LK Siegen-Wittgenstein]; HHSD III, S. 67f.
[27] BRUNS, Hallenberg, S. 279.
[28] Sachsenberg, heute Stadtteil von Lichtenfels (Hessen) [LK Waldeck-Frankenberg]; HHSD IV, S. 394f.
[29] BRUNS, Hallenberg, S. 280.
[30] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[31] Eisenach [Kr. Eisenach]; HHSD IX, S. 88ff.
[32] Mainz; HHSD V, S. 214ff.
[33] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.
[34] Vacha [Kr. Bad Salzungen]; HHSD IX, S. 447f.
[35] Rotenburg a. d. Fulda; HHSD IV, S. 387ff.
[36] Bad Hersfeld; HHSD IV, S. 20ff.
[37] Spangenberg [Kr. Melsungen]; HHSD IV, S. 417f.
[38] ENGERISSER, Von Kronach, S. 386ff.
[39] Fulda; HHSD IV, S. 154ff.