Duwall [MacDougal, MacDougall, Duwall, Duwalt, Duwaldt, Dubwaldt, Duval, Dual, Duual, Dugaldt, Dougal, Duvald], Jacob [James, Joachim] Freiherr

Duwall [MacDougal, MacDougall, Duwall, Duwalt, Duwaldt, Dubwaldt, Duval, Dual, Duual, Dugaldt, Dougal, Duvald], Jacob [James, Joachim] Freiherr; Obrist [um 1589 Prenzlau – 28.4./9.5.1634 Oppeln] Duwall, eigentlich Jacob [Joachim[1]] MacDougall, war ein Sohn des Albert MacDougall of Mackerstone, der Ende des 16. Jahrhunderts von Schottland nach Mecklenburg ausgewandert und um 1600 nach Schweden übergesiedelt war.[2] Um 1607 trat er als Musketier in schwedische Dienste, wurde 1614 Hauptmann, 1621 Obristleutnant, 1625 Obrist des Norrland Landsregiment.

Duwall, damals Obristleutnant, war zusammen mit Fritz Rosladin 1628 vor Stralsund[3] gelandet.[4] Hier geriet er vorübergehend in kaiserliche Gefangenschaft. 1629 kommandierte er zwei deutsche Infanterieregimenter im schwedischen Dienst.[5]

Duwall nahm an der Eroberung von Frankfurt/Oder[6] am 13.4.1631 teil: „Den 3. Apr. welches war der Palm Sontag / nach dem der König Predigen und Bettstunden halten lassen / hat man das Geschütz auff den hin vnd wieder verfertigten Battereyen gepflantzet / darzu der König allenthalben selber geholffen / vnd sich keine Mühe vnd Arbeit verdrießen lassen. Weil nun mit loßbreñung deß Geschützes damals noch ingehalten worden / sind die Kayserische darüber in den Wahn gerathen / als wann der König etwa zu schwach were / die Statt mit Ernst anzugreiffen / vnd dahero ihnen ein solch Hertz gemacht / daß sie nicht allein unauffhörlich starck Fewer herauß gegeben / davon in 150. Schwedische Soldaten erlegt worden / sondern auch eine Ganß uber den Wall herauß gehenckt / vnnd darbey gegen den Schwedischen Soldaten allerhandt hönische vnnd spöttische Wort gebraucht.

Vnderdessen aber ist mit den Lauffgräben starck fortgefahren worden / also daß man vmb den Mittag mit denselben in den Spittalgarten vorm Gubenischen Thor kommen / vnd die Kayserische auß ihren Aussenwercken in die statt getrieben. Darauff der König gedachtes Thor mit 12. groben Stücken / welche er alle selbsten gerichtet / starck zur Presse beschießen lassen. Auff solches hat gegen Abend etlich schwedisch Volck (denen ein Meißnischer Leutenandt / genandt Andreas Aner von Pegaw[7] gebürtig / auff einer Sturm-Leyter vorgestiegen / vnd der erste auff der Mawer gewesen / auch wegen solcher Mannlichen That tausend Reichsthaler vnnd ein Capitäinschaft von dem König bekommen[8]) die Wälle durch Geschwindigkeit erstiegen / vnd derselben / vngeachtet der König damals noch nicht Vorhabens gewesen die Statt zu stürmen / sich bemächtiget. Als nun Ihre Majestat vnd die Obristen solches gesehen / sind sie ihnen so bald mit dem vbrigen Volck zu Hülff kommen / vnd tapffer nachgetrungen / also daß die Kayserische von dẽ Wällen in die Statt getrieben worden. Worauff daß Gubenische Thor geöffnet / vnd die Schwedische mit Macht in die Statt eingefallen.

Ob nun wol der Graff [Hannibal; BW] von Schaumburg seine Soldaten zur Gegenwehr hoch angemahnet / sich auch etliche Compagnyen zu Pferd zu ihm gesamblet / ist doch alles vmbsonst gewesen / weil der Obrist Baudis ihnen so geschwind auf den Halß kam mit seiner Reuterey / vnnd sie wieder zerstrewete. Wie nun die Kayerische Obriste gesehen / daß sie von den Schwedischen vbermannet weren / haben sie den Muth sincken lassen / und sich auff die Flucht begeben / dahero aber das niderhawen allererst recht angangen. Dann als die Flüchtige der OderBrücken zueyleten / darbey ein jeder der erste seyn wolte / die PagagyWägen auch darzwischen kamen / geriethe alles in grosse Confusion: Die Wägen blieben aneinander hangen / also daß auch das Volck darvor nicht fortkommen kondte / sondern mit grossem Geschrey in einander stecken blieben / vnnd je einer den andern hinderte / biß die Schwedische mit Macht vber sie kamen / vnd ihrer ein große Anzahl nidermachten / daß auch in den Gassen gegen der Brücken zu / die Todten so hoch vbereinander gelegen / daß man darvor nicht fortkommen können: viel sind vber die Brücken ab in die Oder gedrenget worden / so meistentheils ertruncken. […] Die Kayserischen haben zwar bei solchem mächtigen Einfall der Schwedischen zweymal die Trommel gerühret vnd accordiren wollen accordiren / aber die Schwedischen / weil sie den Vortheil in Händen gehabt / vnnd es schon zu lang gewartet gewesen / haben sich zu keinem Accord verstehen wollen  / auch wann die Kayserische Quartier begehrt / haben die Schwedische New Brandenburgisch[9] Quartier geruffen / vnd also . […] Den Soldaten hat er [Gustav Adolf; BW] / weil die Statt mit stürmender Hand eingenommen worden / 3. Stunden lang zu plündern erlaubet; aber sie haben solche Licentz mißbrauchet / und mit plündern und allerley Muthwillen vber die bestimpte Zeit so lang angehalten / biß der König vnd seine Obristen mit Prügeln und bloßen Dägen mit Gewalt abgewehret / und darüber auch etliche / so es gar vbermacht / aufgehencket. Deß Abend vmb 8. Vhren ist noch vber voriges ein grosse Fewers=Brunst in der Statt entstanden / vnnd sechzehen Häuser zu Grund gerichtet“.[10]

Am 13.4.1631 ernannte Gustav II. Adolf Duwall zum dortigen Garnisonskommandanten.

1632 schenkte Duwall seiner Frau das zahlungsunfähige Stift Leubus,[11] nach deren Tod die Kunstschätze und die wertvolle Bibliothek nach Stettin[12] verbracht wurden, wo sie bei einem Brand vernichtet wurden.

Richtig in Erscheinung trat er allerdings erst wieder im August 1632, als er mit schwedisch-brandenburgischen Truppen zur Unterstützung des kursächsischen Heeres[13] unter Generalleutnant Hans Georg von Arnim nach Schlesien abkommandiert wurde und vom 19. bis 23.8.1632 bei der Eroberung der Steinauer[14] Schanze mitwirkte. Am 24.8. konnte er zusammen mit dem sächsischen Generalleutnant 20.000 Mann unter den kaiserlichen Generälen Balthasar de Marradas, Hans Ulrich von Schaffgotsch und Christian von Ilow schlagen. Der Schweriner[15] Dompropst und Ratzeburger[16] Domherr, Otto von Estorf [1566 – 29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium“: „September. Daß Kais. Volk, bei 20,000 stark ist bei der Steinaw[17] in Schlesien vom Obristen Dubald vnd den Sachs. vnd Brandenb. ganz ruinirt vnd in die flucht geschlagen, die Stadt abgebrandt vnd die Schantz eingenohmen worden“.[18]

Zu Anfang des Jahres 1633 wurde Duwall als schwedischer Generalkommissar zum Stellvertreter Thurns bestellt.

Duwall – von dem der schwedische Reichskanzler Axel Oxenstierna[19] sagte, er sei ein leichtsinniger militärischer Draufgänger, dem Trunk und dem Geld übermäßig zugetan, das aber seien menschliche Eigenschaften[20] – forderte auf Grund des schlechten Gesundheitszustandes Thurns den Oberbefehl, den wiederum Thurn nicht abgab. So kam es das ganze Jahr 1633 über zu keiner koordinierten militärischen Operation mit Arnim. Wallenstein[21] kannte die Schwächen seiner Gegner genau und versuchte erfolgreich, sie gegeneinander auszuspielen. Persönliche Zusammenkünfte, getrennte Waffenstillstandsverhandlungen zwischen Wallenstein, Trčka, Gallas,[22] Thurn und Arnim führten letztlich dazu, dass Thurn, obwohl er vorher von Oxenstierna gewarnt war, in eine militärische Falle geriet. Thurn und sein liederlicher Stellvertreter, der „Brandtweinsauffer“ Duval – so verächtlich Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg[23] – ergaben sich Wallenstein am 13.10.1633 bei Steinau. Das „schwedische“ Heer schloss sich ohne zu zögern den Truppen Wallensteins an. Dadurch gingen alle befestigten Plätze in Schlesien verloren und Brandenburg wurde von den kaiserlichen Truppen überrannt. In einem Bericht aus Breslau[24] hieß es: „Wie in Sicherheit solche Generale mit ihrer Soldateska gelebt, gefressen, gesoffen, und wie sie die Oderpässe übel bestellt gehabt, ist nicht zu beschreiben. […] Jacob Duvald ist so voll gewest, als er gefangen worden, daß er fast nit reden können“.[25]

„Bernhard zog[26] am 18.11.1633 mit der restlichen Armee weiter nach Straubing[27] und machte sich sofort an die Belagerung, indem er beim Kapuzinerkloster eine Mine ‚springen‘ ließ, welche eine Bresche in die Stadtmauer riß. Sogleich ließ er ein großes Feuer in derselben anzünden, um die Möglichkeit einer Reparatur zu verhindern. Am 13./23. November wurde die Stadt von dem Kommandanten Haslang (nach Barthold/Deutscher Krieg I, S. 111, hieß der Kommandant Hauptmann Johann Philipp Schütz) mit Akkord übergeben. Die Schweden erbeuteten eine große Menge an Salz, insgesamt 44.156 Scheiben, welches der Magistrat um 70.000 Reichstaler abkaufen mußte. Der bayerischen Besatzung, die mit 100 Pferden und 400 Mann zu Fuß ausmarschierte, wurde freies Geleit zugesichert. Währenddessen erhielt Herzog Bernhard einen Brief des schwedischen Reichskanzlers Oxenstierna, in dem dieser einen nicht eingehaltenen Akkord Wallensteins gegen schwedische Truppen des Obersten Jakob Duwall beklagte. Bernhard schickte der ausziehenden Straubinger Besatzung sofort ein Regiment unter dem Oberst Bullier (gemeint ist Oberst Bouillon, der Bernhards Leibregiment zu Pferd kommandierte) nach, ließ diese entwaffnen und unter die eigenen Truppen stecken. (Soden II, 338)„.[28]

Während Thurn von Wallenstein wieder freigelassen wurde, blieb Duwall in Gefangenschaft, konnte jedoch Mitte November bei Schlackenwerth[29] entkommen und sich zu dem in Brieg[30] kommandierenden kursächsischen Obristen Moritz Adolf von Dehn durchschlagen. Von dort gelang ihm Ende des Jahres 1633 ein Überfall auf die Stadt Ohlau.[31] Daraufhin begab er sich nach Breslau,[32] wo er im Dezember 1633 neue Truppen anwarb. Mit 1.500 Mann und vier Geschützen brach er in der Nacht zum 15.3.1634 nach Oels[33] auf, erstürmte die Stadt am folgenden Morgen und zerstreute die aus 15 Kompanien zu Pferd bestehende kaiserliche Besatzung.

Duwall sollte an den militärischen Erfolgen, die er zuletzt noch erzielte, keine lange Freude mehr haben. Er starb am 28.4./9.5.1634 in Oppeln,[34] wohl an den Verletzungen, die er vor Großglogau[35] erlitten hatte, und nicht, wie zum Teil vermutet wird, an den Folgen seiner Alkoholkrankheit. Begraben wurde er in Stralsund.

[1] KAMPMANN, Reichsrebellion, S. 263.

[2] Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 1623.

[3] Stralsund [Kr. Stralsund]; HHSD XII, 292ff.

[4] MANN, Wallenstein, S. 468.

[5] BERG, Scots in Sweden; vgl. die Erwähnungen bei MANKELL, Arkiv Bd. 3.

[6] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.

[7] Pegau [Kr. Borna]; HHSD VIII, S. 272ff.

[8] Bei dem Söldner Monro sind es zwei Schotten, die als erste die Mauern erstiegen. MAHR, Monro, S. 110ff.

[9] Am 19.3.1631 war Neubrandenburg von Tillys Truppen erstürmt worden. Die schwedische Besatzung unter Generalmajor Knyphausen, der in Gefangenschaft geriet, wurde getötet, die Stadt 3 Tage lang geplündert. „Neubrandenburgisch Quartier“ bedeutete in der Folgezeit, dass Gefangenen kein Pardon gewährt wurde.

[10] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 2, S. 349f. Vgl. GRIESA, Frankfurt (Oder), S. 14ff.

[11] Leubus [Lubiąż, Kr. Wohlau]; HHSSchl, S. 277f.

[12] Stettin [Szczecin]; HHSD XII, S. 280ff.

[13] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab November 2012).

[14] Steinau a. O. [Śinawa, Kr. Wohlau]; HHSSchl, S. 517ff.

[15] Schwerin; HHSD XII, S. 114ff.

[16] Ratzeburg [Kr. Herzogtum Lauenburg]; HHSD I, S. 216f.

[17] Steinau a. O. [Śinawa, Kr. Wohlau]; HHSSchl, S. 517ff.

[18] DUVE, DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 3, S. 24.

[19] Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.

[20] IRMER, Verhandlungen Bd. 2, S. 43.

[21] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.

[22] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[23] GAEDEKE, Wallensteins Verhandlungen, S. 139.

[24] Breslau [Wroclaw]; HHSSchl, S. 38ff.

[25] GAEDEKE, Wallensteins Verhandlungen, S. 210.

[26] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.

[27] Straubing; HHSD VII, S. 723ff.

[28] ENGERISSER, Von Kronach, S. 207.

[29] Schlackenwerth [Ostrov, Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 547ff.

[30] Brieg [Brzeg]; HHSSchl, S. 54ff.

[31] Ohlau [Olawa]; HHSSchl, S. 373ff.

[32] Breslau [Wroclaw]; HHSSchl, S. 38ff.

[33] Oels [Oleśnica]; HHSSchl, S. 368ff.

[34] Oppeln [Opole]; HHSSchl, S. 378ff.

[35] Glogau [Głogów]; HHSSchl, S. 127ff.

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