Wangler [Wangeler, Wagler, Wegler], Johann der Ältere Freiherr von

Wangler [Wangeler, Wagler, Wegler], Johann der Ältere Freiherr von; Generalwachtmeister [1561-14.9.1639 bei Chemnitz] Der Luxemburger Wangler war kaiserlicher Obristleutnant und Obrist (Regiment Alt-Wangler), 1635 Generalwachtmeister und Militärbefehlshaber in der Grafschaft Saarbrücken.

Vor der kaiserlichen Hauptarmee wich der Siebenbürger Fürst Bethlen Gábor zurück, da er am 28.10.1620 Truppen unter der Führung seines Kanzlers Simon Péchy zur Unterstützung Friedrichs V.[1] nach Böhmen geschickt hatte.[2] Nach den Erinnerungen des Grafen Jost Maximilian von Gronsfeld in Wassenbergs[3] „Florus“ griff Bethlen die kaiserliche Avantgarde unter Obristleutnant Wangler an und machte alle bis auf Wangler, der in Gefangenschaft geriet, nieder.[4]

Wangler nahm 1626 an der bekannten Schlacht[5] an der Dessauer[6] Elbbrücke teil.

„Mit dem Abbruch der Braunschweiger Verhandlungen kommt Bewegung in die Heere an der Mittelelbe und Weser. Als erster bricht Mansfeld[7] auf, in einigem Abstand von ihm die Truppen des Generals Fuchss [Fuchs v. Bimbach; BW], der in dänischen Diensten steht und als Feuerwehr dienen soll, falls Mansfeld in Bedrängnis kommt. Hans Philipp Fuchss von Bimbach hat früher als Oberst und Feldzeugmeister in Böhmen in kaiserlichen Diensten gestanden, wechselte dann die Lager und wurde am 17. Juni 1625 vom dänischen König[8] zum General der Infanterie ernannt.

Der Zug geht ohne Schwierigkeiten in das Gebiet des Kurfürsten von Brandenburg hinüber, in die Altmark, so wie es auf kaiserlicher Seite erwartet worden ist. Am 3. März erreicht Mansfeld das Gebiet um Sandau,[9] oberhalb von Stendal[10] und Tangermünde.[11] Fuchss hat in einem schnellen Vortrab Mansfeld überholt und ist schon in Tangermünde. Der Dänenkönig selbst schlägt am 5. März in Wolfenbüttel[12] sein Hauptquartier auf.

Wallenstein[13]  hat dabei kein gutes Gefühl. Er sieht sich vor einer ähnlichen Umklammerung wie der Dänenkönig im Herbst durch das kaiserliche und ligistische Heer. Ja er rechnet mit einem solchen Erfolg der gegnerischen Operationen, daß er seiner Frau dringend rät, sie solle sich umgehend nach Wien in Sicherheit bringen.

Wenig später verständigen die Kundschafter den Feldherrn von der Absicht Mansfelds, den Elbübergang bei der Dessauer Brücke zu erzwingen. Wallenstein bezweifelt das zunächst. Er glaubt noch immer, daß der Graf direkt nach Schlesien ziehen und nicht den riskanten Versuch unternehmen wird, das Elbtor zu gewinnen, um den Kaiserlichen die Verbindungsader nach Böhmen abzuklemmen. Collalto hat zwar recht, wenn er Aldringen an die alte Universalregel erinnert: »Wer Herr der schiffbaren Flüsse ist, ist auch Herr des Landes« und wenn er die Dessauer Brücke als »Schlüssel des Spiels bezeichnet«, aber ein Zug Mansfelds nach Schlesien hätte nicht nur die Gefahr Bethlen akut werden lassen, sondern auch die Kaiserlichen dazu provoziert, nachzufolgen und damit Christian IV. freie Hand gegen Tilly gelassen oder dazu, sich selbst an die Fersen Wallensteins zu heften.

Der Herzog von Friedland hat seit längerem sein Hauptquartier in Aschersleben,[14] zwischen Halberstadt[15] und Köthen,[16] 40 Kilometer südlich von Magdeburg.[17] Anfang April konzentriert Mansfeld plötzlich alle Truppen und zieht zusammen mit General Fuchss elbaufwärts. Am 2. April besetzt er Burg[18] rechts der Elbe, vier Tage später erobert Fuchss zusammen mit Mansfeld auf der linken Elbseite Rogätz[19] und vertreibt die Kaiserlichen aus dem befestigten Schloß. Wallenstein erhält diese Nachrichten, als er auf einen Hilferuf Tillys hin nach Goslar[20] mit etwas mehr als 14 000 Mann unterwegs ist. In Schladen[21] wird er verständigt, daß die protestantischen Truppen Goslar in einem fluchtartigen Rückzug inzwischen wieder geräumt haben, als ihnen Wallensteins Anmarsch gemeldet wird. Ebenfalls in Schladen erfährt er die Eroberung von Rogätz.

Er macht auf der Stelle kehrt, zieht in Eilmärschen nach Neuhaldensleben.[22] General Fuchss hat sich inzwischen wieder von Mansfeld getrennt, er lagert bei Wolmirstedt[23] oberhalb Magdeburgs. Wallenstein erreicht das Städtchen am 10. April, der Tag neigt sich schon, Wallenstein greift trotz der Dämmerung sofort an, schnell und wuchtig, der massierte Angriff mit schweren Reitern gehört zu Wallensteins Spezialitäten. Die dänischen Truppen werden im Sturm überrannt, General Fuchss kann nur mit größter Not durch einen engen Paß entfliehen, Wallensteins leichte Kavallerie verfolgt die flüchtenden Dänen noch in der Nacht bis weit über Rogätz hinaus. Fuchss zieht sich weiter nach Tangermünde zurück. Als ein neues Reitergefecht für Wallensteins Truppen ebenfalls siegreich endet, räumt der General auch Tangermünde. Er rechnet jetzt mit seiner völligen Vernichtung, er schickt die Hälfte seiner überiggebliebenen Truppen nach Stendal und flieht mit dem Rest über die Elbe. Mitte April trifft Wallenstein wieder in Aschersleben ein. Er hat innerhalb von zwei Wochen erreicht, daß Mansfeld seine nächsten Operationen ohne Unterstützung durch die dänischen Truppen des Generals Fuchss durchführen muß.

Wie wichtig dieser Erfolg für die Kaiserlichen ist, zeigt sich bald. Mansfeld hat mit Streifkommandos am 1. und 6. April Vorversuche an den Brückenwerken bei Dessau gemacht, mit ersten Angriffen die Stärke geprüft. Wenige Tage später, am 11. April, zieht er mit seiner Hauptmacht vor dem Brückenkopf auf und beginnt den Beschuß mit schweren Geschützen. Zwei Tage später wird er von der Katastrophe verständigt, die über General Fuchss gekommen ist. Er bricht die Belagerung ab, einer der typischen Fehler Mansfelds, denn die Schlappe des Generals ist nicht mehr zu ändern, und als er das Kampfgebiet erreicht, stößt er in einen leeren Raum, denn Wallenstein hat inzwischen längst seine alten Stellungen wieder besetzt.

Trotz dieser Versuche an den Dessauer Schanzen glaubt Wallenstein noch nicht, daß Mansfeld so kurzsichtig sein und versuchen wird, den Übergang zu erzwingen, sondern jenseits der Elbe bleibt und von hier nach Schlesien zieht. Er weiß allerdings nicht, daß sich Mansfeld nicht nur aus einer Art Trotz an Dessau festbeißt, sondern daß König Christian die Eroberung der Brücke zur Bedingung dafür gemacht hat, daß er seinerseits dem böhmisch-schlesischen Projekt zustimmt. Der Zug Mansfelds dorthin würde den dänischen König in einer Isolierung zurücklassen, die Christian nur riskieren will, wenn ihm Mansfeld vorher als eine Art Faustpfand den Elbübergang geöffnet und Wallenstein eine Niederlage beigebracht hat.

Am 21. April steht Aldringen[24] auf der Plattform seines Brückenturms und sieht plötzlich Fähnlein auf Fähnlein, Kornett auf Kornett der Mansfelder Truppen heranrücken. Mansfeld zieht mit seiner ganzen Truppenmacht vor den Brückenkopf, seine dreißig Kanonen beginnen aus allen Rohren zu feuern. Noch am gleichen Tag sprengen die Eilboten Aldringens in Wallensteins Hauptquartier in Aschersleben ein, siebzig Kilometer westlich von den Schanzen. Wallenstein liest die Depesche Aldringens: »Cito, cito, citissime, cito !«

Sofort schickt er seinen Feldzeugmeister, den Grafen Schlick mit einigen Regimentern zur Dessauer Brücke und bereitet in höchster Geschwindigkeit den Abmarsch seiner Hauptmacht vor. Als erste erreichen die beiden Regimenter Wallenstein und [Rudolf v.; BW] Tiefenbach die Schanzen, sie werden von den Obristleutnanten St. Julian [St. Julien; BW] und Johann Wangler geführt.

Am 23. April steigert Mansfeld den Beschuß, Aldringen und Schlick lassen gefährdete Stellungen noch verstärken, tags darauf trifft Wallenstein mit den übrigen Truppen ein, es sind 21 000 Mann zu Fuß und sechs Kavallerieregimenter. Die Pointe dieser Verstärkung ist, daß Mansfeld und seine Offiziere nichts davon bemerken, Aldringen hat die Brücke vollständig mit Zweigen, Zelttüchern und dichtem Laub abgeschirmt; unter dieser Tarnkappe ziehen die Truppen auf die andere Seite hinüber“.[25]

In der Chronik von Beelitz[26] heißt es: „Nach diesem kam ganz schleunig und unvermuthet aus Schlesien der kaiserliche Obrist Wangler mit 8000 Mann zu Roß und Fuß hierher, es waren aber darunter 3000 Gefangene von der Weimarischen Armee, wobei Carpso [Joachim v. Carpzow; BW] und einer von Putlitz war, diese hatten sich mit Akkord ergeben und sollten von den Kaiserlichen bis nach Havelberg[27] mit dem Untergewehr, das man ihnen gelassen, zu des Königs in Dänemark Völkern gebracht werden. Sie kamen allhier den 2. August [1627; BW] und wurden soviel Fußknechte nebst den vornehmsten Offizieren hier einquartiert, daß mancher mehr als 24 Soldaten im Hause hatte, welche den Leuten sehr zur Ueberlast wurden, weil sie immer guten Wein, Geld und dergleichen haben wollten. Die Reiterei aber lag auf dem Lande in den umliegenden Dörfern und die Gefangenen wurden in die zwei kleinen Dörfern Rähstorff[28] und Scheepe[29] alle

einquartiert, daß die Bauern zum Theil 100, ja 200 Kerle hatten, die holten alles Korn aus den Scheunen und bauten in Gärten Hütten davon und trieben allerhand Muthwillen, und damals wurde in den beiden Dörfern in Scheunen und Viehställen feine reine Tafel gemacht.

Diese brachten auch einen Fähnrich mit sich, welcher sich bei der Wache zu Trebbin[30] todtgesoffen, und nun begehrte man, er solle hier in der Kirche begraben werden. Weil aber der Grund sumpfig und wässerig war, und man nicht tief in der Kirche also graben konnte, berichtete ich solches dem katholischen Meßpfaffen, als er etliche Male wegen des Begräbnisses Ansuchen that. Er wollte es aber nicht glauben und als man ihm die Kirche eröffnen mußte, ward er gewahr, daß es an einem Ort in unserer Kirche etwas höher sei als am andern, daselbst hin mußten wir geschehen lassen, daß nach Kriegsmanier der Trunkenbold begraben ward.

Folgenden Tages, da sie aufbrechen und nach Lehnin[31] durch Brandenburg wollten, aber erst vor der Stadt und auf den Dörfern pausirten, mußten wir immer Proviant nachschicken, sollten sie es nicht holen“.[32]

Im November 1628 war Wangler noch Kommandant in Krempe.[33]

„Im Juli [1629; BW] gab der Rat [Dortmunds;[34] BW] für die Verpflegung der vorbeiziehenden Regimenter Wangeler und Scharffenberg 320 Taler aus“.[35]

Am 9.4.1631 hatte Pappenheim[36] mit den kaiserlichen Regimentern Holstein [Philipp Ludwig Herzog v. Holstein; BW] Savelli, Wangler und ligistischem Fußvolk einen Angriff gegen die auf den Elbinseln und entlang des rechten Ufers aufgeworfenen Schanzen geführt.[37] Wangler war einer der ersten, der in Magdeburg[38] eindrang.

In der Schlacht bei Breitenfeld[39] (17.9.1631) wurde er schwer verwundet, am 23.9. durfte er aus Leipzig[40] abziehen.[41] In einer zeitgenössischen Flugschrift heißt es dazu: „Der Obriste Wangler allein hat den Abzug vnter den hohen Officirern erlanget / aber neben seinen Soldaten / wiewohl er dafür hoch gebethen / schweren müssen / wieder den König in Schweden vnd Churfürsten zu Sachsen / nimmer mehr zu dienen“.[42] Der Schweriner[43] Dompropst und Ratzeburger[44] Domherr, Otto von Estorf [1566 – 29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium“: „Den 13. Septemb. ergaben sich die Kaisersche in Leiptzig. Der Obr: Wangeler zog ab mit etzlichen volke, mußte schweren neben seinen Officieren, gegen Sweden Sachsen vnd Adhaerenten nicht zue dienen sein lebetage vnd Gen: Commissarius Walmerod ist neben dem Coronini vnd anderen mehrern gefangen“.[45]

Wangler nahm an der Schlacht an der Alten Veste[46] bei Zirndorf[47] am 3.9.1632 teil.

Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann [11.11.1611-11.12.1688][48] erwähnt ihn 1633 im Gefolge Holks[49] bei dessen 3. Einfall in Meißen.[50]

Wangler war auch Mitunterzeichner des „Pilsener Schlusses“ Wallensteins vom 12.1.1634.[51]

„Auf Aufforderung Piccolominis[52] hatte der Feldmarschall Rudolf Colloredo zu Mitte September 1634 aus Schlesien ein Truppenkontingent nach Franken kommandiert, welches am 4. Oktober unter dem Generalwachtmeister Wilhelm von Lamboy in Eger[53] eintraf (DBBTI V/1002, 1009; Braun/Leopold, S. 51). Die ursprünglich von Piccolomini angenommene Truppenstärke Lamboys von 8000 Mann wurde jedoch bei weitem nicht erreicht, oder Lamboy hatte unterwegs Truppen disloziert. Jedenfalls wird in einem Bericht Hatzfelds an Gallas die Truppenstärke Lamboys mit 2500 Mann angegeben (Krebs, S. 214), eine Zahl, die sich exakt auch mit der bei der wenig später erfolgten Ankunft der Lamboy’schen Völker in Coburg[54] deckt (Karche I, S. 205). Über Marktleuthen[55] und Münchberg[56] näherten sich Lamboys Truppen der brandenburgischen Stadt Kulmbach.[57]

Aus seinem Quartier in Kirchenlamitz[58] forderte der Generalwachtmeister die Herren ‚Bürgermeistern und Rath gemeiner Statt Culmbach‘ mittels eines Schreibens zur Übergabe auf: ‚[…] Nachdeme Ich mit Zwölftausend Mann zu Rosß vnd Fueß Kayserlichen Kriegsvolckhs dießerorten im Anzug, Alß werden Sie durch dießes der gepühr vnd ernstlich erinnert, alsobalden nach empfang dieses die schleunige Anordnung zu thun, daß vor die obbemelte mihr vndergebene Kayserliche Armee nottwendiger Proviandt ahn Bier, Brodt vnd anders Nottwendigliche unfehlbar verschaffet und stündlich fertig gehalten [wird], Vnd daneben auch in einer Summa Sechstausend Reichsthaler zur handt gebracht vnd erleget werden […]. Geben Kirchenlamitz den 26. Octobris [Donnerstag] Anno 1634. Der Röm: Key: auch zu Hungarn vnd Böheim Königl. Meytt: Cammerer, GeneralVeldt=Wachtmeister vnd Obrister zu Rosß – Lamboy‘ (StAB Rep. C 48/208).

Bei der Stärke seiner Truppen hatte Lamboy, nach üblicher Manier, kräftig übertrieben. Andererseits muß man berücksichtigen, daß der Troß mindestens ein zusätzliches Drittel an Personen umfaßte und Lamboy möglichst nicht nur für einen, sondern für mehrere Tage Proviant erlangen wollte.

Dieses Schreiben wurde am folgenden Tag, Freitag, den 17./27. Oktober durch einen Trommelschläger überbracht. Die Stadt entschuldigte sich: ‚[…] weil aber diese arme Stadt […] lange Zeit von der kayserlichen Soldateska‘ notorisch geplündert worden sei, ‚und über dieses alles, das gantze Land und Fürstenthum albereit vor geraumer Zeit von allerhöchstgedachter Kayß: Mayt: und [dem] Churfürsten S. D. von Bayern wie auch dem Stifft Bamberg in Contribution gesetzt worden‘, könne man unmöglich diese Forderungen erfüllen. Gleichzeitig versuchte man einen kleinen Kunstgriff, um die Soldaten vom Betreten der Stadt abzuschrecken, indem man anführte, daß ‚durch die sehr hefftig noch graßirende giftige Seuch und plag der Pestilenz viel hundert persohnen verstorben […]‘. Unterzeichnet ist das Antwortschreiben mit ‚Datum Culmbach den 17. Octobris A: 1634. Bürgermeister vnd Rath daselbst‘. (StAB Rep. C 48/208). Tatsächlich hatte die Stadt gerade eine Pestepidemie überstanden, so daß sich kaum mehr als 40 wehrhafte Bürger in der Stadt befanden.

Mit dieser Antwort konnte sich Lamboy natürlich nicht zufrieden geben. Am folgenden Tag, Samstag, den 18./28. Oktober ließ er die Stadt durch einen Trompeter mittels eines Schreibens aus seinem Quartier in Stadtsteinach[59] erneut zur Übergabe auffordern. Gleichzeitig präsentierte sich der Feind in voller Schlachtordnung ‚auf dem Mühlberg oberhalb dem Eichgrund Cauerndorf[60] und [hat] den ganzen Tag daselbsten in Bataille gestanden‘.[61] Mittlerweile hatte sich der Hauptmann der Plassenburg,[62] Hans Christoph Muffel, der weiteren militärischen Vorgehensweise angenommen. Er nutzte die Gelegenheit, den ‚Trompeter, so itzunder vor die steinern brucken kommen will'[,] nach der Truppenstärke des Feindes auszufragen. Muffel notiert dabei: ‚zu Pferd, 3 Regiment: Hatzfeld, Lamboy, Brettau [Breda; BW]; 3 Regiment zu Fuß: Adelzhoffen, Wangler, daß dritte Regiment weiß er nicht‘. In einer nachträglichen Notiz ergänzt Muffel diese Informationen: ‚1. Brettau, 10 Comp., 2 zu 80 pferd [gemeint ist das Kürassierregiment Johann Rudolf von Bredau, welches zu diesem Zeitpunkt allerdings nur 9 Kompanien hatte]. 2. Lamboy Corazzen 10 Comp. [Arkebusierregiment Lamboy]. 3. Hatzfeld halb Corazzen und halb lange Rohre [Kürassierregiment Melchior von Hatzfeld, 7 Kompanien unter OL Adolf Krafft, die Hälfte davon Arkebusiere]. 4. Wangler zu Fueß [10 Kompanien unter Johann Wangler d. Ä.]. 5. Adelzhofen 11 Comp. zu Fueß [Fußregiment Johann von Adelshofen]. 6. Gallas 8 Comp. [Fußregiment Gallas unter OL Bernhard Heinrich von Westerholt]. S[umma] bey 3000 Mann‘. (C 48/208, ergänzt durch LKKA/DBBTI V). Muffel schätzt die Stärke der Lamboy’schen Truppen erstaunlich gut ein, vielleicht hatte er die Zahl auch über den Trompeter erfahren. Die Stärke der Regimenter zu Pferd dürfte demnach zwischen 250 und 350 Pferden gelegen haben, die Fußregimenter hatten im Schnitt 600 Köpfe.

Interessant ist der Weg der Übermittlung der Übergabeaufforderungen an den Markgrafen Christian. Diese wurden von Muffel jeweils mit einem eigenen Anschreiben versehen und solchermaßen auf die Plassenburg expediert, was die Kommunikation wohl nicht gerade beschleunigte. Die Antwort des Markgrafen Christian auf diese zweite durch den Trompeter überbrachte Aufforderung war abschlägig: die Übergabe der Stadt, vor allem aber die der vornehmen Hauptfestung Plassenburg stünde nicht in seiner Entscheidungsgewalt, er wolle ‚aber mit dero confoederirten davon communiciren, inmittelst sollte er sich [Lamboy] in 14. Tags gedulden‘. Eine solche Antwort war nun überhaupt nicht nach dem Geschmack des Generalwachtmeisters, denn am gleichen Tag (28.10.) ‚Nachmittags vm 2. Vhr [hat] eine starke Trouppe von ungefehr 40. Pferden über die Kauerndorffer Aue herein in voller curir [Carriera = Galopp] gegen die steinern Bruken zugesezet. Nachdeme ihnen mit Musqueten und FeuerRohren [Radschloßgewehren] anfangs zihmlich zugepfiffen worden, haben sie sich gegen die Aue hinunter auf Bürbitsch [Pörbitsch, heute Kulmbacher Stadtteil] und gegen den berg hineinretiriret, da ihnen dan unsere Reuter stark nachgesezet und auffeinander starck Feuer geben; darüber aber noch zwey starcke Trouppen zu ungefehr 50. Pferden von Cauernburg herzukommen, und ihr secundirten, auch zugleich das Fusvolk ganz unversehens von Folschniz [Fölschnitz[63]] herein bey der Pulvermühl sich presentirte vnd auf die unsrigen Feuer geben, so haben die Soldaten und Burger die steinern Bruken verlassen, und sich gegen die Vestung und in die Stad zu salviren gezwungen befunden; und weilen aus größter Verwahrlosung und Unachtsamkeit alle Thore offen gestanden, auch die Wachen schlecht bestellt gewesen, ist der Feind wider alles verhoffen ohne einigen Widderstand und Gegenwehr alsobalden in die Stad und Vorstad gekommen, sich derselbigen bemächtiget und die ganze Nacht hindurch mit Aufhauung der Gewölber, Gemächer, Truhen und Kisten alles ausspoliret […]‘.

Kulmbach wurde während der Nacht von Samstag auf Sonntag völlig ausgeplündert, so daß der Chronist den entstandenen Schaden auf 2 Tonnen Goldes (200.000 Gulden) schätzte. Als man schließlich damit begann, Feuer in die Stadt zu legen und bereits 9 Häuser und 2 Städel in der Fischergasse vor dem ‚GrünWehrer Thor‘ in die Asche gelegt waren, erklärte sich die Stadtobrigkeit am folgenden Tag, Sonntag, den 29.10., zu Unterhandlungen bereit. Man einigte sich schließlich auf eine Brandschatzung von 2440 Reichstalern.

Der Übergabevertrag wurde zwischen Bürgermeister und Rat der Stadt Culmbach und Gioanni Battista Picchi, ‚Ihr: Röm: Keyß: Mayt: deß löblichen Adolßhoffischen Regiments zue Fueß bestellter Obrister Wachtmeister in Namen des Herrn Wilhelmen Freiherrn von Lamboy‘ verhandelt und ist mit 19./29. Oktobris Ao. 1634 datiert. Möglicherweise war Lamboy zu diesem Zeitpunkt mit einem Teil der Truppen schon in Richtung Kronach weitergezogen, denn am 30.10. kamen diese bereits vor Coburg an. Der Wortlaut des Akkords nennt eine Ranzionssumme von 2000 Reichstaler für Lamboy und eine nicht näher spezifizierte Summe für die Unterbefehlshaber, zur Hälfte innerhalb von 4 Tagen, der Rest innerhalb von 14 Tagen zu erlegen. Diese Summe wurde von den Bürgern der einzelnen Stadtviertel erhoben und eingesammelt. Die offiziellen Erhebungslisten, welche die jeweiligen von den Bürgern entrichteten Teilbeträge enthalten, nennen eine Gesamtsumme von 2660 Reichstalern (StAB C 48/208). Möglicherweise liegt hier ein Schreibfehler im Bericht von Longolius vor.

Die problemlose Einnahme Kulmbachs durch die Truppen Lamboys war ein relatives Glück für die Stadt, denn es wurden nur 5 Einwohner getötet, darunter der ehemalige Hofsattler Heinrich Hauck, den man ‚vor einen alten Pfaffen angesehen‘, der Krämer Hans Stängel und der Schmied auf dem Markt. ‚Herr Matthias Haßfurther, Bürgermeister, ist in seinem Hauß dermaßen übel tractiret vnd zugerichtet worden, daß er den dritten Tag hernach verstorben‘. Die Verluste der Angreifer waren unerheblich, obwohl einige der Plünderer bei der Abführung ihres Raubes erschossen wurden, ‚auch ihrer drey bei der Pulvermühl liegen geblieben, welche das ungeziefer meistens verzehret‘. Auch berichtete man, daß eine Anzahl gefallener Angreifer mit nach Kronach[64] geführt und dort begraben wurde.

An der Plassenburg über Kulmbach versuchte sich der Feind überhaupt nicht ernst: ‚Dan ob derselbe wol die Stadt Culmbach mit gewalt eingenommen, vnd gantz ausgeplündert, konte er doch der Festung nichts anhaben, sondern ward genötiget die Stadt, alldieweil aus der festung mit Stücken vnd granaten starck hineingespielet worden, auch zu verlassen‘. (Chemnitz II, S. 581). Daß die Truppen aufgrund der Beschießung von der Plassenburg abzogen, darf bezweifelt werden – eine solche wäre mit Sicherheit noch vor Abschluß des Übergabevertrags erfolgt. Man kann annehmen, daß nach Abschluß des Akkords und der Zusage zur Leistung der Zahlungen der glimpfliche Ausgang der Belagerung nicht mehr durch unnötige Aktionen gefährdet werden sollte. Die Lamboy’schen Völker zogen größtenteils noch am Sonntag, den 29.10., über Kronach in Richtung Coburg ab und nahmen bis zur Erlegung der noch ausstehenden Geldforderungen zwei Geiseln mit“.[65]

Am 15.3.1634 wurde Wangler zum Generalfeldwachtmeister befördert.[66]

Militärbefehlshaber in der Grafschaft Saarbrücken wurden Ende 1635 auf Befehl von Gallas[67] Wangler, Obrist John Gordon und Obristleutnant Adam Gordon.

„Im Jahre 1637, mitten im Dreißigjährigen Krieg, wird unsere Gegend wieder einmal heimgesucht. Diesmal sind es die Truppen der kayserlichen (katholischen) Kriegsherren Johann Wangler d. Ä. und Claus Dietrich Sperreuter.[68] Von ihnen werden die Dörfer ‚dermassen belegt, beschwerth und ganz ausgeplündert, also daß niemand mehr in Dörffern bleiben, viel weniger von einem negsten zum andern sicher gehen kann’, wie es in einem zeitgenössischen Bericht heißt.

In Winterhausen[69] logieren drei Kompanien der Sperreuterschen Reiter, die dann auch über den Main nach Sommerhausen[70] gehen,  ‚alle Häuser ausplündern und was ihnen lieb und gefellig mitnehmen, die Leut meistentheils verjagen, welche sie aber bekommen, dermaßen schlagen, daß sie nit länger zu Haus bleiben, sondern entlaufen und das Ihrige mit dem Rücken ansehen müssen’ „.[71]

[1] Vgl. WOLF, Winterkönig; BILHÖFER, Nicht gegen Ehre und Gewissen; http://www.hdbg.de/winterkoenig/tilly.

[2] KRÜNER, Bethlen Gabor, S. 25, spricht v. 8.000 Mann; DEPNER, Fürstentum Siebenbürgen, S. 70, u. MAGYAR ORSZÁGOS TÖRTÉNETI KRONOLÓGIÁJA, Bd. 2, S. 28, v. 3.000. Die im Flugblatt Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl. 531 genannten Truppen unter „Rittmeister Quaetz Peter“, der v. Rockezahn (Rokitzan, tsch. Rokycany, 16 km sw: Pilsen) aus ein Dorf bei Alt-Pilsen (St. Plzenec, 10 km sw: Rokitzan) angriff, waren früher nach Böhmen gekommen; dies sind sicher nur diejenigen Truppen, v. denen Dampierre in seinem Brief aus Wien, 1620 IX 22, an Bucquoy sprach, in dem er 2.000 Mann Hilfstruppen für Böhmen erwähnte; TOEGEL, Der Beginn, Nr. 696, S. 252. Simon Péchy; unter Bocskai Sekretär, Kanzler Bethlen Gábors; NAGY, Magyar hadsereg, S. 215. Nach einem bei SCHAROLD, Zur Geschichte des 30jährigen Krieges, S. 134f., Anm.**, mitgeteilten Schreiben Bethlen Gábors. an Ernst v. Mansfeld, Tyrnau, 1620 IX 12 (a. St.) hatte Bethlen nur 20.000 Mann zur Verfügung, während überall das Gerücht verbreitet worden worden war, dass er „40.000 Mann auf den Beinen habe, mit denen er sogar den Teufel selbst fangen wollte“.

[3] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.

[4] WASSENBERG, Florus, S. 44f.

[5] In der Schlacht an der Dessauer Brücke am 25.4.1626 besiegte Wallenstein die mansfeldisch-weimarischen Truppen unter Ernst von Mansfeld und die dänischen Kontingente unter Johann Ernst von Sachsen-Weimar und drängte sie über Schlesien und Mähren bis nach Ungarn ab.

[6] Dessau [Stadtkr. Dessau]; HHSD XI, S. 77ff.

[7] Vgl. KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld.

[8] Vgl. HEIBERG, Christian 4.

[9] Sandau [Kr. Jerichow II/Havelberg]; HHSD XI, S. 407f.

[10] Stendal [Kr. Stendal]; HHSD XI, S. 447ff.

[11] Tangermünde [Kr. Stendal]; HHSD XI, S. 458ff.

[12] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[13] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein (ab Februar 2012 auch in dt. Übersetzung).

[14] Aschersleben [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 23ff.

[15] Halberstadt [Kr. Halberstadt]; HHSD XI, S. 169ff.

[16] Köthen [Kr. Dessau-Köthen/Köthen]; HHSD XI, S. 253ff.

[17] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[18] Burg [Kr. Burg]; HHSD XI, S. 59ff.

[19] Rogätz [Kr. Wolmirstedt]; HHSD XI, S. 391f.

[20] Goslar; HHSD II, S. 174ff.

[21] Schladen [Kr. Goslar]; HHSD II, S. 416.

[22] Haldensleben [Kr. Haldensleben]; HHSD XI, S. 174ff.

[23] Wolmirstedt [Kr. Wolmirstedt]; HHSD XI, S. 515f.

[24] Vgl. HALLWICH, Gestalten aus Wallenstein’s Lager II. Johann Aldringen.

[25] DIWALD, Wallenstein, S. 347ff.

[26] Beelitz [LK Potsdam-Mittelmark].

[27] Havelberg [Kr. Westprignitz/Havelberg]; HHSD X, S. 217ff.

[28] Reesdorf, heute Ortsteil von Beelitz [LK Potsdam-Mittelmark].

[29] Schäpe, heute Ortsteil von Beelitz [LK Potsdam-Mittelmark].

[30] Trebbin [LK Teltow-Fläming].

[31] Kloster Lehnin [LK Potsdam-Mittelmark].

[32] SCHNEIDER, Chronik der Stadt Beelitz, S. 26f.

[33] Krempe; HHSD I, S. 140f.

[34] Dortmund; HHSD III, S. 166ff.

[35] STEFFEN, Dortmund, S. 42.

[36] Vgl. STADLER, Pappenheim.

[37] Staatsarchiv Nürnberg HP A. 2487 (Ausfertigung): Tilly an Pappenheim, Möckern, 1631 IV 08.

[38] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[39] Schlacht bei Breitenfeld (nahe Leipzig) am 17.9.1631, in der das Heer der katholischen Liga unter Tilly durch die Schweden unter Gustav II. Adolf und die mit diesen vereinigte sächsische Armee unter Kurfürst Johann Georg I. eine vernichtende Niederlage erlitt. HAPPES Zahlen (vgl. mdsz.thulb.uni-jena.de) liegen deutlich zu hoch: Auf kaiserlich-ligistischer Seite dürfte von 8.000 Toten, 6.000 Verwundeten, 3.000 Gefangenen und 3.000 auf der Flucht Umgekommenen auszugehen sein, auf der Gegenseite waren 3.000 Sachsen und 2.000 Schweden ums Leben gekommen. RUDERT, Kämpfe, S. 49ff.; WALZ, Der Tod, S. 51ff.

[40] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[41] MEYNERT, Geschichte Oesterreich’s, S. 418.

[42] RUDERT, Kämpfe, S. 77.

[43] Schwerin; HHSD XII, S. 114ff.

[44] Ratzeburg [Kr. Herzogtum Lauenburg]; HHSD I, S. 216f.

[45] DUVE, DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 3, S. 9.

[46] Alte Veste [Gem. Zirndorf, LK Fürth]; HHSD VII, S. 14. Vgl. MAHR, Wallenstein vor Nürnberg.

[47] Zirndorf [LK Fürth].

[48] SCHMIDT-BRÜCKEN; RICHTER, Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann.

[49] Vgl. ARENDT, Wallensteins Faktotum.

[50] LEHMANN, Kriegschronik, S. 63. Lehmann datiert nach dem alten Stil.

[51] LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 374.

[52] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht.

[53] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[54] Coburg; HHSD VII, S. 127f.

[55] Marktleuthen [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].

[56] Münchberg [LK Hof]; HHSD VII, S. 464.

[57] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.

[58] Kirchenlamitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].

[59] Stadtsteinach [LK Kulmbach], HHSD VII, S. 710f.

[60] Kauerndorf, heute Ortsteil von Ködnitz [LK Kulmbach].

[61] in Schlachtordnung gestanden.

[62] Plassenburg, Die [Stadt Kulmbach]; HHSD VII, S. 587.

[63] Fölschnitz, heute Ortsteil von Ködnitz [LK Kulmbach].

[64] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.

[65] ENGERISSER, Von Kronach, S. 395ff. (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

[66] SCHMIDT-BRENTANO, Kaiserliche und k. k. Generale (1618-1815), S. 109.

[67] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[68] Vgl. LEISTIKOW, Sperreuter.

[69] Winterhausen > Sommerhausen [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 701f.

[70] Sommerhausen [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 701f.

[71] http://winterhausen.de/winterhaeuserkalenderblatt/kalenderblatt-2012.html.

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