Haes [Hasi, Haas, Haais, Haase, Haß, Hasa, Hass, Haaß, Haais, Hassia, „Schillerhaas“, Gülde Haas, Güldinhas, Guldinhas, Gildehas, Gildehaaß, Gildhase, Schildhase, Schildehaas, „Gellen“], Gil [Gilles, Gilli, Hilly, Chill, Schill, Aegydius, Wilhelm] de [di]
Haes [Hasi, Haas, Haais, Haase, Haß, Hasa, Hass, Haaß, Haais, Hassia, „Schillerhaas“, Gülde Haas, Güldinhas, Guldinhas, Gildehas, Gildehaaß, Gildhase, Schildhase, Schildehaas, „Gellen“], Gil [Gilles, Gilli, Hilly, Chill, Schill, Aegydius, Wilhelm] de [di]; Feldmarschallleutnant [22.4.1597 Gent-1657 Zara]
Der katholische Flame Gil de Haes, angeblich ein geborener Jude,[1] stammte aus Gent,[2] nach anderer Darstellung aus Ypern.[3] Der Flame war der Sohn eines Maurers, war angeblich selbst Maurer gewesen[4] – oder auch als Bäckerjunge aufgewachsen – und einer der wenigen wirklichen sozialen Aufsteiger von unten in diesem Krieg. Ursprünglich hatte er in kurbayerischen Diensten gestanden, war dann aber zu den Kaiserlichen gewechselt.
De Haes hatte an der Schlacht bei Lützen[5] 1632 teilgenommen und ca. 500 Wallonen[6] in 6 Kompanien[7] geführt, die 1632 formiert worden waren,[8] und einen gegen Holk[8a] gerichteten Bericht über die Niederlage, die »Fidelis veraque Relatio«, verfasst. Als der ligistische Generalwachtmeister[9] Jost Maximilian Graf von Gronsfeld[10] die Beförderung seines Günstlings Bönninghausen[11] vorgeschlagen hatte, lehnte Wallenstein[12] diese entschieden ab, da „derselbe so treuloser Weise in der Schlacht bei Lützen gehandelt und nur so geschwind in die Niederlande geeilt, um der Strafe zu entgehen, welcher er besser als jene verdient, die deshalb zu Prag hingerichtet worden seien, so dass er bei der kaiserl. Armada länger nicht geduldet“ werden möge.[13] Wallensteins[14] Ansicht mag wohl auf diese »Fidelis veraque Relatio« Gil de Haes‘ zurückgehen und dessen Bericht über die Flucht der Reiterei Bönninghausens.[15] Zumindest hatte Bönninghausen nach der Unterredung mit Wallenstein auf sein Regiment[16] verzichtet. Wahrscheinlich dürfte ihn nur Holks[17] Fürsprache vor der Hinrichtung bewahrt haben.
de Haes war bei der Belagerung der Reichsstadt Regensburgs im Juli 1634 eingesetzt. Auf eine entsprechende Beschwerde Lars Kaggs hin antwortete ihm Gallas am 24.7., da man sich gerade in Akkordverhandlungen befand: „Alß ich aber vnlängst das Schiessen vernommen / habe ich alsobalden außgeschicket / vnd solches nicht allein abstellen / sondern auch Information einziehen lassen / auff welchen Posten / vnd auß was Vrsachen solches beschehen / Also hat sich befunden / daß auff des Obristen Gildehaaß Posto geschossen / Nach eingenommenem Bericht aber befunden worden / daß auff jhrer Seiten mit schiessen vnd arbeiten der anfang gemacht. Man hat aber gleichwol gedachten Obristen in arrest nehmen lassen / Vnd da sich ferner befinden solte / daß er vnrecht habe / wird derselbe gewiß darumb bestraffet werden“.[17a]
Der Überlinger[18] Advokat Dr. Johann Heinrich von Pflummern [1595-1655][19] berichtet in seinem Tagebuch unter dem 26.1.1636: „Zugleich schreibt auch herr Matthaeus Welser obervogt[20] zu Merspurg[21] an herrn obrist Zweyer[22] vom 7 Januarij, wellich schreiben abweesendt sein obristen[23] von herrn Stupano agenten erbrochen worden, so auch nhur querelas[24] von der der armseeligkhaitt vnsers landts vnd die von den fünf regimentern, so für Spania geworben vnd durch Schweitz nach Mailandt geführt werden sollen, vervebte exorbitantias[25] begreifft, deßen vornembste puncta seyn, wie volgt: daß berührte regimenter nhun in die sechste wochen bei unß ligen; graff Wilhelm Schlickhen[26] regiment hab zu Ravenspurg,[27] Weingarten[28] vnd Waldsee[29] mit gewallt quartier genommen, vnd dass schloff Wolfegg[30] vier tag einander nach außgeplündert.[31] Zu Marchdorff[32] lige obrist wachtmaister,[33] obrist leüttenant[34] vnd andere vom stat deß gironischen[35] regiments; Obrist Loyers,[36] Lehner[37] vnd noch einer, so der fünffte, zu Tettnang[38] vnd fortan biß nach Wangen,[39] da der commandant veber dise 5 regimenter Gill oder Schill de Haas logirt. Die officier können auch vmb daß gellt daß brott in ihren quartieren nicht haben. Die reütter metzgen und essen ihre roß. Vil sterben oder entlauffen, die übrige erhallte die hoffnung, daß es in Schweitz vnd Italia bald besser werden solle. Diß volckh seye in allem 4 000 mann starckh, hallte dermaßen hauß, daß kein mensch mehr in den dörffern zu finnden. Werde noch vil jahr kein möglichait sein in Schwaben zu leben“.[40]
Vom Anfang Januar bis August 1638 lag eine halbe Kompanie Kroaten[41] unter de Haes im Amt Römhild[42] im Quartier.[43] Allerdings hielt er sich schon im September 1638 in Mailand auf, von wo er dem kaiserlichen Feldmarschall[44] Melchior von Hatzfeldt[45] von den spanischen Truppen in Gantia[46] berichtete.[47] Angesichts der chronisch leeren Kassen Habsburgs kam es immer wieder zu Notverkäufen: „Bis das spanische Silber eintraf, mußten schon [1639; BW] heimische Kammergüter[48] verkauft werden, zum Beispiel für 135.000 fl. die Herrschaft Orth[49] vor den Toren Wiens dem streitlustigen Flamen Gil de Haes, der dafür 5.000 Mann werben sollte (der Kaiser behielt sich bloß das Jagdrecht vor)“.[50] Das war eine gewaltige Summe, die de Haes bereits zu diesem Zeitpunkt „zusammengetragen“ hatte.
Piccolomini[51] teilte im Januar 1640 Melchior von Hatzfeldt den Plan einer Besetzung von Pilsen[52] und Eger[53] durch Generalwachtmeister[54] de Haes mit.[55] Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603-1676][56] aus dem von Eger abhängigen Marktredwitz[57] erinnert sich an diesen Januar 1640: „Erstlich ist das Chursächsische Schleunitz[i]sche[58] Regiment zu Roß, so bisher bei der Kai[ser.] Armada in Böheim(b) gewesen, in [den] Egerkreis [ge]kommen [und hat] sich doselbst etlich[e] Tag[e] aufgehalten. Hernach sind sie herausgerückt und haben sich [hier] einlogieren wollen. Solchem [ist] aber ein edler Rat der Stadt Eger zuvor[ge]kommen. [Er] hat 215 Musketiere(r),[59] teils geworbene, teils von der Bürgerschaft, herauskommandierte, solche nit einzulassen. Daher [haben] sie sich zu Pfaffenreuth[60] und Manzenberg[61] einquartiert und solche 2 Dörfer sehr verwüstet. Hernach sind sie gegen Asch[62] [und] dann nach Meißen[63] marschiert. Bald hierauf ist gefolgt der Kai[ser.] Gen[eral]wachtmeister Gilli de Hasi mit etlich[en] Regimentern zu Roß und [zu] Fuß, welcher das Hauptquartier allhier mit 80 Pferden genommen [hat]. Die Völker hat er auf die Dörfer umher gelegt. Er ist des andern Tags auf[ge]brochen, nachdem ihm vorher(o) 25 Paar Ochsen bis nach Neustadt an dem Rauhen Kulm,[64] vorgespannt worden. Die 215 Egerischen Musketiere(r), so 10 Tag[e] hier gelegen, sind auch wieder zurück. Sind also [in] diese Zeit an die 700 K[ronen] aufgewendet worden.
Nach diesen sind noch mehr Gilli de Hasische Völker [ge]kommen. Daher(o) [sind] abermals 100 Musketiere(r) von Eger herauskommandiert worden, welche die Gilli de Hasischen hier nit einlassen sollten. Daher(o) [sind] sie auch von dem Markgräfischen nach Manzenberg und Pfaffenreuth gewiesen worden. [Sie haben] dann beide Dörfer gar ruiniert, Öfen, Fenster, Tische und Bänke gar zerschlagen und verbrannt. [Sie sind] einen Tag still gelegen und dann dem Gen[eral]wachtmeister in das Reich hinaus gefolgt“.[65] Aus der freien Reichsstadt Schweinfurt[66] wird 1640 berichtet: „Haffner[67] kam mit noch einem Commißär[68] am 17. Febr. hier an, und beyde begehrten für das vorüberziehende Volk des Generalwachmeisters Gil de Has, welches nach dem Henneberger Lande[69] marschirte, um da Winterquartiere[70] zu machen, von der Stadt 400 Pfund Brod, 2 Centner Fleisch, 4 Eymer Wein, Vorspann und Boten; die zwei Commissäre bathen sich aber auch ein Stück Brod und einen guten Trunk aus. Beyde wurden frey gehalten; der General[71] aber, der am andern Tage in die Stadt kam, begehrte nichts, sondern bezahlte alles, was er verzehrt hatte.
Diese Hasischen (Gil de Has lag in Meiningen[72]) hielten Maßfeld[73] gleichsam blokirt.[74] Doch wurde es von Erfurt[75] aus von 400 Reutern, deren jeder einen Sack Mehl hinter sich hatte, mit Proviant versehen“.[76]
Aus Meiningen selbst wird unter 1640 festgehalten: „Obangeregter Gilli de Hase war von Ypern aus Flandern, seines Handwercks ein Mäuerer, dessen Vor Eltern einer, Peter de Hase, ist Anno 1568 zu Ypern[77] umb der Religion willen verbrand worden, war ein berühmter Obrister, und hatte auff Käyserlicher Seiten zu Cobelentz[78] am Rhein gute Dienste gethan. Als er nun mit Käyserlicher Majestät zu Wien einen Contract geschlossen, auff drey Regimenter, eines zu Pferd das ander Tragoner,[79] und das dritte zu Fuß zu werben, und deßwegen zum General Wachtmeister[80] gemacht wurde, ist ihm die gesamte Graffschafft Henneberg, Schleusinger und Römhilder Lineen samt dem Antheil, so Wirtzburg und Hessen bekommen, zum Sammel-Platz[81] und Qvartiere assignirt, zugleich das Stifft Wirtzburg von den Schwedischen[82] Einfällen zu verwahren. Worauff Gilli de Hase viel Avanturirs,[83] so alda lagen, und auff Beförderung warteten, sampt vielen vornehmen Italiänischen Cavallier mit sich nahme, als Don Inncentio Conti,[84] des gewesenen Käyserlichen Feld-Marschalls Torqvato Conti[85] Bruder, einen Romäner, N. Vilconti,[86] und Graff Benerola Milaneßer,[87] N. de Melze,[88] ein Herr vornehmen Geschlechts am Comer-See, welchen er zum Obristen[89] über die Tragoner gemacht, so aber für Friedewald[90] in Hessen erschossen, tod anhero gebracht, und zu Mellerstadt[91] in die Kirche begraben worden,[92] Octavio del Bufallo,[93] Caesar d’Oddi,[94] beyde Spoletaner,[95] und viel andere mehr, meist Banditen, so fast nicht alle zu beschreiben.
Den 20. Februarii [1640; BW] kam vom General Wachtmeister Gilli de Hase, unter dem Commando des Obristen Wachtmeister Octavio del Bufallo, drey Compagnien Tragoner und eine Compagni zu Pferd anhero, und nahmen Qvartier. Zu denen den 25. Februarii noch zwey Compagnien zu Pferd kamen.
Den 2. Martii kam Gilli de Hase selbsten anhero, und nahm sein Quartier in D. Jacob Schröters, Cantzlers Behausung, auff dem Marckt.
Den 3. Martii wurde der Obriste Wachtmeister del Bufallo mit etlichen Compagnien auff Illmenaw[96] commandiret, da daselbst liegende Völcker zu überfallen, richtete aber nichts aus, und wurde die Stadt darüber geplündert.[97] Umb welcher Plünderung willen gedachter Obrister Wachtmeister den 9. Martii in Arrest genommen wurde. […]
Den 14. Martii kamen noch mehr Gilli de Hasische Völcker in die Stadt, daß also, neben dem General-Stab,[98] eilff Compagnien einqvartiret waren.
In dieser Zeit, biß auff den 19. Martii, ist die Vestung Maßfeld, so unter einem Schwedischen Capitain[99] mit Volck besetzt war, von dem Gilli de Hase auff etliche Wochen dergestalt bloqvirt gehalten worden, daß ihr das geringste nicht von Lebens-Mitteln zukommen können, dahero sie auch gezwungen worden, einen Accord[100] zu schliessen, damit es auch allbereit so weit kommen war, daß sie in wenig Stunden abziehen solten. Indem aber solches werckstellig gemacht wurde, kam unversehens ein Entsatz unter dem Grafen von Nassau,[101] von tausend Reutern, deren jeder einen Sack Mehl oder Korn bei sich hatte, dieselbe kamen, neben einem Graffen von Wittgenstein,[102] von Herzog Bernhards[103] Armee aus der Wetterau[104] durch das Stifft Fulda, und proviantirte die Vestung. Vor deren Ankunfft gieng Gilli de Hase durch uff Römhild[105] nach Haßfurth am Mayn,[106] muste aber gleichwol seine Kriegs-Cantzeley, neben andern guten Beuthen,[107] den Schwedischen[108] hinterlassen. Diese logirten die Nacht über allhier; hielten gut Commando, und giengen früe wieder fort mit guter Manier den Werra-Grund hinunter.
Den 25. Martii, am Fest Mariae Verkündigung, kam eine Käyserliche Partie vom Gilli de Hase, unter Rittmeister[109] Alexander[110] und Valentin[111] zu recognosciren, vor die Stadt so aber nicht eingelassen worden.
Den 26. Martii verordnete der General-Wachtmeister Gilli de Hase von Römhild[112] aus anhero zwey Compagnien Tragoner, unter dem Obristen Wachtmeister de Busallo und Capitain Monetta,[113] It. eine Compagnie zu Roß unter Rittmeister Francisco Veginko,[114] so eingelassen worden.
Den 30. Martii giengen die Gilli de Hasische Völcker auff ein böß Geschrey von den Schwedischen wieder hier durch, und verliessen die Stadt“.[115]
Aus Schweinfurt wird weiter berichtet: „Auf den Kreistag,[116] der am 7. März zu Nürnberg[117] gehalten wurde, schickte die Stadt Dr. Höfel.[118] Aus diesem Kreistage ließ Gil de Has durch den Commißär Haffner um ein anders Quartier anhalten, es wurde ihm aber abgeschlagen, und deßwegen dem Kaiser[119] von den Kreisständen am 24. März zugeschrieben, Ihm zugleich die vorhin allzu große Beschwerung und Einquartierung, besonders der Stadt Schweinfurt und des Markgrafenthums Ansbach, angedeutet“.[120]
Das „Theatrum Europaeum“[121] berichtet über Haes’ Aktionen und Königmarcks[122] Gegenzüge: […] „der Gen. Major[123] Gilles de Hasi begehrte an die Grafschafft Schwartzburg Quartier für etliche Regim. Er liesse deßwegen den verhauenen Wald öffnen / und schickte eine Parthey von 100. Pferd voran / die Straß zu recognosciren / im Zurückmarchirẽ kamen sie in Ilmenau / plünderten in diesem Ort / nahmen das Vieh mit sich über den Wald / und giengen wieder nach den Hennebergischen Quartieren“.[124]
„Der voñ Königsmarck aber liesse sie daselbsten noch zur zeit unangefochten / uñ nahme zuvor die um Erfurt[125] gebliebene Reuterey mit sich / mit deren er nach dem Eychsfeld[126] und Duderstatt[127] gienge / sein hinterbliebene Bagage[128] abzuholen / und dem Gen. Gilles de Hasi, zu begegnen. Er ließ zugleich starcke Partheyen[129] außreiten / deren eine die Schul-Pforte[130] bey Naumburg[131] plünderte / und 4000. Rthlr. für ihn von der Stadt forderte / daneben auch die Stadt Zeitz[132] 4000. und Weissenfels[133] 4000. Rthlr. geben sollte / und wurde sonsten die Contribution[134] hin und her eingefordert / welches allen fast unmüglich und beschwerlich fiele“.[135]
„Anfang 1640 hielten es die Kaiserlichen für geraten, weitere Übergänge der Schweden über den [Thüringer] Wald zu verhindern. Im Mai konzentrierten sich papistische[136] Verbände unter dem Befehl von Octavio Piccolomini-Pieri[137] im Saalfelder[138] Becken, wurden aber vom schwedischen Generalfeldmarschall[139] Banér[140] eingeschlossen. Nur der Rückzug über den Rennsteigpaß bei Steinheid[141] war noch offen. Südlich der Berge warteten gemächlich die Kurbayern, während ihre Waffenbrüder an der Saale die letzten Pferde schlachteten.
Nunmehr wehte südlich des Rennsteiges bayrisches Panier. Generalfeldmarschall Gelen[142] und Generalfeldwachtmeister Gilli de Haß führten die bayrischen Truppen an, darunter auch zahlreiche Söldner[143] aus anderen deutschen Ländern. Um die Nordflanke zu sichern, bezogen die Befehlshaber feste Position in der Coburger[144] Pflege[145] und forderten monatlich rund 100 000 Pfund Hafer, 2 600 Zentner Heu, 10 000 Pfund Stroh und 11 000 Florin[146] bar. Die beiden waren Pferdenarren und liebten klingende Münze. Geradezu paradiesische Vorstellungen müssen sie vom Grabfeld, den Werra-Auen und den Südhängen des Thüringer Waldes gehabt haben. Wütend schlug der Coburger Regierungsvertreter auf den Amtstisch und brüllte: ‚Jetzt geht’s an die noch vorhandene Substanz, jetzt entlaufen alle Leute und schlägt das ganze Wesen zur gänzlichen Verwüstung aus. Stadt und Pflege Coburg müssen ja geradezu ausgeschrien sein, als ob dieselbe eine unerschöpfliche Fundgrube, und doch ist alles ruiniert`“.[147]
Zu Beginn dieser Leidenszeit [1640; BW] hatten die Schweden das Land Thüringen bis über den Thüringer Wald herüber nördlich der Werra besetzt. Ihr Befehlshaber war der General[148] Königsmarck. Das schöne Frankenland südlich der Werra war im Besitz der Kaiserlichen, die unter dem Oberbefehl des Generalfeldwachtmeisters Gilli de Haes standen. Dieser hatte sein Hauptquartier zunächst in Rothenburg a. Tauber[149] aufgeschlagen. Unter dem 26.1. hielt der Rothenburger Chronist Sebastian Dehner [25.8.1612 Rothenburg-13.6.1679] fest: „26. Jan. sind 30 Reuter, 12 Musquetierer[150] sampt einem Rittmeist. und Hauptmann[151] vom General-Wachtmeister Gil de Hasi allhier ankommen und Quartier begehrt; auch hierumb ein neu Regiment zu werben und den Musterplatz[152] zu haben. 1. Febr. ist der Gener: Wachtmeister Gil de Hasi selbst ankommen, welcher auf die 40 Pferdt bey sich gehabt, meist Officir, hat beym Güldenen Greifen loßirt, den 3. ist er wider auf Mergentheim[153] gereist mit 30 Pferdten, den 6. dato widerkommen“.[154] „An. 1640 kame General Wachtmeister Gildehaas mit 1500. Mann / kostete auch ein Grosses / blieben 150. Mann 9. Wochen zu Windsheim[155] im Quartier“.[156]
Die Verpflegung der Truppen hatten die belegten Ortschaften zu stellen. Die Dörfer und Städte des Werratales seufzten unter der zahlreichen Einquartierung, die die Gegend völlig auszog.
„Im Januar 1640 verließen die Schweden unsere Gegend und zogen sich über den Thüringer Wald zurück. Gilli wollte den weichenden Feinden die Gepäckwagen abnehmen und drang aus Bayern heraus bis Hildburghausen,[157] Schleusingen[158] und Walldorf[159] vor“.[160] „Um die Dörfer vor wild herumziehenden Truppen des eigenen Heeres [unter Druckmüller[161]; BW] zu schützen, hatte Gilli in solche Orte, die schon viele Lebensmittel geliefert hatten, Wachtkommandos gelegt als Schutz. Auch Helmershausen[162] hatte eine solche Abteilung erhalten. Trotzdem wurde das Dorf am 21. Februar 1640 von zwei Abteilungen Kavallerie und zwei Kompanien Infanterie unter ihren Führern überfallen und ausgeplündert. Besonders schlimm erging es dem evangelischen Pfarrer. Nichts wurde ihm gelassen. Ein Soldat sagte ihm, daß es alles behalten hätte, wenn er Katholik gewesen wäre. Dieser Vorfall zeigt uns die weitgehende Lockerung der Manneszucht. Die Wachtkommandos können ihre Dörfer noch nicht einmal vor der Plünderung der Soldatenabteilungen derselben Heeresgruppe schützen.
Das Dorf Helmershausen gehörte zu dem Amt Lichtenberg, das der Amtmann Casimir von Stein in Meiningen verwaltete. Dieser erstattete Anzeige von dem Überfall und erreichte, daß die schuldigen Offiziere bestraft wurden. Für die kommende Zeit lieferte den Abteilungen, die Helmershausen geplündert hatten, der Bezirk Salzungen[163] die Lebensmittel, damit solche Vorfälle für die Zukunft vermieden werden sollten.
In den ersten Märztagen 1640 rückte die Armee Gillis nach Norden vor. Die Stadt Themar[164] brannte zum großen Teil nieder, ebenso wurden in Schleusingen 150 Häuser durch Brand vernichtet.
In dem Städtchen Ostheim[165] hatte der Dragoneroberst[166] Melzi[167] Quartier bezogen und das Städtchen so stark belegt, dass auch in der kleinsten Hütte wenigstens 4 Mann unterkommen mußten.
In Meiningen hatte General Gilli seinen Einzug gehalten. Sofort verlangte er von dem Lichtenberger Amtmann zur Verpflegung seiner Truppen 40 Malter[168] Hafer, 20 Malter Gerste, 10 Eimer[169] Wein und 10 Rinder.
Bei solcher Bedrückung und unerhörten Brandschatzung[170] war es kein Wunder, daß die Bevölkerung die Kaiserlichen haßte und der Unwille immer mehr stieg. Auch hohe Geldleistungen forderte Gilli von den Gemeinden. Am 24. März [1640; BW] brachte der Leutnant[171] Hans Kensch in Tiefenort[172] durch sein unerhörtes Auftreten bei der Eintreibung der Kontribution[173] die Dorfbewohner so in Verzweiflung und Wut, daß er ins Rückgrat geschossen wurde. An dieser Verwundung starb er am folgenden Tag.
Gilli hielt mit seinen Truppen immer noch die Grafschaft Henneberg besetzt und sog das Land vollständig aus. Alle Vorstellungen der Gemeinschaftsregierung konnten den Feldherrn nicht zum Abzug bewegen.
Da rückte am 19. März 1640 Graf Wilhelm Otto von Nassau[174] mit 2000 Mann Reiterei über Fulda,[175] Wiesenthal[176] durch die Ämter Fischbach[177] bis Maßfeld[178] vor. Diese Wasserburg verproviantierte er mit 100 Malter Korn und 6 Malter Erbsen. Rasch war nun Gilli nach Mellrichstadt[179] und Römhild[180] abgezogen. Nach dem Rückzug des Nassauers ließ Gilli die armen Henneberger Lande wieder besetzen. Der kaiserliche Befehlshaber Melzi lag mit seinen Dragonern wieder in Ostheim. Am 12. Mai verlangte Gilli von den gänzlich ausgeplünderten Ämtern Salzungen und Lichtenberg[181] wiederum 200 Malter[182] Korn. Als diese Menge nicht abgeliefert werden konnte, ließ er durch seine Offiziere und Soldaten Haussuchungen vornehmen, wodurch den armen Bewohnern noch der letzte Bissen Brot geraubt wurde. 70 Malter Korn wurden durch diese Grausamkeit in den Häusern des Amtes Lichtenberg aufgespürt und nach Römhild geschafft. – Besonders übel hausten die Kaiserlichen auch in Themar, wo sie die Einwohner schrecklich mißhandelten und viele zum ‚Schwedentrunk’[183] zwangen. Die Orte Sachsendorf,[184] Hirschendorf,[185] Schirnrod,[186] Crock,[187] Eisfeld,[188] Heldburg[189] und Rodach[190] wurden vollständig ausgeplündert. Besonders schlimm erging es Ummerstadt,[191] wo die ‚Krieger’ 20 Zentner Glockenspeise und sämtliche Altargeräte[192] stahlen. Unterdessen waren einzelne schwedische Abteilungen über den Thüringer Wald vorgedrungen und trafen am 31. Mai bei Barchfeld[193] auf 50 Reiter des Generals Gilli. Die Schweden siegten in dem Treffen und nahmen 26 Mann als Gefangene und 39 Pferde mit. Der Bedrücker von Ostheim, Oberst Melzi, war in einem Gefecht gegen die Hessen bei Friedenwald[194] durch einen Kopfschuss gefallen“.[195] Aus Schweinfurt wird 1640 weiter berichtet: „Generalfeldmarschall Geleen,[196] Feldzeugmeister Mercy,[197] Generalwachmeister Hundstein[198] und Generalwachmeister Gil de Has sammt dem ganzen Generalstabe[199] kamen am 22. d. [3.1640; BW] hieher. Geleen wurde in dem Wirthshause zum schwarzen Bären einquartiert, die andern Officiere bekamen ihr Logis theils in den Wirths- theils in den Burgerhäusern. Zuerst hatte es das Ansehen, als ob Franken der Kriegs-Schauplatz werden sollte; aber nachher merkt man, daß sie die Baierischen Völker zusammen zogen, um den General Gil de Has zu unterstützen; denn die Weimarischen fielen mit 1000 Pferden, unter Anführung des Grafen von Nassau,[200] durch Hessen dem General Gil de Has in die Quartiere, kamen bis Meiningen, woraus ebenbenannter General gewichen war, und im Felde seine Kutschen und Wägen stehen lassen mußte. Nachdem aber der Graf von Nassau Maßfeld verproviantiert hatte, ging er mit seinen Reutern nach Erfurt und Gil de Haes kam wieder nach Meiningen“.[201]
Das „Theatrum Europaeum“[202] hält dazu fest: „Es fiele um diese Zeit Martii eine unverhoffte harte Kälte ein. Die auffm Hauß Maßfeld hatten auffgezehret / und war ihnen das Proviantiren sehr hoch vonnöthen : derwegen um den 23. Martii in 600. Schwedische Reuter commandirt wurden / den Ort zu proviantiren / die unversehens über den Wald in grossem Schnee und sehr kalten Wetter kamen / und in einer Furie in den Ort Proviant brachten. Als die Käis. oder Bäyer. ihrer Ankunft gewahr worden / haben sie sich davon gemacht / denen die Schwedische auff 2. Stund lang in einem Futter nachgejaget / aber nicht mehr als ungefehr 24. Reuter / die Kälte halben dahinden geblieben / davon ertappet. Was auch von den Chur-Sächs.[203] bey Leipzig[204] / Torgau[205] / und dortherum nicht genug sichere Quartiere haben konnte / das gienge zur Naumburg über die Saal gegen Magdeburg[206] / und setzte sich daselbsten. Hierdurch wurde Maßfeld nicht allein proviantiret / sondern zugleich auch entsetzet / vor welchen Ort anstatt deß Obristen Druckmüllers[207] der Gen. Gilles de Hasi kommen war / und wurde denen darvor ligenden / aber nicht von den Königsm.[208] sondern den Weymarischen / und zwar dem Hn. Grafen von Nassau / zugleich auch ihre Bagage[209] abgejaget.
Ehe daß Königsmarck auß Böhmen wieder kommen / hatten die Bäyerische sich zurückgezogen / und liessen hergegen den General Gilles de Hasi in die hennebergische Quartier gehen[210] / auß denen er von dem von Nassau / wie auch auß Meynungen[211] und Hilpershausen[212] getrieben wurde / darum sie sich nach Königshofen[213] retiriren musten / die Nassauische aber bekamen ausser der meisten Bagage mehr nicht als 30. Reuter und 1. Rittmeister gefangen.
Von Altenburg[214] gieng Königsmarck auff Zeitz und Pegau[215] / von dannen auff Eysenburg[216] / Jehna[217] und Salfeld[218] / die von Zeitz aber musten 5000. Thaler unnachläßlich / und die zu Weisfels[219] 2000. Brandschatzung[220] auffbringen / auch wurde von denen zur Naumburg von 4. biß in 5000. angefordert / und Pegau gleichfalls mitgeschätzet / wovon auch oben gedacht : und war Gen. Banner auch schon im Anzug / deren Orten hinzukommen.
Dieses verursachte / daß alles Käis. Volck / so in Schwaben gelegẽ / darauß / und gegen Francken zu geführet wurde / auch gieng die Chur-Bäyerische Generalität / mit dero Soldatesca um das Ende Martii nach Schweinfurt.[221] Nach dem Gen. Gilles de Hasi, auch zu Königshofen[222] nicht mehr stehen können / hat er Quartier im Coburgischen genom̃en / und dasselbe im Ende deß April in der Stadt haben wollen / welches der Com̃endant daselbsten samt Cantzler und Räthen verweigerten / darauff de Hasi mit Schwerdt / Feuer und Käiserl. Ungnad zwar sehr trohete; es liessen aber ersterwehnte Herren sich solches nicht anfechten / sondern ermahneten zuforderist die Burgerschafft / und wurde dem Gilles de Hasi zur Antwort hingegeben / zu thun was er nit lassen könnte : darauff er sich Gewalts enthalten / aber gleichwol deß Hertzog Ernsts[223] Fürstl. Gnad. zu Zella am Wald[224] 2600. zugehörige Schaaf weggetrieben / doch mehr nicht als 1100. darvon / auch selbige nicht anderer gestalt / als so ferne sie mit 500 Reichsthalern außgelöset würden / wieder geben wollen.
Gen. Gilles de Hasi liesse Coburg[225] für dißmal in Ruhe sitzen / und gienge mit seinem Volck im Eingang Maji wieder vor Maßfeld : er nahme von Königshofen[226] 3. Stück Geschützes mit sich / und vermeynte mit Gewalt was außzurichten / er liesse aber ersten Angriffs 80. Mann darvor sitzen / und ob er wol ein rechte Belägerung formirte / und immer mehr Volck von Tag zu Tag im Stich liesse / wurde er doch den 12. Junii von dem Königsmarck mit Verlust etl. 100. davon weggeschlagen / der Ort entsetzet / und vermittelst 400. mit Mehl beladenen Pferden / auffs neu proviantirt“.[227]
Aus Coburg wird 1640 weiter berichtet: „Am 8. Apr. sendete Gilli de Hase seinen Obrist-Lieutenant Ferdinand Bautig[228] / mit 12. Pferden nach Coburg und begehrte Quartier / auch einigen unterhalt von der Stadt und Lande / als welche ihme / seinem vorgeben nach / hierzu assigniret / dieweilen man aber ein mehres nicht / als 200. Thaler wochentlich willigen konnte / so befande er sich darüber sehr offendirt / Schriehe die allhiesige Herrn Cantzler und Räthe vor Rebellen aus / und bedrohete diese Lande mit aller Feindseligkeit / welche er auch durch die seinige hier und dort verüben ließ.
Umb den 20. April wurde groß flehen[229] vom Lande in die Stadt Coburg wegen Durchzug der Beyerischen Armee gegen den Thüringer Walde.
Sonsten bestunde der Käyserliche General Feld-Wachtmeister Gilli de Has auff seiner Forderung / die Residentz Stadt Coburg sollte ihm auff seinen Regiments-Stab[230] 3. monatliche Verpflegung[231] reichen / und wie man vermercket / begehrte er auff 2000. Thaler / oder wollte dahin trachten / wie er sich der Stadt bemächtige / und da einiger seiner Soldaten davor bleiben sollte / alsdann wollte er alles nieder machen / jeden Rath zu Coburg eine Compagnie einlegen / und den Samen auff dem Feld verderben / auch seinen Rittmeister anbefehlen / alles Vieh vollends auf dem Land wegzunehmen; Darauf zwar am 5. Maii von dem Käyserlichen Generalissimo Hertzog Leopold Wilhelmen[232] aus Oesterreich ein schirmungs-Brief[233] vor diese Stadt und Lande ausgewücket worden / solcher aber hat wenig geholffen / massen am ersten Maii ein Tropp Reuter in Neustadt und Sonnenberg eingefallen / die Contributions-Resten einzutreiben. Am 27. dieß wurde in der Nacht Allarm zu Coburg / und die Trommel gerührt / auch die Bürgerschafft mit ihrem Gewehr auff die Posten und Plätze in hiesiger Stadt gestellet / wegen erschollenen Feindlichen Uberfals der Gilli de Hasischen Völcker / welches alles aber nichts als ein vergebliches Geschrey war“.[234]
Aus Meiningen wird berichtet: „Den 2. Aprilis, am Grünen-Donnerstag, erhub sich ein Tumult wegen etlicher Völcker, so sich vorm Thor sehen lassen, und waren solches Gilli de Hasische, und wurden eingelassen.
Den 10. Aprilis giengen sie von hier gegen Behringen,[235] und kamen den 11. wieder.
Um diese und vorige Zeit haben die Gilli de Hasischen die Burg allhier zu befestigen angefangen, aber mehr kindisch, als soldatisch. Und weilen die Raths- und Cantzely-Stuben Tag und Nacht offen stunden, hat sich ein Soldat, der kleine Schneider genant, über die alten Documenta gemacht, Siegel, Schnür und Capsel abgelöset, das Wachs zerschmolzen und verkaufft, und wiewol er schlechten Nutzen davon gehabt, ist er gleichwol umb solches Frevels willen am 19. April, war der Sonntag Misericordias Domini, solte unter der Predigt gehengt werden, dabey sich der Pater so hefftig bemühet, daß er auch mit auff die Leiter gestiegen, und da er schon gehangen, das Crucifixe noch einmal zu küssen vorgehalten.
Den 20. Aprilis kam der General-Wachtmeister, so ietzo zu Römhild qvartierte, mit etlichen Reutern von Suhla[236] anhero, und verblieben die Nacht allhier.
Den 1. Majii kam dieser General abermal mit etlichem Volck anhero, und brach den 2. früe wieder auff“.[237]
„Auch Herzog Leopold Wilhelm von Oesterreich überschickte einen Schirmungsbrief, welcher aber wenig geachtet geachtet wurde; denn schon den 21. April [1640; BW] schickte der General Gilly von Haas seinen Oberstlieutenant Ferdinand Bautig[238] mit 42 Pferden hieher und begehrte Quartier, auch Unterhalt von der Stadt und dem Lande, wozu er angewiesen sey. Weil man aber ihm nicht mehr als 200 Thaler wöchentlich bewilligen wollte und konnte, so fand er sich dadurch beleidigt, daß er den Kanzler und die Räthe Rebellen nannte und drohte, die Lande feindlich zu behandeln, was er auch hier und da that. Indessen bestand er auf eine Forderung von 20,000 Thlr und wenn dieselben nicht geliefert würden, so wolle er sich der Stadt bemächtigen und wenn ein einziger Mann seiner Soldaten davor bliebe, alles niedermachen, jeden Rath eine Compagnie einlegen, den Saamen auf dem Felde verderben und alles Vieh vom Lande hinwegnehmen. Schon den 20. April war wegen dieser baierischen Armee Alles in die Stadt geflüchtet und den 27. in der Nacht Allarm geschlagen und die Bürgerschaft in ihrem Gewehre auf die Posten gestellt, indem man einen Ueberfall der Gilly von Haasischen Völker befürchtete“.[239]
Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe [1587-nach 1642][240] erwähnt ihn in seiner „Thüringischen Chronik“:
„Den 28.[4. a. St.; BW] haben wir Post bekommen, dass die Keyserlichen denen Schwedischen eingefallen und das Duglaßische[241] Regiment ziemlich ruiniret. Auch haben sie vor Ilmen einen Regiments Quartiermeister[242] gefangen bekommen und in die 50 Polacken[243] niedergemacht“.[244]
Der Schmalkaldener Chronist Johann Georg Pforr [1612-1687] hält fest: „Den 23. Maii hat der Keyß: Generalobristwachm: Chill de Hasi uff 4 comp: quartir begehrt. Deßweg[en wurde ihme vor die einquartirung 2000 thlr versproch[en, doran ihme 500 zahlt word[en. Dießer völcker halber hat die statt wegen der alhier verbliebenen Heßisch[en salvaquard in großer furcht gestand[en“.[245]
Von Ende Februar bis August 1640 lagen sechs Kompanien de Haes‘ in der Stadt Römhild.[246] Leopold berichtet weiter: „Den 6. Mai ist von Eger heraus hie[r]her(o) [ge]kommen ein Graf von Florenz,[247] ein Oberstwachtmeister,[248] unter den Gilli de Hasi gehörig; mit 200 Pferden. [Sie] begehrten Quartier. Wir bewilligten ihnen solches zu Manzenberg und Pfaffenreuth und gaben ihnen Bier, Fleisch und Brot hinauf. Sie lagen einen Tag still und zogen hernach auf Thiersheim zu“.[249]
Piccolomini informierte Melchior von Hatzfeldt[250] im Mai 1640, an de Haes sei der Befehl zu Streifzügen mit Kroaten[251] und Polen nach Hessen-Kassel ergangen.[252] „Im Jahre 1640 besetzte die Stadt [Gelnhausen;[253] BW] der Kaiserliche Generalmajor[254] Gil de Hasa mit drei Regimentern zu Pferd und zu Fuß. Der Rat sandte bei der Nachricht von dem Anzug der Kaiserlichen Truppen eine Deputation unter Anführung des P. Vicarius des Franziskanerklosters nach Orb,[255] um den General um Verschonung der Stadt zu bitten. Sie schilderten dabei den heruntergekommenen Zustand derselben: ‚Diese habe ungefähr nur noch 540 Einwohner. Die Hälfte der Häuser sei abgebrannt, die übrigen Bäue ruiniert und zum Teil eingefallen. Lebensmittel seien kaum genug für die Einwohner da. Die nach Gelnhausen führenden Brücken seien abgebrochen, die Wege verwachsen und verhauen. Sie könnten deshalb eine so große Truppenmenge nicht aufnehmen‘. Dennoch kam das Hauptquartier Gil de Hasa’s nach Gelnhausen“.[256]
Aus Rothenburg o. d. Tauber wird einer der üblichen Konflikte unter verschiedenen Truppenteilen während der gemeinsamen Einquartierung berichtet: „14. Jun. ist ein Lermen unter den Schildehaasischen und deß Obristen Pienzenau[257] Reuterey erstanden; hat ein Trompeter[258] einen Burger namens Leonhard Gackstatter, Schröter,[259] erstochen; ist alsbald auf der Gaßen todt bliben; darauf ist die gantze Burgerschaft auf gewest, doch durch den Obrist (welcher selbst mit etlichen Reutern herumbgeritten) und die Obrigkeit abgemahnt und zur Ruhe bracht worden; were sonst ein groß Lermen und Jammer ja gar ein Blutbad zwischen Burgern und den Reutern entstanden; der Trompeter ist zwar in Arrest gesetzt, aber wieder loß worden“.[260]
Das „Theatrum Europaeum“ hält fest: „Solchem nach haben auch die Käis. um den 7.17. Junii das Läger bey Salfeldt[261] quittiret / und General von Hatzfeldt mit seinem Regiment / so noch 300. starck gewesen / seinen Marche auff Cronach[262] / und Liechtenfels[263] zu genommen : Und ist der Käis. Conjunction mit den Bäyr. hinter Coburg am Eychsfeld geschehen : Welche von dannen auff Königshofen[264] und Neustadt[265] gegangen / und seynd in Hinwegnehmung dieses Orts den Schwedischen vorkommen : Haben derwegen ein Läger von Neustadt biß nach Königshofen formiert / auff deß Banners[266] Actiones Achtung zu geben.
Die Schwedische Unirte nahmen ihren Weg gegen Creutzburg[267] und auch gegen Francken zu / thaten auch auff die Käiserliche eine Cavalcade,[268] aber nachdem es vermercket worden / mit etwas Verlust.
Die Käiserliche ordinirten vier Regiment / zum Gil de Hasi vor Maßfeld zu stossen / der auch drey Regiment starck war / und sollten mit einander in Hessen streiffen : Der General Wahl[269] sollte auß Westphalen ingleichen thun. Die Weymarischen aber schlugen zuvorn die vier Käiserl. darauff auch den Gil de Hasi, und verproviantirten Maßfeld“.[270] Engelsüß berichtet dazu: Reinhold von Rosen „traffe auch bey Wohnsiedel[271] auff 2.000 Crabaten / deren er einen Theil nidergehawen / die andern flüchtig gemachet: mit 6000. Mann wollte er im Marggrafenthumb Beyreuth Quartier machen / so wegen bevorstehenden Auffbruchs der Armada verbleiben müssen / welcher an 1.11. vnd 2.12. Juni geschehen / vnd sind die sämptliche coniungirte oder alliirte Armeen, auff Eysenach[272] / Gotha[273] / Creutzberg[274] / vnd Eschwegen[275] in Hessen gangen / denen die Käyserische gefolget. Diese ordinirten 4 Regg. die solten zum Obr Gill de Haass, der mit noch andern dreyen vor Maßfeldt gelegen / stossen / vnnd mit einander in Hessen streiffen neben denen auch dem Gener. Wahln / auß Westphalen ein gleiches zu thun / befohlen worden. Die Weymarische aber schlugen zuvor die vier : vnd darauff auch deß Obr. Gill de Haasens 3 Regimenter / daß so wohl er / als auch General Wahl ihr Vorhaben vnterlassen müssen“.[276]
Aus Coburg wird berichtet: „Den 19. Junii sind 4. Compagnien Gilli de Hasische Völcker / welche kurtz zuvor hiesige Lande qvittirt / ohne ordre in die Stadt Hildburghausen / mit gewaltsamer Auffhauung der Thor gedrungen / und haben ihres gefallens darinnen gelebt“.[277]
Aus Meiningen wird 1640 berichtet: „Den 29. Junii ist Gilli de Hase mit theils Völckern auff Schmalkalden und Saltzungen gangen, und weilen der Ertz-Hertzog mit der Käyserischen Armee von der Neustadt gegen Hessen sich auch movirte, bekamen sie das Hauß Friedewald[278][279] ein, welches dem Gilli de Hase in Verwahrung gelassen worden, der legte einen Capitain, Namens Canard,[280] mit etlichem Volck hinein, der verlohr solchen Ort hernachmals wieder liederlich“.[281]
„Den 2. Junii ging Gilli de Hase umb den Feind eine Diversion[282] zu machen, mit ihnen in Hessen, marchirte erstlich auf Saltzungen, wendete sich darauff gegen das feste Hauß Fridewald, davor er aber nichts schaffte, sondern mit Verlust des Obristen Melze wieder zurück kam. […]
Den 6. Junii brach General Gilli de Hase, nachdem er die Nachricht erhalten, daß die beyde feindliche Armeen vor Saalfeld von einander gegangen, und die Schwedische ihren March zurück auff Erffurt nahmen, mit seinem Volck und denen Croaten auff, und verließ die Stadt, und marchirte Abends umb neun Uhr gegen Römhild“.[283]
„Zu solcher Zeit [Juni 1640; BW] wurde die Qvarnison[284] in Maßfeld außgewechselt, und anstatt des Schottischen[285] Capitains[286] ein anderer vom Braunischen[287] Regiment[288] Hieronymus Tarras, seiner Nation ein Neapolitaner, mit vierzig Mann hinein gelegt. Dieser hat ungeachtet, daß Gilli de Hase mit drey Regimentern im Land gelegen, gleichwol dasselbe neben den angräntzenden Wirtzburgischen Aemptern in Contribution[289] gesetzt, so nae, obwol diese Stadt mit einem Regiment zu Fuß besetzt war, gleichwol obbemeltem Commendanten monatlich zwantzig Reichs-Thaler geben muste, wolte man anders Ruhe vor ihm im Feld haben, und dasselbe bestellen.
Den 16. obgedachten Junii bekamen wir unsere alte Gäste die Gilli de Hasischen wiede
Den 26. kam er mit dem General-Wachtmeister Gilli de Hase wieder zurück.
Den 29. Junii ist Gilli de Hase mit theils Völckern auff Schmalkalden und Saltzungen gangen, und weilen der Ertz-Hertzog mit der Käyserischen Armee von der Neustadt gegen Hessen sich auch movirte, bekamen sie das Hauß Friedewald ein, welches dem Gilli de Hase in Verwahrung gelassen worden, der legte einen Capitain, Namens Canard, mit etlichem Volck herein, der verlohr solchen Ort hernachmals wieder liederlich“.[290] Angeblich wurde das Schloss eingeäschert, weil ein Vetter de Haes’ davor gefallen war.
Unter dem 25.6. heißt es bei Pforr: „Uff den 25. Jun: ließe der Keyßerliche Generalwachmeister Chill de Hasi die zurückgelassene krancke Hessische soldaten uff wegen abholen. Und dieweil Chill de Hasi vom Keyß: General Picolomini dieße ordre erlangt, daß er in dießer statt mit 2 comp: logiren solte, ist er den 29. dito mit 4 compagn: alhier ankommen, dene die beambten wieder F[ürstlichen befelch und Keyß: salvaguard gutwillig mit 2 comp: eingelassen. Die andere 2 comp: plieben vorm Eyerthor liegen. Doch zoch er deß andern tags auß furcht vor den Schwedisch[en wieder wech“.[291]
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet weiter: „Im Anfang deß Julii gieng Gilles de Hasi Maßfeld noch einmal fürbey mit seinen Trouppen / und zur Käiserl. Armee / legte auch seines Volcks wieder in Meinungen. Die Erfurtische Guarnison mußte Maßfeld abermalen um etwas proviantiren / und vermeynte den Hasischen in Meinungen Einfall zu thun / welche aber zu wachsam waren / darüber 3. todt blieben / etliche verwundet worden / doch hatten sie auch etlich wenig Gefangene / samt Kühen und Pferden mit sich heimgebracht“.[292]
Im August dieses Jahres tauchten Haes’ Reiter erneut auf, wie der Marktredwitzer Leopold festhält: „Den 8. Aug[ust] sind an [die] 50 Reiter – dabei auch etliche zu Fuß – nach Brand[293] [ge]kommen, daselbst über Nacht (ver)blieben und am andern Tag hier vorüber. Dabei war auch ein Obristleutnant. [Sie] gehörten unter den Gen[eral] Gilli de Hasi“.[294]
Der Schmalkalder Chronist Pforr notiert: „Uff den 25. Jun: ließe der Keyßerliche Generalwachmeister Chill de Hasi die zurückgelassene krancke Hessische soldaten uff wegen abholen. Und dieweil Chill de Hasi vom Keyß: General Picolomini dieße ordre erlangt, dass er in dießer statt mit 2 comp: logiren sollte, ist er den 29. dito mit 4 compagn: alhier ankommen, dene die beambten wieder F[ürstlichen befelch und Keyß: salvaguard gutwillig mit 2 compagn: eingelassen. Die andere 2 comp: plieben vorm Eyerthor liegen. Doch zoch der deß andern tags auß furcht vor den Schwedisch[en wieder wech“.[295] „Den 6. Jul: ist Chill de Hass mit 500 reuttern alhier ankommen und nach gehaltenem fruestück eilends wieder ufgebrochen, uff Salzung[en gangen und sich alda eingeleget“.[296]
Der Pfarrer Martin Bötzinger [1599-1673][297] hat eine umfangreiche Charakteristik dieses Söldnerführers und seines Haufens im Jahre 1640 hinterlassen: „Ewig unvergessen wird mir und den Meinen unter all dem rebellierenden und marodierenden[298] Volke zu Fuß und zu Pferd der Generalwachtmeister Gilly de Haas bleiben, der das öfteren bei uns lag und uns ausgesogen und ausgeplündert hat wie selten ein Kriegsmann. In seiner Jugend hatte er sich auf den Schulen herumgetrieben, wo er freilich die Nase nicht in die Bücher gesteckt, sondern mit jedermann Händel gesucht hatte, weshalb er schließlich zum Teufel gejagt worden war. Danach hat er das Leben einfach auf Handwerkerart in die Fäuste genommen und ist ein Maurer geworden. Aber auch da hat’s ihm nicht gefallen, so daß er gejubelt und eingejauchzt hat, als in Böhmen der große Brand anhub und Wallenstein seine Trommel rühren ließ. Ein Kerl wie aus Stein und Stahl, ritt er alle Windstände [Widerstände ? BW] nieder, wurde in einem Fähnlein Gefreiter,[299] Korporal,[300] Sergeant,[301] Leutnant,[302] Kapitän,[303] schließlich Regimentsobrist und stand nun als Werbeoffizier in unserm Lande. Ein Schimpf und eine Schande war es, wenn er grätschbeinig in Wirtsstuben stand, sich mit Bauernlümmels gemein machte und die Goldfüchse und Silberfasanen über die Klinge springen ließ ! Als ob er Königreiche zu versenken [verschenken ? BW] hätte, so tat er aus, und war doch alles bloß gestohlenes Gut, dessen Gold vom Blute rot geweint und dessen Silber durch Tränen gebleicht war. In Massen strömten die Männer herbei: junge Leute, bei denen der Bart erst wie Kückenflaum ums Maul lag, alte Schwadroneure mit versoffenen Augen und zwetschenblauen Nasen, vierschrötige Gesellen, die wie Klötze standen, bewegliche Windhunde, die überall und nirgends waren, dazu Frauen und Kinder in buntem Gewimmel. Vom Rhein und von der Oder, vom Meere und aus Bergen kamen sie, und ich wüßte nicht, welche Sprache der Welt man damals bei uns nicht gehört hätte, wüßte auch nicht, welche Mundart gefehlt haben sollte. Ich war mit meiner Frau und den Kindern eben nach Heldburg[304] in das Haus meines Schwiegervaters seligen Angedenkens gezogen, als die ersten Haufen einfielen. Ach, wie schön hatte ich mir’s ausgemalt, daß ich von der Stadt aus Poppenhausen[305] und Lindenau,[306] das ein hohes Konsistorium mir vertretungsweise zu verwalten übergeben hatte, mit dem Worte Gottes und dem heiligen Sakramenten versorgen durfte, ohne zu jeder Stunde des Tages und der Nacht ihrem Jammer und ihrem und ihrem Elend ausgesetzt zu sein, und wie rasch und rücksichtslos, wie groß und gründlich wurden diese lieblichen Tränen zerstört !
In den Betten lagen wir noch an jenem Sonntag Kantate des Jahres 1640, als man in unserer Gasse plötzlich Lärm schlug, und ehe die Sonne aufgegangen war, hatte man meine Frau und mich bereits fünfmal gefangen genommen, und ebenso viele Male hatten wir uns lösen müssen. Als nichts mehr zu retten war und ich des Knuffens und Puffens müde war, führte ich das Mausepack einfach in Küche und Keller und gebot ihnen, sich daraus zuzulangen, wonach ihre Habgier lüstern sei. Da sahen sie denn, daß alles leergefressen war wie ein Erbsenacker, den die Tauben in Erbpacht gehabt hatten, und trollten sich fluchend davon. Bei der ersten besten Gelegenheit entwischte ich mit meiner Frau und meinen beiden Kindern durchs Tor und floh nach Hellingen zu in den nächsten Wald. Da waren viele, die ebenfalls Fersengeld gezahlt hatten und uns weinend fragten, wie es in der Stadt aussähe und ob ihr Vater noch lebe oder die Kinder oder die Mutter oder die Geschwister und andere Verwandte. Wir konnten ihnen aber nichts erzählen und berichteten, weil wir noch genug mit uns selbst zu tun gehabt hatten, und dem Trost, den ich ihnen aus der Bibel anbot, den schoben sie beiseite, als ob es Mäusedrecker wären.
Als einige Tage in Trauer und Trübsal vergangen waren und die Not um das täglicht Brot immer größer wurde, sich auch einige Durchfälle einstellten vom Genusse der Knospen und jungen Blättern, die da und dort aus den Büschen sprangen, da wagten es einige Bürgersleute, schlichen hinab in die Stadt und brachten aus etlichen Verstecken allerlei Gutes an Speisen und Trank herbei, in das wir uns brüderlich teilten, ohne daß Neid und Streit unter uns aufkam. Nachdem es jenen Bürgern nach einigen Tagen abermals geglückt war, unbelästigt einige Körbe voll Nahrungsmittel zu uns heraufzuschaffen, dachte ich daran, daß ich in meines Schwiegervaters Hause einen Notpfennig verborgen hatte, der mir und den Meinen aus dieser Hölle fortzuhelfen vermöchte in Gegenden, die nicht immer wie Hexenkessel brodelten. Obwohl ich von je her ein Pechvogel gewesen war, der sicher in einen Sumpf stürzte, wenn er sich in lichte Höhen zu schwingen vermaß, wagte ich’s doch, machte mich unbemerkt davon und huschte gleich einem Mäuschen durchs Spitteltor in die Stadt, in der ich einst im hellen Sonnenscheine stolz und aufrecht zum Traualtar geschritten war.
Ehe ich noch mein Haus erreicht hatte, war ich von einigen Kerls bemerkt worden, die mich alsbald erhaschten und nun ihr grausames Spiel mit mir trieben. Sie haben mich mit neuen Stricken an Händen und Füßen, so daß ich weder gehen noch stehen konnte, und verschwuren sich hoch und heilig, mich erst dann wieder los und ledig zu lassen, wenn ich ihnen einen gehörigen Klumpen Geld gegeben oder solche Leute genannt hatte, bei denen Gold und Silber mit Scheffeln gemessen würden.
Nach vielen Drohungen und fürchterlichen Quälereien sahen sie wohl ein, daß ich für ihre Diebereien nicht zu gebrauchen war und entledigten mich deshalb meiner Fesseln. Dennoch blieb mir zunächst nichts übrig, als mitten auf dem Hof liegen zu bleiben, weil das Blut nur langsam in meine Füße zurückströmte, da die Stricke mehrere Stunden lang wie Eisenklammern in meinem Fleisch gesessen hatten. Bald aber stieß man mich mit den Stiefelspitzen und den Sporen so unsanft und barbarisch zwischen die Rippen, daß ich schreiend aufsprang, um das Weite zu suchen. Da aber hielt man mich fest und nötigte mich, den Pferden Futter aufzustecken und Wasser vorzuhalten und die Ställe auszumisten. Hätte dafür freilich lieber in den Schriften der Evangelisten und Propheten gelesen oder eine Predigt aufgesetzt, blieb mir jedoch nichts übrig als zu gehorchen und gute Miene zu ihrem bösen Treiben zu machen.
Inzwischen hatten sich die Herren zum Spielen niedergesetzt, ließen die Würfel springen und die Marketenderinnen[307] munter auf und ab laufen. Da glaubte ich die Zeit gekommen, wo ich dem Wespennest entschlüpfen könne, und stahl mich über den Hof neben dem Tor auf die Straße. Wie der Teufel aber den Schaden besah, war ich nicht in die Freiheit, sondern einem Haufen neuer Peiniger und Qiälgeister in die Arme geraten. Dieser Haufen wußte gleich, was ich vorhatte, band mir abermals die Hände und Füße zusammen und fuhr dann mit seinen Degen und Bandelieren[308] über mich her, daß mir Hören und Sehen verging. Endlich erbarmte sich ein alt Frauenmensch meiner, stieß die Landstörzer[309] auseinander und schnitt die Stricke durch, die mir meine Glieder fesselten. Dann redete sie mir gut zu und richtete mich auf. Aber sie war auch nur eine aus des Satans Küche, in deren zehn Geboten das Heulen und Stehlen an erster Stelle stand, betrug sich wie ein schnurrend Schmeichelkätzchen und hakelte mit ihren spitzen Krallen doch immer nur nach dem Geständnis, wo in den Häusern Geld und Gut vergraben sei: es wäre doch meine Gasse, da wüßte ich sicher Bescheid.
So hat sie mich denn in sechs oder acht Häuser geschleppt, obgleich ich mich wehrte und dagegen sperrte wie ein störrisch Kind. Auch in meinem eigenen Hause habe ich bei dieser Diebesfahrt gestanden und hätte dabei am liebsten gerade hinausgeschrieen vor Schmerz und Empörung; denn nicht allein, daß man dies reinliche Bürgerhaus in ein Drecknest keifender Weibsbilder und schreiender Trotzkinder verwandelt hatte, mußte ich auch feststellen, daß mein gesamtes Barvermögen von dreihundert Talern durch das freche Volk aufgestöbert und gemaust worden war. Lag doch der kupferne Schöpftopf, in dem ich den Rest meines gemünzten Gutes im Keller unter dem Backofen vergraben hatte, zertreten im Hausflur, als wenn es ein Stück Alteisen gewesen wäre und nicht mein letztes Habchen und Babchen darin gelegen hätte. An den Ohren hätte ich mich nehmen und selber maulschellieren können, daß ich mich dieses leeren, zertretenen Topfes halber aus meinem sicheren Versteck hervorgewagt und alsoviel erlitten hatte. Freilich, freilich: die Ratsherren sind immer dann am klügsten, wenn der Rat vorbei ist und sie wieder nach Hause gehen.
Wie ich nun noch so dort stand und meiner Torheit nachtrauerte, kam ein brandroter Kerl die Treppe hinunter, spuckte vor mir aus und schrie: ‚Das ist ein Pfaff ! Her damit: Ich will mal sehen, ob er hieb- und stichfest ist !‘ Alsbald riß er einen Hirschfänger aus der Scheide, schlug mich damit quer über den Schädel, so daß mir das Blut über die Ohren lief, setzte mir die Spitze seines Dolches auf den entblößten Bauch und drückte und stieß, daß ich die Englein im hohen Himmel singen hörte. Dennoch erhielt Gott mein Leben, wenn ich danmals auch noch nicht wußte, ob ich dafür danken sollte. Denn der fuchsige Kerl schuppste mich in einen Hof, rief ein halbes Dutzend anderer Tiere seiner Art herbei und schrie: ‚Das Pfäfflein hat’s mit Gustav Adolf gehalten ! Gebt ihm einen Schwedendrunk,[310] daß er daran verreckt !‘ Darauf lachte der Haufen, warf mich zu Boden, pflöckte mich an und schlug mir ein Sperrholz zwischen die Zähne, so daß ich glaubte, sie brächen alle miteinander ab und die Mundwinkel schlitzten entzwei. Dann holten sie einige Kübel voll Mistsott und füllten sie mir in den Leib, ich mochte wollen oder nicht. Da ging ein großes Funkentanzen vor meinen Augen an, und in den Ohren war ein furchtbar Tommeln [Trommeln ? BW] und Paukenschlagen wie vor einer blutigen Schlacht, und dann war alles aus. Wie ich wieder zu mir gekommen bin und wer mir vom Boden aufgeholfen hat, davon weiß es ich nichts zu sagen. Wollte Gott, ich wüßte auch nicht zu sagen, wie ein Schwedentrunk schmeckt !
Nur wenige Schritte weit war ich gewankt, als der brandrote Kerl meiner wieder ansichtig wurde und schrie: ‚Was, du Schwarzrock lebst noch ? Ins Wasser mit dir, wenn du etwa ins Jenseits schwimmen willst !‘ Alsbald führte er mich zum Mühltore, winkte unterwegs noch einige Lotterkerle herbei und lachte ihnen seinen Teufelsplan ins Gesicht. Auf der Brücke banden sie mir die Beine zusammen, warfen mich übers Geländer und ließen mich an zwei Stricken, die sie an meinem Körper befestigt hatten, auf- und niedertauchen, wie es gerade in ihren Sinn kam. Als sie des Spieles überdrüssig wurden und zudem wohl meinten, ich würde auch auch ohne ihre Schindereien vollends ersaufen, ließen sie die Stricke los und trieben untereinander Narrenpossen. Diese Gelegenheit benutzend, plantschte ich wie ein Frosch unter die Brücke, zog ein alt Messerlein aus meiner Hosentasche, das niemand hatte haben wollen, und schnitt mit vieler Mühe die Stricke an meinen Füßen durch. ‚Hast ein zähes Leben‘, dachte ich, ‚fast so zäh wie eine Katze‘, und war froh, daß noch die frische, reine Gottesluft in meiner Brust ein und ausging; denn schließlich ist das Sterben doch immer das letzte, woran der Mensch denken sollte. Drei oder vier Stunden habe ich danach unter der Brücke ausgehalten und mich tief ins Wasser geduckt; denn es schien nicht ratsam, ans Land zu steigen, ehe die Nacht uns hilflose Menschen in ihre schwarzen Mäntel nahm. Dann freilich bin ich heraus und habe mich auf den Weg nach Poppenhausen gemacht. Dort fand ich aber niemanden anwesend als den Klaus Höhn, der nicht hatte fliehen können, weil seine Frau eine Sechswöchnerin war. Dieser Klaus Höhn mußte mir die Kleider vom Leibe schneiden, weil sie sonst nicht auszuziehen waren wegen der großen Geschwulst, die sich infolge der Mißhandlungen an allen Gliedern zeigte; auch mußte er mir ein Hemd leihen, damit das meinige samt den übrigen Sachen zum Trocknen aufgehängt werden konnte. Er tat es mürrisch, und ich merkte wohl, daß ich ihm ziemlich ungelegen ins Haus geraten war. Am nächsten Morgen schien er sich nicht einmal daran zu erinnern, daß ich sein Pfarrherr war, nötigte mich in meine Kleider, die noch immer naß waren, und sagte, ich möge wo anders eine Zuflucht suchen, damit er sich nicht durch meine Gegenwart die Feinde auf den Hals hetze.
So kehrte ich ihm und seiner Frau denn den Rücken, obwohl ich sehnlichst gewünscht hätte, daß sie mich einige Tage hindurch in gute Pflege nähmen, und schlich mich durchs dichte Gebüsch nach Lindenau. Von den Gärten aus sah ich einige Einwohner, die sich an Schweineställen zu schaffen machten, und da ich sie für hilfreiche Leute hielt, trat ich hinzu und bat um Barmherzigkeit. Aber auch sie wollten nichts mit mir zu tun haben, hielten mich für einen Unglücksvogel und machten Anstalten, mich vom Hofe zu jagen. Als ich ihnen aber meine wackelnden Zähne und den zerschundenen und zerbeulten Rücken zeigte, da vergingen sie fast vor Mitleid, steckten mich in ein Bett und meinten es wundergut mit mir.
Nun begab es sich, daß nach etlichen Tagen die Reihe des Wachehaltens oben auf dem Kirchturme an meine freundlichen Wirtsleute kam. In meiner Herzenseinfalt stieg ich mit ihnen hinauf und hielt ebenso wie sie nach allen Seiten hin Ausschau: nach Heldburg hinüber und nach dem Hellinger Walde, wo meine arme Frau mit den beiden Kindern steckte, und nach Coburg, wo ich auf St. Moritz die Dohlen beneidet hatte. Da scholl plötzlich ein Getrappel die Straße herauf, und ehe wir’s uns versahen, sprangen auf dem Kirchhof acht oder neun Kerls von ihren Pferden. In drei oder vier Sätzen standen sie auf der Empore, und wieder in drei oder vier Sätzen waren sie auf dem Turme. Trotz meiner zerschlagenen Glieder kletterte ich flugs auf den Glockenstuhl und verbarg mich wie ein Kätzchen hinter dem Gehäuse der Turmuhr. Aber man fand mich trotzdem, komplimentierte mich herunter und schaffte mich hinab in den Friedhof. Ich machte gleich an die Pferde, hielt sie an den Zügeln und brachte an den Sätteln mancherlei in Ordnung, als ob ich ein recht anstelliger Mensch wäre. Das gefiel den Reitern, und während sie nun ins Dorf ritten und dabei meine Leidensgefährten in die Mitte nahmen, befahlen sie mir, das Friedhofstor zu schließen. Das tat ich denn auch, ging ihnen aber nicht nach, sondern lief durch ein Türlein auf der andern Seite davon und verkroch mich in eine Rübengrube. Das Bücken und Liegen auf der harten Erde wurde mir furchtbar sauer, war aber tausendmal besser als das Herumvagieren mit den Herren vom Degen und von der Reitpeitsche“.[311] Nach der Wiedervereinigung mit seiner Familie war Bötzinger jedoch weiter auf der Flucht vor den Truppen des de Haes. „So sind wir denn über Kulmbach,[312] Bayreuth,[313] Hirschfeld[314] und Altorf[315] bis hinab nach Nürnberg[316] gezogen, haben oft Haus bei Haus gebettelt und manche Wohlfahrt erfahren, auch allerlei erhalten, was für unsere Familie tauglich schien und sich aufheben ließ, ungeachtet des Geldes, das wir sparen konnten und in die Rücke nähten. Nach drei oder vier Wochen kamen wir wieder nach Coburg und freuten uns auf das Wiedersehen mit denen, die unsern Herzen am nächsten standen auf dieser Welt. Aber als ich glaubte, in ihren Armen liegen zu können, stellte es sich heraus, daß sie inzwischen nach Heldburg zurückgezogen waren und dort auf mich warteten. Nachdem ich mich zwei Tage verschnauft hatte, machte ich mich auf die Beine und folgte ihnen nach und traf sie bereits aufs neue in der Gewalt des Reitervolkes jenes Generalwachtmeisters Gilly de Haas, der als Blutschwären[317] übelster Art in der ganzen Gegend den schrecklichsten Ekel erregte“.[318]
„Während dem beschäftigte man sich zu Innsbruck und Mailand mit der beabsichtigten Recuperation von Breisach[319] und den Vorlanden, und sollte Ghelen[320] die dazu bestimmten Streitkräfte befehligen. Vordersamst ‚haben sich die Kayserische umb den 17. Jul. [1640; BW] zu versammlen angefangen, und ist der General-Wachtmeister[321] Bornival[322] mit etlichen Regimentern zu Speyer[323] ankommen, daselbsten er den Hrn. Gilles de Hasi mit seinem Volck zu sich erwartet gehabt. Es ist aber an dessen statt Hr. General-Feldmarschall von Geleen kommen, und von Mayntz[324] sonderlich erfordert worden, der sampt den Bornevalischen eine ziemliche Anzahl Volcks aus den Guarnisonen[325] zusammen gebracht, und darmit im August vor Bingen[326] gangen, Schloß und Stadt und den 18. dieß beschossen, einen Thurm übern Hauffen geworffen, und die darin gelegene Weymarische, die keiner Entsetzung sich zu getrösten gehabt, bezwungen, daß sie sich auff Gnad und Ungnad ergeben. Im August kamen 6 Regimenter Kays. Volck unterm Don Camillo di Gonzaga[327] aus Oestreich zu Regenspurg[328] an, die sollten dem Spanischen in Tyrol residirenden Ambassadeur Don Federigo de Enriquez[329] untergeben, derowegen an den Rhein geführet werden, welche sich umb den 3. Sept. zwischen Höchst[330] und Frankfurt am Mayn[331] befunden, zu denen des Gilles de Hasi Volck gestossen, die sämptlich bey 9000 Mann auff dem Rendezvous gemachet, die seyn nach Steinheim[332] und zu Aschaffenburg[333] über die Brücken geführet worden, womit es auff die Recuperation verlornen Brysachs und Oestreichischer Landen angesehen gewesen. Dieweil man aber selbiges Werck für dieß Jahr zu schwer befunden, ist dieses Volck vom Hrn. von Geleen umb den 18. Sept. zurück durch das Fuldaische nach Friedberg[334] und der Kays. Hauptarmee zugeführet worden’. Dort blieb Ghelen bis in den späten Herbst. ‚Den 24. Nov. 1640 ist Hr. von Geleen mit den beyden Obrist-Wachtmeistern, des Bornivals Reuterey und Freiherrn de Soye[335] Fußvolck von 5 Regimentern vor Friedberg ankommen, dasselbige in die Posten ausgetheilet, eine Bresche[336] in die Stadtmauer erstlich schiessen und drey Tag Sturm laufen lassen: dessen aber die Inliegende, wiewol sie lang zuvor Defensionswerck in der Vorstadt und sonsten bauen und ihren Verstand sehen lassen, nicht erwartet, sondern bald der Burg zugeloffen, worauff die Belägernde zwo Battereyen[337] am Schloßgraben auffwerffen, dieselben mit 14 Stücken beziehen und den 1. Dec. Bresche schiessen lassen. Ob nun wol viel von Miniren[338] gesagt, ist doch nicht eine Mine angefangen worden, sondern es hat sich der Commandant darin, Johannes Latomus[339] über vieler Opinionen zum Ziel alsbalden geleget und accordiret,[340] daraus er den 3. ejusdem etwas über hundert starck aus und nach Ziegenhain[341] gezogen, die mehrere alle, deren bey vierhundert gewesen, so zuvorn auff Kays. Seiten gedienet hatten, seynd dem Accord gemäß wieder übergetreten und unter die Kays. Regimenter vertheilet worden“. [342]
Den 3. Aug. [1640; BW] kam das Gilli de Hasische Leibregiment zu Fuß, unter dem Obristen Lieutenant Ferdinand Beüting,[343] hier an, und nahm Quartier“.[344]
Aus Coburg wird mitgeteilt: „den 3. August kam der General Gilly von Haas hier an und ging des Tages darauf wieder fort. Auch trat der Herzog Friedrich Wilhelm[345] seine Rückreise nach Altenburg wieder an, nachdem er vorher mit dem General Gilly von Haas den Vergleich abgeschlossen hatte, daß in der Pflege[346] Coburg nicht mehr als 100 Mann zu Fuß und 30 zu Pferde liegen bleiben und unterhalten, die übrigen Truppen aber abgeführt werden sollten. Diese Mannschaft wurde nach Hildburghausen verlegt“.[347]
„Nach vieler Mühe war es Herzog Albrecht von Eisenach,[348] zu dessen Gebiet auch der Bezirk Salzungen gehörte, gelungen, vom Kaiser Ferdinand[349] einen am 14. Juli in Regensburg[350] ausgefertigten Schutzbrief für sein Land zu erhalten. Dadurch sollte es von Einquartierungen und Kriegslasten befreit sein. Die Bewohner konnten endlich etwas aufatmen.
Als Gilli am 10. Augusti mit seinen Truppen über Bischofsheim[351] und Brückenau[352] nach dem Rhein abzog, ließ er für Salzungen[353] und Ostheim je ein Wachtkommando zurück, das die Stadt vor dem Überfall der herumziehenden Banden und Schnapphähne[354] schützen sollte.
Wie ausgeraubt und ausgeplündert das Gebiet Eisenach war, zeigt sehr deutlich die Tatsache, dass Herzog Albrecht 200 Ochsen aus Polen holen ließ, um der danieder liegenden Landwirtschaft wieder etwas aufzuhelfen.
Als Gilli eine Abteilung von 129 Mann von Salzungen nach Meiningen zurückschickte, plünderte dieselbe unterwegs das Dörfchen Ettmarshausen[355] bei Immelborn[356] ganz gründlich aus. Dabei wurden die Kaiserlichen von einer schwedischen Streife überrascht und angegriffen, wobei die Plünderer einen Verlust von 11 Toten und 25 Verwundeten hatten“.[357] Aus Schweinfurt wird 1640 berichtet: „Die Schweden, 40 Mann stark, nahmen den 24. d. [8.1640; BW] Hildburghausen ein und führten bey 30 Gil de Hasischen gefangen mit fort. Als diese Nachricht am 26. d. hieher kam, ließ der Commandant die Wachen verstärken“.[358]
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet über eine Kriegslist der Schweden: „In Hilpershausen lage Eingangs Sept. deß Gilles de Hasi Regiments-Quartiermeister[359] mit 16. Mann. Es kam aber dahin ein hinckender gar schlecht gekleideter Schwede / welcher ein Terzerol[360] in Hosen verborgen hatte / und schosse darmit den Hasischen Gefreyten[361] unterm Thor todt / auff den Schuß waren alsbalden 6. andere schlechte / nur Säcke auff der Achsel tragend / die übermanneten in Eyl die übrige unterm Thor / auff welche alsbald 40. Reuter kamen / die der 16. Hasischen mit ihrem Quartiermeister sich Meister machten / und sie darvon führten : und ob sie wol von Bürgern keinen beleidigten / so kriegten sie doch den Rathschreiber samt etlichen Rathsverwandten in die Kluppen[362] / die musten sich mit 100. Thalern Ritterzehrung[363] loßmachẽ; und seynd bey diesem Einfall 1. Schwedischer / und 3. Käiserl. geblieben / unter denen einer sich auß Unvorsichtigkeit selbsten erschossen“.[364]
Weiter heißt es im „Theatrum Europaeum“: „Als Obr. Rheinhold von Rosen[365] seinen Anschlag an den Bentzenauischen[366] in Homburg[367] verrichtet / und oberwehntes Volck zusammengezogen / auch Friedberg[368] versehen hatte / marchirte er zurück nach Ziegenhain[369] / und legte sich in das nechste Städtlein Treysen.[370] Die Käiserische gedachten den Homburgischen Schaden wieder zu holen / darum die zween General-Wachtmeister / als Gilles de Hasi, und Herr Mercy[371] / mit dem Obristen von Neuneck[372] / und vier Croaten Obristen / auff ihn giengen / unter denen 1000. Curassier[373] / und noch darzu 200. Tragoner waren. Sie wurden aber so hart empfangen / daß 2. obriste Wachtmeister darüber und andere Officirer todt blieben / ein Rittmeister und viel Reuter gefangen wurden / deren Wort Leopoldus, und das Feldgeschrey / kein Quartier[374] / gewesen. Der von Rosen hat darüber dieses Städtlein verlassen / und sich nach der Vestung Ziegenhain begeben / darüber die Käiserischen das Städtlein eingenommen / und selbiges sammt umliegenden Dorffern angesteckt / für dißmal aber nichts mehr verrichtet haben“.[375]
Am 23.11.1640 schrieb Peringer von Pernberg[376] an Wenzel Eusebius von Lobkowitz:[377] Aus dem erzherzoglichen Feldlager bei Kirchheim [Kirchhain ![378]] sei die Nachricht vom 14.11. gekommen, dass Breda[379] den Gegner überfallen, ihn bis gegen Kassel[380] verfolgt habe und dort, da der Gegner aus der Festung Verstärkung erhalten habe, mit 300 Mann [bei Riebelsdorf[381]] tot liegen geblieben sei.[382] Der Überlieferung nach soll Breda aber durch eine Kugel Kapitän Muhlys,[383] Kommandant der bereits 1539 begründeten Bürgerwehr Ziegenhains, die im Frieden die Festungswache versah, getötet worden sein.[384] Bei Dr. Jordan heißt es unter dem 4./14.11.: „Obrist Rosa nebest dem Obristen Moller[385] von der Weymarschen Armee schlagen den Kayserlichen Grãl.-Feldmarschall. Luitnand[386] mit 3 000 auscommandirten Pferden bey Ziegenhein. Breda bleibt“.[387] Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 30.11./ 10.12.1640: „Schlagt: Reinholt von Rosas Weymarsche Arme den Kayserl. Obergraf Gallen[388] mit einem Re[gi]giment Canoniere,[389] bekomt den Grafen gefangen nebst 1 Majeur, 2 Rittmeister, 6 Standarten,[390] 2 Dragoner-Fahnen“.[391]
Der schwedische Feldprediger Georg Engelsüß schreibt unter dem November 1640: „Worauff er[392] Fridberg / welches die Käyserische belägern wollen / versehen / vnd besetzet / davon er nach Dreysa gangen / daselbsten den Käyserischen vnter Gener. Mercy vnd Obristen Gill de Haaß einen guten Scharmützel[393] abgeschlagen / in welchem zween Obriste Wachtmeister vnnd etliche Officirer geblieben / andere aber / sampt vielen Reuttern gefangen worden. Worauff er nach Ziegenhain verrucket / vnd hat sampt seinem Vettern / Herrn Obristen Wollmar von Rosen[394] / der tolle genannt / deß Croaten Obr. Peter Logy[395] Regiment zu Allendorff[396] überfallen / darunter der Obriste durch einen Schuß verwundet worden. Solches zu rechen / zohe der Käys. General Wachtmeister Ægidius de Haais, mit 3000. Pferden vnd etlichen Fußvolck darwider an / welcher ebenmässig geschlagen / vnnd in einen Schenckel geschossen worden“.[397] Das „Theatrum Europaeum“ berichtet sehr ausführlich über dieses Treffen vom 14.11.1640, bei dem Haes verwundet wurde: „Hierauff [nach dem Überfall Reinholds v. Rosen auf das Kroatenregiment Peter Losy; BW] wurden die Käis. um so viel desto begieriger ihren erlittenen Schaden um so viel eifriger zu rächen / und wurden deßwegen auff den von Rosen zu gehen commandiret / zuvorderst der General Feld-Marschall Lieutenant Baron de Bredau, und neben demselben der General-Wachtmeister Gill de Hasi, welche in drey tausend Pferden von 24. Esquadronen[398] deren zum besten berittenen Reuter / ausserhalb Fußvolcks / bey sich hatten / deren der Obriste von Rosen bey der Festung Ziegenhain erwartete. Als nun wohlgedachter Baron de Bredau den 13. Novembris styl. ver. bey Ziegenhain anlangte / ordnete er den Obristen Druckmüller[399] zur Avantgarde / der mit 5. Esquadronen auff den von Rosen zwar mit grosser Furi angienge / desselben aber aber die Rosischen nicht viel achteten / sondern liessen ihn wohl ankommen. Der Obriste von Rosen commandirte wider solche 3. Companien seines alten Regiments / die trieben diese Druckmüllerische zurück / so weit sie fast herkommen waren / und verfolgten sie mit stätigem Scharmütziren[400] / daß ihrer viel darüber blieben / und gefangen wurden. Es wurde auch hierüber der General-Wachtmeister de Hasi in einen Schenckel geschossen. Der von Bredau hatte selbigen Tag zum Feldgeschrey außgegeben / Gott mit uns / und das Wort war / der Teuffel mit dem Rosen. Es zoge sich hierüber der von Bredau zurück auff 2. Stunden lang / biß nach Neukirchen[401] / und setzte sich mit seiner Reuterey und Fußvolck dem von Rosen entgegen : er hatte auch um mehrer Hülffe von 2000. zu Fuß / und 1000. Pferd zurück geschickt / deren er erwartete / in Hoffnung / den von Rosen gewiß zu ruiniren. Es war auch General-Wachtmeister Mercy mit 1500. Pferden / und so viel Fußvolck im marschiren / und schon beschlossen / den von Rosen auff beyden Seiten deß Wassers Schwalme anzugreiffen. Was nun an jüngst angesteckten Dörffern noch übrig war / das liesse von Bredau noch gar in die Aschen legen. Es wurde dem von Rosen der Obriste Müller / und General Adjutant[402] de Charlouna,[403] biß 750. Pferd starck / eben so wohl zu Hülff geschickt / welche den 14. Novembris um 2. Uhr Nachmittag ankommen.
Ob nun wohl der von Rosen sich noch nicht Bastant[404] genug befande / der Käiserl. Anzahl gleich zu seyn / hatte er doch resolviret / auff den von Bredau zu gehen / und nicht zu erwarten / biß er ihn besuchte : derohalben er auff seines Feindes Vorwacht von ungefehr drey hundert starck auff eine viertheil Stund lang gegen Abend avancirte / der noch ein viertheil Stund lage.
Er hielte daselbsten mit den Seinigen in einem Wald biß an den Morgen / und giengen auff diese Vorwacht den 15. vorbesagten Monats Novembris, mit anbrechendem Tag in vollem Gallop, welches eben der Tag Leopoldi war. Als Bredau solches vernahme / præsentirt er sich mit 24. Squadronen[405] ungesaumt zu Feld / und liesse seinen lincken Flügel von 8. Squadronen hindereinander stehend / auff deß von Rosen altes Regiment treffen / seinen rechten Flügel aber diesem Regiment / und dem rechten Rosischen Flügel die Fronte bieten : der Obrist Müller aber gienge diesem Flügel in die Flancque / und ob es wol Anfangs sehr hart hielte / und das Glück sich wanckelmütig erzeigete / so wurde doch dem von Rosen / und den Seinigen allen das glück gegeben / daß sie vermittelst tapfferer Resolution und mannlicher Anführung den von Bredau und die Seinigen in die Flucht schlugen / darüber Herr General Lieutenant von Bredau selbsten geblieben : sie seynd auch in der Flucht an einen Paß gerathen / allda ihrer viel sitzen geblieben / und gefangen wurden / von dannen sie auß sie weiters biß auff ein paar Stunden lang / und zwar biß an die Gegenwart Bredauischen Succurs verfolget worden. Und ist diesen Tag deß von Bredau gegebenes Wort und Feldgeschrey gewesen Sancta Maria, kein Quartier : deß von Rosen Wort aber / Louys, und das Feldgeschrey / Gott mit uns“.[406]
Der Schmalkaldener Chronist Pforr hält fest: „Nachdem uff dem reichstage zu Regenspurgk[407] die Keyßerliche armee in die winterquartir[408] vertheilet worden, ist der Chill de Hasi mit 2 regiment der graffschafft Hennenbergk[409] und statt Schmalkald[en zugewießen worden. Alß hat er den 29. 9br: von Schmalkald[en zu underhaldung <von> 2 comp: wochendlich 700 thlr gefordert, welches aber uff 300 thlr moderirt worden. Nachdem man sich aber mit der lieferung seimig erzeiget, ist er, Chill de Hass, den 14. Decembr: mit 600 mann vor die statt kom[men], den man, wie vormalß, mit etzlichem volck eingelassen. Weil er aber verströstet word[en, die versprochene gelder den nechsten zu lieffern, ist er in der nacht wider wech und uff den Altenstein[410] gezogen und desselben geblündert.
Den 27. Xbr: hat er mit großer ungestümmigkeitt die wochengelder gefordert, alß ist zu verhütung <von> unglück in der statt vom hundert <capital< 2 span: thlr und ufm landt 2 goltf[l]orin[411] erhoben worden und ihne darmit in etwaß gestillet“.[412]
Am 5.1.1641 schrieb Leopold Wilhelm aus Regensburg an Rudolf Graf Colloredo[413] und sandte ihm eine Liste der in Böhmen zurückgelassenen Regimenter, die Rekrutengelder und Remonten[414] erhalten sollten. Darunter waren auch 10 Kompanien des Gil de Haes, die 3000 fl. erhalten sollten.[415] Leopold Wilhelm hatte am 6.1. Geleen aus Regensburg befohlen, indem er ihn mit der Absicht eines feindlichen Einfalls in Böhmen oder der Oberen Pfalz bekannt machte, das Kommando an die Mainbefestigungen an Fernemont[416] zu übergeben, mit Suys[417] oder Gil de Haes nach Bamberg zu gehen und die Regimenter nach beiliegender Liste an einem einzigen Ort in Bereitschaft zu halten.[418] Am 9.1.1641 schrieb Ferdinand III.[419] selbst an Gallas und legte ihm diesen Befehl seines Bruders an Geleen vom 6. 1. bei.[420] Im Tagebuch des Schulmeisters Gerlach von Albertshausen[421] bei Würzburg heißt es für 1641 über die Rückkehr de Haes’: „12. Januar kommt Obrist Schillerhaas nach Albertshausen zu Quartier“.[422] Engelsüß hält fest: „Vier derselben Compagnien hat Rosa[423] bey Ostheimb[424] ruiniret, auch die Gill-de Hasische bloquirung vor Maßfeld vernichtiget / den Ortt proviantiret, vnnd am 17. Januarij [1641; BW] sein Hauptquartier darauff genommen / so nachmahls gen Romhilden[425] geleget worden. Herr Obrister Wollmar Rosa,[426] hat das Schloß Oberstätt[427] erobert. Es hatte zwar auch der Herr Gen. Maj. Newstatt an der Saal[428] beschlossen / muste es aber wider verlassen : hingegen ist er / alß etliche hundert Mann auß Erffurth[429] / Cassel[430] vnd Ziegenhain[431] zu ihme gestossen / wieder vor besagtes Meynungen gerucket / vnd hat den Gen. Wachtmeister Gill de Haaß / der mit 800. Mann darinnen gelegen / belägert / vnd also hart gehalten / daß die Pferde das Stroh auß den Betten fressen müssen / doch ist es durch der Käyserlichen Standhafftigkeit dahin kommen / dass Rosa ebenmässig wiederumb abezogen“.[432]
Das „Theatrum Europaeum“ hält fest: „General[433] Gil de Has kam im Eingang Januarii mit zwey Regimentern ins Hennebergische / nahm sein Haupt-Quartier in Meinungen / und fing an das veste Schloß Maßfeld / um dessen Erhaltung man voriges Jahrs sich auff Schwedischer Seiten so sehr bemühet hatte / zu bloquiren / das war abermahl übel proviantiret. Auch liesse de Has das Viehe in der Graffschafft zusammen rauben / nicht weniger auß dem Thüringer Wald hinweg holen / proviantirte sich auch sonsten mehrers : gestalt es ihme dann um Maßfeld alles Ernstes zu thun war.
Den 5. 15. Januarii kam auch der Obriste von Rosen mit drey tausend vor und in Maßfeld / liesse durch seinen Vettern den Tollen[434] / das Schloß Oberstatt einnehmen / und was auff dem Land herum von Hasischen sich auffhielte / muste entweder Haar lassen / oder sich in Meiningen salviren : darum auch die Käiserlichen auff Liechtenfelß[435] und Staffelstein[436] gelegene / wegen der weitherum streiffenden Rosischen sich in Coburg retirirten.
Unterdessen wurde ein Hasischer Obrister-Wachtmeister bey Ostheim gefangen / und vier Compagnien Volcks ruiniret : auch wurde das Hauß Maßfeld abermals wol proviantiret / worzu die Ostheimer über die hundert und funffzig Malter[437] / darunter ihres Saam-Korns geswesen / sampt Brod und anderm hergeben müssen : darüber Rose die Stadt Meinungen berennete / bloquirte / und zu Römhilt sein Haupt-Quartier hielte. Darum gab es zeitliche und unterschiedliche Außfälle / über welchen auch die Rosischen / zumahl im Dorff Battenhausen[438] einbüsseten / sich auf den Kirch-Hoff retirirten / und das Dorff in Brand steckten.
Gill de Has verließ sich auff die Käiserlichen in und um Coburg / und daß sie sich / ihn zu entsetzen / samlen würden; darum wurde in einem seiner intercipirten Schreiben / in welchem er den Proviant-Mangel geklaget / doch auch / daß er in Hoffnung Entsatzes / nicht auß Meinungen weichen wollte / so lang eine Katze und Mauß darinnen seyen befunden.
Der Obriste Rose nahme auß Maßfeld etliche schwere Stücke[439] / und einen Mortier[440] / und wollte Ernst gebrauchen : Wie wol nun die Hasische / deren bey achthundert zu Roß und Fuß gewesen / so grossen Mangel an Fourage[441] hatten / daß sie endlich das Stroh auß den Betten zum füttern zusammen klaubten / hielte sich der General dannoch noch.
Darum der von Rosen an verrichter Proviantirung Maßfeld für dißmahl gegnügt / nachliesse / sich im Eingang Februarii nach Schmalkalden wendete / von dannen zum Tupatel[442] gienge : darauff von denen auß Forchheim[443] / Königshofen[444] / und Schweinfurth / Meinungen auch etwas verproviantiret / zumal an Fourage, an dem der gröste Mangel war / besser versehen wurde. Gill de Has aber streiffte auffs neue wiederum auf Maßfeld / steckte viele Dörffer an / liesse etwas Volck in Meinungen / und gienge mit dem übrigen Volck nach Schweinfurth“.[445]
Der Schmalkaldener Chronist Pforr berichtet dazu: „Den 6. Jan: ist der Frantzößische oder Weimarische Obriste Roß mit 1600 reutter und tragoner vor Meinungen unversehens ankommen und den Keyß: Generalfeldwachmeister Chill de Hasi mit seinen soldaten ein zeit lang darin ploquirt gehaltten, deßwegen zimlicher hunger darin entstanden.
Balt hierauff begehrt der obriste Roß von statt und ambt Schmalkald[en alle wochen 300 thlr. Alß ist Solches [ist] die Fraw Princessin[446] in eil berichtet worden, welche alßobalden Capitän Antfeldt[447] der statt zum beystand anhero geschicket. Derßelbe hat es dahin vermittelt, dass der Obriste Roß die wochengelder fallen lassen, doch hat man ihme die statt die 1000 thlr, so dem Chill de Hasi an seinen wochengelder<n> in Nürnbergk[448] durch wechsell sollen bezahlt werden, lieffern müssen, die dorffschafften aber haben seinen reuttern, so zu Waßungen[449] gelegen, contribuiren müssen. Es haben auch die Juden[450] alhier ihme, Roßen, 100 bar pistoll[451] geben müssen.
Und weil gleich viel Nürnberger kauffmanßgüter alhier in verwahrung gestanden, hat man solche beim Obristen Roßen mit 1000 thlr rationiren müssen.
Den 14. Jan: haben 250 mußquetirer von Erfurtt[452] alhier pernoctirt und von dannen zum Obristen Roßen marchirt.
Den 26. Jan: schickte der Obriste Roß ein compagn: zu fueß unterm schein einer salvaquart anhero und vermeint, dardurch ein fuß in die statt zu setzen. Weil aber gleich eben 110 Caßelische mußquetirer vorm andern thor ankamen, wurden die Caßelisch[en eingelassen, die Rosischen aber abgewießen und sich gegen ihnen bedancket.
Den 9. Febr: brach der Obriste Roß wiederumb uff, ließen den Hassen im busch und gieng nach dem stifft Bambergk, deßweg[en itzbemelte Caßelische völcker[453] in der nacht auch wieder wechgezogen.
Alß nun hierdurch Chill de Hass wiederum lufft bekom[m]en, hat er erger alß zuvor getobet und gewüdet, alß wan er jederman mit hauß und hoff fressen wollte, an allen ortten die contribution mit trewung <von> fewr und schwert geforttet. Und obschon die Römische Keyßerliche Mayestet ihme, Chill de Hasi, in schrifften befohlen, von statt und ambt Schmalkalden mehr nicht alß 2000 thlr [zu] erheben solte und waß er schon empfangen, daran decurtiren[454] und abziehen [zu] lassen, hat der doch solche Keyß: decret im geringsten nicht respectirt, sondern der statt abgeschickte mit solchen schrecklichen iniurien und treuworden angelassen, dass sie sich darüber entsetzet haben und sie mit dießen wortten abgeferttigt, so ihme die statt Schmalkald[en nicht alßobalden 5800 thlr sambt 200 mlr[455] frucht lieffern würden, so wolte er selbst kommen und es holen, dass wir hintern ohren grauben solden. Weil ihme dan die bemelte 2000 thlr, biß uff 250 thlr, welche die dorffschafft noch schuldig, bezahlt geweßen und man gewisse nachrichtung erlangt, das er dieße statt uberfallen und blündern wollen, alß hat sich die bürgerschafft resolvirt, sich gegen ihme /:zu erhalttung deß Keyß: decrets:/ uffs eußerst zu wehren. Daruff ist dass Eyer: und Stillerthor beschüttet und alle anordnung zur defension gemacht worden. Allein, der liebe Gott vermittelß, das Chill de Hassi den 15. Febr: mit seiner reutterey eilends uffbrechen müssen, dardurch dass bevorstehende unglück abgewendet worden, darvor dem allerhöchsten Gott zu dancken“.[456]
„Den 2. Januarii ist Rittmeister Alexander und Valentin von den Gilli de Hasischen von hier außgangen, und den unweit von hier gelegenen Flecken Helmarshausen außgeplündert, und etliche Häußer in Brand gesteckt.
Hat Gilli de Hase das Becken-Handwerck in den grossen Thurm in der Burg setzen lassen, weil sie in währender Bloqvada kein Brod gebacken, welches ihnen doch eine Unmüglichkeit war, weil sie nicht ein Körnlein bekommen haben, dem der damahlige Gast-Wirth zum weissen Schwan Gesellschaft leisten muste“.[457]
Aus Schweinfurt wird berichtet: „Vom Generalfeldmarschall-Lieutenant, Johann Franz Barvitz Freyherrn von Fernemont, kam den 16. Jan. ein Schreiben an den hiesigen Commandanten, daß die Stadt, auf Geheiß des Bischofs zu Würzburg,[458] 160 Dragoner von Gil de Has einnehmen und sie bis auf weitere Verordnung verpflegen sollte. Weil aber diese Einquartierung der Stadt zu schwer fallen würde, schickte der Rath den Dr. Heuber[459] und Erhard Heberer[460] an Fernemont, und die Dragoner wurden einstweilen nach Gochsheim[461] gelegt. Unsere zurückgekommenen Abgeordneten brachten mit, daß die Dragoner in Gochsheim so lange liegen bleiben sollten, bis man sie in der Stadt nöthig hätte.
Am 18. d. ritten in der Nacht 30 davon hier durch nach Mainberg.[462] Ohne Zweifel der Schweden wegen; dem am 19. d. marschirten 300 Schwedische und Französische Reuter, unter dem General Rose, Abends um 8 Uhr nahe bey der Stadt am Galgenberg vorbey in das Amt Werneck.
Sie werden vielleicht erfahren haben, daß man 150 Wägen mit 400 Pferden bespannt und mit Mehl beladen von Ochsenfurt[463] in das hiesige Magazin führe, da hätten sie eine gute Beute an den Pferden machen können; allein sie kamen zu spät, die Wägen und Pferde waren schon am 16. d. wieder zu Ochsenfurt. Da ihnen dieser Plan nicht glückte, nehmen sie zu Waigoldshausen,[464] Ettleben[465] viel Rindvieh und zu Eßleben[466] über 50 Pferde mit.
Mehrere von den Dragonern, die zu Gochsheim lagen, ritten nach Rheinfeld[467] und quartierten sich da mit Gewalt ein.
Die halbe Bürgerschaft musste den 22. d. des Nachts in Bereitschaft seyn, und jeder Bürger-Corporal 10 bewaffnete Bürger im Hause haben, auch wurden im ersten Viertel am 24. d. die Bauerknechte bewehrt.
Auf Befehl des Generals Fernemont kamen am 25. d. 47 Gil de Hasische herein, welchen am 27. d. die übrigen, die zu Mainberg und Rheinfeld lagen, folgten, und die Stadt mußte sie verpflegen. Man quartierte sie bey den fremden eingeflüchteten Bauern ein, worüber sich der Bischof zu Würzburg in einem Schreiben an den Rath beschwerte; es blieb aber doch dabey.
Der Obercommißär Pinguitz von Schletz[468] schrieb am 30. d. von Würzburg an den Rath: Die Stadt sollte die Gil de Hasischen einstweilen verpflegen. Auch kam den 1. Februar ein Schreiben von Comte de Suys,[469] daß man seinen Völkern die ganze Verpflegung geben sollte. Ob man nun gleich die große Noth vorstellte, in welcher sich die Stadt befande, so half alles nichts“.[470]
Aus Meiningen wird 1641 berichtet: „Den 24. Januarii haben die Gilli de Hasischen das allernechst gelegene Dörfflein Dreyssigacker,[471] samt Kirchen und Schul-Haus, weil sie, wie fälschlich vermeynet, als ob die Rosischen, so diese Stadt damals bloqvirt hielten, ihren Aufenthalt daselbst hätten, abgebrand.
Den 25. haben die Gilli de Hasischen, aus Furch einer wircklichen Beschiessung, die Gottesacker-Kirche S. Martin von Grund aus abgebrochen, zugleich auch alle nechst gelegene Gärten und fruchtbare Bäume umb die Stadt weg gehauen“.[472]
„Nach deme auch diese Stadt vom Schwedischen General-Major Rosa[473] mit etlichen Weymarischen Regimentern hieher kommen, und sein Qvartier und denen umbliegenden Orten genommen, hat er etliche Wochen lang die Stadt dergestalt bloqvirt gehalten, daß das Geringste nicht hat können herein gebracht werden, und doch die Belägerer gesehen, daß sie sich keiner Übergab zu versehen, sind sie
Den 5. Februarii, an einem Sontag früe, vor die Stadt kommen, und, ihrer Gewonheit nach, den allhier liegenden General-Wachtmeister Gille de Hase mit Hasen-Hetzen und Schreyen agiret, darauff sich de Hase mit seinen Trouppen hinaus begeben, und etliche Stunden mit ihnen chargiret,[474] dabey von beyden Theilen, sonderlich aber des Generals Leib-Schützen, deren einem mit einer Drat-Kugel[475] der halbe Kopf abgeschossen worden, geblieben. Darauff haben die Rosischen die Blockade aufgehoben. Und ist
Den 14. Februarii erwehnter Gilli de Hase mit der Reuterey, nachdem sie diese Stadt dermassen außgezehret, daß weder für Menschen noch für Viehe etwas mehr übrig gewesen, so gar, dass die Reuter endlich das Stroh aus den Betten vor die Pferde schneiden und füttern müssen, abgezogen. Zu solcher Zeit hat ein Löffel vol Saltz einen Groschen, und ein Ey einen Batzen gegolten. In wärender solcher Bloqvada sind viel Fugitivi,[476] so man wieder ergriffen, bald vor, bald nach Mittag aufgehängt worden“.
„Obbemeldter General[477] hat Obrist Lieutenant Ferdinand Beütingen mit dem Fuß-Volck zur Besatzung allhier gelassen. Mit welchen denn, und denen zu Maßfeld[478] ligenden Schwedischen Völckern es immer Scharmützel geben, und deßwegen die Strassen gar unsicher worden, also, daß man nicht wol fortkommen können, sintemal, was die hiesigen nicht bekamen, gerieth den Maßfeldern, so allenthalben aufpasten in die Hände. Und ob zwar die hiesige Qvarnison[479] starck genug war, hat man doch wegen der Maßfelder im Feld den Acker nicht sicher bauen, vielweniger die Marck-Leute, ob sie sich wol der Convoy bedienet, ohne Gefahr nicht fortkommen können“.[480]
Am 5.2. teilte Fernemont Piccolomini aus Würzburg mit: In Franken wehrten sich die Kaiserlichen tapfer gegen die Übermacht, Rosens Angriffe seien abgeschlagen worden und Gill de Haes halte Würzburg[481] noch immer. Taupadel stehe im Ansbacher[482] Land, beabsichtige jedoch, gegen Rothenburg[483] zu ziehen.[484]
Aus Schweinfurt wird 1641 berichtet: „Die Schwedisch-Weimarischen unter dem Generallieutenant[485] Georg Christoph von Taupadel,[486] nahmen am 6. dieses [6.2.1641; BW] Bamberg[487] ein. Nun flüchteten[488] von Eltmann,[489] Haßfurt und Theres[490] viele Leute hieher.
Die Taupadelischen kamen vor Haßfurt, und wollten da Quartier machen; aber die Haßfurter wollten sie nicht einlaßen, sondern waren entschloßen, sich zu wehren. Man schickte daher von hier am 14. Febr. 70 Mann zu Pferde und zu Fuße mit dem Gil de Hasischen Oberstwachmeister Monetta den Haßfurtern zu Hülfe.
Die Taupadelischen kamen am 18. d. wieder vor Haßfurt, und beschoßen es mit 4 Kanonen. Da nun die meisten dasigen Rathsherren, der Stadtschreiber und mehrere angesehene Bürger sich über die Mauern und die Mühle geflüchtet nach Schweinfurt glücklich entkommen waren, entfiel den übrigen Bürgern daselbst der Muth, sich zu wehren. Der Oberstwachmeister accordirte[491] also mit den Schweden. Während des Accords glaubten die Bürger, sie wären davon ausgeschlossen, daher entstand eine große Furcht unter ihnen und wußten nicht, was sie anfangen sollten. Endlich sezten sich viele in 2 Schelche[492] und wollten an dem jenseitigen Ufer des Maines hieher fahren. Da aber die Schweden solches gewahr wurden, sezten sie nach und feuerten unausgesezt auf sie, daß auch der eine Schelch mit den darin befindlichen Personen gesunken, und der andere mit vielen Verwundeten hier angekommen ist. Bey Uebersteigung der Stadt selbst wurden im ersten Anlaufe[493] 8 Bürger niedergehauen.
Die Schweden fanden in Haßfurt 1000 Stück Vieh, 8000 Mltr. Getreide und 250 Fuder[494] Wein. Das Vieh wurde nach Coburg getrieben, der Wein und das Getreide nach Bamberg und Eger geführt, und die Stadt mit 18 Compagnien[495] Schweden zu Pferde und Fuße besezt. Die Soldaten, welche von hier nach Haßfurt geschickt worden waren, wurden meistentheils untergesteckt,[496] etliche 30 kamen davon und am 22. Febr. wieder hier ein“.[497]
„Der General Gil de Has kam am 20. Febr. [1641; BW] mit etlichen zu Pferde Nachts um 11 Uhr hieher, blieb des Nachts in der großen Schanze[498] über den Main und wurde am andern Morgen einquartiert. Mit diesem General ward tractirt, und man wurde mit ihm einig, daß die Stadt ihm monatlich 400 fl. Rheinisch[499] geben sollte. Kaum war Gil de Has hier, so kam schon vom General Fernemont die Ordre: Daß wegen annahender Feindes Gefahr nicht allein Gil de Has, sondern auch die am folgenden Tage hier angekommenen 9 Compagnien zu Pferde, 500 Mann stark, darunter ein Oberstlieutenant und 12 Rittmeister waren, in Garnison verbleiben sollten. Diese Last war nun unerträglich.
Von Kaiserl. Majestät und Piccolomini kam den 2. März ein Schreiben an Fernemont, von welchem eine Copie dem Rathe zugeschickt wurde, worin stand, daß die Stadt dem Suyschen geben soll, wie vorhin, den Gil de Hasischen nichts, als Obdach und den Commiß an Brod. Am 3. [3.1641; BW] wurden Dr. Heuber und Martin Geißler[500] nach Würzburg zum Fernemont geschickt; sie richteten aber nichts aus, denn Fernemont gab vor, der Kaiser wäre nicht recht berichtet“.[501] Aus Schweinfurt[502] wird 1641 berichtet: „Den 4. d. [3.1641; BW] kamen 80 Croaten von Arnstein in die Stadt, mit diesen und der ganzen hier liegenden Reuterey marschirte Gil de Has, von etlichen Haßfurter Bürgern geführt, die folgende Nacht um 11 Uhr auf Haßfurt zu. Sie brachten am andern Tage, den 6. d. über 200 fouragirende Pferde, die sie zu Ottendorf und Untertheres erbeuteten, mit“.[503]
„Gil de Has ging auf erhaltenen Kaiserl. Befehl am 7. März nach Würzburg, wo sich auch General Hatzfeld befand. Er kam nicht wieder hieher, bedankte sich aber schriftlich bey dem Rathe. Diesem folgten am 8. März des Nachts 3 Compagnien, welche mit ihm nach Heilbronn[504] marschirten. Hier blieben nur noch 6 sehr schwache Compagnien von Gil de Has.
Der Obercommißär Pinguitz von Schletz[505] kam am 17. März hieher 1) die Gil de Hasischen abzuführen und 2) mit dem Obristwachtmeister, Hilarius Petrus Graßbühl,[506] wegen Grobheiten, die er gegen die Bürger und Rathspersonen verübt hatte, eine scharfe Untersuchung anzustellen. Worauf dann die Gil de Hasischen am 19. März, welche die Stadt bey 2000 Thlr. gekostet, abgeführt, dem Oberstlieutenant 15 und dem Obercommißär 12 Thlr. verehrt wurden“.[507]
Der Schulmeister Gerlach aus Albertshausen[508] bei Würzburg schreibt weiter: „8. Februar kommt Schreiben von Würzburg, die Schweden kämen, die Bauern sollten Pferde verschaffen, sonst aber zuhause bleiben. 19. März kommt Obrist Schillerhaas’sche Reutterei nach Lindflur[509] in’s Quartier, bleiben übernacht, ist für sie aufgegangen 2, 5 Malter[510] Korn, 2 Malter Haber, 1 Metz[511] Mehl, 22 1/2 Maß[512] Wein, 3 Schweine, 3 Geisen, 57 Laib Brot, 12 Hühner. Eine Scheuer haben sie abgebrannt“.[513]
Im Februar 1641 waren französische Truppen unter d’Oysonville[514] auf Schiffen von Breisach[515] gekommen und hatten Willstätt[516] erobert. Am 17.2. wurde Oberkirch[517] eingenommen, ausgeplündert und niedergebrannt. Rench- und Kinzigtal kamen unter französische Kontrolle. Nach Ostern erschien de Haes und schlug die französischen Truppen bei Steinbach,[518] Bühl[519] und Ottersweier.[520] D’Oysonville musste den Rückzug nach Breisach antreten, seine schwache Besatzung in Willstätt[521] musste im April kapitulieren.[522] Der Freiburger Kleriker Thomas Mallinger notiert unter 1641: „April. 2. Nachdem die Schwedischen aus allen Quarnisonen Commandirte in der Marggraffschaft Baden zuo Wildstäten bei 6 Wochen gelegen, alda sich verschantzt, da seind sie mit etlich 100 Pferten nomine Güldinhas überfallen, geschlagen und zertrennt worden, von welchen bey 300, so wol zu Pfert als zuo Fuoß, seind nidergemacht worden. Nach wenig Tagen ist das Schloß Wildstäten mit Accord eingenommen, darinn man vil Fuoder Wein bey 500 Viertel Früchten gefunden, welche aller nach Offenburg[523] gefüehrt worden“.[524]
„General Gil de Has und Besatzungstruppen aus Philippsburg[525] vereinigten sich mit den in Bühl[526] liegenden Truppen in Durlach,[527] und es gelang ihnen am 10. April, Willstädt durch Akkord zu nehmen. Am 17. April erhielten sie aus das markgräfliche Schloß Mahlberg“.[528] Engelsüß hält fest: „Der Königl. Gen. Leut. Baron de Oysonville, thate im Januario einen Streiff den Rhein abwarts / bloquirte am 17. Febr. Offenburg[529] / überstiege am 9.19. Oberkirchen / liesse nidermachen / was sich wehrete / vnnd das Stättlein plündern / welches er auch mit Bahlingen[530] gethan / worauff er ferners die Marggraffschafft Baden eingenommen / das Land in Contribution gesetzet / das Hauptquartier zu Wildstättē verordnet / Stollhofen[531] bloquiret, vnnd große alteration[532] in all selbigen Ortten gemachet / daß dahero Marggraff Wilhelmen[533] zu succuriren, etliche Käys. vnd Bäyrische Regimenter dahin geschickt worden / denen der Käys. Gen. Wachtmeister Gill de Haaß / auß dem Stifft Würtzburg gefolget / welcher den Obr. Leut. Rosen[534] / vnnd den Commendanten auß Hagenow[535] / die ihm mit 500. Pferden / vnd 150. Musquetirern entgegen kommen / geschlagen vnnd gefangen / Wildstätten den 10. Aprilis wider erobert / Mahlberg beschossen / vnd nach beschehener Eroberung / die Mawren vnnd Pfortten schleiffen vnnd verbrennen lassen / dass General Lieutenant Oysonville Vrsach gehabt / sich wider nach Brysach zu erheben. Obr. Gill de Haaß zohe hierauff in 3000. zu Fuß vnd 600. zu Roß starck den Rhein abwarts / nach Creutzenach / welches er belägert / erobert vnnd darauff wider auffwarts nach Stollhofen[536] / vnnd ruinirte die Erndt vmb Freyburg[537] / demselben kame Gen. Major Erlach[538] mit 1500 zu Fuß vnd 900 Pferden entgegen (so viel konte er auß den Guarnisonen lichten: ) zugleich auff Villingen gehend / kame jedoch ohne Verrichtung wider in die Quartieren“.[539]
„Den 19. Junii sind 4. Compagnien Gilli de Hasische Völcker / welche kurtz zuvor hiesige Lande qvittirt / ohne ordre in die Stadt Hildburghausen / mit gewaltsamer Auffhauung der Thor gedrungen / und haben ihres gefallens darinnen gelebt“.[540]
Im Juni 1641 traf Haes selbst in Bruchsal[541] ein. „Zwar gieng er in die Markgrafschaft Baden hinauf, aber es ist zu besorgen, er dürfte sich bald dieser Orte wieder nähern, da er neben Bamberger[542] zugleich Sommerquartiere[543] in diesem Stifte praetendiert“.[544] Zwar entschied man zunächst zu Gunsten Baumbergers, doch im Juli legte Haes eine Kompanie Dragoner nach Bruchsal. Die fürstbischöflichen Räte ersuchten sowohl Baumberger als auch Haes ‚mit Remonstrierung der notorisch elendesten Beschaffenheit des Stiftes, daß ein Teil in der Güte die Quartiere quittieren möge’. Stattdessen trafen noch drei weitere Kompanien ein. Die Räte beschwerten sich bei Ferdinand III., Haes habe ihnen „diese Völker express auf den Hals gewiesen, um dem Bambergischen Regiment seine Quartiere zu nehmen; also müssen die armen Leute diesen Privatwiderwillen jämmerlich entgelten“. Man glaubte auch in Speyer[545] zu wissen, dass „Wilhelm V. von Baden-Baden diese Völker, welche sonst in die Niederlande hätten geführt werden sollen, zu seines Landes Defension begehrte und durch seinen Agenten zu Regensburg[546] den sämtlichen Ständen vorbringen ließ, diese Völker am Rheinstrom zu behalten“. Darum möge er auch solche Völker „selbst verpflegen und keinem anderen auf den Hals laden. Partenheim hatte darum den Markgrafen klarzumachen, dass hiedurch Philippsburg[547] periclitiere und consequenter die Markgraffschaft es entgelten werde“. Partenheim wurde bei Haes selber vorstellig.
„Allein er will die Sommerverpflegung per forza[548] durchdringen; er wird wohl derjenige sein, so das Stift ganz zu Grunde richtet“. Letztlich musste man ihm mit 400 fl. monatlich „begegnen, damit nicht die ganze Schwere über das Stift kommt; das Hauptwerk aber hat man beim Kriegshofrat zu suchen“. Partenheim sollte Bamberger statt 600 fl. monatlich 800 fl. anbieten, wenn er für die Abführung der Truppen Haes‘ sorge. Bamberger erwartete 1200 fl., umgerechnet „220 fl. aus dem Amte Philippsburg samt anderen Gebühren“. Als Domscholaster Warsberg ihn aufsuchte, war Bamberger „disgustiert, da er eben die Post von Regensburg bekommen hatte. Er ist herausgefahren, man begehre speiererseits hinterrücks mit ihm umzugehen, und hat mich in Widerwillen und colera[549] von sich gelassen. Wirklich hat er auch die 3 rückständigen Monate exequiert’ “.[550] Mit Haes hatte man sich auf monatlich 600 fl. geeinigt. Thomas Mallinger notiert weiter unter 1641: „22. [/.1641; BW] Ist Oberster Guldinhas mit 300 Mann für hiesige Statt kommen und sein Lager zuo Zäringen[551] geschlagen, etlichmal mit hiesigen Reiteren scharsirt,[552] davon 3 oder 4 gebliben. Nachdem er aber in den Früchten, zwo gedeckten Brucken, an Krautgärten und anderen Gebäwen für vil 1000 fl. Schaden verursacht, ist er, nachdem er vermeint, möchte von den Breisacheren geschlagen werden, den 24. wider abgezogen“.[553]
Aus Schweinfurt wird berichtet: „Der Commißär Wagemann[554] den 23. Jul. hier an, wegen der Suyschen und Hasischen
abzurechnen, da befand sich dann, daß die Stadt über ihre Quota der 120 Monate Römerzug[555] 7,469 fl. ohne das Servis[556] welches sich auch auf 5000 fl., zuviel und darüber ausgegeben hatte. Nichtsdestoweniger schickte der Obercommißär Leonhard Beierle[557] einen Befehl hieher, daß man den Foßischen[558] (jetzt Mandelslohischen[559]) die Sommer-Verpflegung geben sollte. D. Höfel wurde zu gedachtem Beierle geschickt, um sich zu beschweren. Beierle erklärte: Die Stadt sollte geben, was sie vorhin gegeben hätte, die Verpflegung müßte anders woher geschafft werden“.[560] Thomas Mallinger hält fest: „26.[8.1641; BW] Seind von Schwedischen aus underschidlichen Orthen zuo Fuoß und zuo Pfert nacher Oberkirch commandiert worden, Willens, Obersten Güldinhas uber zuo fallen, sie hingegen aber von ihme mit Verlust viler Soldaten zuoruck geschlagen worden“.[561]
Am 8.10.1641 schrieb Strauch[562] aus Regensburg an Gallas, Herzog Karl IV. von Lothringen[563] stelle angeblich eine neue Armee auf, deren oberste Offiziere Geleen, Ernst Georg von Sparr[564] und de Haes werden sollten.[565]
In diesem Oktober 1641 versuchte Ernst Georg von Sparr mit 3.000 Mann und unter Assistenz von Haes – vom November 1641 datiert dessen Bericht für Hatzfeldt[566] – die württembergische Höhenfestung Hohentwiel[567] einzunehmen. Der Salemer[568] Zisterziensermönch Sebastian Bürster [?-1649][569] schreibt in seiner Chronik unter 1641: „In dem monat Octobris ist Ihr fürstlichen gnaden[570] zue Costanz[571] ein kayserliches schreiben uberantwurt worden, daß er alle ständ und städt seines bistumbs uff den 14. diß zuosammen beschreiben[572] solle, aintweders zu Costanz oder anderstwo, wie dan solches beschehen und zue Mörspurg,[573] waß man zue der zuekünftigen Wielerische[574] belägerung herschießen und contribuieren wolle, fürgehalten worden. da haben nun die obriste ain solche summen und unmöglichhait begert, daß man selbigen tag oohnverrichter sachen wider von ainanderen gezogen, jedes ort ad referendum[575] biß uff den 21. diß uffgeschoben. Uff den 21. October aber seyen nit mehr alle ständ erschinen, sonder ettliche sich entschuldiget: müeßen naher Lindow[576] contribuiren, andere aber haben noch winterquatier uffm halß etc. und dergleichen. Und war die anforderung monatlichen 41,000 fl., pferd zue der artollerie 150. haben sich nun die nähst gelegne herumben (Überlingen außgeschloßen, dan selbe kain einigen mann in die statt wollten einnähmen, noch etwaß herschießen, darumben diese grobe pflegelhölzer[577] und 7schläfer, wie bald noch volgen würd, anno 1643 pagina 90, ihren lohn bekomen) dem kayser zue underhalt diß volks, so lang eß nun werden werde, zuo ehren und diensten anerbodten 7 oder 8000 fl.; wöllen ihr eußerste thuon, kenden nit mehr. Umb den 22. diß seyen der general und obriste Spaar,[578] Gülde Haas und Benzennow [579] nach und nach mit 7000 soldaten vor der vöstung Hohentwiel ankomen, dasselbe ort angefangen zue bloquieren[580] und belägeren. Und gleich den 23. oder 24. darauf seyen von Hohentwiel 2 soldaten allhero komen und von dannen auch uff Haylgenberg[581] und Altschhaußen[582] geschickt worden, schanzer[583] zue holen und abzueforderen; und von unß allain 100 mann begert, uff welches man ihnen die unmöglichhait der manschaft angezaigt, aber 30 zue schicken bewülliget; seyen also außgeloset, der manschaft nach, auß jedem dorf und ob den bergen und biß uff den 27. Octobris mehr nit und mit großer muöhe 20 mann; dan auß der pfleg[584] Pfulendorff[585] niemands erschünen, Ober-,[586] Unterst-[587] und Medtelste-Weylerische[588] seyen fast alle entloffen;[589] und also fürß erstemahl nur diese 20 mann geschickt worden, die seyen 6 tag und nacht lang uffgehalten und gebraucht und alle wider haimb komen, seyen aber alle 8 tag widerumb andere außgeschoßen und ausgewüxlet worden. In disem monat ist noch nit vil sonders fürgenohmen, sonder mit einschanzen, laufgräben und andere praeparatoria zue machen die zeit fürübergangen.[590] Obriste general Spaar und Deubaß [Matthäus; BW] Bach haben guote hoffnung, daß raappennäst[591] mieße ihnen bald werden; wöllen ehe leib und leben davor lassen, seyen aber eben zue spath darfür gezogen. Obristen Keller[592] aber von Costantz solle nichts gelten und von dem general Spaar wenig oder gar nichts respectiert werden, nihil sine causa“.[593]
Der schwäbische Schuhmacher und Chronist Hans Heberle [1597-1677][594] schreibt in seiner Chronik: „Es ist auch in disem jar von dem keysserischen oberste Spara die gewaltige vestung Hohenwiehl angegriffen worden, in meinung die selbige zu bezwingen und von dem felßen herunder zu stirtzen. Aber es hat im weit gefehlt, indem er lange zeit darvor gelegen, die selbig starckh beschoßen, granaten und feür hinauffgeworffen, hat er nichts mögen außrichten, dan der schwedisch oberest Widerhold,[595] ein dapfferer man, ist mit seinem kriegsvolckh starckh außgefallen und im grossen schaden thaun, das er unverrichter sachen muß abziehen mit grossem schaden und spot“.[596] Sehr viel ausführlicher äußerte sich der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[597] in seinem „Florus“ von 1647 über diese Belagerung: „Nun müssen wir auch etwas meldung thun / was sich vmb diese zeit mit der Vestung Hohentwiel zugetragen. Diese Vestung wird zu dieser zeit vnter andern in Teutschland gelegenen für eine weltberühmte vnnd fast vnüberwindlich gehalten : Solche ist von dem Keyserischen General Sparren / vnnd Cantzler Volmarin[598] in den 9. 19. Octobris mit drey tausent Mann zu Roß vnnd Fuß würcklich vnnd ernstlich belägert / vnd so nahe vmbgeben worden / daß die Belägerten von der Vestung sie mit den Stücken erreichen können.
Vnterdessen sind die Keyserischen mit verfertigung etlicher Battereyen[599] starck fortgefahren / auch von einer verfertigten bey dem Schloß Hohenstauffen[600] / die Vestung mit zehen stücken[601] zu beschiessen angefangen / die mitler Brücke des Schlosses vnnd Vorhoffs zu ruinieren / vorhabens / auch gäntzlichen vermeinet diesen vesten Orth mit Gewalt vnd Fewerkugeln[602] zu bezwingen / welcher Intent vnd Meynung allerdings ihnen gefehlet / dieweil die Granaten[603] die höhe vnd weite der Vestung nicht erreichen können.
Ob nun wohl mit canoniren vnd schiessen so viel außgerichtet worden / daß eine Fallbrücken den Belägerten ruiniret / haben sie solches sehr wenig geachtet / in dem sie angesichts dieselbe ernstlich wiederumb repariret, auch mit Stücken von Hagel[604] geladen / also grawsamlich vnter die Keyserlichen geschossen / daß sich keiner blicken / viel weniger zu miniren[605] gelüsten lassen dörffen: Vnd weiln der Commendant / Obrister Widerholt[606] / nach abschaffung der Reutterey / Weib vnd Kindern / den Orth sehr tapffer vnd mannlich defendirt, als haben die Keyserischen mit verlust die Belägerung vnverrichter sachen nothdrünglich auffheben müssen.
Vnerachtet nun solches schlechten fortgangs / haben sich die Keyserischen auff einen andern Weg bedacht / vnd die Vestung abermahls noch häfftiger zu belägern / zu beschiessen vnd zu ruiniren angefangen / der Hoffnung / den Belägerten je länger je näher bey zu kommen; welches ihnen doch vnmüglich / weiln der Berg / worauff die Vestung gelegen / einer vngläublichen Höhe vnd grösse : Doch sind sie letztlich mit Schantzen vnnd Lauffgraben biß an den Vorhoff kommen / also daß beyde Theile mit einander reden können / welches aber den Keyserischen sehr geringen Nutzen gebracht / in dem sie von den Belägerten zum öfftern überfallen / viel schaden zugefüget / vnd viel von den Keyserischen nieder gemacht worden.
Bey dieser Gelegenheit / ob es wol den Keyserischen ziemlich schlecht her gangen / haben sie doch nicht vnterlassen am Stauffenberg Häuser vnd Hutten auffzurichten (als wolten sie sich Jahr vnnd Tag daselbsten auffhalten) vmb die Belägerung ferner vnd länger zu continuiren, wie ihnen dann / ohne Keyserliche Ordre davon nicht abzulassen / anbefohlen worden / deßwegen in die drey hundert Bawren auß dem Würtenberger Land zum schantzen / vnd viel Ertz-Knappen zum vntergraben dahin geführet / wie auch das ander Volck mit Geld vnd Lebensmittel versehen / dieselbe zur ernstlichen Belägerung / vnd harter Arbeit desto williger zu machen.
Ob nun die Keyserischen ihr bestes gethan / sind doch die Belägerten den 18. Novembr. vnversehens außgefallen / sich einer Schantz bemächtiget / vnd der Keyserischen in 50. darinn nider gemacht / der Rest sich salviren / eine halbe Carthaunen[607] / zwo Feldschlangen[608] / welche die victorisirende vernagelt[609] / etliche Tonnen Pulvers / welche angezündet worden / hinterlassen müssen.
Als nun die Keyserischen vor der Vestung wiederumb viel Munition zu kommen / ist das schiessen beyderseyts starck fortgesetzet / Generalen Gil de Haes, in abwesen General Sparren das Commando übergeben / den Constabeln[610] zimlich Geld versprochen worden / wann sie das Geschütz in den Vorhoff richten / vnnd denselben sampt den new erbaweten Häusern in die Asche legen würden. Da aber solches dem Commendanten durch einen Gefangenen verkundschafftet / ist ein blinder Alarm mit anzündung etlicher bund Stroh gemacht / vnd da die Belägerten vermeinet / daß es nun vmb den Vorhoff geschehen seyn müste / desto behertzter vnd näher den Berg Vorhoff angefallen / ihnen dermassen mit starckem Außfall vnd dem Geschütz begegnet worden / daß sie also nicht mit geringem verlust ihren Intent ändern / vnd davon ablassen müssen.
Bey solchem Verlauff haben die Keyserischen doch nicht gefeyret / sondern sie von einer Batterey acht hundert Canonschüsse auff einen sehr hohen vnd vesten Thurn gethan / in Meynung damit den Commendanten zur übergab zu bringen / hat doch solches / nach dem er nur die höhe des Thurns gefället / keinen glücklichen fortgang gewinnen mögen.
Da nun die Keyserischen gesehen / daß die Belägerung ihren gewünschten Außgang nicht gewinnen mögen / hat der Keyserische Feld-Zeugmeister Sparr versucht / ob die Belägerte durch Keyserliche Mandata vnd general Perdon / welche zu Regenspurg kürtzlichen beschlossen / vnd publiciret, zur Vbergabe vnd in Keyserliche devotion köndten gebracht werden / vnd ob zwar die Stadt Schaffhausen[611] sich auch häfftig bemühet / den Commendanten durch schreiben zur Vbergabe zu bereden / haben sie doch gantz das contrarium vnnd Widerspiel / in dem sich gedachter Commendant zu keinem Accord / viel weniger zur Vbergabe verstehen wollen / sondern in beständiger vnnd auffrichtiger Resolution, sich zuverthätigen / vernehmen müssen“.[612] Unter dem 16.8. notiert der Benediktinerabt von St. Georgen im Schwarzwald,[613] Georg Gaisser [1595-1655],[614] die überstürzte Abreise von de Haes aus Griesbach[615] und von da nach Oberkirch,[616] wo er am 1.9. seinen Geburtstag feierte.[617]
Im September 1641 waren Truppenteile von Haes wieder in Marktredwitz aufgetaucht, wie Leopold in seiner Hauschronik notiert: „Den 3. Sep[tember] sind [nahezu] 60 Pferd[e] unter zwei Rittmeistern – zu dem Gil de Hasi gehörig – hie[r]hero kommen und [haben] Quartier begehrt. Weil wir sie aber nit [haben] einlassen wollen und auch die Dörflaser,[618] denen 40 Musketier vom markgräflichen Ausschuß[619] zu Hilf [ge]kommen [waren], ihnen das Quartier abgeschlagen [haben], also sind sie nach Pfaffenreuth. Doselbst [haben] sie sich einlogiert und über 40 K[ronen] verzehret, die aus hiesiger allgemeiner Kasse bezahlt wurden“.[620]
In Schweinfurt wird 1641 festgehalten: „Der Hauptmann Karl Dellinger[621] kam den 9. October frühe um 3 Uhr, so wie Johann Zimmermann[622] und der Stadtschreiber, von Regensburg zurück.
Der Stadtschreiber brachte Kaiserl. Schreiben an die ausschreibenden Fürsten mit: daß wenn die Stadt es nicht in Vermögen, auch über ihre Quota schon ausgegeben hätte, die andern Stände den Mandeslohischen[623] die rückständige Sommer-Verpflegung geben sollten.
Deßwegen der Stadtschreiber den 10. d. zu dem Bischofe nach Bamberg geschickt wurde, bey welchem sich auch General Fernemont und der Oberste Mandeslohe befanden.
Der Bischof wollte sich zu keiner Verpflegung verstehen, daher kam gedachter Mandeslohe am 13. d. selbst hieher und forderte hastig den Rückstand.
Da sich aber der Rath durchaus nicht dazu verstehen wollte und konnte, weil die Stadt über ihre vorige Quota schon so viel
bezahlt hatte. Mandeslohe ließ am 14. d. Abends seinen Soldaten andeuten, den Rückstand bey den Bürgern in den Quartieren zu fordern, doch daß es nicht mit Gewalt geschehe. Worauf der Rath den 15. d. dem Obersten seine Entschließung nochmals und zwar schriftlich übergeben ließe, die er aber durchaus nicht annehmen wollte.
Den Bürgern ließ der Rath ansagen, daß sie den Soldaten gute Worte, sonst aber nichts geben sollten; würde ihnen aber etwas gewalttätiger Weise abgenommen, so sollte ihnen Alles wieder ersezt werden.
Indeß kam der Gil de Hasische Hauptmann, Peter Haas, mit 1 Lieutenant, 1 Fähndrich und 120 Gemeinen von Meiningen hier an. Da er aber vernommen hatte, daß die Mandeslohischen nicht eher ausziehen wollten, bis sie bezahlt wären, legte er seine Soldaten nach Niederwerrn, er selbst begab sich zum Fernemont. Weil sich aber die Soldaten zu Niederwerrn wegen der Schweden nicht sicher genug glaubten, zogen sie am andern Tage hier über die Brücke nach Schwebheim, Ober- und Unterspiesheim.
Der Oberste Mandeslohe reiste nach Cöln zum Churfürsten und hinterließ schriftlich, daß Hauptmann Dellinger die Gelder eintreiben sollte. Darauf die Soldaten am andern Tag, d. 16. Oct. das Geld wieder von ihren Wirthen forderten; aber kein Bürger hatte sich dazu verstanden.
D. Höfel und Martin Geißler wurden gedachter Streitigkeit wegen am 17. October an Fernemont geschickt, dieser kam am 18. selbst hieher und reiste am folgenden Tage wieder nach Würzburg, wohin er auf den Freytag einige Abgeordnete der Stadt bestellte, um die Sache in Ordnung zu bringen.
Es geschahe; aber die Zahlung wurde nicht allein vom Bischofe, sondern auch vom Fernemont der Stadt zugesprochen.
Weil nun die Stadt bey ihrer gerechten Sache an keinem Orte Hülfe erlangen konnte, so war kein anderes Mittel übrig, als daß sie sich mit den Soldaten in einen Vergleich einließ, und dieser fiel billig aus; denn für den Rückstand und für alle gemachte Forderung nahmen sie 5000 fl. Rheinisch,[624] darüber sie einen Schein ausstellen mußten, daß sie an den künftigen 120 Römermonaten abgezogen werden sollten.
Hierauf zogen sie am 29. Okt. froh und zufrieden ab, und marschirten nach Maßfeld, nahmen aber auch zugleich das Lob von den Bürgern mit, daß sie sich seit dem Jahre 1634 unter allen Soldaten am besten betragen haben.
Nun zogen die Hasischen hier ein. Ein gemeiner Soldat bekam alle 10 Tage 16 Bzn., daher machte diese Hasische Verpflegung in 10 Tagen 154 Thaler“.[625]
„Den 26. Octobris wurde der hiesige Commendant Obrist Lieutenant Ferdinand Beüting, von dem Kirchhoff zu Ober-Maßfeld,[626] von den darein sich retirirten Schwedischen, sampt noch vielen andern Officirern erschossen. Gedachten Beuting muste man, sampt einem Rittmeister,[627] Lieutenant[628] und Cornet,[629] in die Stadt-Kirchen begraben.[630] Wobey zu mercken, dass, wie dieser der erste Rathgeber zur Abbrechung der Gottesacker-Kirche gewesen, also ist ihme der Sarck von denen noch übrigen gmahlten Brettern von gedachter Kirche gemacht worden“.[631]
Aus Meiningen wird 1642 weiter berichtet: „Den 28. Januarii ist das Gilli de Hasische Fuß-Volck unter dem Obristen Lieutenant Knist[632] von hier ab und nach Heilbronn[633] gezogen“.[634]
In Schweinfurt wird unter 1642 festgehalten: „Als das hiesige Schiff von der Frankfurter[635] Ostermesse herauf fuhr, hielt man es zu Würzburg an, alle Schweinfurter Güter wurden arretirt und ausgeladen, einen Theil davon gab man dem Niccolaischen[636] Lieutenant, etwas davon ließ man den Schweinfurtern. Unter andern wurden auch den Nürnbergern aus Irrthum Waaren bey 180 Thaler werth genommen.
Der Commandant[637] ließ am 27. März in der Stadt allen Vorrath an Getreide und Wein aufzeichnen. Unser Commandant Wietz begab sich am 4. April nach Wien, und übergab das Commando dem Hauptmann Haas“.[638]
„Ein Gil de Hasischer Hauptmann kam den 28. Nov. hieher, brachte vom General Hatzfeld Befehl an den Commandanten, daß er 210 Gil de Hasische einnehmen, diesen verpflegen und sich ferner bey dem Bischofe von Würzburg anmelden sollte. Weil aber dieser Befehl unlauter war, und man vernahme, daß das ganze Gil de Hasische Regiment mit einem Stabe, Oberstlieutenant, Oberstwachtmeistern, vielen andern Officieren und einer großen Menge Bagage darunter steckte, schrieb der Commandant an den Bischof zu Würzburg : Daß dieses der Abrede, die er mit ihm gehalten hätte (der Commandant war den 9. Nov. zu Würzburg bey dem Bischofe gewesen) nicht gemäß wäre; er wollte aber 75 Mann zu den 125, die zuvor, ohne die Garnison, herein gekommen waren, mit einem Hauptmanne, auf anderweitige Verpflehung einnehmen. Inzwischen bekamen die Gil de Hasische andere Ordre, nämlich nach Regensburg zu marschiren“.[639]
Im November fielen wieder de Haasische im Oberfränkischen ein, wie der Marktredwitzer Chronist Braun notiert: „Den 19. (dito) November sind nachts um(b) 9 Uhr(en) etliche 60 Reiter nach Brand[640] [ge]kommen und doselbst über Nacht verblieben. Den andern Tag sind sie hier vorbei [und] gegen Waldershof[641] und Kemnath[642] [zu] passiert. Den Oberstwachtmeister, welcher dabei [war] und das Kommando hatten, haben wir herein[gelassen, ihm] einen Trunk gereicht und durchpassieren lassen. Sie gehörten auch unter Gil de Hasi“.[643]
Der Überlinger[644] Advokat Dr. Johann Heinrich von Pflummern [1595 – 1655][645] berichtet in seinem Tagebuch zu 1642: „Vf vorbestimbten freytag, den 14 Martij haben sich die ihenige ständt, so das bentzenawisch[646] regiment vnd des Gill de haasisch zu fůß verpflegen sollen, zu Merspurg[647] beisamen befunnden, auf beschreiben herrn truchseß[648] commandanten zu Lindaw sich der austhailung zu vergleichen. Die seyn aber vnverrichter dingen von ein ander abgeschaiden, weiln man ihnen specificè nicht anzaigen können, wie starckh vnd wie die regimenter beschaffen.
– Die abgeordnete der statt Veberlingen aber haben sich zu einiger concurrenz vmb so vil weniger verstehen wollen, weil man für richtig supponirt,[649] daß dise völckher zu roß vnd fůß nicht darumb zu vnß kommen, vnß oder daß land vor dem feind zu sichern, oder gegen denselbigen sich im veld sehen zu lassen, sonder allein hinder den mauren oder vnderm tach den bauch vnd seckhel zu füllen[650] vnd alßdan den weeg weitter zu nemmen vnd vnß dem feind zum raub zu hinderlassen; also man vermaint daß zu Regenspurg verwilligte contributionsgellt in andere dem gamainen reichsweesen vnd alhiesiger statt mehr ersprießliche weeg zu behallten vnd zu gebrauchen. – Nichtsdestoweniger herr graff truchseß commandant zu Lindaw, alß besagte regimenter auß den österreichischen bisher ingehabten quartiern weichen vnd auf die ihnen assignirte reichsständt ruckhen müeßen, den quartiermaistern ihre quartier zettel zugestellt, nach wellicher anweißung sie bei einem andern standt herberg vnd vnderhallt sůchen sollen. Der compagnien seyn zu pferdt 7 und zu fůß 11, vnd darzu zwen stab,[651] alß für iedes regiment einer angeben, vnd darbei die statt Veberlingen so wol bedacht worden, daß sie allein 4 compagnien sambt einem gantzen stab zu fůß vnd 2 compagnien neben einem halben stab zu pferdt annemmen vnd verpflegen sollen. Es hatt sich aber die burgerschafft einhellig entschloßen keinen mann von disen völckhern in die statt einzulaßen, noch auch außerhalb quartier zu geben, sonder die monatliche contribution an wein, wie bishero, nach Lindaw zu raichen, inmaßen deshalb erst bei 2 wochen ein halbe jahrsteur an wein gesambelt vnd in gemainer statt keller gelegt worden. – Nachdeme man auch so vil nachrichtung erlangt, daß der kriegssecretarius Pucher[652] bei kayß. Hof zu fürderung deßen, waß ein E. Rath iüngst an die kayß. Mst supplicirt, vil thůn könne, vnd daß man seinen favor[653] zu gewinnen sich angelegen sein lassen solle,[654] alß hab ich auf ersůchen von eines E. Raths wegen ein schreiben an ihne secretarium Pucher, vnd noch darneben an der statt agenten herrn Jacob Kellner ein memorial, waß er in discursu bei ihme Pucher weitter zu memorirn, vergriffen, so bei den actis zu finden. – Inmittelst dass bentzenawische regiment curasier[655] sambt den officiern deß Gill de hassischen zu fůß vnd ettlich wenigen darunder gehörigen gemainen knechten[656] vmb Salmanßweiler[657] ankommen. – Darauff die commandanten diß volckhs die ihnen angewißne ständt abermaln nach Merspurg citirt, der gantze hauffen aber zu roß vnd fůß nachdeme er zu Beuren[658] beim Hailigenberg nachtquartier gehabt, vnd von Salmanßweil vmb ettwaß proviantirt worden, fürter auf Immenstaad[659] geruckht, vnd weiln die inwohner, allen vorgangnen wahrnungen zuwider, von ihrem vich vnd andern mobilien nichts verruckhen oder transferirn wollen, haben die soldaten allda gůtt quartier gefunden vnd gleich zum antritt die schwein vnd kälber nidergeschlachtet. Hernach gleichwoln auf abmahnen herrn commenthurn[660] der Mainaw[661] ihr quartier nach Marchdorf[662] transferirt, von dannen beide obrist Johan Matthiaß Bentzenaw vnd deß Gill de haasischen regiments obrist leüttenant Johan Kneiß[663] die assignirte ständ abermaln zur contribution ermahnt mit betrowung würckhlicher execution. Warauff die grafschafft Hailigenberg monatlich in 800 fl, daß gottshauß Salmanßweiler aber 1000 fl bemeltem obrist vnd obrist leüttenant jedes monat zu lifern sich erbotten, der obrist aber dise offerta alß vil zu schlecht nicht annemmen, sondern vom gottshauß den vnderhallt auf zwo compagnien vnd den halben stab biß auf den letzten haller bezahlt haben wollen. Darmit jedoch der Gill de haasisch leüttenant noch nit contentirt, sonder für seine compagnien zu fůß die verpflegung gleich so ernstlich prätendirt. Deshalb die vnderthonen, weiln sie die handgreiffliche vnvermöglichait verspürt, viler orten von hauß veber see mit roß vnd vich gewichen, wie sollches vnd waß sich ferner vmb die zeitt: sonderlich beim gottshauß Salmanßweiler vnd mit deßen vnderthonen verloffen, in der herrn gaist: vnd weltlichen räthe an ihr gn. herrn praelaten (so damaln zu Fürstenfeld[664] in Bayern sich auffgehallten) vnder dato 2 Aprilis abgangnen von mihr vergriffnen schreiben mit mehrerm zu finden“.[665]
Für den April 1642 heißt es bei Pflummern: „Die im quartier zu Marchdorf ligende bentzenawische reütter haben auch, nachdeme sie ein wenig erwarmet, sich zu regen vnd vmb sich zu greiffen angefangen. Ich hab den 14 Aprilis meine 3 roß in den wald geschickht ein tannen abzuholen vnd rebsteckhen darauß spallten zu lassen, weiln mein geweßter gemainder[666] Hanß Seitenreich seine von mihr gebawte reben so gar stekhenloß verlassen, daß er in 5 jahren bei 6000 steckhen weniger darein gethan, alß er thůn sollen. Vnd obwoln ich mich deßen bei rath schriftlich beclagt vnd abtrag[667] begehrt, hatt er iedoch wol leütt gefunden, die vermaint, er seye kheinen abtrag schuldig, inmaßen er selbst dafür sich gerühmbt, daß er meinen reben an steckhen kheinen mangel gelassen. Alß ich aber nhur allein in 3 hofstatt,[668] im Altdorff[669] genant, disen früeling 38 burdin[670] newe steckhen haben müeßen vnd sollche alhie [S. 552] nicht käufflich bekommen können, hab ich dessenthalb, wie gemellt, meine roß in wald geschickht, da sie vnd der knecht 8 reütter (so selbigen morgen von Marchdorff ausgeritten, den salmanßweilischen vischer vnd andere mehr leütt auf der straß geplündert) angetroffen, welliche sich aber vor Twielisch[671] simulirt vnd dem knecht, weiln er khein gellt geben oder versprechen können noch wollen, offtermaln ihme niederzuschießen getrowt, wie er dan einsmal vom pferdt absteigen müeßen vnd anderst nicht vermaint, dan dass er von zwayen reüttern, wellichen der commandant diser rauberischen truppa ihne niederzuschießen bevolhen, zu todt geschoßen werden solle. – Ich hab diser mihr entführten roßen halb mich alsbald zu Lindaw schrifftlich beclagt, auch darauf an den obrist von Bentzenaw ein bewegliches schreiben erlangt, die roß aber nicht erhallten können, sonder zu mundtlichem beschaidt er obrist meinem knecht allein angezaigt mihr zu sagen, wan ich die contribution richten werde, so werden sich meine roß wider finden. Waß sich dises vnverschuldten straußenrauberischen angriffs halb weitter verloffen, daß ist in einer besondern puschel[672] weitläuffig zu finden. – Den 18 Aprilis (wahre h. Charfreytag) seyn 3 compagnien bentzenawischer reütter oder räuber von Marchdorf ab: vnd nach Schemerberg[673] geführt worden. ebenmeßig auch der o. leüttenant deß Gill de haasischen volckhs zu fůß, Johan Kneiß genant, von Marchdorf nach Pfullendorf: hergegen von Pfullendorf die gleenische[674] compagnia zu pferdt den 19 Aprilis nach Ittendorf allda quartier zu nemmen geruckt“.[675] Unter dem November 1642 notiert Pflummern: „Zu eingang deß Novembris, alß die schwäbische craisständt[676] eben wegen einer abermaligen kriegs contribution auf begeren der kayß. Mst. in Vlm versambt geweßt, hatt der kayß. commissarius Beyrlin[677] herrn graff truchsäßen commandanten zu Lindaw schrifftlich ersůcht, daß er, (wie verndrigen jahr geschehen) die ihenige ständt vmb den Bodensee, so nechstermal die prentzenawische und Gill de haasische regimenter in quartier vnd verpflegung gehabt, zusamen beschreiben[678] vnd mit ihnen tractirn solle, weiln hertzog von Lothringen[679] diser regimenter dienst weitter nicht bedörffe noch begere (dan sie in hippocleptia[680] die Lothringer, ob zwar lang erfahrne vnd gerüembte pratticanten vebertroffen, et quia figulus figulum odit[681]) daß ermellte ständt sollche gäst widerumb aufnemmen vnd biß zu der kayß. Mst anderwertiger verordnung nhur schlecht mit essen vnd trinckhen verpflegen wollten. – Es hatt aber wolgemellter herr truchsäß sich dieser vndisciplinirten landtsverderber kheines weegs weitter beladen wollen, vnd nicht vnbillich, weiln er von ihnen hievor so schlecht respectirt, sonder vil mehr vnderschidlich despectirt worden. ebnermaßen auch die ständt mit disen feindtseeligen gästen nichts weitter zu schickhen noch zu schaffen haben wollen, allermaßen ettliche sich bestendig resolvirt thür vnd thor vor ihnen zu beschließen, vnd gewallt mit gewallt zu hintertreiben: andere aber, so zum widerstandt nicht bastant,[682] haben beraitt angefangen, abzuraumen vnd ihre armůth[683] andersthin zu flehnen, willens ehender von hauß vnd hof zu weichen, dan diser schedlichen gästen zu warten. – Vnd weiln ermellte regimenter beraitt vom Rhein herauff im marschirn begriffen geweßt, währe es ohne große vngelegenhaitt bei vnß hiervmb nicht abgangen, wan sie deß commissarij Beyrlins weegweisung volgen, vnd diser orten mit lieb oder vnlieb quartier nemmen wollen. Es hatt sich aber gleich also gefüegt, daß der abermalige vnglückhliche straich vor Leipzig[684] enzwischen kommen vnd vrsach geben, daß man diß vnß verlaydete paar regimenter an ein ander ort, da man ihre ritterliche thatten noch nicht erfahren, verschickhen können“.[685]
Der Marktreditzer Leopold hält fest: „Den 6. N[ovember] ist eine Kompagnie Heiducken[686] und Polacken[687] – an die 70 Mann stark – von Böhmen heraus hiehero kommen. Sie hatten ihr Nachtquartier in Seußen[688] und Korbersdorf[689] und sind andern Tags hier [vor]bei und gegen Kemnath zu marschiert, um dem Gil de Hasi nachzuziehen. Sie waren wie die ungarischen Ochsentreiber alle mit starken Prügeln wohl bewehrt“.[690]
Im Juli 1643 informierte der kaiserliche Rat Hartmann Drach[691] Hatzfeldt von dem Hofkriegsratsprozess zwischen Ernst Georg von Sparr und Haes.[692] Der kaiserliche Hofkriegsrat Ottmann von Ottensee[693] berichtete Hatzfeldt im Dezember 1643 über die Verhaftung des Dr. Oswald durch Haes.[694]
Werth[695] hatte empfohlen, Haes zum Feldmarschallleutnant anzunehmen, der abgedankte Kriegsvölker aus Italien zur Armee bringen könne; sein Vorschlag wurde angenommen.[696] Haes konnte 3.000 Mann aus Italien heranführen, weitere 9.000 wurden von italienischen Fürsten in Aussicht gestellt.[697] Von 1644 existiert ein Angebot von Haes an Kurbayern, für 200.000 fl. ein Kontingent von 4.-5.000 Infanteristen und 2.000 Kavalleristen aufzustellen, wobei Maximilians Berater Mändl[698] die Effektivkosten auf 350.000 fl. schätzte und den Vorschlag im Sinne des sparsamen Kurfürsten daher ablehnte.[699] In diesem Jahr wird von seinem Regiment berichtet, dass die Hälfte an Syphilis[700] erkrankt sei.[701] „Das Regiment Giulio de Hasi 1000 Mann stark traf am 16. Dezember [1644] in Neumarkt[702] ein, um am 18. nach Amberg[703] weiter zu marschieren. Viele der Soldaten litten an Syphilis, so daß zur Beförderung der Kranken die Stadt 15 Wagen stellen mußte“.[704]
Doch hatte sich Maximilian I. weiter um den Ausbau seiner Armee bemüht. Am 12.2.1645 hatte er an Salis[705] geschrieben: „Wir versehen uns zu dir gnädigst und zuverlässig, du werdest deinem getanenen versprechen gemäß mit gemeldeten 5 kompagnien archibusiere[706] jede auf 100 köpfe gerichtet, in dem geschlossenen termin gewiss und unfehlbar aufkommen und die mannschaft auf den assignierten sammelplätzen ohne abgang stellen. Sollte es nicht geschehen, so würden wir nicht allein solche inkomplete kompagnien alsbald reformieren lassen, sondern auch mit deiner entschuldigung keineswegs zufrieden sein […] und hast du dir nicht einzubilden, daß wir dir den termin gleich wie dem feldmarschalleutnant Gil de Hasi, der anfangs 2000 mann zu liefern versprochen und bisher nicht gar 1300 gestellt, geschehen, prolongieren[707] werden“.[708]
In der „Begründten Summarischen Relation“[709] über die Schlacht bei Alerheim[710] am 3.8.1645 heißt es: „Auff Seyten der Bayrischen Armada vnnd deß Geleenischen succurs seynd bey 1000. Mann todt gebliben / vnd verlohren gangen / darunder das Royerische Regiment zu Fueß / welches den Posto auff einem Berg negst dem Bayrischen rechten Flügel gehabt / von den Franzosen vnder wehrender Schlacht mit grossem gwalt attacquirt, vnd nach dapfferm widerstand mehrern thails nidergehaut: Von dem Gilli de Hasischen Regiment aber in die 300. Mann auff einem Kirchhoff / allda sie sich wol gewört / vbergwältigt / vnd mehrern thail gefangen worden“.
In diesem August 1645 war ein Teil des Regiments, wahrscheinlich der Teil, der diese Schlacht überlebt hatte, für drei Tage in Lauingen[711] (Herzogtum Neuburg) einquartiert.[712]
Disziplinierungsschwierigkeiten ergaben sich schon aus der ethnischen Zusammensetzung des Regiments von Haes: Für das bayerische, im Bereich der Serenissima geworbene Regiment[713] werden aufgeführt: 534 Deutsche, 218 Italiener, 15 Franzosen, 24 Lothringer, 43 Burgunder, 26 Griechen, 54 Polacken, 5 Ungarn, 51 »Capoleten«.[714] Sein Regiment war im Gebiet der Serinissima und in Teilen Oberdeutschlands aufgestellt worden.[715] „Beim Regiment Gil de Hasi überwogen aus leicht einsehbaren Gründen die Italiener. Ihnen folgten mit Abstand Polen, Burgunder, Lothringer, Capoleten,[716] Dalmatiner und Franzosen, ferner Türken, Böhmen, Spanier, Ungarn, Schotten, Kroaten, Sizilianer und Iren“.[717] „Am 9. September 1645 war die Zusammensetzung der Primaplana[718] einer Kompagnie dieses Regiments [Gil de Haes] folgende: Der Hauptmann war aus Luzern, der Leutnant aus Livland, der Fähnrich[719] aus Neapel, der Feldwebel[720] aus Strassburg, der Führer[721] aus Zürich, der Fourier[722] aus Basel, 1 Gef[r]eiter Corporal aus Lübeck. Von den Corporälen stammte einer aus Württemberg, einer aus Candia, 1 aus Ueberlingen, 2 aus Franken, 1 aus Holland, 1 aus Mantua. Ein reformierter Leutnant war aus Franken, 1 aus der Schweiz, ein reformierter Fähnrich aus Polen und 1 aus Steiermark. Von den Gefreiten war einer aus Mömpelgard, 1 aus Corsika, 1 aus Breisach, 1 aus Steiermark, 1 aus Trier, [1 ?] aus Polen, 1 aus dem Elsass, 3 aus der Schweiz, 1 aus Dänemark, 1 aus Burgund, 2 aus Franken, 1 aus Schlesien und 1 aus Kopfstein [Kufstein ?]“.[723] Im November 1645 umfasste das Regiment 952 Mann in 10 Kompanien.[724]
Am 11.7.1646 wurde das Regiment de Haes an Johann Burkard Elter[725] übertragen.[726]
Haes selbst wechselte in die Dienste der Signoria von Venedig. Er verstarb 1657 in Zara [Zadar] in Kroatien.
Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !
[1] PFISTER, Das Reitertreffen, S. 79.
[2] Gent [Gand; Span. Niederlande, h. Belgien, Prov. Ostflandern].
[3] Ypern [Yepern; Span. Niederlande, h. Belgien]. GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 261.
[4] GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 261, 262ff.
[5] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f. Schlacht bei Lützen am 16.11.1632 zwischen den Schweden unter Gustav II. Adolf (18.000 Mann) und den Kaiserlichen (16.000 Mann) unter Wallenstein. Die für die Schweden siegreiche Schlacht endete mit dem Tod Gustav Adolfs und dem Rückzug Wallensteins, der etwa 6.000 Mann verloren hatte, nach Böhmen. Nach Lützen schlug Wallenstein keine Schlacht mehr. Vgl. dazu HAPPES ausführliche Schilderung und Reflexion der Ereignisse [HAPPE I 295 v – 302 r; mdsz.thulb.uni-jena]. Vgl. SIEDLER, Untersuchung; STADLER, Pappenheim, S. 729ff.; WEIGLEY, Lützen; BRZEZINSKI, Lützen 1632; MÖRKE, Lützen als Wende; WALZ, Der Tod, S. 113ff.
[6] Wallonen: Französischsprachige Bevölkerung in den Niederlanden (Artois, Hennegau, Namur, Luxemburg, Limburg, Teile Flanderns und Brabants), z. T. im Fürstbistum Lüttich. Die Regimenter mit hohem Anteil an Wallonen (z. B. das Regiment Johanns II. von Mérode) waren bei Freund und Feind wegen ihrer Erbarmungslosigkeit seit Anfang des Krieges allgemein gefürchtet. REISNER, Aber auch wie voriges tags, S. 459 (1619): „Die Wallonen und Ungern reissen sehr vom Spannischen Lager auß, weiln sie keine bezahlung haben können, die thun auff den Strassen deß Landts grossen schaden, greiffen die Leut auch gar in theil Vorstätten an, ziehen sie auß und hauens darnieder, wie sie dann den 26. diß drey Dörffer abgebrandt, daß man solches am Kalnberg selbsten zu Wien gesehen“. Zur Einschätzung bei den eigenen Verbündeten (10.1.1632): Man „weiß wohl, wie die Wallonen beschaffen, nur auf Plackherey und rauberey, doch zum fechten seyn sy wenig nuz, es heißt wol dem gemeinen Sprichwort nach: vill geschrey und wenig wohl. Thuet doch den armen undertanen wol soviel plagen als ein ganzes volles Regiment“. HELML, Oberpfalz, S. 121. Nach Ansicht des Grafen Albig v. Sulz sei bei ihnen „gantz kein Rgt. zu halten“. HELML, Oberpfalz, S. 87; ENGELBERT, Wallonen.
[7] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.
[8] BRZEZINSKI, Lützen 1632, S. 26. Nach TOEGEL, Der Schwedische Krieg, S. 400, 411, 432, betrug die Gesamtzahl des Regiments 10 Kompanien. Bei WILSON, Lützen, S. 132, sind es dagegen 6 Kompanien mit 500 Infanteristen Ist-Stärke.
[8a] Heinrich Reichsgraf v. Holk [Holke, Holck, Holcke, Holcker, Holecke, Holcky, Holka, Holcka, Holcker, Haulke, Hulcka, Hulck, Hulk, Hulcky, Hulky, Hülckhy, Holch, Kolck, Hölg, holcko] [28.4.1599 Kronborg auf Sjælland-9.9.1633 Troschenreuth], Sohn des dänischen Kriegskommissars u. Diplomaten Ditlev Holk [1556-1633]; zunächst in dänischen Kriegsdiensten, spätestens ab 1626 als Obrist, kaiserlicher Obrist (1630), Generalwachtmeister (1632), Feldmarschallleutnant (1632) u. Feldmarschall (1632), seit 1630 kaiserlicher Kämmerer; 1633 Erhebung in den Grafenstand. Vgl. ARENDT, Wallensteins Faktotum.
[9] Generalwachtmeister: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, auch den „General(feld)wachtmeister“, den untersten Generalsrang im ligistischen Heer („Generalmajor“ bei den Schweden). In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten und verwandtschaftlichen und sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig.
[10] Jost Maximilian Graf v. Gronsfeld [6.11.1596 Rimburg-24.9.1662 Gronsveld], ligistisch-bayerischer Obrist, kurbayerischer Feldmarschall. Vgl. WARLICH, Für Bayern, Habsburg und Reich.
[11] Lothar Dietrich Freiherr v. Bönninghausen [ca. 1598 Apricke-13.12.1657 Schnellenberg], in ligistischen, kaiserlichen, spanischen u. französischen Diensten, zuletzt Feldmarschallleutnant. Vgl. LAHRKAMP, Bönninghausen.
[12] Vgl. auch CATALANO, Ein Chamäleon; REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.
[13] HALLWICH, Wallensteins. Ende I, S. 364, Anm. Vgl. die objektive Darstellung LAHRKAMPS, Bönninghausen, S. 272ff., der zu Recht SEIDLER, Schlacht, S. 53-55, kritisiert.
[14] Vgl. auch CATALANO, Ein Chamäleon; REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.
[15] KREBS, Holk, S. 371-378.
[16] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obrist-Leutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim von Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm von Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[17] Heinrich Reichsgraf v. Holk [Holck, Holcke, Holcky, Holka] [28.4.1599 Kronborg auf Sjælland-9.9.1633 Troschenreuth], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. ARENDT, Wallensteins FaktotumN BÜCHELER, Von Pappenheim zu Piccolomini, S. 81ff.
[17a] Vollenkommene Warhaffte Relation, Wie es mit Blocquirung / Belagerung vnd Stürmung Der Stadt Regenspurg / auch endlichen Vnumbgänglichen Accord vnd rühmlichen Ubergab derselben in diesem 1634. Jahr / vom 12. Maji biß den 20. Iulij abgangen / auch wie starck sich die Königliche Schwedische Soldatesca zu Anfangs der Belagerung darinnen befunden / wie viel derselben todt blieben vnd gequetschet worden / vnd wie starck endlich der Herr General Maior Larß Kagge abgezogen / sampt etzlichen Copeyen der nothwendigsten vnd vornembsten Schreiben oder Beylagen / darauß ein jeglicher Vnpassionirter für sich selbst ohne erholung anderer Redlichen Leute Bedencken / die Auffrichtigkeit / Standhafft: vnd Beständigkeit der Belagerten gnugsam abnehmen / vnd von der Vbergab dextrè judiciren kan. Greifswald 1635 [VD17 23:268154K], S. 49 (eigene Seitenzählung).
[18] Überlingen [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 807f.
[19] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 179f.
[20] Landvogt: zur Verwaltung gefährdeten Reichsgut eingesetzter landesherrlicher Beamter für die gesamte Verwaltung einschließlich Finanzen und Militärwesen der Landvogtei. Er besaß die hohe Gerichtsbarkeit, zumeist vergleichbar mit der Stellung eines Oberamtmanns.
[21] Meersburg [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 519f.
[22] Sebastian Peregrin Zwyer v. Evebach [Zweyer, Zweier] [1597-1661], kaiserlicher Obrist. Vgl. ZURFLUH, Sebastian Peregrin Zwyer von Evebach.
[23] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 504. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.
[24] querelas: Klagen.
[25] Exorbitantien: Verstöße, Verfehlungen, Ausschreitungen. Graf Georg Friedrich von Hohenlohe Weikersheim vsah den Begriff mit folgender erläuternder Auflistung; KLEINEHAGENBROCK, Hohenlohe, S. 117: „eigenwillige[ ] Einquartierung, Geltexactionen [Geldforderungen], Pressuren, Abnehmung des noch übrigen Vorraths an Vivers [Lebensmittel], Entführung der Pferdt und Viehß, Verohnsicherung der Straßen, Raub, Plünderung, Mord, Quehlung der armen Laith und andern dergleichen ohnleidentlichen Insolentien“. Stadtarchiv Nördlingen Kriegsakten 1634/II, fol. 186: „Ordnung. Wie es mit der Verpflegung / deren Soldaten zu Roß vnd Fuß / Welche im heyligen Röm: Reich in den Quartiren vnd Quarnisonen in Ihrer Kays: Majest: dienst sich befinden / observirt vnd gehalten werden solle“, ausgestellt von Gallas, Heilbronn, 1634 X 04. Wider dise verordnete verpflegung sollen die Stände vnd deren Vnderthanen / weder von den Obristen / noch deren vnderhabende Officirern oder Soldaten zu Roß vnd Fuß / durch gewalt oder sonsten auff einigerley weiß noch wege getriben vnd beschwert werden. Da auch dergleichen durch Officirer oder gemeine Soldaten beschehen / oder durch betrohung vnnd würckliche thätlichkeiten gesucht werden wolte: So ist ihnen Ständten vnd deren Vnderthanen hiemit erlaubt / wie nicht wenigers auch die straiffenden partheyen / so in: oder ausserhalb der Quartier vnd auff den strassen rauben / plündern / vnd andere Exorbitantien verüben / so gut sie können vnd mögen / in verhafft zu nemmen / vnd ein solches gehöriger orten zu berichten / damit wegen deren abstraff vnd aller vngelegenheiten verhütung die verfügung gethan werden mögen. Desgleichen wurde das Ausreiten mit Ober- u. Untergewehr aus den Quartieren oder das Einfallen in andere Quartiere mit Strafen an Leib u. Leben bedroht. Über Tillys Soldaten wird im Frühjahr 1626 in der Goldenen Aue berichtet: Seine Truppen „sind anfänglich gar fromm gewesen und haben sich bedeuten lassen, dann aber schlimmer und ärger geworden, haben endlich kein gut Wort mehr gegeben, sich selber Quartier genommen, alles aufgezehret, Kisten und Kasten aufgebrochen und aus Häusern, Kirchen, Böden, Kammern und Ställen alles geraubt und mitgenommen“. HILLER, Heringen, S. 127. Vgl. auch ZEITFUCHS, Stolberg, S. 271f., über die Truppen Bindtaufs 1626: „Doch war hiebey keine Ordre, was man denen Soldaten oder Officiern geben sollte / sondern ein jeder forderte alles mit der Schwere nach eignen Gefallen. Was für Müh / Unlust und Beschwerligkeit / ja auch Hunger / die Bürger wegen dieser Einquartirung ausgestanden / ist nicht genug zu beschreiben. Denn etliche wöchentlich zu 10. 15. ja auch zu 25. Thalern und wohl darüber geben müssen / daß es manchem Bürger die Zeit / da sie hier gelegen / 100. 200. 300. ja wohl 500. Gülden gekostet; wie es denn auch nach Abzug derselben der Stadtschreiber Schüßler aus der Roll zu Rathhause insgesamt überschlagen / da diese Einqvartirung weit über 30000. Gülden gestanden. Ja da sie nur einer Witbe 486. Gülden 9. Gr. 5. Pf. gekostet / so ist leicht daraus abzunehmen / was der gesamten Bürgerschafft auffgangen sey. Welche denn so wohl als das Rathhaus gäntzlich erschöpfet / daß mancher Bürger von Hauß und Hof gejaget worden / auch musten etliche wie die Hunde von den Soldaten sich schlagen und prügeln lassen. Und weil sonderlich auch Pest und eine grosse Theurung anfiel / daß ein Scheffel Rocken 2. Thaler / 1. Scheffel Gersten 2. Gülden oder 2. Thaler und der Hafer 16. Groschen galt / war bey manchem Bürger nichts mehr übrig / als das liebe Leben. Ja da fast gantz und gar nichts mehr zum besten / wurde E. E. Rath gezwungen / etliche Haupt-Verschreibungen ihres Einkommens zu versetzen / und zu Sangerhausen und anderswo etzliche 100. Gülden darauff zu borgen / dafür sie Wein / Rocken und Hafer kauffen musten / damit biß zum Aufbruch die Soldateska zu unterhalten / welcher / nachdem sie 22. Wochen hier gelegen / den 13. Julij erst erfolget. In solcher Zeit wurde nun nicht allein alles / was in der Stadt war / aufgezehret / sondern es kam auch noch dieses hinzu / daß / weil die Reuter mit den Pferden fast alle Grasung vor den Thoren abgehütet hatten / die Bürger das meiste Vieh abstehen musten / welches so wohlfeil ward / daß man eine Kuhe um 4. Güld. kauffen konnte / dadurch dann die Bürger vollends um das ihrige kom̃en sind“. Im März 1634 schrieb Reichskanzler Oxenstierna: „Der General könne nur dann ehrlich leben, wenn er sein angewiesenes bestimmtes Quartier habe, woraus er das Nötige beziehe. Die Generale seyen dazu meist homines von der Fortune, die ihren Staat anders nicht führen könnten, auch weder Land noch Leute hätten, und wenn sie es schon besässen, so sey ihnen nicht zuzumuthen, davon zu leben und dabei zu dienen, sie müssten dann selnst mit Desordre leben. Der General könne also den Obersten oder Soldaten, wenn er auch auf diese Weise lebe, nicht strafen: der Oberst müsse also entweder betteln o d e r d i e Q u a r t i e r e m i ß b r a u c h en. E s s e y e n L e u t e, d i e n i c h t a l l e i n amore patriae et libertatis d i e n t e n, s o n d e r n e t w a s z u g e w i n n e n. Der gemeine Reiter könne nicht leben von seiner Gage; gleichwohl habe kein Regiment nach des Königs Tod ‚meutenirt’. Die Noth zwinge sie zum Rauben; dieß missbrauchten also die leichtfertigen Vögel. Man müsse also den Soldaten bezahlen, dann werde das Andere selbst fallen. Wolle man alle Exorbitantien gleich mit Henken strafen, so sey es schwer, die Hände mit solchem Blut zu besudeln, da der Soldat nicht zu leben habe. Erfolge die Bezahlung – sagte Oxenstierna und er statuiere dann bei den Exorbitantien doch kein Exempel, so solle man von ihm sagen, er habe gelogen wie ein leichtfertiger Vogel !“. SODEN, Gustav Adolph 2. Bd., S. 91.
[26] Heinrich Wilhelm Graf Schlick [Schlück] v. Bassano [ – ], kaiserlicher Obrist.
[27] Ravensburg [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 644ff.
[28] Weingarten [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 867ff.
[29] (Bad) Waldsee (LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 49ff.
[30] Wolfegg [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 899f.
[31] Plünderung: I. Trotz der Gebote in den Kriegsartikeln auch neben der Erstürmung von Festungen und Städten, die nach dem Sturm für eine gewisse Zeit zur Plünderung freigegeben wurden, als das „legitime“ Recht eines Soldaten betrachtet. Vgl. die Rechtfertigung der Plünderungen bei dem ehemaligen hessischen Feldprediger, Professor für Ethik in Gießen und Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich, dass „man in einem rechtmässigen Krieg seinem Feind mit rauben vnd plündern Schaden vnd Abbruch / an allen seinen Haab vnd Güttern / liegenden vnd fahrenden / thun könne vnd solle / wie vnd welchere Mittel man jmmermehr nur vermöge. […] Was in Natürlichen / Göttlichen / vnd Weltlichen Rechten zugelassen ist / das kann nicht vnrecht / noch Sünde seyn. Nun ist aber das Rechtmessige Rauben / Beutten vnd Plündern in rechtmessigen Kriegen / in Natürlichen / Göttlichen vnnd Weltlichen Rechten zugelassen“. DIETERICH, D. Konrad Dieterich, S. 6, 19. Vgl. BRAUN, Marktredwitz, S. 37 (1634): „Welcher Teil ehe[r] kam, der plünderte. [Wir] wurden von beiden Teilen für Feind[e] und Rebellen gehalten. Ein Teil plünderte und schalt uns für Rebellen darumb, dass wir lutherisch, der andere Teil, plünderte darumb, dass wir kaiserisch waren. Da wollte nichts helfen – wir sind gut kaiserisch, noch viel weniger beim andern Teil; wir sind gut lutherisch – es war alles vergebens, sondern es ging also: ‚Gebt nur her, was ihr habt, ihr mögt zugehören und glauben wem und was ihr wollt’ “. Dazu kamen noch die vielen Beutezüge durch Marodeure, darunter auch von ihren eigenen Soldaten als solche bezeichnete Offiziere, die durch ihr grausames und ausbeuterisches Verhalten auffielen, die von ihrem Kriegsherrn geschützt wurden. Vgl. BOCKHORST, Westfälische Adlige, S. 16f.; KROENER, Kriegsgurgeln; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 32f. bzw. die Abbildungen bei LIEBE, Soldat, Abb. 77, 79, 85, 98; das Patent Ludwigs I. von Anhalt-Köthen: „Von Gottes gnaden“ (1635). Vgl. den Befehl Banérs vom 30.5.1639; THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 101f. Vielfach wurden die Plünderungen auch aus Not verübt, da die Versorgung der Soldaten bereits vor 1630 unter das Existenzminimum gesunken war. KROENER, Soldat oder Soldateska, S. 113; DINGES, Soldatenkörper. II. zum Teil aber auch bei Ausschreitungen der Bevölkerung, die sich an den Gütern der Flüchtlinge bereicherte, so z. B. 1629 in Havelberg: „Im Tempel war viel Gut in Kasten und Kisten, wovon die rechtmäßigen Besitzer das Wenigste wiederbekamen. Das meiste wurde den königlichen [Dänen], die während des Brandes darüber hergefallen waren, die Kirche zu plündern, und später den kaiserlichen Soldaten zuteil. Auch einigen Einwohnern und Benachtbarten, die keine Rechte daran hatten. Summa: Ihrer viele wurden arm; etliche mit unrechtem Gut reich“. VELTEN, Kirchliche Aufzeichnungen, S. 76-79, bzw. BRAUN, Marktredwitz, S. 84f., über die auch anderweitig übliche Plünderungsökonomie: „Hingegen ihre Herbergsleute, die sich vor diesem als Tagelöhner bei ihnen erhalten, die haben sich jetzt sehr wohl befunden; denn diese hatten keine Güter, daher gaben sie auch keine Kontribution. Und ein solcher Gesell hat allezeit so viel gestohlen, daß er sich [hat] erhalten können. Wie er ein paar Taler zusammengebracht, hat er gesehen, daß er von den Soldaten eine Kuh [hat] erkaufen können. Oder aber, er hat den Soldaten etwas verraten, do er dann von ihnen eine geschenkt und umsonst bekommen. Do [hat] er dann solche an einen anderen Ort getrieben und soviel daraus erlöst, daß er hernach 3 oder 4 von den Soldaten hat (er)kaufen können. Denn es ward so ein Handel daraus, daß man auch aller christlichen Liebe vergaß; vielweniger fragte man auch mehr nach Ehrbarkeit und Redlichkeit. Wie es dann auch soweit gekommen [ist], daß die Soldaten in einem Dorf das Vieh genommen und hinweg getrieben, und die Bauern als ihre Nach(t)barn in dem nächsten Dorf haben solches Vieh von den Soldaten erkauft und alsbald bei Nacht weiter getrieben und wieder verkauft. Und war schon fast ein allgemeines Gewerbe daraus. Ihrer viel[e] hatten sich auf diesen ehrbaren Handel gelegt, denn wenn ein Soldat eine Kuh gestohlen, wußte er schon seinen gewissen Kaufmann. Und wenn an manchem Ort eine Partei Soldaten mit einer geraubten Herd[e] Vieh ankam, da war bei etlichen gottlosen Menschen ein freudenreiches Zulaufen und Abkaufen, nit anders(t) als wenn zu Amsterdam in Holland eine indianische Flotte anlangte. Ein jeder wollte der nächste sein und die schönste Kuh er(kaufen); ungeachtet der armen Leute, denen das Vieh abgenommen worden, [die] allernächst auf der Seite mit jämmerlichen Gebärden standen und sich wegen der Soldaten nichts (ver)merken lassen durften“.
[32] Markdorf [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 511f.
[33] Obristwachtmeister: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 50 fl. entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.
[34] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[35] „gironisches“ Regiment: Nicht bekannt, bei WEECH, Sebastian Bürsters Lebensbeschreibung, S. 93 „Chirontisches“ Regiment. 1634 gibt es einen Obristleutnant Lopez de Giron des Regiments Lobkowitz. TOEGEL, Der schwedische Krieg, S. 451.
[36] Gottfried Freiherr v. Loyers [Loys, Loijer] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[37] N Lehner [ – ], kaiserlicher Obrist.
[38] Tettnang [Bodenseekr.].
[39] Wangen im Allgäu; HHSD VI, S. 854ff.
[40] SEMLER, Tagebücher, S. 245f.
[41] Kroaten: (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian v. Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“ http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „.
[42] Römhild [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 353ff.
[43] PLEISS; HAMM, Dreißigjähriger Krieg, S. 126.
[44] Feldmarschall: Stellvertreter des obersten Befehlshabers mit richterlichen Befugnissen und Zuständigkeit für Ordnung und Disziplin auf dem Marsch und im Lager. Dazu gehörte auch die Organisation der Seelsorge im Heer. Die nächsten Rangstufen waren Generalleutnant bzw. Generalissimus bei der kaiserlichen Armee. Der Feldmarschall war zudem oberster Quartier- und Proviantmeister. In der bayerischen Armee erhielt er 1.500 fl. pro Monat, in der kaiserlichen 2.000 fl., die umfangreichen Nebeneinkünfte nicht mitgerechnet, war er doch an allen Einkünften wie Ranzionsgeldern, den Abgaben seiner Offiziere bis hin zu seinem Anteil an den Einkünften der Stabsmarketender beteiligt.
[45] Melchior Reichsgraf Hatzfeldt v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. KREBS, Aus dem Leben.
[46] Gantia [Italien]. Ob Candia [Kreta] ?
[47] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 221.
[48] Kameralgut, Kammergut: bewegliches und unbewegliches Gut eines Landesherrn, das bzw. dessen Erträge (Abgaben und Erträgnisse aus Domänen) in erster Linie zur Bestreitung der Ausgaben für fürstliche Hofhaltungen, aber auch für besondere Staatsbedürfnisse dient (DRW).
[49] Orth an der Donau [Bez. Gänserndorf].
[50] HÖBELT, Ferdinand III., S. 150.
[51] Ottavio Fürst Piccolomini-Pieri d’Aragona, Herzog v. Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).
[52] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.
[53] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[54] Generalfeldwachtmeister: Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen und dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden und Regimenter im Felde und beim Marsch.
[55] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 132.
[56] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.
[57] Marktredwitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.
[58] Heinrich v. [der Ältere] Schleinitz [Schleunitz] [ -1654], kursächsischer, dann kaiserlicher Obrist.
[59] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics; EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[60] Pfaffenreuth, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[61] Manzenberg, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[62] Asch [Aš, Bez. Eger]; HHSBöhm, S. 9f.
[63] Meißen; HHSD VIII, S. 223ff.
[64] Neustadt a. Kulm [LK Eschenbach]; HHSD VII, S. 514f.
[65] BRAUN, Marktredwitz, S. 117. Braun datiert nach dem a. St.
[66] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[67] Wolfgang Hafner [Haffner] [ – ], kaiserlicher Oberkriegskommissar.
[68] Kriegskommissar: Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontribution). Als Quartierkommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung; vgl. s. v. „Fourier“.) Der „Musterkommissarius“ führte in landesherrlichem Auftrag die Musterungen durch und überwachte die Zusammensetzung des Heeres. Musterkommissare waren bei gemeinen Soldaten wie Offizieren gleichermaßen verhasst, da sie Manipulationen und Betrügereien auf den Musterplätzen zu unterbinden suchten: Söldner erschlichen sich vielfach Sold, indem sie sich unter verändertem Namen mehrfach mustern ließen, Offiziere führten zuweilen mehr Männer in den Soldlisten, als tatsächlich vorhanden waren, um die eigene Tasche mit den überschüssigen Löhnungen zu füllen (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 120ff.). Auch hatten sie die Abdankungen und die Zusammenlegung und Neuformierung kleiner Einheiten zu überwachen. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51; vgl. auch PFEILSTICKER, Lang. In einer Landtagsbeschwerde des Gerichtes Hörtenberg wird geklagt, daß bei Durchzügen „auch tails beglaitcommissari den unntertonnen mehr sched- als nutzlich sein, in deme sy mer dem soldaten beifallen, unnd in ansuechenden unerzeuglichen sachen recht geben, als den unnderthonnen obhabennden gebierennden schutz erweisen“. SCHENNAT, Tiroler Landesverteidigung, S. 63. Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25.
[69] Grafschaft Henneberg: Die Grafschaft Henneberg-Schleusingen wurde nach dem Tod des letzten Grafen auf Grund der Erbverbrüderung von 1554 (de facto seit 1583) von den beiden wettinischen Linien, den sächsischen Albertinern und den thüringischen Ernestinern, bis 1660 gemeinsam verwaltet. Die Grafschaft Henneberg gehörte 1631 zu den von den Truppendurchzügen und Einquartierungen am schlimmsten betroffenen Territorien. An das Aufbringen der Kontribution nach Erfurt war kaum zu denken, das Rentamt in Schleusingen verfügte über keine Mittel. Die Landstände wurden bewogen, innerhalb der nächsten zwei Monate 2.500 Rt. aufbringen zu wollen. Ein weiterer schwerer Schlag wurde nach dem Bericht des kursächsischen Oberaufsehers Marschalk der Grafschaft im Oktober 1634 durch den Einbruch der Truppen Piccolominis versetzt. Vgl. HEIM, Leiden; HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 255; KÖBLER, Lexikon, S. 247f. [mdsz]
[70] Winterquartier: Zugewiesenes Quartier, das in der Regel vom November bis zur Eröffnung der Sommerkampagne im Mai/Juni beansprucht wurde und in dem andere, höhere Verpflegungssätze galten. Natürlich versuchten die Magistrate und Stände, diesen Zeitraum zu verkürzen, indem man schon ab Februar das „Sommertraktament“ einzuführen versuchte, was wiederum zu Aufruhr bzw. einer Erhöhung der Beschaffungskriminalität unter den Soldaten führen musste. Vgl. die Versuche des Magistrats von Berlin im Januar 1641; FADEN, Berlin, S. 226
[71] General: Zumeist als Oberbegriff für alle Generalsränge verwendet, wenn eine genauere Zuordnung des Rangs dem Zeitzeugen nicht möglich war oder um in den schriftlichen Zeugnissen Papier zu sparen. Darunter fielen in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, „General(feld)wachtmeister“ („Generalmajor“ bei den Schweden). Etwa 20 % der bayerischen Generäle hatten sich „von der Pike auf“ hoch dienen müssen, während die Beförderung in der schwedischen Armee je nach Verdienst wesentlich schneller erfolgte. Sowohl in der kaiserlichen als auch in der kurbayerischen Armee spielten Herkunft, Gönner und verwandtschaftliche Beziehungen („Freundschaft“) eine entscheidende Rolle bei der Karriere. Bereits Anfang 1628 hatte Maximilian I. festgestellt: „An der fromen khaisers gueten intention ist zwar nit zu zweiflen; aber er ist seiner ministrorum bevorab denen, die daß kriegswesen dirigirn und füehren, so wenig mechtig alß dieselbige ihrer soldatesca; die experienz hat bißher gewisen, daß die generales des khaisers und die soldaten der generalen ordinanzen nur so weit in acht nemmen, alß es ihnen gelegen und gefellig. Daher alle ietzige confusiones.“ Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 218, fol. 63: Memorial für Richels Sendung nach Kurmainz, Januar/Februar 1628.
[72] Meiningen [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.
[73] Obermaßfeld, heute Ortsteil von Obermaßfeld-Grimmenthal [LK Schmalkalden-Meiningen] u. Untermaßfeld [LK Schmalkalden-Meiningen].
[74] Blockade (blocquade, plocquade): Absperrung, Einschließung, Besetzung, Belagerung. Blockade und Einschließung einer Festung zielten auf Aushungerung der Bevölkerung. Der Salemer Mönch Bürster berichtet über die Blockade Überlingens 1644; WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 196: „Den 19. Februarii hat der commendant [Courval; BW] wol uff zway oder anderthalb hundert personen außgelaßen, welche herr obriste Wolff widerum haißen zuerugg hineinzuetreiben oder niderzueschießen und nit paßieren laßen, uff welches ain solches geschray, jamer, heylen und wainen, insonders klainer kindern und schwangeren weiber, daß doch ainen harten stain und letstlichen auch ihn hat mießen bewegen; hat er solche laßen verwahren biß er befelch vom obristen Merzi [Franz v. Mercy; BW] bekomen, wie er sich mit ihnen solle verhalten, welche also lange zeit im veld in großer kelte, regen und wind, tag und nacht uffgehalten, und letstlich befelch komen, solche alle widerumb zuemahlen zuerugg hineinzuejagen oder aber niderzueschießen. Allain welche gelt gehabt, weil nun deß beschaids von Merzi erwartet, haben sich interim ihre ettliche redimirt oder außkauft, da0 man sie hat laßen laufen, entreunen und darvon komen, welche außgeben, daß man kain kazen noch hund nit mehr darinnen thue sehen und ain solches schwarzes brod thue backen, daß manß nit oder kümmerlich kendte glauben und allberait an schmalz schon großen mangel. Und sollen die gemaine soldaten, deren über 600 nit, deren maßen also elend und der mehrer thail so kraftloß herumber gehen, daß sie die muggen oder fliegen schier möchten umbstoßen. Lassen auch schon kuglen biß in die schanzen, unangesehen sie so weit vorhußen, heraußlaufen, wie sie dann voriger tagen in ainem schuz ihr drey getroffen, 2 gebliben, der drüdte ob er möchte curiert werden, ist ungewiß“.
Dagegen wurden Ausfälle aus der Festung unternommen, um Nahrung zu beschaffen, den Belagerungsring zu sprengen, die Belagerer aus den Gräben zu werfen und diese zuzuschütten. Doch es gelangten immer wieder Güter hinein, weil der Ring wie z. B. um Eger 1647 nicht lückenlos geschlossen werden konnte. Holzappel erließ daher einen Aufruf an die Nachbarorte, mit dem er jedem für das Einschleusen von Lebensmitteln die übliche drakonische Strafe des Abschneidens von Nasen und Ohren androhte. Dass der Befehl auch vollstreckt wurde, zeigen die Erinnerungen Leopolds aus Marktredwitz: „In dieser Woche(n) sind 3 Männer, die etwas auf dem Rücken nach Eger tragen wollten, von den bayer. Reitern gefangen genommen worden. Dem einen davon ist der Bart samt der Haut, dem anderen die Nase(n) und dem dritten sind die Ohren abgeschnitten worden. Dann hat man sie wieder laufen lassen“. BRAUN, Marktredwitz, S. 318. Ein ähnliches Mandat hatte Ferdinand III. auch Nürnberg zugehen lassen, das ebenfalls Transporte nach Eger hatte abgehen lassen. Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsakten 168, fol. 271: Kaiserliches Mandat an Nürnberg, Pilsen, 1647 VIII 26.
[75] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff. Vgl. STIEVERMANN, Erfurt, S.35ff.
[76] MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 522f.
[77] Vgl. auch MACZKIEWITZ, Der niederländische Aufstand.
[78] Koblenz; HHSD V, S. 178ff.
[79] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise führten die Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. auch http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.
[80] General(feld)wachtmeister: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, auch den „General(feld)wachtmeister“, den untersten Generalsrang im ligistischen Heer („Generalmajor“ bei den Schweden). In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten und verwandtschaftlichen und sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig. Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen und dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden und Regimenter im Felde und beim Marsch.
[81] Laufplatz: ein von den Städten und Territorien gefürchteter Platz zur Musterung und Einstellung von Landsknechten oder Söldnern im 16. und 17. Jahrhundert, dessen Einrichtung man nach Möglichkeit zu verhindern suchte. Der militärische Unternehmer richtete einen Platz, meist in der Nähe einer Stadt, in deren Wirtshäusern oder in Landstrichen ein, die wegen ihrer wirtschaftlichen Krisensituation als besonders geeignet galten, ein, an dem sich die von Werbern mit einem Handgeld geworbenen Söldner oder Rekruten einfanden. Wenn sie gemustert und für tauglich befunden wurden, wurden sie durch den Musterschreiber in Musterrollen eingeschrieben und an ihren Bestimmungsort verbracht. Die Heeresunternehmer hatten ein Werbepatent, das sie zur Stellung einer festgelegten Anzahl von Soldaten verpflichtete. Konnte die Anzahl nicht erreicht werden, mussten die Werbegelder vom Kriegsunternehmer aus eigener Tasche zurückgezahlt werden. Im Laufe des Krieges wurden so viele Neuanwerbungen notwendig, dass die Werbung trotz steigender Werbegelder immer schwieriger wurde, so dass sich erzwungene Werbungen häuften. BURSCHEL, Söldner, S. 126f.). LANGER, Hortus, S. 92f. Vgl. Die selbstkritischen Äußerungen des schottischen Söldners Sir James Turner [1615-1686; vgl. MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 63], Memoirs, S. 14: „I had swallowed without chewing, in Germanie, a very dangerous maximie, which militarie men there too much follow; which was, that so we serve our master honnestlie, it is no matter what master we serve; so, without examination of the justice of the quarrel, or regard of my dutie to either prince or countrey, I resolved to goe with that ship I first rencounterd”.
[82] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“.
Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160.
[83] Aventurier: Abenteurer, Schlachtenbummler, die zeitweise auf eigene Kosten im Heer dienten, auch Freibeuter (Kriegsunternehmer). Vgl. ERNSTBERGER, Abenteurer. Von den Städten wurde dagegen verlangt, dass sie diesen oft adeligen Schlachtenbummlern Quartier und Unterhalt gaben. In der „Begründten Summarische Relation“ (Quelle 6) über die Schlacht bei Alerheim (1645) heißt es „Insonderheit ist vnder den Französischen Auenturirn, wie man nachricht hat / eine nit geringe anzahl / vnd darunder vil vornemme Leut / Todt gebliben“.
[84] Innocentio Conti [„Kondi“], marchese de Guadagnola, duca di Pola [ -1661], kaiserlicher Obrist.
[85] Torquato Conti, duca di Guadagnolo [1591-1636], luogotenente generale.
[86] N Vilconti [ – ], kaiserlicher Offizier: bisher nicht identifiziert.
[87] Benerola Graf Milanesser [ – ], kaiserlicher Offizier: bisher nicht identifiziert.
[88] Anton Maria Melzi [ -1640 bei Friedewald], kaiserlicher Obrist.
[89] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.
[90] Friedewald [LK Hersfeld-Rotenburg]; HHSD IV, S. 149.
[91] Mellrichstadt [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 438f.
[92] Begräbnisse in Kirchen: „Die einfachste und folglich am häufigsten vertretene Grabform war ein Erdgrab im Kirchenboden. Gewöhnlich wurden die Bodenplatten dafür aufgenommen, die Grube im gewachsenen Boden ausgehoben und danach legte man die Platten nach Verfüllung wieder an ihren Platz. Die Kirchenbänke wie wir sie kennen, gab es damals nicht, so dass kein Hindernis durch eine eventuell vorhandene feste Bestuhlung entstehen konnte. Eine Kennzeichnung des Grabes erfolgte in der Regel nicht. Dieses Verfahren brachte einige Unannehmlichkeiten mit sich, welche zwar früh erkannt wurden, doch bis man davon abkam, vergingen mehrere Jahrhunderte. Ob man die Verstorbenen mit oder ohne Sarg beisetzte, durch die Verwesung der Leichname, bzw. den allmählichen Zerfall der Särge senkte sich der Boden. Die Platten wurden uneben und dauernd musste daran ausgebessert werden. Aufzeichnungen über die genaue Lage der Gräber gab es weder in den Kirchenbüchern, noch wussten die Hinterbliebenen exakt um die Grabstellen. Man hinterließ ungefähre Angaben wie: “Nahe bei der Kanzel” – “Neben dem Grab des XY” oder wies auf einen Seitenaltar oder auf ein Bildwerk hin. Solche Angaben finden sich in Testamenten, wo z. B. die ungefähre Lage des Grabes eines Elternteiles beschrieben wurde – zusammen mit dem Wunsch, ebenfalls dort bestattet zu werden. Diese Grabstätten kosteten natürlich auch in der einfachsten Form Geld und brachten der Kirchengemeinde einen nicht zu verachtenden Teil ihres Einkommens. Jedoch war die Wiederbelegung nicht wie heutzutage reglementiert, und um Mindestruhezeiten scherte sich niemand. Die Anlage eines neuen Grabes war dem Ermessen und der Ortskenntnis des jeweiligen Totengräbers überlassen. Auf dem umliegenden – meist durch Bebauung nicht erweiterbaren Friedhof war die Situation ebenso – dort konnte man bei Überbelegung allerdings Erde in ausreichender Höhe aufbringen und somit eine neue Fläche schaffen. (Dies geschah im Laufe der Zeit häufig mehrmals – mit dem Ergebnis, dass der Friedhof später höher lag als der Boden der Kirche. Ein gutes Beispiel ist die Marienkirche in Uelzen, welche man heute betritt, indem man mehrere Stufen hinunter geht.) Innerhalb der Kirche war diese Art Lösung nicht durchführbar und so wurde einfach weiter begraben. Oft kamen dabei Gebeine zu Tage oder gar Leichen, die noch nicht verwest waren. Dergleichen warf der Totengräber einfach in eine dunkle Ecke und da blieben sie liegen; der Anblick und der Gestank wurden hingenommen. Beinhäuser zur Aufnahme exhumierter Gebeine gab es lange nicht überall. Für geistliche oder sonstige Personen von Ansehen legte man auch Schachtgräber an, welche zumindest mit Steinsetzungen ausgekleidet oder ausgemauert waren. Diese wurden dann mit einer Grabplatte an Stelle eines Grabsteines verschlossen. Der mehr oder minder durch aufgeschüttete Erde gewährleistete Luftabschluss fehlte hier. Folglich machten sich die bei der Zersetzung des Leichnams entstehenden Verwesungsgase auf verschiedene Art bemerkbar. Unerträglicher Geruch, Geräusche, die von dem aufgeblähten Körper vernehmlich wurden, vermehrte Anwesenheit von Ungeziefer aller Art machten den Kirchenbesuch für jedermann zu einer stark beeinträchtigten “Erbauung”. Es kam mehrfach vor, dass Gottesdienstbesucher fluchtartig die Kirche verlassen mussten. Aus Frankreich wird ein Fall berichtet, bei dem mehrere Kinder während des Kommunionunterrichtes bewusstlos wurden und einige Männer es nur mit mehreren Anläufen schafften, sie dort heraus zu holen. Wie auch immer – unsere Vorfahren waren in Bezug auf unangenehme Gerüche offenbar weniger empfindlich als wir – oder die vermeintliche Versicherung des Seelenheils durch ein Begräbnis im Kirchenraum wurde höher bewertet als das Ertragen der geschilderten Unannehmlichkeiten. Es dauerte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, bis man im inzwischen herangereiften Bewusstsein für Hygiene und zumindest ungefährer Kenntnis der Gefahren für die allgemeine Gesundheit diese Zustände abschaffte“. [http://www.rowane.de/html/kirchenbestattung.htm]. „Am 10. November [1632; BW] notierte der Ratsschreiber [in Naumburg; BW]: ‚Zu Magdeburg sind auch Leute in der Kirche begraben worden, welches man nachher abgeschafft, weil die Dünste von dem Fäulen durch die Erde dringen und die Luft infizieren’. Noch einmal gab der Rat damals die Erlaubnis, dass ein Offizier in St. Wenzel beigesetzt würde, ‚jedoch kann keinem solches mehr bewilligt werden’“. BORKOWSKY, Schweden, S. 55. Es galt als entehrend auch für die Angehörigen, wenn ein Begräbnis mit Sang und Klang auf dem Friedhof verweigert wurde. Der protestantische Osnabrücker Schuhmacher Bellinckhausen berichtet (1633); BELLINCKHAUSEN, TEGEDER, KREIENBRINK, S. 237: „Denn 14. Junii ist Juncker Caspar Stahls tochter auf S[anct] Johans kirchof begraben, so im kinder bette gestorben, von Juncker Dumstorf, den cornet, beschlafen. Der Bischof [Franz Wilhelm von Wartenberg; BW] hat gesagt, man solt sie auf die schingruben [Schindergrube, BW] begrabe[n]“.
[93] Ottavio del Busallo [ – ], kaiserlicher Obristwachtmeister.
[94] Caesar d’Oddi [ – ], kaiserlicher Offizier.
[95] Spoleto [Prov. Perugia, Italien].
[96] Ilmenau [Ilm-Kreis]; HHSD IX, S. 211ff.
[97] Plünderung: Trotz der Gebote in den Kriegsartikeln auch neben der Erstürmung von Festungen und Städten, die nach dem Sturm für eine gewisse Zeit zur Plünderung freigegeben wurden, als das „legitime“ Recht eines Soldaten betrachtet. Die schwedische Garnison in Augsburg hatte die lutherischen Bürger aufgefordert, „Gott mit uns“ auf die Türen zu schreiben, um sich vor Plünderungen zu schützen; ROECK, Als wollt die Welt schier brechen, S. 248. Vgl. die Rechtfertigung der Plünderungen bei dem ehemaligen hessischen Feldprediger, Professor für Ethik in Gießen und Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich, dass „man in einem rechtmässigen Krieg seinem Feind mit rauben vnd plündern Schaden vnd Abbruch / an allen seinen Haab vnd Güttern / liegenden vnd fahrenden / thun könne vnd solle / wie vnd welchere Mittel man jmmermehr nur vermöge. […] Was in Natürlichen / Göttlichen / vnd Weltlichen Rechten zugelassen ist / das kan nicht vnrecht / noch Sünde seyn. Nun ist aber das Rechtmessige Rauben / Beutten vnd Plündern in rechtmessigen Kriegen / in Natürlichen / Göttlichen vnnd Weltlichen Rechten zugelassen“. DIETERICH, D. Konrad Dieterich, S. 6, 19. Vgl. BRAUN, Marktredwitz, S. 37 (1634): „Welcher Teil ehe[r] kam, der plünderte. [Wir] wurden von beiden Teilen für Feind[e] und Rebellen gehalten. Ein Teil plünderte und schalt uns für Rebellen darumb, daß wir lutherisch, der andere Teil, plünderte darumb, daß wir kaiserisch waren. Da wollte nichts helfen – wir sind gut kaiserisch, noch viel weniger beim andern Teil; wir sind gut lutherisch – es war alles vergebens, sondern es ging also: ‚Gebt nur her, was ihr habt, ihr mögt zugehören und glauben wem und was ihr wollt‘ „. Dazu kamen noch die vielen Beutezüge durch Marodeure, darunter auch von ihren eigenen Soldaten als solche bezeichnete Offiziere, die durch ihr grausames und ausbeuterisches Verhalten auffielen, die aber von ihrem Kriegsherrn geschützt wurden. Vgl. BOCKHORST, Westfälische Adlige, S. 16f.; KROENER, Kriegsgurgeln; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 32f. bzw. die Abbildungen bei LIEBE, Soldat, Abb. 77, 79, 85, 98; das Patent Ludwigs I. von Anhalt-Köthen: Von Gottes gnaden (1635). Vgl. den Befehl Banérs vom 30.5.1639; THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 101f. Allerdings waren selbst schwedische Feldprediger unter den Plünderern zu finden; MITTAG, Chronik, S. 373. Der in altstädtischen Diensten stehende Magdeburger Daniel Friese und sein Sohn Friedrich über ihre vergeblichen Täuschungsmanöver; NEUBAUER, Magdeburgs Zerstörung 1631, S. 29-31: „Als nun die zwei Musketiere weg waren, nahm der Vater selig eine Axt und schlug den Ofen, Tür und Fenster selbst ein, riss auch das Stroh aus den Betten und streute es im Haus herum, warf auch die alten Inletts und Betten des Gesindes ins Haus, ebenso die Töpfe aus der Küche und ließ das Haus angelweit offen. Es sah aus, als denn die Furien hätten darin getobt, und war eine ziemliche Hilfe, so dass anfangs keiner ins Haus kam, da man allzeit annahm, das Nest wäre schon zerstört. Ferner ließ der Vater selig einen guten Schinken, Knackwürste, geräuchertes Fleisch und was wir an Essen hatten, auf einen Tisch in der Ecke des Hauses, doch so, dass man ihn zur Haustür herein nicht sehen konnte, setzen nebst ein paar Schleifkannen Bier, denn er dachte, wenn ja die Soldaten ins Haus kommen, so würden sie doch, wenn sie das Frühstück sähen, sich daran ein wenig aufhalten und wir uns besser verbergen könnten. Nichts desto weniger kamen Soldaten zu uns hinein, denn sie hatten im Vorüberlaufen die Mutter gesehen. Sie erwischten uns also alle in der Stube, fielen Vater und Mutter an und begehrten Geld“. […] Der Vater sorgte sich, „die Nachbarn möchten aus großer Angst die Soldaten zu uns herüberweisen. Denn sie schrien und tobten in dem Hause wie die bösen Geister und riefen ohne Aufhören nach Beute und Geld. Das hörten wir armen Leute in unserer Kohlenkammer und saßen still wie die Mäuse. Der Vater aber ging nach einer Weile wieder in das Haus und wollte sehen, wie es etwa bewendet wäre. Bald sahen ihn die Soldaten, schrien und liefen auf ihn zu. Die Mutter hörte das Geschrei und lief auch hervor und wir Kinder alle hinterdrein. Der Soldaten waren ungefähr sieben, alle mit brennenden Lunten, und redeten in fremder Sprache, so dass kein Mensch wusste, was sie sagten, nur dass sie stets in die Hände wiesen, wie man Geld zahlt. Da half nun kein Entschuldigen, der Vater mochte sagen, was er wollte, dass nämlich die Soldaten alles genommen hätten. Sie verstanden es nicht, sondern schossen zweimal im Hause nach ihm, Gott aber verhütete es, dass sie dem Vater Schaden taten, sondern in die Wand hinein […] Endlich redete der Vater auf lateinisch mit dem Offizier, dass ihm die Soldaten alles genommen und er also ihnen nichts geben könnte als Kleider, Leinwand, Zinn und dergleichen. Da wurden die wahnsinnigen Furien etwas beruhigt, der Offizier aber begehrte Geld, wo das wäre; dann wollte er die Soldaten alsbald wegführen“. Vielfach wurden die Plünderungen auch aus nackter Existenznot verübt, da die Versorgung der Soldaten schon vor 1630 unter das Existenzminimum gesunken war. KROENER, Soldat oder Soldateska, S. 113; DINGES, Soldatenkörper. Bei der Plünderung Magdeburgs hatten die Söldner 10 % des Nominalwertes auf Schmuck u. Silbergeschirr erhalten; KOHL, Die Belagerung, Eroberung und Zerstörung, S. 82. Profitiert hatten nur die Regimentskommandeure bzw. die Stabsmarketender. WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 222: „Wie demoralisierend der Krieg auch auf die Landeskinder wirkte, ergibt sich aus einem fürstlichen Erlaß mit Datum Dessau, 6. März 1637, in dem es heißt: ‚Nachdem die Erfahrung ergeben hat, daß viele eigennützige Leute den Soldaten Pferde, Vieh, Kupfer und anderes Hausgerät für ein Spottgeld abkaufen, dadurch die Soldaten ohne Not ins Land ziehen und zur Verübung weiterer Plünderungen und Brandstiftungen auf den Dörfern, zum mindesten aber zur Schädigung der Felder Anlaß geben; sie auch oft zu ihrem eigenen Schaden die erkauften Sachen wieder hergeben müssen und dadurch das ganze Land dem Verderben ausgesetzt wird, befehlen wir (die Fürsten) hierdurch allen unseren Beamten und obrigkeitlichen Stellen, daß sie allen Einwohnern und Untertanen alles Ernstes auferlegen, Pferde, Vieh und sonstige Dinge von den Soldaten nicht zu kaufen“ ’. Der Hofer Chronist Rüthner weiß zu berichten, dass Borri fünf seiner Soldaten eigenhändig erstochen habe, die beim Plündern gefasst wurden; KLUGE, Hofer Chronik, S. 192: „Den 8. juni ist Zwickau mit accord übergegangen und aufgegeben worden, jedoch in auszug der schwedischen darinnen gelegene soldaten der accord nicht allerdings gehalten und fast meistentheils spoliret worden, unangesehen der kayßerliche general Borey 5 seiner eigenen leute über den raub erstochen“.
[98] Generalstab: die Summe aller ranghohen Offiziere, die der obersten militärischen Führung zuarbeiten. Der Generalstab umfasste das Quartieramt, die Kriegskanzlei, die Generaladjutantur, das Kriegskommissariat, das Kriegszahlamt, die Generalauditoren, den Generalprofos, die Feldapotheke, das Feldpostamt und die Generalwagenmeister. 1640 sollen der General- und Hofstab Piccolominis 1.200 Personen umfasst haben; SCHMIDT, Der protestantische Aischgrund, S. 38.
[99] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden so genannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.
[100] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.
[101] Wilhelm Otto Graf v. Nassau-[Katzenelnbogen]Siegen [1607-24.8.1641] Obrist in staatischen, dann in weimarischen Diensten.
[102] Ernst Graf v. Sayn-Wittgenstein-Homburg [8.4.1599 Berleburg-20.3.1649 Homburg], schwedisch-französischer Obrist.
[103] Bernhard Herzog v. Sachsen-Weimar [16.8.1604 Weimar-18.7.1639 Neuenburg am Rhein], schwedischer, dann französischer General. Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst; RÖSE, Herzog Bernhard der Große.
[104] Wetterau; HHSD IV, S. 457ff.
[105] Römhild [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 353ff.
[106] Haßfurt [LK Haßberge]; HHSD VII, S. 273f.
[107] Beute: Beute war im allgemeinen Verständnis das Recht des Soldaten auf Entschädigung für die ständige Lebensgefahr, in der er sich befand und das Hauptmotiv für den Eintritt in die Armee. BURSCHEL, Söldner, S. 206ff. Für den lutherischen Theologen Scherertz galten allerdings nur der Bestand der Christenheit, die Reinheit des Glaubens und der Erhalt der Gerechtigkeit aus hinreichender Grund; BITZEL, Sigmund Scherertz, S. 153. Dabei war Beute ein sehr weit gefasster Begriff, von Beutekunst wie sakralen Gegenständen, Altarbildern, Bildern, Büchern (wie etwa in der Mainzer Universitätsbibliothek; FABIAN u. a., Handbuch Bd. 6, S. 172), bis hin zu den Wertgegenständen der Bürger. STEGMANN, Grafschaft Lippe, S. 63: Interessant ist auch die Auflistung der von staatischen Truppen bei einem Überfall erbeuteten Wertsachen des ligistischen Generalproviantmeisters Münch von Steinach, darunter augenscheinlich auch Beutegut: „Ein gantz gülden Khetten mit zweyen Strengen. Daran ist gewesen ein gantz güldens Agnus Dei. Aber ein kleins auch güldens Agnus Dei Gefeß. Wieder eins von Silber und vergolt. Ein schönes Malekhidt-Hertz mit Goldt eingefast. Ein Goldtstückh mit einem Crucifix. Aber ein Goldstückh mit einem Kreutz. Aber ein Hertz von Jaspis vom Goldt eingefast, so für den bösen Jammer gebraucht wirdt. Ein großer Petschafftring von Goldt. Ein von Silber und vergolts Palsambüchsel. Ein Paternoster an silbern Tradt gefast. Ein Pethbuch. Dan an Geldt, so Herr General-Proviantmeister bey sich gehabt, 7 Thlr. 18 Gr. Von der Handt ein gülden verfachen Denckhring. Aber ein Petschafftring von Goldt, daß Wappen in Jaspisstein geschnidten. Ein gestickt Paar Handtschuch. Ein Paar von silberfarb Daffent Hosenbänder mit lang seiden Spitzen“. In Askola, einer Gemeinde in Südfinnland, nördlich der Hafenstadt Porvoo, befindet sich noch heute in der Holzkirche eine reich verzierte barocke Kanzel, die von finnischen Söldnern als Kriegsbeute mitgebracht wurde. Die Beutezüge wurden zum Teil mit Wissen der Offiziere unternommen, denen dafür ein Teil der Beute überlassen werden musste. Besonders wertvolle Stücke nahmen die Kommandierenden (oder auch die Marketender) den oft verschuldeten Soldaten gegen einen Bruchteil des Wertes ab. Auch Offiziersfrauen handelten mit Beute oder trieben damit Tauschhandel. Vgl. die Schadensliste vom März 1634 bei BARNEKAMP, Sie hausen uebell, S. 58ff.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 32ff.; REDLICH, De Praeda; ZIEGLER, Beute; KAISER, „ … aber ich muß erst Beute machen“. Der Superintendent Braun (1589-1651), zit. bei ROTH, Oberfranken, S. 303f.: „Die Ursache dieses Übels wird jeder leicht verstehen, wenn er die völlig aufgelöste Disziplin der Armee näher bedenkt. Die Fürsten selber und die Heerführer bringen ihr Militär ohne Geld zusammen; das muß von schnödem Raub sich selbst erhalten. Sie öffnen ihnen damit die Tür zu aller Nichtswürdigkeit und Grausamkeit, und müssen zu allen abscheulichen Freveln die Augen zudrücken. Pünktlich bezahlte Löhnung erhält den Soldaten, auch den sehr unguten, durch die Furcht vor dem Kriegsrecht bei seiner Pflicht und hindert ihn an Übergriffen. Enthält man ihm hingegen die Löhnung vor, so verwildert er und ist zu jeder Schandtat bereit. Dazu kommt die schon erwähnte Lässigkeit der Führer beim Anwerben der Soldaten. Denen liegt ja an der reinen Lehre und an der Gottesfurcht gar nichts; sondern die blinde Beutegier treibt sie zum Kriegsdienst; dadurch geht alles zu grunde. Wird eine Stadt oder eine Festung eingenommen, so schenkt der Sieger den Mannschaften der Besatzung, wenn sie auch noch so sehr dem päpstlichen Aberglauben ergeben sind, ihr Leben und reiht die Feinde in seine Truppen ein, nicht ohne gewaltigen Schaden der evangelischen Verbündeten. Denn um ihre Niederlage gründlich zu rächen, speien diese Scheusäler unter dem Deckmantel der militärischen Freiheit alles Gift ihrer Seele aus gegen die Bekenner des evangelischen Glaubens und wüten auf alle Weise in unsäglicher Grausamkeit, Raub und Wegelagerei, zünden die Dörfer an, plündern die Häuser, zwingen die Bewohner mit Schlägen, zu tun, was sie verlangen und stehen in keiner Weise auch hinter den grimmigsten Feinden zurück. Wie viel unserer Sache durch den Zuwachs dieser ehrlosen Räuber gedient ist, sieht jedermann leicht ein“.
Bei der Plünderung Magdeburgs hatten die Söldner 10 % des Nominalwertes auf Schmuck und Silbergeschirr erhalten; KOHL, Die Belagerung, Eroberung und Zerstörung, S. 82. Profitiert hatten nur die Regimentskommandeure bzw. die Stabsmarketender. WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 222: „Wie demoralisierend der Krieg auch auf die Landeskinder wirkte, ergibt sich aus einem fürstlichen Erlaß mit Datum Dessau, 6. März 1637, in dem es heißt: ‚Nachdem die Erfahrung ergeben hat, daß viele eigennützige Leute den Soldaten Pferde, Vieh, Kupfer und anderes Hausgerät für ein Spottgeld abkaufen, dadurch die Soldaten ohne Not ins Land ziehen und zur Verübung weiterer Plünderungen und Brandstiftungen auf den Dörfern, zum mindesten aber zur Schädigung der Felder Anlaß geben; sie auch oft zu ihrem eigenen Schaden die erkauften Sachen wieder hergeben müssen und dadurch das ganze Land dem Verderben ausgesetzt wird, befehlen wir (die Fürsten) hierdurch allen unseren Beamten und obrigkeitlichen Stellen, daß sie allen Einwohnern und Untertanen alles Ernstes auferlegen, Pferde, Vieh und sonstige Dinge von den Soldaten nicht zu kaufen“ ’. Gehandelt wurde mit allem, was nur einigermaßen verkäuflich war. Erbeutete Waffen wurden zu Spottpreisen an Städte und Privatleute verkauft; SEMLER, Tagebücher, S. 27f. Der Überlinger Pflummern berichtet in seinem Tagebuch unter dem 4.5.1635; SEMLER, Tagebücher, S. 199: „Vmb dise zeitt daß rauben, stehlen vnd plündern auff dem landt, sonderlich vmb die statt Veberlingen daß tägliche handwerckh geweßt, dan nirgendts ein remedium, kein zucht noch kriegsdisciplin, vnd hatt obrist von Ossa zu Lindaw selbst denen, so vmb abstellung diser straßenraubereyen bei ihme angehalten (der jedoch auf dieses landts defension vom kayßer patenten empfangen) sollche abzustellen nicht möglich, dan wie er discurrirt, müeße der kayßer knecht haben, die knecht müeßen geessen haben, müeßen auch wol gemundirt seyn, vnd müeßen noch darzu fir andere ihr notturfft ein stuckh gellt im peüttel haben, ergo sollen vnd mögen sie stehlen, rauben vnd plündern, waß vnd wa sie finden“. Teilweise waren sogar Pfarrer mit auf Beute ausgezogen.
[108] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“.
Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160.
[109] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte, bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[110] N Alexander [ – ], kaiserlicher Rittmeister.
[111] N Valentin [ – ], kaiserlicher Rittmeister.
[112] Römhild [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 353ff.
[113] N Monetta [ – ]. kaiserlicher Rittmeister.
[114] Francisco Veginko [ – ], kaiserlicher Rittmeister.
[115] GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphie Meiningensis, S. 261f.
[116] Kreistag: Seit 1529 bildeten sich die Kreistage zu Beschluss- und Beratungsgremien ihrer Mitglieder heran. Unabhängig von seiner reichsständischen Zugehörigkeit besaß jedes Mitglied eine Stimme im Kreistag, der unregelmäßig zusammentrat. Zu diesem Zweck wurde als wichtigstes Amt das des Kreisausschreibenden geschaffen. Das Amt, das schon bald teilweise erblich wurde, wurde in einigen Kreisen von einem, in den meisten jedoch von zweien, dem weltlichen und dem geistlichen kreisausschreibenden Fürsten bekleidet. Dabei handelte es sich in der Regel um die ranghöchsten Fürsten des Kreises. Im Schwäbischen Reichskreis waren dies beispielsweise der Bischof von Konstanz und der Herzog von Württemberg, im kurrheinischen Kreis dagegen allein der Kurfürst von Mainz. Die Kreisausschreibenden beriefen ursprünglich die Kreistage ein und führten die Korrespondenz mit den anderen Kreisen. Im Laufe der Zeit entstand daraus gewissermaßen eine geschäftsführende Rolle, so dass sie beispielsweise auch die Reichsgesetze zur Publikation innerhalb des Kreises versandten. Der Kreistag wählte den Kreishauptmann (auch Kreisoberst oder –obrist) und seine Nachgeordneten bzw. Stellvertreter, dessen Aufgabe ursprünglich die Führung der Kreistruppen war, die ihm von den Kreisständen unterstellt wurden. In einigen Kreisen stand später an der Spitze der Truppen ein Kreisgeneral, der Kreisobrist war dann, wenn das Amt überhaupt beibehalten wurde, nur für die Wahrung des Friedens nach innen zuständig. Weiterhin wurden durch die Kreisstände die Zugeordneten (Räte) und das Personal für Kanzlei, Kasse und Archiv bestimmt. Wichtige Aufgaben waren: Erhaltung gemeinen Friedens und Ruhe gegen Aufrührer, zusammenrottende Kriegsleute und ausländische Werbungen. Zu der „innerlichen Defension“ kam recht bald die Landesverteidigung des Reiches; dieVollstreckung der „Gerechtigkeit wider die in die Acht Erklärte“; die Ermäßigung der Matrikularanlagen; die Aufsicht über das Münzwesen; die Beobachtung der Zölle und die Wahl der Beisitzer des Reichskammergerichts.
[117] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[118] Dr. jur. utr. Johann Höfel [7.5.1600 getauft-8.12.1683] Vgl. http://www.sw.om-mohr.de/ratsh/hoefeldrj.htm.
[119] Vgl. HENGERER, Kaiser Ferdinand III.; HÖBELT, Ferdinand III.
[120] MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 523f.
[121] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum; SCHOCK; ROßBACH; BAUM, Das Theatrum Europaeum.
[122] Hans Christoffer Graf v. Königsmarck [12.12.1600 Kötzlin-20.2.1663 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.
[123] Generalmajor: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant.
[124] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 243.
[125] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[126] Goldene Mark [Kr. Duderstadt]; HHSD II, S. 172f.
[127] Duderstadt [LK Göttingen]; HHSD II, S. 123f.
[128] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscherer, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte, die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.
[129] Streifpartei: I. Streifkorps; Reiterabteilung, die entweder zur Aufklärung oder zu überraschenden Handstreichen vom zuständigen Kommandeur ausgesandt wurde oder eine auf eigene Rechnung oder mit Wissen des an der Beute beteiligten Kommandeurs herumstreifende Abteilung, um Beute zu machen, Nahrung zu beschaffen oder die Bevölkerung zu terrorisieren. Am 9.5.1643 schrieb Ferdinand III. an Gallas: „auch die Streifparteien gehören bestrafft […], da sy die unterthanen unerhörter barbarischer weiß tractirn, denenselben wan sy nit gleich alles nach ihrem willen thuen, löcher durch die nasen bohren, strick dardurch ziehen und sie die [wie ?] unvernünfftigen thiere mit herumben ziehen, theils gar pulver in die nasenlöcher, auch mundt und ohren stecken und dasselbe anzünden, oder aber haisses bley hinein gießen, auch wohl ihre händt und fueß abhacken, ganze dörffer außplendern, und viel pferdt und viech mit weckh treiben“. REBITSCH, Gallas, S. 218f. II. Kriegspartei: reguläre Truppenabteilung. Vgl. KROENER, Kriegsgurgeln. III. Banden aus Deserteuren, Straftätern, vertriebenen Bauern, die z. T. in Stärke von 400 Mann bevorzugt Dörfer überfielen. LEHMANN, Kriegschronik, S. 105, zu einer Strafaktion: „Zue Crandorf hielte Sich auf Johans Lorentz, ein versuchter Churfürstlicher reuter, aber arger Mauser, der uff den Schwedenschlag an der Böhmischen gräntze großen schaden gethan. Den nahm Künemann, ein keyßerlicher Leutenandt und werber von den Platten mit 6 musquetiren des Nachts auß den bette, führeten ihn biß an Breittenbrunner Wiltzaun, schoßen in todt, zogen ihn auß und ließen ihn liegen, der den 25. April in einen Winckel auf den Gottesacker wurd begraben“. Vgl. auch das Edikt der Grafschaft Limburg (1627): „waß maßen vnd vielfeltiger Dagten Vorkommen [ist], dass sich in Vnser[er] Graffschafft Lymburg fast täglichen Partheyen vnd Soldaten vnd auch noch woll herrenloses Gesindling in Büschen, Bergen vnd Strauchen auffhalten, welche nicht allein Vnsern Vnderthanen, sondern auch der benachbarten Neutralen pressen, knebeln, fangen, stechen vnd sonsten übell tractieren […], welches allen Rechten, Erbarkeitt, guter Policey vnd gemeiner Wolfahrt, auch des Heiligen Reiches Landtfrieden vnd anderen Satzungen zuwiederläufft“. MARRA, Tod, S. 140. „Je länger der Krieg dauerte, um so ärger wurde es. Eine Beschwerde der anhaltischen Fürsten vom 22. Januar 1639 an den Kaiser schildert die Zustände im Lande wie folgt: ‚Die meisten Völker haben sich von der Armee abgetan und unser Fürstentum durch und durch gestreift, Dörfer und Städte, derunter Jeßnitz und Raguhn, ausgeplündert, Adlige und andere Standespersonen ermordet und verwundet, Dörfer in Brand gesteckt, teils ohne Not niedergerissen, Bauernkinder geschlachtet, den Weibern die Brüste abgeschnitten und gegessen, dazu das Land dermaßen verderbt, daß fast niemand sich auf dem Lande aufhalten und das Feld bestellen, noch die Reichsanlage abführen kann“. WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 222. 1643 erwähnt der kaiserliche Generalprofoss eine Streifpartei von 2000 Berittenen (!); DUDÍK, Die Schweden in Böhmen und Mähren, S. 91. Im Juni 1647 ordnete der Kommandant von Lippstadt, Rollin de St. André, an, dass alle herumstreifenden Soldaten ohne Ausweispapiere zu erschießen seien. CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 51. => Partei.
[130] Schulpforte, heute Ortsteil von Bad Kösen, heute Ortsteil von Naumburg (Saale) [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 251ff.; HHSSD XI, S. 429ff.
[131] Naumburg [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 341ff.
[132] Zeitz [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 519ff.
[133] Weißenfels [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 487ff. Vgl. REICHEL, Weißenfels.
[134] Kontribution: Kriegssteuer, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts, des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“ Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky.
[135] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 244.
[136] Papist: mlat. papista = Anhänger des Papstes, seit der Reformation von protestantischer Seite auch als Schimpfwort verwendet.
[137] Ottavio Fürst Piccolomini-Pieri d’Aragona, Herzog v. Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).
[138] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.
[139] Feldmarschall: Stellvertreter des obersten Befehlshabers mit richterlichen Befugnissen und Zuständigkeit für Ordnung und Disziplin auf dem Marsch und im Lager. Dazu gehörte auch die Organisation der Seelsorge im Heer. Die nächsten Rangstufen waren Generalleutnant bzw. Generalissimus bei der kaiserlichen Armee. Der Feldmarschall war zudem oberster Quartier- und Proviantmeister. In der bayerischen Armee erhielt er 1.500 fl. pro Monat, in der kaiserlichen 2.000 fl., die umfangreichen Nebeneinkünfte nicht mitgerechnet, war er doch an allen Einkünften wie Ranzionsgeldern, den Abgaben seiner Offiziere bis hin zu seinem Anteil an den Einkünften der Stabsmarketender beteiligt.
[140] Johan Banér [Bannier, Banner, Panier, Panner] [23.6./3.7.1596 Djursholm-20.5.1641 Halberstadt], schwedischer Feldmarschall.
[141] Steinheid, heute Ortsteil von Neuhaus am Rennsteig [LK Sonneberg]; HHSD IX, S. 423.
[142] Gottfried Huyn van Geleen, Freiherr u. Graf v. Amstenrade u. Geleen [um 1598-27.8.1657 Alden Biesen],bayerischer u. kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).
[143] Söldner: Söldner rekrutierten sich zumeist aus den städtischen und ländlichen Unterschichten aus ganz Europa, d. h. überschuldete Bauern, entflohene Leibeigene, nachgeborene Bauernsöhne, durch die engen Zunftordnungen quasi erwerbslose Handwerksgesellen und arbeitslose Bergarbeiter. Teilweise erhielten sogar Straßenräuber bei ihrer Gefangennahme Pardon, wenn sie in die Armee eintraten. Vgl. RATHJEN, Soldaten im Dorf, S. 211ff. Aber auch Straftäter bzw. die, die dem Hexereiverdacht entgehen wollten (=> Hexenverfolgungen im Heer), ließen sich anwerben, und Vagabunden wurden unter die Armee gesteckt, wie z. B. in England oder in Spanien. Söldnerführer wurden meist unter den Familienmitgliedern der Feudalherren und deren Gefolge, den schottischen Clans, mitunter auch innerhalb der Bürgerschaften der Städte angeworben, zumeist aber im fremden Gebiet auf einem speziell dafür eingerichteten Musterplatz. Das war ein von den Städten und Territorien gefürchteter Platz zur Musterung und Einstellung von Söldnern, dessen Einrichtung man nach Möglichkeit zu verhindern suchte. Der militärische Unternehmer richtete einen Platz, meist in der Nähe einer Stadt, in deren Wirtshäusern oder in Landstrichen ein, die wegen ihrer wirtschaftlichen Krisensituation als besonders geeignet galten, ein, an dem sich die von Werbern mit einem Handgeld geworbenen Söldner oder Rekruten einfanden. Wenn sie gemustert und für tauglich befunden wurden, wurden sie durch den Musterschreiber in Musterrollen eingeschrieben und zum Teil durch Landschützen begleitet, um ein sofortiges Ausreißen zu verhindern, an ihren Bestimmungsort verbracht. Dazu wurden Fangprämien ausgelobt; CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 271. Die Heeresunternehmer hatten ein Werbepatent, das sie zur Stellung einer festgelegten Anzahl von Soldaten verpflichtete. Konnte die Anzahl nicht erreicht werden, mussten die Werbegelder vom Kriegsunternehmer aus eigener Tasche zurückgezahlt werden. Im Laufe des Krieges wurden so viele Neuanwerbungen notwendig, dass die Werbung trotz steigender Werbegelder immer schwieriger wurde, so dass sich erzwungene Werbungen häuften. BURSCHEL, Söldner, S. 126f.). LANGER, Hortus, S. 92f. Vgl. die selbstkritischen Äußerungen des schottischen Söldners Sir James Turner [1615-1686; MURDOCH, SSNE ID: 63], Memoirs, S. 14: „I had swallowed without chewing, in Germanie, a very dangerous maximie, which militarie men there too much follow; which was, that so we serve our master honnestlie, it is no matter what master we serve; so, without examination of the justice of the quarrel, or regard of my dutie to either prince or countrey, I resolved to goe with that ship I first rencounterd”.
Den Söldnern haftet immer noch negativer Ruf an. Oft werden sie als Totschläger angesehen, die für Geld töteten und den Bauern ihre Existenzgrundlage nahmen. Die Söldnerhaufen immer wieder als Sammelbecken für Kriminelle, fahrendes Gesindel und Ausgestoßene beschrieben. Erst in der letzten Zeit wird versucht, diese soziale Gruppe wertneutral zu betrachten und ihre Herkunft, ihre Lebensweise und ihre Motivation, Söldner zu werden, zu ergründen; vgl. das Tagebuch des Söldners Hagendorf; PETERS, Söldnerleben. Auch die simple Zuschreibung der Täterrolle ist zu hinterfragen, da sie in vielen Fällen selber von den Kriegsunternehmern oder ihren Offizieren ausgenutzt wurden. Allmählich bildete sich im Zuge der Aufstellung immer größerer Heere ein Offizierkorps heraus, das sich überwiegend aus dem Adel rekrutierte. Meist stammten ihre Offiziere je nach Rang aus dem niederen bis hohen Adel, jedoch aus verschiedenen Ländern. In wenigen Fällen war es sogar möglich, trotz niedriger Herkunft oder auch trotz eines verachteten Berufsstands durch Verdienst in den Adel aufzusteigen. Der jeweilige Kriegsherr schloss mit einem erfahrenen Söldner (Obrist, Obristleutnant, Hauptmann) einen Vertrag (das so genannte „Werbepatent“), in dem er ihn eine festgelegte Anzahl von Söldnern anwerben ließ. Dafür wurde ihm einer der von Städten und Territorien wegen der Ausschreitungen gefürchteten „Musterplätze“ angewiesen. Zudem erhielt der Werbeherr eine vereinbarte Geldsumme, mit der er die Anwerbung und den Sold der Geworbenen bezahlen sollte (=> Werbegeld). Manchmal stellte der Werbende auch Eigenmittel zur Verfügung, beteiligte sich so an der Finanzierung und wurde zum „Gläubiger-Obristen“ des Kriegsherrn. Zudem war der Werbeherr zumeist Regimentsinhaber der angeworbenen Truppen, was ihm zusätzliche beträchtliche Einnahmen verschaffte. Manche Rekruten wurden von den Werbeoffizieren doppelt gezählt oder unerfahrene, z. T. invalide und mangelhaft ausgerüstete Männer als schwerbewaffnete Veteranen geführt, um vom Obristen eine höhere Summe ausgezahlt zu erhalten. Auch Hauptleute, meist adliger Herkunft, stellten Kompanien oder Fähnlein auf eigene Kosten dem Kriegsherrn bzw. einem Obristen zur Verfügung, um dann in möglichst kurzer Zeit ihre Aufwendungen wieder hereinzuholen und noch Gewinne zu erzielen, was zu den üblichen Exzessen führen musste. Teilweise wurde die Anwerbung auch erschlichen oder erzwungen. Auf der Straße eingefangene Handwerker wurden für Wochen ins Stockhaus gesteckt und durch die Erschießung von Verweigerern zum Dienst gezwungen; SODEN, Gustav Adolph II, S. 508. In einem Bericht aus Wien (Dezember 1634) heißt es: „Aus Schwaben und Bayern kommen wegen der großen Hungersnoth viele tausend Menschen auf der Donau herab, so dass man immer von Neuem werben und die Regimenter complettiren kann“. SODEN, Gustav Adolph Bd. 3, S. 129. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f. (1637) über den Werbeplatz Sporcks: „Den 4. April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur dass sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren“. Für Anfang 1643 heißt es über die Werbemethoden des schwedischen Kommandanten in Erfurt, Caspar Ermes; JORDAN, Mühlhausen, S. 97: „In diesem Jahre legte abermals der Commandant von Erfurt einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte“. Vgl. RINKE, Lippe, S. 20f.; PLATH, Konfessionskampf, S. 482. Das Werbegeld war Handgeld für neugeworbene Soldaten; eine Summe, die dem Werbeoffizier zur Ausführung von Werbungen anvertraut wurde, die je nach Truppengattung und Armee differierte und oft von Werbeoffizieren unterschlagen wurde. Üblich waren etwa 8 Rt., der Durchschnittssatz für Fußsoldaten. Für Kürassiere (mit ganzem Harnisch) erhielt ein Obrist 1635/37 15-20 Rt., für Kroaten 10-13.30 Rt., Kosaken (polnische Reiter) 20 Rt., Dragoner 12 Rt., Arkebusiere 15 Rt.; ERNST, Madrid und Wien, S. 301. 1633 wurden in Mühlhausen bis zu 34 Rt. für einen Söldner ausgegeben bzw. in Rechnung gestellt. Nach der Aufstellung von KAPSER, Kriegsorganisation, S. 271ff., entstammten von den 1638-1648 in Kurbayern und in der Oberen Pfalz Rekrutierten folgenden Beschäftigungsbereichen: 1, 6 % Handel, 16, 2 % Nahrungsmittel- und Gastgewerbe, 28 % Bekleidungs-, Textil- und Lederverarbeitungssektor, 16, 7 % Baugewerbe, Holz- und Metallverarbeitung, 17, 3 % Landwirtschaft, Gartenbau und Viehzucht; alle anderen Gewerbe lagen bei max. 1, 7 – 1, 1 % oder niedriger. Nach SCHLÖGL, Bauern, S. 157, kam ein Dienstbote im bayerischen Raum auf etwa 12 Gulden pro Jahr (ohne Verpflegung), so dass der Militärdienst angesichts des Werbegeldes unter Umständen attraktiv erscheinen konnte. PARKER, Der Dreißigjährige Krieg, S. 284, vermutet, dass Handgeld, neue Kleidung sowie Aussicht auf Sold und Beute als Alternative zur Unsicherheit der Existenz (bei rückläufiger Produktion) und der Möglichkeit, von Söldnern beraubt oder durch Steuern ruiniert zu werden, betrachtet wurden, und dass trotz aller Umstände die Armee eine gewisse Sicherheit bot. Für die bayerische Armee 1648 trafen angesichts sinkender Preise und steigender Löhne aber nur Handgeld und die Aussicht auf Beute zu. Der einfache bayerische Soldat wurde mit 12 Dukaten abgefunden. Zur Motivation schottischer Söldner MAHR, Oberst Robert Monro, S. 54: „Hier ist auch zu sehen, dass der Baron von Foulis edlen Andenkens es nicht für eine Beeinträchtigung seines Ansehens hielt, zuerst meinem Lord Reay und seinem Regiment als Freiwilliger zu folgen, bis er einige Gefechte gesehen und einige Erfahrung gesammelt hatte. Dann begann er mit einer Kompanie und wurde zuletzt mit Ansehen Obrist eines Regiments zu Fuß und zu Pferd. So ermunterte er andere seines Namens und seiner Verwandtschaft, seinem Beispiel zu folgen und ehrenvoll im Ausland zu leben, anstatt ihren Freunden zu Hause, wie es viele tun, zur Last zu fallen. Dabei müssen sie, wie wir in Schottland sagen, für einen halben Laib Brot springen, während andere aufgrund ihrer Tapferkeit nobel im Ausland leben, sich Diener leisten können und von silbernen Tellern speisen“.
Es wurden jedoch zuweilen auch bereits zehn- bis fünfzehnjährige Jungen als Soldaten rekrutiert (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 120). Bei den Schweden galten 15 Jahre als ideales Eintrittsalter. Im kursächsischen Fuß-Regiment Eustachius von Löser fanden sich unter 1145 Mann 209 Weiber, 131 Kinder, 8 Mägde immerhin 80 Soldatenjungen; BORKOWSKY, Schweden, S. 64. Vgl. dazu die sehr positive Darstellung des französischen Gesandten d’Avaux; LORENTZEN, Die schwedische Armee, S. 84ff.: „die Schweden hatten die schönste und disziplinierteste Armee, welche man seit den Legionen des Cäsar gesehen hat. Sie waren beinahe sicher, alles, was sich ihnen entgegenstellte, entweder zu schlagen oder durch Beharrlichkeit zu vernichten. Sie waren im Felde zu allen Jahreszeiten gut, abgehärtet sowohl gegen die Hitze der Hundstage, als auch gegen die heftigste Kälte. Sie hielten drei Monate in den Quartieren aus, in welchen die kaiserliche Armee nicht acht Tage bestehen konnte, so dass mit der Zeit ihnen nichts entwischen konnte. Die Armee war ihr Hof, ihr Gut, sie war ihr wirkliches Vaterland, denn alle Kinder, welche sie seit zwanzig Jahren bekommen hatten, waren im Lager geboren, waren von der Wiege an an das Gewehrfeuer gewöhnt und trugen, erst sechs Jahre alt, ihren Vätern in den Laufgräben oder zur Schildwache das Essen hin. Trotzdem die Armee kein sehr geeigneter Platz ist, die Jugend zu erziehen, so achtete man doch sorgsam auf die Unterweisung, indem man sie in den kleinen Schulen, welche im Quartier, oder wenn man im Felde lag, im Lager waren, Lesen und Schreiben lehrte. Sobald die Armee ihr Lager aufgeschlagen hatte und die Quartiere verteilt waren, gingen die Kinder zu den besonders für die kleinen Schulen eingerichteten Plätzen. Da sind Dinge vorgekommen, welche kaum zu glauben wären, wenn sie nicht von allen Generälen bestätigt wären: es wurde erzählt, dass die Feinde manchmal so nahe gewesen wären, dass ihre Kanonen sogar die Schulen erreichen konnten. Da wären 3-4 Kinder von einer einzigen Kugel hingerafft worden, ohne dass die übrigen auch nur den Platz gewechselt hätten oder die Feder weggelegt hätten, welche sie in den Händen hatten. Solche Standfestigkeit war ganz anders, als die der jungen Lacedämonier, welche sich lieber die Eingeweide zerfleischen ließen, als ihren Diebstahl zu gestehen. Die Rekruten ihrer Infanterie wurden lediglich von diesen Lagerkindern genommen. Im Alter von 16 Jahren nahmen sie schon das Gewehr und desertierten niemals, weil sie kein anderes Leben, keine andere Beschäftigung kannten. Bei der Kavallerie wurden die Bedienten der Herren aufs Pferd gesetzt, wenn sie sieben oder acht Jahre bei der Armee gedient hatten, und waren schon vorher in den Waffen geübt und an den Krieg gewöhnt, bevor sie angeworben wurden, so dass man sagen konnte, dass unter ihnen ebenso viele Offiziere waren, als Soldaten“. Vgl. auch Trossbube; LAHRKAMP, Dreißigjähriger Krieg, S. 199. Söldner rekrutierten sich auch aus ehemaligen Trossbuben (oder Trossjungen). Diese wurden als Bedienung der unteren militärischen Chargen sowie zur Versorgung der Pferde und für die Beaufsichtigung der Viehherden eingesetzt. Sie stammten häufig aus den Soldatenfamilien, die den Heereszug im Tross begleiteten. Sie wurden oft misshandelt und von ihren Herrn sogar getötet, ohne dass Anklage erhoben wurden. Teilweise wurden sie auch aus Überlebensgründen von den Eltern Soldaten mitgegeben. Da die Trossbuben ökonomisch vollkommen abhängig und zudem schlecht versorgt waren, lassen sie sich häufig als Diebe nachweisen. Vielfach gerieten die 13 bis 15 Jahre alten Jungen als Trommlerbuben und Pferdejungen ins unmittelbare Kriegsgeschehen. Soweit sie eine Muskete bedienen konnten, konnten sie, falls erforderlich, auch im Kampf eingesetzt werden, was häufig bei spanischen Einheiten der Fall war. Trossbuben, die von ihren Herren schon bei der geringsten Verfehlung totgeschlagen werden konnten (NEBE, Drangsale, S. 134), waren teilweise nur sechs oder sieben Jahre alt, wenn sie zum Militär kamen oder von ihren Eltern dem Militär übergeben wurden, damit sie dort überleben konnten. Die Älteren wurden bei der Reformation der Bagage auch als Knechte in die Feldartillerie gesteckt, wenn sie dazu brauchbar erschienen (DAMBOER, Söldnerkapitalismus, S. 259). Sie wurden als Kindersoldaten und Soldatenjungen missbraucht, die teilweise unter elendsten Umständen umkamen, von erbitterten Bauern erschlagen wurden oder von ihren Herren zurückgerlassen wurden. Vgl. die Pfarrchronik von Vach (10./20.10.1632), GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 27: „Ein Soldatenjung [Offiziersbursche] aus Holland, hat vom Pfarrhof nicht gewollt. Wird ohne Zweifel mit seinem Herrn sein Quartier im Pfarrhof gehabt haben, hab ihm Brot und frisches Wasser gereicht, denn er sonsten nichts trinken wollen, auch nichts zu bekommen gewesen; stirbt auf der Miststatt“. Vgl. auch die Erlebnisse des 16jährigen Curd Kästener, der sich mit 12 Jahren hatte der kaiserlichen Armee anschließen müssen und am 25.11.1641 der Hungersnot in seinem Regiment nach Erfurt entfloh. BERG, Regulating war, S. 15f.; HAHN, Kriegserfahrungen, S. 9-14. Groß war die Anzahl der Frauen, die neben den Soldatenfrauen im Tross hinter den Soldaten herzogen.
Der Jesuit J. Drexel, Hofbeichtvater und Begleiter Maximilians I. auf dem Böhmischen Feldzug (1620 X 04); MILGER, Gegen Land und Leute, S. 89: „Sonderbar anzusehen war eine Frau, die ihr Kind auf dem Kopf trug, weil ihre Hände mit Gepäck beladen waren. Es ist unglaublich, wieviel Last eine solche Soldatenfrau schleppen konnte. Rücken, Kopf, und beide Hände waren beladen, dazu beide Hüften mit Bündeln umbunden. Ich sah eine andere, die eine Muskete wie ein Mann vor sich trug und in gleicher Weise ging. Doch weshalb erzähle ich von diesen Absurditäten ? Es gibt sie ohne Ende”. Aufzeichnungen des Barbiers Hartmann Thomas [1588-nach 1623]; WAAS, Chroniken, S. 60: „Dieses 1621. Jahr haben die Soldatenweiber, welche alhier in der Garnison gelegen, alles Obs, auch Kraut und Rüben heimgetragen und gebraucht, zum Teil auch verkauft, also daß die Bürgersleut das wenigs Teil davon bekommen haben, dann fast ein jeglicher Soldat [Ernst I. Graf von Isenburgs Regiment; BW] Weib und Kinder gehabt hat, weil sie auch sieben Jahr zu Aachen in Besatzung gelegen haben, und des Faulenzens gewohnt seind gewesen”. Vgl. auch die Aufzeichnungen des Söldners Hagendorf; PETERS, Söldnerleben. 1623 sollen allein 140 Dienstmägde den Soldaten des Vitzthum’schen Regiments gefolgt sein; RITTER, Einfluss, S. 44; ZIMMERMANN, Tagebuch, S. 11. Doch sollte sich die lange Besatzungszeit der Ligisten in einer allgemeinen Verwilderung der Sitten z. B. auch in Hameln bemerkbar machen. In ihrer Werbung von 1631 hatte sich die Bürgerschaft bitter über die immer mehr um sich greifende „Unzucht und Hurerei“, die wohl zum Teil auch aus Überlebensgründen heraus praktiziert wurde und zur Stadtverweisung führte, über Felddiebstähle und die sich in der Stadt herumtreibenden „ledigen Mannes- und Weibespersonen“ sowie über die übermäßige Heranziehung Hamelner Bürger zu den von den Soldaten verachteten Schanzarbeiten, da nach Tillys »Schultheißeninstruktion« Huren und Trossleute wie auch verurteilte Verbrecher dazu verpflichtet waren, beklagt. Zum Kindsmord unter Soldatenfrauen vgl. JÜRGENS, Chronik, S. 517: „Den 21. Martii [1634] ist ein todtes Kind in dem Sode bey der Apotheken gefunden worden, welches ein Soldatenweib vom Andreasberge bürtig, Catharina Evers genant, und von einem andern, ehe sie sich verehelichet, geschwängert worden, und deshalben inscio marito darhinein geworfen hatte. Nach wenig Tagen kam es aus, und zwar vom Handtuch, darauf der Wirtinn Nahme gestanden gestanden, und ward das Weib eingezogen und den 25. April alhier auf dem Markte decolliret“. Schon KIRCHHOFF, Militaris Disciplina, S. 106, hatte geklagt: Das „seltzame / wüst und Gottloß gesindtlein / welches daheym Vatter und Mutter / Herren / Frawen / &c. nicht gehorchen / und niemandt redlich gut thun wil: aber den Kriegsleuten ihren Plunder nachträgt: Thut den armen Leuten / wo sie hinkommen / etwa manchmal / sonderlich die Niderländischen / mehr Uberdruß unnd Schaden / dann die Knecht selber: Jn Summa / mit einem kurtzen Nahmen / Hurn und Buben”. Anscheinend hatten sich auch die Soldatenfrauen und Trossweiber der Konföderierten an dem Gemetzel an den Kaiserlich-Ligistischen in der Schlacht bei Hessisch-Oldendorf 1633 beteiligt; Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 117 (Abschrift, PS): August Erich an Johann Ernst v. Sachsen-Eisenach, Kassel, 1633 VI 30 (a. St.): „Unter andern sagt mann auch, dz ein solcher ewer unter den soldaten weibern gewesen sei, daß die Heßische und Schwedische sambt andern soldaten weibern die Merodischen und Gronsfeldischen mit meßern unnd gewehr darnieder gestoßen, und ihnen ihre kleider sambt andern außgezogen und abgenommen“. Mit dem Heerwurm zogen die einfachen Soldatenweiber, die die Ernährung der Familie sicherstellen mussten und zum Teil 50-60 Pfd. geschleppt haben sollen. BURSCHEL, Himmelreich, S. 189: „Ehe, Familie – unter den Bedingungen eines Lebens in und vom Krieg hieß das in erster Linie Hilfs-, Not-, Versorgungs- und nicht zuletzt auch Beutegemeinschaft”. Am 15.2.1645 hatte Maximilian I. wieder einmal angeordnet, dass die Konkubinen und nicht ehelichen Frauen der Offiziere und Mannschaften abzuschaffen und in den Quartieren der Obristleutnants Galgen zu errichten seien; HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 249. Am 24.5.1645 hatte Maximilian auch schon Franz von Mercy befohlen, „ingleichen sollet Ihr die Concubinen bei der Armada nit gedulden, sondern, waß nit eheliche Weiber seindt, davon wekhschaffen“. HEILMANN, Kriegszüge, S. 230. Allem Anschein nach hatte der Versuch der Durchführung dieser neuerlichen Anordnung zur Verhinderung der „fleischlichen Verbrechen“ – teilweise lebten Soldaten mit Ehefrau und Konkubine in den Lagern – das „ehrlose Gesinde, wie sie Luther nennt, die also alle Länder nach Kriegen auslaufen, und Seel und Leib und Geld – wie die Huren – feiltragen“ (Sebastian Franck; WOLLGAST, Friedensidee, S. 232) – zu Aufruhr unter den Soldaten geführt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold ausgezahlt und wurden fortgeschickt. Zum Teil sollen doppelt so viele Frauen wie Soldaten mit den Regimentern gezogen sein; HOYOS, Kaiserliche Armee, S. 178.
Auf die unerlaubte Entfernung vom Regiment stand in den Kriegsartikeln die Todesstrafe, die nur nicht verhängt wurde, wenn Bedarf an Soldaten herrschte. Vgl. WINTER, Möser, S. 19f.: „Den 21. März [1628] läßt Hauptmann Föckler einen Reiter, so bei dem Merodischen Regiment, und einen Soldaten, so unter Hauptmann Kestgens, und einen, so unter seiner Compagnie ausgerissen, henken an die Justiz auf dem Markte. Den 2. April aber hat er einem Corporal zu Roß den Kopf, auch der Ursache halben abschlagen lassen”. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f., für 1637: „Den 31. März [10.4.; BW] ist der Oberst Spork mit seinen Völkern allhier vor die Stadt gekommen, hat Quartier begehret und daneben angedeutet, wie ihm Nordhausen auch assignirt worden; des andern Tages ist er wieder von hier nach Nordhausen gezogen. Den 4. [14.; BW] April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren”. Teilweise ließ man Deserteure um ihr Leben würfeln; DOLZ, Versuch, S. 298. Zur Desertion trug auch die Praxis bei, untergesteckte Söldner „zue disem sturmb, wie andere mehr, wider wüllen […] vornen an die spüz” als Kugelfang zu stellen, wie ein kaiserlicher Soldat, der bei der Belagerung Überlingens 1634 verletzt wurde, nach Mitteilung Bürsters über seine Dienste nach der zwangsweisen Untersteckung unter die schwedische Armee berichtete; WEECH, Bürster, S. 67. Vgl. KAISER, Ausreißer; KAISER, Lebenswelt der Söldner. Das bayerische Memorial vom 16.4.1643 [Bayerisches Hauptstaatsarchiv Kurbayern Äußeres Archiv 2763, fol. 23, Punkt 9] bestimmte, dass, wenn ein Neugeworbener ausreiße, sofort nachzuforschen sei, welche besonderen Kennzeichen er habe; diese seien alsbald zu notieren. Wenn trotzdem einer nicht mehr aufgefunden werde, so solle sein Namen an den Galgen geschlagen, und wenn er Handwerker sei, ein solches den Zünften alsbald zu notifizieren sei, damit dergleichen meineidige Gesellen über kurz oder lang von Handwerks wegen aufgeschrieben und zur Strafe gezogen werden könnten. Dies sei den Neugeworbenen, insbesondere den Handwerksgesellen, schon bei der Neuwerbung und Eidesleistung zu eröffnen. DAMBOER, Krise, S. 264f. Vgl. SIKORA, Söldnergeschichte(n); neuerdings EICKHOFF; SCHOPPER, 1636.
[144] Coburg; HHSD VII, S. 127f.
[145] Pflege: Gerichts- oder Verwaltungsbezirk (Landgericht), an dessen Spitze der Pfleger stand.
[146] Florin: Gulden.
[147] LUDWIG, Rennsteig, S. 334.
[148] General: Zumeist als Oberbegriff für alle Generalsränge verwendet, wenn eine genauere Zuordnung des Rangs dem Zeitzeugen nicht möglich war oder um in den schriftlichen Zeugnissen Papier zu sparen. Darunter fielen in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, „General(feld)wachtmeister“ („Generalmajor“ bei den Schweden). Etwa 20 % der bayerischen Generäle hatten sich „von der Pike auf“ hoch dienen müssen, während die Beförderung in der schwedischen Armee je nach Verdienst wesentlich schneller erfolgte. Sowohl in der kaiserlichen als auch in der kurbayerischen Armee spielten Herkunft, Gönner und verwandtschaftliche Beziehungen („Freundschaft“) eine entscheidende Rolle bei der Karriere. Bereits Anfang 1628 hatte Maximilian I. festgestellt: „An der fromen khaisers gueten intention ist zwar nit zu zweiflen; aber er ist seiner ministrorum bevorab denen, die daß kriegswesen dirigirn und füehren, so wenig mechtig alß dieselbige ihrer soldatesca; die experienz hat bißher gewisen, daß die generales des khaisers und die soldaten der generalen ordinanzen nur so weit in acht nemmen, alß es ihnen gelegen und gefellig. Daher alle ietzige confusiones.“ Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 218, fol. 63: Memorial für Richels Sendung nach Kurmainz, Januar/Februar 1628.
[149] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.
[150] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics; EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[151] Hauptmann: Der Hauptmann (schwed. Kapten) war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Ein halbes Jahr Militärdienst galt als ausreichend für die Übernahme einer Hauptmannsstelle. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Jedoch muss man wohl davon ausgehen, dass nicht alle Offizierschargen in gleichem Umfang an diesen lukrativen Geschäften beteiligt waren. Die bei DAMBOER, Krise, S. 150, dargestellte „Schatzkammer“ eines Hauptmanns ist nicht unbedingt typisch.
[152] Musterplatz: ein von den Städten und Territorien gefürchteter Platz zur Musterung und Einstellung von Landsknechten oder Söldnern im 16. und 17. Jahrhundert, dessen Einrichtung man nach Möglichkeit zu verhindern suchte. Der militärische Unternehmer richtete einen Platz, meist in der Nähe einer Stadt, in deren Wirtshäusern oder in Landstrichen ein, die wegen ihrer wirtschaftlichen Krisensituation als besonders geeignet galten, ein, an dem sich die von Werbern mit einem Handgeld geworbenen Söldner oder Rekruten einfanden. Wenn sie gemustert und für tauglich befunden wurden, wurden sie durch den Musterschreiber in Musterrollen eingeschrieben und an ihren Bestimmungsort verbracht. Die Heeresunternehmer hatten ein Werbepatent, das sie zur Stellung einer festgelegten Anzahl von Soldaten verpflichtete. Konnte die Anzahl nicht erreicht werden, mussten die Werbegelder vom Kriegsunternehmer aus eigener Tasche zurückgezahlt werden. Im Laufe des Krieges wurden so viele Neuanwerbungen notwendig, dass die Werbung trotz steigender Werbegelder immer schwieriger wurde, so dass sich erzwungene Werbungen häuften. BURSCHEL, Söldner, S. 126f.). LANGER, Hortus, S. 92f. Vgl. Die selbstkritischen Äußerungen des schottischen Söldners Sir James Turner [1615-1686; vgl. MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 63], Memoirs, S. 14: „I had swallowed without chewing, in Germanie, a very dangerous maximie, which militarie men there too much follow; which was, that so we serve our master honnestlie, it is no matter what master we serve; so, without examination of the justice of the quarrel, or regard of my dutie to either prince or countrey, I resolved to goe with that ship I first rencounterd”.
[153] (Bad) Mergentheim [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 41ff.
[154] HELLER, Rothenburg, S. 122f.
[155] Bad Windsheim [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 63f.
[156] Circuli Franconici Succincta Descriptio, S. 320.
[157] Hildburghausen [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 198ff.
[158] Schleusingen [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 382ff.
[159] Walldorf [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 457f.
[160] LANG, Der Kleinkrieg, S. 117.
[161] Georg Druckmüller [Truckmüller, Truckmiller] v. Mühlburg, Freiherr zu Prunn, Herr zu Roggenstein [ -27.4.1659], kurbayerischer Feldmarschallleutnant.
[162] Helmershausen, heute Ortsteil von Rhönblick [LK Schmalkalden-Meiningen].
[163] [Bad] Salzungen [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 36ff.
[164] Themar [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 436f.
[165] Ostheim v. d. Rhön [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 565f.
[166] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. Der Dragoner war ein berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd.
Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. RUDOLF VON BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S.388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.
[167] Anton Maria Melzi [ -1640 bei Friedewald], kaiserlicher Obrist.
[168] Malter: 1 Malter = 8 Maß = 32 Metzen = 167, 1016 Liter (Meiningen).
[169] Eimer: 1 Eimer (Wein) = 32, 725 Liter (Meiningen).
[170] Brandschatzung: Brandschatzung: von der jeweiligen Armee festgelegte Summe, die die Einwohner aufzubringen hatten, um das in Brand Stecken ihrer Stadt, Gemeinde etc. zu verhindern. Bei den Armeen gab es seit dem Mittelalter sogenannte Brandmeister, Spezialisten im Schätzen und bei Nichtbezahlung der Brandschatzung im Feuerlegen. Erzherzog „Leopold Wilhelm musste bereits zwei Monate [20.11.1645; BW] nach seiner ersten Weisung mit einem neuerlichen Befehl die Einhaltung der Disziplin und Abstellung der Exzesse energisch einfordern: Er verhängte ein komplettes Ausgangsverbot in seiner Armee, um Delikte wie Kirchenplünderung, Mord, Brandschatzung und die schendung der weibsbilder zu verhinden“. REBITSCH, Gallas, S. 218.
[171] Leutnant: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-60 fl.
[172] Tiefenort [Wartburgkreis].
[173] Kontribution: Kriegssteuer, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts, des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“ Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky.
[174] Wilhelm Otto Graf v. Nassau-[Katzenelnbogen]Siegen [1607-24.8.1641] Obrist in staatischen, dann in weimarischen Diensten.
[175] Fulda; HHSD IV, S. 154ff.
[176] Oberwiesenthal [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 261.
[177] Fischbach, heute Ortsteil von Schleusingen [LK Hildburghausen].
[178] Obermaßfeld, heute Ortsteil von Obermaßfeld-Grimmenthal [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 319ff. – Untermaßfeld [LK Schmalkalden-Meiningen].
[179] Mellrichstadt [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 438f.
[180] Römhild [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 353ff.
[181] Lichtenberg [LK Naila]; HHSD VII, S. 406f.
[182] Malter: 1 Malter = 175, 578 Liter.
[183] Schwedentrunk: Die Foltermethode des „Schwedischen Trunkes“ (auch „Wasserfüllen“ genannt) wurde erstmals von spanischen Elitetruppen, dann von kaiserlich-ligistischen Soldaten im Dreißigjährigen Krieg praktiziert (der Pfarrer Johann Daniel Minck [1611-1664] aus Groß-Bieberau; KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 253) und von den Schweden übernommen: Die Soldaten flößten ihren Opfern Wasser und/oder Jauche ein und sprangen ihnen anschließend auf den durch Fäulnisgase aufgeblähten Bauch. Dies ließ die inneren Organe zerplatzen und führte nicht selten zum Tod. Eine zeitgenössische Beschreibung liefert der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing: „Dieser Trunk sieht so aus. Sie fesseln ihrem Opfer die Hände auf dem Rücken, binden ihm die Füße zusammen und werfen ihn rücklings auf den Boden. Einen Besenstiel (baculum scopiarium) oder irgendeinen anderen zwei Daumen dicken Stock, den sie gerade zur Hand haben, stoßen sie dem auf der Erde liegenden Opfer in den Mund. Dies geschieht zuweilen mit solcher Wut und Gewalt, dass sie dem sich wehrenden Menschen die Zähne einschlagen oder abbrechen. Haben sie ihm so den Stiel in den Mund getrieben, nehmen sie kaltes oder heißes Wasser, Bier oder Lauge (Waschwasser, Lotium), einfach eine irgendeine vorhandene Flüssigkeit mit einer dicken Jauchebrühe, Menschenkot, wie es ihnen eben gerade ihr Mutwille eingibt. Diesen stinkenden Trunk lassen sie an dem aufrecht stehenden Besenstiel hinabrieseln und in den Mund und den Schlund des auf dem Rücken liegenden Opfers. Sie flößen ihm das Getränk unausgesetzt und so reichlich ein, dass der Bauch wie bei Wassersüchtigen anschwillt. Erst wenn sie sehen, dass ihr Opfer jeden Augenblick ersticken muß, ziehen sie ihm den Stiel wieder heraus. Dann springen sie mit angezogenen Beinen plumpsend auf den aufgeschwollenen Bauch. Durch diesen Druck beim Draufspringen muß der zur Strafe (für den nicht begangenen Verrat) eingeflößte übrige Trunk zur noch größeren Strafe und Marter wie aus einem Springbrunnen aus dem Munde herausspringen. Er wird mit viel Blut vermengt überreichlich erbrochen“ (SIGL, Wallensteins Rache, S. 127; ferner STEGER, jetzt ist die Flucht angangen, S. 51f.; „Der Dreissigjährige Krieg am Oberrhein“. KLUGE, Hofer Chronik, S. 163: hier heisst es z. B. „mit wasser zu todt gefült“. Allerdings wurde der Schwedentrunk auch von Bauern an gefangenen (hier ungarischen) Soldaten wie in Zeitz angewandt; BOTHE, Zeitz, S. 352. Nach der 1. Schlacht bei Breitenfeld nannte man den verwendeten Kot auch „Sächsisch Confect“. ZEITFUCHS, Stolberg, S. 284.
[184] Sachsendorf, heute Ortsteil von Sachsenbrunn [LK Hildburghausen).
[185] Hirschendorf, heute Ortsteil von Eisfeld [LK Hildburghausen].
[186] Schirnrod, heute Ortsteil von Sachsenbrunn [LK Hildburghausen).
[187] Crock, heute Ortsteil von Auengrund [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 73.
[188] Eisfeld [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 98f.
[189] Heldburg [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 192f.
[190] Bad Rodach [LK Coburg]]; HHSD VII, S. 628.
[191] Ummerstadt [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 446.
[192] Kirchenraub: Kirchenraub galt als eines der abscheulichsten Verbrechen, in den Kriegsartikeln zumindest mit der Todesstrafe bedroht, und wurde nach Art. 172 der „Constitutio Criminalis Carolina“ generell mit dem Tode durch Verbrennung bei lebendigem Leibe bestraft, im Militärstrafrecht mit dem Tod durch den Strang. Mithin war die Bezeichnung „Kirchenräuber“, mit der die kaiserlich-kursächsischen Soldaten bei HAPPE apostrophiert werden, nach dem „Schelm“ eines der schlimmsten Schimpfworte. Mit Befriedigung stellte z. B. der Stassfurter Pfarrer Möser fest, wie Banér Kirchenraub bestrafen ließ; WINTER, Möser, S. 50. Theatrum Europæum Band 3, S. 616f.: „Unter diesen Crabaten und Polacken ward eine scharpffe Kriegs-Disciplin und gute Ordnung halten / wie dann drey ihrer Soldaten / welche in einem Dorff auß einer Kirchen etwas gestohlen / und darüber ergriffen worden / eine harte Straff haben außstehen müssen / in deme sie alle drey an Pfählen angebunden / und lebendig im Feuer verbrandt worden“. Der Erzgebirgschronist Lehmann über schwedische Truppen (1640); LEHMANN, Kriegschronik, S. 117: „Darbei haben Sie keiner Kirchen geschonet, alle Sacristeyen zerhauen, die Altare gestümmelt, die Orgeln zerrißen, den Ornat, Leich- und Altartücher, kelche weggenommen. Den do ist alles Preiß gewesen, kirchen, kirchengeräthe, Gottesäcker, Epitaphia, Crucifixe, die Sie verstümmelt und verbrandt; in ezlichen kirchen ist die strew von Pferden ellenhoch gelegen. In kirchen haben Sie die verborgenen löcher gefunden, drin die alten die Pepstlichen Kirchengeräthe, Monstrantzen, becken, weihkeßel vermauret hatten, und darvon kein einwohner gewust, und mitgenommen, Die Libreyen der Priester geraubet und aufgeladen“. SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 541 (Zwickau 1633): „Ein anderer [Kaiserlicher; BW] hatte ein grün Taffendes Meßgewandt gestolen / und ihm etliche Sachen / unter andern ein paar Kniebänder daraus machen lassen / dem bekam sein Kirchen-Raub übel. Denn im hinaus ziehen ist er gefallen / und ist ihm ein Wagen über die Beine gangen / der hat ihm beyde Beine / eben an dem Ort / wo die KnieBänder herumb gebunden / zerknirscht / und ihn sonst so übel zugericht / daß er in grossen Schmertzen sterben müssen“.
[193] Barchfeld [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 40.
[194] Friedewald [LK Hersfeld-Rotenburg]; HHSD IV, S. 149.
[195] LANG, Der Kleinkrieg, S. 117ff.
[196] Gottfried Huyn van Geleen, Freiherr u. Graf v. Amstenrade u. Geleen [um 1598 – 27.8.1657 Alden Biesen],bayerischer u. kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).
[197] Franz Freiherr v. Mercy [Merci, Merse], Herr zu Mandre u. Collenberg [zwischen 1580 u. 1590 Longwy (Lothringen)-3.8.1645 Alerheim], kurbayerischer Feldmarschall.
[198] Johann Wilhelm Vogt Freiherr v. Hunolstein [Hundelstein, Hundtstein, Honolstein, Honoldstein] zu Dürrkastel [24.4.1599 – 29.9.1665], kurbayerischer Generalwachtmeister, Feldmarschallleutnant.
[199] Generalstab: die Summe aller ranghohen Offiziere, die der obersten militärischen Führung zuarbeiten. Der Generalstab umfasste das Quartieramt, die Kriegskanzlei, die Generaladjutantur, das Kriegskommissariat, das Kriegszahlamt, die Generalauditoren, den Generalprofos, die Feldapotheke, das Feldpostamt und die Generalwagenmeister. 1640 sollen der General- und Hofstab Piccolominis 1.200 Personen umfasst haben; SCHMIDT, Der protestantische Aischgrund, S. 38.
[200] Wilhelm Otto Graf v. Nassau-[Katzenelnbogen]Siegen [1607-24.8.1641] Obrist in staatischen, dann in weimarischen Diensten.
[201] MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 524.
[202] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum; SCHOCK; ROßBACH; BAUM, Das Theatrum Europaeum.
[203] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer.
[204] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[205] Torgau [LK Nordsachsen]; HHSD XI, S. 467ff.
[206] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[207] Georg Druckmüller [Truckmüller, Truckmiller] v. Mühlburg, Freiherr zu Prunn, Herr zu Roggenstein [ -27.4.1659], kurbayerischer Feldmarschallleutnant.
[208] Hans Christoffer Graf v. Königsmarck [12.12.1600 Kötzlin-20.2.1663 Stockholm], schwedischer Feldmarschall.
[209] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscherer, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte („Wintersoldaten“), die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.
[210] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 363.
[211] Meiningen [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.
[212] Hildburghausen [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 198ff.
[213] Bad Königshofen im Grabfeld [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.
[214] Altenburg [LK Altenburger Land]; HHSD IX, S. 6ff.
[215] Pegau [LK Leipzig]; HHSD VIII, S. 272ff.
[216] Eisenberg [Saale-Holzland-Kreis]; HHSD IX, S. 96f.
[217] Jena; HHSD IX, S. 215ff.
[218] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.
[219] Weißenfels [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 487ff. Vgl. REICHEL, Weißenfels.
[220] Brandschatzung: von der jeweiligen Armee festgelegte Summe, die die Einwohner aufzubringen hatten, um das in Brand Stecken ihrer Stadt, Gemeinde etc. zu verhindern. Bei den Armeen gab es seit dem Mittelalter sogenannte Brandmeister, Spezialisten im Schätzen und bei Nichtbezahlung der Brandschatzung im Feuerlegen. Erzherzog „Leopold Wilhelm musste bereits zwei Monate [20.11.1645; BW] nach seiner ersten Weisung mit einem neuerlichen Befehl die Einhaltung der Disziplin und Abstellung der Exzesse energisch einfordern: Er verhängte ein komplettes Ausgangsverbot in seiner Armee, um Delikte wie Kirchenplünderung, Mord, Brandschatzung und die schendung der weibsbilder zu verhinden“. REBITSCH, Gallas, S. 218.
[221] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[222] Bad Königshofen im Grabfeld [Stadt Bad Königshofen i. Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.
[223] Ernst I. der Fromme, Herzog v. Sachsen-Gotha-Altenburg [25.12.1601 Altenburg-26.3.1675 Gotha]. Vgl. BECK, Ernst der Fromme; JACOBSEN; RUGE, Ernst der Fromme; KLINGER, Der Gothaer Fürstenstaat.
[224] Zella-Mehlis [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 496ff.
[225] Coburg; HHSD VII, S. 127f.
[226] Bad Königshofen im Grabfeld [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.
[227] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 244f.
[228] Ferdinand Beuting [Beuding, Beutingen, Bautig] [ -26.10.1641 Obermaßfeld], kaiserlicher Obristleutnant.
[229] Flucht: Überlebensstrategie in Kriegszeiten. Der Schuhmacher Hans Heberle listet in seinem „Zeytregister“ 30 Fluchten nach Ulm auf. ZILLHARDT, Zeytregister, S. 225; DEMURA, Flucht, S. 187ff. Der Bieberauer Pfarrer Johann Daniel Minck; KUNZ/LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 253f.: „Viele verkrochen und versteckten sich zwar in Wälder, Höhlen, Klippen etc., waren aber ausgespähet, denn die [kaiserlich-bayerischen] Soldaten hatten bei sich menschenspürige Hunde, welche, wann sie an Mensch und Vieh kamen, mit ihrem Bellen die Leute verrieten und den Räubern Anzeig gaben. Darumb flohe alles auf die Schlösser. Da lagen alle Gassen, Höfe und Winkel voller Leute, besonders zu Lichtenberg, welches ein kleiner Behelf. Und derhalben auch viele im Regen, Schnee und Kälte unter dem freien Himmel lagen, teils lagen in Fässern und Bütten. Die Stuben waren Winterszeit so voll, dass wegen der Menge keines sitzen, sondern dicht ineinander stehen müssen. War ein groß Jammer und Elend anzusehen, zu geschweigen, selbst mit darin begriffen sein“. BENTELE, Protokolle, S. 192 (1634): „Des andern Tags, als man vernommen, dass die ganze Armee marchiere, haben sich Mann und Weib mit den Kindern in das Feld, Weinberg, Hülen, Klüften und Wäld mehistentails begeben, in Hoffnung, daselbsten sicher zue sein, bis das Ungewitter fürübergieng. Aber die wurden allerorten durch die Hund der Soldaten ausgespürt, gehetzt, gejagt, gefangen, ranzioniert, übel tractiert, und tails erbärmlich ermordet. War auch zu solcher Zeit Tag und Nacht schön und warm Wetter auf vierzehn Tag aneinander, daß doch also mancher dessentwegen desto besser in einem verborgenen Winkel durch Gottes väterliche Obacht bewahret gewesen, und sein Leben wie eine Ausbeut darvon gebracht hat“. Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing berichtet; SIGL, Wallensteins Rache, S. 142f.: „In diesen Tagen [Dezember 1633; BW] trieben es die Schweden überall ganz arg. Sie streiften in alle Richtungen und Gegenden herum, durchstöberten sogar die menschenleeren Ödnisse und Wälder, alle Berghänge, jedes Tal, jede Schlucht, jeden Schlupfwinkel, daß die Menschen sich vor Todesängsten überhaupt nicht mehr auskannten, sich nicht mehr helfen und raten konnten. Unter dem eigenen Dache gab es ja ohnehin keine Sicherheit. In ihrer Bedrängnis flohen alle aus ihren Wohnungen, als wären das selbst Räuberhöhlen, flüchteten in die Berge, versteckten sich in Hecken, im Dickicht, in der Wildnis, obgleich sie auch dort nirgends bleiben konnten wegen der Winterkälte, die in unserer Waldgegend noch viel ärger ist. Wenn sie sich überhaupt ein Feuer machen konnten, verriet sie schon von weitem der aufsteigende Rauch bei Tag und bei Nacht der Feuerschein; ja, die Flucht in ein Versteck verriet sie selbst schon wieder durch die unvermeidlich im Schnee hinterlassenen eigenen Spuren. Die schlauen Spürhunde folgten mit ihrer Nase diesen tiefen Fußstapfen und spürten den Flüchtlingen fleißig nach, ohne deren Todesängste zu spüren. Schau, laß dir sagen, was diese ungemein scharfsinnigen Bösewichte nicht alles aushecken, damit ihnen ja kein einziger Mensch entwischt. Überall in den Wäldern, in Dickichten, auf Viehtriften, wo sich einer geflissentlich verstecken könnte, veranstalteten sie blutige Treibjagden (veneticam tragediam). Sie stellten Reihen von Scharfschützen in einem größeren Abstand voneinander auf und durchstreiften so das vom Eingang her das Gelände, indem sie obendrein noch abgerichtete Jagd- und Spürhunde vor sich herhetzten. Diese reizten sie mit ihrem Hussa-Hussa zum Bellen, ließen sie durchs Dickicht und Gebüsch stöbern, nach Feuerstellen schnüffeln, schickten sie in unzugängliche Stellen, damit sie überall die versteckten Menschen ausmachen, mit ihrem Verbellen verraten und heraustreiben. In undurchdringliches Heckengestrüpp (truteta) schossen sie mit ihren Gewehren hinein, um die allenfalls darin verborgenen Menschen zu zwingen, dass sie herauskriechen oder herausspringen. Wollten solche arme „Angsthasen“ jedoch sofort bei dem Hussa-Geschrei der Jäger und dem Hundegebell der unausbleiblichen Flucht zuvorkommen und davonlaufen, wurden sie dort von den Musketieren zur Strecke gebracht, die den Wald von draußen in regelmäßigen Abständen voneinander umzingelt hatten, sodaß die ohnehin schon zu Tode geängstigten Menschen, wohin sie auch immer flüchten wollten, in die Fänge und Fallen dieser Menschenjäger fielen“. Auch die Heranziehung zu schwersten Schanzarbeiten veranlasste Bürger zur Flucht. Das Einfliehen in die nächsten Städte war allerdings nicht umsonst. Im März 1636 verlangte die Reichsstadt Nordhausen von hereingeflüchteten Adligen über 20 Jahren 2 Reichstaler, von Bürgern und Bürgerinnen 1 Reichstaler, von einem Bauern je nach Vermögen 12 oder 6 Groschen. Für ein fremdes Pferd waren 12 Groschen zu zahlen. KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 82. Dazu kamen in der Regel auch Abgaben für Ochsen, Kühe etc. In Weimar hielten sich 1640 außer 2863 Einwohnern 4103 Fremde auf. PFISTER, Bevölkerungsgeschichte, S. 14. Zum Teil ließ der Rat wie in Augsburg die Flüchtlinge aus der Stadt bringen (SIGL, Geschichte, S. 47) oder verweigerte die Aufnahme. Zur Migration allgemein ASCHE, Krieg, Militär und Migration, S. 11ff. Die Flucht in die nächsten Städten war nicht umsonst. Im März 1636 verlangte die Reichsstadt Nordhausen von hereingeflüchteten Adligen über 20 Jahren 2 Reichstaler, von Bürgern und Bürgerinnen 1 Taler, von einem Bauern je nach Vermögen 12 oder 6 Groschen. Für ein fremdes Pferd waren 12 Groschen zu zahlen. KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 82. Dazu kamen in der Regel auch Abgaben für Ochsen, Kühe etc. KLUGE, Hofer Chronik, S. 180 (1641): „Den 11. januarii wurde der sächßischen von adel hier eingeflehet rindt- und schaafvieh, so theils zum thor hinaus, alles wieder hereingetrieben und aufs neue verarrestiret, und solten von einem stück rindvieh 1 thaler, von einem schaaf aber 1 groschen geben, unangesehen, daß das liebe vieh zum theil dermassen verhungert, daß es kaum gehen konnte, wie dann auch viel dahingefallen und aus mangel futters umkommen müßen“. In Weimar hielten sich z. B. 1640 außer 2863 Einwohnern 4103 Fremde auf. PFISTER, Bevölkerungsgeschichte, S. 14.
[230] Stab: die Gesamtheit der höheren Offiziere eines Heeres (Generalstab) oder Heeresteils (Regimentsstab). Dazu gehörte auch der Feldgeistliche des Regiments. Die Bedeutung ergibt sich metonymisch: Der Stab war das Zeichen der Amts- und insbesondere der militärischen Obergewalt. Der „Unterstab“ umfasste dagegen die rangniedrigeren Dienstränge. Je nach Rang wuchs auch der Umfang des Stabes Stab: die Gesamtheit der höheren Offiziere eines Heeres (Generalstab) oder Heeresteils (Regimentsstab). Dazu gehörte auch der Feldgeistliche des Regiments. Der „Unterstab“ umfasste dagegen die rangniedrigeren Dienstränge. Je nach Rang wuchsen auch der Umfang des Stabes und damit die Belastung bei Einquartierungen.
[231] Verpflegung: PAPKE, Landsknechte, S. 22: „Ende 1618 wurden Reiter in Altendresden einquartiert. Ihre Verpflegung regelte ein kurfürstliches Mandat vom 8. November. Es sah für ein Frühstück Butterwecken vor sowie Brot, Butter, Käse und Bier. Zum Mittag sollte Suppe geben mit Rahm, Butter, Eiern, Muskatnelken und Semmeln, danach 5 Pfd. Rindfleisch mit Meerrettich, eine Hammelkeule, Zugemüse, Butter und Käse, Brot und Semmeln und pro Person 2 Kannen »hiehisches« Bier. Dazu wurden Salz, Würze, Essig, Schmalz, Holz für den Herd, Licht für Stuben und Ställe gerechnet, für 9 Personen insgesamt 2 Gulden, 11 Groschen, 6 Pfennige. Unkosten für Bett- und Tischwäsche wurden erwähnt, aber nicht berechnet“. Eigentlich durfte nur der übliche Servis gefordert werden: die dem oder den einquartierten Soldaten zu gewährende Unterkunft und Verpflegung, festgelegt in den jeweiligen Verpflegungsordnungen. „Servis“ definiert sich als die Abgaben des Hauswirts an den/die einquartierten Soldaten an Holz, Licht und Liegestatt (Heu und Streu), im Niedersächsischen kam noch Salz dazu; Kleidung, Ausrüstung etc., wurden verbotenerweise verlangt; Essen und Trinken fielen auch nicht darunter, wurden aber trotzdem eingefordert. Stattdessen konnte auch die sogenannte „Lehnung“ gegeben werden. Alle zehn Tage war diese Lehnung für die schwedischen Truppen zu entrichten, bei den unteren Chargen für Kapitän 12 Rt., Leutnant und Fähnrich 10 Rt., Sergeanten, Fourier, Führer, Musterschreiber und Rüstmeister zusammen 12 Rt., Trommelschläger, Pfeifer zusammen 6 Rt., Korporal 2 Rt., sowie den untersten Dienstchargen gestaffelte Beträge in Groschen. Für die Konstanzer Garnisonstruppen war 1633 festgelegt; BEYERLE, Konstanz, S. 35f.: „Jedem Hauptmann wöchentlich 1 ½ Eimer [1 Eimer = 293,92717 Liter; BW] Wein, 20 fl. Geld, täglich 6 Brote, sowie Unterhalt für 6 Pferde; der Leutnant erhielt wöchentlich 24 Quart Wein und 6 fl., täglich 3 Brote und Unterhalt für 1 Pferd; der Fähnrich wöchentlich 17 Quart Wein und 4 fl. Geld, täglich 2 Brote und Unterhalt für 1 Pferd; dem gemeinen Soldaten waren täglich 2 Pfd. Brot, eine Maß [1, 83 Liter; BW] Wein und wöchentlich 7 Batzen für das Fleisch zu verabreichen. Die große Schar der niederen Offiziere wie Feldwebel, Feldschreiber, Feldscherer, Fouriere und Korporale sollte ‚durch gemeine Bürgerschaft kostiert und nach eines jeden Hausvaters Vermögen unterhalten werden’ “. Nach der Verpflegungsordnung Gustav Adolfs II. vom 13.5.1632 für das Herzogtum Franken hatte ein Obrist Anspruch auf täglich 12 Mahlzeiten, bestehend aus je 12 Gerichten (im Wert von je 1/8 Rt). Im Oktober 1623 hatte Tillys Verpflegungsordnung für die Reiterei festgelegt: Rittmeister 4 Maß Wein, 20 Pfund Brot, 20 Maß Bier, 12 Pfund Fleisch, 2 Hennen und ein halbes Schaf. Ein reformierter Leutnant, Kornett oder Quartiermeister sollten 8 Maß Bier, 8 Pfund Brot und 4 Pfund Fleisch sowie ein Viertel von einem Schaf oder Kalb erhalten. Einem Jungen oder einem Weib standen 1 Pfund Fleisch, 2 Pfund Brot und 1 Maß Bier zu. BARNEKAMP, Sie hausen uebell, S. 42. Dazu kamen für den gemeinen Soldaten in der Regel täglich 2 Pfund Brot (zu 8 Pfennig), 1 Pfund Fleisch (zu 16 Pfennig) und 1 Kanne Einfachbier (2, 02 Liter zu 8 Pfennig). Statt Fleisch konnten auch Fisch, Butter oder Käse gegeben werden. Zwei Heringe entsprachen 1 Pfund Fleisch, eine Henne ersetzte 1, 5 Pfund Fleisch. Selbst diese Rationen wurden oft von den Offizieren noch unterschlagen. Der Erfurter Rat hält am 16.11.1641 die Klagen dreier gefangener Reiter des Regiments Hatzfeldt fest: „[Sie] berichteten [sie] wehren 5 tage von ihrem Regimente gewesen, undt nach einem Stücke brodts geritten, sie bekömen [sic] gantz nichts, wenn ihnen auch gleich Commiß[brot] zugesendet wehre, bekömen sie doch nichts: sondern die officirer behieltten solches alles vohr sich allein, [Sie] wussten auch nicht wo sie hin soltten, sie hetten deswegen von ihren officirern gantz nichts gehöret“. Zitiert bei BERG, Regulating war, S. 15; vgl. auch KUPER, Feuer, S. 104. So der kaiserliche Feldmarschall Melchior von Hatzfeldt 1642: „Denn arm und hungrig zu sein, macht schlechte Curagi – wo nit anderes, davor uns der liebe Gott behüte“. ENGELBERT, Hessenkrieg II, S. 43. Der Salemer Mönch Bürster (1644); WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 196: „Dan ehe muoß der burger sterben zehen mal, ehe der soldat verderben ainmahl“. Die Verpflegung erforderte dennoch riesige Mengen an Schlachtvieh, zumal die Soldaten nur schieres Fleisch verlangten, keine Innereien oder Füße wollten, und der genießbare Fleischanteil z. B. bei Ochsen zwischen 25 u. 55 % je nach Fütterung lag. Von Oktober bis Dezember sollen kaiserliche Truppen im kaisertreuen Hessen-Darmstadt neben 30 000 Pferden 100.000 Kühe und 600.000 Schafe erbeutet haben; PARKER, Dreißigjähriger Krieg, S. 250. In Tillys Verpflegungsordnung von 1627 wie auch in den anderen Ordnungen dieser Art war dagegen der umsichtige Umgang mit Einwohnern ausdrücklich festgelegt. KLOPP, Tilly, S. 546. Zweimal täglich ein Gericht mit zwölf Gängen für einen Obristen war üblich. Vgl. die kaiserliche Einquartierungsordnung Melchior von Hatzfeldts für Westfalen (1636 III 09): „Wirt ebenmeßigh geklagtt, daß nicht allein die officierer, sondern auch die soldat(en) mitt ubermeßigem banquitier(en), sonderlich mitt verschwendungh vieler weins und geträncks den armen mahn gentzlich außlaugen, derenthalb(en) ein jeder und alle hiemit erinnert, das, was sie dergestalt uppich verzehr(en), ihnen an der contribution abgehe“. SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 127. Bürgermeister und Rat von Büren schrieben an die kurfürstlich-kölnischen Beamten in Paderborn und an den Edelherren Moritz von Büren über Vorfälle der am 1.4.1626 erfolgten Einlagerung einer Korporalschaft der Leibgarde des ligistischen Generalwachtmeisters Timon von Lintelo, Büren, 1626 April 15; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 185: „Bey Lübbertt Drevelnn ist ein reformirter corporal, so ein matresse bey sich gehapt, einlogirt gewest. Gleich wie der [Corporal; BW] einkommen, hat ihme der wirt nach zustandtt dieser orther unnd settigungh eines ehrlichen menschenn gnugsame speißenn, alß nemblich saurs krautt mit einer bratt- oder metwurst, ein schaffschinckenn, ein stück gerauchert rindtfleisch, ein außgeweßerten schweinenn potharst, dabei, dabei einen halben schaffenn käß nebenn butter aufgesetztt. Der corporal wirfft die speisenn mehrnntheilß zur dehl hinauß, unnd sagtt mit entrustungh zu seinem wirth, solche speisenn solte er einem hudler gebenn. Ob er meinte, das er ein hudler vor sich hette. (46) Er hette woll beßer speiß dem bettler vor die thuer gebenn etc., unnd will sich nicht stillen laßenn, biß ihme der wirth folgendenn tags nach seinem willenn schincken, hüner, kalbfleisch etc. aufzutragenn verpflichtet“. Nach der schwedischen Kammerordnung, 1635 X 04 (Geheimes Staatsarchiv Berlin-Dahlem I – 34 -179 b) hatte Oxenstierna den Anspruch pro Monat und gemeinen Reiter auf 4 ½ Rt., 60 Pfd. Brot und 60 Feldmaß Bier festgelegt. Im Juni 1634 sollte Generalkriegskommissar Ossa Erzherzogin Claudia von Tirol raten, den nach besserer Verpflegung begehrenden hohenemsischen Soldaten gegebenenfalls durch das Landvolk „die Hälse entzwei schießen“ zu lassen, was Claudia nicht tat, um eine weitere Eskalation der Lage zu vermeiden; SCHENNACH, Soldat, S. 71. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt geforn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaiser und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. PAPKE, Landsknechte, S. 22: „Ende 1618 wurden Reiter in Altendresden einquartiert. Ihre Verpflegung regelte ein kurfürstliches Mandat vom 8. November. Es sah für ein Frühstück Butterwecken vor sowie Brot, Butter, Käse und Bier. Zum Mittag sollte Suppe geben mit Rahm, Butter, Eiern, Muskatnelken und Semmeln, danach 5 Pfd. Rindfleisch mit Meerrettich, eine Hammelkeule, Zugemüse, Butter und Käse, Brot und Semmeln und pro Person 2 Kannen »hiehisches« Bier. Dazu wurden Salz, Würze, Essig, Schmalz, Holz für den Herd, Licht für Stuben und Ställe gerechnet, für 9 Personen insgesamt 2 Gulden, 11 Groschen, 6 Pfennige. Unkosten für Bett- und Tischwäsche wurden erwähnt, aber nicht berechnet“. 1619 mussten ins Lager bei Themar geliefert werden: Rindsmäuler, Gelüng, Rindsmagen, Gekröse, Sülze, Zungen, Rindsherz, Rindsfüße, Rehwild geliefert werden. Dazu kamen Konfekt, Mandeln, Rosinen, Feigen, Nürnberger Küchlein (Lebkuchen), Reis, Muskatblüten, Peffer, Nelken geliefert werden. Vgl. ERB, Die ersten Kriegsereignisse, S. 10f.
[232] Leopold Wilhelm Erzherzog v. Österreich [5.1.1614 Wiener Neustadt-20.11.1662 Wien], kaiserlicher Feldherr. Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.
[233] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Taub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.« Teilweise „kauften“ sich begüterte Bürger Offiziere als Salvaguardia, um sich gegen Übergriffe zu schützen; SUTORIUS, Die Geschichte von Löwenburg. 1. Teil, S. 266.
[234] HÖNN, Sachsen-Coburgische Historia 2. Buch, S. 310.
[235] Behringen, heute Ortsteil von Ilmtal [Ilmkreis].
[236] Suhl [Kr. Suhl]; HHSD IX, S. 426ff.
[237] GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 263.
[238] Ferdinand Beuting [Beuding, Beutingen, Bautig] [ -26.10.1641 Obermaßfeld], kaiserlicher Obristleutnant.
[239] KARCHE, Jahrbücher, S. 250f.
[240] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.
[241] Robert Douglas [Duclas, der Lebhafte; Duglaß, Duclas] of Whittinghame, Freiherr [1651], Graf [1654] [17.3.1611 Standingstone/Schottland-28.5.1662 Stockholm], schwedischer Obrist, Generalleutnant. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 2378 (dort wie immer weiterführende Literatur); BERG; LAGERCRANTZ, Scots in Schweden; MAIDMENT, Collection, S. 331ff.
[242] Quartiermeister: Bei Einquartierungen in Dörfern und Städten besorgte der Quartiermeister, in Abstimmung mit den lokalen Obrigkeiten, von den Bewohnern Unterkunft und Verpflegung für die Kompanie. Zunächst wurde der Stab einlogiert, dann wurden die Quartiere für die Hauptleute bestimmt. Die Kompanie des Obristen hatte die weitere Wahl, dann die des Obristleutnants, darauf die des Obristwachtmeisters. Die restlichen Kompanien spielten die übrig gebliebenen Quartiere unter sich aus. Das führte bei engen Quartieren teils zur Überbelegung bei den einzelnen „Wirten“, teils zum Kampieren unter freiem Himmel auf dem Markt, was zu Unruhen führen konnte. Dem Quartiermeister, der je nach Truppengattung zwischen 40 und 60 fl. Monatssold erhielt, war die Kriegskasse anvertraut. Dazu kamen allerdings erhebliche Nebeneinkünfte der meist korrupten Quartiermeister, die dieser mit dem Obristquartiermeister teilte. Die Quartiermeister operierten sehr oft mit gefälschten Listen der einzuquartierenden Soldaten, um die Differenzbeträge in die eigenen Taschen zu stecken. Der Regimentsquartiermeister Bartelme Vogel schrieb am 4.7.1648 aus Landshut an den Abt der Benediktinerabtei Prüfening, Matthias von Trauner ?; SOLMS-LAUBACH; MATTHAEI, Wetterfelder Chronik, S. 67, Anm. 1: „weil ihn der Abt nicht so viel gewürdigt, daß er ihm sein jüngstes Schreiben mit einem einzigen Wort beantwortet noch viel weniger einen einzigen Heller oder dergleichen zur Zehrung geschickt hatte, ‚da doch’, fährt der Schreiber fort, ‚alle meine Kammeraten von ihren Ortern zu 2 : 3 : 4 : Im die 500 Rthr. neben ihrer Zehrung Schon auf rechnung hieher bekommen haben vnd darf Sich der Herr (nämlich Abt) gar nicht einbilten, das er So sehr werde aufgehen, oder aber ich Seinetwegen alhier mein eigenes Gelt verzehren will, Stellt sich der Herr (Abt) mit diessem Botten nicht ein, So Soll er versichert Sein, daß nicht allein sein Gloster vnd Dörffer, Sondern alles da herumb ligente Getreit Am lengsten soll gestanden haben, den alhier vber 400 Pfert vorhanten, die auff Anders nichts warten, alls das Sie die vngehorsamen darunter der herr der furnehmsten einer ist mit feuer vnd Schwert Strafen Sollen, welches ich dem Herrn mit wenigen zur Nachricht vermelten vnd vor Schaden gewarnt haben will, hab Jüngstens für meinen herrn Obristen eines hantpferdes vnd f ü r m i c h e i n e s guten Glöpers (Kleppers, Gauls) gedacht, aber derowegen kein Antwort bekom, allem vermerckhen nach mus der herr nicht wissen was die Regiments Quartirmeisters Scharschy (Charge) auf Sich hat, den Sonst würt er mir mit anderer Disgrezion begegnen, hat aber nichts auf Sich Soll ihm schon in einem andern vergolten werden Sonst für dißmahl ein mehrers nicht alls Gott bevohlen“.
[243] Polen, Polacken [Husacken]: Die übliche, zunächst nicht pejorative Bezeichnung für die im kaiserlichen Heer wenig geschätzten polnischen Truppen, die hauptsächlich von Spanien besoldet und in habsburgischen Diensten standen. Die Kampfkraft dieser Truppen galt als gering. Einerseits galt ihre Führung als schwierig, andererseits waren sie wegen ihrer Tapferkeit und Geschicklichkeit im Umgang mit Muskete, Pistole, Säbel, Lanze und Wurfspeer gesuchte Söldner. Von Philipp Graf von Mansfeld-Vorderort stammt die negative Beurteilung: „Sie fressen wohl weder Samstag noch Freitag Butter oder Eier; sich aber sonsten für den katholischen Glauben, das Romische Reich oder auch ihr eigenes Vaterland einige Ungelegenheiten zu machen, seind sie ganz keine Leut. Wahrheit oder Ehr hat bei ihnen nicht länger Bestand, als wan es ihnen zum Profit dient; wan der aufhört, schwören sie für fünf Groschen einen Eid, dass Gott nie zur Welt geboren!“ HALLWICH, Wallensteins Ende, S. I51f. Vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik (Oktober 1636), S. 89: Die polnischen Reiter „soffen sehr viel bier auß, machten es mit Plündern, schenden erger denn alle feinde, ritten uff die welde, durchschändeten die Weibsbilder, dass Sie nicht gehen kundten, nötigten die Steinalten Weiber, dass Sie starben, zernichteten alles in heußern, weil ihrethalben alles uff die Welder und in die Städte gewichen wahr, haben viel vergrabene sachen aufgesucht, vermaurete keller gefunden, zien und kupfer mitgenommen, kirchen erbrochen, kelche, leichen- und Altartücher mitgenommen. Den 31. October s. n. fiel das Fest aller heiligen ein, drumb blieben Sie liegen, feyerten es mit fasten und speisen nur von öhl, Eßig und fischen, wo sies haben kundten, wahren aber nichts desto frömmer und brachen an Sontag frühe auf und marchirten auf Presnitz und Wiesenthal. Das ärgste und grausambste an ihnen wahr, dass Sie schöne kinder, gleich wehren Sie Turcken oder Tartarn, mitgenommen“. WAGNER, Pforr, S. 129. Bei dem Rothenburger Chronisten Dehner werden die polnischen Kosaken aus der Ukraine als Husacken bezeichnet; HELLER, Rothenburg, S. 20.
[244] HAPPE II fol. 315v-316r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[245] WAGNER, Pforr, S. 153.
[246] PLEISS; HAMM, Der Dreißigjährige Krieg, S. 126.
[247] Mattia di Toscana, Herzog v. Florenz [9.5.1613-14.10.1667], kaiserlicher Obrist.
[248] Obristwachtmeister: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 50 fl. entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.
[249] BRAUN, Marktredwitz, S. 118.
[250] Melchior Reichsgraf Hatzfeldt v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. KREBS, Aus dem Leben.
[251] Kroaten: (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Dieser ließ gefangene Kroaten auch nach Schweden in die Kupferbergwerke bringen; METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 87. Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteien“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Vgl. GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 85 (1630): „Die Crabaten litten dieser Zeit von den Schwedischen viel schaden / weil es bey ihnen viel stattliche Beuten gab. Dann sie hatten theils Gürtel voller Gold und Silber vmb den Leib / auch gantze Blatten von Gold vnd Silber geschlagen vor der Brust“. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“, S. 75: „In einer Supplik der niederhessischen Stände an Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel aus dem Jahr 1637 heißt es beispielsweise, die „unchristlichen Croaten“ hätten ‚den Leute[n] die Zungen, Nasen und Ohren abgeschnitten, die augen außgestochen, Nägel in die Köpff und Füsse geschlagen, heis Blech, Zinn und allerhand Unflat, durch die Ohren, Nasen und den Mund, in den Leib gegossen [und] etzliche durch allerhand Instrumenta schmertzlich gemartert’ “. http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „. METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 41: „Diese [Kroaten; BW] nach dem sie die Thor deß Stättleins [Penkun (LK Vorpmmern-Greifswald); BW] zerbrochen / haben sie mit grossem Grimm auff dem Schloß / in der Kirche / in der Pfarr / in den Häusern / Ja auch unerhörter Weise in den Todtengräbern gesuchet: Das Korn theils außgetroschen vnnd hinweg geführet / theils auch zertretten / die Inwohner hefftig geschlagen vnnd biß auff den Todt gemartert / daß sie solten sagen / on sie Gelt vergraben hetten / vnder denselben haben sie auch deß Pastorn nicht verschonet / der ihnen doch vor diesem alle Ehr vnnd Freundschafft erwiesen: Vnnd welches das allerärgste / haben sie Weibspersonen genothzüchtiget vnd geschändet / vnnd so sich etliche im Wasser vnder dem Rohr / oder sonst verborgen / haben die Crabaten / als deß Teuffels rechte Spürhund / solche auffgesucht / vnd wie das Vieh zur Vnzucht vor sich hergetrieben / auch ein theils Mannspersonen / so ihre Weiber vnnd Kinder wider solchen Teufflischen Muthwillen vnnd Gewalt vertheidigen wollen / jämmerlich erschossen vnd nidergehawen. Vnd dergleichen Vnzucht haben sie auch an Mägdelein von acht vnnd zehen Jahren zu treiben vnd am hellen Tag auff den Kirchhöfen / öfffentlichen Gassen vnd Gärten zu begehen / sich nicht geschewet“.Vgl. auch die Beschreibung des Kroateneinfalls in Neustadt a. d. Aisch am 18.7.1632 => Kehraus [Kerauß, Kehrauß], Andreas Matthias in den „Miniaturen“.
[252] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 132.
[253] Gelnhausen [Main-Kinzig-Kr.]; HHSD IV, S. 164ff.
[254] Generalmajor: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant.
[255] Bad Orb [Main-Kinzig-Kreis].
[256] KREUTER, Gelnhausen III, S. 72.
[257] Hans Matthias Freiherr v. Pienzenau [Bentzenau, Bentzenauer, Bentenau, Benzennau, Banzenau, Penzenau] v. u. zu Wildenholzen, [ – ], kurbayerischer Obrist.
[258] Trompeter: Eigener gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs und bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge.
[259] Schröter: Weinfuhrmann.
[260] HELLER, Rothenburg, S. 123.
[261] Vgl. dazu STURNBRICH, Kriegsereignisse (1640); Quelle 18.
[262] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.
[263] Lichtenfels [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 408.
[264] Bad Königshofen im Grabfeld [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.
[265] Bad] Neustadt/Saale [LK Rhön-Grabfeld], HHSD VII, S. 59f.
[266] Johan Banér [Bannier, Banner, Panier, Panner] [23.6./3.7.1596 Djursholm-20.5.1641 Halberstadt], schwedischer Feldmarschall.
[267] Creuzburg [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 70ff.
[268] Cavalcade: Reiterzug, Ritt, Kriegzug.
[269] Joachim Christian Freiherr, 1642 Graf v. der Wahl [1590-31.8.1644 Ingolstadt], kurbayerischer Feldmarschall.
[270] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 367.
[271] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.
[272] Eisenach [LK Eisenach]; HHSD IX, S. 88ff.
[273] Gotha [LK Gotha]; HHSD IX, S. 151ff.
[274] Creuzburg [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 70ff.
[275] Eschwege [Werra-Meissner-Kreis]; HHSD IV, S. 114ff.
[276] ENGELSÜß, Weymarischer Feld-Zug, S. 147.
[277] HÖNN, Sachsen-Coburgische Historia 2. Buch, S. 312.
[278] Hieronymus Tarras [Torraß] [ – ], schwedischer Hauptmann.
[279] Friedewald [LK Hersfeld-Rotenburg]; HHSD IV, S. 149.
[280] N Canard [ – ], kaiserlicher Hauptmann.
[281] GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 264.
[282] Diversion: Ablenkungsmanöver, Vorstoß auf einem Nebenkriegsschauplatz, unerwarteter Angriff.
[283] GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 263.
[284] Garnison: Besatzung in einer Festung (Kavallerie und Infanterie). Die monatliche Löhnung der Soldaten, der Servis und die Fourage mussten von der betreffenden Garnisonsstadt aufgebracht werden und waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Der Garnisonsdienst wurde wegen der geringeren Aussicht auf Beute, Hunger und Krankheiten bei längerer Einquartierung immer unbeliebter, so dass man dazu überging, neugeworbene Söldner im Felddienst einzusetzen. Der französische Diplomat François Ogier [um 1597-1670] schrieb 1635 über die schwedische Garnison in Marienburg [Malbork]: „Ich betrachtete das Lager und die Unterkünfte der Schweden und sah ein Bild von menschlichem Elend und Wahnsinn. Ich sah in die Gesichter der Männer, und da ich nicht erkennen konnte, dass sie sich unterhielten, zweifelte ich daran, ob sie überhaupt Männer waren, so barbarisch, schmutzig und krank waren sie. Alle waren in Lumpen gekleidet und barfuß, und zum größten Teil handelte es sich um unhöfliche, junge Bauern“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 52. KELLER, Drangsale, S. 401ff.: „Ein Zeitgenosse, der in Philippsburg gezwungen als Garnisonssoldat zubringen mußte, gibt uns darüber folgende interessante Notizen, die auf jede Garnison passen dürften. ‚So mußte ich denn’, erzählt er uns, ‚Musquetirer werden wider meinen Willen. Das kam mir aber sauer an, weil der Schmalhanz da herrschte und das Commißbrod schrecklich klein war. Ich sage nicht vergeblich: schrecklich klein – denn ich erschrack auch alle Morgen, wenn ich’s empfing, weil ich wußte, daß ich mich den ganzen Tag damit behelfen mußte, da ich es doch ohne Mühe auf einmal aufreiben konnte. Und die Wahrheit zu bekennen, so ist’s wohl ein elend Creatur um einen armen Musquetiren (Garnisonssoldaten), der sich solcher Gestalt mit seinem Brod und noch dazu halb satt, behelfen muß, denn da ist keiner anders, als ein Gefangener, der mit Wasser und Brod sein armseliges Leben verzögert. Ja ein Gefangener hat’s noch besser, denn er darf seiner Ruhe pflegen und hat mehr Hoffnung, als so ein elender Garnisoner, mit der Zeit einmal aus solchem Gefängniß zu kommen. Zwar waren auch Etliche, die ihr Auskommen umb ein kleines besser hatten von verschiedener Gattung, doch keine einzige Manier, die mir beliebte, um solcher Gestalt mein Maulfutter zu erobern, anständig sein sollte. Denn Etliche nehmen, und sollten es auch verlaufene Personen gewesen sein, in solchem Elend keiner anderen Ursach halber Weiber, als daß sie durch solche entweder mit Arbeiten als Nähen, Waschen, Spinnen oder mit Krämpeln und Schachern oder wohl gar mit Stehlen ernähret werden sollen. Da war ein Fähndrich unter den Weibern, die hatte ihre Gage wie ein Gefreiter, eine andere war Hebamme und brachte sich dadurch selbsten und ihrem Manne manch guten Schmauß zuwege; eine andere konnte stärken und waschen, diese wuschen den ledigen Officieren und Soldaten Hemden, Strümpfe, Schlafhosen und ich nicht weiß nicht, was mehr, davon sie ihren besonderen Namen kriegten; andere verkiefen Taback und versahen den Kerlen ihre Pfeifen, die dessen Mangel hatten; andere handelten mit Brandtwein und waren im Rufe, daß sie ihn mit Wasser verfälschten; eine andere war eine Näherin und konnte allerhand Stich und Nadel machen, damit sie Geld erwarb; eine andere wußte sich blößlich aus dem Feld zu ernähren, im Winter grub sie Schnecken, im Frühling graste sie Salat, im Sommer nahm sie Vogelnester aus und im Herbst wußte sie tausenderlei Schnabelweid zu kriegen; etliche trugen Holz zu verkaufen, wie die Esel. Solchergestalt meine Nahrung zu haben, war für mich nichts. Etliche Kerl ernährten sich mit Spielen, weil sie es besser, als die Spitzbuben konnten und ihren einfältigen Cameraden das ihrige mit falschen Würfeln und Karten abzuzwacken wußten, aber solche Profession war mir ein Eckel. Andere arbeiteten auf der Schanz und sonsten, wie die Bestien, aber hierzu war ich zu faul; etliche konnten und trieben ein Handwerk, ich Tropf hatte aber keins gelernt. Zwar wenn man einen Musicanten nöthig gehabt hätte, so wäre ich wohl bestanden, aber dasselbe Hungerland behalf sich nur mit Trommeln und Pfeiffen; etliche schulderten vor andern und kamen Tag und Nacht nicht einmal von der Wacht. Ich aber wollte lieber hungern, als meinen Leib so abmergeln’ “.
[285] Schotten: Von 1626-1632 dienten 25.000 Schotten unter Christian IV. u. Gustav Adolf, was etwa 10 % der Gesamtbevölkerung Schottlands entsprach; PARKER, Military Revolution, S. 200, Anm.17. 1630 hatte Gustav Adolf 13 Schottenregimentern mit fast 1.000 Offizieren unter seinem Kommando; MINHA, Walter Graf Leslie, S. 139, Anm. 23: Damit „wurde das Schwedenheer zur großen Kriegsschule des anglo-schottischen Adels für den späteren Machtkampf zwischen König und Parlament in der Heimat“. Zur Motivation schottischer Söldner MAHR, Oberst Robert Monro, S. 54: „Hier ist auch zu sehen, dass der Baron von Foulis edlen Andenkens es nicht für eine Beeinträchtigung seines Ansehens hielt, zuerst meinem Lord Reay und seinem Regiment als Freiwilliger zu folgen, bis er einige Gefechte gesehen und einige Erfahrung gesammelt hatte. Dann begann er mit einer Kompanie und wurde zuletzt mit Ansehen Obrist eines Regiments zu Fuß und zu Pferd. So ermunterte er andere seines Namens und seiner Verwandtschaft, seinem Beispiel zu folgen und ehrenvoll im Ausland zu leben, anstatt ihren Freunden zu Hause, wie es viele tun, zur Last zu fallen. Dabei müssen sie, wie wir in Schottland sagen, für einen halben Laib Brot springen, während andere aufgrund ihrer Tapferkeit nobel im Ausland leben, sich Diener leisten können und von silbernen Tellern speisen“. In erster Linie heranziehen ist die große Datenbank von Steve MURDOCH, SSNE; dort auch jeweils die neueste Literatur, bzw. dessen Veröffentlichungen => Literaturregister. Bei der Zusammensetzung der schwedischen Armee Gustavs II. Adolf bis Ende 1632 werden folgende Zahlen angenommen: Schweden 8.000 (5, 5 %), Finnen 3.000 (2, 0 %), Deutsche Söldner: Alte Regimenter (vor Juli 1630 aufgestellt) 15.000 (10, 5 %) Neue Regimenter 65.000 (44, 5 %) Britische Söldner 7.000 (5, 0 %) Verbündete: Sachsen 17.000 (11, 5 %) Brandenburg 6.000 (4, 0 %) Hessen-Kassel 6.000 (4, 0 %) Mecklenburg 4.000 (2, 5 %) Stadtmilizen ca. 15.000 (10, 5 %) Gesamtzahl 146.000. Von diesen ca. 150.000 Mann war etwa die Hälfte im Garnisonsdienst eingesetzt, der Rest war auf die verschiedenen Armeekorps aufgeteilt, deren Größe zwischen 3.000 und 20.000 Mann lag. Im Falle einer möglichen Schlacht wurden diese dann vorübergehend zusammengezogen. Angaben nach BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 69; ENGERISSER, Von Kronach. Je nach Kriegslage schieden nach Gustav II. Adolfs Tod Verbündete wieder aus, der Anteil der Deutschen unter schwedischer Fahne stieg jedoch weiter an. Vgl. MILLER, Swords for hire.
[286] N Mori [ – ], schwedischer Kapitän.
[287] Ulrich Braun [ – ], schwedischer Obrist.
[288] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[289] Kontribution: Kriegssteuer, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Der Flussmeister und Advokat Johann Georg Maul [? – nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können“. Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt“. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“.
[290] GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 264f.
[291] WAGNER, Pforr, S. 154f.
[292]THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 245.
[293] Brand, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[294] BRAUN, Marktredwitz, S. 125.
[295] WAGNER, Pforr, S. 154f.
[296] WAGNER, Pforr, S. 155.
[297] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 64f.
[298] Merodebrüder: Diebesbande, Nachzügler, Feldstreicher. Marodeur: Der Marodeur bezeichnet jemanden, der am Rande von Kampfhandlungen brandschatzt, plündert, erpresst, raubt, stiehlt, vergewaltigt und mordet. Zumeist handelt es sich dabei um durch Krankheit oder Verwundung untauglich gewordene und ausgemusterte oder wegen Verfehlungen aus der Truppe ausgestoßene Kombattanten oder um Deserteure. Der Begriff ist abgeleitet vom französischen „maraude“ oder „maraudage“, was „Felddiebstahl“ – besonders durch Soldaten – bedeutet. Verwandt ist das deutsche Eigenschaftswort „marode“, welches synonym zu „heruntergekommen“, „verfallen“ oder „verkommen“ verwendet wird. Marodeure schließen sich häufig in Banden zusammen. Je länger ein Konflikt andauert, desto größer wird naturgemäß das Marodeursunwesen, weil die Zahl der Menschen wächst, die keine andere Überlebensmöglichkeit mehr haben oder sehen. Aus diesem Grund war eine große Zahl von Marodeuren auch eine der Begleiterscheinungen des Dreißigjährigen Krieges. Das Phänomen ist jedoch keineswegs auf die Frühe Neuzeit beschränkt. [wikipedia]. Der Ausdruck Merode-Brüder wird in der germanistischen Forschung meist auf Truppen des braunschweig-lüneburgischen, dann schwedischen Obristen Werner v. Merode bezogen, die 1635 an der Elbe meuterten und auseinander liefen, während Grimmelshausen die Verbände des kaiserlichen Obristen Johann II. v. Mérode meinte.
[299] Gefreiter: Der Gefreite war ursprünglich ein erfahrener und zuverlässiger Söldner, der von den niederen und schweren Diensten (wie etwa der gewöhnlichen Schildwache) ‚befreit‘ war. Die Gefreiten waren für die Aufstellung der Wachen zuständig. Ihnen oblag die Aufsicht über Arrestanten, sie übermittelten militärische Verfügungen und Befehle und mussten im Gefecht die am meisten gefährdeten Stellungen beziehen. Er erhielt 7 fl. 30 kr. Monatssold.
[300] Korporal: Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes.
Korporalschaft: Zug einer Kompanie, die von einem Korporal geführt wurde. Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes.
[301] Sergeant: Der Sergeant war Unteroffiziersdienstgrad. Der Feldwebel war ein vom Obristen oder Hauptmann eingesetzter Gehilfe in der Infanterie. Er wirkte zunächst an der Einteilung und Aufstellung der Schlachtordnung des Fähnleins mit. Im 17. und 18. Jahrhundert übernahm diese Funktion der Major/Obristwachtmeister, und im Zuge dessen beschränkten sich die Aufgaben des Feldwebels auf den inneren Dienst: auf Empfang und Ausführung der Kommandos der höheren Offiziere, die Abholung und Weitergabe der Losung an die Korporale und Gefreiten, die Aufsicht über die Disziplin der Compagnie und die Erfüllung der herrschaftlichen Dienstverpflichtungen, auf das Schreib- und Rechnungswesen. Der Feldwebel wurde teilweise auch Sergeant genannt, bei Artillerie und Kavallerie hieß er Wachtmeister. Im Schultheißengericht, der genossenschaftlichen und von den Kriegsherren weitgehend unabhängigen Rechtsinstanz in den Landsknechtsheeren (die im Laufe des Dreißigjährigen Krieges von den Unter[kriegs]gerichten abgelöst wurde) dienten Feldwebel als Gerichtsoffiziere.
[302] Leutnant: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-60 fl.
[303] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden so genannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.
[304] Heldburg, heute Ortsteil von Bad Colberg-Heldburg [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 192f.
[305] Poppenhausen, heute Ortsteil von Hellingen [LK Hildburghausen].
[306] Lindenau, heute Ortsteil von Bad Colberg-Heldburg [LK Hildburghausen].
[307] Marketender/Marketenderin: Dem Heer nachziehende Händlerin oder Händler, der oder die vom Obristen befugt war, den Soldaten Lebensmittel zu verkaufen. Dafür hatten sie ihm z. B. von jedem Eimer Wein oder Bier 2 Maß für die Küche abzugeben und zumeist 10 Prozent ihrer Einkünfte. Sie waren auch zum Kranken- und Munitionstransport verpflichtet, falls die üblichen Rüstwagen nicht ausreichten. Marketender und Marketenderinnen handelten auch mit Beutegut, wobei das Beutegut weit unter Wert angenommen wurde. Die Frauen unter ihnen waren nicht nur Händlerinnen, sondern auch Helferinnen, Partnerinnen, Krankenschwestern, häufig Prostituierte. Bei einem im April 1634 in Dinkelsbühl einquartierten Regiment fanden sich bei 950 Soldaten 11 Maketender, aber 26 Marketenderinnen; HEILMANN, Kriegsgeschichte S. 465 Anm. Obwohl bekannt war, dass kein Heer ohne Marketender existieren konnte, standen diese – wie die übrigen Trosser – in schlechtem Ansehen: Sie traten als Geldverleiher auf, und so mancher Söldner war bei ihnen verschuldet. Sie standen zudem in dem Ruf, für die materielle Not vieler Söldner verantwortlich zu sein, indem sie bei Nahrungsmittelknappheit und Ausbleiben der Soldzahlungen das Heer verließen und ihre Fahne in den Wind besserer Märkte hängten. Gewalttätige Übergriffe auf die Marketender durch Bauern, Bürger und eigene Soldaten waren vielfach die Folge, zumal diese z. T. zum 15fachen Preis Waren an die Bürger verkauften, die von diesen auf den Druck einquartierter Soldaten hin erstanden werden mussten (BRAUN, Markredwitz, S. 45). Vgl. KLUGE, Hofer Chronik, S. 163: „Das rauben und plündern war um diese zeit [April 1640] sehr arg, wie dann die kayßerlichen ihre eigenen marquetener, so zu Culmbach wein und vieh erhandelt und erkauft, ganz ausgeplündert, auch zugleich ein 800 thaler darzu an geld abgenommen“. Häufig wurden sie als Spione verdächtigt. Auch Juden wurden als Marketender geduldet; LOTZE, Geschichte, S. 80f. Die Aussicht auf großen Gewinn ließ Zivilisten oder Amtsträger (vgl. PFEILSTICKER, Tagebuch) häufig für einige Zeit zu Marketendern werden. REDLICH, Marketender; Continuatio Der Siegreichen Victorien, S. 4f.
[308] Bandelier: Schulterriemen mit bis zu 14 anhängenden Holzbüchschen (= Pulvermaße) mit der für einen Schuss notwendigen Pulverladung; ferner eine Pulverflasche mit feinem Zündpulver für die Pfanne, dem ledernen Kugelbeutel, einem Ölfläschchen, sowie einem Stück zusammengelegter Lunte.
[309] Landstörzer: Landstreicher, gemeiner Kerl von üblem Lebenswandel, dt. Übersetzung des span. „picaro“ (dt. „Schelm“).
[310] Der Abt Veit Höser von Oberaltaich hat die Marter beschrieben; EBERMAIER, Landshut, S. 105: „Dieser Trunk besteht darin, daß sie einem Menschen die Hände auf dem Rücken, die Füße aber zusammenbinden und ihn rücklings auf den Boden werfen. Dann ergreifen sie einen Besenstiel, oder sonst einen zwei Daumen dicken Prügel in der Nähe, und stecken ihn in den Mund des zu Boden gestreckten Menschen, und zwar nicht selten mit einer solchen Wut und Gewalt, daß sie ihm, wenn er sich sträubt, die Zähne zerbrechen. Während ihm nun so das Holz im Munde steckt, nehmen sie kaltes und warmes Wasser, Bier oder Urin oder sonst etwas Flüssiges, was ihnen in die Hände kommt, vermischen es mit Hefe, Menschenkot und allerlei Unrat, je nachdem es ihnen ihr Mutwillen eingibt, leiten dieses stinkende Getränk neben dem aufrecht stehenden Holze in den Mund und Schlund des hingestreckten und lassen es unausgesetzt in solchem Übermaß hineinrinnen, bis der Mensch wie ein Wassersüchtiger aufschwillt und zu ersticken scheint. Dann ziehen sie ihm das Holz heraus, springen mit beiden Füßen zugleich auf seinen geschwollenen Bauch und bewirken durch dieses Springen, daß dieses unnütze und martervoll eingegossene Getränk unter noch größerer Marter aus dem Mund wie aus einer Wasserröhre, vielfach mit Blut vermengt, hervorquillt“. => Schwedentrunk.
[311] BÖTZINGER, Leben und Leiden, S. 34ff.
[312] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.
[313] Bayreuth; HHSD VII, S. 77f.
[314] Hirschfeld, heute Ortsteil von Steinbach a. Wald [LK Kronach].
[315] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[316] Altdorf bei Nürnberg [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 8.
[317] Blutschwäre: andere Bezeichnung für Furunkel: eitrige Entzündung eines Haarbalgs und seiner Talgdrüse. Der Eiterpfropf kann die Hautoberfläche durchbrechen und sich somit entleeren. Furunkeln sind oft schmerzhaft und können auch zur Narbenbildung führen.
[318] BÖTZINGER, Leben und Leiden, S. 43ff.
[319] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.
[320] Gottfried Huyn van Geleen, Freiherr u. Graf v. Amstenrade u. Geleen [um 1598-27.8.1657 Alden Biesen],bayerischer u. kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).
[321] General(feld)wachtmeister: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, auch den „General(feld)wachtmeister“, den untersten Generalsrang im ligistischen Heer („Generalmajor“ bei den Schweden). In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten und verwandtschaftlichen und sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig. Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen und dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden und Regimenter im Felde und beim Marsch.
[322] Jacques (Jacob) [Barrli; Robert; Karl ?] Freiherr v. Bornival [Borneval, Bornaval, Bonnival, B(o)urnevelli, Bornuel, Bornevika] d’Arlin [Barrli, Erlin] [ – ], kaiserlicher Generalmajor. Vgl. http://www.schweinfurtfuehrer.de/persoenlichkeiten/militaerische-personen-des-30-jaehrigen-krieges-in-schweinfurt/bornival/.
[323] Speyer; HHSD V, S. 350ff.
[324] Anselm Casimir Wambold v. Umstadt [30.11.1579 Speyer (?)-9.10.1647 Frankfurt/M.], Kurfürst u. Erzbischof v. Mainz. Vl. BRENDLE, Reichserzkanzler.
[325] Garnison: Besatzung in einer Festung (Kavallerie und Infanterie). Die monatliche Löhnung der Soldaten, der Servis und die Fourage mussten von der betreffenden Garnisonsstadt aufgebracht werden und waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Der Garnisonsdienst wurde wegen der geringeren Aussicht auf Beute, Hunger und Krankheiten bei längerer Einquartierung immer unbeliebter, so dass man dazu überging, neugeworbene Söldner im Felddienst einzusetzen. Der französische Diplomat François Ogier [um 1597-1670] schrieb 1635 über die schwedische Garnison in Marienburg [Malbork]: „Ich betrachtete das Lager und die Unterkünfte der Schweden und sah ein Bild von menschlichem Elend und Wahnsinn. Ich sah in die Gesichter der Männer, und da ich nicht erkennen konnte, dass sie sich unterhielten, zweifelte ich daran, ob sie überhaupt Männer waren, so barbarisch, schmutzig und krank waren sie. Alle waren in Lumpen gekleidet und barfuß, und zum größten Teil handelte es sich um unhöfliche, junge Bauern“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 52. KELLER, Drangsale, S. 401ff.: „Ein Zeitgenosse, der in Philippsburg gezwungen als Garnisonssoldat zubringen mußte, gibt uns darüber folgende interessante Notizen, die auf jede Garnison passen dürften. ‚So mußte ich denn’, erzählt er uns, ‚Musquetirer werden wider meinen Willen. Das kam mir aber sauer an, weil der Schmalhanz da herrschte und das Commißbrod schrecklich klein war. Ich sage nicht vergeblich: schrecklich klein – denn ich erschrack auch alle Morgen, wenn ich’s empfing, weil ich wußte, daß ich mich den ganzen Tag damit behelfen mußte, da ich es doch ohne Mühe auf einmal aufreiben konnte. Und die Wahrheit zu bekennen, so ist’s wohl ein elend Creatur um einen armen Musquetiren (Garnisonssoldaten), der sich solcher Gestalt mit seinem Brod und noch dazu halb satt, behelfen muß, denn da ist keiner anders, als ein Gefangener, der mit Wasser und Brod sein armseliges Leben verzögert. Ja ein Gefangener hat’s noch besser, denn er darf seiner Ruhe pflegen und hat mehr Hoffnung, als so ein elender Garnisoner, mit der Zeit einmal aus solchem Gefängniß zu kommen. Zwar waren auch Etliche, die ihr Auskommen umb ein kleines besser hatten von verschiedener Gattung, doch keine einzige Manier, die mir beliebte, um solcher Gestalt mein Maulfutter zu erobern, anständig sein sollte. Denn Etliche nehmen, und sollten es auch verlaufene Personen gewesen sein, in solchem Elend keiner anderen Ursach halber Weiber, als daß sie durch solche entweder mit Arbeiten als Nähen, Waschen, Spinnen oder mit Krämpeln und Schachern oder wohl gar mit Stehlen ernähret werden sollen. Da war ein Fähndrich unter den Weibern, die hatte ihre Gage wie ein Gefreiter, eine andere war Hebamme und brachte sich dadurch selbsten und ihrem Manne manch guten Schmauß zuwege; eine andere konnte stärken und waschen, diese wuschen den ledigen Officieren und Soldaten Hemden, Strümpfe, Schlafhosen und ich nicht weiß nicht, was mehr, davon sie ihren besonderen Namen kriegten; andere verkiefen Taback und versahen den Kerlen ihre Pfeifen, die dessen Mangel hatten; andere handelten mit Brandtwein und waren im Rufe, daß sie ihn mit Wasser verfälschten; eine andere war eine Näherin und konnte allerhand Stich und Nadel machen, damit sie Geld erwarb; eine andere wußte sich blößlich aus dem Feld zu ernähren, im Winter grub sie Schnecken, im Frühling graste sie Salat, im Sommer nahm sie Vogelnester aus und im Herbst wußte sie tausenderlei Schnabelweid zu kriegen; etliche trugen Holz zu verkaufen, wie die Esel. Solchergestalt meine Nahrung zu haben, war für mich nichts. Etliche Kerl ernährten sich mit Spielen, weil sie es besser, als die Spitzbuben konnten und ihren einfältigen Cameraden das ihrige mit falschen Würfeln und Karten abzuzwacken wußten, aber solche Profession war mir ein Eckel. Andere arbeiteten auf der Schanz und sonsten, wie die Bestien, aber hierzu war ich zu faul; etliche konnten und trieben ein Handwerk, ich Tropf hatte aber keins gelernt. Zwar wenn man einen Musicanten nöthig gehabt hätte, so wäre ich wohl bestanden, aber dasselbe Hungerland behalf sich nur mit Trommeln und Pfeiffen; etliche schulderten vor andern und kamen Tag und Nacht nicht einmal von der Wacht. Ich aber wollte lieber hungern, als meinen Leib so abmergeln’ “.
[326] Bingen am Rhein [LK Mainz-Bingen]; HHSD V, S. 43ff.
[327] Don Camillo Fürst von Gonzaga di Bozzolo, marchese di Mantua [1600-1658], kaiserlicher Generalfeldwachtmeister.
[328] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[329] Don Fadrique Enriquez de Luan y Manrique [1594-18.7.1660], spanischer Resident in Innsbruck. Vgl. WÖLLPER, Don Fadrique Enriquez.
[330] Höchst, heute Stadtteil von Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 226ff.
[331] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[332] Steinheim a. Main, heute Stadtteil von Hanau [Main-Kinzig-Kreis]; HHSD IV, S. 427.
[333] Aschaffenburg; HHSD VII, S. 33ff.
[334] Friedberg [Wetteraukreis], HHSD IV, S. 145ff.
[335] Achilles Baron Precipiano de Soye [Soy, Hoye, Soiani, Sove] [ -2.11.1642 bei Leipzig gefallen], kaiserlicher Generalfeldwachtmeister.
[336] Bresche, Breche, brescia, bresica: durch Geschützfeuer erreichte Sturmlücke in der Stadtmauer oder auch in einer Verschanzung. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]
[337] Batterie: Geschütze wurden zu Gruppen zusammengefasst. Diese Gruppen nannte man Batterie. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]
[338] Mine, minieren: graben, untergraben: Anlegen von Untergrabungsgängen unter dem Mauerfuß einer belagerten Festung. Diese Minengänge zielten entweder auf den Einsturz der Mauer oder auf ein Eindringen in die Festung. Über die Unterhöhlung hinaus konnten sie mit einer Pulverladung versehen und zum Sprengen der Mauer benutzt werden. Da man die Arbeitsgeräusche bald hören konnte, wurden Gegenminen gelegt und zur Explosion gebracht. Teilweise wurden die Minen auch dem Gegner gezeigt, um ihn zum Aufgeben zu bewegen. => Kontramine.
[339] Johannes Latomus [Latamus, Latomb, Lottomi] [ -August 1642 ?], hessen-kasselischer bzw. französischer Obristwachtmeister, Obristleutnant.
[340] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.
[341] Ziegenhain, heute Stadtteil von Schwalmstadt [Schwalm-Eder-Kreis]; HHSD IV, S. 483ff.
[342] STRAMBERG, 3. Abt., 8. Bd., S. 710f. (nach dem THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4)
[343] Ferdinand Beuting [Beuding, Beutingen, Bautig] [ -26.10.1641 Obermaßfeld], kaiserlicher Obristleutnant.
[344] GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 264f.
[345] Friedrich Wilhelm II. Herzog v. Sachsen-Altenburg, genannt „Posthumus“ [12.2.1603 Weimar-22.4.1669 Altenburg], schwedischer Obrist, kursächsischer General.
[346] Pflege: Gerichts- oder Verwaltungsbezirk (Landgericht), an dessen Spitze der Pfleger stand.
[347] KARCHE, Jahrbücher, S. 253.
[348] Albrecht Herzog v. Sachsen-Eisenach [27.7.1595 Altenburg-20.12.1644 Eisenach].
[349] Vgl. HENGERER, Kaiser Ferdinand III.; HÖBELT, Ferdinand III.
[350] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[351] Bischofsheim a. d. Rhön [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 97.
[352] Brückenau [LK Bad Kissingen]; HHSD VII, S. 108.
[353] LANG, Der Kleinkrieg, S. 120f.
[354] Schnapphahn: I. Strauchdieb zu Pferd, Straßenräuber. Zunächst bezogen auf adlige oder zumindest berittene Wegelagerer, dann auch Scheltwort für einen Kriegführenden, => Merodebrüder sowie auf Wegelagerer, Räuber und Diebe im Allgemeinen bezogen. Teilweise erhielten sie bei ihrer Gefangennahme Pardon, wenn sie in die Armee eintraten. Teilweise wurden sie auch als Bauerntruppen von Amts wegen gegen feindliche Truppen eingesetzt. Vgl. RATHJEN, Soldaten im Dorf, S. 211ff. II. Als „Schnapphähne“ wurden auch die sogenannten „Harzschützen“ oder „Harzbauern“ bezeichnet: Ab 1625 formierte sich im Harzgebiet eine bewaffnete, überwiegend bäuerliche Widerstandsbewegung aus Einwohnern von Städten und Dörfern, desertierten Soldaten und flüchtigen Straftätern zusammen mit regulären Truppeneinheiten Christians von Braunschweig und Christians IV. von Dänemark gegen die das Gebiet mit Krieg und Plünderungen überziehenden Heere Tillys und Wallensteins. II. Spanisches Gewehrschloss.
[355] Ettmarshausen, heute Ortsteil von Immelborn [Wartburgkreis].
[356] Immelborn [Wartburgkreis].
[357] LANG, Der Kleinkrieg, S. 120f.
[358] MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 531.
[359] Quartiermeister: Bei Einquartierungen in Dörfern und Städten besorgte der Quartiermeister, in Abstimmung mit den lokalen Obrigkeiten, von den Bewohnern Unterkunft und Verpflegung für die Kompagnie. Zunächst wurde der Stab einlogiert, dann wurden die Quartiere für die Hauptleute bestimmt. Die Kompanie des Obristen hatte die weitere Wahl, dann die des Obristleutnants, darauf die des Obristwachtmeisters. Die restlichen Kompanien spielten die übrig gebliebenen Quartiere unter sich aus. Das führte bei engen Quartieren teils zur Überbelegung bei den einzelnen „Wirten“, teils zum Kampieren unter freiem Himmel auf dem Markt, was zu Unruhen führen konnte. Dem Quartiermeister, der je nach Truppengattung zwischen 40 und 60 fl. Monatsold erhielt, war die Kriegskasse anvertraut.
[360] Terzerol: Taschenpistole, auch „Sackpuffer“ genannt, eine kleine Vorderladerpistole. Es existieren ein- und doppelläufige Ausführungen. Als Zündmechanismus diente dem Terzerol ab dem 17. Jahrhundert ein Steinschloss.
[361] Gefreiter: Der Gefreite war ursprünglich ein erfahrener und zuverlässiger Söldner, der von den niederen und schweren Diensten (wie etwa der gewöhnlichen Schildwache) ‚befreit‘ war. Die Gefreiten waren für die Aufstellung der Wachen zuständig. Ihnen oblag die Aufsicht über Arrestanten, sie übermittelten militärische Verfügungen und Befehle und mussten im Gefecht die am meisten gefährdeten Stellungen beziehen. Er erhielt 7 fl. 30 kr. Monatssold.
[362] Hier wohl Zange.
[363] Ritterzehrung: Die einem fahrenden Ritter zustehende Verköstigung und Lohn, hier angesichts der ursprünglichen Bedeutung ironisch und als Drohung gemeint; auch Almosen für einen vornehmen Bettler, angemessene standesgemäße Verpflegung; ERNSTBERGER, Abenteurer, S. 142. Nach KRÜNITZ „eigentlich dasjenige, was man einem verarmten oder auf Abentheuer ausgehenden irrenden Ritter auf seiner Reise ehemals zu seinem Unterhalte reichte, und welches von demselben nicht selten erpreßt wurde; im letzteren Falle wird es angenommen, als wenn jemand auf freier, offener Straße durch Drohung des Erstechens oder Erschießens, einem mit Gewalt Geld oder Kleider abnimmt. Nach dem gemeinen Rechte wurde ein solcher Frevel, gleich dem ordentlichen Straßenraube, mit Todesstrafe belegt“.
[364] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 95.
[365] Reinhold v. Rosen [Rosa, Rosau, Roß], der „Gute“, Herr v. Bollweiler u. Herrenstein [nach 1595, um 1604 Ninigall, Livland – 8./18.12.1667 Schloss Dettweiler, Kr. Zabern; Elsass], schwedisch-französischer Obrist, Generalmajor.
[366] Hans Matthias Freiherr v. Pienzenau [Bentzenau, Bentzenauer, Bentenau, Benzennau, Banzenau, Penzenau] v. und zu Wildenholzen, [ – ], kurbayerischer Obrist.
[367] [Bad] Homburg v. d. Höhe [Obertaunuskreis]; HHSD IV, S. 23ff.
[368] Friedberg [Wetteraukreis], HHSD IV, S. 145ff.
[369] Ziegenhain, heute Stadtteil von Schwalmstadt [Schwalm-Eder-Kr.]; HHSD IV, S. 483ff.
[370] Treysa, heute Teil von Schwalmstadt [Schwalm-Eder-Kreis].
[371] Caspar Freiherr v. Mercy [ -5.8.1644 bei Freiburg], kurbayerischer Generalwachtmeister.
[372] Alexander v. Neuneck [Neinögg] zu Glatt [1598-1645], kurbayerischer Obrist.
[373] Kürassier: Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder). Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment – und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold. Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.
[374] Quartier: Pardon, Gnade. Das hingt zumeist von den Möglichkeiten ab, sich zu ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29. Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph 3. Bd., S. 450.
Quartiergalgen: der Quartiergalgen wurde in der Regel zusammen mit einem hölzernen Esel von den Bürgern zwangsweise errichtet, da das Errichten eines Galgens als ehrenrührig galt. => Galgen. Angeblich soll es sich dabei um einen Schnellgalgen gehandelt haben: „Der Schnêllgalgen, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Eigentlich, ein Galgen in Gestalt eines Griechischen Γ, welchen man ehedem besonders als eine Strafe für ausgerissene Soldaten gebrauchte, indem man sie mit rückwärts gebundenen Händen daran in die Höhe schnellte, d. i. vermittelst eines Seiles schnell in die Höhe zog, und sie eben so schnell wieder fallen ließ, um ihnen dadurch die Arme zu verrenken; der Wippgalgen. 2) Da diese Strafe nunmehr veraltet ist, so wird in weiterer Bedeutung ein Galgen von eben dieser Gestalt, woran man die Ausreißer zu henken pflegt, noch ein Schnellgalgen genannt“ [ADELUNG, Bd. 3, S. 1002]. „Man pflegt auch noch jetzt in weiterer Bedeutung einen Galgen von eben dieser Gestalt, woran man die Ausreißer zu hänken pflegt, einen Schnellgalgen zu nennen“ [KRÜNITZ]. Aus Meiningen wird 1646 berichtet, GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 274: „Eben in diesem Monat [August 1646; BW] sind drey Mußquetirer von hiesiger Qvarnison über die Stadt-Mauern hinaus gestiegen, und hinweg gelauffen, aber bey Walldorff wieder vertappt, nieder geschossen, tod herein gebracht, und in der Hocker-Gassen auff dem Graben, an einem auffgerichten Schnapt-Galgen gehängt worden“.
[375] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 200.
[376] Georg Gregor Peringer v. Pernberg [ – ], kaiserlicher Hofbeamter.
[377] Wenzel [Václav] Eusebius Fürst v. Lobkowitz [z Lobkovic], Herzog v. Sagan [30.1.1609-22.4.1677 Raudnitz], kaiserlicher Obrist, Generalwachtmeister, Kriegsratsvizepräsident.
[378] Kirchhain [LK Marburg-Biedenkopf]; HHSD IV, S. 269f.
[379] Hans Ludolf [Rudolf] Freiherr v. Breda [Bredaw, Bredau, Brettau, Brede, Breda, Bredon] [um 1595-14.11.1640 bei Riebelsdorf gefallen], kaiserlicher Feldmarschall.
[380] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.
[381] Riebelsdorf [LK Ziegenhain] HHSD IV, S. 483.
[382] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1104; WREDE, Wehrmacht III/2, S. 436.
[383] Velten [Valentin] Muhly [ -Juni1656 Ziegenhain], Kapitän. Vgl. RÖTH, Geschichte von Hessen, S. 283.
[384] HHSD IV, S. 483.
[385] N Moller [Müller] [ – ], weimarischer Obrist.
[386] Feldmarschallleutnant: Der Feldmarschallleutnant war ein militärischer Dienstgrad, der gleichzeitig mit dem des Feldmarschalls im 17. Jahrhundert aufkam. Der Kriegsherr pflegte einem Feldmarschall einen „Untermarschall“ oder „Leutnant“ beizugeben, der den Feldmarschall zu unterstützen und zu vertreten hatte. Zu seinen Pflichten gehörten u. a. die Aufsicht über Proviantplätze und -straßen, die Kontrolle der Wachen usw.
[387] SCHLOTTER, Acta, S. 327.
[388] William [Wilhelm] Graf Gall [Gaill, Gill, Galles, Gallas] de Burgo [v. Burch, à Bourck, Bourg] [ -1655], kaiserlicher Obrist.
[389] Möglicherweise Transkriptionsfehler für Kürassier: Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder). Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment – und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold. Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.
[390] Standarte: Bezeichnung für die auch bei der Reiterei üblichen Fähnlein: die kleinste Gliederungseinheit beim Fußvolk, im 17. Jahrhundert allmählich durch die Bezeichnung „Kompanie“ verdrängt. In der kursächsischen Armee bestand ein Regiment zu Fuß aus 10 „Fendl“: ein Fähnlein umfasste ca. 300 Mann (100 Pikeniere, 160 Musketiere, 20 Hellebardiere und 20 Rundschildner). Es gliederte sich wiederum in Rotten von 10–15 Mann, die von einem Rottmeister angeführt wurden.
[391] SCHLOTTER, Acta, S. 330.
[392] Reinhold v. Rosen [Rosa, Rosau, Roß], der „Gute“, Herr v. Bollweiler u. Herrenstein [nach 1595, um 1604 Ninigall, Livland – 8./18.12.1667 Schloss Dettweiler, Kr. Zabern; Elsass], schwedisch-französischer Obrist, Generalmajor.
[393] Scharmützel: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“, Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin [Valten Hanke; BW] genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.
[394] Vol[l]mar [Wolmar, Woldemar] v. Rosen [ -1645 in Basel erstochen], französisch-weimarischer Obrist.
[395] Peter [Pál, Petrus] Freiherr v. Losy [Losey, Loosi, Loßi, Loschi, Loschy, Lossii, de Laucy, Lohse, Logy] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[396] Allendorf, heute Ortsteil von Bad Sooden-Allendorf [Werr-Meißner-Kreis]], HHSD IV, S. 33f.
[397] ENGELSÜß, Weymarischer Feld-Zug, S. 149f.
[398] Schwadron: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks und der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach Lorenz TROUPITZ, Kriegs-Kunst / nach Königlich Schwedischer Manier eine Compagny zu richten, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug).
[399] Georg Druckmüller [Truckmüller, Truckmiller] v. Mühlburg, Freiherr zu Prunn, Herr zu Roggenstein [ -27.4.1659], kurbayerischer Feldmarschallleutnant.
[400] Scharmützel: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“, Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.
[401] Neukirchen [Schwalm-Eder-Kreis]; HHSD IV, S. 342f.
[402] Generaladjutant: Der Generaladjutant war ein dem Stab des Regiments bzw. dem Generalquartiermeister oder dem Feldmarschall zugeordneter Adjutant und für die mündliche Befehlsübermittlung zuständig.
[403] N Charlouna [ – ], weimarischer Generaladjutant.
[404] bastant: fähig, hinreichend, in der Lage; einem Feind gewachsen sein.
[405] Schwadron: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks und der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach Lorenz TROUPITZ, Kriegs-Kunst / nach Königlich Schwedischer Manier eine Compagny zu richten, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug).
[406] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 201.
[407] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[408] Winterquartier: Zugewiesenes Quartier, das in der Regel vom November bis zur Eröffnung der Sommerkampagne im Mai/Juni beansprucht wurde und in dem andere, höhere Verpflegungssätze galten. Natürlich versuchten die Magistrate und Stände, diesen Zeitraum zu verkürzen, indem man schon ab Februar das „Sommertraktament“ einzuführen versuchte, was wiederum zu Aufruhr bzw. einer Erhöhung der Beschaffungskriminalität unter den Soldaten führen musste. Vgl. die Versuche des Magistrats von Berlin im Januar 1641; FADEN, Berlin, S. 226.
[409] Die Grafschaft Henneberg-Schleusingen wurde nach dem Tod des letzten Grafen auf Grund der Erbverbrüderung von 1554 (de facto seit 1583) von den beiden wettinischen Linien, den sächsischen Albertinern und den thüringischen Ernestinern, bis 1660 gemeinsam verwaltet. Die Grafschaft Henneberg gehörte 1631 zu den von den Truppendurchzügen und Einquartierungen am schlimmsten betroffenen Territorien. An das Aufbringen der Kontribution nach Erfurt war kaum zu denken, das Rentamt in Schleusingen verfügte über keine Mittel. Die Landstände wurden bewogen, innerhalb der nächsten zwei Monate 2.500 Rt. aufbringen zu wollen. Ein weiterer schwerer Schlag wurde nach dem Bericht des kursächsischen Oberaufsehers Marschalk der Grafschaft im Oktober 1634 durch den Einbruch der Truppen Piccolominis versetzt. Vgl. HEIM, Leiden; HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 255; KÖBLER, Lexikon, S. 247f.
[410] Altenstein, heute Stadtteil von Bad Liebenstein [Wartburg-Kreis]; HHSD IX, S. 13f.
[411] Goldgulden: 1 Goldgulden = 1 Reichstaler 4 Mariengroschen (Osterode); 1 Goldgulden = 4 fl., auch 2 Rt.
[412] WAGNER, Pforr, S. 156.
[413] Rudolf [Rudolfo] Graf Colloredo [Coloredo, Coloreto, Coleredo, Colredo, Kolloredo]-Waldsee [Wallsee] [2.11.1585 Budweis-24.2.1657 Prag], kaiserlicher Feldmarschall.
[414] Remonte: Wiederaufstellung und –ausrüstung von Truppen. Die Montierung („Mundierung“) war die gesamte (Neu-) Ausrüstung eines Soldaten, die auch von den Bürgern und Bauern erzwungen wurde. JORDAN, Mühlhausen, S. 66. Ein leichter Reiter sollte mit Helm, Rücken- und Brustschild, zwei Pistolen und einem Schwert ausgerüstet sein, aber bereits Ende 1630 wurden Rüstungen nur an die vorderen Reihen der Fußregimenter ausgegeben. 1632 sollen nur wenige Kavalleristen überhaupt eine Rüstung getragen haben. Meist trugen sie Lederjacken. Ende der 30er Jahre war das schlechte Erscheinungsbild „fast schon legendär“; das tschechische Wort „Szwed“ war gleichbedeutend mit „Mann in Lumpen“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 39. 1647 wurden die Ausrüstungskosten für einen Reiter mit 80 Rt. veranschlagt. PETER, Eisenach, S. 52. Ein durchaus üblicher Vorgang war es angesichts der meist schlechten Versorgungslage mit Bekleidung, dass man den Toten und Verwundeten nach der Schlacht die Kleider auszog. Bei den Schweden wurden Kleider nach Stockholm verbracht, geflickt, gereinigt und wieder an die Truppe ausgeteilt.
[415] TOEGEL, Der große Kampf, Nr. 1115.
[416] Johann Franz Barwitz [Barwith], Freiherr v. Fernemont [Fernamont, Fernamond, Fernemundt] [1597- nach dem 13.9.1667 Glogau], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[417] Ernst Roland, Baron de Grysort [Grisart, Chrisom], Graf v. Suys [Soise, Soisse, Sois, Suis, Suise, Suisi, Soy, Suse, Suy, Suyss, Duys] u. Tourabel [ -1645], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[418] TOEGEL, Der große Kampf, Nr. 1120
[419] Vgl. HENGERER, Kaiser Ferdinand III.; HÖBELT, Ferdinand III.
[420] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1120.
[421] Albertshausen; heute Ortsteil von Reichenberg [LK Würzburg].
[422] ZIMMERMANN, Tagebuch, S. 29.
[423] Reinhold v. Rosen [Rosa, Rosau, Roß], der „Gute“, Herr v. Bollweiler u. Herrenstein [nach 1595, um 1604 Ninigall, Livland – 8./18.12.1667 Schloss Dettweiler, Kr. Zabern; Elsass], schwedisch-französischer Obrist, Generalmajor.
[424] Ostheim v. d. Rhön [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 565f.
[425] Römhild [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 353ff.
[426] Vol[l]mar [Wolmar, Woldemar] v. Rosen [ -1645 in Basel erstochen], französisch-weimarischer Obrist.
[427] Oberstadt [LK Hildburghausen].
[428] Bad Neustadt/Saale [LK Rhön-Grabfeld], HHSD VII, S. 59f.
[429] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff. Vgl. STIEVERMANN, Erfurt, S.35ff.
[430] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.
[431] Ziegenhain, heute Stadtteil von Schwalmstadt [Schwalm-Eder-Kr.]; HHSD IV, S. 483ff.
[432] ENGELSÜß, Weymarischer Feld-Zug, S. 159.
[433] Manchmal meint die Bezeichnung „General“, Obrist“ etc. in den Selbstzeugnissen, Chroniken etc. nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt.
[434] Vol[l]mar [Wolmar, Woldemar] v. Rosen [ -1645 in Basel erstochen], französisch-weimarischer Obrist.
[435] Lichtenfels [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 408.
[436] Staffelstein [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 711f.
[437] 1 Malter Korn = 117, 64 Liter.
[438] Battenhausen, heute Ortsteil von Haina [LK Waldeck-Frankenberg]. ?
[439] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt].
Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5-9 cm), Rohrgewicht: 12-24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14-20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12-15 cm), zumeist zum Verschießen von gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- und Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen ‚Halben [?; BW] Kartaunen’ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.
[440] Mörser, Mortier (frz.): Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- oder Sprengkugeln (Bomben) mit einem Kugelgewicht zwischen 25 Pfund (1/16 Mörser) und mehreren Zentnern (ganzer Mörser, Kaliber 5-15 Zoll).
[441] Fourage: Unterkunft, Verpflegung und Viehfutter für die jeweilige Einheit. Die Fourage musste von der betreffenden Garnisonsstadt und den umliegenden Dörfern aufgebracht werden und war an sich genau geregelt; vgl. auch die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Natürlich wurde gegen die Bestimmungen immer wieder verstoßen.
[442] Georg Christoph v. Taupadel [Tupadel, Tupadell, Taubadel, Toupadel, Tubal, Taubald, Thobadel, Dupadel, Dubald, Dubadell, Dubalt, „Raupartl“, Teupold] [um 1600 Fichtenberg-12.3.1647 Basel], schwedischer Generalleutnant.
[443] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.
Bad Königshofen im Grabfeld [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.
[445] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 602f.
[446] Amalia Elisabeth Landgräfin v. Hessen-Kassel [29.1.1602 Hanau-3.8.1651]. Vgl. BUCKREUS, Die Körper einer Regentin; PUPPEL, Amelie Elisabeth; BECHERT, Die Außenpolitik; PETRI, Das Militärwesen von Hessen-Kassel; BETTENHÄUSER, Familienbriefe.
[447] Adam Antfeld [Antfeldt] [ – ], hessen-kasselischer Kapitän.
[448] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[449] Wasungen [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 468f.
[450] Judenfeindlichkeit: Unter 1636 heißt es; WAGNER, Pforr, S. 139: „Umb dieße zeit hat burgerm: und raht sambt der burgerschafft bey H[errn Landgrafen Georg [v. Hessen-Darmstadt; BW] umb abschaffung der Juden alhier, wegen ihres großen wuchers und schinderey, unterthenig nachgesucht. Aber sie haben ein abschlegige antwortt bekommen, weil der fürst ihrer nicht entbehren könnte, mit diesem verweiß, das dieses suchen durch die geistlichen mögten angestifftet sey worden, solden sich deßwegen hüten, das keine Franckfurter hendell hierdurch entstehen mögten“. Frankfurter Händel: Der Fettmilch-Aufstand des Jahres 1614 war eine von dem Lebkuchenbäcker Vinzenz Fettmilch angeführte judenfeindliche Revolte in der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main. Der Aufstand der Zünfte richtete sich ursprünglich gegen die Misswirtschaft des von Patriziern dominierten Rats der Stadt, artete aber in die Plünderung der Judengasse und in der Vertreibung aller Frankfurter Juden aus. Er wurde schließlich mit Hilfe des Kaisers, der Landgrafschaft Hessen-Kassel und des Kurfürstentums Mainz niedergeschlagen. [wikipedia] WAGNER, Pforr, S. 147 (1638): „Und nachdem auch viele frembde Juden bey den hießig[en eingeßeßnen etzlich jahr hero ohne schutzbrieffe unterschleiffe gehabt, alß sint solche um 500 goldf[florin gestrafft worden, welche der gemeine sage nach die [obbemelte] commissarien behaltten haben sollen“. WAGNER, Pforr, S. 157 (1641): „Es haben auch die Juden alhier ihme, Roßen [Reinhold v. Rosen; BW], 100 bar pistoll geben müssen“. WAGNER, Pforr, S. 167 (1646): „Den 16. [Mai; BW] kam ein trupp Schwedischer reutter alhier an und und hatten unterwegeß 4 Mellerstedter [Mellrichstädter; BW] Juden gefangen bekommen, welche sich alhier mit 120 thlr rantioniret“. SCHMIDT, Der Aischgrund, S. 48 (Zitat nach SCHHNIZZER, Chronica): „Herrn Kantor Gostenhöfer, der entfliehen wollte, und schon auf dem Ried gewesen war, haben sie noch eingeholt, und weil sie ihn für einen Juden gehalten, daselbst niedergesäbelt, dass er todt geblieben. Um eben dieser Ursach wegen haben sie den Sekretär Caspar Pfister mit Schlägen übel tractirt, bis auf die Hosen ausgezogen, die Ohren abgeschnitten und also barfuß mit blutigen Haaren, die weie die roten Zöpfe ausgesehen, in der Stadt hin und her gejagt“. Zum Teil konvertierten Juden auch, um den Bedrückungen zu entgehen. WAGNER, Pforr, S. 171 (1647): „Den 23. Maii hat sich der Judt Meyer zum Christlichen Glauben freywillig bekand und nachdem er darauff, beneben seiner söhnlein 2, swß Christlichen glaubenß unterrichtet, alß ist er mit sein 2 söhnen uff dato in volckreicher versamlung getaufft und der alte Wilhelmuß /:weil er unßern Gnidg[en Fürsten und Herrn zum tauffbaden erwehlet / genennet worden. Die beyde knaben wurden durch die beampten und den raht auß der tauff gehoben, welche knaben er zur Christlichen schull angehalden. Und ist ihme und den knaben von geistlichen und weltlichen alleß guhts erzeiget worden. Weill aber sein weib hirmit nicht zufrieden geweßen, sondern mit dem eltisten sohn und 2 töchtern darvongezogen, hat ihn solches sehr geschmirtzet, deßwegen er sein vortheil ersehen und den 9. Novembr: gegen abend mit sein 2 getaufften söhnen /: welche, [und] er selbsten, gnugsamb schweinenfleisch geßen:/ heimlich uff und darvon gezogen und alßo zum schelmen word[en]. Und weil er diejenige unterpfand, so ihme von den bürgern versetzet geweßen, mitgenommen, alß ist sein hauß verkaufft und die kauffgelder denßelben bürgern /:weil ihre unterpfand mehr alß das anlehn wehrt gewßen:/ gefolget worden“. Dieser Fall des Wilhelm Meyer aus Fulda ist ausführlich dargestellt bei LITT, Juden in Thüringen, S. 202ff. Selbst bei öffentlicher Konversion misstraute man ihnen: Aus Mügeln wird berichtet; FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 163f.: „Anno 1635. im Januario sind zwo Churfürstliche Compagnien Fußvolck hieher kommen / unter Hauptman Wintern und Gehern / sind allhier gelegen biß zu Ende des Monats Iunii. Unter Hauptman Winters Compagni war ein Jüde ein Musqvetirer / Namens Michael Jod / der gieng auff Zuredung der Officirer fleissig zur Kirchen / und hörete Gottes Wort / auch gieng er eines Tages zu dem Diacono, lernete den Catechismum Lutheri / die Fragstücke / schöne Sprüche und Gebete / darzue er auch Lust und Liebe hatte. Als er nun dieses alles wol gelernet und gefasset / ist er den 19 Maji am Pfingst-Dienstage in die Kirchen gegangen / für dem Altar getreten / und in beyseyn etlich tausend Personen examiniret worden / und nach dem er auff alle Fragen so gut geantwortet / daß sich iedermänniglich verwundert / ist er von dem Diacono Herrn Christophoro Heinrici getaufft / und Johann Christian genennet worden. Hat sieben TauffBathen gehabt / vier Mannes- und drey WeibsPersonen / von Officiern und derer Weibern / die haben ein herrlich TauffEssen außgerichtet / und hat der Bathe fleissig auffgewartet. Wie beständig er aber hernach bey dem Christenthumb verblieben / kan ich nicht wissen / man will sagen / er habe sich wieder zum Jüden begeben“.
DÜRR, Heilbronner Chronik, S. 179 (1642): „Ratsverordnung, daß die Juden, die eine Zeitlang der Unsicherheit wegen alhie geduldet (1642), die Stadt wieder zu verlassen haben“. DÜRR, Heilbronner Chronik, S. 184 (1648): „Der Rat beschließt, nachdem seit 1647 durch die französischen Offiziere viele Juden aus dem deutschordischen Gebiet eingezogen worden waren, dieselben insgesamt aus der Stadt zu weisen. Nur dem Juden Aaron von Neckarsulm, soll Aufenthalt gewährt werden, weil der Kommandant La Varenne sich desselben zu Wechseln und anderen Dingen bedienen möchte. Da aber Aaron seine Stellung missbraucht und nicht nur medikastert [Medikaster: Kurpfuscher, Quacksalber; BW], sondern auch einen Beschneidungsaktum hier vornimmt, soll er vor Gericht gestellt werden, dem er sich aber zu entziehen weiß“.
[451] Pistole (span. „Stückchen, Plättchen“): Sie entsprach 5 Taler – Goldmünze 6,65 Gramm / 900 Gold. Eine Pistole war ursprünglich eine spanische Geldmünze aus amerikanischem Gold. die seit 1566 als doppelte Goldkrone geprägt wurde, ursprünglich Bezeichnung des unter Philipp II. von Spanien (1556-1598) ausgegebenen doppelten spanischen Escudo (Goldmünze). Sie zeigte das spanische Wappen und die Säulen des Herakles. Als Frankreich ab 1641 unter Ludwig XIII. (1610-1643) den Louis d’or nach dem Vorbild des Doppelescudo prägte, wurde die Pistole zur Weltmünze, die in vielen Ländern Nachahmung fand.
[452] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[453] „Armee ohne Land“: PRESS, Hessen, S. 312 über die Armee der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Nach den Zahlen bei BETTENHÄUSER, Die Landgrafschaft Hessen, S. 17, müsste jeder 4. Einwohner der Landgrafschaft Soldat gewesen sein. Hessen-Kassel unterhielt bei einer Einwohnerzahl v. 70.-80.000 eine Armee v. insgesamt 18.000 Mann, die nur durch Kontributionen in den besetzten Gebieten erhalten werden konnte; ein typischer Fall v. Überrüstung. Laut Dorstener Vertrag hatte Amalie von Hessen-Kassel eine Armee v. 7.000 Mann zu Fuß u. 3.000 Reitern zu unterhalten; dafür zahlte Frankreich jährlich 200.000 Rt.; Staatsarchiv Marburg 4 f Frankreich Nr. 55; Bibliothèque Nationale Paris Manuscrit français Nr. 17885.
[454] decurtiert: abgezogen.
[455] 1 Malter = 163, 417 Liter.
[456] WAGNER, Pforr, S. 156f.
[457] GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 265.
[458] Franz v. Hatzfeldt [13.9.1596 Schloss Crottorf-30.7.1642 Würzburg], Fürstbischof v. Würzburg u. Bamberg. Vgl. WEBER, Würzburg und Bamberg.
[459] N Heuber [ – ] Unter http://www.sw.om-mohr.de nicht aufgeführt.
[460] Johann Erhard Heberer [1.3.1604-29.12.1663] Vgl. http://www.sw.om-mohr.de/ratsh/hebererje.htm.
[461] Gochsheim [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 239. Vgl. WEBER, Geschichte der fränkischen Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld.
[462] Mainberg, heute Ortsteil von Schonungen [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 421f. Vgl. SATTLER, Das alte Schloß Mainberg.
[463] Ochsenfurt [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 557.
[464] Waigoldshausen [LK Schweinfurt].
[465] Ettleben, heute Ortsteil von Werneck [LK Schweinfurt].
[466] Eßleben, Ortsteil von Werneck [LK Schweinfurt].
[467] Bergrheinfeld [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 86f.
[468] Johann Pinquis [Pinquitz, Bingwitz, Bingweis, Bingweiß] v. Schletz [ – ], kaiserlicher Oberkriegskommissar.
[469] Ernst Roland, Baron de Grysort [Grisart, Chrisom], Graf v. Suys [Soise, Soisse, Sois, Suis, Suise, Suisi, Soy, Suse, Suy, Suyss, Duys] u. Tourabel [ -1645], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[470] MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 537f.
[471] Dreißigacker, heute Ortsteil von Meiningen [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 84.
[472] GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 265f.
[473] Reinhold v. Rosen [Rosa, Rosau, Roß], der „Gute“, Herr v. Bollweiler u. Herrenstein [nach 1595, um 1604 Ninigall, Livland-8./18.12.1667 Schloss Dettweiler, Kr. Zabern; Elsass], schwedisch-französischer Obrist, Generalmajor.
[474] chargiert: gekämpft.
[475] Drahtkugel: zwei durch Eisendraht aneinander befestigte Musketenkugeln.
[476] Fugitivi: Auf die unerlaubte Entfernung vom Regiment stand in den Kriegsartikeln die Todesstrafe, die nur nicht verhängt wurde, wenn Bedarf an Soldaten herrschte. JÜRGENS, Chronik, S. 514 (für Hannover): „Den 11. Aprilis [1633; BW] ist ein Königsmarkischer Soldate, so entlaufen, und hie unter Caspar von Lühden Stadt-Companien angetroffen, vor Linden bey dem Galgen stigmatisiret und das rechte Ohr abgeschnitten durch unsern Nachrichter Meister David“. Vgl. WINTER, Möser, S. 19f.: „Den 21. März [1628] läßt Hauptmann Föckler einen Reiter, so bei dem Merodischen Regiment, und einen Soldaten, so unter Hauptmann Kestgens, und einen, so unter seiner Compagnie ausgerissen, henken an die Justiz auf dem Markte. Den 2. April aber hat er einem Corporal zu Roß den Kopf, auch der Ursache halben abschlagen lassen“. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f., für 1637: „Den 31. März [10.4.; BW] ist der Oberst Spork mit seinen Völkern allhier vor die Stadt gekommen, hat Quartier begehret und daneben angedeutet, wie ihm Nordhausen auch assignirt worden; des andern Tages ist er wieder von hier nach Nordhausen gezogen. Den 4. [14.; BW] April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren“. Teilweise ließ man Deserteure um ihr Leben würfeln; DOLZ, Versuch, S. 298; JÜRGENS, Chronik, S. 525. Zur Desertion trug auch die Praxis bei, untergesteckte Söldner „zue disem sturmb, wie andere mehr, wider wüllen […] vornen an die spüz“ als Kugelfang zu stellen, wie ein kaiserlicher Soldat, der bei der Belagerung Überlingens 1634 verletzt wurde, nach Mitteilung Bürsters über seine Dienste nach der zwangsweisen Untersteckung unter die schwedische Armee berichtete; WEECH, Bürster, S. 67. Vgl. KAISER, Ausreißer; KAISER, Lebenswelt der Söldner. Das bayerische Memorial vom 16.4.1643 [Bayerisches Hauptstaatsarchiv Kurbayern Äußeres Archiv 2763, fol. 23, Punkt 9] bestimmte, dass, wenn ein Neugeworbener ausreiße, sofort nachzuforschen sei, welche besonderen Kennzeichen er habe; diese seien alsbald zu notieren. Wenn trotzdem einer nicht mehr aufgefunden werde, so solle sein Namen an den Galgen geschlagen, und wenn er Handwerker sei, ein solches den Zünften alsbald zu notifizieren sei, damit dergleichen meineidige Gesellen über kurz oder lang von Handwerks wegen aufgeschrieben und zur Strafe gezogen werden könnten. Dies sei den Neugeworbenen, insbesondere den Handwerksgesellen, schon bei der Neuwerbung und Eidesleistung zu eröffnen. DAMBOER, Krise, S. 264f. William Crowne [1617 – 1682], Lordsekretär, Offizier, Mitglied des Parlaments und 1636 Reisebegleiter des Thomas Lord Howard, Earl of Arundel and Surrey, berichtet über die Kämpfe Gustav II. Adolfs an der Alten Veste bei Zirndorf: „Der König von Schweden hatte hier drei seiner Soldaten für den Mord an zweien seiner Kommandanten und das Überlaufen zum Feind pfählen [im Original „set upon poles alive“] lassen. Nachdem die Schlacht ausgefochten war, hatte man die Soldaten gefangen genommen und hingerichtet“. RITTER; KEIL (Hgg.), William Crowne, S. 36. Am 28.4.1628 „gab ein Deserteur vor seiner Hinrichtung als Grund für seine Fahnenflucht Überdruß an dem gottlosen Leben der Soldaten an“. WIEGANDT, Wismar, S. 23f. Der Benediktinerabt von St. Georgen im Schwarzwald, Georg Gaisser [1595-1655] berichtet unter 1634; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 569: „Einer von unsern Besatzungstruppen verleitete nach gefaßtem Fluchtplan einen andern zur Teilnahme an dem Verbrechen. Dieser verspricht sich zu beteiligen, eröffnet aber die Sache einigen, während er selbst den morgens Fluchtbereiten, als ob er selbst dazu bereit wäre, begleitet. Die Eingeweihten aber erheben sich aus den Verstecken, andere aber reißen Pferde von der Weide an sich, nehmen die Verfolgung auf, und nachdem sie dem des Fluchtverbrechens Schuldigen vergeblich mit den Schwertern zu Leibe gerückt waren (solche Hiebfestigkeit hatten (ihm) die Zaubermittel verliehen, erschlagen sie ihn mit Prügeln. Dies erschien einigen grausam, weil seine bei demselben Fluchtplan ertappte Frau nach dem Frühstück, von den Soldaten einige Male angeschossen, sterben musste. Milder verfuhr man mit den Töchtern, die man in die Verbannung trieb“. Auch mehrfache Desertion wurden hart bestraft; RICHTER, Historische Nachricht, S. 174 (Chemnitz 1633): „Den 19. Jan. ist ein Schottländischer Soldat, so dreymahl vom Regiment entlauffen, an die Justitz aufn Marckte aufgehencket worden“. Aus Meiningen wird 1646 berichtet, GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 274: „Eben in diesem Monat [August 1646; BW] sind drey Mußquetirer von hiesiger Qvarnison über die Stadt-Mauern hinaus gestiegen, und hinweg gelauffen, aber bey Walldorff wieder vertappt, nieder geschossen, tod herein gebracht, und in der Hocker-Gassen auff dem Graben, an einem auffgerichten Schnapt-Galgen gehängt worden“. Die Desertionsquote unter den Belagerern vor Bergen-op-Zoom soll sehr hoch gewesen sein. Im Juli lagen noch 20.600 Mann vor Bergen; im Oktober waren es noch 13.200. Insgesamt betrugen die Verluste der Belagerer ca. 40 %; davon waren mehr als ein Drittel Desertierte.
[477] Gil [Gilles, Gilli, Chill, Schill, Aegydius, Wilhelm] de [di] Haes [Hasi, Haas, Haase, Haß, Hasa, Hass, Haaß, Haais, „Schillerhaas“, Gülde Haas, Gildehas, Gildhase, Schildhase, Schildehaas] [22.4./1.9. ? 1597-1657], bayerischer, kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[478] Untermaßfeld [LK Schmalkalden-Meiningen].
[479] Garnison: Besatzung in einer Festung (Kavallerie und Infanterie). Die monatliche Löhnung der Soldaten, der Servis und die Fourage mussten von der betreffenden Garnisonsstadt aufgebracht werden und waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Der Garnisonsdienst wurde wegen der geringeren Aussicht auf Beute, Hunger und Krankheiten bei längerer Einquartierung immer unbeliebter, so dass man dazu überging, neugeworbene Söldner im Felddienst einzusetzen. Der französische Diplomat François Ogier [um 1597-1670] schrieb 1635 über die schwedische Garnison in Marienburg [Malbork]: „Ich betrachtete das Lager und die Unterkünfte der Schweden und sah ein Bild von menschlichem Elend und Wahnsinn. Ich sah in die Gesichter der Männer, und da ich nicht erkennen konnte, dass sie sich unterhielten, zweifelte ich daran, ob sie überhaupt Männer waren, so barbarisch, schmutzig und krank waren sie. Alle waren in Lumpen gekleidet und barfuß, und zum größten Teil handelte es sich um unhöfliche, junge Bauern“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 52. KELLER, Drangsale, S. 401ff.: „Ein Zeitgenosse, der in Philippsburg gezwungen als Garnisonssoldat zubringen mußte, gibt uns darüber folgende interessante Notizen, die auf jede Garnison passen dürften. ‚So mußte ich denn’, erzählt er uns, ‚Musquetirer werden wider meinen Willen. Das kam mir aber sauer an, weil der Schmalhanz da herrschte und das Commißbrod schrecklich klein war. Ich sage nicht vergeblich: schrecklich klein – denn ich erschrack auch alle Morgen, wenn ich’s empfing, weil ich wußte, daß ich mich den ganzen Tag damit behelfen mußte, da ich es doch ohne Mühe auf einmal aufreiben konnte. Und die Wahrheit zu bekennen, so ist’s wohl ein elend Creatur um einen armen Musquetiren (Garnisonssoldaten), der sich solcher Gestalt mit seinem Brod und noch dazu halb satt, behelfen muß, denn da ist keiner anders, als ein Gefangener, der mit Wasser und Brod sein armseliges Leben verzögert. Ja ein Gefangener hat’s noch besser, denn er darf seiner Ruhe pflegen und hat mehr Hoffnung, als so ein elender Garnisoner, mit der Zeit einmal aus solchem Gefängniß zu kommen. Zwar waren auch Etliche, die ihr Auskommen umb ein kleines besser hatten von verschiedener Gattung, doch keine einzige Manier, die mir beliebte, um solcher Gestalt mein Maulfutter zu erobern, anständig sein sollte. Denn Etliche nehmen, und sollten es auch verlaufene Personen gewesen sein, in solchem Elend keiner anderen Ursach halber Weiber, als daß sie durch solche entweder mit Arbeiten als Nähen, Waschen, Spinnen oder mit Krämpeln und Schachern oder wohl gar mit Stehlen ernähret werden sollen. Da war ein Fähndrich unter den Weibern, die hatte ihre Gage wie ein Gefreiter, eine andere war Hebamme und brachte sich dadurch selbsten und ihrem Manne manch guten Schmauß zuwege; eine andere konnte stärken und waschen, diese wuschen den ledigen Officieren und Soldaten Hemden, Strümpfe, Schlafhosen und ich nicht weiß nicht, was mehr, davon sie ihren besonderen Namen kriegten; andere verkiefen Taback und versahen den Kerlen ihre Pfeifen, die dessen Mangel hatten; andere handelten mit Brandtwein und waren im Rufe, daß sie ihn mit Wasser verfälschten; eine andere war eine Näherin und konnte allerhand Stich und Nadel machen, damit sie Geld erwarb; eine andere wußte sich blößlich aus dem Feld zu ernähren, im Winter grub sie Schnecken, im Frühling graste sie Salat, im Sommer nahm sie Vogelnester aus und im Herbst wußte sie tausenderlei Schnabelweid zu kriegen; etliche trugen Holz zu verkaufen, wie die Esel. Solchergestalt meine Nahrung zu haben, war für mich nichts. Etliche Kerl ernährten sich mit Spielen, weil sie es besser, als die Spitzbuben konnten und ihren einfältigen Cameraden das ihrige mit falschen Würfeln und Karten abzuzwacken wußten, aber solche Profession war mir ein Eckel. Andere arbeiteten auf der Schanz und sonsten, wie die Bestien, aber hierzu war ich zu faul; etliche konnten und trieben ein Handwerk, ich Tropf hatte aber keins gelernt. Zwar wenn man einen Musicanten nöthig gehabt hätte, so wäre ich wohl bestanden, aber dasselbe Hungerland behalf sich nur mit Trommeln und Pfeiffen; etliche schulderten vor andern und kamen Tag und Nacht nicht einmal von der Wacht. Ich aber wollte lieber hungern, als meinen Leib so abmergeln’ “.
[480] GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 266.
[481] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[482] Ansbach; HHSD VII, S. 26ff.
[483] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.
[484] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1140.
[485] Generalleutnant: Der Generalleutnant vertrat den General bzw. Feldherrn und war in der kaiserlichen, kurbayerischen, dänischen und schwedischen Armee der höchste Befehlshaber und Stellvertreter des Kaisers und des Königs/der Königin, mit weitgehenden politischen und militärischen Vollmachten. Über ihm stand nur noch der „Generalissimus“ mit absoluter Vollmacht. Als Rekompens erhielt er für seine Leistungen Landzuweisungen (zumeist aus eroberten Gebieten oder den sogenannten „Rebellengütern“) sowie die Erhebung etwa in den Grafen- oder Herzogsstand. Als Stellvertreter seines Dienstherrn führte er Verhandlungen mit den Ständen, erzwang die Depossedierung von Adligen und Absetzung von Territorialherrn in den besetzten Gebieten und lenkte durch seine Abgesandten auch Friedensverhandlungen. Wichtige Träger der gesamten Organisation des Kriegswesens waren dabei die Generalkriegskommissare und die Obristen, die in der Regel nach ihm oder nach seinen Vorschlägen bestallt wurden.
[486] Georg Christoph v. Taupadel [Tupadel, Tupadell, Taubadel, Toupadel, Tubal, Taubald, Thobadel, Dupadel, Dubald, Dubadell, Dubalt, „Raupartl“, Teupold] [um 1600 Fichtenberg – 12.3.1647 Basel], schwedischer Generalleutnant.
[487] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.
[488] Flucht: Überlebensstrategie in Kriegszeiten. Der Schuhmacher Hans Heberle listet in seinem „Zeytregister“ 30 Fluchten nach Ulm auf. ZILLHARDT, Heberle, S. 225; DEMURA, Flucht, S. 187ff. Der Bieberauer Pfarrer Johann Daniel Minck; KUNZ/LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 253f.: „Viele verkrochen und versteckten sich zwar in Wälder, Höhlen, Klippen etc., waren aber ausgespähet, denn die [kaiserlich-bayerischen] Soldaten hatten bei sich menschenspürige Hunde, welche, wann sie an Mensch und Vieh kamen, mit ihrem Bellen die Leute verrieten und den Räubern Anzeig gaben. Darumb flohe alles auf die Schlösser. Da lagen alle Gassen, Höfe und Winkel voller Leute, besonders zu Lichtenberg, welches ein kleiner Behelf. Und derhalben auch viele im Regen, Schnee und Kälte unter dem freien Himmel lagen, teils lagen in Fässern und Bütten. Die Stuben waren Winterszeit so voll, dass wegen der Menge keines sitzen, sondern dicht ineinander stehen müssen. War ein groß Jammer und Elend anzusehen, zu geschweigen, selbst mit darin begriffen sein“. BENTELE, Protokolle, S. 192 (1634): „Des andern Tags, als man vernommen, dass die ganze Armee marchiere, haben sich Mann und Weib mit den Kindern in das Feld, Weinberg, Hülen, Klüften und Wäld mehistentails begeben, in Hoffnung, daselbsten sicher zue sein, bis das Ungewitter fürübergieng. Aber die wurden allerorten durch die Hund der Soldaten ausgespürt, gehetzt, gejagt, gefangen, ranzioniert, übel tractiert, und tails erbärmlich ermordet. War auch zu solcher Zeit Tag und Nacht schön und warm Wetter auf vierzehn Tag aneinander, daß doch also mancher dessentwegen desto besser in einem verborgenen Winkel durch Gottes väterliche Obacht bewahret gewesen, und sein Leben wie eine Ausbeut darvon gebracht hat“. Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing berichtet; SIGL, Wallensteins Rache, S. 142f.: „In diesen Tagen [Dezember 1633; BW] trieben es die Schweden überall ganz arg. Sie streiften in alle Richtungen und Gegenden herum, durchstöberten sogar die menschenleeren Ödnisse und Wälder, alle Berghänge, jedes Tal, jede Schlucht, jeden Schlupfwinkel, daß die Menschen sich vor Todesängsten überhaupt nicht mehr auskannten, sich nicht mehr helfen und raten konnten. Unter dem eigenen Dache gab es ja ohnehin keine Sicherheit. In ihrer Bedrängnis flohen alle aus ihren Wohnungen, als wären das selbst Räuberhöhlen, flüchteten in die Berge, versteckten sich in Hecken, im Dickicht, in der Wildnis, obgleich sie auch dort nirgends bleiben konnten wegen der Winterkälte, die in unserer Waldgegend noch viel ärger ist. Wenn sie sich überhaupt ein Feuer machen konnten, verriet sie schon von weitem der aufsteigende Rauch bei Tag und bei Nacht der Feuerschein; ja, die Flucht in ein Versteck verriet sie selbst schon wieder durch die unvermeidlich im Schnee hinterlassenen eigenen Spuren. Die schlauen Spürhunde folgten mit ihrer Nase diesen tiefen Fußstapfen und spürten den Flüchtlingen fleißig nach, ohne deren Todesängste zu spüren. Schau, laß dir sagen, was diese ungemein scharfsinnigen Bösewichte nicht alles aushecken, damit ihnen ja kein einziger Mensch entwischt. Überall in den Wäldern, in Dickichten, auf Viehtriften, wo sich einer geflissentlich verstecken könnte, veranstalteten sie blutige Treibjagden (veneticam tragediam). Sie stellten Reihen von Scharfschützen in einem größeren Abstand voneinander auf und durchstreiften so das vom Eingang her das Gelände, indem sie obendrein noch abgerichtete Jagd- und Spürhunde vor sich herhetzten. Diese reizten sie mit ihrem Hussa-Hussa zum Bellen, ließen sie durchs Dickicht und Gebüsch stöbern, nach Feuerstellen schnüffeln, schickten sie in unzugängliche Stellen, damit sie überall die versteckten Menschen ausmachen, mit ihrem Verbellen verraten und heraustreiben. In undurchdringliches Heckengestrüpp (truteta) schossen sie mit ihren Gewehren hinein, um die allenfalls darin verborgenen Menschen zu zwingen, dass sie herauskriechen oder herausspringen. Wollten solche arme „Angsthasen“ jedoch sofort bei dem Hussa-Geschrei der Jäger und dem Hundegebell der unausbleiblichen Flucht zuvorkommen und davonlaufen, wurden sie dort von den Musketieren zur Strecke gebracht, die den Wald von draußen in regelmäßigen Abständen voneinander umzingelt hatten, sodaß die ohnehin schon zu Tode geängstigten Menschen, wohin sie auch immer flüchten wollten, in die Fänge und Fallen dieser Menschenjäger fielen“. Auch die Heranziehung zu schwersten Schanzarbeiten veranlasste Bürger zur Flucht. Das Einfliehen in die nächsten Städte war allerdings nicht umsonst. Im März 1636 verlangte die Reichsstadt Nordhausen von hereingeflüchteten Adligen über 20 Jahren 2 Reichstaler, von Bürgern und Bürgerinnen 1 Reichstaler, von einem Bauern je nach Vermögen 12 oder 6 Groschen. Für ein fremdes Pferd waren 12 Groschen zu zahlen. KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 82. Dazu kamen in der Regel auch Abgaben für Ochsen, Kühe etc. In Weimar hielten sich 1640 außer 2863 Einwohnern 4103 Fremde auf. PFISTER, Bevölkerungsgeschichte, S. 14. Zum Teil ließ der Rat wie in Augsburg die Flüchtlinge aus der Stadt bringen (SIGL, Geschichte, S. 47) oder verweigerte die Aufnahme. Zur Migration allgemein ASCHE, Krieg, Militär und Migration, S. 11ff.
[489] Eltmann [LK Haßberge], HHSD VII, S. 172ff.
[490] Theres [LK Haßberge].
[491] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.
[492] Schelch: früher auf dem Main übliche Schiffstypen mit ungedecktem Laderaum und einer Länge von 12 bis 20 m.
[493] Sturmlauf: heftiger, schnell vorgetragener Angriff mit dem Ziel, den [völlig unvorbereiteten] Gegner zu überraschen, seine Verteidigung zu durchbrechen. Zum Teil wurden für die Erstersteigung der Mauern oder des ersten Eindringens in die Stadt, Festung etc. Geldprämien bis zu 1000 Rt., die „erste Beute“ oder Rangerhöhungen (so etwa bei der Erstürmung Frankfurts a. d. Oder 1631), von den Offizieren ausgesetzt worden. Die Sturmkolonnen sollten Wälle oder Festungen auf Sturmleitern ersteigen, sich dort festsetzen und das Tor von innen öffnen, um den nachrückenden Soldaten den Weg frei zu machen. Teilweise wurde allerdings auch Branntwein ausgeschenkt, um die Angst zu betäuben, oder es wurden Gefangene bei allen Armeen als Schutzschilder vor der ersten Sturmreihe vorangetrieben; vgl. die Aussagen eines Untergesteckten (1634) => Gottmann, Peter in den „Miniaturen“; GAIER; SCHÜRLE; PRAßER, Schwabenspiegel Bd. 3, S. 80.
[494] Fuder: Altes Flüssigkeits-, besonders Weinmaß, differierte je nach Territorium oder auch Stadt zwischen 780 und 1856 Liter.
[495] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.
[496] Untersteckung, Unterstoßung: (zwangsweise) Eingliederung von (insbesondere gefangen genommenen) Soldaten in bestehende unvollständige Verbände. „Die ‚Untersteckung‘ von gefangenen Soldaten des Kriegsgegners war in der frühen Neuzeit allgemein üblich, wurde für gewöhnlich von den Betroffenen ohne Widerstände akzeptiert und scheint gar nicht selten die Zusammensetzung eines Heeres erheblich verändert zu haben“ (BURSCHEL, Söldner, S. 158). In der kurbayerischen Armee – Maximilian I. von Bayern war grundsätzlich gegen die Untersteckung wegen der Unzuverlässigkeit in Schlachten – wurden sie als Kugelfang beim Angriff oder Sturm auf eine Stadt vorausgeschickt; SEMLER, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 67. Franz von Mercy hatte nach seinem Sieg bei Tuttlingen (24.11.1643) an die 2000 Franzosen untergesteckt. HEILMANN, Kriegsgeschichte, S. 69f. Doch wurden schon seit dem Böhmischen Krieg Gefangene, die die Untersteckung verweigerten, oft hingerichtet. HELLER, Rothenburg, S. 158: (1645): „Die [bayr.] Furir aber haben alle Häußer, wo Franz. oder Weimar. gelegen, außgesucht und was sie hinterlaßen, alles weggenommen. Wie sie denn im güldenen Greifen einen Weimarischen Feldscherer sampt seiner Feldtruhen, welcher allhie geblieben und hernach wollen nach Hauß ziehen in Holstein, ertapt, übel gemartert und geschlagen, endlich mit sich hinweggefürt und, wie man gesagt, weilen er ihnen nit wollen dienen, auf dem Feld erschoßen“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70f. (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, daß die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. => Kriegsgefangene.
[497] MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 538f.
[498] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Zum Teil wurden Kinder ab 12 Jahren zu dieser schweren Arbeit eingesetzt, ganze Schulklassen dazu getrieben. Vgl. auch die Beschreibung der Drangsalierung der Bürger Iglaus 1647 bei STERLY, Drangsale. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Auch eingeflüchtete Bauern wurden zu diesen schweren Arbeiten gezwungen. Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255).
[499] fl. rhn. [Gulden rheinisch]: 1 Fränk. Gulden = 1 rhein. Gulden 15 Kreuzer = 6 Schreckenberger = 28 Schillinge = 3 Dreier = 6 Pfennige; 9 Schillinge = 24 rhein. Kreuzer. 1 Schreckenberger = 14 Dreier; 1 Dreier = 2 Pfennige; 1 Ortstaler = 6 altpreußische Groschen; 1 Reichstaler = 1 rhein. Gulden 30 Kreuzer. [http://www.schweinfurtfuehrer.de/geschichte/1700-1800/die-reichsstadt-schweinfurt-während-des-letzten-jahrzehnts-ihrer-reichsunmittelbarkeit/].
[500] Martin Geißler [1590-1.5.1660] Vgl. http://www.sw.om-mohr.de/ratsh/geisslerm.htm.
[501] MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 539f.
[502] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[503] MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 540.
[504] Heilbronn [Stadtkreis]; HHSD VI, S. 315ff.
[505] Johann Pinquis [Pinquitz, Bingwitz, Bingweis, Bingweiß] v. Schletz [ – ], kaiserlicher Oberkriegskommissar.
[506] Hilarius Petrus Graßbühl [ – ], kaiserlicher Obristwachtmeister.
[507] MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 540f.
[508] Albertshausen; heute Ortsteil von Reichenberg [LK Würzburg].
[509] Lindflur, unter Reichenberg [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 615.
[510] 1 Malter (fränk.) = 300 Liter.
[511] 1 Metzen (fränk.) = 37, 5 Liter.
[512] 1 Maß = ca. 1, 33 Liter.
[513] ZIMMERMANN, Tagebuch, S. 29.
[514] Paul le Prévost baron d’Oysonville [ – ], französischer Generalleutnant.
[515] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.
[516] Willstätt [Ortenaukreis]; HHSD VI, S. 892f.
[517] Oberkirch [Ortenaukreis]; HHSD VI, S. 587f.
[518] Steinach [Ortenaukreis]
[519] Bühl, heute Ortsteil von Offenburg [Ortenaukreis]
[520] Ottersweier [LK Rastatt].
[521] Willstätt [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 892f.
[522] http://mortenau.de/index-ort.php?n=Krieg.1618-1648.
[523] Offenburg [Ortenaukreis]; HHSD VI, S. 607ff.
[524] MONE, Thomas Mallingers Tagbücher, S. 592.
[525] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.
[526] Bühl [LK Rastatt]; HHSD VI, S. 123f.
[527] Durlach, heute Stadtteil von Karlsruhe.
[528] KÖNNECKE, Quellen I, S. 346. Mahlberg [Ortenau-Kreis]; HHSD VI, S. 496f.
[529] Offenburg [Ortenaukreis]; HHSD VI, S. 607ff.
[530] Balingen [Zollernalbkreis]; HHSD VI, S. 61ff.
[531] Stollhofen [Gem. Rheinmünster, LK Rastatt]; HHSD VI, S. 764.
[532] Alteration: Veränderung.
[533] Wilhelm V. Markgraf v. Baden-Baden [30.7.1593 Baden-Baden-22.7.1677 Baden-Baden], kaiserlicher Obrist.
[534] Johann v. Rosen, genannt der „Lahme“ [ -15.12.1650], schwedisch-französischer Obristleutnant, Obrist.
[535] Hagenau [Elsass, heute Frankreich, Dép. Bas-Rhin].
[536] Stollhofen [Gem. Rheinmünster, LK Rastatt]; HHSD VI, S. 764.
[537] Freiburg im Breisgau; HHSD VI, S. 215ff.
[538] Hans Ludwig v. Erlach u. zu Castelen [30.10.1595 Bern-26.1.1650 Breisach am Rhein], französischer Generalleutnant.
[539] ENGELSÜß, Weymarischer Feld-Zug, S. 171f.
[540] HÖNN, Sachsen-Coburgische Historia 2. Buch, S. 312.
[541] Bruchsal [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 120ff.
[542] [Bamberger] Kaspar v. Rauhenberg [Rauenberg, Ravenberg], genannt Baumberger [Bamberger, Bamberg, Baumberg] [ -1651], kaiserlicher Obrist.
[543] Sommerquartier: Zur Eröffnung der Sommerkampagne im Mai/Juni wurde das Sommerquartier zugewiesen, in dem andere, niedrigere Verpflegungssätze als im Winterquartier (von November bis Mai) galten. Natürlich versuchten die Magistrate und Stände, diesen Zeitraum zu verkürzen, indem man schon ab Februar das „Sommertraktament“ einzuführen versuchte, was wiederum zu Aufruhr bzw. einer Erhöhung der Beschaffungskriminalität unter den Soldaten führen musste. Vgl. die Versuche des Magistrats von Berlin im Januar 1641; FADEN, Berlin, S. 226.
[544] BAUR, Fürstentum Speier, S. 19.
[545] Speyer; HHSD V, S. 350ff.
[546] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[547] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.
[548] per forza: mit Gewalt.
[549] Colera: Wut, Erregung.
[550] BAUR, Fürstentum Speier, S. 20f.
[551] Zähringen, heute Stadtteil von Freiburg im Breisgau.
[552] scharsirt: gekämpft.
[553] MONE, Thomas Mallingers Tagbücher, S. 593.
[554] N Wagemann [ – ], kaiserlicher Kommissar.
[555] Römermonat: nach der Reichsmatrikel berechnete allgemeine Reichssteuer zur Finanzierung des Reichsheeres (zunächst als Unterstützung für Karl V.), die über die Reichskreise auf die Reichsstände umgelegt wurde; der Hauptstreitpunkt bei der Kriegsfinanzierung. Die Steuer wurde für ein Heer von 4.000 Mann zu Pferd und 20.000 Mann zu Fuß berechnet. 1541 wurden die Kosten für den Heeresunterhalt auf 128.000 Gulden pro Monat festgelegt. Dieser „Römermonat“ diente fortan als Simplum der Monatszahlungen bei Reichssteuern im Allgemeinen. Der Name verweist auf die Römerzüge: auf einen militärischen Begleitschutz des Zuges nach Rom zur Krönung des deutschen Kaisers. Es wurde jedoch nie eine militärische Hilfe oder Reichssteuer für den Römerzug bewilligt. Vgl. RAISS, Römermonat.
[556] Servis: Servis war das Holz, das Licht und die Liegestatt (Heu und Streu), die ein Hauswirt den bei ihm im Krieg einquartierten Soldaten zu gewähren hatte, sowie die Steuer dafür. Im Niedersächsischen kam noch Salz dazu. Darüber hinaus wurden verbotener Weise auch Kleidung und Ausrüstung sowie zahlreiche Gänge an Essen und Trinken eingefordert bzw. erpresst, da dem einfachen Soldaten von der Verpflegungsordnung her nur 2 Pfd. Brot (zu 8 Pfg.), 1 Pfund Fleisch (zu 16 Pfg.) und 1 Kanne Dünnbier (2,02 Liter zu 8 Pfg.) zustanden. Selbst diese Grundration wurde in Krisensituationen noch gekürzt. In der schwedischen Armee nannte man Servis auch „Tractament“. Der Servis und die Fourage mussten von der betreffenden Garnisonstadt aufgebracht werden und waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff.
[557] Johann Leonhard Peyerle [Playr] v. Perleberg [ – ], kaiserlicher Oberkriegskommissar.
[558] Anton de Fossa [de la Foße] [ -April 1641], kaiserlicher Obrist.
[559] Hermann (Johann ?] Christoph [Christoffel] v. Mandelsloh [Mandelslohe, Mandeisloh, Mandelslohn, Mandesloe, Mannslohe] [1602-1655], kaiserlicher Obrist.
[560] MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 543f.
[561] MONE, Thomas Mallingers Tagbücher, S. 593.
[562] Christoph v. Strauch [ – ], kaiserlicher Hauptmann, Sekretär v. Gallas.
[563] Karl IV. Herzog v. Lothringen [5.4.1604 Nancy-18.9.1675 Allenbach (bei Birkenfeld)]. Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.
[564] Ernst Georg Graf v. Sparr [Sparre, Spara] zu Trampe auf Greifenberg [1596 Trampe bei Eberswalde-Juni/September 1666], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[565] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1243.
[566] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 221.
[567] Hohentwiel [Singen, LK Konstanz]; HHSD VI, S. 352ff.
[568] Salem [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 684f. Vgl. BECKER, Salem.
[569] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 59f.
[570] Johann von Waldburg zu Wolfegg [26.3.1598 Waldsee-13. oder 15.12.1644], 1627-1644 Fürstbischof v. Konstanz.
[571] Konstanz [LK Konstanz]; HHSD VI, S. 419ff.
[572] beschreiben: zu sich kommen lassen, schriftlich auffordern zu kommen.
[573] Meersburg [Bodenseekreis]; HHSD VI, S. 519f.
[574] Hohentwiel [Singen, LK Konstanz]; HHSD VI, S. 352ff.
[575] ad referendum: zum Vortrag, zum Berichten.
[576] Lindau (Bodensee); HHSD VII, S. 414ff.
[577] Flegelholz: Dreschflegel.
[578] Ernst Georg Graf v. Sparr [Sparre, Spara] zu Trampe auf Greifenberg; Generalfeldzeugmeister [1596 – Juni/September 1666].
[579] Hans Matthias Freiherr v. Pienzenau [Bentzenau, Bentzenauer, Bentenau, Benzennau, Banzenau, Penzenau] v. und zu Wildenholzen [ – ], kurbayerischer Obrist.
[580] Blockade (blocquade, plocquade): Absperrung, Einschließung, Besetzung, Belagerung. Blockade und Einschließung einer Festung zielten auf Aushungerung der Bevölkerung. Der Salemer Mönch Bürster berichtet über die Blockade Überlingens 1644; WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 196: „Den 19. Februarii hat der commendant [Courval; BW] wol uff zway oder anderthalb hundert personen außgelaßen, welche herr obriste Wolff widerum haißen zuerugg hineinzuetreiben oder niderzueschießen und nit paßieren laßen, uff welches ain solches geschray, jamer, heylen und wainen, insonders klainer kindern und schwangeren weiber, daß doch ainen harten stain und letstlichen auch ihn hat mießen bewegen; hat er solche laßen verwahren biß er befelch vom obristen Merzi [Franz v. Mercy; BW] bekomen, wie er sich mit ihnen solle verhalten, welche also lange zeit im veld in großer kelte, regen und wind, tag und nacht uffgehalten, und letstlich befelch komen, solche alle widerumb zuemahlen zuerugg hineinzuejagen oder aber niderzueschießen. Allain welche gelt gehabt, weil nun deß beschaids von Merzi erwartet, haben sich interim ihre ettliche redimirt oder außkauft, daß man sie hat laßen laufen, entreunen und darvon komen, welche außgeben, da0 man kain kazen noch hund nit mehr darinnen thue sehen und ain solches schwarzes brod thue backen, daß manß nit oder kümmerlich kendte glauben und allberait an schmalz schon großen mangel. Und sollen die gemaine soldaten, deren über 600 nit, deren maßen also elend und der mehrer thail so kraftloß herumber gehen, daß sie die muggen oder fliegen schier möchten umbstoßen. Lassen auch schon kuglen biß in die schanzen, unangesehen sie so weit vorhußen, heraußlaufen, wie sie dann voriger tagen in ainem schuz ihr drey getroffen, 2 gebliben, der drüdte ob er möchte curiert werden, ist ungewiß“.[580]
Dagegen wurden Ausfälle aus der Festung unternommen, um Nahrung zu beschaffen, den Belagerungsring zu sprengen, die Belagerer aus den Gräben zu werfen und diese zuzuschütten. Doch es gelangten immer wieder Güter hinein, weil der Ring wie z. B. um Eger 1647 nicht lückenlos geschlossen werden konnte. Holzappel erließ daher einen Aufruf an die Nachbarorte, mit dem er jedem für das Einschleusen von Lebensmitteln die übliche drakonische Strafe des Abschneidens von Nasen und Ohren androhte. Dass der Befehl auch vollstreckt wurde, zeigen die Erinnerungen Leopolds aus Marktredwitz: „In dieser Woche(n) sind 3 Männer, die etwas auf dem Rücken nach Eger tragen wollten, von den bayer. Reitern gefangen genommen worden. Dem einen davon ist der Bart samt der Haut, dem anderen die Nase(n) und dem dritten sind die Ohren abgeschnitten worden. Dann hat man sie wieder laufen lassen“. BRAUN, Marktredwitz, S. 318. Ein ähnliches Mandat hatte Ferdinand III. auch Nürnberg zugehen lassen, das ebenfalls Transporte nach Eger hatte abgehen lassen. Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsakten 168, fol. 271: Kaiserliches Mandat an Nürnberg, Pilsen, 1647 VIII 26.
[581] Heiligenberg [Bodenseekreis]; HHSD VI, S. 321.
[582] Altshausen [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 23f.
[583] schanzen: Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255). Bürger und Geistliche der besetzten Städte, die zu diesen Arbeiten verpflichtet wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig, da verurteilte Straftäter, Huren und Trossangehörige etc. zu diesen schweren Schanzarbeiten herangezogen wurden.
[584] Pflege: Gerichts- oder Verwaltungsbezirk (Landgericht), an dessen Spitze der Pfleger stand.
[585] Pfullendorf [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 631.
[586] Oberstenweiler, heute Ortsteil von Salem [Bodenseekreis].
[587] Unterstenweiler, Dorf, mit Mittelstenweiler heute Ortsteil von Salem [Bodenseekreis].
[588] Mittelstenweiler, heute Ortsteil von Salem [Bodenseekreis].
[589] Flucht: Überlebensstrategie in Kriegszeiten. Der Schuhmacher Hans Heberle listet in seinem „Zeytregister“ 30 Fluchten nach Ulm auf. ZILLHARDT, Heberle, S. 225; DEMURA, Flucht, S. 187ff. Der Bieberauer Pfarrer Johann Daniel Minck; KUNZ/LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 253f.: „Viele verkrochen und versteckten sich zwar in Wälder, Höhlen, Klippen etc., waren aber ausgespähet, denn die [kaiserlich-bayerischen] Soldaten hatten bei sich menschenspürige Hunde, welche, wann sie an Mensch und Vieh kamen, mit ihrem Bellen die Leute verrieten und den Räubern Anzeig gaben. Darumb flohe alles auf die Schlösser. Da lagen alle Gassen, Höfe und Winkel voller Leute, besonders zu Lichtenberg, welches ein kleiner Behelf. Und derhalben auch viele im Regen, Schnee und Kälte unter dem freien Himmel lagen, teils lagen in Fässern und Bütten. Die Stuben waren Winterszeit so voll, dass wegen der Menge keines sitzen, sondern dicht ineinander stehen müssen. War ein groß Jammer und Elend anzusehen, zu geschweigen, selbst mit darin begriffen sein“. BENTELE, Protokolle, S. 192 (1634): „Des andern Tags, als man vernommen, dass die ganze Armee marchiere, haben sich Mann und Weib mit den Kindern in das Feld, Weinberg, Hülen, Klüften und Wäld mehistentails begeben, in Hoffnung, daselbsten sicher zue sein, bis das Ungewitter fürübergieng. Aber die wurden allerorten durch die Hund der Soldaten ausgespürt, gehetzt, gejagt, gefangen, ranzioniert, übel tractiert, und tails erbärmlich ermordet. War auch zu solcher Zeit Tag und Nacht schön und warm Wetter auf vierzehn Tag aneinander, daß doch also mancher dessentwegen desto besser in einem verborgenen Winkel durch Gottes väterliche Obacht bewahret gewesen, und sein Leben wie eine Ausbeut darvon gebracht hat“. Abt Veit Höser (1577-1634) von Oberaltaich bei Straubing berichtet; SIGL, Wallensteins Rache, S. 142f.: „In diesen Tagen [Dezember 1633; BW] trieben es die Schweden überall ganz arg. Sie streiften in alle Richtungen und Gegenden herum, durchstöberten sogar die menschenleeren Ödnisse und Wälder, alle Berghänge, jedes Tal, jede Schlucht, jeden Schlupfwinkel, daß die Menschen sich vor Todesängsten überhaupt nicht mehr auskannten, sich nicht mehr helfen und raten konnten. Unter dem eigenen Dache gab es ja ohnehin keine Sicherheit. In ihrer Bedrängnis flohen alle aus ihren Wohnungen, als wären das selbst Räuberhöhlen, flüchteten in die Berge, versteckten sich in Hecken, im Dickicht, in der Wildnis, obgleich sie auch dort nirgends bleiben konnten wegen der Winterkälte, die in unserer Waldgegend noch viel ärger ist. Wenn sie sich überhaupt ein Feuer machen konnten, verriet sie schon von weitem der aufsteigende Rauch bei Tag und bei Nacht der Feuerschein; ja, die Flucht in ein Versteck verriet sie selbst schon wieder durch die unvermeidlich im Schnee hinterlassenen eigenen Spuren. Die schlauen Spürhunde folgten mit ihrer Nase diesen tiefen Fußstapfen und spürten den Flüchtlingen fleißig nach, ohne deren Todesängste zu spüren. Schau, laß dir sagen, was diese ungemein scharfsinnigen Bösewichte nicht alles aushecken, damit ihnen ja kein einziger Mensch entwischt. Überall in den Wäldern, in Dickichten, auf Viehtriften, wo sich einer geflissentlich verstecken könnte, veranstalteten sie blutige Treibjagden (veneticam tragediam). Sie stellten Reihen von Scharfschützen in einem größeren Abstand voneinander auf und durchstreiften so das vom Eingang her das Gelände, indem sie obendrein noch abgerichtete Jagd- und Spürhunde vor sich herhetzten. Diese reizten sie mit ihrem Hussa-Hussa zum Bellen, ließen sie durchs Dickicht und Gebüsch stöbern, nach Feuerstellen schnüffeln, schickten sie in unzugängliche Stellen, damit sie überall die versteckten Menschen ausmachen, mit ihrem Verbellen verraten und heraustreiben. In undurchdringliches Heckengestrüpp (truteta) schossen sie mit ihren Gewehren hinein, um die allenfalls darin verborgenen Menschen zu zwingen, dass sie herauskriechen oder herausspringen. Wollten solche arme „Angsthasen“ jedoch sofort bei dem Hussa-Geschrei der Jäger und dem Hundegebell der unausbleiblichen Flucht zuvorkommen und davonlaufen, wurden sie dort von den Musketieren zur Strecke gebracht, die den Wald von draußen in regelmäßigen Abständen voneinander umzingelt hatten, sodaß die ohnehin schon zu Tode geängstigten Menschen, wohin sie auch immer flüchten wollten, in die Fänge und Fallen dieser Menschenjäger fielen“. Auch die Heranziehung zu schwersten Schanzarbeiten veranlasste Bürger zur Flucht. Das Einfliehen in die nächsten Städte war allerdings nicht umsonst. Im März 1636 verlangte die Reichsstadt Nordhausen von hereingeflüchteten Adligen über 20 Jahren 2 Reichstaler, von Bürgern und Bürgerinnen 1 Reichstaler, von einem Bauern je nach Vermögen 12 oder 6 Groschen. Für ein fremdes Pferd waren 12 Groschen zu zahlen. KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 82. Dazu kamen in der Regel auch Abgaben für Ochsen, Kühe etc. In Weimar hielten sich 1640 außer 2863 Einwohnern 4103 Fremde auf. PFISTER, Bevölkerungsgeschichte, S. 14. Zum Teil ließ der Rat wie in Augsburg die Flüchtlinge aus der Stadt bringen (SIGL, Geschichte, S. 47) oder verweigerte die Aufnahme. Zur Migration allgemein ASCHE, Krieg, Militär und Migration, S. 11ff.
[590] Vgl. WASSENBERG, Florus, S. 460ff. ZILLHARDT, Zeytregister, S. 187.
[591] Rabennest.
[592] Adam Heinrich Freiherr Keller [Kheller] v. Schleitheim [Schlaytheim, Schlayten] [1577 Schaffhausen-1674 ?], kurbayerischer Obrist.
[593] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 136ff.
[594] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 115.
[595] Conradt Widerholt [20.4.1598 Ziegenhain – 13.6.1667 Kirchheim unter Teck] von Jörg Wöllper siehe unter „Miniaturen“.
[596] ZILLHARDT, Zeytregister, S. 187.
[597] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[598] Dr. jur. Isaak Volmar, Freiherr v. Rieden [1582 Streußlingen-13.10.1662 Regensburg], Kanzler der vorderösterreichischen Regierung, kaiserlicher Gesandter.
[599] Batterie: Geschütze wurden zu Gruppen zusammengefasst. Diese Gruppen nannte man Batterie. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]
[600] Hohenstaufen [Göppingen, LK Göppingen]; HHSD VI, S. 351.
[601] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt].
Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5-9 cm), Rohrgewicht: 12-24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14-20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12-15 cm), zumeist zum Verschießen von gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- und Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen ‚Halben [?; BW] Kartaunen’ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.
[602] Feuerkugel: Geschoss mit Spreng-, Brand- und Leuchtwirkung, das von Mörsern im Steilfeuer über die Stadtmauer geschossen werden konnte.
[603] Granatkugel: eiserne Sprengkugel als „eine spezielle form der granate älteren gebrauchs, die auch in der feuerwerkskunst verwendet wurde“ [DWB].
[604] Hagelbüchse: Geschütz, das Hagel zu 10 Pfd. verschoss, klein gehacktes oder gesprungenes Blei, Eisen und Nägel, auch die Kartätschenfüllung, was auf kürzere Entfernung fürchterliche Wunden riss. Vgl. auch die zeitgenössische Darstellung anlässlich der Belagerung Nördlingens 1634 durch die Kaiserlichen; KESSLER, Belagerung, S. 38: „Das große Hagelgeschütz hat man mit Hagelsteinen, Hufnägeln und Klötzblei bei 1.000 Stück an der Zahl, welches in einem Fäßlein hineingeschoben worden, auf eine neu gemachte und mit Erde ausgefüllte Brücke gestellt und gegen die erwartete Bresche in Stellung gebracht. Desgleichen hat man auf dem Wall 3 Hagelgeschütze mit viel Musketenkugeln voll eingefüllt, geladen und gerichtet zu dem Ende, wenn es zum Einbruch komme, daß man sie losgehen lassen wolle. Das große Hagelgeschütz, das einige hundert auf einen Schuß hinweggenommen hätte, ist also […] scharf geladen worden“.
[605] minieren: graben, untergraben: Anlegen von Untergrabungsgängen unter dem Mauerfuß einer belagerten Festung. Diese Minengänge zielten entweder auf den Einsturz der Mauer oder auf ein Eindringen in die Festung. Über die Unterhöhlung hinaus konnten sie mit einer Pulverladung versehen und zum Sprengen der Mauer benutzt werden. Da man die Arbeitsgeräusche bald hören konnte, wurden Gegenminen gelegt und zur Explosion gebracht. Teilweise wurden die Minen auch dem Gegner gezeigt, um ihn zum Aufgeben zu bewegen.
[606] Conradt Widerholt [1598 Neidlingen oder Ziegenhain (Hessen)-13.1.1667 Kirchheim unter der Teck], württembergischer Major, Obrist. => Jörg Wöllper in den „Miniaturen“.
[607] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5 – 11,5 cm), schoß 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt.
[608] Feldschlange: Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34faches Kaliber (10, 5- 11, 5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt.
[609] vernageln: Durch die Zündlöcher hineingetriebene Nägel machten die Geschütze unbrauchbar.
[610] Konstabel: Geschützmeister (Schütze), Kriegshandwerker, der auch für schwere Festungs- und Belagerungsartillerie Rohre und Geschosse herstellte. Er musste Richten und Laden, Instandhaltung und Reparatur beherrschen. Stückgießer und Büchsenschmiede wie Pulvermacher arbeiteten unter seiner Anleitung. Gut bezahlte Büchsenmeister nahmen an Kriegszügen teil und genossen eine bessere Verpflegung als Soldaten. Der Büchsenmeister unterstand dem Zeugmeister, der sie auch anwarb, im Gefecht hatte der (General)Feldzeugmeister den Befehl.
[611] Schaffhausen [Bez. Schaffhausen].
[612] WASSENBERG, Florus, S. 460ff.
[613] St. Georgen im Schwarzwald [LK Schwarzwald-Baar-Kreis].
[614] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 93f. Vgl. auch SCHULZ, Strafgericht.
[615] STEMMLER, Tagbuch 2. Bd. S. 861. Bad Griesbach im Schwarzwald, heute Ortsteil von Bad Peterstal-Griesbach [Ortenaukreis].
[616] STEMMLER, Tagbuch 2. Bd., S. 863. Oberkirch [Ortenaukreis]; HHSD VI, S. 587f.
[617] STEMMLER, Tagbuch 2. Bd., S. 864.
[618] Dörflas, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Marktredwitz i. Fichtelgebirge].
[619] Ausschuss: Bürgerwehr: (zumeist relativ wirkungslose, unzuverlässige und aufsässige) Miliz zur selbstständigen Landesverteidigung (vgl. Landwehr), die teilweise schon beim ersten Musketenschuss auseinanderlief oder als Kanonenfutter diente, wenn sie nicht unter dem Schutz von Soldaten eingesetzt wurde. Zum Dienst im Ausschuss konnten sowohl Bürger – meist kleine Handwerker und ärmere Bürger, reichere Bürger drückten sich vor diesem Dienst – als auch Bauern der städtischen Dörfer herangezogen werden. Üblich war die Stellung des 5. oder 10. Mannes. Die Erfurter Bürgerwehr soll aus 1.200 Mann bestanden haben; BEYER; BIEREYE, Geschichte, S. 537. Zur Nutzlosigkeit des Bürgerausschusses vgl. die Äußerungen des brandenburgischen Kanzlers Friedrich Pruckmann [1562-1630]; FADEN, Berlin, S. 144: Sie wurden „von ihrer zween angeführt, die ihr Lebetage wohl keinen toten Menschen im Felde gesehen. Da war ein Trommelschlagen, Platzen und Schießen, auch Schreien in beiden Städten [Berlin und Cölln] die ganze Nacht hindurch, dass ihrer wohl wenige dieselbe Nacht werden geschlafen haben. Denn es war alles besoffen, was da war. Da hätte man wohlbeschossene Musketiere sehen sollen; der eine schoß die Lunte mit hinweg; dem andern entfiel der Ladestecken, dem dritten die Forschett [Gabelstock]; dem vierten versagte die Muskete zwei- bis dreimal; der fünfte steckte die Nase gar in den Ärmel, wenn er schießen wollte, gleich den Mönchen, Pfaffen und Jesuiten, die vor etlichen Jahren zu Paris gassatim gingen, Die dann losgeschossen hatten, konnten zu keiner Ladung wieder kommen, also voll waren sie. Die Pikeniere trugen die Pike auch gar musterlich, zu geschweigen, dass sie solche sonsten zu gebrauchen sollten gewusst haben. Summa, man hat nur lauter Schimpf gehabt“. FADEN, Berlin, S. 153f. Vgl. auch die Einschätzung Herzog Friedrichs III. von Schleswig-Holstein-Gottorp; RATHJEN, Soldaten im Dorf, S. 39: „das landtvolckh ohngeubet zu fechten, kleinmüthig und verzagt sein, ihr hertz und muth zurück bei ihren hinterlassenen Eltern, Weib undt Kindern gelassen“. SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 507 (1632): „Bald darauff sind die Bauern bewehret / und hinauff an Wald und Gräntzen verleget worden. Unter diesen waren ihr viel / die aus Mangel anderer Gewehr / Sensen an Stangen liesen machen / und darmit fort zogen / sie wurden aber zuvor am hindern Theil anders gerichtet / daß sie gerade wie Spiesse standen“.
Der niederrheinische katholische Chronist von Kempen und Dekan des Stifts Kaiserswerth, Johannes Wilmius [1585-1655]; WILMIUS, Chronicon, S. 115, über die Ernsthaftigkeit von Verteidigungsmaßnahmen: „Im gleichen Jahr [1641; BW], als vorher im September in Deutschland alles vom Krieg verwüstet wurde und das kaiserliche Heer in Hessen gegen den Schwedengeneral Johannes Banèr lagerte, nahmen die Hessen unter Rabenhaupt [Karl Rabenhaupt von Sucha (1602-1675); BW] Kalkar im Klevischen zu nachtschlafender Zeit. Sie bedrohten uns schwer und kündigten feindselige Handlungen an. In panischem Schrecken befestigten die Kempener den Ort und widersetzten sich dem Amtmann [Johann Konstantin v. Neukirch, gen. Nievenheim; BW], der Soldaten aus ihrer Mitte ausheben wollte. Mit welchem Erfolg, wird die Zeit lehren. Jedoch auf einen Befehl des Fürsten hin, den der Amtmann unter Hinweis auf die Gefahr von ihm erwirkt hatte, wurden einige Abteilungen und Gruppen von Soldaten mit großem Aufwand der gesamten Gemeinde ausgehoben. Als Hauptmann wurde der Sohn des Amtmanns an ihre Spitze gestellt, ein Junge von neun oder zehn Jahren. Er sollte 60 Taler Sold monatlich bekommen. Hieraus kann man schließen, was die einfachen Soldaten erhalten werden. Gegen diese Aushebung erhoben die Vierter und die Gemeinde Einspruch, jedoch der Rat und die Schöffen wagten den Mund nicht aufzutun. Lieber wollten sie den Interessen ihres Vorgesetzten nachkommen, wenn auch die Stadt darüber zu Grunde ginge“.Teilweise wurde schon aus Kostengründen der Ausschuss von Städten abgelehnt; BRUNS, Hallenberg, S. 258f.; WALLHAUSEN, Defensio Patriae. „Daß die angestellte Landesdefension Erfolg haben konnte, wenn es sich bei den Übergriffen um kleinere Gruppen von Plünderern handelte, zeigte sich in unmittelbarer Nähe der Landeshauptstadt, als man in (Düsseldorf-)Gerresheim eine Gruppe brabantischer Soldaten gefangennahm, die ‚die Gerresheimer Kirch spoliert’ (geplündert) hatten. Dreizehn von ihnen wurden am 27. Januar 1625 gehenkt und sechs enthauptet“. STOMMEL, Johann Adolf Freiherr Wolff, S. 78.
[620] BRAUN, Marktredwitz, S. 154.
[621] Karl Dellinger [ – ], kaiserlicher Hauptmann.
[622] Johann Zimmermann [ -11.5.1659 beerdigt]. Vgl. http://www.sw.om-mohr.de/ratsh/zimmermannj.htm.
[623] Hermann (Johann ?] Christoph [Christoffel] v. Mandelsloh [Mandelslohe, Mandeisloh, Mandelslohn, Mandesloe, Mannslohe],; [1602-1655], kaiserlicher Obrist.
[624] 1 Fränk. Gulden = 1 rhein. Gulden 15 Kreuzer = 6 Schreckenberger = 28 Schillinge = 3 Dreier = 6 Pfennige; 9 Schillinge = 24 rhein. Kreuzer. http://www.schweinfurtfuehrer.de/geschichte/1700-1800/die-reichsstadt-schweinfurt-während-des-letzten-jahrzehnts-ihrer-reichsunmittelbarkeit/.
[625] MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 545ff.
[626] Obermaßfeld, heute Ortsteil von Obermaßfeld-Grimmenthal [LK Schmalkalden-Meiningen].
[627] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte, bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[628] Leutnant: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-60 fl.
[629] Kornett: Ein Kornett war die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entspricht der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold. => Fähnrich; Fahne.
[630] Begräbnisse in Kirchen: „Die einfachste und folglich am häufigsten vertretene Grabform war ein Erdgrab im Kirchenboden. Gewöhnlich wurden die Bodenplatten dafür aufgenommen, die Grube im gewachsenen Boden ausgehoben und danach legte man die Platten nach Verfüllung wieder an ihren Platz. Die Kirchenbänke wie wir sie kennen, gab es damals nicht, so dass kein Hindernis durch eine eventuell vorhandene feste Bestuhlung entstehen konnte. Eine Kennzeichnung des Grabes erfolgte in der Regel nicht. Dieses Verfahren brachte einige Unannehmlichkeiten mit sich, welche zwar früh erkannt wurden, doch bis man davon abkam, vergingen mehrere Jahrhunderte. Ob man die Verstorbenen mit oder ohne Sarg beisetzte, durch die Verwesung der Leichname, bzw. den allmählichen Zerfall der Särge senkte sich der Boden. Die Platten wurden uneben und dauernd musste daran ausgebessert werden. Aufzeichnungen über die genaue Lage der Gräber gab es weder in den Kirchenbüchern, noch wussten die Hinterbliebenen exakt um die Grabstellen. Man hinterließ ungefähre Angaben wie: “Nahe bei der Kanzel” – “Neben dem Grab des XY” oder wies auf einen Seitenaltar oder auf ein Bildwerk hin. Solche Angaben finden sich in Testamenten, wo z. B. die ungefähre Lage des Grabes eines Elternteiles beschrieben wurde – zusammen mit dem Wunsch, ebenfalls dort bestattet zu werden. Diese Grabstätten kosteten natürlich auch in der einfachsten Form Geld und brachten der Kirchengemeinde einen nicht zu verachtenden Teil ihres Einkommens. Jedoch war die Wiederbelegung nicht wie heutzutage reglementiert, und um Mindestruhezeiten scherte sich niemand. Die Anlage eines neuen Grabes war dem Ermessen und der Ortskenntnis des jeweiligen Totengräbers überlassen. Auf dem umliegenden – meist durch Bebauung nicht erweiterbaren Friedhof war die Situation ebenso – dort konnte man bei Überbelegung allerdings Erde in ausreichender Höhe aufbringen und somit eine neue Fläche schaffen. (Dies geschah im Laufe der Zeit häufig mehrmals – mit dem Ergebnis, dass der Friedhof später höher lag als der Boden der Kirche. Ein gutes Beispiel ist die Marienkirche in Uelzen, welche man heute betritt, indem man mehrere Stufen hinunter geht.) Innerhalb der Kirche war diese Art Lösung nicht durchführbar und so wurde einfach weiter begraben. Oft kamen dabei Gebeine zu Tage oder gar Leichen, die noch nicht verwest waren. Dergleichen warf der Totengräber einfach in eine dunkle Ecke und da blieben sie liegen; der Anblick und der Gestank wurden hingenommen. Beinhäuser zur Aufnahme exhumierter Gebeine gab es lange nicht überall. Für geistliche oder sonstige Personen von Ansehen legte man auch Schachtgräber an, welche zumindest mit Steinsetzungen ausgekleidet oder ausgemauert waren. Diese wurden dann mit einer Grabplatte an Stelle eines Grabsteines verschlossen. Der mehr oder minder durch aufgeschüttete Erde gewährleistete Luftabschluss fehlte hier. Folglich machten sich die bei der Zersetzung des Leichnams entstehenden Verwesungsgase auf verschiedene Art bemerkbar. Unerträglicher Geruch, Geräusche, die von dem aufgeblähten Körper vernehmlich wurden, vermehrte Anwesenheit von Ungeziefer aller Art machten den Kirchenbesuch für jedermann zu einer stark beeinträchtigten “Erbauung”. Es kam mehrfach vor, dass Gottesdienstbesucher fluchtartig die Kirche verlassen mussten. Aus Frankreich wird ein Fall berichtet, bei dem mehrere Kinder während des Kommunionunterrichtes bewusstlos wurden und einige Männer es nur mit mehreren Anläufen schafften, sie dort heraus zu holen. Wie auch immer – unsere Vorfahren waren in Bezug auf unangenehme Gerüche offenbar weniger empfindlich als wir – oder die vermeintliche Versicherung des Seelenheils durch ein Begräbnis im Kirchenraum wurde höher bewertet als das Ertragen der geschilderten Unannehmlichkeiten. Es dauerte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, bis man im inzwischen herangereiften Bewusstsein für Hygiene und zumindest ungefährer Kenntnis der Gefahren für die allgemeine Gesundheit diese Zustände abschaffte“. [http://www.rowane.de/html/kirchenbestattung.htm]. „Am 10. November [1632; BW] notierte der Ratsschreiber [in Naumburg; BW]: ‚Zu Magdeburg sind auch Leute in der Kirche begraben worden, welches man nachher abgeschafft, weil die Dünste von dem Fäulen durch die Erde dringen und die Luft infizieren’. Noch einmal gab der Rat damals die Erlaubnis, dass ein Offizier in St. Wenzel beigesetzt würde, ‚jedoch kann keinem solches mehr bewilligt werden’“. BORKOWSKY, Schweden, S. 55. Es galt als entehrend auch für die Angehörigen, wenn ein Begräbnis mit Sang und Klang auf dem Friedhof verweigert wurde. Der protestantische Osnabrücker Schuhmacher Bellinckhausen berichtet (1633); BELLINCKHAUSEN, TEGEDER, KREIENBRINK, S. 237: „Denn 14. Junii ist Juncker Caspar Stahls tochter auf S[anct] Johans kirchof begraben, so im kinder bette gestorben, von Juncker Dumstorf, den cornet, beschlafen. Der Bischof [Franz Wilhelm von Wartenberg; BW] hat gesagt, man solt sie auf die schingruben [Schindergrube, BW] begrabe[n]“.
[631] GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 266.
[632] N Knist [ – ] kaiserlicher Obristleutnant.
[633] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.
[634] GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 267.
[635] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[636] Nicola Montard de Noyrel, genannt „Nicola“ [Nicolas, Nicolai, Nicoli, Nicolau, Neyrel, Nicolaus, Lorenzo di] [um 1605-2.11.1642 bei Breitenfeld], kaiserlicher Obrist.
[637] Sebastian Wintz [Winsten, Winsen], Freiherr v. Pühring [ – ], kaiserlicher Obrist.
[638] MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 549.
[639] MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 561f.
[640] Brand, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[641] Waldershof [LK Tirschenreuth].
[642] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.
[643] BRAUN, Marktredwitz, S. 154.
[644] Überlingen [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 807f.
[645] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 179f.
[646] Hans Matthias Freiherr v. Pienzenau [Bentzenau, Bentzenauer, Bentenau, Benzennau, Banzenau, Penzenau] v. und zu Wildenholzen, [ – ], kurbayerischer Obrist.
[647] Meersburg [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 519f.
[648] Maximilian Willibald Graf zu Wolfegg, Freiherr zu Waldburg [12.10.1604 -30.1.1667]. Vgl. EITEL, Truchsess Max Willibald.
[649] supponieren: unterstellen, vermuten.
[650] Einquartierung: Die kostenaufwendige Einquartierung von Truppen versuchten die Betroffenen oder ihre Vertreter nach Möglichkeit durch „Verehrungen“ bei den zuständigen Kommandierenden, Kriegskommissaren und Quartiermeistern abzuwenden. Gelang das nicht, so wurden je nach Rang, Vermögen und Steueraufkommen und auch der Religionszugehörigkeit der Betroffenen Mannschaften und Pferde in die Häuser eingelegt, wobei die Soldaten die besten Räume für sich in Anspruch nahmen. Billette (Einquartierungszettel) sollten zwar Unterkunft, Verpflegung (oder ersatzweise Geldleistungen) der Soldaten und Abgabe von Viehfutter durch ihre „Wirte“ regeln, was aber nicht nur zu Streitigkeiten in der Bürgerschaft selbst, sondern auch unter den Soldaten führen musste. Ausgenommen von der Einquartierung waren in der Regel bei eigenen Truppeneinlagerungen Kleriker (aber nicht deren Klöster), Bürgermeister, Ratsherrn, Apotheker, Ärzte und Gastwirte. Auf die Beschwerden der Bürgerschaft wurde die Einquartierung durch den Rat der Stadt „als eine gerechte und für eure vielfältigen Sünden wohl verdiente Strafe Gottes“ bezeichnet; BORKOWSKY, Schweden, S. 20. In den Quartieren gab es zudem Mord und Totschlag unter den Mannschaften, gewalttätige Übergriffe gegen Bürger und Bauern waren trotz errichteter Quartiergalgen und hölzerner Esel alltäglich. Teilweise wurde sogar Quartiergeld für die von Offizieren mitgeführten Hunde verlangt; SODEN, Gustaph Adolph III, S. 359. Teilweise wurde auch der Abzug vorgetäuscht, um Abzugsgelder zu erpressen; TRÄGER, Magister Adrian Beiers Jehnische Chronika, S. 60. Der protestantische Schuhmacher Bellinckhausen über die kaiserlichen Truppen in Osnabrück (1630); RUDOLF VON BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 36: „Was denn inquartirten soldaten bey uns thut anlangen, ist ein gottlos diebisch und mordrisch volck, stehlenn jeymlich und rauben offenbar, saufen und fressen, dominirn tag und nacht, spielen und doblen, parten und beuten, ruffen und jautzen, schießen und morden sich unter andern, schlagen sich mit den burgern, verfuhrn der burger weiber und kinder und haben manig magd zur hurn gemacht. Die burger konnen bey abendts oder nacht zeyt nicht uber die straßen gehen. Sie schlagen dieselben, habe auch solchs zweymall von dem gesind leyden m mußen“. Eine längere Einquartierung konnte den Ruin ganzer Gemeinden und Städte bedeuten. Zudem wurden die Quartiere verwüstet. So der Abt Friesenegger von Andechs über die einquartierten katholischen „welschen“ Truppen Ferias (Winter 1634): „Das Dorf stand ganz in Unflat, und Wüste, alles zum Grausen, und für Menschen unbegreiflich. In den Häusern wie auf den Gassen lagen nichts als abscheuliche Lumpen, zerschlagener Hausrat, Köpfe, Füße, und Gedärme von verzehrten Pferden, Menschen Unrat, und mehrere Toten Körper. In den Häusern waren nur Stuben, Kammer und Kuchl bewahret, das übrige davon hatte ein Dach, keinen Mantel, keine Mittelwand, keinen Balken, und meistens standen dieselben nur auf vier Säulen. Die Zäune, Planken, und schönste Obstbäume in den Gärten waren alle verbrennet. Auch aller Hausrat von Bänken, Kästen, Bettstätten, Geschirren, und die Baufahrnisse von Wägen, Pflügen, und was immer von Holz war, ging in den Flammen auf. Selbst in beiden Kirchen war ein Greuel zu sehen. Türen, und auch Fenster waren zerbrochen. Alles, was darin aufbewahret, und zum Gebrauch war, wurde geraubet. In der Frauenkirche brannten sie wenigst die letzte Woche eines, und in der Pfarrkirche stets 2 Feuer. Alles hölzerne Kirchengerät mußte hierzu dienen. Das Gemäuer war voll Rauch und Ruß, und der Boden voll Unrat. Auf dem Friedhofe konnte man vor Menschen-Unflat keinen Fuß mit Ehren setzen, und die Sakristei brauchten sie für ihr geheimes Ort. In der Kirche zu U. L. Frau lagen auch 4 unbegrabene Toten-Körper, die man außer der Kirche auf der Nordseite, wo schon mehrere lagen, in ein Grab zusammen warf“. Auch der Abzug musste je nach Vermögen erkauft werden (1644): „Zum Abzuge mußte dem Obristen von jedem Pfluge 20 Rtlr. und das beste Pferd gegeben werden.“ WALCZOK, Barsbüttel, Gott und die Welt. Vgl. den Bericht der Kapitelherren in Zeitz (1635), BORKOWSKY, Schweden, S. 65: „Keine Brauerei, keine Krämerei ist mehr im Stift, keine Feldbestellung, kein Ackerpferd, keine Kuh, kein Kleinvieh. Hie und da müssen sich Manns- und Weibspersonen in die Pflüge und Eggen spannen – was sonst nur als barbarische Grausamkeit aus der Türkei berichtet war. Häuser und Hütten stehen ohne Dach. Die Menschen haben keine Kleidung mehr. Viele sind im Winter erfroren, andere an Hunger, Krankheit und Mangel an Arznei dahingestorben. Die Leichen liegen unbegraben. Weiber und Kinder fallen den Kommunen zur Last. Viele Bürger laufen zu den Soldaten über. Die Kirchen- und Schuldiener können nicht mehr besoldet werden. Die Jugend bleibt unerzogen. Hospitäler und Armenhäuser werden nicht mehr unterstützt. Viele Menschen sind so jämmerlich gekleidet, dass sie sich nicht getrauen, zum Gottesdienst und zum Abendmahl zu gehen …“
[651] Stab: die Gesamtheit der höheren Offiziere eines Heeres (Generalstab) oder Heeresteils (Regimentsstab). Dazu gehörte auch der Feldgeistliche des Regiments. Die Bedeutung ergibt sich metonymisch: Der Stab war das Zeichen der Amts- und insbesondere der militärischen Obergewalt. Der „Unterstab“ umfasste dagegen die rangniedrigeren Dienstränge. Je nach Rang wuchs auch der Umfang des Stabes.
[652] Johann Georg Pucher; Hofkriegsratssekretär [ – ].
[653] favor: Gunst, Glück, Gefallen.
[654] Pflummern meint hier eine Verehrung: Schenkung: Derartige „Schenkungen“ oder auch „Discretionen“ waren von Anfang des Dreißigjährigen Krieges an zumeist erzwungene oder von vornherein erwartete Leistungen in Geld- oder Sachwerten an die Offiziere einer Einheit, die den Stadt- oder Gemeindehaushalt je nach Umständen erheblich belasten konnten. Diese mehr oder minder freiwilligen „Verehrungen“ waren zur Abwendung von Einquartierungen oder zur Durchführung rascher Durchzüge gedacht. Sie waren je nach Rang des zuständigen Offiziers gestaffelt und wurden von diesen als fester Bestandteil ihres Einkommens betrachtet, zumal Soldzahlungen nicht selten ausblieben. Natürlich gingen diese Verehrungen auch an Kriegskommissare, Kriegsräte und andere einflussreiche Persönlichkeiten. Vgl. ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet.
[655] Kürassier: Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder). Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment – und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold. Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.
[656] Knecht, gemeiner: dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Doch schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“. Versorgung: In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt geforn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaiser und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. => Verpflegung.
[657] Salem [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 684f. Vgl. BECKER, Salem.
[658] Beuren, heute Ortsteil von Salem [Bodenseekreis].
[659] Immenstaad [Bodenseekreis].
[660] Johann Werner Hundbiss v. Waltrams [Hundpiß v. Waltrambs]; Landkomtur [ – 14.9.1658] (1652–1658 Landkomtur Elsass). Komtur: Vorsteher der Niederlassung eines Ritterordens, führt eine Komturei (Kommende). Beim Deutschen Orden bildeten in späterer Zeit mehrere Komtureien eine Ballei unter einem Landkomtur.
[661] Mainau [Konstanz, LK Konstanz], HHSD VI, S. 498f. Vgl. ROTH von SCHRECKENSTEIN, Die Insel Mainau.
[662] Markdorf [Bodenseekreis]; HHSD VI, S. 511f.
[663] Johann Kneiß [ – ], kaiserlicher Obristleutnant.
[664] Fürstenfeldbruck; HHSD VII, S. 217f.
[665] SEMLER, Tagebücher, S. 393ff.
[666] Gmainder, Gemainder: Teilhaber, Verwalter.
[667] Abtrag: Entschädigung.
[668] Hofstatt: Statt oder Stelle, auf der ein Bauern- oder Herrnhof steht.
[669] Altdorf: Flur vor Überlingen [Bodenseekr.].
[670] burdin: Bündel.
[671] Reiter des Kommandanten von Hohentwiel, Conradt Widerholt [20.4.1598 Ziegenhain – 13.6.1667 Kirchheim unter Teck] von Jörg Wöllper siehe unter „Miniaturen“.
[672] Puschel: unbekannter Begriff. Um Hinweise wird gebeten.
[673] Schemmerberg, heute Ortsteil von Schemmerhofen [LK Biberach].
[674] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).
[675] SEMLER, Tagebücher, S. 397f.
[676] Reichskreis, schwäbischer: Der seit 1521 existierende Schwäbische Reichskreis wurde vom Bischof von Konstanz und dem Herzog von Württemberg geführt und umfasste das Gebiet zwischen Rhein, Lech, Wörnitz, Philippsburg-Wimpfen-Dinkelsbühl. => Reichskreis.
[677] Johann Leonhard Peyerle [Playr, Beierlein, Beyrlin] v. Perleberg [ – ], kaiserlicher Oberkriegskommissar.
[678] beschreiben: zu sich kommen lassen, schriftlich auffordern zu kommen.
[679] Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.
[680] Hippocleptia: Pferderaub.
[681] et quia figulus figulum odit: und weil ein Töpfer den anderen hasst (nach einem Epigramm von Tacitus) für „Eifersucht“.
[682] bastant: fähig, hinreichend, in der Lage; einem Feind gewachsen sein.
[683] Armut: geringer Besitz.
[684] Schlacht bei Breitenfeld am 23.10./2.11.1642: Die Schweden unter Torstensson besiegen die Kaiserlichen unter Erzherzog Leopold Wilhelm und Ottavio Piccolomini. Vgl. RUDERT, Kämpfe; WALZ, Der Tod, S. 160ff.
[685] SEMLER, Tagebücher, S. 400f.
[686] Heiduck (bäuerliche ungarische Miliz): Leibwächter, Trabant.
[687] Polacken: Die übliche, zunächst nicht pejorative Bezeichnung für die im kaiserlichen Heer wenig geschätzten polnischen Truppen, die hauptsächlich von Spanien besoldet und in habsburgischen Diensten standen. Die Kampfkraft dieser Truppen galt als gering. Einerseits galt ihre Führung als schwierig, andererseits waren sie wegen ihrer Tapferkeit und Geschicklichkeit im Umgang mit Muskete, Pistole, Säbel, Lanze und Wurfspeer gesuchte Söldner. Von Philipp Graf von Mansfeld-Vorderort stammt die negative Beurteilung: „Sie fressen wohl weder Samstag noch Freitag Butter oder Eier; sich aber sonsten für den katholischen Glauben, das Romische Reich oder auch ihr eigenes Vaterland einige Ungelegenheiten zu machen, seind sie ganz keine Leut. Wahrheit oder Ehr hat bei ihnen nicht länger Bestand, als wan es ihnen zum Profit dient; wan der aufhört, schwören sie für fünf Groschen einen Eid, ass Gott nie zur Welt geboren!“ HALLWICH, Wallensteins Ende, S. I51f. Vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik (Oktober 1636), S. 89: Die polnischen Reiter „soffen sehr viel bier auß, machten es mit Plündern, schenden erger denn alle feinde, ritten uff die welde, durchschändeten die Weibsbilder, ass Sie nicht gehen kundten, nötigten die Steinalten Weiber, dass Sie starben, zernichteten alles in heußern, weil ihrethalben alles uff die Welder und in die Städte gewichen wahr, haben viel vergrabene sachen aufgesucht, vermaurete keller gefunden, zien und kupfer mitgenommen, kirchen erbrochen, kelche, leichen- und Altartücher mitgenommen. Den 31. October s. n. fiel das Fest aller heiligen ein, drumb blieben Sie liegen, feyerten es mit fasten und speisen nur von öhl, ass und fischen, wo sies haben kundten, wahren aber nichts desto frömmer und brachen an Sontag frühe auf und marchirten auf Presnitz und Wiesenthal. Das ärgste und grausambste an ihnen wahr, dass Sie schöne kinder, gleich wehren Sie Turcken oder Tartarn, mitgenommen“. WAGNER, Pforr, S. 129.
[688] Seußen, heute Ortsteil von Arzberg [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].
[689] Korbersdorf, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[690] BRAUN, Marktredwitz, S. 175.
[691] Hartmann Drach [ – ], kaiserlicher Rat.
[692] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 331.
[693] Ottmann v. Ottensee [ – ], kaiserlicher Hofkriegsrat.
[694] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 129.
[695] Jan Freiherr v. Werth [Büttgen 1594-16.9.1652 Benatek], bayerischer, kaiserlicher General der Kavallerie. Vgl. LAHRKAMP, Jan von Werth.
[696] LAHRKAMP, Werth, S. 148, Anm. 34.
[697] KOCH, Geschichte Bd. 2, S. 27f.
[698] Dr. Johann Mändl v. Deutenhofen [1588-1666], Sekretär, Hofkammerdirektor und Geheimer Rat Maximilians I.
[699] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Geheimer Rat 198/3, fol. 148-149: Aufzeichnungen Adlzreiters, 1644 X 24.
[700] Syphilis: Am Ende des 15. Jhs. noch als Basiliskengift bezeichnet, auch „Morbus Gallicus“ genannt, in Polen als „die deutsche Krankheit“ bezeichnet, behandelt durch Dampfbäder, Quecksilberkuren und Kauterisation, So hatten nach PARKER, European Soldier, S. 60, ca. 25 % der spanischen Armee in den Niederlanden „el mal gallico“, die durch Dampfbäder u. Kauterisationen geheilt werden mussten, was während der Feldzüge kaum möglich war. Ähnliche Zahlen dürften wohl auch für die ligistischen Verbände zutreffen. „Landsknecht“ wurde synonym mit „geschlechtskrank“ verwandt. Vgl. allgem. ANDRESKI, Syphilitic Shock; BÄUMLER, Amors vergifteter Pfeil. Syphilitiker waren schon erkennbar an ihrem eigenartigen Gang. Vgl. die Chronik des Johann Philipp Mohr; WAAS, Chroniken, S. 246: „Haben meine Herrn durch Kaspar Drappen und dem Herrn Schultheißen seine Richter [Gerichtsbüttel] Lorenz Doppels, Apodeckers seine Wittib, aus der Stadt geboten Hurerei halben, und auch hat sie die Franzosen [Syphilis] gehabt. Item Meister Eckhardt, Neilschmitt [Nagelschmied], hat man aus der Stadt getrieben Hurerei halben. Item einer Wittfrau (des Weißbender, der Pfördner am äußersten Mainzer Thor war, der bei Petterweil ist erschlagen worden), daß sie Hurerei mit Soldaten getrieben hat, ist ihr der Stadt verwiesen woerden“.Ob die Zuschreibungen immer zutreffend sind, ist fraglich; möglicherweise waren es auch Lepra, Pocken oder Masern. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 34.
[701] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 222.
[702] Neumarkt i. d. OPf.; HHSD VII, S. 505f.
[703] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.
[704] RIED, Neumarkt, S. 104.
[705] Hans Wolf Freiherr v. Salis [1597-6.4.1640 Wismar], kurbayerischer Obrist, kurbayerisch-kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[706] Arkebusier: Leichter, mit einer Arkebuse bewaffneter Reiter, eigentlich berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß). Die Arkebuse (später Karabiner genannt) war ein kurzes Gewehr, eine Waffe für bis zu über 100 g schwere Kugeln, die in freiem Anschlag verwendbar war; bei der Infanterie als Handrohr, Büchse oder Arkebuse, bei der Kavallerie als Karabiner oder Faustrohr (Pistole mit Radschloss). Sie erhielt ihren Namen vom hakenförmigen Hahn der Luntenklemme, der das Pulver in der Zündpfanne entzündete. Gerüstet war der Arkebusier mit einem Kürass aus schussfreiem Brust- und Rückenstück (dieses wurde mit 11 Rt. veranschlagt) oder auch nur dem Bruststück. Seitenwehr war ein kurzer Haudegen, in den Sattelhalftern führte er 1 – 2 Pistolen. Er wurde zumeist in kleineren Gefechten oder für Kommandounternehmen eingesetzt. In den Schlachten sollten sie die Flanken der eigenen angreifenden Kürassiere decken und in die von ihnen geschlagenen Lücken eindringen. Er erhielt als Verpflegung die Hälfte dessen, was dem Kürassier zustand, zudem auch weniger Sold. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 464 ff. Des öfteren wurden Arkebusierregimenter, wenn die Mittel vorhanden waren, in Kürassierregimenter umgewandelt.
[707] prolongieren: verlängern.
[708] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2809, fol. 176 (Entwurf); DAMBOER, Krise, S. 281.
[709] Begründte Summarische Relation Deß zwischen der Chur=Bayrischen ReichsArmada / vnd dem auß Westphalen beygestossenen Kays. Succurs eines thails: Dann der Königl. Frantzösischen dem Duca di Anguien vndergebnen Armada / bey deren sich auch die Weinmarische vnd Hessische befunden / andern thails / bey dem Dorff Allershaimb im Rieß den 3. Augusti / Anno 1645. fürgangne Haupttreffens. Gedruckt im Jahr 1645 [Stadtbibliothek Ulm Sch 8227]. => Quelle 6.
[710] Alerheim [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 6f.
[711] Lauingen (Donau) [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 396f.
[712] RÜCKERT, Lauingen II, S. 35.
[713] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2809, fol. 115; 11.2.1645.
[714] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 885. Nach REDLICH, Enterpriser I, S. 456, Slowenen; meiner Auffassung nach Stradioten, d. h. albanische Krieger, die bereits im 15. Jh. in venetianischen u. habsburgischen Heeren eingesetzt waren; in Norddeutschland als „campelletti“ oder „arnauten“ bezeichnet; HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 9; KOHLHAAS, Candia, S. 31, 350, Anm. 28; anlässlich ihrer Musterung erwähnt v. Gallas gegenüber Piccolomini, Neiße, 1633 III 27; Statní oblastní archiv Litoměřice (Děčín), Rodinny archiv Clam-Gallasové XVIII/2; TOEGEL, Schwedischer Krieg, Nr. 420, S. 144.
[715] KAPSER, Die Kriegsorganisation, S. 64.
[716] Nach REDLICH, The Military Enterpriser I, S. 456, Slowenen; meiner Auffassung nach Stradioten, d. h. albanische Krieger, die bereits im 15. Jh. in venetianischen u. habsburgischen Heeren eingesetzt waren; in Norddeutschland als „campelletti“ oder „arnauten“ bezeichnet; HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 9; KOHLHAAS, Candia, S. 31, 350, Anm. 28; anlässlich ihrer Musterung erwähnt v. Gallas gegenüber Piccolomini, Neiße, 1633 III 27; Statní oblastní archiv Litoměřice (Děčín), Rodinny archiv Clam-Gallasové XVIII/2; TOEGEL, Der schwedische Krieg, Nr. 420, S. 144.
[717] KAPSER, Die Kriegsorganisation, S. 66, ferner S. 260.
[718] Prima plana: das erste Blatt der Musterrolle, auf dem die Personen verzeichnet waren, die zum Kompaniebefehl gehörten: Hauptmann, Rittmeister, Leutnants, Fähnriche, Kornett (als Oberoffiziere der Prima plana), Feldwebel, Führer, Fourier, Musterschreiber, Feldscherer (Unteroffiziere der Prima plana). Korporäle, Gefreite, Spielleute und Fourierschützen galten dagegen als gemeine Befehlshaber.
[719] Fähnrich: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f.
[720] Feldwebel: Unteroffiziersdienstgrad. Der Feldwebel war ein vom Obristen oder Hauptmann eingesetzter Gehilfe in der Infanterie. Er wirkte zunächst an der Einteilung und Aufstellung der Schlachtordnung des Fähnleins mit. Im 17. und 18. Jahrhundert übernahm diese Funktion der Major/Obristwachtmeister, und im Zuge dessen beschränkten sich die Aufgaben des Feldwebels auf den inneren Dienst: auf Empfang und Ausführung der Kommandos der höheren Offiziere, die Abholung und Weitergabe der Losung an die Korporale und Gefreiten, die Aufsicht über die Disziplin der Compagnie und die Erfüllung der herrschaftlichen Dienstverpflichtungen, auf das Schreib- und Rechnungswesen. Der Feldwebel wurde teilweise auch Sergeant genannt, bei Artillerie und Kavallerie hieß er Wachtmeister. Im Schultheißengericht, der genossenschaftlichen und von den Kriegsherren weitgehend unabhängigen Rechtsinstanz in den Landsknechtsheeren (die im Laufe des Dreißigjährigen Krieges von den Unter[kriegs]gerichten abgelöst wurde) dienten Feldwebel als Gerichtsoffiziere. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 46ff.
[721] Führer: Der Führer entsprach vom Rang her dem gemeinen Webel und vertrat diesen in Notfällen. Seine Aufgabe war es, vor dem Heer herzuziehen, die Wege zu erforschen und den Marschweg anzugeben.
[722] Fourier: Der Fourier übte eine ähnliche Aufgabe wie der Quartiermeister aus, indem er vor allem die Verpflegung der Truppe und die Beschaffung von Viehfutter in den besetzten Gebieten sicherstellen sollte. Geschickte Fouriere konnten gerade in ausgezehrten Landstrichen wichtig für das Überleben der Einheiten werden.
[723] DAMBOER, Krise, S. 280; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2842, fol. 101ff.
[724] KAPSER, Die Kriegsorganisation, S. 240.
[725] Johann Burkhard Freiherr v. Elter [ -14.6.1649], kurbayerischer Obrist u. Generalwachtmeister.
[726] HEILMANN, Kriegsgeschichte II, S. 904.
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