Klein [Kleiner, Kleinne], Johann von
Klein [Kleiner, Kleinne], Johann von; Obrist [ – ] Johann Klein [Kleiner, Kleinne] [ – ] stand als Obrist bzw. Generalquartiermeister in kaiserlichen Diensten.[1]
Nach der Überlieferung von Mühlhausen[2] war Klein am 25.6.1631 mit dem ligistischen Generalleutnant Tilly in der freien Reichsstadt einquartiert.[3]
Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe erinnert sich in seiner Chronik: „Den 6. Juli [16.7.1631; BW] ist ein Keyserlicher Oberster, Klein genant, mit 5000 Musquetiren hierdurch nach dem Strausberg[4] gezogen, haben übel rumoret“.[5]
In einem Klagebrief aus Zerbst[6] vom 11.1.1632 heißt es: „Dem Herrn wird Dank gesagt für seine Sorgfalt und unzweifeliche Condolenz, denn es [ist] wohl all zu wahr, daß die Kaiserlichen über diese Stadt und Bürgerschaft Böses beschlossen gehabt, aber Gott hat diesen gottlosen Rat und Schluß zunichte gemacht, dem dafür ewig Lob, Preis und Ehr gesagt. Es wird aber der Herr hierbei berichtet, daß am Heiligen Dreikönigstag zu Mittag um 9 Uhr der Oberst Kleiner mit 6 Compagnie Reiterei, darunter eine Compagnie Kroaten, etliche Dragouns, 2 000 auserlesenen Musketieren und 3 Feldschlänglein und sehr viel Wagen noch Gommern[7] kommandiert kommen, daselbst einen Mann erstochen, einen erschossen und einem alten kranken Mann die Ohren abgeschnitten und sonst Ordinanz gehabt, alle Bauern (welche aber auf Verwarnung des Oberst Taupadel sich zuvor mehrers Teils hinweg und anhero begeben) niederzumachen, alle Weibsbilder, alt und jung, die angetroffen sind, geschändet, der ganze Flecken ausgeplündert, alle Kisten, Kasten, Türen, Fenster, Öfen und in Summa alles, was da gewesen sowohl im Flecken als auf dem Churfürstlichen Amtshaus, zerschlagen und zu nichte gemacht, allen Vorrat an Getreide, Bier, Wein und andern Victualien verzehrt und mit hinweg genommen. Was an Bier, Wein und Getreide nicht aufgefressen, gesoffen und hinweg gebracht werden können, dasselbe ist auf die Erde geschmissen und zertreten, den Bier- und Weinfässern die Böden ausgeschlagen und das Bier und [den] Wein auf die Erde gelassen. Dieses hat also in vier Stunden gewähret. Diese Leute sind auch resolviert gewesen, mit uns, als welche sich nunmehr als Confoederierte ihres Feindes gehalten, gleichen Prozess zu führen. Weil sie aber vernommen von dem Amtsschreiber zu Gommern, der von ihnen gefangen genommen, daß allhier eine Besatzung und die Bürgerschaft gemustert und sich zu wehren resolvieret wären, haben sie sich zu schwach geachtet und wieder auf Magdeburg[8] gerückt“.[9]
Anfang 1637 kassierte er eine herbe Schlappe gegen die Schweden. „Da nun anscheinend Nachrichten über feindliche Truppenbewegungen einliefen, erhielten die Regimenter Derfling [Derflinger; BW] und Mortaigne den Befehl, nach der Fränkischen Saale aufzuklären. Da die Hauptsorge der militärischen Führung damals in der Beschaffung von Löhnung und Verpflegung für Mann und Tier bestand, der erbärmliche Zustand des Landes es aber nicht erlaubte, diesem nachzukommen, nahm man vorsorglich Geiseln, die man nach Erfurt[10] überstellte.
Die Erkundung brachte die Bestätigung vom Heranrücken einer starken kaiserlichen Truppe aus dem Stifte Würzburg. Darauf zogen sich die schwedischen Einheiten ‚gegen den (Thüringer) Wald‘ zurück. Der kaiserliche General Godfrid Huin [Huyn von Geleen; BW] stationierte seine ‚letztliche Regimenter‘ nun um Neustadt[11]und Mellrichstadt,[12] da er ins Leere gestoßen war. Nun war das strategische Ziel der Kaiserlichen, sich zwischen die Schweden in Thüringen und die Hessen unter Wilhelm V. zu schieben und deren Vereinigung zu verhindern. Hatzfeld rückte westlich der Rhön vor, der Generalfeldzeugmeister Huin de Geleen mit 6 Regimentern bzw. angeblich 14.000 Mann zur Flankendeckung auf Meiningen[13] vor. Das zu verhindern, gedachten die Schweden unter Pfuel zu tun. So rückte er am 11. Januar 1637 wieder heran, verstärkt durch 2 Reiterregimenter und Generalmajor Stalhandske. Das Nahziel war, den feindlichen Vormarsch zum Stillstand zu bringen, das Zweitziel, dem Gegner so viel Verluste wie möglich beizubringen.
Am 12. Januar 1637 schickte er den Oberst [Carl Gustav; BW] Wrangel mit dem Banerschen Leibregiment von Wasungen[14] in Richtung Meiningen vor, von wo der Feind in Stärke von 2 Regimentern im Anmarsch war, 1 Kroaten- und 1 Dragonerregiment. Der Vortrab der Schweden kam bei Walldorf[15] in Gefechtsberührung mit dem Gegner. Die beiden kaiserlichen Regimenter hielten diesen Vortrab für eine stärkere Erkundungsabteilung und glaubten[,] die Gelegenheit günstig [,] als diese sich zurückzogen und stießen nach.
Der Haupttrupp der Schweden hatte aber inzwischen am Südausgang von Wasungen hinter Gebüsch gedeckte Stellung bezogen. Als die Kaiserlichen, deren Verbände sich während der Verfolgung aufgelockert hatten, herankamen, brachen die Schweden dem völlig überraschten Feind in die Flanke. Es kam zu einem kurzen Gefecht; was nicht niedergehauen und verwundet wurde, suchte sein Heil in der Flucht. Die beiden Obersten Manteuffel und Wolframsdorf wurden gefangen genommen. Die Regimenter Wrangel und Derfling setzten den Kaiserlichen nach. Vor den Toren Meiningens kam es, da hier die Kaiserlichen Verstärkung erhielten, zu einem weiteren scharfen Gefecht, bei dem 3 Kompanien Kroaten völlig zusammengehauen worden seien.
Auch hier wandten sich die kaiserlichen Reiter zur Flucht und jagten in Richtung Mellrichstadt davon. Die dort stehende Hauptmasse der Kaiserlichen hatte sich indessen zu einem Teil in Richtung Königshofen[16] zurückgezogen, in der Hoffnung, hinter den Festungsanlagen in Sicherheit zu sein. Sie hatten aber nicht mit so einem Angriffsschwung der Schweden gerechnet; denn eine halbe Meile vor Königshofen wurden sie von Oberstleutnant Derfling eingeholt, dem sie sich widerstandslos ergaben, obwohl er nur mit 60 Pferden gegen sie ansetzte. 800 Fußvolk, 3 neue Geschütze und der gesamte Troß fielen in seine Hand.
Der andere Teil der Kaiserlichen, 8 Kompanien Dragoner stark, wurde im Streugrund zwischen Mellrichstadt und Neustadt[17] gestellt, zusammengehauen und zersprengt. Wiederum wurden 200 Mann gefangengenommen. Es wird berichtet, daß die Schweden grundsätzlich keinem Kroaten und Undeutschen Pardon gaben, sondern nur Deutschen. Der das Fußvolk kommandierende Oberst Klein und der Generalfeldzeugmeister Huin de Geleen seien nur knapp der Gefangenschaft entkommen.
Es war ein ungewöhnlicher Erfolg der Schweden gewesen. Die Kaiserlichen zogen sich hinter die Fränkische Saale zurück und wagten keinen Vorstoß mehr. Die Schweden bezogen seelenruhig wieder ihre alten Quartiere, um Mann und Roß einige Tage der Ruhe zu gönnen. Am 15. Januar 1637 zogen sie sich endgültig über Schmalkalden[18] zurück, da sich Baner, der sich inzwischen auf Sachsen geworfen hatte, diese so weit im Westen stehenden Truppen nicht länger entbehren konnte. Strategisch aber war die Dislozierung des Gegners, der Kaiserlichen, trotz aller Mißerfolge gelungen“.[19]
Der Erfurter Blaufärber Krafft hält in seiner Chronik das Erscheinen Kleins fest: „Anno 1637 am 17. März [27.3.; BW] kamen etliche Reiter [Geleens; BW], man will dafür halten, sie wären aus Branische[20] gekommen, die haben hier vor der Stadt etliche Bürger niedergeschossen und etliche gar mitgenommen und viele Pferde. Sie sind öftermals um die Stadt Erfurt marchiret, haben großes Unglück gestiftet und viele niedergehauen. Am 15. Mai [25.5.; BW] haben sie etlichen die Ohren, etlichen die Nasen und etlichen die Kinne mit den Bärten [abgeschnitten], außerdem haben sie Ilversgehofen[21] und Elckschleben[22] an der Gera in Brand gesteckt, und auf Befehl des Commandanten haben sie Bäume abhauen müssen, Schliff [23][?], Ballier[24] [?] Mahlmühlen neben dem Dorf und den Siechenhof abnehmen müssen. Ehe das Volk kam. Was unsere Bürger nicht abgenommen hatten, das hat der Sperreitter [Sperreuter; BW] mit seinem Volk [abgenommen], so dass seine Soldaten, die Reiter, viel Weibvolk geschändet haben. Danach haben sie ihnen ihre Kleider über den Köpfen zusammengebunden und etlichen ihre Scham abgeschnitten. Auf Pfingsten aber kommt ein großer Trupp nach Ilversgehofen, und unser [Kriegs]volk liegt in einem Garten [, der] mit Wänden gemacht ist. Sie haben zwei Feldstückchen mit Hagel geladen gegen das Hospital [gerichtet] und schießen tapfer auf sie los. Und sie kommen ins Kampffeld und scharmützeln wacker miteinander und schießen mit Stücken auf die Kaiserischen, so dass sie ihrer gar genau 100 Mann ohne die Pferde erschossen haben. Von den Unsrigen sind nicht mehr als zwei tot geblieben. Am 2. Juli [12.7.; BW] sind der Oberst Kleinne [von Klein; BW] und der Sperreuter mit ihrem Volk aufgezogen. So hat unser Volk wacker mit großen Stücken vom Wall und unsere Reiter und das Fußvolk auf sie eingeschossen. Am 22. Juli [1.8.; BW] haben die Kaiserischen Hungerbach[25] abgebrannt. Als der Commandant [Christoph Heinrich von der Goltz; BW] das hört, schickt er eilend etliche Reiter nach Melchendorff[26] und lässt es in die Asche legen. Die Kaiserischen haben etliche Fuder mit Getreide und viele Mandeln[27] im Feld angesteckt und verbrannt“.[28]
Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold aus dem von Eger[29] abhängigen Marktredwitz[30] erinnert sich an den April 1641: „Den 2. April ist des Herrn von Klein, kayserl. Generalfeldmarschall[s] Quartiermeister anhero[ge]kommen. [Er] hatte Order, das Hauptquartier für seine Exzellenz [Leopold Wilhelm; BW] und [für] etlicher Regimenter zu Roß zu machen. Weil aber [der H[err] Feldmarschall mit Erzherzog Leopold nach Regensburg[31] postieret, so ist nur der Stab – an die 250 Pferd[e] stark – herein[ge]kommen. Die Regimenter sind zu Dörflas,[32] Pfaffenreuth,[33] Manzenberg,[34] Oberredwitz, Meußelsdorf [35][und] Leutendorf[36] [ge]blieben. Der Oberst Rothwang[37] ist mit seinem Regiment – dieweil(n) er als ein[e] Stabsperson hier nit über Nacht verblieben – bis nach Pullenreuth;[38] doch haben wir ihm durch seinen Hofmeister; doch haben wir ihm durch seinen Hofmeister Bier, Brot, ein Kalb und (von) allerhand Viktualien mit nach Pullenreuth schicken müssen.
Diese Bursch[en] haben uns diese Nacht nit allein viel gekostet, sondern sie haben uns auch einen solchen Possen bewiesen, daß wir es ihnen noch mit dem Teufel zu danken haben; denn als das Quartier hier und in den Vorstädten gewesen, hat man die Tor[e bis] lang in die Nacht [hinein] aufhalten müssen, damit sie hin- und wiedergehen konnten. Da haben sie dann selbst(en) von des Feldmarschalls besten Pferden eines bei der Nacht zum Tor hinauspraktiziert, und um(b) Mitternacht haben [dann] die Kutscher an zu schreien, man habe ihnen das beste Pferd aus dem Stall gestohlen. Weil [nun] sowohl die churbayerische Salva Guardi[a] als auch andere Reiter hier gewesen, also haben wir fleißig nachgesuchet, aber nirgend nichts finden können. Derhalben haben wir ihnen für das Pferd 100 Taler und für den großen Schimpf und Despekt, daß man sich hier unterstanden, eines kayserl. Feldmarschalls Pferd zu stehlen, 100 Dukaten geben sollen. Da wir nun mit Frieden von ihnen kommen wollten, haben wir dem Hofmeister ein schön[es] und gut[es] Pferd verschafft (und gekauft) und ihm noch 20 Taler darzu [ge]geben. Auf solche und dergleichen andere Weis[e] sind wir von solchen Leuten oft um(b) unser Geld, Hab und Gut beschissen und betrogen worden“.[39]
Im Tagebuch des Schulmeisters Gerlach von Albertshausen[40] bei Würzburg heißt es für 1641: „29. Oktober kommen Reutter von Obrist Klein nach Albertshausen; die Lindflurer[41] und Uengershäuser[42] haben sich um 30 Reichsthaler losgekauft“.[43]
[1] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 233.
[2] Mühlhausen [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 286ff.
[3] JORDAN, Mühlhausen, S. 51.
[4] Straußberg, Burg [Kr. Sondershausen], HHSD IX, S. 425.
[5] HAPPE I, fol. 268v; http://www.mdsz.thulb.uni-jena.de.
[6] Zerbst [Kr. Zerbst]; HHSD XI, S. 523ff.
[7] Gommern [Kr. Jerichow I/Burg]; HHSD XI, S. 142f.
[8] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[9] JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 280f.
[10] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[11] [Bad] Neustadt/Saale [LK Rhön-Grabfeld], HHSD VII, S. 59f.
[12] Mellrichstadt [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 438f.
[13] Meiningen [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.
[14] Wasungen [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 468f.
[15] Walldorf [Kr. Meiningen]; HHHSD IX, S. 457f.
[16] Bad Königshofen im Grabfeld [Stadt Bad Königshofen i. Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.
[17] [Bad] Neustadt/Saale [LK Rhön-Grabfeld], HHSD VII, S. 59f.
[18] Schmalkalden [Kr. Schmalkalden]; HHSD IX, S. 387ff.
[19] PLEISS; HAMM, Dreißigjähriger Krieg, S. 123ff.
[20] Bramsche [Kr. Bersenbrück]; HHSD II, S. 62.
[21] Ilversgehofen, heute Stadtteil von Erfurt.
[22] Elxleben bei Arnstadt.
[23] Schleifmühlen
[24] Poliermühlen
[25] Dorf zwischen Bindersleben und Armstadt.
[26] Melchendorf, heute Stadtteil von Erfurt.
[27] Haufe frisch geschnittenen und gebunden Getreides, Getreide- oder Strohbund.
[28] KRAFFT, http://www.mdsz.thulb.uni-jena.de, fol. 168 r – 168 v.
[29] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[30] Marktredwitz; HHSD VII, S. 429f.
[31] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[32] Dörflas, heute Stadtteil der Großen Kreisstadt Marktredwitz.
[33] Pfaffenreuth, heute Ortsteil von Marktredwitz.
[34] Manzenberg, heute Ortsteil von Marktredwitz.
[35] Meußelsdorf, heute Ortsteil von Markredwitz.
[36] Leutendorf, heute Ortsteil von Marktredwitz.
[37] Rothwang
[38] Pullenreuth [LK Tirschenreuth].
[39] BRAUN, Marktredwitz, S. 147f.
[40] Albrechtshausen; unter Reichenberg [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 615.
[41] Lindflur, unter Reichenberg [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 615.
[42] Uengershausen, heute Ortsteil von Reichenberg [LK Würzburg].
[43] ZIMMERMANN, Tagebuch, S. 29.
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